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campus Neue Master von A bis Z
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16.08.2011
10:42 Uhr
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UNIVERSITÄT
DES
SAARLANDES
campus
Neue Master
von A bis Z
August 2011
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14.08.2011
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UNIVERSUM
Ganz neue Perspektiven für Ihr Leben.
die persönlichere Note auf dem Campus
Stein auf Stein.
Mit der passenden Baufinanzierung.
Das Bank 1 Saar-Universum für alle, die sich etwas aufbauen wollen.
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Anschrift: Universität des Saarlandes, Campus, D-66123 Saarbrücken. Layout und Satz: Maksimovic & Partners. Druck: SDV. Anzeigen: Stephanie Böcker.
Pressestelle oder Privatbestand der abgebildeten Personen.
und Wissenschaft des Saarlandes (S. 22 Frank Wilhelm-Mauch, Tobias Hartmann, Wolfgang Maaß), Franz Froeßl, Umweltministerium Rheinland-Pfalz (S. 20 Claus-Michael Lehr), ansonsten Bestand der
Fotos: Fotolia (Titelbild), iStockphoto (S. 5, S. 6) Uwe Bellhäuser (S. 3, S. 12), André Mailänder (S. 7, S. 8, S. 9), Oliver Dietze (S. 10, S. 16, S. 17, S. 18), Rüdiger Koop (S. 20 Martin Janssen), Ministerium für Wirtschaft
Redaktion: Friederike Meyer zu Tittingdorf (V.i.S.d.P.), Thorsten Mohr, Gerhild Sieber. Mitarbeit: Wolfgang Müller.
Impressum /// Campus, das Magazin der Universität des Saarlandes, erscheint viermal im Jahr. 41. Jahrgang, Ausgabe 3/2011, August 2011. Herausgeber: Der Präsident der Universität des Saarlandes.
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
vier neue Master-Studiengänge gehen im Wintersemester an den Start. In den Altertumswissenschaften vereinen sich verschiedene Fächer wie zum Beispiel Alte Geschichte
und Klassische Archäologie zu einem neuen Fächerkanon. Im Master-Studiengang Psychologie können die Studenten aus sieben verschiedenen Schwerpunkten wählen und so ihr Studium individuell gestalten. Der an der Schnittstelle von Biologie und Medizin angesiedelte
Master Human- und Molekularbiologie baut, wie die beiden anderen Studiengänge auch, auf
dem entsprechenden Bachelor-Studiengang auf. Er lehnt sich inhaltlich an die biomedizinischen Forschungsschwerpunkte der Saar-Uni an. Ganz neu ist der Master-Studiengang Educational Technology. In diesem sollen Absolventen aus Informatik, Erziehungswissenschaft
und Psychologie neue Lernumgebungen schaffen. Von der klassischen Kreidetafel sind die
Bildungstechnologen dabei weit entfernt. Sie arbeiten beispielsweise mit Künstlicher Intelligenz. Lesen Sie mehr über die neuen Studiengänge ab Seite 4.
Etwas älter, aber deswegen nicht weniger faszinierend, ist der Master-Studiengang amase.
Die Saar-Uni hat den internationalen Studiengang der Materialwissenschaft gemeinsam mit
Universitäten in Spanien, Frankreich und Schweden ins Leben gerufen. Auf Seite 16 schildert eine mexikanische amase-Studentin, wie es ihr in Saarbrücken gefällt.
Gefallen findet auch Jens Rettig an seinem Job. Der Physiologe ist Sprecher des Sonderforschungsbereiches 894 der Deutschen Forschungsgemeinschaft. »Viele Kollegen sind neidisch auf uns«, sagt er. Warum das so ist, erfahren Sie ab Seite 10.
Eine völlig andere Disziplin ist die Leidenschaft von Sikander Singh. Der Literaturwissenschaftler ist seit Mai Leiter des Literaturarchivs Saar-Lor-Lux-Elsass. Der Rheinländer
bewegt sich virtuos zwischen der universitären Forschung und der Arbeit im Literaturarchiv,
übrigens dem einzigen dieser Art an einer deutschen Universität. Wie Sikander Singh diesen
Spagat meistert, erklärt er ab Seite 18.
Aber was nützt alle Brillanz, wenn man seine Ergebnisse nicht vermarkten kann? Daher
gibt es an der Saar-Uni das Zentrum für Schlüsselkompetenzen. Dort können Studenten und
Wissenschaftler die vielbeschworenen Soft Skills lernen: Rhetorik, Verhandlungsgeschick,
Präsentationstechniken und viele andere nützlichen Dinge. Das ganze Spektrum des Zentrums schildert der Text ab Seite 12.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
Ihr Universitätspräsident Professor Volker Linneweber
4
Neue Master-Programme:
Von Altertumswissenschaft bis Zukunftstechnologie
7
Forschung
10
Detektivarbeit in der Zelle: Im DFG-Sonderforschungsbereich
untersucht Jens Rettig Kalziumsignale
12
Besser lehren und lernen: Das Zentrum für Schlüsselkompetenzen
bildet Dozenten und Studenten
14
Campus
16
Materialforschung international: Mexikanerin kommt
über Barcelona nach Saarbrücken
18
Leidenschaft: Neuer Leiter des Literaturarchivs Sikander Singh
will Öffentlichkeit für regionale Literatur begeistern
20
Menschen
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—KI
Von Klassik
bis
Im kommenden Wintersemester werden vier neue Master-Studiengänge
an der Universität des Saarlandes starten. Altertumswissenschaften,
Human- und Molekularbiologie sowie Psychologie bauen konsekutiv
auf den grundständigen Bachelor-Studiengängen an der Saar-Uni auf.
Ganz neu hingegen ist der Master Educational Technology. Hier sollen
Absolventen aus Psychologie, Bildungswissenschaften und Informatik
lernen, neue Bildungstechnologien zu entwickeln und wissenschaftlich
zu untersuchen.
Welchen Wissensstand die Studenten haben und wie sich
die eigene Vorlesung optimieren lässt, kann ein Hochschuldozent mittels neuer Technologien künftig schon
während der Veranstaltung erfahren: Über so genannte
Backchannel stellen die Zuhörer direkt Fragen zum vorgetragenen Stoff, die nicht nur der Dozent, sondern auch die
übrigen Studenten mitverfolgen und kommentieren können. Dies ist nur ein Beispiel für mögliche neue Technologien im Bereich Bildung und Weiterbildung, deren Entwicklung und Erforschung Armin Weinberger an der
Universität des Saarlandes vorantreibt. Der Professor für
Bildungstechnologie und Wissensmanagement bietet ab
dem Herbst den neuen Master-Studiengang Educational
Technology an, der Informatik, Pädagogik und Psychologie
miteinander verbindet.
Experten für Bildungstechnologie untersuchen, wie
Menschen – beispielsweise im Klassenzimmer oder in sozialen Netzwerken – mithilfe neuer Technologien Wissen
konstruieren, kommunizieren und anwenden. Dabei verwenden die Wissenschaftler Methoden, die zwischen den
Computerwissenschaften und den Bildungswissenschaften
angesiedelt sind. »Sie entwickeln zum Beispiel neue Lernumgebungen, unterstützen die Personalplanung oder helfen, große Wissensdatenbanken zu verwalten. Damit sind
sie heute in vielen Unternehmen, Verbänden oder auch in
Museen und Bibliotheken gefragt«, erklärt Armin Weinberger. Bisher fehlten dort häufig Experten, die den tech-
nischen Hintergrund verstehen, aber gleichzeitig auch über
pädagogische Fähigkeiten verfügen. »Für die Akzeptanz
der neuen Medien ist es außerdem wichtig, dass man über
pädagogische und psychologische Kenntnisse verfügt. Denn
alle gut gemeinten Bildungstechnologien können Wissenskonstruktion und -kommunikation nur so weit fördern, wie
sie pädagogisch-psychologisch fundiert sind«, meint der
Wissenschaftler.
Im neuen Master-Studiengang Educational Technology
können die Studenten neben den Kernthemen aus Computer- und Bildungswissenschaften auch Inhalte aus einem
vielfältigen Wahlbereich belegen, zum Beispiel Künstliche
Intelligenz und Lehr-Lerntheorien. Das Master-Programm
wendet sich an Absolventen aus Psychologie, Pädagogik
und Informatik. Für den Studiengang, der zunächst 20 Master-Plätze bereitstellt, arbeiten die Uni-Fachrichtungen
Bildungswissenschaften und Informatik sowie das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz und die
Hochschule für Technik und Wirtschaft zusammen. Er wird
in deutscher und englischer Sprache gelehrt und erfordert
daher sehr gute Kenntnisse beider Sprachen.
Die frühe Geschichte und Kultur Europas steht im Mittelpunkt des neuen Master-Studiengangs Altertumswissenschaften. Das Master-Programm bietet wie der gleichnamige Bachelor das Studium von vier Disziplinen an: Alte
Geschichte, Klassische Archäologie, Klassische Philologie
sowie Vor- und Frühgeschichte. »Master-Studenten wählen
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eines dieser Fächer als erweitertes Hauptfach«, erläutert
der Professor für Klassische Philologie Peter Riemer. »In
dem Zwei-Fächer-Studiengang wird das Hauptfach zusammen mit einem weiteren Fach, vornehmlich aus den Philosophischen Fakultäten, studiert.« Möglich und sicherlich
sinnvoll sei es aber, mit dem Hauptfach ein altertumswissenschaftliches Nebenfach zu kombinieren, zum Beispiel
Klassische Archäologie mit Alter Geschichte.
Die Altertumswissenschaften umfassen alle großen Disziplinen der Erforschung der europäischen Frühzeit und
Antike. Während im Fach Alte Geschichte die schriftlichen
Quellen zur griechischen und römischen Antike interpretiert werden, erforscht die Klassische Archäologie Kunst
und Kultur sowie Zivilisation und Alltag der griechischen
und römischen Welt anhand von materiellen Zeugnissen.
Mit der literarischen Überlieferung der griechisch-römischen Antike ist die Klassische Philologie befasst, und die
älteste Vergangenheit Europas untersucht die Vor- und
Frühgeschichte anhand von Bodenfunden und Schriftquellen. »Der Master-Studiengang ermöglicht einerseits
eine individuelle Profilbildung, andererseits studieren die
jungen Leute im Umfeld der benachbarten Fächer. Dadurch können sie ihr Fachstudium je nach Interesse auf Master-Ebene erweitern«, betont Peter Riemer. Ermöglicht
wird dies durch die Bereitstellung interdisziplinärer Module
im Erweiterten Hauptfach: Aus einem breiten Angebot
können Hauptfach-Studenten Kolloquien, Vorlesungen
und Seminare anderer Fächer jenseits des eigentlichen
Haupt- und Nebenfachs belegen – was einer Erweiterung
ihrer Kompetenzen zugute kommt. »Beispielsweise kann
ein Student der Klassischen Philologie ein archäologisches
Oberseminar besuchen – und zwar auch ohne fundierte
Archäologie-Kenntnisse«, so Riemer.
