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Editorial Liebe campus-Leserinnen, liebe campus-Leser, 3 der Bologna-Prozess, jene inzwischen von allen europäischen Bildungsministern unterstützte Vereinbarung zur Schaffung eines Europäischen Hochschulraumes, bestimmt schon seit geraumer Zeit die Neugestaltung von Studium und Lehre an den deutschen Hochschulen. In den letzten Monaten hat die lange Zeit etwas zögerlich verlaufende Entwicklung spürbar an Fahrt gewonnen, und dies gilt auch für die Universität des Saarlandes. Die Etablierung eines zweistufigen Studiensystems mit modularisierten Studiengängen und europaweit vergleichbaren Abschlüssen macht Fortschritte: Nachdem im Bereich der informatikorientierten Wissenschaften schon die ersten Absolventinnen und Absolventen das gestufte Studium abgeschlossen haben, sind derzeit die Planungsarbeiten insbesondere in den Philosophischen Fakultäten I und II, aber auch in vielen anderen Fächern in vollem Gang. Wertvolle Unterstützung wird dabei von dem neu eingerichteten Bologna-Büro geboten, einer Serviceeinheit der Zentralen Verwaltung, die Informations-, Beratungs- und Planungsarbeit leistet. Im Anschluss an das zweistufige Studiensystem von Bachelor und Master rückt seit dem europäischen Bildungsgipfel in Bergen die Promotionsphase zunehmend ins Blickfeld. Den speziellen Qualifikationsbedürfnissen und -ansprüchen von Doktorandinnen und Doktoranden an der Schnittstelle zwischen Ausbildung und selbstständiger Forschung wird gerade an deutschen Universitäten, die traditionell auf das Zweierverhältnis von Promovend(in) und Betreuer(in) konzentriert sind, bisher zu wenig Beachtung geschenkt. Wir bereiten an unserer Universität derzeit ein Doktorandenprogramm vor, um den Bereich des postgradualen Studiums stärker zu strukturieren und mit gezielten Qualifizierungsangeboten anzureichern. Denn begabte Nachwuchsforscherinnen und -forscher von außerhalb können wir nur dann für uns gewinnen, wenn wir ein attraktives Forschungs- und Ausbildungsumfeld zu bieten haben. Und dass wir als Universität unsere institutionelle Verantwortung für die Ausbildung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses verstärkt wahrnehmen, ist zweifellos – nicht zuletzt vor dem Hintergrund des laufenden Differenzierungsprozesses im deutschen Hochschulsystem – ein Gebot der Stunde. Prof. Dr. Margret Wintermantel Universitätspräsidentin campus 2/2006 Eine besondere Situation besteht im Bereich der Lehramtsstudiengänge, die gemäß der Entscheidung des Ministeriums zwar nach den Maßgaben des Bologna-Prozesses reformiert, aber weiterhin mit dem Staatsexamen abgeschlossen werden. In vor kurzem einberufenen Fachgruppen arbeiten Universitätsvertreter nun gemeinsam mit Schulpraktikern an der Modularisierung dieser Studiengänge. Ziel ist auch hier, die Qualität des Studiums weiter zu erhöhen, so dass die Studiendauer verkürzt wird und gleichzeitig die Studierenden fundiert auf ihre Berufstätigkeit vorbereitet und in ihrer nationalen wie internationalen Mobilität gefördert werden. 4 Foto: Iris Maurer Foto: Becker & Bredel Inhalt HRK-Präsidentin Studienbeiträge Die Plenarversammlung der Hochschulrektorenkonferenz hat am 21. März in Bonn die neue HRK-Präsidentin gewählt: Die Präsidentin der Universität des Saarlandes Professor Dr. Margret Wintermantel ist die erste Frau an der Spitze des Forums für den gemeinsamen Meinungsbildungsprozess der Universitäten und Hochschulen in Deutschland. Ab dem Wintersemester 2007/2008 werden an allen saarländischen Hochschulen einheitliche Studienbeiträge erhoben. Universitätsratsbeschluss vom 24. Februar 9 • Studienbeiträge: Das saarländische Modell 9 • Online-Umfrage zu Studienbeiträgen 11 campus 2/2006 Foto: Roger Paulet Foto: das bilderwerk Im Interview: HRK-Präsidentin und UdS-Präsidentin Margret Wintermantel 5 Forschung campus aktuell Was haben Herrscher zu vererben? Herrscher- und Fürstentestamente im westeuropäischen Mittelalter 16 • Neues Graduiertenkolleg in der Physik 17 • Neues Graduiertenkolleg in der Medizin 18 • Nano2Life: Europas Nanobiotechnologie-Szene rückt zusammen 18 • Sportmediziner: Training darf anstrengen 19 • Kupfer – eine neue Chance zur Behandlung von Alzheimer 20 • Psychopharmaka gegen Schizophrenie 21 • Spin-off Motama vernetzt Multimedia-Geräte 25 • Neuartiges Laser-Endoskop am IBMT 29 CampusKultur 13 • 30 Jahre THUNIS 14 • Prof. Kindermann organisiert medizinische Betreuung bei FußballWM 19 • Neues Hochsicherheitslabor 22 • Neues Homburger Zentrallabor 22 • MPI für Softwaresysteme nimmt Gestalt an 23 • CeBIT 2006 24 • Prof. Wahlster berät Exzellenzinitiativen 25 • campus forum: MenschMaschinenMensch 26 • Anschluss ans Internet der Zukunft 28 • Studie zum Klimaschutz 30 • Forum Canada 31 • Aula eingeweiht 32 • NaT-Working Advanced Materials 34 • Schülerlabor SinnTec 34 • Kinospot für 20cent Saar 35 • Personalia 36, 37, 38 campus-Herausgeber Die Universitätspräsidentin, Universität des Saarlandes, Postfach 15 11 50, 66041 Saarbrücken, Telefon (0681) 302-3000 campus-Team Dr. Manfred Leber / ML (Redaktion, verantwortlich), Claudia Ehrlich (ehemals Brettar) / CE (Redaktion und Layout), Gerhild Sieber / GS (Redaktion und Layout), Evelyne Burkhart und Andreas Franz (Layout und Satztechnik). Ständige Mitarbeit des Kompetenzzentrums Informatik: Friederike Meyer zu Tittingdorf / MEY; des Universitätsarchivs: Dr. Wolfgang Müller / WM; des Universitätsklinikums: Marion Ruffing / MR Universität des Saarlandes, Presse- und Informationszentrum, Postfach 15 11 50, 66041 Saarbrücken, Telefon (0681) 302-3601, Telefax (0681) 302-2609, E-mail: [email protected]. Auflage: 8.000, ISSN 0342.3212 Druck und Anzeigenwerbung: Ottweiler Druckerei und Verlag GmbH, Postfach 1261, 66559 Ottweiler, Telefon (06824) 9001-0, Telefax (06824) 1660. campus erscheint viermal im Jahr während der Vorlesungszeit. Für unverlangt eingehende Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Die Beiträge können aus redaktionellen Gründen gekürzt werden. Namentlich oder mit dem Signum des Verfassers gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers oder der Redaktion übereinstimmen. Alle Beiträge sind frei für den Nachdruck bei Quellenangaben und gegen Belegexemplar. http://www.uni-saarland.de/campus Redaktionsschluss für campus 3/2006: 12. Mai 2006 Titelthema UdS-Präsidentin Wintermantel nun auch Präsidentin der HRK D ie Plenarversammlung der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) hat am 21. März in Bonn die Präsidentin der Universität des Saarlandes Margret Wintermantel mit der breiten Mehrheit von 84 Prozent Zustimmung zur neuen Präsidentin der HRK gewählt. Der bisherige kommissarische Präsident der HRK Burkhard Rauhut, Rektor der RWTH Aachen, übergab am Ende der Sitzung die Amtsgeschäfte. Damit ist die Saarbrücker Universitätspräsidentin gewissermaßen aus dem Stand auch HRK-Präsidentin. Für die HRK ist damit eine Zwischenphase beendet, die durch den Rücktritt des früheren Präsidenten Im Namen des Präsidiums sowie der gePeter Gaethgens im Nosamten Universität gratulierte Universivember 2005 entstanden tätsvizepräsident Rolf Hartmann der neuen war. Die reguläre AmtsHRK-Präsidentin. Foto: Becker & Bredel zeit der HRK-Präsidenten beträgt drei Jahre; die Amtszeit der neu gewählten Präsidentin endet am 31. Juli 2009, wurde also wegen der außerordentlichen Wahl um vier Monate verlängert. Professor Wintermantel ist die erste Frau an der Spitze der Hochschulrektorenkonferenz. Bereits seit 2001 ist sie Vizepräsidentin für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs der HRK. Im Jahr zuvor war sie nach zehn Rektoren und vier Präsidenten zur ersten Präsidentin der Universität des Saarlandes gewählt worden. Hier hat sie seit 1992 einen Lehrstuhl für Psychologie inne. In Saarbrücken erläuterte Wintermantel einen Tag nach ihrer Wahl auf einer Pressekonferenz, dass sie bis auf Weiteres auch Präsidentin der UdS bleiben, sich dabei aber verstärkt auf ihre Vizepräsidenten stützen werde. Diese kommentierten die Wahl der Saarbrücker Universitätspräsidentin an die Spitze der HRK als große Auszeichnung für das Saarland und seine Universität, aber auch als großen Verlust. Die Frage, ob sie selbst eine Kandidatur für die Nachfolge in Betracht ziehen, ließen sie offen. Inzwischen haben der Universitätsrat sowie der Senat der Universität für die Findung eines Nachfolgers bzw. einer Nachfolgerin die Weichen gestellt. Am 5. April tagte der Senat und am 10. April der Universitätsrat, um die Mitglieder einer Findungskommission zu benennen. Einstweilen wird Wintermantel ihre doppelte Präsidentschaft, die neue in Bonn und die bisherige im Saarland, parallel wahrnehmen. Dies zu packen, ist ihr nicht bange. „Denn“, so die zweifache Präsidentin, „als Frau hat man mit Doppelbelastungen ja seine Erfahrungen ...“ ML 5 Pressestimmen Die Stimme der Hochschulen will die HRK sein. Höchste Zeit, diese Stimme lauter zu erheben. Süddeutsche Zeitung Den Spitzenposten mit einer Psychologin zu besetzen, die erforscht hat, wie Menschen Urteile übereinander und über Sachverhalte fällen, scheint in einer Atmosphäre der Unsicherheiten und Unstimmigkeiten nicht ganz unpassend. Frankfurter Rundschau Überlegt, aber zielstrebig – diese Vorgehensweise hat die gebürtige Westerwälderin weit gebracht. die tageszeitung Sie versteht es, andere mit ihrer Offenheit für sich einzunehmen und doch beharrlich zu verhandeln. Frankfurter Allgemeine Zeitung campus 2/2006 Werbung Blutspende Titelthema „Wissenschaft und Bildung sind die Grundlagen unserer Gesellschaft“ Die neue Präsidentin der HRK und scheidende Uni-Präsidentin im campus-Interview campus: Frau Professor Wintermantel, Sie sind die neue HRK-Präsidentin und damit die Stimme der Hochschulen in Deutschland. Was hat Sie gereizt, für diese neue Aufgabe zu kandidieren? 6 Prof. Wintermantel: Anfangs hatte ich diese Kandidatur nicht angestrebt, habe mich der Verantwortung aber auch nicht entzogen, nachdem ich aus dem Kreis der Präsidenten- und Rektorenkollegen wiederholt gebeten wurde zu kandidieren. Ich bin mir bewusst, dass ich das Amt der HRK-Präsidentin in schwieriger Zeit übernehme. Mich dieser Herausforderung zu stellen, birgt fraglos auch einen besonderen Reiz. Und der Zuspruch von über 80 Prozent des HRK-Plenums, über den ich mich außerordentlich freue, macht mich zuversichtlich. campus: Worin ist die besondere Herausforderung Ihres neuen Amtes zu sehen? Welche Ziele haben Sie sich gesetzt? campus 2/2006 Prof. Wintermantel: Wie bereits allgemein in Europa, so ist nun auch speziell bei uns in Deutschland der Differenzierungsprozess der Hochschullandschaft in vollem Gange. Als Erstmals eine Präsidentin für die UdS: Bei der feierlichen Amtsübernahme am 15. Dezember 2000 zusammen mit dem saarländischen Wissenschaftsminister Jürgen Schreier. HRK sind wir gefordert, diesen Prozess konstruktiv zu begleiten. Der Wettbewerb unter den einzelnen Hochschulen wird zunehmen, und die politische Verantwortung für die Hochschulen wird im Zuge der Föderalismusreform noch weit mehr als bisher auf die Bundesländer und Stadtstaaten mit ihren zum Teil sehr unterschiedlichen Hochschulgesetzen übergehen. Um der Gefahr der Zersplitterung zu begegnen, muss die HRK zunehmend die Bedeutung einer koordinierenden Instanz wahrnehmen. Hierfür muss sie zunächst eine Plattform des allgemeinen Informationsaustauschs und der Diskussion darstellen, darüber hinaus aber auch gemeinsam in autonomer Verantwortung Standards entwickeln, um die hohe Qualität von Forschung und Lehre sicherzustellen. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels wird ein gemeinsames wichtiges Anliegen aller Hochschulen außerdem sein, unserem wissenschaftlichen Nachwuchs bestmögliche Arbeitsbedingungen zu ermöglichen. Hierzu gehören Dinge wie strukturierte Doktorandenprogramme, Kinderbetreuung und die Förderung von Dual Career Couples. campus: Bei der Frage, was grundsätzlich die Aufgabe einer Universität ist, gibt es verschiedene Meinungen. Die einen fordern eine engere Verzahnung mit der Welt der Wirtschaft, die anderen sehen genau darin eine Gefährdung traditioneller Werte von Bildung, Individualität und eigentlicher Wissenschaft. Kämpferischer Einsatz für die UdS: So sah die Saarbrücker Zeitung die Universitätspräsidentin in ihrer Ausgabe vom 15. April 2003. Prof. Wintermantel: Wissenschaft und Bildung sind die Grundlage unseres Wohlstands, und man sollte dabei keine falschen Gegensätze aufbauen. Die Forde- Der bisherigen HRK-Vizepräsidentin für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs galt diesem Themenbereich auch in Saarbrücken ihr besonderes Augenmerk: hier im Mai 2004 beim Bundesfinale des Wettbewerbs Jugend forscht an der Universität des Saarlandes zusammen mit Raimund Stein von der Aktivgemeinschaft Saar, Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn, dem saarländischen Finalisten Marco Messina und dem saarländischen Wirtschaftsminister Hanspeter Georgi (v.l.). Foto: Becker & Bredel Prof. Wintermantel: Ich werde mein Amt dann abgeben, wenn klar ist, dass die Universität durch meinen Weggang keine Nachteile davontragen wird. Einen fixen Zeitrahmen habe ich mir dafür nicht gesetzt. Besonders angelegen ist es mir, an einer erfolgreichen Antragstellung beim zweiten Anlauf der Exzellenzinitiative noch mitzuwirken. campus: Und mit welcher Forderung gehen Sie in die Verhandlungen über die Höhe des zukünftigen Globalhaushalts? Prof. Wintermantel: Im Zuge des Bologna-Prozesses sind wir dabei, unsere Studiengänge weitgehend auf das modularisierte und gestufte Bachelor/ Werbung für die UdS: Bei der Einweihung des Master-SysUni-Shops an der UdS am 5. Juli 2003 mit dem tem umzuLeiter des Präsidialbüros Wolfgang Lorenz. stellen. Foto: das bilderwerk Gleichzeitig darf der Prozess der Profilbildung nicht gefährdet werden. Beides zusammen wird ohne eine Erhöhung des Globalhaushaltes nicht zu schaffen sein. Bei allem ist zu berücksichtigen, dass die Höhe des augenblicklichen Globalhaushalts durch Inflation und insbesondere die Gehaltssteigerungen, die die Universität zur Hälfte zu tragen hat, real ständig zurückgeht. Auch vor diesem Hintergrund sind Anpassungen notwendig. campus: In der in den letzten Wochen und Monaten zum Teil recht hitzig geführten Diskussion um Studienbeiträge haben Sie stets deutlich gemacht, dass diese Beiträge der Studierenden ausschließlich der Verbesserung der Studienbedingungen zugute kommen dürfen. Wie kann dies gewährleistet werden, und welche konkreten Maßnahmen für den Einsatz der Mittel sind denkbar? 7 Prof. Wintermantel: Eine Kommission, an der die Studierenden beteiligt werden, wird über die Verwendung der Studienbeiträge entscheiden. Hinweise, wo von Seiten der Studierenden Engpässe gesehen werden, geben die Rückmeldungen unserer Online-Befragung. An vorderster Stelle wird eine Verbesserung der Betreuungsverhältnisse angemahnt. Ein verstärktes Angebot von Tutorien könnte hier Abhilfe schaffen. In einer besseren Ausstattung unserer Bibliotheken Werbung campus 2/2006 campus: Bis auf Weiteres sind Sie nach wie vor auch Präsidentin der UdS. Was wollen Sie vor Ihrem Abschied von diesem Amt für unsere Universität noch erreichen, und welcher Zeitrahmen ist realistisch? Titelthema rung nach einer schnelleren Umsetzung von exzellenter Forschung in erfolgreiche Produktentwicklungen ist genauso wichtig wie es Ideen zur Gestaltung einer humanen Welt sind, die über die Faszination von Technik und den Wunsch nach einer prosperierenden Wirtschaft hinaus gehen. Unsere UdS lässt sich hierbei geradezu als Modellfall anführen: Die bleibende Verpflichtung unserer Universität auf ihre Gründungsidee der europäischen Integration mit ihren weitreichenden Folgen für unsere Forschung und Lehre ist vorbildlich. Und genauso vorbildlich sind unsere Anstrengungen und Erfolge auf dem Gebiet des Wissenschafts- und Technologietransfers. Titelthema von denen ja auch der gesamte Prozess der europäischen Integration weder frei war noch ist. An dieser besonderen Tradition der Saar-Universität letztlich auch selbst mitgewirkt zu haben, erfüllt mich mit Stolz. Und so war es mir auch eine besondere Freude, vor einem Jahr vom französischen Staat zum Ritter der Ehrenlegion ernannt worden zu sein. campus: Nicht zuletzt auch für unsere Universität haben Sie in Ihrer neuen Funktion weiterhin Verantwortung. Welche Möglichkeit sehen Sie, als HRK-Präsidentin die weitere Entwicklung der UdS zu begleiten? 8 Der Ritterschlag von Frankreich: In Anerkennung ihrer Verdienste um die deutsch-französische Freundschaft im akademischen Bereich überreichte der französische Generalkonsul im Saarland Gérard Grall der Saarbrücker Universitätspräsidentin am 13. Januar 2005 Frankreichs höchsten und angesehensten Orden „Ritter der Ehrenlegion“. Foto: HONK ist sicherlich eine weitere sehr wichtige Maßnahme zur Verbesserung der Lehre zu sehen. In diesem Zusammenhang möchte ich es übrigens nicht versäumen, auch nachdrücklich auf den Spendenaufruf „Ex Libris“ in dieser campus-Ausgabe hinzuweisen. campus 2/2006 campus: Mit Ihrer Präsidentschaft verbinden sich die Einführung des Globalhaushalts auf der Grundlage von Zielvereinbarungen mit dem Land und damit eine Stärkung der Autonomie der Universität, verstärkte Schwerpunktsetzung und damit eine weitere Schärfung des Profils der UdS, außerdem eine Steigerung der Drittmitteleinnahmen, die Umstellung des Studiums auf das Bachelor/ Master-System, die Weiterentwicklung der Universität auch hinsichtlich ihres äußeren Erscheinungsbildes und eine engere Kooperation mit der Landeshauptstadt Saarbrücken, die sich neuerdings auch als Universitätsstadt vorstellt. Wie sieht das persönliche Fazit Ihrer sechsjährigen Präsidentschaft aus? Prof. Wintermantel: Die Leistungen einer Universität sind nie die Leistungen eines Einzelnen alleine. Das besagt ja schon der Name universitas, der die Gemeinschaft und Einheit der Forschenden, Lehrenden und Lernenden bezeichnet. Ich konnte diese Gemeinschaft an der UdS während der Zeit an meinem Lehrstuhl erfahren, dann aber auch als Präsidentin in der Zusammenarbeit mit den Vertretern der Studierendenschaft, die ich trotz gelegentlich auch gravierender Meinungsverschiedenheiten fast ausnahmslos als konstruktiv empfand. Darüber hinaus werde ich die vielfältige und wertvolle Unterstützung, die ich von gegenwärtigen und früheren Vizepräsidenten, den Gremien, der Verwaltung sowie aus allen Teilen der Universität wie auch von Partnern in Wissenschaft, Kultur, Wirtschaft, Politik und Öffentlichkeit erfahren habe, in dankbarer Erinnerung behalten. Was mich an unserer Universität von Anfang an besonders fasziniert hat: die Gründungsidee, die sich von der Verständigung der einstigen Erbfeinde Frankreich und Deutschland durch Wissenschaft und Bildung zur Idee einer EuropaUniversität entwickelte; eine Idee, an der im Laufe der Geschichte der Universität immer wieder und mit besonderem Bezug zu Frankreich neu angeknüpft wurde – trotz zum Teil schwieriger Rahmenbedingungen und trotz aller Rückschläge, Prof. Wintermantel: Die weitere Entwicklung der Saar-Universität werde ich natürlich mit besonderem Interesse im Auge behalten. Im Rahmen meiner Tätigkeit bei der HRK wird das In-Kontakt-Bleiben vor allem über die Zusammenarbeit mit meinem Nachfolger oder meiner Nachfolgerin hier in Saarbrücken möglich sein. Interview: Manfred Leber Zunehmend Gemeinsamkeiten zwischen der Saar-Uni und der Universitäts- und Landeshauptstadt Saarbrücken: Plakat zum Neujahrsempfang von Oberbürgermeisterin Charlotte Britz. m Wintersemester 2007/08 kommen auf die Studierenden aller vier saarländischen Hochschulen einheitliche Studienbeiträge zu. Damit stößt das Saarland zu Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen, Hamburg