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eLearning 36. Jahrgang Ausgabe 1 Februar

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eLearning 36. Jahrgang Ausgabe 1 Februar
36. Jahrgang
Ausgabe 1
Februar
2006
eLearning
Editorial
3
Liebe campus-Leserinnen,
liebe campus-Leser,
das Thema Studiengebühren wird auf dem Campus und in der regionalen Presse weiter intensiv
diskutiert. Die Auffassungen, insbesondere etwa von Studierendenvertretung und Landesregierung,
gehen dabei naturgemäß weit auseinander. In dieser schwierigen Frage Maximalforderungen zu
stellen, erscheint uns seitens der Universitätsleitung insgesamt wenig sinnvoll. Darum begrüßen wir
es, dass gegenwärtig die Bemühungen, auf der Grundlage des von der Universität erarbeiteten
Konzepts zu einer Einigung zu kommen, fortgesetzt werden. Wichtig ist für uns vor allem, dass am
Ende ein Ergebnis erzielt wird, das die Wettbewerbsfähigkeit unserer Universität nicht gefährdet
und das den Studierenden keine unzumutbaren Lasten auferlegt.
Prof. Dr. Margret Wintermantel
Universitätspräsidentin
campus 1/2006
Der Wettbewerb zwischen den Universitäten hat durch die Exzellenzinitiative des Bundes und der
Länder weiter erheblich an Fahrt gewonnen. Die vor kurzem getroffene Vorauswahl in der ersten
Antragsrunde des Verfahrens ist in der Öffentlichkeit weithin schon als Entscheidung über die Kür
der deutschen Spitzenuniversitäten wahrgenommen worden, was sie natürlich keineswegs ist.
Auch für uns stellt das – gewiss enttäuschende – Ergebnis, dass unsere beiden Antragsskizzen
sich im Feld der insgesamt 319 vorgelegten Entwürfe von 74 Universitäten nicht haben durchsetzen können, kein Stoppsignal dar. Wir nehmen das Resultat vielmehr sportlich und verstehen es
als Aufforderung, im nächsten Anlauf eine bessere Weite zu erzielen. Von der Zielsetzung und dem
fachlichen Gehalt der beiden Projekte, mit denen wir angetreten waren, sind wir weiterhin vollauf
überzeugt, sowohl was den interdisziplinären Forschungsverbund „Connecting Computing Power
and Human Skills,“ als auch was den Plan eines universitätsweiten Graduiertenprogramms angeht.
Beide Vorhaben passen sich exzellent in die universitäre Entwicklungsplanung ein, und beide
haben so viel wissenschaftliche Substanz, dass wir zuversichtlich sind, auf der Basis dieser Entwürfe mit neuen Anträgen und verbesserten Erfolgsaussichten in die nächste Runde gehen zu
können.
Inhalt
4
Antike
Virtuelle Saar-Uni
Antike à la Carte: Meisterwerke klassizistischer Keramik im Saarland entdeckt – Ausstellung 6 • Antikenwoche Teil 2 – Der Tsunami vom 21. Juli 365 n. Chr. 9
• Wohnort Antike 10
Neues Learning-Management-System soll virtuelle
Lehre uniweit möglich machen 11 • Anreizorientierung
eLearning: Saar-Uni fördert eLearning mit 200 000 Euro
12 • eLearning-Module für Weiterbildung spülen Gelder
an die Uni 13
Forschung
campus aktuell
Nanopartikel in der Arbeitsmedizin 14 • Geckos haften
besser an feuchten Oberflächen 20 • Saarbrücker Forscher zeigen Gecko-Effekt an künstlicher Oberfläche
21 • Neues Glas: Härter als Stahl, formbar wie Kunststoff 22 • José Carreras-Zentrum für Immun- und Gentherapie eingeweiht 24 • Behandlungserfolge bei
Lymphdrüsenkrebs 24 • Prostatakrebs: Neues genetisches Diagnoseverfahren 25 • Den Ursachen der
Herzschwäche auf der Spur 25 • Zentrum für Bioinformatik sponsert MALDI-TOF Massenspektrometer 26 •
eCoLo-Train hat Fahrt aufgenommen 28 • Preise 29
Autogramme nach der Vorlesung: Professor Werner
Tack zieht Bilanz nach zwei Semestern Kinder-Uni 16 •
Zehn Jahre Starterzentrum: Gründer kommen zu Wort
18 • Wissens- und Technologietransfer made in Saarland sind gefragt 19 • Lange Nacht der Wissenschaften
23 • Informatik und Bioinformatik akkreditiert 26 • DFKI
und Dagstuhl: Orte im „Land der Ideen“ 27 • Students
at work: Campus office eröffnet 30 • Meterweise neue
Lehrbücher 30 • „UNIversal – Eine Welt AG“: Engagement für die Dritte Welt 31 • Winterball 2006: Eine
rauschende Ballnacht 33 • Personalia 36, 37, 38
campus 1/2006
Titelbild: das bilderwerk
http://www.uni-saarland.de/campus
campus-Herausgeber Die Universitätspräsidentin, Universität des Saarlandes, Postfach 15 11 50, 66041 Saarbrücken, Telefon (0681) 302-3000
campus-Team Dr. Manfred Leber / ML (Redaktion, verantwortlich), Claudia Ehrlich (ehemals Brettar) / CE (Redaktion und Layout), Gerhild Sieber / GS (Redaktion
und Layout), Evelyne Burkhart (Layout und Satztechnik).
Ständige Mitarbeit des Kompetenzzentrums Informatik: Friederike Meyer zu Tittingdorf / MEY; des Universitätsarchivs: Dr. Wolfgang Müller / WM; des Universitätsklinikums: Marion Ruffing / MR
Universität des Saarlandes, Presse- und Informationszentrum, Postfach 15 11 50, 66041 Saarbrücken, Telefon (0681) 302-3601, Telefax (0681) 302-2609, E-mail:
[email protected].
Auflage: 8.000, ISSN 0342.3212
Druck und Anzeigenwerbung: Ottweiler Druckerei und Verlag GmbH, Postfach 1261, 66559 Ottweiler, Telefon (06824) 9001-0, Telefax (06824) 1660.
campus erscheint viermal im Jahr während der Vorlesungszeit. Für unverlangt eingehende Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Die Beiträge können aus
redaktionellen Gründen gekürzt werden. Namentlich oder mit dem Signum des Verfassers gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers oder der Redaktion übereinstimmen. Alle Beiträge sind frei für den Nachdruck bei Quellenangaben und gegen Belegexemplar.
Redaktionsschluss für campus 2/2006: 3. März 2006
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Antike
Antike à la Carte
Meisterwerke klassizistischer
Keramik im Saarland entdeckt
ehr als ein halbes Jahrhundert lagen
die exquisiten Gefäße in Kisten verstaut in den Magazinen der Keramiksammlung von Villeroy & Boch in Mettlach.
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges waren
sie ausgelagert und in Sicherheit gebracht
worden. Nach der Rückkehr blieben sie bis
auf weiteres eingepackt. Vor zwei Jahren
machten sich Klassische Archäologen der
Universität des Saarlandes daran, die
Prof. Carola Reinsberg
Antiken der Sammlung Eugen von
Boch zu sichten, um sie wissenschaftlich auszuwerten und zu publizieren. Dabei stießen sie unter den Originalen auf
eine Kollektion klassizistischer Vasen antiken Stils von beträchtlicher Bedeutung. Bei näherem Nachforschen fanden sich Prunkvasen der gleichen Art
auch im Besitz der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz, die bisher unerkannt
geblieben waren. Im Laufe der Untersuchung stellte sich heraus, dass sämtliche
Stücke aus zwei bekannten Keramikmanufakturen in Neapel stammten, die im
19. Jahrhundert mit ihren exzellenten Antikenkopien und so genannten Vasen all'
etrusca bzw. all' antica auf internationalen Messen Furore machten. Firmenchef
Eugen von Boch, Amateurarchäologe und Kunstmäzen, hatte sie in den Jahren
zwischen 1835 und 1890 in Neapel und Mailand gekauft.
M
Abb. 1 Neoklassizistische Vase von
Villeroy & Boch
campus 1/2006
Fotos: Hans-Dieter Morche
6
Neapel als Zentrum der Antikenbegeisterung und
Inspirationsquelle des Klassizismus
„Sie bezahlen jetzt großes Geld für die etruskischen Vasen, und gewiss finden
sich schöne und treffliche Stücke darunter. Kein Reisender, der nicht etwas
davon besitzen wollte“, so schreibt Goethe im März 1787 aus Neapel und fürchAbb. 2 Vasenbild nach einer Zeichnung
tet, selbst der Verführung zu erliegen. Seit in den dreißiger Jahren des 18. Jahrvon Wilhelm Tischbein
hunderts die Ausgrabungen in Herculaneum und Pompeji zum kulturpolitischen
Programm des Königs von Neapel
Antike à la Carte. Antikengeworden und in großem Stil angerezeption im 19. Jahrhundert
laufen waren, riss der Besucherstrom
Eine Ausstellung des Instituts für Klasnicht mehr ab. Neapel mit den Vesuvsische Archäologie
städten war obligatorische Station der
Saarlandmuseum, Alte Sammlung:
„Grand Tour“, der traditionellen kul3. Februar bis 2. April 2006
turellen Bildungsreise der jungen
Akademisches Kunstmuseum Bonn:
Männer des europäischen Adels und
Mai bis Juli 2006
Großbürgertums. In die unterirdische
Reiss-Engelhorn Museen, Mannheim:
Ausgrabung des Theaters hinunterzu9. Dezember 2006 bis Februar 2007
steigen, erfüllte die einen mit Schauder, andere fühlten sich in die VerDie Ausstellung entstand im Rahmen eines
gangenheit zurückversetzt und glaubSeminars und war in ihren verschiedenen
ten, „die alten Römer umhergehen zu
Anforderungen Gegenstand von zwei Praksehen“, wie ein Besucher schrieb.
tika, in denen neben dem wissenschaftNachdem die ersten Bände der prachtlichen Umgang mit diesen historischen
vollen Publikation Antichità di ErcoZeugnissen und Kunstobjekten auch alle
lano erschienen waren und einen EinFacetten moderner Ausstellungs- und Prädruck von den spektakulären Funden
sentationstechnik vermittelt wurde.
vermittelten, wurde der Andrang noch
Zur Ausstellung erscheint ein Begleitbuch
größer. Die Zugänge zu den Ausgramit Katalogteil und verschiedenen Essays
bungen wurden erweitert, die Räumzum kulturhistorischen Kontext.
lichkeiten komfortabler ausgestattet,
das Museo Erculanense im Schloss
Werbung
Fotos: Hans-Dieter Morche
Antike
campus 1/2006
8
Portici, wo sich die unglaubliche
Menge an Funden drängte, hatte zuweilen Schwierigkeiten, den Ansturm
von Besuchern zu verkraften.
Das Klima dieser Antikenbegeisterung schürte den Wunsch nach eigenem Antikenbesitz, den sich besonders der englische Adel auf Italienreisen immer schon erfüllt hatte. Diesem Wunsch ließ sich jetzt umso
leichter nachgeben, als die Umgebung
von Neapel mit den alten griechischen
Kolonialgebieten jede Menge von
Gräbern bot, deren Beigaben im mittleren 18. Jahrhundert noch vergleichbar billig zu haben waren. Am beliebtesten waren griechische Vasen,
deren ästhetischer Reiz sich gerade
erst dem Publikum erschlossen hatte.
Der bedeutendste Sammler war der
englische Botschafter in Neapel, Sir
William Hamilton. Er trug die damals
größte Vasensammlung zusammen,
die 1772 nach dem Verkauf nach London den Grundstock für die Sammlung des British Museum bildete. Er
trug sie nicht nur zusammen, sondern
er finanzierte auch ihre Publikation in
vier außergewöhnlich aufwändigen
Foliobänden, der ersten Vasenpublikation im eigentlichen Sinne. Sie hatten nicht nur die Bekanntmachung der
Antiken, sondern die Bildung und
Schulung des Geschmacks zum erklärten Ziel. Die Publikation wurde
begeistert aufgenommen und hatte
einen durchschlagenden Erfolg. Überall in Europa dienten die Vasenzeichnungen der Hamilton-Publikation wie
bereits die römischen Wandbilder in
den Bänden der Antichita di Ercolano
als Vorlagen für Repräsentationsgegenstände und Raumausstattung
der gehobenen Lebenswelt. Der Klassizismus schuf sich Raum, die Rezeption der Antike führte zu einer Mode
all’ antica; à la greque oder all’
etrusca. Neben Wanddekoration, Kaminsimsen, Möbelintarsien schlug sie
sich auch in der Keramikproduktion
nieder. In den Porzellanmanufakturen
Europas kamen „etruskische“ Tafelservices auf. Antikenrezeption begann
zu einem Wirtschaftsfaktor zu werden. Als sich Goethe in Neapel aufhielt, kam dieser Prozess in Gang. Die
Preise für die Vasen waren, wie man
hört, deutlich gestiegen. Man kaufte
sie aus Liebhaberei, vor allem zur privaten Repräsentation, aber ebenso als
Vorlage und Inspiration für einzelne
Gewerke. So schickte Lord Hamilton
griechische Vasen an den innovativen
Abb. 3
Pan mit zwei Frauen aus dem Gefolge des
Dionysos
Abb. 4 und 5
Die Gruppe des „Farnesischen Stiers“ als
monumentale Marmorgruppe in Neapel und
als Abbildung auf einer Vase.
Keramikfabrikanten Josiah Wedgwood nach England, der dort in der 1769 gegründeten Manufaktur mit dem programmatischen Namen „Etruria“ antikisierende Keramik produzierte.
Eine wirkliche Breitenwirkung entfaltete die Antikenmode aber erst im
19. Jahrhundert, als die Kommerzialisierung und das wachsende Interesse des
Bürgertums die Nachfrage erhöhte. Diese neuen Märkte waren es, die Eugen von
Boch veranlassten, in Italien Anregungen zu suchen und mit dem Erwerb der
hochgeschätzten neapolitanischen Antik-Keramik die Mode all' antica oder à la
greque an die Saar zu holen, um sie in die eigene Produktion einfließen zu lassen
(Abb. 1).
Die Produktion à la carte
Bei Herstellung antikisierender Vasen griff man selten auf die antiken Vasen
selbst zurück, sondern fast ausschließlich auf die Kupferstiche, in denen die
Vasenbilder reproduziert waren. Die ersten als Vorlagen geeigneten und nachweislich verwendeten Reproduktionsstichwerke waren die Publikationen der beiden Vasensammlungen von William Hamilton. Die Zeichnungen des (zweiten)
Vasenwerkes von Wilhelm Tischbein werden auch von einer hiesigen Vase kopiert (Abb. 2). Sie waren bald nachgedruckt worden, kursierten überall und standen regelmäßig zwischen den Musterbüchern in den Malschulen und Werkstätten
der Keramikmanufakturen. Aus diesen Tafelwerken speiste sich das Repertoire
an Bildszenen und Einzelfiguren, die beliebig herausgegriffen, als Ganze kopiert
oder zerlegt und neu kombiniert werden konnten. Man konnte die Bilder verändern, auch dem Zeitgeschmack anpassen. So wurde z.B. aus dem lüsternen,
regelmäßig ithyphallischen (mit aufgerichtetem Geschlecht) antiken Pan ein
harmloses geschlechtsloses Wesen, dessen Gerangel mit den dionysischen Mänaden unerklärlich ist (Abb. 3). Das Reproduzieren nach Kupferstichen ermöglicht
schließlich auch, die Grenzen der verschiedenen Kunstgattungen zu überwinden
und z.B. großformatige Rauminstallationen auf das Flachbild einer Vase zu bannen. Dieses Potenzial der Rezeptionstechnik findet seinen stärksten Ausdruck in
einer großen Amphora (Abb. 4). Hier erscheint eine monumentale mehrfigurige
Marmorgruppe (Abb. 5), die größte der antiken Kunst überhaupt (3,00 x 3,00 x
3,50 m), in ein handliches Vasenbild transponiert.
Carola Reinsberg
Nach dem „Tatort Antike“, dem im ersten Teil das Augenmerk
galt, befasst sich Professor Rudolf Echt in dieser Ausgabe mit
dem „Wohnort Antike“. Neue Erkenntnisse über jüngst entdeckte Gebäude eines Gutshofes lassen die Villa in Nennig in
bislang unbekanntem Lichte erscheinen, erhellen ihre Geschichte im Wandel der Zeit und zeugen vom Leben der Menschen unserer Region in der Antike. – Von zerstörerischer Naturgewalt, der die Menschen damals wie heute ausgeliefert
waren, berichtet zuvor Christine van Hoof – ihr Beitrag über
Tsunamis im Mittelmeerraum rückt die Ereignisse Ende des
Jahres 2004 im fernen Südostasien in unsere Breiten und belegt, dass auch sie zum Schauplatz derartiger Katastrophen
werden können.
Die Themen der Beiträge – wie auch die des ersten Teiles, des
„Tatorts Antike“, – waren Gegenstand von Vorträgen im Rahmen der Präsentationswoche „Lebendige Antike“, in der Altertumswissenschaftler unserer Universität im letzten Jahr ihre
Arbeit und ihr Fach einer breiten Öffentlichkeit vorstellten. CE
Antike
Antikenwoche Teil 2
„Der Schlund der Tiefe tat sich auf“
Der Tsunami vom 21. Juli 365 n. Chr.
is zu den Weihnachtstagen des Jahres
2004 kannten in Mitteleuropa wohl
nur wenige Spezialisten den Begriff
„Tsunami“. Erst die erschreckenden Fotos
und Filmaufnahmen der Verwüstungen,
die der Tsunami an den Küsten vieler Inseln und Anrainerstaaten des Indischen
Ozeans angerichtet hatte, sensibilisierte
auch hierzulande die Öffentlichkeit für
eine Naturkatastrophe, die sich an den
Küsten jedes Meeres ereignen kann – auch
an den dichtbesiedelten Rändern des Mittelmeeres.
Berichte aus der Antike bezeugen, dass
solche Riesenwellen (und deren ursächlicher Zusammenhang mit Erdbeben)
Griechen und Römern bereits seit dem 5.
Jahrhundert vor Christus bekannt waren.
Insbesondere für den plattentektonisch potenziell stark erdbebengefährdeten Osten
des Mittelmeerraums belegen literarische und archäologische Zeugnisse durch
die gesamte Antike hindurch katastrophale Tsunamis. Besonders präzise schildert der spätantike Schriftsteller Ammianus Marcellinus einen
Tsunami, der nach seinen Angaben am 21. Juli des Jahres 365
n. Chr. das gesamte östliche Mittelmeer heimsuchte. Allerdings verbindet er seine Beschreibung und naturwissenschaftliche Erklärung der riesigen Flutwelle mit einer religiös-politischen Deutung, indem er sie als Strafe der Götter und Vorboten kommenden Unheils für das RömiChristine van Hoof
sche Reich interpretiert – wie das ähnlich
B
9
in jüngster Zeit auch christliche Fundamentalisten nach dem Wirbelsturm
Katrina taten. Es lässt sich daher nicht
mit Sicherheit sagen, ob die von ihm
geschilderte Katastrophe tatsächlich
den gesamten Großraum betraf, oder
ob es sich eher um eine Summe von
chronologisch eng aufeinander folgenden lokal begrenzten Ereignissen
handelte.
Christine van Hoof
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campus 1/2006
Blutspende
Antike
campus 1/2006
10
D
ie römische Villa von Nennig –
jeder kannte sie, doch keiner
wusste Bescheid: Erst 1998 wurde bei
Ausgrabungen des Staatlichen Konservatoramts des Saarlandes der oben
abgebildete Keller entdeckt. Er gehörte zu einem über 400 qm großen
Nebengebäude (Grundriss-Zeichnung), dessen Überreste verborgen in
der Erde lagen. Bis dahin galt das
bedeutendste Bauwerk der Römerzeit
im Saarland als reiner Luxusbau, als
Landpalast, gar als Schloss – „ohne
das Drum und Dran der landwirtschaftlichen Anwesen“, wie Paul Steiner formulierte. Mit kostbarem Mosaikfußboden ausgestattet, schienen
das prunkvolle Wohnhaus, dessen
rund 120 Meter breite Fassade sich
1998 entdeckter Keller
(Foto) eines Gebäudes
(Grundriss) des zur Villa
Nennig gehörenden Gutshofes.
Foto:
Dr. Klaus Peter Henz;
Zeichnung:
Susanne Bickelmann
Wohnort Antike
der Mosel zuwendet, ein abseits errichtetes Bad von fast 500 qm Grundfläche und eine 256 Meter lange Wandelhalle zwischen Wohn- und Badegebäude diese Deutung zuzulassen.
Dass zu dem gutsherrlichen Anwesen (villa) nicht nur der herrschaftliche Wohnsitz (pars domestica), sondern auch ein Gutshof mit Ökonomiegebäuden (pars rustica) gehört
hatte, erwies sich erst, als moselwärts
ein Neubaugebiet erschlossen wurde.
Dabei konnten vorerst zu beiden Seiten eines riesigen Hofareals die
Standorte von drei Gebäuden ermittelt
werden. Eines wurde vollständig ausgegraben. An der Ausgrabung und
Dokumentation der Befunde hat die
Fachrichtung Vor- und Frühgeschichte der Universität des Saarlandes wesentlich mitgewirkt.
Die Geschichte dieses Bauwerks
ergibt sich aus der detaillierten Analyse der Mauertechniken, der Baufugen und der Stratigraphie (also der
Untersuchung der Erdschichten); seine Datierung aus einer typologisch/
chronologischen Studie der damit
korrelierten Kleinfunde. Demnach
wurde der Bau im fortgeschrittenen 1.
Jahrhundert n. Chr. als großer Quersaal mit zentraler Einfahrt errichtet
(im Grundriss rot). Zunächst diente er
also sicher nicht als Wohnhaus. Als
später im Süden angebaut wurde
(gelb), war zwar ein Raum von Anfang an unterkellert, der Keller aber
nur über eine Rampe von außen zugänglich. Auch das wäre für ein
Wohnhaus sehr unpraktisch und lässt
an eine Weiterverwendung als Lagerhaus denken. Der Umbau
zum Wohnhaus geschah mit einem weiteren Ausbau am Ende
des 2. oder im frühen 3. Jahrhundert (grün). Der Kellereingang
wurde nach innen verlegt, einer der neu angebauten Räume war mit Fußbodenheizung ausgestattet. Wohl noch im 3. Jahrhundert erfolgte der letzte Ausbau
(blau), zu dem wahrscheinlich auch der jüngere Keller (Foto oben) gehört.
