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Campus_Magazin_11_2011_QX9_Layout 1 14.11.11 14:18 Seite 1
campus
UNIVERSITÄT
DES
SAARLANDES
GLÄSERNE GEDANKEN
Psychologen der Saar-Uni auf der
Fährte der Erinnerungen
November 2011
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Anschrift: Universität des Saarlandes, Campus, D-66123 Saarbrücken. Layout und Satz: Maksimovic & Partners. Druck: SDV. Anzeigen: Stephanie Böcker.
Ministerium für Wirtschaft und Wissenschaft (S. 21 Fotos von Steffen Augsberg, Stefan Panzer, Nine Miedema), ansonsten Bestand der Pressestelle oder Privatbestand der abgebildeten Personen.
(S. 15 oben), Oliver Dietze (S. 18), Lotti Jost (S. 18 Foto von Berthold Seitz), CJH EF-A (S. 20 Foto von Peter Winterhoff-Spurk), Martin Langhorst (S. 21 Foto von Michael Backes), Manuela Meyer (S. 21 Foto von Matthias Hein),
Fotos: Jörg Pütz (Titel, S. 5, S. 12), Uwe Bellhäuser (S. 3, S. 21 Foto von Andreas Zeller), André Mailänder (S. 7, 8, 10), Iris Maurer (S. 11), Lauren Dukoff (S. 13), Moein Alinaghian – nixoeen.com (S. 14), Nicolas Souza/cc-NanoBioNet e.V.
Redaktion: Friederike Meyer zu Tittingdorf (V.i.S.d.P.), Melanie Löw, Thorsten Mohr, Gerhild Sieber. Mitarbeit: Wolfgang Müller.
Impressum /// Campus, das Magazin der Universität des Saarlandes, erscheint viermal im Jahr. 41. Jahrgang, Ausgabe 4/2011, November 2011. Herausgeber: Der Präsident der Universität des Saarlandes.
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
dieser Campus könnte unter dem Motto »von der Rolle« stehen. Denn ein Text dreht sich
rund um Lady Gaga und die Erforschung der Geschlechterrollen. Astrid Fellner, Amerikanistik-Professorin an unserer Uni, möchte Studentinnen und Studenten aus allen Fachrichtungen dazu bringen, sich mit festgelegten Rollenbildern und Klischees auseinanderzusetzen.
Sie sollen hinterfragen, was als gesellschaftliche Norm betrachtet wird und wo Diskriminierung anfängt. Lesen Sie mehr darüber ab Seite 12.
Das Thema eines anderen Textes, der von Rollen handelt, wirkt im digitalen Zeitalter fast
schon antiquiert. Dabei ist es zeitlos: Seit 50 Jahren organisiert der Asta ununterbrochen Kinoabende für Studenten. Immer dienstags drehen sich beim »Unifilm« die Filmrollen durch
den etwas betagten, aber nach wie vor zuverlässigen Projektor im Audimax. Und das wird er
auch in Zukunft vermutlich noch lange tun. Denn regelmäßig kommen etwa 100 Filmfans zu
den Vorführungen für 2,50 Euro. Großes Kino für kleines Geld: Wie das geht und was es alles
zu sehen gibt, können Sie im Beitrag auf Seite 14 erfahren.
Eine wichtige Rolle für die Saar-Uni spielt auch Ibolya Murber. Die 34-Jährige ist die
diesjährige Gastprofessorin im Rahmen des Europa-Schwerpunktes der Saar-Uni und möchte
den Studenten die wechselvolle Geschichte ihres Heimatlandes vermitteln. Die Historikerin
spannt den Bogen dabei von der Zwischenkriegszeit bis zur aktuellen Rolle Ungarns in
Europa. Die Campus-Redaktion stellt Ihnen die junge Wissenschaftlerin ab Seite 18 vor.
Für Mediziner und Psychologen spielt vor allem der Therapieerfolg eine zentrale Rolle
in ihrem Berufsleben. Der Erfolg kann entscheidend davon abhängen, wie einfühlsam und
gezielt ein Arzt oder Therapeut mit seinen Patienten vorab spricht und so wichtige Details
seiner Krankengeschichte erfährt. Diese so genannte Anamnese üben Medizin- und
Psychologiestudenten an der Saar-Uni nun erstmals gemeinsam und profitieren von der
Arbeitsweise der jeweils anderen Disziplin. Auf Seite 11 können Sie lesen, mit welchen
Herausforderungen die Studenten kämpfen.
Die wichtigste Rolle im Campus-Heft spielt aber nach wie vor die Titelgeschichte. Die
wirft dieses Mal einen Blick in die Tiefen des menschlichen Gehirns. Der Neuropsychologe
Axel Mecklinger und sein Team untersuchen, wie das Gedächtnis funktioniert und mit welchen Strategien sich unser Erinnerungsvermögen eventuell verbessern ließe. Die Geheimnisse, denen die Hirnforscher auf der Spur sind, lüftet der Text ab Seite 4.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
Ihr Universitätspräsident Professor Volker Linneweber
4
Titel: Psychologen auf der Spur der Erinnerungen
7
Forschung
11
Anamnese: Studenten üben die Kunst,
die richtigen Fragen zu stellen
12
Geschlechterforschung: Studentinnen stellen Frauenbilder
und Traummänner in Frage
14
Uni-Film: Seit 50 Jahren zeigt Asta Kino-Hits
für wenig Geld im Audimax
15
So sehen Sieger aus: Wissenschaftsbilder der
Saar-Uni preisgekrönt
16
Campus
18
Europa: Die Ungarin Ibolya Murber ist für ein
Jahr Gastprofessorin in Saarbrücken
20
Menschen
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Sprünge helfen wollen
Wie unser Gehirn genau funktioniert, beispielsweise welche seiner
Regionen mit welchen Mechanismen beim Erinnern zusammenarbeiten, erforschen die Psychologen der Saar-Uni um den Hirnforscher
Axel Mecklinger. Ihr Hauptziel: die Erinnerungsleistungen des Gehirns
und deren biologische Grundlagen besser zu verstehen – und mittels
psychologischer Strategien zu verbessern.
»Die Erinnerung ist eine Form der geistigen Zeitreise; sie
befreit uns von den Fesseln von Zeit und Raum und gestattet uns den Aufbruch in eine vollkommen andere Dimension«, schreibt der Gedächtnisforscher und Nobelpreisträger Eric Kandel in seinem 2006 erschienenen Buch
»Auf der Suche nach dem Gedächtnis«. In ihm schildert er
die Entwicklung der Hirnforschung in den letzten fünf Jahrzehnten und verquickt dies mit seiner Lebensgeschichte, die
entscheidend durch verstörende Kindheitserlebnisse während der NS-Zeit geprägt wurde. Gleichzeitig weckten diese
Ereignisse Kandels Interesse für die Funktionsweise des
Gedächtnisses.
Dem Erinnern auf der Spur sind auch Axel Mecklinger
und sein Team. Der Professor für Experimentelle Neuropsychologie und seine Mitarbeiter erforschen, wie das Gedächtnis funktioniert, wie es sich entwickelt, wie der Mensch
lernt und welche Hirnregionen dabei aktiv werden. »Wir
schauen dem Gehirn bei der Arbeit zu«, sagt Axel Mecklinger. Die Forschung sei dabei kein Selbstzweck, sondern
ziele auch darauf ab, Gehirnleistungen mithilfe psychologischer Strategien zu verbessern.
Eine Methode, um sichtbar zu machen, was sich beim
Erinnern in den verschlungenen Hirnstrukturen abspielt,
ist die Aufzeichnung des Elektroenzephalogramms, kurz
EEG. Es präsentiert sich als eine Abfolge von Zacken und
Wellen, die die elektrische Aktivität an der Kopfoberfläche
abbilden. Gemessen werden die Signale von ringförmigen
Elektroden, die in eine Plastikhaube eingearbeitet sind. Die
Testpersonen stülpen sie über wie eine Bademütze. »In die
Elektroden füllen wir einen Elektrolyt, eine leitende Paste,
die einen optimalen Ionenfluss zwischen Kopfoberfläche
und Elektroden gewährleistet«, erklärt Mecklinger, während einer seiner Studenten an einer Versuchsperson mit
einer Kanüle hantiert, die mit der trüb-grauen Paste gefüllt
ist. Der junge Mann hat sich für einen Vortest zum eigentlichen Experiment angemeldet, bei dem es um die Erinnerung an visuelle Reize geht. »Solche Pilotierungen sind
wichtig, um sicherzustellen, dass mit dem Experiment alles
bis ins letzte Detail stimmt«, erläutert der Psychologie-Professor. Inzwischen verreibt sein Mitarbeiter mit einem Wattestäbchen etwas Paste in den runden Aussparungen der
Elektroden. Das soll die Kopfhaut der Versuchsperson
etwas anrauen und durchgängiger für den Strom machen.
Nach einer guten halben Stunde ist das gewünschte Ergebnis erreicht und sämtliche 32 Elektroden sind genau
justiert – auch jene seitlich an Kopf und Wange, die die Augenbewegungen und »Blinzler« aufzeichnen sollen. »Die
werden später aus dem Signal herausgerechnet, denn sie
verursachen im EEG sehr große Ausschläge,« so Mecklinger.
Damit möglichst wenig äußere Reize die Testperson ablenken, sitzt sie während des Versuchs allein in einem schalldichten Raum. Im Blickfeld ist nur der Monitor, auf dem
Neuropsychologie
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die Aufgaben angezeigt werden. »Der Test dauert maximal
50 Minuten, danach sinkt die Konzentration der Versuchsperson rapide«, sagt Regine Bader. Die Doktorandin muss
es wissen: Sie hat Gedächtnistests mit rund 80 Probanden
im Alter von 20 bis 30 Jahren durchgeführt und dabei bei
einer Hälfte der Versuchspersonen das EEG aufgezeichnet,
bei der anderen die Hirnaktivität mittels Magnet-Resonanz
Tomographie (MRT) gemessen. Mit ihren Untersuchungen
will sie neue Erkenntnisse über Erinnerungsprozesse, insbesondere des assoziativen Gedächtnisses, gewinnen. »Das
assoziative Gedächtnis erinnert sich nicht nur an einzelne
Fakten, sondern speichert zusätzlich die Verknüpfung zwischen einer Sache und dem räumlichen oder zeitlichen Kontext«, erläutert die 29-jährige Nachwuchswissenschaftlerin.
Eine solche Verknüpfung ist beispielsweise: Ich erkenne die
Frau, die mir auf der Straße entgegenkommt, und ich weiß
außerdem, dass sie Helga heißt und ich sie beim Geburtstag meiner Freundin kennen gelernt habe.
