campus CAMPUS BUNT: Über Homosexualität auf dem Uni-Campus
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campus CAMPUS BUNT: Über Homosexualität auf dem Uni-Campus
Campus_Magazin_01_2012_QX9_Layout 1 07.02.12 16:41 Seite 1 UNIVERSITÄT DES SAARLANDES campus CAMPUS BUNT: Über Homosexualität auf dem Uni-Campus Februar 2012 Campus_Magazin_01_2012_QX9_Layout 1 07.02.12 16:42 Seite 2 Ganz neue Perspektiven für Ihr Leben. die persönlichere Note auf dem Campus Zwischen Vorlesung, Klausur und Milchkaffee noch schnell zur Bank? Die Filiale im Campus Center der Universität des Saarlandes bietet beste Beratung und individuelle Produkte. Für alle, die an der Uni lernen, lehren und arbeiten. Damit Träume keine bleiben. Egal ob während oder nach dem Studium. Campus_Magazin_01_2012_QX9_Layout 1 07.02.12 16:42 Seite 3 Anschrift: Universität des Saarlandes, Campus, D-66123 Saarbrücken. Layout und Satz: Maksimovic & Partners. Druck: SDV. Anzeigen: Stephanie Böcker. der abgebildeten Personen. Umweltministerium Rheinland-Pfalz (S. 20, Fotos Collnot und Leonard), Ministerium für Wirtschaft und Wissenschaft (S. 20 Foto Müller, S.22 Foto Moosmang), ansonsten Bestand der Pressestelle oder Privatbestand Iris Maurer (S. 11, S. 13, S. 14, S. 18), Jörg Pütz (S. 12, S. 20 Foto Lehr), Rüdiger Koop (S. 20 Fotos Wilske und Graf), Universitätsklinikum Saarland (S. 20 Fotos Holstein, Rösch), Fotos: jock+scott/Photocase (Titel, S. 5), Shuttersock (S.6), Uwe Bellhäuser (S. 3, S. 19, S. 22 Foto Oster-Stierle), André Mailänder (S. 7, S. 8), Julie Weiss/iStockphoto (S. 9), Volodymyr Kyrylyuk/Fotolia (S. 10), Redaktion: Friederike Meyer zu Tittingdorf (V.i.S.d.P.), Melanie Löw, Thorsten Mohr, Gerhild Sieber. Mitarbeit: Wolfgang Müller. Impressum /// Campus, das Magazin der Universität des Saarlandes, erscheint dreimal im Jahr. 42. Jahrgang, Ausgabe 1/2012, Februar 2012. Herausgeber: Der Präsident der Universität des Saarlandes. Editorial Liebe Leserinnen und Leser, Vielfalt ist eine der Stärken unserer Universität. Das internationale Profil der Saar-Uni beispielsweise spiegelt sich neben internationalen Studiengängen, Austauschprogrammen und Vernetzungen mit Hochschulen nah und fern des Saarlandes auch im Angebot des Sprachenzentrums wider. Dort halten Peter Tischer und sein Team eine Fülle von Sprachkursen und weiteren Fortbildungsangeboten bereit, die im Vergleich zu anderen deutschen Unis ähnlicher Größe konkurrenzlos ist. Lesen Sie ab Seite 12, welche Einblicke die CampusRedaktion ins Sprachenzentrum der Uni gewonnen hat. Vielfalt ist auch Trumpf in der Wissenschaft. Derzeit arbeiten rund 1600 junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an ihrer Doktorarbeit an der Saar-Uni. 1600 Arbeiten bedeuten 1600 unterschiedliche Themen und Interessen. Hier ist Kreativität gefragt. Wie finanziere ich meine Doktorarbeit? Wie kann mir mein Professor oder meine Professorin möglichst passgenau zur Seite stehen? An der Saar-Uni macht man sich über die intensive Betreuung von Doktoranden viele Gedanken, und das nicht erst seit dem Fall Guttenberg. Der Text ab Seite 10 bietet den angehenden Doktorinnen und Doktoren Hilfestellung. Er beschreibt exemplarisch die strukturierte Doktorandenausbildung der NaturwissenschaftlichTechnischen Fakultät III und gibt darüber hinaus einen Überblick über die weiteren Fördermöglichkeiten. Vielfältig geht es auch innerhalb der Hochschulgruppen zu. Eine davon, die Queer-UdSHochschulgruppe, ist seit einigen Monaten verstärkt aktiv. Hier finden homosexuelle Studentinnen und Studenten, aber auch Uni-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter ein Forum. Die Campus-Redaktion hat sich die Frage gestellt, ob im 21. Jahrhundert überhaupt noch explizit über Homosexualität gesprochen werden muss oder ob der Umgang mit ihr inzwischen endlich zur Normalität geworden ist. Fazit: An der Saar-Uni wird das Thema viel normaler gehandhabt als an manch anderer Hochschule. So ganz vom Ruf des Unnormalen befreit ist sie jedoch noch nicht. Welche wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Erkenntnisse es über Homosexualität auf dem Campus gibt, können Sie in der Titelgeschichte ab Seite 4 lesen. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihr Universitätspräsident Professor Volker Linneweber 4 Titel: Homosexualität auf dem Campus 7 Forschung 9 Je t’aime: Französische Musikschätze im Chansonarchiv 10 Hätte Guttenberg das gewusst: So funktioniert die Doktorandenausbildung an der Saar-Uni 12 Hört, hört: Das Angebot des Sprachenzentrums 14 Gemischtes Doppel: Physiker und Ingenieure beziehen neues Gebäude 16 Campus 18 Forschung sponsored by ...: Stiftungsprofessoren an der Saar-Uni 20 Menschen Campus_Magazin_01_2012_QX9_Layout 1 07.02.12 16:42 Seite 4 ALLES IM BUNTEN BEREICH? Homosexualität auf dem Uni-Campus »Wir stecken mal wieder in Schwulitäten …«. Solche Sätze hört der Student Max Engel gelegentlich, wenn er an Sitzungen teilnimmt und das Gespräch auf Ärgernisse kommt. Dass das Thema Homosexualität immer noch gleichbedeutend mit etwas Schlechtem, Negativem verwendet wird, ärgert den 23-Jährigen nicht nur in solchen Situationen. »Ich denke dann immer: ›Mensch, Leute, ich sitze doch auch hier‹«, erzählt Engel. Er ist schwul, und seine Kommilitonen wissen das auch. Eine schwerwiegende Diskriminierung hat der angehende Kulturwissenschaftler an der Uni allerdings noch nicht erfahren. Direkte Beleidigungen oder gar körperliche Angriffe sind ihm hier fremd. Es sind solche Kleinigkeiten, meist achtlos dahergesagte Bemerkungen wie die »Schwulitäten«, die immer mal wieder vorkommen. Hier wünscht Max Engel sich ein bisschen mehr Achtsamkeit. »Dort zeigt sich viel von der wahren Gesinnung, ob jemand wirklich sensibilisiert ist oder eher wenig Interesse daran hat. Was die Sprache betrifft, ist auf jeden Fall noch sehr viel Arbeit zu erledigen«, sagt Max Engel. Bis auf solche Äußerungen ist also alles in Ordnung? Astrid Fellner beantwortet die Frage – gesamtgesellschaftlich betrachtet – mit einem klaren »Nein«: »Wir sagen heutzutage sehr leicht: ›Ach, sind wir so liberal‹, wenn wir über Homosexuelle sprechen.« Unterschwellig herrscht aber dennoch Diskriminierung. Die Professorin für Amerikanistik beschäftigt sich unter anderem mit Geschlechterforschung in der Literaturwissenschaft und hat sich hierbei auch mit dem Bild von Homosexualität in der Literatur- und Mediengeschichte befasst. Hier stellt sie fest, dass obwohl Schwule und Lesben vermehrt präsent sind, es in den Medien immer noch zu diskriminierenden Aussagen kommt. »Schwule werden in Sitcoms immer noch oft als Tunten dargestellt, Lesben als Birkenstock tragende Emanzen«, nennt sie ein Beispiel. In offiziellen Institutionen wie beispielsweise der Universität werden Schwule und Lesben heute auf dem Papier selbstverständlich wie alle anderen gleich behandelt. Dass dem tatsächlich so ist, verneint die Wissenschaftlerin. Denn hinter vorgehaltener Hand sind sie immer noch »die Schwulen« oder »die Lesben«. »Im Alltag ist Homosexualität immer noch sehr stark eine Seins-Kategorie. Jemand ist dann eben der Schwule oder die Lesbe.« Niemand würde jedoch über einen heterosexuellen Kollegen sagen: »Das ist Peter, er steht auf Frauen« oder »Das ist Birgit, die Heterosexuelle.« Viel eher sprechen die Kollegen vielleicht über »Peter, den Kommilitonen von Jens« oder »Birgit, der Chefin von Manfred«. Eine große Offenheit, wie sie heute allseits postuliert wird, stellt die Professorin aufgrund dieser Erkenntnisse noch lange nicht fest. Dennoch gibt es einen großen Unterschied vor allem zur Frühzeit der Bundesrepublik, als Homosexualität – unter Männern – mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft wurde. »Präsentere Kategorien wie der Beruf drängen die Seins-Kategorie Homosexualität vielleicht in den Hintergrund. Bei Wowereit oder Westerwelle ist das dann Ok. Aber die breite Akzeptanz ist noch lange nicht gegeben«, beschreibt sie diesen langsamen Wandel. Sie sieht diesen Wandel, auch wenn er nur langsam vonstatten geht, aber grundsätzlich positiv. »Wenn Politiker oder Fernsehmoderatoren als schwul geoutet sind, trägt das Homosexualität auf dem Campus Campus_Magazin_01_2012_QX9_Layout 