Ebenfalls eine große Bandbreite bietet der MasterStudiengang Psychologie für Absolventen eines BachelorStudiengangs Psychologie. Neben einem Pflichtbereich, in
dem die Studenten vor allem eine vertiefende methodischdiagnostische und wissenschaftliche Ausbildung erhalten,
wählen sie aus sieben psychologischen Wahlpflichtfächern
drei aus, auf die sie sich spezialisieren möchten: Klinische
Psychologie und Psychotherapie, Klinische Neuro- und
Rehabilitationspsychologie, Arbeits- und Organisationspsychologie, Angewandte Sozialpsychologie, Kognitive
Psychologie, Kognitive Neuropsychologie sowie Angewandte und Kognitive Entwicklungs- und Pädagogische
Psychologie.
Damit deckt die Saarbrücker Psychologie eine Profilbildung sowohl in den aktuellen Forschungsfeldern als auch
in den klassischen Berufsfeldern ab: Die Ausbildung in Klinischer Psychologie und Klinischer Neuropsychologie als
Voraussetzung für eine spätere Tätigkeit zum Beispiel als
Psychologischer Psychotherapeut, die Arbeits- und Organisationspsychologie beispielsweise für künftige Leiter von
Personalabteilungen und das Fach Kognition, Lernen und
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www.uni-saarland.de/master
Entwicklung unter anderem für eine Tätigkeit als Schulpsychologe. »Unser Master-Programm ist eng vernetzt mit
der Fachrichtung Bildungswissenschaften und Pädagogische Psychologie. Darüber hinaus bestehen enge Verbindungen zur Informatik, zur Computerlinguistik und zum
Neurozentrum und der Humangenetik am Universitätsklinikum in Homburg«, erklärt der Studiengangsbeauftragte,
Privatdozent Markus Pospeschill.
Absolventen können damit in leitende und selbständige
Tätigkeiten mit psychologischem Bezug im Gesundheitsund Sozialwesen, in Wissenschaft und Forschung, im Bildungswesen, in Verwaltung, Wirtschaft sowie im Rechtswesen einsteigen. Der Abschluss ist außerdem eine Voraussetzung für eine Promotion oder die Ausbildung zum
approbierten Psychotherapeuten. »Wir leisten mit dem
Master-Programm die Primärausbildung von angehenden
Psychotherapeuten, um den regionalen Nachwuchsbedarf
an psychologischen Psychotherapeuten zu befriedigen«,
sagt der Studiengangsbeauftragte.
Der neue Master-Studiengang Human- und Molekularbiologie ist an der Schnittstelle von Medizin und Biowissenschaften angesiedelt. Im Unterschied zu klassisch
biologischen Studiengängen stehen molekulare und pathophysiologische Aspekte menschlicher Erkrankungen in
seinem Mittelpunkt. Das forschungsbasierte Master-Programm findet zu gleichen Teilen an der medizinischen und
der naturwissenschaftlich-technischen Fakultät der SaarUni statt und wird vom Zentrum für Human- und Molekularbiologie (ZHMB) getragen. »Die Master-Studenten
vertiefen ihr Wissen in vier biomedizinischen und molekularbiologischen Schwerpunktmodulen, die jeweils eng an
die Forschungsschwerpunkte der Saar-Uni angelehnt sind«,
erläutert der Leiter des ZHMB, Professor Manfred Schmitt.
»Das sind die Bereiche Infektionsbiologie,Tumor- und Epigenetik, Signalleitung und Transport sowie Hormone, Stress
und Gedächtnis.« Zur theoretischen Erarbeitung eines Forschungsvorhabens samt Forschungsantrag in den beiden
ersten Semestern kommt im zweiten Studienjahr ein mehrmonatiges Laborpraktikum hinzu, das den Grundstein für
die experimentelle Master-Arbeit legt. »Unseren besten
Studenten bieten wir darüber hinaus die Option eines ›FastTrack-PhD‹, bei dem die Kandidaten bereits nach dem ersten Master-Jahr in die Promotionsphase eintreten können«, erklärt Manfred Schmitt. Hierauf aufbauend werde
zurzeit auch an der Konzeption eines deutsch-französischen
Master- beziehungsweise PhD-Programms gearbeitet. Dieses soll gemeinsam mit der Universität Straßburg nach dem
Vorbild des erfolgreichen binationalen Bachelor-Studiengangs Molekularbiologie realisiert werden und ebenfalls
unter dem Dach der Deutsch-Französischen Hochschule
angeboten werden.
_Gerhild Sieber /Thorsten Mohr
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orschung
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Forschung
Molekülbaustein könnte Grundlage für neue
Anwendungen in der Industrie werden
Forscher der Universität des Saarlandes und des Imperial College in London könnten einen wichtigen Baustein für den technologischen Fortschritt entdeckt haben.
Chemiker um David Scheschkewitz, Professor für Allgemeine und Anorganische Chemie, haben ein SiliziumMolekül entwickelt, das extrem stabil ist und aufgrund seiner elektronischen Eigenschaften zukünftig zum Beispiel
in der Halbleiterindustrie eine wichtige Rolle spielen
könnte. Potenziell interessant seien solche Polymere beispielsweise für die OLED-Technologie, also organische
Leuchtdioden, die im Gegensatz zu bisher gebräuchlichen
LEDs deutlich dünner gebaut werden und zum Beispiel
für papierdünne Monitore (»elektronisches Papier«) verwendet werden können. Auch für den Einsatz in der Solarzellentechnologie und in der Computerindustrie
könnte das Molekül nutzbar sein. Das natürliche Vorbild
für das sogenannte Si-verbrückte Persilapropellan ist Benzol, eine Verbindung aus sechs Kohlenstoff- und sechs
Wasserstoffatomen. Benzol ist die energetisch stabilste
Verbindung aus diesen Atomen und von überragender Bedeutung für viele Bauelemente in allen Bereichen der
Chemie. Die Wissenschaftler veröffentlichten die Entdeckung des Moleküls in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift »Angewandte Chemie«.
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Physiologen entwickeln Grundlagen für Therapie
einer angeborenen Entwicklungsstörung des Gehirns
In Deutschland kommt jedes Jahr eines von 10.000
Mädchen mit einem Gendefekt zur Welt, der das so genannte Rett-Syndrom auslöst. Schuld daran hat ein Gen
mit der Bezeichnung MECP2. Dieses Gen ist ein so genanntes Mastergen, das die Funktion weiterer Gene in
allen Nerven- und den so genannten Gliazellen des Gehirns steuert. Wissenschaftler um den Physiologen Frank
Kirchhoff von der Universität des Saarlandes konnten
ihren federführenden Kollegen in den USA mit einer gentechnisch veränderten Maus weiterhelfen, die eine selektive Gentherapie in den häufigsten Gliazellen, den Astrozyten, ermöglichen. Eine gezielte Gentherapie der Astrozyten in Mäusen mit Rett-Syndrom erhöhte wieder
deren Aktivität, verbesserte die Atmung und reduzierte
den Abbau der Nervenzellen. Die schwere Erberkrankung
führt dazu, dass die Mädchen sich nach der Geburt zunächst normal entwickeln. Zwischen dem 6. und dem 18.
Lebensmonat aber stoppt das Wachstum der Nervenzellen und ein langsamer Abbauprozess beginnt. Die Mädchen verlieren die Fähigkeit zu sprechen, leiden unter
Atemaussetzern und werden körperlich inaktiv. Die Studie wird in der aktuellen Ausgabe von Nature online vorgestellt.
Homburger Wissenschaftler an Forschungsprojekt
zur Signalübertragung in der Netzhaut beteiligt
Die Netzhaut des menschlichen Auges, die einfallendes Licht in Nervenimpulse umwandelt und so Sehen ermöglicht, ist eine sehr leistungsfähige und hochkomplexe
Gewebestruktur. Daher ist sie für Störungen anfällig, die
bis zur Erblindung führen können. Ein internationaler
Forscherverbund, dem Professor Frank Schmitz vom Institut für Anatomie und Zellbiologie in Homburg angehört, untersucht nun, wie die Signalübertragung in der
Netzhaut im Einzelnen vor sich geht. Aus den Forschungsergebnissen erhoffen sich die Wissenschaftler
auch neue Erkenntnisse über die Ursachen von NetzhautErkrankungen. Die drei beteiligten Teams werden vom International Human Frontier Science Program (HFSP) drei
Jahre lang mit 350.000 US-Dollar jährlich gefördert. Ihr gemeinsamer Antrag über die Erforschung synaptischer Erregungsübertragung wurde auf Platz eins von 22 geförderten Projekten eingestuft.
Saarbrücker Wissenschaftler sind am Aufbau einer
europäischen Datenbank beteiligt
Geistes- und Sozialwissenschaftler arbeiten europaweit am Aufbau eines digitalen Archivs zusammen. Auch
die Universität des Saarlandes ist beteiligt. Im Projekt
CLARIN (Common Language Resources and Technology
Infrastructure) bauen Forscher Datenbanken auf und entwickeln Methoden, um diese digitalen Speicher effizient
zu durchsuchen. Die deutsche Gruppe von CLARIN (CLARIN-D) besteht aus Wissenschaftlern aus neun Universitäten, Forschungsinstituten und Wissenschaftsakademien.
Alle Partner im Projekt sind so genannte CLARIN-Zentren,
die spezifisches Wissen und Fähigkeiten sammeln und den
anderen Institutionen zur Verfügung stellen. Grundlegende Aufgabe der Saarbrücker Gruppe um Elke Teich,
Professorin für Englische Sprach- und Übersetzungswissenschaft, wird es sein, Fertigkeiten für Schulung und
Ausbildung von Sprachwissenschaftlern zu entwickeln.
Insgesamt fließen 600.000 Euro Fördersumme des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) bis
2014 ins Saarland.