»Man weiß, dass für das assoziative Gedächtnis der Hippocampus, eine kleine Struktur auf der Innenseite des Gehirns, zuständig ist«, erklärt Doktorvater Axel Mecklinger
und nennt einen Begriff, der für das Verständnis von Baders Forschungen wichtig ist: Es geht um »arbiträre« Verknüpfungen, also Verbindungen zwischen beliebigen,
zusammenhanglosen Fakten oder »Items«, wie die Neuropsychologen sagen. So kann der Hippocampus beispiels-
weise aus einem Hund, einem Sonnenuntergang und einem
Autowrack eine – im wahrsten Sinne des Wortes unvergessliche – Gedächtnisepisode erstellen, und ist auch daran
beteiligt, sie beim Erinnern wieder abzurufen. Doch das
funktioniert nur in der mittleren Lebensphase des Menschen besonders gut. Denn: Der Hippocampus entwickelt
sich lebensgeschichtlich zwar relativ früh, baut sich im Alter
aber auch frühzeitig wieder ab: »Ab dem 60. Lebensjahr
geht das Hippocampus-Volumen ganz rapide zurück«, sagt
Axel Mecklinger. Es stelle sich also die Frage, ob und wie
man der Funktionsminderung des assoziativen Gedächtnisses im Alter entgegenwirken könnte. Regine Baders Forschungen sollen dazu beitragen, dies herauszufinden.
Für ihre Arbeit hat sie eine aufwändige Testreihe konzipiert, mit der sie herausfinden will, ob man das Erinnern
an verschiedene Fakten quasi anderen Gehirnarealen als
dem Hippocampus übertragen könnte. In Baders Versuch
geht es um das Wiedererkennen von Wortpaaren: Probanden einer Experimentalgruppe und einer Kontrollgruppe
sehen auf dem Bildschirm jeweils zwei Begriffe, »die nichts
miteinander zu tun haben dürfen«, betont die Hirnforscherin und nennt als Beispiel »Gemüse Bibel.« Die Versuchspersonen der Experimentalgruppe sehen neben dem
Wortpaar außerdem eine frei erfundene Definition der zusammengesetzten Begriffe, die für »Gemüse Bibel« lautet:
»Buch, das von Hobbygärtnern gelesen wird«.
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die Verknüpfung zwischen zwei beliebigen Begriffen über
zeitintensive Umwege. Entsprechend länger brauchen die
Probanden, um zu reagieren.
Darauf, dass Regine Bader als erste Forscherin diese Reaktionsunterschiede für zusammenhanglose Begriffe nachweisen konnte und in einer angesehenen internationalen
Fachzeitschrift publiziert hat, ist Axel Mecklinger sehr stolz.
Als nächstes wollen die Saarbrücker Hirnforscher herausfinden, ob man diese »Unitarisierung«, wie man das Erstellen eines einzigen Gedächtniseintrags für zwei beliebige
Dinge nennt, auch gezielt trainieren kann und im hohen
Lebensalter gewinnbringend einsetzen kann. Die neue
»Unit« werde ja nicht mithilfe des Hippocampus erinnert,
der sich im Alter abbaut, sondern in einem anderen Teil des
Gedächtnisses, sagt Mecklinger. »Unser Gehirn ist so flexibel und plastisch, dass es eine Vielzahl von Möglichkeiten
fürs Erinnern gibt. Indem man andere Hirnregionen trainiert, die Funktion des Hippocampus zu übernehmen, ließe
sich möglicherweise ein Gedächtnistraining für ältere Menschen entwickeln. Dies wird eines unserer nächsten Projekte sein.«
»Cognitive enhancement« nennen die Hirnforscher
eine solche Verbesserung der Gehirnleistungen durch psychologische Strategien. So will Sara Studte, ebenfalls Doktorandin am Lehrstuhl, erforschen, ob sich die Gedächtnisleistung durch kürzere Schlafphasen während des Tages,
so genanntes Power Napping, steigern lässt. Auch sie wird
dazu das EEG vieler Probanden auswerten. »An bestimmten hochzackigen EEG-Wellen, so genannten Schlafspindeln, kann man ablesen, wie gut das Gehirn Gedächtnisinhalte während des Schlafs speichert«, erläutert Mecklinger.
Andere Projekte an seinem Lehrstuhl beschäftigen sich mit
der Entwicklung des Gedächtnisses im Kindes- und Jugendalter, erforschen Strategien zum Trainieren des Arbeitsgedächtnisses und – ein ganz neues, »heißes« Thema –
den Einfluss des sozio-ökonomischen Status auf Hirnaktivierung und Gehirnstrukturen. All das bestreitet der Psychologie-Professor mit vier Doktoranden und drei PostdocMitarbeitern, die sich aus DFG-Drittmitteln finanzieren,
sowie mit eineinhalb Mitarbeiterstellen aus Unimitteln.Wie
schön, wenn man bei so vielen Forschungsthemen wenigstens dem Gehirn bei der Arbeit zusehen kann.
_Gerhild Sieber
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...in Kaiserslautern
am Westpfalz-Klinikum
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...in Saarbrücken
am Klinikum Saarbrücken (Winterberg)
Mo, Do, Fr: 8.00 - 15.00 Uhr
Di und Mi: 12.00 - 18.00 Uhr
INFO Tel: 0681/963-2560
Blutspendezentrale Saar-Pfalz gGmbH
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un e
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Den Teilnehmern der Kontrollgruppe wird dagegen
keine Definition, sondern ein Satz mit den beiden Wörtern
präsentiert. Zum Beispiel: »Dieses Gemüse wurde schon
in der Bibel erwähnt«.
Vom eigentlichen Gedächtnistest wissen die Versuchspersonen beider Gruppen zunächst nichts. Erst nach zehn
Minuten und einer zwischenzeitlichen Ablenkungsaufgabe
folgt dieser ganz überraschend. Getestet wird, ob sich die
Probanden die Wortpaare – insgesamt rund hundert verschiedene – merken konnten. Dazu werden ihnen auf dem
Monitor wieder jeweils zwei Begriffe eingespielt. Die Aufgabe besteht darin, sich per Knopfdruck möglichst rasch
für eine von drei Alternativen zu entscheiden: Ist das Wortpaar bekannt (beispielsweise »Gemüse Bibel«) oder handelt es sich um zwei komplett neue Begriffe oder – als dritte
mögliche Antwort – sehe ich ein Paar aus zuvor gesehenen, aber neu zusammengestellten Wörtern (beispielsweise
»Strand Bibel«)? Gleichzeitig wird das EEG aufgezeichnet.
Die Auswertung der Reaktionszeiten zeichnet ein eindeutiges Bild: »Am schnellsten sind die Versuchspersonen
der Experimentalgruppe, wenn sie ein Wortpaar wiedererkennen«, fasst Regine Bader das wichtigste Ergebnis zusammen. In der Kontrollgruppe gibt es für das Erkennen
eines alten Wortpaares dagegen keinen Vorteil, die Reaktionszeiten sind genau so lang wie bei den anderen Wahlmöglichkeiten. Warum das so ist, erklärt die Doktorandin
so: »Die Probanden der Experimentalgruppe haben durch
das Lesen der Definitionen für das Doppelwort jeweils
einen neuen Eintrag im Gehirn gebildet, der sehr schnell
abgerufen werden kann. Daher wird ein altes Wortpaar ganz
rasch wiedererkannt.« Dass das bereits nach 350 Millisekunden passiert – der Länge eines Wimpernschlags – können die Forscher an den unterschiedlichen EEG-Kurven der
beiden Versuchsgruppen ablesen, die dann beginnen, deutlich auseinander zu laufen. »Das ist wahnsinnig schnell«,
freut sich Axel Mecklinger über die Daten, die das Gehirn
mittels EEG von sich preisgibt. Kein Vergleich mit der Zeit,
die der Proband braucht, um die Antworttaste zu drücken:
»Bis der Finger zuckt, dauert es eine weitere Sekunde.« Die
Versuchspersonen der Kontrollgruppe, die nicht mit Definitionen, sondern mit Sätzen gearbeitet haben, zeigen dagegen in keinem Fall eine schnellere Reaktion. Das bedeutet,
dass im Gegensatz zur Definition ein Satz dem Gehirn keinen Anreiz bietet, einen einzigen neuen Gedächtniseintrag
zu bilden.
Aus dem EEG – und noch viel exakter aus Aufnahmen
mittels Magnetresonanztomographie, die den Energieverbrauch in den aktiven Hirnregionen zeigen – lesen die Hirnforscher aber noch viel mehr: Sie können genau erkennen,
welche Hirnregionen an den unterschiedlichen Erinnerungsprozessen beteiligt sind. Wenn die Versuchsteilnehmer der Experimentalgruppe ein bekanntes Wortpaar wie
»Gemüse Bibel« als »Unit« abrufen, zeigt der Hippocampus nur eine geringe Aktivität, andere Hirnregionen hingegen sind stark aktiviert und reagieren rasch. Der Grund:
Der Hippocampus ist weniger beteiligt, wenn es um das Abrufen einer einzigen »Unit« geht. In der Kontrollgruppe ist
der Hippocampus dagegen besonders aktiv: Er prüft dann
Klinikum Saarbrücken gGmbH Westpfalz-Klinikum GmbH
Saarland-Heilstätten GmbH
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orschung
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BMBF-Projekt »CordiLux« erforscht optisches
Verfahren zur Früherkennung herzschädigender
Medikamente
Neue Medikamente müssen vor ihrer Markteinführung auf Herztoxizität geprüft werden. Bisher fehlen
hierzu Verfahren, die aussagekräftig und im Industriemaßstab durchführbar sind. Einen neuen Ansatz erforscht
die Arbeitsgruppe des Homburger Zellbiologen Peter
Lipp im Projekt »CordiLux« mit weiteren Projektpartnern. Die Wissenschaftler verwenden isolierte Herzmuskelzellen und testen deren Reaktion auf neue Substanzen
erstmals mittels einer optischen Methode. Bisherige Methoden zur Messung der elektrischen Aktivität einer Zelle
sind langwierig und für den industriellen Maßstab unbrauchbar. Im aktuellen Projekt nutzen die Forscher das
Verfahren der Fluoreszenzmikroskopie. »Wir wollen die
elektrische Aktivität der Herzzelle mit Licht messen,
daher auch der Projektname CordiLux, also ›Herzlicht‹«,
sagt Peter Lipp. Der Vorteil: »Eine optische Messung ist
berührungslos möglich, und mit einer automatisierten
Variante ließe sich ein sehr hoher Probendurchsatz erreichen.« Das auf drei Jahre angelegte Projekt wird in Zusammenarbeit mit einem Firmenkonsortium durchgeführt, umfasst knapp vier Millionen Euro und wird vom
Bundesforschungsministerium mit zirka 2,5 Millionen
Euro gefördert. Davon fließen etwa 550.000 Euro an die
Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes.
Forschung
Visionäre Software vereint unterschiedliche
Datenbanksysteme
Wer Bücher im Internet bestellt, Geld am Bankautomaten abhebt oder mit dem Navigationsgerät ans Ziel
kommt, nutzt unbewusst die gigantischen Datenbanken
der Unternehmen. Diese werden von Computerprogrammen gesteuert, die je nach Anwendung und Suchanfrage
sehr unterschiedlich funktionieren. Saarbrücker Informatiker haben jetzt ein Konzept für ein Datenbanksystem
entwickelt, das sich automatisch an unterschiedliche Anforderungen anpasst und dabei verschiedene Systeme vereint. Damit diese Idee auch eines Tages Anwendung in
der industriellen Praxis findet, fördert das Bundesforschungsministerium die Saarbrücker Informatiker jetzt
mit 1,1 Millionen Euro. »Unsere Vision ist es, ein Datenbanksystem zu entwickeln, das alle verschiedenen Systeme, die derzeit auf dem Markt parallel angewendet werden, vereint«, beschreibt Professor Jens Dittrich die
Herausforderung.