und NordrheinWestfalen, wo das Studium schon früher gebührenpflichtig sein soll. Beim saarländischen Modell werden 300 Euro in den ersten beiden Hochschulsemestern erhoben, 500 in den darauf folgenden. Auf dieses Stufenmodell haben sich Wissenschaftsminister Jürgen Schreier und die Hochschulleitungen im Februar ge- Beschluss des Universitätsrates Der Universitätsrat hat am 24. Februar 2006 folgenden Beschluss gefasst: Studienqualität und Studienfinanzierung: Studienbeiträge Die Verbesserung der Studienqualität ist dringend erforderlich. Darüber besteht allseits Einigkeit. Angesichts der angespannten öffentlichen Finanzen wird das Land die notwendigen Mittel realistischerweise nicht bereitstellen können. Deshalb ist es zumutbar, die Studierenden als die von der Qualitätssteigerung Begünstigten in angemessenem Umfang unter folgenden Voraussetzungen finanziell zu beteiligen: z Sozialverträglichkeit: Kein geeigneter und befähigter junger Mensch darf durch die Studienbeiträge vom Studium abgehalten werden; im Gegenteil soll ein qualitätsvolles Studium mehr junge Menschen für das Hochschulstudium begeistern. Deshalb sind Stipendien- und Darlehenssysteme ebenso notwendig wie der Ausbau studienförderlicher Jobs. z Den besonderen Problemen ausländischer Studierender muss Rechnung getragen werden. z Die Studienbeiträge müssen in vollem Umfang an der Universität verbleiben und der Qualitätsverbesserung zukommen. z Die Studierenden wirken an der Ausarbeitung der qualitätsverbessernden Maßnahmen mit und bestimmen über die Verwendung der Studienbeiträge mit. Die Universität legt darüber regelmäßig Rechenschaft ab. z Das Aufkommen der Studienbeiträge wird in keiner Weise – weder unmittelbar noch mittelbar – auf den Globalhaushalt der Universität angerechnet; die Landesregierung hat dies ausdrücklich zugesichert. z Für Härtefälle müssen geeignete Ausnahmen vorgesehen werden. z Das Land übernimmt die notwendige Vorfinanzierung für die Qualitätssteigerungen. einigt. „Der Konsens, der nach vielen Gesprächen gefunden wurde, ist ein guter Kompromiss mit gutem bildungspolitischem Konzept“, so Minister Schreier in einer Pressekonferenz, bei der er zusammen mit den Hochschulleitungen das Modell vorstellte. Minister, Universitätspräsidentin und Hochschulrektoren unterstrichen den von allen getragenen Kompromiss. „Unsere besondere Wettbewerbssituation in räumlicher Nähe zu durchweg gebührenfreien Hochschulen stellt uns vor besondere Herausforderungen“, betonte Universitätspräsidentin Wintermantel. Im Gegensatz zur Universität, die als einzige der Hochschulen laut Universitätsgesetz von 2004 in Autonomie über die Studienbeiträge entscheidet, waren die übrigen saarländischen Hochschulen wie das Ministerium für 500 Euro pro Semester eingetreten. Die Universität hatte 300 Euro Studienbeiträge erwogen. Durch die jetzt vereinbarte Gebührendifferenzierung sollen die Studierenden in der Eingangsphase bei der Studienwahl und eventueller – möglichst früher – Neuorientierung unterstützt werden. Der Universitätsrat hatte dem Gebührenmodell am 24. Februar die Zustimmung gegeben und die Einführung von Studienbeiträgen unter bestimmten Voraussetzungen beschlossen (siehe nebenstehenden Beschluss) – in einer turbulenten Sitzung, die er- Studienbeiträge Studienbeiträge: Das saarländische Modell I 9 Werbung Sick Der Universitätsrat der Universität des Saarlandes hat daher in seiner Verantwortung für die Studienqualität in seiner Sitzung vom 24. Februar 2006 auf Vorschlag des Präsidiums und im Einvernehmen mit den anderen Hochschulen des Saarlandes Folgendes beschlossen: 1. Mit Wirkung vom Wintersemester 2007/2008 werden Studienbeiträge eingeführt. 2. Die Höhe der Studienbeiträge für Studierende im ersten und zweiten Hochschulsemester beträgt 300 Euro pro Semester, für Studierende ab dem dritten Hochschulsemester 500 Euro pro Semester. 3. Die Beschlussfassung erfolgt unter der Voraussetzung, dass die eingangs genannten Bedingungen erfüllt werden. 4. Das Präsidium wird beauftragt, die konkreten Regelungen für die Einführung und Umsetzung des Beitragssystems auszuarbeiten und dem Universitätsrat in der nächsten Sitzung zur Genehmigung vorzulegen. Gleichzeitig ist ein Modell für ein geeignetes Qualitätsmanagement zu erstellen. campus 2/2006 Beschluss: Studienbeiträge campus 2/2006 10 heblich durch Proteste gestört worden war. Studierende hatten die Eingänge zum Präsidialgebäude blockiert und dem Universitätsrat den Zugang zum Sitzungssaal versperrt. Ein Versuch des Rats, die Tagung im Gebäude des Max-Planck-Instituts für Informatik abzuhalten, scheiterte – auch hier blockierten die Studierenden die Wege. Daraufhin tagte der Rat kurzerhand im Freien und fasste, begleitet von lautstarkem Protest der Studierenden, seinen Beschluss auf dem Parkplatz des MPII. konkreten Modalitäten eines solchen Darlehens bisher noch wenig diskutiert worden sind“, so Unipräsidentin Wintermantel. Für sozial bedingte Ausnahmefälle werden Härtefallregelungen erarbeitet. Außerdem wird unter anderem die Frage erörtert, wie den besonderen Problemen ausländischer Studierender Rechnung getragen werden kann. Bessere Studienbedingungen von Anfang an Laut Ministerium stehen durch die Studienbeiträge den Hochschulen – auf der Basis der derzeitigen Studentenzahl – zusätzlich knapp 14 Millionen Euro im Jahr zur Verbesserung der Lehre zur Verfügung; auf die Universität entfielen davon 11 Millionen. Dagegen geht die Universität in ihren Schätzungen von deutlich niedrigeren Beträgen aus. Sie verweist dabei insbesondere auf den zu erwartenden Rückgang der Studierendenzahl. Der Minister versicherte im Rahmen der Pressekonferenz erneut, dass die Einnahmen aus den Studienbeiträgen bei den Hochschulen verbleiben und nicht auf deren Grundfinanzierung angerechnet würden. Bereits im Dezember hatte Schreier zugesagt, sich dafür einzusetzen, dass der zukünftige Universitätshaushalt mindestens auf gegenwärtigem Niveau bleibe, auch wenn es wegen der Erhebung von Studienbeiträgen zu einem Rückgang der Studierendenzahl kommen sollte. Der AStA, der die Ermächtigung im Universitätsgesetz für verfassungswidrig hält (also die Entscheidung über Studienbeiträge in der Verantwortung des Landes sieht) und die Studentenprotest Studierende demonstrieren am 24. Februar Dass die gesetzlich garanRechtsgültigkeit des Univor dem Präsidialgebäude und verhindern zunächst die dort tierte Autonomie der Univerversitätsratsbeschlusses in geplante Sitzung des Universitätsrats. Foto: Iris Maurer sität unangetastet bleibt, war Zweifel zieht, hat ein für Universitätsrat, Präsidium Rechtsgutachten in Auftrag wie Senat unabdingbar. Die Univergegeben und plant, den Rechtsweg zu beschreiten. Der AStA bezweifelt die sität wird jetzt eine Beitragsordnung Sozialverträglichkeit allgemeiner Studienbeiträge, geht davon aus, dass zusätzerlassen. Der Universitätsrat hat in liche Gebührenmittel sinkende Zuweisungen des Landes ausgleichen werden seinem Beschluss das Präsidium beund befürchtet die Abwanderung vieler Studierender an beitragsfreie Hochauftragt, „die konkreten Regelungen schulen. für die Einführung und Umsetzung „Inwieweit die Abwanderungsszenarien zutreffen, wird sich zeigen“, so Unides Beitragssystems auszuarbeiten versitätspräsidentin Wintermantel. „Wir müssen damit rechnen, dass wir anfangs und dem Universitätsrat in der nächseinen Teil der Studierenden an gebührenfreie Hochschulen verlieren – wenn auch ten Sitzung zur Genehmigung vorzubei weitem nicht in einer Größenordnung, wie die Online-Umfrage nahe legt.“ legen.“ Für die anderen Hochschulen Mit den Einnahmen aus den Studienbeiträgen könne den Studierenden ein optiwerden die entsprechenden Regelunmales Umfeld geboten werden und dies bereits von Anfang an, da die verbessergen über ein Hochschulbeitragsgesetz ten Studienbedingungen vorfinanziert und damit schon zum Wintersemester getroffen. 2007/08 realisiert sein sollen. Dies ermögliche der Universität, sich für den WettDerzeit erarbeitet die Landesregiebewerb gut aufzustellen: „Es wird darauf ankommen, die Einnahmen aus den rung ein Darlehenssystem sowie die Studienbeiträgen der Studierenden gezielt und wirksam zur Verbesserung der BeGrundzüge eines Stipendienmodells. dingungen in Lehre und Studium an unserer Universität einzusetzen. Gelingt uns „Dass sich laut der Online-Umfrage dies, so werden wir unsere Attraktivität für Studierende aus dem In- und Ausland zu Studienbeiträgen (hierzu: Seite 11) weiter steigern können“, hebt die Universitätspräsidentin hervor. Im Augenblick derzeit noch über 40 Prozent der Stuwird diskutiert, wer entscheiden soll, wie die Gebühren am effektivsten eingedierenden nicht vorstellen können, ein setzt werden können. Die Studierenden sollen in diese Entscheidung über die Bankdarlehen zur Finanzierung ihres Mittelverteilung eingebunden werden, betont Präsidentin Wintermantel: Studiums aufzunehmen, dürfte u.a. „Studienbeiträge sind Drittmittel für die Lehre – die Drittmittelgeber müssen damit zusammenhängen, dass die mitbestimmen, wie diese eingesetzt werden.“ CE Gemeinsam haben Präsidialbüro und AStA eine Online-Umfrage zum Thema Studienbeiträge durchgeführt. In der Zeit vom 13. bis 22. Februar nahmen 2575 Studierende an der Befragung teil, das sind knapp 17 Prozent der im letzten Wintersemester immatrikulierten Studenten. Die vergleichsweise hohe Beteiligung in einer Zeit, in der viele Klausuren geschrieben werden, macht die Bedeutung des Themas für die Studierenden sichtbar. Universitätspräsidentin Margret Wintermantel wertete die Ergebnisse der Umfrage „als Beleg für eine bemerkenswert sachliche Einstellung vieler Studierender zum Thema Studienbeiträge, die angesichts der eher aufgeheizten Atmosphäre auf dem Campus besonderen Respekt verdient“. Die Präsidentin betonte, dass der Dialog mit den Studierenden weitergeführt werde und unterstrich, dass die Studierenden in angemessener Weise in die Entscheidungen über die Verteilung der zusätzlichen Mittel mit einbezogen würden. Als „aufschlussreich“ bezeichnete der AStA die Umfrage-Ergebnisse. Die AStA-Sprecher Bernd Weber und Hendrik Weitzmann sahen ihre Forderung nach einem „sofortigen Stopp sämtlicher Gebührenpläne von Land und Universität“ bestätigt. CE Standpunkt zu Studienbeiträgen Studienbeiträge Online-Umfrage zu Studienbeiträgen Einstellung zu Studienbeiträgen Eine grundsätzliche Bereitschaft, selbst einen finanziellen Beitrag zu leisten, zeigten 42 Prozent der Teilnehmer. 27 Prozent betonten, dass ihre Einstellung zu Studienbeiträgen vom Gegenwert und damit von einer spürbaren Verbesserung ihrer Studiensituation abhänge. Von 12 Prozent der Studierenden wurde die Höhe der Gebühren als ausschlaggebend für ihre Haltung benannt. Die deutliche Mehrheit von knapp 58 Prozent der Befragten sprach sich generell gegen Studienbeiträge aus. Speziell befragt zu möglichen Kriterien für die Höhe von Studienbeiträgen, 11 gaben 38 Prozent an, diese solle sich an der individuellen Finanzkraft der Studierenden orientieren; 29 Prozent Werbung campus 2/2006 WFG Studienbeiträge waren für gleiche Beiträge für alle Fächer. 13 Prozent sprachen sich dafür aus, die Höhe an den Gesamtkosten für einen Studienplatz zu bemessen, 7 Prozent dafür, sich an der Höhe zusätzlicher Aufwendungen zu orientieren; 3 Prozent wollten die Nachfrage nach einem Studiengang zugrunde gelegt sehen. Einen Studienortwechsel als Reaktion auf die Einführung allgemeiner Studienbeiträge können sich mit 51 Prozent die Hälfte der Studierenden vorstellen, wobei 15 Prozent sogar angaben, bereits einen konkreten Studienort ins Auge gefasst zu haben. campus 2/2006 12 Bei Einführung von Studienbeiträgen sahen 45 Prozent der Studierenden Nebenjobs als Hauptquelle, die Studienbeiträge zu finanzieren. Ein Viertel benannte die Eltern, 11 Prozent gaben ein Bankdarlehen an, 8 Prozent wollen auf Ersparnisse zurückgreifen, 2 Prozent bauen auf Stipendien, 1 Prozent auf den Lebenspartner; 9 Prozent der Studierenden gaben an, noch nicht zu wissen, wie sie die Studienbeiträge finanzieren wollen. Ein Bankdarlehen zur Studienfinanzierung aufzunehmen, konnten sich 41 Prozent der Befragten nicht vorstellen. 25 Prozent gaben an, bei Aufnahme eines Darlehens möglichst rasch zum Abschluss ihres Studiums zu kommen, 14 Prozent konnten sich den Abbruch ihres Studiums als Reaktion vorstellen. Demgegenüber erwarteten 7 Prozent keinen Einfluss eines Darlehens auf den Verlauf ihres Studiums und 13 Prozent hatten keine Vorstellung davon, wie ein Darlehen ihren Studienverlauf beeinflussen könnte. Als maximale Gesamthöhe für ein Darlehen (ggf. inklusive BAföG-Darlehen) nannte ein Viertel der Studierenden 5 000 Euro, 12 Prozent 10 000, 3 Prozent 15 000 und 3 Prozent der Befragten konnten sich sogar ein Darlehen von mehr als 15 000 Euro vorstellen. In der Verantwortung für die Wechselbereitschaft Finanzierung der Hochschulim Falle von Studiengebühren Ausbildung sah eine deutliche Mehrheit der Studierenden (64 Prozent) den Staat bzw. den Steuerzahler; 19 Prozent die Wirtschaft, 10 Prozent die Studierenden selbst, 6 Prozent die Familien der Studierenden und 1 Prozent private Spender. Studienfinanzierung Verwendung zusätzlicher Finanzmittel Derzeit tragen bei 88 Prozent der Befragten die Eltern zur Finanzierung des Studiums bei; 79 Prozent haben einen oder mehrere Nebenjobs. Auf Ersparnisse greifen 63 Prozent zurück, 49 Prozent erhalten BAföG, bei 41 Prozent springt der Lebenspartner ein, 38 Prozent erhalten Stipendien, 37 Prozent haben ein Bankdarlehen, 36 Prozent gaben eine „sonstige“ Finanzierung an. (Es konnten mehrere Finanzquellen genannt werden.) Speziell zum Nebenjob ergab sich im Schnitt ein Umfang von knapp 13 Wochenstunden. Bei 14 Prozent der Befragten dient der Nebenjob ausschließlich, bei 28 Prozent hauptsächlich dem Lebensunterhalt; für 21 Prozent handelt es sich hauptsächlich, bei 7 Prozent ausschließlich um ein Zusatzeinkommen. Die Tätigkeit hat bei einem Viertel der Befragten inhaltlich mit dem Studium zu tun, bei 19 Prozent finden sich teilweise Berührungspunkte und bei einem weiteren Viertel haben Job und Studium nichts gemein. Ihren Job empfinden 12 Prozent der Studierenden als ihr Studium beeinträchtigend, 41 Prozent werten ihn als teilweise beeinträchtigend, 15 Prozent können beides gut vereinbaren. Mit 77 Prozent finden die meisten Studierenden, dass zusätzliche Finanzmittel zum Ausbau der Betreuung durch Professorinnen und Professoren verwendet werden sollten. Weiter besteht aus Studierendensicht zusätzlicher Investitionsbedarf bei den universitären Räumlichkeiten: 76 Prozent der Befragten halten Verbesserungen bei Hörsälen und Seminarräumen, 71 Prozent bei StudierendenArbeitsplätzen und -räumen für vordringlich. Für 73 Prozent der Studierenden stellt weiter die Ausstattung der Bibliotheken einen wesentlichen Verwendungszweck zusätzlicher Finanzmittel dar. Die Online-Umfrage ist ein Gemeinschaftsprojekt von AStA (hier waren zuständig Bernd Weber, Hendrik Weitzmann und Daniel Koster) und Präsidialbüro (zuständig hier: Dr. Philipp Heldmann, Dr. Tina Schorr und Dr. Johannes Abele). Die Ergebnisse der Befragung können im Internet eingesehen werden: www.uni-saarland.de/de/studium Neun Tage Kultur pur Foto: Le Pont CampusKultur: Mehr Kultur auf den Campus! Ein neues Kulturkonzept soll das kulturelle Leben auf dem Campus aufregender und bunter gestalten. Als Auftakt der Initiative des AStA-Kulturprojekts und der Initiative Wissenschaft Saar findet im Juni eine Kulturwoche statt. T heater im Theatersaal der Mensa, Kino im Audimax, Konzerte im Musiksaal. So kennen wir das kulturelle Leben auf dem Campus. Doch wie wäre es mit Chorkonzerten im Science Park, Lesungen im Gewächshaus, Jazz in der Mensa oder einer Oper auf dem Parkdeck? Die Uni bietet viele interessante Orte, und die Verbindung von Wissenschaft und Kultur stellt dabei einen besonderen Reiz dar. Das AStA-Kulturprojekt und die Initiative Wissenschaft Saar arbeiten derzeit an einem „Campus-Kulturkonzept“, welches das kulturelle Leben auf dem Campus bereichern soll. „Dabei geht es gerade auch darum, kulturelle Veranstaltungen an ungewöhnlichen Orten zu organisieren und dadurch besondere Attraktivität zu schaffen“, so Martin Sand, U-Ratsmitglied und Senator der Uni, der die Initiative angestoßen hat. CampusKultur soll zum einen das bestehende Angebot fördern und bekannter machen, zum anderen neue Initiativen anregen und damit Lücken in der Campus-Kulturlandschaft schließen. So strebt Sand etwa eine Kooperation mit der Hochschule für Bildende Künste an: „Es wäre schön, wenn die Studenten der Kunsthochschule ihre Werke auf unserem Campus zeigen könnten.“ Zu einem ersten Arbeitstreffen luden der AStA und die Initiative Wissenschaft Saar im Februar ein. Die gut besuchte Veranstaltung zeigte, dass das Interesse am kulturellen Leben an der Uni groß ist. Kulturschaffende und Kulturinteressierte, Mitarbeiter der Uni und Studierende diskutierten über Egal, ob man selbst aktiv werden oder lieber nur zuschauen möchte – auf dem Campus gibt es viele kulturelle Angebote, von denen hier nur einige genannt seien: Neben dem seit über 40 Jahren existierenden Chor und dem Orchester besteht mit dem Symphonischen Blasorchester eines der wenigen Hochschulblasorchester in Deutschland. Auf Improvisationen hat sich die Jazz-Combo spezialisiert. Jeden Dienstag verwandelt die AStA-Projektgruppe Unifilm das Audimax in einen Kinosaal, gezeigt werden Filme sowohl in deutscher Synchronisation als auch im Original mit Untertitel. Große Vielfalt bietet auch die Theaterlandschaft auf dem Campus. Seit 1976 begeistern die THUNIS mit ihren Aufführungen jeden Sommer ihre Zuschauer. Wer Bühnenkunst auf Englisch, Französisch oder Spanisch bevorzugt, dem bieten die Theatergruppen „Act“ (Anglicists’ Contemporary Theatre), „Le Pont“ oder „Los Mutantes“ interessante Programme. 13 Kontakt: [email protected] oder [email protected] campus 2/2006 Die Theatergruppe „Le Pont“ bei der Aufführung von „Figaro“ Außerdem wurden bereits erste Pläne für eine Kulturwoche im Sommer geschmiedet. Martin Sand verriet campus, was uns bei „CampusKultur“ vom 31. Mai bis 8. Juni erwartet. In der Mensa wird beispielsweise ein „Foyer der Kultur“ eingerichtet, bei dem sich Kulturgruppen vorstellen. Für alle, die selbst gerne aktiv werden wollen, bietet sich hier auch die Möglichkeit, mit den Initiativen in Kontakt zu treten. Für Musikliebhaber präsentiert die „Kultur-Gala“ in der Aula am 1. Juni verschiedene musikalische Stilrichtungen. Am 6. Juni wartet Unifilm mit einem besonderen Programm auf. Neben einer Ausstellungseröffnung und einer Theateraufführung sind weitere Höhepunkte geplant, bevor die Woche mit dem AStA-Open am 8. Juni auf der ACWiese ausklingen wird. „Die Kulturwoche ist natürlich nur ein erster Schritt, es gilt, sich kontinuierlich für die Kultur auf dem Campus zu engagieren“, so Sand. Daher würde er sich freuen, wenn sich noch viele Kulturbegeisterte finden, die sich mit Ideen und Tatkraft der guten Sache widmen. Anne-Katrin Axt CampusKultur Möglichkeiten, das Kulturangebot zu bereichern. Denn im Zuge des zunehmenden Wettbewerbs der Universitäten werden auch „weiche Faktoren“ wie das kulturelle Angebot eine Rolle spielen. CampusKultur 14 „Die Zeit und die Conways“, Wintersemester 2003/04 Foto: Roger Paulet K inder, wie die Zeit vergeht.