1 07.02.12 16:42 Seite 5 74 35 mit Sicherheit zur Enttabuisierung bei«, lautet Fellners Schlussfolgerung. An der Saar-Uni ist die Gleichbehandlung von Homosexuellen tatsächlich schon viel weiter als an anderen Hochschulen. Sybille Jung hat in 14 Jahren Gleichstellungsarbeit an der Saar-Uni bisher nur in einem Gespräch eine kommentierende Bemerkung mit der Bedeutung »Der klingt schon irgendwie schwul« über die Sprechweise eines Wissenschaftlers gehört. »Letztendlich hatte diese Bemerkung allerdings keinen Einfluss auf die fachliche Bewertung des Wissenschaftlers«, weiß die promovierte Sozialwissenschaftlerin. Sybille Jung betont, dass auch die Universitätsleitung in Berufungsverhandlungen einen selbstverständlichen Umgang mit dem Thema pflegt. Jede Form von Lebens- und Ehepartnerschaft der Bewerberinnen und Bewerber wird engagiert von der Stabsstelle Chancengleichheit unterstützt. »Die Reaktion des Präsidiums ist in jedem Fall ›Rufen Sie bei Frau Jung an. Die wird sie mit ihrem Team des audit familiengerechte hochschule beraten‹, erzählt die Leiterin der Stabsstelle Chancengleichheit . »Diese Selbstverständlichkeit, mit der die Unileitung mit dem Thema umgeht, erleben Neuzuberufende aus ihrer Sicht an vielen anderen Unis so noch nicht. Die Saar-Uni hat sich schon vor einigen Jahren zur Anerkennung von Vielfalt, der DiversityPolicy, öffentlich bekannt«, ergänzt Sybille Jung. Im Arbeitsalltag von Sybille Jung, die seit 2007 auch Gleichstellungsbeauftragte der Uni ist, und ihren Kolleginnen spielt das Thema Homosexualität ansonsten keine herausragende Rolle. »Beratungen wegen Diskriminierung hatten wir in den vergangenen Jahren kaum«, sagt die Chefin des Gleichstellungsbüros. Sie ermuntert Homosexuelle und wissenschaftlich Interessierte aber ausdrücklich, sich mit dem Gleichstellungsbüro auch abseits von Beschwerdefällen in Verbindung zu setzen: »Menschen unterschiedlichster Orientierung sind bei uns mit ihren Anliegen immer willkommen, und wir beteiligen uns in dem Zusammenhang gerne an Initiativen wie zum Beispiel dem Gender-QueerWorkshop, einer internationalen, wissenschaftlichen Tagung, die Frau Fellner 2011 mit ihrem Team für den wissenschaftlichen Nachwuchs im Bereich Gender-Forschung organisiert hat.« Sybille Jung ist sich sicher: »Es gibt auf diese Gruppe bezogen noch viele Bereiche, die spannend sind und die wir kennen lernen möchten.« Die öffentliche Auseinandersetzung mit dem Thema Homosexualität hat sich in den letzten Jahren beim Gleichstellungsbüro in Grenzen gehalten. Das könnte sich in Zukunft ändern. Und zwar, weil Max Engel sowie einige Kommilitoninnen und Kommilitonen sich in der Hochschulgruppe »Queer UdS« engagieren, deren Sprecher und Organisator er ist. Die Gruppe existiert seit 2009. Eine Facebook-Seite hat er jüngst aus der Taufe Campus_Magazin_01_2012_QX9_Layout 1 07.02.12 16:42 Seite 6 ++ gehoben. Regelmäßig organisiert die Gruppe das Queercafé, einen Stammtisch, an dem sich am ersten und dritten Dienstag im Monat Schwule, Lesben, Inter- und Transsexuelle treffen. Treffpunkt ist um 18 Uhr im Philosophencafé in Gebäude C52. Im Vorfeld erreicht er derzeit etwa 40 bis 50 Leute per Mail. So viele kommen allerdings nicht zum Stammtisch. »Rein rechnerisch sollte das Potenzial höher sein«, sagt Max Engel. Viele wüssten noch gar nicht, dass es eine solche Gruppe gibt. Natürlich sei die Gruppe vorwiegend als Forum und Treffpunkt für Studentinnen und Studenten gedacht. Aber auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Uni seien darüber hinaus gern gesehene Gäste, erklärt Engel. Astrid Fellner wird sich in ihrer Forschung im Rahmen der Gender Studies auch weiterhin mit dem Thema beschäftigen und plant hierfür eine bessere Vernetzung innerhalb der Universität. »An fast allen Unis gibt es eine wissenschaftliche Stelle für Geschlechterforschung. Hier nicht«, stellt die Geisteswissenschaftlerin fest, die an der Universität Wien Gleichstellungsbeauftragte ihrer Fakultät war. Dabei will sie kein großes Zentrum für Gender Studies etablieren, wie es an anderen Hochschulen existiert. Das dauert