Zerstört wurde dieser Bau bei einer Feuersbrunst im letzten Drittel des 4. Jahrhunderts. Danach wurde die Ruine noch eine Zeit lang
als behelfsmäßige Werkstatt benutzt.
Sozialgeschichtlich von Interesse ist der Umbau in
severischer Zeit zu einem stattlichen und recht komfortablen Wohnhaus. Wer sollte in diesem Gebäude von
den Dimensionen und der Gestalt einer mittelgroßen
villa rustica Wohnung nehmen? Hatte sich etwa die
Besitzerfamilie aus der Landwirtschaft zurückgezogen
und die Ökonomie einem Verwalter überantwortet?
Fragen, die man erst wird beantworten können, wenn
die Geschichte der anderen Gebäude der pars rustica
Prof. Rudolf Echt
der Villa von Nennig geklärt sein wird.
Deutlich geworden ist indes schon jetzt, dass auch die stolze Villa von Nennig
ein Anwesen mit Ökonomieteil gewesen ist. In den gallischen Provinzen besitzen
die größten und reichsten solcher Anlagen einen längsaxialen, symmetrisch
entworfenen Ökonomiehof mit seitlich angeordneten Ökonomiegebäuden. (Über
die längsaxialen Villen in Gallien bereitet Dipl. hist. Florian Sarateanu-Müller
eine Dissertation vor; Betreuer:
Prof. Rudolf Echt). Zu diesem
Villentyp gehören im Saarland
auch die Villen von Reinheim
(Saar-Pfalz-Kreis) und Borg
(Kreis Merzig-Wadern). In Borg
ist über den ergrabenen Befunden
die pars domestica der Villa modellhaft rekonstruiert worden.
Dabei war man bestrebt, in vielen
Räumen das Ambiente eines herrDie Villa Borg im Kreis Merzig-Wadern.
schaftlichen Wohnhauses auf der
Foto: Kulturstiftung
Basis originaler Funde (bemalte
für den Landkreis Merzig-Wadern
Fragmente von Wand- und
Deckenverputz, Mosaiksteinchen) möglichst authentisch wiedererstehen zu lassen. Wo die Befunde nicht ausreichten, wie beim Mosaik im Empfangssaal des
Herrenhauses, wurde das angenommene ursprüngliche Aussehen nur angedeutet.
Verantwortliche Archäologin in Borg ist Dr. Bettina Birkenhagen, Absolventin
der Fachrichtung Vor- und Frühgeschichte.
Rudolf Echt
Virtuelle Saar-Uni
Foto: das bilderwerk
de dem Competence Center VISU (CC VISU) übertragen; Partner an
der Uni sind u.a. das Rechenzentrum, das Referat IT-Management und
das Centrum für Evaluation.
Neues Learning-Management-System
soll virtuelle Lehre uniweit möglich machen
F
reitag, 23 Uhr. Student S. sitzt am PC und meldet sich zum Seminar bei
Professor P. an. Nach kurzer Prüfung gibt der Computer grünes Licht: S. erfüllt die Voraussetzungen, er kann teilnehmen und der Rechner nennt ihm Ort
und Zeit. In allen Fragen der Organisation seines Studiums kann S. zu jeder
Tages- und Nachtzeit den Computer zu Rate ziehen. Keine Warteschlangen,
keine unnötigen Wege. Alle Informationen und Daten über sein Studium kann S.
hier einsehen; das hilft bei der Planung – S. kann sich aufs Studieren konzentrieren, und auch dabei ist der Computer sein enger Partner: eLearning-Materialien zu Vorlesungen und Lehrstoff erleichtern das Verständnis; so kann S. nach
Vorlesungen die multimedial aufbereiteten begleitenden Lehreinheiten durcharbeiten, sein Wissen in online-Kursen vertiefen oder virtuelle Arbeitsgruppen
besuchen – wie alle Studenten in allen anderen Fachrichtungen auch...
Von diesem Stadium ist die Saar-Uni noch ein gutes Stück weit entfernt. Aber
genau da will sie hin: „Ein uniweites, zentrales virtuelles Netzwerk soll eine
einheitliche Plattform bilden; hierfür sollen auch alle an der Uni zahlreich bestehenden eLearning-Aktivitäten und Datenbanken durch Schnittstellen eingebunden werden“, so Prof. Rolf Hartmann,
Vizepräsident für Forschung und
Technologietransfer. Entstehen soll so
ein die gesamte Universität umspannendes Netz, das Service und Unterstützung durch die neuen Medien eröffnet. Im Dezember fiel der Startschuss für den Aufbau des LearningManagement-Systems mit der Unterzeichnung einer Ziel- und Leistungs„Das Projekt ist für unsere Universität zuvereinbarung.
kunftsweisend“, betonte Uni-Präsidentin
Überzeugungsarbeit zu leisten für
Wintermantel bei der Unterzeichnung der
Ziel- und Leistungsvereinbarung: „Wir
die Vorteile der Lehr-/Lernplattform
wollen auf diese Weise die Qualität der
wird eine wichtige Aufgabe des CC
Lehre deutlich steigern und die Attraktivität
VISU sein: „Wir müssen Lehrenden
unserer Universität für Studierende erund Lernenden verdeutlichen, dass
höhen.“ „Mit dieser Sonderinvestition wird
wir ihre Arbeit erheblich erleichtern
der Grundstein für eine systematische und
qualitätvolle Weiterentwicklung des virtuelkönnen, ihnen Verwaltungsaufwand
len Angebots an der Hochschule gelegt“,
und Bürokratisches abnehmen, dafür
hob Minister Schreier hervor. Minister
aber viel an lehr- und lerngestalteGeorgi ergänzte: „Das Learning-Manarischen Möglichkeiten anbieten“, ergement-System ist ein weiteres Glanzlicht
klärt Dr. Christoph Igel, der stellverfür die Positionierung des Saarlandes“.
Foto: Guido Fries
tretende Leiter des CC VISU. „Da-
11
durch bleibt auch mehr Zeit für persönliche Betreuung.“ So werden Dozenten über das System Zertifikate für
Studienleistungen ausstellen oder mit
Hilfe von Autorenwerkzeugen Folien,
Videos, Animationen oder eTests zu
einer Lehreinheit verbinden können.
Jeder Studierende oder Lehrende wird
ein für ihn maßgeschneidertes Vorlesungsverzeichnis haben mit für Studium bzw. Lehre wichtigen Informationen (wie Sprechstunde oder Emailadresse). Befürchtungen, dass durch
die vernetzten Daten der gläserne
Student entsteht, entgegnet Igel: „Um
Datenmissbrauch vorzubeugen, werden die Datenschutzbeauftragten der
Universität und des Landes in jeden
Schritt, der getan wird, einbezogen.“
Und diese Schritte sollen zügig vorangetrieben werden. „CLIX Campus
soll künftig das Lehr-Lern-Portal der
Universität des Saarlandes sein“,
bringt es Dr. Igel auf den Punkt. CE
Werbung
Baus
campus 1/2006
Wissenschaftsminister Jürgen Schreier, Wirtschaftsminister
Dr. Hanspeter Georgi und Universitätspräsidentin Margret
Wintermantel unterzeichneten Ende Dezember eine Ziel- und
Leistungsvereinbarung über die Einführung eines LearningManagement-Systems an der Saar-Uni: Flächendeckend in
allen Fakultäten und zentralen Einrichtungen sollen die neuen
Medien das Lehren und Lernen unterstützen. CLIX Campus
(Corporate Learning and Information eXchange Campus), eine
Lernplattform der Firma imc AG, soll allen Studierenden und
Lehrenden eine computergestützte Studien- und Lehrorganisation ermöglichen und multimedial aufbereitete Studieninhalte bereitstellen. Ein Vorhaben, das die Uni-Leitung zügig
umsetzen will: Bis Ende 2007 soll das System in vier der acht
Fakultäten laufen. Rund 1,5 Millionen Euro kostet die neue
Plattform, 1,2 Millionen davon trägt die Landesregierung, die
den Auf- und Ausbau der Virtuellen Saar-Universität VISU in
ihrer Innovationsstrategie als Ziel definiert hat. Der VISU-Beirat hatte der Universität empfohlen, ein solches System einzuführen; in einem Gutachten hatte das „Competence Center
eLearning“ des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) mehrere Systeme verglichen. Jetzt liefert die imc AG ein
Technologie-Paket mit Software und Beratung. Die Projektleitung wur-
Virtuelle Saar-Uni
Saar-Uni fördert eLearning
mit 200 000 Euro
Weiterer Schub für neue Medien in der Lehre: Mit insgesamt 200 000 Euro fördert die
Saar-Uni 35 Projekte, in denen virtuelle Lehr- und Lernmaterialien für Studium und
Weiterbildung entwickelt werden. Die Fördermittel stammen aus den Gebühren für
Langzeitstudierende, die seit dem Wintersemester 2003/2004 erhoben werden.
500 Euro. Die Einnahmen setzt die
Universität ein, um die Qualität von
Lehre und Studium weiter zu verbessern (siehe auch S. 30: neue Lehrbücher für die SULB). In eLearning
zu investieren, geht auf einen Vorschlag des AStA zurück.
CE
U
12
m die Qualität der Lehre weiter zu verbessern und Studium und Weiterbildung attraktiver zu machen, setzt die Universität verstärkt auf den
Einsatz neuer Medien: Sie ermöglichen optimal unterstütztes Lernen unabhängig
von Ort und Zeit terminierter Lehrveranstaltungen etwa durch die neuen Formen
der Kommunikation im Internet oder multimedialisierte Lehrinhalte. „Mit der
Anreizorientierung eLearning will das Präsidium Projekte anstoßen und
unterstützen, welche unter Einsatz virtueller Möglichkeiten neue Wege beim
Lehren und Lernen beschreiten“, so der Vizepräsident für Lehre und Studium,
Mathias Herrmann. Alle Mitglieder der Universität waren aufgerufen, sich um
eine Förderung im Rahmen des Saar-Uni-eigenen Programms beim Competence
Center Virtuelle Saar-Universität (CC VISU) zu bewerben. Ein Gremium, dem
Vertreter aus Hochschule, Wirtschaft und Politik angehörten, wählte aus rund 50
eingereichten Vorhabensskizzen 35 Projekte aus, die jetzt mit bis zu je 5 000 Euro
gefördert werden. „Die Projekte kommen aus den verschiedensten Bereichen;
die Bandbreite reicht vom Sprachportal für ausländische Studierende über den
Einsatz neuer Medien in der Medizin, der Geographie, Anglistik, Rechts-,
Sprachwissenschaft bis hin zum Hochschulsport“, erläutert Dr. Christoph Igel,
stellvertretender Leiter des CC VISU.
Die Fördermittel in Höhe von 200 000 Euro nimmt die Universität aus dem
Topf der Gebühren, die Langzeitstudierende bezahlen: Seit dem Wintersemester
2003/2004 kostet an der Saar-Uni für Studierende, die die Regelstudienzeit
zuzüglich so genannter ‘Toleranzsemester’ überschreiten, jedes weitere Semester
visu.uni-saarland.de
Die geförderten Projekte:
eDaFUS Sprachportal Deutsch als Fremdsprache für ausländische Studierende;
Dr. Stefan Lauterbach, Akademisches Auslandsamt
eDent Computergestütztes Lernprogramm
zur Förderung des selbstständigen Wissenserwerbes im Rahmen des technischpropädeutischen Kurses der Zahnersatzkunde am Beispiel des „Zahnanatomietestates“;
Prof. Peter Pospiech, Klinische Medizin
e-FiZ Frankreichkompetenz für die interkulturelle Zusammenarbeit;
Prof. Hans-Jürgen Lüsebrink und Christoph
Vatter, Romanistik
eLAUT eLearning Analytisches Hören und
Transkribieren;
Dr. Jürgen Trouvain, Computerlinguistik und
Phonetik
campus 1/2006
ELENA eLearning-Referenzmodul Research Methods; Prof. Peter Loos, BWL
eLEWIT eLearning Entwicklung mit Hilfe der
WIKI-Technik;
Dr. Heinz-Dirk Luckhardt und Dr. Marcus
Hahn, Informationswissenschaft und Geschichte
Elve Entwicklung von eLearning-Veranstaltungen für die FR 4.6;
Kerstin Kunz, Angewandte Sprachwissenschaft sowie Dolmetschen und Übersetzen
EPOGRA Elektronische Umgebung für
Portugiesische Grammatik; Dr. Peter Tischer,
Romanistik und Sprachenzentrum
HELP-Teach Homburg eLearning in Paediatrics – Teaching;
Prof. Norbert Graf, Klinische Medizin
EULE eLearning in der Lehrerbildung: Entwicklung einer Lernumgebung zur Förderung
anwendbaren erziehungswissenschaftlichen
Wissens; Ulrike-Marie Krause, Erziehungswissenschaft
Histo-Puzzle in der Pathologie – ein neuartiges eLearning Konzept;
Dr. Mathias Wagner, Theoretische Medizin
EZLGR Elektronisches Zusatzmodul „Leistungsschutzrechte im Gewerblichen Rechtsschutz“; Prof. Maximilian Herberger, Rechtswissenschaft
Fallsammlung Multimediale Aufbereitung
von infektiologischen Fällen mit Vermittlung
von Grundlagenwissen; Prof. Barbara Gärtner, Theoretische Medizin
FaWi Französisch Fachsprache Wirtschaftsfranzösisch für Studierende der Romanistik und Weiterbildungs-/Fernstudierende; Dr. Hélène Fau und Andrea Bütterich,
Fernstudienzentrum und Romanistik
Grammar RoPe Selected Grammar Exercises for Advanced Students; Dr. Roger
Charlton, Anglistik und Sprachenzentrum
GRIBA Grammatica di Base;
Florence Absolu, Sprachenzentrum
GRUE Grammaire Universitaire Elémentaire;
Dr. Peter Tischer, Sprachenzentrum
HELP-ME Homburg eLearning in Paediatrics
– Medical Examination;
Prof. Norbert Graf, Klinische Medizin
IAGIS Online Interactive Admissions Guide
for International Students;
Dr. Stefan Lauterbach, Akademisches Auslandsamt
LingIntroSyn Entwicklung einer Lehr-LernUmgebung zum Proseminar „Introduction to
English linguistics – syntax“;
Prof. Neal Norrick, Anglistik
MECO Medical education online;
Prof. Tim Pohlemann, Klinische Medizin
MudreiVi Lehr-Lern-Module zur multizentrischen dreidimensionalen Visualisierung
komplexer klinisch-pathologischer Organstrukturen im Kopf-/Halsbereich;
Prof. Jörg Schipper, Klinische Medizin
OnTuGeo Online Tutorium zur Vorlesung
„Allgemeine Physische Geographie“;
Prof. Jochen Kubiniok, Geographie
OPAL Open Access Lernmodul;
Ulrich Herb, Universitäts- und Landesbibliothek
PiCSeL Principles in Cardiac Surgery by
eLearning;
Prof. Hans-Joachim Schäfers, Klinische
Medizin
150 000 Euro fließen von der Fachhochschule Schloss Hohenfels an den Saarbrücker
Campus; weiterer Studienbaustein für die Online-Lehre in Arbeit.
M
otorisches Lernen“, „Motorische Kontrolle“ und
„Biomechanik“ – so lauten die
Titel der eLearning-Kurse, die am
Sportwissenschaftlichen Institut
(SWI) unter Leitung von Prof.
Reinhard Daugs und Dr. Christoph Igel zwischen 2001 und 2003
erarbeitet worden waren. Das Bundesforschungsministerium hatte
die Entwicklung der Studienbausteine gefördert. Sie ermöglichen
dem Lernenden, am Computer interaktiv und mit allen Finessen,
die die Technik des eLearning bietet, zu verstehen, wie der Mensch
in Bewegung kommt: So erleichtern etwa multimediale Animationen das Verständnis von Bewegungsabläufen; das Lernen wird
in jeder Phase individuell unterstützt. Jetzt sind diese drei Module Gegenstand des Forschungstransfers: Die Fachhochschule
Schloss Hohenfels in Coburg wird
die eLearning-Bausteine für ihr
Studienangebot einsetzen und zahlt
für die Nutzung, laufende Pflege und
Weiterentwicklung der Angebote in
den nächsten drei Jahren 150 000
Euro. Hohenfels, eine staatlich anerkannte private Hochschule für Fachtherapien bietet Weiterbildungsstudiengänge (B.A.) im Gesundheitswesen an und setzt hierbei zu 40 Prozent
ProPhonO Programmierkurs für Phonetiker
Online; Caren Brinckmann, Computerlinguistik/Phonetik
Proseminar Systematische Theologie
Jörg Rauber, Evangelische Theologie
Saarheim Kommunal (eSK) Entwicklung
der „Kommunalrechtlichen Rathausführung“
im Rathaus der virtuellen Stadt Saarheim;
Dr. Ulrich Stelkens, Rechtswissenschaft
Sportliches Training Interaktive Assets zur
Wirkung sportlichen Trainings;
Dr. Franz Marschall, Sportwissenschaft
STALe Statistik für Lehrer;
Prof. Robin Stark, Erziehungswissenschaft
TELEMED Teaching Legal Medicine; Prof.
Jochen Wilske, Prof. Thomas Krämer und
Dr. Daniela Bellmann, Theoretische Medizin
Therapiestrategien
unterschiedlicher
Schockformen;
Dr. Hauke Rensing, Dr. Darius Kubulus und
Dr. Sascha Kreuer, Klinische Medizin
TMS Proseminar Harlem Renaissance Introduction to Transcultural Media Studies;
Dr. Soenke Zehle, Anglistik
Uni in Bewegung Online Entwicklung von
multimedialen Bewegungsprogrammen zur
Prävention am Studien- und Arbeitsplatz;
Rolf Schlicher, Hochschulsport
Virtuelle Histologie;
Prof. Rudolf Bock, Theoretische Medizin
13
Handbuch eLearning
Herausgegeben von Christoph Igel und Reinhard Daugs
Erschienen in der Reihe Beiträge zur Lehre und Forschung im Sport,
Band 150, Verlag Hofmann, Schorndorf, 2005, 400 Seiten, 38 Euro.
ISBN: 3778045008
M
it dem „Handbuch eLearning“ werden erstmals in
Sportwissenschaft und Sport umfassende Antworten
auf die Fragen nach möglichen Zeitpunkten und innovativen
Konzeptionen für das technologiebasierte Lehren, Lernen
und Forschen gegeben. Der Band trägt der inhaltlichen Komplexität von
eLearning Rechnung und umfasst ein breit angelegtes thematisches Portfolio von
Hochschulstrategien über Implementierung und Qualitätsmanagement bis hin
zur Nachhaltigkeit. Aktuelle Erkenntnisse und Methoden aus verschiedenen
Wissenschaftsdisziplinen werden ebenso abgebildet wie „best practice“-Projekte
im Spannungsfeld von Politik, Hochschule und Wirtschaft.
Beteiligt mit Beiträgen seitens der Universität des Saarlandes sind außer den
Herausgebern u.a. Dr. Ilse Harms, Prof. Maximilian Herberger, Prof. Klaus-P.
Jantke, Prof. Christian Scholz und Prof. Reinhard Stockmann.
Das Buch ist dem 2003 verstorbenen Saarbrücker Sportwissenschaftler
Professor Reinhard Daugs gewidmet.
campus 1/2006
Foto: das bilderwerk
„
auf eLearning. „Dass Hohenfels unsere Module für ihr Lehrangebot ausgewählt hat, bedeutet für uns eine
Bestätigung der Qualität der OnlinePlattformen, die wir entwickelt haben“, so Dr. Igel, der mit dem verstorbenen Leiter des SWI Prof. Daugs
1999 die Virtuelle Saar-Uni aus der
Taufe gehoben hatte und heute stellvertretend das Competence Center
Virtuelle Saar-Uni leitet.
Schloss Hohenfels zeigt sich überzeugt von den Saarbrücker eLearningProdukten: Die Fachhochschule hat
bereits ein viertes multimediales Modul in Auftrag gegeben. Auf dem Gebiet der Medizinischen Physik entwickeln Bewegungswissenschaftler
des SWI unter Leitung von Privatdozent Dr. Hermann Müller zusammen
mit dem Medizin-Informatiker Dr.
Gregor Hohenberg (Universitätsklinikum des Saarlandes), dem Physiker
Prof. Gerhard Lindner (FH Coburg)
und dem Physiotherapeuten Dr.
Michael Kunz (FH Hohenfels) ein
eLearning-Angebot, das z.B. vermittelt, wie Ultraschall funktioniert oder
ein Computertomograph arbeitet. Die
Firma ed-it GbR, ein Spin-off des
SWI, liefert das technologische
Know-how für die Multimedialisierung. Dr. Igel: „Besonders erfreulich
ist, dass wir das Modul, das wir für
Hohenfels entwickeln, zukünftig auch
an unserer Universität kostenlos
einsetzen können“.
CE
Virtuelle Saar-Uni
eLearning-Module für
Weiterbildung spülen Gelder an die Uni
Medizin
Nanopartikel in der Arbeitsmedizin
Die Nanotechnik ist eine relativ neue Technologie und gilt als eine der Schlüsseltechnologien des dritten Jahrtausends. Auch in
der Arbeitsmedizin spielen Nanopartikel eine zunehmende Rolle: Allerdings geben hier experimentelle und epidemiologische
Daten über ihre Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit Anlass zur Besorgnis.
D
campus 1/2006
14
ie Nanotechnologie ist ein fester
Bestandteil unseres Alltags: Als
Inhaltsstoffe von Sonnencremes sorgen Nanopartikel für den Schutz der
Haut vor UV-Strahlung, in Bauteilen
sind sie für pflegeleichte und kratzgeschützte Oberflächen verantwortlich,
und bei der Reifenherstellung werden
sie zur Materialverstärkung eingesetzt.