“ Das mag so mancher denken, der einst für THUNIS aktiv war und heutzutage mit festen Beinen im Berufsleben steht – und das sind nicht wenige! Damals wie heute erfreut sich die Theatergruppe der Universität des Saarlandes großen Zulaufs. Viele haben ihre ersten Gehversuche auf den Brettern, die die Welt bedeuten, unter der Anleitung gewiefter alter Hasen gemeistert und als Laiendarsteller mit nahezu professioneller Arbeit immer wieder Begeisterung sowohl beim Publikum als auch unter Kritikern hervorgerufen. Dabei standen bekannte und weniger bekannte Stücke auf dem Programm, wurde schwierige wie leichtere Kost geboten, und mal dieser, mal jener Geschmack mit ständig neuer Besetzung getroffen. Abwechslung wird groß geschrieben bei THUNIS und so soll es, wenn möglich, noch mindestens dreißig weitere Jahre bleiben. Die Voraussetzungen dafür sind gar nicht schlecht. Am 31. Januar fand die campus 2/2006 „ THUNIS wird 30 Einweihung der neuen Aula auf dem Campus statt – eine zusätzliche Location, die nicht nur THUNIS für künftige Aufführungen zur Verfügung steht. Gleichwohl bleibt die Gruppe für „Das Kind mit dem Bade“ von Christopher Durang, eine bitterböse Groteske über unfähige Eltern und die Widrigkeiten des Erwachsenwerdens, noch einmal im Theatersaal, dort, wo anno 1976 mit Aristophanes’ „Lysistrata“ alles begann. Doch beschränkten sich in der Vergangenheit die Vorstellungen nicht nur auf das Unigelände: Auch im Bingert und in der Alten Feuerwache trat man unter stürmischem Beifall auf, und immer wieder gab es Gastspiele in anderen Städten, so zum Beispiel bei „Ti-Jean und seine Brüder“ von Derek Walcott oder Shakespeares „Troilus und Cressida“. Vom beständigen Erfolg beim Publikum motiviert diente THUNIS sogar für einige als Sprungbrett auf die Profibühne oder in artverwandte Berufe. Klaus Beyer, der am Burgtheater in Wien schauspielert sei hier beispielhaft genannt wie auch Sabine Göttel (Dramaturgin und Schriftstellerin), oder Mick Lee Kuzia (Regisseur). Wie die meisten, die bei THUNIS landeten, waren auch sie eines Tages aus purer Neugierde bei den Proben erschienen, die regelmäßig am Dienstagabend Fotos: Alexander Staats, media in concert Das THUNIS-Theater der Universität des Saarlandes spielt zum dreißigjährigen Jubiläum „Das Kind mit dem Bade“, eine schwarze Komödie von Christopher Durang. Klaus M. Girardet, Die Konstantinische Wende Voraussetzungen und geistige Grundlagen der Religionspolitik Konstantins des Großen Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, März 2006, 204 Seiten, 44,90 Euro. ISBN: 3-534-19116-1 Werbung GIU CampusKultur Neues Buch D stattfinden, und wie viele hatten sie sich schneller in einer Rolle wiedergefunden, als sie ursprünglich glaubten. Kein Wunder: Seit je her strebt die Gruppe danach, Neulinge so schnell und so passend wie möglich zu integrieren. Doch mit den regulären Probeterminen begnügen sich die Theaterhungrigen von THUNIS keineswegs. Immer wieder wird die Routine durch besondere Aktivitäten aufgelockert wie durch das gemeinsame Probenwochenende in der Landesakademie in Ottweiler, das zu Beginn dieses Jahres stattfand. Dort wurde mit großem Enthusiasmus hart am Stück gearbeitet, Sprechübungen absolviert und das individuelle Schauspiel trainiert, wobei wie immer sowohl neue Techniken als auch altbewährte Methoden zum Einsatz kamen. Aber trotz der Strapazen war allen der Spaß deutlich anzusehen, den sie dabei hatten. So zeichnet sich THUNIS im Jahre 2006 vor allem durch enormen Zusammenhalt und gegenseitiges Anspornen innerhalb der Gruppe aus. Jeder ist gefordert, aber jede Meinung wird auch erhört. Da darf selbst ein neues Mitglied einmal für eine Szene die Regie übernehmen, um noch mehr Ideen zu gewinnen, die letztlich in einem Gesamtergebnis kulminieren, das alle zufrieden stellt; wobei das letzte Wort selbstredend Regisseurin Tanja Zimmermann spricht – jemand muss schließlich die Fäden beisammenhalten. All das ist umso erstaunlicher, wenn Premiere ist am Freitag, 12. Mai 2006; man die unterschiedlichen Studienweitere Aufführungen am 16., 19., 23. gänge – von Jura und Germanistik und 24. Mai. Alle Vorstellungen finden über Mathematik und Psychologie bis um 19.30 Uhr im Theatersaal der hin zur Pharmazie, um nur einige zu Mensa (Geb. 28 bzw. D4 1) auf dem nennen, – als auch den teilweise groCampus Saarbrücken statt. ßen Altersunterschied zwischen den Eintritt: 6 Euro, Schüler und Studenten: Mitwirkenden bedenkt, der fast schon 4 Euro. Vorverkauf vom 8. bis 24. Mai, eine Generation umspannt. Doch montags bis freitags von 11.30 Uhr bis nicht zuletzt ist es schließlich dieser 14 Uhr im Foyer der Mensa, oder teleUmstand, der den Stellenwert des fonisch unter (0681) 709 8811 bzw. per Theaters als kommunikationsfördernEmail unter [email protected]. „Kleinede Instanz verdeutlicht und seine Preise-Tag“: Alle Karten für die VorFähigkeit in den Mittelpunkt rückt, stellung am 16. Mai zum Preis von 3 Menschen unterschiedlichster CouEuro. „Spenden-Tag“: Die Einnahmen leur zusammenzuführen. Und das war der Abendkasse für die Vorstellung am vor dreißig Jahren auch nicht anders 23. Mai gehen an die Aktion Palca – als heute. Erhart Notz www.thunis.de Schulen für die Dritte Welt. 15 campus 2/2006 as Idealbild von Konstantin als erstem christlichen Kaiser geht auf Eusebius von Caesarea zurück. Im Mittelpunkt steht dabei die Religionspolitik des Kaisers, die umfassende Bedeutung seiner Hinwendung zum Christentum und deren Auswirkungen auf die römische Gesellschaft, insbesondere auf die Position und das Selbstverständnis der christlichen Kirche. Nur wenige Altertumswissenschaftler haben die Meinung vertreten, der von Konstantin initiierte Übergang der Alten Welt zum Christentum habe keine Folgen für das römische Reich der Spätantike gehabt. Prof. Klaus M. Girardet geht dieser Frage nach und behandelt in zwei grundlegenden Aufsätzen die so genannte Konstantinische Wende und das Verhältnis des Kaisers zum Christentum nach dem neuesten Forschungsstand. Die ausführliche Bibliographie ist ein unentbehrliches Hilfsmittel für jeden, der sich mit der spätantiken Religionspolitik befasst. campus aktuell 16 Die vor genau 1200 Jahren in ‚Diedenhofen’ erlassene Reichsteilung Karls des Großen, die berühmte „Divisio regnorum“, war Anlass für Prof. Brigitte Kasten, Inhaberin des Lehrstuhls für Geschichte des Mittelalters, eine große Runde international renommierter Historiker ins nicht weit vom heutigen Thionville/Diedenhofen liegende Saarbrücken zu rufen. Die Konzeption des komparativ angelegten Symposions „Herrscher- und Fürstentestamente im westeuropäischen Mittelalter“, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Gerda-Henkel-Stiftung gefördert wurde, griff jedoch weit über das Jahr 806 hinaus. Erklärtes Ziel war es, zu neuen Erkenntnissen über die mittelalterliche Staatlichkeit zu gelangen, weil die dafür einschlägigen Herrschertestamente für Fragen der Herrschaftsausübung bislang noch nie herangezogen worden waren. Was haben Herrscher zu vererben? F campus 2/2006 ür viele überraschend zeigte sich erst in Saarbrücken, welchen ungepflügten Acker die Forschung noch vor sich liegen hat: Gleich mehrere Referenten verwiesen darauf, dass sie erst einmal selbst auf die Suche nach Testamenten von Königen und Fürsten, auch Königinnen und Fürstinnen, gehen mussten. Die zum Teil nicht in modernen Editionen vorliegenden Dokumente wurden erst für das Saarbrücker Symposion in konzertierter Aktion zusammengestellt und erwiesen sich als zahlreicher, spannender und aufschlussreicher, als es die Mediävistik bislang geahnt hatte. Herrschertestamente bilden keine homogene Textgattung, ihr Reiz liegt gerade im Changieren zwischen der Das Programm der Tagung zog nicht allein das mediävistische Fachpublikum an, sondern auch Kollegen aus den benachbarten Fächern und eine bemerkenswert große studentische Hörerzahl. Ganz besonders gelang die Zusammenarbeit von mediävistischer Geschichtswissenschaft und Rechtsgeschichte. Namentlich der Vortrag der Saarbrücker Rechtshistorikerin Prof. Tiziana Chiusi (Foto unten), die Einblicke gab in römische Herrschertestamente im Kontext von Erb- und Eigentumsrecht, traf auf breite Resonanz, und die ewige Gretchenfrage der Mittelalterforschung, ob man rechtshistorische Begriffe weiterhin als „rettende Balken im Fluss der Geschichte“ ergreifen müsse (Prof. Diethelm Klippel, Bayreuth) wurde als wirklicher Dialog beider Fächer geführt. Fotos: Lehrstuhl Kasten König Edward teilt auf dem Sterbebett seinen engsten Vertrauten seine letzten Wünsche mit (oben). Aber der König von England hinterließ kein Testament und löste damit die normannische Invasion und die Schlacht von Hastings 1066 aus. – Ausschnitt aus den Abbildungen des berühmten Wandteppichs von Bayeux, ein Meisterwerk aus dem 11. Jahrhundert. Auf über 70 Metern schildert die 50 cm hohe Tapisserie die Eroberung Englands durch Herzog Wilhelm von der Normandie. pragmatischen Schriftlichkeit eines „household document“ (Prof. John Gillingham, London) und dem offiziellen Charakter eines „politischen Vermächtnisses“. In nahezu allen Vorträgen erwies sich, dass Herrscher dreierlei in ihren letztwilligen Verfügungen zu regeln bestrebt waren: die Verteilung (privaten?) weltlichen Vermögens, die Sorge für das eigene Seelenheil und schließlich die Nachfolge in der Herrschaft. Verwirrend für den Juristen, aber ertragreich für den Historiker ist dabei die epochentypische Verwobenheit von Weltlichem und Geistlichem, Öffentlichem und Privatem, Herrschaft und Eigentum. Unter den Ergebnissen und neu aufgeworfenen Fragestellungen lassen sich einige Höhepunkte des Symposions nennen, so Prof. Matthias Thumsers (Berlin) neue Deutung des so genannten Testaments Kaiser Heinrichs VI. als eines Vertragsentwurfs, bei dem es sich um das geheimnisvolle „höchste Angebot“ des Stauferkaisers an Papst Coelestin III. im Gegenzug für den Erbreichsplan gehandelt habe. Damit allerProf. Brigitte Kasten dings, dass auch die als Anlass der Tagung dienende karolingische Reichsteilung wirklich zu ihrem Recht kommen würde, hatte wohl kaum einer der angereisten Wissenschaftler gerechnet, und so darf es als kleine Sensation gewertet werden, dass Dr. Matthias Tischler (Frankfurt/Main) ein neu entdecktes Pariser Fragment der „Divisio regnorum“ vorstellen und zugleich eine neue, rezeptionsgeschichtliche Perspektive auf das Dokument eröffnen konnte. Tatsächlich entpuppten sich im Laufe des Symposions die Testamente mittelalterlicher Könige und Fürsten als außerordentlich vielfältige und für neue verfassungshistorische Ansätze fruchtbare Quellengattung. Der Saarbrücker Historischen Mediävistik ist es damit gelungen, sich nach einer Phase der Vakanz beider Lehrstühle wieder auf dem europäischen wissenschaftlichen Parkett zurückzumelden – auch als Gastgeberin, die das Saarland ins beste Licht zu rücken verstand. Gesine Jordan Forschung „Strukturbildung und Transport in komplexen Systemen“ stehen im Zentrum eines neuen Graduiertenkollegs, das die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) mit 1,2 Millionen Euro für zunächst viereinhalb Jahre fördert. Physiker und Bioinformatiker befassen sich in den unterschiedlichsten Bereichen mit dem Phänomen, dass sich komplexe Strukturen entwickeln können, wenn man Systeme durch äußere Einwirkung aus dem Gleichgewicht bringt. Außerdem werden Transportphänomene erforscht, die für biologische und medizinische Fragestellungen von Interesse sind. Bis zu 18 ausgewählten jungen Doktoranden bietet sich hier ein interdisziplinärer Ausbildungszusammenhang, der den Nachwuchswissenschaftlern bei ihrer Forschungsarbeit Einblicke auch über ihr eigenes Fachgebiet hinaus eröffnet. Sprecher des Kollegs sind die Saarbrücker Physiker Prof. Manfred Lücke und Prof. Ludger Santen. Neues Graduiertenkolleg Der Ordnung von Nichtgleichgewichtsstrukturen auf der Spur lötzlich und spontan bilden sich wie aus dem Nichts heraus Wirbel, biologische Zellen bewältigen differenzierte Aufgaben: Überall in der Natur findet man hochentwickelte Strukturen wieder, die sich selbstorganisiert erschaffen. Wie kommt es dazu? Warum verhalten sich flüssige Filme auf unterschiedlichen Oberflächen verschieden? Welche Transportphänomene führen dazu, dass ein Tumor wächst; wie wandelt sich gesundes Gewebe in krankes? Und wie erfolgt der intrazelluläre Transport, wie die Wechselwirkung von Proteinen mit Membranen? Fragen wie diese, die auf den ersten Blick eher weniger miteinander zu verbinden scheint, stehen im Mittelpunkt des neuen Graduiertenkollegs an der Saar-Universität. Ein gemeinsamer Nenner der physikalischen Fragestellungen aus den verschiedensten Bereichen verspricht interessante Impulse für die Forschung: Bringt man ein System durch Zwang aus dem Gleichgewicht – sei es, dass man dem System Energie zuführt, ein elektrisches Feld anlegt, eine chemische Substanz beigibt oder bei biologischen Zellen den Stoffwechsel verändert – setzt man Prozesse in Gang, deren grundlegende Mechanismen sich erstaunlich ähneln und modellhaft erfasst werden können. So vielfältig die Beispiele auch sein mögen, sie scheinen doch alle vergleichbar abzulaufen: „Bestimmte Abläufe und Gesetzmäßigkeiten gelten in ähnlicher Weise für all diese physikalischen Phänomene“, erklärt Prof. Manfred Lücke. „Ihr komplexes Zusammenspiel und ihre Wechselwirkungen zeigen Gemeinsamkeiten und führen häufig dazu, dass charakteristische selbstorganisierte Nicht- gleichgewichtsstrukturen gebildet werden – spontan und ohne von außen vorgegebenen Bauplan.“ Prof. Ludger Santen ergänzt: „Solche Strukturen können ohne weiteres die Komplexität eines Tumors mit eigenem Gefäßnetzwerk erreichen“. Die im Graduiertenkolleg betriebene Grundlagenforschung soll Lösungsansätze bieten, die die Sichtund Vorgehensweisen in angrenzenden Fachgebieten beeinflussen könnten. Mit Experimenten, Computersimulationen und theoretisch-numerischer Modellanalyse sollen die physikalischen und biologischen Fragestellungen angegangen werden. CE Beteiligt am Graduiertenkolleg sind die Arbeitsgruppen der Bioinformatiker Dr. Rainer Böckmann (3.v.r.) und Prof. Volkhard Helms (r.), die Experimentalphysiker Prof. Karin Jacobs (3.v.l.) und Prof. Christian Wagner (2.v.r.) sowie der Theoretischen Physiker Prof. Manfred Lücke (l.), Prof. Heiko Rieger (2.v.l.) und Prof. Ludger Santen (4.v.l.). In der Mitte: Susanne Balzert, Sekretärin des Graduiertenkollegs. Seit 1990 fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) in Graduiertenkollegs besonders qualifizierte Doktorandinnen und Doktoranden in allen wissenschaftlichen Disziplinen. Jeweils 15 bis 25 Nachwuchswissenschaftler arbeiten in einem meist interdisziplinären Forschungs- und Studienprogramm unter Anleitung von Professorinnen und Professoren, die in Forschung und Lehre besonders ausgewiesen sind. Der Wettbewerb um diese DFG-Fördermittel hat sich in zunehmendem Maße verschärft: Im Jahr 2005 wurden von 275 Neuanträgen lediglich 46 bewilligt. Einer davon ist das Graduiertenkolleg „Strukturbildung und Transport in komplexen Systemen“, ein weiterer das neue Graduiertenkolleg an der Medizinischen Fakultät (S. 18). campus 2/2006 P 17 Bild oben: Numerische Simulation von Konvektionsstrukturen in einer von unten beheizten Schicht von binären Flüssigkeitsmischungen (siehe D. Jung und M. Lücke, Phys. Rev. Lett. 89, 054502, 2002). Bild unten: Computermodell eines Tumors (siehe D.S. Lee, H.Rieger und K. Bartha, Phys. Rev. Lett. 96, 058104, 2006). Foto: das bilderwerk Medizin Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat im Dezember vergangenen Jahres die Einrichtung eines dritten Graduiertenkollegs an der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes bewilligt. Sprecher des Kollegs ist der Physiologie-Professor Dieter Bruns. I 18 n einem bundesweiten Auswahlverfahren wurde das Graduiertenkolleg „Calcium-Signale und zelluläre Nanodomänen“ von insgesamt 94 Förderanträgen als eines der neun besten beurteilt. Es wird seine Arbeit am 1. Mai dieses Jahres aufnehmen. Die Förderung in Höhe von insgesamt 1,7 Millionen Euro umfasst zwölf Doktorandenstipendien, eine Koordinierungsstelle sowie Sachmittel für die Stipendiaten. Die erste Förderperiode dauert viereinhalb Jahre. Das Kolleg wird die Rolle des Calciums (Ca2+) bei der Entstehung von Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen sowie von neurologischen Krankheiten erforschen. Calcium-Ionen sind essentielle Regulatoren in der Zelle: Sie steuern die Pumpaktivität des Herzens sowie alle anderen motorischen Aktivitäten und Sinneswahrnehmungen, aber auch andere Abläufe wie die Magen-DarmFunktion oder den Tag-Nacht-Rhythmus. Störungen im Calcium-Haushalt Neues Graduiertenkolleg an der Medizinischen Fakultät Im Laserlabor: Prof. Dieter Bruns und Doktorandin Wiebke Tabellion führen daher zu schwerwiegenden Erkrankungen. Um die Bedeutung des Calciums bei der intra- und interzellulären Kommunikation aufzuklären und die Ursachenforschung bei der Krankheitsentstehung voranzutreiben, sollen nun modernste Messverfahren eingesetzt werden: Durch kombinierte Anwendung molekularbiologischer, biophysikalischer, zellbiologischer und physiologischer Verfahren wollen die Homburger Mediziner intrazelluläre Calcium-Signale verfolgen. „Wir versuchen, in subzelluläre Nanodomänen vorzudringen, also Bereiche, die weniger als ein Hundertstel einer Zelle umfassen“, erklärt der Physiologe und Sprecher des Graduiertenkollegs, Prof. Dieter Bruns. Gleichzeitig sollen hoch qualifizierte Nachwuchswissenschaftler auf diesem zukunftsträchtigen Forschungsgebiet ausgebildet werden. Bei der Auswahl zukünftiger Kollegiaten geht man neue Wege: Bewerber können sich über ein zehnwöchiges Ausbildungs- und Auswahlverfahren qualifizieren. Daran werden 25 Kandidaten teilnehmen. Auch wer danach nicht in das Kolleg aufgenommen wird, profitiert: „Den Anwärter werden modernste Methoden vermittelt. Das wird ihre Qualifikation verbessern“, so Prof. Bruns. Aufgrund der Vorgehensweise bei der leistungsbezogenen Bewerberauswahl hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft dem Graduiertenkolleg Modellcharakter zugesprochen. MR/GS Europas Nanobiotechnologie-Szene rückt zusammen N ano2Life is a research lab for learning collaborative working”, beschreibt Koordinator Patrick Boisseau die Arbeit des von der EU geförderten Projektes. Im Mittelpunkt steht die Integration der Partner zu einem „European Institute of Nanobiotechnology“ (EIN). Das heißt vor allem: Austausch von Wissenschaftlern, Organisation gemeinsamer Workshops und Etablierung multidisziplinärer Arbeitsgruppen. „Gerade für junge Wissenschaftler, Post-docs und Doktoranden bietet sich hier die Möglichkeit, internationale Beziehungen aufzubauen und mit Fördergeldern verschiedene Partnerinstitute kennen zu lernen“, wirbt Professor Ingolf Bernhardt von der Saar-Uni für das Netzwerk. Seine Mitarbeiter machen von diesem Angebot bereits regen Gebrauch. Grundsätzlich bestehe für viele Mitglieder der naturwissenschaftlichen Fakultäten die Möglichkeit, die Vorteile dieses europäischen Netzwerkes zu nutzen und die Labore der Partner kennen zu lernen, dort zu forschen oder an Workshops und Sommerschulen teilzunehmen. Allerdings würden bei weitem noch nicht alle Vorteile genutzt, die „Nano2Life“ zu bieten hat: Die zweimal jährlich stattfindenden Tagungen könnten zum Beispiel durchaus von weiteren Interessenten besucht werden, so Prof. Ingolf Bernhardt. Neben der Universität des Saarlandes sind weitere Partner in der Region in „Nano2Life“ aktiv. Dazu gehören das Fraunhofer IBMT, die Universität Kaiserslautern und das NanoBioNet-Netzwerk. So rechnet man damit, das nächste Jahrestreffen oder ein anderes wissenschaftliches Treffen im nächsten Jahr ins Saarland zu holen. red campus 2/2006 „ „Nano2Life“ ist das größte Exzellenznetzwerk im Bereich der Nanobiotechnologie: Dreiundzwanzig Institute aus zwölf europäischen Ländern arbeiten an gemeinsamen Projekten und der engeren Vernetzung ihrer Institute. Am zweiten Jahrestreffen von „Nano2Life“ im März dieses Jahres in Barcelona nahmen auch Wissenschaftler verschiedener Institute der Saar-Uni teil. Insgesamt waren über 200 Forscher aus den Bereichen Physik, Biologie, Chemie und Werkstoffwissenschaften vertreten. Informationen bei: Prof. Ingolf Bernhardt, Tel.: (0681) 302-6689, [email protected], www.uni-saarland.de/fak8/i.bernhardt und Matthias Mallmann, Tel. (0681) 6857364, [email protected], www.nano2life.org Medizin Prof. Kindermann organisiert die medizinische Betreuung bei der Fußball-WM D Prof. Wilfried Kindermann, Leiter des Instituts für ie ganze Welt schaut zu, und die Aufgabe ist Sport- und Präventivmedizin der Saar-Uni, ist für die gewaltig: Prof. Wilfried Kindermann organiFußball-Weltmeisterschaft zum Chief Medical Officer siert bei der Fußball-WM die medizinische Bedes Organisationskomitees benannt worden. treuung an allen zwölf Spielorten, von Hamburg über Berlin bis nach München. Was heißt das? – aber auch zu Stipp„Dazu gehört die Unterstützung der Mannschaftsärzte der 32 teilnehmenden visiten an die verTeams, die medizinische Betreuung der Stadien-Innenräume einschließlich des schiedenen SpielVIP-Bereichs und die Organisation der Dopingkontrollen“, erklärt der Saarorte reisen. „Ich werde aber auch brücker Sportmediziner und Kardiologe. Zusammen mit dem DRK muss er für selbst ärztlich tätig sein und behanalle Stadien eine Organisationsstruktur aufbauen, die es möglich macht, beideln, wenn es die Situation erfordert“, spielsweise ein flimmerndes Herz innerhalb kürzester Zeit mit einem Defibrilerklärt Kindermann, der zehn Jahre lator zu entflimmern. Wie das medizinische Betreuungssystem im einzelnen lang die deutsche Fußballnationalaussieht, stellte Prof. Kindermann im März den Mannschaftsärzten aller WMmannschaft betreut und zwei WeltTeilnehmer beim Team-Workshop in Düsseldorf vor. Erstmals vor einer WM meisterschaften sowie drei Europamüssen sich in diesem Jahr alle Spieler ärztlich durchchecken lassen. Dazu hat meisterschaften mitgemacht hat. der Chefmediziner in Absprache mit der FIFA einen standardisierten UnterAußerdem hat er als Arzt an sieben suchungsbogen entwickelt, der verpflichtend u.a. auch eine UltraschallunterOlympischen Spielen teilgenommen suchung des Herzens beinhaltet, um dem plötzlichen Herztod auf dem Spielfeld und war bei den Sommerspielen in vorzubeugen. Sydney und Athen leitender Arzt der Prof. Kindermanns Domizil während der Weltmeisterschaft wird das FIFAdeutschen Olympiamannschaft. GS Hauptquartier in Berlin sein. Von dort aus wird er organisieren und koordinieren, 19 Training darf anstrengen Machen Sie ruhig langsam.