...

Document 2701955

by user

on
Category: Documents
400

views

Report

Comments

Transcript

Document 2701955
Editorial
Liebe campus-Leserinnen,
liebe campus-Leser,
3
der Bologna-Prozess, jene inzwischen von allen europäischen Bildungsministern unterstützte Vereinbarung zur Schaffung eines Europäischen Hochschulraumes, bestimmt schon seit geraumer Zeit die Neugestaltung von Studium und Lehre an den deutschen Hochschulen. In den letzten Monaten hat die lange
Zeit etwas zögerlich verlaufende Entwicklung spürbar an Fahrt gewonnen, und dies gilt auch für die Universität des Saarlandes. Die Etablierung eines zweistufigen Studiensystems mit modularisierten Studiengängen und europaweit vergleichbaren Abschlüssen macht Fortschritte: Nachdem im Bereich der informatikorientierten Wissenschaften schon die ersten Absolventinnen und Absolventen das gestufte Studium abgeschlossen haben, sind derzeit die Planungsarbeiten insbesondere in den Philosophischen Fakultäten I und II, aber auch in vielen anderen Fächern in vollem Gang. Wertvolle Unterstützung wird dabei von dem neu eingerichteten Bologna-Büro geboten, einer Serviceeinheit der Zentralen Verwaltung,
die Informations-, Beratungs- und Planungsarbeit leistet.
Im Anschluss an das zweistufige Studiensystem von Bachelor und Master rückt seit dem europäischen
Bildungsgipfel in Bergen die Promotionsphase zunehmend ins Blickfeld. Den speziellen Qualifikationsbedürfnissen und -ansprüchen von Doktorandinnen und Doktoranden an der Schnittstelle zwischen Ausbildung und selbstständiger Forschung wird gerade an deutschen Universitäten, die traditionell auf das
Zweierverhältnis von Promovend(in) und Betreuer(in) konzentriert sind, bisher zu wenig Beachtung geschenkt. Wir bereiten an unserer Universität derzeit ein Doktorandenprogramm vor, um den Bereich des
postgradualen Studiums stärker zu strukturieren und mit gezielten Qualifizierungsangeboten anzureichern. Denn begabte Nachwuchsforscherinnen und -forscher von außerhalb können wir nur dann für uns
gewinnen, wenn wir ein attraktives Forschungs- und Ausbildungsumfeld zu bieten haben. Und dass wir
als Universität unsere institutionelle Verantwortung für die Ausbildung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses verstärkt wahrnehmen, ist zweifellos – nicht zuletzt vor dem Hintergrund des laufenden Differenzierungsprozesses im deutschen Hochschulsystem – ein Gebot der Stunde.
Prof. Dr. Margret Wintermantel
Universitätspräsidentin
campus 2/2006
Eine besondere Situation besteht im Bereich der Lehramtsstudiengänge, die gemäß der Entscheidung
des Ministeriums zwar nach den Maßgaben des Bologna-Prozesses reformiert, aber weiterhin mit dem
Staatsexamen abgeschlossen werden. In vor kurzem einberufenen Fachgruppen arbeiten Universitätsvertreter nun gemeinsam mit Schulpraktikern an der Modularisierung dieser Studiengänge. Ziel ist auch
hier, die Qualität des Studiums weiter zu erhöhen, so dass die Studiendauer verkürzt wird und gleichzeitig die Studierenden fundiert auf ihre Berufstätigkeit vorbereitet und in ihrer nationalen wie internationalen
Mobilität gefördert werden.
4
Foto: Iris Maurer
Foto: Becker & Bredel
Inhalt
HRK-Präsidentin
Studienbeiträge
Die Plenarversammlung der Hochschulrektorenkonferenz hat am 21. März in Bonn die neue HRK-Präsidentin gewählt: Die Präsidentin der Universität des Saarlandes Professor Dr. Margret Wintermantel ist die erste
Frau an der Spitze des Forums für den gemeinsamen
Meinungsbildungsprozess der Universitäten und Hochschulen in Deutschland.
Ab dem Wintersemester 2007/2008 werden an allen
saarländischen Hochschulen einheitliche Studienbeiträge erhoben.
Universitätsratsbeschluss vom 24. Februar 9 • Studienbeiträge: Das saarländische Modell 9 • Online-Umfrage
zu Studienbeiträgen 11
campus 2/2006
Foto: Roger Paulet
Foto: das bilderwerk
Im Interview: HRK-Präsidentin und UdS-Präsidentin
Margret Wintermantel 5
Forschung
campus aktuell
Was haben Herrscher zu vererben? Herrscher- und
Fürstentestamente im westeuropäischen Mittelalter 16 •
Neues Graduiertenkolleg in der Physik 17 • Neues Graduiertenkolleg in der Medizin 18 • Nano2Life: Europas
Nanobiotechnologie-Szene rückt zusammen 18 • Sportmediziner: Training darf anstrengen 19 • Kupfer – eine
neue Chance zur Behandlung von Alzheimer 20 •
Psychopharmaka gegen Schizophrenie 21 • Spin-off
Motama vernetzt Multimedia-Geräte 25 • Neuartiges
Laser-Endoskop am IBMT 29
CampusKultur 13 • 30 Jahre THUNIS 14 • Prof. Kindermann organisiert medizinische Betreuung bei FußballWM 19 • Neues Hochsicherheitslabor 22 • Neues Homburger Zentrallabor 22 • MPI für Softwaresysteme
nimmt Gestalt an 23 • CeBIT 2006 24 • Prof. Wahlster
berät Exzellenzinitiativen 25 • campus forum:
MenschMaschinenMensch 26 • Anschluss ans Internet
der Zukunft 28 • Studie zum Klimaschutz 30 • Forum
Canada 31 • Aula eingeweiht 32 • NaT-Working
Advanced Materials 34 • Schülerlabor SinnTec 34 •
Kinospot für 20cent Saar 35 • Personalia 36, 37, 38
campus-Herausgeber Die Universitätspräsidentin, Universität des Saarlandes, Postfach 15 11 50, 66041 Saarbrücken, Telefon (0681) 302-3000
campus-Team Dr. Manfred Leber / ML (Redaktion, verantwortlich), Claudia Ehrlich (ehemals Brettar) / CE (Redaktion und Layout), Gerhild Sieber / GS (Redaktion
und Layout), Evelyne Burkhart und Andreas Franz (Layout und Satztechnik).
Ständige Mitarbeit des Kompetenzzentrums Informatik: Friederike Meyer zu Tittingdorf / MEY; des Universitätsarchivs: Dr. Wolfgang Müller / WM; des Universitätsklinikums: Marion Ruffing / MR
Universität des Saarlandes, Presse- und Informationszentrum, Postfach 15 11 50, 66041 Saarbrücken, Telefon (0681) 302-3601, Telefax (0681) 302-2609, E-mail:
[email protected].
Auflage: 8.000, ISSN 0342.3212
Druck und Anzeigenwerbung: Ottweiler Druckerei und Verlag GmbH, Postfach 1261, 66559 Ottweiler, Telefon (06824) 9001-0, Telefax (06824) 1660.
campus erscheint viermal im Jahr während der Vorlesungszeit. Für unverlangt eingehende Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Die Beiträge können aus
redaktionellen Gründen gekürzt werden. Namentlich oder mit dem Signum des Verfassers gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers oder der Redaktion übereinstimmen. Alle Beiträge sind frei für den Nachdruck bei Quellenangaben und gegen Belegexemplar.
http://www.uni-saarland.de/campus
Redaktionsschluss für campus 3/2006: 12. Mai 2006
Titelthema
UdS-Präsidentin Wintermantel
nun auch Präsidentin der HRK
D
ie Plenarversammlung der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) hat am 21. März in
Bonn die Präsidentin der Universität des Saarlandes Margret Wintermantel mit der breiten Mehrheit von 84 Prozent Zustimmung zur neuen Präsidentin der HRK gewählt.
Der bisherige kommissarische Präsident der
HRK Burkhard Rauhut, Rektor der RWTH
Aachen, übergab am Ende der Sitzung die Amtsgeschäfte. Damit ist die Saarbrücker Universitätspräsidentin gewissermaßen aus dem Stand auch
HRK-Präsidentin. Für die HRK ist damit eine
Zwischenphase beendet, die durch den Rücktritt
des früheren Präsidenten
Im Namen des Präsidiums sowie der gePeter Gaethgens im Nosamten Universität gratulierte Universivember 2005 entstanden
tätsvizepräsident Rolf Hartmann der neuen
war. Die reguläre AmtsHRK-Präsidentin. Foto: Becker & Bredel
zeit der HRK-Präsidenten
beträgt drei Jahre; die Amtszeit der neu gewählten Präsidentin endet am 31. Juli
2009, wurde also wegen der außerordentlichen Wahl um vier Monate verlängert.
Professor Wintermantel ist die erste Frau an der Spitze der Hochschulrektorenkonferenz. Bereits seit 2001 ist sie Vizepräsidentin für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs der HRK. Im Jahr zuvor war sie nach zehn Rektoren
und vier Präsidenten zur ersten Präsidentin der Universität des Saarlandes gewählt worden. Hier hat sie seit 1992 einen Lehrstuhl für Psychologie inne.
In Saarbrücken erläuterte Wintermantel einen Tag nach ihrer Wahl auf einer
Pressekonferenz, dass sie bis auf Weiteres auch Präsidentin der UdS bleiben, sich
dabei aber verstärkt auf ihre Vizepräsidenten stützen werde. Diese kommentierten die Wahl der Saarbrücker Universitätspräsidentin an die Spitze der HRK als
große Auszeichnung für das Saarland und seine Universität, aber auch als großen
Verlust. Die Frage, ob sie selbst eine Kandidatur für die Nachfolge in Betracht
ziehen, ließen sie offen.
Inzwischen haben der Universitätsrat sowie der Senat der Universität für die
Findung eines Nachfolgers bzw. einer Nachfolgerin die Weichen gestellt. Am
5. April tagte der Senat und am 10. April der Universitätsrat, um die Mitglieder
einer Findungskommission zu benennen.
Einstweilen wird Wintermantel ihre doppelte Präsidentschaft, die neue in Bonn
und die bisherige im Saarland, parallel wahrnehmen. Dies zu packen, ist ihr nicht
bange. „Denn“, so die zweifache Präsidentin, „als Frau hat man mit Doppelbelastungen ja seine Erfahrungen ...“
ML
5
Pressestimmen
Die Stimme der Hochschulen will die
HRK sein. Höchste Zeit, diese Stimme
lauter zu erheben.
Süddeutsche Zeitung
Den Spitzenposten mit einer Psychologin zu besetzen, die erforscht hat,
wie Menschen Urteile übereinander
und über Sachverhalte fällen, scheint
in einer Atmosphäre der Unsicherheiten und Unstimmigkeiten nicht ganz
unpassend.
Frankfurter Rundschau
Überlegt, aber zielstrebig – diese Vorgehensweise hat die gebürtige Westerwälderin weit gebracht.
die tageszeitung
Sie versteht es, andere mit ihrer Offenheit für sich einzunehmen und
doch beharrlich zu verhandeln.
Frankfurter Allgemeine Zeitung
campus 2/2006
Werbung
Blutspende
Titelthema
„Wissenschaft und Bildung sind die
Grundlagen unserer Gesellschaft“
Die neue Präsidentin der HRK und scheidende Uni-Präsidentin im campus-Interview
campus: Frau Professor Wintermantel, Sie sind die neue HRK-Präsidentin und damit die Stimme der
Hochschulen in Deutschland. Was hat
Sie gereizt, für diese neue Aufgabe zu
kandidieren?
6
Prof. Wintermantel: Anfangs hatte
ich diese Kandidatur nicht angestrebt,
habe mich der Verantwortung aber
auch nicht entzogen, nachdem ich aus
dem Kreis der Präsidenten- und Rektorenkollegen wiederholt gebeten
wurde zu kandidieren. Ich bin mir bewusst, dass ich das Amt der HRK-Präsidentin in schwieriger Zeit übernehme. Mich dieser Herausforderung zu
stellen, birgt fraglos auch einen besonderen Reiz. Und der Zuspruch von
über 80 Prozent des HRK-Plenums,
über den ich mich außerordentlich
freue, macht mich zuversichtlich.
campus: Worin ist die besondere
Herausforderung Ihres neuen Amtes
zu sehen? Welche Ziele haben Sie
sich gesetzt?
campus 2/2006
Prof. Wintermantel: Wie bereits allgemein in Europa, so ist nun auch
speziell bei uns in Deutschland der
Differenzierungsprozess der Hochschullandschaft in vollem Gange. Als
Erstmals eine Präsidentin für die UdS: Bei der feierlichen Amtsübernahme am 15.
Dezember 2000 zusammen mit dem saarländischen Wissenschaftsminister Jürgen Schreier.
HRK sind wir gefordert, diesen Prozess konstruktiv zu begleiten. Der Wettbewerb unter den einzelnen Hochschulen wird zunehmen, und die politische Verantwortung für die Hochschulen wird im Zuge der Föderalismusreform noch
weit mehr als bisher auf die Bundesländer und Stadtstaaten mit ihren zum Teil
sehr unterschiedlichen Hochschulgesetzen übergehen. Um der Gefahr der Zersplitterung zu begegnen, muss die HRK zunehmend die Bedeutung einer
koordinierenden Instanz wahrnehmen. Hierfür muss sie zunächst eine Plattform
des allgemeinen Informationsaustauschs und der Diskussion darstellen, darüber hinaus aber auch gemeinsam in autonomer Verantwortung Standards entwickeln, um die hohe Qualität von Forschung und Lehre sicherzustellen. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels wird ein gemeinsames wichtiges Anliegen aller Hochschulen außerdem sein, unserem wissenschaftlichen Nachwuchs bestmögliche Arbeitsbedingungen zu ermöglichen. Hierzu gehören Dinge wie
strukturierte Doktorandenprogramme, Kinderbetreuung und die Förderung von Dual Career Couples.
campus: Bei der Frage, was grundsätzlich die Aufgabe
einer Universität ist, gibt es verschiedene Meinungen.
Die einen fordern eine engere Verzahnung mit der Welt
der Wirtschaft, die anderen sehen genau darin eine Gefährdung traditioneller Werte von Bildung, Individualität und eigentlicher Wissenschaft.
Kämpferischer Einsatz für die UdS: So sah die Saarbrücker Zeitung die
Universitätspräsidentin in ihrer Ausgabe vom 15. April 2003.
Prof. Wintermantel: Wissenschaft und Bildung sind
die Grundlage unseres Wohlstands, und man sollte dabei keine falschen Gegensätze aufbauen. Die Forde-
Der bisherigen HRK-Vizepräsidentin für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs
galt diesem Themenbereich auch in Saarbrücken ihr besonderes Augenmerk: hier im
Mai 2004 beim Bundesfinale des Wettbewerbs Jugend forscht an der Universität des Saarlandes zusammen mit Raimund Stein von der Aktivgemeinschaft Saar, Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn, dem saarländischen Finalisten Marco Messina und dem saarländischen Wirtschaftsminister Hanspeter Georgi (v.l.).
Foto: Becker & Bredel
Prof. Wintermantel: Ich werde mein Amt dann abgeben, wenn klar ist, dass die
Universität durch meinen Weggang keine Nachteile davontragen wird. Einen
fixen Zeitrahmen habe ich mir dafür nicht gesetzt. Besonders angelegen ist es
mir, an einer erfolgreichen Antragstellung beim zweiten Anlauf der Exzellenzinitiative noch mitzuwirken.
campus: Und mit welcher Forderung gehen Sie in die Verhandlungen über die Höhe des zukünftigen
Globalhaushalts?
Prof. Wintermantel: Im Zuge des
Bologna-Prozesses sind wir dabei,
unsere Studiengänge weitgehend
auf das modularisierte
und gestufte
Bachelor/
Werbung für die UdS: Bei der Einweihung des
Master-SysUni-Shops an der UdS am 5. Juli 2003 mit dem
tem umzuLeiter des Präsidialbüros Wolfgang Lorenz.
stellen.
Foto: das bilderwerk
Gleichzeitig
darf der Prozess der Profilbildung nicht gefährdet werden.
Beides zusammen wird ohne eine Erhöhung des Globalhaushaltes nicht zu schaffen sein. Bei allem ist zu berücksichtigen, dass die Höhe des augenblicklichen Globalhaushalts durch Inflation und insbesondere die Gehaltssteigerungen, die die Universität zur Hälfte zu tragen hat,
real ständig zurückgeht. Auch vor diesem Hintergrund sind
Anpassungen notwendig.
campus: In der in den letzten Wochen und Monaten zum
Teil recht hitzig geführten Diskussion um Studienbeiträge
haben Sie stets deutlich gemacht, dass diese Beiträge der
Studierenden ausschließlich der Verbesserung der Studienbedingungen zugute kommen dürfen. Wie kann dies
gewährleistet werden, und welche konkreten Maßnahmen
für den Einsatz der Mittel sind denkbar?
7
Prof. Wintermantel: Eine Kommission, an der die Studierenden beteiligt
werden, wird über die Verwendung
der Studienbeiträge entscheiden. Hinweise, wo von Seiten der Studierenden Engpässe gesehen werden, geben die Rückmeldungen unserer Online-Befragung. An vorderster Stelle
wird eine Verbesserung der Betreuungsverhältnisse angemahnt. Ein verstärktes Angebot von Tutorien könnte
hier Abhilfe schaffen. In einer besseren Ausstattung unserer Bibliotheken
Werbung
campus 2/2006
campus: Bis auf Weiteres sind Sie
nach wie vor auch Präsidentin der
UdS. Was wollen Sie vor Ihrem Abschied von diesem Amt für unsere
Universität noch erreichen, und welcher Zeitrahmen ist realistisch?
Titelthema
rung nach einer schnelleren Umsetzung von exzellenter Forschung in erfolgreiche Produktentwicklungen ist
genauso wichtig wie es Ideen zur Gestaltung einer humanen Welt sind, die
über die Faszination von Technik und
den Wunsch nach einer prosperierenden Wirtschaft hinaus gehen. Unsere
UdS lässt sich hierbei geradezu als
Modellfall anführen: Die bleibende
Verpflichtung unserer Universität auf
ihre Gründungsidee der europäischen
Integration mit ihren weitreichenden
Folgen für unsere Forschung und Lehre ist vorbildlich. Und genauso vorbildlich sind unsere Anstrengungen
und Erfolge auf dem Gebiet des Wissenschafts- und Technologietransfers.
Titelthema
von denen ja auch der gesamte Prozess der europäischen Integration weder frei war noch ist. An dieser besonderen Tradition der Saar-Universität
letztlich auch selbst mitgewirkt zu haben, erfüllt mich mit Stolz. Und so
war es mir auch eine besondere Freude, vor einem Jahr vom französischen
Staat zum Ritter der Ehrenlegion ernannt worden zu sein.
campus: Nicht zuletzt auch für unsere
Universität haben Sie in Ihrer neuen
Funktion weiterhin Verantwortung.
Welche Möglichkeit sehen Sie, als
HRK-Präsidentin die weitere Entwicklung der UdS zu begleiten?
8
Der Ritterschlag von Frankreich: In Anerkennung ihrer Verdienste um die deutsch-französische Freundschaft im akademischen Bereich überreichte der französische Generalkonsul im
Saarland Gérard Grall der Saarbrücker Universitätspräsidentin am 13. Januar 2005 Frankreichs höchsten und angesehensten Orden „Ritter der Ehrenlegion“.
Foto: HONK
ist sicherlich eine weitere sehr wichtige Maßnahme zur Verbesserung der Lehre
zu sehen. In diesem Zusammenhang möchte ich es übrigens nicht versäumen,
auch nachdrücklich auf den Spendenaufruf „Ex Libris“ in dieser campus-Ausgabe hinzuweisen.
campus 2/2006
campus: Mit Ihrer Präsidentschaft verbinden sich die Einführung des Globalhaushalts auf der Grundlage von Zielvereinbarungen mit dem Land und damit
eine Stärkung der Autonomie der Universität, verstärkte
Schwerpunktsetzung und damit eine weitere Schärfung des
Profils der UdS, außerdem eine Steigerung der Drittmitteleinnahmen, die Umstellung des Studiums auf das Bachelor/
Master-System, die Weiterentwicklung der Universität auch
hinsichtlich ihres äußeren Erscheinungsbildes und eine engere
Kooperation mit der Landeshauptstadt Saarbrücken, die sich
neuerdings auch als Universitätsstadt vorstellt. Wie sieht das
persönliche Fazit Ihrer sechsjährigen Präsidentschaft aus?
Prof. Wintermantel: Die Leistungen einer Universität sind nie
die Leistungen eines Einzelnen alleine. Das besagt ja schon der
Name universitas, der die Gemeinschaft und Einheit der
Forschenden, Lehrenden und Lernenden bezeichnet. Ich konnte
diese Gemeinschaft an der UdS während der Zeit an meinem
Lehrstuhl erfahren, dann aber auch als Präsidentin in der
Zusammenarbeit mit den Vertretern der Studierendenschaft, die
ich trotz gelegentlich auch gravierender Meinungsverschiedenheiten fast ausnahmslos als konstruktiv empfand. Darüber
hinaus werde ich die vielfältige und wertvolle Unterstützung,
die ich von gegenwärtigen und früheren Vizepräsidenten, den
Gremien, der Verwaltung sowie aus allen Teilen der Universität
wie auch von Partnern in Wissenschaft, Kultur, Wirtschaft, Politik und Öffentlichkeit erfahren habe, in dankbarer Erinnerung
behalten. Was mich an unserer Universität von Anfang an besonders fasziniert hat: die Gründungsidee, die sich von der Verständigung der einstigen Erbfeinde Frankreich und Deutschland durch Wissenschaft und Bildung zur Idee einer EuropaUniversität entwickelte; eine Idee, an der im Laufe der Geschichte der Universität immer wieder und mit besonderem
Bezug zu Frankreich neu angeknüpft wurde – trotz zum Teil
schwieriger Rahmenbedingungen und trotz aller Rückschläge,
Prof. Wintermantel: Die weitere
Entwicklung der Saar-Universität
werde ich natürlich mit besonderem
Interesse im Auge behalten. Im Rahmen meiner Tätigkeit bei der HRK
wird das In-Kontakt-Bleiben vor
allem über die Zusammenarbeit mit
meinem Nachfolger oder meiner
Nachfolgerin hier in Saarbrücken
möglich sein.