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Hochleistungsrechner sollen mit Hilfe von neuen
Programmiermodellen noch viel schneller werden
Wenn Autobauer einen Crashtest am Computer simulieren oder Klimaforscher die weltweiten Wetterdaten
auswerten, benötigen sie vor allem eines: viel Rechenpower. Dafür werden heute Tausende von Prozessoren auf
einer Plattform zusammengeschaltet. Doch wenn viele
Computer parallel an einer Aufgabe rechnen, werden sie
nicht automatisch schneller, denn häufig ist ihre Software
dafür gar nicht ausgelegt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert jetzt mit 1,69 Millionen Euro
das Forschungsprojekt ECOUSS, das zum Ziel hat, die
neuen parallelen Rechnerarchitekturen viel effizienter als
bisher zu nutzen. Daran sind auch Institute der Saarbrücker Informatikforschung maßgeblich beteiligt. Neben
der Forschergruppe von Professor Sebastian Hack sind
auch Wissenschaftler im Team von Computergraphik-Professor Philipp Slusallek am Intel Visual Computing Institute (IVCI) der Universität des Saarlandes und am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz
(DFKI) mit im Boot. Außerdem sind Forscher der Universität Mainz und des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) beteiligt. Die Federführung hat das Höchstleistungsrechenzentrum der Universität Stuttgart (HLRS).
Neben den Forschungsinstituten sind außerdem mehrere
große Industriepartner beteiligt, nämlich der amerikanische Hersteller von Superrechnern, die Firma Cray Computer (Deutschland), das Pharma-Unternehmen Böhringer Ingelheim sowie die Firma RTT, die mit der Raytracing-Technologie hoch auflösende Computergraphik
erstellt.
Computerprogramm findet passende Musik für
Vertonung von Fotoserien und Videos
Aus dem Urlaub bringt jeder gerne schöne Fotos von
Städten, Sandstränden oder Menschen mit. Wer diese
dann mit Musik untermalt dem Freundenskreis zeigen
will, sucht oft stundenlang nach den dazu passenden Musikstücken. Diese Aufgabe kann der Computer jetzt völlig eigenständig übernehmen. Informatiker des Saarbrücker Exzellenzclusters haben dafür eine Software
entwickelt, die automatisch für Fotos und Videoausschnitte die geeignete Musik findet. Mit lizenzfreier Musik
kann man das Verfahren mit Namen »Picasso« schon
testen. Es funktioniert über eine Datenbank mit mehreren tausend Bildern und der dazu passenden Musik. Über
ein ausgeklügeltes Rechenverfahren gleicht der Computer diese Bilder mit den Urlaubsfotos ab. Anhand des gespeicherten Soundtracks begibt sich die Picasso-Software
dann auf die Suche nach Musikstücken, die mit hoher
Wahrscheinlichkeit die Atmosphäre der Aufnahme passend untermalen, erklärt Sebastian Michel, Forschungsgruppenleiter am Exzellenzcluster der Saar-Uni.
Saarbrücker Ingenieure bei
millionenschwerem Projekt dabei
Saarländische Wissenschaftler haben eine Technologie entwickelt, mit der sie die Qualität von Öl im laufenden Betrieb messen können. So lassen sich die Umwelt
schonen und Kosten sparen, da beispielsweise große Industriebetriebe ansonsten viel Geld für Laboranalysen
ausgeben müssen, um die Ölqualität zu prüfen. Der eine
oder andere Ölwechsel kann so erspart bleiben. Das Saarbrücker Know-how fließt nun in ein Verbundprojekt namens Namiflu mit einem Gesamtvolumen von 3,41 Millionen Euro, in dem insgesamt sieben Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft vom Bundesforschungsministerium (BMBF) gefördert werden. Partner sind neben dem
Lehrstuhl für Messtechnik an der Saar-Uni das Zentrum
für Mechatronik und Automatisierungstechnik (Zema),
die EADS Deutschland GmbH (Ottobrunn), die Fuchs
Schmierstoffe GmbH (Mannheim), die Micro-Hybrid
Electronic GmbH (Hermsdorf), die Siegert Thinfilm Technology GmbH (Hermsdorf) sowie die TU Ilmenau.
Controlling-Professor entwickelt Verfahren für
genauere Vorhersage von Softwarekosten
Alexander Baumeister, Professor für Betriebswirtschaftslehre der Universität des Saarlandes, hat ein neues
Prognoseverfahren entwickelt. Es erlaubt Managern
schon in einem frühen Stadium, die für ihr Unternehmen
spezifischen Kosten für die Softwareentwicklung zu berechnen. Wenn Unternehmen neue Computerprogramme
in Auftrag geben, lassen sich die Kosten nur schwer kalkulieren. Häufig kann man in frühen Projektphasen noch
nicht vorhersagen, wie umfangreich das Softwarepaket am
Ende sein wird. Auch für das IT-Unternehmen, das ein
neues Programm entwickeln soll, ist ein präzises Angebot
mit vielen Risiken verbunden. »Bisherige Prognoseverfahren zeigen unterschiedliche Schwächen, oftmals wird
etwa mit betriebsübergreifenden Durchschnittswerten gearbeitet und nur wenig auf die Besonderheiten des jeweiligen Unternehmens eingegangen«, erläutert Alexander
Baumeister. Sein Ansatz ist es daher, die im Unternehmen vorhandenen Daten zur Prozesskalkulation in die
Prognosen einzubeziehen.
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Saarländische Mikrobiologen im Kampf gegen
Keime aus dem Schweinestall
Privatdozent Markus Bischoff und Professor Mathias
Herrmann vom Institut für Medizinische Mikrobiologie
und Hygiene am Universitätsklinikum in Homburg sind
mit ihrem Team am Forschungsverbund »MedVetStaph«
beteiligt. Gemeinsam mit Wissenschaftlern der Universitäten Münster und Würzburg, der Freien Universität
Berlin, des Robert-Koch-Instituts, des Bundesinstituts für
Risikobewertung und des Friedrich-Loeffler-Instituts untersuchen sie die Übertragung der MRSA von Tieren auf
Menschen. MRSA ist eine Variante des Bakteriums Staphylococcus aureus, das gegen den Wirkstoff Methicillin
resistent ist. Die Erforschung einer möglichen Übertragung ist von großer Bedeutung, da MRSA mittlerweile in
70 Prozent der Schweine haltenden Betriebe in Deutschland nachgewiesen wurde. Das Bundesforschungsministerium fördert das Projekt mit insgesamt 2,5 Millionen
Euro. 250.000 Euro davon gehen an die Universität des
Saarlandes.
Saarbrücker Forscher helfen, Schadstoffe
in der Raumluft aufzuspüren
Immer mehr Gebäude werden isoliert und abgedichtet, um Energie zu sparen. Dadurch steigt jedoch die
Schadstoffbelastung in den Innenräumen an, vor allem mit
flüchtigen organischen Verbindungen. Diese sind gesundheitsschädlich und werden für das so genannte Sick Building Syndrom verantwortlich gemacht. Abhilfe können
hier nur bessere Lüftungssysteme schaffen. Saarbrücker
Messtechniker koordinieren dafür jetzt ein europaweites
Forschungsprojekt, in dem preiswerte Sensorsysteme für
Luftschadstoffe entwickelt werden. Mit ihrer Hilfe sollen
Gebäude ausgewogen klimatisiert und durchlüftet werden, ohne dass dabei unnötig Energie verbraucht wird.
Das auf drei Jahre bewilligte Forschungsprojekt wird vom
Bundesforschungsministerium (BMBF) mit 1,1 Millionen
Euro gefördert. Rund 300.000 Euro erhält das Team von
Andreas Schütze, Professor für Messtechnik der Universität des Saarlandes. Weitere Partner sind die 3S GmbH,
eine Ausgründung der Saar-Uni, die UST Umweltsensortechnik GmbH, ein führender Sensorenhersteller, sowie
mehrere Klimatechnik-Firmen und Forschungsinstitute in
Deutschland, Frankreich und Portugal.
Neues Coenzym Q10 mit verbesserten anti-oxidativen
Eigenschaften entdeckt
Coenzym Q10 ist eine wichtige Komponente der Energiegewinnung im menschlichen Körper. Da es außerdem
sehr starke anti-oxidative Eigenschaften besitzt, wird es
in vielen Cremes und als Nahrungsergänzungsmittel vermarktet. Es vernichtet freie Radikale, die im Körper zellschädigend wirken und Alterungsprozesse beschleunigen.
Ivan Bogeski, Reinhard Kappl und Professor Markus
Hoth vom Institut für Biophysik der Universität des Saarlandes haben in Zusammenarbeit mit mazedonischen Forschern eine neue Coenzym-Q-Form entdeckt, die noch
stärkere anti-oxidative Eigenschaften besitzt und auch
eine wichtige Rolle für den Kalzium-Stoffwechsel spielt.
Die Ergebnisse wurden im renommierten Journal of the
American Chemical Society publiziert und sind von der
Universität auch patentiert worden.
Biologen der Saar-Uni entdecken Mechanismus
für Stressreaktion bei Pflanzen
Einem Team aus Forschern der Universität des Saarlandes, des CNRS in Straßburg und Evry ist es gelungen,
einen molekularen Knotenpunkt aufzudecken, der eine
wichtige Rolle bei der Stressreaktion von Pflanzen spielt.
An diesem Knotenpunkt kreuzen sich die Wege des Mikronährstoffs Eisen und des Botenstoffs Ethylen. Ethylen ist ein gasförmiges Hormon, das in Pflanzen vor allem
bei Stress aktiv ist. Diese Verknüpfung dient vermutlich
dem Zweck, den bei Eisenmangel und Licht entstehenden Stress in Blattzellen unter anderem dadurch abzuwenden, dass die Eisenaufnahme in der Wurzel erhöht
wird. Die Wissenschaftler um Petra Bauer, Professorin für
Pflanzenbiologie, haben ihre Ergebnisse online im Fachmagazin »The Plant Cell« veröffentlicht.
Etwa 80% unserer Bevölkerung benötigt
einmal im Leben eine Blutübertragung.
...in Kaiserslauter
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0
Saar-Pfalz
Blutspendezentrale Saar
-Pfalz gGmbH
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Westpfalz-Klinikum GmbH
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Auf der Suche
nach dem Ursprung
Wissenschaftler der Saar-Uni fahnden im
Sonderforschungsbereich 894 nach den Mechanismen
der Signalübertragung in Zellen
ber die Nadel im Heuhaufen würden Jens Rettig und
seine Kollegen nur müde lächeln. Müssten seine 21 Kolleginnen und Kollegen und er nur die finden, es wäre ein
Kinderspiel für die Wissenschaftler, die im Sonderforschungsbereich (SFB) 894 der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zusammenarbeiten. Denn was sie suchen,
ist ungleich komplizierter zu entdecken. »Vorgänge im Körper gehen immer auf ein Signal in einer einzigen Zelle zurück«, erklärt Rettig, Physiologie-Professor an der Saar-Uni
und Sprecher des SFB, der auf dem Bild an einem Elektrophysiologie-Messplatz zu sehen ist. Wenn es also irgendwo
juckt und zuckt und fiept, ist in irgendeiner Zelle des Körpers der Befehl »jucke«, »zucke« oder »fiepe« gegeben worden. Und das passiert in der Regel mit Kalzium-Ionen.