“ „Bloß nicht zu hoch belasten, damit Sie nicht zu sehr aus der Puste kommen“... – Solche Ratschläge mögen so manchem zwar angenehm sein; beim körperlich gesunden Sportler ist für einen optimalen Trainingseffekt die ruhige Art jedoch nicht zwangsläufig die beste. Selbst ein so genanntes „Fettstoffwechseltraining“ sollte nicht unbedingt ausschließlich mit niedrigen Belastungen erfolgen. Dies haben Saarbrücker Sportmediziner jetzt anhand mehrerer Studien belegt. „ W ill man optimal die Ausdauer trainieren, den FettDr. Tim Meyer (r.) bei Trainingsstudien. Foto: das bilderwerk stoffwechsel bestmöglich aktivieren und das Gewicht reduzieren, so darf Training durchaus anstrengend Selbst kontrollieren können Sportler ihre sein“, erklärt Privatdozent Dr. Tim Meyer. Der Wissenschaftler lehrt und forscht Beanspruchung im Training am einam Institut für Sport- und Präventivmedizin von Prof. Wilfried Kindermann. Als fachsten über den Puls. Dr. Meyer dessen Nachfolger betreut Dr. Meyer seit 2002 als Mannschaftsarzt die deutsche empfiehlt für Personen über 40 Jahre Fußball-Nationalelf – auch bei der diesjährigen Fußball-WM. „Am effektivsten oder bei Vorerkrankungen zunächst ist es für Gesundheitssportler, knapp unter der Dauerleistungsgrenze zu traieinen Gesundheitscheck beim Arzt: „Bei nieren. Das betont ruhige Training allein ist für den an Herz und Kreislauf ambitionierten Sportlern kann und bei gesunden Sportler nicht das Training der Wahl“, betont er. Risikopatienten muss ein Fitnesstest in In drei Studien, die über einen Zeitraum von zwei Jahren liefen, untersuchten Form eines Belastungs-EKGs die angeder Sportmediziner und seine Arbeitsgruppe niedrigintensives Training, das gern messene Trainingsherzfrequenz ermitals „den Fettstoffwechsel fördernd“ propagiert wird: In Studie eins wurde bei teln. Das effektivste Training liegt beim Probanden, die je eine Stunde auf dem Fahrrad trainierten, untersucht, bei welgesunden Sportler ohne Herz-KreislaufErkrankungen im Durchschnitt bei etwa cher Intensität am meisten Fett verbrannt wird. In Studie zwei wurde bei einem 80 bis 85 Prozent der maximalen Herz8-Kilometer-Lauftraining der Kalorienverbrauch unterschiedlicher, aber realisfrequenz, die sich per Faustformel mit tischer Trainingsgeschwindigkeiten gemessen. Studie drei untersuchte über drei 220 (Laufen) bzw. 200 (Radfahren) miMonate die unterschiedlichen Ausdauerzuwächse bei fünfmaligem Training in nus Lebensalter abschätzen lässt. Indider Woche. Verglichen wurden zwei Trainingsprogramme mit identischem viduelle Abweichungen im PulsverhalKalorienverbrauch: eines bei mittlerer, ein anderes bei betont niedriger Intensität. ten sind jedoch nicht selten. Daher empInsgesamt ließ sich kein eindeutiger Vorteil der niedrigen Intensitäten erkenfiehlt sich bei offensichtlichen Problenen. Im Gegenteil: „Die niedrigsten Intensitäten ergaben sogar etwas geringere men mit solch allgemeinen Vorgaben Trainingseffekte“, so Dr. Meyer zum Ergebnis. Zum Einsatz kamen neben Bedie Rücksprache mit einem sportmedistimmungen von Herzfrequenz und Laktat auch Atemgasmessungen. CE zinisch versierten Arzt.“ campus 2/2006 „ Medizin Kupfer – eine neue Chance zur Behandlung von Alzheimer? Weltweit erste Kupfer-Therapiestudie bei Patienten mit Alzheimer-Demenz zeigt positive Zwischenergebnisse K campus 2/2006 20 ann Kupfer das Fortschreiten der Alzheimer-Erkrankung aufhalten? – In der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums, die von Prof. Peter Falkai geleitet wird, führt man dazu erstmals eine klinische Studie durch. Anlass sind vielversprechende Ergebnisse der biochemischen Forschung und tierexperimenteller Beobachtungen. Betreut wird die Studie von Prof. Thomas Bayer als Wissenschaftlichem Leiter und dem Leiter der Klinischen Prüfung und Geschäftsführenden Oberarzt der Klinik, Privatdozent Dr. Frank-Gerald Pajonk. Die Mediziner wollen klären, ob durch die Einnahme von Kupfer als Nahrungsergänzungsmittel bei Patienten mit beginnender AlzheimerErkrankung das Fortschreiten der Demenz aufgehalten werden kann. Die bisherigen Beobachtungen im Rahmen der weltweit ersten Kupfer-Therapiestudie gegen Alzheimer beurteilen die Mediziner durchweg positiv: „Die Daten, die wir mit dem Kupfer bisher gesammelt haben, sind sehr überzeugend“, sagt Prof. Bayer. Den endgültigen Beweis könne jedoch nur eine abgeschlossene klinische Studie erbringen. „Sollte sich bestätigen, dass Kupfer das Fortschreiten der Alzheimer-Krankheit verlangsamen kann, könnte bald ein sehr gut verträgProf. Thomas Bayer liches und auch sehr kostengünstiges Mittel für die Therapie der AlzheimerDemenz zur Verfügung stehen“, ergänzt Dr. Pajonk. Gestartet ist die HomburPD Dr. Frank-Gerald Pajonk ger Studie bereits vor eineinhalb Jahren. Insgesamt sollen etwa 70 Patienten teilnehmen, die letzten Patienten beginnen die Studie im April. Mit exakten wissenschaftlichen Erkenntnissen wird in etwa einem halben Jahr gerechnet. Bei der „doppelblinden“, placebokontrollierten Studie nimmt ein Teil der Patienten ein Placebo, also ein unwirksames Medikament, ein. Die übrigen Patienten erhalten Kupferorotat, ein Kupfer-Salz. Weder Ärzte noch Patienten wissen, wer Kupfer und wer das Placebo einnimmt. Zusätzlich erhalten alle Patienten eine Standardbehandlung gegen Alzheimer-Demenz mit einem Acetylcholinesterase-Hemmer. Auf diese Weise ist gewährleistet, dass die Patienten während des Studienzeitraums auf jeden Fall eine wirksame Behandlung erhalten, auch wenn sie in der Placebogruppe sind. Die Studie dauert insgesamt 14 Monate. In einer ersten Phase von zwei Monaten werden die Patienten auf den Acetylcholinesterase-Hemmer als alleinige Behandlung eingestellt, um festzustellen, ob sie dieses Medikament vertragen. In der zweiten Phase von zwölf Monaten wird zusätzlich Kupfer oder ein Placebo gegeben. Zu Beginn, während und bei Abschluss der Studie finden in regelmäßigen Abständen neuropsychologische Tests statt, bei denen unter anderem die Gedächtnisleistung, die Konzentrationsfähigkeit und die Reaktionsgeschwindigkeit der Patienten ermittelt werden. Zusätzlich wird der Gehalt von Kupfer und des Beta-Amyloids Aß im Nervenwasser gemessen. „Daran können wir erkennen, ob im Verlauf der Behandlung geringere Mengen dieses schädlichen Stoffes, der zu Ablagerungen im Gehirn führt, gebildet werden. Das würde auf eine Verlangsamung des Krankheitsprozesses hindeuten“, sagt Prof. Bayer. Kernspintomographien sollen Aufschluss über Veränderungen im Gehirn geben, insbesondere im Hippocampus, dem für das Gedächtnis zuständigen Neues Buch Hirnareal. Thiel, Gerald (Hrsg.): Transcription Factors in the Nervous Eine positive Zwischenbilanz gibt es bereits: „Alle PatienSystem – Development, Brain Function, and Disease. Wileyten haben die Studienmedikation bisher gut vertragen – VCH, 2006, Hardcover, 159 Euro, ISBN 3-527-31285-4 Das Nervensystem ist das komplizierteste Organ des Menschen, Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet“, berichtet Dr. das aus einer Vielzahl von Nerven- und Gliazellen aufgebaut ist. Pajonk. „Bei den Untersuchungen zu Beginn der Studie haDie Entwicklung des Gehirns, die Ausbildung der neuronalen ben wir bestätigt gefunden, dass ein Zusammenhang zwiStrukturen und die Funktionen des Gehirns werden durch Transkriptionsfaktoren kontrolliert, die entscheiden, welche Gene in welschen der kognitiven Leistung und dem Kupfergehalt im chen Zellen exprimiert werden. Das vorliegende Buch beschreibt Plasma besteht“, so der Mediziner. Patienten mit einem niedzum ersten Mal, wie das Zusammenwirken verschiedener Transrigen Kupferspiegel machten mehr Fehler bei den Tests. Je kriptionsfaktoren während der neuronalen Entwicklung die Bildung des Gehirns steuert. Im erwachsenen Organismus sind Transbesser die kognitiven Leistungen bei den Tests waren, desto kriptionsfaktoren an der Kontrolle der Informationsverarbeitung im höher war auch der Kupferspiegel der Patienten. Interessant Gehirn involviert und Beispiele in dem Buch zeigen, wie neuronale sind auch die bisherigen Untersuchungen des Nervenwassers: Aktivität und Ca2+-Ionen die Transkription im Gehirn regulieren. Eine transkriptionelle Dysregulation im Gehirn „Laut Definition legt eine bestimmte Konzentration des toxiist möglicherweise der Auslöser von neuroschen Aß im Nervenwasser die Diagnose Alzheimer nahe“, degenerativen Krankheiten. In diesem Zusamerläutert Dr. Pajonk. „Tatsächlich hatten die Patienten, bei menhang werden zwei Erkrankungen, Huntington-Chorea und die Alzheimer-Erkrankung, denen wir anhand von Aß die Diagnose Alzheimer stellen diskutiert. Das Buch zeigt, dass die Kenntnis konnten, niedrigere Kupferspiegel. Mit anderen Worten: je der molekularen Struktur und Funktion von mehr Aß im Nervenwasser, umso niedriger ist der Transkriptionsfaktoren essentiell ist, um zu verstehen, wie das Nervensystem sich entKupferspiegel. Auch hier besteht also ein deutlicher Zuwickelt und wie das Gehirn funktioniert. sammenhang.“ MR/GS und vier Prozent der Deutschen, das sind etwa drei Millionen Menschen, leiden unter Tinnitus. Die Betroffenen haben ein stetes Brummen, Rauschen, Klingeln, Pfeifen oder Sausen im Ohr, ohne dass die Töne oder Geräusche tatsächlich existieren. Die Ohrgeräusche, die bei chronischer Erkrankung länger als sechs Monate anhalten, können zermürbend sein und die Betroffenen stark beeinträchtigen: Für fast jeden zweiten Patienten hat die chronische Form des Tinnitus seelische Folgen wie innere Unruhe, Schlaflosigkeit, Konzentrationsstörungen oder Depressionen; man spricht hier vom „dekompensierten“ Tinnitus. Ungeklärt war bislang, ob Patienten Medizin R Dr. Wolfgang Delb bei einer Ohruntersuchung. Foto: Rüdiger Koop Tinnitus-Studie ausgezeichnet Tinnitus-Ambulanz des Universitätsklinikums: Telefon: 06841-1624211, Email: [email protected] im früheren Krankheitsstadium des akuten Tinnitus, bei dem die Ohrgeräusche weniger als drei Monate andauern, bereits unter einem dekompensierten Tinnitus leiden können. Dies hat jetzt eine Studie bestätigt, der die Deutsche Tinnitus Liga e.V. ihren mit 5 000 Euro dotierten Förderpreis verliehen hat: Der Mediziner PrivatR. D’Amelio Dr. W. Delb dozent Dr. Wolfgang Delb von der Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und der Diplom-Psychologe Roberto D’Amelio von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie untersuchten in der Studie die Wirksamkeit eines kombinierten medizinisch-psychologischen Behandlungsprogramms bei Patienten mit akutem Tinnitus. Mittels dieser individuell maßgeschneiderten „Tinnitus-Retraining-Therapie“ lernen Patienten in der Homburger Tinnitus-Ambulanz, die von Dr. Delb und D’Amelio gemeinsam geleitet wird, wirksame Techniken, ihr Ohrgeräusch besser zu tolerieren und aus der Wahrnehmung auszublenden. Die Studie belegt, dass die seelische Belastung bei akutem Tinnitus durch die Kombinationstherapie deutlich gesenkt werden kann. Die Studienteilnehmer empfanden ihr Ohrgeräusch deutlich weniger belastend und gaben eine höhere Lebensqualität und Zufriedenheit an. CE 21 Psychopharmaka gegen Schizophrenie R ückzug von Familie und Freunden, Verlust des Realitätsbezugs, Auftreten von Wahn oder Halluzinationen – das sind einige der Symptome einer Schizophrenie-Erkrankung. In den westeuropäischen Ländern sind etwa ein Prozent der Bevölkerung von dieser Erkrankung betroffen. Sie beginnt häufig im frühen Erwachsenenalter und verläuft in Phasen. Oft treten Störungen im Denken und Angstzustände auf, was dazu führt, dass die Erkrankten sehr verunsichert sind und sich wenig zutrauen. Bei der Therapie spielen Psychopharmaka (z.B. Neuroleptika) eine wichtige Rolle. Sie lindern die Symptome, können die Gespanntheit vermindern und den Patienten befähigen, wieder über seine Krankheit hinaus mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Die kontinuierliche Einnahme von Antipsychotika ist der entscheidende Faktor zur Verhinderung von Rückfällen und zur Rehabilitation bei Patienten mit Schizophrenien. Manche Patienten nehmen jedoch ihre Medikamente nicht oder nicht wie verordnet ein. Damit sind Rückfälle vorprogrammiert, und ein Teufelskreis, die so genannte Drehtür-Psychiatrie, beginnt. Im Rahmen einer Studie sollten daher Aufschlüsse über die persönliche Einstellung der Patienten gegenüber spezifischen Substanzen und Darreichungsformen gewonnen werden. Außerdem wurde die Bedeutung des so genannten therapeutischen Bündnisses zum behandelnden Arzt aus Patientensicht untersucht. An der Studie nahmen neun psychiatrische Kliniken im Saarland und aus angrenzenden Regionen teil. Insgesamt wurden 300 Patienten mit Schizophrenien – 174 Männer und 126 Frauen – kurz vor ihrer Entlassung zu ihrer Einstellung zu medikamentösen Therapien befragt. Beim Ausbruch der Ersterkrankung waren sie im Schnitt 29 Jahre alt, und seit ihrer ersten Behandlung mit Antipsychotika waren durchschnittlich knapp neun Jahre vergangen. Ergebnis: 84 Prozent der Patienten sahen derzeit die Notwendigkeit einer pharmakologischen Behandlung, 75 Prozent auch die Notwendigkeit über mindestens ein Jahr hinweg. Für die Langzeittherapie zogen die meisten Patienten Tabletten vor (67 Prozent), ein Depot (Medikament mit verzögerter und verlänger- ter Wirkfreisetzung) war für 24 Prozent, ein chirurgisch implantiertes Abgabesystem für neun Prozent die Therapie der Wahl. „Ein großer Anteil der Patienten stimmte einer längerfristigen kontinuierlichen medikamentösen Therapie zu“, fasst Privatdozent Dr. Frank-Gerald Pajonk, Leiter der Studie und Geschäftsführender Oberarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie (Prof. Peter Falkai), die Ergebnisse zusammen. „Die Einstellung zur Medikation hängt jedoch maßgeblich von der Einsicht in die Erkrankung und dem therapeutischen Bündnis ab und von den Erfahrungen mit den verordneten Medikamenten selbst“. Vor allem ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Arzt und Patient sei wesentliche Voraussetzung für eine dauerhafte und verlässliche Einnahme der Medikamente. red Die FAME I-Studie (FAME: Favoured Medication, bevorzugte Medikation) wurde mit Unterstützung der BMW-Group Saarbrücken Neunkirchen durchgeführt. Sie stellte kostenlos für die Dauer eines Jahres ein Fahrzeug zur Verfügung, mit dem die Mediziner die einzelnen Kliniken anfahren konnten. Die Untersuchung wird als FAME II-Studie fortgeführt. campus 2/2006 Das Universitätsklinikum des Saarlandes präsentiert erste Ergebnisse der FAME IStudie, die in Kooperation mit 300 an Schizophrenie erkrankten Patienten aus insgesamt neun Kliniken und Krankenhäusern der Region durchgeführt wurde. Medizin Neues Hochsicherheitslabor zur Diagnostik gefährlicher Infektionserreger Am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene des Universitätsklinikums ist zum Jahreswechsel ein neues Hochsicherheitslabor, ein so genanntes S3-Labor, in Betrieb gegangen. Es soll Sicherheit bei der Diagnostik von Erregern der Tuberkulose, bei gefährlichen Pilzsporen oder bei Verdachtsfällen von Bioterrorismus gewährleisten. N 22 ach den Terroranschlägen in New York 2001 wurden auch in Deutschland Briefe auf MilzbrandSporen untersucht. Der Nachweis solch gefährlicher Mikroorganismen ist nur in Laboren der Schutzstufe drei, in so genannten S3-Labors, möglich. Das neue Hochsicherheitslabor am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene ist nach fast zweijähriger Planungs- und Umbauphase zu Beginn des Jahres in Betrieb genommen worden. Es wird von Professor Mathias Herrmann geleitet. Bei Bau und Betrieb solcher Laborbereiche ist eine Vielzahl von rechtlichen Bestimmungen, wie die Biostoffverordnung oder Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes, zu beachten. Sie besitzen eine aufwändige Schleusen- und Lüftungstechnik, und die Mitarbeiter müssen strenge Zugangsregelungen und Arbeitsvor- schriften berücksichtigen. Denn in S3-Laboren werden besonders gefährliche Viren, Pilzsporen und hoch resistente Bakterien, die Tuberkulose oder andere seltene Erkrankungen Foto: Rüdiger Koop verursachen können, untersucht. Im neuen Hochsicherheitslabor in Homburg können die Schleusen der Laborbereiche nur mit Chipkarten geöffnet werden. Die vier Türen im System lassen sich nur nacheinander öffnen und müssen schnell geschlossen werden, was durch ein Alarmsystem überwacht wird. Über einen gestuften Unterdruck wird gewährleistet, dass keine belastete Laborluft in Außenbereiche entweichen kann. Der Unterdruck nimmt vom Außenbereich über die Schleuse zum Labor kontinuierlich zu, wobei die Abluft aufwändig sterilfiltriert wird. Ein erstes S3-Labor gibt es bereits im Institut für Virologie des Uni-Klinikums. Doch spätestens die Verdachtsfälle von Milzbranderregern haben die Einrichtung eines weiteren Hochsicherheitslabors auch im Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene notwendig gemacht. Dieses übernimmt das diagnostische Spektrum aus dem Bereich krankheitsverursachender Bakterien, Parasiten und Pilze, während das Institut für Virologie, das von Prof. Nikolaus Müller-Lantzsch geleitet wird, die virologischen Untersuchungen durchführt. red Neues Zentrallabor im Uniklinikum Im Universitätsklinikum in Homburg ist die Zentralisierung der Laborbereiche nahezu abgeschlossen: Im neuen Zentrallabor führt ein Team aus rund 70 Mitarbeitern