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Forscher der Saar-Uni stellt neue Erkenntnisse
zur Bekleidung des Steinzeitmenschen »Ötzi« vor
Der Biochemiker Klaus Hollemeyer hat im Rahmen
des 2. Eismumienkongresses, der vom 20. bis 22. Oktober
2011 im italienischen Bozen stattfand, neue Ergebnisse
zum Steinzeitmensch »Ötzi« vorgestellt. Demnach verwendete Ötzi für seine Kleidung nicht nur Rinder- und
Schaffelle, sondern auch Felle von Ziegen, Gämsen, Rothirschen, Hunden oder von Verwandten des Hundes. Der
Saar-Forscher entwickelte vor einigen Jahren ein Verfahren, das die genaue Zuordnung von Haar- und Fellproben
zu bestimmten Tiergruppen erlaubt. In seiner Arbeit
konnte er unter anderem nachweisen, dass für die Herstellung der Leggings auch Felle von Hunden oder mit
Hunden verwandten Tieren verwendet wurde. »Ob es sich
dabei um Wolf, Hund oder Rotfuchs handelt, lässt sich aber
nicht mehr feststellen«, sagt Hollemeyer. Widerlegen
konnte der Saarbrücker Forscher aber die Annahme, dass
die Schuhsohlen des Steinzeitmenschen aus Bärenfell
seien. »Hier handelt es sich um Rind«, so der Saar-Forscher. Rinderfell befände sich zudem an der Schließe des
Köchers, von der man bislang annahm, dass sie aus Gamsfell bestehe. Außerdem ist es dem Biochemiker gelungen,
Fellstücke von Schaf und Gämse in Ötzis Mantel aufzuspüren. Bislang galt die Annahme, dass der Mantel aus
Ziegen hergestellt wurde.
Mit seinen Ergebnissen hilft der Biochemiker die Lebensumstände der berühmten Mumie näher zu beleuchten. Derzeit vermuten Experten, dass Ötzi Angehöriger
einer Bauern- und Viehzuchtgesellschaft war und nicht
Teil einer Sammler- und Jägergesellschaft war, wie lange
angenommen wurde.
Neues Labor für Atomsonden-Tomographie
Ob Werkstoffe wie Stahl bei der Verarbeitung weich
und biegsam oder spröde werden, hängt von den Substanzen und ihren Strukturen ab. Um die oft komplexe
Geometrie eines Materials sichtbar zu machen, haben Forscher an der Saar-Uni verschiedene Methoden entwickelt.
Sie können nicht nur chemisch analysieren, welche Atome
enthalten sind, sondern veranschaulichen auch die Gitterstruktur der Kristalle und zeigen, welche Nanostrukturen
daraus geformt werden. Für die atomare Ebene wurde
jetzt an der Saar-Uni ein Labor zur Atomsonden-Tomographie eingerichtet, das Frank Mücklich, Professor für
Funktionswerkstoffe und Direktor des Steinbeis-Forschungszentrums für Werkstofftechnik (MECS), leitet. Das
Großgerät wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützt.
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Zu 99,999999999997 Prozent sicher: Informatiker
präsentieren Konzept für drahtlose Fahrradbremse
Informatiker an der Universität des Saarlandes haben
eine drahtlose Fahrradbremse entwickelt und deren Funktionsfähigkeit an einem sogenannten Cruiser Bike demonstriert. Die drahtlose Fahrradbremse stellt für die Forscher
weitaus mehr als nur eine akademische Spielerei dar.
»Drahtlose Netze funktionieren nie hundertprozentig, das
ist technologisch bedingt«, erklärt Professor Holger Hermanns, der an der Saar-Uni den Lehrstuhl für Verlässliche Systeme und Software leitet und zusammen mit seiner Gruppe die drahtlose Fahrradbremse entwickelte.
Dennoch gehe man zunehmend dazu über, Systeme drahtlos zu realisieren, die, wie eine einfache Fahrradbremse,
immer funktionieren müssen. »Konkrete Pläne existieren
zum Beispiel für den künftigen Europäischen Zugverkehr«, berichtet Hermanns und führt weiter aus, dass Experimente mit Zügen und Flugzeugen viel zu aufwändig
seien und bei Fehlfunktion sogar Menschen gefährden
könnten. »Die drahtlose Fahrradbremse bietet uns die notwendige Spielwiese, um diese Methoden für den Einsatz
in weitaus komplexeren Systemen zu optimieren«, so Hermanns. Er und sein Team kamen zu dem Ergebnis, dass
die Bremse zu 99,999999999997 Prozent zuverlässig sei.
Mit neuem Sprachportal im Web kann man
Vokabeln individuell lernen
Wer eine komplizierte Sprache wie Japanisch lernen
möchte, muss viele Vokabeln pauken. Wenn dann der
Wortschatz des Lehrbuchs nicht mit den Übungsaufgaben zusammenpasst, sind Sprachschüler schnell überfordert. Abhilfe schafft jetzt ein neues Sprachportal im Internet, das jedem die Möglichkeit bietet, individuell
Vokabeln einzupflegen und zu trainieren. Die Teilnehmer
eines Sprachkurses können sich darüber auch vernetzen
und Aufgaben austauschen.
Die neue Plattform bietet außerdem Sprachverlagen
den Einstieg, um den Wortschatz ihrer Lehrbücher interaktiv aufzubereiten. Die neue Plattform namens Gengo
haben zwei Informatik-Absolventen der Saar-Uni gemeinsam mit einem Japanisch-Dozenten entwickelt. Um
sein Auslandsstudium in Japan vorzubereiten, besuchte
Informatikstudent Mathias Bader einen Japanischkurs am
Sprachenzentrum der Universität des Saarlandes. Wie
auch an anderen Hochschulen üblich, wurde dort das Standardwerk »Japanisch im Sauseschritt« verwendet. Für
dieses gab es bisher nur Übungsaufgaben und eine AudioCD, jedoch keine Möglichkeit, um selbständig am Computer Vokabeln und Schriftzeichen zu üben. Gemeinsam
mit dem Japanisch-Dozenten Hideki Yamaguchi der SaarUni entwickelten Mathias Bader und Salim Doost daher
eine einfach zu bedienende Webplattform, für die sie mit
Genehmigung des Verlages den Wortschatz der Lehrbücher aufbereiteten. Das Webportal lässt sich für jede beliebige Sprache einsetzen und ist daher vor allem für kleinere Sprachverlage interessant, die ihren Sprachschülern
bisher keine digitale Unterstützung bieten können.
www.gengo.de
Saarbrücker Wissenschaftler sind am Aufbau einer
europäischen Datenbank beteiligt
Geistes- und Sozialwissenschaftler arbeiten europaweit am Aufbau eines digitalen Archivs zusammen. Im
Projekt Clarin (Common Language Resources and Technology Infrastructure) bauen Forscher Datenbanken auf
und entwickeln Methoden, um diese digitalen Speicher
effizient zu durchsuchen. Die deutsche Gruppe von Clarin (Clarin-D) besteht aus Wissenschaftlern aus neun Universitäten, Forschungsinstituten und Wissenschaftsakademien. Auch die Universität des Saarlandes ist beteiligt.
»In Saarbrücken bringen wir beispielsweise so genannte
Corpora ins Projekt ein«, erklärt Elke Teich, Professorin
für Englische Sprach- und Übersetzungswissenschaft an
der Saar-Uni. Corpora sind Textsammlungen, die sprachwissenschaftlichen Untersuchungen zugrunde liegen.Von
8,5 Millionen Euro Förderung für Clarin-D fließen 600.000
Euro des Bundesforschungsministeriums bis 2014 ins
Saarland.
Forschung
Den Stromertrag aus Photovoltaikanlagen kann man
jetzt rund um die Uhr für jedes Dorf vorhersagen
Wenn die Sonne scheint, fließt viel Strom aus Solaranlagen ins Netz. Schiebt sich eine Wolkenfront dazwischen, sieht es für den Stromertrag schnell düster aus. Für
Stadtwerke lässt sich daher die Sonnenenergie nur schwer
einplanen. Einfacher wird das jetzt mit einer Software, die
Informatiker der Universität des Saarlandes gemeinsam
mit der Firma Luxea GmbH und den Stadtwerken in Sulzbach entwickelt haben. Dabei werden die Vorhersagedaten des Deutschen Wetterdienstes über Wolkenzug und
Lichtintensität kleinräumig mit den vorhandenen Photovoltaikanlagen abgeglichen. Für jedes Netzgebiet kann
man damit vorhersagen, welcher Stromertrag aus Solarenergie in den kommenden Stunden zu erwarten ist. Für
Energieunternehmen und Hausbesitzer wird es mit der
neuen Software einfacher, den stark schwankenden Ertrag
aus der Solarproduktion besser zu nutzen. »Mit unseren
Prognosen könnte man zum Beispiel die Waschmaschine
oder den Geschirrspüler so steuern, dass sie erst dann laufen, wenn viel Solarstrom ins Netz eingespeist wird«,
erläutert Holger Hermanns, Professor für Verlässliche
Systeme der Saar-Uni.
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für meinen Tätigkeitsort zuständigen Landesverband und im Bundesverband gelten.
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haben Studenten aus den Studiengängen Geschichtswissenschaften und Historisch orientierte Kulturwissenschaften im vergangenen Sommersemester entwickelt.
Unter der Leitung der Saarbrücker Wissenschaftlerin
Christine van Hoof und Diplom-Designer Edgar Brück
von der Hochschule RheinMain haben sie sich dazu in fünf
»Public History Service Companies« organisiert und bestimmte Aspekte des Römermuseums in Schwarzenacker
unter die Lupe genommen. »Aufgabenstellung war, den
Besuchern das Leben im römischen Vicus mithilfe neuer
Medien, interaktiver Anwendungen und mit innovativen
Erlebniskonzepten noch besser und realitätsnäher zu vermitteln«, erläutert Christine van Hoof. Die »AnJuKa
GmbH« will beispielsweise für eine bessere Orientierung
im Römermuseum sorgen und hat neben einem überarbeiteten Beschilderungskonzept auch eine SmartphoneApp mit verschiedenen Routen durch die Ausgrabung erarbeitet.