Nanopartikel sind ultrafeine Teilchen im Mikrometer-Bereich (< 0,1
mm), die aus einer Zusammenlagerung von Atomen oder Molekülen
unterschiedlicher Größe und Morphologie entstehen. Durch ihre Winzigkeit kommt es zu einer gewaltigen
Vergrößerung ihrer Oberfläche, was
eine katalytische Beschleunigung von
Reaktionen, Stoffanlagerungen und
den Transport anderer Verbindungen
zur Folge hat. Nanopartikel bestehen
meist aus Metallen und Kohlenstoffverbindungen, doch das Besondere an
ihnen ist ihre geringe Größe: Im
Vergleich zu größeren Teilchen haben
sie dadurch veränderte optische, elektrische, chemische, mechanische oder
biologische Eigenschaften. Daher
sind Nanoteilchen zunehmend für
industrielle Anwendungen, vor allem
im Bereich der Oberflächentechnologie und der Biowissenschaften, interessant. Verwendung finden sie bereits in Produkten wie Computer- und
Handy-Displays, Auto-Panelen, Keramiken, Textilien und selbstreinigenden Oberflächen. Im Bereich der kosmetischen Industrie und Pharmazie
wird ebenso über Anwendungsmöglichkeiten geforscht, unter anderem für den
Transport von Wirkstoffen, und in manchen Hautschutzpräparaten sind die
winzigen Partikel bereits enthalten.
Doch könnten die neuen Nanomaterialien nicht nur nützlich, sondern
auch gefährlich sein? Fest steht, dass
die ultrafeinen Partikel an zahlreichen
Arbeitsplätzen auftreten. So entstehen
sie insbesondere in Dieselmotoremissionen, Schweiß- und Lötrauchen,
beim Bearbeiten mit Laserstrahlen,
Brennschneiden, in Gießereien und
Hüttenindustrie, beim Schleifen, Polieren und Kunststoffspritzgießen.
Auch Tonerstäube enthalten Nanopartikel (Carbon black). Im Straßenverkehr entstehen feinste Stäube überwiegend durch die Verbrennung von
Diesel in Kraftfahrzeugen.
Gelangen Nanopartikel in die Luft,
werden sie als ultrafeine Aerosole inhaliert und im Atemtrakt abgelagert:
In den oberen Atemwegen scheiden
sich vor allem größere Teilchen (FeinBeim Lungenfunktionstest im Institut für
Arbeitsmedizin.
Foto: Rüdiger Koop
stäube) ab, während sich Ultrafeinstäube mit hoher Wahrscheinlichkeit
in den feineren Verzweigungen der Bronchien und in den Lungenbläschen ablagern. Hier bleiben sie Monate bis Jahre liegen. In Tierversuchen wurde nachgewiesen, dass eine Verlagerung aus dem Atemtrakt in das Blutsystem und die
Aufnahme in Leber, Herz und Gehirn möglich ist. Neuronale Aufnahme und
Transport erfolgen über die Nasenschleimhaut, die Riechnerven und den Trigeminus-Nerv ins Zentrale Nervensystem. Nachgewiesen wurde auch die Translokation von verschluckten Feinstäuben über das Darm-Epithelium in die Blutzirkulation. Die Folge können lokale Schleimhautreaktionen und Entzündung
sein. Ein Zusammenhang mit Morbus Crohn wird diskutiert.
Für die Wirkung von Nanopartikeln im Organismus sind vor allem ihre Größe
und die Dosis ausschlaggebend, doch auch andere Faktoren, wie der Ort der Ablagerung, die Beständigkeit der Partikel und Abwehrreaktionen des Körpers,
spielen eine Rolle. Epidemiologische Studien konnten belegen, dass erhöhte
Feinstaub- und Ultrafeinstaubbelastungen in der Umwelt zu einer erhöhten
Krankheitshäufigkeit und Sterblichkeit an Atemwegs- und Herz-Kreislauferkrankungen führen. Außerdem erhöht sich das Risiko, eine Atemwegsallergie
zu entwickeln, und bei Asthmatikern treten vermehrt Symptome auf. Durch
ihre große und reaktive Oberfläche erzeugen inhalierte Nanoteilchen zudem
oxidativen Stress in den Zellen der Lunge. Dadurch kommt es zur Bildung und
Freisetzung von Entzündungs-Botenstoffen, wodurch weitere Entzündungszellen in die Lunge einwandern. Entwickeln sich entzündliche Reaktionen, so
wird auch die Durchlässigkeit der Lunge beeinflusst und die Aufnahme in die
Blutbahn gefördert. Dass Nanopartikel beim Menschen auch chronisch toxisch
wirken können, zeigt der Fall eines Patienten aus Japan: Nach Inhalation von
ultrafeinen Indium-Zinn-Oxiden für die Beschichtung von Flachbildschirmen
entwickelte er eine Lungenfibrose und verstarb. Auch die Karzinogenität von ultraWassertropfen bilden Perlen auf einer mit stark
hydrophoben polymeren Nanopartikeln imprägnierten
feinen Partikeln wurde inzwischen nachHolzoberfläche, nach dem Vorbild des natürlichen
gewiesen – zumindest in Tierversuchen:
Lotus-Effekts (Quelle: Forschungszentrum Jülich)
Bei hoher Oberflächendosis kommt es zur
Die Autoren arbeiten an Institut und Poliklinik für Arbeitsmedizin der Universität des
Saarlandes, dessen Leitung Prof. Axel Buchter innehat. Das Institut hat eine überregionale arbeitsmedizinische Patientenversorgung entwickelt und ist damit bereits
im aktuellen Krankheitsfall im Rahmen der Krankenkassenversorgung tätig. In Zusammenarbeit mit den Fachkollegen der Fakultät wurde das Lehrbuch „Diagnostik
arbeitsbedingter Erkrankungen“ verfasst.
Es ist im Internet abrufbar unter: www.uniklinikum-saarland.de/arbeitsmedizin
Medizin
anhaltenden Entzündung mit Tumorbildung, und auch bei
einer Dosis unterhalb des allgemeinen Staubgrenzwertes
wurde eine Krebs verursachende Wirkung beobachtet. Ebenso konnten toxische Effekte auf das Herzkreislaufsystem
belegt werden: So zeigte sich ein Anstieg der Herzfrequenz,
des Fibrinogens, der Plättchenaktivierung und eine Abnahme
der Herzkontraktilität. Im Tierversuch konnte eine erhöhte
Thromboseneigung durch die winzigen Partikel erzeugt werden. Durch die Aufnahme von ultrafeinen Teilchen in das
Nervensystem müssen Störungen der neurologischen Funktion befürchtet werden. So wird ein Zusammenhang mit der
Alzheimer-Krankheit zumindest diskutiert. Auch auf zellulärer und molekularer Ebene sind zahlreiche Eigenschaften
von Nanopartikeln untersucht und bewiesen worden: Unter
anderem Wirkungen durch Proteinbindung, Einfluss auf Ionenkanäle und Neurotransmitter, Beeinflussung von Kinetik und Wirkung von Rezeptoren. Die winzigen Teilchen passieren sogar Zellmembranen und können in den Zellkern eindringen. Welche Auswirkungen sie dort haben und ob Wechselwirkungen mit
Replikations- und Reparaturprozessen der DNS auftreten, kann nicht abschließend bewertet werden.
Fast alle der bisherigen Erkenntnisse über die Toxizität von ultrafeinen Partikeln sind über Tierversuche, In-vitro-Versuche oder epidemiologische Untersuchungen gewonnen worden. Bisher gibt es nur sehr wenige kontrollierte klini-
Institut und Poliklinik für Arbeitsmedizin auf
dem Campus des Universitätsklinikums
Homburg. Es ist gleichzeitig das präventivmedizinische Zentrum für arbeits- und
umweltbedingte Erkrankungen.
Foto: Institut für Arbeitsmedizin
sche Studien über Gesundheitseffekte
beim Menschen. Aufgrund bisheriger
Erkenntnisse müssen jedoch bei der
Herstellung und Anwendung von
Nanopartikeln in der Industrie die besonderen Gefährdungen der Beschäftigten bedacht werden. In Anbetracht
der potenziellen toxischen und wahrscheinlich karzinogenen Wirkungen
ist eine Prävention dringend erforderlich.
Arne Böcher, Marc Müller
und Axel Buchter
15
campus 1/2006
Werbung
Kinder-Uni
Autogramme nach der Vorlesung
Professor Werner Tack zieht Bilanz nach zwei Semestern Kinder-Uni
Seit dem Sommersemester 2005 können Kinder an der Saar-Uni akademische Luft
schnuppern. Dabei haben sie erfahren, wie Käse hergestellt wird, warum Roboter so
komisch sprechen, wie man knifflige Probleme lösen kann und vieles mehr. Über die
Kinder-Uni sprachen Studierende des Kurses „Wissenschaftsjournalismus“ unter der
Leitung von Regina Vögel mit Professor Werner Tack. Er hat die Kinder-Uni in Saarbrücken konzipiert und organisiert die Vorlesungen.
campus: Herr Professor Tack, was ist
schwieriger: Eine Vorlesung für Kinder vorzubereiten oder eine für Studierende?
campus 1/2006
16
Prof. Tack: Die Vorlesung für Kinder
ist natürlich schwieriger. Wenn ich
eine normale Vorlesung mache, kann
ich ein bestimmtes Basiswissen bei
meinen Studenten voraussetzen. Bei
Kindern geht das nicht. Das erfordert
einen vollkommen anderen Aufbau,
was mit sehr viel mehr Vorbereitungsarbeit einhergeht.
Bei meiner Kinder-Uni-Vorlesung
„Problemlösen“ habe ich viel mit Beispielen gearbeitet. Mit berühmten
kniffligen Problemen wie etwa die
Geschichte mit den Socken: In einem
Keller hängen rote und blaue Socken
wild durcheinander auf der Leine.
Nach einem Stromausfall ist es stockdunkel im Keller. Frage: Wie viele
Socken muss ich mindestens „blind“
abmachen, damit ich ein gleichfarbiges Paar bekomme? Anhand solcher
praktischen Beispiele kann man auch
Kindern ein komplexes Thema wie
„Problemlösen“ näher bringen.
Der zweite Punkt ist, dass man viel
stärker um die Aufmerksamkeit der
Kinder ringen muss. Studenten sitzen
ruhig da und hören mehr oder weniger
ausdauernd zu. Wenn Kinder anfangen sich zu langweilen, werfen sie
Papierflieger oder rangeln mit dem
Nachbarn. Deshalb muss man Kindern zwischendurch immer etwas zu
tun geben, damit sie bei der Sache
bleiben. Auch das erfordert sehr viel
mehr Vorbereitung als bei einer gewöhnlichen Vorlesung.
fahrung, wenn man den Kinder-UniVorlesungen regelmäßig beiwohnt.
Einige Dozenten machen das auch.
Das ein oder andere kann man vorher
ausprobieren. So habe ich etwa die
Beispiele für meine „Problemlösungs“-Vorlesung bei Kindern auf
Familienfeiern getestet.
campus: Das Niveau der Veranstaltungen war teilweise recht hoch. Wie
viel nehmen die Kinder von den Vorlesungen mit?
Prof. Tack: Das ist schwierig zu be„Wie löst man knifflige Probleme?“ war die
antworten, denn eine systematische
Kinder-Uni-Vorlesung von Prof. Werner
Tack im Dezember überschrieben. Bei der
Befragung gibt es bislang nicht. Viele
Beantwortung dieser Frage halfen auch die
Kinder wollen nach der Vorlesung ein
anschaulichen Figuren von Wolf, Ziege und
Autogramm von dem Professor oder
Kohlkopf.
Fotos: Iris Maurer
der Professorin – direkt unter ihren
Aufzeichnungen. Sie kommen mit
ihrem Block nach vorne, und da bekommt man einen guten Eindruck davon, was
die Kinder sich notiert haben. Und das ist oft nicht schlecht. Manche nehmen
genau das mit, was man sich auch erhofft hatte, dass sie es mitnehmen.
Außerdem reden die Kinder offensichtlich untereinander über die Vorlesungen.
Das zeigt sich, wenn die Veranstaltung nach einer Woche wiederholt wird –
wegen des großen Andrangs an der Kinder-Uni wird ja jede Vorlesung zweimal
gehalten. Die Kinder, die in die zweite Vorlesung kommen, sind offenbar gebrieft, möglicherweise von Klassenkameraden oder Freunden, die schon in der
ersten Veranstaltung waren. Das funktioniert irgendwo, und das finde ich sehr
schön. Denn es zeigt, dass die Kinder etwas damit anfangen, zumindest weiter
darüber nachdenken und darüber reden.
campus: Seit PISA wird viel über die Förderung von Kindern diskutiert. Was
kann die Kinder-Uni in unserem Bildungswesen leisten?
campus: Wie bereiten sich die Dozenten der Kinder-Uni auf diese „verschärften“ Bedingungen vor?
Prof. Tack: Man sollte sie nicht missverstehen. Die Kinder-Uni hat nicht das
Bestreben, besonders begabten Kindern weiterzuhelfen. Dafür gibt es andere
Angebote an der Saar-Uni wie die Schülerlabore. Aber alle Kinder haben Spaß
daran, etwas zu wissen. Und die Kinder-Uni ist eine gute Möglichkeit, um diese
Freude am Wissen zu nutzen. Bei uns können die Kinder Dinge kennen lernen,
die im normalen Familien- und Schulalltag nicht vorkommen. Es geht darum,
Wissenschaft besser zu verankern in der Erfahrungswelt eines Kindes: Worüber
denken Wissenschaftler eigentlich nach? Wie lassen sich ihre Erkenntnisse im
Alltag nutzen? Das erfahren die Kinder sehr unmittelbar, und insofern leistet die
Kinder-Uni ihren Beitrag zur Bildungsförderung.
Prof. Tack: Ein Stück weit intuitiv.
Man stellt sich vor: Wie funktionieren
Kinder? Aber man gewinnt auch Er-
campus: Wir haben in Deutschland einen Mangel an Nachwuchs, der sich für
Naturwissenschaften und Technik interessiert. Glauben Sie, dass die Kinder-Uni
das Interesse auch an solchen Fächer wecken könnte?
campus: Die Kinder kommen an die Saar-Uni, um etwas zu
lernen. Können die Professoren auch etwas von den Kindern
lernen?
Prof. Tack: Das können wir sicher. Nur dauert es meistens
etwas länger, bis man richtig gemerkt hat, was das ist. Aber
wir lernen erstmal eine ganze Menge durch die andere Art
der Vorbereitung. Dadurch, dass wir gezwungen sind, an anschaulichen Beispielen zu arbeiten, die im normalen menschlichen Erfahrungsbereich, in diesem Fall sogar im kindlichen
Erfahrungsbereich, angesiedelt sind. Wir lernen auch etwas
darüber, wie man Aufmerksamkeit halten kann. Die Reaktionen der Kindern sind, anders als bei Studenten, sehr spontan.
Wer die Aufmerksamkeit von 800 Kindern im Audimax
verliert, erhält sehr schnell einen Lärmpegel, gegen den man
auch beim besten Willen nicht mehr anreden kann.
Kinder-Uni
17
campus 1/2006
Prof. Tack: Ich wage keine Prognose, aber ich hoffe es. Das
mangelnde Interesse an diesen Fächern lässt sich möglicherweise unter anderem dadurch erklären, dass wir immer weniger damit konfrontiert werden, wie Technik überhaupt
funktioniert. Früher bei der Dampflokomotive zum Beispiel
konnten die Menschen noch sehen, wie sich die Maschine in
Bewegung setzte: Da zischte Dampf, und eine Stange trieb
die Räder an. Dagegen die E-Lok heute, die fährt einfach los,
da gibt es nicht viel zu sehen. Oder wer weiß schon, was sich
im Inneren eines Radios abspielt? Natürlich ist es positiv zu
bewerten, Technik einfacher und handhabbarer zu machen.
Aber viel davon ist damit aus unserem Alltag auch verschwunden. In den Kinder-Vorlesungen dagegen beschäftigen wir uns ständig mit der Frage „Wie funktioniert dieses
und jenes eigentlich?“ Und wenn wir Kinder wieder mehr
damit vertraut machen, solche Fragen zu stellen, dann bleibt
das Interesse daran vielleicht auch in den Bereichen
Naturwissenschaft und Technik stärker erhalten.
Prof. Dr. Werner H. Tack, der Mann, bei dem die Fäden der
beispiellos erfolgreichen Saarbrücker Kinder-Uni zusammenlaufen, gehört zu den Persönlichkeiten, die die Universität des Saarlandes nachhaltig prägten. Schon bevor er
sich als Emeritus der Kinder-Uni als besonderem Projekt
seines „Ruhestandes“ annahm, hatten ihn die Universität,
die Fakultät für Empirische Humanwissenschaften sowie
sein Fach Psychologie als einen Wissenschaftler gewürdigt,
der sich um die Universität des Saarlandes außerordentliche Verdienste erworben hat: sowohl als Forscher als auch
als Lehrer wie auch in verschiedenen Funktionen der universitären Selbstverwaltung. Diese Würdigung erfolgte
2004 im Rahmen eines anlässlich seiner Emeritierung veranstalteten Kolloquiums zur „Psychologie der Kognition“,
das kürzlich als Band 60 der Saarbrücker Universitätsreden
erschienen und beim Presse- und Informationszentrum
erhältlich ist.
Professor Tack, der am 4. November des vergangenen Jahres seinen 70. Geburtstag feierte, wurde 1971 an die UdS
berufen. Ihr hielt er trotz eines verlockenden Rufs 1981 an
die RWTH Aachen die Treue. Als ein Exponent der so genannten kognitiven Wende der Psychologie in Deutschland
trug er maßgeblich dazu bei, die Saarbrücker Psychologie
trotz ihrer relativ bescheidenen Größe zu einer der profiliertesten Disziplinen in Deutschland zu führen, die auch
internationales Ansehen genießt. Entsprechend dem zentralen Anliegen der Kognitionswissenschaft, im interdisziplinären Ansatz die Intelligenz und intelligentes Verhalten sowohl von Menschen als auch von Maschinen als informationsverarbeitendes System zu verstehen und zu modellieren, suchte er die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit
der gerade in Saarbrücken herausragenden Kompetenz auf
dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz und der Computerlinguistik. So entstanden unter seiner Koordination der Sonderforschungsbereich „Ressourcenadaptive Kognitive Prozesse“ und das Graduiertenkolleg „Kognitionswissenschaft“,
deren langjähriger Sprecher er war.
Tacks eher theoretisch ausgerichtete Arbeiten im spannenden Beziehungsfeld von Kognitionswissenschaft und Computermodellierung führten bei seinen Schülern zu verschiedenen Anwendungen. Viel beachtete Arbeiten zur spieltheoretischen Analyse sozialer Dilemmata und zur psychologisch fundierten Gestaltung von Institutionen unter Berücksichtigung der eingeschränkten Rationalität von Agenten oder Computermodellierungen im Rahmen der kognitionswissenschaftlichen Architektur ACT-R und die praktische Anwendung dieser Methodologie auf softwareergonomische Probleme des Designs interaktiver Systeme sind
Beispiele.
Bemerkenswert ist
auch Tacks Engagement für sein
Fach und für seine
Universität als Prodekan, Vorsitzender der Studienkommission, Vizepräsident und Senator. Seine hier in
der universitären
Prof. Werner Tack
Selbstverwaltung
bewiesenen Qualitäten sind im Übrigen auch den zahlreichen Fachgesellschaften und -kommissionen zugute gekommen, in denen er wirkte. Auf dem oben zitierten Kolloquium attestierte ihm ein langjähriger Fachkollege: „Du
bist ein Gremienmensch. Ich kenne kaum jemanden, der
Abläufe in Gremien so beherrscht und so steuern kann, wie
Du; ich erinnere mich an mehrere Mitgliederversammlungen
der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, wo Werner
Tack aufstand und den Knoten löste, den langatmige Diskussionen mit 300 Mitgliedern erzeugt hatten.“
ML
Starter
161 Firmen, 888 Arbeitsplätze in zehn Jahren – das bedeutet im Schnitt alle drei Wochen eine neue Firma, jeden vierten Tag
einen Arbeitsplatz: Das Starterzentrum ist selbst Senkrechtstarter. Studierenden mit Geschäftsidee an der Uni Starthilfe zu
geben, ihnen für die erste heiße Phase eine Top-Ausstattung und Unterstützung zu bieten, geht zurück auf eine Initiative von
Wolfgang Lorenz, Geschäftsführer der Kontaktstelle für Wissens- und Technologietransfer. Er brachte ein Vorhaben auf den
Weg, das 1995 als Novum bundesweit für Aufsehen sorgte, zwischenzeitlich als Beispiel Schule machte und heute als Motor für
den Strukturwandel im Saarland gilt. Renommierte und international preisgekrönte Firmen sind aus der Gründerschmiede hervorgegangen; der Run der Gründer hält ungebrochen an. Aus Anlass des zehnjährigen Jubiläums kommen in campus ehemalige
und aktuelle Starter zu Wort.
CE
Starterzentrum: „einmalig gut“
18
„Durch die gut abgestimmte Zusammenarbeit zwischen Starterzentrum und dem
Science Park Saar
wurde der Übergang
vom Starterzentrum in
die ‘freie Wirtschaft’
ohne größere Probleme möglich.“
Jörg Friedrich, Geschäftsführer
ATMedia GmbH
www.atmedia.de
Informatiker der Saar-Uni gründeten die
ATMedia GmbH 1996 als eines der ersten
Unternehmen im Starterzentrum. Die Firma
hat sich auf sichere und zuverlässige Datenkommunikation spezialisiert. ATMedia ist in
Deutschland Marktführer im Bereich der Breitband-Verschlüsselungssysteme und eines
der wenigen Unternehmen weltweit mit Verschlüsselungssystemen im Gigabit-Bereich.
Alle Geräte werden in Deutschland entwickelt
und hergestellt. Seit 2000 hat die Firma ihren
Sitz im Science Park 1.
campus 1/2006
„Das Starterzentrum
und die damit verbundenen Serviceleistungen, die den Starterfirmen durch die unternehmerisch denkenden Verantwortlichen nahe gebracht
werden, sind einmalig gut. Kurze Wege,
Sachverstand und Kompetenz helfen
und erleichtern die Arbeit der Gründer.“
Dr. Martin Schichtel, Geschäftsführer
Viking Advanced Materials GmbH
www.va-materials.com
Die Viking Advanced Materials GmbH wurde
Ende 2003 im Starterzentrum Homburg
gegründet und beschäftigt sich seither mit
der „Modernisierung“ von Baumaterialien.
Das Konzept ist einfach: Optimierung und
Neuentwicklung bewährter Materialien durch
nanotechnologisches Know-how. Viking entwickelt neue Farben und Funktionalitäten für
den Bereich Dach (Ton, Beton) und für
Fliesen, so z.B. eine Metalleffektreihe, die
sich – und das ist eine Weltneuheit – erstmals bei Temperaturen zwischen 1 000°C
und 1 250°C im Einbrandverfahren verarbeiten lässt.