Interview: Manfred Leber
Zunehmend Gemeinsamkeiten zwischen der Saar-Uni und
der Universitäts- und Landeshauptstadt Saarbrücken:
Plakat zum Neujahrsempfang von Oberbürgermeisterin Charlotte Britz.
m Wintersemester 2007/08 kommen auf die Studierenden aller vier saarländischen Hochschulen einheitliche Studienbeiträge zu. Damit stößt das Saarland zu Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen, Hamburg und NordrheinWestfalen, wo das Studium schon früher gebührenpflichtig sein soll. Beim saarländischen Modell werden 300 Euro in den ersten beiden Hochschulsemestern
erhoben, 500 in den darauf folgenden. Auf dieses Stufenmodell haben sich Wissenschaftsminister Jürgen Schreier und die Hochschulleitungen im Februar ge-
Beschluss des Universitätsrates
Der Universitätsrat hat am 24. Februar 2006 folgenden
Beschluss gefasst:
Studienqualität und Studienfinanzierung: Studienbeiträge
Die Verbesserung der Studienqualität ist dringend erforderlich. Darüber besteht
allseits Einigkeit. Angesichts der angespannten öffentlichen Finanzen wird das
Land die notwendigen Mittel realistischerweise nicht bereitstellen können. Deshalb ist es zumutbar, die Studierenden als die von der Qualitätssteigerung Begünstigten in angemessenem Umfang unter folgenden Voraussetzungen
finanziell zu beteiligen:
z Sozialverträglichkeit: Kein geeigneter und befähigter junger Mensch darf
durch die Studienbeiträge vom Studium abgehalten werden; im Gegenteil
soll ein qualitätsvolles Studium mehr junge Menschen für das Hochschulstudium begeistern. Deshalb sind Stipendien- und Darlehenssysteme ebenso
notwendig wie der Ausbau studienförderlicher Jobs.
z Den besonderen Problemen ausländischer Studierender muss Rechnung getragen werden.
z Die Studienbeiträge müssen in vollem Umfang an der Universität verbleiben
und der Qualitätsverbesserung zukommen.
z Die Studierenden wirken an der Ausarbeitung der qualitätsverbessernden
Maßnahmen mit und bestimmen über die Verwendung der Studienbeiträge
mit. Die Universität legt darüber regelmäßig Rechenschaft ab.
z Das Aufkommen der Studienbeiträge wird in keiner Weise – weder unmittelbar noch mittelbar – auf den Globalhaushalt der Universität angerechnet; die
Landesregierung hat dies ausdrücklich zugesichert.
z Für Härtefälle müssen geeignete Ausnahmen vorgesehen werden.
z Das Land übernimmt die notwendige Vorfinanzierung für die Qualitätssteigerungen.
einigt. „Der Konsens, der nach vielen
Gesprächen gefunden wurde, ist ein
guter Kompromiss mit gutem bildungspolitischem Konzept“, so Minister Schreier in einer Pressekonferenz, bei der er zusammen mit den
Hochschulleitungen das Modell vorstellte. Minister, Universitätspräsidentin und Hochschulrektoren unterstrichen den von allen getragenen
Kompromiss. „Unsere besondere
Wettbewerbssituation in räumlicher
Nähe zu durchweg gebührenfreien
Hochschulen stellt uns vor besondere
Herausforderungen“, betonte Universitätspräsidentin Wintermantel. Im
Gegensatz zur Universität, die als einzige der Hochschulen laut Universitätsgesetz von 2004 in Autonomie
über die Studienbeiträge entscheidet,
waren die übrigen saarländischen
Hochschulen wie das Ministerium für
500 Euro pro Semester eingetreten.
Die Universität hatte 300 Euro Studienbeiträge erwogen. Durch die jetzt
vereinbarte Gebührendifferenzierung
sollen die Studierenden in der Eingangsphase bei der Studienwahl und
eventueller – möglichst früher –
Neuorientierung unterstützt werden.
Der Universitätsrat hatte dem Gebührenmodell am 24. Februar die Zustimmung gegeben und die Einführung von Studienbeiträgen unter bestimmten Voraussetzungen beschlossen (siehe nebenstehenden Beschluss)
– in einer turbulenten Sitzung, die er-
Studienbeiträge
Studienbeiträge:
Das saarländische Modell
I
9
Werbung
Sick
Der Universitätsrat der Universität des Saarlandes hat daher in seiner Verantwortung für die Studienqualität in seiner Sitzung vom 24. Februar 2006 auf Vorschlag des Präsidiums und im Einvernehmen mit den anderen Hochschulen des
Saarlandes Folgendes beschlossen:
1. Mit Wirkung vom Wintersemester 2007/2008 werden Studienbeiträge eingeführt.
2. Die Höhe der Studienbeiträge für Studierende im ersten und zweiten Hochschulsemester beträgt 300 Euro pro Semester, für Studierende ab dem dritten
Hochschulsemester 500 Euro pro Semester.
3. Die Beschlussfassung erfolgt unter der Voraussetzung, dass die eingangs genannten Bedingungen erfüllt werden.
4. Das Präsidium wird beauftragt, die konkreten Regelungen für die Einführung
und Umsetzung des Beitragssystems auszuarbeiten und dem Universitätsrat
in der nächsten Sitzung zur Genehmigung vorzulegen. Gleichzeitig ist ein
Modell für ein geeignetes Qualitätsmanagement zu erstellen.
campus 2/2006
Beschluss:
Studienbeiträge
campus 2/2006
10
heblich durch Proteste gestört worden
war. Studierende hatten die Eingänge
zum Präsidialgebäude blockiert und
dem Universitätsrat den Zugang zum
Sitzungssaal versperrt. Ein Versuch
des Rats, die Tagung im Gebäude des
Max-Planck-Instituts für Informatik
abzuhalten, scheiterte – auch hier
blockierten die Studierenden die Wege. Daraufhin tagte der Rat kurzerhand im Freien und fasste, begleitet
von lautstarkem Protest der Studierenden, seinen Beschluss auf dem
Parkplatz des MPII.
konkreten Modalitäten eines solchen Darlehens bisher noch wenig diskutiert
worden sind“, so Unipräsidentin Wintermantel. Für sozial bedingte Ausnahmefälle werden Härtefallregelungen erarbeitet. Außerdem wird unter anderem die
Frage erörtert, wie den besonderen Problemen ausländischer Studierender
Rechnung getragen werden kann.
Bessere Studienbedingungen von Anfang an
Laut Ministerium stehen durch die Studienbeiträge den Hochschulen – auf der
Basis der derzeitigen Studentenzahl – zusätzlich knapp 14 Millionen Euro im
Jahr zur Verbesserung der Lehre zur Verfügung; auf die Universität entfielen
davon 11 Millionen. Dagegen geht die Universität in ihren Schätzungen von
deutlich niedrigeren Beträgen aus. Sie verweist dabei insbesondere auf den zu
erwartenden Rückgang der Studierendenzahl. Der Minister versicherte im
Rahmen der Pressekonferenz erneut, dass die Einnahmen aus den Studienbeiträgen bei den Hochschulen verbleiben und
nicht auf deren Grundfinanzierung angerechnet würden. Bereits im Dezember
hatte Schreier zugesagt,
sich dafür einzusetzen, dass
der zukünftige Universitätshaushalt mindestens auf gegenwärtigem Niveau bleibe,
auch wenn es wegen der Erhebung von Studienbeiträgen zu einem Rückgang der
Studierendenzahl kommen
sollte.
Der AStA, der die Ermächtigung im Universitätsgesetz für verfassungswidrig hält (also die Entscheidung über Studienbeiträge in der Verantwortung
des Landes sieht) und die
Studentenprotest Studierende demonstrieren am 24. Februar
Dass die gesetzlich garanRechtsgültigkeit des Univor dem Präsidialgebäude und verhindern zunächst die dort
tierte Autonomie der Univerversitätsratsbeschlusses in
geplante Sitzung des Universitätsrats.
Foto: Iris Maurer
sität unangetastet bleibt, war
Zweifel zieht, hat ein
für Universitätsrat, Präsidium
Rechtsgutachten in Auftrag
wie Senat unabdingbar. Die Univergegeben und plant, den Rechtsweg zu beschreiten. Der AStA bezweifelt die
sität wird jetzt eine Beitragsordnung
Sozialverträglichkeit allgemeiner Studienbeiträge, geht davon aus, dass zusätzerlassen. Der Universitätsrat hat in
liche Gebührenmittel sinkende Zuweisungen des Landes ausgleichen werden
seinem Beschluss das Präsidium beund befürchtet die Abwanderung vieler Studierender an beitragsfreie Hochauftragt, „die konkreten Regelungen
schulen.
für die Einführung und Umsetzung
„Inwieweit die Abwanderungsszenarien zutreffen, wird sich zeigen“, so Unides Beitragssystems auszuarbeiten
versitätspräsidentin Wintermantel. „Wir müssen damit rechnen, dass wir anfangs
und dem Universitätsrat in der nächseinen Teil der Studierenden an gebührenfreie Hochschulen verlieren – wenn auch
ten Sitzung zur Genehmigung vorzubei weitem nicht in einer Größenordnung, wie die Online-Umfrage nahe legt.“
legen.“ Für die anderen Hochschulen
Mit den Einnahmen aus den Studienbeiträgen könne den Studierenden ein optiwerden die entsprechenden Regelunmales Umfeld geboten werden und dies bereits von Anfang an, da die verbessergen über ein Hochschulbeitragsgesetz
ten Studienbedingungen vorfinanziert und damit schon zum Wintersemester
getroffen.
2007/08 realisiert sein sollen. Dies ermögliche der Universität, sich für den WettDerzeit erarbeitet die Landesregiebewerb gut aufzustellen: „Es wird darauf ankommen, die Einnahmen aus den
rung ein Darlehenssystem sowie die
Studienbeiträgen der Studierenden gezielt und wirksam zur Verbesserung der BeGrundzüge eines Stipendienmodells.
dingungen in Lehre und Studium an unserer Universität einzusetzen. Gelingt uns
„Dass sich laut der Online-Umfrage
dies, so werden wir unsere Attraktivität für Studierende aus dem In- und Ausland
zu Studienbeiträgen (hierzu: Seite 11)
weiter steigern können“, hebt die Universitätspräsidentin hervor. Im Augenblick
derzeit noch über 40 Prozent der Stuwird diskutiert, wer entscheiden soll, wie die Gebühren am effektivsten eingedierenden nicht vorstellen können, ein
setzt werden können. Die Studierenden sollen in diese Entscheidung über die
Bankdarlehen zur Finanzierung ihres
Mittelverteilung eingebunden werden, betont Präsidentin Wintermantel:
Studiums aufzunehmen, dürfte u.a.
„Studienbeiträge sind Drittmittel für die Lehre – die Drittmittelgeber müssen
damit zusammenhängen, dass die
mitbestimmen, wie diese eingesetzt werden.“
CE
Gemeinsam haben Präsidialbüro und AStA eine Online-Umfrage zum Thema Studienbeiträge durchgeführt. In der Zeit vom 13.
bis 22. Februar nahmen 2575 Studierende an der Befragung teil, das sind knapp 17 Prozent der im letzten Wintersemester
immatrikulierten Studenten. Die vergleichsweise hohe Beteiligung in einer Zeit, in der viele Klausuren geschrieben werden, macht
die Bedeutung des Themas für die Studierenden sichtbar. Universitätspräsidentin Margret Wintermantel wertete die Ergebnisse
der Umfrage „als Beleg für eine bemerkenswert sachliche Einstellung vieler Studierender zum Thema Studienbeiträge, die angesichts der eher aufgeheizten Atmosphäre auf dem Campus besonderen Respekt verdient“. Die Präsidentin betonte, dass der
Dialog mit den Studierenden weitergeführt werde und unterstrich, dass die Studierenden in angemessener Weise in die Entscheidungen über die Verteilung der zusätzlichen Mittel mit einbezogen würden. Als „aufschlussreich“ bezeichnete der AStA die
Umfrage-Ergebnisse. Die AStA-Sprecher Bernd Weber und Hendrik Weitzmann sahen ihre Forderung nach einem „sofortigen
Stopp sämtlicher Gebührenpläne von Land und Universität“ bestätigt.
CE
Standpunkt zu
Studienbeiträgen
Studienbeiträge
Online-Umfrage zu Studienbeiträgen
Einstellung zu Studienbeiträgen
Eine grundsätzliche Bereitschaft,
selbst einen finanziellen Beitrag zu leisten, zeigten 42 Prozent der Teilnehmer.
27 Prozent betonten, dass ihre Einstellung zu Studienbeiträgen vom Gegenwert und damit von einer spürbaren
Verbesserung ihrer Studiensituation
abhänge. Von 12 Prozent der Studierenden wurde die Höhe der Gebühren
als ausschlaggebend für ihre Haltung benannt. Die deutliche Mehrheit von knapp
58 Prozent der Befragten sprach sich generell gegen Studienbeiträge aus.
Speziell befragt zu möglichen Kriterien für die Höhe von Studienbeiträgen,
11
gaben 38 Prozent an, diese solle sich
an der individuellen Finanzkraft der
Studierenden orientieren; 29 Prozent
Werbung
campus 2/2006
WFG
Studienbeiträge
waren für gleiche Beiträge für alle
Fächer. 13 Prozent sprachen sich
dafür aus, die Höhe an den Gesamtkosten für einen Studienplatz zu bemessen, 7 Prozent dafür, sich an der
Höhe zusätzlicher Aufwendungen zu
orientieren; 3 Prozent wollten die
Nachfrage nach einem Studiengang
zugrunde gelegt sehen.
Einen Studienortwechsel als Reaktion auf die Einführung allgemeiner
Studienbeiträge können sich mit 51
Prozent die Hälfte der Studierenden
vorstellen, wobei 15 Prozent sogar
angaben, bereits einen konkreten
Studienort ins Auge gefasst zu haben.
campus 2/2006
12
Bei Einführung von Studienbeiträgen sahen 45 Prozent der Studierenden
Nebenjobs als Hauptquelle, die Studienbeiträge zu finanzieren. Ein Viertel benannte die Eltern, 11 Prozent gaben ein Bankdarlehen an, 8 Prozent wollen auf
Ersparnisse zurückgreifen, 2 Prozent bauen auf Stipendien, 1 Prozent auf den
Lebenspartner; 9 Prozent der Studierenden gaben an, noch nicht zu wissen, wie
sie die Studienbeiträge finanzieren wollen.
Ein Bankdarlehen zur Studienfinanzierung aufzunehmen, konnten sich 41 Prozent der Befragten nicht vorstellen. 25 Prozent gaben an, bei Aufnahme eines
Darlehens möglichst rasch zum Abschluss ihres Studiums zu kommen, 14
Prozent konnten sich den Abbruch ihres Studiums als Reaktion vorstellen.
Demgegenüber erwarteten 7 Prozent keinen Einfluss eines Darlehens auf den
Verlauf ihres Studiums und 13 Prozent hatten keine Vorstellung davon, wie ein
Darlehen ihren Studienverlauf beeinflussen könnte. Als maximale Gesamthöhe
für ein Darlehen (ggf. inklusive BAföG-Darlehen) nannte ein Viertel der
Studierenden 5 000 Euro, 12 Prozent 10 000, 3 Prozent 15 000 und 3 Prozent der
Befragten konnten sich sogar ein Darlehen von mehr als 15 000 Euro vorstellen.
In der Verantwortung für die
Wechselbereitschaft
Finanzierung der Hochschulim Falle von Studiengebühren
Ausbildung sah eine deutliche
Mehrheit der Studierenden (64
Prozent) den Staat bzw. den
Steuerzahler; 19 Prozent die Wirtschaft, 10 Prozent die Studierenden selbst, 6 Prozent die Familien
der Studierenden und 1 Prozent
private Spender.
Studienfinanzierung
Verwendung zusätzlicher Finanzmittel
Derzeit tragen bei 88 Prozent der
Befragten die Eltern zur Finanzierung
des Studiums bei; 79 Prozent haben
einen oder mehrere Nebenjobs. Auf
Ersparnisse greifen 63 Prozent zurück, 49 Prozent erhalten BAföG, bei
41 Prozent springt der Lebenspartner
ein, 38 Prozent erhalten Stipendien,
37 Prozent haben ein Bankdarlehen,
36 Prozent gaben eine „sonstige“
Finanzierung an. (Es konnten mehrere
Finanzquellen genannt werden.)
Speziell zum Nebenjob ergab sich
im Schnitt ein Umfang von knapp 13
Wochenstunden. Bei 14 Prozent der
Befragten dient der Nebenjob ausschließlich, bei 28 Prozent hauptsächlich dem Lebensunterhalt; für 21 Prozent handelt es sich hauptsächlich, bei
7 Prozent ausschließlich um ein Zusatzeinkommen. Die Tätigkeit hat bei
einem Viertel der Befragten inhaltlich
mit dem Studium zu tun, bei 19 Prozent finden sich teilweise Berührungspunkte und bei einem weiteren
Viertel haben Job und Studium nichts
gemein. Ihren Job empfinden 12 Prozent der Studierenden als ihr Studium
beeinträchtigend, 41 Prozent werten
ihn als teilweise beeinträchtigend, 15
Prozent können beides gut vereinbaren.
Mit 77 Prozent finden die meisten Studierenden, dass zusätzliche Finanzmittel
zum Ausbau der Betreuung durch Professorinnen und Professoren verwendet
werden sollten. Weiter besteht aus Studierendensicht zusätzlicher Investitionsbedarf bei den universitären Räumlichkeiten: 76 Prozent der Befragten halten
Verbesserungen bei Hörsälen und Seminarräumen, 71 Prozent bei StudierendenArbeitsplätzen und -räumen für vordringlich. Für 73 Prozent der Studierenden
stellt weiter die Ausstattung der Bibliotheken einen wesentlichen Verwendungszweck zusätzlicher Finanzmittel dar.
Die Online-Umfrage ist ein Gemeinschaftsprojekt von AStA (hier waren zuständig Bernd Weber, Hendrik Weitzmann und Daniel Koster) und Präsidialbüro (zuständig hier: Dr. Philipp Heldmann, Dr. Tina Schorr und Dr. Johannes Abele).
Die Ergebnisse der Befragung können im Internet eingesehen werden:
www.uni-saarland.de/de/studium
Neun Tage Kultur pur
Foto: Le Pont
CampusKultur:
Mehr Kultur auf den Campus!
Ein neues Kulturkonzept soll das kulturelle Leben auf dem Campus aufregender und
bunter gestalten. Als Auftakt der Initiative des AStA-Kulturprojekts und der Initiative
Wissenschaft Saar findet im Juni eine Kulturwoche statt.
T
heater im Theatersaal der Mensa, Kino im Audimax, Konzerte im Musiksaal.
So kennen wir das kulturelle Leben auf dem Campus. Doch wie wäre es mit
Chorkonzerten im Science Park, Lesungen im Gewächshaus, Jazz in der Mensa
oder einer Oper auf dem Parkdeck? Die Uni bietet viele interessante Orte, und
die Verbindung von Wissenschaft und Kultur stellt dabei einen besonderen Reiz
dar. Das AStA-Kulturprojekt und die Initiative Wissenschaft Saar arbeiten derzeit an einem „Campus-Kulturkonzept“, welches das kulturelle Leben auf dem
Campus bereichern soll. „Dabei geht es gerade auch darum, kulturelle Veranstaltungen an ungewöhnlichen Orten zu organisieren und dadurch besondere
Attraktivität zu schaffen“, so Martin Sand, U-Ratsmitglied und Senator der Uni,
der die Initiative angestoßen hat. CampusKultur soll zum einen das bestehende
Angebot fördern und bekannter machen, zum anderen neue Initiativen anregen
und damit Lücken in der Campus-Kulturlandschaft schließen. So strebt Sand
etwa eine Kooperation mit der Hochschule für Bildende Künste an: „Es wäre
schön, wenn die Studenten der Kunsthochschule ihre Werke auf unserem Campus zeigen könnten.“ Zu einem ersten Arbeitstreffen luden der AStA und die Initiative Wissenschaft Saar im Februar ein. Die gut besuchte Veranstaltung zeigte,
dass das Interesse am kulturellen Leben an der Uni groß ist. Kulturschaffende
und Kulturinteressierte, Mitarbeiter der Uni und Studierende diskutierten über
Egal, ob man selbst aktiv werden oder lieber nur zuschauen möchte – auf dem
Campus gibt es viele kulturelle Angebote, von denen hier nur einige genannt seien:
Neben dem seit über 40 Jahren existierenden Chor und dem Orchester besteht mit
dem Symphonischen Blasorchester eines der wenigen Hochschulblasorchester in
Deutschland. Auf Improvisationen hat sich die Jazz-Combo spezialisiert. Jeden
Dienstag verwandelt die AStA-Projektgruppe Unifilm das Audimax in einen Kinosaal,
gezeigt werden Filme sowohl in deutscher Synchronisation als auch im Original mit
Untertitel. Große Vielfalt bietet auch die Theaterlandschaft auf dem Campus. Seit
1976 begeistern die THUNIS mit ihren Aufführungen jeden Sommer ihre Zuschauer.
Wer Bühnenkunst auf Englisch, Französisch oder Spanisch bevorzugt, dem bieten
die Theatergruppen „Act“ (Anglicists’ Contemporary Theatre), „Le Pont“ oder „Los
Mutantes“ interessante Programme.
13
Kontakt:
[email protected] oder
[email protected]
campus 2/2006
Die Theatergruppe „Le Pont“ bei der Aufführung von „Figaro“
Außerdem wurden bereits erste
Pläne für eine Kulturwoche im Sommer geschmiedet. Martin Sand verriet
campus, was uns bei „CampusKultur“
vom 31. Mai bis 8. Juni erwartet. In
der Mensa wird beispielsweise ein
„Foyer der Kultur“ eingerichtet, bei
dem sich Kulturgruppen vorstellen.
Für alle, die selbst gerne aktiv werden
wollen, bietet sich hier auch die Möglichkeit, mit den Initiativen in Kontakt zu treten. Für Musikliebhaber
präsentiert die „Kultur-Gala“ in der
Aula am 1. Juni verschiedene musikalische Stilrichtungen. Am 6. Juni wartet Unifilm mit einem besonderen
Programm auf. Neben einer Ausstellungseröffnung und einer Theateraufführung sind weitere Höhepunkte geplant, bevor die Woche mit dem
AStA-Open am 8. Juni auf der ACWiese ausklingen wird.
„Die Kulturwoche ist natürlich nur
ein erster Schritt, es gilt, sich kontinuierlich für die Kultur auf dem Campus zu engagieren“, so Sand. Daher
würde er sich freuen, wenn sich noch
viele Kulturbegeisterte finden, die
sich mit Ideen und Tatkraft der guten
Sache widmen.
Anne-Katrin Axt
CampusKultur
Möglichkeiten, das Kulturangebot zu
bereichern. Denn im Zuge des zunehmenden Wettbewerbs der Universitäten werden auch „weiche Faktoren“
wie das kulturelle Angebot eine Rolle
spielen.
CampusKultur
14
„Die Zeit und die Conways“, Wintersemester 2003/04 Foto: Roger Paulet
K
inder, wie die Zeit vergeht.“
Das mag so mancher denken, der einst für THUNIS
aktiv war und heutzutage mit festen
Beinen im Berufsleben steht – und
das sind nicht wenige! Damals wie
heute erfreut sich die Theatergruppe
der Universität des Saarlandes großen
Zulaufs. Viele haben ihre ersten Gehversuche auf den Brettern, die die
Welt bedeuten, unter der Anleitung
gewiefter alter Hasen gemeistert und
als Laiendarsteller mit nahezu professioneller Arbeit immer wieder Begeisterung sowohl beim Publikum als
auch unter Kritikern hervorgerufen.
