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campus ZUHAUSE KEINEN BOCK AUF SPORT? Das Uni-Fitnesszentrum sorgt für Motivation UNIVERSITÄT DES SAARLANDES GIRO 4young ist kostenfrei und bietet viel. Für Schüler, Azubis, Studenten und Absolvierende des Freiwilligen Sozialen/Ökologischen Jahres und des Bundesfreiwilligendienstes. November 2012 www.sparkasse-saarbruecken.de / jungekunden Editorial Damit Träume keine bleiben. Egal ob während oder nach dem Studium. Staatskanzlei (S. 22 Fotos Knopf, Ladel, Friese), Harald Rehling/Uni Bremen (S. 22 Foto Louis), Andreas Engel (S. 23 Foto Giegerich), ansonsten Bestand der Pressestelle oder Bestand der abgebildeten Personen. Anschrift: Universität des Saarlandes, Campus, D-66123 Saarbrücken. Layout und Satz: Maksimovic & Partners. Druck: SDV. Anzeigen: Stephanie Böcker. Fotos: photocase/iotas (Titel), Uwe Bellhäuser (S. 3), Jörg Pütz (S. 4, 5, 6; S. 20 Foto Lehr), André Mailänder (S. 7, 8, 9), Josh Landis, National Science Foundation (S. 10), Major Steve Mortensen/McChord AFB, Die Filiale im Campus Center der Universität des Saarlandes bietet beste Beratung und individuelle Produkte. Für alle, die an der Uni lernen, lehren und arbeiten. National Science Foundation (S. 11), photocase/.marqs (S. 12), Oliver Dietze (S. 13; S. 18), Justine del Corte (S. 20 Foto Schimmelpfennig), bayernexpress newsphoto (S. 21, Foto Mahfoud), bilderwerk (S. 21 Foto Müller), Zwischen Vorlesung, Klausur und Milchkaffee noch schnell zur Bank? Impressum /// Campus, das Magazin der Universität des Saarlandes, erscheint dreimal im Jahr. 42. Jahrgang, Ausgabe 3/2012, November 2012. Herausgeber: Der Präsident der Universität des Saarlandes. die persönlichere Note auf dem Campus Redaktion: Friederike Meyer zu Tittingdorf (V.i.S.d.P.), Claudia Ehrlich, Melanie Löw, Thorsten Mohr, Gerhild Sieber. Mitarbeit: Wolfgang Müller. Ganz neue Perspektiven für Ihr Leben. Liebe Leserinnen und Leser, Wissenschaft ist der Aufbruch zu neuen Welten, die Suche nach Neuem, die Erweiterung des Horizonts. Und der Horizont ist besonders weit in der fernen Antarktis. Dort war Karin Römisch gleich zweimal. Die Mikrobiologin untersuchte in der McMurdo-Forschungsstation unter anderem, warum Fische und andere Bewohner des Südpolarmeeres bei Wassertemperaturen knapp unter null Grad Celsius nicht einfrieren. Lesen Sie ab Seite 10, welche Geschichten die Professorin aus dem Ewigen Eis mitgebracht hat. Näher als die Antarktis liegt gerade uns an der Saar-Uni Europa. Seit fünf Jahren lädt die Saar-Uni Wissenschaftler aus dem europäischen Ausland im Rahmen des Europaschwerpunktes für ein Jahr ins Saarland ein, um hier zu forschen, zu lehren und Studenten und Wissenschaftlern mehr über ihr Heimatland zu vermitteln. Seit Kurzem ist nun Rūta Eidukevičienė als Gastprofessorin hier. Die Litauerin ist aber keine Unbekannte an der Saar-Uni. Bereits als Studentin und später als Doktorandin lernte die Kulturwissenschaftlerin unsere Universität und das Saarland kennen und schätzen. Lernen Sie nun unsere Gastprofessorin im Portrait auf den Seiten 18 und 19 kennen und schätzen. Im Herzen Europas schließlich liegt das Saarland. Ihre Aufmerksamkeit speziell auf unsere Heimat gerichtet haben Margrit Grabas und Veit Damm. Die Professorin für Wirtschaftsgeschichte und ihr Mitarbeiter erforschen, wie insbesondere im Saarland die Politik gegen Wirtschaftskrisen kämpfte. Was wir aus der Vergangenheit lernen können, schildert der Artikel auf Seite 12. Diese Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Projekte und Expeditionen bilden natürlich nur einen Bruchteil dessen ab, was täglich an unserer Universität passiert.All die kreative, interessante, aber auch anstrengende Arbeit verlangt einen Ausgleich. Den bekommen Wissenschaftler, Mitarbeiter und Studenten der Saar-Uni seit wenigen Wochen im neu gestalteten und ausgestatteten Fitnesszentrum »Uni-Fit«. Hier bieten Hochschulsport-Chef Rolf Schlicher und sein engagiertes Team Kraft- und Fitnesssport auf höchstem Niveau an. Schauen Sie doch mal rein ins neue Fitnesszentrum in unserer Titelgeschichte ab Seite 4 – und vielleicht auch vor Ort. Viel Spaß bei der Lektüre wünscht Ihr Universitätspräsident Volker Linneweber 4 Gerade eröffnet: Uni-Fitnesszentrum sorgt für die richtige Balance von Körper und Geist 7 Forschung 10 Frostiges Erlebnis: Mikrobiologin Karin Römisch berichtet über ihren Forschungsaufenthalt in der Antarktis 12 Eine Chance für die Gegenwart? Historiker untersuchen vergangene Wirtschaftskrisen in DFG-Projekt 13 Ambulanz: Psychotherapie an der Saar-Uni bekämpft Angststörungen 15 Campus 18 Gastprofessorin aus Litauen: Über große Zeiten eines kleinen Landes 20 Menschen FIT FÜR STUDIUM UND BÜRO Es ist ein Elend mit der Motivation. Die Laufschuhe stehen frisch geputzt im Schuhregal, der Heimtrainer verstaubt in einer finsteren Kellerecke. »Morgen Mittag aber«, sagen sich unzählige vermeintliche Hobbysportler.Und scheitern meist an sich selbst. Die Laufschuhe blinken auch »Morgen Mittag« und an den darauffolgenden Tagen unbenutzt im Regal. Und der Staubteppich auf dem Heimtrainer zeigt weiterhin keine Abdrücke von Hintern und Händen, sondern liegt da wie frisch gefallener Schnee auf dem Acker. Vielleicht sollten sich Zeitgenossen mit Motivationsschwierigkeiten, die solche Szenen kennen,einmal mit Rolf Schlicher unterhalten. Wenn der Leiter des Hochschulsports an der Saar-Uni vom neu eingerichteten »Uni-Fit« erzählt, weiß man, dass er bis in die Haarspitzen motiviert ist. »Da steckt eine Menge Hirnschmalz drin«, sagt er beim Rundgang durchs gerade eröffnete Fitnesszentrum neben der Uni- und Landesbibliothek. Bis vor Kurzem, während die Bibliothek noch saniert wurde, war in diesem Gebäude noch die Ausleihe untergebracht. Jetzt stehen die Bücher wieder an ihrem angestammten Ort.Stattdessen stehen nun über 50 Fitness-Geräte auf dem schicken und belastbaren Industrieparkett. Alles riecht noch ganz neu, gerade so, als ob die Trainingsgeräte vor fünf Minuten aus der Verpackung genestelt worden seien und die Parkettverleger eben erst den letzten Handgriff getan hätten. Rolf Schlicher und sein Team haben sich für die Gestaltung des 240 Quadratmeter großen Fitnessraumes Hochschulsport-Zentren in ganz Deutschland angeschaut und so ihr Konzept entwickelt. »Wir haben uns vergleichbar große Unis ausgesucht, die eine ähnliche finanzielle Ausstattung haben wie wir und eine Campusuni sind.« So sollte aus den Erfahrungen an anderen Hochschulen ein für den Bedarf der Saar-Uni optimales Fitness-Angebot entstehen. Das Konzept geht auf. Für die kostenpflichtigen Angebote des Hochschulsports haben sich in diesem Wintersemester erstmals über 2.000 Studenten und Mitarbeiter der Saar-Uni angemeldet.Das ist insbesondere auf den ebenfalls im Gebäude liegenden Multifunktionsraum zurückzuführen. Darin werden Entspannungsübungen,Yoga und Tanzsport gelehrt, erklärt Rolf Schlicher. »Für das Programm ›Uni in Bewegung‹ für die Bediensteten der Uni haben sich bereits jetzt 260 Leute angemeldet, die vor allem Kurse im Multifunktionsraum belegen. Vorher waren es etwa 180 Uni-Fit Das brandneue Fitnesszentrum »Uni-Fit« hat seit Kurzem geöffnet – Studenten und Uni-Mitarbeiter können an über 50 Geräten trainieren 74 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,die dasAngebot genutzt haben«, erklärt der Leiter des Hochschulsports. Insgesamt besuchen rund 950 Teilnehmer pro Woche die Angebote im Multifunktionsraum. »Gerechnet haben wir mit 600«, sagt Schlicher. Im Wesentlichen sei dies das Verdienst von PamelaWittfoth,die das Kursangebot neu konzipiert hat.»Ihr Engagement sowie die neue Raumausstattung und -größe haben dazu geführt,dass nun fast alles,was heutzutage unter ›Group-Fitness‹ angesagt ist, auch an der Uni abgeboten wird«, lobt der Chef des Hochschulsports ihr Engagement. Im Uni-Fit selbst ist noch nicht so viel los. Erst am 29. Oktober hat das Fitnesszentrum den Betrieb aufgenommen. Die offizielle Eröffnung steht in Kürze bevor. Der Andrang wird spätestens dann allerdings wohl größer sein, erwartet Rolf Schlicher. Denn Studenten sind schon ab 18 Euro im Monat dabei, Uni-Mitarbeiter können ab 22 Euro im Monat die Geräte nutzen. Und die haben es buchstäblich in sich.»Alle Geräte sind miteinander vernetzt«, erklärt Rolf Schlicher. »Wenn ich mich am Eingang mit meiner UdS-Card anmelde, weiß das Computerprogramm, dass ich da bin. Setze ich mich dann an ein Kraftgerät, um zum Beispiel die Oberschenkel zu trainieren, zeigt mit das Programm auf dem Display genau an, welche Gewichte ich einstellen muss«, demonstriert Rolf Schlicher. Der Clou:Auf dem Display läuft dabei eine Art Videospiel ab. Der Nutzer des Gerätes muss versuchen, einen Punkt in der Bildmitte immer auf einer Straße zu halten, die sich auf- und absteigend durchs Bild schlängelt. »Damit wird die Bewegungsreichweite und die Geschwindigkeit vorgegeben, mit der ich die Übung im Optimalfall absolvieren soll«,sagt Schlicher.»Ist eine Übung absolviert, sagt mir das Gerät dann: ›Gehe jetzt zu diesem oder jenem Gerät und mache weiter mit einer anderen Übung‹. Per Laserabtastung wird automatisch auch kontrolliert,ob mit der richtigen Last und Intensität trainiert wird.« Die Übungen selbst sind natürlich nicht aus der Luft gegriffen. Vor Beginn eines Trainings werden Neuankömmlinge in kleinen Gruppen von vier bis sechs Personen von speziell geschulten Trainern eingestellt. »Das unterscheidet uns von kommerziellen Fitnessstudios. Wir bringen den Leuten auch fundierte sportwissenschaftliche Hintergründe näher«, erklärt Rolf Schlicher diesen Schritt. Denn nur wer versteht, was er tut, kann auch mit Sinn und Verstand trainieren. Das Hochschulsport-Zentrum arbeitet für die Inhalte, die es vermittelt, und bei der Trainerausbildung eng mit dem Lehrstuhl für Trainingswissenschaften zusammen, der kürzlich mit Professor Stefan Panzer wieder besetzt wurde.»Das ist natürlich Gold wert«, freut sich Rolf Schlicher über diese Möglichkeit, praktischen Sport mit theoretischem Wissen zu unterfüttern. Ein individuell erstellter Trainingsplan komplettiert die Einführung für Fitness-Neulinge. Bei allem Hightech in den Trainingsgeräten muss jedoch niemand befürchten, alleine gelassen zu werden. »Es sind immer ein bis zwei Trainer vor Ort, die man hinzuziehen kann, auch wenn man schon einige Wochen im Training steckt«, erklärt Schlicher. Erfahrene Fitnesssportler haben im hinteren Bereich des Uni-Fits die Möglichkeit, im Freihantelbereich ganz nach ihren eigenen Vorstellungen zu trainieren. »So kommen alle auf ihre Kosten, erfahrene Sportler genauso wie Neulinge, die etwas Gutes für die Gesundheit tun wollen«, sagt Rolf Schlicher. Denn der Gesundheitsaspekt steht beim Uni-Fit im Vordergrund. »Unser Ansatz lautet, dass die Nutzerinnen und Nutzer eine Übung lieber häufiger F orschung ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Pilotprojekt: Wie kann man in öffentlichen Gebäuden mit wenig Geld viel Energie sparen? Kommunen, Städten und auch den Hochschulen laufen die Energiekosten davon. Meist fehlt jedoch Geld, um ältere Gebäude zu dämmen oder bessere Heizungssteuerungen einzubauen. Wissenschaftler der Universität des Saarlandes wollen daher öffentliche Gebäude aus mehreren Jahrzehnten genauer untersuchen. Sie werden über längere Zeit beobachten, welche Maßnahmen zur Energieeinsparung in den einzelnen Gebäuden jeweils am meisten bringen. Die Palette reicht