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Know-how für die Wirtschaft Mitranz: 36. Jahrgang

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Know-how für die Wirtschaft Mitranz: 36. Jahrgang
36. Jahrgang
Ausgabe 3
Juni
2006
Mitranz:
Know-how
für die Wirtschaft
06_056120unis_Inh.qxp
27.06.2006
17:26
Seite 3
Editorial
3
Liebe campus-Leserinnen,
liebe campus-Leser,
Prof. Dr. Margret Wintermantel
Universitätspräsidentin
campus 3/2006
was sich in diesen Tagen zunehmend deutlich auf der hochschulpolitischen Ebene abzeichnet,
ist wenigstens ein Teilerfolg für die deutschen Universitäten: Das geplante „Kooperationsverbot“,
jene umstrittene Konsequenz der Föderalismusreform, der zufolge eine gemeinsame Förderung
der Hochschulen durch Bund und Länder im Bereich der Lehre ausgeschlossen wäre, hat sich
als unverantwortlich erwiesen und wird nun offenbar zumindest mit einer Aushilfslösung
umgangen werden können. Die seit Monaten andauernden Diskussionen und die massiven
Proteste der Wissenschaftsorganisationen haben vollends deutlich werden lassen, dass die
Zusammenarbeit von Bund und Ländern nicht nur in der Forschung, sondern auch in der Lehre
unverzichtbar ist. Denn durch die steigenden Studierendenzahlen, die in den nächsten Jahren zu
erwarten sind, durch die Studienreform im Rahmen des Bologna-Prozesses und nicht zuletzt
durch die enormen Belastungen im Bereich Hochschulbau stehen die Universitäten und
Fachhochschulen vor immensen Herausforderungen, die keinesfalls den Ländern allein
abverlangt werden können. Bei derart wichtigen Aufgaben, die für die Zukunftsfähigkeit
Deutschlands von zentraler Bedeutung sind, kann der Bund nicht abseits stehen. Vielmehr muss
die gesetzlich abgesicherte Möglichkeit dafür geschaffen werden, dass Bund und Länder sich
diesen Aufgaben im Einvernehmen gemeinsam widmen können. Und auch in anderen Bereichen
können wir es uns nicht leisten, uns von Finanzmiseren und Sonderinteressen der Länder
abhängig zu machen: Die Einheitlichkeit der Hochschulabschlüsse, die einheitliche oder
wenigstens kompatible Ausgestaltung der Zulassungsverfahren, der Studienfinanzierung und der
Qualitätssicherung müssen sichergestellt werden, um die Vergleichbarkeit der
Studienbedingungen zu gewährleisten, aber auch um die Identität des deutschen
Hochschulsystems im europäischen Hochschulraum zu sichern. Denn wer mit einer Mannschaft
bei der Fußballweltmeisterschaft antritt, kann nicht in Bildung und Wissenschaft 16 Einzelteams
spielen lassen – jedenfalls nicht, wenn er Erfolg haben will.
Inhalt
4
Geist und Kultur
Lebenswissenschaften
Nähe? Ferne? Schiller heute 8 • Thomas MannFigurenlexikon erschienen 10 • Gezielte Sprachförderung als Schlüssel zur Zukunft 11 • Septuaginta –
Auf den Spuren des Alten Testaments 12
Forschungspreise für Mediziner 18 • CHELM: eLearning in der Medizin 19 • Gastprofessur für medizinische
Lehre 19 • EU-weite Vernetzung der Krebsforschung 20
• Graduiertenkolleg in Kooperation mit Kaiserslautern
21 • Saarbrücker Forschung für Sicherheit in der Nanotechnologie 22 • Forschungspreis für Professor Lehr 22
• Biotechnologen ausgezeichnet 23 • Richtfest am
neuen Gebäude der Human- und Molekularbiologie 24
Forschung
Campus aktuell
Geeignete Gesteinsformationen für die Endlagerung
von Atommüll in Sicht? 6 • Stifterverband bewilligt
Stiftungsjuniorprofessur für Kleinantriebe 6 • Reinraumlabor Mitranz eröffnet 7 • Saarbrücker Mechatronik
forscht an den Monitoren der Zukunft 7 • Die „Digitale
Fabrik“ der Zukunft 17 • Neues aus der Informatik 26
Fernstudiengang Wirtschaftsrecht 14 • SaarLab bündelt
Hochschul-Schülerlabore 15 • Trinationales Seminar:
Nationen auf dem Prüfstand 16 • Stiftung der Saar-Uni
verleiht Chemie-Forschungspreis 22 • Neuer
GründerChampion aus dem Starterzentrum 23 •
Science Park 2: Das Konzept geht auf! 25 • Eulenspiegel 30 • Personalia 31 ff
campus 3/2006
Titelbild: das bilderwerk
campus-Herausgeber Die Universitätspräsidentin, Universität des Saarlandes, Postfach 15 11 50, 66041 Saarbrücken, Telefon (0681) 302-3000
campus-Team Dr. Manfred Leber / ML (Redaktion, verantwortlich), Claudia Ehrlich (ehemals Brettar) / CE (Redaktion und Layout), Gerhild Sieber / GS (Redaktion
und Layout), Evelyne Burkhart (Layout und Satztechnik).
Ständige Mitarbeit des Kompetenzzentrums Informatik: Friederike Meyer zu Tittingdorf / MEY; des Universitätsarchivs: Dr. Wolfgang Müller / WM; des Universitätsklinikums: Marion Ruffing / MR
Universität des Saarlandes, Presse- und Informationszentrum, Postfach 15 11 50, 66041 Saarbrücken, Telefon (0681) 302-3601, Telefax (0681) 302-2609, E-mail:
[email protected].
Auflage: 8.000, ISSN 0342.3212
Druck und Anzeigenwerbung: Ottweiler Druckerei und Verlag GmbH, Postfach 1261, 66559 Ottweiler, Telefon (06824) 9001-0, Telefax (06824) 1660.
campus erscheint viermal im Jahr während der Vorlesungszeit. Für unverlangt eingehende Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Die Beiträge können aus
redaktionellen Gründen gekürzt werden. Namentlich oder mit dem Signum des Verfassers gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers oder der Redaktion übereinstimmen. Alle Beiträge sind frei für den Nachdruck bei Quellenangaben und gegen Belegexemplar.
http://www.uni-saarland.de/campus
Redaktionsschluss für campus 4/2006: 8.9.2006
Werbung
Forschung
Geeignete Gesteinsformationen für die
Endlagerung von Atommüll in Sicht?
Die Universität des Saarlandes ist an
einem vom Bundesministerium für
Wirtschaft und Technologie geförderten
Forschungsverbund beteiligt.
ie Frage nach einer geeigneten
Endlagerung der hochradioaktiven Abfälle, die bei der Produktion
von Atomstrom entstehen, ist und
bleibt eine der großen Herausforderungen unserer Zeit – völlig unabhängig von der Entscheidung, in
Deutschland die Gewinnung von
Strom durch Atomenergie auslaufen
zu lassen.
Im Bestreben, das in Deutschland
auf dem Gebiet der Endlagerforschung vorhandene Wissen zusammenzuführen, fördert das Bundeswirtschaftsministerium für weitere drei
Jahre einen Forschungsverbund zur
Untersuchung von Gesteinsformationen, die sich für ein Endlager eignen
könnten. Zu den acht Partnern dieses
Verbunds gehört auch die Universität
des Saarlandes mit ihrem Lehrstuhl
D
6
für Anorganische und Analytische Chemie und
Radiochemie von Prof. Horst Philipp Beck.
Nach der Untersuchung von Salz und dem
Modelltonmaterial Kaolinit soll damit begonnen werden,
natürliche Tongesteine auf ihre Eignung als Wirtsgestein
bzw. als geologische Barriere eines Endlagers für radioaktive Abfälle zu untersuchen. „Insbesondere geht es darum zu ermitteln, wie sich die radioaktiven Elemente auf
ihrem Weg durch das Gestein verhalten würden, falls es
zu einer Freisetzung und Ausbreitung aus dem Endlager
käme“, erläutert Professor Beck. Als einer der Experten
auf dem Gebiet der Endlagerforschung hat der Saarbrücker Chemiker während seiner Zeit an der SaarUniversität erhebliche Mittel für Forschung und Prof. Dr. Horst Philipp Beck
Lehre eingeworben. Die Forscher arbeiten an der
Klärung folgender Fragen: Wie werden die Radionuklide von verschiedenen Gesteinen festgehalten, und welche Transportprozesse müssen berücksichtigt werden? Werden Radionuklide der Actinidenelemente Uran, Neptunium oder Plutonium bei einem Wassereinbruch überhaupt mobilisiert oder lagern sie sich vor
Ort an Oberflächen an und verharren dort unbeweglich? Kommt es zur Bildung
von Kolloiden und erfolgt eine Bindung der Radionuklide beispielsweise an
Huminstoffe, die in natürlichen Grundwässern vorkommen? Diesbezüglich
befasst sich die Arbeitsgruppe um Professor Beck auch damit, ob dadurch die
Gefahr einer beschleunigten Ausbreitung radioaktiver Substanzen besteht oder
welche Wechselwirkungen es mit anderen, nichtradioaktiven Stoffen gibt. ML
Stifterverband bewilligt
Stiftungsjuniorprofessur für Kleinantriebe
er Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft hat der Universität aus Mitteln der ClaussenSimon-Stiftung eine Stiftungsjuniorprofessur für Kleinantriebe mit Laufbahnperspektive („Tenure-Track“)
bewilligt. Die neue Stiftungsjuniorprofessur, die auch von der Stiftung
des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie (ME) des Saarlandes gefördert wird, erweitert das Fachspektrum der Mechatronik, die der Industrie und den Studierenden nun ein
breiteres Forschungs- und Lehrangebot bieten kann.
Das Konzept der Saar-Uni konnte
sich im Wettbewerb durchsetzen: Eine
unabhängige Jury wählte unter 99 Anträgen die Saarbrücker Juniorprofessur für Kleinantriebe zusammen mit
13 weiteren Stiftungsjuniorprofessuren aus. Das Förderprogramm „Stiftungsjuniorprofessuren mit TenureTrack“ hatten die Claussen-SimonStiftung und die Fritz und Hildegard
Berg-Stiftung gemeinsam mit dem
Stifterverband ausgeschrieben. Die
campus 3/2006
D
Universität erhält für die Stiftungsjuniorprofessur Personal- und Sachmittel für
sechs Jahre. Insgesamt fließen rund 420 000 Euro an den Saarbrücker Campus.
Im Gegenzug hat sich die Universität verpflichtet, dem Juniorprofessor im Fall
einer positiven Begutachtung nach Ablauf der Förderphase eine weiterführende
Karriereperspektive anzubieten. „Deutschland muss exzellenten jungen Wissenschaftlern verlässliche Karriereperspektiven bieten“, fordert der Generalsekretär
des Stifterverbandes, Andreas Schlüter. Dazu gehöre insbesondere ein geregelter
Weg („track“) von der befristeten Anstellung auf die feste Professur („tenure“).
Im Zentrum der Stiftungsprofessur für Kleinantriebe, die jetzt ausgeschrieben
wurde, steht die elektromagnetische Antriebstechnik. „Im Hinblick auf den starken Trend zur Miniaturisierung durch die Mikrosystemtechnik gewinnen elektromagnetische Kleinantriebe zunehmend an Bedeutung“, erläutert der Dekan der
Fakultät Physik und Mechatronik Prof. Andreas Schütze. „Diese zeichnen sich
durch hohe Energiedichte und Dynamik bei gleichzeitig sehr hoher Energieeffizienz aus und sind Schlüsselkomponenten für viele zukünftige Anwendungen.
Man denke etwa an autonome Robotersysteme und moderne Sicherheitskomponenten der nächsten Automobilgeneration oder für die Luft- und Raumfahrt.“ Auch die Stiftung ME Saar unterstützt die neue Stiftungsjuniorprofessur:
Rund 200 000 Euro stellt sie zur Verfügung!
CE
Im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft haben sich über 3 000 Unternehmen, Unternehmensverbände und Privatpersonen zusammengeschlossen, um Wissenschaft, Forschung
und Bildung voranzubringen. Die vom Stifterverband treuhänderisch verwaltete ClaussenSimon-Stiftung fördert wissenschaftlich und technisch begabte junge Menschen aller Fachrichtungen.
Die gemeinnützige Stiftung ME Saar wurde 2001 vom Verband der Metall- und Elektroindustrie des Saarlandes (ME Saar) gegründet. Ziel der Stiftung ist die finanzielle Förderung
von Wissenschaft und Forschung, Bildung, Kunst und Kultur im Saarland.
Forschung
Interessenten stehen im Mitranz ein 100 Quadratmeter großer Reinraum
der Klasse 100/1000, Lithographie mit einem Mikrometer Auflösung,
Labore für Dünnfilm-, Aufbau- und Verbindungstechnik sowie Flächen
für Projektmitarbeit zur Verfügung.
Foto: das bilderwerk
I
m Rahmen einer festlichen Veranstaltung mit
zahlreichen Gästen aus Politik und Wirtschaft eröffneten im Juni Wirtschaftsminister Hanspeter
Georgi und der Ständige Vertreter des Universitätsvizepräsidenten für Verwaltung und Wirtschaftsfüh-
Reinraumlabor Mitranz eröffnet
rung Gerhard Korz das neue Mikrotechnologie-Transferzentrum Mitranz im
Science-Park 2 vor den Toren der Universität. Das saarländische Wirtschaftsministerium förderte den Aufbau des Reinraums mit 750 000 Euro. „Diese Förderung unterstützt den lebendigen Technologietransfer im Saarland und stellt die
Infrastruktur für Unternehmen bereit, die auf externe Laborkapazitäten im Bereich der Mikrosystemtechnik angewiesen sind“, betonte der Wirtschaftsminister
in seiner Ansprache. Der sehr kostenintensive Bereich des Technologietransfers
kann durch einen Nutzerclub für Firmen gering gehalten werden. Die wissenschaftliche Einrichtung spricht in besonderem Maße kleine und mittlere Firmen
an, die auf dem Gebiet der Mikrotechnologie tätig sind. Mitranz unterstützt die
Unternehmen dabei von der Machbarkeitsstudie über Entwicklung und
Produktion bis hin zur Markteinführung.
Das Reinraumlabor wird von drei Lehrstühlen der Fachrichtung Mechatronik
getragen: Federführend ist der Lehrstuhl für Mikromechanik, Mikrofluidik/
Mikroaktorik, der mit Prof. Helmut Seidel den geschäftsführenden Direktor
stellt. Außerdem sind die Lehrstühle für Messtechnik (Prof. Andreas Schütze)
sowie Systemtheorie und Regelungstechnik (Prof. Andreas Kugi) in das Trans-
ferzentrum eingebunden. „Eine solche enge Zusammenarbeit von Universität und Industrie hat im Saarland
bisher gefehlt“, erklärte Otmar Schön,
Gesellschafter der HYDAC-Gruppe,
und unterstrich, dass den interdisziplinären Anforderungen in Industrie
und Wirtschaft Rechnung getragen
werden müsse, was sich bereits in der
Ausbildung des Nachwuchses widerspiegeln solle. Gemeinsam mit der
Fachrichtung Mechatronik bietet die
HYDAC ein kooperatives Studium
an. Dass Universitäten nicht nur Wissens-, sondern auch „Könnensvermittler“ sein müssten, hob der Vorstand der Tharsos AG, Dr. Walter
Kroy, in seinem Festvortrag hervor.
Anke Kopper
7
Die Arbeitsgruppe um den Mikroelektroniker Prof. Chihao Xu hat sich auf die Elektronik von OLED-Displays
spezialisiert. Gemeinsam mit Forschergruppen aus Industrie und Wissenschaft entwickelt er im Projekt
CARO Displays für den Einsatz in Automobilen. Das Bundesforschungsministerium fördert die Arbeiten im
Forschungsverbund mit 5,5 Millionen Euro.
Saarbrücker Mechatronik
forscht an den Monitoren der Zukunft
Prof. Dr. Chihao Xu
ie sind die Monitore der Zukunft: die Organischen Leuchtdioden-Displays,
kurz OLED-Displays genannt. Die Bildschirme, die dünn wie Folie und auch
ebenso biegsam sind, zeigen dem Betrachter einen weiten Blickwinkel, geben
bewegte Bilder perfekt wieder und verbrauchen wenig Energie. Schon heute ist
die OLED-Technik in Handys, MP3-Playern und Digitalkameras im Einsatz. Sie
beruht auf dem Phänomen, dass bestimmte Kunststoffe bei Stromzufuhr
leuchten. Auch die Natur kennt einen solchen Lumineszenzeffekt, den etwa das
Glühwürmchen bei der Partnersuche einsetzt. Weltweit wird daran gearbeitet, die
neue Technologie für die verschiedensten Anwendungsbereiche nutzbar zu machen – ein Markt, bei dem auch die Bundesrepublik im internationalen Konzert
mitspielen will: mit Spitzenforschung made in Germany. 5,5 Millionen Euro
investiert das Bundesforschungsministerium für dreieinhalb Jahre in den Forschungsverbund CARO, der die Displays aus organischen Leuchtdioden
erforschen und entwickeln soll: Im
Mittelpunkt
stehen
OLED-Displays für den
Einsatz in Fahrzeugen.
Vorne mit dabei ist die
Mechatronik der SaarUni: Am Lehrstuhl für
Mikroelektronik
von
Prof. Chihao Xu dreht
sich alles um die Elektronik für die
Displays. Professor Xu und sein Team
konnten eine neue Adressierungstechnik zur Ansteuerung des OLEDDisplays zum Patent anmelden: Die
innovative Methode, die einzelnen
Bildpunkte des Displays anzusteuern,
brachte der Saar-Uni und dem Lehrstuhl international Anerkennung. Gemeinsam mit Partnern aus der Industrie arbeitet Prof. Xu jetzt daran, die
neue Technik in einem Modell-Display umzusetzen.
CE
Im Projekt CARO hat sich der Mittelstand
mit universitärer und außeruniversitärer
Forschung zusammengeschlossen, um mit
vereinter Kraft das riesige Marktpotenzial
der OLED-Technik auszuschöpfen. Gemeinsam mit der Saar-Uni sind am Großprojekt beteiligt drei Fraunhofer-Institute,
die TU Braunschweig sowie die Unternehmen Optrex Europe, Novaled aus Dresden
und Elmos mit Sitz in Dortmund.
campus 3/2006
S
Geist und Kultur
Am 9. Mai 2005 war des 200. Todestages von Friedrich Schiller zu gedenken. Die
Feiern und Feste, Kolloquien und Vorträge aus diesem Anlass sind nicht zu
überblicken. Kaum eine größere Stadt hat darauf verzichtet, eine eigene Form
des Andenkens zu suchen. Eine große Schiller-Feier hat es in Saarbrücken
allerdings nicht gegeben. Die Schiller gewidmete Ringvorlesung der Fachrichtung
Germanistik wollte die dadurch mögliche Vielfalt von Fragestellungen nutzen. Um
dieses Angebot nicht auf die Universität und ihren abends verlassen wirkenden
Campus zu beschränken, wurde der Vortragssaal der Stadtgalerie Saarbrücken
ausgewählt, den alle Interessenten leicht erreichen konnten.
Nähe? Ferne?
Schiller heute
Zeichnung von
F.G. Weitsch:
Der von Krankheit gezeichnete
Friedrich von
Schiller 1804
8
campus 3/2006
D
en Auftakt übernahm Dirk von
Petersdorff, der seinen Beitrag
„’Sieh da! Sieh da, Timotheus!’. Die
Balladen“ überschrieb. Als Gegenstand wählte er „Die Kraniche des
Ibykus“, in der Schiller sein Ideal
eines Theaters darstellt, das den ganzen Menschen aktiviert. Im Theaterrund kann sich eine Gesellschaft als
einheitlich erfahren. Die Ballade deutet allerdings auch die religiöse Dimension des Theaters an: Die Mörder
werden gefasst, weil in einem Moment die Existenz transzendenter
Mächte erfahrbar wird. Mit dieser
Ballade zeichnet Schiller das Wunschbild einer Kunst, die Wirkungen hervorbringen kann, zu welchen keine
andere gesellschaftliche Institution fähig ist. Die Schlusspassagen im Konjunktiv lassen es allerdings offen, ob
die Götter dieser Kunst tatsächlich
existieren.
Gerhard Lauer (Göttingen) sprach
über „Das Schöne und die Republik.
Politische Klassik im Weimar des 18.
Jahrhunderts“. Damit wollte er einen
häufig übersehenen Aspekt der politischen Ideengeschichte der Weimarer
Zeit beleuchten, die Idee des Republikanismus. Wesentliche Aspekte des
Bürgerhumanismus mit seinen Wurzeln in Florenz seien Gleichheit,
Landbesitz und Wehrfähigkeit. Die
Weimarer haben diesen Republikanismus aufgegriffen und mit ihren ästhetischen Idealen verbunden. Am Beispiel des „Tell“ und an Goethes Epos
„Hermann und Dorothea“ lässt sich
belegen, wie wichtig diese Idee des
Republikanismus um 1800 war.