„Das Starterzentrum hat uns bei der Gründung ganz zweifellos
wertvolle Dienste geleistet. Durch die unbürokratische Bereitstellung von günstigen Geschäftsräumen, IT- und TK-Infrastruktur
wurde die Gründungsschwelle deutlich reduziert. In der Kombination Starterzentrum und Science Park verfügt die UdS über eine
sehr praktikable Unterstützungsstruktur, die es Gründern von Anfang an ermöglicht, akademisches und unternehmerisches Engagement zu verbinden. Dank ans Team des Starterzentrums und die
UdS!“
Dr. Marcus Plach, Geschäftsführer ergosign GmbH
www.ergosign.de
Die ergosign GmbH (gegründet 2000 von den geschäftsführenden Gesellschaftern Dr. Marcus
Plach und Prof. Dieter Wallach) ist in kurzer Zeit zu einem führenden Anbieter für Dienstleistungen im Bereich Usability Engineering und User Interface Design avanciert. Die Firma
beschäftigt 21 Mitarbeiter aus den Bereichen Informatik, Design und Kognitive Psychologie.
Mehr als 50 nationale und internationale Projekte in einem breiten Querschnitt von Branchen
sowie eine erprobte und fundierte Methodik haben ergosign zu einem Spezialisten für Analyse
und Gestaltung von Software-Oberflächen für komplexe Applikationen gemacht. Zu ihren Kunden zählen namhafte Unternehmen wie SAP, Nokia, Credit Suisse, IDS Scheer, ABB, T-Com
und das Europäische Patentamt.
„Vor sechs Jahren haben wir zu viert die Pharmacelsus GmbH
gegründet. Pioniergeist und Gemeinschaftssinn sowie eine gute
Infrastruktur haben unsere Anfangsjahre dort geprägt. Inzwischen
hat sich die Mitarbeiterzahl auf 16 erhöht und wir haben unsere
Geschäftsräume in den Science Park verlegt.“
Dr. Christine Batzl-Hartmann, Geschäftsführerin Pharmacelsus
GmbH
www.pharmacelsus.de
Im Gründungsjahr wurde das Unternehmen im Wettbewerb „Science 4 life“ mit einem Sonderpreis ausgezeichnet, ein Jahr später bei den Berliner Gründertagen zum „GründerChampion“
gekürt. Mit ihrer Geschäftsidee löste die Pharmacelsus GmbH ein großes Problem in der
Arzneimittel-Testung: Mit einem Testsystem, das schnell erkennt, ob Substanzen im Blut aufgenommen werden können, wird die Wirkstoff-Findung erheblich erleichtert. Mittlerweile hat sich
das Leistungsspektrum stark erweitert und Pharmacelsus einen Namen als weltweit operierendes Unternehmen, das für Pharma- und Biotech-Unternehmen pharmakologische, biologische
und analytische Tests für die frühe Forschungs- und Entwicklungsphase entwickelt und
durchführt.
„Das Starterzentrum ist ein ideales Umfeld für eine technologieorientierte Firmengründung! Ich habe zwar erst vor kurzem gegründet, weiß die Nähe zur Universität, die gute Infrastruktur sowie das Qualifizierungs- und Unterstützungsangebot der KWT jedoch bereits sehr zu schätzen.“
Michael Bellion, Geschäftsführer Mara Systems GmbH
www.hipac.org
Eine Klausur hat der 27-jährige Michael Bellion noch vor sich, dann hat er sein Diplom in der
Tasche. Der Informatiker entwickelte in seiner Diplomarbeit gemeinsam mit einem Kollegen für
ein Klassifizierungsverfahren einen Algorithmus, der komplizierte Regelsätze schnell und effizient abarbeitet. Das Verfahren ermöglicht erstmals, Firewall-Systeme für firmeninterne Netzwerke zu realisieren. Bisherige Verfahren sind mit den großen Regelsätzen und Datenmengen
überfordert und bringen den Netzwerkverkehr zum Erliegen. Zusammen mit einem schwedischen Start-up erstellte Bellion basierend auf dem neuen Verfahren ein Firewall-Produkt. Mara
Systems wird im Starterzentrum den Großteil der gesamten Produktentwicklung übernehmen.
Wissens- und Technologietransfer
made in Saarland sind gefragt
In Moldawien, Usbekistan und Kroatien werden unter saarländischer Federführung
neue Innovationsstrategien entwickelt und universitäre Zentren für Technologietransfer und Existenzgründung aufgebaut. Weitere Länder haben Interesse an den saarländischen Modellen angemeldet.
ereits seit 2003 engagieren sich saarländische Experten, um in Moldawien
Regierung und führende Universitäten beim Übergang in die Marktwirtschaft zu unterstützen. „An den drei größten moldawischen Universitäten wurden neue Büros zur Förderung von Technologietransfer und Existenzgründung
aufgebaut, die sich eng am Modell der Saar-Universität orientieren“, erklärt Jörg
Scherer, Chef der EURICE GmbH. Gemeinsam mit der Kontaktstelle für Wissens- und Technologietransfer (KWT) der UdS und Vertretern des Wirtschaftsministeriums gehört das auf Koordinierung von EU-Forschungsprojekten spezialisierte Spin-off der Universität zur saarländischen Projektgruppe. „Die von der
Landesregierung entwickelte Innovationsstrategie bildet die Grundlage eines
neuen Innovationsfördergesetzes, das vor kurzem im moldawischen Parlament
verabschiedet wurde“, so Scherer weiter.
„Aufgrund dieser Erfolge in Moldawien erhielt die Saar-Universität weitere
Anfragen aus anderen Ländern. Wir haben uns dafür entschieden, vergleichbare
Pilotprojekte in Usbekistan und Kroatien zu koordinieren“, erklärt KWT-Geschäftsführer Wolfgang Lorenz. Treffen fanden bereits in Tashkent (Usbekistan)
und Split (Kroatien) statt. „Außerdem wurden erste Initiativen gestartet, um in
den kommenden Jahren vergleichbare Projekte in Tunesien und Palästina durchzuführen“, ergänzt Lorenz.
Neues Buch
Prof. Heinz Kußmaul
Betriebswirtschaftliche
Steuerlehre
4., völlig überarbeitete und stark erweiterte
Auflage, Oldenbourg Wissenschaftsverlag
GmbH, München/Wien 2006, 808 Seiten,
gebunden, 49,80 Euro.
ISBN 3-486-57897-9
Prof. Heinz Kußmaul
Das Handbuch, das soeben in vierter
Auflage erschienen ist, ist das aktuelle
Gesamtwerk für alle Lehrenden, Studierenden, Praktiker und auch Unternehmensgründer, die sich umfassend
und grundlegend mit Betriebswirtschaftlicher Steuerlehre auseinandersetzen möchten. Für die Neuauflage wurde das Buch völlig
überarbeitet, erheblich erweitert und auf den Rechtsstand
zum Ende des Jahres 2005 gebracht, wobei die zahlreichen
Änderungen in den Steuergesetzen Berücksichtigung finden. In drei Teilen behandelt es die Themen „Rechnungswesen und Unternehmensbesteuerung“, „Steuerarten und
Unternehmensbesteuerung“ sowie „Unternehmensstruktur
und Unternehmensbesteuerung“. Prof. Heinz Kußmaul, der
an der UdS den BWL-Lehrstuhl mit Schwerpunkt Betriebswirtschaftliche Steuerlehre innehat, leitet auch das Betriebswirtschaftliche Institut für Steuerlehre und Entrepreneurship und das Institut für Existenzgründung/Mittelstand.
19
Finanziert werden die Projekte im
Rahmen des europäischen Förderprogramms TEMPUS; rund 500 000
Euro investiert die EU in die Vorhaben. Die Experten versprechen sich
nicht zuletzt auch die Erschließung
neuer Märkte in den Partnerländern.
red
It’s your Business
Wer sich für eine Führungsposition qualifizieren
will oder plant, ein Unternehmen zu gründen, für
den hält die Broschüre „It’s your Business“ mit
dem Komplettangebot der Universität für Gründer und Führungskräfte einiges Interessante
bereit. Das Programm umfasst wieder eine
Fülle von Angeboten – vom Studienangebot
Existenzgründung über Existenzgründerseminare und Workshops bis hin zum Coaching. Das
Studienangebot Existenzgründung können
auch Nicht-Studierende nutzen: Bereits zum neunten Mal begann im Januar das einjährige Qualifizierungsangebot. Studierende und Externe können sich hier fit machen in Management und Rechnungswesen, Investitions- und Finanzierungsmanagement und sich über die Erstellung eines
Businessplanes und interne wie externe Erfolgsfaktoren für
die Unternehmensentwicklung informieren. Ein 14-tägiges
Crash-Seminar wird vom 6. bis 17. März spätnachmittags
im Starterzentrum angeboten: Hier werden diese Themen
Studierenden und Wissenschaftlern in kleinen Gruppen und
in kürzester Zeit näher gebracht. Die betriebswirtschaftliche
Theorie wird in Fallstudien vertieft, externe Experten beantworten praktische Fragen der Existenzgründung.
Die Broschüre mit dem Gesamtprogramm, das die
Kontaktstelle für Wissens- und Technologietransfer
(KWT) wie in jedem Jahr in Zusammenarbeit mit dem
Institut für Existenzgründung/Mittelstand bereithält,
kann kostenfrei bezogen werden über die KWT:
Telefon: 0681/302-2656;
Email: [email protected].
www.uni-saarland.de/de/organisation/zentrale_
einrichtungen/kwt/hm/downloads/
campus 1/2006
B
Technologietransfer und Existenzgründung: Das Modell der Saar-Uni
Kooperationen an der Schnittstelle
von Wissenschaft und Wirtschaft vermittelt die Kontaktstelle für Wissensund Technologietransfer (KWT). Für
Gründer stellt das Starterzentrum
Geschäftsräume auf dem Campus zur
Verfügung. Alle Phasen des Gründungsprozesses werden unterstützt
mit einem Komplettangebot an Seminaren, Workshops und einem umfassenden Coachingprogramm.
http://www.uni-saarland.de/kwt
Starter
Erfolgreicher Export:
Forschung
Die Haftkraft der Nanohärchen eines
Gecko-Fußes wird durch die Luftfeuchtigkeit beeinflusst: Dies haben jetzt Forscher der Universität des Saarlandes,
des Max-Planck-Instituts für Metallforschung in Stuttgart, der Universität Erlangen-Nürnberg und der ETH Zürich in
einer interdisziplinären Studie gezeigt.
Von der Saar-Uni ist die Arbeitsgruppe
um die Experimentalphysikerin Prof.
Karin Jacobs beteiligt. Die neuen Forschungsergebnisse haben große Bedeutung für die Biologie und die Materialwissenschaften.
D
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20
er Gecko ist das schwerste Lebewesen, das kopfüber an der
Decke laufen kann. Ermöglicht wird
diese enorme Kletterfähigkeit durch
die Eigenschaften der Gecko-Fußsohle, die auf nahezu alle Arten von
Oberflächen perfekt abgestimmt ist.
Bereits seit langer Zeit ist es Gegenstand der Forschung, das zugrunde
liegende Prinzip zu verstehen.
Geckos nutzen ein „trockenes“
Haftsystem, das ohne jegliches als
Klebstoff wirkendes Sekret funktioniert: Auf jeder natürlichen Oberfläche befinden sich einige Monolagen Wasser als hauchdünner Film.
Und genau diese Schicht weiß der
Gecko für sich zu nutzen, wie in dieser interdisziplinären Studie erstmals
gezeigt werden konnte. Ein GeckoFuß ist streng hierarchisch aufgebaut.
Elektronenmikroskopische Untersuchungen haben gezeigt, dass jeder
„Zeh“ aus einigen Hunderttausenden
so genannter Setae besteht. Das sind
mikroskopisch kleine Härchen aus
dem Protein Keratin. Der Durchmesser einer Seta beträgt nur ein Zehntel
des Durchmessers eines menschlichen
Haares.
Alle bisherigen Haftkraft-Experimente wurden auf der Ebene der
Setae durchgeführt und führten zu der
Hypothese, dass ausschließlich die so
genannten van-der-Waals-Kräfte –
also elektrostatische Kräfte zwischen
Ladungsverteilungen in Molekülen –
für diese erstaunlichen Haftmechanismen verantwortlich sind. Doch das
Forscherteam, das aus Physikern,
Materialwissenschaftlern und Biologen zusammengesetzt ist, ging mit
seinen Untersuchungen noch einen
entscheidenden Schritt weiter. Jede
Seta spaltet sich nochmals in mehrere
Hundert Untereinheiten auf, die Spatulae. Die Enden dieser Nanohärchen,
von denen jeder Gecko etwa eine Milliarde besitzt, sind nur rund 200 nm
Foto: Dr. Stanislav Gorb, Max-Planck-Institut für Metallforschung in Stuttgart
Geckos haften besser an
feuchten Oberflächen
groß, und nur sie kommen in den direkten Kontakt mit der Oberfläche. Damit
kann sich jeder Zeh auch einer unregelmäßigen Oberfläche perfekt anpassen, um
so einen engen Kontakt auf einer großen Fläche herzustellen.
Mittels aufwändiger Präparationstechniken konnten nun erstmals einzelne
Spatulae an der Spitze eines Rasterkraftmikroskops befestigt werden, um die
Haftkraft zwischen Gecko-Fuß und Oberfläche auf der kleinsten erreichbaren
Ebene zu messen. Um den Einfluss der van-der-Waals-Kräfte von anderen
Mechanismen trennen zu können, wurden die Haftkräfte auf einer geschickt
gewählten und exakt charakterisierten Serie von Silizium-Wafern, also einkristallinen Silizium-Scheiben, sowie auf Glasplättchen untersucht. Die Oberflächen
unterschieden sich somit unter anderem in ihrem Benetzungsverhalten. Es zeigte
sich, dass die Haftkräfte umso stärker sind, je hydrophiler die Oberflächen sind,
d.h. je besser ihre Benetzbarkeit ist. Zudem wurde die Rolle der Umgebungsbedingungen bei der Gecko-Adhäsion im Detail analysiert: Mit steigender Luftfeuchtigkeit kommt der Oberflächenspannung der Flüssigkeitsschicht eine
größere Rolle bei der Adhäsion zu. Gleichzeitig konnten auch deutlich größere
Haftkräfte gemessen werden.
Aus der Kombination dieser beiden Experimente schlossen die Forscher, dass
die Luftfeuchtigkeit (bzw. die damit verbundenen molekular dünnen Wasserschichten) einen entscheidenden Einfluss auf die Stärke der Haftkräfte auf der
Ebene der Spatulae hat. Dies konnte mit einem theoretischen Modell erklärt
werden. Die Studie, die in den Proceedings of the National Academy of Sciences
of the United States of America erschienen ist, kann somit eine lange klaffende
Wissenslücke schließen und hat eine große Bedeutung sowohl in der Biologie als
auch in den Materialwissenschaften. Die neuen Forschungsergebnisse geben
detaillierte Einblicke darüber, welche Haftmechanismen auf der Nanometerskala
an der Fußsohle eines Geckos wirken. Bei der Entwicklung neuartiger, wieder
verwendbarer Klebebänder wird darauf zu achten sein, welche Rolle die Umgebungsbedingungen spielen, da sie die „Klebefähigkeit“ wesentlich beeinflussen können.
Hubert Mantz, Karin Jacobs
Gerrit Huber, Hubert Mantz, Ralph Spolenak, Klaus Mecke, Karin Jacobs, Stanislav Gorb, and
Eduard Arzt: Evidence for capillarity contributions to gecko adhesion from single spatula
nanomechanical measurements. In: Proceedings of the National Academy of Sciences of the
United States of America (2005) vol. 102, no. 45, 16293-16296.
Forschung
Saarbrücker Forscher
zeigen Gecko-Effekt an
künstlicher Oberfläche
Speziell strukturierte technische Oberflächen besitzen Hafteffekte, wie sie der Gecko
und andere Tiere evolutionär entwickelt haben. Dies zeigte eine Arbeitsgruppe der
Lehrstühle „Funktionswerkstoffe“ (Prof. Frank Mücklich) und „Adhäsion & Interphasen
in Polymeren“ (Prof. Wulff Possart) der Uni Saarland. Die Ergebnisse sind insbesondere für die Klebemittelindustrie interessant.
S
21
Rasterelektronische Aufnahme der Silikonsetae.
Rauigkeiten ausgestattet. Die Messungen zeigten, dass die absolute
Haftkraft einer Paarung zweier glatter
Flächen unschlagbar war. Bei geringerer Andruckkraft auf rauen Substratflächen gewinnt jedoch das strukturierte Silikon mit den künstlichen
Setae, obwohl die potenzielle Kontaktfläche kleiner ist. Ebenso interessant ist die Tatsache, dass eine bestimmte Geometrie der Setae einen
bestimmten Rauigkeitsbereich besonders gut abbildet. Dies könnte erklären, weshalb der Gecko so stark
verzweigt Setae mit mehrstufiger
Hierarchie besitzt. Damit ist er in der
Lage, gleich mehrere Rauigkeitsordnungen abzubilden. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass die nahezu
perfekte Lösung aus der Natur prinzipiell auf vereinfachte Weise technisch nachgebildet werden kann.
Allerdings gibt es noch keine wirtschaftliche Methode, diese Mehrfachhierarchien künstlich herzustellen.
Doch ein- oder sogar zweifache
Hierarchien werden sicher in Kürze
Einzug in der Klebemittelindustrie
finden.
Jan Batal
Beteiligte Wissenschaftler: Jan Batal (DiplBiol.), Prof. Dr. Wulff Possart (Adhäsion &
Interphasen in Polymeren), Prof. Dr. Frank
Mücklich (Funktionswerkstoffe) und Dipl.Ing. Fayou Yu. Das Projekt wurde vom
BMBF unterstützt.
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eit ein paar Jahren kommen
Wissenschaftler dem Geheimnis
um den Haftmechanismus des Geckos
auf die Spur: Eine wichtige Rolle
spielen die physikalischen „van-der-Waals-Kräfte“. Deren Bindungsstärke ist
allerdings weitaus geringer als die chemischer Bindungen. Der Grund: Bei der
Gestaltung wiederholt lösbarer Verbindungen bedient sich die Natur gerne
schwacher Kräfte, die lokal leicht zu überwinden sind, aber in ihrer Summe für
einen guten Zusammenhalt sorgen. So muss der Gecko sein Haftorgan ohne
großen Energie- und Zeitverlust lösen können, aber gleichzeitig auf jedem
Material und jeder Rauigkeit haften können. Durch welchen Trick verstärkt der
Gecko nun die schwache van-der-Waals-Wirkung, um sie nutzbar zu machen? Er
muss dafür sorgen, dass das physikalische Phänomen verstärkt auf seiner Fußfläche wirksam wird – was durch eine spezielle Oberflächenstrukturierung geschieht: Würde man sich selbst auf eine Größe von rund 10 mm verkleinern und
auf die Unterseite eines Geckofußes stellen, so könnte man durch einen Wald aus
schlanken, hoch gewachsenen Bäumen wandeln. Die Blätter dieser Bäume an
den Enden der Zweige sind rechtwinklig zum Zweig gedreht und präsentieren
somit ihre potenzielle Kontaktfläche. Biologen nennen diese Bäume „Setae“ und
ihre Blätter „Spatulae“. Der entscheidende Vorteil einer so strukturierten Oberfläche gegenüber einer glatten Fläche ist die Erhöhung der effektiven Kontaktfläche gegenüber rauen Substraten. Vergleicht man die Tiere, die dieses Prinzip
nutzen, so stellt man fest, dass nicht alle eine derart stark ausgeprägte Hierarchie
in der Verzweigung der Oberflächenstrukturierung zeigen wie manche
Geckos. Viele Tiere besitzen auch
weit weniger verzweigte Setae und
sind dennoch Kletterkünstler wie
zum Beispiel Spinnen.
Dieser Umstand spornte die Forschungsgruppe an, im Rahmen einer
vom BMBF geförderten Machbarkeitsstudie auch Oberflächen mit einfachen, nicht weiter verzweigten
Kunstsetae herzustellen und deren
Abstraktion einer Seta und deren Hierarchie.
Haftvermögen auf verschieden rauen
Substraten zu testen. Mit einer Silikon-Abgusstechnik wurden Folien mit Kunstsetae hergestellt (Foto oben rechts). Mit dieser Technik gelang es, eine
ausreichend stabile Oberflächenstruktur herzustellen, bei der die Materialeigenschaften mit der Geometrie der Kunstsetae gut zusammenpassten. Sie sind
lang und weich genug, um biegsam zu sein, aber auch kurz und steif genug, um
nicht umzufallen oder untereinander zu verkleben. Hier bestimmt entweder das
Material die Geometrie, oder umgekehrt – beide Strategien sind möglich. Die erreichten Schlankheitsgrade waren von den natürlichen Vorbildern zwar weit entfernt, aber dafür waren die verwendeten Silikone weicher und anschmiegsamer.
Dies ermöglichte den Vergleich zwischen strukturierter und unstrukturierter
Oberfläche in puncto Haftung. Ein für zyklische Haftkraftmessungen gebautes
Messgerät namens APTERYX, dessen Spezifikation den kleinen Messflächen,
den geringen Kräften und den großen Deformationswegen strukturierter Polymere Rechnung trägt, wurde mit einer Serie von Messstempeln unterschiedlicher
Forschung
22
Bedeutend fester als Stahl und doch
verarbeitbar wie Kunststoffe: Dies sind
die besonderen Eigenschaften der neuartigen metallischen Massivgläser. Professor Ralf Busch ist einer der ForscherPioniere auf dem Gebiet dieser glasartigen Metalle. Eine Spende der Alfried
Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung
ermöglichte es nun, Prof. Busch, der
zuletzt an der Oregon State University in
den USA forschte und lehrte, als Nachfolger von Professor Jürgen Breme für
den Lehrstuhl Metallische Werkstoffe zu
gewinnen.