von der Gebäudesteuerung über interne Kosten-Nutzen-Rechnungen bis hin zu umweltpsychologischen Schulungen.Welche Maßnahmen an welcher Stelle die größten Effekte bringen, will Mechatronik-Professor Georg Frey gemeinsam mit Alexander Baumeister,Professor für Betriebswirtschaftslehre der Saar-Uni, und der Professorin für Umweltpsychologie Petra Schweizer-Ries untersuchen. Das interdisziplinäre Forschungsprojekt wird vom Bundesministerium fürWirtschaft und Technologie mit rund 800.000 Euro gefördert. bieten jetzt beispielsweise Basketball für Frauen an. Das ist ganz neu. In anderen Sportarten konnten wir extrem späte Trainingsstunden auf eine vernünftige Uhrzeit legen. Statt um 22 Uhr beginnen diese dann um 19 oder 20 Uhr«, sagt Elisabeth Marx über diesen Zusammenhang. Genauso, wie das Training im neuen Gebäude mit UniFit und Multifunktionsraum den Sportlerinnen und Sportlern zugute kommt, wirkt sich das Gebäude selbst also auf das gesamte Programm aus. Über 70 Sportarten hat Rolf Schlichers Team im Portfolio. Es wäre doch gelacht, wenn auch der unmotivierteste Zeitgenosse in diesem reichhaltigen Fundus nicht doch das Passende findet. Viele Angebote sind übrigens komplett kostenlos. Das sollte doch nun Motivation genug sein. _Thorsten Mohr www.uni-saarland.de/hochschulsport Forschung wiederholen und etwas weniger intensiv trainieren, statt schnell viel Gewicht zu stemmen. Das ist günstiger für die Anpassung der Sehnen und Bänder. Außerdem wollen wir ja keine Zuchtbullen«, sagt Rolf Schlicher mit einem Augenzwinkern. Dass neben dem Körper auch der Geist gefordert wird, ist ebenfalls eine Besonderheit des Uni-Fits. Auf den Bildschirmen an den Geräten gibt es die Möglichkeit, in den 45sekündigen Pausen zwischen den Übungen Vokabeln für Fremdsprachen zu lernen. »Dafür arbeiten wir eng mit dem Sprachenzentrum zusammen«, erklärt HochschulsportChef Schlicher. Auch Kooperationen mit Lehrstühlen sind denkbar. »Ein Professor kann Multiple-Choice-Fragen zusammenstellen, die wir dann auf dem Bildschirm zeigen.« So kann beispielsweise ein BWL-Student die Inhalte der nächsten Klausur vorbereiten, während der Historiker am Gerät nebenan die wichtigsten Daten des Mittelalters präsentiert bekommt. Diese Angebote, die das Uni-Fit bereithält, sind schon für sich genommen eine große Verbesserung der bisherigen Trainingsbedingungen. »Durch den zusätzlichen Platz, den wir mit dem Uni-Fit und dem Multifunktionsraum gewonnen haben, können aber auch neue Angebote in anderen Bereichen des Hochschulsports geschaffen und bestehende verbessert werden«, erklärt Elisabeth Marx aus SchlichersTeam.»Die zusätzlichen Kapazitäten wirken sich auch auf das Sportprogramm in der Uni-Sporthalle aus.Wir 76 37 Gelgerüst des Lungenschleims hindert Nanopartikel am Durchkommen Wissenschaftler der Universität des Saarlandes und des Helmholtz-Instituts für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) haben die physikalischen Eigenschaften des Lungenschleims enträtselt: Sie fanden heraus, dass im Lungenschleim ein steifes Gelgerüst große,mit Flüssigkeit gefüllte Poren voneinander trennt und die Bewegung von Nanopartikeln über Porengrenzen hinweg verhindert. »Unsere Ergebnisse helfen uns zu verstehen, wie Infektionskrankheiten der Atemwege entstehen und wie diese besser bekämpft werden können. Sie sind insbesondere eine wichtige Grundlage für die Entwicklung inhalativer Medikamente«,erklärt Claus-Michael Lehr,Professor für Biopharmazie und Pharmazeutische Technologie der Saar-Uni und Leiter der Abteilung »Wirkstoff-Transport« am HIPS. Hierbei muss nach den neuen Erkenntnissen berücksichtigt werden, wie die Wirkstoffe das Gelgerüst des Schleims überwinden können. Dafür kommen so genannte mucolytische Verfahren in Betracht, bei denen die steifen Gel-Stäbe quasi durchschmolzen werden: Diese lösen sich vor dem Nanopartikel, zum Beispiel einem Wirkstoffmolekül,auf,lassen ihn passieren und schmelzen hinter ihm wieder zusammen. Ihre Forschungsergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler in der renommierten Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Science (PNAS). Wie erholen sich Leistungssportler am besten? Neues Forschungsprojekt an der Saar-Uni Leistungssportler müssen an immer mehr Wettkämpfen teilnehmen, um auf der Weltbühne bestehen zu können und Geld zu verdienen. Daher wird es zunehmend wichtiger, dass sie sich nach einem anstrengenden Wettkampf schnell wieder erholen. Wie sie das möglichst effizient tun können, ist noch unklar. Wissenschaftlich fundierte Empfehlungen gibt es bisher kaum. Das will das Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) nun ändern. Mit 1,4 Millionen Euro über vier Jahre fördert die Einrichtung hochkarätige Forscher in ganz Deutschland, um herauszufinden, wie sich Top-Sportler möglichst schnell und gut erholen.Tim Meyer, Professor für Sport- und Präventivmedizin an der Saar-Uni, ist einer von vier Professoren in Deutschland, die das Projekt namens RegMan (voller Titel: »Optimierung von Training und Wettkampf: Regenerationsmanagement im Spitzensport«) leiten. Mindestens zehn einzelne Studien planen Tim Meyer und seine Kollegen (Professor Mark Pfeiffer, Universität Mainz, Alexander Ferrauti, Universität Bochum, beide Trainingswissenschaft, sowie Michael Kellmann, Universität Bochum, Sportpsychologie) in den vier Jahren. Wettbewerb »365 Orte im Land der Ideen«: Forscher der Saar-Uni als Bundessieger geehrt Für ihre innovativen Arbeiten auf dem Gebiet der Impfstoffforschung sind die Mikrobiologen Frank Breinig und Manfred Schmitt vom Institut für Molekular- und Zellbiologie der Saar-Uni als Bundessieger in der Kategorie Wissenschaft beim Wettbewerb »365 Orte im Land der Ideen« geehrt worden. Die Forscher haben erstmals ein Transportsystem entwickelt, mit dem spezialisierte Zellen des menschlichen Immunsystems gezielt adressiert werden können. Dabei haben die Wissenschaftler so genannte funktionelle Nukleinsäuren in gentechnisch veränderte Hefezellen gepackt.Diese Hefezellen werden nur von bestimmten Immunzellen erkannt und aufgenommen. Die Nukleinsäuren aktivieren dann das menschlicheAbwehrsystem.DieArbeiten von Breinig und Schmitt legen einen wichtigen Grundstein im Kampf gegen Tumorerkrankungen und Infektionskrankheiten. Die verwendeten Hefezellen sind zudem unbedenklich und könnten als Schluckimpfung verabreicht werden. F +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Nicht nur die Oberfläche bestimmt, wie fest der Gecko an der Decke hängt Wie stark zwei Materialoberflächen aneinander haften, kann von der Materialzusammensetzung tief unter den Oberflächen abhängen.Das haben Physiker um Karin Jacobs und Peter Loskill von der Universität des Saarlandes gemeinsam mit Forschern um Kellar Autumn vom Lewis & Clark College in Portland (Oregon, USA) durch systematische Messung von Adhäsionskräften herausgefunden. Daraus entwickelten sie den neuen Begriff »subsurface energy«. Gegenstand der Forschung waren die Härchen von Gecko-Zehen. Das Forscherteam aus Saarbrücken und Portland konnte nachweisen, dass sogar ein so großes Tier wie der Gecko spüren kann, wie das Material tief unter der Oberfläche zusammengesetzt ist. Für ihre Experimente zur Tiefenempfindlichkeit entfernten dieWissenschaftler behutsam die Härchen von den Zehen eines Tokay-Geckos. Sie bündelten die Härchen und klebten sie an die Spitze eines hochempfindlichen Kraftmessers. Anschließend wurde dieser über die Oberfläche von Siliziumscheiben gezogen, die unterschiedlich dick mit Siliziumdioxid beschichtet waren. Die dabei auftretenden Reibungs- und Anziehungskräfte konnten die Forscher mit hoher Genauigkeit messen. Dabei zeigte es sich, dass die Härchenbündel umso stärker von der Siliziumoberfläche angezogen werden, je dünner die auflagernde Siliziumdioxid-Schicht ist. Die Forscher vermuten, dass dies sowohl für die Naturwissenschaften als auch für die Ingenieurwissenschaften von Bedeutung sein wird. Die Arbeit wurde nun im »Journal of the Royal Society Interface« veröffentlicht.Die Härchen werden übrigens bei der nächsten Häutung des Tieres durch neue ersetzt. Saarbrücker Physiker entwickeln hocheffizienten Mikrowellen-Detektor für Quantencomputer Die Quantenforschung nutzt zur Übertragung von Informationen nicht nur Photonen des sichtbaren Lichts, sondern zunehmend auch Teilchen von Mikrowellenstrahlung. Sie sind etwa für Prozessoren von Quantencomputern von Bedeutung. Physikern der Universität des Saarlandes ist es nun erstmals gelungen, einen Photodetektor für Mikrowellen zu entwickeln,der mit nahezu hundertprozentiger Effizienz arbeitet. Die wissenschaftliche Arbeit wurde in »Physical Review A« publiziert. Neben dem Einsatz in Computern erlaubt diese Messung von Mikrowellen am Quantenlimit auch Anwendungen in der Astrophysik bei der Erforschung der kosmischen Hintergrundstrahlung oder der Suche nach dunkler Energie. Europäischer Forschungsrat fördert Wissenschaftlerin der Saar-Universität mit 1,2 Millionen Euro Der Europäische Forschungsrat (ERC) hat wieder Spitzenforscher aus ganz Europa ausgezeichnet, darunter Gentiana Wenzel vom Uniklinikum in Homburg. Die Fachärztin für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde erhält 1,2 Millionen Euro, um eine neue Generation von Hörgeräten zu entwickeln. Die neue Technik soll schwerhörigen Menschen helfen,besser zu hören sowie komplexe Klänge wie Sprache und Musik zu unterscheiden und zu verstehen. Der Forschungsansatz verfolgt den Gedanken, die Energie zur Stimulierung des peripheren Hörorgans nicht mit einem Lautsprecher, sondern mittels Licht-Impulsen zu übertragen. Licht ist eine Energieform, die sehr gezielt und streuungsarm appliziert werden kann. Hierdurch besteht die Perspektive, das Hörsystem optimal aktivieren zu können. Physiker machen Lichtquanten fit für die Datenautobahn Technologien wie Quantenkommunikation oder Quantencomputer eröffnen völlig neue Perspektiven wie prinzipiell abhörsicheren Datenaustausch oder die blitzschnelle Berechnung komplexer Probleme. Bei diesen Technologien spielen einzelne Lichtteilchen, so genannte Lichtquanten oder Photonen,eine fundamentale Rolle als Informationsträger. Die Wellenlänge dieser Photonen liegt oft im sichtbaren Spektralbereich. Das macht sie für den Versand durch lange Glasfaserkabel ungeeignet. Geeignet sind dagegen Photonen mit einer Wellenlänge von 1300 Nanometer bis 1550 Nanometer. Physiker um Christoph Becher, Professor für Experimentalphysik an der Universität des Saarlandes, und der Universität Stuttgart haben nun in einem gemeinsamen Experiment gezeigt, wie man dieses Problem lösen kann. Den saarländischen Forschern ist es gemeinsam mit Kollegen um Professor Peter Michler vom Institut für Halbleiteroptik und Funktionelle Grenzflächen aus Stuttgart gelungen, einzelne rote Photonen in Photonen bei einerTelekomwellenlänge (1313 nm) umzuwandeln. Die roten Photonen wurden in einem »künstlichen Atom«, einem so genannten Halbleiter-Quantenpunkt, erzeugt und zusammen mit einem starken Laserstrahl durch einen speziellen Kristall aus Lithiumniobat geschickt.An dessen Ende treten die Photonen mit veränderter Wellenlänge aus. Die wissenschaftliche Arbeit wurde jetzt in der renommierten Fachzeitschrift »Physical Review Letters« veröffentlicht. Forschung »Knorpelnetz der Großregion« mit Wissenschaftspreis ausgezeichnet In diesem Jahr ging der erste Preis des Interregionalen Wissenschaftspreises 2012 an