Dabei standen bekannte und weniger
bekannte Stücke auf dem Programm,
wurde schwierige wie leichtere Kost
geboten, und mal dieser, mal jener
Geschmack mit ständig neuer Besetzung getroffen. Abwechslung wird
groß geschrieben bei THUNIS und so
soll es, wenn möglich, noch mindestens dreißig weitere Jahre bleiben.
Die Voraussetzungen dafür sind gar
nicht schlecht. Am 31. Januar fand die
campus 2/2006
„
THUNIS wird 30
Einweihung der neuen Aula auf dem Campus statt – eine zusätzliche Location,
die nicht nur THUNIS für künftige Aufführungen zur Verfügung steht.
Gleichwohl bleibt die Gruppe für „Das Kind mit dem Bade“ von Christopher
Durang, eine bitterböse Groteske über unfähige Eltern und die Widrigkeiten des
Erwachsenwerdens, noch einmal im Theatersaal, dort, wo anno 1976 mit
Aristophanes’ „Lysistrata“ alles begann. Doch beschränkten sich in der
Vergangenheit die Vorstellungen nicht nur auf das Unigelände: Auch im Bingert
und in der Alten Feuerwache trat man unter stürmischem Beifall auf, und immer
wieder gab es Gastspiele in anderen Städten, so zum Beispiel bei „Ti-Jean und
seine Brüder“ von Derek Walcott oder Shakespeares „Troilus und Cressida“.
Vom beständigen Erfolg beim Publikum motiviert diente THUNIS sogar für
einige als Sprungbrett auf die Profibühne
oder in artverwandte Berufe. Klaus Beyer,
der am Burgtheater in Wien schauspielert
sei hier beispielhaft genannt wie auch
Sabine Göttel (Dramaturgin und Schriftstellerin), oder Mick Lee Kuzia (Regisseur). Wie die meisten, die bei THUNIS
landeten, waren auch sie eines Tages aus
purer Neugierde bei den Proben erschienen, die regelmäßig am Dienstagabend
Fotos: Alexander Staats,
media in concert
Das THUNIS-Theater der
Universität des Saarlandes
spielt zum dreißigjährigen
Jubiläum
„Das Kind mit dem Bade“,
eine schwarze Komödie von
Christopher Durang.
Klaus M. Girardet,
Die Konstantinische Wende
Voraussetzungen und geistige Grundlagen
der Religionspolitik Konstantins des
Großen
Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, März 2006, 204
Seiten, 44,90 Euro. ISBN: 3-534-19116-1
Werbung
GIU
CampusKultur
Neues Buch
D
stattfinden, und wie viele hatten sie sich schneller in einer Rolle wiedergefunden,
als sie ursprünglich glaubten. Kein Wunder: Seit je her strebt die Gruppe danach,
Neulinge so schnell und so passend wie möglich zu integrieren.
Doch mit den regulären Probeterminen begnügen sich die Theaterhungrigen
von THUNIS keineswegs. Immer wieder wird die Routine durch besondere
Aktivitäten aufgelockert wie durch das gemeinsame Probenwochenende in der
Landesakademie in Ottweiler, das zu Beginn dieses Jahres stattfand. Dort wurde
mit großem Enthusiasmus hart am Stück gearbeitet, Sprechübungen absolviert
und das individuelle Schauspiel trainiert, wobei wie immer sowohl neue Techniken als auch altbewährte Methoden zum Einsatz kamen. Aber trotz der Strapazen
war allen der Spaß deutlich anzusehen, den sie dabei hatten.
So zeichnet sich THUNIS im Jahre 2006 vor allem durch enormen Zusammenhalt und gegenseitiges Anspornen innerhalb der Gruppe aus. Jeder ist gefordert, aber jede Meinung wird auch erhört. Da darf selbst ein neues Mitglied einmal für eine Szene die Regie übernehmen, um noch mehr Ideen zu gewinnen, die
letztlich in einem Gesamtergebnis kulminieren, das alle zufrieden stellt; wobei
das letzte Wort selbstredend Regisseurin Tanja Zimmermann spricht – jemand
muss schließlich die Fäden beisammenhalten.
All das ist umso erstaunlicher, wenn
Premiere ist am Freitag, 12. Mai 2006;
man die unterschiedlichen Studienweitere Aufführungen am 16., 19., 23.
gänge – von Jura und Germanistik
und 24. Mai. Alle Vorstellungen finden
über Mathematik und Psychologie bis
um 19.30 Uhr im Theatersaal der
hin zur Pharmazie, um nur einige zu
Mensa (Geb. 28 bzw. D4 1) auf dem
nennen, – als auch den teilweise groCampus Saarbrücken statt.
ßen Altersunterschied zwischen den
Eintritt: 6 Euro, Schüler und Studenten:
Mitwirkenden bedenkt, der fast schon
4 Euro. Vorverkauf vom 8. bis 24. Mai,
eine Generation umspannt. Doch
montags bis freitags von 11.30 Uhr bis
nicht zuletzt ist es schließlich dieser
14 Uhr im Foyer der Mensa, oder teleUmstand, der den Stellenwert des
fonisch unter (0681) 709 8811 bzw. per
Theaters als kommunikationsfördernEmail unter [email protected]. „Kleinede Instanz verdeutlicht und seine
Preise-Tag“: Alle Karten für die VorFähigkeit in den Mittelpunkt rückt,
stellung am 16. Mai zum Preis von 3
Menschen unterschiedlichster CouEuro. „Spenden-Tag“: Die Einnahmen
leur zusammenzuführen. Und das war
der Abendkasse für die Vorstellung am
vor dreißig Jahren auch nicht anders
23. Mai gehen an die Aktion Palca –
als heute.
Erhart Notz
www.thunis.de
Schulen für die Dritte Welt.
15
campus 2/2006
as Idealbild von Konstantin als erstem christlichen
Kaiser geht auf Eusebius von Caesarea zurück. Im
Mittelpunkt steht dabei die Religionspolitik des Kaisers, die umfassende Bedeutung seiner Hinwendung zum Christentum und
deren Auswirkungen auf die römische Gesellschaft, insbesondere auf die
Position und das Selbstverständnis der christlichen Kirche. Nur wenige Altertumswissenschaftler haben die Meinung vertreten, der von Konstantin initiierte
Übergang der Alten Welt zum Christentum habe keine Folgen für das römische
Reich der Spätantike gehabt. Prof. Klaus M. Girardet geht dieser Frage nach
und behandelt in zwei grundlegenden Aufsätzen die so genannte Konstantinische Wende und das Verhältnis des Kaisers zum Christentum nach dem neuesten Forschungsstand. Die ausführliche Bibliographie ist ein unentbehrliches
Hilfsmittel für jeden, der sich mit der spätantiken Religionspolitik befasst.
campus aktuell
16
Die vor genau 1200 Jahren in ‚Diedenhofen’ erlassene
Reichsteilung Karls des Großen, die berühmte „Divisio
regnorum“, war Anlass für Prof. Brigitte Kasten, Inhaberin des Lehrstuhls für Geschichte des Mittelalters, eine
große Runde international renommierter Historiker ins
nicht weit vom heutigen Thionville/Diedenhofen liegende Saarbrücken zu rufen. Die Konzeption des komparativ angelegten Symposions „Herrscher- und Fürstentestamente im westeuropäischen Mittelalter“, das von
der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der
Gerda-Henkel-Stiftung gefördert wurde, griff jedoch
weit über das Jahr 806 hinaus. Erklärtes Ziel war es, zu
neuen Erkenntnissen über die mittelalterliche Staatlichkeit zu gelangen, weil die dafür einschlägigen Herrschertestamente für Fragen der Herrschaftsausübung
bislang noch nie herangezogen worden waren.
Was haben Herrscher
zu vererben?
F
campus 2/2006
ür viele überraschend zeigte sich
erst in Saarbrücken, welchen ungepflügten Acker die Forschung noch
vor sich liegen hat: Gleich mehrere
Referenten verwiesen darauf, dass sie
erst einmal selbst auf die Suche nach
Testamenten von Königen und Fürsten, auch Königinnen und Fürstinnen,
gehen mussten. Die zum Teil nicht in
modernen Editionen vorliegenden
Dokumente wurden erst für das Saarbrücker Symposion in konzertierter
Aktion zusammengestellt und erwiesen sich als zahlreicher, spannender
und aufschlussreicher, als es die Mediävistik bislang geahnt hatte.
Herrschertestamente bilden keine
homogene Textgattung, ihr Reiz liegt
gerade im Changieren zwischen der
Das Programm der
Tagung zog nicht
allein das mediävistische Fachpublikum an, sondern
auch Kollegen aus
den benachbarten
Fächern und eine
bemerkenswert
große studentische
Hörerzahl.
Ganz
besonders gelang die Zusammenarbeit von
mediävistischer Geschichtswissenschaft und
Rechtsgeschichte. Namentlich der Vortrag der
Saarbrücker Rechtshistorikerin Prof. Tiziana
Chiusi (Foto unten), die Einblicke gab in
römische Herrschertestamente im Kontext von
Erb- und Eigentumsrecht, traf auf breite Resonanz, und die ewige Gretchenfrage der
Mittelalterforschung, ob man rechtshistorische
Begriffe weiterhin als „rettende Balken im Fluss
der Geschichte“ ergreifen müsse (Prof. Diethelm Klippel, Bayreuth) wurde als wirklicher
Dialog beider Fächer geführt.
Fotos: Lehrstuhl Kasten
König Edward teilt auf dem Sterbebett seinen engsten Vertrauten seine
letzten Wünsche mit (oben). Aber der König von England hinterließ kein
Testament und löste damit die normannische Invasion und die Schlacht
von Hastings 1066 aus. – Ausschnitt aus den Abbildungen des berühmten Wandteppichs von Bayeux, ein Meisterwerk aus dem 11. Jahrhundert. Auf über 70 Metern schildert die 50 cm hohe Tapisserie die
Eroberung Englands durch Herzog Wilhelm von der Normandie.
pragmatischen Schriftlichkeit eines „household document“ (Prof. John Gillingham, London) und dem offiziellen Charakter eines „politischen Vermächtnisses“.
In nahezu allen Vorträgen erwies sich, dass Herrscher dreierlei in ihren letztwilligen Verfügungen zu regeln bestrebt waren: die Verteilung (privaten?) weltlichen Vermögens, die Sorge für das eigene Seelenheil und schließlich die Nachfolge in der Herrschaft. Verwirrend für den Juristen, aber ertragreich für den Historiker ist dabei die epochentypische Verwobenheit von Weltlichem und Geistlichem, Öffentlichem und Privatem, Herrschaft und Eigentum.
Unter den Ergebnissen und neu aufgeworfenen Fragestellungen lassen sich einige Höhepunkte des Symposions nennen, so Prof.
Matthias Thumsers (Berlin) neue Deutung des
so genannten Testaments Kaiser Heinrichs VI.
als eines Vertragsentwurfs, bei dem es sich um
das geheimnisvolle „höchste Angebot“ des
Stauferkaisers an Papst Coelestin III. im Gegenzug für den Erbreichsplan gehandelt
habe. Damit allerProf. Brigitte Kasten
dings, dass auch die
als Anlass der Tagung dienende karolingische
Reichsteilung wirklich zu ihrem Recht kommen
würde, hatte wohl kaum einer der angereisten Wissenschaftler gerechnet, und so darf es als kleine Sensation gewertet werden, dass Dr. Matthias Tischler
(Frankfurt/Main) ein neu entdecktes Pariser Fragment der „Divisio regnorum“ vorstellen und zugleich
eine neue, rezeptionsgeschichtliche Perspektive auf
das Dokument eröffnen konnte. Tatsächlich entpuppten sich im Laufe des Symposions die Testamente
mittelalterlicher Könige und Fürsten als außerordentlich vielfältige und für neue verfassungshistorische
Ansätze fruchtbare Quellengattung. Der Saarbrücker
Historischen Mediävistik ist es damit gelungen, sich
nach einer Phase der Vakanz beider Lehrstühle wieder auf dem europäischen wissenschaftlichen Parkett
zurückzumelden – auch als Gastgeberin, die das
Saarland ins beste Licht zu rücken verstand.
Gesine Jordan
Forschung
„Strukturbildung und Transport in komplexen Systemen“ stehen im Zentrum eines
neuen Graduiertenkollegs, das die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) mit 1,2
Millionen Euro für zunächst viereinhalb Jahre fördert. Physiker und Bioinformatiker
befassen sich in den unterschiedlichsten Bereichen mit dem Phänomen, dass sich
komplexe Strukturen entwickeln können, wenn man Systeme durch äußere Einwirkung aus dem Gleichgewicht bringt. Außerdem werden Transportphänomene erforscht, die für biologische und medizinische Fragestellungen von Interesse sind. Bis
zu 18 ausgewählten jungen Doktoranden bietet sich hier ein interdisziplinärer Ausbildungszusammenhang, der den Nachwuchswissenschaftlern bei ihrer Forschungsarbeit Einblicke auch über ihr eigenes Fachgebiet hinaus eröffnet.
Sprecher des Kollegs sind die Saarbrücker Physiker Prof. Manfred Lücke und Prof.
Ludger Santen.
Neues Graduiertenkolleg
Der Ordnung von
Nichtgleichgewichtsstrukturen
auf der Spur
lötzlich und spontan bilden sich wie aus
dem Nichts heraus Wirbel, biologische
Zellen bewältigen differenzierte Aufgaben:
Überall in der Natur findet man hochentwickelte Strukturen wieder, die sich selbstorganisiert erschaffen. Wie kommt es dazu?
Warum verhalten sich flüssige Filme auf
unterschiedlichen Oberflächen verschieden?
Welche Transportphänomene führen dazu, dass ein Tumor wächst; wie wandelt
sich gesundes Gewebe in krankes? Und wie erfolgt der intrazelluläre Transport,
wie die Wechselwirkung von Proteinen mit Membranen? Fragen wie diese, die
auf den ersten Blick eher weniger miteinander zu verbinden scheint, stehen im
Mittelpunkt des neuen Graduiertenkollegs an der Saar-Universität. Ein gemeinsamer Nenner der physikalischen Fragestellungen aus den verschiedensten
Bereichen verspricht interessante Impulse für die Forschung: Bringt man ein
System durch Zwang aus dem Gleichgewicht – sei es, dass man dem System
Energie zuführt, ein elektrisches Feld anlegt, eine chemische Substanz beigibt
oder bei biologischen Zellen den Stoffwechsel verändert – setzt man Prozesse in
Gang, deren grundlegende Mechanismen sich erstaunlich ähneln und modellhaft
erfasst werden können.
So vielfältig die Beispiele auch sein mögen, sie scheinen doch alle vergleichbar
abzulaufen: „Bestimmte Abläufe und Gesetzmäßigkeiten gelten in ähnlicher
Weise für all diese physikalischen Phänomene“, erklärt Prof. Manfred Lücke.
„Ihr komplexes Zusammenspiel und ihre Wechselwirkungen zeigen Gemeinsamkeiten und führen häufig dazu, dass charakteristische selbstorganisierte Nicht-
gleichgewichtsstrukturen gebildet
werden – spontan und ohne von außen
vorgegebenen Bauplan.“ Prof. Ludger
Santen ergänzt: „Solche Strukturen
können ohne weiteres die Komplexität eines Tumors mit eigenem Gefäßnetzwerk erreichen“.
Die im Graduiertenkolleg betriebene Grundlagenforschung soll Lösungsansätze bieten, die die Sichtund Vorgehensweisen in angrenzenden Fachgebieten beeinflussen könnten. Mit Experimenten, Computersimulationen und theoretisch-numerischer Modellanalyse sollen die physikalischen und biologischen Fragestellungen angegangen werden. CE
Beteiligt am Graduiertenkolleg sind die Arbeitsgruppen der Bioinformatiker Dr. Rainer Böckmann (3.v.r.) und Prof. Volkhard Helms (r.), die Experimentalphysiker Prof. Karin Jacobs
(3.v.l.) und Prof. Christian Wagner (2.v.r.) sowie der Theoretischen Physiker Prof. Manfred
Lücke (l.), Prof. Heiko Rieger (2.v.l.) und Prof. Ludger Santen (4.v.l.). In der Mitte: Susanne
Balzert, Sekretärin des Graduiertenkollegs.
Seit 1990 fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) in Graduiertenkollegs besonders qualifizierte Doktorandinnen und Doktoranden in allen
wissenschaftlichen Disziplinen. Jeweils 15
bis 25 Nachwuchswissenschaftler arbeiten
in einem meist interdisziplinären Forschungs- und Studienprogramm unter Anleitung von Professorinnen und Professoren, die in Forschung und Lehre besonders ausgewiesen sind.
Der Wettbewerb um diese DFG-Fördermittel hat sich in zunehmendem Maße verschärft: Im Jahr 2005 wurden von 275 Neuanträgen lediglich 46 bewilligt. Einer davon
ist das Graduiertenkolleg „Strukturbildung
und Transport in komplexen Systemen“, ein
weiterer das neue Graduiertenkolleg an der
Medizinischen Fakultät (S. 18).
campus 2/2006
P
17
Bild oben: Numerische Simulation von
Konvektionsstrukturen in einer von unten
beheizten Schicht von binären Flüssigkeitsmischungen (siehe D. Jung und M.
Lücke, Phys. Rev. Lett. 89, 054502,
2002).
Bild unten: Computermodell eines Tumors (siehe D.S. Lee, H.Rieger und K.
Bartha, Phys. Rev. Lett. 96, 058104,
2006).
Foto: das bilderwerk
Medizin
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft
(DFG) hat im Dezember vergangenen
Jahres die Einrichtung eines dritten
Graduiertenkollegs an der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes bewilligt. Sprecher des Kollegs
ist der Physiologie-Professor Dieter
Bruns.
I
18
n einem bundesweiten Auswahlverfahren wurde das Graduiertenkolleg
„Calcium-Signale und zelluläre Nanodomänen“ von insgesamt 94 Förderanträgen als eines der neun besten beurteilt. Es wird seine Arbeit am 1. Mai
dieses Jahres aufnehmen. Die Förderung in Höhe von insgesamt 1,7 Millionen Euro umfasst zwölf Doktorandenstipendien, eine Koordinierungsstelle sowie Sachmittel für die Stipendiaten. Die erste Förderperiode dauert
viereinhalb Jahre.
Das Kolleg wird die Rolle des Calciums (Ca2+) bei der Entstehung von
Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen sowie von neurologischen Krankheiten erforschen. Calcium-Ionen sind essentielle Regulatoren in der Zelle: Sie steuern die
Pumpaktivität des Herzens sowie alle
anderen motorischen Aktivitäten und
Sinneswahrnehmungen, aber auch
andere Abläufe wie die Magen-DarmFunktion oder den Tag-Nacht-Rhythmus. Störungen im Calcium-Haushalt
Neues Graduiertenkolleg an
der Medizinischen Fakultät
Im
Laserlabor:
Prof. Dieter Bruns
und Doktorandin
Wiebke Tabellion
führen daher zu schwerwiegenden Erkrankungen. Um die Bedeutung des Calciums bei der intra- und interzellulären Kommunikation aufzuklären und die
Ursachenforschung bei der Krankheitsentstehung voranzutreiben, sollen nun
modernste Messverfahren eingesetzt werden: Durch kombinierte Anwendung
molekularbiologischer, biophysikalischer, zellbiologischer und physiologischer
Verfahren wollen die Homburger Mediziner intrazelluläre Calcium-Signale verfolgen. „Wir versuchen, in subzelluläre Nanodomänen vorzudringen, also
Bereiche, die weniger als ein Hundertstel einer Zelle umfassen“, erklärt der Physiologe und Sprecher des Graduiertenkollegs, Prof. Dieter Bruns.
Gleichzeitig sollen hoch qualifizierte Nachwuchswissenschaftler auf diesem
zukunftsträchtigen Forschungsgebiet ausgebildet werden. Bei der Auswahl zukünftiger Kollegiaten geht man neue Wege: Bewerber können sich über ein zehnwöchiges Ausbildungs- und Auswahlverfahren qualifizieren. Daran werden 25
Kandidaten teilnehmen. Auch wer danach nicht in das Kolleg aufgenommen
wird, profitiert: „Den Anwärter werden modernste Methoden vermittelt. Das
wird ihre Qualifikation verbessern“, so Prof. Bruns. Aufgrund der Vorgehensweise bei der leistungsbezogenen Bewerberauswahl hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft dem Graduiertenkolleg Modellcharakter zugesprochen.
MR/GS
Europas Nanobiotechnologie-Szene rückt zusammen
N
ano2Life is a research lab for learning collaborative working”, beschreibt
Koordinator Patrick Boisseau die Arbeit des von der EU geförderten Projektes. Im Mittelpunkt steht die Integration der Partner zu einem „European Institute of Nanobiotechnology“ (EIN). Das heißt vor allem: Austausch von Wissenschaftlern, Organisation gemeinsamer Workshops und Etablierung multidisziplinärer Arbeitsgruppen. „Gerade für junge Wissenschaftler, Post-docs und Doktoranden bietet sich hier die Möglichkeit, internationale Beziehungen aufzubauen und mit Fördergeldern verschiedene Partnerinstitute kennen zu lernen“, wirbt
Professor Ingolf Bernhardt von der Saar-Uni für das Netzwerk. Seine Mitarbeiter
machen von diesem Angebot bereits regen Gebrauch. Grundsätzlich bestehe für
viele Mitglieder der naturwissenschaftlichen Fakultäten die Möglichkeit, die
Vorteile dieses europäischen Netzwerkes zu nutzen und die Labore der Partner
kennen zu lernen, dort zu forschen oder an Workshops und Sommerschulen teilzunehmen. Allerdings würden bei weitem noch nicht alle Vorteile genutzt, die
„Nano2Life“ zu bieten hat: Die zweimal jährlich stattfindenden Tagungen könnten zum Beispiel durchaus von weiteren Interessenten besucht werden, so Prof.
Ingolf Bernhardt. Neben der Universität des Saarlandes sind weitere Partner in
der Region in „Nano2Life“ aktiv. Dazu gehören das Fraunhofer IBMT, die
Universität Kaiserslautern und das NanoBioNet-Netzwerk. So rechnet man
damit, das nächste Jahrestreffen oder ein anderes wissenschaftliches Treffen im
nächsten Jahr ins Saarland zu holen.
red
campus 2/2006
„
„Nano2Life“ ist das größte Exzellenznetzwerk im Bereich der Nanobiotechnologie: Dreiundzwanzig Institute aus
zwölf europäischen Ländern arbeiten an
gemeinsamen Projekten und der engeren Vernetzung ihrer Institute.