»Kalzium-Signale sind extrem wichtig für nahezu jede Körperfunktion«, sagt der Physiologe.
Rettig und seine Kollegen – allesamt Wissenschaftler
der Saar-Uni – fahnden seit Anfang des Jahres im SFB
»Ca2 +-Signale: Molekulare Mechanismen und Integrative
Funktionen“ nach den geladenen Kalziumteilchen, deren
Strom eine Reaktion im Körper auslöst. Finden die Forscher
heraus, woher diese Signale kommen und wie sie ausgelöst
werden, könnten so die Grundlagen für neue Therapien
gegen Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson gelegt
werden. Rund zwölf Millionen Euro Förderung fließen zunächst für vier Jahre in den derzeit einzigen SFB der SaarUni. Jens Rettig sieht das Projekt aber deutlich längerfristig angelegt, nicht zuletzt, weil die »dokumentierbare
Performance fantastisch« sei, wie er sagt. Das heißt, dass
beispielsweise die Zahl und die Qualität der Publikationen
in wissenschaftlichen Fachmagazinen wie zum Beispiel
Nature schon nach einem halben Jahr bemerkenswert
hoch sind. 14 Artikel sind in dieser kurzen Zeit bereits
erschienen.
Ü
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Sonderforschungsbereich
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Dass Jens Rettig so optimistisch ist, liegt neben der messbaren »Performance« auch an den speziellen Homburger
Bedingungen, die in der Welt der Biowissenschaften offenbar einmalig sind. »Viele Kollegen aus aller Welt sind sehr
neidisch auf uns. Sie sagen: ›Ihr seid so eine homogene
Truppe in Homburg‹«, erklärt der SFB-Sprecher die Besonderheit. Geld spielt dabei nicht die allerwichtigste Rolle.
Es gibt Unis und Institute, die finanziell deutlich mehr leisten können als die Saar-Uni. Das ist kein Geheimnis. Aber
es ist der Teamgeist, der Wissenschaftler wie Jens Rettig und
seine Kollegen dazu bewegt, an der Uni des Saarlandes zu
forschen und nicht an der TU München oder an der Berliner Charité. »Das geht nur, wenn alle an einem Strang ziehen«, sagt Rettig. Und dieser Wille zur Zusammenarbeit
sei in Homburg deutlich stärker als an vielen anderen Universitäten.
Die Wissenschaftler des SFB arbeiten unter anderem eng
mit dem Graduiertenkolleg 1326 »Kalziumsignale und zelluläre Nanodomänen« von Professor Dieter Bruns zusammen. »Hier haben wir eine ähnliche Thematik, und viele
Projektleiter aus dem SFB unterrichten dort auch junge Wissenschaftler. Durch diese Zusammenarbeit können wir eine
sehr gute und strukturierte Doktorandenausbildung anbieten«, erklärt Physiologe Rettig. Im SFB selbst forschen
neben Physiologen auch Biologen, Mediziner, Biochemiker, Pharmakologen, Biophysiker und Anatomen in insgesamt 19 Projekten.
Sie nehmen dabei verschiedene Funktionen des Körpers unter die (Nano-)Lupe. Auf dem Gebiet der Immunologie suchen sie nach Antworten auf die Frage, wie Zellen des Immunsystems Kalziumsignale generieren und
einsetzen, um den Körper vor Krankheiten zu schützen.
»Das ist interessant vor dem Hintergrund, dass sogenannte
Autoimmunkrankheiten, also Leiden, bei denen das Immunsystem körpereigene Zellen vernichtet, rasant zunehmen«, sagt Jens Rettig.
Weitere Schwerpunkte des SFB liegen auf der Erforschung des sensorischen Systems, also beispielsweise des
Sehsinns und des Geruchssinns, sowie auf den Nervenzellen im Gehirn selbst. »Die Übertragung von Signalen zwischen Nervenzellen ist die Basis für die Plastizität, also die
Veränderlichkeit, des Gehirns. So können wir verstehen, wie
Lernen funktioniert, aber auch zum Beispiel, wie Demenz
funktioniert«, so Rettig.
Nach einem halben Jahr sind die Wissenschaftler bei
ihrer Suche nach dem Ursprung der Kalzium-Signale verständlicherweise noch ganz am Anfang. »Je weiter man vordringt, desto mehr neue Fragestellungen entstehen allerdings«, erklärt Jens Rettig das Los eines Wissenschaftlers.
Das ist jedoch auch die Voraussetzung für den Spaß bei der
Arbeit und den Forscherdrang. Aus einem Heuhaufen werden so ganz schnell ganz viele Heuhaufen. Eine einzige
Nadel in einem einzigen Heuhaufen hätten die Wissenschaftler dagegen bestimmt schon gefunden. Aber dann
wäre der Spaß ja zu schnell vorbei.
_Thorsten Mohr
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Wie man das Nachmittagstief
mit neuen Lehrmethoden austrickst
Im Zentrum für Schlüsselkompetenzen der Saar-Uni können sich Dozenten und Studenten fortbilden.
Angeboten werden Kurse zur Hochschuldidaktik, rund ums wissenschaftliche Arbeiten und den Berufseinstieg sowie
zur Weiterentwicklung persönlicher, methodischer und sozialer Kompetenzen.
In Kursen des Zentrums für Schlüsselkompetenzen lernen Studenten unter anderem Fertigkeiten für den Berufseinstieg.
Aufstehen, nach vorne gehen und einen Beitrag zum Unterricht leisten – in Lehrveranstaltungen während des
Nachmittagstiefs kann das bei Studenten Wunder bewirken.
Das hat Nora Luniak im Seminar »Lehren und Lernen in
Theorie und Praxis« gelernt und in ihrem eigenen Unterricht gleich umgesetzt. »Bei dieser so genannten Glückstopf-Methode bekommt jeder Student eine Karteikarte mit
einem Begriff, mit dem er dazu beiträgt, an der Tafel einen
biologischen Vorgang zu rekapitulieren. Auf diese Weise
sind alle Studenten beteiligt, ohne dass einer zu sehr exponiert wird«, erklärt die promovierte Naturwissenschaftlerin. Sie hält Lehrveranstaltungen für Bioinformatiker, Biotechnologen und Pharmazeuten, und da sie ihren Unterricht noch besser am Bedarf der Studenten orientieren will,
hat sie sich in etlichen Hochschuldidaktik-Workshops im
Zentrum für Schlüsselkompetenzen fortgebildet.
Die Hochschullehre mit einem variantenreichen Angebot zur Vermittlung hochschuldidaktischer Kompetenzen
weiterzuentwickeln, ist ein Hauptanliegen des 2008 gegründeten Zentrums. »Seit zwei Jahren bieten wir für alle
Dozenten der Universität des Saarlandes eine breite Palette
von Hochschuldidaktik-Workshops sowie Beratung und
Coaching an«, sagt Birgit Roßmanith, die das Zentrum lei-
tet. »Zurzeit haben wir drei Module«, erläutert sie. »In den
hochschuldidaktischen Basisworkshops lernen die Teilnehmer beispielsweise aktivierende Lehr-Lern-Methoden
sowie Präsentationsmethoden kennen, oder sie üben, wie
sie Mimik, Gestik und ihre Stimme besser einsetzen können«. Bei den Vertiefungskursen gehe es dann um Motivationsförderung, die Vermittlung von Schlüsselkompetenzen, von wissenschaftlichem Schreiben, von forschendem
Lernen oder um moderne Bildungstechnologien in der
Hochschullehre. Rund 70 bis 80 Plätze stehen pro Semester zur Verfügung, und jeder, der sich anmeldet, bekommt
mindestens einen Workshop-Platz angeboten, versichert
Roßmanith. Wer alle drei Module mit je 40 Unterrichtsstunden erfolgreich abgeschlossen hat, erhält das Hochschuldidaktik-Zertifikat der Universität des Saarlandes.
Zu den ersten elf Absolventen, die ihr Zertifikat bei der
diesjährigen Tagung des Zentrums im Juli erhielten, gehört
auch Nora Luniak. »Die Absolventen können damit professionelle Lehr-Lern-Kompetenzen nachweisen«, sagte
Manfred Schmitt, der Vizepräsident für Studium und Lehre,
bei der Zertifikatsübergabe.
Dass nicht nur Nachwuchswissenschaftler ihre Lehrveranstaltungen optimieren wollen, sondern auch Profes-
Neue Lehrmethoden
Hier simulieren Jura-Professor Stephan Weth und Birgit Roßmanith, die Leiterein des Zentrums, mit einer Studentin ein Vorstellungsgespräch im Rollenspiel.
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soren daran reges Interesse haben, beweist die Einrichtung
von Professoren-Workshops. Die Idee dazu hatte der Chemie-Professor Guido Kickelbick. Im vergangenen Semester
wurde sein Vorschlag gleich erfolgreich umgesetzt: Am ersten Workshop im Kloster Hornbach nahmen 14 Professorinnen und Professoren der Saar-Uni und der Hochschule
für Technik und Wirtschaft teil. »Ich habe mich intensiv mit
den Kollegen ausgetauscht und neue Methoden kennen gelernt, die ich nun auch in meinen Vorlesungen anwende.Toll
ist, wenn die dann bei den Studenten gut ankommen«, erzählt Kickelbick, der sich darüber freut, dass im Juli bereits
der zweite Workshop stattfand.
Doch auch Studenten können vom Angebot des Zentrums für Schlüsselkompetenzen profitieren: Der so genannte Career Service bietet ihnen Workshops und Mentoring rund um Studium, Bewerbung und Berufsvorbereitung. »Die rund 250 Plätze pro Semester werden intensiv von den Studierenden nachgefragt, um ihre persönlichen, sozialen und methodischen Kompetenzen zu erweitern«, sagt Birgit Roßmanith. Zur Auswahl stehen Kurse
wie »Schneller lesen – besser verstehen«, »non-verbale
Kommunikation«, »Stressmanagement«, »Projektmanagement«, »Voice Coaching« oder »Assessment Center«. Der
Student Tobias Liefke hat an fast allen Workshops teilgenommen. »Man nimmt jede Menge Handwerkszeug für den
Berufsstart mit«, lobt er das Programm. Ein weiterer Vorteil: Studenten im Bachelor-Optionalbereich der Philosophischen Fakultäten können sich viele der Veranstaltungen
als Studienleistung anerkennen lassen.