das Projekt »Knorpelnetz der Großregion«. Dabei handelt es sich um eine Plattform von insgesamt 16 Partnern aus Lothringen, Luxemburg, Wallonien und dem Saarland, die sich in Grundlagenforschung und Klinik mit demThema »Knorpel« beschäftigen. Diese grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Arthroseforschung geht auf eine Pilotaktivität der Universität der Großregion zurück, die von Henning Madry, Professor für Experimentelle Orthopädie und Arthroseforschung an der Saar-Uni, initiiert wurde. Der Preis ist dotiert mit 35.000 Euro. 78 39 Drei Interreg-Projekte im November vorgestellt Am 7. November sind drei Forschungsprojekte vorgestellt worden, die im Rahmen des EU-geförderten INTERREG-IV-A-Programms gefördert werden. Arbeitsgruppen um Professor Rolf Hempelmann,Universität des Saarlandes, und Professor Alain Walcarius, Universität von Lothringen, arbeiten bereits seit einiger Zeit mit der Unterstützung der EU auf dem Gebiet der Bioelektrochemie zusammen. Jetzt geht es darum, gemeinsam mit regionalen Unternehmen neue stationäre Zwischenspeicher für Elektromobile zu entwickeln.Die benötigte Energie stammt hierbei aus Solarzellen und soll in so genannten Redox-Flow-Batterien zwischengespeichert werden. Die Europäische Union fördert die bereits bestehende Kooperation der Universitäten nun für dieses Vorhaben für weitere drei Jahre mit über 560.000 Euro. An den Universitäten in Nancy, Kaiserslautern und an der Saar-Uni beschäftigen sich gleich mehrere Arbeitsgruppen mit magnetischen Phänomenen. Ihre Ergebnisse sind international anerkannt, bisher gab es aber nur vereinzelt eine Zusammenarbeit. Ein INTERREG-gefördertes Projekt soll hier Abhilfe schaffen und in der Großregion grenzüberschreitend ein Zentrum der angewandten Magnetismusforschung schaffen. Das »Greater Region Magnetism Network« (GRMN) will die verschiedenen Aktivitäten bündeln, Synergien nutzen und einen engen Austausch auch in der Lehre initiieren. Das Projekt, das der Saarbrücker Physiker Professor Uwe Hartmann leitet, wird über ein Budget von knapp 1,8 Millionen Euro verfügen. In der Initiative PRECISE arbeiten unter Federführung der Universität des Saarlandes (Professor Dirk Bähre) Forschungsinstitute, Maschinenhersteller, TechnologieEntwickler und Anwender aus der Region zusammen, um das Verfahren des präzisen elektrochemischen Abtragens zu verbessern. Bei diesem Verfahren nutzt man den elektrischen Strom zwischen einem Werkzeug (Kathode) und dem zu bearbeitendenWerkstück (Anode) mit einem flüssigen Elektrolyten,um zielgenau Material abzutragen und dadurch glatte Oberflächen und genaue Formen zu erzeugen. Mit dieser Methode lässt sich ein Material bis auf einen Tausendstel Millimeter genau bearbeiten. So lassen sich beispielsweise Motorenteile, Teile von Flugzeugtriebwerken und auch medizinische Implantate wirtschaftlich herstellen. In besonderem Maße setzt das Projekt darauf, die Grenze zwischen Frankreich und Deutschland noch durchlässiger zu machen und Sprachsowie Kulturbarrieren zu reduzieren, um im technischen Bereich gemeinsame Innovationen zu schaffen. Das Projekt wird mit 1,3 Millionen Euro aus EFRE-Mitteln gefördert. Neue Studie: Wählen Konsumenten bevorzugt Lebensmittel mit »Gesundheits-Siegel«? Greifen Verbraucher verstärkt zu Lebensmitteln, die als gesundheitsfördernd gekennzeichnet sind? Diese Frage steht im Mittelpunkt des neuen EU-Forschungsprojekts »CLYMBOL«,das auf vier Jahre angelegt ist.Daran beteiligt ist auch das Institut für Konsum- und Verhaltensforschung der Saar-Universität unter der Leitung von Andrea Gröppel-Klein. Die BWL-Professorin und ihre Mitarbeiter wollen untersuchen, wie sich gesundheitsbezogene Informationen auf Lebensmitteln auf das Kaufverhalten der Kunden auswirken. Angaben auf Lebensmittelverpackungen wie »Kleiner Quark – knochenstark: Mit viel Calcium und Vitamin D für den Aufbau gesunder Knochen« werden im Vokabular der EU als »Health claims« bezeichnet. Derzeit sind solche Angaben nur bei Lebensmitteln erlaubt, die festgelegte Nährwertanforderungen erfüllen und deren gesundheitsfördernde Wirkung wissenschaftlich nachgewiesen ist. Ob »Health claims« jedoch tatsächlich das Verhalten der Konsumenten beeinflussen,ist noch unklar. Im EU-Forschungsprojekt »CLYMBOL« (Role of health related claims and symbols in consumer behaviour), das im September gestartet ist und auf vier Jahre angelegt ist, gehen 14 europäische Expertenteams dieser Frage nach. Die an »CLYMBOL« beteiligten Projektpartner wollen in den kommenden Monaten zunächst eine Auswahl geeigneter Methoden zusammenstellen.Dazu gehören unter anderem aufwändige Eyetracking-Studien, bei denen die Blickbewegungen der Konsumenten aufgezeichnet werden, und die Auswertung so genannter Panel-Daten. Dabei werden dieselben Personen in regelmäßigen Abständen zum gleichen Thema befragt, um Entwicklungen im Zeitverlauf zu analysieren. Forschung extrem: Arbeiten im Ewigen Eis ❄ An der Stelle, von der aus 1911 der Abenteurer Robert Scott auf den Weg zum Südpol aufgebrochen ist, steht heute die McMurdo-Station. Die im Süden der Ross-Insel in der Antarktis gelegene Einrichtung wurde 1955 erbaut und bietet rund 1100 Wissenschaftlern Platz, um im Ewigen Eis zu forschen. Auch Karin Römisch, Professorin für Mikrobiologie an der Saar-Uni, zählt zu den wenigen Menschen, die dort arbeiten konnten. Bei zwei Aufenthalten untersuchte die Biologin unter anderem Fische, Krabben und Mikroorganismen. Sie erforschte aber auch ein »Frostschutzmittel«, das bei Fischen im antarktischen Meer dafür sorgt, dass die Tiere nicht erfrieren. Bei klirrender Kälte mit 35 Pfund schwerer Kleidung und einer 20 Kilogramm schweren Kiste – voll gepackt mit Ausrüstung für die Expedition – in der Hand durch knietiefen Schnee stapfen, um die Tierwelt zu erforschen: Ein Aufenthalt in der Antarktis ist wahrlich kein Zuckerschlecken und zerrt an den physischen, aber auch an den psychischen Kräften. Das weiß auch Professorin Karin Römisch: »Das ist nur etwas für Leute, die sich selber sehr gut kennen und die weitermachen, auch wenn es weh tut.« Die Forscherin der Saar-Uni war bereits zweimal für einen einmonatigen Aufenthalt in der McMurdo-Station und kennt die extremen Bedingungen dort. Römisch hatte zufällig eine Anzeige der National Science Foundation, die die Station betreibt, in einem Fachjournal gelesen. Da sie zum damaligen Zeitpunkt Lust darauf hatte, einmal aus dem Labor herauszukommen und Feldforschung zu betreiben, hat sich die Biologin zunächst für einen praktischen Biologiekurs beworben, der zwei Jahre später zu einer Zusammenarbeit und einem weiteren Aufenthalt in der Antarktis führte. Nachdem jede Menge Papierkram erledigt und ein gründlicher Gesundheitscheck überstanden war, ging es für Römisch über Christchurch in Neuseeland, von wo aus das amerikanische Militär die McMurdo-Station anfliegt, in die Antarktis. »Für Wissenschaftler, die nur im Labor arbeiten, ist das eine große Umstellung«, erinnert sie sich. »In der Antarktis kann man die Dinge nicht kontrollieren wie im Labor.« Vor allem das Wetter könne einem schnell einen Strich durch die Rechnung machen. »In einem Moment scheint noch die Sonne, und im nächsten Augenblick sieht man vor Eisnebel die eigene Hand vor den Augen nicht«, erklärt die Biologin. Die schnellen Wetterwechsel und die extremen Temperaturen sind eine enorme Belastung für den menschlichen Körper. »Ich musste erst lernen, genug zu essen, um Forschungsreise ❄ 7 10 3 11 nicht ständig zu frieren«, erklärt die Biologin. »Der Körper benötigt bei diesen Bedingungen etwa 4.000 bis 5.000 Kalorien proTag.« Da in derAntarktis ein ähnlich trockenes Klima wie in der Wüste herrsche, müsse man zudem darauf achten, viel zu trinken. Darüber hinaus müssen die Forscher auch Abstriche im Komfort hinnehmen, wie Römisch erzählt: »Die Station ähnelt einer Öl-Pumpstation in Alaska. Raum für Privatsphäre ist nicht vorhanden. Geschlafen wird in Zwei-Bett-Zimmern und gegessen wird in einer großen Kantine.« Handwerkliches Geschick und ein gewisses Maß an Kreativität sind außerdem von Vorteil. »Geht zum Beispiel ein Gerät kaputt, kann man nicht einfach einen Service anrufen, sondern muss es reparieren«, weiß die 49-Jährige. Auf der anderen Seite bieten Expetitionen im antarktischen Eis immer wieder die Gelegenheit, die einzigartige Landschaft zu genießen. »Wir sind am Eisrand entlang gefahren, haben Wale beobachtet und sind an Pinguinkolonien vorbeigekommen«,erinnert sie sich.Zudem haben die Piloten, die die Forscherinnen und Forscher gelegentlich zu ihren Erkundungsorten geflogen haben,auch kleine Umwege gemacht, um ihnen beispielsweise das Ross-Schelfeis von oben zu zeigen. Diese Eisplatte ist das größte Stück Schelfeis des Kontinents, also direkt mit einem Gletscher verbundenes Eis auf dem Meer. Es ist etwa so groß wie Frankreich.»Die Landschaft ist schon sehr beeindruckend«, erzählt Römisch weiter. »In der Nähe der Forschungsstation liegen die so genannten Dry Valleys, die mich stark an eine Kraterlandschaft auf dem Mond erinnert haben.« Hier liegen weder Eis noch Schnee. In den zahlreichen Tümpeln, die es dort gibt, haben sich Mikroorganismen angesiedelt, die an die extremen Bedingungen bestens angepasst sind. Interessant war es für Römisch, auch Forschern aus anderen Bereichen bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen,da in der Station nicht nur Biologen,sondern unter anderem auch Astrophysiker, Geologen und Geophysiker arbeiten. Römisch hat sich mit einem Glaziologen, also einem »Eis-Forscher«,das Labor geteilt und so nebenbei einiges über das Schelfeis gelernt. Bei ihrem ersten Aufenthalt, im Rahmen eines Biologiekurses, untersuchte Römisch, wie sich die Kälte auf Fische oder Mikroorganismen auswirkt. Zudem erforschen Biologen,die in dieAntarktis kommen,den Einfluss der UVStrahlen auf die Lebewesen und die Evolution der Flora und Fauna. »Populationen leben hier relativ isoliert und können sich nicht mit anderen mischen«, erklärt die Wissenschaftlerin. »Sie eignen sich daher besonders gut, um die Evolution genauer zu studieren.« Nachdenklich wird Römisch, wenn sie vom antarktischen Ökosystem erzählt: »Die meisten Organismen, die dort leben, tolerieren nur kleine oder gar keine Temperaturschwankungen.« Viele Meerestiere, die zum Beispiel bei Temperaturen um –2 Grad Celsius leben, ertragen keine Temperaturen, die wesentlich über die Null-Grad-Marke hinausgehen. »Das Ökosystem der Antarktis wird wohl eines der ersten sein, das in den nächsten Jahren verschwinden wird«, gibt sie zu bedenken. Während ihres zweiten Aufenthalts im Ewigen Eis hat sich Römisch unter anderem mit Gefrierschutzproteinen von Fischen befasst. Die Proteine kommen im Blut der Tiere vor und verhindern das Wachsen von Eiskristallen. Auf diese Weise können die Minustemperaturen des antarktischen Meeres den Fischen nichts anhaben. Um ins Blut zu gelangen, müssen die Proteine Kanäle in den Zellmembranen passieren. Diese Kanäle sind von der Temperatur abhängig und bei Fischen und Säugetieren eigentlich gleich aufgebaut. »Wir haben die Gene der Kanalproteine bei verschiedenen Fischarten verglichen und kleine Abweichungen in der Sequenz bei den antarktischen Fischarten gefunden.