Studie: »Versicherungsbetrug betrachten
viele als reines Kavaliersdelikt«
Wer bei Versicherungsunternehmen überhöhte Schadensmeldungen einreicht oder bewusst falsche Angaben
macht, glaubt häufig nicht, dass er damit eine Straftat begeht. Auch die Versicherungsvermittler haken Betrugsversuche oft als Kavaliersdelikt ab, um keine Kunden zu
verlieren. Selbst die Versicherungsunternehmen gehen erstaunlich kulant mit Betrugsrisiken um und halten sich
bei Straftaten ihrer Kunden eher bedeckt, obwohl in der
Summe hohe Schäden entstehen. Zu diesem Ergebnis
kommt eine Studie der Universität des Saarlandes zum
»Management von Betrugsrisiken in Versicherungsunternehmen«, die von der promovierten Betriebswirtin Jessica
Knoll veröffentlicht wurde. »Rund 40 Prozent der von mir
befragten Versicherungsnehmer waren der Meinung, dass
fast jeder Kunde schon einmal seine Versicherung betrogen hat. Eine ähnlich hohe Zahl hat einen Versicherungsbetrug im engeren persönlichen Umfeld beobachtet und
hält es für etwas Alltägliches«, sagt Jessica Knoll. Für ihre
Doktorarbeit an der Saar-Uni hat die Betriebswirtin rund
400 Fragebögen von Versicherungsnehmern und über
hundert Fragebögen von Versicherungsvermittlern ausgewertet, um herauszufinden, wie sie Betrügereien bei
Versicherungsunternehmen einschätzen und bewerten.
Auch das Unrechtsbewusstsein der angestellten oder
selbstständig tätigen Versicherungsvermittler hält sich offenbar in Grenzen. »Bei meiner anonymen Umfrage sahen
es mehr als die Hälfte der Vermittler nur als Kavaliersdelikt an, wenn man die Schilderung des Schadens so verändert, dass das Versicherungsunternehmen auf jeden Fall
bezahlt«, stellte die Wissenschaftlerin fest.
Krankheiten lassen sich durch Molekül-Spuren
im Blut anzeigen: Hoffnung auf eine neue Form der
Früherkennung
Gemeinsam mit Kollegen aus ganz Deutschland haben
saarländische Wissenschaftler spezielle Moleküle im Blut
untersucht, die neue Möglichkeiten für die Diagnose
schwerer Krebserkrankungen wie zum Beispiel Lungenund Prostatakrebs eröffnen. Dafür wurden spezielle Nukleinsäuren, die microRNA s, auf ihre Verwendbarkeit als
Biomarker getestet. Petra Leidinger und Eckart Meese
von der Humangenetik in Homburg haben dabei keine
einzelnen microRNA s untersucht, wie es bisher üblich war.
Ihr neuer Ansatz lautete, gleich ganze Gruppen dieser Nukleinsäuren zu untersuchen, welche dann eine spezifische
Signatur ergeben. Werden solche für eine Krankheit spezifischen Signaturen bei einem Patienten festgestellt,
könnten sie helfen, eine Diagnose bereits in einem frühen
Stadium zu ermöglichen, und zwar mit einem einfachen
Bluttest. Bei Tumorerkrankungen ist eine frühe Diagnose
besonders wichtig, da so die Chancen auf eine Heilung
steigen. Über die Ergebnisse der Studie berichtete das
renommierte Fachmagazin Nature Methods auf seiner
Homepage.
Forscher der Saar-Uni beweisen:
Rote Blutzellen können aktiv an der Bildung von
Thrombosen beteiligt sein
Wenn Blutzellen miteinander verkleben, können sich
gefährliche Thrombosen bilden. Eine entscheidende Rolle
spielen dabei aktivierte Blutplättchen, die Thrombozyten.
Schon seit Längerem vermuten Forscher, dass die roten
Blutzellen bei der Entstehung von Blutklümpchen nicht
zufällig im Thrombus haften bleiben. Ihnen wird hingegen selbst eine aktive Rolle zugeschrieben, wenn Blut auf
krankhafte Weise verklumpt. Erstmals konnten Wissenschaftler der Universität des Saarlandes jetzt im Laborversuch zeigen, dass rote Blutzellen unter bestimmten Bedingungen so starke Anziehungskräfte entwickeln, dass sie
aneinander haften und somit vermutlich Thrombosen verursachen können. »Wenn sich die Kalziumkonzentration
in Zellen verändert, so kann dies verschiedene Prozesse
auslösen. Bei den roten Blutzellen werden zum Beispiel
Proteine aktiviert, welche die Lipidverteilung zwischen innerer und äußerer Schicht der Zellmembran verändern.
Dies kann die Kräfteverhältnisse so verschieben, dass die
Blutzellen aneinander haften und verklumpen«, erklärt
Biophysiker Ingolf Bernhardt, dessen Arbeitsgruppe gemeinsam mit den Arbeitsgruppen von Christian Wagner,
Professor für Experimentalphysik, und Lars Kästner von
der Medizinischen Fakultät die roten Blutzellen untersucht hat. Die Forschungsergebnisse haben sie in der renommierten Fachzeitschrift »Cell Calcium« veröffentlicht.
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Wo tut’s
denn weh?
Studium
Medizin- und Psychologiestudenten üben gemeinsam das Gespräch mit
Patienten, um Krankheiten genauer diagnostizieren zu können
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Es läuft etwas schief in Deutschlands Arztpraxen und Kliniken. »Wir sind hierzulande apparativ sehr gut ausgestattet. Trotzdem sind die Patienten oft unzufriedener als in anderen Ländern«, erklärt Volker Köllner, Honorarprofessor
für Psychosomatische Medizin an der Saar-Uni. Das hängt
vor allem an der Kommunikation zwischen Arzt und Patient. Besonders wichtig ist meist der erste Kontakt. Viele
Patienten haben hier das Gefühl, dass der Arzt nicht richtig zuhört und fühlen sich nur unzureichend informiert.
Die Ärzte hingegen sind oft ratlos, wenn es darum geht,
schlechte Nachrichten zu überbringen, Tabuthemen anzusprechen oder den Zusammenhang zwischen Krankheiten
und psychischen oder sozialen Belastungen zu erfragen.
»Diese Kommunikation wird in anderen Ländern viel mehr
gelehrt. Hier ist das Pionierarbeit«, erklärt Köllner.
Diese gezielte Art des Patientengesprächs, die so genannte Anamnese, trainieren Medizinstudenten nun seit
Kurzem gemeinsam mit Psychologiestudenten an Patienten unter der Supervision von Volker Köllner. Die Gruppen selbst werden von studentischen Tutoren geleitet. Anamnesegruppen gibt es zwar schon länger in Homburg, aber
darin waren Medizinstudenten bisher unter sich. »Gerade
für die Medizinstudenten, die in Homburg wenig Kontakt
zu anderen Fakultäten haben, ist der Austausch mit Studierenden aus anderen Bereichen gut«, erklärt Tutorin Kathrin Weidner. Die Zusammenarbeit mit den Psychologiestudenten empfindet die 26-jährige Medizinstudentin als
großen Gewinn. »Wir haben einen Weg gefunden, von den
Erfahrungen des anderen zu profitieren. Themen wie die
Gefühlslage des Patienten und des Gesprächsführers sind
Dauerbrenner und führen zu interessanten Diskussionen.«
Die erste Psychologiestudentin, die nun eine Anamnesegruppe als Tutorin leitet, ist Hannah Kolmstetter. Das
Spannende für sie an der fächerübergreifenden Übung ist
es herauszufinden, »wo die Grenze verläuft zwischen persönlichem Mitgefühl für den Patienten und der professionellen Notwendigkeit, in unangenehmen Situationen noch
Fragen zu stellen«. Damit will die 24-Jährige in kurzer Zeit
einen möglichst eindeutigen Gesamteindruck des Patienten bekommen.
Denn bei aller rücksichtsvollen Gesprächsführung verfolgt ein Psychologe oder ein Mediziner doch ein Ziel beim
Patientengespräch: eine möglichst genaue Diagnose zu stellen. »Wenn Ärzte an den richtigen Stellen die richtigen Fragen stellen, bekommen sie auch wichtige Details heraus«,
weiß Volker Köllner. »Leidet ein Mann beispielsweise unter
Erektionsstörungen, kann das ein Hinweis auf eine koronare Herzerkrankung sein«, erläutert er den Zusammenhang.
Ist es dem Mann aber unangenehm, über seine Erektionsprobleme zu sprechen, weil ihm die Gesprächssituation unangenehm ist, läuft sein Arzt Gefahr, die Herzkrankheit zu
übersehen. »Es ist wichtig, eine Atmosphäre zu schaffen, in
der der Patient offen sprechen kann. Das ist besonders für
Allgemeinmediziner wichtig. Denn Hausärzte sind meist
die erste Anlaufstelle«, weiß Volker Köllner.
Aber ein Arzt oder Therapeut kann noch so einfühlsam
und gezielt mit Patienten sprechen. Eine Lektion muss er
auch gelernt haben: »Wir müssen uns auch damit abfinden,
einmal keine Lösung zu finden und Entscheidungen von
Patienten hinzunehmen«, sagt die angehende Medizinerin
Kathrin Weidner. Verweigert ein lebensbedrohlich erkrankter Patient die Medikamente oder möchte er sich
gegen ärztlichen Rat nicht einer lebensrettenden Operation
unterziehen, müssen Ärzte diese Entscheidungen akzeptieren. Denn auch der einfühlsamste Gesprächspartner
stößt irgendwann an seine Grenzen. Das tut er dann aber
mit dem Wissen, diese Grenzen zu kennen statt ratlos im
Dunkeln zu tappen.
_Thorsten Mohr
L
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Von der Rolle:
ady Gaga inspiriert
Geschlechterforschung
Warum schlüpft Lady Gaga in Männerrollen oder spielt eine eiskalte Mörderin? Ist
sie nur durchgedrehte Popdiva oder parodiert sie in ihren Musikvideos bewusst
verschiedene Rollenbilder? Diesen Fragen ging eine Studentin bei einem Workshop über Geschlechterforschung an der Saar-Uni nach. Der Forschungszweig, im
Englischen auch Gender Studies genannt, ist in den USA fest etabliert. In Deutschland steckt er hingegen noch in den Kinderschuhen. Astrid Fellner, Professorin
für nordamerikanische Literatur und Kultur an der Saar-Uni, will das ändern und
die Studentinnen und Studenten für das facettenreiche Thema begeistern.
»In der Geschlechterforschung werden die Rollenbilder
und stereotypen Vorstellungen von Männern und Frauen
hinterfragt und es wird untersucht, wie diese den Menschen
ein bestimmtes Verhalten vorschreiben«, erklärt Astrid
Fellner, die seit zwei Jahren Amerikanistik an der Saar-Uni
lehrt. Der englische Begriff »Gender« bezieht sich auf das
soziale Geschlecht, also darauf, wie die Gesellschaft mit bestimmten Rollenvorstellungen umgeht. »In den 1970er Jahren war das noch reine Frauenforschung. Heute geht es um
die vielfältigen Wechselwirkungen zwischen den Geschlechtern und wie diese die Literatur, die Medien, aber
auch Politik und Recht beeinflussen«, erläutert die Professorin, die aus Österreich stammt und mehrere Jahre an der
Universität Wien geforscht hat.
Astrid Fellner hat sich sehr früh mit Frauenbildern in
der Literatur beschäftigt und kam dadurch fast automatisch
zur Genderforschung. »Das ist wie eine Brille, durch die
man alles mit anderen Augen sieht. Ich stelle mir bei vielen
Themen die Frage, was sie mit Klischees und eingefahrenen Rollenbildern zu tun haben könnten«, erläutert die Wissenschaftlerin. Entsprechend fächerübergreifend ist ihr Ansatz. Im Juni lud die Professorin zusammen mit ihrer
Assistentin Jennifer Moos zu einem internationalen Workshop über Geschlechterforschung nach Saarbrücken ein,
zu dem auch Studentinnen und Studenten von der Universität Wien, aus England, Belgien und den USA anreisten. Sie
stellten gemeinsam mit Doktoranden aus den Sprach- und
Kulturwissenschaften ihre Arbeiten vor, in denen sie unter
anderem Frauenbilder und Männlichkeitsideale untersuchten.