ihr zu lange. So ginge Zeit mit dem Aufbau eines komplizierten Konstrukts verloren, in der nicht wissenschaftlich gearbeitet werden kann. Viel eher schwebt ihr eine kleine, informelle Gruppe aus vielen Bereichen der Universität vor, die sich mit externen Experten um das Thema Geschlechterforschung kümmert. Das sei viel effektiver, ist sich Astrid Fellner sicher. Um das Thema Homosexualität wurde in der jüngeren Vergangenheit an der Saar-Uni also gar kein großes Aufhebens gemacht. In Zukunft soll das Thema jedoch sehr wohl eine Rolle spielen, um auch achtlos dahergesagte Sachen wie die »Schwulitäten« aus der Welt zu schaffen. _Thorsten Mohr Kontakt: Max Engel: www.queeruds.de. »Queer UdS« bei Facebook suchen, E-Mail: [email protected] Gleichstellungsbüro: www.uni-gleichstellung.de, E-Mail: [email protected] Stabsstelle Chancengleichheit: www.uni-saarland.de/auditfamilie, E-Mail: [email protected] Prof. Dr. Astrid Fellner: [email protected], www.amerikanistik.uni-saarland.de Campus_Magazin_01_2012_QX9_Layout 1 07.02.12 16:42 Seite 7 orschung ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ 76 37 Internationales Bilanzrecht wird in vielen deutschen Unternehmen nicht angewendet Vor einem Jahrzehnt wurden internationale Standards entwickelt, nach denen große Unternehmen ihre Konzernbilanzen zu erstellen haben. Ziel war es, die Konzernabschlüsse weltweit zu vergleichen und den Schutz der Anleger zu verbessern. Saarbrücker Wissenschaftler haben jetzt in einer Studie festgestellt, dass die meisten deutschen Konzerne, die nicht am Kapitalmarkt orientiert sind und die internationalen Standards daher nicht anwenden müssen, dies auch nicht tun. Die überwiegende Mehrheit der Firmen erstellt also weiterhin Bilanzen nach dem deutschen Handelsgesetzbuch. Die Forscher der Universität des Saarlandes werten dies als deutliche Kritik an den internationalen Regeln. Für das Geschäftsjahr 2009 machten die Wissenschaftler um Professor Karlheinz Küting vom Centrum für Bilanzierung lediglich 14 Einzelabschlüsse nach International Financial Reporting Standards (IFRS) ausfindig. »Unter den deutschen Konzernen wählten wir nach Zufallsstichprobe 2000 nicht am Kapitalmarkt orientierte Mutterunternehmen aus. Von diesen haben nur rund fünf Prozent von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht und sich an den internationalen Standards orientiert«, erläutert Küting. Für den Saarbrücker Betriebswirt ist dies ein Zeichen dafür, dass viele mittelständische Unternehmen mit den komplexen internationalen Standards überfordert sind. Saarbrücker Wissenschaftler untersuchen in EU-Studie, wie Konsumenten auf die Kennzeichnung von Lebensmitteln reagieren Auf gemeinsame Regeln zur Kennzeichnung von Lebensmitteln haben sich die EU-Mitgliedsstaaten geeinigt: Künftig werden auf allen Lebensmittelverpackungen Informationen zum Energiegehalt, den verwendeten Fetten sowie dem Zucker- und Salzgehalt des Lebensmittels zu finden sein. Wie eine solche Kennzeichnung wahrgenommen wird, wenn sie als einheitliches Label im Sichtfeld von Verpackungen aufgedruckt ist, und ob dies die Auswahl gesünderer Produkte fördert, untersuchen Wissenschaftler seit 2008 im EU-Forschungsprojekt »FLABEL« (Food Labelling to Advance Better Education for Life). Daran beteiligt ist auch das Institut für Konsum- und Verhaltensforschung an der Universität des Saarlandes unter der Leitung von Professorin Andrea Gröppel-Klein. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass sich das Kaufverhalten der Kunden durch die Labels zwar nicht grundlegend geändert hat. Die Kennzeichnungen könnten aber für solche Kunden hilfreich sein, die häufig Probleme in der Kontrolle ihres Essverhaltens haben. Weitere Studien in Deutschland und Polen hätten gezeigt, dass zusätzliche Ampelfarben automatische Verhaltensreaktionen auslösen: »Ungesunde Lebensmittel, die mit roter Farbe gekennzeichnet sind, werden dann stärker gemieden«, erklärt die Saarbrücker Uni-Professorin. Forschungsverbund soll die Sicherheit von IT-Systemen im Bahn- und Flugverkehr garantieren Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert den Sonderforschungsbereich AVA mit weiteren 8,7 Millionen für vier Jahre. Darin forschen Wissenschaftler der Universität des Saarlandes und des Max-Planck-Instituts für Informatik in Saarbrücken gemeinsam mit Informatikern der Universitäten in Oldenburg und Freiburg an der Sicherheit komplexer IT-Systeme. Diese müssen extrem zuverlässig arbeiten, dürfen also keine Softwarefehler enthalten. Das ist besonders im Flug- und im Zugverkehr wichtig, wo die Sicherheit der Passagiere von zuverlässigen Sensoren und Computersystemen abhängen kann.An dem Sonderforschungsbereich AVACS – das steht für »Automatic Verification and Analysis of Complex Systems« – sind von der Universität des Saarlandes die Professoren Bernd Finkbeiner, Reinhard Wilhelm, Sebastian Hack und Holger Hermanns sowie die Nachwuchsforscherin Verena Wolf beteiligt. Am Max-Planck-Institut für Informatik wirken die Professoren Kurt Mehlhorn und Christoph Weidenbach mit.Von den erneut bewilligten 8,7 Millionen Euro fließen 3,5 Millionen ins Saarland. Seit 2004 wurde der Sonderforschungsbereich insgesamt mit rund 26 Millionen Euro gefördert, rund 9,5 Millionen erhielten die Saarbrücker Informatikforscher. Neues Graduiertenkolleg an der Saar-Uni Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert ein Gemeinschaftsprojekt der Saar-Uni und der TU Kaiserslautern: Ein neues Graduiertenkolleg soll Fehlfunktionen von Membranproteinen näher untersuchen. Die Forscher um den Homburger Professor Richard Zimmermann und Professor Ekkehard Neuhaus von der TU Kaiserslautern arbeiten bereits seit Jahren eng auf diesem Gebiet zusammen. Die Forschungsarbeiten werden künftig noch durch eine enge Zusammenarbeit mit der kanadischen Universität in Edmonton erweitert. Störungen an Membranproteinen können beim Menschen schwerwiegende Folgen wie Alzheimer, Krebs, Herz-Kreislaufstörungen oder Autoimmunkrankheiten nach sich ziehen. Umso wichtiger ist es, Veränderungen an diesen Proteinen genauer zu untersuchen. Die DFG wird für das Projekt die nächsten 4,5 Jahre jährlich etwa eine Million Euro zur Verfügung stellen. Das Graduiertenkolleg hat eine geplante Gesamtlaufzeit von neun Jahren. Campus_Magazin_01_2012_QX9_Layout 1 07.02.12 16:42 Seite 8 +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Neue Wege bei der Entwicklung von Impfstoffen Forschern der Saar-Uni ist es gelungen, ein Transportsystem zu entwickeln, mit dem spezialisierte Zellen des menschlichen Immunsystems gezielt adressiert werden können. Dabei haben die Wissenschaftler um Frank Breinig sogenannte funktionelle Nukleinsäuren in gentechnisch veränderte Hefezellen gepackt. Die Hefezellen werden von bestimmten Immunzellen erkannt und aufgenommen, sodass die Nukleinsäuren dann zur Aktivierung des Immunsystems führen können. Breinigs Arbeiten legen einen wichtigen Grundstein im Kampf gegen Tumorerkrankungen und Infektionskrankheiten wie HIV. Die verwendeten Hefezellen sind unbedenklich und könnten bei einer möglichen Schluckimpfung verwendet werden. Saarbrücker Betriebswirtschaftslehre unter den forschungsstärksten Fachbereichen im deutschsprachigen Raum Das jüngste Forschungsranking der »Zeitschrift für KMU und Entrepreneurship« belegt erneut die Spitzenposition der Saarbrücker Betriebswirtschaftslehre: Die in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift publizierte Studie untersucht alle Hochschulen im deutschsprachigen Raum hinsichtlich ihrer Forschungsstärke im Bereich Mittelstand/Unternehmensgründung. Die Betriebswirtschaftslehre der Universität des Saarlandes nimmt dabei unter 122 untersuchten Institutionen den zweiten Platz ein. Dieses Ergebnis bestätigt damit erneut die Befunde des in der German Economic Review 2008 publizierten Forschungsrankings, nach dem die Saarbrücker BWL unter allen Hochschulen im deutschsprachigen Raum insgesamt auf Rang vier und in den Bereichen Rechnungswesen, Steuerlehre und Wirtschaftsprüfung sogar unangefochten auf Rang eins liegt. Ministerium ruft zur Teilnahme an interregionalem Wissenschaftspreis auf Das saarländische Wissenschaftsministerium hat