« Diese Unterschiede in der DNA haben Einfluss auf die Struktur der Proteine und sorgen so bei den antarktischen Fischarten wahrscheinlich dafür,dass die Kanäle auch bei niedrigenTemperaturen ihre Funktion aufrecht erhalten. In wie weit nutzen ihr eigentlich die Erfahrungen, die sie in der Antarktis sammeln konnte, in ihrem Berufsalltag? »Ich habe vor allem viel über die Prozesse der Evolution gelernt«, sagt Römisch, die vor ihrer Professur an der Saar-Uni unter anderem in Berkeley, Cambridge und London geforscht hat. »Das Wissen kommt mir immer wieder zugute.« So arbeitet Römisch zum Beispiel mit Hefezellen, überträgt die zellulären Prozesse aber auf menschliche Zellen, bei denen die Schritte wesentlich komplexer sind. Die Mikrobiologin forscht im Saarland zwar nicht mehr an Gefrierschutzproteinen, Proteine sind aber nach wie vor ihr Forschungsschwerpunkt. Die Professorin und ihre Arbeitsgruppe nehmen die Qualitätskontrolle sekretorischer Proteine genauer unter die Lupe. Diese Moleküle werden von den Zellen über die Membran nach außen abgegeben und vermitteln so die Kommunikation der Zellen untereinander. Kommt es hierbei zu Fehlern, können Autoimmun- oder Krebserkrankungen die Folge sein. »Wir untersuchen die Müllabfuhr der Zellen«, fasst Römisch ihre Arbeit grob zusammen. In jeder Säugetierzelle gibt es rund 20.000 Proteine. Bei der Synthese der Proteine kommt es immer wieder zu Fehlern. Hier schaltet sich die Qualitätskontrolle der Zellen ein und sorgt dafür, dass fehlerhafte Proteine abgebaut werden. Allerdings ist auch dieser Kontrollmechanismus anfällig für Fehler, die etwa bei Mukoviszidose und anderen Erkrankungen eine Rolle spielen. Römisch und ihr Team möchten die grundlegenden Prozesse dieser Kontrollmechanismen der Zelle verstehen, um zu lernen, warum manche fehlerhafte sekretorische Proteine von der Zelle zurückgehalten, andere wiederum nach außen abgegeben werden. Die Erkenntnisse könnten künftig dazu beitragen, Therapien für eine Reihe von Krankheiten zu entwickeln. _Melanie Löw DIE CHANCE DER KRISE Gegen Historische Wirtschaftskrisen und was aus ihnen gelernt werden kann Saarbrücker Wirtschaftshistoriker untersuchen Wirtschaftskrisen der Vergangenheit und zeigen: Aus krisengeschüttelten Zeiten können Staaten gestärkt hervorgehen – wenn die richtigen Weichen gestellt, gute Entscheidungen getroffen und auch der emotionale Part, die Menschen und ihre Ängste, berücksichtigt werden. Angst – im Saarland vor allem in den Automobil- und Maschinenbau sowie in den Stahlsektor. »Das war damals vor dem Hintergrund der aufziehenden Dienstleistungsgesellschaft unpopulär. Langfristig führte dies aber zu einem Erhalt der Industrie und zahlreicher Arbeitsplätze, wovon wir heute profitieren«, erläutert Damm. Ganz anders zum Vergleich: Spanien,wo eher in Immobilien investiert wurde,statt in die Realwirtschaft – mit den bekannten Folgen. Die Erkenntnisse des Lehrstuhls für Wirtschafts- und Sozialgeschichte legen nahe, dass Politik und Wirtschaft gut beraten sind, die strukturellen Probleme der Realwirtschaft anzugehen. Allein die Rettung des Geldmarktes und der Haushalte wie aktuell in Griechenland genüge nicht. Am Beispiel Spaniens wird auch sichtbar, was die Forscher als weiteren entscheidenden Aspekt in der Krise ansehen: die Emotionen, die Stimmung im Land. Die Menschen und ihre Ängste spielen eine große Rolle bei der Erklärung, warum Krisen entstehen und wie sie verlaufen. Die Wirtschaftsentwicklung ist dabei einer Wellenbewegung vergleichbar.Auf ein Hoch folgt ein Tief, auf gute Zeiten schlechte.Das Hoch aber wird oft ausgeblendet,manchmal auch das Tief; das Nicht-Wahrhaben-wollen ist ein solches Phänomen. Für ihre Forschung werten die Wirtschaftshistoriker unter anderem Akten der Wirtschaftspolitik von 1967 bis 1982 aus, zum Beispiel aus der Saarbrücker Staatskanzlei. Angesichts der Fülle an Papier aus einer kopienreichen, aber (fast) computerlosen Zeit ein aufwändiges Unterfangen.Auch Interviews mit früherenAkteuren aus Politik und Wirtschaft werden geführt.Was hätten diese damals für die heutigen Forschungsergebnisse gegeben! _Claudia Ehrlich Geschichte und Psychologie Was würden die Politiker, die sich derzeit mit der EuroKrise herumschlagen, darum geben, in die Zukunft sehen zu können?Was wäre es ihnen wert,zu wissen,was bei ihren Entscheidungen herauskommt? In einigen Jahren wird jeder die Folgen ihres Handelns kennen und es besser wissen – was eher falsch und was richtig war,was man hätte besser machen können oder besser gelassen hätte. Da mutet es doch seltsam an, dass dann, wenn alles offen daliegt – das Vor- wie das Nachher –, dieses Wissen kaum genutzt wird. Die historischeWirtschaftskrisen-Forschung ist einTrumpf, der zu selten gezogen wird. Davon sind Professor Margrit Grabas und ihr Mitarbeiter Veit Damm überzeugt. Die Wirtschaftshistoriker untersuchen historische Krisen und ziehen Parallelen – etwa von der aktuellen Finanz- und Bankenkrise zur Gründerkrise, die nach 1873 Dutzende von Banken in die Insolvenz riss. Um Konjunktur- und Strukturkrisen von 1966 bis 1982, ihren Verlauf, ihre Wahrnehmung und Bewältigung im Saarland geht es in einem Projekt, das seit zwei Jahren von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird. Hier werfen die Forscher einen Blick in die jüngere, recht krisenanfällige Vergangenheit: Die erste Nachkriegs-Rezession verbreitete 1966/67 Krisenangst; die erste Ölkrise beschleunigte 1973/74 das Ende des europäischen Nachkriegsbooms und der zweite Ölpreisschock von 1979 trieb Europa wieder in die Rezession.Besonders auf die Großregion Saar-Lor-Lux legen die Forscher dabei einen Schwerpunkt. »Die damals getroffenen Maßnahmen zur Krisenbewältigung bestimmen die Wirtschaft bis heute«, erklärt Veit Damm. Die Politik reagierte, indem sie eine massive Industrieförderungs-Maschinerie anwarf: Subventionen, Kurzarbeit, staatliche Konjunkturprogramme, so der promovierte Historiker weiter. Es wurde im großen Stil investiert die 7 12 3 13 Wer eine psychotherapeutische Behandlung sucht, wendet sich im Allgemeinen an niedergelassene Psychotherapeuten oder an Spezialisten in saarländischen Kliniken. Kaum jemand weiß, dass es auch an der Universität des Saarlandes eine Verhaltenstherapeutische Universitätsambulanz gibt, die allen Patienten mit psychischen Störungen offen steht. Die ambulante medizinische Einrich- tung ist in der Abteilung »Klinische Psychologie und Psychotherapie« der Fachrichtung Psychologie angesiedelt und wird von Tanja Michael geleitet. Die Psychologie-Professorin und approbierte Psychotherapeutin wurde nun zum zweiten Mal in Folge vom Nachrichtenmagazin Focus in die Liste von Deutschlands Topmedizinern aufgenommen. Ihr Spezialgebiet sind Angststörungen. Hexenschuss bei der Gartenarbeit oder Magenprobleme im Urlaub – solche Krankheiten sind in der morgendlichen Kaffeerunde unter Kollegen durchaus salonfähig. Ganz anders sieht das bei psychischen Störungen aus.Sie gelten eher als Makel, über den man lieber nicht spricht. Und das, obwohl sie besonders viele Menschen betreffen.»Fast ein Drittel aller Erwachsenen leidet innerhalb eines Jahres an einer psychischen Störung«,erklärtTanja Michael.Die 41-jährige approbierte Psychotherapeutin leitet die Verhaltenstherapeutische Universitätsambulanz auf dem Saarbrücker Campus, die erst kürzlich neun neue Therapieräume in Betrieb genommen hat. Die Ambulanz steht allen Patienten mit psychischen Störungen offen. »Wir behandeln die häufigsten seelischen Störungen wie Angsterkrankungen, Depressionen, Schlafstörungen, sexuelle Funktionsstörungen oder Essstörungen«, erläutert Tanja Michael. Die Behandlungskosten werden in der Regel von den Krankenkassen übernommen, denn die Kassenärztliche Vereinigung Saarland hat die Ambulanz zur Behandlung gesetzlich Krankenversicherter ermächtigt – mit einer Aufnahmekapazität von 150 Patienten pro Jahr. Derzeit arbeiten hier zwischen sechs und acht approbierte Psychotherapeutinnen. Neben der Behandlung von Patienten haben die Professorin und ihr Team eine Menge weiterer Aufgaben: »Als Universitätsambulanz sind wir für eine praxisnahe Lehre an der Uni zuständig – daher müssen wir natürlich auch Patienten behandeln – und betreiben gleichzeitig Forschung.« Unter allen psychischen Erkrankungen sind Angststörungen am weitesten verbreitet. Das berichtet das Magazin Focus in seiner aktuellen Ärzteliste der besten Mediziner Deutschlands. Demnach sind Angststörungen noch häufiger als Depressionen inklusive Burn-out oder psychosomatischen Störungen. Zu den 40 im Focus ausgewiesenen Experten für Angststörungen gehört auch Tanja Michael. »Etwa 29 Prozent aller Menschen entwickeln im Laufe ihres Lebens eine Angststörung«, sagt die Saarbrücker Spezialistin. »Bezogen auf jetzt und heute gilt, dass von hundert Erwachsenen zehn an einer Angststörung leiden, drei von ihnen an einer schweren Form.« Auch bei ihren Forschungen widmet sie sich diesem Spezialgebiet. Doch wie lassen sich »normale« Ängste von den sehr viel ernsteren Angststörungen unterscheiden? »Angst wird dann zur Krankheit, wenn sie, verglichen mit der realen Gefahr, unangemessen stark ist und wenn sie ohne hinreichenden Grund auftritt und nicht mehr kontrolliert werden kann«, nennt die Wissenschaftlerin einige der wichtigsten Symptome. »Unbehandelt verlaufen Angststörungen meist chronisch; sie schränken Patienten stark ein und campus Ein weiterer Ansatz von Tanja Michael und ihrem Team ist die Grundlagenforschung im Labor. Durch Gedächtnisexperimente an PTBS-Patienten konnten die Wissenschaftler beispielsweise herausfinden,wodurch Flashbacks an das Trauma ausgelöst werden.»So können Objekte,die bei dem traumatisierenden Ereignis ›anwesend‹ waren, als Auslöser wirken. Diese Auslöser aufzuspüren ist sehr hilfreich, da die Patienten die Unkontrollierbarkeit der Wiedererlebenssymptomatik als ganz schlimm empfinden.« Darüber hinaus arbeiten die Saarbrücker Wissenschaftler damit, die Angst-Symptome imAlltag zu messen.Das funktioniert mit einer Pulsbanduhr, die den Herzschlag festhält. Außerdem machen die Patienten alle drei Stunden einen Eintrag in einen Fragebogen auf dem Smartphone; auch Flashbacks registrieren sie dort. »Wir konnten feststellen, dass es Tageszeiten gibt, in denen besonders leicht Flashbacks auftreten, und wir können außerdem konkrete Situationen identifizieren, die einen Flashback auslösen.« Sind die Ergebnisse für das Verständnis der Störung wichtig und behandlungsrelevant, dann fließen sie direkt in die ambulante Psychotherapie ein. Im Labor wollen die Psychologen auch herausfinden, warum manche Menschen eine chronische Angststörung entwickeln und andere nicht. Bei einem Lernexperiment wurde den Probanden auf dem Computerbildschirm mehrmals ein rotes Dreieck gezeigt; gleichzeitig erhielten sie jeweils einen kleinen Stromstoß über eine Elektrode am Handgelenk (dessen Stärke sie selber bestimmen konnten). Es zeigte sich, dass alle Versuchspersonen aufgrund des Stromstoßes sehr schnell Angst vor dem roten Dreieck entwickelten. Aber: Gesunde Menschen verlernten diese Angst ganz schnell wieder, haben die Wissenschaftler beobachtet. Anders Menschen mit posttraumatischer Belastungsstörung und Panikstörung: Sie verlernen die Angst nicht. »Allerdings gilt das auch für Menschen, die in sehr ängstlicher Grundstimmung sind«, sagt Tanja Michael, die zurzeit in einer Studie herausfinden will, welche Persönlichkeitsmerkmale für eine Angststörung prädestinieren. Die gute Nachricht: »Nach Abschluss der Therapie haben Patienten mit posttraumatischen Belastungsstörungen die Angst wieder verlernt.