Die Lehramtsstudentin Eva Battista von der Saar-Uni
beispielsweise hat sich intensiv mit Lady Gaga beschäftigt.
»In ihren Videoclips durchbricht die amerikanische PopIkone unsere Sehgewohnheiten und spielt mit vertauschten
Geschlechterrollen. Mal gibt sie sich maskulin, dann wieder verführerisch weiblich. Auch Flirts von Frau zu Frau
kommen in den entfremdet inszenierten Musikfilmen vor«,
erklärt die Studentin. Im Video »Telephone« treten zudem
Gefängniswärter auf in der Gestalt von muskelbepackten
Bodybuilding-Frauen. Lady Gaga selbst erscheint unterwürfig und zurückhaltend als Kellnerin, um dann während
des Dinners hinterhältig den Liebhaber ihrer Freundin zu
vergiften. »Die Sängerin stellt die Rollenbilder bewusst infrage und widersetzt sich auch den in der Popszene gängigen Schönheitsidealen. Sie zitiert häufig Klischees wie etwa
das Bild vom ›Heimchen am Herd‹ und nimmt diese dann
aber parodierend aufs Korn. Zum Beispiel, indem sie eiskalt Macht ausübt, was man eher von Männern erwartet«,
meint Eva Battista. In ihren Augen ist Lady Gaga eine Feministin, die sich mit ihrem provokanten Verhalten der
männlichen Dominanz widersetzen will und generell für
Schwächere eintritt.
Um weniger feministische Frauenbilder ging es hingegen der Anglistik-Studentin Leonie Grön, die in ihrer Bachelorarbeit die amerikanische Fernsehsehserie »Sex and
the City« untersuchte und in dem Workshop vorstellte. Eine
weitere Seminararbeit beschäftigte sich mit der Darstellung
von Homosexuellen im deutschen und britischen Fernsehen. »Die Analyse von gleichgeschlechtlichen Beziehungen, im Englischen Queer Studies genannt, ist mit der
Geschlechterforschung
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Geschlechterforschung eng verknüpft. ›Queer‹ steht im
Englischen für ›seltsam‹ oder ›sonderbar‹ und wurde auch
lange Zeit als Schimpfwort für Homosexuelle verwendet.
Wenn wir Queer-Themen behandeln, lernen die Studierenden zu hinterfragen, was Normalität ist und warum Menschen aus der Gesellschaft ausgegrenzt werden«, erläutert
Astrid Fellner. Sie bekämen dadurch einen kritischen Blick
für Diskriminierungen jeglicher Art, also zum Beispiel auch
für Situationen, wenn Menschen wegen ihrer Hautfarbe
oder sozialen Herkunft schlechter behandelt würden.
Die Saarbrücker Professorin betrachtet die Gender
Studies daher als wichtiges Grundlagenwissen für alle Studenten. »In den großen Unternehmen und Institutionen
spielen heute Gleichstellung und Frauenförderung eine
zentrale Rolle. Noch umfassender ist das so genannte Diversity Management, mit dem Unternehmen die individuelle Verschiedenheit der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen
nicht nur tolerieren, sondern auch positiv für sich nutzen
wollen«, so Fellner. Dabei gehe es nicht nur um die Unterschiede von Mann und Frau oder um sexuelle Orientierung,
sondern auch um Alter, Behinderung und Religionszugehörigkeit. »Über die Genderstudien lernen die Studierenden, kritisch über das Verhältnis der Geschlechter nachzudenken und toleranter mit jeglicher Art von Anderssein
umzugehen«, meint die Professorin.
Astrid Fellner möchte daher zusammen mit ihrem Team
noch weitere Veranstaltungen zu diesem Thema anbieten
und sich damit auch an die breite Öffentlichkeit wenden.
»Zu dem Workshop im Juni hatten wir die bekannte Gender-Forscherin Judith Jack Halberstam von der University
of Southern California in Los Angeles eingeladen. Sie hat
bei ihrem Vortrag in der Saarbrücker Frauenbibliothek
auch viele Gäste aus Trier, Luxemburg und Mainz angelockt«, freut sich Fellner. Sie hofft, dass auch die Gastprofessur für Gender Studies, die an der Saar-Uni im Jahr 2002
eingerichtet wurde, weitere Impulse gibt. Fellner sieht die
Geschlechterforschung als Querschnittsaufgabe, zu der
jede Fachrichtung etwas beitragen kann. »In den Ingenieurwissenschaften etwa kann es um die Frage gehen, wie
man Mädchen für die Technik begeistert, damit sie dann
auch entsprechende Studiengänge wählen«, nennt die Professorin als Beispiel und sieht auch hier noch viel Forschungs- und Handlungsbedarf. Sie will daher Schwung in
die Geschlechterforschung der Saar-Uni bringen und hofft,
dass auch in Saarbrücken bald ein bundesweit sichtbares
Zentrum für Genderstudien entstehen wird.
_Friederike Meyer zu Tittingdorf
Weitere Infos: www.geschlechterforschung.org
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CINEMA PARADISO:
Das Unifilm-Team schwört auf
alte Kinoprojektoren
Jeden Dienstag im Semester zeigt das Unifilm-Team des Asta einen Kinohit im Audimax.
Und das schon seit bald 50 Jahren. Entsprechend alt sind auch die Kinoprojektoren,
die von filmbegeisterten Studenten genutzt werden.
Filmspulen stapeln sich neben den mannshohen Projektoren. Es ist eng im Vorführraum am hinteren Ende des Audimax. Dort stehen seit über vier Jahrzehnten zwei Projektoren, wie man sie aus alten Kinotagen kennt. Sie
verwandeln den größten Hörsaal der Universität jeden
Dienstag in einen kuscheligen Kinosaal. Zum notwendigen
Flair tragen neben den (leicht) gepolsterten Sitzreihen und
einer fast fünf Meter hohen und 14 Meter breiten Leinwand auch Popcorn-Maschine und Getränke bei. Gezeigt
werden Filme, die nicht unbedingt über die Leinwände der
großen Kinos flimmern. »Wir präsentieren aber auch Mainstream-Filme wie Harry Potter, dann aber in der englischen
Originalversion. Außerdem nehmen wir ältere Filme ins
Programm, die man zumindest einmal im Leben gesehen
haben sollte«, erläutert Daniel Koster, der gemeinsam mit
Filip Slavchev und mehreren Kinofans das Unifilm-Angebot betreut. In diesem Semester zählen zu den älteren Highlights etwa der Musik-Kultfilm »The Wall« von Pink Floyd
und der US-Agententhriller »Mission Impossible« mit Tom
Cruise.
Vor Beginn des Semesters trifft sich das Unifilm-Team
im Asta, um gemeinsam zu beratschlagen, welche Kinohits
ins Programm kommen sollten. »Wir bestellen die Filme
dann noch ganz klassisch auf mehreren Filmrollen beim Kinoverleih«, sagt Koster, der auf die Technik der alten Projektoren schwört. Diese wird von Mitarbeitern des Facility
Management liebevoll gepflegt. »Die Projektoren werfen
Bild für Bild als brillanten Filmstreifen an die Leinwand.
Im Gegensatz zur digitalen Technik mit Beamern sieht man
keinerlei Pixel auf der großen Fläche«, erläutert der Student. Verbesserungswürdig sei lediglich der Sound, den die
auch schon in die Jahre gekommene Tonanlage im Audimax hergibt. »Da wünschen wir uns eine bessere Ausstattung und sind auch schon im Gespräch mit der Verwaltung
und möglichen Sponsoren«, erläutert Filip Slavchev.
Zu einigen Filmen gibt es jedes Semester ein Begleitprogramm mit Vorträgen und Diskussionsveranstaltungen.
Außerdem werden Sonderveranstaltungen angeboten,
etwa am 24. November der Film »The PhD Movie«. »Das
ist ein Kultfilm aus den USA, der auf einer Comicserie beruht und auf sehr ironische Weise den Alltag von Doktoranden beleuchtet. Es treten recht zynische Professoren und
schräge Studenten auf, die sich gerne mit Mails, Chats und
Partys von ihren eigentlichen Aufgaben ablenken lassen«,
schwärmt Daniel Koster. Die Unifilm-Macher wollen damit
aber nicht in Konkurrenz zu den Innenstadt-Kinos treten,
sondern diese durch ein besonderes Programm ergänzen.
Die Vorstellungen werden meist von über hundert Kinofans besucht, etliche Zuschauer kommen extra aus der Innenstadt zum Uni-Campus. Sie schätzen den moderaten
Eintrittspreis von 2,50 Euro und die meist nur kurze Werbung im Vorprogramm. Beim Asta ist ein ausführliches
Programmheft erhältlich. Das sollten sich alle Kinofans besorgen, damit auch in Zukunft jeden Dienstag im Technikraum des Audimax das surrende Geräusch der Filmspulen
zu hören ist.
_Friederike Meyer zu Tittingdorf
Weitere Informationen: www.unifilm-sb.de
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Wissenschaftsfotos
So
sehen
Sieger
aus
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Gleich zwei Wissenschaftsbilder, die an der Saar-Uni entstanden sind, sind in jüngster Vergangenheit mit Preisen geadelt worden. Zum einen gelang dem Doktoranden Nicolas Souza ein Foto von Kohlenstoff-Nanoröhren, die unter
dem Rasterelektronenmikroskop aussehen wie eine Qualle.
Saarbrücker Materialforscher suchen nach Wegen, um mit
diesen äußerst stabilen und elektrisch leitenden MiniaturRöhren teure Edelmetalle in elektrischen Kontakten durch
billigere Metalle wie beispielsweise Nickel zu ersetzen. Für
die Aufnahme erhielt Nicolas Souza den ersten Preis im
bundesweiten Fotowettbewerb »Nano sichtbar machen«,
der von verschiedenen renommierten NanotechnologieNetzwerken ausgelobt wird.
Außerdem gewann die Visualisierung eines Protein-Rezeptors, die Informatiker der Saar-Uni erstellt haben, den
Art&Science Award auf einer internationalen Doppelkonferenz in Wien. Die Visualisierung trägt den Titel »Reflections on Protein Structures«, die sich durch zusätzliche Beleuchtung, Schatten und Spiegelungen auszeichnet. Für das
Bild haben die Wissenschaftler die Programme »Ballview«
sowie »RTfact« zusammengeführt, mit denen beispielsweise
Pharmazeuten komplexe Molekülketten am Rechner bearbeiten können, um so schneller und günstiger Medikamente entwickeln zu können. Beide Programme wurden
von Saarbrücker Wissenschaftlern entwickelt.