Am
zweiten
Jahrestreffen
von
„Nano2Life“ im März dieses Jahres in
Barcelona nahmen auch Wissenschaftler verschiedener Institute der Saar-Uni
teil. Insgesamt waren über 200 Forscher
aus den Bereichen Physik, Biologie,
Chemie und Werkstoffwissenschaften
vertreten.
Informationen bei: Prof. Ingolf Bernhardt, Tel.: (0681) 302-6689, [email protected], www.uni-saarland.de/fak8/i.bernhardt
und Matthias Mallmann, Tel. (0681) 6857364, [email protected], www.nano2life.org
Medizin
Prof. Kindermann organisiert die
medizinische Betreuung bei der Fußball-WM
D
Prof. Wilfried Kindermann, Leiter des Instituts für
ie ganze Welt schaut zu, und die Aufgabe ist
Sport- und Präventivmedizin der Saar-Uni, ist für die
gewaltig: Prof. Wilfried Kindermann organiFußball-Weltmeisterschaft zum Chief Medical Officer
siert bei der Fußball-WM die medizinische Bedes Organisationskomitees benannt worden.
treuung an allen zwölf Spielorten, von Hamburg
über Berlin bis nach München. Was heißt das? –
aber auch zu Stipp„Dazu gehört die Unterstützung der Mannschaftsärzte der 32 teilnehmenden
visiten an die verTeams, die medizinische Betreuung der Stadien-Innenräume einschließlich des
schiedenen SpielVIP-Bereichs und die Organisation der Dopingkontrollen“, erklärt der Saarorte reisen. „Ich werde aber auch
brücker Sportmediziner und Kardiologe. Zusammen mit dem DRK muss er für
selbst ärztlich tätig sein und behanalle Stadien eine Organisationsstruktur aufbauen, die es möglich macht, beideln, wenn es die Situation erfordert“,
spielsweise ein flimmerndes Herz innerhalb kürzester Zeit mit einem Defibrilerklärt Kindermann, der zehn Jahre
lator zu entflimmern. Wie das medizinische Betreuungssystem im einzelnen
lang die deutsche Fußballnationalaussieht, stellte Prof. Kindermann im März den Mannschaftsärzten aller WMmannschaft betreut und zwei WeltTeilnehmer beim Team-Workshop in Düsseldorf vor. Erstmals vor einer WM
meisterschaften sowie drei Europamüssen sich in diesem Jahr alle Spieler ärztlich durchchecken lassen. Dazu hat
meisterschaften mitgemacht hat.
der Chefmediziner in Absprache mit der FIFA einen standardisierten UnterAußerdem hat er als Arzt an sieben
suchungsbogen entwickelt, der verpflichtend u.a. auch eine UltraschallunterOlympischen Spielen teilgenommen
suchung des Herzens beinhaltet, um dem plötzlichen Herztod auf dem Spielfeld
und war bei den Sommerspielen in
vorzubeugen.
Sydney und Athen leitender Arzt der
Prof. Kindermanns Domizil während der Weltmeisterschaft wird das FIFAdeutschen Olympiamannschaft. GS
Hauptquartier in Berlin sein. Von dort aus wird er organisieren und koordinieren,
19
Training darf anstrengen
Machen Sie ruhig langsam.“ „Bloß nicht zu hoch belasten,
damit Sie nicht zu sehr aus der Puste kommen“... – Solche
Ratschläge mögen so manchem zwar angenehm sein; beim
körperlich gesunden Sportler ist für einen optimalen Trainingseffekt die ruhige Art jedoch nicht zwangsläufig die beste. Selbst
ein so genanntes „Fettstoffwechseltraining“ sollte nicht unbedingt ausschließlich mit niedrigen Belastungen erfolgen. Dies
haben Saarbrücker Sportmediziner jetzt anhand mehrerer
Studien belegt.
„
W
ill man optimal die Ausdauer trainieren, den FettDr. Tim Meyer (r.) bei Trainingsstudien.
Foto: das bilderwerk
stoffwechsel bestmöglich aktivieren und das Gewicht reduzieren, so darf Training durchaus anstrengend
Selbst kontrollieren können Sportler ihre
sein“, erklärt Privatdozent Dr. Tim Meyer. Der Wissenschaftler lehrt und forscht
Beanspruchung im Training am einam Institut für Sport- und Präventivmedizin von Prof. Wilfried Kindermann. Als
fachsten über den Puls. Dr. Meyer
dessen Nachfolger betreut Dr. Meyer seit 2002 als Mannschaftsarzt die deutsche
empfiehlt für Personen über 40 Jahre
Fußball-Nationalelf – auch bei der diesjährigen Fußball-WM. „Am effektivsten
oder bei Vorerkrankungen zunächst
ist es für Gesundheitssportler, knapp unter der Dauerleistungsgrenze zu traieinen Gesundheitscheck beim Arzt: „Bei
nieren. Das betont ruhige Training allein ist für den an Herz und Kreislauf
ambitionierten Sportlern kann und bei
gesunden Sportler nicht das Training der Wahl“, betont er.
Risikopatienten muss ein Fitnesstest in
In drei Studien, die über einen Zeitraum von zwei Jahren liefen, untersuchten
Form eines Belastungs-EKGs die angeder Sportmediziner und seine Arbeitsgruppe niedrigintensives Training, das gern
messene Trainingsherzfrequenz ermitals „den Fettstoffwechsel fördernd“ propagiert wird: In Studie eins wurde bei
teln. Das effektivste Training liegt beim
Probanden, die je eine Stunde auf dem Fahrrad trainierten, untersucht, bei welgesunden Sportler ohne Herz-KreislaufErkrankungen im Durchschnitt bei etwa
cher Intensität am meisten Fett verbrannt wird. In Studie zwei wurde bei einem
80 bis 85 Prozent der maximalen Herz8-Kilometer-Lauftraining der Kalorienverbrauch unterschiedlicher, aber realisfrequenz, die sich per Faustformel mit
tischer Trainingsgeschwindigkeiten gemessen. Studie drei untersuchte über drei
220 (Laufen) bzw. 200 (Radfahren) miMonate die unterschiedlichen Ausdauerzuwächse bei fünfmaligem Training in
nus Lebensalter abschätzen lässt. Indider Woche. Verglichen wurden zwei Trainingsprogramme mit identischem
viduelle Abweichungen im PulsverhalKalorienverbrauch: eines bei mittlerer, ein anderes bei betont niedriger Intensität.
ten sind jedoch nicht selten. Daher empInsgesamt ließ sich kein eindeutiger Vorteil der niedrigen Intensitäten erkenfiehlt sich bei offensichtlichen Problenen. Im Gegenteil: „Die niedrigsten Intensitäten ergaben sogar etwas geringere
men mit solch allgemeinen Vorgaben
Trainingseffekte“, so Dr. Meyer zum Ergebnis. Zum Einsatz kamen neben Bedie Rücksprache mit einem sportmedistimmungen von Herzfrequenz und Laktat auch Atemgasmessungen.
CE
zinisch versierten Arzt.“
campus 2/2006
„
Medizin
Kupfer – eine neue Chance
zur Behandlung von Alzheimer?
Weltweit erste Kupfer-Therapiestudie bei Patienten mit Alzheimer-Demenz
zeigt positive Zwischenergebnisse
K
campus 2/2006
20
ann Kupfer das Fortschreiten der
Alzheimer-Erkrankung aufhalten? – In der Klinik für Psychiatrie
und Psychotherapie des Universitätsklinikums, die von Prof. Peter Falkai
geleitet wird, führt man dazu erstmals
eine klinische Studie durch. Anlass
sind vielversprechende Ergebnisse
der biochemischen Forschung und
tierexperimenteller Beobachtungen.
Betreut wird die Studie von Prof.
Thomas Bayer als Wissenschaftlichem Leiter und dem Leiter der Klinischen Prüfung und Geschäftsführenden Oberarzt der Klinik, Privatdozent
Dr. Frank-Gerald Pajonk.
Die Mediziner wollen klären, ob
durch die Einnahme von Kupfer als
Nahrungsergänzungsmittel bei Patienten mit beginnender AlzheimerErkrankung das Fortschreiten der Demenz aufgehalten werden kann. Die
bisherigen Beobachtungen im Rahmen der weltweit ersten Kupfer-Therapiestudie gegen Alzheimer beurteilen die Mediziner durchweg positiv:
„Die Daten, die wir mit dem Kupfer
bisher gesammelt haben, sind sehr
überzeugend“, sagt Prof. Bayer. Den
endgültigen Beweis könne jedoch nur
eine abgeschlossene klinische Studie
erbringen. „Sollte sich bestätigen,
dass Kupfer das Fortschreiten der
Alzheimer-Krankheit verlangsamen kann, könnte
bald ein sehr gut verträgProf. Thomas Bayer
liches und auch sehr kostengünstiges Mittel für die
Therapie der AlzheimerDemenz zur Verfügung stehen“, ergänzt Dr. Pajonk.
Gestartet ist die HomburPD Dr. Frank-Gerald Pajonk
ger Studie bereits vor eineinhalb Jahren. Insgesamt
sollen etwa 70 Patienten teilnehmen, die letzten Patienten beginnen die Studie
im April. Mit exakten wissenschaftlichen Erkenntnissen wird in etwa einem
halben Jahr gerechnet. Bei der „doppelblinden“, placebokontrollierten Studie
nimmt ein Teil der Patienten ein Placebo, also ein unwirksames Medikament, ein.
Die übrigen Patienten erhalten Kupferorotat, ein Kupfer-Salz. Weder Ärzte noch
Patienten wissen, wer Kupfer und wer das Placebo einnimmt. Zusätzlich erhalten
alle Patienten eine Standardbehandlung gegen Alzheimer-Demenz mit einem
Acetylcholinesterase-Hemmer. Auf diese Weise ist gewährleistet, dass die
Patienten während des Studienzeitraums auf jeden Fall eine wirksame Behandlung erhalten, auch wenn sie in der Placebogruppe sind. Die Studie dauert insgesamt 14 Monate. In einer ersten Phase von zwei Monaten werden die Patienten
auf den Acetylcholinesterase-Hemmer als alleinige Behandlung eingestellt, um
festzustellen, ob sie dieses Medikament vertragen. In der zweiten Phase von
zwölf Monaten wird zusätzlich Kupfer oder ein Placebo gegeben. Zu Beginn,
während und bei Abschluss der Studie finden in regelmäßigen Abständen
neuropsychologische Tests statt, bei denen unter anderem die Gedächtnisleistung,
die Konzentrationsfähigkeit und die Reaktionsgeschwindigkeit der Patienten
ermittelt werden. Zusätzlich wird der Gehalt von Kupfer und des Beta-Amyloids
Aß im Nervenwasser gemessen. „Daran können wir erkennen, ob im Verlauf der
Behandlung geringere Mengen dieses schädlichen Stoffes, der zu Ablagerungen
im Gehirn führt, gebildet werden. Das würde auf eine Verlangsamung des Krankheitsprozesses hindeuten“, sagt Prof. Bayer. Kernspintomographien sollen
Aufschluss über Veränderungen im Gehirn geben, insbesondere im Hippocampus, dem für das Gedächtnis zuständigen
Neues Buch
Hirnareal.
Thiel, Gerald (Hrsg.): Transcription Factors in the Nervous
Eine positive Zwischenbilanz gibt es bereits: „Alle PatienSystem – Development, Brain Function, and Disease. Wileyten haben die Studienmedikation bisher gut vertragen –
VCH, 2006, Hardcover, 159 Euro, ISBN 3-527-31285-4
Das Nervensystem ist das komplizierteste Organ des Menschen,
Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet“, berichtet Dr.
das aus einer Vielzahl von Nerven- und Gliazellen aufgebaut ist.
Pajonk. „Bei den Untersuchungen zu Beginn der Studie haDie Entwicklung des Gehirns, die Ausbildung der neuronalen
ben wir bestätigt gefunden, dass ein Zusammenhang zwiStrukturen und die Funktionen des Gehirns werden durch Transkriptionsfaktoren kontrolliert, die entscheiden, welche Gene in welschen der kognitiven Leistung und dem Kupfergehalt im
chen Zellen exprimiert werden. Das vorliegende Buch beschreibt
Plasma besteht“, so der Mediziner. Patienten mit einem niedzum ersten Mal, wie das Zusammenwirken verschiedener Transrigen Kupferspiegel machten mehr Fehler bei den Tests. Je
kriptionsfaktoren während der neuronalen Entwicklung die Bildung
des Gehirns steuert. Im erwachsenen Organismus sind Transbesser die kognitiven Leistungen bei den Tests waren, desto
kriptionsfaktoren an der Kontrolle der Informationsverarbeitung im
höher war auch der Kupferspiegel der Patienten. Interessant
Gehirn involviert und Beispiele in dem Buch zeigen, wie neuronale
sind auch die bisherigen Untersuchungen des Nervenwassers:
Aktivität und Ca2+-Ionen die Transkription im Gehirn regulieren.
Eine transkriptionelle Dysregulation im Gehirn
„Laut Definition legt eine bestimmte Konzentration des toxiist möglicherweise der Auslöser von neuroschen Aß im Nervenwasser die Diagnose Alzheimer nahe“,
degenerativen Krankheiten. In diesem Zusamerläutert Dr. Pajonk. „Tatsächlich hatten die Patienten, bei
menhang werden zwei Erkrankungen, Huntington-Chorea und die Alzheimer-Erkrankung,
denen wir anhand von Aß die Diagnose Alzheimer stellen
diskutiert. Das Buch zeigt, dass die Kenntnis
konnten, niedrigere Kupferspiegel. Mit anderen Worten: je
der molekularen Struktur und Funktion von
mehr Aß im Nervenwasser, umso niedriger ist der
Transkriptionsfaktoren essentiell ist, um zu
verstehen, wie das Nervensystem sich entKupferspiegel. Auch hier besteht also ein deutlicher Zuwickelt und wie das Gehirn funktioniert.
sammenhang.“
MR/GS
und vier Prozent der Deutschen, das sind etwa drei Millionen Menschen, leiden unter Tinnitus. Die Betroffenen
haben ein stetes Brummen, Rauschen, Klingeln, Pfeifen oder
Sausen im Ohr, ohne dass die Töne oder Geräusche tatsächlich existieren. Die Ohrgeräusche, die bei chronischer Erkrankung länger als sechs Monate anhalten, können zermürbend
sein und die Betroffenen stark beeinträchtigen: Für fast jeden
zweiten Patienten hat die chronische Form des Tinnitus seelische Folgen wie innere Unruhe, Schlaflosigkeit, Konzentrationsstörungen oder Depressionen; man spricht hier vom „dekompensierten“ Tinnitus. Ungeklärt war bislang, ob Patienten
Medizin
R
Dr. Wolfgang Delb bei
einer Ohruntersuchung.
Foto: Rüdiger Koop
Tinnitus-Studie ausgezeichnet
Tinnitus-Ambulanz des Universitätsklinikums:
Telefon: 06841-1624211,
Email: [email protected]
im früheren Krankheitsstadium des akuten
Tinnitus, bei dem die Ohrgeräusche weniger als
drei Monate andauern, bereits unter einem
dekompensierten Tinnitus leiden können. Dies hat
jetzt eine Studie bestätigt, der die Deutsche
Tinnitus Liga e.V. ihren mit 5 000 Euro dotierten
Förderpreis verliehen hat: Der Mediziner PrivatR. D’Amelio
Dr. W. Delb
dozent Dr. Wolfgang Delb von der Klinik für
Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und der Diplom-Psychologe Roberto D’Amelio
von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie untersuchten in der Studie die
Wirksamkeit eines kombinierten medizinisch-psychologischen Behandlungsprogramms bei Patienten mit akutem Tinnitus. Mittels dieser individuell maßgeschneiderten „Tinnitus-Retraining-Therapie“ lernen Patienten in der Homburger
Tinnitus-Ambulanz, die von Dr. Delb
und D’Amelio gemeinsam geleitet
wird, wirksame Techniken, ihr Ohrgeräusch besser zu tolerieren und aus
der Wahrnehmung auszublenden. Die
Studie belegt, dass die seelische Belastung bei akutem Tinnitus durch die
Kombinationstherapie deutlich gesenkt werden kann. Die Studienteilnehmer empfanden ihr Ohrgeräusch
deutlich weniger belastend und gaben
eine höhere Lebensqualität und Zufriedenheit an.
CE
21
Psychopharmaka gegen Schizophrenie
R
ückzug von Familie und Freunden, Verlust des Realitätsbezugs, Auftreten
von Wahn oder Halluzinationen – das sind einige der Symptome einer Schizophrenie-Erkrankung. In den westeuropäischen Ländern sind etwa ein Prozent
der Bevölkerung von dieser Erkrankung betroffen. Sie beginnt häufig im frühen
Erwachsenenalter und verläuft in Phasen. Oft treten Störungen im Denken und
Angstzustände auf, was dazu führt, dass die Erkrankten sehr verunsichert sind
und sich wenig zutrauen.
Bei der Therapie spielen Psychopharmaka (z.B. Neuroleptika) eine wichtige
Rolle. Sie lindern die Symptome, können die Gespanntheit vermindern und den
Patienten befähigen, wieder über seine Krankheit hinaus mit anderen Menschen
in Kontakt zu treten. Die kontinuierliche Einnahme von Antipsychotika ist der
entscheidende Faktor zur Verhinderung von Rückfällen und zur Rehabilitation
bei Patienten mit Schizophrenien. Manche Patienten nehmen jedoch ihre Medikamente nicht oder nicht wie verordnet ein. Damit sind Rückfälle vorprogrammiert, und ein Teufelskreis, die so genannte Drehtür-Psychiatrie, beginnt.
Im Rahmen einer Studie sollten daher Aufschlüsse über die persönliche Einstellung der Patienten gegenüber spezifischen Substanzen und Darreichungsformen gewonnen werden. Außerdem wurde die Bedeutung des so genannten therapeutischen Bündnisses zum behandelnden Arzt aus Patientensicht untersucht. An
der Studie nahmen neun psychiatrische Kliniken im Saarland und aus angrenzenden Regionen teil. Insgesamt wurden 300 Patienten mit Schizophrenien – 174
Männer und 126 Frauen – kurz vor ihrer Entlassung zu ihrer Einstellung zu
medikamentösen Therapien befragt. Beim Ausbruch der Ersterkrankung waren
sie im Schnitt 29 Jahre alt, und seit ihrer ersten Behandlung mit Antipsychotika
waren durchschnittlich knapp neun Jahre vergangen.
Ergebnis: 84 Prozent der Patienten sahen derzeit die Notwendigkeit einer pharmakologischen Behandlung, 75 Prozent auch die Notwendigkeit über mindestens ein Jahr hinweg. Für die Langzeittherapie zogen die meisten Patienten Tabletten vor (67 Prozent), ein Depot (Medikament mit verzögerter und verlänger-
ter Wirkfreisetzung) war für 24
Prozent, ein chirurgisch implantiertes
Abgabesystem für neun Prozent die
Therapie der Wahl. „Ein großer Anteil
der
Patienten
stimmte
einer
längerfristigen kontinuierlichen medikamentösen Therapie zu“, fasst Privatdozent Dr. Frank-Gerald Pajonk,
Leiter der Studie und Geschäftsführender Oberarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie (Prof.
Peter Falkai), die Ergebnisse zusammen. „Die Einstellung zur Medikation
hängt jedoch maßgeblich von der Einsicht in die Erkrankung und dem therapeutischen Bündnis ab und von den
Erfahrungen mit den verordneten Medikamenten selbst“. Vor allem ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen
Arzt und Patient sei wesentliche Voraussetzung für eine dauerhafte und
verlässliche Einnahme der Medikamente.
red
Die FAME I-Studie (FAME: Favoured
Medication, bevorzugte Medikation) wurde
mit Unterstützung der BMW-Group Saarbrücken Neunkirchen durchgeführt. Sie
stellte kostenlos für die Dauer eines Jahres
ein Fahrzeug zur Verfügung, mit dem die
Mediziner die einzelnen Kliniken anfahren
konnten. Die Untersuchung wird als FAME
II-Studie fortgeführt.
campus 2/2006
Das Universitätsklinikum des Saarlandes präsentiert erste Ergebnisse der FAME IStudie, die in Kooperation mit 300 an Schizophrenie erkrankten Patienten aus insgesamt neun Kliniken und Krankenhäusern der Region durchgeführt wurde.
Medizin
Neues Hochsicherheitslabor zur Diagnostik
gefährlicher Infektionserreger
Am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene des Universitätsklinikums ist zum Jahreswechsel ein neues Hochsicherheitslabor,
ein so genanntes S3-Labor, in Betrieb gegangen. Es soll Sicherheit
bei der Diagnostik von Erregern der Tuberkulose, bei gefährlichen Pilzsporen oder bei Verdachtsfällen von Bioterrorismus gewährleisten.
N
22
ach den Terroranschlägen in New
York 2001 wurden auch in
Deutschland Briefe auf MilzbrandSporen untersucht. Der Nachweis
solch gefährlicher Mikroorganismen
ist nur in Laboren der Schutzstufe
drei, in so genannten S3-Labors, möglich. Das neue Hochsicherheitslabor
am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene ist nach fast
zweijähriger Planungs- und Umbauphase zu Beginn des Jahres in Betrieb
genommen worden. Es wird von Professor Mathias Herrmann geleitet.
Bei Bau und Betrieb solcher Laborbereiche ist eine Vielzahl von rechtlichen Bestimmungen, wie die Biostoffverordnung oder Empfehlungen
des Robert-Koch-Institutes, zu beachten. Sie besitzen eine aufwändige
Schleusen- und Lüftungstechnik, und
die Mitarbeiter müssen strenge Zugangsregelungen und Arbeitsvor-
schriften berücksichtigen. Denn in S3-Laboren werden besonders
gefährliche Viren, Pilzsporen und hoch resistente Bakterien, die Tuberkulose oder andere
seltene Erkrankungen
Foto: Rüdiger Koop
verursachen können,
untersucht. Im neuen Hochsicherheitslabor in Homburg können die Schleusen
der Laborbereiche nur mit Chipkarten geöffnet werden. Die vier Türen im System lassen sich nur nacheinander öffnen und müssen schnell geschlossen werden, was durch ein Alarmsystem überwacht wird. Über einen gestuften Unterdruck wird gewährleistet, dass keine belastete Laborluft in Außenbereiche entweichen kann. Der Unterdruck nimmt vom Außenbereich über die Schleuse zum
Labor kontinuierlich zu, wobei die Abluft aufwändig sterilfiltriert wird.
Ein erstes S3-Labor gibt es bereits im Institut für Virologie des Uni-Klinikums.
Doch spätestens die Verdachtsfälle von Milzbranderregern haben die Einrichtung
eines weiteren Hochsicherheitslabors auch im Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene notwendig gemacht. Dieses übernimmt das diagnostische
Spektrum aus dem Bereich krankheitsverursachender Bakterien, Parasiten und
Pilze, während das Institut für Virologie, das von Prof. Nikolaus Müller-Lantzsch
geleitet wird, die virologischen Untersuchungen durchführt.
red
Neues Zentrallabor im Uniklinikum
Im Universitätsklinikum in Homburg ist die Zentralisierung der Laborbereiche nahezu abgeschlossen: Im neuen Zentrallabor führt ein Team aus rund 70 Mitarbeitern nicht nur alle labormedizinischen Untersuchungen innerhalb des Klinikums durch, sondern versorgt beispielsweise auch die Bliestalkliniken mit der gesamten
Labordiagnostik.