saarländische Forscherinnen und Forscher zur Teilnahme am Interregionalen Wissenschaftspreis 2012 aufgerufen. Der interregionale Wissenschaftspreis wird 2012 zum fünften Mal vom Gipfel der Großregion ausgelobt, der in diesem Jahr unter der Präsidentschaft Lothringens steht. Preiswürdig sind Forschungsnetze, die mindestens bilateral, vorzugsweise jedoch multilateral an einem Thema arbeiten, welches im Rahmen der Großregion von grenzüberschreitendem Interesse ist. Der erste Preis ist mit 35.000 Euro dotiert, die Gewinner des zweiten Preises, des Stifterpreises der SaarLB, erhalten 25.000 Euro. Die Ausschreibungsfrist läuft bis zum 31. März. www.saarland.de/61101.htm Geographen der Saar-Uni bewerten den Umweltzustand in der Biosphäre Bliesgau Das Team der Physischen Geographie führt unter der Leitung von Professor Jochen Kubiniok eine geoökologische Bestandserhebung im UNESCO-Biosphärenreservat Bliesgau durch. Das Ziel der geoökologischen Bestandserhebung ist die Erfassung des geoökologischen Ist-Zustandes als Grundlage für die Bewertung von langfristigen Veränderungen des Naturhaushaltes. Das Team von Jochen Kubiniok hat dazu umfangreiche Umweltdaten zusammengetragen und ausgewertet. So haben die Wissenschaftler unter anderem den Bodenzustand, die Intensität der Landnutzung und die Gewässer der Region untersucht. Ein erstes Ergebnis der Studie: Die Wasserund Luftqualität der Gegend werden in Umfragen weitaus besser eingeschätzt, als sie tatsächlich sind. »Generell scheint der Status des Biosphärenreservats zu einer pauschalisiert-positiven Voreinschätzung zu führen. Potenzielle Belastungsquellen wie die urbanen/suburbanen Siedlungs- und Gewerbezentren sowie die Hauptverkehrsachsen werden entweder in ihrer Bedeutung nicht wahrgenommen oder als nicht zur Biosphäre dazugehörend eingestuft«, heißt es in einem Zwischenergebnis der Untersuchung. Saarbrücker Physiker entwickeln Lichtspeicher aus Diamant im Nanometerbereich Wissenschaftler um Physik-Professor Christoph Becher haben einen winzigen Lichtspeicher aus Diamant hergestellt, mit dem sie die Erzeugung der für die sogenannte Quanteninformation benötigten einzelnen Lichtteilchen deutlich steigern konnten. Die Herstellung der extrem kleinen Lichtspeicher – oder Resonatoren – auf der Nanometerskala erfolgte in einer interdisziplinären Kooperation mit Saarbrücker Materialwissenschaftlern und Physikern der Universitäten Augsburg, Freiburg und Kaiserslautern. Mit der Demonstration der DiamantLichtspeicher haben die Forscher die Grundlagen für zukünftige Anwendungen auf dem Gebiet der Quantenkommunikation verbessert. Denn Wissenschaftler können nun daran forschen, wie sie diesen Lichtspeicher, der aus Diamantspiegeln besteht, mit anderen Komponenten verbinden. So könnte in der Zukunft ein Diamant-Chip entwickelt werden, der eine Quantenkommunikation realistisch macht, die der heutigen Technologie in Sachen Sicherheit und Geschwindigkeit weit überlegen ist. Campus_Magazin_01_2012_QX9_Layout 1 07.02.12 16:42 Seite 9 ++ Je t’aime … moi non plus Chansonarchiv Französische Chansons für Lehre und Forschung 78 39 Eine Bibliothek mit 20.000 Titeln? Da erwartet man hohe Räume mit langen Regalen. Fast enttäuscht blickt man im Chansonarchiv der Saar-Uni auf nur eine Regalwand mit einigen hundert CD-Hüllen. Doch diese Musikbibliothek birgt einen wahren Schatz, der darauf wartet, von Studenten, Wissenschaftlern und Lehrern gehoben zu werden. »Das Archiv bildet die Chansongeschichte ab, im Wesentlichen von 1950 bis heute. Von Klassikern wie Piaf, Brassens, Trenet reicht es über die großen 80er-Jahre Stars wie Cabrel oder Goldman bis hin zu aktuellen Stars wie Benabar, La Grande Sophie oder ZAZ – und gibt so ein getreues Hörbild des unglaublichen Reichtums der frankophonen Popmusik«, erklärt Gerd Heger. Der Journalist vom Saarländischen Rundfunk, der auch unter dem Namen »Monsieur Chanson« bekannt ist, hat seine große CD-Sammlung vor einem Jahr der Saar-Uni als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. Das Chansonarchiv, das in der Bibliothek der Musikwissenschaft untergebracht