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Wissen(schaft) managen – Eine Herausforderung für die Hochschulen des... In den Hochschulen des Saarlandes werden auf allen Ebenen neue... Wissenschaft effizienter zu managen. Zu nennen sind insbesondere Hochschulentwicklungspläne,

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Wissen(schaft) managen – Eine Herausforderung für die Hochschulen des... In den Hochschulen des Saarlandes werden auf allen Ebenen neue... Wissenschaft effizienter zu managen. Zu nennen sind insbesondere Hochschulentwicklungspläne,
Wissen(schaft) managen – Eine Herausforderung für die Hochschulen des Saarlandes
In den Hochschulen des Saarlandes werden auf allen Ebenen neue Methoden eingeführt, um
Wissenschaft effizienter zu managen. Zu nennen sind insbesondere Hochschulentwicklungspläne,
Mitarbeiter/innengespräche, Zielvereinbarungen zwischen Ministerien und einzelnen Hochschulen,
Globalhaushalt, Schwerpunktbildung, Evaluation, Projektmanagement, Human Resource
Management etc..
In einer Veranstaltung „ Wissenschaft managen“ in der Universität des Saarlandes tauschten sich
wichtige Akteure der Hochschule für Technik und Wirtschaft und der Universität des Saarlandes
miteinander aus. Schon in seiner Einführung wies Professor Krämer, Leiter der Kooperationsstelle
Hochschule und Arbeitswelt, darauf hin, dass für das Wissenschaftsmanagement entscheidend sein
wird, wie folgende Fragen beantwortet werden: Welches Wissen braucht die Gesellschaft und müssen
demzufolge die Hochschulen generieren? Wie entsteht aus individuellem Wissen bzw. kulturellem
Kapital des Individuums Organisationswissen, das sowohl das Individuum, wie die Organisation
Hochschule weiterbringt?
Zu Beginn legte Prof. Dr. Rudolf Fisch (Rektor in Speyer und Leiter eines Studiengangs für
„ Wissenschaftsmanagement“ ) die Grundlage, um das Thema in seiner Komplexität zu erfassen.
Professor Fisch zeigte sehr plastisch, dass Hochschulmanagement heutzutage vergleichbar ist mit der
Regierung kleiner bis mittlerer Städte. Demzufolge muss die Verschiebung von Stellschrauben in
solch komplexen Gebilden gut durchdacht sein. Beispielsweise verglich er die Größenordnung der
Ruhr-Universität Bochum mit der Stadt Bad Reichenhall.
Die Diskussion regte er dadurch an, dass er einen Teufelskreis aufzeigte, der die
Hochschulentwicklung bewegt. Einerseits ist sie von zahlreichen rechtlichen Restriktionen umgeben,
die sich aus ihrer Verortung als öffentliche Institution ergeben und dem Wissenschaftsmanagement
deutliche Grenzen setzen. Andererseits bietet die Betriebswirtschaftslehre und die Wirtschaftspraxis
– wie oben aufgezeigt – zahlreiche Methoden an, Wissen effizienter und nachhaltiger zu managen.
Diese sind aber nicht ohne Reibungsverluste auf die Hochschulen zu übertragen. Trotzdem bieten
sich aus der professionellen Sicht des Rektors elf Ansatzpunkte, die zu gutem
Wissenschaftsmanagement, das heißt zu guter Organisation und Steuerung der Wissenschaften,
führen. Viele der obengenannten Methoden kommen in dieser Speyer-Elf-Punkte-Liste vor. Darüber
hinaus spricht er die Punkte interne und externe Zusammenarbeit sowie Wissenschaftspolitik an. Die
Hochschulen müssen in diesen Zusammenhängen aktiver werden. Die Zusammenarbeit mit
Bürgerschaften, der Wirtschaft und der Politik fördert die Transferfähigkeit der Wissenschaften. Sie
muss aber gleichzeitig an dem Anspruch des Gemeinwohls der Hochschulen gemessen werden
können. Eine vereinseitigte Ökonomisierung kann demzufolge nicht das Ziel des
Wissenschaftsmanagements sein. Gleichzeitig muss stärker auf die „ Employability“ der
Studienabschlüsse etc. gesetzt werden. Die wichtigsten Qualifikationen des
Wissenschaftsmanagements können in einem 3-monatigen Fortbildungsstudiengang in Speyer erlernt
werden.