Metallische Gläser werden
neuer Schwerpunkt in der
Saarbrücker Werkstoffwissenschaft
Neues Glas: Härter als Stahl,
formbar wie Kunststoff
chiffe, Hochhäuser, Brücken erheblich größer und höher als
heute – das ist die Zukunftsvision, die
sich mit den neuartigen Werkstoffen,
den metallischen Massivgläsern,
verbindet. Schon heute ist es möglich,
kleinere Gegenstände wie Golfschläger oder Handyhüllen mit Hilfe dieser neuen
Legierungen herzustellen: Sie sind bedeutend fester als konventionelle Stähle,
können aber in Form gegossen werden ähnlich wie Kunststoffe. „Alles, was
derzeit noch aus Kunststoffen hergestellt wird, wird einmal aus metallischem
Glas geformt werden können – mit dem Vorteil, dass diese Produkte nahezu unzerstörbar sind“, prognostiziert Professor Busch, der jetzt an der Saar-Uni forscht
und lehrt. Der Spezialist auf dem Gebiet neuartiger metallischer Strukturwerkstoffe hat sich als einer der Pioniere in Sachen metallischer Massivgläser
früh internationale Anerkennung erworben.
Metallische Gläser sind prinzipiell schon seit etwa 40 Jahren bekannt. „Jedoch
konnte man bislang nur dünne Folien aus ihnen herstellen“, erklärt Busch. Er
forschte als Humboldt-Stipendiat am renommierten US-amerikanischen
California Institute of Technology in Pasadena, als dort 1993 ein Durchbruch
gelang, den Experten als Revolution für die Metallurgie des 21. Jahrhunderts bewerten: Erstmals konnten die Forscher den Werkstoff so weiterentwickeln, dass
er massiv verarbeitet, also in alle Formen gegossen werden konnte. Busch konnte
seither seine Forschungsergebnisse auf dem Gebiet neuartiger metallischer Massivgläser in zahlreichen internationalen Artikeln veröffentlichen. „In Saarbrücken wollen wir jetzt daran arbeiten, diese strukturellen Werkstoffe weiterzuentwickeln und im Hinblick auf ihre Eigenschaften weiter zu charakterisieren“,
erläutert der Werkstoffwissenschaftler. So sollen etwa die
Kosten der Herstellung der metallischen Gläser gesenkt, die
herstellbare Menge vergrößert und damit gleichzeitig die
Professor Dr. Ralf Busch, 1963 in Bad Gandersheim
neuen Werkstoffe für die Industrie interessant gemacht
geboren, studierte und promovierte an der Universität
werden.
Göttingen, wo er als wissenschaftlicher Assistent arProfessor Busch für die Saar-Uni zu gewinnen, hat entbeitete. 1993 ging er als Feodor Lynen Stipendiat der
scheidend die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-StifAlexander von Humboldt Stiftung an das California
tung unterstützt. Eine Spende in sechsstelliger Höhe erInstitute of Technology in Pasadena/USA. Dort begann
möglicht dem Forscher hier optimale Bedingungen. Der
er seine Arbeiten auf dem Gebiet der metallischen MasSaarbrücker Werkstoffwissenschaftler Prof. Frank Mücklich,
sivgläser zunächst bis 1996 als Research Fellow und bis
der 1997 den Alfried Krupp-Förderpreis für junge Hoch1999 als Senior Research Fellow. Im Jahr 1999 überschullehrer erhielt, hatte sich besonders für diese Förderung
nahm er eine Assistenzprofessur für Materials Science
des Lehrstuhls Metallische Werkstoffe und die damit verim Department of Mechanical Engineering an der
bundene Etablierung des neuen Schwerpunktes metallischer
Oregon State University in den USA und wurde dort
Strukturwerkstoffe in der Saarbrücker Werkstoffwissen2004 Associate Professor.
schaft eingesetzt.
CE
S
campus 1/2006
Prof. Ralf Busch (links) und sein
Doktorand Christopher Way führen
Messungen an flüssigen Legierungen durch.
Foto: Oregon State University, USA
Medizin
Lange Nacht der
Wissenschaften
Unter dem Motto „Medizin: Staunen und begreifen“ hat
die Medizinische Fakultät der Universität am 23. November vergangenen Jahres erstmals zu einer „Langen
Nacht der Wissenschaften“ eingeladen. Dekan Prof.
Mathias Montenarh hatte die Wissenschaftsnacht als
Herzstück der Homburger Hochschulwoche geplant –
mit einem Riesenerfolg: Mehr als 2 000 Besucher aus
dem ganzen Saarland strömten auf den Homburger
Campus, wo ihnen alle Institute, Hörsäle, Labore, das
Rechenzentrum und die Bibliothek offen standen.
Viele Vorlesungen waren nicht nur informativ, sondern auch humorvoll und
zeigten, dass Wissenschaft nicht immer nur eine ernste Angelegenheit ist.
Spannende Präsentationen für Kinder und Jugendliche gab es u.a. in der
Neuroradiologie: Gebannt verfolgten die kleinen Besucher die Ausführungen des Physikers Martin Backens. Er erklärte, wie die Bilder eines Kernspintomographen zustande kommen (Foto oben) und ließ im starken
Magnetfeld des Apparates sogar Löffel durch die Luft schweben.
In den Fachkliniken und Uni-Instituten wurden die Besucher in Forschungslabore und andere Bereiche geführt,
die der Außenwelt normalerweise verschlossen bleiben:
In der Nuklearmedizin erlebten sie die Demonstration
besonderer Untersuchungsverfahren (Foto oben). Dr. Ulf
Culemann führte durch das Biomechanische Labor der
Unfallchirurgie (Foto Mitte), und um die Behandlung von
Schwerverletzten ging es im Schockraum, den Dr. Rainer
Wirbel vorstellte (Foto rechts). Außer den Vorführungen
wurden auch Beratungen angeboten: So halfen Mitarbeiter der Bibliothek
bei der Literaturrecherche, in der Inneren Medizin gab es eine Risikofaktoren-Sprechstunde, und in der Sprechstunde der Arbeitsmedizin konnte
man einen Lungenfunktionstest machen.
23
Texte: GS
Fotos:
Rüdiger Koop
Wenn Wissenschaft verständlich erklärt wird, sind Kinder
meistens begeistert und arbeiten gerne mit – wie hier in der
Neuroradiologie. Zur Wissenschaftsnacht waren ganze Schulklassen in Begleitung ihrer Lehrer mit Bussen angereist. Auf
besonderes Interesse bei jungen und älteren Zuhörern stieß
auch der Vortrag von Prof. Thomas Krämer über „Kiffen, Koks
und Ecstasy aus der Sicht des Toxikologen“.
campus 1/2006
Informationen zu Studium, Aus- und Weiterbildung gab’s im Schulzentrum:
Gregor Hohenberg (Foto unten) erläuterte Schülern die Ausbildungsmöglichkeiten in den Gesundheitsfachberufen. Über die IT-Ausbildung an Uni, Fachhochschule und Berufsakademie informierte das Rechenzentrum, und alle
organisatorischen Fragen zu einem Studium der Human- oder Zahnmedizin
beantworteten der Dekan und Mitglieder der Fakultätsleitung.
Medizin
24
José Carreras-Zentrum für Immun- und
Gentherapie eingeweiht
D
er spanische Star-Tenor José
Carreras hat im April 2004 selbst
den Grundstein für das nach ihm benannte Zentrum für Immun- und Gentherapie an der Uni-Klinik in Homburg gelegt (campus 3/04). Im November vergangenen Jahres wurde
das fertig gestellte Gebäude eingeweiht. Für den Neubau hat die Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung
e.V. rund 1,6 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. Unter gleichem Dach
werden auch die neuen Forschungsund Laborräume für die Innere Medizin I unter der Leitung von Professor
Michael Pfreundschuh eingerichtet,
die von Bund und Land finanziert
werden. Außerdem haben das Land
und die Universität eine zusätzliche
Professur für Immun- und Gentherapie zur Verfügung gestellt.
Das neue Zentrum für Immun- und Gentherapie,
dessen Leitung Prof. Michael Pfreundschuh
innehat.
Fotos: Kappler
Das Zentrum sei der „sichtbare
Ausdruck des Glaubens daran, dass
Krankheiten, die als schicksalhaft
galten, heilbar sind“, sagte Universitätsvizepräsident Prof. Matthias
Herrmann anlässlich der Einweihung. Dadurch würden in Homburg
für Professor Pfreundschuh und
sein Team ideale Rahmenbedingungen geschaffen. WissenschaftsBei der Einweihung des neuen Tumor-Forminister Jürgen Schreier erklärte:
schungszentrums: (v.l.) Prof. Hans Köhler,
„Das neue Forschungsgebäude mit
Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums,
dem José Carreras-Zentrum ist ein
Prof. Michael Pfreundschuh, Direktor der
Meilenstein für eine verbesserte
Klinik für Innere Medizin I, und Wissenschaftsminister Jürgen Schreier.
Tumorforschung in der Region“.
Den Zuschlag der Deutschen José
Carreras Leukämie-Stiftung bewertete Prof. Dieter Hoelzer vom Projekt-Ausschuss der Stiftung als „hohe Auszeichnung für die Forschungserfolge von Prof.
Pfreundschuh und seiner Lymphomgruppe“. Das Wissenschaftler-Team erforscht
bösartige Erkrankungen des Lymphsystems und gehört „zu den drei besten
Gruppen der Welt“, so Hoelzer.
Das zweistöckige Gebäude umfasst rund 700 Quadratmeter Nutzfläche. Im
Erdgeschoss befinden sich ein Großraumlabor mit Geräte-, Lager- und
Nebenräumen sowie Multifunktions- und Büroräumen. Im Obergeschoss
sind ein Großraumlabor und kleinere Laboreinheiten sowie Funktionsräume
untergebracht. Die Gesamtkosten für den Neubau des Forschungsgebäudes
der Inneren Medizin I mit José Carreras-Zentrum für Immun- und Gentherapie betragen rund 3,3 Millionen Euro.
GS
José Carreras gründete 1988 die „Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung
e.V.“ aus Dankbarkeit darüber, dass er selbst seine Leukämieerkrankung
überwunden hatte. Seit ihrer Gründung hat die Carreras-Stiftung über 400 Projekte in Deutschland finanziert. Die Förderschwerpunkte liegen in der Erforschung neuer Therapiemethoden, in der Erweiterung der Behandlungskapazitäten an deutschen Kliniken sowie in sozialen Angeboten für Patienten und
Angehörige. Weitere Informationen unter: www.carreras-stiftung.de
Behandlungserfolge bei Lymphdrüsenkrebs
Mit 2,38 Millionen Euro fördert die
Deutsche Krebshilfe die dritte Generation der Lymphdrüsenkrebs-Forschung der Studiengruppe um Prof.
Michael Pfreundschuh.
campus 1/2006
D
er Krebsspezialist der Uni-Klinik
Homburg hat 1993 die Deutsche
Studiengruppe für Hochmaligne NonHodgkin-Lymphome (DSHNHL) gegründet. Sie erforscht eine Art des
Lymphdrüsenkrebses, an dem in
Deutschland jährlich 12 000 Menschen neu erkranken – mit steigender
Tendenz: Die jährliche Zahl der an
Lymphom Erkrankten habe sich in
drei Jahrzehnten um ein Drittel erhöht, so Prof. Pfreundschuh.
An den Studien der DSHNHL nehmen mittlerweile über 400 Institutionen aus
Deutschland sowie Zentren aus der Schweiz, Skandinavien und Tschechien teil.
Ziel ist es, die Therapieergebnisse bei aggressiven Lymphomen zu verbessern.
Bereits in der ersten Studiengeneration (1994-2000) gelang es, die Heilungsraten
signifikant zu verbessern, und auch in der zweiten Phase (2000-2005) konnten
die Heilungsraten bei allen Patienten erneut gesteigert werden. Damit gilt die
DSHNHL als weltweit führende Studiengruppe auf dem Gebiet der aggressiven
Lymphome.
Mit Hilfe von Chemotherapien, die an der Uni-Klinik entwickelt wurden, erreichen die Heilungsraten bei bestimmten Patientengruppen unter 60 Jahren heute
hundert Prozent. Im Rahmen der dritten Lymphom-Studie verfolgen die Krebsforscher das Ziel, bei diesen Patienten die Aggressivität der Therapie zu reduzieren, also Heilung mit weniger Wirkstoff zu erreichen. Dabei setzt man auf
die Kombination von Chemo- und Immuntherapie, wobei bei letzterer ein gentechnologisch hergestellter Antikörper eingesetzt wird, der die Krebszellen vernichtet. Zudem werden die Patienten mit Wachstumsfaktoren behandelt, die die
Bildung weißer Blutkörperchen anregen und das Immunsystem stärken.
red
P
Den Ursachen der Herzschwäche auf der Spur
Der Homburger Mediziner Dr. Christoph Maack, der erst vor
kurzem mit dem „Young Bioenergeticist Award“ der Biophysical Society (USA) ausgezeichnete wurde, wird nun zum Aufbau
einer Nachwuchsforschergruppe mit dem renommierten
Emmy Noether-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt. Hierzu finanziert die DFG außer seiner
eigenen Stelle die von drei weiteren Wissenschaftlern für fünf
Jahre sowie die notwendige technische Ausrüstung für die Durchführung der künftigen Projekte an der Klinik für Innere Medizin III
(Kardiologie) am Universitätsklinikum des Saarlandes.
wei wichtige Ursachen für die Herzschwäche, an der mehr als zehn Prozent
der älteren Menschen in Deutschland leiden, wurden bereits erkannt: Zum
einen steht dem Herzen zu wenig Energie zum Pumpen zur Verfügung, und zum
anderen ist der Kalziumhaushalt der Herzmuskelzellen gestört. Beides verringert
die Krafterzeugung des Herzmuskels. In der Vergangenheit wurden diese beiden
Themengebiete meist unabhängig voneinander erforscht. Der Homburger Mediziner Dr. Christoph Maack hat bereits durch seine zweieinhalbjährige Forschungsarbeit an der Johns Hopkins-Universität in Baltimore (USA) wichtige
Zusammenhänge zwischen dem Kalziumhaushalt und der Energiebereitstellung
der Herzmuskelzellen entschlüsselt. Dabei kam Dr. Maack auch Prozessen auf
die Spur, die bei der Herzschwäche ein Missverhältnis zwischen Energiebedarf
und -versorgung der Herzmuskelzellen hervorrufen könnten. Für diese Untersuchungen erhielt der Homburger Wissenschaftler im Frühjahr dieses Jahres den
„Young Bioenergeticist Award“ der Biophysical Society.
Damit das Herz schlagen kann, strömt während jedes Herzschlags Kalzium in
die Zellen ein und aktiviert die Muskelfasern, die sich hierdurch verkürzen und
so das Zusammenziehen des gesamten Herzmuskels ermöglichen. Damit sich
aber das Herz nach jedem Schlag wieder mit neuem Blut füllen kann, muss es
nach der Auswurfphase sofort wieder erschlaffen. Die Erschlaffung wird durch
Z
r. Erik Friedrich wurde mit dem
Alois-Lauer-Förderpreis für
Medizin 2005 ausgezeichnet.
Der
Wissenschaftler,
der in der Inneren
Medizin der UniKlinik Homburg
arbeitet, konnte in
einem Tierexperiment zeigen, dass bestimmte Knochenmarkstammzellen Gefäßschädigungen bedecken können, wie sie im
Rahmen der Atherosklerose (Arterienverkalkung) auftreten. Die Arbeiten von Dr. Friedrich weisen neue
Wege, wie man mit so genannten
endothelialen Progenitorzellen eine
Atherosklerose eventuell behandeln
kann und erlaubt die Charakterisierung von Zellen, die für kardiovaskuläre Heilungsprozesse besonders
wichtig sind.
Die mit 5 000 Euro dotierte Auszeichnung wird von der Alois-LauerStiftung Dillingen seit dem Jahr 2000
an junge, im Saarland tätige Mediziner für herausragende Leistungen
vergeben.
red
D
die schnelle Elimination von Kalzium
aus der Zellflüssigkeit ermöglicht.
Maack fand heraus, dass während
jedes Herzschlags ein unerwartet großer Teil des Kalziums rasch in die
Mitochondrien – die Kraftwerke der
Zelle – gelangt und dort die Energieproduktion anregt. Dabei gilt: Je mehr
Kalzium einströmt, umso mehr Energie wird erzeugt. Eben diese Botschafterrolle des Kalziums könnte
nach den neuen Ergebnissen bei der
Herzschwäche beeinträchtigt sein.
Schuld daran ist unter anderem das
Natrium, das in kranken Herzmuskelzellen erhöht ist. Da Natrium über
Zellmembranen gegen Kalzium ausgetauscht wird, zieht das Natrium
zwar mehr Kalzium von außen in die
Zelle hinein, verringert aber gleichzeitig die Kalziumbeladung der
Mitochondrien. Dieses neue Konzept
zur Entstehung der Herzschwäche soll
in den zukünftigen Studien des Forschers noch weiter geprüft werden.
Medikamente, die die Aufnahme von
Kalzium in die Mitochondrien fördern, könnten dann vielleicht eine
sinnvolle Therapie der Herzschwäche
darstellen.
MR
Medizin
rof. Bernd Wullich von der Klinik für Urologie und
Kinderurologie des Universitätsklinikums hat den Dr.
Wolfgang-Hepp-Preis der Dornier MedTech Europe GmbH
erhalten. Der Mediziner erforscht in Kooperation mit dem
Max-Planck-Institut in Saarbrücken ein genetisches Diagnoseverfahren bei Prostatakrebs. Dieses soll zukünftig eine sehr
genaue Risikobeurteilung und damit bessere Vorhersage des
Krankheitsverlaufes und eine Therapieoptimierung ermöglichen. Das Team um Professor Wullich setzt zur Genom-Analyse von Prostatakarzinomen eine spezielle Technik ein: die vergleichende genomische Hybridisierung (CGH). Sie erlaubt es, mit unterschiedlichen Farbstoffen markierte
Tumor-DNA und Normal-DNA sehr exakt auf Veränderungen hin zu vergleichen. Daneben ist es wichtig, die einzelnen Prostatakarzinome nach ihrem voraussichtlichen Wachstum und somit ihrer Gefährlichkeit für die Patienten zu beurteilen. Mit Hilfe der Abteilung Bioinformatik und Angewandte Algorithmik
am Max-Planck-Institut für Informatik wurde daher eine Bewertungsskala entwickelt, die eine genauere Vorhersage des klinischen Krankheitsverlaufs erlaubt
als die Ergebnisse der etablierten Gewebeuntersuchungen. Die bisherigen Untersuchungen wurden mit Mitteln der Deutschen Krebshilfe durchgeführt.
Die Häufigkeit des Prostatakarzinoms steigt seit Jahren an, was u.a. auf verbesserte Früherkennungs-Methoden zurückzuführen ist. Das Spektrum des klinischen Verlaufs der Erkrankung reicht von langsam wachsenden Tumoren, die nur
selten oder erst spät Tochtergeschwülste bilden, bis hin zu rasch aggressiv wachsenden Tumoren. Dies führt zu einem therapeutischen Dilemma mit einem Entscheidungsspektrum zwischen Beobachten und Abwarten auf der einen Seite und
Komplettentfernung der Prostata mit den daraus resultierenden Risiken auf der
anderen Seite. Für eine individualisierte Therapieplanung sind verbesserte Prognosefaktoren für den Kliniker dringend erforderlich.
Roger Motsch
Alois-Lauer-Förderpreis
25
campus 1/2006
Prostatakrebs:
Neues genetisches Diagnoseverfahren
Informatik und
Bioinformatik akkreditiert
Foto: med4you
Informatik
26
ie Bachelor- und Masterstudiengänge Informatik und Bioinformatik sind jetzt mit dem offiziellen
Gütesiegel der ASIIN ausgezeichnet
worden. Die ASIIN hat sich als eine
der großen deutschen Akkreditierungsagenturen auf die Qualitätsprüfung von Studiengängen in den Ingenieurwissenschaften, der Informatik
und Mathematik spezialisiert. Sie
überprüft die von der Kultusministerkonferenz vorgegebenen Standards
für Bachelor- und Masterstudiengänge, auch im internationalen Vergleich.
Dabei werden nicht nur das Lehrangebot und die Ausstattung der Studiengänge unter die Lupe genommen, sondern auch das Betreuungsangebot, das
wissenschaftliche Personal und das
Forschungsumfeld.
Vor drei Jahren gehörte die UdS zu
den ersten Hochschulen, die im Bereich der Informatik die internationalen Bachelor- und Masterstrukturen
eingeführt und die Diplomstudiengänge ersetzt haben. „Die Informatik
und die Bioinformatik sind die ersten
Studiengänge der Universität, die nun
auch das Siegel erhalten haben,“ erläutert Universitätspräsidentin Mar-
D
gret Wintermantel. „Seit letztem Jahr gibt es in der Zentralen Verwaltung ein
Bologna-Büro, das auch die anderen Fächer bei der Einführung der Bachelorund Masterstudiengänge unterstützt“, so die Präsidentin weiter.
„Das Gütesiegel der ASIIN bietet nicht nur Studierenden, sondern auch den
Arbeitgebern und Hochschulen eine bessere Orientierung. Sie können sich
darauf verlassen, dass die akkreditierte Ausbildung nachweisbar von hoher
Qualität ist“, so Studiendekan Prof. Holger Hermanns.
MEY
Die Saarbrücker Informatik ist bundesweit führend, im letzten Stern/CHE-Hochschulranking von 2003 belegte der Studiengang erneut bei allen Kriterien Spitzenplätze. Rund 30 Professoren und über 200 Wissenschaftler beschäftigen sich im Saarland
mit Informatik und ihr verwandten Gebieten. Dabei werden alle Masterkurse in englischer Sprache gehalten, was auch vielen
ausländischen Studierenden das attraktive Saarbrücker Informatikstudium ermöglicht. Hier gibt es die beiden einzigen MaxPlanck-Institute, die sich mit den Kernfragen der Informatik beschäftigen. Das neue Max-Planck-Institut für Softwaresysteme mit
Doppelstandort in Saarbrücken und Kaiserslautern befindet sich derzeit im Aufbau. Außerdem arbeiten am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) und am Zentrum für Bioinformatik viele Teams mit jungen Wissenschaftlern.