wurde, enthält den zweitgrößten Bestand an französischsprachigen Liedern in Deutschland. Größer ist nur die Sammlung des Saarländischen Rundfunks, die noch tiefer in die Vergangenheit zurückreicht. »Das Chanson-Archiv wurde von Gerd Heger seit Anfang der 90er Jahre aufgebaut. Es deckt nicht nur alle bedeutenden französischen Musiker ab, sondern enthält auch viele Interpretationen von belgischen, afrikanischen und schweizerischen Künstlern«, erläutert Rainer Kleinertz, Professor für Musikwissenschaft, der das Archiv an der Saar-Uni betreut. Finanziert aus Kompensationsmitteln hat seine Mitarbeiterin Brigitte Wojtyniak über Monate hinweg den gesamten Bestand digitalisiert. Für jedes der rund 20.000 Musikstücke hat sie Interpret, Titel und Booklet erfasst, jede CD-Hülle im Regal fein säuberlich beschriftet. »Damit können wir jetzt das Archiv einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen, damit jeder Interessierte die Chansons für wissenschaftliche Studien oder auch für den Unterricht nutzen kann«, sagt Kleinertz. Auf der Webseite des Chansonarchivs sind alle Alben alphabetisch nach Interpret erfasst. Klickt man auf das abgebildete Booklet, kann man alle Chanson-Titel einer CD erkennen. »In der Bibliothek selbst hat man Zugriff auf eine Datenbank, die eine detaillierte Suche nach einzelnen Stükken und Themen wie etwa Liebe oder Verrat ermöglicht«, erläutert Wojtyniak. Die Chansons können dann vor Ort auch angehört und ausgewertet werden. »Dies macht das Archiv auch für Französisch-Lehrer im Saarland attraktiv, die mit Chansons ihren Unterricht lebendiger gestalten möchten«, meint Rainer Kleinertz, der auf die großzügigen Öffnungszeiten der musikwissenschaftlichen Bibliothek verweist. Der Professor hofft aber auch, dass die Studentinnen und Studenten das Chansonarchiv entdecken, um zum Beispiel über afrikanische Künstler oder die französische Chansonkultur im Vergleich zu deutscher Schlagermusik eine Seminararbeit zu schreiben. »Der große Musikbestand zu einem Genre bietet nicht nur Studenten der Musikwissenschaft reizvolle Fragestellungen. Auch für Romanisten dürfte es spannend sein, politische und gesellschaftliche Entwicklungen anhand der Chansons nachzuspüren«, meint Kleinertz. In Zukunft sollen dazu auch Seminare und Vorträge sowie Veranstaltungen für eine breitere Öffentlichkeit wie etwa Chansonabende auf dem Uni-Campus angeboten werden. _Friederike Meyer zu Tittingdorf Das Chanson-Archiv in der Musikwissenschaftlichen Bibliothek (Geb. C 5.2) ist montags bis donnerstags von 10 bis 20 Uhr, freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Weitere Informationen: www.uni-saarland.de/fak3/chansonarchiv Campus_Magazin_01_2012_QX9_Layout 1 07.02.12 16:54 Seite 10 D oktoranden machen Schule Doktoranden, die im Labor einsam vor sich hin forschen, waren in den Naturwissenschaften schon bisher selten anzutreffen. Die intensive Betreuung durch die Wissenschaftler galt als selbstverständlich, wurde aber nie schriftlich fixiert. Dies soll sich jetzt ändern, um junge Forscher noch besser auf ihrem Weg zum Doktortitel zu begleiten. Die Fakultät 8 der Saar-Uni hat dafür zu Jahresbeginn eine eigene Graduiertenschule gegründet. Der Fall Guttenberg hat eine Flut von Medienberichten über gefälschte Doktorarbeiten ausgelöst. Dabei ging es nicht nur um die Frage, warum die Kontrollmechanismen versagten, sondern auch um das Verhältnis von Betreuer zu Doktorand. Wie sollen junge Forscher betreut werden, damit sie über Jahre hinweg diszipliniert und kreativ ein Projekt zum Erfolg führen? An der Saar-Uni macht man sich darüber nicht erst seit Guttenberg Gedanken, sondern beschreitet schon seit Längerem verschiedene Wege, um die Doktorandenausbildung besser zu strukturieren. Jüngstes Beispiel ist die fächerübergreifende Graduiertenschule der Fakultät 8, in der die Fächer Biologie, Chemie, Pharmazie sowie die Materialwissenschaft und Werkstofftechnik vertreten sind. Dort stehen derzeit rund 380 Doktorandinnen und Doktoranden auf der Promotionsliste. Sie werden von rund 40 Professorinnen und Professoren betreut. »Wir