Auch der Vortrag von Anke-Marie
Lohmeier „Der Vorschein der Frei-
heit: Schillers Ästhetik“ zielte letzten Endes ins Politische. Sie skizzierte
Schillers Zeitdiagnose, den Prozess funktionaler Ausdifferenzierung der Gesellschaft, einen historischen Leitprozess gesellschaftlicher Modernisierung. Die
Einsicht in die Verluste, die Modernisierung dem Menschen zufügt, war
Triebfeder einer reichhaltigen Produktion selbstreflexiver Texte – nicht nur von
Schiller. Den universalgeschichtlichen Auftrag der Kunst hat Schiller in die
Formel von der „Schönheit, durch welche man zur Freiheit wandert“, gefasst.
Das Kunstwerk ist für Schiller von allen Zwecken frei. Im Schönen kommt
Freiheit zur Erscheinung. Im ästhetischen Zustand, unter Wirkung des Spieltriebs
erfährt der Mensch Augenblicke der Freiheit. Die Anschauung des Schönen ist
„ein Vorschein der Freiheit“.
Die thematische Reihe vom Republikanismus über die Schönheit als Bedingung der
Freiheit führte Reiner Marx mit seinem Beitrag
über „Schiller und die Französische Revolution“ weiter. Die verschiedenen Quellen dokumentieren nach 1790 seine durchgehend revolutionskritische Position. Das Problem der Gewalt, aber auch der scheiternden Revolutionspraxis stießen den Ehrenbürger der Revolution
ab. Seine Konzeption von einer geistig-ideellen Revolution ist jenseits historischer Faktizität angelegt. Dennoch evoProf. Dr. Gerhard Sauder, Organisator der
ziert Schiller in seinem literariRingvorlesung und Autor des Artikels
schen Werk von den „Räubern“
bis zu „Tell“ eine revolutionäre Stimmung, die ihn auf der Bühne revolutionärer
erscheinen lässt als es seine Revolutionskritik formuliert.
Karl Richter zeigte in seinem Vortrag „Veränderung durch Spiel. Theater im
sozial- und kulturgeschichtlichen Prozeß der Schiller-Zeit“, dass bereits dessen
frühes Werk politisch auf eine überalterte Gesellschaft reagiert habe. Auch die
klassischen Stücke antworteten auf die Französische Revolution mit dem Projekt
einer geistigen Revolution, die mit Wirkungen der Tragödie und der ästhetischen
Erziehung des Menschen eine humane Veränderung der Gesellschaft erreichen
will. „Wilhelm Tell“ verweise allerdings auch auf Ernüchterungen und Einsichten des späten Schiller: Die Hoffnung auf die Kunst wird durch das Thema
der befreienden Tat ergänzt.
Der gemeinhin als pathetisch verschrieene Schiller hatte durchaus Sinn für
Humor. Ob er sich allerdings über die zahlreichen Parodien gefreut hätte, die
seine seit Beginn des 19. Jahrhunderts so beliebten und bekannten Balladen provozierten, ist zu bezweifeln. Gerhard Sauder hat in seinem Vortrag über
„Schiller-Parodien“ zunächst den „Sitz im Leben“ dieser Texte in der Schule zu
bestimmen versucht und bot dann einen Abriss heutigen Verständnisses von
Parodie. Dazu gehören auch formale Regeln. Die Schiller-Parodisten wollten vor
Geist und Kultur
9
campus 3/2006
allem übertriebenes Pathos und alles
Unmäßige entlarven. Man hat „Untererfüllung“ als Prozedur parodistischer
Bloßstellung beschrieben. Bei den
stilistisch sehr unterschiedlichen Beispielen von Parodien zur „Glocke“
und anderen Schiller-Gedichten war
auf eine Besonderheit hinzuweisen:
die große Zahl von jiddischen Texten,
die eine eigene Untersuchung wert
wären.
Matthias Luserke-Jaqui (Darmstadt)
interpretierte „Schillers ‚Wilhelm
Tell’“ im Kontext des dramatischen
Gesamtwerkes. Zu Beginn skizzierte
er die Entstehungsgeschichte vor dem
Hintergrund der politischen und historischen Erfahrungen um die Wende
des 18. zum 19. Jahrhundert und analysierte dann den „Mythos Schweiz“.
Nach gattungstypologischen Überlegungen wurde die Diskrepanz zwischen individueller und öffentlich politischer Motivation des Helden herGemälde von Erich Kuithan: Schiller auf dem Wege zu seiner Antrittsvorlesung in das
Griesbachhaus Jena
ausgearbeitet. Die Spannung zwischen Verteidigung der Familie und
Vertrauen auf die Wirkung des SchöVerteidigung des Landes wurde beschrieben. Die am Ende stehende Apotheose
nen sei geradezu skandalös. Dem
der Freiheit gab Anlass zu einer erneuten Reflexion über den Mythos als
setzte der Vortragende seine These
Deutung der Geschichte. Aspekte der Rezeptionsgeschichte führten in die
von der ästhetischen Erfahrung als
Situation des frühen 19. Jahrhunderts zurück.
einer Komplexerfahrung entgegen;
Manfred Engels kritische Bemerkungen über „Schiller und wir – Ferne aus
literarische Texte erforderten eine
großer Nähe“ hätten sich als Eröffnungsvortrag sehr gut geeignet. Er hat den
Fähigkeit zur ‚Komplexitätstoleranz’.
Fremdheitsfaktor des Nationaldichters, der heute wohl zu den unzeitgemäßesten
Den letzten Vortrag hielt HansDichtern zählt, reflektiert. Mit Recht lehnt er einen biografischen Schiller „auf
Jürgen Schings (Berlin). Er sprach
Augenhöhe“ (Sigrid Damm) ab. Nahe seien uns immerhin alle Probleme und
über das Thema „Von der Geschichte
Fragen, auf die Schiller geantwortet habe. In diesen Bereichen scheine er am
zum Schicksal. Schillers ‚Wallenweitesten von uns entfernt zu sein: in seinem Idealismus, seiner Ästhetik, bestein-Tragödie’“. An den Anfang
sonders in seiner Verpflichtung der Kunst auf das Schöne. Das Schillersche
stellte der Redner eine differenzierte
Ideen- und Metapherngeschichte zur
Neues Buch
Geschichtsphilosophie der Aufklärung. Im Zentrum stand der in allen
Ludwig Harig: Familienähnlichkeiten. Deutsch-französische Sprachspiele.
europäischen Literaturen benutzte
Herausgegeben von Gerhard Sauder. Gesammelte Werke. Band I. Hanser
Topos von ‚der großen Kette aller
Verlag: München, Wien 2005. 492 Seiten. 29,90 Euro
Wesen’ (the great chain of being).
ISBN 3-446-20615-9.
Schillers „Theosophie des Julius“ bot
Als 1971 Ludwig Harigs „Sprechstunden für die
für diese Überlegungen die ergiebigsdeutsch-französische Verständigung und die Mitte Quelle. Fragen der historischen
glieder des Gemeinsamen Marktes“ erschienen, war
Teleologie, des Determinismus und
die Überraschung groß: Der Autor hatte ganz neue
des Verständnisses von ‚Schicksal’
sprachliche Mittel gesucht und gefunden, und mit
wurden erörtert und auf einzelne
einem Schlag bestand wieder eine Verbindung vom
Aspekte des ‚Wallenstein’ appliziert.
deutschen Roman zur europäischen Moderne. Das
Über Mangel an Besuchern konnten
Buch verdient es, neu gelesen zu werden: Entsich die Vortragenden nicht beklagen.
standen auf halbem Weg vom Kriegsende bis zur
Zu einer treuen Gemeinde von ZuEinführung des Euro, nimmt es die Erfolgsgehörern, die keinen Vortrag ausließen,
schichte der europäischen Einigung sprachspiekamen auch immer wieder Gäste, die
lerisch vorweg und lässt sich einordnen in die exein bestimmtes Thema besonders anperimentelle Literatur der Generation zwischen
sprach. Nach allen Vorträgen gab es
Raymond Queneau und Georges Perec. Zusammen
eine Diskussion. Das Echo der Ringmit der bereits 1965 entstandenen Sammlung von Textminiaturen „Reise nach
vorlesung war – nach Aussage von
Bordeaux“ erscheint der Roman hier im Rahmen der Werkausgabe – sorgfältig
vielen Beteiligten – erfreulich.
ediert und präzise kommentiert.
Gerhard Sauder
Geist und Kultur
10
Die Germanistik der Universität des Saarlandes bietet online ein
Nachschlagewerk über bekannte und weniger bekannte Figuren
aus dem Werk von Thomas Mann an.
V
on Hans Castorp bis Lobgott
Piepsam – bei der Menge der Figuren, die das erzählerische Universum Thomas Manns bevölkern, kann
man auch als intimer Kenner dieses
Oeuvres – sei es als Literaturwissenschaftler oder einfacher Liebhaber –
schon einmal den Überblick verlieren.
Abhilfe kann da neuerdings eine Webedition der Saarbrücker Germanistik
schaffen: das von Dr. Eva D. Becker
verfasste und
von Prof. AnkeMarie Lohmeier
herausgegebene
Thomas MannFigurenlexikon,
zu konsultieren unter www.thomasmann-figurenlexikon.de (auch zugänglich unter www.uni-saarland.de/
thomas-mann-figurenlexikon).
Das Online-Lexikon enthält Kurzportraits der Figuren von zunächst
vier Romanen (Bekenntnisse des
Hochstaplers Felix Krull, Budden-
brooks, Der Zauberberg, Doktor Faustus) und von 30 Erzählungen Thomas
Manns. Unter der
Rubrik „Figuren“
können die Einträge
zu den bislang 392
Namen rein alphabetisch oder aber
unter der Rubrik
Thomas MannFigurenlexikon erschienen
Prof. Dr. Anke-Marie Lohmeier
Dr. Eva D. Becker
© Archiv S. Fischer Verlag
„Titel“ geordnet nach Werken recherchiert werden. Die Kurzportraits fassen die
Charakteristika der Figuren und ihrer Geschichten in textnahen Beschreibungen
zusammen und verweisen auf die einschlägigen Kapitel oder Erzählabschnitte
des Werkes. Sie sind, so Eva D. Becker in ihrem Vorwort, „als Lesehilfe, Gedächtnisstütze und Nachschlagewerk gedacht“. Illustrationen von Robert Gernhardt, der seine Zeichnungen aus dem „Randfigurenkabinett des Doktor Thomas
Mann“ (Frankfurt 2005) zur Verfügung stellte, geben der Seite auch ästhetisch
ein reizvolles Gepräge.
Nachdem die FAZ das Online-Angebot am 28. April 2006 besprochen hatte
(„Als Nachschlagewerk und Lesehilfe leistet die bald fortgeführte Publikation ...
wertvolle Dienste“), verzeichnete die Seite einen wahren Besucherboom. Auch
gegenwärtig zählt die Statistik täglich zahlreiche Besucher aus aller Herren
Länder; viele Links verweisen auf das Figurenlexikon. Nach sich häufenden
Anfragen denken Prof. Lohmeier und Dr. Becker auch über eine CD-ROMVersion des Lexikons nach. Der Erfolg der Thomas Mann-Seite ermutigt die
Saarbrücker Germanistinnen zu neuen Projekten. Dr. Becker bereitet derzeit die
Lexikalisierung weiterer Thomas Mann-Romane vor und auch ein Orts-Lexikon
zu den Mann-Werken ist angedacht: Professor Lohmeier hat bereits einen
Bearbeiter hierfür gewinnen können. Als weiteres Vorhaben plant Prof. Lohmeier
jetzt eine übergeordnete Seite „Literaturlexikon-online.de“, unter deren Dach
Orts- und Figurenlexika auch zu anderen Autoren entstehen sollen.
ML/CE
Neues Buch
campus 3/2006
Erste Neuedition seit 1637
Andreas Gryphius: Fewrige Freystadt
Mit neu aufgefundenen Autographen
und Materialien, hrsg. und kommentiert
von Johannes Birgfeld. Hannover:
Wehrhahn Verlag 2006; 20 Euro.
ISBN 3-932324-38-2
Andreas Gryphius (1616–1664)
ist einer der bedeutendsten
deutschsprachigen Dramatiker
und Lyriker des Barockzeitalters
wie der deutschsprachigen
Literatur überhaupt. Zu seinen
weniger bekannten Werken gehört die 1637 entstandene
„Fewrige Freystadt“. Anlass der
Schrift war ein verheerendes
Feuer, das im Juni 1637 innerhalb weniger Stunden die schle-
sische Stadt Freystadt fast vollständig vernichtete. Gryphius, der zunächst gedrängt
werden musste, über das Ereignis zu schreiben, verfasste nicht allein einen gewissenhaften, auf gerichtlichen Verhören beruhenden Prosabericht, sondern ergänzte
diesen um ein eindrucksvolles Gedicht. Die „Fewrige Freystadt“, Gryphius’
umfangreichster deutscher Prosatext überhaupt, liegt nun in einer Neuedition vor –
der ersten seit 1637. Das Buch, herausgegeben und kommentiert von Johannes
Birgfeld, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Saarbrücker Germanisten Prof. Manfred Engel, schließt mit diesem für das Verständnis von Gryphius’ Schaffen wichtigen Frühwerk eine Lücke
in der Edition der deutschsprachigen Werke des Barockdichters.
Es enthält neu entdeckte Handschriften, die zugleich die
umfangreichsten sind, die bisher von Gryphius bekannt wurden.
Insbesondere durch das Nebeneinander von Bericht und
Langgedicht eröffnet das Werk seltene Einblicke in die
literarische Werkstatt des Autors: So lässt sich das Verhältnis
von historischem und literarischem Schreiben im Barock ergründen, die Genese barocker Literatur aus historischen Erfahrungen beobachten. Auch jenen Lesern, die mit Barockliteratur
weniger vertraut sind, eröffnet die Edition Brücken zum Verständnis des Textes.
Die Bildungschancen für Kinder und Jugendliche
mit Migrationshintergrund verbessern – das ist das
Ziel eines bundesweiten Projekts der Stiftung
Mercator in Essen. Im Saarland hat Prof. Lutz Götze
an seinem Lehrstuhl Deutsch als Fremdsprache im
Oktober 2005 mit dem Projekt begonnen. Nun
stellte er es in der Erweiterten Realschule
Ludwigspark erstmals der Öffentlichkeit vor.
Im Förderunterricht
Foto: Stefan Gebhardt
campus aktuell
Studierende fördern Jugendliche aus
zugewanderten Familien
I
11
Die Stiftung Mercator übernimmt nur
die Honorare der Förderlehrer; deshalb ist das Projekt dringend auf die
Unterstützung von Sponsoren und
Förderern angewiesen.
Infos bei Projektkoordinatorin Dr.
Elena Tregubova, Tel. (0681) 3023712, Email: [email protected]
Werbung
campus 3/2006
nsgesamt 180 000 Euro stellt die Stiftung
Mercator für das Projekt „Förderunterricht im
Saarland“ zur Verfügung. Mit diesem Geld realisieren der Lehrstuhl Deutsch als Fremdsprache
von Prof. Lutz Götze, das Diakonische Werk und
das Kultusministerium in Kooperation mit dem
Bundesministerium für Bildung und Forschung
einen freiwilligen, zusätzlichen Sprachunterricht
für Kinder aus Einwandererfamilien. Dabei geht
das Saarbrücker Projekt – gegenüber verwandten
Projekten der Stiftung Mercator in anderen Bundesländern – neue Wege: Die
rund 30 Förderlehrer erhalten nicht nur innerhalb der Universität eine Ausbildung in der Didaktik des Deutschen als Zweitsprache, sondern dies wird mit dem
schulischen Einsatz und – bundesweit einmalig – dem Erwerb sozialer Integrationskompetenz verzahnt. Dazu gehören unter anderem ein studienbegleitendes
Praktikumsseminar, Hospitationen und Fortbildungen sowie individuelle
Betreuung durch eine Projektkoordinatorin. Als Förderlehrer werden ausgewählte Studierende im Lehramtsstudium für Fremdsprachen und im Aufbaustudium Deutsch als Fremdsprache eingesetzt. Mit dem Unterricht an einer
Projektschule können sie ihr obligatorisches Praktikum als
– bezahlte – Förderlehrer absolvieren, sie sollten aber mindestens ein Jahr lang tätig sein. Für die pädagogische
Schulung der Studierenden ist ein Kooperationsnetzwerk
im Aufbau – und zwar mit dem Zentrum für Lehrerbildung
an der Universität und mit dem Diakonischen Werk, das
schon seit vielen Jahrzehnten in der Migrationsarbeit tätig
ist. Dem Diakonischen Werk fällt die Aufgabe zu, die
Förderlehrer in die Integrations- und Elternarbeit einzubinden. Damit wird vermieden, dass die Sprachförderung
losgelöst vom familiären Hintergrund der Schüler abläuft.
Derzeit besuchen rund 200 Schüler der Klassen fünf bis
sieben (Sekundarstufe I) an zwei Nachmittagen in der
Woche den freiwilligen Sprachunterricht. Die Kurse finden in Kleingruppen statt und sind für die Schüler kostenlos. Insgesamt nehmen 13 Projektschulen teil. Bei der
Auswahl der Schulen wirkte das Ministerium für Bildung,
Kultur und Wissenschaft mit.
Der Lehrstuhl Deutsch als Fremdsprache setzt mit
diesem Projekt sein Praxis-Engagement im Bereich Integration fort, das er unter anderem bereits durch die Entwicklung von Fortbildungsmaßnahmen für Lehrende im
Rahmen des 2002 verabschiedeten Zuwanderungsgesetzes
initiiert hatte. Dazu erklärte Projektleiter Professor Götze:
„Gerade die bedrückenden Ergebnisse der letzten PISAStudie haben bewiesen, wie weit die Bundesrepublik bei
der sprachlichen und sozialen Integration der Migrantenkinder anderen Industriestaaten hinterherhinkt. Unser
Projekt soll einen wirkungsvollen Beitrag dazu leisten,
dass das in der Zukunft besser wird.“
Elena Tregubova/GS
Septuaginta
Sie war die größte Übersetzungsleistung der Antike – die Septuaginta, die
Übertragung der auf hebräisch verfassten Bibel ins Altgriechische. Ein zeitgenössisches Bibel-Großprojekt leitet
Prof. Wolfgang Kraus von der Fachrichtung Evangelische Theologie zusammen mit seinem Kollegen Prof. Martin
Karrer aus Wuppertal seit fast sieben
Jahren: Mit einem Team von mehr als
70 Wissenschaftlern übersetzen sie die
Septuaginta in die deutsche Sprache
und schließen damit eine immense
Lücke in der Bibelforschung und dem
Verständnis der Heiligen Schrift. Die
Arbeiten sind so gut wie abgeschlossen.
W
enn von der Bibel die Rede
ist, frage ich immer: Welche
Bibel meinen Sie?“, sagt Professor
Wolfgang Kraus, der an der Universität des Saarlandes Bibelwissenschaften lehrt. Neben den unterschiedlichen Bibelausgaben der evangelischen und der katholischen Kirche
könnte auch die jüdische Ausgabe des
Alten Testaments gemeint sein – oder
die Septuaginta, die Übersetzung des
auf Hebräisch (oder Aramäisch) verfassten Alten Testaments ins Altgriechische. Anderthalb Jahrtausende lang
war sie die „Ausgabe“ des Alten Testaments, auf der die christliche Kirche
Westeuropas fußte. „Septuaginta“ (abgekürzt: LXX) bedeutet „70“. Damit
bezieht sich der Name auf die Entstehungslegende des Werks: Dem „Aristeasbrief“ zufolge soll der ägyptische
König Ptolemaios II. 72 jüdische Gelehrte gebeten haben, die fünf Bücher
Mose (Pentateuch) zu übersetzen. Sie
wurden von Jerusalem nach Alexandria in Ägypten geschickt, wo es im 3.
Jahrhundert v. Chr. eine große jüdische Gemeinde gab. Diese Juden
sprachen in ihrem Alltag Griechisch,
und so wurde für sie mit der Septuaginta das größte Übersetzungsprojekt
der Antike realisiert. Das Werk wurde
im Unterricht und zunehmend auch
für den Gottesdienst benutzt.
„
12
campus 3/2006
„Die Septuaginta ist ein
eigenständiges Werk“
Ab der Mitte des 2. Jahrhunderts
v. Chr. umfasste die Übersetzung die
meisten der für die Religion Israels
grundlegenden Schriftwerke (Pentateuch, Propheten, erste Weisheitsschriften). „Die Septuaginta ist eine
gewachsene Sammlung von Übersetzungen und Schriften“, erklärt Professor Kraus. Das gelte umso mehr,
Auf den Spuren
als auch die hebräische Ausgabe des
Alten Testaments damals noch
keineswegs abgeschlossen war. „Die
Gestaltfindungen der hebräischen
Bibel und der Septuaginta verlaufen
in einem komplizierten Nebeneinander. Die LXX ist daher ein eigenständiges Werk und nicht einfach von
dem uns bekannten Bestand der heiligen Schriften abhängig“. Damit spielt
sie eine ganz entscheidende Rolle für
das Verständnis des antiken Judentums, der allgemeinen antiken ReliPapyrus aus dem 2. Jh. v. Chr. aus der
gionsgeschichte – und des Neuen
Septuaginta (Deuteronomium 25, 1-3),
Testaments: Dessen Autoren bezieUniversität Manchester, John Rylands
hen sich bei der Aufnahme alttestaLibrary.
mentlicher Belege mehr auf die Septuaginta als auf den hebräischen Text. Die Septuaginta weicht in vielen Einzelheiten von der hebräischen Fassung des Alten Testaments ab, denn „bei der
Übersetzung wurden hebräische Vorstellungen in die alexandrinische Vorstellungswelt übertragen“, erläutert Prof. Kraus.