nicht nur alle labormedizinischen Untersuchungen innerhalb des Klinikums durch, sondern versorgt beispielsweise auch die Bliestalkliniken mit der gesamten Labordiagnostik. M it dem Umzug und der Etab„ lierung eines völlig neuen Laborkonzeptes gehört das Homburger Zentrallabor zu den modernsten und leistungsfähigsten universitären La- campus 2/2006 Fotos: Rüdiger Koop Prof. Wolfgang Herrmann boratorien Deutschlands“, erklärte Prof. Wolfgang Herrmann, Leiter der zentralen diagnostischen Einrichtung, anlässlich der Einweihungsfeier im Februar. „Damit ist eine über viele Jahre betriebene Entwicklung abgeschlossen, die den enorm gestiegenen qualitativen wie quantitativen Anforderungen an klinische Labore entspricht“. Neben der rasanten Mengenzunahme an Laboranforderungen hat sich auch eine bedeutende Erweiterung der Parameterpalette vollzogen. Die Bewältigung der Aufgaben sei daher nur mit modernen Großanalysatoren und einer leistungsfähigen Labor-EDV, die das Management der Befunde übernimmt, möglich, so Prof. Herrmann. Fünf Millionen Analysen werden im neuen Zentrallabor jährlich erbracht. Eine besondere Rolle spielt die Logistik: Etwa 40 Prozent der internen Anforderungen sind als Notfall gekennzeichnet – nicht nur die Durchführung der Analysen, sondern auch die Anlieferung der Proben und die Rückübermittlung der Befunde müssen möglichst rasch erfolgen. Für die Anlieferung der Proben sorgt eine sieben Kilometer lange Rohrpostanlage, durch die das Material innerhalb kürzester Zeit von allen Stationen des Uni-Klinikums ins Zentrallabor gelangt. Die Ergebnisse werden den Stationen elektronisch übermittelt und direkt vor Ort ausgedruckt. Neben der Labordiagnostik für das gesamte Universitätsklinikum leistet die Labormedizin Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Hyperhomocysteinämie, die als neuer Risikofaktor für Schädigungen der Blutgefäße und des Nervensystems gilt. Hier ist die Einrichtung ein international anerkanntes Forschungszentrum. GS Informatik Max-Planck-Institut für Softwaresysteme nimmt Gestalt an N Gebäuden könne ein offener Austausch praktiziert werden. Die Vorgabe beim Wettbewerb habe gelautet: „Hierarchiefreies Bauvorhaben“. Das werde in Saarbrücken mittels einer durchgängigen Kommunikationsebene aus Treppen und Kommunikationsräumen realisiert. GS Juristisches Internetprojekt Saarbrücken Journalistenpreis Informatik S I icherheit im Internet, elektronischer Zahlungsverkehr oder Fallstricke bei Online-Versteigerungen – diese und andere Themen rund um Internet und Recht stehen im Mittelpunkt der öffentlichen Redaktionssitzungen in der Saarbrücker Stadtgalerie. Sie werden vom Team des Juristischen Internetprojekts Saarbrücken (JIPS) in enger Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt Saarbrücken organisiert und wenden sich an interessierte Bürger. Gemeinsam mit den Teamleitern, den Jura-Professoren Maximilian Herberger und Helmut Rüßmann, werden aktuelle Entwicklungen im Internet diskutiert und juristische Hintergründe beleuchtet. Das JIPS ist eine Initiative des Instituts für Rechtsinformatik der Saar-Uni und wurde vor über zehn Jahren von Jura-Studenten gegründet mit dem Ziel, einen überregionalen Informationsservice im Bereich Jura und Informatik zu bieten. Heute finden Nutzer ein umfassendes Fach-Portal für juristische Informationen mit internationalem Schwerpunkt vor. GS Nächster Termin: Mittwoch, 3. Mai 2006, 17 Uhr, Saarbrücker Stadtgalerie, Thema: „Online-Banking und Phishing“. Weitere Infos unter: www.jura.uni-saarland.de Wissenschaftsjournalisten in Saarbrücken: Zur Eröffnung des Informatikjahres 2006 hatte das Kompetenzzentrum Informatik der Uni zwanzig Wissenschaftsjournalisten eingeladen. Auf einer zweitägigen Reise in Zusammenarbeit mit der Wissenschafts-Pressekonferenz in Bonn informierten sich die Journalisten über die gesamte Bandbreite der Informatikforschung. Professoren der Universität, des Max-Planck-Instituts für Informatik, des Max-Planck-Instituts für Softwaresysteme und des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz stellten ihre Arbeiten vor. Die Journalisten lernten außerdem das Internationale Begegnungs- und Forschungszentrum für Informatik, Schloss Dagstuhl, kennen. MEY Neues DFKI-Labor in Bremen Neben den Standorten Saarbrücken und Kaiserslautern hat das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) ein drittes Standbein in Bremen aufgebaut: Im Februar wurde hier ein neues Labor mit den Schwerpunkten „Robotik“ und „Sichere Kognitive Systeme“ eröffnet. Gefördert wird das Projekt vom Land Bremen und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). GS 23 m Wissenschaftsjahr 2006, das ganz im Zeichen der Informatik steht, stiftet das saarländische Ministerium für Wirtschaft und Arbeit einen Journalistenpreis Informatik. Der Journalistenpreis ist in den Kategorien Print, Hörfunk und Fernsehen mit jeweils 5 000 Euro dotiert. Das Wirtschaftsministerium will in Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum Informatik der Universität des Saarlandes im Jahr der Informatik journalistische Beiträge honorieren, die in der breiten Öffentlichkeit das Interesse für Themen der Informatik wecken. Denn wie kaum eine andere Wissenschaft durchdringt die Informatik fast alle Bereiche unseres Lebens: Jeder nutzt sie täglich, ohne es bewusst wahrzunehmen, sei es am Handy, im Auto oder in Haushaltsgeräten. Dabei wird die Informatik als recht junge wissenschaftliche Disziplin von der Öffentlichkeit noch wenig wahrgenommen. MEY Einsendeschluss der Bewerbungsunterlagen ist der 5. Oktober 2006. Die Teilnahmebedingungen sind folgender Webseite zu entnehmen: http://www.informatik-saarland.de/ 06.Presse/05.Journalistenpreis Weitere Informationen bei Friederike Meyer zu Tittingdorf, Tel.: (0681) 302-58099, E-Mail: [email protected] campus 2/2006 un ist entschieden, wie das neue Max-Planck-Institut für Softwaresysteme an den beiden Standorten Saarbrücken und Kaiserslautern aussehen wird: Im Februar stellten Universitätspräsidentin Prof. Margret Wintermantel, Wissenschaftsminister Jürgen Schreier und Max-Planck-Gründungsdirektor Prof. Peter Druschel die Preisträger des Architektenwettbewerbs vor. Realisiert wird ein Entwurf des Büros Weinbrenner-Single aus Nürtingen. Der zweite Preis ging an die Saarbrücker Planungsgruppe Professor Focht und Partner. Auf dem Saarbrücker Campus Wissenschaftsminister Jürgen Schreier und wird das neue Institut als kubisch Universitätspräsidentin Margret Wintermantel geformter, sechsgeschossiger Bau bei der Vorstellung der Preisträger. Foto: Anne-Katrin Axt errichtet. Er soll bis 2009 fertiggestellt sein. Für den Neubau und die wissenschaftliche Erstausstattung des „Olympiastützpunkts für die Informatik“ (Wissenschaftsminister Schreier) wird das Saarland insgesamt rund 18 Mio. Euro investieren. Uni-Präsidentin Wintermantel lobte die Entscheidung des Preisgerichts: „Wichtig ist, dass die Gebäude an beiden Standorten als zusammengehörig zu erkennen sind“. Prof. Peter Druschel betonte, in beiden neuen Informatik CeBIT 2006: Vom Heimkino bis zum Cocktail-Roboter Die saarländische Informatik präsentierte Forschungsergebnisse am Messestand und im „future talk forum“ der CeBIT. Den Messeauftritt hatte die Kontaktstelle für Wissens- und Technologietransfer (KWT) der Uni vorbereitet. D campus 2/2006 24 er saarländische Forschungsstand hatte auf der CeBIT 2006 in Hannover einen Fernsehstar und Publikumsliebling. Sein Name: Mico. Seine Aufgabe: Cocktails mixen. Seine Vision: Sprechende Haushaltsgeräte. Der Cocktail-Roboter der Firma CLT Sprachtechnologie, die aus dem Saarbrücker Lehrstuhl für Computerlinguistik von Prof. Manfred Pinkal hervorgegangen ist, zog Journalisten und Messebesucher magisch an. Alle namhaften Fernseh- und Radiosender wie ZDF, NDR, Deutschlandfunk und Sat1 berichteten von dem plappernden Barkeeper, der beim CocktailMixen fröhlich Witze erzählt und beim Servieren auch noch den Alkoholgehalt des bestellten Getränks mitteilt. Auf großes Medieninteresse stieß auch die vernetzte Heimkino-Welt der Computergraphiker im Team von Prof. Philipp Slusallek. Auf dem future market der CeBIT hatten Marco Lohse und Michael Repplinger ein komplettes Wohnzimmer mit angrenzendem Biergarten – obligatorisch mit saarländischem Schwenker – aufgebaut. Darin demonstrierten sie, wie heute alle Multimediageräte im Haushalt, vom Handy bis hin zur Webcam an der Türsprechanlage, miteinander vernetzt werden können. Über die jungen Wissenschaftler, die ihre neue Technologie über das Unternehmen Motama vermarkten wollen (S. 25), wurde unter anderem im RTL-Fernsehen und live im Deutschlandfunk berichtet. Prof. Philip Slusallek präsentierte außerdem am Saarland-Stand seine interaktive Visualisierungstechnik, das Echtzeit-RayTracing. Das Verfahren wird in der Automobilindustrie bereits eingesetzt, um Automodelle zu designen. Das Forschungsprojekt Verisoft unter Leitung des Saarbrücker Informatik-Professors Wolfgang Paul war in diesem Jahr am Stand des Bundesforschungsministeriums (BMBF) vertreten. Mit einem Dokumentarfilm und einem gläsernen Automodell demonstrierten die Wissenschaftler ihre neue Technologie, mit der formal garantiert werden kann, dass Betriebs- systeme keine Fehler mehr enthalten. Im Rahmen des Verisoft-Projekts, das vom BMBF finanziert wird, sollen die dabei gewonnenen Erkenntnisse auf ein AutoNotruf-System angewendet werden, das nach einem Unfall automatisch die Rettungsstelle alarmiert. In den CeBIT-Projekten von Prof. Andreas Zeller ging es um Software, die automatisch Fehler in Programmen findet. Im Herbst 2005 konnte er als erster Forscher die Fehlerdatenbanken von Microsoft systematisch durchsuchen, um herauszufinden, wo sich die meisten Fehler häufen. Über dieses Thema berichteten von der CeBIT ausführlich zwei große deutsche Tageszeitungen sowie der Deutschlandfunk. Gebannt standen die Journalisten auch vor dem Fernsehmonitor der Zukunft, den das Max-Planck-Institut für Informatik am saarländischen Foto links: Mark Hillebrand erklärt das Forschungsprojekt Verisoft vor dem gläsernen Auto. Foto unten: Besucherliebling: der Lego-Roboter Mico, der nicht nur Cocktails mixen, sondern auch sprechen kann. Fotos: MEY Forschungsstand präsentierte. Die Bilderzeugung durch High Dynamic Range ermöglicht Fernsehbilder und Fotos in einer bisher ungeahnten Qualität, die erstmals das gesamte Spektrum der Farben abdecken, die das menschliche Auge sehen kann. Ernsthafte Forschung wurde am Saarland-Stand auch zum unterhaltsamen Spiel: Messebesucher konnten im „Millionärs“-Quiz gegen den Computer antreten. Prof. Johann Haller hatte mit Forschern des Instituts für Angewandte Informatikforschung (IAI) eine Software entwickelt, durch die ein Computer auf der Basis der Brockhaus Enzyklopädie die richtige Antwort findet. Neue eLearning-Systeme stellte außerdem die Forschungsgruppe um Dr. Erica Melis (Universität und DFKI) vor: Das System passt sich dem Benutzer an und bietet die für ihn geeigneten Inhalte und Übungen in einem jeweils angemessenen Lerntempo an. Eine Software für die persönliche Finanzplanung wurde zudem vom Lehrstuhl für Informations- und Technologiemanagement präsentiert. Vertreten war auch die Sirrix AG, die sich mit der Sicherheit der Telekommunikation beschäftigt. Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) präsentierte in diesem Jahr gleich an drei Standorten der CeBIT Computer, die hören, sprechen, laufen und verstehen. Auf der großen Sonderfläche Mensch-TechnikInteraktion des Bundesforschungsministeriums demonstrierte das DFKI unter anderem multilinguale Dienste für die Olympischen Spiele 2008 in Beijing und den achtbeinigen Laufroboter SCORPION aus dem DFKI-Labor Bremen. Rund ein Dutzend Saarbrücker Wissenschaftler der Universität, des DFKI und des Max-Planck-Instituts für Informatik stellten ihre Forschungsergebnisse außerdem im Vortragsprogramm „future talk“ der CeBIT vor. MEY S Informatik chweden und Kanada setzen in Sachen Zukunftskonzepte für die Wissenschaft auf Know-how aus dem Saarland: Prof. Wolfgang Wahlster, Träger des Deutschen Zukunftspreises des Bundespräsidenten, Saarbrücker Universitätsprofessor und Leiter des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Professor Wahlster berät kanadische und schwedische Exzellenzinitiativen Intelligenz, ist vom schwedischen Wissenschaftsrat in die Experten-Kommission für die dortige Exzellenzinitiative berufen worden. Die Kommission soll Anträge für so genannte Berzelius-Zentren aus der Sicht der Technikwissenschaften evaluieren. Ab Juli 2006 will Schweden bis zu vier solcher Zentren an Universitäten einrichten, die bis zu zehn Jahre lang im Schnitt mit rund zwei Millionen Euro gefördert werden. Nach zwei Jahren erfolgt eine erste Evaluation. Außerdem wurde die Linnaeus-Förderlinie ausgeschrieben, die vierzehn Forschungsgruppen für bis zu zehn Jahre mit etwas über einer Million Euro jährlich unterstützt. Im Unterschied zum Exzellenz-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) werden neben der Exzellenz der Grundlagenforschung explizit die Zusammenarbeit mit der Industrie und eine mögliche Kommerzialisierung der Ergebnisse bei der Evaluation berücksichtigt. Das iCore-Exzellenzprogramm in Kanada zielt speziell auf die Förderung von Spitzenwissenschaftlern in den Informations- und Kommunikationstechnologien Der Forschungsrat des kanadischen Exzellenzprogramms im Januar 2006 in Stanford: Prof. Perrault (Direktor am SRI), Prof. Taylor (Nobelpreisträger, Stanford), Prof. Wahlster, Prof. Manning (Univ. of Victoria), Prof. Goebel (Präsident von iCore). Foto: DFKI 25 ab. Derzeit werden 19 Spitzengruppen für bis zu zehn Jahre mit jährlich über neun Millionen Euro gefördert. Prof. Wahlster ist Mitglied des Forschungsrates für iCore, der zweimal im Jahr abwechselnd in Stanford und in Banff tagt. red Spin-Off Motama vernetzt Multimedia-Geräte A ufnahmen des heimischen Videorekorders von unterwegs mit dem UMTSHandy abrufen, die CD-Musik drahtlos auf alle HiFi-Geräte im Haus übertragen und per Webcam den Gast vor der Haustür ansprechen – möglich macht diese Vernetzung von Multimedia-Geräten eine Software, die an der Universität des Saarlandes entwickelt wurde. Sie heißt „Netzwerk-Integrierte Multimedia Middleware (NMM)“ und wird jetzt von dem neuen Unternehmen Motama weltweit vermarktet. Das Unternehmen haben die Saar-Uni-Absolventen Dr. Marco Lohse und Michael Repplinger gemeinsam mit dem InformatikProfessor Philipp Slusallek gegründet. In der NMM-Technologie, die bisher schon als Open Source-Variante getestet werden konnte, stecken sechs Jahre intensive Forschungsarbeit. Etliche Hersteller von Handys, Heimelektronik und Sicherheitstechnik, aber auch die großen Telekommunikationsunternehmen, haben bereits ihr Interesse bekundet. Immer mehr Multimedia-Geräte vom Fernseher bis hin zur Gebäudekommunikation verfügen über ausgereifte Netzwerk-Schnittstellen. Aufgrund der Vielzahl Michael Repplinger und Marco Lohse Foto: das bilderwerk an unterschiedlichen und inkompatiblen Technologien sind bisherige Anwendungen jedoch oft auf den reinen Datenaustausch beschränkt oder sie unterstützen nur bestimmte Geräte oder Netzwerke. „Bislang fehlte die Möglichkeit, einfach auf die im Netzwerk verfügbaren Geräte und deren Fähigkeiten zuzugreifen“, erläutert Dr. Lohse. Mit der Software-Architektur NMM wird nun erstmals eine Technologie angeboten, mit der unterschiedliche Geräte einfach und sicher vernetzt werden können – im Heimnetzwerk und darüber hinaus: NMM erlaubt es, transparent alle im Netz vorhandenen Geräte zusammenzuschalten und auch die Kontrollmöglichkeiten auf das Netz auszudehnen. Aufgrund der Plattform-Unabhängigkeit der Software können beliebige Netzwerke und Geräte unterstützt werden. Durch die flexiblen Lizenzierungs-Möglichkeiten ist die entwickelte Multimedia-Architektur sowohl in kommerziellen Produkten als auch in Open Source und Forschungsprojekten einsetzbar. MEY http://www.motama.com campus 2/2006 Neuartige Software-Technologie aus der Universität des Saarlandes jetzt kommerziell verfügbar MenschMaschinenMensch M campus 2/2006 26 it dem regionaltypischen Echtdanach-Faktor von zehn oder zwanzig Jahren greift unsere universitäre Hauspostille ein Thema auf, das im vorigen Jahrhundert die allgemeine wissenschaftliche Diskussion ebenso dominiert wie sie die Gemüter von Laien und auch Fachleuten erregt hat: Können Computer denken und wenn ja, was folgt daraus? Mit dem Sitz des weltweit größten Forschungsinstitutes auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz (KI) wäre unsere Universität sicher kein schlecht beratender Ort gewesen, um diese Diskussion zu führen – aber es kam halt anders: Anfang der 80er Jahre war die KI als Wissenschaft fest etabliert und virulent, die größte Herausforderung in dieser Zeit des „KIWinters“ war jedoch nicht so sehr die Grundlagenforschung selbst, sondern die industrielle Umsetzung der Forschung, die deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben war. Am DFKI beschäftigen wir uns (nicht nur deshalb) mit der anwendungsnahen, wirtschaftsorientierten Umsetzung der KI-Grundlagenforschung, während diese selbst an den informatiknahen Universitäten und GrundlagenForschungsinstituten durchgeführt und im letzten Vierteljahrhundert zunehmend in den Kognitionswissenschaften diskutiert wird. Das fruchtbare geistige Klima für eine Auseinandersetzung über Anspruch und Wirklichkeit war halt auf beiden Seiten in Saarbrücken nicht wirklich vorhanden. Alle großen, oft von den Naturwissenschaften angestoßenen Umwälzungen in unserem Weltbild wurden zunächst leidenschaftlich bekämpft: Der Gedanke, dass die Erde nicht den Mittelpunkt unseres Universums bildet, sondern die Sonne umkreist, war im 17. Jahrhundert ebenso lebensgefährlich wie zweihundert Jahre später die Marx’sche Einsicht in die Produktionsverhältnisse des Kapitalismus. Das Bekenntnis zur Darwin’schen Evolutionslehre konnte in England zum Beginn des zwanzigsten Jahr- hunderts zum Verlust des Jobs führen – genauso wie heute, hundert Jahre später, in den fundamentalistischen Bundesstaaten der USA. Die Quantenphysik und deren Implikationen wie Schrödinger’s Katze, der legendäre Schmetterlingsflügelschlag oder die Paralleluniversen verletzen ebenso unser so sicher geglaubtes naives Grundverständnis der Schöpfung und der Natur des Universums wie die Annahme einer zweidimensionalen Welt, die uns die Realität als Hologramm vorspielt. Sie sind je nach Glaubensbekenntnis absolut faszinierend oder reine Blasphemie! Zum Bedauern mancher Kollegen darf man einen Wissenschaftler nicht mehr einfach verbrennen. Also müssen wir wohl mit gewissen Gedanken und Spekulationen leben, auch wenn sie nicht in unser Weltbild passen. Im Europa der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts und kaum ein Jahrzehnt später sehr viel konkreter in den USA, besannen sich Wissenschaftler und einzelne forschende Außenseiter auf gewisse im Einzelnen oft sehr alte mechanistisch/materialistische Denktraditionen und begannen für ihre Zeitgenossen wunderlich zu werden und Gedanken der folgenden Art zu entwickeln: Mein Körper besteht aus Trillionen einfacher Zellen, die damals vor fast fünfundsechzig Jahren aus der einen Mutterzelle mit der Vereinigung des Spermateilchens meines Vaters hervorgegangen sind und sich in kaum fassbarer Weise selbst organisieren und ohne eine zentrale Kommandoeinheit oder einen zentralen Bauplan meinen Körper seither mit all den einzelnen Organen durch Selbstorganisation reproduzieren. Eine Untermenge von etwa 1010 Zellen „So wie es im Tierreich erstaunliche Intelligenzaus diesen Trillionen leistungen gibt, deren Entdeckung die allgemein akZellen haben sich zeptierte These des neunzehnten Jahrhunderts von nicht darauf spezialidem prinzipiellen Unterschied zwischen Mensch und siert Muskel zu sein Tier (bezüglich der kognitiven Leistungen) in den oder Leber, sondern Staub der Geschichte geblasen hat, so ist die These sind darauf spezialiüber den angeblich prinzipiellen Unterschied (bezügsiert, als Nervenzellich der kognitiven Leistungen) zwischen Mensch und len Information zu Maschine bestenfalls kurios und uninformiert.