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Zentrum für Bioinformatik sponsert
MALDI-TOF Massenspektrometer
Das Zentrum für Bioinformatik
verbindet seit fünf Jahren unterschiedliche Disziplinen aus experimentellen und bioinformatischen Wissenschaften. Das von
der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Zentrum hat jetzt
rund eine halbe Million Euro für die
Anschaffung eines Massenspektrometers zur Verfügung gestellt. In Deutschland ist dieses Gerät erst das zweite
seiner Bauart (das erste steht im MaxPlanck-Institut für Biochemie in Martinsried), europaweit ist es das neunte. Aufgestellt ist das Massenspektrometer der
neuen Generation in der Technischen
Biochemie (Prof. Elmar Heinzle), die
Mitglied des Zentrums für Bioinformatik
ist.
as Massenspektrometer, mit dem
man Gewichte von Molekülen
bestimmen kann, wird bei der Analytik von Proteinen und anderen BioMolekülen (wie Zucker, Fette, Vitamine) eingesetzt. Das neue Gerät in
D
Saarbrücken ist ein MALDI (Matrix Assisted Laser Desorption Ionisation)Massenspektrometer, das sehr schnell ist und es dadurch ermöglicht, große
Datenmengen beispielsweise zur Identifizierung von Proteinen in relativ kurzer
Zeit zu erheben. Um diese Daten zu erzeugen, ist es wichtig, dass verschiedene
Arbeitsgruppen, die z.B. die Proteine aus den jeweiligen Organismen isolieren
oder in definierter Art voneinander trennen, eng zusammenarbeiten. Bei der
Auswertung der Daten und der Kombination mit Daten verwandter Biowissenschaften werden Methoden der Bioinformatik angewandt.
Heute weiß man, dass es in den Zellen ein komplexes Netzwerk aus Genen,
Proteinen und kleinen Molekülen wie Zuckern gibt und dass Veränderungen auf
der einen Ebene auch zu Veränderungen in den anderen Ebenen führen. Ziel des
Zentrums für Bioinformatik ist es nun u.a., diese verschiedenen Ebenen in Zellen
als gesamte Einheit zu verstehen und somit längerfristig tiefere Einblicke in die
Entstehung von Krankheiten gewinnen zu können. Die von gutachterlicher Seite
bestätigte einzigartige interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Forschergruppen in Saarbrücken bildet eine hervorragende Grundlage für
eine effektive Nutzung des neuen Massenspektrometers.
Pia Scherer-Geiß
Das Internationale Begegnungs- und Forschungszentrum für Informatik (IBFI) auf Schloss Dagstuhl und das Deutsche
Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) gehören zu den 365 Orten im „Land der Ideen“. Aus mehr als 1200 Bewerbungen wurden die beiden Forschungseinrichtungen für die Initiative unter Schirmherrschaft des Bundespräsidenten ausgewählt.
Anlässlich der Fußball-WM wollen Bundesregierung und deutsche Wirtschaft der Welt zeigen, welcher Einfallsreichtum und
welches visionäre Denken in Deutschland zu finden sind. IBFI und DFKI werden einen Tag lang ihre Ideen und Ergebnisse
präsentieren: Schloss Dagstuhl am 24. Juni und das DFKI am 22. September 2006.
Informatik
DFKI und Dagstuhl: Orte im „Land der Ideen“
27
Foto: IBFI
Foto: DFKI
Schloss Dagstuhl: Rendezvous mit dem Roboter
Was können Roboter, wie lernen sie, wie nehmen
sie ihre Umwelt wahr?
DFKI: Rendezvous mit dem Rechner
Intelligente Programme bringen dem Computer
bei, menschliche Sprache und Mimik zu verstehen.
„Schloss Dagstuhl stellt sich mit seinem Konzept und Ambiente als
Rückzugsort der Informatikwelt vor“, so Direktor Prof. Reinhard Wilhelm. Im Anschluss an den RoboCup 2006 in Bremen, die Fußballweltmeisterschaft der Roboter, treffen sich vom 19. bis 23. Juni internationale Wissenschaftler auf Schloss Dagstuhl und beschäftigen
sich mit der Wahrnehmung, dem Verhalten und dem Lernen von Robotern. „Am 24. Juni haben die Besucher Gelegenheit, Wissenschaftler und Roboter dieser Tagung kennen zu lernen“, erklärt Wilhelm.
Auch historische Führungen durch das Schloss werden angeboten;
außerdem findet die Vernissage einer Kunstausstellung statt.
„Das DFKI wird am 22. September eine ganze Bandbreite von Ideen
präsentieren, die wir in Saarbrücken, aber auch an unserem Standort
Kaiserslautern und in unseren Forschungsgruppen in Bremen und
Berlin voran treiben“, erklärt DFKI-Chef Prof. Wolfgang Wahlster. Die
Besucher werden in einer Kombination aus Kurzvorträgen und kompakten Live-Demonstrationen die Idee von Mensch-Technik-Interaktion erleben und selbst ausprobieren können. Der Fokus der Veranstaltung liegt im Erfahren, Begreifen, Verstehen. Eingebunden werden auch Exponate aus dem im DFKI angesiedelten Deutschen
Demonstrationszentrum für Sprachtechnologie.
red
Informatik geht an Schulen
ie Informatik an der Saar-Uni hat ein Mentorenprogramm für Schulen aufgelegt. Lehrkräfte der Universität bieten Informatik-Kurse an saarländischen Gymnasien
und Gesamtschulen an, gestalten Projekttage mit und erarbeiten Materialien für den Informatik-Unterricht. Außerdem sollen Schüler unterstützt werden, die am Bundeswettbewerb Informatik oder der saarländischen SchülerAkademie teilnehmen. Weitere Ideen für gemeinsame Projekte von Universität und Schulen wurden kürzlich in
einem Workshop des Kompetenzzentrums Informatik der
Universität entwickelt, an dem 25 Lehrerinnen und Lehrer
aus dem ganzen Saarland teilgenommen haben.
MEY
D
• 25. April: Zehnter Firmeninformationstag für Studierende der
Informatik und der Wirtschaftswissenschaften. Für die Messe auf
dem Uni-Campus werden noch Unternehmen gesucht, die sich
den Studierenden präsentieren. Organisiert wird die Messe vom
Freundeskreis der Fachschaft Informatik gemeinsam mit den
Fachschaften Bioinformatik, Informatik und Wirtschaftswissenschaften. www.infotag.org
• Das Wissenschaftsjahr 2006 steht im Zeichen der Informatik;
das Kompetenzzentrum Informatik plant hierzu zahlreiche Veranstaltungen: www.informatik-saarland.de
www.wissenschaft.saarland.de
Präsident der Leibniz-Gemeinschaft
besuchte Schloss Dagstuhl
Professor Reinhard Wilhelm konnte im November auf Dagstuhl hohen
Besuch begrüßen: Der Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, HansOlaf Henkel, besuchte das im Waderner Barockschloss ansässige
Internationale Begegnungs- und Forschungszentrum für Informatik
und informierte sich vor Ort über die Arbeit des Informatiker-Treffpunkts von Weltruf. Schloss Dagstuhl gehört seit letztem Jahr zur
Leibniz-Gemeinschaft, in der führende außeruniversitäre Forschungsinstitute und wissenschaftliche Serviceeinrichtungen in Deutschland
vertreten sind. Etwa 2 500 handverlesene Informatiker aus aller Welt
nehmen jährlich auf Einladung an den wissenschaftlichen Veranstaltungen in Dagstuhl teil, um über neueste Forschungsergebnisse zu
diskutieren. Programm und Teilnehmer jedes der mehr als 40 Seminare im Jahr begutachtet ein Direktorium unter Leitung von Reinhard
Wilhelm, dem wissenschaftlichen Direktor des Zentrums und Informatik-Professor der Saar-Uni.
CE
campus 1/2006
Tipps und Termine
Foto: IBFI
campus aktuell
Projektkoordinator Karl-Heinz
Freigang (r.) von der Fachrichtung 4.6 der Saar-Uni erhält den
Projektvertrag von Klaus Fahle,
Geschäftsführer der Nationalen
Agentur Bildung für Europa beim
Bundesinstitut für Berufsbildung.
I
campus 1/2006
28
n der Berufswelt des Übersetzens
spielen elektronische Hilfsmittel
eine immer wichtigere Rolle. Dies
reicht von Programmen zur Textverarbeitung und zur Verwaltung von
Fachterminologie bis hin zu computergestützten Übersetzungssystemen,
mit deren Hilfe eine riesige Menge
von Übersetzungen gespeichert werden kann und dann für die Übersetzung ähnlicher Dokumente zur Verfügung steht. Mit dieser Entwicklung
muss die Ausbildung von Übersetzern
Schritt halten, wenn sie ihren Absolventen die berufliche Zukunft auf
einem immer stärker expandierenden
Markt sichern will. Ausbildungslücken gibt es zurzeit vor allem bei
der Verzahnung von elektronischen
Werkzeugen mit den traditionellen
sprach- und übersetzungswissenschaftlich fundierten Lehrveranstaltungen. Diesem Problem versucht das
neue Projekt eCoLo-Train entgegen
zu wirken, das an der Abteilung
„Sprachdatenverarbeitung und maschinelle Übersetzung“ der Fachrichtung 4.6 „Angewandte Sprachwissenschaft sowie Übersetzen und Dolmetschen“ der Universität des Saarlandes
koordiniert wird.
Das zweijährige Projekt läuft seit
dem 1. Oktober 2005. Der Vertrag
wurde am 26. September im Rahmen
einer offiziellen Feier in Bonn an den
Koordinator an der Universität des
Saarlandes, Karl-Heinz Freigang,
übergeben. Gefördert wird eCoLoTrain mit rund 340 000 Euro von der
Europäischen Union; davon fließen
etwa 170 000 Euro an die Saar-Uni.
Neben der Fachrichtung 4.6 der Universität des Saarlandes sind vier
weitere universitäre Ausbildungsinstitute beteiligt: Die Universität von
Leeds (England), die pädagogische
Hochschule in Tallin (Estland), die
rumänische Universität „Alexandru
Ioan Cuza“ und die Universität von
Ljubljana (Slowenien). Weitere Part-
Anfang Dezember wurde das neue Projekt
eCoLo-Train der Universität des Saarlandes mit
einem ersten Treffen aller Projektpartner aus
sechs europäischen Ländern auf den Weg
gebracht. Es wird als Pilotprojekt im Rahmen
des Leonardo-da-Vinci-Programms der Europäischen Union gefördert. eCoLo-Train steht für
„Developing Innovative eContent Localisation
Opportunities for Trainers and Teachers in Professional Translation“ und hat zum Ziel, Curricula und Unterrichtsmaterialien für die Aus- und
Weiterbildung von Lehrkräften zu entwickeln.
eCoLo-Train
hat Fahrt aufgenommen
ner sind zwei der mitgliederstärksten europäischen Berufsverbände für Übersetzer und Dolmetscher und zwei Hersteller von elektronischen Übersetzungswerkzeugen.
eCoLo-Train wendet sich sowohl an Lehrende in der akademischen Ausbildung als auch an Ausbilder im Bereich der beruflichen Weiterbildung von
Übersetzern in Berufsverbänden und in der Industrie. Als Ergebnisse werden von
eCoLo-Train methodische Leitlinien, didaktische Konzepte, Weiterbildungscurricula für Lehrende und konkrete Materialien für solche Weiterbildungsangebote erwartet. Die beteiligten Industriepartner werden ihre Softwareprodukte
kostenlos zur Verfügung stellen und damit finanzielle Hindernisse aus dem Weg
räumen; darüber hinaus bieten sie selbst „Train the Trainers“-Workshops an und
können so zur Entwicklung von Curricula und Unterrichtsmodulen aus der Sicht
der Industrie beitragen.
Während eines „Kick-off-Treffens“ Anfang Dezember 2005 in Saarbrücken
wurden die einzelnen Arbeitsphasen des Projekts konkretisiert, wobei in einem
ersten Schritt in einer europaweiten Umfrage unter Lehrenden in der Übersetzerausbildung deren Weiterbildungsbedarf im Bereich der Informations- und
Kommunikationstechnologie sowie der Sprach- und Übersetzungstechnologie
ermittelt werden soll. In einer Reihe von Workshops an verschiedenen Standorten will man dann die entwickelten Curricula und Kursmodule erproben und
verfeinern. An diesen Workshops werden sowohl Lehrende traditioneller Übersetzungslehrveranstaltungen teilnehmen als auch deren Kollegen, die später die
Aus- und Weiterbildung an den Übersetzungswerkzeugen übernehmen sollen.
Auf diese Weise wirken die Workshops als Multiplikatoren in die beteiligten
Ausbildungsinstitutionen hinein.
Karl-Heinz Freigang
Tipps & Termine
teatrum mundi 2006:
„Brot und Spiele“ heißt in diesem Jahr das
Thema von „teatrum mundi“, bei dem namhafte Referenten aus Politik, Kultur, Wissenschaft und Medien Position beziehen. Im
Jahr der Fußball-WM wollen sie die Argumente pro und contra zeitgenössischer „Brot
und Spiele“ debattieren. Die Gesprächsleitung hat Frank Johannsen, Programmchef
von SR2 KulturRadio. Umrahmt werden die
Vorträge und Diskussionen von literarischen
Beiträgen, die Mitglieder des Staatstheaterensembles darbieten. Die Veranstaltungen
finden an Sonntagvormittagen um 11 Uhr im
Mittelfoyer des Staatstheaters statt. Folgender Termin steht noch auf dem Programm:
Sonntag, 12. März (mit Klaus Theweleit,
freier Schriftsteller und Professor für Kunst
und Theorie in Karlsruhe).
Tag der offenen Tür
Der Termin für den diesjährigen
Tag der offenen Tür an der
Saar-Uni steht bereits fest: Am
Samstag, 1. Juli, lädt die Universität alle Interessierten wieder zum Entdecken, Staunen
und Mitmachen in die Hörsäle und Laboratorien auf dem Saarbrücker Campus ein.
Einen ganzen Tag lang können Besucher
einen Blick hinter die Kulissen werfen, denn
Professoren und Studierende stellen ihre
Universität vor – mit einer Fülle von Vorträgen, Experimenten und Mitmach-Angeboten.
Auf der Wiese vor dem Ausländer-Café präsentieren sich außerdem die studentischen
Gruppen und Initiativen. Auch für das leibliche Wohl und Unterhaltung wird wie jedes
Jahr bestens gesorgt sein.
GS
ie beiden Nachwuchswissenschaftler Roland Krämer und Simon Lucas
sind die ersten Preisträger des Henkel-Förderpreises für Werkstoffwissenschaften und Chemie an der UdS. Krämer und Lucas wurden für ihre herausragenden Diplomarbeiten ausgezeichnet und durften sich
über je 500 Euro Preisgeld und
eine Urkunde freuen, die ihnen
im Rahmen einer akademischen
Feierstunde überreicht wurden.
Dr. Peter Christophliemk, bis
September vergangenen Jahres
Leiter der Forschung Chemie
bei Henkel und nun als „Sonderbotschafter in besonderen
Angelegenheiten“ unterwegs,
Die ersten Preisträger des Henkel-Förderpreises
für Werkstoffwissenschaften und Chemie an der
lobte die Preisträger für ihre beUdS: Simon Lucas (l.) und Roland Krämer (r.)
sonderen Leistungen. Simon
Lucas beschäftigte sich in seiner Diplomarbeit im Fach Chemie unter Anleitung
von Prof. Uli Kazmaier mit a-funktionalisierten Allenen, und der Werkstoffwissenschaftler Roland Krämer untersuchte im Arbeitskreis von Prof. Wulff
Possart die Morphologie von Polyurethan an der Grenzfläche zu Aluminium. Der
in Zukunft jährlich vergebene Henkel-Förderpreis soll junge Wissenschaftler
dazu ermutigen, weiter in der Forschung zu arbeiten. Voraussetzungen für den
Preis sind ein hervorragender Studienabschluss im Rahmen der Regelstudienzeit
und eine überragende Forschungsleistung in der Diplomarbeit.
Der Henkel-Förderpreis an der Saar-Uni ist der dritte seiner Art. Seit 1985 wird
er an der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität für die beste Abschlussnote
an der Betriebswirtschaftlichen Fakultät vergeben, und seit 2004 fördert Henkel
erfolgreiche junge Wissenschaftler an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität
in Frankfurt. Dass nun die Universität des Saarlandes an der Reihe ist, liegt für
Peter Christophliemk klar auf der Hand: „Die Universität in Saarbrücken hat
einen exzellenten Ruf.“
Melanie Löw
Otto-Beisheim-Förderpreis für Simone Besemer
D
r. Simone Besemer, ehemalige Mitarbeiterin am Institut
für Konsum- und Verhaltensforschung von Prof. Peter
Weinberg, hat für ihre Doktorarbeit den mit 3 000 Euro
dotierten Otto-Beisheim-Förderpreis erhalten. Für ihr Promotionsthema „Planung und Gestaltung von Shopping-Centern“
machte sie eine bundesweite und internationale Bestandsaufnahme von Einkaufszentren und zeigte Zukunftsperspektiven
auf. Unter dem Leitthema „Wettbewerb und Unternehmensführung” wird der Preis der Otto-Beisheim-Stiftung alle zwei Jahre an hervorragende wissenschaftliche Arbeiten mit Praxisbezug vergeben. Dr. Besemer
nahm den Preis im Rahmen des 7. Dresdner wissenschaftlichen Kolloquiums
zum Thema „Zukunft und Innenstadt“ in Empfang.
Melanie Löw
Wissenschaftspreis für Saarbrücker Philosoph
D
r. Ludger Jansen, wissenschaftlicher Mitarbeiter am
Institut für formale Ontologie und medizinische
Informatik (IFOMIS), wurde mit dem mit 5 000 Euro dotierten
Wissenschaftspreis des Forschungsinstituts für Philosophie in
Hannover ausgezeichnet. In diesem Jahr prämierte das
Forschungsinstitut die besten Antworten auf die wissenschaftliche Preisfrage „Wo hört die Toleranz auf? Können ihre
Grenzen bestimmt werden?“. Jansen gewann mit seinem
Aufsatz „Staatliche Toleranz und staatliche Werteordnung“ den ersten Preis, der
zweite Preis ging an Dr. Franz Domaschke (LMU München). Anne-Katrin Axt
D
r. Dirk Velten,
hat für seine Doktorarbeit bei Prof. Jürgen Breme am Lehrstuhl für Metallische
Werkstoffe der Universität des Saarlandes
den mit 800 Euro dotierten Promotionspreis der Deutschen Gesellschaft für Biomaterialien
(DGBM) erhalten.
Ziel der Forschungsarbeit von Dr.
Velten war es, Struktur und Zusammensetzung der Oberflächenbeschichtung von Titanlegierungen so
zu verändern, dass sie besser von
menschlichen Knochenzellen akzeptiert werden. Die Preisverleihung fand
im Oktober vergangenen Jahres auf
der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Biomaterialien in Würzburg statt. Die DGBM vergibt jährlich
zwei Auszeichnungen für herausragende Dissertationen oder Diplomarbeiten auf dem Gebiet der Materialforschung.
Melanie Löw
Forschung
D
Promotionspreis
für Dirk Velten
29
VDW-Studienpreis
C
hristian Maria
Köhler wurde für
seine Studienarbeit am
Lehrstuhl für Fertigungstechnik
von
Prof. Helmut Bley mit
dem VDW-Studienpreis ausgezeichnet.
Der VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken) schreibt den
Preis seit 1986 jährlich aus und will
damit für Nachwuchs im Werkzeugmaschinenbau werben. Der Studienpreis 2005 ist mit insgesamt 36 000
Euro dotiert und wurde an 24 Studierende der Ingenieurwissenschaften
vergeben. Anlässlich der Verleihung
in Dortmund betonte der VDW-Vorsitzende Carl Martin Welcker, dass es
vor allem die Problemlösungskompetenz sei, mit der die Branche im
harten internationalen Wettbewerb
punkten könne. „Diese geht jedoch
einher mit hohen Anforderungen an
die Technologie- und Beratungskompetenz der Mitarbeiter“, umriss
Welcker die wesentlichen Anforderungen an künftige Ingenieure im
Werkzeugmaschinenbau.
GS
campus 1/2006
Erster Henkel-Förderpreis an der Saar-Uni
campus aktuell
Students at work:
Campus Office eröffnet
An der Saar-Uni wurde im Januar ein Campus Office für Studierende mit Job
eröffnet: „Students at work“, so der Titel des Projekts, bei dem ein Informationspool
von Studierenden für Studierende im Saarland rund um den Job neben dem Studium
entstehen soll.
W
30
elcher Studierende, der neben dem Studium arbeitet, hat sich nicht schon
Fragen gestellt wie „Bin ich überhaupt sozialversichert?“, „Wie viel Urlaub habe ich eigentlich?“, „Mit wem könnte ich denn mal Probleme in meiner
Arbeitsstelle diskret und informell besprechen?“ Sicherlich viele. Denn nach
einer Studie des Deutschen Studentenwerks arbeiten über zwei Drittel der
Studierenden neben dem Studium.
Students at work bietet nun den Studierenden im Saarland ein Netzwerk für
ihre Fragen und Sorgen im Job. Auf dem Campus wird hierzu in den Räumen des
AStA (Geb. A5 2) ein Campus Office eröffnet. Es soll ein Informationspool
entstehen rund um den Job neben dem Studium: Jede Woche bieten Studierende
für Studierende Informationen an und zahlreiche Kontaktadressen und Wissenswertes sollen zusammengetragen werden.
Das Projekt Students at work wird von der Kooperationsstelle Wissenschaft
und Arbeitswelt der Universität geleitet und ist dort verankert. Die Idee zu
Students at work kommt ursprünglich von der DGB Jugend. Bundesweit gibt es
durch diese Ideengeberin schon zahlreiche Students at work-Campus Offices.
Der Sekretär der DGB Jugend Saar, Holger Meuler, fasst seinen Anspruch als
enger Projektpartner wie folgt zusammen: „Wir unterstützen das gelungene
Projekt an der Universität des Saarlandes. Die DGB Jugend hat darüber hinaus
eine bundesweite Website www.students-at-work.org im Angebot, die über ein
Online-Forum Studierenden bei ihren Fragen im Job weiterhelfen kann.“ Weitere
Für Projektleiterin
Dr. Birgit Roßmanith (Foto) ist entscheidend, dass
bei diesem wichtigen Thema von
Studierenden für
Studierende brauchbare Informationen fließen. „Wir haben die Studierenden Stephanie Wunderlich
und Daniel Koster als studentische
Hilfskräfte eingestellt, die diese Informationen neben den Vernetzungsaufgaben im AStA-Gebäude anbieten. Der AStA ist zudem einer der
ganz engen Projektpartner, der unser Projekt konzeptionell durch
seine Referentinnen, Referenten und
Vorsitzenden sowie durch seine
Räumlichkeiten und Infrastruktur
hervorragend unterstützt.“
Kontakte werden durch ein wachsendes Unterstützungsnetzwerk ermöglicht, in dem beispielsweise schon
heute die Arbeitskammer des Saarlandes, das Hochschulteam der Arbeitsagentur, das Studienzentrum der Universität, Gewerkschaften und andere
mitarbeiten.