Ihre Bedeutung für das mittel- und westeuropäische Christentum verlor die
griechische Bibel erst zu Beginn der Neuzeit: Die Humanisten des frühen 16.
Jahrhunderts orientierten sich wieder am hebräischen Text ebenso wie Martin
Luther bei seiner Bibelübersetzung für die evangelische Kirche. Auch das heutige Judentum bezieht sich maßgeblich auf die hebräischen Schriften. Die Folge
war: Die griechische Bibel verlor sich im Bewusstsein des Westens. Nur das
griechische Christentum behielt die Septuaginta unverändert bei.
Den heutigen Übersetzungsprojekten geht es darum, die zweite zentrale Quelle
der biblischen Überlieferung wieder ins Blickfeld zu rücken und somit auch der
wissenschaftlichen Erschließung
zugänglich zu machen. Den Anfang
machte eine französische Forschergruppe in den 80er Jahren mit der
„Bible d’Alexandrie“. Daraufhin
entstanden in jüngster Zeit auch in
anderen Sprachkreisen Übersetzungsunternehmungen. Das deutsche Projekt wurde Ende 1999 begonnen. Initiiert wurde es von den
beiden Neutestamentlern Prof.
Wolfgang Kraus von der Saar-Uni
und Prof. Martin Karrer aus Wuppertal, die als Hauptherausgeber
fungieren. An der Übersetzung sind
Die Initiatoren des deutschen SeptuagintaProjektes: Prof. Dr. Martin Karrer (l.) und Prof.
mehr als 70 Wissenschaftler unterDr. Wolfgang Kraus.
schiedlicher Disziplinen, Konfessionen und Nationalitäten beteiligt.
„Die Initiatoren sind evangelisch, die Mitarbeiter evangelisch, katholisch und
orthodox“, sagt Prof. Kraus, der besonders stolz darauf ist, dass das Geleitwort
nicht nur von der evangelischen und katholischen Kirche, sondern auch von der
orthodoxen Kirche und der Rabbinerkonferenz unterzeichnet worden ist – ein
bisher einmaliges Ereignis. Erarbeitet wird eine zweibändige Ausgabe. Band eins
enthält die Übersetzung, in der Unterschiede zur hebräischen Bibel durch besondere Drucktypen kenntlich gemacht sind. Der Band befindet sich derzeit im
Druck, er wird durch die Deutsche Bibelgesellschaft in Stuttgart publiziert. Der
zweite Band mit Erläuterungen wird gegenwärtig fertiggestellt; er ist als Begleitband gedacht, der wissenschaftliche Interessen berücksichtigt.
Weitere Informationen unter:
www.septuaginta-deutsch.de
13
Jes 7,14
Hebräische Bibel
Darum wird der Herr selbst
euch ein Zeichen geben:
siehe, die junge Frau wird
schwanger werden und einen
Sohn gebären.
Und sie wird ihn Immanuel nennen.
Jes 7,14
Septuaginta
Darum wird der Herr selbst
euch ein Zeichen geben:
siehe, die Jungfrau wird
schwanger sein und einen
Sohn gebären.
Und du wirst ihm den Namen Emmanuel geben.
Seite aus der Septuaginta, die die Jungfrauengeburt Jesu ankündigt. Im (älteren) hebräischen
Bibeltext (Übersetzung im linken Kasten) ist von einer „jungen Frau“ die Rede, die Septuaginta
übersetzt den Begriff mit „Jungfrau“.
Bildnachweis: Faksimile von Jesaja 6,11-7,25, Codex Siniaticus, 4. Jahrhundert, British
Museum, London. Hervorgehoben: 7,14.
Eine internationale Fachtagung „Septuaginta Deutsch“ findet vom 20. bis 23.
Juli in Wuppertal statt. Die Septuaginta-Schriften stellen viele offene Fragen, u.a.
zur Textgeschichte, zur literarischen Einbettung und zur Theologie. Unter der Leitung von Prof. Martin Karrer und Prof. Wolfgang Kraus treffen sich Wissenschaftler
aus aller Welt, um den Stand der Diskussion über die Septuaginta zu bestimmen
und neue Impulse einzubringen.
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Blutspende
campus 3/2006
Bisher spielt die Septuaginta in der
Forschung und Ausbildung eine weitaus geringere Rolle als ihr zukommen
müsste – nicht zuletzt, weil eine
Übersetzung bisher gefehlt hat: Theologie-Studenten verstehen das schwierige Altgriechisch der Septuaginta
häufig nicht mehr. Dabei gibt das
Werk entscheidende Hinweise auf die
Breite des jüdischen Denkens um die
Zeitenwende. Während beispielsweise in der Schöpfungsgeschichte der
hebräischen Bibel davon die Rede ist,
dass Gott „den Himmel und die Erde“
schuf, spricht die griechische Übersetzung von der Erschaffung des
„Kosmos“, ein mit ganz spezifischen
Inhalten belegter Begriff. Und wo
Ezechiel visionär von einem „Tempel“ erzählt, beschreibt die griechische Übersetzung einen wahrhaften
Tempel, wie er im damaligen Alexandrien gebaut wurde. Prof. Kraus erläutert: „Jede Übersetzung ist eine
Interpretation“ – und gibt damit Hinweise auf die Kultur und Vorstellungswelt des Übersetzers. Prominentester Unterschied zwischen der hebräischen und der griechischen Bibel
ist Jesaja, Kapitel 7, wo der Prophet
von einer „jungen Frau“ spricht, die
einen Sohn gebären wird. Die Septuaginta übersetzte das hebräische „junge
Frau“ mit dem griechischen Wort
„parthenos“, das für „Jungfrau“ steht.
Auf diese Weise entstand die Vorstellung von der Jungfrauengeburt des
Erlösers, die der Evangelist Matthäus
in 1,23 ausdrücklich aufgreift – mit
weit reichenden Folgen.
Septuaginta
des Alten Testaments
Studium
14
Die Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche
Fakultät der Saar-Universität und die TU Kaiserslautern bieten gemeinsam den bundesweit
einmaligen berufsbegleitenden Fernstudiengang „Wirtschaftsrecht in der Unternehmenspraxis“ für Nichtjuristen an. Mit der Unterzeichnung des Vertrages besiegelten im Mai der Präsident der TU Kaiserslautern, Prof. Helmut J.
Schmidt, und der Vizepräsident für Lehre und
Studium der Saar-Uni, Prof. Mathias Herrmann,
die Hochschulkooperation in der Region Südwest. Die fachliche Leitung des Projektes, an
dem zahlreiche Juristen der hiesigen Rechtsund Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät beteiligt sind, liegt in den Händen des Saarbrücker
Juraprofessors Stephan Weth. Partner für die
Durchführung des Fernstudiengangs ist das
Zentrum für Fernstudien und Universitäre Weiterbildung (ZFUW) der TU Kaiserslautern, das
die organisatorische und technische Abwicklung
übernommen hat.
B
Wirtschaftsrecht
„grenzüberschreitend“ studieren
raucht man diese
Ve r e i n b a r u n g
schriftlich? Wo lauern
juristische Fallstricke?
Kann ich das selbst entscheiden oder muss die Sache in die
Rechtsabteilung? Von Haftungsrisiken bis hin zum Arbeitsvertrag: Bei
der täglichen Arbeit stellen sich oft
juristische Fragen. Ein rechtliches
Grundverständnis gibt den entscheidenden Durchblick, Sicherheit und
Souveränität im Umgang mit Problemen. Aber die Materie ist viel zu
Informationsveranstaltung:
Wissenswertes zu Praktikum und
Jobben neben dem Studium
am 11.07.2006, 18 Uhr s.t.
Science Park 2 (Geb. D 1.2)
Vortrag und Workshops mit
campus 3/2006
• Tina Bösen, Lehrstuhl von Prof. Dr.
Stephan Weth, Institut für Arbeitsund Sozialrecht
• Jessica Heyser, DGB Bundesvorstand, Bildungsreferat,
• Heinrich Bayer, Studentenwerk der
Universität des Saarlandes, BAföGAmt
und anderen interessanten ExpertInnen.
Eine
Veranstaltung
von
Bei der Vertragsunterzeichnung: Uni-Vizepräsident Mathias Herrmann (vorne l.) und
TU-Präsident Prof. Helmut J. Schmidt (r.); hintere Reihe v.l.: Prof. Stephan Weth, Dr.
Wolfgang Bach (saarl. Wissenschaftsministerium) und Dr. Burkhard Lehmann,
Geschäftsführer des ZFUW der TU Kaiserslautern.
Foto: Medienzentrum
komplex, um sich selbst den Überblick zu verschaffen, dazu ist sie noch ständiger Veränderung unterworfen. Ein grundständiges juristisches Studium neben
dem Beruf ist allein wegen des Zeitaufwands kaum möglich. Auch der BachelorStudiengang „Wirtschaft und Recht“, mit dem die Saar-Uni eine fächerübergreifende Kombination beider Disziplinen anbietet, ist für diejenigen, die
mit beiden Beinen im Beruf stehen, nur schwer zu vereinbaren. Für alle, die sich
am Schreibtisch zu Hause wirtschaftsrechtlich weiterbilden möchten, besonders
für Betriebswirte, bringt jetzt das Fernstudium „Wirtschaftsrecht in der
Unternehmenspraxis“ die Lösung. „Das Weiterbildungsangebot ist speziell abgestimmt auf Berufstätige; es ist auf vier Semester angelegt und schließt ab mit
dem akademischen Grad Master of Laws“, erklärt Prof. Stephan Weth, der zusammen mit Saarbrücker und Kaiserslauterer Kollegen für die Inhalte des modularen Studiums verantwortlich zeichnet: Grundkenntnisse in Rechtsgebieten wie
Arbeits-, Vertrags-, Handels- und Gesellschaftsrecht, gewerblicher Rechtsschutz,
grenzüberschreitende Verträge, Internet-, Kredit-, Patent- und Urheberrecht sowie Wirtschaftsstraf- und -verwaltungsrecht werden vermittelt. „Die Vorlesungen, Übungen und Seminare sind durch schriftliche Lehrmaterialien und OnlineAngebote ersetzt. Die Uni kommt also gewissermaßen zum Studenten“, so Weth.
„Auf diese Weise kann der Studierende selbst entscheiden, wo und wann er lernt;
unterstützt wird er dabei durch Arbeitsanweisungen, die ihn anleiten.“
Ganz entscheidend setzen die Partner auf eLearning, eine Saarbrücker
Spezialität. „Anhand der Erfahrungen, die wir im Fernstudiengang machen,
wollen wir auch aufzeigen, wie eLearning im Präsenzstudium die Qualität der
Ausbildung verbessern kann“, betont Weth. Jedes Semester wird an einem
Wochenende das Gelesene in einer Präsenzveranstaltung vertieft, außerdem
werden thematische Schwerpunkte erörtert und schriftliche Prüfungen abgelegt.
Mit 232 Einschreibungen ist der Fernstudiengang bereits im letzten Winter
erfolgreich gestartet. Einschreibungen für das Wintersemester 2006 sind noch bis
15. Juli möglich; falls noch Plätze vorhanden, bis 31. August.
CE
Die Entwicklung, Durchführung und wissenschaftliche Begleitung des Studienangebotes wird finanziell gefördert durch die Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung im Rahmen des Förderschwerpunktes ‚Fernstudium’.
campus aktuell
Schüler und Lehrer sollen vom neuen
Schülerlaborverbund SaarLab gleichermaßen profitieren: Den Schülern in den
fünf Laboren der Universität und der
Hochschule für Technik und Wirtschaft
(HTW) schon früh Naturwissenschaft
und Technik nahe zu bringen, soll in die
Aus- und Fortbildung von Lehrern eingebunden werden. Das Konzept mit der
doppelten Schlagrichtung stieß jetzt auf
bundesweite Anerkennung: Der weitere
Ausbau des SaarLab wird vom Bundesforschungsministerium mit 60 000 Euro
gefördert.
Foto: das bilderwerk
BMBF fördert Schülerlaborverbund mit 60 000 Euro
SaarLab bündelt Hochschul-Schülerlabore:
besondere Einblicke für Schüler und Lehrer
eugier auf Naturwissenschaften und Technik zu wecken, Schülerinnen und
Schülern zu zeigen, wie spannend Forschung ist und ihnen Mut und Lust zu
machen auf ein Studium: darum dreht sich alles in den fünf Schülerlaboren an
der Uni (NanoBioLab, Mach-mit-Labor, Centrum für Nanoanalytik und Sinntec)
und an der HTW (Schnupperpraktikum Mikrobiologie und Bioverfahrenstechnik). Mit Experimenten werden hier Chemie, Biologie, Physik und Mechatronik
erlebbar. Und auf diese Weise soll auch manches bislang noch schlummernde
Talent früh geweckt und gefördert werden. Eine Aufgabe, die Einsatz fordert –
„und die sich hervorragend auch für die Aus- und Fortbildung von Lehrern
eignet“, weiß Projektleiter Prof. Rolf Hempelmann. Auf seine Initiative vereinigten sich die erfolgreich laufenden und bereits einzeln geförderten saarländischen
Schüler-Labore im hochschulübergreifenden Schülerlaborverbund SaarLab:
„Der Verbund soll Ressourcen bündeln, Synergien möglich machen und die
wichtige langfristige Finanzierung auf sichere Beine stellen“, betont der ChemieProfessor. Die Lehreraus- und -fortbildung ist ein zentrales Element im Laborverbund: „Bei der aktuellen Reform der Lehramtsstudiengänge wird die Referendarzeit verkürzt und die Regelstudienzeit erhöht. Vor diesem Hintergrund
können wir in den Schülerlaboren Fachdidaktik-Praktika anbieten“, erläutert er.
„Studierende sammeln hier – unabhängig vom Referendariat an den Schulen –
schon an der Uni praktische Erfahrungen, wie man Schüler für Naturwissenschaft und Technik begeistern kann. Sie üben das Lehrer-Schülergespräch und
können mit den Schülern gemeinsam wissenschaftliche Fragestellungen bearbeiten.“ Darüber hinaus sollen Lehrer, die bereits im Schuldienst sind, auf aktuellen Forschungsfeldern wie Gentechnik, Bio- und Nanotechnologie oder Mikrosystemtechnik fortgebildet werden.
15
N
Die Strahlkraft seines doppelseitigen Konzepts hat das SaarLab auch bundesweit sichtbar werden lassen: Der Laborverbund erhielt soeben einen Leuchtturm
vom Bundesforschungsministerium – Symbol für eine 60 000 Euro schwere Förderung. Aus 85 Anträgen war das Saarbrücker Konzept zusammen mit zehn weiteren Projekten ausgewählt worden, die jetzt je zehn- bis sechzigtausend Euro
erhalten. Den sinnbildlichen Leuchtturm für Wissenschaft zum Anfassen, Ausprobieren und Verstehen nahm Prof. Hempelmann im April im Science Center
phæno in Wolfsburg entgegen, wo „LeLa“, kurz für das „Lernort Labor – Zentrum für Beratung und Qualitätsentwicklung“, seine Jahrestagung unter dem
Motto „Forschen statt Pauken“ abhielt. Die Fördergelder stellt das BMBF zur
Verfügung, Projektträger ist das Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften (IPN) an der Universität Kiel. Außer dem Ausbau der Experimente und Laborarbeiten sollen mit diesen Mitteln vor allem die FachdidaktikVeranstaltungen für Lehramtsstudiengänge finanziert werden.
CE
www.saarlab.de
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Regler
campus 3/2006
Bundesweites Leuchtturm-Projekt
Leuchtturm für Wissenschaft zum Anfassen, Ausprobieren und Verstehen – Projektleiter Prof. Dr. Rolf Hempelmann nahm
im April die Auszeichnung für das SaarLab
entgegen.
Foto: Anne Axt
campus international
campus 3/2006
16
Deutsch-Französische Hochschulkooperation:
Drittes Biologen-Schnuppertreffen
Zweiter Transatlantischer Dialog
Eine Gruppe von rund 40 angehenden Biologen der Université Louis Pasteur Strasbourg hat im Mai zusammen mit ihren Professoren das Zentrum für Human- & Molekularbiologie (ZHMB) der Saar-Uni in Homburg besucht, um sich über Alltag und Ablauf der deutschen Biologieausbildung zu
informieren und die bestehenden Kontakte
zu vertiefen. Auf dem Programm standen
neben einer Campus-Führung und Informationen zum Erasmus-/Sokrates-Programm auch die Vorstellung einiger Forschungsaktivitäten des ZHMB aus den Bereichen Virologie, Pharmakologie und
Physiologie.
Hintergrund des „Dritten Biologen-Schnuppertreffens“ ist die Anbahnung einer engeren Zusammenarbeit in Lehre und Forschung zwischen dem ZHMB der Saar-Uni
und der „Faculté des Sciences de la Vie“
der Université Louis Pasteur Strasbourg
(ULP): Längerfristig soll in enger Kooperation und Abstimmung mit der DeutschFranzösischen Hochschule in Saarbrücken
(DFH) sowie dem Frankreichzentrum der
Saar-Uni und der ULP ein integrierter binationaler und deutsch-französischer Studiengang in der Biologie eingerichtet
werden.
red
„Die Nation auf dem Prüfstand – La nation en question – Questioning the
nation“ lautete der Titel des zweiten Transatlantischen Dialogs, der vom 28. April bis
zum 2. Mai in Metz und Saarbrücken stattfand. Die deutsch-französisch-amerikanische Begegnung von Studierenden und Wissenschaftlern aus Saarbrücken, Berlin,
Metz, Paris, Lyon und Chicago wurde vom Deutsch-Französischen Jugendwerk
(DFJW) in Kooperation mit dem Frankreichzentrum der UdS organisiert. Auf Seiten
der Saar-Uni waren der Lehrstuhl für Französische Kulturwissenschaft und Interkulturelle Kommunikation von Prof. Hans-Jürgen Lüsebrink, der Lehrstuhl für Komparatistik von Prof. Manfred Schmeling und der Lehrstuhl für Neuere und Neueste
Geschichte von Prof. Rainer Hudemann an dem interdisziplinären Seminar beteiligt.
Erstes Saar-Lor-Lux-Kolloquium der
Technischen Mechanik
Mehr als 30 Forscher aus Frankreich,
Luxemburg und Deutschland sind am
2. März zum ersten „Saar-Lor-Lux-Colloquium on Mechanics“ (SLLCM) an die
Saar-Uni gekommen. Die eintägige Veranstaltung wurde organisiert von Prof.
Stefan Diebels, Inhaber des Saarbrücker Lehrstuhls für Technische Mechanik, und Prof. Jean-François Ganghoffer
vom Institut National Polytechnique de
Lorraine in Nancy. „Ziel dieses Kolloquiums war es, in einem zusammenwachsenden Europa einen grenzüberschreitenden Austausch zwischen den
Forschern zu etablieren. Damit soll der
Weg für gemeinsame internationale Forschungsprojekte geebnet werden“, erklärt Prof. Diebels. In acht
Übersichtsvorträgen vermittelten die Referenten
ihre
aktuellen
Forschungsschwerpunkte.
Die Themen reichten von
der „Parameteridentifikation in der nichtlinearen
FestkörpermechaProf. Stefan Diebels nik“ bis zur „Mechanischen Modellierung von Materialien mit Mikrostruktur“.
Es zeigte sich, dass die Forschungsgebiete der beteiligten Wissenschaftler
zum Teil sehr nah zusammenliegen.
Prof. Diebels sieht das Ziel gemeinsamer Projekte im Bereich der Mechanik
daher näher rücken. Der Termin für das
nächste SLLCM steht bereits fest: Am
1. März 2007 treffen sich die Forscher in
Nancy.
Thomas Jörn
Foto: Veronika Wetzel
W
as bedeutet nationale Identität für Deutsche, Franzosen und Amerikaner?
Wie wird das Nationale diesseits und jenseits des Atlantiks inszeniert? Wo
liegen die Grenzen des Nationsbegriffs? Über diese Fragen diskutierten rund 60
Wissenschaftler und Studierende aus Deutschland, Frankreich und den USA im
Rahmen des zweiten Transatlantischen Dialogs. In Vorträgen und trinationalen
Workshops hatten die Teilnehmer Gelegenheit, sich aus politik-, geschichts-,
kultur- und literaturwissenschaftlicher Perspektive mit dem Begriff der Nation
auseinander zu setzen. Dabei wurde deutlich, dass die Bedeutung und der
Umgang mit der Nation und dem Nationalen nicht nur vor dem kulturellen und
zeitgeschichtlichen Hintergrund variiert, sondern auch vom jeweiligen thematischen Kontext abhängig ist. Während beispielsweise die Sportberichterstattung
für eine Auflösung des Nationalen keinen Raum lässt, ist Vielsprachigkeit und
Internationalität in fiktionalen Texten heute gang und gäbe. Dass in Grenzregionen nationale Unterschiede dekonstruiert werden, konnte Prof. Hudemann
bei einer Stadtführung in Metz veranschaulichen. Am Beispiel des Metzer Bahnhofsviertels zeigte er, wie sich ursprünglich national geprägte deutsche und
französische Prinzipien der Stadtplanung miteinander verflochten haben. Auf
dem Programm stand auch eine Exkursion zu den Kriegsgräbern von Verdun, die
ein Beispiel für die nationale Erinnerungspolitik Frankreichs darstellen. Den
Seminarteilnehmern gefiel besonders die interkulturelle Zusammensetzung der
Gruppe. „Durch die gemischten Arbeitsgruppen hatten wir Gelegenheit, uns
kennen zu lernen. Abends sind wir gemeinsam weggegangen, zum Beispiel in
ein Konzert in Metz“, erzählt Nina Henke, die an der FU Berlin FrankreichStudien studiert. Die Veranstaltung stand unter der Schirmherrschaft des saarländischen Wissenschaftsministers Jürgen Schreier und des Präsidenten des
Lothringer Regionalrats Jean-Pierre Masseret.