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campus
Saar-Uni mit sehr gutem Ergebnis im
Gleichstellungs-Ranking unter 306 Hochschulen
Die Universität des Saarlandes ist in Sachen Gleichstellung der Geschlechter auf bestem Weg. Das zeigt ein
Ranking des Leibniz-Instituts für Sozialwissenschaften. In
dessen »Hochschulranking nach Gleichstellungsaspekten
2011« belegt die Saar-Uni einen Spitzenplatz. Die Saar-Uni
ist mit zehn von 14 möglichen Punkten im Gesamtranking
unter den 67 untersuchten Universitäten im Spitzenfeld.
Insgesamt waren in der Untersuchung 306 Hochschulen
vertreten. Besser schnitten nur sieben Universitäten ab,
wobei 14 von 14 Punkten von keiner Universität erreicht
werden konnten. Besonders rasant verläuft die Entwicklung bei der Besetzung von Professuren. Hier hat sich der
Anteil der weiblichen Professoren zwischen 2004 und 2009
nahezu verdoppelt (2004: 8,3 Prozent weibliche Professoren; 2009: 16,3 Prozent). Damit liegt die Saar-Uni zwar noch
immer leicht unter dem Bundesschnitt (18,2 Prozent), zählt
aber zu den Universitäten, an denen in letzter Zeit die meisten Professorinnen berufen wurden. Auch in der Kategorie
»Wissenschaftliches Personal« insgesamt ist die Frauenquote und der Zuwachs in den vergangenen Jahren bundesweit Spitze. 39,5 Prozent aller Wissenschaftler an der
Saar-Uni sind weiblich (Bundesschnitt 35 Prozent). Hier
gab es einen Zuwachs von 7,4 Prozentpunkten zwischen
2004 und 2009.
www.gesis.org
60 Jahre Europa-Institut der Saar-Uni
Im Oktober feierte das Europa-Institut sein 60-jähriges Bestehen in einem zweitägigen Festakt. Das 1951 gegründete Institut der Universität des Saarlandes ist das
zweitälteste seiner Art in Europa. Jedes Jahr absolvieren
Postgraduierte aus aller Welt den Masterstudiengang »Europäische Integration« im Europarecht und Internationalen Recht und erhalten dafür abschließend den international anerkannten Titel Master of European Law (LL.M.). In
60 Jahren haben mehr als 5.000 Studenten aus aller Welt
am Europa-Institut studiert. Die Absolventen sind heute erfolgreich in Europäischen und Internationalen Institutionen, international ausgerichteten Anwaltskanzleien, Unternehmen sowie nationalen Regierungen in leitenden
Positionen tätig. Einige von ihnen danken es dem Institut,
indem sie ihm heute als hochqualifizierte Dozenten zur Verfügung stehen.
Vor lauter Bäumen: ein literarischer
Streifzug durch die Wälder des Saarlandes:
Ausstellung im Literaturarchiv
Die Wälder des Saarlandes sind Thema einer Ausstellung im Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsass. Der Streifzug
durch reale und erdachte Wälder ist zum einen eine Einladung zum Lesen und Wandern, zum anderen eine Aufforderung, die Landschaften der Region als Denk- und Erlebnisraum kennen zu lernen. Die Ausstellung dauert noch
bis 13. Dezember.
Campus Dudweiler, Beethovenstraße Zeile 6, Öffnungszeiten:
Montag bis Donnerstag 9 bis 12 Uhr, 14 bis 16 Uhr; Freitag 9 bis 12
Uhr, http://literaturarchiv.uni-saarland.de.
Öffentliche Ringvorlesungen zur Chemie und zu
Alfred Hitchcocks Verweisen zur Kunst
»Chemie – Nichts geht ohne sie« lautet der Titel der Vorlesungsreihe, mit der die Saar-Uni in Zusammenarbeit mit
der Landeshauptstadt Saarbrücken die öffentlichen Ringvorlesungen in der Saarbrücker Innenstadt fortsetzt. Die
Chemie-Vorträge richten sich vor allem auch an junge Menschen, die sich für ein naturwissenschaftliches Studium interessieren. Sie finden immer mittwochs um 19 Uhr im Haus
der Zukunft in Saarbrücken, Richard-Wagner-Str. 14–16,
statt.
Eine zweite Ringvorlesung der Saar-Uni und der Stadt
Saarbrücken widmet sich den Bezügen zur Kunst in Alfred
Hitchcocks Filmen, bis hin zur Kochkunst. Begleitend werden Filme des Regisseurs im Saarbrücker Kino achteinhalb
gezeigt. Die Ringvorlesung findet ab 14. November immer
montags um 19 Uhr im Saarbrücker Rathausfestsaal statt.
www.uni-saarland.de/alles-chemie
www.uni-saarland.de/hitchcock
Universität der Großregion: Ratsübergabe an die SaarUni – Studenten erhalten Mobilitätsbeihilfe
Die Laufzeit des EU-geförderten Projekts »Universität
der Großregion« nähert sich ihrem Ende. Unter dem Ratsvorsitz der Universität des Saarlandes stehen seit dem 9.
November die Evaluierung des Projekts durch die European University Association (EUA) sowie die möglichen
Strukturen eines gemeinsamen dauerhaften Universitätsverbundes im Mittelpunkt der letzten sechs Monate. Durch
die EUA-Evaluierung sollen die Potenziale, aber auch eventuell zu verbessernde Aspekte einer zukünftigen Organisation im Verbund erarbeitet werden. Der Rat ist das
Führungsgremium des Projekts »Universität der Großregion«. Er setzt sich aus den sieben Präsidenten und Rektoren der Partneruniversitäten und je einem politischen
Vertreter der fünf an dem Projekt beteiligten Regionen zusammen. Ab diesem Semester können Studenten der SaarUni Lehrveranstaltungen an den Partneruniversitäten in
Kaiserslautern, Lüttich, Luxemburg, Metz, Nancy und Trier
besuchen und Fahrtkostenzuschüsse über den eigens hierfür eingerichteten Mobilitätsfonds erhalten.
www.uni-saarland.de/uni-gr
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campus
Absolventen der Wirtschaftswissenschaften
können Rat von Mentoren einholen
Die Vereinigung der Saarbrücker Absolventen und Studenten der Wirtschaftswissenschaften, Wiwis United, bietet ab diesem Semester ein Mentoring-Programm für Studenten des Fachbereichs an. Noch bis zum 25. November
können sich Studienabsolventen und Doktoranden der
Wirtschaftswissenschaften um einen Platz bewerben. Im
Mittelpunkt des Programms steht der Tandem-Gedanke.
Ein hochkarätiger Mentor, Absolvent der Saarbrücker
Wirtschaftswissenschaften, betreut dabei einen Studenten
und trifft sich mit ihm zum regelmäßigen Gedankenaustausch. So können Berufseinsteiger von der Erfahrung früherer Absolventen profitieren. Wer Interesse hat, kann ein
Motivationsschreiben, einen aktuellen Lebenslauf und ein
Foto an [email protected] schicken.
www.wiwis-united.de/mentoring
Europäische Schule für Materialforschung der
Saar-Uni erhält erneut hohe EU-Förderung
Die Europäische Schule für Materialforschung der
Saar-Uni (EUSMAT) erhält jetzt für eines ihrer internationalen Masterprogramme weitere rund drei Millionen Euro
von der Europäischen Union. Seit 2005 bekam das Masterprogramm AMASE bereits rund fünf Millionen Euro Fördermittel. Für den Studiengang haben sich drei Universitäten in Spanien, Frankreich und Schweden mit der
Saar-Uni vernetzt. Bisher haben dadurch 130 Masterstudenten aus 31 Ländern einen binationalen Abschluss in der
Materialwissenschaft und Werkstofftechnik erhalten.
Neue Servicestelle der Anorganischen Chemie ermittelt
winzige Stoffmengen für Forscher der Saar-Uni
Wenn Schadstoffe in der Luft aufgespürt werden sollen, sucht man häufig nach sehr geringen Konzentrationen.
Manchmal kommt es dabei auf nur ein Teilchen unter Millionen anderen an. Um solche geringen Stoffmengen messen zu können, benötigt man Geräte und Kenntnisse der
Elementanalytik, einem Teilgebiet der Analytischen Chemie. An der Universität des Saarlandes wurde jetzt eine
neue Servicestelle der Anorganischen Chemie eingerichtet,
die alle Kompetenzen in der Elementanalytik bündelt und
Wissenschaftlern der gesamten Universität zur Verfügung
stellt. Dort können dann zum Beispiel auch Materialwissenschaftler Hilfe erhalten, wenn sie die genaue Zusammensetzung von Werkstoffen analysieren wollen.
Zentrum für Schlüsselkompetenzen bietet neue Kurse an
Während Dozenten im Hochschuldidaktik-Programm
zahlreiche Angebote finden, können Studenten mit den Kursen das Career Service ihre methodischen und sozialen
Kompetenzen weiterentwickeln. Am 18. Januar 2012 veranstaltet der Career Service den ersten Karriere-Tag der
Universität des Saarlandes. Mit zahlreichen Kooperationspartnern innerhalb und außerhalb der Uni widmet sich die
Veranstaltung den Fragen: Was kommt nach dem Studium
und wie kann ich mich darauf vorbereiten?
www.uni-saarland.de/schluesselkompetenzen
Neuer Bankautomat auf dem Saarbrücker Unicampus
Die Sparkasse Saarbrücken betreibt seit dem 2. November einen Geldautomaten auf dem Saarbrücker Unicampus. Der Automat befindet sich im Foyer des Mensagebäudes. Außerdem stehen ein Kontoauszugsdrucker und
ein Serviceterminal für Überweisungen und Daueraufträge
zur Verfügung. Darüber hinaus betreiben die Bank 1 Saar
sowie die Postbank jeweils einen Geldautomaten auf dem
Campus in Saarbrücken. Diese befinden sich an der Straßenkreuzung am Campus Center (Postbank) sowie in der
Filiale der Bank 1 Saar im Campus Center.
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www.uni-saarland.de/elementanalytik
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Einblicke in die reiche ungarische Geschichte
Sie ist Dozentin an der westungarischen Universität Sopron/Szombathely und hat einen
Lehrauftrag an der Universität Wien. Seit diesem Wintersemester lehrt die ungarische Gastprofessorin Ibolya Murber für ein Jahr an der Universität des Saarlandes. Die 34-Jährige
hat die Gastprofessur für den Europaschwerpunkt der Saar-Uni inne, die im Rahmen des
Zertifikats Europaicum bereits seit drei Jahren verliehen wird. Die Gastprofessur geht damit
erstmals an eine Frau – und an ein osteuropäisches Land. In ihren Veranstaltungen möchte
Murber den Saarbrücker Studenten einen Eindruck über die Geschichte, Literatur und
Kultur Ungarns vermitteln.
ass Ibolya Murber dieses Jahr als Gastprofessorin im
D Saarland
verbringen wird, verdankt sie dem Zufall:
»Die Ausschreibung habe ich zufällig gefunden und mich
spontan beworben.« Sie habe nie damit gerechnet, in die engere Auswahl zu kommen. Zumal die Anzahl der Bewerber dieses Mal außerordentlich hoch gewesen sei, schiebt
die Ungarin ein. Im Saarland war sie bis zum Antritt ihrer
Professur noch nie, interessiere sich aber für die historischen
Hintergründe des Bundeslandes. Murber freut sich über die
mit der Gastprofessur verbundene Chance, ihr Heimatland
deutschen Studenten näherzubringen. Zudem schätze sie
die mit dieser Gastprofessur verbundene Nähe zu Frankreich und den Benelux-Staaten. Gleichzeitig sieht sie das
Jahr an der Saarbrücker Uni für sich als Herausforderung
an, die es zu bewältigen gilt. »Hier kann ich Erfahrungen
über mich selber sammeln und sehen, wie ich mich in einem
fremden Sprachraum behaupte«, erläutert die zierliche
Frau mit leicht ungarischem Akzent.