Seit dem Sommersemester 2011 gibt es außerdem das Teaching-Assistant-Programm, das es auch Studenten ermöglicht, Hochschuldidaktik-Workshops zu belegen, wenn sie
zukünftig als studentische Lehrkraft arbeiten wollen. »Die
hier erworbenen Lehr-Lern-Kompetenzen können die Studierenden sowohl in der Hochschullehre als auch in anderen beruflichen Feldern, in denen Wissen vermittelt wird,
außerhalb der Universität nutzen«, beschreibt Universitätspräsident Volker Linneweber die Vorzüge des Angebots. Zu den derzeit elf Studenten im Programm gehört
auch Julia Bettscheider. Die Studentin, die gerade ihren
Magister in der Tasche hat und nun eine Promotion anstrebt,
hat an einem zweitägigen Basisworkshop zum Thema »Lehren und Lernen« teilgenommen. »Wir haben beispielsweise
gelernt, wie man sicherer mit studentischen Gruppen umgehen kann und in die Rolle als Lehrender hineinfindet
oder wie man Studenten motivieren kann«, erzählt sie. Der
Workshop sei »total gut« und »super geplant« gewesen.
Und: »Ganz wichtig war der Austausch mit Studenten aus
anderen Bereichen.«
_Gerhild Sieber
Das Zentrum für Schlüsselkompetenzen ist im Rahmen von Einzelprojekten mit vielen Einrichtungen und Fächern der Uni vernetzt. Zudem
sind bereits Angebote für weitere Zielgruppen der Universität in Planung.
www.uni-saarland.de/schluesselkompetenzen
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campus
Ausstellung: Eine Woche im September 2001
Als Tourist wurde Reinhard Karger Augenzeuge der
Anschläge auf das World Trade Center. Zum zehnten Jahrestag der Terroranschläge zeigt der Unternehmenssprecher des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche
Intelligenz (dfki) erstmals öffentlich Fotos aus diesen
Tagen. Die Ausstellung ist vom 13. August bis 3. Oktober in
der Patton Stiftung, Saargemünder Straße 70, zu sehen.
Auf der Ausstellungs-Webseite kann jeder in einem Blog
erzählen, wo er am 11. September 2001 war.
www.september-2001.net
Schülerlabore der Mechatronik
bieten jetzt Plätze für ganze Klassen
Die Universität des Saarlandes hat ein neues Schülerlabor, »RoboTec«, in dem Jugendliche Legoroboter programmieren können. Durch die Kooperation dieses Labors
mit dem Schülerlabor »SinnTec« können zukünftig Schulklassen mit über 30 Schülerinnen und Schülern die Labore
der Fachrichtung Mechatronik besuchen. Dabei arbeiten
sie jeweils abwechselnd in einem der beiden Labore. Die
Jugendlichen erhalten so an einem Vormittag Einblicke in
die Inhalte mehrerer Arbeitsgebiete der Mechatronik.
Informatik-Vorlesung für Hörer aller Fakultäten
im Wintersemester
Informatik hat die Welt verändert und wird sie weiter
prägen, sei es durch das Internet, durch Suchmaschinen und
virtuelle soziale Netzwerke oder auch durch Navigationssysteme und Roboter. Die Informatik-Vorlesung »Computational Thinking« für Hörer aller Fakultäten, die im kommenden Wintersemester (montags 16 bis 18, Gebäude E25,
Hörsaal I) angeboten wird, hat zwei Ziele: Sie soll mit der
Art des Denkens vertraut machen, das diesen Entwicklungen zugrunde liegt, nämlich dem Algorithmischen Denken.
Sie soll aber auch Studenten und Doktoranden in die Lage
versetzen, die wissenschaftlichen Grundlagen wichtiger
Informatiksysteme zu verstehen und anzuwenden. Der
Dozent Kurt Mehlhorn ist Direktor am Max-PlanckInstitut für Informatik. Er ist für seine verständlichen und
inhaltsreichen Vorlesungen bekannt. Für die Vorlesung, die
zwei Stunden pro Woche umfasst, werden keine Informatikkenntnisse vorausgesetzt. Studenten, die einen Leistungsnachweis erwerben wollen, können zusätzlich eine
zweistündige Übung besuchen.
www.mpi-inf.mpg.de/departments/d1/teaching/ws11/CT/
Germanistikstudenten veröffentlichen Literaturkritik
»Blattwerk« heißt ein Heft, das seit 2009 in verschiedenen Fachrichtungen zum Mitnehmen ausliegt. Darin besprechen Germanistikstudenten Neuerscheinungen der
deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. »Das Angebot der
Lektüren ist sehr breit – von klassisch bis experimentell«,
erklärt Germanistik-Dozent Johannes Birgfeld. In der dritten Ausgabe von »Blattwerk« stellt die Redaktion unter
anderem Werke von Max Goldt, Benjamin von StuckradtBarre und Uwe Timm vor.
Wer gerne mitschreiben möchte, kann sich bei Johannes Birgfeld
melden: [email protected]
Fachdidaktik-Kolloquium zum Thema
Visualisierungen im Unterricht
Visualisierungen, also grafische Darstellungen von Daten, werden in der Schule in fast allen Fächern eingesetzt.
Wie sich diese in den Unterricht einbinden lassen, ist Thema
des zweiten Fachdidaktik-Kolloquiums mit dem Titel »Visualisierungen aus überfachlicher Sicht«, das die Saar-Uni,
die Hochschule für Musik und die Hochschule der Bildenden Künste Saar gemeinsam mit dem Zentrum für Lehrerbildung am 7. und am 21. September veranstalten. Die Fachdidaktik-Kolloquien sind als Veranstaltungsreihe geplant.
Sie richten sich an Lehrer, die Fachdidaktik in der Lehrerausbildung unterrichten, sowie an Dozenten der Bildungswissenschaften und interessierte Fachwissenschaftler.
Eine verbindliche Anmeldung ist erforderlich.
Bitte für beide Termine bis zum 15. August per E-Mail an:
[email protected]
Junge Wissenschaftler für neue
Lernumgebung ausgezeichnet
Johannes Berdin, Kai-Dominik Kuhn und Andreas
Mohr haben den mit 500 Euro dotierten ersten Preis im
Gründerwettbewerb »Die kwt sucht die beste Geschäftsidee« der Kontaktstelle für Wissens- und Technologietransfer gewonnen. Zum zweiten Mal waren Studenten,
Absolventen und wissenschaftliche Mitarbeiter aufgerufen,
sich am Wettbewerb zu beteiligen. Gesucht wurden innovative Ideen zur Verbesserung von Produkten oder Dienstleistungen oder neuartige Konzepte zur Gründung eines
Unternehmens. Berdin, Kuhn und Mohr wollen mit einer
intelligenten Lernumgebung die Vorbereitung auf den
Führerschein vielleicht bald schon revolutionieren. Preis
zwei und 300 Euro können sich Martin Burger, Valentin
Dallmeier und Kevin Streit für den Aufbau eines zentralen, sozialen Verzeichnisses von sogenannten Snippets
teilen. Mit dem dritten Preis und 200 Euro wurde die Erstellung eines Computerprogramms zur automatischen
Zuordnung geeigneter Musik zu Foto- bzw. Bilderserien
von Sebastian Michel und Aleksandar Stupar belohnt. In
diesem Jahr reichten 24 Teilnehmer 17 Ideen ein.
www.uni-saarland.de/kwt
Verschiedene Einrichtungen der Uni auf Facebook
Die Uni und verschiedene ihrer Einrichtungen sind seit
einiger Zeit auch im sozialen Netzwerk Facebook aktiv. Die
Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek teilt auf
ihrer Fanseite Neuigkeiten beispielsweise über kurzfristige
Änderungen in der Ausleihe mit und informiert über Tutorien und wissenschaftliche Neuerscheinungen. Auch das
Zentrum für Schlüsselkompetenzen an der Saar-Uni ist auf
Facebook zu finden. Die Einrichtung gibt auf ihrer Seite
einen Überblick über die Veranstaltungen, in denen Studenten und Mitarbeiter der Uni beispielsweise soziale und
kommunikative Methoden und Kenntnisse lernen können.
Auf der Fanseite finden sich darüber hinaus auch aktuelle
Infos und Änderungen im Programm des Zentrums für
Schlüsselkompetenzen.
Darüber hinaus bietet die Universität auf ihrer Seite
www.facebook.com/Saarland.University allgemeine Infos über die
Saar-Uni, aktuelle Veranstaltungen sowie Meldungen aus Forschung
und Lehre.
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campus
Studenten lernen nach festen Regeln zu debattieren
Reden zu können beinhaltet nicht nur, den eigenen
Standpunkt argumentativ darlegen zu können, sondern
auch, die Gedankengänge des Gegenübers zu verstehen.
Als rhetorische Übungsform bietet das Debattieren einen
optimalen Rahmen, diese kommunikativen Kompetenzen
zu erproben und zu üben. Das Debattier-Coaching an der
Universität des Saarlandes bietet den Studenten auch
während der Semesterferien die Möglichkeit, rhetorische
Fähigkeiten wie Schlagfertigkeit, Eloquenz, Gesprächsfähigkeit und Konfliktfähigkeit zu trainieren. Alle Interessenten sind herzlich eingeladen mitzumachen. Es sind
keine Vorkenntnisse erforderlich. Im Wintersemester wird
es wieder feste Termine geben.
Termine in den Semesterferien auf Anfrage per E-Mail:
[email protected]
Saar-Uni für internationales Engagement ausgezeichnet
Für ihre sehr gute Umsetzung von Mobilitätsmaßnahmen innerhalb des Erasmus-Programms ist die Universität
des Saarlandes mit dem »Europäischen Qualitätssiegel –
E-Quality 2011« ausgezeichnet worden. Das Siegel will
unter anderem Anreize dafür bieten, die Qualität von Mobilitätsmaßnahmen weiter in den Mittelpunkt zu stellen und
den Zugang zum Austauschprogramm zu verbessern. In den
vergangenen Jahren konnte die Saar-Universität die Zahl
der so genannten Outgoings stark steigern. »Outgoings«
sind Studenten, die für ein Semester oder für ein Jahr im
Ausland studieren oder ein Auslandspraktikum für drei
bis zwölf Monate absolvieren. 2009 /10 verbrachten 306
Studenten, Dozenten und sonstige Uni-Mitarbeiter einen
Erasmus-Aufenthalt an einer der 250 Erasmus-Partnerhochschulen in über 30 Ländern. Im Gegenzug studierten
etwa 248 »Incomings« in Saarbrücken.
Campus
Uni des Saarlandes ist Entsorgungsfachbetrieb
Für ihr Modell der Abfallentsorgung hat die Universität des Saarlandes als bundesweit dritte Hochschule eine
Zertifizierung zum Entsorgungsfachbetrieb erhalten. »Behältnisfreies Entsorgen« heißt das Grundprinzip der neuen
Entsorgungslogistik, das dafür gesorgt hat, dass die ständig
überfüllten Abfallbehälter vom Campus verschwunden
sind. Stattdessen wird der Abfall schon am Ort seiner Entstehung getrennt und täglich an 50 Sammelstellen entsorgt.