Veronika Wetzel
Der Transatlantische Dialog wurde vom Deutsch-Französischen Jugendwerk
(DFJW) ins Leben gerufen. Mit Hilfe der trinationalen Begegnung soll die Annäherung und das gegenseitige Verständnis von jungen Europäern und Amerikanern gefördert werden. Beteiligt sind die beiden deutsch-französischen „Hochschultandems“, Universität des Saarlandes/Université Paul Verlaine Metz und Freie Universität Berlin/Sciences Po Paris sowie zusätzlich die Ecole Normale Supérieure –
Lettres et Sciences Humaines (ENS-LSH) in Lyon und, auf amerikanischer Seite,
die Northwestern University Chicago. Der erste Transatlantische Dialog fand 2004
in Chicago statt.
Forschung
Die „Digitale Fabrik“ der Zukunft
Die technische Produktionsplanung von Pkw und Nutzfahrzeugen
steht im Mittelpunkt des Projektes „my-Car“, an dem sich der
Lehrstuhl für Fertigungstechnik/CAM unter der Leitung von
Professor Helmut Bley seit Mai 2006 beteiligt. Das Projekt mit
dem vollständigen Titel „Flexible assembly processes for
the Car of the Third Millennium“ wird von der EU gefördert
und läuft über fünf Jahre.
N
VDI-Förderpreise für
herausragende
Studienleistungen
Der Verein Deutscher Ingenieure an
der Saar (VDI BV Saar e.V.) vergibt
alljährlich Preise für die besten Diplomarbeiten in den technischen Studiengängen der Saar-Uni und der Hochschule für Technik und Wirtschaft
(HTW). Die in diesem Jahr ausgezeichneten Studenten der Universität des Saarlandes sind: Armin Sossong, Systemund Elektrotechnik („Untersuchungen zur schnellen Detektion und Identifikation von
Gasen nach Einschalten von Halbleiter-Gassensoren“ bei Prof. Andreas Schütze),
Marco Müller, Produktionstechnik („Erarbeitung eines neuen Konzeptes zur Dokumentation von Prozessdaten im Schnittstellenbereich zwischen digitaler Entwicklung
und Planung“ bei Prof. Christian Weber) und Wolfgang Schäf, Werkstoffwissen-
Modell einer Rohbauzelle als Ausschnitt
aus der „Digitalen Fabrik“: Die digitale Umgebung gestattet es, die Leistungsfähigkeit
der Anlage zu untersuchen, ohne dass
diese dafür bereits real bzw. prototypisch
vorhanden sein muss.
17
Im Teilprojekt 7 „Training Activities“ geht es darum, wichtige Informationen und gesammeltes Knowhow aus den abgeschlossenen Teilprojekten 1 bis 6 zu selektieren, um
auf dieser Basis eine Art „elektronisches Handbuch“ realisieren zu können. Das Handbuch soll als Grundlage für spätere Fortbildungsmaßnahmen dienen.
Lars Weyand /GS
Arbeiten an der „Digitalen Fabrik“ der Zukunft: Prof. Dr. Helmut Bley (l.) und Dipl.Ing. Lars Weyand
Die vom Verein Deutscher Ingenieure ausgezeichneten Studenten der UdS und der HTW:
v.l.: Peter Frey (HTW), Wolfgang Schäf (UdS),
Denis Roth (HTW), Marco Müller (UdS), Armin
Sossong (UdS) und Christian Wendel (HTW)
schaften („Lokale Wechselwirkung von
kurzen Rissen mit Korngrenzen“ bei
Prof. Horst Vehoff). Die Urkunden und
ein Preisgeld von je 400 Euro nahmen
die Nachwuchswissenschaftler auf der
Jahresmitgliederversammlung entgegen. Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in den technischen
Studiengängen an den Universitäten
und Hochschulen des Saarlandes ist
eines der obersten Ziele des VDI. GS
campus 3/2006
euwagen sollen noch mehr als bisher auf die individuellen Wünsche der Käufer abgestimmt werden. Vorstellbar wäre, dass der Kunde in Zukunft
beispielsweise das Antriebskonzept (Front-, Heck- oder
Allradantrieb) oder die Gestaltung des Innenraums (Anordnung der Instrumente, Anordnung der Sitze, Position der Schalter)
individuell wählen kann, wobei die Produktion der unterschiedlichen
Fahrzeuge nach Möglichkeit auf ein und derselben Produktionslinie stattfinden
soll. Noch flexibler auf die persönlichen Wünsche der Autokäufer einzugehen, ist
eines der Hauptziele der europäischen Automobilhersteller, die sich an dem Projekt „my-Car“ beteiligen. Insgesamt 20 Teilnehmer arbeiten gemeinsam an dem
EU-geförderten Projekt, darunter die Automobilhersteller DaimlerChrysler,
Ford, Fiat und Volvo sowie namhafte Zulieferer, IT-Unternehmen und Universitäten. Das Forschungsvorhaben will neue Ansätze für die zukünftige technische
Produktionsplanung von Fahrzeugen entwickeln, die unter anderem dafür sorgen
sollen, dass individuelle Kundenwünsche besser berücksichtigt werden können –
und das unter wirtschaftlich sinnvollen Gesichtspunkten. Dies setzt einen flexiblen Herstellungsprozess voraus. Zur Auslegung einer solchen variablen Produktionsstätte wird die „Digitale Fabrik“ – ein Synonym für die durchgängige,
methodenbasierte IT-Unterstützung bei der Planung und Steuerung von Produktionseinrichtungen – eine Schlüsselrolle spielen. Neben der gezielten Ausrichtung auf den Kunden sind weitere Ziele des Projekts die Verkürzung der Produktionsanlaufzeiten, die Verbesserung der Produktqualität und die Reduzierung der
Investitionskosten sowie der Kosten im Bereich Montage/Rohbau. Aus den Ergebnissen von „my-Car“ verspricht sich die europäische Automobilindustrie
entscheidende Wettbewerbsvorteile.
Der Lehrstuhl für Fertigungstechnik/CAM ist an mehreren von insgesamt neun
Teilprojekten beteiligt. Besonders intensiv ist er im Teilprojekt 3 „Virtual
Assembly Plant“ und im Teilprojekt 7 „Training Activities“ tätig. Im Teilprojekt
„Virtual Assembly Plant“ soll, im Sinne der „Digitalen Fabrik“, ein Konzept
zum umfassenden Einsatz digitaler Modelle in der technischen Produktionsplanung erarbeitet werden, denn ein durchgängiger digitaler Ansatz existiert bisher nicht. So gibt es zum Beispiel Probleme hinsichtlich der Datendurchgängigkeit im Übergangsbereich zwischen der Produktentwicklung und der Prozessplanung.
Medizin
Andreas-Grüntzig-Forschungspreis für Dr. Bruno Scheller
Dr. Bruno Scheller, Kardiologe an der Klinik für
Innere Medizin III (Leitung: Prof. Michael
Böhm), hat den Andreas-Grüntzig-Forschungspreis der Deutschen Gesellschaft für
Kardiologie erhalten. Seine Forschungsarbeit
beschreibt neuartige Methoden zur Verhinderung der Wiederverengung von Herzkranzgefäßen nach Kathetereingriffen.
Dabei stellt Dr. Scheller auch die Ergebnisse der weltweit ersten Untersuchung zu medikamentenbeschichteten Ballonkathetern vor.
G
18
efäßverengungen der Herzkranzgefäße sind Ursache
der koronaren Herzkrankheit, die als Volkskrankheit
Nummer eins gilt. Sie wird durch Gefäßerweiterung mittels
Ballonkatheter behandelt. Seit den 90er Jahren wurden
Verbesserungen durch die zusätzliche Implantierung von
„Stents“ erzielt; das sind flexible Edelmetallgeflechte zur
Überbrückung verengter Blutgefäße. Sie geben ein wachstumhemmendes Medikament ab und verringern die Wiederverengung der Herzkranzgefäße. Allerdings ist ihre
Wirksamkeit auf das unmittelbare Gewebe um den Stent
begrenzt, so dass das Problem der Wiederverengung der
Herzkranzarterien zwar verringert, aber nicht gelöst
werden konnte.
Mit dem Andreas-Grüntzig-Forschungspreis der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie werden klinisch tätige Mediziner ausgezeichnet, deren wissenschaftliche Arbeiten sich mit der Behandlung von
Erkrankungen der Herzkranzgefäße beschäftigen. Der Preis ist nach
dem Arzt Prof. Andreas Grüntzig benannt, der 1977 die erste Gefäßerweiterung am Herzen mit einem Ballonkatheter durchgeführt hat.
Hermann NeubergerWissenschaftspreis 2006
Homburger Mediziner erhält
Bruno Kisch-Preis
wei Wissenschaftlerinnen des Instituts für Sport- und
Präventivmedizin, das von Prof. Wilfried Kindermann
geleitet wird, wurden mit dem Hermann NeubergerWissenschaftspreis ausgezeichnet. Er wird alle zwei Jahre
für hervorragende sportwissenschaftliche und sportmedizinische Arbeiten verliehen. Den ersten Preis erhielt Dr.
Veneta Rochette für ihre Dissertation „Kernspintomographische Untersuchung der rechts- und linksventrikulären
Muskelmasse und Funktion bei Ausdauerathleten mit
Sportherz und untrainierten Kontrollprobanden“. Sie
konnte erstmals mit bildgebenden Verfahren nachweisen,
dass das Sportherz ein harmonisch vergrößertes Herz ist.
Darüber hinaus haben die Befunde Bedeutung für die
Abgrenzung krankhafter Veränderungen des Herzens. Der
zweite Preis wurde an Friederike Rosenberger für ihre
Diplomarbeit „Kalorienverbrauch und Substratumsatz
beim schnellen und langsamen Dauerlauf einer gegebenen
Strecke“ verliehen. Die Untersuchungsergebnisse beleben
die Diskussion über das wirksamste Training zur Fettverbrennung. Danach können beim Laufen in schnellerem
Tempo und kürzerer Zeit genauso viele Kalorien verbraucht und Fett verbrannt werden wie beim langsameren
Laufen in längerer Zeit. Die Preis-Verleihung erfolgte im
Rahmen eines Festaktes. Kindermann unterstrich in seiner
Laudatio die Praxisrelevanz der
Befunde, die zwischenzeitlich
in führenden Fachzeitschriften
veröffentlicht worden sind. red
Für seine herausragende Arbeit zum Vorhofflimmern hat Dr.
Hans-Ruprecht Neuberger den Bruno Kisch-Preis der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie erhalten. Der Mediziner
arbeitet in der rhythmologischen Arbeitsgruppe der kardiologischen Klinik (Innere Medizin III) unter Leitung von Professor
Michael Böhm und Privatdozent Dr. Christian Mewis.
Z
campus 3/2006
Zusammen mit der Charité in Berlin (Prof. Ulrich Speck)
hat Privatdozent Dr. Bruno Scheller ein Verfahren entwickelt, um einen Ballonkatheter mit einem wachstumhemmenden Mittel zu beschichten. Wird der Ballonkatheter zur
Erweiterung verengter Arterien eingesetzt, so wandert der
Wirkstoff in die Gefäßwände. Dies führt zu einer ausgeprägten Hemmung der unerwünschten Wiederverengung,
wie der Homburger Wissenschaftler in einer Studie unter
Beteiligung von fünf deutschen Unikliniken nachweisen
konnte: Rund 40 Prozent der Patienten, die mit dem herkömmlichen Ballonkatheter behandelt worden waren, litten nach sechs Monaten an einer erneuten Verengung des
Herzkranzgefäßes. In der Gruppe der Patienten, die mit
dem beschichteten Ballonkatheter behandelt worden waren, lag die Rate bei nur neun Prozent – außerdem waren
die Verengungen der Gefäßwände deutlich geringer. GS
V.l.: Friederike Rosenberger, Prof.
Wilfried Kindermann und Dr. Veneta
Rochette.
Foto: privat
D
ie Arbeit von Dr. Hans-Ruprecht
Neuberger trägt den Titel: „Die Entwicklung eines Substrats für Vorhofflimmern während chronischer Vorhofdilatation“. Sie beschäftigt sich mit dem
Vorhofflimmern, der häufigsten Herzrhythmusstörung. Etwa ein Prozent der
Allgemeinbevölkerung ist Der Präsident der Deutschen
betroffen, wobei ältere Men- Gesellschaft für Kardiologie/
schen häufiger darunter lei- Herz- und Kreislaufforschung
den (zehn Prozent der über Prof. Rainer Dietz (l.) übergibt
Urkunde an Dr. Hans80-Jährigen). Die Ergebnisse die
Ruprecht Neuberger.
der experimentellen Untersuchungen der Arbeit sind Grundlage für eine Differenzialdiagnostik des Vorhofflimmerns und können in Zukunft
eine besser angepasste Therapie mit exakterem NutzenRisiko-Verhältnis ermöglichen. Die größte klinische und
sozioökonomische Bedeutung des Vorhofflimmerns liegt in
einem etwa fünffach erhöhten Schlaganfallrisiko. Doch
auch die Sterblichkeit ist verdoppelt. Mit dem Bruno
Kisch-Forschungspreis werden experimentell oder klinisch
tätige Mediziner oder Naturwissenschaftler ausgezeichnet,
deren wissenschaftliche Arbeiten sich mit Fragen der HerzKreislaufforschung beschäftigen, unter besonderer Berücksichtigung von Herzrhythmusstörungen. In diesem Jahr
wurden zwei Preisträger geehrt.
Roger Motsch
Im April wurde an der
Medizinischen Fakultät
ein neues Koordinationszentrum für eLearning in der Medizin, kurz
CHELM®, gegründet.
Es soll die Fakultät und
das Schulzentrum des Universitätsklinikums bei der Verbesserung von Lehre und Forschung durch den Einsatz Neuer
Medien unterstützen. Initiiert wurde das „Coordination Center
Homburg eLearning in Medicine“ vom Studiendekan der Medizinischen Fakultät Prof. Norbert Graf gemeinsam mit Dr.
Christoph Igel (Kompetenzzentrum „Virtuelle Saar Universität“) und Dr. Gregor Hohenberg (Schulzentrum des Universitätsklinikums).
Medizin
eLearning in der Medizin:
Neue Impulse für die medizinische Lehre
19
D
Das Koordinationszentrum steht unter der Leitung von Studiendekan Prof.
Norbert Graf und unter stellvertretender Leitung von Gregor Hohenberg vom
Schulzentrum. Im Rahmen der Gründungsveranstaltung betonte Graf: „Die Verknüpfung der medizinischen und zahnmedizinischen Studiengänge und des
Schulzentrums auf einem Gelände ist für die gesamte Bundesrepublik einmalig
und sehr innovativ“.
Elf eLearning-Projekte in der Medizinischen Fakultät
Die Universität des Saarlandes fördert mit insgesamt 200 000 Euro aktuell 35
Projekte, in denen internetbasierte Lehr- und Lernmaterialien für Studium und
Weiterbildung entwickelt werden. Alleine elf dieser neuen eLearning-Projekte
werden von der Medizinischen Fakultät und dem Universitätsklinikum des Saarlandes umgesetzt. Beispielsweise im Bereich der Zahnersatzkunde, Infektiologie, Kinderheilkunde, Pathologie, Unfall- und Herz-Thorax-Chirurgie, Rechtsmedizin, Histologie und Mikroskopie: Mit eLearning-Tools können histologische Schnitte virtuell mikroskopiert werden; ein digitales Hirn- und Schädelmodell in 3-D kann in anatomischen oder chirurgischen Kursen genutzt werden.
Ebenso steht für die Diagnostik arbeitsbedingter Erkrankungen inzwischen ein
eLearning-Modul für die studentische Lehre, die Ausbildung im Praktischen Jahr
und in der Facharztweiterbildung zur Verfügung. (Auflistung aller geförderten
Projekte in campus 1/2006).
Röntgenbild mit einer Darstellung der
Beingefäße. Für die Herstellung computergestützter Lehrwerkzeuge werden solche
statischen Bilder in Videos umgewandelt
und mit einem gesprochenen Kommentar
versehen.
Nutzung in Forschung und
Entwicklung
Der Einsatz der Neuen Medien soll
im Rahmen von CHELM® nicht nur
für eLearning, sondern auch für
eScience und somit für die breite
Nutzung der neuen Informationstechnologien in Forschung und Entwicklung gefördert werden. So wird ein
ständiger Austausch mit der IT-Wirtschaft und der Industrie stattfinden.
Es ist geplant, das Koordinationszentrum in das bestehende Kompetenzzentrum
Molekulare
Medizin
(KOMM) der Medizinischen Fakultät
zu integrieren. KOMM fördert die
Aus- und Weiterbildung von wissenschaftlichem Nachwuchs und von Absolventen mit exzellenten Arbeitsplatzchancen.
Gregor Hohenberg/GS
Weitere Informationen unter:
www.chelm4you.de
campus 3/2006
ie Vorteile der neuen Medien in der Lehre sind vielfältig: Einerseits können zum Beispiel visuelle Informationen besser aufbereitet, praktische Untersuchungsabläufe eindeutiger präsentiert, schwierige Untersuchungen simuliert und die Interpretation von Befunddaten geübt werden. Andererseits erlauben solche digitalen Lernmedien, dass unabhängig von Zeit und Raum gelernt werden kann. Die strategischen Ziele von CHELM® gehen aber deutlich weiter. So
wird der Computer nicht nur als passiver Multiplikator von Lerninhalten genutzt,
sondern als Kommunikationsmedium verstanden: In Zukunft können neue,
optimierte Lernszenarien geschaffen werden – so lassen sich die Unterrichtsfächer besser verknüpfen und die Lernwege individualisieren. CHELM® soll
auf diese Weise den Einsatz der neuen Medien sowohl in den Studiengängen der
Medizinischen Fakultät fördern, als auch die Ausbildung von Schülern des
Schulzentrums des Universitätsklinikums unterstützen – die Aktivitäten werden
sich auf alle Bereiche der Ausbildung, Weiterbildung und der Prüfungen in den
Gesundheitsberufen erstrecken.
Medizin
Stadt Homburg
stiftet Gastprofessur
für Lehre
Harvard-Professor Thomas Aretz ist
erster Inhaber der Gastprofessur in der
Medizinischen Fakultät.
B
20
esondere Anstrengungen zur
Optimierung der Lehre hat die
Medizinische Fakultät der Universität
im diesjährigen Sommersemester
unternommen. Unterstützt wurde sie
dabei von der Universitätsstadt Homburg, die als Ausdruck der engen Verbundenheit mit „ihrer“ Fakultät eine
Gastprofessur gestiftet hat. Damit war
es möglich, zur Weiterbildung der
Lehrenden einen international renommierten Didaktik-Experten zu verpflichten. Erster Inhaber dieser Gastprofessor für Lehre ist Professor H.
Thomas Aretz. Er ist „Vice President
for Education“ von Harvard Medical
International (HMI) und Pathologe
am Massachusetts General Hospital in
Boston. Im Rahmen seiner Gastprofessur hielt Prof. Aretz einen öffentlichen Vortrag zum Thema: „Stellen-
Gastprofessor Thomas Aretz
im Kurs „Teach the Teachers“.
Foto: Med. Fak.
wert der Lehre für Universitäten und im Besonderen für Medizinische
Fakultäten.“ Studiendekan Prof. Norbert Graf unterstrich die Bedeutung der
neuen Gastprofessur: „Gute Lehre war und muss an Universitäten zu den Hauptaufgaben von Hochschullehrern zählen. Diese ureigene Aufgabe der Universität
muss wieder stärker in den Mittelpunkt der Fakultäten gerückt werden.“
ML
Thomas Aretz wurde am 5. September 1948 in Obernburg am Main geboren. Nach
dem Abitur ging er zum Studium in die USA. Er nahm 1972 für Deutschland an den
Schwimmwettbewerben der Olympischen Spiele in München teil, setzte sein Studium
aber in den USA fort, wo er 1977 an der Harvard Medical School den Grad eines
Medical Doctors erwarb. Schwerpunkt seiner Forschung und klinischen Arbeit ist die
kardiovaskuläre Pathologie. Seit 1999 arbeitet Thomas Aretz für Harvard Medical
International (HMI). Er ist dort als Direktor verantwortlich für Ausbildungsprogramme
und internationale Partnerschaften.