M
it dem Umzug und der Etab„
lierung eines völlig neuen Laborkonzeptes gehört das Homburger
Zentrallabor zu den modernsten und
leistungsfähigsten universitären La-
campus 2/2006
Fotos: Rüdiger Koop
Prof. Wolfgang Herrmann
boratorien Deutschlands“, erklärte Prof. Wolfgang
Herrmann, Leiter der zentralen diagnostischen Einrichtung, anlässlich der Einweihungsfeier im Februar. „Damit ist eine über viele Jahre betriebene Entwicklung abgeschlossen, die den enorm gestiegenen qualitativen wie quantitativen Anforderungen an klinische Labore entspricht“. Neben der rasanten Mengenzunahme an Laboranforderungen hat sich auch eine bedeutende Erweiterung
der Parameterpalette vollzogen. Die Bewältigung der Aufgaben sei daher nur mit
modernen Großanalysatoren und einer leistungsfähigen Labor-EDV, die das Management der Befunde übernimmt, möglich, so Prof. Herrmann. Fünf Millionen
Analysen werden im neuen Zentrallabor jährlich erbracht. Eine besondere Rolle
spielt die Logistik: Etwa 40 Prozent der internen Anforderungen sind als Notfall
gekennzeichnet – nicht nur die Durchführung der Analysen, sondern auch die
Anlieferung der Proben und die Rückübermittlung der Befunde müssen möglichst rasch erfolgen. Für die Anlieferung der Proben sorgt eine sieben Kilometer
lange Rohrpostanlage, durch die das Material innerhalb kürzester Zeit von allen
Stationen des Uni-Klinikums ins Zentrallabor gelangt. Die Ergebnisse werden
den Stationen elektronisch übermittelt und direkt vor Ort ausgedruckt. Neben der
Labordiagnostik für das gesamte Universitätsklinikum leistet die Labormedizin
Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Hyperhomocysteinämie, die als neuer
Risikofaktor für Schädigungen der Blutgefäße und des Nervensystems gilt. Hier
ist die Einrichtung ein international anerkanntes Forschungszentrum.
GS
Informatik
Max-Planck-Institut für
Softwaresysteme nimmt Gestalt an
N
Gebäuden könne ein offener Austausch praktiziert werden. Die Vorgabe beim Wettbewerb habe gelautet:
„Hierarchiefreies Bauvorhaben“. Das
werde in Saarbrücken mittels einer
durchgängigen Kommunikationsebene aus Treppen und Kommunikationsräumen realisiert.
GS
Juristisches Internetprojekt Saarbrücken
Journalistenpreis Informatik
S
I
icherheit im Internet, elektronischer Zahlungsverkehr oder Fallstricke bei Online-Versteigerungen – diese und andere Themen
rund um Internet und Recht stehen im Mittelpunkt der öffentlichen
Redaktionssitzungen in der Saarbrücker Stadtgalerie. Sie werden
vom Team des Juristischen Internetprojekts Saarbrücken (JIPS) in enger Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt Saarbrücken organisiert und wenden
sich an interessierte Bürger. Gemeinsam mit den Teamleitern, den Jura-Professoren Maximilian Herberger und Helmut Rüßmann, werden aktuelle Entwicklungen im Internet diskutiert und juristische Hintergründe beleuchtet. Das JIPS
ist eine Initiative des Instituts für Rechtsinformatik der Saar-Uni und wurde
vor über zehn Jahren von Jura-Studenten gegründet mit dem Ziel, einen überregionalen Informationsservice im Bereich Jura und Informatik zu bieten. Heute
finden Nutzer ein umfassendes Fach-Portal für juristische Informationen mit internationalem Schwerpunkt vor.
GS
Nächster Termin: Mittwoch, 3. Mai 2006, 17 Uhr, Saarbrücker Stadtgalerie, Thema:
„Online-Banking und Phishing“. Weitere Infos unter: www.jura.uni-saarland.de
Wissenschaftsjournalisten
in Saarbrücken:
Zur Eröffnung des Informatikjahres 2006
hatte das Kompetenzzentrum Informatik
der Uni zwanzig Wissenschaftsjournalisten eingeladen. Auf einer zweitägigen
Reise in Zusammenarbeit mit der Wissenschafts-Pressekonferenz in Bonn informierten sich die Journalisten über die
gesamte Bandbreite der Informatikforschung. Professoren der Universität, des
Max-Planck-Instituts für Informatik, des
Max-Planck-Instituts für Softwaresysteme und des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz stellten ihre Arbeiten vor. Die Journalisten lernten außerdem das Internationale Begegnungs- und Forschungszentrum für Informatik, Schloss Dagstuhl, kennen. MEY
Neues DFKI-Labor in Bremen
Neben den Standorten Saarbrücken und Kaiserslautern hat das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) ein drittes Standbein in Bremen
aufgebaut: Im Februar wurde hier ein neues Labor mit den Schwerpunkten „Robotik“
und „Sichere Kognitive Systeme“ eröffnet. Gefördert wird das Projekt vom Land
Bremen und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
GS
23
m Wissenschaftsjahr 2006, das
ganz im Zeichen der Informatik
steht, stiftet das saarländische Ministerium für Wirtschaft und Arbeit einen
Journalistenpreis Informatik. Der
Journalistenpreis ist in den Kategorien Print, Hörfunk und Fernsehen
mit jeweils 5 000 Euro dotiert.
Das Wirtschaftsministerium will in
Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum Informatik der Universität des Saarlandes im Jahr der Informatik journalistische Beiträge honorieren, die in der breiten Öffentlichkeit das Interesse für Themen der
Informatik wecken. Denn wie kaum
eine andere Wissenschaft durchdringt
die Informatik fast alle Bereiche unseres Lebens: Jeder nutzt sie täglich,
ohne es bewusst wahrzunehmen, sei
es am Handy, im Auto oder in Haushaltsgeräten. Dabei wird die Informatik als recht junge wissenschaftliche
Disziplin von der Öffentlichkeit noch
wenig wahrgenommen.
MEY
Einsendeschluss der Bewerbungsunterlagen ist der 5. Oktober 2006.
Die Teilnahmebedingungen sind folgender Webseite zu entnehmen:
http://www.informatik-saarland.de/
06.Presse/05.Journalistenpreis
Weitere Informationen bei
Friederike Meyer zu Tittingdorf,
Tel.: (0681) 302-58099,
E-Mail: [email protected]
campus 2/2006
un ist entschieden, wie das neue Max-Planck-Institut für Softwaresysteme an den beiden Standorten Saarbrücken und Kaiserslautern aussehen wird: Im Februar stellten Universitätspräsidentin Prof. Margret Wintermantel, Wissenschaftsminister Jürgen
Schreier und Max-Planck-Gründungsdirektor Prof. Peter Druschel
die Preisträger des Architektenwettbewerbs vor. Realisiert wird ein
Entwurf des Büros Weinbrenner-Single aus Nürtingen. Der zweite
Preis ging an die Saarbrücker Planungsgruppe Professor Focht und
Partner.
Auf dem Saarbrücker Campus
Wissenschaftsminister Jürgen Schreier und
wird das neue Institut als kubisch
Universitätspräsidentin Margret Wintermantel
geformter, sechsgeschossiger Bau
bei der Vorstellung der Preisträger.
Foto: Anne-Katrin Axt
errichtet. Er soll bis 2009 fertiggestellt sein. Für den Neubau und
die wissenschaftliche Erstausstattung des „Olympiastützpunkts für die Informatik“ (Wissenschaftsminister Schreier) wird das Saarland insgesamt rund 18
Mio. Euro investieren. Uni-Präsidentin Wintermantel lobte die Entscheidung des
Preisgerichts: „Wichtig ist, dass die Gebäude an beiden Standorten als zusammengehörig zu erkennen sind“. Prof. Peter Druschel betonte, in beiden neuen
Informatik
CeBIT 2006: Vom Heimkino bis zum
Cocktail-Roboter
Die saarländische Informatik präsentierte Forschungsergebnisse am
Messestand und im „future talk forum“ der CeBIT. Den Messeauftritt
hatte die Kontaktstelle für Wissens- und Technologietransfer (KWT) der
Uni vorbereitet.
D
campus 2/2006
24
er saarländische Forschungsstand hatte auf der CeBIT 2006
in Hannover einen Fernsehstar und
Publikumsliebling. Sein Name: Mico.
Seine Aufgabe: Cocktails mixen. Seine Vision: Sprechende Haushaltsgeräte. Der Cocktail-Roboter der Firma
CLT Sprachtechnologie, die aus dem
Saarbrücker Lehrstuhl für Computerlinguistik von Prof. Manfred Pinkal
hervorgegangen ist, zog Journalisten
und Messebesucher magisch an. Alle
namhaften Fernseh- und Radiosender
wie ZDF, NDR, Deutschlandfunk und
Sat1 berichteten von dem plappernden Barkeeper, der beim CocktailMixen fröhlich Witze erzählt und
beim Servieren auch noch den Alkoholgehalt des bestellten Getränks mitteilt.
Auf großes Medieninteresse stieß
auch die vernetzte Heimkino-Welt der
Computergraphiker im Team von
Prof. Philipp Slusallek. Auf dem
future market der CeBIT hatten
Marco Lohse und Michael Repplinger
ein komplettes Wohnzimmer mit angrenzendem Biergarten – obligatorisch mit saarländischem Schwenker
– aufgebaut. Darin demonstrierten sie,
wie heute alle Multimediageräte im
Haushalt, vom Handy bis hin zur
Webcam an der Türsprechanlage, miteinander vernetzt werden können.
Über die jungen Wissenschaftler, die
ihre neue Technologie über das Unternehmen Motama vermarkten wollen
(S. 25), wurde unter anderem im
RTL-Fernsehen und live im Deutschlandfunk berichtet. Prof. Philip Slusallek präsentierte außerdem am Saarland-Stand seine interaktive Visualisierungstechnik, das Echtzeit-RayTracing. Das Verfahren wird in der
Automobilindustrie bereits eingesetzt,
um Automodelle zu designen.
Das Forschungsprojekt Verisoft unter Leitung des Saarbrücker Informatik-Professors Wolfgang Paul war in
diesem Jahr am Stand des Bundesforschungsministeriums (BMBF) vertreten. Mit einem Dokumentarfilm
und einem gläsernen Automodell demonstrierten die Wissenschaftler ihre
neue Technologie, mit der formal garantiert werden kann, dass Betriebs-
systeme keine Fehler mehr enthalten. Im Rahmen des Verisoft-Projekts, das vom
BMBF finanziert wird, sollen die dabei gewonnenen Erkenntnisse auf ein AutoNotruf-System angewendet werden, das nach einem Unfall automatisch die Rettungsstelle alarmiert.
In den CeBIT-Projekten von Prof. Andreas Zeller ging es um Software, die
automatisch Fehler in Programmen findet. Im Herbst 2005 konnte er als erster
Forscher die Fehlerdatenbanken von Microsoft systematisch durchsuchen, um
herauszufinden, wo sich die meisten Fehler häufen. Über dieses Thema berichteten von der CeBIT ausführlich zwei große deutsche Tageszeitungen sowie der
Deutschlandfunk. Gebannt standen die Journalisten auch vor dem Fernsehmonitor der Zukunft, den das Max-Planck-Institut für Informatik am saarländischen
Foto links:
Mark Hillebrand erklärt
das Forschungsprojekt
Verisoft vor dem gläsernen Auto.
Foto unten:
Besucherliebling: der
Lego-Roboter Mico, der
nicht nur Cocktails
mixen, sondern auch
sprechen kann.
Fotos: MEY
Forschungsstand präsentierte. Die
Bilderzeugung durch High Dynamic Range ermöglicht Fernsehbilder und Fotos in einer bisher ungeahnten Qualität, die erstmals
das gesamte Spektrum der Farben
abdecken, die das menschliche
Auge sehen kann.
Ernsthafte Forschung wurde am
Saarland-Stand auch zum unterhaltsamen Spiel: Messebesucher konnten im „Millionärs“-Quiz gegen den
Computer antreten. Prof. Johann Haller hatte mit Forschern des Instituts für
Angewandte Informatikforschung (IAI) eine Software entwickelt, durch die ein
Computer auf der Basis der Brockhaus Enzyklopädie die richtige Antwort findet.
Neue eLearning-Systeme stellte außerdem die Forschungsgruppe um Dr. Erica
Melis (Universität und DFKI) vor: Das System passt sich dem Benutzer an und
bietet die für ihn geeigneten Inhalte und Übungen in einem jeweils
angemessenen Lerntempo an. Eine Software für die persönliche Finanzplanung
wurde zudem vom Lehrstuhl für Informations- und Technologiemanagement
präsentiert. Vertreten war auch die Sirrix AG, die sich mit der Sicherheit der
Telekommunikation beschäftigt.
Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) präsentierte in diesem Jahr gleich an drei Standorten der CeBIT Computer, die hören,
sprechen, laufen und verstehen. Auf der großen Sonderfläche Mensch-TechnikInteraktion des Bundesforschungsministeriums demonstrierte das DFKI unter
anderem multilinguale Dienste für die Olympischen Spiele 2008 in Beijing und
den achtbeinigen Laufroboter SCORPION aus dem DFKI-Labor Bremen. Rund
ein Dutzend Saarbrücker Wissenschaftler der Universität, des DFKI und des
Max-Planck-Instituts für Informatik stellten ihre Forschungsergebnisse
außerdem im Vortragsprogramm „future talk“ der CeBIT vor.
MEY
S
Informatik
chweden und Kanada setzen in
Sachen Zukunftskonzepte für
die Wissenschaft auf Know-how aus
dem Saarland: Prof. Wolfgang
Wahlster, Träger des Deutschen Zukunftspreises des Bundespräsidenten, Saarbrücker Universitätsprofessor und Leiter des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche
Professor Wahlster berät kanadische
und schwedische Exzellenzinitiativen
Intelligenz, ist vom schwedischen Wissenschaftsrat in die Experten-Kommission
für die dortige Exzellenzinitiative berufen worden. Die Kommission soll Anträge
für so genannte Berzelius-Zentren aus der Sicht der Technikwissenschaften evaluieren. Ab Juli 2006 will Schweden bis zu vier solcher Zentren an Universitäten
einrichten, die bis zu zehn Jahre lang im Schnitt mit rund zwei Millionen Euro
gefördert werden. Nach zwei Jahren erfolgt eine erste Evaluation. Außerdem
wurde die Linnaeus-Förderlinie ausgeschrieben, die vierzehn Forschungsgruppen für bis zu zehn Jahre mit etwas über einer Million Euro jährlich unterstützt.
Im Unterschied zum Exzellenz-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) werden neben der Exzellenz der Grundlagenforschung explizit die
Zusammenarbeit mit der Industrie und eine mögliche Kommerzialisierung der
Ergebnisse bei der Evaluation berücksichtigt.
Das iCore-Exzellenzprogramm in Kanada zielt speziell auf die Förderung von
Spitzenwissenschaftlern in den Informations- und Kommunikationstechnologien
Der Forschungsrat des kanadischen Exzellenzprogramms im Januar 2006 in
Stanford: Prof. Perrault
(Direktor am SRI), Prof.
Taylor (Nobelpreisträger,
Stanford), Prof. Wahlster,
Prof. Manning (Univ. of
Victoria), Prof. Goebel (Präsident von iCore).
Foto: DFKI
25
ab. Derzeit werden 19 Spitzengruppen für bis zu zehn Jahre mit jährlich
über neun Millionen Euro gefördert.
Prof. Wahlster ist Mitglied des Forschungsrates für iCore, der zweimal
im Jahr abwechselnd in Stanford und
in Banff tagt.
red
Spin-Off Motama vernetzt Multimedia-Geräte
A
ufnahmen des heimischen Videorekorders von unterwegs mit dem UMTSHandy abrufen, die CD-Musik drahtlos auf alle HiFi-Geräte im Haus
übertragen und per Webcam den Gast vor der Haustür ansprechen – möglich
macht diese Vernetzung von Multimedia-Geräten eine Software, die an der
Universität des Saarlandes entwickelt wurde. Sie heißt „Netzwerk-Integrierte
Multimedia Middleware (NMM)“ und wird jetzt von dem neuen Unternehmen
Motama weltweit vermarktet. Das Unternehmen haben die Saar-Uni-Absolventen Dr. Marco Lohse und Michael Repplinger gemeinsam mit dem InformatikProfessor Philipp Slusallek gegründet. In der NMM-Technologie, die bisher
schon als Open Source-Variante getestet werden konnte, stecken sechs Jahre
intensive Forschungsarbeit. Etliche Hersteller von Handys, Heimelektronik und
Sicherheitstechnik, aber auch die großen Telekommunikationsunternehmen,
haben bereits ihr Interesse bekundet.
Immer mehr Multimedia-Geräte vom Fernseher bis hin zur Gebäudekommunikation verfügen über ausgereifte Netzwerk-Schnittstellen. Aufgrund der Vielzahl
Michael Repplinger
und Marco Lohse
Foto: das bilderwerk
an unterschiedlichen und inkompatiblen Technologien sind bisherige Anwendungen jedoch oft auf den reinen
Datenaustausch beschränkt oder sie
unterstützen nur bestimmte Geräte
oder Netzwerke. „Bislang fehlte die
Möglichkeit, einfach auf die im Netzwerk verfügbaren Geräte und deren
Fähigkeiten zuzugreifen“, erläutert
Dr. Lohse. Mit der Software-Architektur NMM wird nun erstmals eine
Technologie angeboten, mit der unterschiedliche Geräte einfach und sicher
vernetzt werden können – im Heimnetzwerk und darüber hinaus: NMM
erlaubt es, transparent alle im Netz
vorhandenen Geräte zusammenzuschalten und auch die Kontrollmöglichkeiten auf das Netz auszudehnen.
Aufgrund der Plattform-Unabhängigkeit der Software können beliebige
Netzwerke und Geräte unterstützt
werden. Durch die flexiblen Lizenzierungs-Möglichkeiten ist die entwickelte Multimedia-Architektur sowohl in kommerziellen Produkten als
auch in Open Source und Forschungsprojekten einsetzbar.
MEY
http://www.motama.com
campus 2/2006
Neuartige Software-Technologie aus der Universität des Saarlandes jetzt kommerziell verfügbar
MenschMaschinenMensch
M
campus 2/2006
26
it dem regionaltypischen Echtdanach-Faktor von zehn oder
zwanzig Jahren greift unsere universitäre Hauspostille ein Thema auf, das
im vorigen Jahrhundert die allgemeine wissenschaftliche Diskussion
ebenso dominiert wie sie die Gemüter
von Laien und auch Fachleuten erregt
hat: Können Computer denken und
wenn ja, was folgt daraus?
Mit dem Sitz des weltweit größten
Forschungsinstitutes auf dem Gebiet
der Künstlichen Intelligenz (KI) wäre
unsere Universität sicher kein
schlecht beratender Ort gewesen, um
diese Diskussion zu führen – aber es
kam halt anders: Anfang der 80er
Jahre war die KI als Wissenschaft fest
etabliert und virulent, die größte Herausforderung in dieser Zeit des „KIWinters“ war jedoch nicht so sehr die
Grundlagenforschung selbst, sondern
die industrielle Umsetzung der Forschung, die deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben war. Am
DFKI beschäftigen wir uns (nicht nur
deshalb) mit der anwendungsnahen,
wirtschaftsorientierten Umsetzung
der KI-Grundlagenforschung, während diese selbst an den informatiknahen Universitäten und GrundlagenForschungsinstituten durchgeführt
und im letzten Vierteljahrhundert zunehmend in den Kognitionswissenschaften diskutiert wird. Das fruchtbare geistige Klima für eine Auseinandersetzung über Anspruch und
Wirklichkeit war halt auf beiden Seiten in Saarbrücken nicht wirklich vorhanden.
Alle großen, oft von den Naturwissenschaften angestoßenen Umwälzungen in unserem Weltbild wurden
zunächst leidenschaftlich bekämpft:
Der Gedanke, dass die Erde nicht den
Mittelpunkt unseres Universums bildet, sondern die Sonne umkreist, war
im 17. Jahrhundert ebenso lebensgefährlich wie zweihundert Jahre später
die Marx’sche Einsicht in die Produktionsverhältnisse des Kapitalismus.
Das Bekenntnis zur Darwin’schen
Evolutionslehre konnte in England
zum Beginn des zwanzigsten Jahr-
hunderts zum Verlust des Jobs führen – genauso wie heute, hundert Jahre später,
in den fundamentalistischen Bundesstaaten der USA. Die Quantenphysik und
deren Implikationen wie Schrödinger’s Katze, der legendäre Schmetterlingsflügelschlag oder die Paralleluniversen verletzen ebenso unser so sicher geglaubtes naives Grundverständnis der Schöpfung und der Natur des Universums
wie die Annahme einer zweidimensionalen Welt, die uns die Realität als
Hologramm vorspielt. Sie sind je nach Glaubensbekenntnis absolut faszinierend
oder reine Blasphemie!
Zum Bedauern mancher Kollegen darf man einen Wissenschaftler nicht mehr
einfach verbrennen. Also müssen wir wohl mit gewissen Gedanken und Spekulationen leben, auch wenn sie nicht in unser Weltbild passen.
Im Europa der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts und kaum ein Jahrzehnt später sehr viel konkreter in den USA, besannen sich Wissenschaftler und
einzelne forschende Außenseiter auf gewisse im Einzelnen oft sehr alte mechanistisch/materialistische Denktraditionen und begannen für ihre Zeitgenossen
wunderlich zu werden und Gedanken
der folgenden Art zu entwickeln:
Mein Körper besteht aus Trillionen
einfacher Zellen, die damals vor fast
fünfundsechzig Jahren aus der einen
Mutterzelle mit der Vereinigung des
Spermateilchens meines Vaters hervorgegangen sind und sich in kaum
fassbarer Weise selbst organisieren
und ohne eine zentrale Kommandoeinheit oder einen zentralen Bauplan
meinen Körper seither mit all den einzelnen Organen durch Selbstorganisation reproduzieren. Eine Untermenge
von etwa 1010 Zellen
„So wie es im Tierreich erstaunliche Intelligenzaus diesen Trillionen
leistungen gibt, deren Entdeckung die allgemein akZellen haben sich
zeptierte These des neunzehnten Jahrhunderts von
nicht darauf spezialidem prinzipiellen Unterschied zwischen Mensch und
siert Muskel zu sein
Tier (bezüglich der kognitiven Leistungen) in den
oder Leber, sondern
Staub der Geschichte geblasen hat, so ist die These
sind darauf spezialiüber den angeblich prinzipiellen Unterschied (bezügsiert, als Nervenzellich der kognitiven Leistungen) zwischen Mensch und
len Information zu
Maschine bestenfalls kurios und uninformiert.“
verarbeiten und weiProf. Jörg Siekmann
terzuleiten. Das war
Universität des Saarlandes und Deutsches
Anfang des vorigen
Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz
Jahrhunderts gesichertes Wissen.