Professorin Franceschini und Stefan Tröster-Mutz vom Lehrstuhl für angewandte romanische
Sprachwissenschaft zeigten ein Best Practice Beispiel aus ihrer eigenen Praxis des
Wissenschaftsmanagements an ihrem Lehrstuhl auf. Sie nannten diesen Ansatzpunkt das
»Wissenschaftsmanagement von unten«. Dabei wurde intensiv deutlich, dass jede/r Beschäftigte an
Hochschulen – ob Verwaltungsreferent oder Professorin, ob Sekretärin oder wissenschaftlicher
Mitarbeiter, natürlich auch Studierende – sich dem Wissenschaftsmanagement stellen müssen. Denn
ohne diese methodischen Ansatzpunkte ist die Komplexität von Lehre, Lernen, Forschung,
Weiterbildung und Nachwuchsförderung nicht mehr zielorientiert und motivationsfördernd zu
koordinieren. Insofern plädierten sie für eine breitenwirksame Fortbildung zum/zur
Wissenschaftsmanager/in durch „ learning on the job“ .
Professor Bierbaum vom Info-Institut an der HTW verwies auf die Wichtigkeit der Nutzung und
Weitergabe von Wissen. Und dies bezieht sich sowohl auf das Fachwissen wie auf das
Erfahrungswissen. Das ist gar nicht so einfach. Denn es darf nicht vergessen werden, dass Wissen
Macht ist und viele Beschäftigte insbesondere in befristeten Beschäftigungsverhältnissen, wie es in
den Hochschulen üblich ist, ihr Kapital »Wissen« nur ungern aus der Hand geben. Und auch diesen
Beschäftigten darf die Motivation an der Wissenschaftsarbeit, um exzellente Ergebnisse zu erzielen,
nicht abhanden kommen. Er plädierte demzufolge dafür, durch das Wissenschaftsmanagement eine
ausgewogene Balance zwischen Freiräumen und Regeln sowie eine Vertrauenskultur zu schaffen.
Dadurch wird nicht nur die Organisations-, sondern auch die Selbstentwicklung gefördert.
Dr. Cremers (Kanzler der Universität des Saarlandes) und Professor Cornetz (Rektor der Hochschule
für Technik und Wirtschaft des Saarlandes) beleuchteten auf dieser Grundlage das
„ Wissenschaftsmanagement im Gesamtsystem Hochschule“ , das natürlich eng mit dem
„ Wissenschaftsmanagement von unten“ verzahnt werden muss. Dr. Cremers Einschätzung nach
eignen sich die Methoden aus der Betriebswirtschaftslehre wie Mitarbeiter/innengespräche etc.