Neue Arbeitsgruppe zur
EU-weiten Vernetzung in der Krebsforschung
Eine europaweite Vernetzung klinischer
molekulargenetischer und weiterer wissenschaftlicher Daten innerhalb von klinischen Studien zum Thema Krebs ist
das Ziel des EU-Projektes ACGT on
Cancer (Advancing Clinico-Genomic
Trials on Cancer), an dem die Universität des Saarlandes beteiligt ist. Dazu
wurde eine neue Arbeitsgruppe gebildet. Sie steht unter der Leitung von Professor Norbert Graf, Direktor des Universitätsklinikums für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie.
campus 3/2006
A
n zahllosen Kliniken, Forschungsinstituten und Universitäten werden weltweit Studien durchgeführt, die alle eines gemeinsam haben: im Kampf gegen den Krebs ein
Stück weiter voranzukommen. Das
europaweite Projekt ACGT on Cancer
(Advancing Clinico-Genomic Clinical Trials on Cancer) will mit einer
vernetzten Datenbankarchitektur zu
Krebserkrankungen für stärkere Interaktionen zwischen klinischen Ärzten
und Wissenschaftlern sorgen. Hierdurch sollen neue Erkenntnisse aus der
Krebsforschung dem Patienten schneller zu Gute kommen. So soll die Plattform
ermöglichen, schneller und effizienter die individuell maßgeschneiderte Therapie für den einzelnen Patienten zu finden.
Zu einem ersten Treffen der neuen Arbeitsgruppe für das
europaweite Projekt kamen im April Wissenschaftler aus
Deutschland, der Schweiz, Belgien, Italien, den Niederlanden, Polen und Griechenland im Institut für Formale
Ontologie und Medizinische Informatikwissenschaften
(IFOMIS) auf dem Saarbrücker Campus zusammen. Unter
der Leitung von Prof. Barry Smith, Direktor von IFOMIS,
wollen die Saarbrücker Wissenschaftler in den nächsten
vier Jahren ein Datennetzwerk für Tumorerkrankungen
Prof. Dr. Norbert Graf
aufbauen. Modellprojekt ist der Wilmstumor, ein bösartiger Nierentumor, der hauptsächlich im Kindesalter auftritt. Dazu arbeitet das Universitätsklinikum für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie in Homburg mit
IFOMIS und dem Fraunhofer Institut in St. Ingbert zusammen. Neben Medizinern sind auch Philosophen, Informatiker und Experten für Datensicherheit an diesem Projekt
beteiligt: IFOMIS und das Fraunhofer Institut in St.
Ingbert helfen den Homburger Ärzten, aus Patientendaten
ein Netzwerk zu erstellen, auf das sie schnell Zugriff haben und das alle notwendigen Informationen enthält.
Prof. Dr. Barry Smith
GS
Medizin
Homburger Graduiertenkolleg
mit TU Kaiserslautern geht in
die zweite Förderperiode
Im April 2006 ging das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Graduiertenkolleg 845 mit dem Titel
„Molekulare, physiologische und pharmakologische Analyse von
zellulärem Membrantransport“ in die zweite Runde. In der neuen
Förderperiode von anderthalb Jahren fließen etwa 600 000 Euro
an die Saar-Uni und die TU Kaiserslautern.
D
as Graduiertenkolleg wird von beiden Hochschulen ge- Das Team des Graduiertenkollegs: Die Professoren, Postdoktomeinsam getragen: Sprecher ist Prof. Ekkehard Neuhaus randen und Doktoranden von der Saar-Uni treffen sich regelmäßig
(Kaiserslautern), stellvertretender Sprecher Prof. Richard mit ihren Kollegen von der TU Kaiserslautern. Foto: Med. Fak.
Zimmermann (Homburg). Seit April 2003 arbeiten elf ProfesDr. Saeed Kkoursandi die Reinigung
soren, vier Postdoktoranden und 20 Doktoranden aus aller Welt erfolgreich auf
und Identifizierung des Transportprodem Gebiet des Membrantransports zusammen. Von der Universität des Saarteins gelingen – ein Protein, nach dem
landes wirken neben Prof. Zimmermann die Professoren Veit Flockerzi, Markus
seit etlichen Jahren von verschieHoth, Jens Rettig, Axel Scheidig und Manfred Schmitt mit.
denen Arbeitsgruppen auf der ganzen
Die Forschung des Kollegs konzentriert sich auf den Stoffaustausch über
Welt gesucht wird.
Membranen einzelner Zellen bzw. Zellorganellen, ohne den ein Organismus
Die Studierenden haben im Kolleg
nicht lebensfähig wäre. Damit Stoffe ausgetauscht werden können, sind spezielle
nicht nur die Möglichkeit, in optimaTransportproteine nötig. Während der vergangenen drei Jahre konnten die beteilem Umfeld zu forschen, sie können
ligten Forscher mehrere dieser Proteine erfolgreich charakterisieren. Beispielsdarüber hinaus fachübergreifend Zuweise fand die Postdoktorandin Dr. Ilka Haferkamp Bedingungen, unter denen
satzqualifikationen erwerben. Die ersein Transportprotein in funktioneller Form aus seiner natürlichen Membran herten Promotionen wurden mittlerweile
ausgelöst und in künstliche Membranen eingebaut werden kann. Darüber hinaus
erfolgreich abgeschlossen, und alle
konnte sie das Protein im Hinblick auf seinen Mechanismus und seine Empneuen Doktoren haben sofort den Einfindlichkeit gegenüber verschiedenen Hemmstoffen charakterisieren. Darauf
stieg ins Berufsleben geschafft. GS
aufbauend sollte in der laufenden Förderungsperiode Haferkamps Nachfolger
M
it den diesjährigen Calogero-Pagliarello-Studien- und -Forschungspreisen wurden die beiden Biologinnen Dr.
Stephanie Schäfer und Dr. Petra Weißgerber
ausgezeichnet. Sie nahmen die Preise im
Rahmen der Promotions- und Examensfeier
der Medizinischen Fakultät entgegen.
Schäfer erhielt den Studienpreis für ihre
Untersuchungen über den Einfluss von
Kupfer auf die Alzheimer-Erkrankung, die
sie unter der Leitung von Professor Thomas
Bayer durchführte. Sie arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung
Neurobiologie der Klinik für Psychiatrie
und Psychotherapie.
Weisgerber wurde für ihre Untersuchungen über die Zusammenhänge zwi- Die Preisträgerinnen: Petra Weißgerber (l.)
schen spannungsabhängigen Kalzium- und Stephanie Schäfer. Foto: simmet press
kanälen und der embryonalen Entwicklung des kardiovaskulären Systems ausgezeichnet. Die promovierte
Biologin führte die Arbeit in der Experimentellen und Klinischen Pharmakologie
(Prof. Veit Flockerzi) in der Arbeitsgruppe von Prof. Marc Freichel durch.
Der Calogero-Pagliarello-Preis ist mit insgesamt 5 000 Euro dotiert und geht
auf den St. Ingberter Schlosser Calogero Pagliarello zurück. Der aus Sizilien
stammende Handwerker verstarb im Dezember 1991 im Alter von 84 Jahren und
hinterließ der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes 600 000
Mark, die in eine Stiftung zur Förderung von Forschung und Studium auf dem
Gebiet der Medizin eingebracht wurden.
GS
Neue Doktorandenschule für
Alzheimer-Forschung
Die UdS erhält als koordinierende
Universität von der EU Fördergelder in
Höhe von 1,8 Millionen Euro zum
Aufbau einer internationalen Graduiertenschule zur Alzheimer-Forschung.
An dem Forschungsvorhaben sind ein
Wissenschaftler-Konsortium aus den
Niederlanden, Belgien, Frankreich und
Deutschland mit insgesamt elf Universitäten und drei Pharma-Firmen beteiligt. Die Leitung hat Prof. Thomas
Bayer von der Klinik für Psychiatrie der
Universität des Saarlandes (Leitung:
Prof. Peter Falkai), der auch die weltweit erste Kupfer-Therapiestudie mit
Alzheimer-Patienten betreut (campus
2/06).
An der Graduiertenschule sollen zehn
Doktoranden aus ganz Europa teilnehmen. Forschungsschwerpunkte sind
die Zusammenhänge zwischen den
krankhaften Veränderungen und biochemischen und zellulären Prozessen.
Insbesondere werden dabei die Integrität des Nervensystems und komplexe Hirnfunktionen untersucht wie
zum Beispiel Gedächtnisleistungen.
GS
Weitere Informationen unter:
http://www.neurad-alzheimer.de
campus 3/2006
Calogero-Pagliarello-Preise
21
Forschung
Biologische Barriere im Zellkulturmodell:
die Schleimhaut der Lungenbläschen (rot:
Zellkerne; grün: Zell-Zellverbindungen)
Foto: C.-M. Lehr
S
22
der Arbeitsgruppe von Prof. Claus-Michael Lehr. Die Koordination des Projekts
liegt beim Forschungszentrum Karlsruhe.
„Es geht darum, die Folgen abzuschätzen und eventuelle Risiken früh zu erkennen und vorzubeugen“, erklärt Lehr. „Die Forschungen sollen dazu beitragen,
dass sichere Produkte entwickelt werden zum Schutz von Mensch und Umwelt.
Damit einher geht gleichzeitig die Akzeptanz der Nanotechnologie und mit ihr
auch ihr Markterfolg.“ Der Saarbrücker Experte für Pharmazeutische Technologie bringt seine Expertise auf dem Gebiet der biologischen Barrieren ein, also
der körpereigenen Hindernisse für Krankheitserreger wie Haut oder Schleimhäute: Saarbrücker Spezialität sind die Zellkulturmodelle, bei denen menschliche
oder tierische Zellen so angezüchtet werden, dass sie im Reagenzglas eine
lebende Kopie der Barriere bilden, der sie entstammen. Anhand der Zellkulturmodelle der Lungenschleimhaut – Prof. Lehr und seinem Team war es im Jahr
1999 als erster Gruppe weltweit gelungen, menschliche Lungenzellen in der-
Saarbrücker Forschung für
Sicherheit in der Nanotechnologie
elbstreinigende Autolacke,
kratzfest beschichtete Brillen, Computer-Chips mit ungeahnter Speicherkapazität – die
Nanotechnologie hält im Eiltempo
Einzug in nahezu alle Bereiche des
täglichen Lebens. Ein riesiger Markt
mit enormem Wachstumspotenzial tut
sich auf. 100 Milliarden Euro beträgt
das Weltmarktvolumen heute; in den
nächsten Jahren soll sich der Betrag
verzehnfachen. Aber welche Risiken
birgt die Revolution in der Welt der
millionstel Millimeter für Gesundheit
und Umwelt? Bundesforschungsministerium und Industrie haben sich
jetzt zusammengetan, um gemeinsam
die Auswirkungen industriell hergestellter Nanopartikel zu untersuchen.
Rund 7,6 Millionen Euro investieren
sie in das Projekt NanoCare. Zum
Kreis der dreizehn Partner aus Industrie und Wissenschaft, denen Unternehmen wie Degussa, BASF oder die
Bayer MaterialScience AG angehören,
zählt auch die Saar-Universität mit
artiger Form anzuzüchten – werden die Forscher untersuchen, was beim Einatmen von Nanopartikeln passiert, wenn sie auf diese zelluläre „Luft-BlutSchranke“ der Lunge treffen: Werden sie dort zurückgehalten oder überwinden
sie diese Barriere in bestimmtem Ausmaß, und auf welchem Wege geschieht
dies? „Wir erwarten durchaus, einige konkrete Antworten bzw. Lösungsvorschläge entwickeln zu können: So werden wir etwa versuchen, kritische Eigenschaften für Nanopartikel zu finden, die nicht mehr die Barriere überwinden“, so
Lehr. Außerdem erhoffen sich die Wissenschaftler, die verwendeten Zellkulturmodelle, welche möglicherweise auch einmal Tierversuche ersetzen können,
weiter zu verbessern.
CE
Forschungspreis für Professor Lehr
Für seine herausragenden Arbeiten auf dem Gebiet der pharmazeutischen Wissenschaften ist der Saarbrücker Lehrstuhlinhaber für Biopharmazie und Pharmazeutische Technologie, Prof. Claus-Michael Lehr, mit
dem APV-Forschungspreis 2006 der Internationalen Arbeitsgemeinschaft
für Pharmazeutische Verfahrenstechnik e.V. (APV) ausgezeichnet worden. Der Preis wird von einer international besetzten Jury alle zwei Jahre
an einen Forscher vergeben, der höchstens 45 Jahre alt
sein darf. Überreicht wurde die Auszeichnung Ende März in
Prof. Dr. Claus-Michael Lehr
Genf. Die Arbeitsgruppe von Prof. Lehr beschäftigt sich mit
dem Transport von Arzneistoffen im Körper, dem „Drug Delivery“. Ziel ist es, die Transportmechanismen zu analysieren und Verfahren zu entwickeln, die es erleichtern, die körpereigenen Barrieren wie Darm, Haut oder Lunge zu überwinden.
Veronika Wetzel
Horst-Dietrich-Hardt-Preis:
Stiftung der Saar-Uni verleiht Chemie-Forschungspreis
campus 3/2006
In Anerkennung seiner wegweisenden Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Anorganischen Metallverbindungen hat die Naturwissenschaftlich-Technische Fakultät III
der Universität des Saarlandes dem Professor für Anorganische
Festkörperchemie an der Ludwig-Maximilians-Universität München Professor Wolfgang Schnick den Horst-Dietrich-Hardt-Preis
der Elisabeth- und Prof. Dr. Horst-Dietrich Hardt-Stiftung verliehen.
Der Dekan der Fakultät, Prof. Kaspar Hegetschweiler, überreichte
dem Preisträger die mit 12 500 Euro dotierte Auszeichnung Ende
Mai auf dem Saarbrücker Campus.
Professor Dr. Wolfgang Schnick
P
Foto: privat
rofessor Schnick ist der erste Wissenschaftler, der mit dem Horst-DietrichHardt-Preis ausgezeichnet wird. Er erhält den Preis für die Entwicklung
neuer Leuchtstoffe, die unter anderem zur industriellen Anwendung von hoch
effizienten, warmweißen Leuchtdioden, den so genannten LEDs, geführt haben.
Diese Arbeit gilt als Meilenstein in der Entwicklung von LEDs für allgemeine
Beleuchtungsanwendungen.
Der Forschungspreis, der zukünftig
alle drei Jahre vergeben werden soll,
ist nach dem Wissenschaftler Dr.
Horst-Dietrich Hardt benannt, der bis
zum Jahr 1982 an unserer Universität
als Professor für Anorganische Chemie tätig war. Im Anschluss an sein
Chemiestudium in Heidelberg war der
1917 in Brüssel geborene Hardt ab
1950 zunächst als Assistent und seit
1963 als außerplanmäßiger Professor
am Chemischen Institut der SaarUniversität tätig. Das kinderlose Ehepaar Hardt stellte seinen Nachlass für
die Elisabeth- und Prof. Dr. HorstDietrich Hardt-Stiftung zur Verfügung.
Veronika Wetzel
Der Saarbrücker Forscher Dr. Helge B. Bode wird von der
Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Emmy
Noether-Programms beim Aufbau einer Nachwuchsgruppe
unterstützt. 780 000 Euro fließen für die nächsten fünf Jahre in
die Saarbrücker Biotechnologie. Dr. Bode forscht und lehrt am
Institut für Pharmazeutische Biotechnologie von Prof. Rolf
Müller.
er Nachwuchswissenschaftler untersucht den Stoffwechsel des Bakteriums Myxococcus xanthus. Bei
Nahrungsmangel – der Stresssituation für das Fortbestehen
eines jeden Organismus schlechthin – beginnen die nur
wenige Mikrometer großen Bakterien, pilzähnliche Fruchtkörper zu bilden, die mit bloßem Auge sichtbar sind. In
diesen Fruchtkörpern wandeln sich die langen dünnen Bakterien in runde Sporen um, die die Hungerzeiten dann
überdauern können. Dabei kommt es zu biochemischen
Veränderungen, die noch fast völlig unbekannt sind. Das
Forscherteam um Dr. Bode will den Fettsäure- und
Lipidstoffwechsel während dieser „Verwandlung“ genauer
unter die Lupe nehmen. Außerdem planen sie auch den
übrigen Stoffwechsel von Myxococcus xanthus zu analysieren, um weitere biochemische „Schalter“ der makroskopischen und mikroskopischen Gestaltveränderung zu
identifizieren. Die Arbeiten sind Grundlage, diese komplexen Bakterien besser zu verstehen, die mit zu den potentesten Produzenten von Antibiotika und Krebsmedikamenten zählen.
Melanie Löw
D
Dr. Martin Schichtel und Jörg Jodlauk haben es geschafft: Als erfolgreiche Unternehmensgründer haben
sie mit ihrem innovativen Produktangebot und der
starken ökologischen Ausrichtung nun auch die Jury
des GründerChampion-Wettbewerbs 2006 überzeugt.
Für ihr Unternehmen, die im August 2003 im Starterzentrum Homburg gegründete Viking Advanced
Materials GmbH (www.va-materials.com), nahmen sie bei den Deutschen Gründerund Unternehmertagen Anfang April in Berlin gemeinsam mit den Gewinnern der
anderen Bundesländer die Auszeichnung als GründerChampion entgegen.
aterialtrends for a better future“ verspricht das junge Unternehmen seinen
Kunden und scheint damit genau richtig zu liegen. Denn die Produkte –
von neuartigen Farbkörpern zum Einfärben von Kompositen bis zu fertigen
Beschichtungssystemen – sind gefragt. Das Rezept der Jungunternehmer: Man
nehme Alltagsprodukte unter die Lupe, würze sie mit den neuesten Entwicklungen aus Forschung und Wissenschaft und entwickle so „intelligente“ Produkte mit völlig neuen Eigenschaften. So werden etwa Dachziegel mit Lotus-
M
23
Dr. Helge B. Bode untersuchte die FettsäureBiosynthese von Myxococcus xanthus an der
renommierten Stanford University (USA) und
der Gesellschaft für Biotechnologische Forschung in Braunschweig. Seit Oktober 2003 ist
er an der Saar-Universität tätig; von April 2004
bis Dezember 2005 war er Juniorprofessor.
Derzeit ist er wegen des Emmy Noether-Stipendiums von der Juniorprofessur beurlaubt.
Neuer GründerChampion
aus dem Starterzentrum
„
Forschung
Viele Medikamente basieren heute
auf Naturstoffen, die aus Bakterien
oder Pflanzen gewonnen werden,
so auch 80 Prozent der Antibiotika
und Krebstherapeutika. Die Arbeitsgruppe von Professor Rolf
Müller am Institut für Pharmazeutische Biotechnologie der
Chondromyces crocatus, ein
Saar-Uni erforscht solche bioBakterienstamm, der zu den
logisch aktiven Wirkstoffe aus
Myxobakterien gehört.
Mikroorganismen. Im MittelFoto: Prof. Hans Reichenbach
punkt stehen vor allem Myxobakterien, das sind im Boden lebende Mikroorganismen, die
sich als vielseitige und ergiebige Quelle für neue Wirkstoffe
herauskristallisiert haben. So befinden sich Modellsubtanzen
wie die Epothilone und die Tubulysine als vielversprechende
Krebstherapeutika derzeit in klinischen Testphasen. Die Saarbrücker Biotechnologen untersuchen die genetischen Grundlagen der Naturstoffbildung in Myxobakterien. Neben der Identifizierung neuer Wirkstoffe versuchen sie
mit genetischen Methoden, die Produktion
zu optimieren bzw. die verantwortlichen
Biosynthesemaschinerien zu manipulieren,
um veränderte Naturstoffe herzustellen.
Im Rahmen ihrer Doktorarbeit bei Prof.
Müller analysierte Dr. Silke Wenzel Enzymsysteme, die an der Produktion verschiedener Naturstoffe aus MyxoDr. Silke Wenzel
bakterien beteiligt sind. Sie entwickelte ein Verfahren zur Herstellung myxobakterieller Substanzen in heterologen Wirtsorganismen, die leichter zu handhaben sind als die langsam wachsenden Myxobakterien. Die Studien hierzu führte sie in Saarbrücken, an der Gesellschaft für Biotechnologische Forschung
(GBF, Braunschweig) und an der Oregon State University in
den USA durch.
Ihre Doktorarbeit wurde jetzt mit dem mit 2 000 Euro dotierten
Förderpreis des Fördervereins der GBF ausgezeichnet, der für
herausragende Promotionen an der TU Braunschweig bzw.
der GBF vergeben wird.
CE
Emmy NoetherNachwuchsgruppe
erforscht gestresste Bakterien
und Selbstreinigungseffekten versehen oder Effektpigmente entwickelt,
die für den keramischen bzw. den
Porzellanbrand geeignet sind.
Beate Wehrle
Die „Viking Advanced Materials“ setzt mit
der Auszeichnung die Erfolgsserie von
Unternehmen aus dem Starterzentrum der
Saar-Universität fort, die in den vergangenen Jahren in Berlin als „Vorzeigemodelle“
der Bundesländer zu „GründerChampions“
ernannt wurden. So konnte bereits bei der
ersten Berliner Existenzgründermesse
1998 das Konzept der IMC GmbH überzeugen, 2000 siegte die Across Barriers
GmbH. Als GründerChampions folgten
Pharmacelsus GmbH (2001), Tec4u Ingenieurgesellschaft mbH (2003), e.Consult
AG (2004) und Die Touragentur (2005) –
alles Unternehmen, die in einem der Starterzentren der Universität ihre Geschäftstätigkeit begonnen haben.
campus 3/2006
Auszeichnung für
Biotechnologin
Foto: Anne Axt
campus aktuell
24
Richtfest am Praktikumgebäude der
Human- und Molekularbiologie
Beim Richtfest: v.l. Prof. Zenner (Architekturbüro
Hepp und Zenner), Minister Jürgen Schreier, Vizepräsidentin Patricia Oster-Stierle, Finanz-Staatssekretär Gerhard Wack und der Zimmermann.