Birgit Roßmanith
Meterweise neue Lehrbücher in der SULB
campus 1/2006
S
eit dem Wintersemester 2003/04
zahlen Langzeitstudierende im
Saarland Studiengebühren. Das Geld
wird vollständig zur Verbesserung der
Lehre eingesetzt. So bei der Anreizorientierung eLearning (S. 16) und so
auch bei den neuen Lehrmaterialien
für die Saarländische Universitätsund Landesbibliothek: Die SULB hat
im letzten Sommer 200 000 Euro für
neue Datenbanken und Zeitschriften
erhalten. Die gleiche Summe wurde
zur Verfügung gestellt, um die Lehrbuchsammlung, Nachschlagewerke,
Lexika und weitere Hilfsmittel im
Freihandbereich zu erweitern und zu
aktualisieren. Viele Fachrichtungen hatten Wunschlisten eingereicht; sie gaben
Tipps zu Standardwerken, die auch in den Tutorien benutzt werden.
Berge von Bestellungen und Büchern gingen in den letzten Monaten über die
Tische der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der SULB; bis Anfang Februar
wurden 137 500 Euro für rund 6 200 Bände ausgegeben. Weitere sind bereits
bestellt und werden in Kürze den Studenten zur Verfügung stehen.
Ein kleiner Wermutstropfen bleibt: Die Räume der Lehrbuchsammlung sind
bereits jetzt viel zu klein. Teile der Bestände mussten vorübergehend ins Magazin ausweichen, von wo sie aber über den OPAC ausgeliehen werden können.
Eventuell müssen weitere Fächer zunächst dort untergebracht werden. Die SULB
hofft, dass bald Entscheidungen zum Ausweichquartier für den Präsenzbestand
Foto: Gertrud Jann
und dann auch zur Fortsetzung der
Sanierung des dritten Bauabschnitts
fallen werden. Dieser wird nach den
Plänen des Architekturbüros Focht
neue Lesesäle und zusätzliche Arbeitsmöglichkeiten für Studierende
schaffen. Dann wird auch die bis dahin stark erweiterte Lehrbuchsammlung ihre neue Heimat erhalten: in den
jetzigen Räumen des Katalogsaals.
Christine Hohnschopp
Seit Juni vergangenen Jahres ist auf dem
Saarbrücker
Campus
die
Gruppe
„UNIversal – Eine Welt AG“ aktiv. Ihr Ziel:
Entwicklungspolitische Themen ins Bewusstsein rufen und einen kleinen Beitrag
zu mehr Gerechtigkeit in der Welt leisten.
campus aktuell
Engagement für die Dritte Welt
R
31
campus 1/2006
und 25 Studierende und Uni-Beschäftigte bilden den „harten Kern“
der ehrenamtlich arbeitenden Gruppe.
„Doch insgesamt umfasst unser EmailVerteiler derzeit an die 70 Adressen“, berichtet Harald Kreutzer. Der angehende
Jurist hat das Projekt, das unter dem
Motto „Global denken – lokal handeln“
steht, zusammen mit der Uni-Mitarbeiterin Françoise Laroppe und Frank Hirsch,
wissenschaftlicher Mitarbeiter, ins Leben
gerufen. Schon beim Gründungstreffen
hätten sich vier Projektgruppen gebildet,
berichten die Initiatoren. Diese Gruppen
Initiierten das Projekt „UNIversal – Eine Welt AG“ auf dem Saarbrücker Campus: (v.l.)
beschäftigen sich mit den Bereichen BilHarald Kreutzer, Frank Hirsch und Françoise Laroppe.
Foto: Iris Maurer
dungsveranstaltungen, fairer Handel,
Praktika in Entwicklungshilfeprojekten
und Adventskalender und am Valenund Öffentlichkeitsarbeit. „Das Schöne an unserer Arbeit ist, dass niemand uns
tinstag „faire Herzen“ zu kaufen.
die Themen diktiert“, erläutert Kreutzer. „In den Gruppensitzungen zu Beginn
Außerdem sind im Café der Kathodes Semesters legen wir fest, was wir machen möchten – und wozu wir Leute
lischen Hochschulgemeinde auf dem
haben“. Jeder, der Lust hat mitzuarbeiten, ist daher willkommen.
Campus regelmäßige Fair- und BioIm Bereich Bildung sind Vortragsveranstaltungen und Workshops zusammen
Frühstücke geplant – ein Angebot, das
mit anderen Partnern geplant. So wurde Anfang Februar in Kooperation mit der
bereits im vergangenen Jahr regen
Stiftung Demokratie im Saarland ein Seminar zu entwicklungspolitischen Folgen
Zuspruch fand. Auch wer keine Zeit
der Globalisierung angeboten. Große Pläne hat UNIversal zurzeit mit dem neuen
zum gemeinsamen Frühstück hat, soll
Projekt „Fair Trade“. In Großbritannien gebe es bereits das Siegel „Faire Uniin Zukunft mit „fairen“ Produkten Beversität“. Das bedeutet: In Geschäften, Cafés und Restaurants auf dem Campus
kanntschaft schließen können: Die
müssen Produkte aus dem fairen Handel verfügbar sein. „Wir möchten die erste
Gruppe plant, die Lehrstühle der
Uni in Deutschland sein, die dieses Siegel bekommt“, sagt Harald Kreutzer. „Das
Universität auf Bestellung mit Kaffee
würde für die Uni einen ungeheuren Imagegewinn bedeuten“. Dabei sollten Kafund Tee zu beliefern. Dass fair gehanfee, Tee und Säfte aus fairem Handel auch bei allen öffentlichen Veranstaltungen
delte Produkte für den Verbraucher
der Universität angeboten werden, so der Wunsch der Projektgruppe. Drei Städte
kaum teurer sind als herkömmliche
im Saarland haben dies bereits umgesetzt, darunter die Stadt Saarbrücken: „Bei
Ware, rechnet Françoise Laroppe vor:
einem Empfang der Oberbürgermeisterin bekommt man fair gehandelten Kaffee“,
Der Konsument zahlt für eine Tasse
erzählt Françoise Laroppe. Die ehemalige Mitarbeiterin des „Zentrums Europa
fairen Bio-Kaffee nur drei Cent mehr.
und Dritte Welt“ ist auch Gründungs- und Vorstandsmitglied des Netzwerks
Das ist wenig Geld verglichen mit den
Unter dem Motto „Solidarität kann Berge vergroßen Auswirkungen in den Anbausetzen“ haben Harald Kreutzer und Wynnie
ländern. Der Kleinproduzent erhält
Kangwana einen Schoko-Berg am Mensafür eine Packung herkömmlichen
Stand aufgebaut.
Foto: UNIversal
Kaffee nur 15 Cent, beim fairen Handel dagegen 60 Cent, ein Betrag, von
Entwicklungspolitik im Saarland e.V.
dem eine Familie leben kann. Das Re(NES) und seit drei Jahren in der
sümee von Françoise Laroppe: „Die
Kampagne „Saarland handelt fair“
Länder des Südens brauchen keine
aktiv. Sie weiß, dass „viele kleine
Almosen, sondern gerechte Preise für
Schritte“ notwendig sind, um etwas zu
ihre hochwertigen Produkte“.
GS
bewegen: „Wir wollen mit jedem
potenziellen Partner auf dem Campus
Die Gruppe trifft sich einmal pro Monat.
Gespräche führen, damit Fair-Trade-Produkte ins Angebot aufgenommen
Kontakt: [email protected]
werden. Und wir müssen bei jeder Veranstaltung mit dem Thema präsent sein“.
Infos zu UNIversal unter:
www.madagaskar-vision.de/
Zusammen mit NES organisiert UNIversal daher regelmäßig in der Mensa
einewelt/start.html
Promotion-Stände mit einem großen Sortiment fair gehandelter Produkte: von
und zum Netzwerk Entwicklungspolitik im
Keksen, Bonbons und Chips über Zucker, Tee, Kaffee und verschiedene SchokoSaarland unter: www.nes-web.de
laden-Sorten bis hin zu aktuellen Angeboten. So gab es im Advent Geschenke
Studium
Studenten begeistern
Medienmanager mit Innovationen
inen Imagegewinn für das Saarland und neue Erlösmodelle für regionale Unternehmen versprechen die
Geschäftsmodelle, die Studierende des Vertiefungsfaches
Medien- und Kommunikationsmanagement im vergangenen Dezember Vertretern aus Medien und Marketing vorstellten. Dabei ging es um die Entwicklung einer einzigartigen Mediabahn, einen Bürger-Nachrichtendienst und ein
Ausbildungsnetzwerk. Die Konzepte waren im Rahmen
eines Seminars zum Thema „Medienland Saarland“ unter
der Leitung von Prof. Christian Scholz entwickelt worden.
E
Mit voller Konzentration:
Schüler im Mach-Mit-Labor.
Foto: Aliénor Didier
Minister Georgi übergibt
Fördermittel für Mach-Mit-Labor
inen Scheck über 36 000 Euro hatte der saarländische
Minister für Wirtschaft und Arbeit im Gepäck, als er
Ende November vergangenen Jahres das Mach-Mit-Labor
am Institut für Biochemie der UdS besuchte. Seit zwei
Jahren fördert die saarländische Landesregierung das Projekt unter der Leitung von Prof. Rita Bernhardt, das Schülern ab Klassenstufe 9 Einblicke in den Laboralltag im
Bereich der Bio- und Gentechnologie gibt. Bis heute haben
2000 Schüler dieses Angebot genutzt.
„Deutschland bildet zu wenig Naturwissenschaftler aus“,
bedauerte Minister Dr. Hanspeter Georgi und führte dies
auf Berührungsängste der jungen Generation mit neuen
Technologien zurück. Das verwunderte die Schulklasse,
die an diesem Tag mit ihrem Lehrer das Mach-Mit-Labor
besuchte. Schließlich zeigt sich dort die Wissenschaft von
ihrer besten Seite: statt trockener Theorie auf dem Lehrplan
Genetik zum Anfassen. So durften die Schüler unter Aufsicht der Mitarbeiter DNA aus ihrem Speichel isolieren und
sie lernten, wie ein DNA-Detektiv funktioniert, ein Verfahren, das sie bisher nur aus dem Fernsehen kannten.
Beim DNA-Detektiv, der in der Verbrechensbekämpfung
zum Einsatz kommt, werden die genetischen Informationen zweier Personen verglichen, um z.B. Straftäter zu identifizieren. Unter Aufsicht der Lehrstuhlmitarbeiter von
Prof. Bernhardt konnten die Schüler auch Bakterien zum
Leuchten bringen oder feststellen, ob die Cornflakes, die
morgens in ihrer Frühstücksschüssel schwimmen, gentechnisch verändert sind. Erste Erfahrungen in der Genforschung sammelten auch der Minister selbst sowie Vizepräsidentin Prof. Patricia Oster-Stierle, die die Universität
bei der Scheckübergabe vertrat.
Aliénor Didier
E
32
Foto: Luxembourg City Tourist Office
Interregionale Praktika
in Luxemburg und im Saarland
ls Praktikant Einblicke in die Verwaltung im Saarland und bei unseren
luxemburgischen Nachbarn gewinnen – Studenten, die dieses Angebot
nutzen möchten, können sich bei der Staatskanzlei des Saarlandes für ein interregionales Praktikum bewerben. Das Angebot richtet sich an Studierende, die im
Bereich der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit berufsqualifizierende
Erfahrungen sammeln möchten, wobei je vier Wochen in einer Verwaltungsstelle
der beiden Länder zu verbringen sind. Voraussetzungen sind das VorBewerbungen sind zu richten an: Staatskanzlei des
diplom bzw. die Zwischenprüfung und gute Französischkenntnisse. Unter
Saarlandes, Abteilung Europa und Interregionale
bestimmten Bedingungen zahlt die saarländische Landesregierung PrakZusammenarbeit, Ref. D/4, Dr. Martin Niedermeyer,
tikanten, die im Saarland ihren Erstwohnsitz haben und an einer
Tel. (0681) 501-1392,
Email: [email protected]
saarländischen Hochschule eingeschrieben sind, für den Teil des PraktiInfos auch unter: www.saarlorlux.saarland.de
kums in Luxemburg eine Aufwandsentschädigung von 300 Euro.
red
A
campus 1/2006
Beispielsweise sieht das Projekt „Mediabahn“ nicht nur
eine multimediale Ausstattung von Bahnhöfen vor, sondern
auch regionale Informations- und Unterhaltungsangebote
auf ausgewählten Strecken. So kann Zugfahren zur Entdeckungsreise in den vorbeiziehenden Regionen werden.
Gleichzeitig wird regionalen Unternehmen, Vereinen und
Kulturschaffenden eine Präsentationsplattform geboten.
Von den anwesenden Praktikern wurden die Konzepte als
durchaus realisierbar eingestuft. Die Medienvertreter
signalisierten Interesse an einer Umsetzung einzelner Teilprojekte. Dazu Professor Scholz: „Die Resonanz zeigt,
dass der Ausbau des Medienstandorts und die Implementierung neuer Geschäftsmodelle für Medien im Saarland
relevante Themen sind.“ Dabei komme es nicht auf hohe
Investitionen an, sondern auf die effizientere Nutzung des
Vorhandenen und die Vernetzung der regionalen KeyPlayer.
red
1
Winterball 2006
2
4
6
Fotos: Fontaine
Foto 6: Anne-Katrin Axt
3
Eine rauschende
Ballnacht
33
5
war der Winterball der Hochschulen des Saarlandes 2006! Nachdem das Bläserensemble
7
des Collegium Musicum die annähernd 2000 Gäste – der Andrang war erfreulicherweise
so groß wie schon lange nicht mehr – schwungvoll empfangen hatte, gab es in den Sälen
der Congresshalle nur noch ein Motto: Tanzen! Ob heiße Rhythmen, Standard, Pop oder
französischer Charme – jeder kam auf seine Kosten. Joe Williams und Band (Foto 2)
begeisterte im Großen Saal – ob klassisch mit Wiener Walzer, rockig mit den Rolling
Stones oder mit Songs aus den aktuellen Charts. Mit Samba und Salsa aus der Karibik und
Brasilien brachte Mistura Cor das Foyer West zum Kochen (Foto 6) und L’Orchestre Jean
Pierre Sauray sorgte in Saal West für beste Stimmung – mit einem extrem breiten
Repertoire, bei dem auch der Einsatz eines Akkordeons Akzente setzte. Begeistert war das
Ballpublikum auch von den Showeinlagen der Latein-Formation des Hochschulsports der
TU Kaiserslautern (Fotos 1,3) und der Tanzschule Euschen-Gebhardt (Fotos 4,5,7), die
gerade ihr 100-jähriges Jubiläum feiert, und auf dem Ball Tanzgeschichte Revue passieren
8
9
ließ – vom Charleston bis hin zum Hiphop. Getanzt wurde bis in den frühen Morgen. Hierzu
der Organisator des Balls, der Leiter des Uni-Pressezentrums Dr. Manfred Leber (von der
Saarbrücker Zeitung mittlerweile zum „Dr. Uniball“ promoviert): „Eine Band mussten wir bis drei Uhr morgens verlängern, der tanzbegeisterte harte
Kern ließ es nicht anders zu.“ Die Ballnacht klang aus mit Chansons der Extra-Klasse von Anne Schoenen und den „Schoenen“, die stimmgewaltig
bis vier Uhr auch noch eine letzte Gelegenheit zum Tanz bot. Fazit – auch von Vizepräsident Rolf Hartmann und Wissenschaftsminister Schreier
(Fotos 8,9): Wir freuen uns auf den nächsten Winterball!
CE
Mike Kersch hatte zum Auftakt
des Balls mit dem Bläserensemble
des Collegium Musicum gespielt,
bevor er mit Ulrike Strobach über
die Tanzfläche fegte. Tanzen
haben die beiden beim WinterballCrash-Kurs des Hochschulsports
gelernt: „Das war vor zwei Jahren und mit jedem Ball macht es
mehr Spaß“, verrät Ulrike Strobach.
Aus ganz anderer Perspektive erlebte
Barfrau Melanie Ihl den Abend. Dass fleißig
getanzt wurde, konnte sie an der Menge der
verkauften Getränke festmachen: Schon
nach wenigen Stunden musste Nachschub
geliefert werden. In den Pausen bewunderte sie die Ballroben.
„Die Abendkleider finde ich faszinierend“, schwärmte sie.
Immo Doepel hatte den Crash-Kurs verpasst und sich deshalb
seine Tanzlehrerin gleich mitgebracht: Da Ana Medina selbst
Salsa unterrichtet, verbrachten die beiden den Abend im Foyer West, wo die
brasilianische Band Mistura Cor mit ihren
feurigen Rhythmen keinen Ball-Gast kalt
ließ.
Auch Anke Nehrenberg und Daniela Becker
waren von den Brasilianern begeistert: „Da kann
man gar nicht ruhig stehen bleiben“. Für die
Studentinnen war es der erste Winterball, aber
es soll nicht ihr letzter
gewesen sein: „Ich werde dem Winterball auch
nach dem Examen treu bleiben“, so Anke
Nehrenberg.
Was das außergewöhnliche Flair des
Winterballs ausmacht? Marvin Schiller und Freundin Fulya Horozat tippen auf das Konzept: „Es gibt verschiedene Live-Bands und man kann von Raum zu Raum wandern. Das unterscheidet den Uni-Ball von anderen Bällen“.
campus 1/2006
Rhythmische Klänge, rauschende Roben und strahlende Gesichter – auch
dieses Jahr begeisterte der Winterball seine Besucher. Inmitten des bunten
Trubels haben die campus-Reporterinnen Aliénor Didier und Anne-Katrin Axt
Eindrücke gesammelt...
Texte: Aliénor Didier, Fotos: Anne-Katrin Axt
er Dauerspagat zwischen Familie
und Beruf – eine typisch weibliche Disziplin? „Aber nein, auch
Väter möchten zunehmend mehr als
nur den Beruf ausüben, fast 70 Prozent aller Väter sehen sich auch als
Erzieher ihrer Kinder“, sagt Dr.
Sybille Jung, Projektleiterin des
AUDIT Familiengerechte Hochschule. Das sei angesichts steigender beruflicher Anforderungen oft schwierig
und erzeuge Probleme. „Immer mehr
Männer suchen daher nach Lösungen,
um Familie und Karriere unter einen
Hut zu bringen“, so die Initiatorin
eines Workshops, der diese Thematik
aufnahm: „Familie, Beruf besser
vereinbaren – Workshop für Väter
und die es werden wollen“, lautete der
Titel der eintägigen Veranstaltung, die
Ende vergangenen Jahres auf dem
Campus der Universität stattfand.
Angesprochen waren alle männlichen Beschäftigten aus dem wissenschaftlichen und verwaltungstechnischen Bereich, und die Nachfrage war
groß. Die 16 Teilnehmer – aus technischen und philosophischen Fächern,
Vorgesetzte und Mitarbeiter – wurden
mit aktuellsten Forschungsergebnis-
sen auf diesem Gebiet
vertraut gemacht, denn
Sybille Jung hatte namhafte Referenten für
den Workshop gewinnen können: Dr. Peter
Döge vom Berliner Institut für anwendungsorientierte Innovationsund Zukunftsforschung
(IAIZ), der eine aktuelle Studie zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei Männern erstellt hat, und Volker Baisch, Geschäftsführer des Väterzentrums Hamburg, der schon viele Jahre als Coach für
Väter tätig ist. So ging es um Themen wie flexible Arbeitszeitmodelle, Zeitmanagement und Entlastungsstrategien, Aufgabenverteilung in der Partnerschaft
und Argumentationsstrategien am Arbeitsplatz. Besonders gut kam die Mischung
von Forschungsergebnissen und konkreten Tipps bei den Teilnehmern an, von
denen die Hälfte bereits Kinder hat. Es habe viele neue und interessante Aspekte
gegeben, so der einhellige Tenor auf die Veranstaltung. Besonders bereichernd
empfanden es die Männer, sich mit anderen Vätern austauschen zu können. „Dabei kann man Parallelen beziehungsweise Unterschiede feststellen. Jeder hat da
seine eigenen Vereinbarkeitsstrategien“, stellte ein Vater zweier Kinder fest.
Einen weiteren Workshop wünschen sich alle Teilnehmer mit „noch mehr Raum
für individuelle Planung.“
GS
Die Veranstaltung wurde von den Freunden der Universität sowie von ver.di unterstützt. Für den Herbst ist ein weiterer Väter-Workshop geplant.
Infos bei Dr. Sybille Jung, [email protected] und im Internet unter
www.uni-saarland.de/auditfamilie
„Studentische Impressionen aus den frühen
Jahren der Universität des Saarlandes“ –
Neue Veröffentlichung des Universitätsarchivs
Wolfgang Müller (Hrsg.):
Studentische Impressionen
aus den frühen Jahren der
Universität des Saarlandes,
Saarbrücken 2006, 100 Seiten
mit zahlreichen Illustrationen,
ISBN 3-00-017638-1.
Der Band kann über das Universitätsarchiv bezogen werden.
Dr. Wolfgang Müller
Telefon: 302-2699 oder
[email protected]
(Bericht folgt)
Tagung der Archivare
campus 1/2006
Foto: auditfamilie
campus aktuell
34
Workshop für Väter
D
Die Frühjahrstagung der Fachgruppe 8 des Verbandes
Deutscher Archivarinnen und Archivare findet am 23.
und 24. März auf dem Saarbrücker Campus (Geb. E1 1,
Konferenzraum) zum Thema „Dokumentationsziele und
Aspekte der Bewertung in Hochschularchiven und
Archiven wissenschaftlicher Institutionen“ statt.
Info: Dr. Wolfgang Müller, Archiv der Universität des Saarlandes,
E-Mail: [email protected]
50 Jahre Centre Juridique Franco-Allemand
N
ach dem im November 2004 von Prof. Claude Witz
veranstalteten Symposium zum 200. Geburtstag des
Code Civil bildete am 28. Oktober vergangenen Jahres ein
zweites, von Prof. Christian Autexier geleitetes Festkolloquium den Abschluss des 50. Jubiläumsjahres des „Centre
Juridique Franco-Allemand“. Im Zentrum des Kolloquiums
stand „Die Stellung des Tieres im Recht aus deutscher und
französischer Perspektive“. Einführend erinnerte Prof.