exzellent, um das Wissenschaftsmanagement in den Hochschulen zu professionalisieren. Er weist
aber auch darauf hin, dass ganz einfache Dinge in so komplexen Systemen wie den Hochschulen erst
besser gepflegt und gelebt werden müssen. Möglichkeiten zu schaffen, zusammen zu treffen und zu
kommunizieren, sind ganz wesentliche Ausgangsvoraussetzungen, um eine Kommunikationskultur zu
schaffen, die Interdisziplinarität, Weiterentwicklung und organisationelle Exzellenz etc. befördert. Als
gemeinsames Ziel aller Hochschulen weist er den wissenschaftlichen Anspruch und die Notwendigkeit
der Schwerpunktbildung aus. Trotzdem: Nicht jedes Instrument des Wissenschaftsmanagements
macht für ihn in der Hochschule Sinn. Wie Professor Bierbaum verweist er darauf, dass Methoden, die
Druck ausüben, kaum zum Erfolg führen. Motivation muss geschaffen werden. Die Mitglieder der
einzelnen Hochschule müssen motiviert werden, die Ziele der Hochschule zu verfolgen. Hier hebt er
insbesondere das in der Universität des Saarlandes vorangetriebene Instrument der Evaluation
hervor; keinesfalls um die Mitglieder zu maßregeln, sondern um sie zu unterstützen vier Fragen vor
allem für ihre eigene Weiterentwicklung zu klären: Wo stehen wir? Wo wollen wir hin? Wie sind wir
dahingekommen? Wie müssen wir weitergehen? Aus seiner Sicht schafft die Evaluation innere
Transparenz und Motivation, die eigenen Möglichkeiten auszubauen.
Als Rektor der Hochschule für Technik und Wirtschaft sieht Professor Cornetz durch das
Wissenschaftsmanagement einen Paradigmenwechsel eingeläutet. Er hält die Instrumente des
Wissenschaftsmanagements durch die Bank für brauchbar und teilt die Teilkritik an einzelnen
Instrumenten von Dr. Cremers nur mit Einschränkung. Völlig einverstanden ist er mit der Auffassung,
dass Motivation, nicht Druck, Kommunikation, nicht Anweisung der richtige Ansatz ist, um Module des
Wissenschaftsmanagements in die Hochschule zu implementieren. Dass seine Hochschule auf einem
Erfolgskurs – auch dank des Wissenschaftsmanagements – ist, sieht er dadurch bestätigt, dass die
Studierendenzahlen ernorm ansteigen. Dieser Erfolgskurs verdankt sich einer raschen Einführung von
Bachelor - und Masterstudiengängen, die akkreditiert werden, einer starken Anwendungs- und
Berufsorientierung des Studiums, einer regionalen Einbindung und einer wachsenden Internationalität.
Professor Cornetz weist vor allem auf einige Studiengänge hin, die Querschnittsstudiengänge an allen
Hochschulen des Saarlandes werden. Ein gemeinsamer Studiengang zwischen der Universität des
Saarlandes, der Hochschule für Technik und Wirtschaft und der Katholischen Hochschule für
Sozialarbeit ist zum Beispiel der „ Master of Evaluation“ , der federführend von Professor Stockmann
geleitet wird. Solche vernetzenden Ansatzpunkte hält er für wichtige Meilensteine, um die
Hochschullandschaft des Saarlandes auf den Ranking-Listen ganz weit nach vorne zu bringen.
Abschließend kann festgehalten werden, »Wissenschaftsmanagement von unten, aus der Mitte und
von oben« muss auf verschiedensten Ebenen innerhalb der Hochschule und mit regionalen und
internationalen Kooperationszusammenhängen vernetzt werden. Trotzdem verschiedene Methoden
sehr unterschiedlich betrachtet wurden, gibt es nicht nur eine methodisch-inhaltliche Dimension des
Wissenschaftsmanagements, sondern auch eine soziale Dimension. Denn nicht nur Exzellenz,
sondern auch Motivation und Kommunikation sind wesentliche Leitimpulse, die zum Gelingen eines
exzellenten Wissenschaftsmanagements beitragen werden. Auch gesellschaftliche Fragen dürfen
dabei nicht vergessen werden. Denn – wie Dr. Bärbel Miemietz, Frauenbeauftragte der Universität,
aufzeigte – fließt beispielsweise Gender-Mainstreaming nicht von selbst in die Science Communities,
die Wissenschaftsinhalte und – entwicklung auf der eine Seite und in die Beschäftigtenstruktur der
Hochschulen auf der anderen Seite ein.
Dr. Birgit Roßmanith
(Referentin der Kooperationsstelle Hochschule und Arbeitswelt der Universität des Saarlandes)
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