« Zertifikat »Patent- und Innovationsschutz«: Neues Angebot für Erfinder, Pioniere und Leute mit Ideen Wer eine gute Idee hat und nicht will, dass andere damit das große Geld machen, sollte wissen, wie er sie schützen kann. Um Erfindern und innovativen Entwicklern in der Region die grundlegenden juristischen Kenntnisse über Schutzrechte zu vermitteln, bietet die Saarbrücker Rechtswissenschaft daher ein neues Zertifikat »Patent- und Innovationsschutz« an. Ziel der viersemestrigen Reihe ist es, ein Gespür für typische Fallstricke und rechtliche Probleme zu wecken.Zielgruppe des Zertifikats sind Studenten undWissenschaftler aller Fakultäten, vor allem aus den Naturwissenschaften und den technischen Fächern. Auch Interessenten von außerhalb der Universität steht das Zertifikat offen. Getragen wird das neue Angebot, das durch Mittel aus dem Qualitätspakt Lehre ermöglicht wird, von den rechtswissenschaftlichen Lehrstühlen der Professoren Roland Michael Beckmann, Michael Martinek und Stephan Weth. Beteiligt ist auch die Patentverwertungsagentur der saarländischen Hochschulen P VA. Telefon: 0681-302-3555; E-Mail: [email protected] _Gerhild Sieber www.uni-saarland.de/hochschulambulanz Campus führen häufig in der Folge zu weiteren psychischen Störungen wie Depression,Substanzabhängigkeit oder auch zu somatischen Erkrankungen.« EinerAngststörung gehe in der Regel ein schlimmes Erlebnis voraus, erläutert die Professorin und nennt als Beispiel die Agoraphobie, bei der Menschen nicht mehr das Haus verlassen können. Diese Patienten hatten in der Vorgeschichte Panikattacken. »Das sind ganz plötzliche Angstattacken, die häufig mit Todesangst einhergehen.« Gleichzeitig erhöht sich der Herzschlag, die Patienten schwitzen und empfinden Übelkeit und Schwindel. Typischerweise treten Panikstörungen vor dem Hintergrund stressreicher Lebensereignisse auf und gehen oft mit körperlicher Erschöpfung einher. »In der Agoraphobie werden dann Situationen vermieden,in denen schon einmal Panikattacken auftraten oder aus denen man schwer fliehen könnte, wenn eine Panikattacke auftritt.« Zu den schweren Angststörungen gehört auch die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). »Ein Trauma ist ein Ereignis, das entweder lebensbedrohlich war oder die körperliche Unversehrtheit bedroht hat und in dem gleichzeitig Angst und Hilflosigkeit erlebt wurden«, erklärt Tanja Michael, die für ihre Forschungen in diesem Bereich bereits mehrere internationale Preise erhalten hat.Besonders belastend für die Betroffenen sei es, dass bei der posttraumatischen Belastungsstörung Flashbacks an das Trauma auftreten – Schreckensbilder, die ohne Vorwarnung ins Bewusstsein schießen: Der durchschnittliche Trauma-Patient erlebe das fürchterliche Ereignis jeden Tag drei Mal. Um die Behandlung zu optimieren, untersuchen die Wissenschaftler der Saar-Uni in ihrer Psychotherapieforschung, welche Therapie-Verfahren besonders wirksam sind und wie sich die Behandlungen verbessern lassen. Für die Behandlung von Angststörungen gelte generell: »Die Patienten müssen unter therapeutischen Bedingungen lernen, dass ihre Katastrophenannahmen nicht stimmen und dass ihre Angst sie nicht umbringt«, erklärt Tanja Michael.Das bedeute,dass man sie unter kontrollierten Bedingungen mit angstauslösenden Situationen konfrontiere. »In der Therapie wird gelernt, die Angst auszuhalten, sie zu kontrollieren und hilfreichere Annahmen über sich und die Welt zu entwickeln.« PTBS-Patienten bedürften allerdings einer speziellen Behandlung. Auch sie würden mit dem Trauma konfrontiert. »Die Patienten sollen das Trauma in der Erinnerung durchgehen, um das Traumagedächtnis ins autobiographische Gedächtnis einzubetten. Dabei sollen die ›falschen Annahmen‹ in den Flashbacks aktualisiert werden.« Beispielsweise werde das Gefühl »Hilfe, er wird mich umbringen« aktualisiert durch »aber ich lebe noch«. Die alte Gedächtnisspur könne zwar nicht gelöscht werden, doch man könne erreichen,dass sich die Patienten später an das Neugelernte in der Therapie erinnern und die neue Gedächtnisspur aktivieren. Die Wissenschaftlerin forscht daher unter anderem daran, wie man das Neulernen in der Therapie verbessern kann. 7 14 3 15 Aktion Oliver sammelt Weihnachtsgeschenke für Kinder in Osteuropa bis 30. November Im Rahmen der »Aktion Oliver« engagieren sich auch in diesem Jahr Studenten, Professoren und Mitarbeiter der Universität des Saarlandes für bedürftige Kinder und Jugendliche in Osteuropa, genauer gesagt in der Republik Moldau, einem der ärmsten Länder Europas.Viele Kinder dort leben in großer Armut und können von einem Weihnachtsgeschenk nur träumen. Die Freiwilligen der Aktion Oliver sammeln Spenden und packenWeihnachtspäckchen. Selbstverständlich sind neben den Spenden der Uni-Angehörigen auch alle weiteren Spender herzlich willkommen. Bereits mit einem kleinen Betrag können Spender helfen und einem Kind eine Freude machen.Da die Kinder und Jugendlichen überwiegend in Heimen leben oder Tagesheime besuchen, sollten die Geschenke möglichst ähnlich sein, um zu große Enttäuschungen zu vermeiden. Daher kauft dieAktion Oliver je nach Höhe der Spende (ein bis sieben Euro) gleichartige Geschenke, zum Beispiel Buntstifte, Teddybären oder Handschuhe, die sie bei den Herstellern zu günstigen Konditionen bekommt. Die Spendensammlung endet am 30. November. Sammelstellen befinden sich in der Universitäts- und Landesbibliothek (Geb. B1 1), in der Naturwissenschaftlich-Technischen Bereichsbibliothek (Geb. C6 2), in der Campusbibliothek für Informatik und Mathematik (Geb. E2 3), in der INM-Bibliothek (Geb. D2 2), in der Bibliothek des Europa-Instituts (Geb. B2 1), in der Anglistik-Bibliothek (Geb. C5 3), in der Germanistik-Bibliothek (Geb. C5 3), in der Romanistik-Bibliothek (Geb. C5 2), in der Theologie-Bibliothek (Geb. A4 2) sowie im Ausländer-Café (Geb. A3 2). »Aktion Oliver«, benannt nach Charles Dickens’ sozialkritischem Roman »OliverTwist«,ist das Hilfsprojekt der Charles Dickens-Gesellschaft Deutschland e.V. und steht unter der Schirmherrschaft von Mark Charles Dickens, einem direkten Nachkommen von Charles Dickens. Zentrum für Schlüsselkompetenzen der Saar-Uni erhält Deutschen Arbeitgeberpreis für Bildung 2012 Die Universität des Saarlandes ist für das Bildungskonzept des Zentrums für Schlüsselkompetenzen mit dem Arbeitgeberpreis für Bildung 2012 ausgezeichnet worden. Der Preis wird von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) vergeben und stand in diesem Jahr unter dem Motto »Lehrende qualifizieren – Bildungserfolge sichern«. Der Deutsche Arbeitgeberpreis für Bildung wurde 2012 zum 13. Mal vergeben. Er würdigt Arbeitgeber, die sich mit besonderen eigenen Konzepten für eine bessere Bildung in Deutschland einsetzen. Verliehen wird er in den Kategorien frühkindliche, schulische, berufliche und hochschulische Bildung. Jede ausgezeichnete Initiative erhält mit Unterstützung von Telekom und Deutscher Bahn ein Preisgeld von 10.000 Euro. www.uni-saarland.de/schluesselkompetenzen Saar-Uni erhält als eine der ersten Universitäten bundesweit das offizielle Qualitätssiegel des Akkreditierungsrats Die Universität des Saarlandes hat als eine der ersten Universitäten bundesweit das Verfahren der Systemakkreditierung erfolgreich durchlaufen. Nun erhielt sie für ihr Qualitätsmanagementsystem im Bereich Lehre und Studium das offizielle Siegel des Akkreditierungsrats. Die Saar-Uni arbeitet bereits seit einigen Jahren intensiv an der Etablierung dieses Systems, mit dem sie über alle Fächergruppen hinweg für gute Studien- und Lehrbedingungen sorgen will. Mit der Systemakkreditierung wird der Universität offiziell bescheinigt, dass ihr Qualitätsmanagementsystem dazu geeignet ist, die hohe Qualität der Studiengänge sicherzustellen.Die Universität des Saarlandes hat bereits 2008 mit dem Aufbau des Qualitätsmanagementsystems begonnen. Koordiniert wurde dies durch das Qualitätsbüro. Bislang haben die Universitäten Mainz und Ilmenau und – zeitgleich mit der Universität des Saarlandes – die Universität Potsdam als bisher einzige Universitäten bundesweit das Siegel der Systemakkreditierung erhalten. Spielplatz der Uni-Kita auf dem Saarbrücker Campus eingeweiht Der neue Spielplatz der Kindertagesstätte für Kinder von Bediensteten der Saar-Uni ist fertig gestellt und eingeweiht worden. Möglich wurde der Spielplatz unterhalb des Mensagebäudes durch eine Spende der Sparkassen Finanzgruppe im Saarland und durch ehrenamtliches Engagement. Azubis und Mitarbeiter von Sparkassen und SaarLB halfen mit bei Aufbau, Gestaltung des Außengeländes und beim Anstrich des neuen Blockhauses. Der Einsatz der freiwilligen Helferinnen und Helfer, die ihre Arbeitszeit spendeten, wurde koordiniert von der Landesarbeitsgemeinschaft Pro Ehrenamt. campus www.uni-saarland.de/deutschlandstipendium In Bildern erzählen: Frans Masereel – Ausstellung in der Uni- und Landesbibliothek Seit 25 Jahren hat die Frans Masereel Stiftung ihre Heimat in Saarbrücken. Aus diesem Anlass zeigt die Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek eineAusstellung über das Werk des belgischen Künstlers und Friedensaktivisten, der von 1947 bis 1951 die Meisterklasse für Malerei an der neugegründeten Schule für Kunst und Handwerk in Saarbrücken leitete. Die Ausstellung ist im Rahmen eines interdisziplinären Seminars an der Saar-Uni entstanden. Die Ausstellungseröffnung, die gleichzeitig den Auftakt zu einer Ringvorlesung über Masereel darstellt, findet am Dienstag, 27. November, um 18 Uhr im Konferenzraum der Bibliothek statt. Die Ausstellung wird bis zum 8. Februar 2013 im Ausstellungsraum der Saarländischen Universitäts- und Landesbibliothek (Gebäude B1 1) gezeigt.Öffnungszeiten sind von Montag bis Freitag, jeweils von 9 bis 22 Uhr, Samstag von 9 bis 15 Uhr. Zentrale Stelle koordiniert Kontakte zwischen Studenten und Unternehmen Vor Kurzem hat die Universität des Saarlandes die Koordinationsstelle Studium & Praxis (KSP) gegründet. Die Koordinationsstelle ist ein wichtiges Bindeglied zwischen der Universität und der regionalen sowie überregionalen Wirtschaft. Sie steht den Studenten sowie den Fachrichtungen der Uni und Unternehmen gleichermaßen als Ansprechpartner zur Verfügung. Die Koordinationsstelle unterstützt die Fachrichtungen beimAusbau der Praxisanteile in den Studiengängen.Studenten aller Fachrichtungen können so attraktiveArbeitgeber kennenlernen und einen Einblick in die Arbeitswelt gewinnen. Unternehmen haben frühzeitig die Möglichkeit,jungeAkademiker zu gewinnen, die den zukünftigen Erfolg des Unternehmens sichern. Die KSP vermittelt neben regulären Praktikumsstellen auch fachnahe studentische Tätigkeiten aller Branchen. Angebote in den Bereichen Schlüsselkompetenzen, Hochschuldidaktik und Career Service Mit Kommilitonen kommunizieren,Vorlesungen ansprechend gestalten, geschickt verhandeln: Solche Herausforderungen sind im Studien-, Lehr- und Berufsalltag zu meistern. Hierzu bietet das Zentrum für Schlüsselkompetenzen kostenlose Programme für Studenten, Dozenten und Mitarbeiter an. Studentinnen und Studenten finden im Rahmen des Career Services viele Angebote, beispielsweise Bewerbungstrainings, Workshops zu interkulturellen Kompetenz und zur Stärkung von Schreibkompetenzen für Studium und Beruf. Im Hochschuldidaktik-Programm finden Dozentinnen und Dozenten der Universität zahlreiche Angebote: Wie kann ich als Dozent Lehrkompetenzen weiter entwickeln? Wie kann der kollegiale Austausch genutzt