Ihre guten Deutschkenntnisse hat sich die promovierte
Historikerin übrigens weitgehend selbst angeeignet: Während eines Erasmus-Stipendiums im österreichischen Vorarlberg hat sie Sprache und Kultur studieren können. In
Saarbrücken musste sie nun allerdings feststellen, dass zwischen Österreich und Deutschland doch der ein oder andere sprachliche Unterschied herrsche. Außerdem bereiten ihr manche deutschen Sprachgepflogenheiten wie zum
Beispiel die Verwendung von ›Tschüss‹ und ›Auf Wiedersehen‹ Probleme: »Hier sagt jeder ›Tschüss‹. Das sage ich
eigentlich nur zu engen Vertrauten, ansonsten sage ich ›Auf
Wiedersehen‹.«
Die Historikerin, die an der Westungarischen Universität Sopron/Szombathely Dozentin für Zeitgeschichte ist
Gastprofessorin
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und gleichzeitig am Lehrstuhl für Finno-Ugristik an der
Universität Wien unterrichtet, ist neugierig auf die vor ihr
liegenden Aufgaben. »Für mich wird es sicher spannend,
den Alltag an einer Uni in Deutschland mit den Gepflogenheiten in Österreich und Ungarn zu vergleichen«, erläutert Murber. Vor allem in ihrem Heimatland Ungarn
gelte der Dozent immer noch als große Autoritätsperson,
der man keine Fragen stelle. Es sei daher meist schwer, in
einem Seminar eine Diskussion zu entwickeln. »Ich hoffe,
in Saarbrücken wird es zahlreiche Fragen meiner Studenten geben«, sagt Murber. »Denn es geht im Studium nicht
nur um Ausbildung, sondern auch um Bildung, und da gehört auch kritisches Hinterfragen dazu.«
Nach dem Studium der Geschichte, Geografie und Pädagogik an der Universität im südungarischen Pécs promovierte Murber 2005 in ungarischer Zeitgeschichte. In
ihrer wissenschaftlichen Arbeit widmet sie sich hauptsächlich zwischenstaatlichen Beziehungen zwischen Ungarn,
Österreich und Europa. Daher folgten im Anschluss an ihre
Promotion unter anderem eine Projektarbeit zur »ungarischen Revolution und Österreich von 1956« am ungarischen Kulturinstitut in Wien, eine Gastprofessur zum
Thema »Ungarn und Europa 1956« in Pécs sowie ein Gastlektorat zum Thema »Ungarische Kultur- und Landeskunde, Ungarn im europäischen Raum« am Institut für europäische und vergleichende Sprach- und Literaturwissenschaften an der Universität in Wien.
Während ihres einjährigen Aufenthalts an der Saar-Uni
möchte Murber den Saarbrücker Studenten ihr Heimatland
näherbringen: »Meist wissen die Menschen in westeuropäischen Ländern wenig über die Geschichte und Kultur
ostmitteleuropäischer Länder. In meinen Vorlesungen und
Seminaren werde ich versuchen, den Studenten einen Überblick über die ungarische Geschichte zu geben.« Von der
Habsburger Monarchie über die kommunistische Machtübernahme bis zum Fall des Eisernen Vorhangs wird sie die
wichtigsten Ereignisse in den letzten Jahrhunderten in Ungarn behandeln. Darüber hinaus bietet sie noch eine Übung
an, die näher auf die Geschichte der in Ungarn lebenden
Juden eingeht und sich auch mit dem Antisemitismus befasst, der in Ungarn erst nach dem Ersten Weltkrieg aufkam. Kritisch wird sich die ungarische Wissenschaftlerin außerdem damit auseinandersetzen, wie der Antisemitismus,
die deutschfreundliche Außenpolitik und der Faschismus
Ungarns in Verbindung mit dem Dritten Reich standen und
wie diese Epoche das heutige politische Leben in Ungarn
beeinflusst.
Neben den Veranstaltungen zur ungarischen Geschichte wird Ibolya Murber in diesem Wintersemester
auch ein Literaturseminar halten. Die ungarische Kultur
habe hervorragende Literaten zu bieten, deren Werke aber
nicht alle ins Deutsche übersetzt wurden, weiß die Gastdozentin. Ihr Literaturseminar wird die ungarische Zeitgeschichte aus der Sicht von Kindern betrachten. »Hier ist es
vor allem spannend zu sehen, mit welcher kindlichen Naivität die Welt der Erwachsenen geschildert wird«, erklärt
Murber. »Auch ist es interessant zu erleben, wie die Jugendlichen in schwierigen Zeiten ihre eigene Identität suchen müssen, beispielsweise wie ein jüdischer Junge in den
1950er Jahren mit der antisemitischen Stimmung zurechtkommen musste.« Vorstellen wird die 34-Jährige ihren
Studenten zeitgenössische Romane, deren Protagonisten
Jugendliche sind, die offen und neugierig in die Welt blicken.
Bei der Auswahl der Bücherliste hat Murber versucht,
Werke auszuwählen, die die Perspektive von Minderheiten
oder ausgegrenzten Personen aufgreifen. Neben dem Literatur-Nobelpreisträger Imre Kertész mit seinem autobiografischen Werk »Roman eines Schicksalslosen« behandelt
sie unter anderen den Roman »Harmonia Caelestis« des
postmodernen Schriftstellers Péter Esterházy, der sich in
seinem Werk mit seiner eigenen Familiengeschichte, Enteignung und Aussiedlung befasst, sowie den Roman »Als
ich noch Zigeuner war« von Tamás Jónás, der in seinem
Werk das Zigeuner-Dasein in den 1980er und 1990er Jahren beschreibt.
Ob sie selber in ihrer Kindheit gespürt habe, in einem
kommunistischen Land aufzuwachsen? »Nein, für mich war
das völlig normal«, erinnert sich die ungarische Wissenschaftlerin. Zwar gab es in der Bevölkerung eine gewisse
Sehnsucht nach dem »goldenen Westen«, aber richtig bewusst sei ihr das als Kind nicht gewesen. Dennoch schätze
sie nun die vielen Vorteile wie die uneingeschränkte Mobilität, die das Ende der Ostblockstaaten und die Osterweiterung der Europäischen Union für Ungarn mit sich gebracht haben. In den Augen vieler Ungarn habe die Wende
jedoch kaum etwas gebracht, und Murber räumt ein: »Demokratie verbinden viele in meiner Heimat mit einem besseren Lebensstandard.« Allerdings sei es in den vergangenen Jahren nicht zu spürbaren Veränderungen gekommen
– eine Tatsache, die teilweise die Politikmüdigkeit vieler
Ungarn erklären dürfte, ergänzt die Wissenschaftlerin.
Fest vorgenommen hat sich die Gastdozentin für den
Aufenthalt im Saarland, die Großregion durch Ausflüge
besser kennenzulernen. Darüber hinaus wird die Historikerin die Zeit an der Saar nutzen, um ihre Habilitationsschrift, die die ungarisch-österreichischen Beziehungen von
den 1920er bis in die 1930er Jahre näher beleuchtet, fertig
zu stellen. Derzeit ist sie auch damit beschäftigt, die Themen für ihre Lehrveranstaltungen im kommenden Sommersemester zusammenzustellen. Eventuell wird sie ein
Seminar zur ungarischen Frauenliteratur anbieten.
Damit das Heimweh sie in der ersten Zeit nicht zu sehr
überkommt, hat die Ungarin vorgesorgt: Auf einem Tisch
in ihrem Büro auf dem Saarbrücker Campus liegen leuchtendrote Äpfel, orangefarbene Zierkürbisse und violetter
Lavendel – alles Mitbringsel aus eigenem Anbau, die sie
an ihren Garten – ihr großes Hobby – erinnern sollen. »In
meinem Garten kann ich abschalten und genug Ruhe finden«, schwärmt die 34-Jährige von ihrem 120 Quadratmeter großen Rückzugsort, um den sich jetzt vor allem ihr
Mann und ihr Onkel kümmern müssen. Der Garten sei der
Ausgleich für ihren stressigen Berufsalltag und für das Pendeln zwischen den Universitäten in Szombathely und in
Wien. »Ich bin kein Stadtmensch, das habe ich während
meiner Zeit in Budapest und Wien festgestellt«, erzählt
Murber. Daher sei sie froh, nun auf dem Land in der Nähe
von Szombathely zu leben. Außerdem bietet ihr Zuhause
noch einen anderen Vorteil an: die nahe gelegene österreichischen Grenze. Denn neben ihrem Garten zählt auch das
Wandern und Skilanglaufen zu ihren Hobbys, und die Nähe
zu den Alpen weiß sie daher besonders zu schätzen.
_Melanie Löw
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Berthold Seitz in die Nationale Akademie der
Wissenschaften Leopoldina aufgenommen
Berthold Seitz ist in die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina aufgenommen worden. Der Direktor der Klinik für
Augenheilkunde wird der Teilsektion Ophthalmologie angehören. Die Leopoldina, eine
der ältesten wissenschaftlichen Akademien, würdigt damit
die wissenschaftlichen Leistungen und die Persönlichkeit
von Berthold Seitz.
Andreas Groh erhält Preis für die beste
Lehre in Mathematik
Andreas Groh erhält für seine Vorlesung
»Höhere Mathematik für Ingenieure 4« im
Sommersemester 2011 den Preis für die beste
Lehre. Die Auszeichnung wird jedes Semester
von der Fachschaft Mathematik vergeben.
Nach Ansicht der Studenten sind Andreas Grohs Veranstaltungen gut strukturiert und didaktisch sinnvoll aufgebaut. In seinen Vorlesungen bemüht sich Groh stets, den
Stoff »interaktiv« zu vermitteln. Er referiert nicht nur vor
seinem Publikum, sondern versucht, die Themen gemeinsam im Gespräch mit den Studenten zu erarbeiten.
Professor Christian Scholz erneut in den Kreis der
»40 führenden Köpfe im Personalwesen« gewählt
Zum fünften Mal wurden die Persönlichkeiten ermittelt, die das Personalwesen in
Deutschland am deutlichsten voranbringen,
und zum fünften Mal wurde Christian
Scholz von der Universität des Saarlandes
in diesen Kreis gewählt. Der BWL-Professor ist damit einer
von nur fünf Experten, die es jedes Mal in den Kreis der
40 führenden Personalexperten geschafft haben, die das
Fachmedium »Personalmagazin« alle zwei Jahre wählt.
Seit 2003 werden die Manager, Berater, Forscher und
Juristen gewählt, die zentrale Akzente im Personalmanagement gesetzt haben und erkennbar zu seiner Fortentwicklung beitragen.