“ verarbeiten und weiProf. Jörg Siekmann terzuleiten. Das war Universität des Saarlandes und Deutsches Anfang des vorigen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz Jahrhunderts gesichertes Wissen. Die Frage also, die in der vielleicht spannendsten (Grundlagen-)Forschung der 30er Jahre aufkam, ist die: Wieso können 1010 Teilchen (Neuronen), die sich jeweils auf ganz simple Einzelberechnungen spezialisiert haben und sicher nicht selbstständig denken können oder gar Bewusstsein haben, wie können sie sich so zusammenschalten, dass sie die uns bekannten erstaunlichen menschlichen Intelligenzleistungen erbringen? Der Ameisenhaufen als Ganzes weiß, wo die Marmelade in der Küche ist, obwohl die einzelne Ameise ein „mindless“ endlicher deterministischer kleiner Automat ist, der mit Sicherheit weder Küche noch Marmelade repräsentieren kann. Kann man das faszinierende Phänomen, wie sich 1010 elementare Zellen verschalten und rechnen, mit Methoden der damals im Entstehen begriffenen Foto: das bilderwerk campus forum Nach Lutz Götze, der die Diskussion über Künstliche Intelligenz in campus 2/05 anstieß (S.38), Stefan Hüfner (3/05, S. 39) und Ulrich Nortmann (4/05, S. 12) schaltet sich mit Jörg Siekmann, Informatik-Professor und Direktor am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), der erste Informatiker im campus forum ein. Alle Artikel unter: www.uni-saarland.de/campus campus forum 27 In den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts sind zunächst wissenschaftliche Prototypen und dann zunehmend auch in der industriellen Umsetzung Computerprogramme mit intelligentem Verhalten implementiert worden, die all unsere klassischen Vorstellungen über den Rechner als schnellen, aber dummen Rechenknecht über den Haufen geworfen haben: Der Schachweltmeister ist ein Computerprogramm, die heutigen wissensbasierten Systeme sind in ihrem eingeschränkten Expertisebereich menschlichen Fachleuten gleichwertig oder überlegen, wir können mit einem Computer in unserer Sprache reden, der Rechner kann Gegenstände erkennen und beschreiben, und Beweissysteme haben jahrzehntelang offene mathematische Theoreme bewiesen – um nur einige Standardbeispiele zu nennen. Die spannende Frage ist also nicht, ob Maschinen intelligent sein können, sondern die nach dem vom Kollegen Nortmann geforderten „Rest“, um den wir zweifelsohne einer Maschine in vielen Bereichen (noch oder wie viele meinen, prinzipiell und für immer) überlegen sind. Dies ist jedoch nur noch bedingt eine spekulativ/prinzipielle Fragestellung wie in früheren Jahrhunderten, sondern vor allem eine der empirischen Forschung, die diese Grenze fast täglich weiter zu unseren Ungunsten verschiebt, mit bisher kaum absehbaren Folgen. Jörg Siekmann Der vollständige Artikel, der hier nur in Auszügen abgedruckt werden kann, ist im Internet nachzulesen: www-ags.dfki.uni-sb.de/home1.html campus 2/2006 Informationsverarbeitung und mit Teildisziplinen von Physik und Chemie, den heutigen Neurowissenschaften, verstehen und erklären? „The brain happens to be a meat machine“, sagt Marvin Minsky knapp fünfzig Jahre später. Und die wichtigste Folgerung: Wenn das so ist, dann könnte man ja statt des feuchten, lebenden Protoplasmas als Trägersubstanz auch andere, leichter zu beherrschende trockene Werkstoffe nehmen: Funktionalismus nennen dies die Philosophen heute. 1956 fand am Dartmouth College ein Workshop statt, in dem diese bis dato wissenschaftlichen Außenseiterpositionen erstmals ernsthaft diskutiert wurden, und nicht zuletzt unserem Gebiet den damals noch provozierenden Namen „Artificial Intelligence“ gaben. Dieser Workshop gab den Startschuss für ein konkretes Forschungsparadigma, das mit der „physical symbol hypothesis“ des späteren Nobelpreisträgers Herb Simon und dessen Schülern und Kollegen wie Alan Newell, Marvin Minsky, John McCarthy, Oliver Selfridge und vielen anderen zunächst auf das Heftigste angegriffen und ein halbes Jahrhundert später mit den höchsten Wissenschaftspreisen unserer Zeit ausgezeichnet wurde: Der faszinierende Aufstieg dieses Außenseitergebietes zu einer der bedeutendsten Wissenschaftsdisziplinen der Gegenwart ist auch in einer Reihe von Anthologien nachgezeichnet worden. Der technische Kern des Gebietes ist zwar weit weniger festgezurrt als man glauben mag, jedoch gibt es einen relativ festen Kanon, den die Studenten der KI oder der Kognitiven Systeme heute weltweit lernen. Aber das beantwortet natürlich nicht die Fragen, die meine humanistisch gebildeten Freunde nachts nicht schlafen lassen. Wie kann Geist und Denken (ein immaterieller informationsverarbeitender Prozess) mit Materie in Verbindung gebracht werden? Gibt es Grenzen, die menschliches oder maschinelles Denken a priori beschränken? Wie funktioniert die biologische Informationsverarbeitung? Im Lichte unserer Erfahrung mit künstlichen informationsverarbeitenden Systemen bekommen solche Fragen einen neuen Aspekt und die Mechanismen, die Intelligenz ermöglichen, können im Prinzip unabhängig von ihrer Trägersubstanz, der feuchten neuronalen „Hardware“ einerseits oder dem trockenen Silicon-Chip andererseits, untersucht werden. Dazu haben sich Philosophen, Psychologen, Linguisten, Neurologen und KI-ler zusammengeschlossen und ein neues Fachgebiet: „Cognitive Science“ bzw. dessen mehr technik-orientierte Variante „Cognitive Systems“ gegründet mit jeweils eigenen internationalen Konferenzen und Fachzeitschriften. Die Zahl der Lehrbücher und Bücher zur Grundsatzdiskussion ist inzwischen fast unüberschaubar geworden (Wenn Sie ein Mensch mit philosophischen Neigungen für schöngeschriebene Essays sind, ist Peter Bieris „Das Handwerk der Freiheit“, Fischer 2005, kein schlechter Einstieg). Natürlich hat der von mir hochgeschätzte Kollege Nortmann Recht, wenn er in dem zitierten Artikel sagt, dass heute kein vernünftiger Mensch daran zweifeln kann, dass entsprechend programmierte Computer Intelligenz zeigen und Aufgaben erledigen können, die früher ausschließlich von Menschen gelöst werden konnten (Das war nicht immer so: Als ich Ende der 70er Jahre aus der Gesellschaft für Informatik ausgeschlossen werden sollte, weil ich öffentlich in Vorträgen behauptet hatte, dass Maschinen denken können und darüber keinerlei Reue zeigte, konnte dies von einigen älteren und weise gewordenen Kollegen verhindert werden – und als ich im letzten Jahr ehrenwerterweise als „Fellow der GI“ ausgezeichnet wurde, ging dies nicht ganz ohne Schmunzeln und viele „Ach-ja’s“ über die Vergänglichkeit all unseres menschlichen Tuns ab). So wie es im Tierreich erstaunliche Intelligenzleistungen gibt, deren Entdeckung die allgemein akzeptierte These des neunzehnten Jahrhunderts von dem prinzipiellen Unterschied zwischen Mensch und Tier (bezüglich der kognitiven Leistungen) in den Staub der Geschichte geblasen hat, so ist die These über den angeblich prinzipiellen Unterschied (bezüglich der kognitiven Leistungen) zwischen Mensch und Maschine bestenfalls kurios und uninformiert. campus aktuell Anschluss ans Internet der Zukunft Mehr Daten können schneller und sicherer versandt, berechnet, verarbeitet werden: Die Mitarbeiter des Rechenzentrums haben gemeinsam mit den Technikern des DFN-Vereins einen Zugang des unieigenen HORUS-Netzwerks zum neuen Forschungsnetz XWin geschaffen. Topologie des X-Win: Physikalisch verbergen sich hinter X-Win mehrere untereinander verbundene Glasfaserringe (dicke Linien), die eine Gesamtlänge von 5 500 Kilometer zusammenbringen, und die dazugehörenden Netzwerk-Anschlusspunkte. Angeschlossen an diese Ringe sind derzeit 38 Netz-Standorte. Zur Anbindung der restlichen acht Standorte – unter ihnen auch Saarbrücken (SAA) – sind bereits vorhandene Leitungen zur Mitnutzung angemietet worden (dünne Linien). Durch die fast durchgehende Ringstruktur des Netzes ist eine hohe Ausfallsicherheit gewährleistet: Die Datenpakete können bei Unterbrechung einer Leitung über die verbleibende Ringhälfte geleitet werden. Quelle: DFN D 28 as Deutsche Forschungsnetz (DFN) ist das von der Wissenschaft selbst verwaltete Hochleistungsnetz für Lehre und Forschung in Deutschland. Es wird betrieben vom Verein zur Förderung eines Deutschen Forschungsnetzes (DFN-Verein), in dem auch die Universität des Saarlandes Mitglied ist. Das Netz verbindet Hochschulen und Forschungseinrichtungen untereinander und ist Teil des weltumspannenden Internets. G-Win (G steht hier für Gigabit), mit dem das Netz bisher realisiert wurde, ist ein wenig in die Jahre gekommen und wurde nun durch die leistungs- fähigere Variante X-Win ersetzt, die sich obendrein durch verbesserte Ausfallsicherheit auszeichnet. Für die Saar-Uni, die mit dem Max-Planck-Institut für Informatik (MPII) in Saarbrücken einen gemeinsamen Anschluss betreibt, ergibt sich ein mit 650 Megabit/Sekunde mehr als viermal höherer DaZentraler Router des DFN tendurchsatz als bisher, ohne dass zusätzliche Kosten anfallen. Die Hardware des DFNDas neue Netzwerk ist damit prädestiniert für anspruchsvolle Übergabepunktes ist nun in multimediale Anwendungen, die ein Echtzeitverhalten des den Räumen des SaarNetzes erfordern. So ist denn auch ein DFN-eigener Dienst für brücker Universitäts-RechenVideo-Konferenzen eine Standardleistung im X-Win und im zentrums installiert. Die Grundtarif bereits enthalten. Dass auch IP-Telefonie im X-Win Kontrolle über den Datenfluss problemlos möglich ist, versteht sich daher fast von selbst, benögeht daher zwischen Univertigt doch die Sprachübertragung nur einen Bruchteil der Bandsität und DFN Hand in Hand breite, die für die Übertragung bewegter Bilder erforderlich ist. über, ohne dass ein weiterer Netzleitungsbetreiber dazwischen geschaltet ist. Foto: Rechenzentrum Tipps und Termine campus 2/2006 Ringvorlesung zum Informatikjahr Zum Informatikjahr 2006 lädt das Kompetenzzentrum Informatik der Universität des Saarlandes zu der Ringvorlesung „Was Informatik an Wissen schafft“ ein. Informatik-Professoren der Universität, des Max-Planck-Instituts für Informatik, des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz und der Hochschule für Technik und Wirtschaft stellen ihre aktuellen Forschungsergebnisse der breiten Öffentlichkeit vor. Die Ringvorlesung, die das Kompetenzzentrum Informatik gemeinsam mit dem Stadtverband und der Stadt Saarbrücken veranstaltet, findet jeweils montags von 19 bis 20.30 Uhr im vhs-Zentrum am Saarbrücker Schlossplatz statt. Das Vortragsprogramm ist im Internet zu finden unter www.informatik-saarland.de Zukunftsaussichten Ein aktuelles Schlagwort in der Wissenschaftswelt ist das Grid-Computing. Hierbei geht es darum, große Datenmengen, wie sie bei Messungen im naturwissenschaftlichen Bereich häufig anfallen, auf mehrere Rechner verteilt zu verarbeiten. Um die Daten an den Ort der Berechnung zu bringen und die Ergebnisse wieder zurück, wird reichlich Bandbreite im Netzwerk benötigt. X-Win ist in der Lage, diese zur Verfügung zu stellen. Eine entsprechende Sicherheitsinfrastruktur wird derzeit entwickelt. Ohnehin kann die Universität mit den großzügig bemessenen Leistungsreserven des X-Win auch den in den nächsten Jahren aufkommenden, noch bandbreiten-intensiveren Netzwerkapplikationen gelassen entgegensehen. Eine Entwicklung zeichnet sich ab, die eine große Chance für die Grenzregion birgt: Der Standort Saarbrücken verfügt bisher nur über eine einfache X-Win-Anbindung und ist noch nicht in einen Ring integriert (siehe hierzu auch die Karte). Es wird derzeit darüber nachgedacht, die Grenznähe zu einer Kopplung ins französische Netz „Renater“ zu nutzen: Dies würde über einen weiteren Verbindungspunkt zwischen Strasbourg und Kehl zu einem neuen Ring und zu einem „guten Draht“ nach Frankreich führen. Uwe Willié [email protected] X-Win beim DFN e.V.: www.dfn.de/content/xwin Renater: www.renater.fr D-Grid-Initiative: www.d-grid.de I n der Universitäts-Kinderklinik in Homburg wurde im März das Lokale Bündnis „Kinderbetreuung – UniMedKids“ gegründet. Ziel des Netzwerks ist es, in direkter Nähe zum Uniklinikum eine flexible Kinderbetreuung mit bedarfsgerechten Öffnungszeiten und qualitativ hochwertigen Betreuungsangeboten zu verwirklichen. Dadurch sollen die Studien- und Arbeitsbedingungen am Universitätsklinikum verbessert werden. Zu den Auftaktveranstaltung des Bündnisses für Kinderbetreuung. Foto: Claus Drumm konkreten Plänen von „UniMedKids“gehören u.a. ein Tagesmütternetz, eine Babysitterbörse, die so genannte Randzeitenbetreuung und die Ferienbetreuung. Weitere Informationen: Schirmherrin des Bündnisses, das vom Universitätsklinikum vorangebracht Dr. Sybille Jung, Leiterin des AUDIT wurde, ist die saarländische Familienministerin Annegret Kramp-Karrenbauer. Familiengerechte Hochschule, Als Partner konnten die Kirchen, der Saar-Pfalz-Kreis, die Stadt Homburg und Tel. (0681) 302-2911, die Arbeiterwohlfahrt gewonnen werden. Alle wollen zukünftig die notwendigen [email protected], www.uni-saarland.de/auditfamilie Ressourcen und ihre Kenntnisse und Fähigkeiten in das Bündnis einbringen. GS Am Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik (IBMT) in St. Ingbert ist im Januar das Projekt „Multiphotonen-Endoskop“ gestartet worden. Es wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Projektes „BioChance Plus“ gefördert, das junge Biotechnologie-Unternehmen unterProf. Karsten König stützt. Das Fördervolumen beträgt rund eine Million Euro. Z iel des Projektes ist die Entwicklung eines Multiphotonen-Laser-Endoskops, bei dem nahe infrarote Laserimpulse im Femtosekunden-Bereich (milliardster Teil einer Mikrosekunde) ins Körperinnere geleitet werden. Anhand des durch den Laser angeregten Eigenleuchtens des Gewebes sollen Rückschlüsse auf die Lokalisation krankhafter Veränderungen gezogen werden. Derzeit befindet sich am Fraunhofer IBMT das einzig klinisch zugelassene FemtosekundenTomographiesystem zur Erkennung pathologischer Hautveränderungen direkt am Patienten. Mit dem neuen Forschungsprojekt wird das Spektrum der Laserdiagnostik dahingehend erweitert, dass auch eine hochauflösende optische Bildgebung im Körperinneren möglich wird. An der Entwicklung des Multiphotonen-Endoskops sind neben dem IBMT zwei innovative Spin-off-Firmen der Fraunhofer Venture-Gruppe, JenLab GmbH (Koordinator) und GrinTech GmbH, und die thüringischen Netzwerke OptoNet e.V. und BioRegio Jena e.V. beteiligt. Initiator des Verbundprojektes ist Professor Im März 2006 wurde Prof. König Karsten König. Er erklärte, dass durch die zum Vizepräsidenten der Wissensaarländisch-thüringische Entwicklung des schaftlichen Gesellschaft Lasertechnik e.V. (WLT) gewählt. Die neuartigen Laser-Endoskops auch das regioWLT arbeitet Empfehlungen für die nale Netzwerk NanoBioNet profitiere. GS deutsche und europäische Forschungsförderung aus, vergibt Nachwuchspreise und ist Mitorganisator internationaler LaserMessen. Prof. Karsten König wird den Bereich Lebenswissenschaften leiten, der sich mit Laseranwendungen in Biotechnologie, Biologie und Medizin beschäftigt. Licht vom Femtosekundenlaser „Maitai“ wird über eine photonische Kristallfaser zum Probenort geleitet. Das Eigenleuchten des Gewebes wird über eine Faser weggeleitet und aufgezeichnet. Im Foto macht ein Infrarot-Sichtgerät das Laserlicht in der Kristallfaser sichtbar. Foto: IBMT 29 Tipps & Termine • Die Wissenschafts-Matinee geht in die zweite Runde: Nach dem erfolgreichen Auftakt in 2005 stellen saarländische Forscher auch in diesem Jahr wieder spannende Ergebnisse ihrer Arbeiten vor. Die gut einstündigen Vorträge finden jeweils sonntags um 11 Uhr an wechselnden Orten im Saarland statt. Organisiert wird die WissenschaftsMatinee vom WissenschaftsForum Saar unter der Leitung von Prof. Manfred Pinkal in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Partnerorganisationen. Nächster Termin ist der 21. Mai: Prof. Göran Pohl von der HTW spricht zum Thema „Der Spannungsbogen der bionischen Architektur“. Der Veranstaltungsort wird noch bekannt gegeben. Infos und Anmeldung unter: www.wissenschaftsforum-saar.de • Das zweite Symposium „Dual Career Couples – Karriere im Duett“ findet am 3. Juli von 13 bis 16 Uhr auf dem Saarbrücker Campus statt. Wissenschaftler-Paare haben bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie besondere Hürden zu überwinden: Wer in der Wissenschaft Karriere machen will, muss flexibel sein. Das Symposium, das im Rahmen des Projektes AUDIT Familiengerechte Hochschule organisiert wird, bietet Informationsaustausch für Paare in der Wissenschaft und Führungskräfte an. Neben externen Referenten werden auch Wissenschaftler-Paare sowie Vorgesetzte aus den Fakultäten der Saar-Uni ihre Erfahrungen einbringen. Infos: www.uni-saarland.de/auditfamilie Kontakt: Dr. Sybille Jung, Tel. (0681) 3022911, E-Mail: [email protected] • 25. April: Zehnter Firmeninformationstag für Studierende und Absolventen der Informatik und Wirtschaftswissenschaften. Die Kontaktbörse zwischen Studierenden und Firmen wird ehrenamtlich organisiert vom Freundeskreis der Fachschaft Informatik und den Fachschaften Bioinformatik, Informatik und Wirtschaftswissenschaften. Infos unter www.infotag.org campus 2/2006 IBMT entwickelt neuartiges Laser-Endoskop campus aktuell Bessere Kinderbetreuung am Uniklinikum campus aktuell 30 Studie zum Klimaschutz Die neue 5 MW-Windenergieanlage von Repower, die für den Offshore-Einsatz entwickelt wurde und derzeit bei Brunsbüttel getestet wird. Foto: Repower campus 2/2006 D eutschland ist dabei, seine Klimaschutzziele zu verfehlen. Zu diesem Schluss kommt die DPG-Studie „Klimaschutz und Energieversorgung in Deutschland 1990-2020“. Fest steht: Die weltweite Temperatur hat sich im Laufe des 20. Jahrhunderts um rund 0,5 Grad Celsius erhöht – mit weiter steigender Tendenz. Entgegen den Annahmen von „Klimaskeptikern“ ist nachgewiesen, dass für diese Entwicklung in erster Linie der Mensch verantwortlich ist, weil er u.a. durch die Verbrennung fossiler Energieträger den Treibhauseffekt verstärkt. Im Rahmen des internationalen Kyoto-Protokolls hat sich Deutschland deshalb verpflichtet, seine Emission von Treibhausgasen bis 2012 um 21 Prozent zu verringern. Dabei gilt 1990 als Referenzjahr. Doch zurzeit liegen die Einsparungen nur bei rund 17 Prozent. Die rot-grüne Koalition hatte seinerzeit sogar in Aussicht gestellt, den Ausstoß an Treibhausgasen noch weiter zu senken – um 40 Prozent bis 2020, falls sich die EU auf eine europaweite Reduktion von 30 Prozent einigen. Die DPG begrüßt jede weitere Anstrengung zum Klimaschutz – das Abkommen von Kyoto könne nur ein erster Schritt sein. Wie wichtig weitere Anstrengungen sind, zeigt die Entwicklung des Ausstoßes von Kohlendioxid (CO2), des bei weitem wichtigsten der sechs Treibhausgase des Kyoto-Protokolls: Als nationales Ziel hatte die Bundesregierung 1995 beschlossen und seitdem mehrfach bekräftigt, bis 2005 den CO2-Ausstoß um 25 Prozent im Ver- Klimaschutzpolitik 1990 bis 2020: Was ist bis zur Halbzeit im Jahr 2005 erreicht worden, und was lassen die nächsten 15 Jahre erwarten? – Antworten gibt die Klimaschutzstudie der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG), die im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde. Mitautor ist der Physiker Dr. Gerhard Luther von der Forschungsstelle Zukunftsenergie der Universität des Saarlandes, der die Studie im Rahmen des Physikalischen