900 Quadratmeter Nutzfläche, 4,5 Millionen Euro Baukosten, 460 000 Euro
wissenschaftliche Erstausstattung – soweit die Eckdaten zum neuen Gebäude:
„Für den forschungsintensiven Studiengang Biologie mit Schwerpunkt Humanund Molekularbiologie wird der Neubau
Raum für dringend benötigte Praktikumplätze schaffen“, so Universitätsvizepräsidentin Patricia Oster-Stierle beim
Richtfest, das nach neun Monaten
Bauzeit im März auf dem Saarbrücker
Campus gefeiert werden konnte. Vor
sechs Jahren war der Diplomstudiengang im Schnittfeld von Biologie und
Medizin gestartet. Gemeinsam getragen
wird er von der NaturwissenschaftlichTechnischen Fakultät III und der Medi-
Foto: CE
zinischen Fakultät. „Mit dem neuen Praktikumgebäude wird ein weiterer Baustein der Campus-Rahmenplanung fertig gestellt“, unterstrich Minister Jürgen Schreier. Glasfassaden und Sichtbeton an den
Stirnseiten geben dem Gebäude sein Gepräge, für das die Saarbrücker Architekten
Hepp und Zenner verantwortlich zeichnen. Der Neubau, der voraussichtlich im November bezugsfertig sein wird, steht – von der Hauptzufahrt der Uni aus gesehen –
rechts der Serra-Plastik. Gebäude und Außenanlagen werden so gestaltet, dass der
Platz zum Gebäude B 2 hin für Veranstaltungen genutzt werden kann; das Foyer und
der Seminarraum im Erdgeschoss können dabei mit einbezogen werden.
Die Kosten des Neubaus teilen sich Bund und Land je zur Hälfte. „Ab Januar 2007
wird durch das Auslaufen der fünfzigprozentigen Mitfinanzierung des Bundes für die
Hochschulbauförderung die Durchführung geplanter Baumaßnahmen schwieriger
werden“, so Minister Schreier, der weiter betonte: „Das Saarland wird daher künftig
größere Anstrengungen unternehmen, um die Konkurrenzfähigkeit von Forschung
und Lehre an der Universität zu sichern.“ Finanz-Staatssekretär Gerhard Wack hob
hervor, der Landesregierung sei es ein besonderes Anliegen, Forschung und Lehre
an Universität und Universitätskliniken zu fördern. Von 2000 bis 2005 seien rund 230
Millionen Euro für Bauausgaben zur Verfügung gestellt worden.
CE
Handbuch
Medienmanagement
Christian Scholz (Hrsg.), SpringerVerlag 2006, XIII, 982 S., 99,95 Euro,
ISBN: 3-540-23540-X
In der Reihe „Kunst im Präsidialamt“ sind noch bis 21. Juli Ansichten des Potsdamer Platzes
aus dem Werk des Berliner Künstlers Eberhard Franke (1936-2004) zu sehen, die die Umgestaltung des geschichtsträchtigen Ortes vom Grenzbrachland zum modernen Unternehmens- und Einkaufszentrum dokumentieren.
Organisiert wird die Ausstellungsreihe seit mehr als 23 Jahren von Prof. Karl Otto Jung.
campus 3/2006
Geographie und Fernerkundung – Eine Einführung in die geographische
Interpretation von Luftbildern und modernen Fernerkundungsdaten.
Ernst Löffler, Ulrich Honecker, Edith Stabel: 3. neubearbeitete und erweiterte Auflage,
Gebrüder Bornträger Stuttgart 2005. 287 Seiten, 29 Euro, ISBN 3-443-07140-6
Seit dem Erscheinen der ersten Auflage vor 20 Jahren hat sich die Fernerkundung mit ungebrochener Dynamik weiterentwickelt. Besonders beeindruckend sind die damals kaum für möglich gehaltenen Fortschritte in der
Satellitentechnologie und insbesondere der digitalen Aufnahmetechnik.
Daher wurde das Buch in seiner dritten Auflage nicht nur aktualisiert, sondern auch neue Schwerpunkte gesetzt. Vor allem die Ausführungen über
die digitale Bildverarbeitung und -klassifikation sowie die Radarerkundung
wurden stark erweitert. Das Studienbuch soll vor dem Hintergrund des
heutigen Stands der Technik in der Fernerkundung die Grundlagen und
Methoden ihrer Anwendung in der Geographie diskutieren und die Aussagemöglichkeiten an konkreten Beispielen erläutern. Dabei legt das Autorenteam Wert auf eine
verständliche Darstellung, ohne Vollständigkeit anzustreben. Das Studienbuch stelle „die unerlässliche Basis für das wertschöpfende Miteinander von Geographie und Fernerkundung dar“,
so Joachim Thomas (Münster) in seiner Rezension (zfv, 130. Jg., Heft 4/2005, Seite 271): „Es
dürfte für jeden Studierenden der Geowissenschaften eine wertvolle Anleitung und Hilfe sein.“
Als Nachschlagewerk richtet sich das
soeben im SpringerVerlag erschienene
Handbuch von Prof.
Christian Scholz an
Wissenschaftler,
Praktiker und Studierende. Es liefert
einen Überblick über alle wichtigen
Aspekte des Medienmanagements.
Grundlagenartikel aus interdisziplinärer
Perspektive ermöglichen ein umfassendes Verständnis der Medienbranche,
ihrer Wirkungen und Handlungsimplikationen. Führende Medien-Vertreter wie
der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann AG Dr. Gunter Thielen oder der
Intendant des Westdeutschen Rundfunks Fritz Pleitgen geben teils auch in
Interviews Einblicke in den State-of-theArt des Gebiets. Durch die Perspektiven
auch anderer, nicht betriebswirtschaftlicher Fachdisziplinen eignet sich das
Handbuch auch als Literatur für managementbezogene Fragestellungen aus
den Disziplinen Medienrecht, Medienpsychologie, Medienökonomie und
Kommunikationswissenschaft.
campus aktuell
Science Park 2: Das
Konzept geht auf!
P
robleme der Überbelegung hatte Ministerpräsident Peter Müller ihm beim Richtfest gewünscht
– der Science Park 2 scheint auf dem richtigen Wege
dahin zu sein: Das imposante Gebäude, das im
Sommer 2005 eröffnet wurde, sei bereits zu fast 90
Prozent vermarktet, so Wirtschaftsminister Hanspeter
Foto: Medienzentrum
Georgi Mitte April bei einem
Neuer Raum für unternehmerische Visionen
Presserundgang. Insgesamt
Wirtschaftsminister Georgi im Gespräch mit den Gründern
arbeiten hier mittlerweile 25
der Firma Centigrade. V.l. Minister Georgi, Jürgen Brettar
Unternehmen mit fast 150
(SBB – Saarland Bau und Boden Projektgesellschaft
Mitarbeitern. Im zwölfgembH), Simon Albers und Thomas Immich (Centigrade)
und Science-Park-Geschäftsführer Klaus Gerstner
schossigen Büroturm seien
alle Büros vermietet. Die
Laborfläche sei zu einem Drittel vergeben. Wer noch Laborraum in Kombination
mit Büro anmieten möchte, der hat im „Riegel“ genannten Teil des Gebäudes
jetzt noch Chancen.
„Der rasche Vermietungserfolg ist eine großartige Bestätigung unserer Entscheidung, im Rahmen der Innovationsstrategie fast 20 Millionen Euro für neue
und innovative Unternehmen rund um den Universitätscampus des Saarlandes zu
investieren“, so Minister Georgi. Er besuchte exemplarisch die Bühler PARTEC
GmbH, die Centigrade GmbH und die Mineway GmbH und überzeugte sich vom
Leistungsangebot der neuen Mieter. IT und Nano-Biotechnologie bilden Schwerpunkte im Themenspektrum der im Science Park 2 ansässigen Unternehmen.
Hier finden sich Firmen, die aus dem Uni-Starterzentrum herausgewachsen sind,
Firmen, die von Beginn an auf Größe und gute Laborstruktur setzen und Unternehmen, die von der wirtschaftsnahen Forschungslandschaft im Umfeld der
25
Foto: CE
Universität angezogen werden. Das
Konzept, auf die Universität und ihr
Umfeld als Impulsgeber zu setzen,
geht einmal mehr auf. Gute Aussichten also – hatte Peter Müller doch
damals beim Richtfest angemerkt,
dass er Überbelegungsprobleme gerne
mit einem Science Park 3 lösen
möchte ...
CE
Studenten informierten in Kindergärten über Medien
Sparkasse unterstützt auch
weiterhin die SULB
„Etwas springen lassen“ – die Redewendung,
die dem Brauch entstammt, die Münzen auf
den Tisch zu werfen, um ihren EdelmetallGehalt zu prüfen, passt auch hier: Seit
nunmehr acht Jahren unterstützt die
Sparkasse Saarbrücken die Saarländische
Universitäts- und Landesbibliothek. So
finanziert sie die Tageszeitungen und Ausstellungen, hilft bei Druckkosten der Leseausweise und bei der Anschaffung von
Fachliteratur, einer neuen Kamera oder
einem Poster-Display. Dieser zuverlässige
Sponsoringpartner wird der SULB auch
künftig zur Seite stehen, ja darüber hinaus
sein Engagement sogar ausweiten: Ende
April unterzeichneten der Marketingdirektor
der Sparkasse Harald Reininghaus (l.) und
SULB-Direktor Prof. Bernd Hagenau (r.) ein
Sponsoringabkommen, das eine zehnjährige
zusätzliche Unterstützung in namhafter Höhe
garantiert. Ein Unterstützungsvermerk wird
sich auf der Eingangsstele der Bibliothek
wiederfinden.
Christine Hohnschopp/Foto: Gertrud Jann
arf mein Kind fernsehen und wie
lange? Welche Sendungen darf
es sehen? Wie kann man Kindern
einen bewussten Umgang mit den
Medien beibringen? Vor diese Fragen
sehen sich Eltern heute schon früh
gestellt. Viele fühlen sich verunsichert. Studierende der Medienpsychologie setzten sich am Lehrstuhl von
Prof. Peter Winterhoff-Spurk ein Semester lang mit dem Thema „Kinder
und Medien“ auseinander. Gemeinsam mit Seminarleiterin Dr. Dagmar
Unz hatten sie die Idee, zum Abschluss des Seminars einen ElternInfo-Treff in Kindergärten anzubieten. In zwei Kindergärten gaben die
Studenten Andreas Baars, Anne Bähr,
Dagmar Cora und Daniela Peine,
unterstützt durch Dozentin Dr. Unz,
einen Einblick in aktuelle Forschungsergebnisse. Sie klärten auf, welche
Wirkungen das Fernsehen und andere
Medien wie Computerspiele haben,
welche Bedeutung Medien für die
Entwicklung der Kinder haben und
was Eltern tun können, um ihre Kinder zu einem vernünftigen Medienkonsum anzuregen. Die Eltern hatten
Gelegenheit, Fragen zu stellen und
sich auszutauschen. Und die Studierenden konnten üben, ihr erlerntes
Wissen weiterzugeben.
CE
Werbung
Sick
campus 3/2006
D
Informatik
Das Internet der Zukunft
Vinton Cerf, einer der Mitbegründer des
Internets, war zu Gast an der Saar-Uni.
Vor rund 350 Zuhörern sprach er über
die technologischen und politischen
Herausforderungen des Internets im 21.
Jahrhundert.
I
26
n den letzten zehn Jahren hat sich
die Zahl der Internet-Nutzer nahezu
verdoppelt. „Trotzdem ist es noch ein
langer Weg, bis wirklich jeder Zugang
zum Internet haben wird“, gab Cerf zu
bedenken. Denn vor allem in ärmeren
Ländern wie in Afrika fehle es bisher
an flächendeckenden Internetzugängen. Um dies zu ändern, müssten dort
zukünftig die Nutzungskosten gesenkt
werden. Doch die Ausweitung der
Nutzerschaft ist nicht nur an sich eine
Herausforderung, vielmehr geht mit
ihr auch eine technologische Anforderung einher. Denn jeder Knoten im
Internet, also auch jeder Computer,
der Daten empfängt, benötigt eine
eindeutige, so genannte IP-Adresse.
„Als wir Anfang der 70er Jahre das
Internet entwickelten, wollten wir
lediglich vier verschiedene Netzwerke miteinander verbinden“, erläuterte
Cerf. Je komplexer das Netz wird,
desto mehr IP-Adressen müssten geschaffen werden. Hierfür reiche die
Kapazität des ursprünglichen Internetprotokolls mit einem Adressen-
Der heute 63 Jahre alte US-amerikanische Mathematiker und Computerwissenschaftler Vinton Cerf
entwickelte 1973 gemeinsam mit
Robert Kahn das Kommunikationsprotokoll TCP/IP (Transmission
Control Protocol/Internet Protocol),
mit dem das Internet möglich gemacht wurde. Dafür erhielten die
beiden seither als Väter des Internets bekannten Wissenschaftler vor
zwei Jahren den Turing Award, der
als Nobelpreis der Informatik gilt. Heute arbeitet Cerf als Vize-Präsident und „Chief InternetEvangelist“ von Google am Internet der Zukunft.
Foto: Matthias Bauer http://mattness.net
raum von etwas über vier Milliarden schon heute nicht mehr aus. Mit der
Umstellung auf das neue Internetprotokoll IPv6 solle die Adressenknappheit in
Zukunft beseitigt werden. Eine weitere Herausforderung sieht Cerf in einer
Vernetzung, die über die Verbindung von Computern hinausgeht. Mit Hilfe von
Funketiketten, so genannten RFID-Chips, könnten bald Geräte und Gegenstände
aller Art zum Internet gehören. Bei der RFID-Technik wird ein Funketikett von
einem Scanner eingelesen, der im Internet Informationen über den etikettierten
Gegenstand abrufen kann. „Denkbar wäre, dass Ihr Kühlschrank Ihnen eine Mail
schreibt, um Ihnen mitzuteilen, dass Sie zwar genügend Milch vorrätig haben,
diese aber schon sechs Wochen alt ist“, beschrieb Cerf das Internet der Zukunft.
Zum Abschluss seines Vortrags erläuterte Cerf seine Vision, das Internet auch auf
das Weltall auszudehnen. Bei einer Fragerunde, die im Anschluss an den Vortrag
des Vizepräsidenten von Google stattfand, stand die vielfach kritisierte Zensurpolitik der Suchmaschine in China im Vordergrund. Cerf kommentierte dazu,
dass es besser sei, auf einem so großen Markt überhaupt zu agieren, als gar keine
Informationen bereitzustellen. „Wir sind grundsätzlich gegen die Zensur und
haben bei der chinesischen Regierung zumindest durchsetzen können, dass die
Informationen bei uns nicht stillschweigend zensiert werden, sondern für den
Nutzer eine Meldung sichtbar ist“, so Cerf.
Veronika Wetzel
Neue Multimedia-Architektur für Linux
Am Lehrstuhl für Computergraphik der
Universität des Saarlandes wurden die
Grundlagen für eine neuartige Software
zur Vernetzung von Multimedia-Geräten
erforscht, die bei der Linux-DesktopUmgebung KDE zum Einsatz kommen
soll. Die so genannte „Netzwerk-Integrierte Multimedia Middleware (NMM)“
wird mittlerweile durch das Spin-OffUnternehmen Motama (campus 2/06
S.25) weiterentwickelt und vermarktet.
campus 3/2006
D
ie Wiedergabe von Audio- und
Video-Dateien, aber auch Internet-Telefonie und Video-Konferenzen
werden heute vielfach am heimischen
PC ausgeführt. Für die Desktop-Umgebung KDE, die besonders unter
Linux weit verbreitet ist, werden diese
Aufgaben in der kommenden Version
von einer grundlegend überarbeiteten
Multimedia-Architektur,
genannt
Phonon, übernommen. Neben ver-
schiedenen anderen Technologien wird dabei eine neuartige Software zur
Vernetzung von Multimedia-Geräten zum Einsatz kommen, die an der Saar-Uni
entwickelt wurde. Die so genannte „Netzwerk-Integrierte Multimedia Middleware (NMM)“ wird hierbei einerseits grundlegende Multimedia-Dienste für
KDE zur Verfügung stellen. Durch die Integration der NMM-Technologie in
KDE werden aber auch ganz neue Anwendungsszenarien ermöglicht, wie z.B.
die gleichzeitige Audio- oder Video-Wiedergabe auf allen im Netzwerk zusammengeschalteten Rechnern – komfortabel von einer zentralen Anwendung
auf dem Desktop aus gesteuert.
Auf dem letzten LinuxTag in Wiesbaden konnten bereits erste Ergebnisse
präsentiert werden. Der LinuxTag gilt als Europas größte und wichtigste Messeund Kongressveranstaltung zu den Themen Linux, Freie Software und Open
Source.
MEY
Tipps und Termine
Nicht verpassen: Die beiden letzten Vorträge der Ringvorlesung zum Informatikjahr finden am 3. und 10. Juli von 19.00 bis 20.30 Uhr im vhs-Zentrum am
Schlossplatz statt:
3. Juli: Kann die Informatik dem Recht helfen? (Prof. Dr. Maximilian Herberger,
Institut für Rechtsinformatik)
10. Juli: Was kommt nach Google? Suchmaschinen im Internet (Prof. Dr. Gerhard
Weikum, MPI für Informatik)
A
ndreas Keller, nach nur sechs Semestern Studium in der Saarbrücker Informatik bereits Master of Science, hat eine grundlegende bioinformatische
Machbarkeitsstudie zur Früherkennung von Krebserkrankungen vorgelegt: Für
seine Masterarbeit erforschte der Student mit Methoden der Bioinformatik, ob
man anhand von Tumor-Antigenen Tumoren im Blut diagnostizieren kann. Angeleitet durch den Saarbrücker Bioinformatiker Professor Lenhof und den Homburger Humangenetiker Professor Meese ist es Andreas Keller gelungen, Nachweismethoden für Hirntumoren über die Analyse von Blutseren der Patienten zu
entwickeln, die in einem sehr frühen Krankheitsstadium ansetzen und mit dem
geringen Aufwand eines Bluttests ausMit dem Innovationspreis würdigt
kommen. Auch wenn noch ein weiter Weg
der Wirtschaftsclub Saar-Pfalzvor dem neuen Verfahren bis zum PraxiseinMoselle e.V. jedes Jahr in Zusammenarbeit mit den Universitäten
satz liegt, so lässt sich bereits heute das ground Hochschulen der Region herße Potenzial der Ergebnisse absehen. Keller,
vorragende wissenschaftliche Arder für seine Leistungen auch die Günterbeiten von Studierenden verschiedener Fachrichtungen. Der WirtHotz-Medaille erhielt, wird in seiner Doktorschaftsclub fördert die länderüberarbeit gemeinsam mit den Saarbrücker und
greifende Kommunikation in WirtHomburger Arbeitsgruppen weiter an dem
schaft, Wissenschaft und Kultur
und will so wichtige Beiträge zur
Thema forschen: Ziel ist es, für weitere
Verbesserung der EntwicklungsKrebsarten eine ähnliche Frühdiagnose zu
chancen der Region leisten.
ermöglichen.
CE
Ausgezeichnete Absolventen
Gleich zwei Turbostudenten zählen in diesem Jahr
zu den Preisträgern der
Günter-Hotz-Medaille:
Andreas Keller (r.) hat
schon nach sechs (statt
zehn) Semestern seinen
Master absolviert, Eyad
Alkassar (l.) war noch drei
Monate schneller. Die beiden waren nicht nur fleißig,
sondern zeigten ebenso
wie der dritte Preisträger,
Fabian Suchanek (Mitte),
Foto:
hervorragende Leistungen
das bilderwerk
in ihrem Studium. Sie erhielten dafür im Rahmen
der Absolventenfeier der Saarbrücker Informatik im April die mit je 1 000 Euro dotierte GünterHotz-Medaille, die die „Freunde der Saarbrücker Informatik“ e.V. zum fünften Mal an die besten Informatik-Absolventen vergaben. Für Andreas Keller, der übrigens auch als Leichtathlet
im Hochschulsport aktiv und erfolgreich ist, ist dies schon die dritte Auszeichnung: Außer dem
Innovationspreis 2006 hat er auch den Preis des Zentrums für Bioinformatik erhalten (zu
seiner Arbeit: s.o). Eyad Alkassar hat sich früh für die mathematische Modellbildung bei
Professor Wolfgang Paul interessiert. In seiner Masterarbeit zeigte er für ein Betriebssystem,
wie es in mathematische Formeln gepackt werden kann. Hierauf aufbauend kann der Beweis
geführt werden, dass die Software nach allen Regeln der Mathematik keine Fehler mehr
enthält. Diese „formale Verifikation“ ist Kern des von Prof. Paul geleiteten Forschungsprojekts
Verisoft, das vom BMBF mit 15 Millionen Euro gefördert wird. Fabian Suchanek hat seine
Masterarbeit bei Prof. Gerhard Weikum am Max-Planck-Institut für Informatik geschrieben. Er
hat sich in Zusammenarbeit mit Computerlinguisten und Forschern auf dem Gebiet der „Logik
der Programmierung“ mit der Frage beschäftigt, wie der Computer mit natürlicher Sprache
umgehen kann. Er stellte sich die einfach klingende, aber komplexe Aufgabe, wie ein Rechner
intelligent wie ein Mensch Antworten auf Ja- und Nein-Fragen geben kann.