Im neu errichteten, unieigenen Wertstoffhof werden 21
Abfallsorten gesammelt. 80 Prozent des Abfalls werden
wiederverwertet.
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Alumni-Verein der Germanistik gegründet
Um den Erfahrungsaustausch zwischen Studenten und
Ehemaligen zu fördern, hat der Lehrstuhl Germanistik und
Deutsch als Fremd- und Zweitsprache den Alumni-Verein
Dafintegrale gegründet. In Zukunft sollen Forschung und
Lehre noch stärker mit der Berufspraxis verknüpft werden.
Die Saar-Uni bietet das Fach Deutsch als Fremdsprache als
viersemestrigen Aufbaustudiengang an; außerdem gibt es
einen Master-Studiengang Germanistik mit einem eigenen
Schwerpunkt Deutsch als Fremd- und Zweitsprache. Daneben kann Deutsch als Fremd-/Zweitsprache ein Ergänzungsfach sein oder als Modul »Deutsch als Zweitsprache«
(DaZ) von Lehramtsstudenten gewählt werden.
Praktikum oder Job in Frankreich:
Bewerbungsseminar im Herbst 2011
Das Frankreichzentrum der Universität des Saarlandes
bietet im Herbst wieder ein zweitägiges Bewerbungsseminar an, das auf das Berufsleben in Frankreich vorbereitet.
Das französischsprachige Seminar »Prêt pour le monde du
travail« findet am Freitag und Samstag, dem 21. und 22.
Oktober, jeweils von 9 bis 17 Uhr auf dem Uni-Campus
statt. Die Teilnahme kostet 30 Euro. Eine Anmeldung ist
bis zum 23. September möglich.
www.uni-saarland.de/fz
Konferenz zu ethischen Grenzen der Nanotechnologie
Am 21. und 22. September findet im Saarbrücker Schloss
die Konferenz »size matters 2011 – Nanotechnologie:Verbesserung des Menschen?« statt. In vier Themenblöcken diskutieren die Teilnehmer der Konferenz, wie durch technische
Entwicklungen menschliche Eigenschaften über das natürliche Maß hinaus modifiziert werden können und wie solche
Veränderungen ethisch zu bewerten sind. Ergänzt wird die
Konferenz durch eine populärwissenschaftliche Abendveranstaltung am 21. September, in der Karlheinz Steinmüller,
Zukunftsforscher und Science-Fiction-Autor, über den
»Menschen 2.0 – Wunschtraum oder Alptraum« spricht und
mit den Gästen diskutiert. Die Konferenz wird organisiert
vom Kompetenznetzwerk NanoBioNet in Kooperation mit
dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (dfki), der Universität des Saarlandes, dem Institut für
Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (itas) und
der Universität Trier sowie weiteren Partnerinstitutionen.
Teilnehmer können sich unter www.sizematters2011.de anmelden.
Weitere Infos unter Tel.: (0681) 6857364 und per E-Mail: [email protected]
60 Jahre Institut für Kunstgeschichte
Mit einer Festveranstaltung feierte das von Professor
Henry Keazor geleitete Institut für Kunstgeschichte am 22.
Juli sein 60-jähriges Bestehen. Dabei würdigten Universitätspräsident Volker Linneweber und der Dekan der Philosophischen Fakultät I Peter Riemer die »Offenheit, Vielseitigkeit und Lebendigkeit« des Instituts und seine Bedeutung für Stadt, Gesellschaft und Region. Die Ansprachen und der Vortrag Professor Heinrich Dillys (Halle)
über »Schülerschaft und Schulen in der Kunsthistoriographie« werden als »Universitätsrede« publiziert.
Deutsch-französische Sommeruniversität
erforscht das Thema Wasser interdisziplinär
Der nachhaltige Umgang mit der Ressource Wasser
steht im Mittelpunkt der fünften Sommeruniversität, die
das Frankreichzentrum der Saar-Uni, das Centre Culturel
Franco-Allemand und die Université de Nantes vom 23. bis
zum 31.August 2011 veranstalten. »H2O:Wasser, Leben, Erleben – eau, source, ressource« lautet der Titel der Veranstaltung, die als deutsch-französische Begegnung in Saarbrücken und in Nantes stattfindet. Die Teilnehmer sind
fortgeschrittene Studenten und Doktoranden aus Deutschland und Frankreich. Acht Tage lang diskutieren sie im binationalen Dialog die Bedeutung des Wassers für eine nachhaltige Entwicklung an der Schnittstelle unterschiedlicher
Disziplinen – von Kunst und Kommunikation über Städtebau bis hin zu Umweltwissenschaft und Ökotechnologie.
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Studenten aus aller Welt zieht es
in die
Saarbrücker
Materialforschung
Die europäische Schule für Materialforschung der Saar-Uni (Eusmat) ebnet
Studenten aus der ganzen Welt den Weg nach Europa. Viele Absolventen finden später
in europäischen Unternehmen hochqualifizierte Jobs. Die Mexikanerin Isabella
Schramm hat sich erst nach einem Studienjahr in Barcelona ins Saarland getraut und
will jetzt sogar ihre Doktorarbeit hier schreiben.
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Materialforschung
Wie der Name von Isabella Schramm vermuten lässt,
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stammt ihr Vater aus Deutschland, die Mutter ist Mexikanerin. Während ihrer Kindheit im mexikanischen San Luis
Potosí spricht sie nur Spanisch, auch ihr Bachelor-Studium
der Physik absolviert sie in der Landessprache. Danach informiert sie sich auf einer Bildungsmesse in Mexico City
über Master-Programme auf der ganzen Welt. »Ich suchte
nach einem interdiszplinären Studiengang, in dem ich mit
internationalen Teams zusammenarbeiten kann«, erzählt
Isabella. Da stieß sie auf das amase-Master-Programm, das
die Materialwissenschaft der Saar-Uni mit den Universitäten in Barcelona, Nancy und dem schwedischen Luleå vernetzt. Der Studiengang ist eines von vier internationalen
Programmen, die von der Europäischen Schule für Materialforschung der Saar-Uni betreut und vermarktet werden.
Bei amase muss jeder Master-Student an zwei der vier Unis
mindestens ein Semester verbringen und dort auch die Landessprache lernen. »Für mich war es eine große Hürde, zum
Studium ins ferne Europa zu gehen. Da wollte ich nicht
gleich noch eine Fremdsprache lernen und wählte daher als
erste Station Barcelona«, sagt die heute 25-Jährige.
Von Vorteil war für sie auch, dass das Master-Studium
der Materialwissenschaft von der Europäischen Union gefördert wird, um außereuropäische Studenten nach Europa
zu locken, die sonst eher in die usa gehen würden. Das euStipendium ersparte ihr die erheblichen Studiengebühren,
die im Amase-Programm normalerweise von Nicht-Europäern erhoben werden. »In Barcelona war ich anfangs ganz
euphorisch. Die Menschen waren nett, die Materialwissenschaft machte mir Spaß und es war toll, mit Studenten aus
anderen Kontinenten zusammenzuarbeiten«, sagt Isabella
Schramm im Rückblick. Doch bald folgte die Ernüchterung,
erste Zweifel kamen auf und das Gefühl, fremd und unverstanden zu sein. Sie biss sich durch und nahm ihr zweites Studienjahr in Saarbrücken auf. »Erst dort erfuhr ich in
einem interkulturellen Training, dass fasst jeder Student im
Ausland mit so unterschiedlichen Gefühlen kämpfen muss.
Wir haben uns dann in der Gruppe enorm unterstützt und
gegenseitig motiviert«, erzählt die Studentin.
Hierbei habe sie zu schätzen gelernt, dass im amaseProgramm die Teilnehmer eines Studienjahrs als ein internationales Team zusammengefasst werden und auch viele
Kurse gemeinsam belegen. Sie werden dabei von dem Programmkoordinator Flavio Soldera intensiv betreut und das
nicht nur in allen Studienfragen, sondern auch bei Visaanträgen, der Wohnungssuche und vielen Dingen rund ums
tägliche Leben. »In meiner Gruppe kommen die Studenten zum Beispiel aus Kolumbien, Libyen, China und Südkorea, rund die Hälfte davon sind Frauen. Wir haben viel
über die anderen Kulturen erfahren und sind dabei alle offener und toleranter geworden.Auch haben wir gut Deutsch
sprechen gelernt«, schwärmt Isabella. Zur Hochzeit einer
Studentin sei die Gruppe sogar gemeinsam in die Türkei
gereist.
Die Mexikanerin hat jetzt ihre Master-Arbeit am Lehrstuhl für Funktionswerkstoffe von Professor Frank Mücklich abgelegt, der das amase-Master-Programm vor sechs
Jahren gegründet hat und seitdem leitet. Bei ihm möchte
sie über die 3-D-Mikrostrukturierung von Aluminium promovieren und dafür die neue Atomsonde nutzen (siehe
Foto). Unterstützung bekommt sie jetzt aus dem DocmaseProgramm der Saarbrücker Materialforschung, das auch
von der Europäischen Union finanziert wird. »Ich habe das
Gefühl, dass mir nach diesen Erfahrungen die Welt offen
steht und ich mich überall einleben könnte. Etwas Wehmut
ist aber schon dabei, wenn man darüber nachdenkt, dass
man möglicherweise nicht in sein Heimatland zurückkehren wird«, meint Isabella.
_Friederike Meyer zu Tittingdorf
Die Europäische Schule für Materialforschung an der Saar-Uni
Das Master-Programm »Advanced Materials Science and Engineering«
(AMASE) wurde mit den zwei weiteren internationalen Studiengängen der
Saarbrücker Materialwissenschaft, Atlantis und EEIGM, in der europäischen
Schule für Materialforschung ( EUSMAT) zusammengefasst. Diese betreut außerdem das ebenfalls von der Europäischen Union geförderte Doktorandenprogramm Docmase. Die europäische Schule für Materialforschung
wird von Professor Frank Mücklich geleitet, die Programmkoordination
hat der promovierte Materialforscher Flavio Soldera übernommen.
Für den AMASE-Studiengang haben sich drei Universitäten in Spanien,
Frankreich und Schweden mit der Saar-Uni zusammengeschlossen. Das
Programm hat seit 2005 mehr als fünf Millionen Euro Fördermittel erhalten. Erst vor kurzem erhielt es im Rahmen des Erasmus-Mundus-Programms der Europäischen Union den Zuschlag für weitere rund drei Millionen Euro für die kommenden fünf Jahre. Dabei wurden nur 30 Anträge
von rund 180 Bewerbern bewilligt. Durch das AMASE-Programm haben bisher 130 Absolventen aus 31 Ländern einen binationalen Abschluss in der
Materialwissenschaft und Werkstofftechnik erhalten.