Die Frage also, die in der vielleicht spannendsten (Grundlagen-)Forschung der
30er Jahre aufkam, ist die: Wieso können 1010 Teilchen (Neuronen), die sich
jeweils auf ganz simple Einzelberechnungen spezialisiert haben und sicher nicht
selbstständig denken können oder gar Bewusstsein haben, wie können sie sich so
zusammenschalten, dass sie die uns bekannten erstaunlichen menschlichen
Intelligenzleistungen erbringen?
Der Ameisenhaufen als Ganzes weiß, wo die Marmelade in der Küche ist, obwohl die einzelne Ameise ein „mindless“ endlicher deterministischer kleiner
Automat ist, der mit Sicherheit weder Küche noch Marmelade repräsentieren
kann. Kann man das faszinierende Phänomen, wie sich 1010 elementare Zellen
verschalten und rechnen, mit Methoden der damals im Entstehen begriffenen
Foto: das bilderwerk
campus forum
Nach Lutz Götze, der die Diskussion über Künstliche Intelligenz in campus 2/05 anstieß (S.38), Stefan Hüfner (3/05, S. 39) und
Ulrich Nortmann (4/05, S. 12) schaltet sich mit Jörg Siekmann, Informatik-Professor und Direktor am Deutschen
Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), der erste Informatiker im campus forum ein.
Alle Artikel unter: www.uni-saarland.de/campus
campus forum
27
In den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts sind zunächst wissenschaftliche Prototypen und dann zunehmend auch in der industriellen Umsetzung Computerprogramme mit intelligentem Verhalten implementiert worden, die all unsere klassischen Vorstellungen über den Rechner als
schnellen, aber dummen Rechenknecht über den Haufen geworfen haben: Der Schachweltmeister ist ein
Computerprogramm, die heutigen
wissensbasierten Systeme sind in
ihrem eingeschränkten Expertisebereich menschlichen Fachleuten gleichwertig oder überlegen, wir können mit
einem Computer in unserer Sprache
reden, der Rechner kann Gegenstände
erkennen und beschreiben, und Beweissysteme haben jahrzehntelang
offene mathematische Theoreme bewiesen – um nur einige Standardbeispiele zu nennen. Die spannende Frage ist also nicht, ob Maschinen intelligent sein können, sondern die nach
dem vom Kollegen Nortmann geforderten „Rest“, um den wir zweifelsohne einer Maschine in vielen Bereichen (noch oder wie viele meinen,
prinzipiell und für immer) überlegen
sind.
Dies ist jedoch nur noch bedingt
eine spekulativ/prinzipielle Fragestellung wie in früheren Jahrhunderten,
sondern vor allem eine der empirischen Forschung, die diese Grenze
fast täglich weiter zu unseren Ungunsten verschiebt, mit bisher kaum
absehbaren Folgen. Jörg Siekmann
Der vollständige Artikel, der hier nur in
Auszügen abgedruckt werden kann, ist im
Internet nachzulesen:
www-ags.dfki.uni-sb.de/home1.html
campus 2/2006
Informationsverarbeitung und mit Teildisziplinen
von Physik und Chemie, den heutigen Neurowissenschaften, verstehen und erklären? „The brain
happens to be a meat machine“, sagt Marvin Minsky
knapp fünfzig Jahre später.
Und die wichtigste Folgerung: Wenn das so ist,
dann könnte man ja statt des feuchten, lebenden
Protoplasmas als Trägersubstanz auch andere, leichter zu beherrschende trockene Werkstoffe nehmen:
Funktionalismus nennen dies die Philosophen heute.
1956 fand am Dartmouth College ein Workshop
statt, in dem diese bis dato wissenschaftlichen
Außenseiterpositionen erstmals ernsthaft diskutiert
wurden, und nicht zuletzt unserem Gebiet den damals noch provozierenden Namen „Artificial Intelligence“ gaben. Dieser Workshop gab den Startschuss für ein konkretes Forschungsparadigma, das
mit der „physical symbol hypothesis“ des späteren
Nobelpreisträgers Herb Simon und dessen Schülern
und Kollegen wie Alan Newell, Marvin Minsky,
John McCarthy, Oliver Selfridge und vielen anderen zunächst auf das Heftigste
angegriffen und ein halbes Jahrhundert später mit den höchsten Wissenschaftspreisen unserer Zeit ausgezeichnet wurde: Der faszinierende Aufstieg dieses
Außenseitergebietes zu einer der bedeutendsten Wissenschaftsdisziplinen der
Gegenwart ist auch in einer Reihe von Anthologien nachgezeichnet worden. Der
technische Kern des Gebietes ist zwar weit weniger festgezurrt als man glauben
mag, jedoch gibt es einen relativ festen Kanon, den die Studenten der KI oder der
Kognitiven Systeme heute weltweit lernen. Aber das beantwortet natürlich nicht
die Fragen, die meine humanistisch gebildeten Freunde nachts nicht schlafen
lassen.
Wie kann Geist und Denken (ein immaterieller informationsverarbeitender Prozess) mit Materie in Verbindung gebracht werden? Gibt es Grenzen, die menschliches oder maschinelles Denken a priori beschränken? Wie funktioniert die biologische Informationsverarbeitung? Im Lichte unserer Erfahrung mit künstlichen
informationsverarbeitenden Systemen bekommen solche Fragen einen neuen Aspekt und die Mechanismen, die Intelligenz ermöglichen, können im Prinzip unabhängig von ihrer Trägersubstanz, der feuchten neuronalen „Hardware“ einerseits oder dem trockenen Silicon-Chip andererseits, untersucht werden. Dazu
haben sich Philosophen, Psychologen, Linguisten, Neurologen und KI-ler zusammengeschlossen und ein neues Fachgebiet: „Cognitive Science“ bzw. dessen
mehr technik-orientierte Variante „Cognitive Systems“ gegründet mit jeweils
eigenen internationalen Konferenzen und Fachzeitschriften. Die Zahl der Lehrbücher und Bücher zur Grundsatzdiskussion ist inzwischen fast unüberschaubar
geworden (Wenn Sie ein Mensch mit philosophischen Neigungen für schöngeschriebene Essays sind, ist Peter Bieris „Das Handwerk der Freiheit“, Fischer
2005, kein schlechter Einstieg).
Natürlich hat der von mir hochgeschätzte Kollege Nortmann Recht, wenn er in
dem zitierten Artikel sagt, dass heute kein vernünftiger Mensch daran zweifeln
kann, dass entsprechend programmierte Computer Intelligenz zeigen und Aufgaben erledigen können, die früher ausschließlich von Menschen gelöst werden
konnten (Das war nicht immer so: Als ich Ende der 70er Jahre aus der Gesellschaft für Informatik ausgeschlossen werden sollte, weil ich öffentlich in Vorträgen behauptet hatte, dass Maschinen denken können und darüber keinerlei Reue
zeigte, konnte dies von einigen älteren und weise gewordenen Kollegen verhindert werden – und als ich im letzten Jahr ehrenwerterweise als „Fellow der
GI“ ausgezeichnet wurde, ging dies nicht ganz ohne Schmunzeln und viele
„Ach-ja’s“ über die Vergänglichkeit all unseres menschlichen Tuns ab). So wie
es im Tierreich erstaunliche Intelligenzleistungen gibt, deren Entdeckung die allgemein akzeptierte These des neunzehnten Jahrhunderts von dem prinzipiellen
Unterschied zwischen Mensch und Tier (bezüglich der kognitiven Leistungen) in
den Staub der Geschichte geblasen hat, so ist die These über den angeblich prinzipiellen Unterschied (bezüglich der kognitiven Leistungen) zwischen Mensch
und Maschine bestenfalls kurios und uninformiert.
campus aktuell
Anschluss ans Internet der Zukunft
Mehr Daten können schneller und
sicherer versandt, berechnet, verarbeitet werden: Die Mitarbeiter des Rechenzentrums haben gemeinsam mit den
Technikern des DFN-Vereins einen Zugang des unieigenen HORUS-Netzwerks zum neuen Forschungsnetz XWin geschaffen.
Topologie des X-Win:
Physikalisch verbergen sich hinter
X-Win mehrere untereinander verbundene Glasfaserringe (dicke
Linien), die eine Gesamtlänge
von 5 500 Kilometer zusammenbringen, und die dazugehörenden
Netzwerk-Anschlusspunkte. Angeschlossen an diese Ringe sind derzeit 38 Netz-Standorte. Zur
Anbindung der restlichen acht
Standorte – unter ihnen auch
Saarbrücken (SAA) – sind
bereits vorhandene Leitungen
zur Mitnutzung angemietet worden
(dünne Linien). Durch die fast durchgehende Ringstruktur des Netzes ist eine
hohe Ausfallsicherheit gewährleistet: Die
Datenpakete können bei Unterbrechung einer Leitung über die verbleibende Ringhälfte geleitet werden.
Quelle: DFN
D
28
as Deutsche Forschungsnetz
(DFN) ist das von der Wissenschaft selbst verwaltete Hochleistungsnetz für Lehre und Forschung in
Deutschland. Es wird betrieben vom
Verein zur Förderung eines Deutschen
Forschungsnetzes (DFN-Verein), in
dem auch die Universität des Saarlandes Mitglied ist. Das Netz verbindet Hochschulen und Forschungseinrichtungen untereinander und ist
Teil des weltumspannenden Internets.
G-Win (G steht hier für Gigabit), mit
dem das Netz bisher realisiert wurde,
ist ein wenig in die Jahre gekommen
und wurde nun durch die leistungs-
fähigere Variante X-Win ersetzt, die sich obendrein durch verbesserte Ausfallsicherheit auszeichnet. Für die Saar-Uni, die mit dem Max-Planck-Institut für
Informatik (MPII) in Saarbrücken einen gemeinsamen Anschluss betreibt, ergibt
sich ein mit 650 Megabit/Sekunde mehr als viermal höherer DaZentraler Router des DFN
tendurchsatz als bisher, ohne dass zusätzliche Kosten anfallen.
Die Hardware des DFNDas neue Netzwerk ist damit prädestiniert für anspruchsvolle
Übergabepunktes ist nun in
multimediale Anwendungen, die ein Echtzeitverhalten des
den Räumen des SaarNetzes erfordern. So ist denn auch ein DFN-eigener Dienst für
brücker Universitäts-RechenVideo-Konferenzen eine Standardleistung im X-Win und im
zentrums installiert. Die
Grundtarif bereits enthalten. Dass auch IP-Telefonie im X-Win
Kontrolle über den Datenfluss
problemlos möglich ist, versteht sich daher fast von selbst, benögeht daher zwischen Univertigt doch die Sprachübertragung nur einen Bruchteil der Bandsität und DFN Hand in Hand
breite, die für die Übertragung bewegter Bilder erforderlich ist.
über, ohne dass ein weiterer
Netzleitungsbetreiber dazwischen geschaltet ist.
Foto: Rechenzentrum
Tipps und Termine
campus 2/2006
Ringvorlesung zum Informatikjahr
Zum Informatikjahr 2006 lädt das Kompetenzzentrum Informatik der Universität des Saarlandes zu
der Ringvorlesung „Was Informatik an Wissen
schafft“ ein. Informatik-Professoren der Universität, des Max-Planck-Instituts für Informatik, des
Deutschen Forschungszentrums für Künstliche
Intelligenz und der Hochschule für Technik und
Wirtschaft stellen ihre aktuellen Forschungsergebnisse der breiten Öffentlichkeit vor. Die Ringvorlesung, die das Kompetenzzentrum Informatik
gemeinsam mit dem Stadtverband und der Stadt
Saarbrücken veranstaltet, findet jeweils montags
von 19 bis 20.30 Uhr im vhs-Zentrum am
Saarbrücker Schlossplatz statt.
Das Vortragsprogramm ist im Internet zu finden
unter www.informatik-saarland.de
Zukunftsaussichten
Ein aktuelles Schlagwort in der Wissenschaftswelt ist das
Grid-Computing. Hierbei geht es darum, große Datenmengen,
wie sie bei Messungen im naturwissenschaftlichen Bereich häufig anfallen, auf mehrere Rechner verteilt zu verarbeiten. Um die
Daten an den Ort der Berechnung zu bringen und die Ergebnisse
wieder zurück, wird reichlich Bandbreite im Netzwerk benötigt.
X-Win ist in der Lage, diese zur Verfügung zu stellen. Eine entsprechende Sicherheitsinfrastruktur wird derzeit entwickelt.
Ohnehin kann die Universität mit den großzügig bemessenen
Leistungsreserven des X-Win auch den in den nächsten Jahren
aufkommenden, noch bandbreiten-intensiveren Netzwerkapplikationen gelassen entgegensehen.
Eine Entwicklung zeichnet sich ab, die eine große Chance für
die Grenzregion birgt: Der Standort Saarbrücken verfügt bisher
nur über eine einfache X-Win-Anbindung und ist noch nicht in
einen Ring integriert (siehe hierzu auch die Karte). Es wird derzeit darüber nachgedacht, die Grenznähe zu einer Kopplung ins
französische Netz „Renater“ zu nutzen: Dies würde über einen
weiteren Verbindungspunkt zwischen Strasbourg und Kehl zu
einem neuen Ring und zu einem „guten Draht“ nach Frankreich
führen.
Uwe Willié
[email protected]
X-Win beim DFN e.V.: www.dfn.de/content/xwin
Renater: www.renater.fr
D-Grid-Initiative: www.d-grid.de
I
n der Universitäts-Kinderklinik in Homburg wurde im März
das Lokale Bündnis „Kinderbetreuung – UniMedKids“ gegründet. Ziel des Netzwerks ist es, in direkter Nähe zum Uniklinikum eine flexible Kinderbetreuung mit bedarfsgerechten Öffnungszeiten und qualitativ hochwertigen Betreuungsangeboten
zu verwirklichen. Dadurch sollen die Studien- und Arbeitsbedingungen am Universitätsklinikum verbessert werden. Zu den
Auftaktveranstaltung des Bündnisses für Kinderbetreuung.
Foto: Claus Drumm
konkreten Plänen von „UniMedKids“gehören u.a. ein Tagesmütternetz, eine Babysitterbörse, die so genannte Randzeitenbetreuung und die Ferienbetreuung.
Weitere Informationen:
Schirmherrin des Bündnisses, das vom Universitätsklinikum vorangebracht
Dr. Sybille Jung, Leiterin des AUDIT
wurde, ist die saarländische Familienministerin Annegret Kramp-Karrenbauer.
Familiengerechte Hochschule,
Als Partner konnten die Kirchen, der Saar-Pfalz-Kreis, die Stadt Homburg und
Tel. (0681) 302-2911,
die Arbeiterwohlfahrt gewonnen werden. Alle wollen zukünftig die notwendigen
[email protected],
www.uni-saarland.de/auditfamilie
Ressourcen und ihre Kenntnisse und Fähigkeiten in das Bündnis einbringen. GS
Am Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik (IBMT) in
St. Ingbert ist im Januar das Projekt „Multiphotonen-Endoskop“
gestartet worden. Es wird vom Bundesministerium für Bildung
und Forschung im Rahmen des Projektes „BioChance Plus“
gefördert, das junge Biotechnologie-Unternehmen unterProf. Karsten König
stützt. Das Fördervolumen beträgt rund eine Million Euro.
Z
iel des Projektes ist die Entwicklung eines Multiphotonen-Laser-Endoskops,
bei dem nahe infrarote Laserimpulse im Femtosekunden-Bereich (milliardster Teil einer Mikrosekunde) ins Körperinnere geleitet werden. Anhand des
durch den Laser angeregten Eigenleuchtens des Gewebes sollen Rückschlüsse
auf die Lokalisation krankhafter Veränderungen gezogen werden. Derzeit befindet sich am Fraunhofer IBMT das einzig klinisch zugelassene FemtosekundenTomographiesystem zur Erkennung pathologischer Hautveränderungen direkt
am Patienten. Mit dem neuen Forschungsprojekt wird das Spektrum der Laserdiagnostik dahingehend erweitert, dass auch eine hochauflösende optische Bildgebung im Körperinneren möglich wird. An der Entwicklung des Multiphotonen-Endoskops sind neben dem IBMT zwei innovative Spin-off-Firmen der
Fraunhofer Venture-Gruppe, JenLab GmbH (Koordinator) und GrinTech GmbH,
und die thüringischen Netzwerke OptoNet e.V. und BioRegio Jena e.V. beteiligt.
Initiator des Verbundprojektes ist Professor
Im März 2006 wurde Prof. König
Karsten König. Er erklärte, dass durch die
zum Vizepräsidenten der Wissensaarländisch-thüringische Entwicklung des
schaftlichen Gesellschaft Lasertechnik e.V. (WLT) gewählt. Die
neuartigen Laser-Endoskops auch das regioWLT arbeitet Empfehlungen für die
nale Netzwerk NanoBioNet profitiere.
GS
deutsche und europäische Forschungsförderung aus, vergibt
Nachwuchspreise und ist Mitorganisator internationaler LaserMessen. Prof. Karsten König wird
den Bereich Lebenswissenschaften leiten, der sich mit Laseranwendungen in Biotechnologie, Biologie und Medizin beschäftigt.
Licht vom Femtosekundenlaser „Maitai“ wird über eine photonische Kristallfaser zum Probenort geleitet. Das Eigenleuchten des Gewebes wird über eine Faser weggeleitet
und aufgezeichnet. Im Foto macht ein Infrarot-Sichtgerät
das Laserlicht in der Kristallfaser sichtbar.
Foto: IBMT
29
Tipps & Termine
•
Die Wissenschafts-Matinee geht in die
zweite Runde: Nach dem erfolgreichen Auftakt in 2005 stellen saarländische Forscher
auch in diesem Jahr wieder spannende Ergebnisse ihrer Arbeiten vor. Die gut einstündigen Vorträge finden jeweils sonntags um
11 Uhr an wechselnden Orten im Saarland
statt. Organisiert wird die WissenschaftsMatinee vom WissenschaftsForum Saar unter der Leitung von Prof. Manfred Pinkal in
Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Partnerorganisationen. Nächster Termin ist der
21. Mai: Prof. Göran Pohl von der HTW
spricht zum Thema „Der Spannungsbogen
der bionischen Architektur“. Der Veranstaltungsort wird noch bekannt gegeben.
Infos und Anmeldung unter:
www.wissenschaftsforum-saar.de
• Das zweite Symposium „Dual Career
Couples – Karriere im Duett“ findet am
3. Juli von 13 bis 16 Uhr auf dem Saarbrücker Campus statt. Wissenschaftler-Paare haben bei der Vereinbarkeit von Beruf
und Familie besondere Hürden zu überwinden: Wer in der Wissenschaft Karriere machen will, muss flexibel sein. Das Symposium, das im Rahmen des Projektes AUDIT
Familiengerechte Hochschule organisiert
wird, bietet Informationsaustausch für Paare
in der Wissenschaft und Führungskräfte an.
Neben externen Referenten werden auch
Wissenschaftler-Paare sowie Vorgesetzte
aus den Fakultäten der Saar-Uni ihre
Erfahrungen einbringen.
Infos: www.uni-saarland.de/auditfamilie
Kontakt: Dr. Sybille Jung, Tel. (0681) 3022911, E-Mail: [email protected]
• 25. April: Zehnter Firmeninformationstag für Studierende und Absolventen der Informatik und Wirtschaftswissenschaften. Die
Kontaktbörse zwischen Studierenden und
Firmen wird ehrenamtlich organisiert vom
Freundeskreis der Fachschaft Informatik
und den Fachschaften Bioinformatik, Informatik und Wirtschaftswissenschaften.
Infos unter www.infotag.org
campus 2/2006
IBMT entwickelt neuartiges
Laser-Endoskop
campus aktuell
Bessere Kinderbetreuung
am Uniklinikum
campus aktuell
30
Studie zum
Klimaschutz
Die neue 5 MW-Windenergieanlage von Repower, die für den Offshore-Einsatz entwickelt
wurde und derzeit bei Brunsbüttel getestet wird.
Foto: Repower
campus 2/2006
D
eutschland ist dabei, seine Klimaschutzziele zu verfehlen. Zu
diesem Schluss kommt die DPG-Studie „Klimaschutz und Energieversorgung in Deutschland 1990-2020“.
Fest steht: Die weltweite Temperatur
hat sich im Laufe des 20. Jahrhunderts
um rund 0,5 Grad Celsius erhöht –
mit weiter steigender Tendenz. Entgegen den Annahmen von „Klimaskeptikern“ ist nachgewiesen, dass für
diese Entwicklung in erster Linie der
Mensch verantwortlich ist, weil er u.a.
durch die Verbrennung fossiler Energieträger den Treibhauseffekt verstärkt. Im Rahmen des internationalen
Kyoto-Protokolls hat sich Deutschland deshalb verpflichtet, seine Emission von Treibhausgasen bis 2012 um
21 Prozent zu verringern. Dabei gilt
1990 als Referenzjahr. Doch zurzeit
liegen die Einsparungen nur bei rund
17 Prozent.
Die rot-grüne Koalition hatte seinerzeit sogar in Aussicht gestellt, den
Ausstoß an Treibhausgasen noch weiter zu senken – um 40 Prozent bis
2020, falls sich die EU auf eine
europaweite Reduktion von 30 Prozent einigen. Die DPG begrüßt jede
weitere Anstrengung zum Klimaschutz – das Abkommen von Kyoto
könne nur ein erster Schritt sein. Wie
wichtig weitere Anstrengungen sind,
zeigt die Entwicklung des Ausstoßes
von Kohlendioxid (CO2), des bei weitem wichtigsten der sechs Treibhausgase des Kyoto-Protokolls: Als
nationales Ziel hatte die Bundesregierung 1995 beschlossen und seitdem
mehrfach bekräftigt, bis 2005 den
CO2-Ausstoß um 25 Prozent im Ver-
Klimaschutzpolitik 1990 bis 2020: Was
ist bis zur Halbzeit im Jahr 2005 erreicht
worden, und was lassen die nächsten
15 Jahre erwarten? – Antworten gibt die
Klimaschutzstudie der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG), die im
vergangenen Jahr veröffentlicht wurde.
Mitautor ist der Physiker Dr. Gerhard
Luther von der Forschungsstelle Zukunftsenergie der Universität des Saarlandes, der die Studie im Rahmen des
Physikalischen Kolloquiums vorstellte.
gleich zu 1990 zu reduzieren. Tatsächlich wurde jedoch nur ein Rückgang von
15 Prozent erreicht. Das CO2-Einsparziel sei um zehn Prozentpunkte „grandios
verfehlt“ worden, stellt Dr. Gerhard Luther fest. Und das „obwohl große Anstrengungen unternommen, viel Geld ausgegeben und noch mehr Schulden angehäuft
wurden“.