MEY
Informatik
Der Student Andreas Keller (Foto unten, rechts) ist Träger des diesjährigen Innovationspreises des Wirtschaftsclubs Saar-Pfalz-Moselle. Ausgezeichnet wurde der
23-Jährige für seine Masterarbeit, die er am Lehrstuhl für Bioinformatik von Prof.
Hans-Peter Lenhof und in der Homburger Humangenetik unter Leitung von Prof.
Eckart Meese angefertigt hat. Der Präsident des Wirtschaftsclubs Klaus R. Hartung
überreichte den mit 5 000 Euro dotierten Preis in einer Feierstunde Ende April im
Max-Planck-Institut für Informatik. Den Festvortrag hielt Wirtschaftsminister
Hanspeter Georgi, der Schirmherr des Förderpreises.
Foto:
das bilderwerk
Saarbrücker
Informatiker gewinnt
„Fachbuch-Oscar“
D
er Saarbrücker Informatik-Professor Andreas Zeller hat für sein
Buch „Why Programs Fail: A Guide
to Systematic Debugging“ einen Jolt
Productivity Award erhalten. Mit
dieser Auszeichnung, die international als der „Oscar“ für InformatikBücher gilt, werden jedes Jahr weltweit die besten Produkte für Software-Entwickler geehrt. Die US-amerikanische Zeitschrift „Software Development Magazine“ honoriert damit
Produkte und Bücher, die die Industrie „aufgerüttelt“ (jolted) haben und
dazu beitragen, schnellere, einfachere
und wirkungsvollere Software zu entwickeln. Die Jury für den Innovationspreis, der vor kurzem in San Francisco verliehen wurde, setzte sich aus
führenden Journalisten und SoftwareEntwicklern zusammen.
In der Kategorie „Bücher“ des „Jolt
Award“ gab es in diesem Jahr etwa
100 Vorschläge aus 300 Neuerscheinungen. Vier Preise wurden vergeben;
Zeller erhielt einen der drei „Productivity Awards“, also einen Preis für die
Produktivität steigernde Produkte.
Sein Buch über die automatische
Fehlersuche in großen Computerprogrammen schließt eine Lücke in Forschung und Ausbildung. Denn obwohl sich in fast jedem Computerprogramm Fehler finden, hat sich noch
kaum ein Wissenschaftler systematisch mit Fehlersuche beschäftigt. Andreas Zeller hat sich darauf spezialisiert, automatisch Fehlerursachen zu
finden. Im vergangenen Jahr konnte
er als erster Forscher die Fehlerdatenbanken von Microsoft systematisch
durchforsten, um herauszufinden, wo
sich die meisten Fehler häufen. Zellers statistische Verfahren sagen jetzt
für neue Programme voraus, welche
Stellen am fehlerträchtigsten sind –
und Microsoft kann diese Stellen
dann besonders sorgfältig untersuchen.
MEY
27
campus 3/2006
Innovationspreis 2006
für Student der Saar-Uni
campus aktuell
28
Auszeichnung
innovativer Wissenschaft
F
ür seine außergewöhnlichen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten auf dem Gebiet der Informatik ist
in diesem Jahr Professor Reinhard
Wilhelm von der Saar-Uni mit der
Alwin-Walther-Medaille geehrt worden. Der studierte Mathematiker und
Physiker erzielte beachtliche Forschungserfolge auf dem Gebiet der
eingebetteten Systeme mit Echtzeitgarantien. Basierend auf seinen Forschungsergebnissen konnte ein derzeit weltweit führendes Werkzeug zur
Herleitung von Laufzeitgarantien
entwickelt werden, das jetzt für zeitkritische Systeme im Airbus 380 eingesetzt wird. Als wissenschaftlicher
Tipps und Termine
• Nächster Termin der Wissenschafts-Matinee ist der 3. September: Prof. Wolfgang Wahlster vom
Deutschen Forschungszentrum für
Künstliche Intelligenz (DFKI) spricht
über das Thema „Total vernetzt –
der Konsument in einer digitalen
Umwelt“. Bei der WissenschaftsMatinee stellen saarländische Wissenschaftler Ergebnisse ihrer Forschungsarbeiten vor. Die gut einstündigen Vorträge finden jeweils sonntags um 11 Uhr an wechselnden Orten
im Saarland statt. Der Veranstaltungsort für den Vortrag am 3. September
wird noch bekannt gegeben. Infos und
Anmeldung unter:
www.wissenschaftsforum-saar.de
campus 3/2006
• 4. Unternehmertag der Universi-
tät des Saarlandes: Am 18. September 2006 findet auf dem Campus
Saarbrücken der 4. Unternehmertag
statt. Mit diesem jährlich organisierten Forum für Wirtschaftsvertreter
und Wissenschaftler soll ein Beitrag
zur Entwicklung von Strategien für
den Mittelstand geleistet werden. In
diesem Jahr werden von 14 bis 18 Uhr
Themen zum Schwerpunkt „Standort Deutschland – Chancen der
Internationalisierung“ im Mittelpunkt stehen. Information und Anmeldung: Kontaktstelle für Wissensund Technologietransfer der Universität des Saarlandes/KWT, Tel. (0681)
302-2656.
Foto: Lichtbildatelier U. Muhn
Direktor des Internationalen Begegnungs- und Forschungszentrums für
Informatik, Schloss
Dagstuhl, fördert er
außerdem maßgeblich internationale
Kooperationen zwischen Wissenschaftlern und damit den
Fortschritt der Informatik. – Die AlwinWalther-Medaille wird im Zyklus von zwei Jahren von der Technischen Universität Darmstadt, dem Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung
IGD und dem Zentrum für Graphische Datenverarbeitung ZGDV e.V. in den
Bereichen Informatik und Mathematik verliehen. Prof. Wilhelm wurde im Jahr
2000 bereits die Ehrung als Fellow der ACM (Association for Computing
Machinery), der ältesten und größten Informatikerorganisation der Welt, zuteil.
Damit ist er einer von nur drei Deutschen Fellows der Gesellschaft.
MEY
Weitere Infos unter: http://zeus.zeit.de/idw_neu/161296.xml
Vertragsunterzeichnung
Anlässlich der zehnjährigen Jubiläumsfeier des Korea Institute of
Science and Technology Europe
(KIST) im April unterzeichneten
Institutsleiter Prof. Chang-Ho Kim
(vorne links) und Uni-Vizepräsident
Prof. Rolf Hartmann einen Kooperationsvertrag. Die Vereinbarung sieht
die wissenschaftliche und technologische Zusammenarbeit zwischen KIST
und der Universität des Saarlandes
vor. In der zweiten Reihe: KISTPräsident Dr. Dongwha Kum und
Wirtschaftsminister Dr. Hanspeter
Georgi.
GS/Foto: KIST
Rumänisch-deutsche Juristentagung: Im Rahmen des im vergangenen Jahr unterzeichneten
Kooperationsvertrags mit der Universität in Craiova fand im Mai auf dem Saarbrücker Campus
die erste rumänisch-deutsche Tagung zum Europäischen Recht statt. Experten der Rechts- und
Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten beider Universitäten beschäftigten sich mit dem
Thema „Der Einfluss des Europäischen Rechts auf das nationale Recht – Erfahrungen und
Zukunftsperspektiven in Rumänien und Deutschland“.
Organisiert und geleitet wurde
die Konferenz, an der auch
Studierende beteiligt waren,
von Prof. Michael Martinek,
der an der Universität des
Saarlandes auch die Leitung
des Instituts für Europäisches
Recht innehat. Das Bild zeigt
(1.R.v.l.) die Professoren
Michael Martinek, Helmut
Rüssmann und Rudolf Wendt,
Dekan der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, mit ihren Gästen aus
Rumänien.
GS
U
Neue Bücher
Hans-Jürgen Lüsebrink: Interkulturelle Kommunikation. Interaktion,
Fremdwahrnehmung, Kulturtransfer. Verlag J.B. Metzler, 2005, 19,95
Euro, ISBN: 978-3-476-01989-9
Ob im Kulturbetrieb, in der Wissenschaft oder am Arbeitsplatz: Die Schlüsselkompetenz „Interkulturelle Kommunikation“ ist in allen Bereichen der
Gesellschaft gefragt. Die umfassende Einführung von Professor HansJürgen Lüsebrink informiert über Konzeption, Methoden, Theorieansätze
sowie zentrale Begriffe und bietet anschauliche Beispiele. Schwerpunkte
sind „Interaktion“ (u.a. Dialoganalyse, interkulturelle Missverständnisse),
„Kulturtransfer“ (in Medien und Werbung) sowie „Fremdwahrnehmungsprozesse“ (u.a. Stereotypenbildung, Vorurteilsstrukturen, Medienberichterstattung).
Kai Horstmann (Hrsg.): Zwischen Bibel und Wissenschaft. Gottesdienstliche Reden. Reihe: Glauben und Leben, Bd. 31, 2005, 112 S., mit
CD, 14,90 Euro, ISBN 3-8258-9146-1
Der vom Studierendenpfarrer der Evangelischen Studierenden Gemeinde
Dr. Kai Horstmann herausgegebene Band veröffentlicht die Reden der
Hochschullehrer in den Hochschulgottesdiensten des Jahres 2005. Darin
werden Fragen gestellt wie: Kann der christliche Glaube als Gegenstand
ökonomisch-rationaler Entscheidung begriffen werden? Passt die theologische Theorie noch in die Wirklichkeit der neuen Arbeitswelt? Kann man
überhaupt die Botschaft der Bibel verstehen und übersetzen? Wie lässt sich die Bedeutung Jesu
für uns erfahren? Kann man Glauben lernen? Gibt es eine Medizin gegen den Tod, und wie
helfen Seelsorge und Psychotherapie dem Menschen? Wie klingen Licht und Schatten? Welche
Bedeutung hat Religion in den USA? Und was bedeutet es, Fremdem zu begegnen? –
Saarbrücker Hochschullehrer versuchen Antworten.
Tagung der Archivare: „Dokumentationsziele und Aspekte
der Bewertung in Hochschularchiven und Archiven wissenschaftlicher Institutionen“ lautete das Thema der Frühjahrstagung der
Fachgruppe „Archivare an Hochschulen und wissenschaftlichen
Institutionen“ des „Verbandes Deutscher Archivarinnen und
Archivare“. Die Tagung fand auf Einladung des Saarbrücker Universitätsarchivars Dr. Wolfgang
Müller am 23. und 24. März auf dem
Campus statt. Unsere Fotos von der
Eröffnung zeigen Archivoberrat Dr.
Wolfgang Müller und Vizepräsidentin
Prof. Patricia Oster-Stierle (oben v.l.), das Vorstandsmitglied des
„Verbandes Deutscher Archivarinnen und Archivare“ Archivdirektor Dr. Martin Dallmeier (Regensburg) und den Vorsitzenden
der Fachgruppe Archivdirektor Dr. Dieter Speck (Universitätsarchiv Freiburg) (unten v.l.). Die Vorträge der Tagung werden in
der Reihe der „Universitätsreden“ publiziert.
red
[email protected]
Die Zustellung ist kostenlos. Sie
erfolgt einmal wöchentlich, jeweils
am Dienstag. Wer den Service oder
die Produkte erst einmal testen
möchte oder Bedenken wegen zu
geringer Mengen hat, sei unbesorgt:
Es gibt keine Mindestbestellmenge!
29
Im Angebot sind verschiedene
Kaffee- und Teesorten, Säfte, Studentenfutter,
Mango-Schnitten,
Kekse und Manioc-Chips! Beim
Kaffee stehen drei verschiedene
(Bio-)Sorten zur Auswahl; die 250
Gramm-Packung (gemahlen oder
ganze Bohnen) kostet 3,50 Euro.
Die gleiche Menge original italienischer Espressokaffee kostet 4,50
Euro. Bei den Tees reicht die Angebotspalette von Schwarzen Tees
über Grün- und Roiboos-Tee bis
zum Früchte- und Pfefferminztee.
Die Bio-Säfte sind im Ein-LiterKarton verpackt – zur Auswahl
stehen Multifruchtsaft (1,40 Euro)
und ein Orangensaft (ohne Zuckerzusatz! 1,50 Euro).
Die Partner in der Dritten Welt
sind meist Kleinbauern, die für ihre
Arbeit einen Lohn erhalten, der
deutlich über Weltmarktniveau liegt.
Dadurch können sie beispielsweise
ihre Kinder zur Schule schicken und
mit der Natur schonender umgehen.
Initiatoren an der Saar-Uni sind
„UNIversal“ und das Netzwerk
„Entwicklungspolitik im Saarland“.
Sie sind auch jeden Donnerstag mit
einem Info-, Verkostungs- und Verkaufsstand in der Mensa präsent.
Françoise Laroppe/GS
campus 3/2006
Star der Fußballgeschichte auf dem Uni-Campus: Ein wahrhaft historisches
Foto hat Levente Pasztohy kürzlich dem Universitätsarchiv überlassen. Es zeigt (im Mantel,
links außen) Helmut Schön, der damals beim Saarländischen Fußballverband tätig war. Der
spätere Trainer der deutschen Nationalmannschaft, mit der er 1974 Weltmeister wurde, ist hier
am 11. März 1953 vor der Aula mit der damaligen Studentenmannschaft unserer Universität
zu sehen. Rechts: Universitätssportlehrer Ralph Hoke.
WM
m Produkte aus fairem Handel
auf dem Saarbrücker Campus
noch populärer zu machen, hat die
Hochschulgruppe „UNIversal –
Eine Welt AG“ einen besonderen
Service initiiert: Ab sofort können
die Lehrstühle und Institute die
gewünschten Produkte unter folgender Adresse online bestellen:
campus aktuell
Neu: Kostenloser
Campus-Lieferservice
von „ökofairen“
Produkten
Eulenspiegel
campus 3/2006
30
Eulenspiegel
Universität für Neulinge
und Alte Hasen I: das Abc
Die Universität, wir wissen es,
stellt eine Welt für sich dar. Ein
Grund dafür ist, dass sie offenbar
dem Grundsatz huldigt: „Es gibt
nichts Einfaches, was nicht kompliziert werden könnte“. An einem kleinen Beispiel möchte das Eulenspiegel im Folgenden demonstrieren.
Im sprachlichen Bereich ist das
Einfachste, jedenfalls bei der schriftlichen Sprachwiedergabe, das Abc.
Man sollte meinen, dass die Universität schon weit von diesen Grundelementen der Gelehrsamkeit entfernt sei. Eine Durchsicht universitätsamtlicher Texte (vor allem Studien- und Prüfungsordnungen)
bringt aber an den Tag, dass dem
nicht so ist. So gibt es an unserer
Universität das beachtenswerte
Nebeneinander von AP, BP und CP,
d.h. „Anrechnungspunkt(e)“, „Bonuspunkt(e)“ und „Credit Point(s)“.
Das Verblüffende ist nun aber, dass
diese verschiedenen Bezeichnungen sich anscheinend auf nur ein
Bezeichnetes beziehen, nämlich
eine Recheneinheit, welche die
Leistung der Studierenden zu messen vorgibt. Bei weiterem Nachforschen zeigt sich, dass es noch eine
zweite Gruppe von Abkürzungen
gibt, und zwar KP, LP und MP, was
für „Kreditpunkt(e)“, „Leistungspunkt(e)“ und „Maluspunkt(e)“ steht.
(Im Folgenden werde ich nur noch
die Abkürzungen verwenden.) Dank
Uni-internem Google kann man sogar eine Reihenfolge der Beliebtheit
auf der Grundlage der Nennungen
ermitteln: LP 683, CP 360, BP 157,
AP 11, MP 7, KP 6 (außer Konkurrenz läuft noch Credits, 127 Nennungen, mit; Erhebung vom 2.6.
2006).
Es versteht sich von selbst, dass
insbesondere die exakten Wissenschaften mit dieser terminologischen Vielfalt nicht viel anfangen
können: „Anstelle des Begriffes ‘Anrechnungspunkte’
findet
man
manchmal auch die Begriffe [sic!]
‘Leistungspunkte’ oder ‘Kreditpunkte’. Letzterer ist aber eine eher
‘schiefe’ Übersetzung des englischen Originalbegriffes ‘credits’, der
deshalb hier bewusst vermieden wird.“
( w w w. i n g . u n i - s a a r l a n d . d e / d e /
studienbeginn/ects.htm). Es ist erfreulich,
dass sich die technikorientierten Kollegen
von der „schiefen“ Übersetzung „Kreditpunkte“ distanzieren. Leider haben sie
aber nicht die ganze Komplexität der Angelegenheit erfasst, und sie haben wohl
auch nicht mit dem Erfindungsreichtum
ihrer geisteswissenschaftlichen Kollegen
gerechnet.
Das eine Problem, das sie nicht erkannt
haben, ist die trügerische Synonymie der
Bezeichnungen. Dies lässt sich sehr schön an den LPs und CPs erkennen
(im zitierten Text als „Credits“ angeführt). Es handelt sich hier nicht in jedem
Fall um echte oder zumindest Teilsynonyme. Ein Blick in das Vorlesungsverzeichnis der Abteilung Rechtswissenschaft zeigt nämlich, dass für die
Juristen, die traditionell ein sehr differenziertes Verhältnis zu Begriffen pflegen, keine Synonymie vorliegt. Wie aus den Erläuterungen (S. 205, Vorlesungsverzeichnis Wintersemester 2005/2006) hervorgeht, gibt es zum einen
Leistungspunkte, die, wie zu erwarten, mit LP abgekürzt werden, zum andern
gibt es Anerkennungspunkte, die mit CP abzukürzen sind. Dass keine
Synonymie gegeben ist, ersieht man daraus, dass konkrete Lehrveranstaltungen sehr unterschiedliche LP- bzw. CP-Zahlen erhalten können. Für
Leute aus den exakten Wissenschaften mag es verwirrend sein, dass nach
dem Ausweis der im Vorlesungsverzeichnis angegebenen Zahlen auch keine
Umrechnungsgleichung existiert, da eine Lehrveranstaltung z.B. 4 LP und 3
CP haben kann, eine andere 0 LP und 6 CP usw.
In einem weiteren Punkt sind die Ausführungen der technischen Kollegen
zu ergänzen. Offenbar haben sie nämlich eine Bezeichnung ganz übersehen, und das ist BP. Gerade BP ist allein vieldeutiger als alle anderen
Bezeichnungen zusammengenommen. BP wird nämlich für zwei völlig verschiedene Sachverhalte angewandt. Zum einen gibt es BP aufgrund vorläufiger Recherchen von Eulenspiegel in den Wirtschaftswissenschaften, wo
sie für erbrachte Leistungen vergeben werden. (Dem Vorlesungsverzeichnis
ist nicht zu entnehmen, in welchem Verhältnis BP zu CP steht.) Zum anderen
kommen sie aber auch in der Computerlinguistik vor, und dort bedeuten sie
gleichsam das Gegenteil. Bonuspunkte erhält man als „Startguthaben“ zu
Beginn des Studiums, und sie werden einem bei nicht erfolgreichen Prüfungen sukzessive abgezogen. Ist man auf Null, kann man nicht mehr weitermachen. Game over.
Damit dürfte hinlänglich deutlich geworden sein, dass die Universität sich
sehr bemüht, ihrem Grundsatz gerecht zu werden. Es erstaunt angesichts
dieser Vielfalt bereits innerhalb einer Universität (und zum Teil innerhalb
einer Fakultät) nicht, dass die Schaffung eines einheitlichen europäischen
Universitätsraumes im Verlaufe der nächsten Monate nicht unbedingt zu
erwarten ist. Andererseits gibt es auch gute Gründe, diese Vielfalt nicht zu
vereinheitlichen. Schließlich drückt sich in der Fähigkeit der Studierenden,
mit dieser terminologischen Buntheit kompetent umzugehen, die Studierfähigkeit wahrscheinlich besser aus als in vielen sorgsam ausgearbeiteten
Eignungsabklärungsprüfungen. Und insofern bleibt zu hoffen, dass zu den
bisher genannten AP, BP, CP, KP, LP, MP dank professoraler Findigkeit noch
weitere XPs kommen und die Universität dadurch zeigt, dass sie ihrer
ureigensten Aufgabe nachkommt.
Roland Marti
A
m 19. Mai konnte der emeritierte Professor für Musikwissenschaft Werner Braun seinen 80. Geburtstag begehen. Der in Sangerhausen in Thüringen geborene Jubilar promovierte und habilitierte sich an der Martin Luther-Universität
Halle-Wittenberg und wirkte nach seinem Weggang aus der
DDR an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel. 1968
wechselte Prof. Braun als Wissenschaftlicher Rat und Abteilungsleiter für Systematische Musikwissenschaft an unser
Musikwissenschaftliches Institut. Als Nachfolger Walter Wioras übernahm er
1972 das Ordinariat, das er bis 1994 innehatte. In zahlreichen Publikationen und
Editionen hat der durch zwei umfangreiche Festschriften zum 65. und 75. Geburtstag geehrte Jubilar nahezu alle Facetten der Musikgeschichte des 17. und 18.
Jahrhunderts beleuchtet – das Musikleben und die Musiktheorie, die frühe
Opern- und Kirchenmusik Deutschlands bis zu Studien zur Instrumentalmusik,
zu Händel sowie den deutsch-englischen Musikbeziehungen. Unter anderem
fasste er seine Forschungen in dem 1996 in zweiter Auflage erschienenen Standardwerk „Die Musik des 17. Jahrhunderts“ zusammen und veröffentlichte 2004
„Thöne und Melodeyen, Arien und Canzonetten. Zur Musik des deutschen
Barockliedes“.