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Literatur im
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Spagat
Literatur im Spagat
Sikander Singh ist
neuer Leiter
des Literaturarchivs
Saar-Lor-Lux-Elsass
und versteht sich als Mittler
zwischen
Wissenschaft
und Öffentlichkeit
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ER SIEHT NICHT WIRKLICH SO AUS, ALS OB ER EINEN
SPAGAT BEHERRSCHT. Menschen, die so etwas können,
sind in der Regel klein und drahtig. Sikander Singh ist das
nicht. Der hoch aufgeschossene Literaturwissenschaftler
beherrscht die schwierige Turnübung dennoch virtuos – zumindest intellektuell. Denn der neue Chef des Literaturarchivs Saar-Lor-Lux-Elsass, dem einzigen universitären Literaturarchiv Deutschlands, erforscht einerseits auf hohem
Niveau die regionale Literatur, wagt sich andererseits jedoch auch in die vermeintlichen Niederungen der nichtakademischen Welt. »Ich habe ja nichts davon, wenn nur der
Fachkollege mich versteht«, sagt Singh, der im Mai seine
»Traumstelle« im Saarland antrat, wie er sagt.
Sikander Singh hat neben der Lust am Forscherdasein
auch ein ausgeprägtes Sendungsbewusstsein, eine Begeisterung für die Literatur, die er auch Laien vermitteln
möchte. »Ich möchte den Menschen die lebendige Seite der
Literatur zeigen. Wenn mir das gelingt, ist schon viel gewonnen.« Diese Motivation brachte ihn in einen Zwiespalt,
der ihm jetzt, als Leiter des Literaturarchivs an der Uni, jedoch zugute kommt. »Ich bin immer zweigleisig gefahren«,
erklärt der gebürtige Rheinländer, der zuvor unter anderem an der Uni Düsseldorf und im Goethe-SchillerArchiv in Weimar gearbeitet hat. »Hier im Saarland musste
ich mich nicht entscheiden zwischen der Wissenschaft und
der Praxis in den Archiven und in Literaturmuseen«, sagt
Singh, dessen Leidenschaft beiden Bereichen gleichermaßen gilt. »Man kann auch sagen, ich sei entscheidungsschwach«, fügt der Heinrich-Heine-Experte augenzwinkernd hinzu.
Die »hohe« Wissenschaft habe die vermeintliche Kärrnerarbeit in den Literaturarchiven lange mit Dünkel betrachtet, erklärt der 39-Jährige diesen Konflikt. »Das ist
aber inzwischen erfreulicherweise fast nicht mehr der Fall.«
Und diese Annäherung zwischen Theorie und Praxis empfindet er als »Riesenchance«: »Wir können hier literaturwissenschaftliche Forschung nach außen tragen.«
Das machen die Mitarbeiter des Archivs vornehmlich
mit Vorträgen und Ausstellungen, in denen beispielsweise
die Nachlässe von Schriftstellern präsentiert werden. Eine
weitere Ausstellung, die derzeit im Archiv auf dem Uni-
campus Dudweiler zu sehen ist, zeigt die Arbeitswelt und
die Probleme, mit denen Archivare täglich zu kämpfen
haben:Wie erhalte ich Schriftstücke, deren Papier von Säure
zerfressen ist? Wie beuge ich dem Informationsverlust vor,
der durch neue Speichermedien droht? Eine cd beispielsweise kann Informationen nur einige Jahre verlässlich speichern.
Die Einarbeitung in die regionale Literatur dies- und
jenseits der Grenzen fällt dem Nicht-Saarländer Singh
dabei nicht sonderlich schwer. »In Nordrhein-Westfalen
dreht sich die Literaturgeschichte zum Beispiel um Bergbau und um die Arbeitswelt. Das ist hier auch sehr ausgeprägt«, nennt er Parallelen zwischen seinem alten und seinem neuen Lebensmittelpunkt. Dennoch ist die Region
Saar-Lor-Lux-Elsass anders. »Vor allem im Saarland hat sich
die Bevölkerung und damit auch die Literatur einen eigenen Weg gesucht. Es ist wie das berühmte gallische Dorf:
kantig und liebenswürdig zwischen den großen Mächten«,
vergleicht Singh.
Ihn fasziniert an der regionalen Literatur vor allem ihre
Bedeutung für große, bekannte Strömungen: »Ähnlich wie
bei einem großen Fluss, der von Nebenflüssen gespeist wird,
entstehen große Literaturströmungen meist aus vielen kleinen regionalen Literaturstilen«, sagt der Wissenschaftler.
Daher biete sich regionale Literatur besonders für Tiefenanalysen größerer Strömungen an.
Die Themen, die im Nebenfluss Saar-Lor-Lux-Elsass
schwimmen, werden ihm auch in Zukunft ins Netz gehen.
Dem Bergbau und »100 Jahre Erster Weltkrieg« beispielsweise wird sich das Literaturarchiv in naher Zukunft widmen. Solche Themen sind grenzenlos. »Literaten arbeiten
ja oft an denselben Dingen und betrachten die Grenze eben
nur von verschiedenen Seiten«, sagt Sikander Singh. »Das
muss man selbstverständlich jenseits nationaler Perspektiven betrachten.«
Auch diesen Spagat über die Grenzen hinweg möchte
er meistern. Da sage noch einer, Turner müssten klein und
drahtig sein.
_Thorsten Mohr
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M
enschen
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Philosophie-Professor Christoph Fehige erhält den
Preis des Zukunftskollegs der Universität Konstanz
Professor Christoph Fehige hat den Preis
des Zukunftskollegs der Universität Konstanz erhalten, der für herausragende wissenschaftliche Leistungen und den Einsatz für die
Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses vergeben wird. Der Preis ist mit der Einladung
verbunden, zehn Monate lang als »Senior Fellow« am Zukunftskolleg zu forschen, einem internationalen Forschungsforum. Fehige ist an der Universität des Saarlandes Professor für Praktische Philosophie. Er erforscht
Grundfragen nach Kriterien vernünftigen oder moralisch
»richtigen« Handelns und untersucht die Praktische Philosophie der schottischen Aufklärung.
Reinhard Wilhelm erhält Preis von weltgrößter
Informatikervereinigung
Die weltweit größte wissenschaftliche Gesellschaft für Informatik, die acm (Association for Computer Machinery), hat dem Saarbrücker Informatik-Professor Reinhard
Wilhelm für seine Verdienste um Schloss
Dagstuhl – Leibniz Zentrum für Informatik den Distinguished Service Award zuerkannt. Damit würdigt die acm
Wilhelms Erfolge, Schloss Dagstuhl seit 1990 zu einem
weltweit anerkannten Informatikzentrum gemacht zu
haben, das Wissenschaftler aus der ganzen Welt anzieht
und inspiriert. Unter seiner Leitung haben bis heute mehr
als 30.000 Wissenschaftler, darunter viele Nachwuchswissenschaftler, die vielfältigen Seminar- und Diskussionsangebote des Informatikzentrums Schloss Dagstuhl in Anspruch genommen.
Humboldt-Stipendiat erforscht
regionale Umgangssprache
Noch bis 15. September forscht Professor
Boris Paraschkevov als Stipendiat der
Humboldt-Stiftung am Germanistischen Institut der Saar-Uni. Er ist einer der profiliertesten bulgarischen Germanisten und Sprachwissenschaftler. Er hat beispielsweise eine Übersetzung
des Nibelungenliedes ins Bulgarische gefertigt und ein viel
beachtetes etymologisches Lexikon des Deutschen. Außerdem ist er Träger des Humboldt-Forschungspreises.
Ziel seines diesjährigen Forschungsaufenthaltes ist die
Vollendung einer für Auslandsgermanisten und Sprachlehrer wichtigen Einführung in die regionalen Umgangssprachen des Deutschen.
Sportmediziner Lothar Schwarz ist
Sportarzt des Jahres 2011
Der Mannschaftsarzt des Deutschen Triathlon-Nationalteams Lothar Schwarz wurde von der Gesellschaft für OrthopädischTraumatologische Sportmedizin zum Sportarzt des Jahres 2011 gewählt. Die Gesellschaft
ist der weltweit zweitgrößte Zusammenschluss von Sportorthopäden und Sporttraumatologen. Lothar Schwarz ist
wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sport- und
Präventivmedizin der Universität des Saarlandes und leitet auch den Betriebsärztlichen Dienst der Saar-Uni. Er
ist außerdem Vorsitzender des Sportärzteverbandes Saar
und aktiv im Deutschen Leichtathletik-Verband. Lothar
Schwarz arbeitet zudem am Olympiastützpunkt Rheinland-Pfalz/Saarland mit.
Pharmazeuten mit hochdotiertem Preis für
Alternativmodell zu Tierversuchen ausgezeichnet
Professor Claus-Michael
Lehr und seine Mitarbeiterinnen Eva-Maria Collnot
und Fransisca Leonard
sind für ein alternatives Zellkultur-Modell zur Untersuchung chronischer Darmentzündungen ausgezeichnet worden. Sie erhielten den mit
20.000 Euro dotierten »Forschungspreis des Landes
Rheinland-Pfalz zur Förderung der Erforschung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden für Tierversuche sowohl
in der wissenschaftlichen Forschung als auch in der Lehre
2010«. Das von Professor Claus-Michael Lehr und seinem
Team entwickelte alternative Zellkultur-Modell könnte
dazu beitragen, Tierversuche im Bereich entzündlicher
Darmerkrankungen künftig zu verringern oder gänzlich
überflüssig zu machen.
Menschen
Wissenschaftler des UKS in Homburg für Forschung
zur Krebsbehandlung ausgezeichnet
Dr. Martin Janssen hat für seine Forschungsarbeit »Regulatory T cells (Treg) in
patients with renal cell carcinoma« den Wissenschaftspreis »Clinical Science Award 2011«
der Deutschen Gesellschaft für Immun- und
Targeted Therapie (dgfit) erhalten. Janssen ist ärztlicher
Mitarbeiter der Klinik für Urologie und Kinderurologie
des Universitätsklinikums des Saarlandes (uks) und
forscht zurzeit als Gastwissenschaftler in der Abteilung für
Transplantations- und Infektionsimmunologie am uks. Im
Rahmen seiner Forschungsarbeit untersucht er regulatorische T-Lymphozyten (Treg) bei Patienten mit Nierenzellkarzinom und wie diese Treg-Zellen für eine gezielte
Krebstherapie genutzt werden können.
Der Preis ist mit 1500 Euro dotiert und wurde in diesem Jahr geteilt. Der zweite Preisträger ist Dr. Ivan
Ischenko von der lmu München.