werden? Wie lassen sich Moderationsmethoden in der Hochschullehre anwenden? Für Führungskräfte und Mitarbeiter der Universität werden außerdem die Workshops »Motivation in Studium und Beruf«, »Projektmanagement« und »Innovationsmanagement« angeboten. www.uni-saarland.de/praktikum Auslandsaufenthalte: DAAD-Stipendien für Studenten und Doktoranden Deutsche Studenten und Doktoranden können sich auch 2013 wieder um die finanzielle Förderung eines Auslandsaufenthaltes von bis zu sechs Monaten bewerben. Schwerpunktmäßig werden Aufenthalte außerhalb der EU gefördert. Finanziert werden die Stipendien des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) aus Mitteln des PROMOS-Programms des Bundesbildungsministeriums.Das Stipendienprogramm will Studenten fördern, deren Vorhaben oder Zielort in keines der übrigen strukturierten DAAD-Programme passt. Die Höhe des Stipendiums richtet sich nach den Pauschalen und Sätzen des DAAD und variiert je nach Zielland. In der Regel besteht die Förderung aus einer länderabhängigen Reisekostenpauschale. Hinzu kann ein monatliches Teilstipendium zwischen 300 und 500 Euro kommen. Eine wichtige formale Voraussetzung ist, dass die Bewerber die deutsche Staatsbürgerschaft haben oder Deutschen gleichgestellt sind (Bafög-Richtlinien). Für Aufenthalte zwischen August und Dezember 2013 endet die Bewerbungsfrist am 15. Mai 2013. Infos und Programm unter: www.uni-saarland.de/schluesselkompetenzen Europa-Institut der Saar-Uni bietet Kurse für Führungskräfte an Kurse zu unternehmerischen Fragestellungen bietet das Europa-Institut im Wintersemester erstmals für Fach- und Führungskräfte aus der Praxis an. Die kostenpflichtigen Kurse dauern in der Regel fünf Tage und gehören zum Lehrangebot des Saarbrücker MBA-Aufbaustudiengangs »European Management«.Anbieter ist das Europa-Institut der Saar-Uni, Sektion Wirtschaftswissenschaft. Beispielsweise erklärt Professor Christian Scholz, wie Unternehmen Social Media so einsetzen können,dass ein Mehrwert entsteht. Dabei werden Themen wie Facebook, Internet-Marketing, Employer Branding oder Jobbörsen behandelt. Die in der Regel fünftägigen Kurse werden auf Deutsch oder Englisch gehalten und können einzeln gebucht werden. Die Kursgebühr beträgt 1.500 Euro pro Kurs. Bei Kursen im Ausland fallen zusätzliche Reise- und Übernachtungskosten an. EineAnmeldung ist jeweils bis spätestens sechsWochen vor Kursbeginn möglich. Weitere Informationen sowie entsprechende Formblätter unter www.uni-saarland.de/uds-mobil Facility Management der Saar-Uni behält Zertifikat zum Entsorgungsfachbetrieb Dem Facility Management der Saar-Uni ist es erneut gelungen, eine Verlängerung des Zertifikats zum Entsorgungsfachbetrieb für die Entsorgungslogistik zu erhalten. Damit würdigt die Gesellschaft zur Zertifizierung von Qualitäts- und Umweltmanagement-Systemen das hohe Qualitätsniveau der Entsorgungslogistik, die von Margret Stragand geleitet wird. Das Modell der Saar-Uni gilt seit seiner Einführung 2010 als Vorbild für ähnliche Einrichtungen in Deutschland. www.mba-europe.de Campus Zahl der Deutschlandstipendien an der Saar-Uni fast verdoppelt Mit 137 Deutschlandstipendien hat sich die Anzahl im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. Im ersten Jahr des Deutschlandstipendiums kamen 70 Studenten der Saar-Uni in den Genuss von 300 Euro monatlicher Unterstützung. Die geförderten Studentinnen und Studenten kommen aus allen Fakultäten der Saar-Uni, von den Natur- und Technikwissenschaften über die Wirtschaftswissenschaften bis zu den Geistes- und Kulturwissenschaften. Die meisten Stipendien gaben die Studienstiftung Saar, die Rotary-Clubs St. Wendel, Neunkirchen und St. Ingbert, die Cosmos Lebensversicherungs-AG sowie die Evonik Industries AG. Neben Unternehmen und Verbänden finden sich im Kreis der Spender auch Stiftungen und Privatpersonen.Insgesamt haben 31 verschiedene Institutionen und Personen Deutschlandstipendien gespendet. Im vergangenen Jahr waren es 20 verschiedene Geldgeber. Wer ein Deutschlandstipendium geben möchte, kann sich in Zusammenarbeit mit der Hochschule an der Auswahl der Stipendiaten beteiligen. So ist es einem Unternehmen aus der Automobilbranche zum Beispiel möglich, speziell angehende Ingenieure zu unterstützen, während ein Museum zum Beispiel gezielt angehende Kulturwissenschaftler oder Historiker unterstützen kann. Ein Geldgeber muss übrigens nicht zwingend einen vollenAnteil am Jahresstipendium in Höhe von 1800 Euro aufbringen. Er kann auch einen Teil des Geldes geben. Die Differenz wird dann von anderen Geldgebern, die ebenfalls einen Teil der 1800 Euro spenden, aufgefüllt. Die restlichen 1800 Euro für die Komplettierung eines Stipendiums finanziert der Bund. campus 7 16 3 17 Schülerinnen und Schüler lernen im Sommer den Ingenieurberuf im Praktikum an der Saar-Uni kennen Sensoren zusammenschrauben,selbst hergestellte Heizelemente unter dem Mikroskop betrachten, im Reinraum arbeiten oder mit 3-D-Modellen Autos konstruieren:Technik hautnah erleben können Schülerinnen und Schüler der neunten Klasse beim Schülerbetriebspraktikum IngFo (Faszination Ingenieurwissenschaften: Forschung und Entwicklung) der Universität des Saarlandes. Vom 24. Juni bis 4. Juli 2013 besuchen sie Labore der Materialwissenschaft, Mechatronik und der Mikro- und Nanotechnologie sowie das Fraunhofer-Institut für zerstörungsfreie Prüfverfahren. Zum Praktikum gehört zudem der Besuch eines regionalen Unternehmens. Im Praktikum programmieren die Schüler zum Beispiel Roboter, löten eine elektronische Wasserwaage und experimentieren mit neuen Materialien. Wie vielfältig der Berufsalltag auch in der Industrie aussieht, erleben die Schüler bei dem Besuch eines regionalen Unternehmens. Am Ende des Praktikums werden sie darüber hinaus ihre Erlebnisse und Erfahrungen der einzelnen Tage vor Eltern, Lehrern und Wissenschaftlern präsentieren. Das Schülerbetriebspraktikum IngFo ist eine gemeinsame Initiative der ingenieurwissenschaftlichen Schülerlabore, der Lehrstühle für Konstruktionstechnik und Antriebstechnik der Saar-Uni, des Fraunhofer IZFP und des Ausbildungsnetzwerks pro-mst der Fachhochschule Kaiserslautern. Es fand im Januar 2012 zum ersten Mal statt und stößt seitdem auf großes Interesse. Finanziell unterstützt wird IngFo von HYDAC International, Fresenius Medical Care und der Dillinger Hütte. Schülerinnen und Schüler der neunten Klasse, die am Sommerpraktikum teilnehmen möchten, können sich bis zum 15. Dezember mit den üblichen Unterlagen (Anschreiben, Lebenslauf, letztes Zeugnis) wie folgt bewerben: per E-Mail an [email protected] oder per Post an: Universität des Saarlandes, Zentrale Studienberatung, Campus Center, Geb.A4 4, Postfach 151150, 66041 Saarbrücken. Es stehen zwölf Praktikumsplätze zur Verfügung. Infos unter: www.uni-saarland.de/schuelerbetriebspraktikum Kostenlose Campus-App bietet Infos über Speiseplan, Jobs für Studenten und Veranstaltungstipps Smartphone-Nutzer erhalten über die Campus-App ab sofort kostenlos Zugriff auf Informationen rund um den Campus der Saar-Uni. So bietet das Programm der Campus-Service-GmbH unter anderem Mensa-Speisepläne, Uni-Infos, Jobs, Veranstaltungstipps sowie einen Campusund Stadtplan von Saarbrücken. Zudem gibt es einen eigenen Marktplatz für Studenten, auf dem sie zum Beispiel Fachliteratur und Mietgelegenheiten anbieten können.Außerdem enthält die App Angebote von Clubs, Bars und Geschäften aus der Region. Unter www.campus-app.de steht die App für iPhones (ab Version 4.3) oder AndroidSmartphones kostenfrei zur Verfügung. Sie ist auch für andere Städte erhältlich. Neue Gastprofessorin im Europaicum kommt aus itauen L Zu Litauen fällt den meisten Menschen spontan nicht gerade viel ein.Vielleicht etwa Folgendes:Vilnius mit seiner schönen Altstadt, die sichelförmige Kurische Nehrung in der Ostsee, das Land als ›Sparmeister‹ Europas in der Krise, ... »Basketball«, wirft Rūta Eidukevičienė ein, »das gilt bei uns fast als zweite Religion«. Die zarte, blondgelockte Wissenschaftlerin hat mit dieser Sportart allerdings eher wenig zu tun. Ihr Interesse gilt der Kulturwissenschaft ihrer Heimat, wo sie in einer kleinen Stadt an der Memel aufwuchs, »umgeben von einer sehr malerischen Landschaft. Daher kommt wohl mein Interesse an Kunst und Literatur, aber auch mein Wohlbefinden in der Natur«, vermutet sie. Rūta Eidukevičienė hat Geschichte, Germanistik und Literaturwissenschaft studiert und lehrt nun als Gastprofesso- rin ein Jahr lang an der Saar-Uni. Nach Professoren aus Finnland, der Türkei, Irland und Ungarn hat die litauische Wissenschaftlerin damit die fünfte Gastprofessur inne, die die Universität im Rahmen des Europa-Schwerpunktes anbietet. Bei der Auswahl berücksichtigt die Uni vor allem Länder, die im Saarbrücker Lehrangebot sonst kaum oder gar nicht vertreten sind. Mit dem Angebot des Europaicums können Studenten ihr Studium international ausrichten und sich Kenntnisse über Recht und Wirtschaft, Geschichte, Politik oder Kultur europäischer Länder aneignen. Ihre Lehrveranstaltungen hält Rūta Eidukevičienė auf Deutsch. Das hat sie bereits in der Schule gelernt und spricht es fast akzentfrei. Heutzutage sei das anders, Deutsch werde in Litauen kaum noch gelehrt, sagt sie. Stattdessen wählen die Gastprofessur Europaicum Die litauische Kulturwissenschaftlerin Rūta Eidukevičienė wird ein Jahr lang in Saarbrücken lehren und den Studenten Einblicke in die Geschichte sowie das soziale und kulturelle Leben Litauens vermitteln. Sie hat in dieser Zeit eine Gastprofessur im Rahmen des Europa-Schwerpunktes der Saar-Uni inne. 7 18 3 19 Schüler Englisch und – als zweite Fremdsprache – Russisch oder etwas Exotischeres, etwa Spanisch oder Italienisch. Entsprechend wenig Germanistik-Studenten gebe es an den Universitäten. In Saarbrücken will die Litauerin einen interdisziplinären kulturwissenschaftlichen Zugang zur Literatur, Kultur und Geschichte ihres Landes vermitteln. »Ich will neugierig machen auf Litauen«, erklärt sie. »Dabei kann ich keine fertigen Antworten liefern.« Vier Lehrveranstaltungen wird sie in diesem Semester an der Uni halten, darunter eine Vorlesung zu den Eckdaten der litauischen Geschichte. Die große Zeit Litauens sei Ende des 14., Anfang des 15. Jahrhunderts gewesen. Zum damaligen Großfürstentum Litauen hätten auch das Territorium des heutigen Weißrusslands und große Teile der Ukraine gehört. »Dieses kulturell und religiös sehr heterogene Staatsgebilde war überaus tolerant gegenüber allen Volksgruppen, und so entschieden sich viele dafür, ihm anzugehören«, erläutert die Wissenschaftlerin. Doch als das Großfürstentum Moskau stärker wurde und die slawischen Gebiete zurückgewann, war es mit der einstigen Großmacht vorbei: Ab 1569 befand sich Litauen mehr als zwei Jahrhunderte in einer Union mit Polen, 1795 kam es unter die Herrschaft des russischen Zaren. »Nach zwei Aufständen folgte eine Russifizierungspolitik, so wurde unter anderem das Schrifttum in lateinischem Alphabet verboten, und die UniversitätVilnius wurde geschlossen.