Autexier an die Geschichte des am 7. November 1955 eröffneten „Centre d’Etudes Juridiques Françaises“. Dabei
gedachte er des um die Förderung der Bibliothek so verdienten Prof. Bernhard Aubin und des langjährigen Dozenten und Ehrendoktors der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät Prof. Yves Weber.
In neun Vorträgen beleuchteten Juristen der Universitäten
Straßburg, Nancy, Metz und Saarbrücken das Themenfeld.
Dabei widmeten sie sich unter anderem dem Tier in der
deutschen Rechtsgeschichte und im geltenden deutschen
bürgerlichen Recht, den Bestimmungen des Artikels 20 im
Grundgesetz oder dem Schutz des Tieres im deutschen und
französischen Strafrecht.
Weitere Betrachtungen beschäftigten sich mit Tieren im
Medizinrecht und im französischen Güterrecht, mit Prozessen gegen Tiere im Mittelalter oder der Tötung von
Wölfen aus der Sicht des europäischen Rechts. Die Vorträge
des Jubiläumskolloquiums werden voraussichtlich publiziert.
WM
Spende für Georgien
E
Die rührigen Ehrenamtlichen um Monika
Meyer (Zweite von rechts) übergeben
Christiane Hummel (rechts) eine Spende
von 2670 Euro, die sie für Georgien gesammelt haben (links: Heidi Schwinn und
Christian Ulrich von der Poststelle).
Foto: Norbert Meyer
die ehemalige Angestellte der Universität inzwischen im Ruhestand ist,
sammelt sie weiterhin Geld mit ihrer
traditionellen Weihnachtsbäckerei und
dem Verkauf selbstgefertigter Handarbeiten, die in der Vorweihnachtszeit in der
Poststelle auf dem Campus zu erwerben sind. Am Verkauf der Zimtwaffeln des
Monika Meyer-Teams beteiligt sich auch die Buchhandlung Bock & Seip – und
steigert den Erlös durch den Verkauf eigener und gespendeter antiquarischer
Bücher. In der Poststelle steht übrigens eine Spendendose für Georgien. Sie wird
von Heidi Schwinn verwaltet, die auch die Bankverbindung der Diakonie-Station
in Tiflis bereit hält.
GS
Freiheitsrechte oder Schutz vor Terror?
Wie weit darf der Staat gehen, um sich und seine Bürger vor Terrorangriffen zu
schützen? – Um diese und ähnliche Fragen ging es im November bei der Podiumsdiskussion zum Thema „Rechtliche Grundlagen von Anti-Terror-Maßnahmen“. Zu der
Veranstaltung eingeladen hatte ELSA-Saarbrücken (European Law Students’
Association). Über hundert Zuhörer waren gekommen, um die Meinungen des
hochkarätig besetzten Fachpodiums zu hören, aber auch um selbst Fragen zu stellen.
D
er Terrorismus habe nach dem 11. September 2001 mit al-Qaida eine internationale Form erreicht, meinte Prof. Christoph Gröpl (Staats- und
Verwaltungsrecht). Deutschland habe hierauf mit dem Erlass zweier Anti-TerrorPakete reagiert. Diese beinhalteten u.a. höhere Investitionen in Sicherheit und
Kompetenzerweiterungen für den BND und die Ämter für Verfassungsschutz.
Auch könnten fortan religiöse Vereinigungen verboten werden. Prof. Gröpl
nannte außerdem das Anfang 2005 erlassene Luftsicherheitsgesetz, das einen
Abschuss von entführten Flugzeugen erlaubt. Die Diskussion hierüber nahm bei
der Veranstaltung einen breiten Raum ein. (Das Gesetz wurde am 15. Februar
2006 vom Bundesverfassungsgericht gekippt, Anmerkung der Redaktion.)
Der Europa- und Völkerrechtler Prof. Torsten Stein verwies darauf, dass der
Staat seine Bürger nicht umfassend schützen könne, zumal sein Einfluss an den
jeweiligen Grenzen aufhöre. Auch die auf europäischer Ebene getroffenen Maßnahmen, namentlich das Schengener Abkommen, hätten daran nicht viel geändert. Das Luftsicherheitsgesetz bewertete er als sehr problematisch – eine
Meinung, der sich auch die anderen Podiumsteilnehmer anschlossen, darunter
Prof. Carsten Momsen (Straf- und Strafprozessrecht) und der saarländische FDPBundestagsabgeordnete Dr. Karl Addicks.
Hugo Müller, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei im Saarland, erläuterte, dass Deutschland im gleichen Maße terrorgefährdet sei wie andere Staaten.
Daran ändere auch die Tatsache nichts, dass es sich nicht am Irak-Krieg beteiligt
habe. Er plädierte dafür, die Datenerhebungsbefugnisse zu erweitern, um die
Bürger besser zu schützen.
Die Diskussionsteilnehmer stimmten überein, dass eine engere Zusammenarbeit sowohl unter den inländischen Experten als auch über die Landesgrenzen
hinweg notwendig sei, um die Bürger bei größtmöglicher Wahrung der Freiheitsrechte gut schützen zu können.
Christian Fischoeder
Weitere Informationen zu ELSA unter: www.elsa-saarbruecken.de
ine Möglichkeit zur bundesweiten, interdisziplinären Vernetzung
von Promovierenden und Promovierten bietet das Netzwerk „Thesis“ an.
Die über 500 Mitglieder tauschen sich
per Mailing-Liste über inhaltliche und
methodische Fragen zu ihrer Promotion aus. Darüber hinaus werden bundesweite Seminare angeboten. In
Saarbrücken gibt es zudem eine regionale Gruppe, die sich zu gemeinsamen Unternehmungen und einem
regelmäßigen Stammtisch trifft: Er
findet jeweils am zweiten Mittwoch
im Monat um 19.30 Uhr im Café
Kostbar (Nauwieserstr. 19) statt. Auch
wer nicht Mitglied bei „Thesis“ ist, ist
hierzu herzlich eingeladen.
campus aktuell
Bundesweites
Doktoranden-Netzwerk
ie Gattin von Gert Hummel, dem verstorbenen
früheren Theologieprofessor
der Universität, betreut in
Tiflis zwei Sozialstationen
und eine Diakonie, die ihr
Mann dort aufgebaut hat.
Monika Meyer hat die Stationen im Kaukasus besucht und
die bittere Armut der Menschen selbst erlebt. Obwohl
35
Kontakt: Barbara Sterner, Tel. (0681)
9352716, E-Mail: [email protected]
Weitere Infos zum Netzwerk unter:
www.thesis.de
Restaurantführer Saarland
Von der Feinschmeckerküche bis hin zur
gut bürgerlichen und regionalen Küche: 152
gastronomische Betriebe in der Saar-LorLux-Region, darunter
47 Neuentdeckungen,
sind in die neue Auflage des Restaurantführers von Klaus Bierle, Vorstandsvorsitzender des Studentenwerks, aufgenommen
worden.
Klaus Bierle (Hrsg.):
Restaurantführer
Saarland. Meininger
Verlag 2005, ISBN 3-87524-157-6
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Regler
campus 1/2006
D
Personalia
Die Universität gratuliert
Prof. Dr. Hasso Moesta
80 Jahre
D
36
er emeritierte Professor für Physikalische Chemie Hasso Moesta
konnte am 30. November 2005 seinen
80. Geburtstag begehen. In Dresden
geboren, wurde er an der Universität
Heidelberg promoviert und habilitierte sich an der Universität Bonn mit
der Studie „Über die Photo-Ionisation
chemisorbierter Atome“. 1970 übernahm er den Saarbrücker Lehrstuhl
für Physikalische Chemie, den er bis
zu seiner Emeritierung im Wintersemester 1990/91 innehatte. Zu seinen
Werken zählen neben zahlreichen
Veröffentlichungen in Fachzeitschriften Studien wie „Erze und Metalle –
ihre Kulturgeschichte im Experiment“, „Antike Metallurgie und
Münzprägung“ oder „Chemische Statistik“.
WM
Goldenes
Promotionsjubiläum
campus 1/2006
D
as goldene Promotionsjubiläum
konnte kürzlich der emeritierte
Professor für Kirchengeschichte
Friedrich Wilhelm Kantzenbach
begehen. Der Fachbereich Evangelische Theologie der
Marburger PhilippsUniversität würdigte den „Forscher
und theologischen
Lehrer“, der „als
Professor in Neuendettelsau und Saarbrücken die Erforschung der Geschichte des Christentums durch eine Fülle von Veröffentlichungen unermüdlich vorangetrieben und seinen Studierenden
sowie einem breiten Hörer- und
Leserkreis wertvolle Einsichten vermittelt und bei vielen ein nachhaltiges Interesse an der Geschichte
wie auch am gegenwärtigen Leben
der Kirche geweckt hat“.
WM
Prof. Dr. Erwin Zoch 80 Jahre
E
r gehörte zu den ersten Studierenden unserer Universität
und blieb seiner Alma Mater bis heute eng verbunden. Am
29. Januar feierte in Ottweiler der Professor für Medizinische
Biochemie Dr. Erwin Zoch seinen 80. Geburtstag. In Wiebelskirchen geboren, wirkte er nach seiner Diplomarbeit in Chemie
und der Promotion 1957 als Assistent am Homburger Institut
für Physiologische Chemie, die ihm zum Forschungsfeld
wurde. Zwischen 1960 und 1964 leitete der Jubilar die Abteilung für Chemie am
„Institut für Aerobiologie“ der Fraunhofer-Gesellschaft in Schmallenberg und
lehnte 1968 eine Berufung zum leitenden Direktor dieses Instituts ab. Nach
seiner Rückkehr nach Homburg habilitierte er sich 1966 mit einer Studie „Zur
Biochemie der menschlichen Plazenta“ für Physiologische Chemie. Der allseits
geschätzte akademische Lehrer begleitete Generationen von Studierenden der
Medizin durch das biochemische Praktikum, widmete sich insbesondere der
Enzymforschung und war von 1985 bis 1989 Präsident der Internationalen
Gesellschaft für Thymologie und Immuntherapie e.V.
WM
Prof. Dr. Horst Dinter 85 Jahre
V
or 85 Jahren – am 13. Dezember 1920 – wurde Prof. Dr.
Horst Dinter im schlesischen Waldenburg geboren. Er
studierte an der Pädagogischen Hochschule Braunschweig, bei
den Werkkursen „Dreibergen“ und an der Werkkunstschule
Hannover. 1970 zum Dozenten und 1972 zum Professor an der
Pädagogischen Hochschule (PH) des Saarlandes ernannt, widmete er sich vor allem dem Aufbau der „Arbeitslehre“. Nach der
Auflösung der PH vertrat er bis zum 31. März 1985 an unserer Universität das
Fach „Angewandte Erziehungswissenschaft/Schwerpunkt Pädagogik technischer Prozesse“. Seine Publikationen widmen sich dem „Curriculum Technik“,
der „Didaktik des Technikunterrichts“, der „Technik in Unterrichtsmodellen“
und der „Schule der Kreativität“ und erzählen literarisch über die „Odyssee 45“,
„Die Abenteuer der gedankenreichen Donna Quijote de la Mancha“ oder seine
Erlebnisse als Transportflieger während des Zweiten Weltkriegs.
WM
Prof. Dr. Uwe Dethloff seit mehr als
vier Jahrzehnten der Universität verbunden
I
m September 1940 wurde er in Güstrow geboren, in Düsseldorf legte er das Abitur ab, seit seinem 1962 begonnenen
Studium ist er der Universitas Saraviensis verbunden, an der er
1974 promovierte und 1986 habilitierte. Mehrere Gastprofessuren führten Prof. Uwe Dethloff an die Universitäten in Missouri, Orléans, Tours und Valenciennes, und von 1991 bis 1993
hatte er die Professur für das Fach „Lettres Modernes“ an der Universität Straßburg inne, ehe er auf eigenen Wunsch wieder nach Saarbrücken zurückkehrte.
Von 1998 bis 2002 war er Beauftragter der Universität für die Partnerschaft mit
der Universität Warschau. Über seinen Eintritt in den Ruhestand hinaus engagiert
sich der außerplanmäßige Professor in unserer Fachrichtung Romanistik in der
Lehre und bei der Reform der Studiengänge nach dem Bachelor-Master-Modell.
Auf universitärer Ebene begleitet er als Mitglied der Lehramts-Lenkungsgruppe
die Umstellung des Lehramtsstudiums auf modularisierte Studiengänge. Daneben widmet sich Prof. Dethloff weiter seinen Forschungen zur französischen
Literatur zwischen 1750 und 1900. Im Reigen seiner zahlreichen Publikationen
hat er zuletzt den Band „Literatur und Natur – Literatur und Utopie. Beiträge zur
Landschaftsdarstellung und zum utopischen Denken in der französischen Literatur“ vorgelegt und bereitet mit Horst Wagner die zweite Auflage seines Lehrund Übungswerks „Französische Grammatik“ vor.
WM
Bundesverdienstkreuz
Erster Klasse
ls Vereinigung der herausragenden Köpfe der Betriebswirtschaft in
Deutschland vergibt die Erich Gutenberg-Arbeitsgemeinschaft jedes Jahr
den begehrten Praktiker-Preis an herausragende Persönlichkeiten, die die Entwicklung der Betriebswirtschaft maßgeblich geprägt haben. Im Rahmen der
Jahrestagung 2005 im Dezember in Köln verlieh der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft, Prof. Joachim Reese, die Auszeichnung an Prof. August-Wilhelm
Scheer. Mit der Gründung des Software- und Beratungsunternehmens IDS
Scheer AG habe der Wirtschaftsinformatiker und Unternehmer bewiesen, dass
seine wissenschaftlichen Erkenntnisse mit großem Erfolg umgesetzt werden
können. „Die von ihm gegründeten und mit großem Erfolg betriebenen Unternehmen beweisen nachdrücklich, wie es gelingen kann, klare wissenschaftliche
Konzeptionen auf komplexe praktische Sachverhalte anzuwenden“, so Prof.
Reese, und weiter: „Mit der ‘Architektur integrierter Informationssysteme’
(ARIS) hat Professor Scheer eine weltweit anerkannte und viel erprobte Beschreibungs- und Gestaltungsmethode für Informationssysteme entwickelt.“
Der 1984 verstorbene Professor Erich Gutenberg gilt als Nestor der modernen
Betriebswirtschaft. Prof. Scheer gehört als Habilitand des Hamburger Professors
Herbert Jacob, der bei Gutenberg in Köln habilitiert hatte, zur wissenschaftlichen
Enkelgeneration. Der Arbeitsgemeinschaft, die Gutenberg gegründet hatte, um
regelmäßig mit seinen besten Schülern zu diskutieren, gehören heute etwa 200
Persönlichkeiten an, die zur Hälfte aus der Praxis und zur Hälfte aus der
Wissenschaft kommen.
red
A
37
Werbung
Sick
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Erich Gutenberg-Preis
für Professor Scheer
campus aktuell
m Namen des Bundespräsidenten
überreichte Ministerpräsident Peter
Müller bei einem Festakt in der Staatskanzlei Mitte Dezember das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse an Prof. Dr.
Dr. h.c. mult. August-Wilhelm Scheer
und Wendelin von Boch-Galhau. In seiner Laudatio hob der Ministerpräsident
das von Gemeinsinn getragene Engagement der weltweit erfolgreichen Vorzeigeunternehmer aus dem Saarland
hervor.
„Unternehmerprofessor“ AugustWilhelm Scheer leistete an der Universität des Saarlandes mit dem Aufbau des
v.l.: Wendelin von Boch-Galhau, Ministerpräsident Peter Müller und
Instituts für Wirtschaftsinformatik einen
Professor August-Wilhelm Scheer
Foto: Becker & Bredel
nachhaltigen Beitrag zur Qualität der
Forschung
und
zum Image der Marke Villeroy &
wissenschaftlichen
Boch wesentlich beigetragen hat. In
Ausbildung
im
seiner Position als Vorstand TischSaarland. Aus der
kultur gelang es von Boch-Galhau,
Universität heraus
der seit 2000 dem Universitätsrat der
gründete er 1984
Universität des Saarlandes angehört,
das Unternehmen IDS Scheer, mit dem der Beleg erbracht werden sollte, dass es
den Umsatz dieses Unternehmensauch in Deutschland möglich ist, Prototypen aus der IT-Forschung zu weltweit
bereichs von 25 Mio. Euro auf 250
erfolgreichen Produkten zu machen. Inzwischen ist IDS Scheer mit über 2500
Mio. Euro zu verzehnfachen.
Mitarbeitern in über 20 Ländern vertreten. In seiner Laudatio würdigte Peter
Von Boch-Galhau bekennt sich zum
Müller besonders Scheers Wirken als Business Angel für neu gegründete UnterStandort Deutschland, mit hohen Innehmen und sein ehrenamtliches Engagement als Innovationsberater der Landesvestitionen modernisierte er die Werregierung. Große Beachtung fand auch Scheers Förderung der akademischen
ke in Mettlach, Merzig und Torgau.
Ausbildung junger Musiker etwa durch die Finanzierung einer StiftungsproDarüber hinaus gründete er im Jubifessur zum Ausbildungsgang Jazzmusik an der Hochschule für Musik.
läumsjahr 1998 die Initiative „VerlasWendelin von Boch-Galhau ist es gelungen, ein traditionsreiches Unternehsene und vergessene Kinder“ und
men zu einem führenden, modernen europäischen Lifestyle-Anbieter auszu2002 das „Villeroy & Boch Kinderbauen. Besonders hervorgehoben wurde das von ihm geschaffene Marketingland“.
red
und Vertriebskonzept „My House of Villeroy & Boch“, das zur Modernität und
I
Personalia
38
Rufe
Aus den Fakultäten
an die UdS angenommen
Privatdozent Dr. Hashim Abdul-Khaliq aus Berlin auf die W2-Professur für
Pädiatrische Kardiologie (Nachfolge Prof. Hoffmann)
Prof. Dr. Andrea Gröppel-Klein aus Frankfurt/Oder auf die W3-Professur für
Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Marketing (Nachfolge Prof.
Weinberg)
Privatdozentin Dr. Eva Herrmann aus Homburg auf die neu geschaffene W2Forschungsprofessur für Mathematische Modellierung in der Molekularen Medizin
Prof. Dr. Georg Kerkhoff aus Eichstätt auf die neu geschaffene W3-Professur
für Klinische Neuropsychologie
Prof. Dr. Berthold Seitz aus Erlangen auf die W3-Professur für Augenheilkunde (Nachfolge Prof. Ruprecht)
an die UdS erhalten
Privatdozent Dr. Mark David Groves aus Loughborough/GB auf eine W2Professur für Mathematik (Nachfolge Prof. Grüter)
Privatdozent Dr. Karsten Kruse aus Dresden auf eine W3-Professur für Theoretische Physik (Nachfolge Prof. Zimmermann)
Prof. Dr. Heiner Linke aus Oregon/USA auf eine W3-Professur für
Experimentalphysik (Nachfolge Prof. Hüfner)
Privatdozent Dr. Ludger Santen aus Wachtberg auf eine W2-Professur für
Theoretische Physik (Nachfolge Prof. Gros)
nach auswärts erhalten
Prof. Dr. Mechthild Albert auf eine W3-Professur für Iberoromanische
Literatur- und Kulturwissenschaft an die Universität Bonn
Prof. Dr. Peter Falkai auf eine W3-Professur für Psychiatrie und Psychotherapie im Zentrum für Psychosoziale Medizin der Medizinischen Fakultät der
Georg-August-Universität Göttingen
Prof. Dr. Marc Freichel auf eine W2-Professur für Molekulare Pharmakologie
an die Universität Hamburg
Prof. Dr. Frank Spinath auf eine W3-Professur für Differentielle Psychologie
an die Universität Heidelberg
nach auswärts abgelehnt
Prof. Dr. Rolf Pelster auf eine W3-Professur für Physik und ihre Didaktik an
die Universität Köln
nach auswärts angenommen
Prof. Dr. Wilfried Hinsch auf eine W3-Professur für Praktische Philosophie
an die RWTH Aachen
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Anterist & Schneider
Geschichts- und Kulturwissenschaften
Der Rektor der Université du Luxembourg hat Prof. Dr.
Karl-Heinz Ohlig
zum Mitglied der
Commission consultative scientifique berufen. Laut dortigem
Universitätsgesetz berät die Kommission die zuständigen
Institutionen zum Konzept und zu den
Strukturen der Luxemburger Universität in Forschung und Lehre.
Die Venia legendi im Fach „Philosophie“ wurde verliehen an Dr. Markus S. Stepanians.
Sprach-, Literatur- und
Kulturwissenschaften
Der Fakultätsrat hat im November
2005 für die Restamtszeit bis 31. März
2006 Prof. Dr. Wolfgang Haubrichs
zum Dekan und Prof. Dr. Roland
Marti zum Prodekan gewählt.
Die Venia legendi wurde verliehen
an Dr. Paul D. Morris für das Fach
„Nordamerikanische Literatur und
Kultur (USA und Kanada)“ sowie an
Dr. Manfred Pützer für das Fach
„Phonetik und Phonologie“.
Mathematik und Informatik
Die Venia legendi wurde verliehen
an Dr. Marcus Magnor im Fach „Informatik“.
Chemie, Pharmazie und
Werkstoffwissenschaften
Prof. Dr. Christian Weber wurde
im letzten Jahr in
Melbourne/Australien für vier Jahre in
den Vorstand der
Design
Society,
einer internationalen
wissenschaftlichen
Gesellschaft auf dem Gebiet der
Konstruktionsforschung, gewählt.
Prof. Weber wurde mit dem Amt des
Sekretärs der Gesellschaft betraut.
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Tipps und Termine
Friedensreich Hundertwasser inspirierte zu eigenen
„Lebensbildern“: Das Zentrum für Lehrerbildung zeigt
im Rahmen seiner Reihe „Kunst aus der Schule“
Arbeiten von Schülern der Willi-Graf-Realschule
Saarbrücken: Zu sehen sind farbenfrohe, großformatige Arbeiten mit Öl auf Holz, die sich ebenso wie die
Werke Hundertwassers gegen eine strenge Geometrie wenden und verschiedene Bilder rund um das
eigene Ich entwerfen. Ausstellung bis Mitte April,
Geb. A5 4, li. Eingang, 3. OG (Mo.-Fr. 8.30-17 Uhr
und nach Vereinbarung). www.uni-saarland.de/zfl
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