Peter Winterhoff-Spurk gewinnt Literaturpreis
Peter Winterhoff-Spurk, entpflichteter
Professor für Psychologie an der Saar-Uni, ist
der diesjährige Preisträger des Seume-Literaturpreises. Sein Text »Unternehmen Babylon. Wie die Globalisierung die Seele gefährdet« hat die Juroren einstimmig überzeugt. »Das
faszinierende Buch […] beschreibt die gesellschaftlichen,
politischen und wirtschaftlichen Wirkungen der Globalisierung auf unser Leben. Dabei stehen die psychischen
Folgen für den Menschen im Vordergrund […]. Diese präzise Beschreibung […] macht Mut in einer Welt, die durch
uns gestaltet werden kann, wenn wir die Zusammenhänge
verstehen und uns den humanistischen Traditionen wieder zuwenden«, so das Urteil der Preisrichter. Der mit
3.000 Euro dotierte Preis wird vom Internationalen
Johann-Gottfried-Seume-Verein »Arethusa« vergeben.
Romanist Wolfgang Schweickard in die italienische
Akademie der Wissenschaften aufgenommen
Wolfgang Schweickard, Professor für
Romanische Philologie an der Universität des
Saarlandes, ist in die italienische Akademie
der Wissenschaften (Accademia Nazionale
dei Lincei) aufgenommen worden. Mit den
Professoren Max Pfister, Karlheinz Stierle und Wolfgang
Schweickard kann das Romanische Seminar der Saar-Uni
damit als einziges in Deutschland gleich drei Mitglieder
der italienischen Akademie der Wissenschaften aufweisen. Die Nationalakademie wurde 1603 gegründet und ist
eine der ältesten Wissenschaftsakademien der Welt. Eines
ihrer frühesten Mitglieder war Galileo Galilei.
Menschen
Professor Werner Tack zum Ehrensenator der
Universität des Saarlandes ernannt
Der emeritierte Psychologie-Professor Werner Tack ist am 19. Oktober zum Ehrensenator der Saar-Uni ernannt worden. Damit ist
er einer von nur 27 Männern, dem in der
Geschichte der Saar-Uni diese Ehre zuteil
wurde. In Saarbrücken leitete er mehrere Forschungsprojekte und agierte unter anderem als Sprecher des Sonderforschungsbereichs 378 »Ressourcenadaptive kognitive Prozesse«, Sprecher des Graduiertenkollegs »Kognitionswissenschaft« und in den Jahren 1984 bis 1986 als
Erster Vizepräsident der Universität des Saarlandes.
Ferner war er Vorsitzender zahlreicher nationaler Fachkommissionen sowie der Wilhelm-Wundt-Gesellschaft
und wirkte als Gastwissenschaftler am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, an den Universitäten
Tbilisi und Sapporo sowie am Netherlands Institute for
Advanced Study in Wassenar. Im Zentrum seiner Forschungen stehen »Wissenserwerb und Wissensnutzung«,
»Kognitive Modellierung und Methodologie« sowie »Spieltheorie«. Auch nach seiner Emeritierung 2004 blieb Werner Tack der Universität des Saarlandes eng verbunden.
Nach wie vor zeigt er unermüdlichen Einsatz zum Beispiel bei der Organisation der Kinder-Uni, die er gemeinsam mit der Saarbrücker Zeitung organisiert.
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Michael Backes als einer der führenden IT-Köpfe
Deutschlands ausgezeichnet
Michael Backes, Professor für Informationssicherheit und Kryptographie der Universität des Saarlandes, wurde von der
Zeitschrift »Computerwoche« bereits zum
zweiten Mal zu einer der wichtigsten Persönlichkeiten der deutschen IT-Landschaft gekürt. Der 33jährige Informatik-Professor ist Leiter des neuen Saarbrücker Kompetenzzentrums für Informationssicherheit,
CISPA, das vom Bundesforschungsministerium finanziert
wird. Er leitet außerdem als »Fellow« eine Forschergruppe
am Max-Planck-Institut für Softwaresysteme. Von den
»Top 100 IT-Köpfen der Computerwoche« kommen nur
zwölf aus der Wissenschaft, allein drei davon stammen aus
dem Saarland. Neben Michael Backes wurden wie im vergangenen Jahr Wolfgang Wahlster, Leiter des Deutschen
Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz, und August-Wilhelm Scheer, Informatik-Professor und Gründer
von IDS Scheer, geehrt.
Höchster europäischer Forschungspreis für
Informatik-Professor Andreas Zeller
Andreas Zeller, Professor für Softwaretechnik der Universität des Saarlandes, erhält
einen ERC Advanced Grant, den höchst dotierten Forschungspreis der Europäischen
Union. Die Fördersumme wird bis zu 2,3 Millionen Euro für die kommenden fünf Jahre betragen. Der
Informatiker will damit die grundlegenden Prinzipien großer Softwaresysteme erforschen. Mit diesen Erkenntnissen sollen künftig automatisch fehlerfreie Computersysteme erstellt werden, um etwa den Geldverkehr, soziale
Netzwerke oder die Flugüberwachung sicherer zu gestalten. Andreas Zeller ist der erste Professor der Universität des Saarlandes, der diese hohe Auszeichnung erhält
und der erste Wissenschaftler in Deutschland, der im Bereich der Informatik und Computerwissenschaften mit
diesem Preis ausgezeichnet wird. Mit der Fördersumme
von bis zu 2,3 Millionen Euro wird Professor Zeller rund
zehn Doktoranden und promovierte Wissenschaftler einstellen können.
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Steffen Augsberg ist zum Professor für
Öffentliches Recht ernannt worden.Augsberg
konzentriert seine Arbeit insbesondere auf
das Recht des Gesundheitswesens. Im Zusammenwirken mit der Professur des Studiengangs Gesundheitsmanagement (Professor Martin Dietrich) sollen Debatten über Nachhaltigkeit und Reformbedarf des Gesundheitssystems nachvollzogen werden.
Stefan Panzer ist Professor für Trainingsund Bewegungswissenschaften. Neben seiner
Tätigkeit an der Hochschule wird Professor
Panzer Beratungs- und Kooperationsleistungen für den Sport in der Region erbringen
(z.B. für den Olympiastützpunkt Rheinland-Pfalz/Saarland). Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich
Motorische Kontrolle/Motorisches Lernen sowie Training
im Spitzensport.
Nine Miedema ist zur Professorin für Deutsche Philologie des Mittelalters ernannt worden. Professor Miedema untersucht im Rahmen der historischen Dialogforschung, wie
sich im Mittelalter das literarische Gestaltungsmittel der Figurenrede entwickelt hat.
Geburtstage emeritierter Professoren
85 Jahre wurde am 6. September Professor Helmut
Loth, der 1972 das Institut für Pharmazeutische Technologie auf dem Campus begründete und bis 1994 zu einer
renommierten Stätte der Forschung ausgestaltete. Unter
anderem agierte er als Sachverständiger des Bundesgesundheitsamtes, Vorsitzender der Landesgruppe Saar der
Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft sowie als Prodekan seines Fachbereichs.
Professor Rudolf Richter, feierte am 28. September
seinen 85. Geburtstag. Er leitet weiterhin geschäftsführend die Arbeitsstelle für Neue Institutionenökonomik,
der er seit 1964 verbunden ist, hat maßgeblich zum herausragenden Profil der Saarbrücker Wirtschaftswissenschaften beigetragen und die Partnerschaft mit dem Department of Economics der University of Michigan (Ann
Arbor) initiiert.
Am 23. Oktober wurde der älteste Professor und AltDekan der Medizinischen Fakultät, langjährige Direktor
des Pharmakologischen Instituts und Spiritus Rector der
Ethikkommission der Ärztekammer des Saarlandes, Professor Walter Rummel, 90 Jahre alt. Seit 1958 hatte er
32 Jahre das Homburger Ordinariat für Pharmakologie
und Toxikologie inne, gestaltete den Sonderforschungsbereich »Membranforschung« mit und war Senator der
Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Am 2. November 1926 wurde in Lüdenscheid Professor
Peter Robert Franke geboren, der von 1967 bis 1992
als Saarbrücker Ordinarius für Alte Geschichte wirkte und
auch Gastprofessuren in Europa und den USA wahrnahm.
Sein zentrales Forschungsfeld bildet die antike Numismatik, er ist Mitglied und Ehrenmitglied mehrerer wissenschaftlicher Gesellschaften und leitete zwischen 1983
und 1985 als Dekan die Philosophische Fakultät.
In Brüssel am 2. November 1931 geboren, folgte Professor Jacques Loeckx 1972 dem Ruf auf einen neuen Saarbrücker Lehrstuhl für Informatik. Mit seinem Namen sind
international renommierte Projekte und Kooperationen
zur Semantik der Programmiersprachen und vor allem zur
Programmverifikation verbunden.Auch nach seiner Emeritierung 1997 engagierte er sich für die wissenschaftliche
Gemeinschaft und hat gerade an einer Studie zur Geschichte der Informatik in Belgien mitgearbeitet.
Im Zentrum seines Wirkens steht die Humanisierung des
modernen Strafvollzugs, und sein weites Œuvre umfasst
sowohl Standardwerke der gesamten Strafrechtswissenschaft als auch literarische Arbeiten: Professor Heinz
Müller-Dietz, der am 2. November 1931 geboren und
1969 nach Saarbrücken berufen wurde, ist auch Ehrendoktor der Keio University Tokio, Träger der BeccariaMedaille in Gold und Alt-Dekan seiner Fakultät.
Verstorben
In Hamburg am 6. August 1925 geboren, kam Professor
Johannes André nach seiner Promotion in Tübingen
und der Habilitation in Braunschweig im April 1964 an das
Mathematische Institut unserer Universität, wo er bis 1990
insbesondere die Abteilung für Schulmathematik prägte
und sich in seinen Publikationen vor allem Grundlagen
der Geometrie widmete. Wenige Tage nach seinem 86. Geburtstag ist er am 15. August verstorben.
Im Alter von 86 Jahren verstarb am 11. September der am
9. Juli 1925 in Rostock geborene emeritierte Professor für
Deutsche Philologie und Literaturwissenschaft Gerhard
Schmidt-Henkel, der zwischen 1971 und 1993 am
Germanistischen Institut wirkte. Er begründete 1978 die
»Arbeitsstelle für Gustav-Regler-Forschung«, die er zur
Keimzelle des heutigen Literaturarchivs ausbaute.
Am 3. Oktober ist der emeritierte Professor für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Unternehmensforschung
(Operations Research), Werner Dinkelbach, im Alter
von 77 Jahren verstorben. Der Autor herausragender Standardwerke hatte drei Jahrzehnte von 1972 bis 2002 den
Saarbrücker Lehrstuhl inne und diente der Saar-Uni
außerdem zwischen 1984 und 1986 als Vizepräsident für
Forschung.
Menschen
Neue Professoren
Matthias Hein ist neuer Professor für Mathematik und Informatik an der Universität
des Saarlandes. Sein Spezialgebiet ist maschinelles Lernen. Dessen Ziel ist es, per Computer automatisch Informationen aus Daten zu
gewinnen und so Muster und Strukturen zu erkennen.
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