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Informatikerin untersucht
den Schwierigkeitsgrad von Texten
Für ihre Forschungsarbeit hat die Informatikerin Vera Demberg den mit 10.000 Dollar
dotierten Dissertationspreis der amerikanischen »Cognitive Science Society« erhalten.
Sie hat praktisch erforscht, ob linguistische
und psychologische Theorien zur Sprachverarbeitung
richtig sind. Vera Demberg hat solche Theorien mit Blickerfassungsdaten der alltäglichen Zeitungslektüre verglichen. »Bei der Blickerfassung wird untersucht, wie lange
das menschliche Auge in einem Text jeweils ein bestimmtes Wort wahrnimmt. Aus der gemessenen Zeit lassen sich
Rückschlüsse ziehen, ob der Leser Schwierigkeiten hatte,
einzelne Wörter oder Sinnzusammenhänge zu verstehen«,
erklärt die Forscherin. Sie entwickelt daraus ein neues
theoretisches Modell. Dieses kann in der Praxis zum Beispiel dazu dienen, den Schwierigkeitsgrad von Texten festzustellen.
Saarbrücker Wirtschaftswissenschaftler
entwickeln Werkzeug, mit dem Firmen tagesaktuell
ihre Liquidität planen können
Professor Karlheinz Küting und seine
Mitarbeiterinnen Mana Mojadadr (Foto)
und Andrea Rösinger sind mit dem Controller-Ehrenpreis der Stiftung des Bundesverbands der Bilanzbuchhalter ausgezeichnet
worden. Die Kaufleute haben beschrieben,
welche Faktoren in der Unternehmensbilanz
eine Krise ankündigen. Gerät ein Unternehmen in eine Schieflage, kommt es oft auf die
schnell verfügbaren finanziellen Mittel an, ob
die Firma eine Krise übersteht. Aus ihren Untersuchungen
heraus haben sie Handlungsanweisungen erstellt, mit denen
mittelständische Unternehmen ihre Liquidität tagesaktuell planen können. Auf Grundlage ihrer Untersuchungen
hat die sap ag das Programm Business ByDesign entwickelt. Diese Zusammenarbeit wurde nun ausgezeichnet.
Preis für die beste Lehre im Fach
Mathematik an Janko Böhm
Den Preis für die beste Lehre im Fach Mathematik hat Janko Böhm für seine Vorlesung zur Einführung in die Algebra und
Zahlentheorie erhalten. Die Fachschaft Mathematik begründet ihre Wahl damit, dass
Janko Böhm seine Vorlesung didaktisch klar strukturiert hat
und großen Wert darauf legt, den Studenten den Stoff nahe
zu bringen.Außerdem bietet er vertiefende Veranstaltungen
an, beispielsweise einen betreuten Treffpunkt zur Bearbeitung der Übungsaufgaben und ein Tutorium für LehramtStudenten. Besonders lobten die Studenten das detaillierte
und gut verständliche Manuskript zur Vorlesung. Janko
Böhm arbeitet und forscht auf den Gebieten der algebraischen Geometrie, kommutativen Algebra und tropischen
Geometrie. In jedem Semester ehren die Studenten der
Fachschaft Mathematik einen Dozenten mit dieser Auszeichnung.
Mechatronik-Studenten gewinnen internationalen
Wettbewerb in China
Die Mechatronik-Studenten Jens Peter, Nikolai
Helwig, Michael Wick und Martin Hübner von der
Saar-Uni haben mit einem besonderen HubschrauberModell den ersten Platz beim Internationalen Studentenwettbewerb iCan (International Contest of Applications
in Nano-/Micro-Technology) in Peking belegt und ein
Preisgeld von 3000 Dollar gewonnen. Wie eine fliegende
Untertasse mit vier Rotoren an der Oberseite sieht der so
genannte Quadrokopter der Mechatronik-Studenten aus.
Mit seinen vier Rotoren kann der Quadrokopter in alle
Richtungen gleich gut fliegen. Zu dem Wettbewerb waren
insgesamt 27 Studententeams aus 15 Ländern angetreten.
Betreut wurde das Projekt von Mechatronik-Professor
Helmut Seidel.
Saarbrücker Materialforscherin
vertritt Deutschland bei internationalem Wettbewerb
Myriam Wendel, Absolventin der Materialwissenschaften und Werkstofftechnik der
Saar-Uni, hat Deutschland in einem internationalen Studentenwettbewerb in Stockholm
erfolgreich vertreten. In Konkurrenz mit 20
Wettbewerbern aus ganz Europa, die jeweils ihre Forschungsarbeiten im Rahmen eines Vortrages präsentierten, hat sie den dritten Platz erreicht. In ihrer Forschungsarbeit zum Thema »Laserablation und Verarbeitung von nanoskaligem Borosilicatglaspulver« ist es Myriam Wendel erstmals gelungen, ein transparentes Glas
nicht wie bisher üblich bei 1.200 Grad Celsius, sondern
mit niedrigeren Temperaturen um 800 Grad Celsius herzustellen. Daür erhielt sie den mit 300 Euro dotierten
Preis, der auf der internationalen Tagung der European
Ceramic Society (ecers) in Stockholm verliehen wurde.
Wissenschaftlicher Nachlass des Historikers
Walter Lipgens im Universitätsarchiv
Die Familie des Saarbrücker Historikers Walter
Lipgens (1925 bis 1984) hat jetzt dessen wissenschaftlichen Nachlass dem Universitätsarchiv übergeben. Der seit
1967 an der Saar-Uni wirkende Professor für Neuere Geschichte hat neben Studien zur Reformationsgeschichte
und Bismarck-Ära als erster Historiker mit mehreren Editionen und Publikationen die Geschichte der europäischen Einigungsbewegung als Forschungsfeld entdeckt
und war zwischen 1976 und 1979 Gründungsprofessor am
Europäischen Hochschulinstitut in Florenz.
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Frank Wilhelm-Mauch ist zum Professor
für Theoretische Physik ernannt worden. Wilhelm-Mauch beschäftigt sich vor allem mit
Nanoelektronik, also mit der Physik der kleinsten elektronischen Bauelemente, sowie der
Quantenphysik. Mit ihm zieht eine internationale Arbeitsgruppe mit Wissenschaftlern aus den usa, Kanada,
dem Iran und China nach Saarbrücken um. Ihr Ziel ist es,
einen leistungsfähigen Quantencomputer zu entwickeln.
Tobias Hartmann ist neuer Professor für
Experimentelle Neurologie. Er entwickelt
mögliche Therapie- und Präventionskonzepte
für Alzheimer anhand von Erkenntnissen
aus der Grundlagenforschung. Diese werden
dann mithilfe von speziell entwickelten Modellsystemen
analysiert und bewertet. So konnte die Arbeitsgruppe von
Professor Hartmann in der Vergangenheit herausfinden,
dass die Eiweißablagerungen (so genannte Plaques), welche im Gehirn der Alzheimer-Patienten auftreten, eigentlich der Kontrolle des menschlichen Fettstoffwechsels
dienen.
Wolfgang Maaß ist zum Professor für
»Betriebswirtschaftslehre – Wirtschaftsinformatik im Dienstleistungsbereich« an der Universität des Saarlandes ernannt worden. Seine
Forschungsschwerpunkte sind Wissenschaftsmanagement sowie digitale und intelligente Produkte.
Dabei geht es unter anderem darum, wie mithilfe der Informationstechnologie digitale Produkte entworfen und
am Markt gehandelt werden können oder wie Güter im
Rahmen von Ambient Intelligence (z.B. Mobilfunk-Technik) um Dienstleistungen erweitert werden können. In der
angewandten Forschung will Maaß zusammen mit Unternehmen ein Kompetenzzentrum aufbauen, in dem Designmethoden entwickelt und innovative Produkt-Dienstleistungssysteme realisiert werden.
Geburtstage emeritierter und pensionierter
Professoren
Vor 85 Jahren, am 1. August 1926, wurde die »europäische Germanistin«, Professorin Marie-Louise Roth
geboren, die unserer Universität seit 1954 verbunden und
auf vielfältige Weise der Erforschung des Œuvres von Robert Musil verpflichtet ist. Die durch hohe nationale und
internationale Ehrungen ausgezeichnete Wissenschaftlerin wird im Herbst der von ihr gegründeten »Arbeitsstelle
für österreichische Literatur und Kultur« ihr Privatarchiv
zu Robert Musil schenken.
Verstorben
Mit einer Gedenkfeier ehrte die Fachrichtung Physiologie den am 7. April im Alter von 89 Jahren verstorbenen
Professor Wolfgang Trautwein, der zwischen 1971
und 1990 als Direktor das II. Physiologische Institut leitete, sich in den Sonderforschungsbereichen 38 und 246
engagierte und mit international wegweisenden elektrophysiologischen Forschungen hervortrat. Der Honorarprofessor der Universität seiner Heimatstadt Konstanz
war auch Ehrenmitglied zahlreicher wissenschaftlicher
Gesellschaften. Die Vorträge der Gedenkfeier werden in
der Reihe der »Universitätsreden« dokumentiert.
Kurz nach seinem 71. Geburtstag starb am 4. Juli der in
Speyer geborene Professor für Musikwissenschaft Wolf
Frobenius, der nach Promotion, Habilitation und langjähriger Mitarbeit am »Handwörterbuch der musikalischen Terminologie« in Freiburg 1988 an unsere Universität berufen wurde. Zu den Arbeitsfeldern des geschätzten akademischen Lehrers und Forschers zählten
insbesondere die mittelalterliche und neuere Musikgeschichte, mit seinem Namen sind auch Symposien über
Robert Schumann und »Zeit in der neueren Musik« verbunden.
Klaus Wankes Verdienste im Bereich der Suchttherapie und -prävention sowie sein vielfältiges Engagement
in nationalen Kommissionen und Beiräten wurden durch
die Verleihung des Verdienstkreuzes Erster Klasse und des
Ehrentitels Sanitätsrat gewürdigt. Wanke, der von 1978
bis 2002 das Homburger Ordinariat für Psychiatrie innehatte, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie war und zwischen 1990 und 1992 als Dekan der Medizinischen Fakultät agierte, ist am 14. Juli im Alter von 77
Jahren verstorben.
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Neue Professoren
Claus Jacob ist neuer Professor für Bioorganische Chemie. Die Forschungsgruppe
um Jacob befasst sich insbesondere mit der
Entstehung von Krebs. Zudem erforschen er
und seine Kollegen entzündliche Erkrankungen sowie deren Prävention und Therapie. Claus Jacob
plant Projekte, die sich mit Aspekten der biologischen Nanotechnologie, etwa dem Wirkstofftransport, und der Epigenetik, das heißt der Beeinflussung des Erbguts durch die
Umwelt, befassen. Dabei möchte er eng mit saarländischen Unternehmen zusammenarbeiten.
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