« Ein Jahrhundert später kündigte sich der nächste Wechsel an: Die Nationalbewegung setzte litauische Schulen durch sowie die litauische Sprache, die heute als die älteste gesprochene indoeuropäische Sprache gilt. Die Nationalbewegung gipfelte 1918 in der Gründung der Republik Litauen als unabhängiger Staat. »Das dauerte bis 1940. Dann kam die sowjetische Besatzung, anschließend die deutsche Besatzung, und nach Kriegsende wurden wir sowjetische Republik – bis 1990: Da wurde Litauen unabhängig, und seit 2004 gehören wir zur EU«, fasst die Wissenschaftlerin die wesentlichen geschichtlichen Ereignisse zusammen. Wie sich das soziale und kulturelle Leben nach der Unabhängigkeitserklärung entwickelt hat, behandelt sie in der Lehrveranstaltung »Litauen als Transformationsgesellschaft«. Es ist dieser Bewusstseinswandel in ihrer Heimat – von sowjetischen Zeiten in eine litauische beziehungsweise in eine europäische Identität –, der sie besonders fasziniert. »Der Transformationsprozess ist auf allen möglichen Gebieten zu beobachten: in Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft, und er spiegelt sich in der Literatur und Publizistik wider«, erläutert Rūta Eidukevičienė . Deutlich machen will sie dies im Diskurs mit den Studentinnen und Studenten anhand ausgewählter publizistischer und literarischerTexte und einiger Filme. Sie selbst hat die Zeit nach der Unabhängigkeit zunächst als Schülerin, dann als Studentin erlebt. »Die nationale Euphorie im Land war damals sehr stark«, erinnert sie sich. »Auf einmal durfte man über alles sprechen, beispielsweise über die Deportation der Litauer nach Sibirien oder die antisowjetische Partisanenbewegung.« Litauische Geschichte sei plötzlich ganz anders unterrichtet worden. Dieses starke Nationalgefühl gebe es heute nicht mehr. Die Generation, die nach 1990 aufgewachsen sei,habe eher eine europäische Identität. Und wie ist die gegenwärtige Stimmung zu Europa? »Trotz der großen Sparzwänge werden in Litauen meistens die Vorteile der EU gesehen«, meint die Wissenschaftlerin. Den- noch seien viele Menschen kritisch, und Herbst und Winter seien immer besonders schwierig: »Litauen ist bei der Energieversorgung von Russland abhängig, und Strom und Gas sind sehr teuer.« Die Unzufriedenheit der Bevölkerung hat sich bei den jüngsten Parlamentswahlen in einem Regierungswechsel niedergeschlagen: Die konservative Regierung wurde für ihre rigiden Sparauflagen abgestraft, und die Sozialdemokraten kamen an die Macht. Die aktuelle Volkszählung hat ein weiteres Problem offenbart: »Die Einwohnerzahl Litauens ist erstmalig unter drei Millionen abgesunken«,erzählt Rūta Eidukevičienė.Hauptursache: Eine große Zahl von Litauern emigriert, vor allem nach England oder Norwegen.»Viele Eltern gehen zum Geldverdienen weg und bringen die Kinder bei Verwandten unter.« Sie hat selber zwei Kinder, und daher habe sie ihren Freunden besonders ausführlich erklären müssen, warum sie nach Deutschland gehe. »Ich habe betont, ich gehe für ein Jahr«, lacht sie. Dabei ist ihr die Saar-Uni nicht unbekannt: Bereits 1997 war sie als DAAD-Austauschstudentin ein Jahr in Saarbrücken, 2003 promovierte sie bei Professor Gerhard Sauder an der Saar-Uni, und nun kommt sie als Gastprofessorin wieder.»Der Bekannten- und Kollegenkreis wird immer breiter, und man hat immer mehr Grund zurückzukommen«, freut sie sich. An Saarbrücken liebt sie die heterogene Atmosphäre einer Grenzregion: »Das Flair in der Stadt ist offener – irgendwie europäisch.« Ihre eigene Heimat – das Memeltal – wird die litauische Wissenschaftlerin den saarländischen Studenten in einem Seminar vorstellen. »Wir werden viele schöne Texte zum Memeltal als europäische Kulturlandschaft lesen«, erläutert sie. »Die Region ist kulturell gesehen äußerst spannend und auch landschaftlich wunderschön.« Quasi als kulturelles Begleitprogramm zu ihrenVeranstaltungen will Rūta Eidukevičienė namhafte Wissenschaftler und Schriftsteller zu Gastvorträgen nach Saarbrücken einladen. _Gerhild Sieber Das Europaicum vermittelt besondere Europa-Kompetenzen. Seine Kurse gehören nicht verpflichtend zum Studium, sondern sind ein zusätzliches Lehrangebot zu europäischen Themen. Studenten aller Fakultäten können mit dem Europaicum Leistungspunkte erwerben. Studenten im BachelorOptionalbereich können es sich auf jeden Fall für ihr Studium anrechnen lassen. Parallel zur Gastprofessur bietet das Sprachenzentrum der Uni Litauisch-Kurse an. www.uni-saarland.de/europaicum M M enschen enschen +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Psychologe Johann F. Schneider mit dem Blue Ribbon Award ausgezeichnet Für seine langjährige und erfolgreiche wissenschaftliche Kooperation mit Psychologen der bulgarischen Partner-Universität Sofia ist Johann F. Schneider mit dem Blue Ribbon Award (Ehrenzeichen am blauen Band) ausgezeichnet worden. Schneider ist Sozialpsychologe an der Saar-Uni und ehemaliger akademischer Direktor der Fachrichtung Psychologie. Die Auszeichnung verlieh der Akademische Senat der St.-Kliment-Ohridski-Universität in Sofia.Die Zusammenarbeit zwischen den Fachkollegen aus Saarbrücken und Sofia entstand vor 22 Jahren. Humboldt-Forschungspreisträger aus Frankreich an der Uni Professor Michel Espagne, einer der renommiertesten Kulturwissenschaftler Frankreichs, forscht bis Mitte 2013 am Lehrstuhl für Romanische Kulturwissenschaft und Interkulturelle Kommunikation von Professor Hans-Jürgen Lüsebrink.Espagne hat sich insbesondere durch seine Arbeiten zum Kulturtransfer innerhalb Europas sowie zwischen Europäern und außereuropäischen Gesellschaften hervorgetan. Im Rahmen seines Humboldt-Forschungspreises wird er gemeinsam mit Professor Lüsebrink an einem Forschungsprojekt über Kulturtransfer im kolonialen Kontext arbeiten. Stifterverband verlängert Stiftungsprofessur für Interventionelle Kardiologie am Uniklinikum Bruno Scheller ist für weitere fünf Jahre Professor für Klinische und Experimentelle Interventionelle Kardiologie an der Medizinischen Fakultät der Saar-Uni. Die erste Förderphase seiner Stiftungsprofessur lief nach fünf Jahren Laufzeit am 31. Oktober ab. Nun hat der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft eine zweite Fünfjahresperiode ab dem 1. November 2012 bewilligt. Bruno Scheller entwickelt im Rahmen der Stiftungsprofessur neuartige Methoden zur Behandlung von Gefäßverengungen. Der Stifterverband fördert die Professur bis Ende Oktober 2017 mit insgesamt rund 1,1 Millionen Euro. Humboldt-Stipendiatin aus Indien in der Organischen Chemie Insgesamt zwei Jahre lang wird die Chemikerin Rupsha Chaudhuri auf dem Gebiet der Metallorganischen Chemie im Arbeitskreis von Professor Uli Kazmaier forschen. Dafür hat sie ein Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung erhalten. Die Nachwuchswissenschaftlerin hat an der National Tsing Hua University in Taiwan promoviert und dort anschließend zwei Jahre geforscht. Im Zentrum ihrer Untersuchungen in Saarbrücken stehen so genannte Carbenkomplexe,Verbindungen aus Metall und Kohlenstoff. Aus ihnen lassen sich Katalysatoren herstellen. Homburger Forscherinnen gewinnen internationale Nachwuchsforscherpreise Tina Schmidt ist auf der 24. Internationalen Tagung der Transplantation Society (TTS) in Berlin mit einem »Young InvestigatorAward« ausgezeichnet worden. Prämiert wurde dabei ihre vergleichende Analyse verschiedener Methoden zur Bestimmung der zellulären Immunantwort aus Blutproben verstorbener Organspender als eine der zehn besten Arbeiten von Nachwuchswissenschaftlern. Die Arbeit der Immunologin, die in Zusammenarbeit mit der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) durchgeführt wurde, zeigt erstmals die Anwendbarkeit sowie Grenzen neuer immunologischer Methoden zur Erfassung des Infektionsrisikos bei Organspendern. Die Biologin arbeitet als Postdoktorandin in der Abteilung für Transplantations- und Infektionsimmunologie unter der Leitung von Professorin Martina Sester in Homburg. Der Preis ist mit 3.000 Dollar dotiert. Ebenfalls auf der TTS ausgezeichnet wurde Claudia Adam, Assistenzärztin der Klinik für Innere Medizin IV. Sie erhielt einen von zehn »President’s choice awards«.IhreArbeit befasste sich mit der Charakterisierung der Immunantwort gegen das humane BK-Virus, das bei nierentransplantierten Patienten zum Transplantatversagen führen kann. Das Projekt wurde als medizinische Dissertation in Kooperation der Abteilung für Transplantations- und Infektionsimmunologie sowie der Klinik für Innere Medizin IV durchgeführt. Des Weiteren waren Projektpartner aus Basel und von der Medizinischen Hochschule Hannover beteiligt. Dramatiker Roland Schimmelpfennig übernimmt zweite Poetik-Dozentur für Dramatik Roland Schimmelpfennig, der aktuell meistgespielte deutschsprachige Dramatiker der Gegenwart, übernimmt im kommenden Wintersemester die Poetik-Dozentur für Dramatik. Die Vorträge, die Schimmelpfennig in diesem Rahmen hält, sind öffentlich und finden an drei Dienstagabenden im Januar 2013 im Saarländischen Staatstheater,im Festsaal des Saarbrücker Rathauses sowie an der VHS Saarbrücken statt. Als erste Universität des deutschsprachigen Raumes hat die Universität des Saarlandes im vergangenen Jahr in Kooperation mit dem Staatstheater, der Landeshauptstadt, dem Regionalverband Saarbrücken und der VSE AG eine Poetik-Dozentur für Dramatik eingerichtet. Deren Ziel ist es, herausragende Bühnenautoren und Theatermacher der Gegenwart einzuladen, um in öffentlichen Vorträgen ihre Poetik, ihren Begriff von Drama und Theater zu formulieren. Mediziner für herausragende Forschungen auf dem Gebiet des Bluthochdrucks ausgezeichnet Der mit 10.000 Euro dotierte Walter-Clawiter-Preis für hervorragende wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Hypertonieforschung ging an Felix Mahfoud von der Klinik für Innere Medizin III am Universitätsklinikum des Saarlandes.Prämiert wurde eine klinische Studie zur Therapie von Patienten mit sehr hohem Blutdruck, die auf Medikamente kaum ansprechen. Der Clawiter-Preis ist der wichtigste deutsche Hochdruckforschungspreis. www.poetikdozentur-dramatik.de Ägyptische Wissenschaftlerin erforscht bessere Behandlungsmöglichkeiten gegen Mukoviszidose Mit einem Forschungsstipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung wird Noha Nafee 15 Monate lang an der Saar-Uni forschen, um bessere Therapien gegen die Erbkrankheit Mukoviszidose zu entwickeln. Die mit der Krankheit verbundenen Entzündungen der Lunge verlaufen bei Kindern tödlich, sofern sie nicht behandelt werden. Um künftig Wirkstoffe durch Inhalieren direkt in die Lunge schleusen zu können, will die promovierte Pharmazeutin neue Transporter im Nanomaßstab entwickeln. Die Wissenschaftlerin der Alexandria-Universität inÄgypten arbeitet in Saarbrücken in der Arbeitsgruppe von Marc Schneider, Juniorprofessor für Pharmazeutische Nanotechnologie der Saar-Uni. Menschen Claus-Michael Lehr korrespondierendes Mitglied der französischen Akademie für Pharmazie Claus-Michael Lehr ist zum »Membre Correspondant Européen de l’Academie Nationale de Pharmacie« ernannt worden. Der Pharmazieprofessor engagiert sich schon seit Langem im Nachbarland. Er war unter anderem Referent beim prestigeträchtigen »Collège de France« und sitzt im Beirat der »Laboratoire d’Excellence en Recherche sur le Médicament et l’Innovation Thérapeutique«, die auf dem Gebiet der Lebenswissenschaften vergleichbar ist mit der deutschen Exzellenzinitiative. 