Kolloquiums vorstellte. gleich zu 1990 zu reduzieren. Tatsächlich wurde jedoch nur ein Rückgang von 15 Prozent erreicht. Das CO2-Einsparziel sei um zehn Prozentpunkte „grandios verfehlt“ worden, stellt Dr. Gerhard Luther fest. Und das „obwohl große Anstrengungen unternommen, viel Geld ausgegeben und noch mehr Schulden angehäuft wurden“. Klimaschutzziel verfehlt – was tun? „Die Kernkraftwerke sollten so lange weiterlaufen, bis genug andere Energiequellen ohne Treibhausgas-Emissionen zur Verfügung stehen“, sagt deshalb DPG-Präsident Knut Urban. Das sei keine Stellungnahme für oder wider eine Renaissance der Kernenergie in Deutschland, erläutert Dr. Luther: „Wir plädieren hier lediglich für einen Weiterbetrieb der bestehenden voll funktionsfähigen Anlagen“. Die DPG-Studie kommt zu dem Schluss, dass bei Fortbestand der Kernenergie der Ausstoß an Treibhausgasen bis 2020 um rund 35 Prozent gegenüber 1990 gesenkt werden kann. Würde jedoch der „Atomausstieg“ wie geplant umgesetzt – dabei ginge das letzte Kraftwerk um das Jahr 2020 vom Netz –, würden pro Jahr etwa 112 Millionen Tonnen an zusätzlichen Treibhausgasen in die Atmosphäre entweichen. Eine Verringerung von lediglich 26 Prozent wäre die Folge. Im Ergebnis aller gewaltigen Anstrengungen für den Klimaschutz stünde Deutschland im Jahre 2020 dort, wo es eigentlich im Jahre 2005 schon angekommen sein wollte. Darüber hinaus müssten neben dem bisher geplanten Ausbau der erneuerbaren Energien und einer Intensivierung von Energiesparmaßnahmen noch weitere langfristig Foto: Solar-Millenium angelegte Trendbrecher eingesetzt werden, ist der Physiker Luther überzeugt. Empfehlung der DPG: Bundesregierung und deutsche Wirtschaft sollten den Bau solarthermischer Kraftwerke in Sonnenregionen wie Südeuropa und Nordafrika unterstützen – damit ließen sich erhebliche Mengen an Treibhausgasen einsparen. Die Technik dafür sei einsatzreif. Eine Eine solare Parabolrinne aus deutscher vielversprechende alternative EnerEntwicklung für den Einsatz in einem großen solarthermischen Kraftwerk. Hier im giequelle für Deutschland sieht die Demonstrationseinsatz im ersten – und bisStudie in den geplanten Windparkher einzigen – solaren Großkraftwerk in anlagen mit 120 Meter hohen WindKramers Junction in Kalifornien. rädern vor der deutschen Küste. Diese würden jedoch gegenwärtig durch völlig überzogene und unsinnige Auflagen in ihrer Realisierung verzögert oder sogar in die Unwirtschaftlichkeit getrieben, befürchtet Dr. Luther. GS Info: www.dpg-physik.de; www.uni-saarland.de/fak7/fze campus aktuell Mehr als das klassische Klischee Kanada ist mehr als das Land einsamer Holzfäller in grandioser Naturkulisse – das FORUM CANADA will mit dazu beitragen, alle Aspekte des modernen, hochtechnisierten Landes mit seiner reichen Kultur ins öffentliche Bewusstsein zu bringen. Foto: Paul Morris K anada, Land mehrerer Sprachen und Kulturen, ist dank seiner Vielfalt an kulturellen, sozialen wie geographischen Besonderheiten ein ergiebiges Forschungsgebiet, das zahlreiche interdisziplinäre Anknüpfungspunkte bietet. Die Aktivitäten im Bereich der Kanada-Studien an der Universität des Saarlandes haben mit der Gründung des FORUM CANADA eine neue Stufe der Vernetzung erreicht: Das Forum bündelt die Projekte des Centre for Canadian and Anglo-American 31 Cultures (CCAC) (Leitung: Prof. Klaus Martens, Fachrichtung Anglistik, Amerikanistik und Anglophone Kulturen), der Arbeitsstelle für interkulturelle Québec-Studien und nordamerikanische Frankophonie – Kanada, Louisiana (Leitung: Prof. Hans-Jürgen Lüsebrink, Fachrichtung Romanistik) und die kanadabezogenen Aktivitäten der Fachrichtung Geographie (Prof. Peter Dörrenbächer). Koordiniert wird die interdisziplinäre Plattform im Akademischen Auslandsamt / International Office von Wolfgang Wenzel. Zur feierlichen Eröffnung des Forums waren am 20. Januar 2006 an die hundert Gratulanten, darunter viele namhafte Gäste, auf den Saarbrücker Campus gekommen. Die Vizepräsidentin für Planung und Strategie der Universität, Prof. Patricia Oster-Stierle, und der Gesandte der Kanadischen Botschaft, Robert Vanderloo, begrüßten die Stärkung des Kanada-Schwerpunkts in Forschung und Lehre. Durch die Form der interdisziplinären Zusammenarbeit im FORUM CANADA werden neue Wege in der Präsentation Kanadas auf dem Campus möglich. Dem Wissenschaftsstandort Saarbrücken bieten sich mit Gründung dieser Kanada-Plattform neue, auch öffentlichkeitswirksame Möglichkeiten, seine Stellung als bundesweit bedeutendes Zentrum der Kanada-Forschung weiter auszubauen. Die kanadische Regierung unterstützt das Forum finanziell: So kann jährlich ein kanadischer Gastprofessor in einer der drei beteiligten Fachrichtungen lehren und forschen; darüber hinaus können zusätzliche Sachmittel angeschafft und neue kanadabezogene Projekte in Angriff genommen werden. Einen Einblick, welches weite Feld hier für Forschung und Lehre eröffnet ist, gewährten die Festvorträge anlässlich der Eröffnung des Forums. Auf die Multikulturalität Kanadas verwies Dr. Peter Klaus von der Freien Universität Berlin. Er hob die Schlüsselrolle der von Einwanderern in Kanada verfassten Literatur hervor, die nach seiner Analyse einen Glücksfall für das literarische Leben sowohl bezogen auf die englischsprachigen als auch frankophonen Teile des Landes darstelle, wobei er die Sonderrolle der französischsprachigen Provinz Québec betonte. Dass die kanadische Literatur dazu beitragen kann, überholte stereotype Vorstellungen über Kanada als das Land der Holzfäller in grandioser Naturkulisse zu revidieren und auch andere Aspekte dieses modernen und hochtechnisierten Landes kennen zu lernen, zeigte Privatdozent Dr. Paul Morris, der an der Saar-Universität lehrt und forscht. Die überwiegende Mehrzahl der Einwohner Kanadas ist in pulsierenden und multikulturell geprägten Metropolen wie Toronto, Montreal oder Vancouver zu Hause. In den weiten Norden Kanadas entführte der Präsident der Gesellschaft für Kanada-Studien, Prof. Alfred Pletsch, die Zuhörer: Hier führen die Inuit heute ein Leben, das nichts mehr mit den weit verbreiteten Klischees zu tun hat, wie es beispielsweise der auch bei uns erfolgreiche Inuit-Film Atanarjuat zeigt. Der vielversprechende Auftakt des FORUM CANADA lässt erwarten, dass von ihm fächerübergreifende Impulse zur Annäherung an Kanada ausgehen werden. Die nächsten Aktivitäten sind bereits ins Auge gefasst: Nach Prof. Doug Ramsey (Brandon University), der im letzten Wintersemester Gast der Fachrichtung Geographie war, konnte der bekannte Kanadist und Dichter Prof. Edward Dickinson Blodgett (University of Alberta) als zweiter Gastprofessor eingeladen werden: Im Sommersemester wird Blodgett am CCAC forschen und lehren. Die Ausstellung „Rabe Raubwal Donnervogel“, die das FORUM CANADA in Zusammenarbeit mit der Sparkasse Saarbrücken präsentieren wird, zeigt im Oktober 2006 indianische Kunstwerke von der kanadischen Pazifikküste. Vera Alexander, Christoph Vatter, Wolfgang Wenzel Weitere Informationen unter www.uni-saarland.de/forum-canada campus 2/2006 FORUM CANADA eröffnet campus aktuell Neugestaltete Aula eingeweiht Die Aula als zentraler Versammlungsort der Universität und Forum für vielseitige kulturelle Veranstaltungen – an diese Tradition wolle man anknüpfen, sagte Universitätspräsidentin Margret Wintermantel anlässlich der Einweihungsfeier des sanierten Gebäudes am 31. Januar. Nach fast dreijähriger Bauzeit ist die Aula nun in ihrer Form von 1948 (mit dem Foyer von 1955) wiederhergestellt. U 32 rsprünglich wurde die Aula 1937 bis 38 innerhalb der Below-Kaserne als Reithalle errichtet, doch nach der Universitätsgründung fanden hier u.a. Immatrikulationsfeiern, universitäre Wahlen, Theateraufführungen und Fastnachtsbälle statt. „Die Aula blickt auf eine interessante Geschichte zurück“, sagte Unipräsidentin Wintermantel. So habe es hier 1968 eine Studentenkundgebung mit Daniel Cohn-Bendit gegeben, bei der auch Mitarbeiter des Präsidialbüros gesichtet worden seien. Der erste prominente Besucher war der damalige französische Außenminister und Pionier der Europa-Bewegung Robert Schuman, der zur Unterzeichnung des französisch-saarländischen Kulturabkommens am 15. Dezember 1948 die gerade gegründete Universität besuchte. 50 Jahre später war die Aula stark sanierungsbedürftig. 1998 wurde deshalb ein Sanierungsentwurf vorgelegt und im Mai 2003 mit den Bauarbeiten begonnen. Das Gebäude wurde komplett entkernt, die Außenwände saniert, das Dach neu eingedeckt, die Fenster erneuert und das Foyer neu gestaltet. Bildungsminister Jürgen Schreier lobte die neugestaltete Aula als „Schmuckstück“: „Es ist mehr als gelungen, die alte Architektur wieder aufzunehmen und neu zu orientieren“. Das Gebäude sei in Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz sehr empfindsam saniert worden. Dafür seien rund vier Millionen Euro investiert worden. Die Universitätspräsidentin sieht in der Aula einen „würdigen Ort für die vielfältigen kulturellen Veranstaltungen der Universität“ und freut sich insbesondere für die „äußerst lebendige studentische Kulturszene auf dem Campus“, die bei der Einweihungsfeier einige Kostproben ihres Könnens gab: Zur musikalischen Einleitung spielte das Orchester der Universität unter der Leitung von Universitätsmusikdirektor Helmut Freitag „Pomp and Circumstances“ von Edward Elgar. Weitere Musikdarbietungen gab es von „Windmachine“, der achtköpfigen Big-Band der SaarUni unter der Leitung von Ro Gebhardt, und von dem A-Capella-Chor „Dr. Schröders GmbH & Co. KG“, den Silke Profitlich leitet. Theaterluft schnuppern konnten die Zuschauer beim Programm der Theatergruppe Thunis, die über Bühnen-Aberglauben informierte. Mit dabei waren auch „Le Pont“, die Theatergruppe der Romanisten, mit einem deutsch-französischen Dada-Gedicht, und die anglistische Theatergruppe „Act“, die eine lebhafte Szene aus „Shakespeares Greatest Hits“ aufführte. GS „Studentische Impressionen aus den frühen Jahren der Universität des Saarlandes“ Aus dem Archiv der UdS gibt es eine neue Veröffentlichung: „Studentische Impressionen aus den frühen Jahren der Universität des Saarlandes“ lautet der Titel der Broschüre, die Universitäts-Archivar Dr. Wolfgang Müller herausgegeben hat. Anfang Februar wurde sie im Beisein von Uni-Präsidentin Margret Wintermantel, dem AStAVorsitzenden Bernd Weber und dem Präsidenten der Studentenschaft des Jahres 1952, Prof. Eduard Schaefer, sowie zahlreichen Studierenden der frühen Jahre vorgestellt. campus 2/2006 D er Band bietet einen Streifzug durch die Geschichte der Studierendenschaft von der Universitätsgründung 1947/48 bis zur Mitte der 50er Jahre. In Memoirenbeiträgen und Quellentexten berichten ehemalige Präsidenten der Studentenschaft und Referenten der studentischen Selbstverwaltung über ihr Studium an der jungen, europäisch orientierten Universität des Saarlandes. Dabei Studierende um 1953 vor der damaligen geht es u.a. um das besondere Mensa in Gebäude 14 (jetzt A5 3). deutsch-französische Studiensystem und die damaligen Studien- und Arbeitsbedingungen auf dem Homburger und Saarbrücker Campus. Thematisiert werden auch die vielfältigen Aktivitäten der Studierendenschaft und die facettenreiche geistig-politische Atmosphäre jener Zeit. red Wolfgang Müller (Herausgeber): Studentische Impressionen aus den frühen Jahren der Universität des Saarlandes, Saarbrücken 2006. 100 Seiten mit zahlreichen Abbildungen. ISBN 3-00-017638-1. Bezug über das Archiv der Universität des Saarlandes: Email: [email protected] campus aktuell Saarbrücker Studenten gewinnen Wirtschaftsprüfungs-Wettbewerb I n einem von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young ausgeschriebenen Wettbewerb, der an der Saar-Uni in Zusammenarbeit mit dem von Prof. Karlheinz Küting geleiteten Institut für Wirtschaftsprüfung durchgeführt wurde, haben fünf Studierende der Saarbrücker Wirtschaftswissenschaften bundesweit den ersten Platz belegt: Johannes Koenen, Die glücklichen Sieger und ihr Professor (v.l.): Christoph Fabian Müller, Arne Seel, Fabian Müller, Prof. Karlheinz Küting, Johannes Koenen, Arne Schmidt und Christoph Tschepe. Schmidt, Christoph Seel Foto: Marco Keßler und Christoph Tschepe lösten mit Bravour praktische Aufgaben aus dem täglichen Wirtschaftsprüferleben. Das Team hatte sich in zwei regionalen Ausscheidungsrunden für das große Finale in Berlin qualifiziert. Bei der Endausscheidung am 19. und 20. Januar in der Bundeshauptstadt behaupteten sich die Saarbrücker Studenten gegen die Universitäten Göttingen, Hohenheim, Leipzig und München. Als Sieger des Wettbewerbs, an dem insgesamt 500 Studierende von 15 Hochschulen teilnahmen, haben sie eine fünftägige Reise in die Vereinigten Staaten gewonnen. Die Kosten dafür werden von Ernst & Young übernommen. Für Prof. Karlheinz Küting unterstreicht der Erfolg seiner Studenten die große Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft. Eine praxisnahe Ausbildung liege ihm und den anderen Saarbrücker Professoren besonders am Herzen und stehe im Vordergrund der universitären Ausbildung an der Saar-Uni, so Prof. Küting. Daher möchte er den Diplom-Abschluss auch nicht generell abgeschafft wissen: „Das Ergebnis zeigt auch, dass die universitäre Ausbildung zum Diplom-Kaufmann den Anforderungen der Praxis gerecht wird und dass die Forderung nach der zwingenden Ausbildung zum Bachelor bzw. Master und damit nach der Abschaffung des universitären Abschlusses ‚Diplom-Kaufmann’ zu weit greift“. GS Mit Goslar-Medaille ausgezeichnet P rof. Manfred R. Möller wurde auf dem Verkehrsgerichtstag mit der Goslar-Medaille der Deutschen Akademie für Verkehrswissenschaften geehrt. Damit wurde der Homburger Toxikologe für „seine großen Verdienste um die Verkehrswissenschaften und den Verkehrsgerichtstag in Goslar“ ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Generalbundesanwalt Kai Nehm, der Prof. Möller (im Foto r.) die Medaille im Festsaal der Kaiserpfalz in Goslar überreichte. red 33 Tag der offenen Tür Am Samstag, 1. Juli, lädt die Universität von 9 bis 18 Uhr alle Interessierten in ihre Hörsäle und Laboratorien auf dem Saarbrücker Campus ein. Professoren und Studierende aller Fachrichtungen gewähren an diesem Tag Einblicke in die verschiedensten Wissenschaftsgebiete. Von Vorträgen, Rundgängen und Vorführungen bis hin zu Kulturellem und Kulinarischem – für jeden Geschmack wird etwas geboten. Speziell für angehende Studierende ist der Tag der offenen Tür eine ideale Möglichkeit, Uni-Luft zu schnuppern und sich vor Ort über die Fächer zu informieren. Cocktails, Jazz und Literatur – die Vermischung verschiedenster kultureller Ausdrucksformen war für die spanische Avantgarde der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Programm. Wie stark intermediale Verfahren die Avantgarde prägten, beleuchtet nun der von der Hispanistik-Professorin Mechthild Albert herausgegebene Band Vanguardia española e intermedialidad. Artes escénicas, cine y radio (Spanische Avantgarde und Intermedialität. Bühnen-Kunst, Kino und Radio). Erstmals wird hier umfassend das Zusammenspiel so verschiedener Kunstformen wie Literatur, Tanz, Theater, Musik, Kino und Radio in der spanischen Avantgarde untersucht. Die Publikation in spanischer Sprache vereint 30 Beiträge namhafter internationaler Wissenschaftler, die im Juni 2003 an einem von Professor Albert organisierten Avantgarde-Kongress an der Universität des Saarlandes teilgenommen haben. Mechthild Albert (ed.): Vanguardia española e intermedialidad. Artes escénicas, cine y radio. Madrid/Frankfurt (Iberoamericana/Vervuert) 2005, 616 S., 36 Euro. campus 2/2006 Neues Buch Studium NaT-Worker wollen Schüler für Materialwissenschaft und Werkstofftechnik begeistern Robert Bosch Stiftung fördert „NaT-Working – Advanced Materials“ mit über 50 000 Euro M 34 athematik, Chemie, Physik, Biologie – diese Fächer kennen künftige Studierende aus der Schule. Bei Materialwissenschaft und Werkstofftechnik ist das anders. Diese Wissenschaft, die Elemente aus Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften in sich vereint und zu den Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts gezählt wird, ist vielen Schülern nicht bekannt. So bleiben auch viele Talente unentdeckt. Um Schülerinnen und Schüler auf das Fach neugierig zu machen, ihnen seine Faszination zu vermitteln und Ansporn zu geben für ein Studium, hat die Fachrichtung Werkstoffwissenschaften der Saar-Uni – einer der fünf renommiertesten Standorte auf dem Gebiet der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik in Deutschland – gemeinsam mit den saarländischen Gymnasien und Gesamtschulen ein Projekt ins Leben gerufen, das Uni und Schule eng vernetzen soll: Die Robert Bosch Stiftung fördert „NaT-Working – Advanced Materials“ jetzt mit mehr als 50 000 Euro. Das Projekt, das von den Saarbrücker Professoren Frank Mücklich und Ralf Busch federführend geleitet wird, will die Materialwissenschaft und Werkstofftechnik in einem Bündel von Aktionen in die Schulen bringen: so etwa durch einen Experimentier-Koffer, der speziell für den Schulunterricht zusammengestellt wurde, oder durch Vorträge von Wissenschaftlern an den Schulen, die über die Universität gebucht werden können. Leistungskursschülern soll die Möglichkeit eröffnet werden, Praktika an der Uni zu absolvieren. Auch sollen Weiterbildungskurse für Lehrer angeboten werden. Als weitere Stufe soll im Juniorstudium, bei dem schon heute Schüler an der Saar-Uni studieren können, der Zweig Materialwissenschaft und Werkstofftechnik eigenständig ausgebaut werden. Ende Januar hatten die „NaT-Worker“ der Saar-Uni Lehrer auf den Campus eingeladen, um über das Konzept und die Vorarbeiten zu informieren, die weitere Gestaltung zu diskutieren und Kontakte zu knüpfen. CE http://www.natworking-advanced-materials.de Schülerlabor SinnTec eröffnet faszinierende Einblicke V iel Spaß und jede Menge Praxis“ – so lautete das einhellige Fazit der PhysikLeistungskursschülerinnen und -schüler vom Neunkircher Krebsberg-Gymnasium: Sie waren die ersten, die im neuen Schülerlabor SinnTec der Fachrichtung Mechatronik einen Blick in die Welt der Mikrosensoren werfen konnten. Mit Lötkolben und Multimeter ausgerüstet, entwickelten die Nachwuchsingenieure Messgeräte, die Temperatur und Luftdruck mit modernster Technik messen. Vier Stunden lang experimentierten sie, erhielten Einblicke in Mikrosystemtechnik, Elektronik und rechnergestützte Messdatenerfassung. Die Schüler und ihr Lehrer Ulrich Will zeigten sich begeistert vom neuen Labor; sie waren fasziniert davon, wie viel Technik in kleinsten Bauteilen, den Mikrosensoren, steckt. Und eben dies ist das Ziel von Initiator Prof. Andreas Schütze und seinem Team vom Lehrstuhl für Messtechnik, an dem das Schülerlabor eingerichtet ist: Die Schüler sollen die Sensoren, die technischen Sinnesorgane, in Experimenten erleben und Spaß finden an einem Bereich, den sie so an der Schule nicht kennen lernen: den Ingenieurwissenschaften. Anke Kopper/CE campus 2/2006 „ Praktischer und spannender als der normale Unterricht: Schülerinnen und Schüler des Neunkircher Gymnasiums am Krebsberg im Schülerlabor SinnTec. Foto: LMT SinnTec steht allen Oberstufenschülern und Berufsschülern offen, die die moderne Technik der Mikrosensoren erleben möchten. Die Termine werden individuell mit den Lehrkräften abgestimmt. Es werden grundlegende Informationen zur Funktionsweise von Sensoren vermittelt, die im Anschluss in eigener Anschauung erforscht und in Experimenten erprobt werden können. So werden u.a. auch Versuche mit einer Wetterstation angeboten oder Crash-Tests mit dem Airbagsensor demonstriert. Betreut werden die Schüler von wissenschaftlichen Mitarbeitern und studentischen Hilfskräften der Fachrichtung Mechatronik und von