Klimaschutzziel verfehlt – was tun?
„Die Kernkraftwerke sollten so lange weiterlaufen, bis genug andere Energiequellen ohne Treibhausgas-Emissionen zur Verfügung stehen“, sagt deshalb
DPG-Präsident Knut Urban. Das sei keine Stellungnahme für oder wider eine
Renaissance der Kernenergie in Deutschland, erläutert Dr. Luther: „Wir plädieren hier lediglich für einen Weiterbetrieb der bestehenden voll funktionsfähigen
Anlagen“. Die DPG-Studie kommt zu dem Schluss, dass bei Fortbestand der
Kernenergie der Ausstoß an Treibhausgasen bis 2020 um rund 35 Prozent gegenüber 1990 gesenkt werden kann. Würde jedoch der „Atomausstieg“ wie geplant
umgesetzt – dabei ginge das letzte Kraftwerk um das Jahr 2020 vom Netz –,
würden pro Jahr etwa 112 Millionen Tonnen an zusätzlichen Treibhausgasen in
die Atmosphäre entweichen. Eine Verringerung von lediglich 26 Prozent wäre
die Folge. Im Ergebnis aller gewaltigen Anstrengungen für den Klimaschutz
stünde Deutschland im Jahre 2020 dort, wo es eigentlich im Jahre 2005 schon angekommen sein wollte. Darüber hinaus müssten neben dem bisher geplanten
Ausbau der erneuerbaren Energien und einer Intensivierung von Energiesparmaßnahmen noch weitere langfristig
Foto: Solar-Millenium
angelegte Trendbrecher eingesetzt
werden, ist der Physiker Luther überzeugt. Empfehlung der DPG: Bundesregierung und deutsche Wirtschaft
sollten den Bau solarthermischer
Kraftwerke in Sonnenregionen wie
Südeuropa und Nordafrika unterstützen – damit ließen sich erhebliche
Mengen an Treibhausgasen einsparen.
Die Technik dafür sei einsatzreif. Eine
Eine solare Parabolrinne aus deutscher
vielversprechende alternative EnerEntwicklung für den Einsatz in einem großen solarthermischen Kraftwerk. Hier im
giequelle für Deutschland sieht die
Demonstrationseinsatz im ersten – und bisStudie in den geplanten Windparkher einzigen – solaren Großkraftwerk in
anlagen mit 120 Meter hohen WindKramers Junction in Kalifornien.
rädern vor der deutschen Küste. Diese
würden jedoch gegenwärtig durch völlig überzogene und unsinnige Auflagen in
ihrer Realisierung verzögert oder sogar in die Unwirtschaftlichkeit getrieben,
befürchtet Dr. Luther.
GS
Info: www.dpg-physik.de; www.uni-saarland.de/fak7/fze
campus aktuell
Mehr als das klassische Klischee
Kanada ist mehr als das Land einsamer
Holzfäller in grandioser Naturkulisse – das
FORUM CANADA will mit dazu beitragen,
alle Aspekte des modernen, hochtechnisierten Landes mit seiner reichen Kultur ins
öffentliche Bewusstsein zu bringen.
Foto: Paul Morris
K
anada, Land mehrerer Sprachen
und Kulturen, ist dank seiner
Vielfalt an kulturellen, sozialen wie
geographischen Besonderheiten ein
ergiebiges Forschungsgebiet, das
zahlreiche interdisziplinäre Anknüpfungspunkte bietet. Die Aktivitäten im
Bereich der Kanada-Studien an der
Universität des Saarlandes haben mit
der
Gründung
des
FORUM
CANADA eine neue Stufe der Vernetzung erreicht: Das Forum bündelt
die Projekte des Centre for
Canadian and Anglo-American
31
Cultures (CCAC) (Leitung: Prof. Klaus Martens, Fachrichtung Anglistik,
Amerikanistik und Anglophone Kulturen), der Arbeitsstelle für interkulturelle
Québec-Studien und nordamerikanische Frankophonie – Kanada, Louisiana (Leitung: Prof. Hans-Jürgen Lüsebrink, Fachrichtung Romanistik) und die
kanadabezogenen Aktivitäten der Fachrichtung Geographie (Prof. Peter
Dörrenbächer). Koordiniert wird die interdisziplinäre Plattform im
Akademischen Auslandsamt / International Office von Wolfgang Wenzel.
Zur feierlichen Eröffnung des Forums waren am 20. Januar 2006 an die hundert Gratulanten, darunter viele namhafte Gäste, auf den Saarbrücker Campus
gekommen. Die Vizepräsidentin für Planung und Strategie der Universität, Prof.
Patricia Oster-Stierle, und der Gesandte der Kanadischen Botschaft, Robert
Vanderloo, begrüßten die Stärkung des Kanada-Schwerpunkts in Forschung und
Lehre. Durch die Form der interdisziplinären Zusammenarbeit im FORUM
CANADA werden neue Wege in der Präsentation Kanadas auf dem Campus
möglich. Dem Wissenschaftsstandort Saarbrücken bieten sich mit Gründung dieser Kanada-Plattform neue, auch öffentlichkeitswirksame Möglichkeiten, seine
Stellung als bundesweit bedeutendes Zentrum der Kanada-Forschung weiter
auszubauen. Die kanadische Regierung unterstützt das Forum finanziell: So kann
jährlich ein kanadischer Gastprofessor in einer der drei beteiligten Fachrichtungen lehren und forschen; darüber hinaus können zusätzliche Sachmittel
angeschafft und neue kanadabezogene Projekte in Angriff genommen werden.
Einen Einblick, welches weite Feld hier für Forschung und Lehre eröffnet ist,
gewährten die Festvorträge anlässlich der Eröffnung des Forums. Auf die Multikulturalität Kanadas verwies Dr. Peter Klaus von der Freien Universität Berlin.
Er hob die Schlüsselrolle der von Einwanderern in Kanada verfassten Literatur
hervor, die nach seiner Analyse einen Glücksfall für das literarische Leben
sowohl bezogen auf die englischsprachigen als auch frankophonen Teile des
Landes darstelle, wobei er die Sonderrolle der französischsprachigen Provinz
Québec betonte. Dass die kanadische Literatur dazu beitragen kann, überholte
stereotype Vorstellungen über Kanada als das Land der Holzfäller in grandioser
Naturkulisse zu revidieren und auch andere Aspekte dieses modernen und hochtechnisierten Landes kennen zu lernen, zeigte Privatdozent Dr. Paul Morris, der
an der Saar-Universität lehrt und forscht. Die überwiegende Mehrzahl der Einwohner Kanadas ist in pulsierenden und multikulturell geprägten Metropolen
wie Toronto, Montreal oder Vancouver zu Hause. In den weiten Norden Kanadas
entführte der Präsident der Gesellschaft für Kanada-Studien, Prof.
Alfred Pletsch, die Zuhörer: Hier führen die Inuit heute ein Leben, das
nichts mehr mit den weit verbreiteten
Klischees zu tun hat, wie es beispielsweise der auch bei uns erfolgreiche
Inuit-Film Atanarjuat zeigt.
Der vielversprechende Auftakt des
FORUM CANADA lässt erwarten,
dass von ihm fächerübergreifende
Impulse zur Annäherung an Kanada
ausgehen werden. Die nächsten Aktivitäten sind bereits ins Auge gefasst:
Nach Prof. Doug Ramsey (Brandon
University), der im letzten Wintersemester Gast der Fachrichtung Geographie war, konnte der bekannte
Kanadist und Dichter Prof. Edward
Dickinson Blodgett (University of
Alberta) als zweiter Gastprofessor
eingeladen werden: Im Sommersemester wird Blodgett am CCAC
forschen und lehren. Die Ausstellung
„Rabe Raubwal Donnervogel“, die
das FORUM CANADA in Zusammenarbeit mit der Sparkasse Saarbrücken präsentieren wird, zeigt im
Oktober 2006 indianische Kunstwerke von der kanadischen Pazifikküste.
Vera Alexander,
Christoph Vatter, Wolfgang Wenzel
Weitere Informationen unter
www.uni-saarland.de/forum-canada
campus 2/2006
FORUM CANADA eröffnet
campus aktuell
Neugestaltete Aula eingeweiht
Die Aula als zentraler Versammlungsort
der Universität und Forum für vielseitige
kulturelle Veranstaltungen – an diese
Tradition wolle man anknüpfen, sagte
Universitätspräsidentin Margret Wintermantel anlässlich der Einweihungsfeier
des sanierten Gebäudes am 31. Januar.
Nach fast dreijähriger Bauzeit ist die
Aula nun in ihrer Form von 1948 (mit
dem Foyer von 1955) wiederhergestellt.
U
32
rsprünglich wurde die Aula 1937
bis 38 innerhalb der Below-Kaserne als Reithalle errichtet, doch
nach der Universitätsgründung fanden
hier u.a. Immatrikulationsfeiern, universitäre Wahlen, Theateraufführungen und Fastnachtsbälle statt. „Die
Aula blickt auf eine interessante Geschichte zurück“, sagte Unipräsidentin Wintermantel. So habe es hier 1968
eine Studentenkundgebung mit Daniel
Cohn-Bendit gegeben, bei der auch
Mitarbeiter des Präsidialbüros gesichtet worden seien. Der erste prominente Besucher war der damalige französische Außenminister und Pionier der
Europa-Bewegung Robert Schuman,
der zur Unterzeichnung des französisch-saarländischen Kulturabkommens am 15. Dezember 1948 die gerade gegründete Universität besuchte.
50 Jahre später war die Aula stark
sanierungsbedürftig. 1998 wurde deshalb ein Sanierungsentwurf vorgelegt
und im Mai 2003 mit den Bauarbeiten
begonnen. Das Gebäude wurde komplett entkernt, die Außenwände saniert, das Dach neu eingedeckt, die
Fenster erneuert und das Foyer neu gestaltet. Bildungsminister Jürgen Schreier
lobte die neugestaltete Aula als „Schmuckstück“: „Es ist mehr als gelungen, die
alte Architektur wieder aufzunehmen und neu zu orientieren“. Das Gebäude sei
in Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz sehr empfindsam saniert worden.
Dafür seien rund vier Millionen Euro investiert worden. Die Universitätspräsidentin sieht in der Aula einen „würdigen Ort für die vielfältigen kulturellen Veranstaltungen der Universität“ und freut sich insbesondere für die „äußerst lebendige studentische Kulturszene auf dem Campus“, die bei der Einweihungsfeier
einige Kostproben ihres Könnens gab: Zur musikalischen Einleitung spielte das
Orchester der Universität unter der Leitung von Universitätsmusikdirektor
Helmut Freitag „Pomp and Circumstances“ von Edward Elgar. Weitere Musikdarbietungen gab es von „Windmachine“, der achtköpfigen Big-Band der SaarUni unter der Leitung von Ro Gebhardt, und von dem A-Capella-Chor „Dr.
Schröders GmbH & Co. KG“, den Silke Profitlich leitet. Theaterluft schnuppern
konnten die Zuschauer beim Programm der Theatergruppe Thunis, die über
Bühnen-Aberglauben informierte. Mit dabei waren auch „Le Pont“, die Theatergruppe der Romanisten, mit einem deutsch-französischen Dada-Gedicht, und die
anglistische Theatergruppe „Act“, die eine lebhafte Szene aus „Shakespeares
Greatest Hits“ aufführte.
GS
„Studentische Impressionen aus den
frühen Jahren der Universität des Saarlandes“
Aus dem Archiv der UdS gibt es eine neue Veröffentlichung: „Studentische Impressionen aus den frühen Jahren der Universität des Saarlandes“ lautet der Titel der Broschüre, die Universitäts-Archivar Dr. Wolfgang Müller herausgegeben hat. Anfang Februar wurde sie im Beisein von Uni-Präsidentin Margret Wintermantel, dem AStAVorsitzenden Bernd Weber und dem Präsidenten der Studentenschaft des Jahres
1952, Prof. Eduard Schaefer, sowie zahlreichen Studierenden der frühen Jahre vorgestellt.
campus 2/2006
D
er Band bietet einen Streifzug
durch die Geschichte der Studierendenschaft von der Universitätsgründung 1947/48 bis zur Mitte der
50er Jahre. In Memoirenbeiträgen
und Quellentexten berichten ehemalige Präsidenten der Studentenschaft
und Referenten der studentischen
Selbstverwaltung über ihr Studium an
der jungen, europäisch orientierten
Universität des Saarlandes. Dabei
Studierende um 1953 vor der damaligen
geht es u.a. um das besondere
Mensa in Gebäude 14 (jetzt A5 3).
deutsch-französische Studiensystem
und die damaligen Studien- und Arbeitsbedingungen auf dem Homburger und
Saarbrücker Campus. Thematisiert werden auch die vielfältigen Aktivitäten der Studierendenschaft und die facettenreiche
geistig-politische Atmosphäre jener Zeit.
red
Wolfgang Müller (Herausgeber): Studentische Impressionen aus den
frühen Jahren der Universität des Saarlandes, Saarbrücken 2006.
100 Seiten mit zahlreichen Abbildungen. ISBN 3-00-017638-1.
Bezug über das Archiv der Universität des Saarlandes:
Email: [email protected]
campus aktuell
Saarbrücker Studenten gewinnen
Wirtschaftsprüfungs-Wettbewerb
I
n einem von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young ausgeschriebenen Wettbewerb, der an der Saar-Uni
in Zusammenarbeit mit
dem von Prof. Karlheinz
Küting geleiteten Institut
für Wirtschaftsprüfung
durchgeführt wurde, haben fünf Studierende der
Saarbrücker Wirtschaftswissenschaften bundesweit den ersten Platz belegt: Johannes Koenen,
Die glücklichen Sieger und ihr Professor (v.l.): Christoph
Fabian Müller, Arne
Seel, Fabian Müller, Prof. Karlheinz Küting, Johannes
Koenen, Arne Schmidt und Christoph Tschepe.
Schmidt, Christoph Seel
Foto: Marco Keßler
und Christoph Tschepe
lösten mit Bravour praktische Aufgaben aus dem täglichen Wirtschaftsprüferleben. Das Team hatte sich
in zwei regionalen Ausscheidungsrunden für das große Finale in Berlin
qualifiziert. Bei der Endausscheidung am 19. und 20. Januar in der Bundeshauptstadt behaupteten sich die Saarbrücker Studenten gegen die Universitäten
Göttingen, Hohenheim, Leipzig und München. Als Sieger des Wettbewerbs, an
dem insgesamt 500 Studierende von 15 Hochschulen teilnahmen, haben sie eine
fünftägige Reise in die Vereinigten Staaten gewonnen. Die Kosten dafür werden
von Ernst & Young übernommen.
Für Prof. Karlheinz Küting unterstreicht der Erfolg seiner Studenten die große
Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft. Eine
praxisnahe Ausbildung liege ihm und den anderen Saarbrücker Professoren besonders am Herzen und stehe im Vordergrund der universitären Ausbildung an
der Saar-Uni, so Prof. Küting. Daher möchte er den Diplom-Abschluss auch
nicht generell abgeschafft wissen: „Das Ergebnis zeigt auch, dass die universitäre Ausbildung zum Diplom-Kaufmann den Anforderungen der Praxis gerecht
wird und dass die Forderung nach der zwingenden Ausbildung zum Bachelor
bzw. Master und damit nach der Abschaffung des universitären Abschlusses
‚Diplom-Kaufmann’ zu weit greift“.
GS
Mit Goslar-Medaille
ausgezeichnet
P
rof. Manfred R. Möller wurde
auf dem Verkehrsgerichtstag mit
der Goslar-Medaille der Deutschen
Akademie für Verkehrswissenschaften geehrt. Damit wurde der Homburger Toxikologe für „seine großen
Verdienste um die Verkehrswissenschaften und den Verkehrsgerichtstag
in Goslar“ ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Generalbundesanwalt Kai
Nehm, der Prof. Möller (im Foto r.)
die Medaille im Festsaal der Kaiserpfalz in Goslar überreichte.
red
33
Tag der offenen Tür
Am Samstag, 1. Juli, lädt die Universität
von 9 bis 18 Uhr alle Interessierten in ihre
Hörsäle und Laboratorien auf dem Saarbrücker Campus ein. Professoren und Studierende aller Fachrichtungen gewähren
an diesem Tag Einblicke in die verschiedensten Wissenschaftsgebiete. Von Vorträgen, Rundgängen und Vorführungen bis
hin zu Kulturellem und Kulinarischem – für
jeden Geschmack wird etwas geboten.
Speziell für angehende Studierende ist der
Tag der offenen Tür eine ideale Möglichkeit, Uni-Luft zu schnuppern und sich vor
Ort über die Fächer zu informieren.
Cocktails, Jazz und Literatur – die Vermischung verschiedenster
kultureller Ausdrucksformen war für die spanische Avantgarde der
ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Programm. Wie stark intermediale Verfahren die Avantgarde prägten, beleuchtet nun der von der
Hispanistik-Professorin Mechthild Albert herausgegebene Band
Vanguardia española e intermedialidad. Artes escénicas, cine y
radio (Spanische Avantgarde und Intermedialität. Bühnen-Kunst,
Kino und Radio). Erstmals wird hier umfassend das Zusammenspiel
so verschiedener Kunstformen wie Literatur, Tanz, Theater, Musik,
Kino und Radio in der spanischen Avantgarde untersucht.
Die Publikation in spanischer Sprache
vereint 30 Beiträge namhafter internationaler Wissenschaftler, die im Juni 2003 an
einem von Professor Albert organisierten
Avantgarde-Kongress an der Universität des
Saarlandes teilgenommen haben.
Mechthild Albert (ed.): Vanguardia
española e intermedialidad. Artes
escénicas, cine y radio. Madrid/Frankfurt
(Iberoamericana/Vervuert) 2005, 616 S.,
36 Euro.
campus 2/2006
Neues Buch
Studium
NaT-Worker wollen Schüler
für Materialwissenschaft und
Werkstofftechnik begeistern
Robert Bosch Stiftung fördert „NaT-Working – Advanced Materials“ mit über
50 000 Euro
M
34
athematik, Chemie, Physik,
Biologie – diese Fächer kennen
künftige Studierende aus der Schule.
Bei Materialwissenschaft und Werkstofftechnik ist das anders. Diese Wissenschaft, die Elemente aus Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften in sich vereint und zu den
Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts gezählt wird, ist vielen
Schülern nicht bekannt. So bleiben
auch viele Talente unentdeckt. Um
Schülerinnen und Schüler auf das
Fach neugierig zu machen, ihnen
seine Faszination zu vermitteln und
Ansporn zu geben für ein Studium,
hat die Fachrichtung Werkstoffwissenschaften der Saar-Uni – einer
der fünf renommiertesten Standorte
auf dem Gebiet der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik in
Deutschland – gemeinsam mit
den saarländischen Gymnasien
und Gesamtschulen ein Projekt
ins Leben gerufen, das Uni und
Schule eng vernetzen soll: Die
Robert Bosch Stiftung fördert „NaT-Working – Advanced Materials“ jetzt mit
mehr als 50 000 Euro. Das Projekt, das von den Saarbrücker Professoren Frank
Mücklich und Ralf Busch federführend geleitet wird, will die Materialwissenschaft und Werkstofftechnik in einem Bündel von Aktionen in die Schulen
bringen: so etwa durch einen Experimentier-Koffer, der speziell für den Schulunterricht zusammengestellt wurde, oder durch Vorträge von Wissenschaftlern
an den Schulen, die über die Universität gebucht werden können. Leistungskursschülern soll die Möglichkeit eröffnet werden, Praktika an der Uni zu absolvieren. Auch sollen Weiterbildungskurse für Lehrer angeboten werden. Als weitere
Stufe soll im Juniorstudium, bei dem schon heute Schüler an der Saar-Uni studieren können, der Zweig Materialwissenschaft und Werkstofftechnik eigenständig
ausgebaut werden.
Ende Januar hatten die „NaT-Worker“ der Saar-Uni Lehrer auf den Campus
eingeladen, um über das Konzept und die Vorarbeiten zu informieren, die weitere
Gestaltung zu diskutieren und Kontakte zu knüpfen.
CE
http://www.natworking-advanced-materials.de
Schülerlabor SinnTec
eröffnet faszinierende Einblicke
V
iel Spaß und jede Menge Praxis“ – so
lautete das einhellige Fazit der PhysikLeistungskursschülerinnen und -schüler vom
Neunkircher Krebsberg-Gymnasium: Sie
waren die ersten, die im neuen Schülerlabor
SinnTec der Fachrichtung Mechatronik einen
Blick in die Welt der Mikrosensoren werfen
konnten. Mit Lötkolben und Multimeter
ausgerüstet, entwickelten die Nachwuchsingenieure Messgeräte, die Temperatur und
Luftdruck mit modernster Technik messen.
Vier Stunden lang experimentierten sie,
erhielten Einblicke in Mikrosystemtechnik,
Elektronik und rechnergestützte Messdatenerfassung. Die Schüler und ihr Lehrer Ulrich
Will zeigten sich begeistert vom neuen Labor;
sie waren fasziniert davon, wie viel Technik
in kleinsten Bauteilen, den Mikrosensoren,
steckt. Und eben dies ist das Ziel von Initiator
Prof. Andreas Schütze und seinem Team vom
Lehrstuhl für Messtechnik, an dem das
Schülerlabor eingerichtet ist: Die Schüler sollen die Sensoren, die technischen Sinnesorgane, in Experimenten erleben und Spaß
finden an einem Bereich, den sie so an der
Schule nicht kennen lernen: den Ingenieurwissenschaften.
Anke Kopper/CE
campus 2/2006
„
Praktischer und spannender als
der normale Unterricht: Schülerinnen und Schüler des Neunkircher
Gymnasiums am Krebsberg im
Schülerlabor SinnTec. Foto: LMT
SinnTec steht allen Oberstufenschülern und Berufsschülern offen, die die moderne
Technik der Mikrosensoren erleben möchten. Die Termine werden individuell mit den
Lehrkräften abgestimmt. Es werden grundlegende Informationen zur Funktionsweise
von Sensoren vermittelt, die im Anschluss in eigener Anschauung erforscht und in Experimenten erprobt werden können. So werden u.a. auch Versuche mit einer Wetterstation angeboten oder Crash-Tests mit dem Airbagsensor demonstriert. Betreut werden die Schüler von wissenschaftlichen Mitarbeitern und studentischen Hilfskräften
der Fachrichtung Mechatronik und von Lehramtsstudierenden der Physik, Elektrotechnik und Metalltechnik. Entstanden ist das Schülerlabor aus dem Aus- und Weiterbildungsnetzwerk pro-mst, das sich unter anderem die Nachwuchsförderung speziell im
Bereich der Mikrosystemtechnik zur Aufgabe gemacht hat.