7 20 3 21 Sportmediziner ins medizinische Komitee der Welt-Triathlonunion gewählt Lothar Schwarz vom Institut für Sportund Präventivmedizin der Saar-Uni wurde auf dem Kongress der Welt-Triathlonunion (ITU) in Auckland/Neuseeland in das medizinische Komitee gewählt. Dieses aus sieben Sportmedizinern aller Kontinente berufene Gremium berät den Welt-Triathlon-Verband in den kommenden vier Jahren in medizinischen und Anti-DopingFragen. Lothar Schwarz betreut seit zehn Jahren die deutsche Triathlon-Nationalmannschaft. Rolf Müller wird Mitglied der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften Rolf Müller, Professor für Pharmazeutische Biotechnologie an der Universität des Saarlandes, ist in die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech) gewählt worden. Die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften ist ein beratendes Organ für Gesellschaft und Politik und vertritt die Interessen der Technikwissenschaften im In- und Ausland. Zusammen mit den 13 jetzt neugewählten Mitgliedern beträgt die Zahl der Experten 380. Müller, einer der wenigen Pharmazeuten in dem Gremium, ist darüber hinaus geschäftsführender Direktor des Helmholtz-Instituts für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS). Mathematiker Alfred K. Louis ist Ehrendoktor der Universität Bremen Professor Alfred K. Louis, Leiter des Instituts für Angewandte Mathematik an der Saar-Uni,hat die Ehrendoktorwürde der Universität Bremen für seine herausragenden Leistungen erhalten. »Alfred Louis ist weltweit einer der wenigen angewandten Mathematiker, die es in ihrem Werk geschafft haben, die Lücke zwischen theoretischer Grundlagenforschung und konkreten Anwendungen nachhaltig zu überbrücken. Die Wirkung von Alfred Louis geht aber deutlich über die Grenzen der mathematischen Wissenschaften hinaus. Louis ist ein hervorragender Wissenschaftskommunikator, der es vorbildlich versteht, schwierige mathematische Themen anschaulich auch einem breiten, interessierten Publikum verständlich nahe zu bringen«, teilte die Universität Bremen mit. M M enschen enschen +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Silke Ladel ist zur Professorin für Didaktik der Primarstufe – Schwerpunkt Mathematik ernannt worden. Nach dem ersten und zweiten Staatsexamen für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen war sie mehrere Jahre im Schuldienst tätig. Einen Arbeitsschwerpunkt ihrer wissenschaftlichen Tätigkeiten bildet der mathematikdidaktisch fundierte Einsatz digitaler Medien zur Verbesserung von Lehr- und Lernprozessen. Christian Motz ist neuer Professor für Experimentelle Methodik der Werkstoffwissenschaft. Der Materialforscher interessiert sich vor allem für die Nano- und Mikrostrukturen von Werkstoffen und deren mechanische Eigenschaften. Diese Kenntnisse werden heute in vielen Industriezweigen benötigt,umWerkstoffe zu verbessern und neuartige Materialien zu entwickeln. Seinen Forschungsschwerpunkt will Christian Motz auf die Mikromechanik legen, um die mechanischen Eigenschaften der kleinsten Bausteine von Werkstoffen besser zu verstehen. Zum Professor für Angewandte Mathematik ist Thomas Schuster ernannt worden. Die Forschungsschwerpunkte von Schuster liegen insbesondere in den Bereichen inverse Probleme, numerische Analysis und Optimierung. Als inverse Probleme bezeichnet man Fragestellungen,bei denen aus indirekten Beobachtungen auf eine zu berechnende Größe geschlossen wird,die nicht direkt gemessen werden kann. Solche Probleme tauchen häufig bei Anwendungen in der Medizintechnik und in den Materialwissenschaften auf. In Saarbrücken sieht Schuster daher hervorragende Anknüpfungspunkte zu den Ingenieurwissenschaften und dem Institut für Neue Materialien sowie zum Fraunhofer Institut für zerstörungsfreie Prüfverfahren. Malte Friese ist neuer Professor für Sozialpsychologie an der Saar-Uni. Gemeinsam mit seinen Kollegen erforscht er, unter welchen Bedingungen Kontrolle besser gelingen kann und wie sich weniger kontrolliertes, impulsives Verhalten vorhersagen lässt. Für seine Forschungsarbeiten erhielt er mehrere wissenschaftliche Auszeichnungen. Ebenfalls 80 Jahre wurde am 30.August der Professor für Kirchengeschichte Friedrich Wilhelm Kantzenbach, der von 1982 bis 1995 hier lehrte und forschte. Sein außergewöhnlich umfangreiches Œuvre umfasst rund 450 Publikationen aus den Gebieten der neuzeitlichen Kirchen-,Theologie-,Geistes- und Sozialgeschichte.Der profilierte Protestant übernahm vielfältige Aufgaben für die wissenschaftliche Gemeinschaft und ist Träger des Ehrenpreises des Wilhelm-von-Pechmann-Preises der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.Als »Festgabe für Friedrich Wilhelm Kantzenbach« haben die Professoren Joachim Conrad und Martin Meiser die Publikation »Evangelische Profile der Saargegend« als zweiten Band der »Beiträge zur evangelischen Kirchengeschichte der Saargegend« im Geistkirch-Verlag herausgegeben. Thomas Giegerich wurde zum Professor für Europarecht, Völkerrecht und Öffentliches Recht an der Universität des Saarlandes ernannt. Seit 2008 ist Professor Giegerich im Rahmen der Beitrittsverhandlungen mit der Türkei als Experte für die Unabhängigkeit und Unparteilichkeit der Justiz für die Europäische Kommission tätig. Am Europa-Institut der Universität des Saarlandes wird er das Lehrprogramm erweitern sowie die nationale und internationaleVernetzung des Instituts ausbauen. Trotz ehrenvoller Rufe nach Groningen und Graz hielt Professor Kuno Lorenz der Saar-Uni die Treue, hatte nahezu ein Vierteljahrhundert – von 1974 bis 1988 – den zweiten Lehrstuhl für Philosophie inne, und das Konstanzer Wissenschaftsforum ehrte ihn zu seinem 80. Geburtstag am 17. September mit einem internationalen Kolloquium über sein interdisziplinäres Forschungsfeld »Dialogische Logik«. Kuno Lorenz, der auch der »Academia Europaea« angehört,als Projektleiter im Saarbrücker Sonderforschungsbereich 378 »Ressourcenadaptive kognitive Prozesse« fungierte und zahlreiche Gastprofessuren wahrnahm, hat zuletzt zwischen 2009 und 2011 eine dreibändige Sammlung seiner Aufsätze und Vorträge publiziert. Christoph Maack erhält die HeisenbergProfessur für Kardiovaskuläre Physiologie und Bioenergetik. Diese wird zunächst für drei und – nach positiver Zwischenevaluation – für insgesamt fünf Jahre von der DFG vollfinanziert. Danach wird die Finanzierung von der Universität des Saarlandes übernommen. Maack beschäftigt sich mit den Mechanismen der Herzmuskelschwäche, der so genannten »Herzinsuffizienz«, die die Spätfolge von Erkrankungen, wie zum Beispiel Herzinfarkt oder Bluthochdruck, darstellt. Die ihm gewidmete Biographie trägt den Titel »Leben für die Orthopädie«, und mit seinem Namen ist die von ihm seit 1964 zu einer international renommierten Stätte der Lehre, Forschung und Krankenversorgung ausgebaute Orthopädische Universitätsklinik in Homburg untrennbar verbunden:Professor Heinz Mittelmeier,der auch Ehrendoktor der Medizinischen Akademie Danzig und Ehrenmitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften ist, wurde am 9. Oktober 85 Jahre alt. Der Träger des Großen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland und des Saarländischen Verdienstordens entwickelte innovative Operationstechniken, und die »Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie« hat ihren Forschungspreis nach ihm benannt. Geburtstage emeritierter Professoren Am 20. August feierte der Professor für Organische Chemie und Ehrendoktor der Universität Montevideo Theophil Eicher seinen 80. Geburtstag. Er folgte 1982 dem Saarbrücker Ruf, gestaltete Forschungsprojekte im interdisziplinären Arbeitskreis »Chemie und Biologie der Moose« mit und agierte zwischen 1998 und 2000 als Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät.Der Autor mehrerer Lehr- und Praktikumsbücher blieb auch nach seiner Emeritierung 2000 wissenschaftlich aktiv, erarbeitete mit dem Universitätsarchiv eine Studie »Zur Geschichte der Chemie an der UdS«, und gerade ist die dritte Auflage seines Standardwerks »The Chemistry of Heterocycles« erschienen. Menschen Neue Professoren Julia Knopf ist neue Professorin für Didaktik der Primarstufe – Schwerpunkt Deutsch.Nach dem zweiten Staatsexamen arbeitete sie als wissenschaftlicheAssistentin an der Universität Bamberg und setzte sich dort neben literaturdidaktischen Fragestellungen verstärkt mit sprachdidaktischen Themen wie der Grammatikdidaktik auseinander. Bevor sie den Ruf an die Universität des Saarlandes erhielt, vertrat sie im Sommer dieses Jahres eine Professur für Deutschdidaktik mit dem Schwerpunkt Sprachwissenschaft an der Universität Erfurt. 7 22 3 23 Verstorben Wenige Tage nach seinem 87. Geburtstag verstarb am 3. August der emeritierte Professor für »Angewandte Sprachwissenschaft unter besonderer Berücksichtigung der Theorie des Übersetzens«, langjährige Direktor des Dolmetscher-Instituts und Ehrendoktor der Wirtschaftsuniversität Aarhus Wolfram Wilss. Der »Wegbereiter der Übersetzungswissenschaft« wurde am 25. Juli 1925 in Ravensburg geboren und hat zwischen 1966 und 1990 das Dolmetscher-Institut und die daraus hervorgegangene Fachrichtung »Angewandte Sprachwissenschaft sowie Übersetzen und Dolmetschen« entscheidend geprägt und war auch Projektleiter des Sonderforschungsbereichs 100 »Elektronische Sprachforschung«. Zu seinen vielfältigen Veröffentlichungen gehört die 2003 erschienene Studie über »Die Zukunft der internationalen Kommunikation im 21. Jahrhundert«. Nach seiner Promotion in Erlangen übernahm Geza Altmann im Januar 1949 eine Assistentenstelle an unserer gerade gegründeten Universität, baute mit seinem akademischen Lehrer und zweiten Prorektor Professor Gottfried Koller das Zoologische Institut aus dem Nichts auf und habilitierte sich 1956 mit »Untersuchungen über den Wasserhaushalt der Honigbiene«. Seit 1965 Wissenschaftlicher Rat und Professor, agierte der am 2. August 1923 in Kesmark geborene Altmann bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1988 fast vier Jahrzehnte auf dem Saarbrücker Campus und widmete sich vor allem der Hormonphysiologie und Insektenbiologie. Am 20. August ist er 89-jährig verstorben. Im Alter von 86 Jahren starb am 24. August der emeritierte Professor für Musikwissenschaft Werner Braun. Die Laufbahn des am 19. Mai 1926 in Sangershausen/Thüringen Geborenen führte über die Universitäten Kiel und Halle 1968 nach Saarbrücken, wo er zunächst als Wissenschaftlicher Rat und Abteilungsleiter für Systematische Musikwissenschaft wirkte und dann in der NachfolgeWalter Wioras von 1972 bis 1994 das Ordinariat inne hatte. In zahlreichen Publikationen und Editionen hat er nahezu alle Facetten der Musikgeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts beleuchtet – das Musikleben und die Musiktheorie, die frühe Opern- und Kirchenmusik Deutschlands bis zu Studien zur Instrumentalmusik, zu Händel sowie den deutsch-englischen Musikbeziehungen. In besonderer Weise ist die Laufbahn von Professor Walter Walisch mit unserer Universität verbunden. Am 16. Oktober 1927 in Hostenbach geboren, gehörte er zu den ersten Studenten der Naturwissenschaftlichen Fakultät und beteiligte sich am Aufbau des Physikalischen und Chemischen Instituts. Dem Examen als Diplom-Physiker und der Promotion bei Professor Jacques-Émile Dubois folgte 1962 die Habilitation im Fach »Instrumentelle chemische Analytik«. Mit innovativen Forschungen zur Ultra-Mikro-Elementaranalyse erwarb er rasch hohes internationales Ansehen. Vor allem in der Zeit des hochschulpolitischen Umbruchs zwischen 1968 und 1972 engagierte er sich in der Selbstverwaltung und leitete als Prodekan von 1973 bis 1983 den Fachbereich Analytische und Biologische Chemie sowie im Wintersemester 1990/1991 den Fachbereich Chemie. Kurz vor seinem 85. Geburtstag ist er am 5. Oktober verstorben.