Lehramtsstudierenden der Physik, Elektrotechnik und Metalltechnik. Entstanden ist das Schülerlabor aus dem Aus- und Weiterbildungsnetzwerk pro-mst, das sich unter anderem die Nachwuchsförderung speziell im Bereich der Mikrosystemtechnik zur Aufgabe gemacht hat. Studium Fotos: Lehrstuhl Scholz Kinospot für 20cent Saar aus der Studenten-Werkstatt E Keramische Einsichten Fotos: Guido Falk Keramik steht im Zentrum der Vorlesung von Dr. Guido Falk – hier erhalten Studierende am Lehrstuhl für Pulvertechnologie von Glas und Keramik von Prof. Rolf Clasen theoretische Einblicke in das weite Feld silikatkeramischer Werkstoffe, in ihre Struktur, Eigenschaften und Anwendungen. „Jedes Denken wird dadurch gefördert, dass es in einem bestimmten Augenblick sich nicht mehr mit Erdachtem abgeben darf, sondern durch die Wirklichkeit hindurch muss“, so Albert Einstein – und ganz in diesem Sinne warfen die angehenden Werkstoffwissenschaftler im Februar einen Blick in die Praxis: Sie besuchten die Werke der Villeroy & Boch AG in Mettlach und Merzig. „Die Studierenden konnten einen kompakten Überblick zur silikatkeramischen Prozesstechnik gewinnen“, resümiert Dr. Falk. Der Entwicklungsleiter von Villeroy & Boch, Dr. Norbert Backes, erläuterte die einzelnen Schritte der Fertigung und stand bei allen Fragen Rede und Antwort: Warum ist der Henkel an der Tasse eigentlich so teuer? Wie viele Teile werden im Jahr produziert? Welche Standzeiten muss man für die Gießformen ansetzen? Wie ist eine Ausschussrate von weniger als fünf Prozent dauerhaft zu gewährleisten?... „Der Automatisierungsgrad der Prozessketten ist schon erstaunlich – das hätte ich mir so nicht vorgestellt“, zeigte sich Hannah Scholt, die im neunten Semester Werkstoffwissenschaften studiert, beeindruckt. Bilanz ihres Studienkollegen Tobias Müller: „Die Exkursion hat sich gelohnt, das macht Lust auf mehr“. CE v.l.: Prof. Christian Scholz, Markus Person, André Hellemeier, Robert Lösing, Inga Scholz, Axel Ehrlich. Foto: Meyer/20cent preis, dotiert mit 500 Euro, errangen Jochen Grapp, Saskia Hoffman, Constantin Hildebrand und Michael Nauhauser für ihre „Alternativen“. Dass bei den Spots erstaunlich Professionelles herauskam, kommt nicht von ungefähr: Im BWL-Vertiefungsfach Medien- und Kommunikationsmanagement (MKM), das Scholz seit 1999 anbietet, geht es praktisch zu. „Die spezifischen Erfordernisse der Medienbranche wie Kreativität oder Improvisation unter Zeitdruck kann man nicht nur theoretisch und abstrakt vermitteln“, erläutert Prof. Scholz. Neben dem technischen und wirtschaftstheoretischen Grundverständnis zählen daher zur MKM-Ausbildung vor allem praktische multimediale Fähigkeiten wie Web-Design, Konstruktion virtueller Welten und internetbasierte Kommunikationsformen. So geht jeden Mittwoch im Semester um 18.18 Uhr orgaTV (www.orgatv.de) live auf Sendung: Internet-TV von Studierenden. „In einer Übung zur Medienpraxis lernen die Studierenden, wie man Filme konzipiert und erstellt“, so Karoline Niemczyk; die Dozentin stand den Studierenden auch bei den Kinospots zur Seite. Axel Ehrlich, Chefredakteur von 20cent, über den Wettbewerb: „Die Studenten sind kreativ – und sie sind unsere Leser. Wir wollen, dass unsere Zielgruppe daran mitarbeitet, was 20cent ausmacht. Und so machen denn Leser auch unseren Kinospot.“ Das Konzept ging für alle Seiten auf: Erfahrung für die Studierenden und pfiffige Spots für 20cent Saar. CE Kinospots und Infos zu MKM im Internet: www.orga.uni-sb.de 35 campus 2/2006 ine neblige Flusslandschaft, in einer Barke ein Toter mit Münzen auf den Augen, der Fährmann in düsterer Kutte setzt den Dahingeschiedenen über ans Ufer der Unterwelt, gespenstig gleitet der Nachen dahin ... bis ein knallroter 20cent-Zeitungskasten ins Bild kommt. Dunkelheit. Ein Klicken. Banjo-Musik: Der Fährmann liest 20cent, der Tote – mit nur noch einer Münze – treibt davon... Ab April wird der neue Spot für den jüngsten Titel der Saarbrücker VerlagsService GmbH (SVS) im Kino-Vorprogramm zu sehen sein. Die Macher des 30-Sekunden-Streifens: André Hellemeier, Robert Lösing und Markus Person – drei Studenten. Gemeinsam mit sieben weiteren Teams, allesamt Studierende des Vertiefungsfachs Medien- und Kommunikationsmanagement von Prof. Christian Scholz, stellten sie sich einem außergewöhnlichen Wettbewerb: Die SVS hatte gemeinsam mit dem Lehrstuhl Scholz für den neuen Kinospot von 20cent Saar auf studentische Ideen und junges Know-how gesetzt – und wurde nicht enttäuscht: Was die Studenten im Januar im Kino achteinhalb vor 170 Zuschauern zeigten, konnte sich sehen lassen. Dabei war alles self-made: vom Konzept der originellen Drehbücher über die Auswahl der Protagonisten und Drehorte, die Kameraführung, Regie, Moderation bis hin zum Schnitt. Einstimmig wählte die Jury, der Prof. Scholz, SVS-Geschäftsführerin Inga Scholz, 20cent-Chefredakteur Axel Ehrlich, die Leiterin des SVS-Marketing Anne Rosche sowie Jochen Wulf von CineStar angehörten, den „Fährmann“ zum Gewinner. Ein Obolus von 1 000 Euro versüßte den Studenten noch die einmalige Chance, schon während des Studiums mit einem Kurzfilm im Kino vertreten zu sein. Den Publikums- Personalia Gender-Professur: Frauen in der Frühen Neuzeit D Mitgliederversammlung der Vereinigung der Freunde D campus 2/2006 36 ie Mitgliederversammlung der „Vereinigung der Freunde“ hat am 14. Februar Prof. Helmut Bley, Ehrensenator Hermann Deutsch, Dr. Gerhard Neufang und Dr. Jost Prüm für eine weitere Amtszeit in den Vorstand gewählt. Helmut Porn ist neues Vorstandsmitglied und die Saarbrücker Oberbürgermeisterin Charlotte Britz neues Mitglied des Kuratoriums. Das Amt des Kassenprüfers haben Gerhard Escher und Dr. Harald Langenfeld übernommen. Einstimmig wurden der Tätigkeits- und Kassenbericht sowie der Haushaltsplan 2006 mit einem Volumen von rund 90 000 Euro genehmigt. Diese Mittel werden für Stipendien, Zuschüsse zum Druck herausragender Dissertationen, für Literatur, Geräte, Apparate, Tagungen, die Forschungsförderung einzelner Institute sowie zur Unterstützung notleidender Studierender verwendet. Universitätspräsidentin Wintermantel informierte über die aktuelle universitäre Situation. In seinem Vortrag berichtete der Leiter des Fraunhofer-Instituts für Biomedizinische Forschung, Prof. Günter R. Fuhr, über „Sanft wie im Körper – in vitro-Zellhandhabung für die regenerative Medizin“. An der Spitze der 1952 gegründeten „Vereinigung der Freunde“ mit ihren 475 Mitgliedern steht als Präsident der Ehrensenator Dr. Max Häring. Die „Vereinigung“ verleiht jährlich den Dr. Eduard-Martin-Preis für exzellente Dissertationen, engagiert sich für die enge und dauerhafte Verbindung zwischen Universität und Bevölkerung und fördert insbesondere Forschung und Lehre an der Saar-Uni. Auch neue Mitglieder sind mit einem Jahresbeitrag von 35 Euro stets willkommen. WM Nähere Informationen erteilt der Geschäftsführer Prof. Torsten Stein Telefon: 0681 / 302-3695, E-Mail: [email protected]. ie ‘wandernde’ Gender-Gastprofessur soll die Perspektive der Geschlechterforschung in wechselnden Fächern beleuchten: Für das Sommersemester 2006 konnte Privatdozentin Dr. Iris Gareis (Foto) gewonnen werden, die am Institut für Historische Ethnologie der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main lehrt und forscht. Am Lehrstuhl für Frühe Neuzeit von Prof. Wolfgang Behringer wird sie Vorlesungen, Seminare und Übungen anbieten. Themen werden sein: Frauen- und Geschlechtergeschichte der iberischen Welt in der Frühen Neuzeit; Liebe und Passion – weibliche Emotionalität in der Frühen Neuzeit; Interkulturelle Geschlechterbeziehungen in Amerika sowie Frauen und die spanische Inquisition. CE Öffentliche Vorträge: „Celesta oder Celestina? Frauenbilder und Geschlechterrollen der spanischen Welt in der Frühen Neuzeit“, 11. Mai, 17.15 Uhr; „Frauen in der Universität des Teufels – Hexen in Lateinamerika“, 13. Juli, 17.15 Uhr. Die Veranstaltungsorte werden noch bekannt gegeben. Weitere Information: www.uni-saarland.de/fak3/behringer Professor Strittmatter verabschiedet Q uo vadis, Erziehungswissenschaft?“ lautete das Motto der Podiumsdiskussion zur Emeritierung von Prof. Peter Strittmatter, der seit 1974 an der Universität des Saarlandes gelehrt, geforscht, mehrere Rufe abgelehnt sowie viele Jahre das Medienzentrum der Philosophischen Fakultät und die Arbeitseinheit „Wissenschaftliche Weiterbildung“ geleitet hat. Nach der Begrüßung durch Dekan Prof. Rainer Krause und einer aktuellen Positionsbestimmung von Prof. Robin Stark beleuchtete Prof. Hans-Joachim Kornadt die Geschichte der seit den späten 60er Jahren zunehmend empirisch und psychologisch orientierten Saarbrücker Erziehungswissenschaft. Unter der Moderation von Prof. Helmut Heid (Regensburg) diskutierten anschließend im interdisziplinären Dialog die Professoren Heinz Mandl (Pädagogische Psychologie, München), Ulrich Nortmann (Philosophie, Saarbrücken), Norbert Seel (Lernforschung und Instructional Design, Freiburg und Florida State University) sowie Peter Strittmatter. Die Beiträge des Kolloquiums werden in der Reihe der „Universitätsreden“ dokumentiert. WM „ Professor Barry Smith zum Honorarprofessor bestellt D ie Universitätspräsidentin hat Prof. Barry Smith zum Honorarprofessor bestellt. Der Philosoph und führende Repräsentant zeitgenössischer Ontologie ist Absolvent der Oxford University und derzeit u.a. Philosophie-Professor der State University in Buffalo/USA. An der UdS leitet er das Institut für Formale Ontologie und Medizinische Informatikwissenschaften (IFOMIS). In einer Reihe von bahnbrechenden Arbeiten hat der anglo-amerikanische Wissenschaftler aufgezeigt, wie Methoden und Theorien der philosophischen Disziplin der Ontologie für die Entwicklung allgemein verbindlicher Klassifizierungssysteme von Information genutzt werden können. Smith hat sich dabei insbesondere auf die Biomedizin spezialisiert. Das IFOMIS gründete er 2002 in Leipzig – ermöglicht wurde dies durch den Wolfgang-Paul-Preis, dem mit zwei Millionen Euro höchst dotierten bundesdeutschen Wissenschaftspreis, der vom Bundesforschungsministerium gestiftet und von der Alexander von Humboldt-Stiftung vergeben wird. Ende 2004 zog Smith mit dem Institut auf den Saarbrücker Campus, um dort von dem exzellenten Informatik-Umfeld zu profitieren. Die Vision des Philosophen ist es, ein weltweit einheitliches biomedizinisches Klassifikationssystem zu entwickeln, mit dem Probleme bei der elektronischen Datenerfassung ausgeräumt werden. Anne-Katrin Axt Foto: das bilderwerk Prof. Dr. Ludwig Kötter 80 Jahre A m 19. März konnte Prof. Dr. Ludwig Kötter seinen 80. Geburtstag begehen. Zunächst als Lehrer tätig, studierte er in Marburg Psychologie, habilitierte sich in Kiel und übernahm 1970 den zweiten Lehrstuhl für Erziehungswissenschaft an der UdS. In Forschung und Lehre griff er Fragen der Didaktik und Unterrichtsmethodik auf und führte Begleituntersuchungen zu schulischen und betrieblichen Innovationsprogrammen durch. Er leitete mehrere Kommissionen zu Reform- und Entwicklungsfragen und war 1985 Gründungsmitglied von EARLI (European Association for Research on Learning and Instruction). 1988 lud Prof. Kötter zum 11. Kongress der deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft nach Saarbrücken ein, zu dessen Eröffnung er Bundespräsident von Weizsäcker hatte gewinnen können. In der Selbstverwaltung engagierte er sich als Fachbereichsvorsitzender (1973-1975) und Dekan (1977-1979) während der Integration der Pädagogischen Hochschule in die Universität. Als Emeritus betätigte er sich literarisch, so als Autor des Buches „fortgesponnen hintergrimmsch – Kontermärchen“. WM Prof. Irene Schulz 65 Jahre Z um 65. Geburtstag von Prof. Irene Schulz veranstaltete das Physiologische Institut im Januar ein internationales „Homburger Physiologisches Symposium“, an dem unter anderem Nobelpreisträger Prof. Erwin Neher (Göttingen) teilnahm. Bei der Eröffnung der vom Sonderforschungsbereich 530, dem Graduiertenkolleg „Zelluläre Regulation und Wachstum“ sowie Altana Pharma unterstützten Veranstaltung gratulierten Universitätspräsidentin Wintermantel, Dekan Prof. Mathias Montenarh und Prof. Markus Hoth der seit 1991 in Homburg tätigen Kollegin. Prof. Irene Schulz widmet sich in ihren Forschungen und Publikationen v.a. der Zellregulation und Untersuchungen der hormonell regulierten Ionenkanäle und der Enzymsekretion. Sie ist maßgeblich am Homburger Graduiertenkolleg sowie am Sonderforschungsbereich beteiligt. Die zehn innovativen Vorträge höchstrangiger internationaler Forscher zu verschiedenen Aspekten des Zellstoffwechsels galten den vier Themenfeldern „Synaptische Transmission“, „Calciumsignale“, „Calcium, Phosphate und Phosphatase“ sowie „Ionenkanäle“. WM Prof. Dr. Friedrich Hiller 80 Jahre Personalia Die Universität gratuliert V on 1967 bis 1994 hatte er das Saarbrücker Ordinariat für Klassische Archäologie inne, agierte als erster Prodekan des Fachbereichs „Kunst- und Altertumswissenschaften“ und leitete von 1973 bis 1975 als Dekan die Philosophische Fakultät. Vor 80 Jahren, am 12. März 1926, wurde Friedrich Hiller in München als Sohn eines bekannten Bildhauers geboren. Nach der Promotion und den Assistentenjahren in München, Rom und Athen folgten 1965 die Habilitation in Marburg und bald der Saarbrücker Ruf. An unserer Universität legte Prof. Hiller die bemerkenswerte Original- und Abgusssammlung des Archäologischen Instituts an und widmete sich Grabungen in der Etruskerstadt Rusellae, im Apollontempel von Didyma und in der Makedonenresidenz von Demetrias und auf Cap Palinuro – aber auch an regionalen gallo-römischen Fundplätzen in der lothringischsaarländischen Grenzregion. Ferner gehörte der Jubilar der Zentraldirektion des Deutschen Archäologischen Instituts an und wirkte viele Jahre als Fakultätsbeauftragter der „Annales UniverWM sitatis Saraviensis“. 37 Im Ruhestand Nach 43 Jahren unermüdlichen und außerordentlich engagierten Wirkens im Dienst unserer Universität trat Ende März der langjährige, für das Haushalts- und Rechnungswesen, den Geschäftsgang, die Beschaffung und das Außenamt Homburg zuständige Referatsleiter in der Zentralen Verwaltung, Universitätsdirektor Franz-Josef Heisel, in den verdienten Ruhestand. Dank seiner vielfältigen Erfahrung, Kompetenz und Verlässlichkeit entwickelte er eine harmonische und vertrauensvolle Zusammenarbeit, nicht nur mit allen Fakultäten und universitären Institutionen, sondern auch gegenüber den Ministerien und Einrichtungen des Landes. Unter seiner Ägide und dank der vertrauensvollen Unterstützung seiner Mitarbeiter erfolgte im Haushaltswesen die Einführung der elektronischen Datenverarbeitung. Ebenso konnte die erste Etappe des Globalhaushaltes erfolgreich bewältigt und der Übergang der Amtsgeschäfte nahtlos vollzogen werden. Seine fundierten fachlichen Kenntnisse konnte Franz-Josef Heisel in den vergangenen acht Jahren auch im Rahmen eines EU-Projekts an russischen Universitäten erfolgreich weitergeben, nachdem er sich bereits nach 1989 bei der Reorganisation der Technischen Hochschule Cottbus engagiert hatte. WM Prof. Dr. Klaus Schöpsdau Dank seiner mehr als 40-jährigen Tätigkeit als Leiter grammatikalischer und stilistischer Übungen, aber auch wegen der propädeutischen und fachdidaktischen Einführungen und seiner Exkursionen kennen und schätzen ihn alle Studierende des Instituts für Klassische Philologie. Er hat mehrere Publikationen zur antiken Rhetorik und zuletzt zwei international viel beachtete Kommentarbände zu Platons „Nomoi“ erarbeitet. Im November ist Dr. Schöpsdau, der 2002 nach seiner Habilitation zum außerplanmäßigen Professor ernannt wurde, in den Ruhestand getreten. Aber er wird weiterhin dem Werk und Erbe Platons und der antiken Welt verpflichtet bleiben. WM campus 2/2006 Franz-Josef Heisel Personalia Neues Dekanat in der Philosophischen Fakultät II D er Fakultätsrat hat in seiner Sitzung vom 15. Februar Prof. Dr. Ulrike Demske zur Dekanin gewählt. Ulrike Demske Neue Prodekanin ist Prof. Dr. Susanne Kleinert. 38 Susanne Kleinert Zum Studiendekan bzw. Stellvertretenden Studiendekan wurden auf Vorschlag der Gruppe der Studierenden Prof. Dr. Alberto Gil und Prof. Dr. William Barry (Stellvertreter) gewählt. Alberto Gil William Barry Die Universität trauert Prof. Dr. HansWerner Osthoff † Honorarprofessor Dr. Hans-Werner Osthoff hat unsere Universität auf außergewöhnliche Weise gefördert und stets als seine Universität betrachtet. Seit 1957 war er ihr eng verbunden. Der Geschäftsführer und Vorstand der Röchlingschen Eisen- und Stahlwerke war viele Jahre als Lehrbeauftragter und Honorarprofessor an der Rechtsund Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät tätig und beschäftigte sich am Europa-Institut in Forschung und Lehre mit dem Energierecht und seinen europäischen Dimensionen. Im Dezember 1990 errichtete er die seinen Namen tragende Stiftung. Sie zeichnet jährlich mit dem Hans-Werner-Osthoff-Preis die besten Magister-Arbeiten des MBAAufbaustudiengangs beider Sektionen des Europa-Instituts aus und fördert so den wissenschaftlichen Nachwuchs auf dem Feld der europäischen Integration. Der Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes, Chevalier de la Légion d´Honneur der Französischen Republik und Officier de l´Ordre de Mérite des Großherzogtums Luxemburgs, der auch als Justitiar im Bonner Auswärtigen Amt wirkte, ist am 3. Januar im Alter von 94 Jahren verstorben. WM Prof. Dr. Heinz Hübner † Im Alter von 91 Jahren verstarb am 28. Februar bei Köln Altrektor Prof. Dr. Heinz Hübner, der von 1955 bis 1960 als Professor für Bürgerliches Recht und Römisches Recht in Saarbrücken gewirkt und als erster deutscher Rektor von 1956 bis 1958 unsere Universität geleitet hat. In seiner bewegten Amtszeit erfolgten der schwierige Übergang vom französischen zum bundesdeutschen Universitätssystem und eine umfassende universitäre Reorganisation. So entstand ein neues wegweisendes, von der Universität vorbereitetes Universitätsgesetz. Das Europa-Institut wurde in ein stärker rechtsund wirtschaftswissenschaftlich orientiertes Europäisches Forschungsinstitut umgewandelt, und das 1955 gegründete Centre d´Études Juridiques Françaises konnte ebenso bewahrt werden wie die einmalige Ausbildung französischer Germanisten in der Philosophischen Fakultät. 1960 wechselte Prof. Hübner, der am 7. November 1914 im schlesischen Wohlau geboren wurde, an die Universität zu Köln, der er in hochschulpolitisch bewegter Zeit zwischen 1968 und 1970 ebenfalls als Rektor diente. WM Rufe an die UdS angenommen an die UdS erhalten Prof. Dr. Rainer Maria Bohle aus Gießen auf die W3Professur für Pathologie (Nachfolge Prof. Remberger) Privatdozentin Dr. Susanne Buch aus Marburg auf eine W2Professur für Erziehungswissenschaft (Nachfolge Prof. Gräsel) Dr. Hans-Peter Dörrenbächer aus Saarbrücken auf eine W2-Professur für Kulturgeographie (Nachfolge Prof. Brücher) Privatdozentin Dr. Annette Guckelberger aus Speyer auf eine W3-Professur für Öffentliches Recht (Nachfolge Prof. Grupp) Privatdozent Dr. Carsten Werner aus Dresden auf eine W3-Professur für Polymerwerkstoffe (Nachfolge Prof. Hirt) Werbung Anterist + Schneider campus 2/2006 nach auswärts erhalten Privatdozentin Dr. Heike Jochum auf eine W3-Professur für Öffentliches Recht und Steuerrecht an die Universität Osnabrück Prof. Dr. Andreas Kugi, Mechatronik, auf eine W3Professur für Regelungs- und Steuerungstheorie an die Technische Universität Dresden Prof. Dr. Axel Scheidig, Biophysik, auf eine W3-Professur für Strukturbiologie an die Christian-Albert-Universität zu Kiel nach auswärts angenommen Prof. Dr. Götz S. Uhrig, Theoretische Physik, auf eine W3-Professur für Theoretische Physik – Theorie der kondensierten Materie an die Universität Dortmund