WM
Dr. Franz Letzelter 80 Jahre
N
ach den beiden Generalsekretären André Charles
Schneider und Dr. Karl Hemmer agierte er zwischen
1960 und 1967 als erster Verwaltungsdirektor unserer Universität und gab mit Heinz Krabler die Sammlung zum Saarländischen Universitätsrecht heraus. Der am 7. Mai 1926 in
Ludwigshafen geborene Dr. Franz Letzelter wechselte nach
sieben Saarbrücker Jahren als Generalsekretär und Ministerialdirektor zum 1966 gegründeten und 1976 aufgelösten Deutschen Bildungsrat
nach Bonn. Anschließend übernahm der „schöngeistige Brückenbauer“, der sich
1979 auch bei der Wahl des Saarbrücker Universitätspräsidenten bewarb,
zahlreiche ehrenamtliche Aufgaben in der Wissenschaftsorganisation und
bereichert bis heute die „Deutsche Universitätszeitung“ mit Chronogrammen
sowie hochschulpolitischen und wissenschaftstheoretischen Berichten.
WM
Dr. Hans Wassmund nimmt Abschied von der Saar-Uni
M
it einer pointierten Rede „Finale als Fest zum Ende der
Politikwissenschaft in Saarbrücken“ nahm der Akademische Direktor Dr. Hans Wassmund Ende Mai nach 35 Jahren Abschied von unserer Universität und erinnerte an die
prägenden und profilierten Professoren Christian Graf von
Krockow, Karl Kaiser und Jürgen Domes ebenso wie an erfolgreiche Absolventen des Saarbrücker Instituts. Als
Assistent Karl Kaisers war Hans Wassmund 1971 zunächst als
Lehrbeauftragter nach Saarbrücken gekommen. In seinen Lehrveranstaltungen
widmete er sich dem gesamten Spektrum der internationalen Politik und publizierte unter anderem zur sowjetischen Außenpolitik. Dozenturen und Forschungsaufenthalte führten ihn nach Cambridge/Mass., Cardiff, Columbia/Missouri, Kaiserslautern, Newcastle upon Tyne und Warschau. An der Universität
der polnischen Hauptstadt wird er – nun im Ruhestand – weiterhin Vorlesungen
zur Europapolitik und internationalen Politik halten.
WM
Zahlreiche Freunde
und Kollegen, auch
aus Amerika und
Frankreich, hatten
sich am 2. Juni zu
der gemeinsam von
der Philosophischen
Fakultät I und der
Fachrichtung Musikwissenschaft veranstalteten akademischen Feier zum 65.
Geburtstag von Prof. Dr. Herbert Schneider eingefunden. Dekan Prof. Michael
Hüttenhoff dankte dem scheidenden
Kollegen für sein Engagement in der
Fakultät, seine vielfältigen deutsch-französischen Kooperationen und Projekte
und seinen vorbildlichen Beitrag zum
europäischen Profil von Fakultät und
Universität. In der eindrucksvoll-persönlichen Laudatio würdigte Prof. Pierre
Béhar insbesondere Herbert Schneiders
Begeisterungsfähigkeit, Ausstrahlung
und pädagogische Begabung. Im Festvortrag widmete sich Prof. Philippe
Vendrix (Centre d’Études Supérieures
de la Renaissance, Tours) dem „Portrait
d’un musicien et d’un savant. René
Ouvrard à travers sa correspondance“.
Prof. Michelle Biget-Mainfroy (Université
François Rabelais, Tours), Dr. Doris
Wendt (Verlag Georg Olms, Hildesheim)
und Dr. Rainer Schmusch (UdS) überreichten dem Jubilar die ihm gewidmete
Festschrift „L’Esprit français und die
Musik Europas – Entstehung, Einfluß
und Grenzen einer ästhetischen Doktrin“. Nach Dankesworten von Prof.
Schneider klang die Feier, die von
Andreas Götzinger (Violine) und Universitätsmusikdirektor Helmut Freitag
(Klavier) mit Beethovens Violinsonate cmoll, op. 30/2 umrahmt wurde, aus. WM
Personalia
Prof. Dr. Werner Braun 80 Jahre
Akademische Feier zum
65. Geburtstag von
Prof. Herbert Schneider
31
„L’Esprit français“ und die Musik Europas –
Entstehung, Einfluß und Grenzen einer
ästhetischen Doktrin. Festschrift Herbert
Schneider, hg. v. Michelle Biget-Mainfroy u.
Rainer Schmusch, Hildesheim, Olms 2006
(57 Beiträge, 870 S., ISBN 3-487-13009-2).
campus 3/2006
Die Universität gratuliert
Personalia
campus 3/2006
32
Aus den Fakultäten
Rechts- und
Wirtschaftswissenschaften
Die University of Johannesburg hat Prof.
Dr. Dr. Dr. h.c. Michael
Martinek zum „Honorary Professor of Law
(Johannesburg)“
ernannt; die University of
Warwick ernannte Professor Martinek zum „Senior Visiting
Fellow“ ihrer Law School.
Der Präsident des
Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte und das
Ministerkomitee des
Europarats haben
Prof. Dr. Dr. Dr. h.c.
mult. Georg Ress
für die Dauer von fünf Jahren zum
Vizepräsidenten des Verwaltungsgerichts des Europarates (Administrative Tribunal of the Council of
Europe) bestellt.
Die Deutsche Institution für
Schiedsgerichtsbarkeit e.V. hat Dr.
István Varga für seine Dissertation
„Beweiserhebung in transatlantischen
Schiedsverfahren“ im Rahmen ihres
Förderpreises für seine hervorragende
wissenschaftliche Arbeit auf dem
Gebiet der Schiedsgerichtsbarkeit den
ersten Platz verliehen.
Die venia legendi wurde verliehen
an Dr. Lars Petersen für das Fach
Betriebswirtschaftslehre, Dr. Jürgen
Stamm für die Fächer Bürgerliches
Recht, Zivilprozessrecht, Internationales Zivilverfahrensrecht und Arbeitsrecht sowie an Dr. Volker Stein
für das Fach Betriebswirtschaftslehre.
Dr. Stein hat zwischenzeitlich einen
Ruf an die Universität Siegen angenommen.
Die Dr. Feldbausch-Stiftung hat
wieder drei junge Wissenschaftler der
Saar-Uni für ihre Dissertationen mit
dem Dr. Feldbausch-Förderpreis ausgezeichnet: Der mit je 1 500 Euro dotierte Preis ging an Dr. Thomas
Gstädtner (Doktorvater: Prof. Rudolf
Wendt), Dr. Christian Meiser (Doktorvater: Prof. Torsten Stein) und Dr.
Karsten Schmidt (Doktorvater: Prof.
Filippo Ranieri). Zweck der 1994 gegründeten Stiftung ist u.a. die Förderung und Auszeichnung von Einzelpersonen für überdurchschnittliche
Leistungen in Wissenschaft, Forschung, Kunst und Kultur.
Preise für die beste Lehre
In der Fakultät Mathematik und Informatik werden in beiden Fachrichtungen Preise
für die beste Lehre vergeben.
I
n der Fachrichtung Mathematik sind die Studierenden,
vertreten durch die Fachschaft, seit 2004 aufgefordert, jedes
Semester eine Dozentin bzw. einen Dozenten für diesen Preis
vorzuschlagen, mit dem vorbildliche Leistungen in der Lehre
gewürdigt werden. Aktueller Preisträger für das Wintersemester 2005 ist Professor Michael Kohler (Foto), im
Sommersemester 2005 erhielt Professor Horst Hischer den
Lehrepreis und im Wintersemester 2004 wurde Dr. Torsten
Becker ausgezeichnet.
Schon seit 2003 zeichnet die Fachschaft Informatik Dozentinnen und Dozenten für die beste Lehre aus: Erster Preisträger
im Sommer 2003 war Prof. Joachim Weickert. Ihm folgte im
Wintersemester Privatdozent Martin Skutella (heute Professor in Dortmund). Im Sommersemester 2004 erhielt Dr.
Uwe Waldmann die Auszeichnung und im Winter 2004 Prof.
Gert Smolka. Im Sommer 2005 teilten sich den Lehrepreis
Dipl.-Inf. Marco Kuhlmann, Prof. Gert Smolka und Dipl.Inf. Guido Tack, und aktueller Preisträger für das Wintersemester 2005 ist Prof. Raimund Seidel (Foto).
Die Preisträger der Lehrepreise für das Sommersemester 2006 werden zu
Beginn des Wintersemesters gewählt.
CE
Medizin
Der Direktor der
Orthopädischen
Universitätsklinik,
Prof. Dr. Dieter
Kohn, ist zum Präsidenten der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (Gots) gewählt
worden.
Zum 31. März
2006 sind Prof. Dr.
Klaus Remberger
sowie Prof. Dr.
Irene Schulz in den
Ruhestand getreten.
Geschichts- und
Kulturwissenschaften
Zum 31. März
2006 sind Prof. Dr.
Klaus-Martin
Girardet (Foto) und
Prof. Dr. Herbert
Schneider in den
Ruhestand getreten.
Empirische
Humanwissenschaften
Zum 31. März
2006 sind Prof. Dr.
Jürgen Maxeiner
und Prof. Dr. Ernst
Löffler in den Ruhestand getreten.
Dr. Christoph Igel wurde in den
Beirat des Aachener Meyer & Meyer
Verlages berufen, der zu den größten
Sportbuchverlagen Europas zählt. Der
stellvertretende Leiter des Competence Center Virtuelle Saar Universität
und wissenschaftliche Mitarbeiter des
Instituts für Sportwissenschaft der
UdS berät die Geschäftsführung in
Fragen der technologiebasierten Verlagsentwicklung (ePublishing).
Chemie, Pharmazie, Bio- und
Werkstoffwissenschaften
Die venia legendi wurde verliehen
an Dr. Christoph Wittmann für das
Fach Biotechnologie.
A
campus aktuell
nlässlich des Staatsbesuches des italienischen Staatspräsidenten Carlo Azeglio
Ciampi wurde dem emeritierten Romanisten
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Max Pfister für seine
Forschungen zur italienischen Sprache und
Kultur der italienische Verdienstorden, die
Medaglia d’Oro, verliehen. Mit dieser Auszeichnung würdigte der italienische Präsident
das Forschungsprojekt „Lessico Etimologico
Italiano“ (LEI), eines der größten und bedeutendsten historischen Wörterbücher einer lebenden Kultursprache.
Professor Pfister vom italienischen
Staatspräsidenten Ciampi
für sein Lebenswerk geehrt
Seit mehr als 30 Jahren befasst sich der gebürtige
Schweizer und langjährige Inhaber des Lehrstuhls für
Romanische Philologie an der Universität des Saarlandes
mit der italienischen Sprache und ihren Dialekten. In enger
Zusammenarbeit mit seinem Nachfolger Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang
Schweickard entsteht ein Wörterbuch, das die Geschichte des gesamten
italienischen Wortschatzes und seiner Dialekte umfasst. Das Projekt steht unter
der Ägide der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz und wird
gemeinsam mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung und der
saarländischen Landesregierung finanziert. Die Unterstützung der italienischen
Regierung ist seit dem Jahr 2005 entfallen, was in den italienischen Medien zu
einem Sturm der Entrüstung geführt hat. Ein Ende der Forschungsarbeiten, die in
Z
um vierten Mal schreibt das Competence Center „Virtuelle Saar
Universität“ (CC VISU) im Auftrag
des Universitätspräsidiums den Förderpreis „Neue Medien in der Lehre“
aus: Mit der Auszeichnung sollen
Projekte gefördert werden, welche die
Einbeziehung der Neuen Medien in
die Lehre und Weiterbildung der SaarUni zum Gegenstand haben. Zugelassen sind Arbeiten von Studierenden
und Nachwuchswissenschaftlern sowie Entwicklungen von Fakultäten,
Instituten, Lehrstühlen, Arbeitsbereichen, Betriebseinheiten bis hin zu Wissenschaftlichen und
Zentralen Einrichtungen. Zum zweiten Mal wird darüber
hinaus der „best practice award“ des CC VISU verliehen.
Zielgruppe dieser Auszeichnung sind Fakultäten, Institute,
Lehrstühle, Arbeitsbereiche sowie Betriebseinheiten, Wissenschaftliche und Zentrale Einrichtungen der Saar-Uni,
die zur Information und Präsentation ihrer Einrichtung oder
zur Unterstützung ihrer Organisations- und Verwaltungsaufgaben die Neuen Medien einsetzen.
Bewerbungsdeadline für beide Preise, die mit je 2 000
Euro dotiert sind und unter Schirmherrschaft des Vizepräsidenten für Lehre und Studium stehen, ist der 30. September 2006.
Informationen bei Dr. Christoph Igel: Tel: 0681 / 302-4917;
Email: [email protected]; www.uni-saarland.de/visu
33
den 1970er Jahren begannen, ist für
das Jahr 2032 vorgesehen. Vorbild für
das Jahrhundertwerk ist Walther von
Wartburgs „Französisches Etymologisches Wörterbuch (FEW)“, an dem
Pfister von 1963 bis 1971 selbst mitgearbeitet hatte.
Veronika Wetzel
Offener Kommunikationsstil gewürdigt
Eine außergewöhnliche Ehrung wurde im April Professor Wolfgang
Wahlster zuteil: Die Landespressekonferenz Saar (LPK) verlieh ihm ihre
„Goldene Ente“. Seit 1973 zeichnet
die LPK mit diesem Preis alljährlich
Persönlichkeiten des öffentlichen Ledas bilderwerk
bens für gute Zusammenarbeit mit
der Presse aus. Die LPK-Mitglieder würdigten mit ihrer Wahl „den offenen Kommunikationsstil des renommierten Informatikers.“ „Trotz seiner vielfältigen Aufgaben wie Lehrstuhlinhaber, Vorsitzender der Geschäftsführung des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche
Intelligenz, Mitglied der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften und Herausgeber wissenschaftlicher Publikationen nimmt
sich Wahlster auch Zeit für gesellschaftliche Aufgaben“, heißt es in
einer Pressemitteilung der LPK. Als Sprecher der Saarland-Botschafter helfe Wahlster zugleich, den Standort Saarland weltweit bekannter
zu machen und seine Akzeptanz zu verbessern. Und: „Für Anfragen
der Medien hat der Träger des Deutschen Zukunftspreises des Bundespräsidenten stets ein offenes Ohr“.
CE
HRK- und UdS-Präsidentin
Wintermantel nun auch
Vorsitzende des Kuratoriums des
Deutschen Studentenwerks
Die Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz und der Universität des Saarlandes, Prof.
Margret Wintermantel, ist neue Vorsitzende
das bilderwerk
des Kuratoriums des Deutschen Studentenwerks (DSW). Das 24-köpfige bildungs- und hochschulpolitische
Expertengremium, das den Studentenwerks-Dachverband berät,
wählte Prof. Wintermantel auf seiner konstituierenden Sitzung im Mai
in Berlin für eine Amtszeit von zwei Jahren. „Die Hochschulen in
Deutschland sind froh, sich auf die Studentenwerke als Partner für die
sozialen Rahmenbedingungen des Studiums verlassen zu können“,
erklärte Prof. Wintermantel nach ihrer Wahl.
red
campus 3/2006
VISU-Förderpreis „Neue Medien in der Lehre“
und „best practice award“ ausgeschrieben
Italienischer Botschafter besuchte die
Universität Gemeinsam mit der italienischen Konsulin in Saarbrücken, Prof.ssa
Ventriglia Terlizzo (4.v.l.), stattete Anfang
Mai der italienische Botschafter in Deutschland, Antonio Puri Purini (3.v.l.), der Universität einen Besuch ab: Nach einer Führung durch die Arbeitsstelle LEI informierte
sich der Botschafter über die Projekte am
Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz.
Foto: Veronika Wetzel
Personalia
34
Die Universität trauert
Prof. Dr. Friedrich Ostermann
I
nsbesondere eine wissenschaftlich fundierte fachspezifische Lehrerbildung
mit engem Praxisbezug und ein zeitgemäßer Deutschunterricht standen im Zentrum des Wirkens des Professors für
Neuere Deutsche Philologie und Literaturwissenschaft sowie Didaktik des Faches Deutsch, Dr.
Friedrich Ostermann, der am 12. März im Alter von 87 Jahren
verstarb. Am 4. Juli 1918 im westfälischen Werl geboren,
studierte er in Münster, Göttingen und Bonn und wurde mit
der Studie „Die Idee des Schöpferischen in Herders ‚Kalligone’“ promoviert. Bereits während seines Schuldienstes am
Theodorianum in Paderborn begründete er Kulturkreise,
Lesezirkel und eine Theatergruppe und suchte als Fachleiter
für Deutsch den Fachunterricht zu erneuern. Seit 1963 Dozent und seit 1968 Professor an der Peter Wust-Hochschule,
lehrte und forschte er nach der Auflösung der Pädagogischen
Hochschule an unserer Universität. Durch seine Offenheit für
neue Theorien und Methoden der Literatur- und Sprachwissenschaft, sein differenziertes literarisches Wissen bis in die
Gegenwartsliteratur und seine hohe Sensibilität begeisterte er
Generationen von Studierenden für Sprache und Literatur.
Prof. Dr. Arnold Wartenberg
P
rof. Dr. Arnold Wartenberg, der am 3.
Februar im Alter von 74 Jahren verstarb, hat die Entwicklung der Saarbrücker Biologie und Mikrobiologie 45
Jahre lang begleitet und mitgeprägt. In
einer Gelehrtenfamilie am 21. Dezember
1931 in Berlin geboren, studierte er Naturwissenschaften an
der Friedrich-Schiller-Universität Jena, wo er sich nach der
Promotion 1955 im Jahr 1959 mit der „Studie über Theorie
der Plasmolyse pflanzlicher Zellen“ habilitierte. Nach der
Flucht in die Bundesrepublik agierte er zunächst am Hamburger Staatsinstitut für Botanik, kam 1961 als wissenschaftlicher Assistent an unsere Universität und gewann nach der
Umhabilitation bald einen weiten Schülerkreis, den der allseits geschätzte akademische Lehrer und Forscher inspirierte.
In besonderer Weise pflegte er die wissenschaftliche Kooperation mit Bulgarien und engagierte sich als stellvertretender Prodekan und dann von 1979 bis 1985 in drei Amtsperioden als Prodekan der Fachrichtung Mikrobiologie. Zu
seinen Publikationen gehören unter anderem eine „Systematik der niederen Pflanzen“ und eine „Einführung in die Biotechnologie“. Im Ruhestand entdeckte er die Malerei. WM
Rufe
an die UdS angenommen
Privatdozentin Dr. Gisa Aschersleben aus München auf eine
W3-Professur für Entwicklungspsychologie (Nachfolge Prof.
Lindenberger)
Privatdozentin Dr. Annette Guckelberger aus Speyer auf
eine W3-Professur für Öffentliches Recht (Nachfolge Prof.
Grupp)
an die UdS erhalten
Privatdozent Dr. Marc Bloching aus Halle auf eine W3-Professur für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde (Nachfolge Prof.
Plinkert)
Prof. Dr. Arno Bücker aus Aachen auf eine W3-Professur
für Radiologie (Nachfolge Prof. Kramann)
Prof. Dr. Tobias Hartmann aus Heidelberg auf eine W3Stiftungsprofessur für Neurodegeneration und Neurobiologie
Prof. Dr. Steffen Martus aus Göttingen auf eine W3-Pro-
Werbung
campus 3/2006
Anterist & Schneider
fessur für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft (Nachfolge
Prof. Sauder)
Prof. Dr. Iris Pigeot-Kübler aus Bremen auf eine W3-Professur für Medizinische Biometrie und Epidemiologie (Nachfolge Prof. Feldmann)
Privatdozentin Dr. Claudia Polzin-Haumann aus Bonn auf
eine W3-Professur für Romanische Sprachwissenschaft mit
dem Schwerpunkt Sprachlehrforschung Französisch (Nachfolge Prof. Franceschini)
Privatdozent Dr. Peter Schuster aus Bielefeld auf eine W2Professur für Geschichte des Spätmittelalters (Nachfolge Prof.
van Eickels)
Prof. Dr. Frank Zufall aus Baltimore (USA) auf eine W3Professur für Physiologie (Nachfolge Prof. Schulz)
nach auswärts erhalten
Prof. Dr. Matthias Hannig, Zahn-, Mund- und
Kieferheilkunde, auf eine W3-Professur für konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie an die
Universität Leipzig
Prof. Dr. Volker John, Mathematik, auf eine W3Professur für Numerische Mathematik an die Universität Stuttgart
Prof. Dr. Uli Kazmaier, Chemie, auf eine W3-Professur für Organische Chemie an die Universität
Heidelberg
Prof. Dr. Markus Löbrich, Biophysik, an die Technische Universität München in Verbindung mit einem
Angebot als Direktor des Instituts für Strahlenbiologe
in Neuherberg
Privatdozent Dr. Jürgen Stamm, Rechtswissenschaft, auf die W3-Professur für Bürgerliches Recht,
Zivilprozessrecht, Internationales Privat- und Verfahrensrecht an die Universität Tübingen
nach auswärts angenommen
Privatdozent Dr. Volker Stein, Wirtschaftswissenschaft, auf eine W3-Professur für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Personalmanagement und Organisation, an die Universität Siegen
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