Studium
Fotos: Lehrstuhl Scholz
Kinospot für 20cent Saar
aus der Studenten-Werkstatt
E
Keramische Einsichten
Fotos: Guido Falk
Keramik steht im Zentrum der Vorlesung von Dr. Guido Falk – hier erhalten Studierende am
Lehrstuhl für Pulvertechnologie von Glas und Keramik von Prof. Rolf Clasen theoretische
Einblicke in das weite Feld silikatkeramischer Werkstoffe, in ihre Struktur, Eigenschaften und
Anwendungen. „Jedes Denken wird dadurch gefördert, dass es in einem bestimmten Augenblick
sich nicht mehr mit Erdachtem abgeben darf, sondern durch die Wirklichkeit hindurch muss“, so
Albert Einstein – und ganz in diesem Sinne warfen die angehenden Werkstoffwissenschaftler im
Februar einen Blick in die Praxis: Sie besuchten die Werke der Villeroy & Boch AG in Mettlach
und Merzig.
„Die Studierenden konnten einen kompakten Überblick zur silikatkeramischen Prozesstechnik
gewinnen“, resümiert Dr. Falk. Der Entwicklungsleiter von Villeroy & Boch, Dr. Norbert Backes,
erläuterte die einzelnen Schritte der Fertigung und stand bei allen Fragen Rede und Antwort:
Warum ist der Henkel an der Tasse eigentlich so teuer? Wie viele Teile werden im Jahr produziert? Welche Standzeiten muss man für die Gießformen ansetzen? Wie ist eine Ausschussrate
von weniger als fünf Prozent dauerhaft zu gewährleisten?... „Der Automatisierungsgrad der Prozessketten ist schon erstaunlich – das hätte ich mir so nicht vorgestellt“, zeigte sich Hannah
Scholt, die im neunten Semester Werkstoffwissenschaften studiert, beeindruckt. Bilanz ihres
Studienkollegen Tobias Müller: „Die Exkursion hat sich gelohnt, das macht Lust auf mehr“. CE
v.l.: Prof. Christian Scholz, Markus Person,
André Hellemeier, Robert Lösing, Inga
Scholz, Axel Ehrlich. Foto: Meyer/20cent
preis, dotiert mit 500 Euro, errangen
Jochen Grapp, Saskia Hoffman,
Constantin Hildebrand und Michael
Nauhauser für ihre „Alternativen“.
Dass bei den Spots erstaunlich Professionelles herauskam, kommt nicht
von ungefähr: Im BWL-Vertiefungsfach Medien- und Kommunikationsmanagement (MKM), das Scholz seit
1999 anbietet, geht es praktisch zu.
„Die spezifischen Erfordernisse der
Medienbranche wie Kreativität oder
Improvisation unter Zeitdruck kann
man nicht nur theoretisch und abstrakt
vermitteln“, erläutert Prof. Scholz.
Neben dem technischen und wirtschaftstheoretischen Grundverständnis zählen daher zur MKM-Ausbildung vor allem praktische multimediale Fähigkeiten wie Web-Design,
Konstruktion virtueller Welten und
internetbasierte Kommunikationsformen. So geht jeden Mittwoch im
Semester um 18.18 Uhr orgaTV
(www.orgatv.de) live auf Sendung:
Internet-TV von Studierenden. „In
einer Übung zur Medienpraxis lernen
die Studierenden, wie man Filme konzipiert und erstellt“, so Karoline
Niemczyk; die Dozentin stand den
Studierenden auch bei den Kinospots
zur Seite. Axel Ehrlich, Chefredakteur
von 20cent, über den Wettbewerb:
„Die Studenten sind kreativ – und sie
sind unsere Leser. Wir wollen, dass
unsere Zielgruppe daran mitarbeitet,
was 20cent ausmacht. Und so machen
denn Leser auch unseren Kinospot.“
Das Konzept ging für alle Seiten auf:
Erfahrung für die Studierenden und
pfiffige Spots für 20cent Saar.
CE
Kinospots und Infos zu MKM im Internet: www.orga.uni-sb.de
35
campus 2/2006
ine neblige Flusslandschaft, in einer Barke ein Toter mit Münzen auf den
Augen, der Fährmann in düsterer Kutte setzt den Dahingeschiedenen über
ans Ufer der Unterwelt, gespenstig gleitet der Nachen dahin ... bis ein knallroter
20cent-Zeitungskasten ins Bild kommt. Dunkelheit. Ein Klicken. Banjo-Musik:
Der Fährmann liest 20cent, der Tote – mit nur noch einer Münze – treibt davon...
Ab April wird der neue Spot für den jüngsten Titel der Saarbrücker VerlagsService GmbH (SVS) im Kino-Vorprogramm zu sehen sein. Die Macher des
30-Sekunden-Streifens: André Hellemeier, Robert Lösing und Markus Person –
drei Studenten. Gemeinsam mit sieben weiteren Teams, allesamt Studierende des
Vertiefungsfachs Medien- und Kommunikationsmanagement von Prof. Christian
Scholz, stellten sie sich einem außergewöhnlichen Wettbewerb: Die SVS hatte
gemeinsam mit dem Lehrstuhl Scholz für den neuen Kinospot von 20cent Saar
auf studentische Ideen und junges Know-how gesetzt – und wurde nicht
enttäuscht: Was die Studenten im Januar im Kino achteinhalb vor 170 Zuschauern zeigten, konnte sich sehen lassen. Dabei war alles self-made: vom Konzept
der originellen Drehbücher über die Auswahl der Protagonisten und Drehorte,
die Kameraführung, Regie, Moderation bis hin zum Schnitt. Einstimmig wählte
die Jury, der Prof. Scholz, SVS-Geschäftsführerin Inga Scholz, 20cent-Chefredakteur Axel Ehrlich, die Leiterin des SVS-Marketing Anne Rosche sowie Jochen
Wulf von CineStar angehörten, den „Fährmann“ zum Gewinner. Ein Obolus von
1 000 Euro versüßte den Studenten noch die einmalige Chance, schon während
des Studiums mit einem Kurzfilm im Kino vertreten zu sein. Den Publikums-
Personalia
Gender-Professur:
Frauen in der Frühen Neuzeit
D
Mitgliederversammlung der
Vereinigung der Freunde
D
campus 2/2006
36
ie Mitgliederversammlung der
„Vereinigung der Freunde“ hat
am 14. Februar Prof. Helmut Bley,
Ehrensenator Hermann Deutsch, Dr.
Gerhard Neufang und Dr. Jost Prüm
für eine weitere Amtszeit in den
Vorstand gewählt. Helmut Porn ist
neues Vorstandsmitglied und die Saarbrücker Oberbürgermeisterin Charlotte Britz neues Mitglied des Kuratoriums. Das Amt des Kassenprüfers
haben Gerhard Escher und Dr. Harald
Langenfeld übernommen. Einstimmig
wurden der Tätigkeits- und Kassenbericht sowie der Haushaltsplan 2006
mit einem Volumen von rund 90 000
Euro genehmigt. Diese Mittel werden
für Stipendien, Zuschüsse zum Druck
herausragender Dissertationen, für
Literatur, Geräte, Apparate, Tagungen, die Forschungsförderung einzelner Institute sowie zur Unterstützung
notleidender Studierender verwendet.
Universitätspräsidentin Wintermantel
informierte über die aktuelle universitäre Situation. In seinem Vortrag berichtete der Leiter des Fraunhofer-Instituts für Biomedizinische Forschung,
Prof. Günter R. Fuhr, über „Sanft wie
im Körper – in vitro-Zellhandhabung
für die regenerative Medizin“.
An der Spitze der 1952 gegründeten
„Vereinigung der Freunde“ mit ihren
475 Mitgliedern steht als Präsident
der Ehrensenator Dr. Max Häring. Die
„Vereinigung“ verleiht jährlich den
Dr. Eduard-Martin-Preis für exzellente Dissertationen, engagiert sich für
die enge und dauerhafte Verbindung
zwischen Universität und Bevölkerung und fördert insbesondere Forschung und Lehre an der Saar-Uni.
Auch neue Mitglieder sind mit einem
Jahresbeitrag von 35 Euro stets
willkommen.
WM
Nähere Informationen erteilt der
Geschäftsführer Prof. Torsten Stein
Telefon: 0681 / 302-3695,
E-Mail: [email protected].
ie ‘wandernde’ Gender-Gastprofessur soll die Perspektive
der Geschlechterforschung in wechselnden Fächern beleuchten: Für das Sommersemester 2006 konnte Privatdozentin
Dr. Iris Gareis (Foto) gewonnen werden, die am Institut für
Historische Ethnologie der Johann Wolfgang Goethe-Universität
Frankfurt am Main lehrt und forscht. Am Lehrstuhl für Frühe Neuzeit von Prof.
Wolfgang Behringer wird sie Vorlesungen, Seminare und Übungen anbieten.
Themen werden sein: Frauen- und Geschlechtergeschichte der iberischen Welt in
der Frühen Neuzeit; Liebe und Passion – weibliche Emotionalität in der Frühen
Neuzeit; Interkulturelle Geschlechterbeziehungen in Amerika sowie Frauen und die
spanische Inquisition.
CE
Öffentliche Vorträge: „Celesta oder Celestina? Frauenbilder und Geschlechterrollen der spanischen Welt in der Frühen Neuzeit“, 11. Mai, 17.15 Uhr; „Frauen in
der Universität des Teufels – Hexen in Lateinamerika“, 13. Juli, 17.15 Uhr.
Die Veranstaltungsorte werden noch bekannt gegeben.
Weitere Information: www.uni-saarland.de/fak3/behringer
Professor Strittmatter verabschiedet
Q
uo vadis, Erziehungswissenschaft?“ lautete das Motto
der Podiumsdiskussion zur Emeritierung von Prof.
Peter Strittmatter, der seit 1974 an der Universität des
Saarlandes gelehrt, geforscht, mehrere Rufe abgelehnt sowie
viele Jahre das Medienzentrum der Philosophischen Fakultät
und die Arbeitseinheit „Wissenschaftliche Weiterbildung“
geleitet hat. Nach der Begrüßung durch Dekan Prof. Rainer
Krause und einer aktuellen Positionsbestimmung von Prof. Robin Stark beleuchtete Prof. Hans-Joachim Kornadt die Geschichte der seit den späten 60er Jahren
zunehmend empirisch und psychologisch orientierten Saarbrücker Erziehungswissenschaft. Unter der Moderation von Prof. Helmut Heid (Regensburg) diskutierten anschließend im interdisziplinären Dialog die Professoren Heinz Mandl
(Pädagogische Psychologie, München), Ulrich Nortmann (Philosophie, Saarbrücken), Norbert Seel (Lernforschung und Instructional Design, Freiburg und
Florida State University) sowie Peter Strittmatter. Die Beiträge des Kolloquiums
werden in der Reihe der „Universitätsreden“ dokumentiert.
WM
„
Professor Barry Smith zum Honorarprofessor bestellt
D
ie Universitätspräsidentin hat Prof.
Barry Smith zum Honorarprofessor bestellt. Der Philosoph und führende Repräsentant zeitgenössischer Ontologie ist Absolvent
der Oxford University und derzeit u.a. Philosophie-Professor der State University in Buffalo/USA. An der UdS leitet er das Institut für
Formale Ontologie und Medizinische Informatikwissenschaften (IFOMIS).
In einer Reihe von bahnbrechenden Arbeiten hat der anglo-amerikanische Wissenschaftler aufgezeigt, wie Methoden und Theorien der philosophischen Disziplin
der Ontologie für die Entwicklung allgemein verbindlicher Klassifizierungssysteme
von Information genutzt werden können. Smith hat sich dabei insbesondere auf die
Biomedizin spezialisiert. Das IFOMIS gründete er 2002 in Leipzig – ermöglicht
wurde dies durch den Wolfgang-Paul-Preis, dem mit zwei Millionen Euro höchst
dotierten bundesdeutschen Wissenschaftspreis, der vom Bundesforschungsministerium gestiftet und von der Alexander von Humboldt-Stiftung vergeben wird. Ende
2004 zog Smith mit dem Institut auf den Saarbrücker Campus, um dort von dem
exzellenten Informatik-Umfeld zu profitieren. Die Vision des Philosophen ist es, ein
weltweit einheitliches biomedizinisches Klassifikationssystem zu entwickeln, mit
dem Probleme bei der elektronischen Datenerfassung ausgeräumt werden.
Anne-Katrin Axt
Foto:
das bilderwerk
Prof. Dr. Ludwig Kötter 80 Jahre
A
m 19. März konnte Prof. Dr. Ludwig Kötter seinen 80. Geburtstag begehen. Zunächst als Lehrer tätig, studierte er in
Marburg Psychologie, habilitierte sich in Kiel und übernahm 1970
den zweiten Lehrstuhl für Erziehungswissenschaft an der UdS. In
Forschung und Lehre griff er Fragen der Didaktik und Unterrichtsmethodik auf und führte Begleituntersuchungen zu schulischen
und betrieblichen Innovationsprogrammen durch. Er leitete mehrere Kommissionen
zu Reform- und Entwicklungsfragen und war 1985 Gründungsmitglied von EARLI
(European Association for Research on Learning and Instruction). 1988 lud Prof.
Kötter zum 11. Kongress der deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft
nach Saarbrücken ein, zu dessen Eröffnung er Bundespräsident von Weizsäcker hatte
gewinnen können. In der Selbstverwaltung engagierte er sich als Fachbereichsvorsitzender (1973-1975) und Dekan (1977-1979) während der Integration der Pädagogischen Hochschule in die Universität. Als Emeritus betätigte er sich literarisch,
so als Autor des Buches „fortgesponnen hintergrimmsch – Kontermärchen“. WM
Prof. Irene Schulz 65 Jahre
Z
um 65. Geburtstag von Prof. Irene Schulz veranstaltete das
Physiologische Institut im Januar ein internationales „Homburger Physiologisches Symposium“, an dem unter anderem Nobelpreisträger Prof. Erwin Neher (Göttingen) teilnahm. Bei der Eröffnung der vom Sonderforschungsbereich 530, dem Graduiertenkolleg „Zelluläre Regulation und Wachstum“ sowie Altana
Pharma unterstützten Veranstaltung gratulierten Universitätspräsidentin Wintermantel, Dekan Prof. Mathias Montenarh und Prof. Markus Hoth der seit 1991 in
Homburg tätigen Kollegin. Prof. Irene Schulz widmet sich in ihren Forschungen und
Publikationen v.a. der Zellregulation und Untersuchungen der hormonell regulierten
Ionenkanäle und der Enzymsekretion. Sie ist maßgeblich am Homburger Graduiertenkolleg sowie am Sonderforschungsbereich beteiligt. Die zehn innovativen Vorträge höchstrangiger internationaler Forscher zu verschiedenen Aspekten des Zellstoffwechsels galten den vier Themenfeldern „Synaptische Transmission“, „Calciumsignale“, „Calcium, Phosphate und Phosphatase“ sowie „Ionenkanäle“. WM
Prof. Dr.
Friedrich Hiller
80 Jahre
Personalia
Die Universität gratuliert
V
on 1967 bis
1994 hatte er
das Saarbrücker Ordinariat für Klassische
Archäologie inne, agierte als erster Prodekan des Fachbereichs „Kunst- und
Altertumswissenschaften“ und leitete
von 1973 bis 1975 als Dekan die Philosophische Fakultät. Vor 80 Jahren, am
12. März 1926, wurde Friedrich Hiller
in München als Sohn eines bekannten
Bildhauers geboren. Nach der Promotion und den Assistentenjahren in München, Rom und Athen folgten 1965 die
Habilitation in Marburg und bald der
Saarbrücker Ruf. An unserer Universität legte Prof. Hiller die bemerkenswerte Original- und Abgusssammlung des
Archäologischen Instituts an und widmete sich Grabungen in der Etruskerstadt Rusellae, im Apollontempel von
Didyma und in der Makedonenresidenz
von Demetrias und auf Cap Palinuro –
aber auch an regionalen gallo-römischen Fundplätzen in der lothringischsaarländischen Grenzregion. Ferner gehörte der Jubilar der Zentraldirektion
des Deutschen Archäologischen Instituts an und wirkte viele Jahre als Fakultätsbeauftragter der „Annales UniverWM
sitatis Saraviensis“.
37
Im Ruhestand
Nach 43 Jahren unermüdlichen und außerordentlich engagierten Wirkens im Dienst unserer Universität trat Ende März der langjährige, für das Haushalts- und Rechnungswesen, den Geschäftsgang, die Beschaffung
und das Außenamt Homburg zuständige Referatsleiter in der Zentralen Verwaltung, Universitätsdirektor
Franz-Josef Heisel, in den verdienten Ruhestand. Dank seiner
vielfältigen Erfahrung, Kompetenz und Verlässlichkeit entwickelte er eine harmonische und vertrauensvolle Zusammenarbeit, nicht nur mit allen Fakultäten und universitären Institutionen, sondern auch gegenüber den Ministerien und Einrichtungen des Landes. Unter seiner Ägide und dank der vertrauensvollen Unterstützung seiner Mitarbeiter erfolgte im Haushaltswesen die Einführung der elektronischen Datenverarbeitung. Ebenso konnte die erste Etappe des Globalhaushaltes
erfolgreich bewältigt und der Übergang der Amtsgeschäfte
nahtlos vollzogen werden. Seine fundierten fachlichen Kenntnisse konnte Franz-Josef Heisel in den vergangenen acht Jahren auch im Rahmen eines EU-Projekts an russischen Universitäten erfolgreich weitergeben, nachdem er sich bereits nach
1989 bei der Reorganisation der Technischen Hochschule
Cottbus engagiert hatte.
WM
Prof. Dr. Klaus Schöpsdau
Dank seiner mehr als 40-jährigen Tätigkeit
als Leiter grammatikalischer und stilistischer
Übungen, aber auch wegen der propädeutischen und fachdidaktischen Einführungen
und seiner Exkursionen kennen und schätzen ihn alle Studierende des Instituts für
Klassische Philologie. Er hat mehrere Publikationen zur antiken Rhetorik und zuletzt zwei international viel beachtete Kommentarbände zu Platons „Nomoi“ erarbeitet. Im November
ist Dr. Schöpsdau,
der 2002 nach seiner Habilitation zum
außerplanmäßigen
Professor ernannt
wurde, in den Ruhestand getreten. Aber
er wird weiterhin
dem Werk und Erbe
Platons und der antiken Welt verpflichtet
bleiben.
WM
campus 2/2006
Franz-Josef Heisel
Personalia
Neues Dekanat in der
Philosophischen Fakultät II
D
er Fakultätsrat
hat in seiner
Sitzung vom 15. Februar Prof. Dr. Ulrike Demske zur Dekanin gewählt.
Ulrike Demske
Neue Prodekanin
ist Prof. Dr. Susanne
Kleinert.
38
Susanne Kleinert
Zum Studiendekan
bzw. Stellvertretenden Studiendekan
wurden auf Vorschlag der Gruppe der
Studierenden Prof. Dr. Alberto Gil
und Prof. Dr. William Barry (Stellvertreter) gewählt.
Alberto Gil
William Barry
Die Universität trauert
Prof. Dr. HansWerner Osthoff †
Honorarprofessor Dr.
Hans-Werner Osthoff
hat unsere Universität
auf außergewöhnliche
Weise gefördert und
stets als seine Universität betrachtet.
Seit 1957 war er ihr eng verbunden.
Der Geschäftsführer und Vorstand der
Röchlingschen Eisen- und Stahlwerke
war viele Jahre als Lehrbeauftragter
und Honorarprofessor an der Rechtsund Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät tätig und beschäftigte sich am
Europa-Institut in Forschung und Lehre
mit dem Energierecht und seinen europäischen Dimensionen. Im Dezember
1990 errichtete er die seinen Namen
tragende Stiftung. Sie zeichnet jährlich
mit dem Hans-Werner-Osthoff-Preis
die besten Magister-Arbeiten des MBAAufbaustudiengangs beider Sektionen
des Europa-Instituts aus und fördert so
den wissenschaftlichen Nachwuchs auf
dem Feld der europäischen Integration.
Der Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes, Chevalier de la Légion
d´Honneur der Französischen Republik
und Officier de l´Ordre de Mérite des
Großherzogtums Luxemburgs, der
auch als Justitiar im Bonner Auswärtigen Amt wirkte, ist am 3. Januar im Alter von 94 Jahren verstorben.
WM
Prof. Dr.
Heinz Hübner †
Im Alter von 91 Jahren
verstarb am 28. Februar bei Köln Altrektor
Prof. Dr. Heinz Hübner, der von 1955 bis
1960 als Professor für Bürgerliches
Recht und Römisches Recht in Saarbrücken gewirkt und als erster deutscher Rektor von 1956 bis 1958 unsere
Universität geleitet hat. In seiner bewegten Amtszeit erfolgten der schwierige Übergang vom französischen zum
bundesdeutschen Universitätssystem
und eine umfassende universitäre Reorganisation. So entstand ein neues
wegweisendes, von der Universität vorbereitetes Universitätsgesetz. Das Europa-Institut wurde in ein stärker rechtsund wirtschaftswissenschaftlich orientiertes Europäisches Forschungsinstitut
umgewandelt, und das 1955 gegründete Centre d´Études Juridiques Françaises konnte ebenso bewahrt werden
wie die einmalige Ausbildung französischer Germanisten in der Philosophischen Fakultät. 1960 wechselte Prof.
Hübner, der am 7. November 1914 im
schlesischen Wohlau geboren wurde,
an die Universität zu Köln, der er in
hochschulpolitisch bewegter Zeit zwischen 1968 und 1970 ebenfalls als
Rektor diente.
WM
Rufe
an die UdS angenommen
an die UdS erhalten
Prof. Dr. Rainer Maria Bohle aus Gießen auf die W3Professur für Pathologie (Nachfolge Prof. Remberger)
Privatdozentin Dr. Susanne Buch aus Marburg auf eine W2Professur für Erziehungswissenschaft (Nachfolge Prof.
Gräsel)
Dr. Hans-Peter Dörrenbächer aus Saarbrücken auf eine
W2-Professur für Kulturgeographie (Nachfolge Prof.
Brücher)
Privatdozentin Dr. Annette Guckelberger aus Speyer auf
eine W3-Professur für Öffentliches Recht (Nachfolge Prof.
Grupp)
Privatdozent Dr. Carsten Werner aus Dresden auf eine
W3-Professur für Polymerwerkstoffe (Nachfolge Prof. Hirt)
Werbung
Anterist + Schneider
campus 2/2006
nach auswärts erhalten
Privatdozentin Dr. Heike Jochum auf eine W3-Professur
für Öffentliches Recht und Steuerrecht an die Universität
Osnabrück
Prof. Dr. Andreas Kugi, Mechatronik, auf eine W3Professur für Regelungs- und Steuerungstheorie an die
Technische Universität Dresden
Prof. Dr. Axel Scheidig, Biophysik, auf eine W3-Professur
für Strukturbiologie an die Christian-Albert-Universität zu
Kiel
nach auswärts angenommen
Prof. Dr. Götz S. Uhrig, Theoretische Physik, auf eine
W3-Professur für Theoretische Physik – Theorie der kondensierten Materie an die Universität Dortmund
Fly UP