haben uns vor einem Jahr auf einer Klausurtagung darüber Gedanken gemacht, wie man die Promotionsphase gestalten muss, um den Doktorandinnen und Doktoranden die bestmögliche Betreuung zu bieten«, sagt Guido Kickelbick, Professor für Chemie der Saar-Uni, der sich das Thema nach seinen Erfahrungen in den USA auf die Fahnen geschrieben hat. »Die Basis eines guten Betreuungsverhältnisses ist es, die Erwartungen klar und transparent zu beschreiben und schriftlich zu fixieren. Solche Betreuungsvereinbarungen werden wir als Professoren künftig mit jedem Doktoranden treffen«, erläutert Kickelbick. Darin wird festgelegt, dass die Nachwuchsforscher einmal im Jahr schriftlich über ihre Fortschritte berichten und in einem Vortrag die eigene Arbeitsgruppe und den betreuenden Professor informieren.Außerdem verpflichten sich Letztere dazu, die Teilnahme an Konferenzen und Fortbildungen zu ermöglichen. Auch ein genauer Zeitplan mit den vorgesehenen Arbeitspaketen und regelmäßigen Besprechungsterminen wird aufgestellt. Hierbei kommt der wissenschaftlichen Begleiter mit ins Spiel. Dieser war bisher lediglich dafür da, einzugreifen, falls es zu Konflikten zwischen Doktorand und Doktorvater kam. Eine wissenschaftliche Begutachtung der Arbeit fand dagegen meist nur bei der abschließenden Bewertung der Promotion statt. »Wir möchten den wissenschaftlichen Begleiter in die jährlichen Treffen, bei denen die Doktoranden über ihren Arbeitsfortschritt berichten, mehr einbinden. Dies soll die wissenschaftliche Diskussion mit einem weiteren Professor nun schon während der Promotionsphase stärken. Wir erhoffen uns davon, dass der Blick von außen der ganzen Arbeitsgruppe neue Impulse gibt und die interdisziplinäre Zusammenarbeit auch innerhalb der Fakultät gefördert wird«, nennt Kickelbick sein Ziel. Der Teamgeist soll aber auch unter den Doktorandinnen und Doktoranden gestärkt werden. Dafür wurde zu Beginn des Jahres eine fakultätsübergreifende Graduiertenschule ins Leben gerufen, in die sich jeder Doktorand der Fakultät 8 einschreiben kann. »Sie verpflichten sich dabei, aktiv die Doktorandentage der Fachrichtung mit zu gestalten. Dort tragen die jungen Forscher ihre Ergebnisse vor, ohne dass ihnen die betreuenden Professoren über die Schulter schauen. Dabei sollen sie sich gegenseitig inspirieren und auf neue Ansätze und Methoden bringen«, sagt Kickelbick. Campus_Magazin_01_2012_QX9_Layout 1 07.02.12 16:42 Seite 11 7 10 3 11 Um neue Methoden geht es auch bei der wissenschaftlichen Weiterbildung, für die sich jeder Graduierte im Umfang von zwölf Semesterwochenstunden verpflichtet. »Dort lernen sie zum Beispiel die Elektronenmikroskopie und andere spezielle Messverfahren kennen. Zudem müssen sie Softskill-Veranstaltungen des GradUS-Programms der Saar-Uni besuchen«, erläutert Cornelia Gehm, die als Geschäftsführerin der Fakultät die Doktorandenförderung betreut. Als »Bonbon« erhalten sie außerdem Unterstützung von der Graduiertenschule, wenn sie wissenschaftliche Konferenzen besuchen möchten oder einen Auslandsaufenthalt planen. Dafür erhielt die Graduiertenschule jetzt Fördermittel aus einem Programm des Uni-Präsidiums. »Es ist spannend, wenn man auf einer internationalen Konferenz von seinen Forschungsarbeiten berichten kann. Dann sieht man, wie relevant das Thema für andere Wissenschaftler ist. Außerdem lernt man die Koryphäen seines Fachgebietes persönlich kennen«, erzählt Chemie-Dokorand Christian Teuchert, der im vergangenen Jahr eine große Konferenz in Stellenbosch in Südafrika besuchen durfte. Er wurde dabei von der Hardt-Stiftung finanziell unterstützt, die den Chemiker-Nachwuchs der Saar-Uni fördert. »Wir wollen über die neue Graduiertenschule und die verschiedenen fachnahen Doktorandenprogramme, die in den wissenschaftlichen Teildisziplinen der Fakultät vertiefend ausbilden, auch die besten Köpfe für den akademischen Nachwuchs an den Hochschulen identifizieren und fördern. Denn in vielen naturwissenschaftlichen Fächern schließt sich mittlerweile die Promotion an das Hochschulstudium an. Die wenigsten fähigen Köpfe bleiben aber den Hochschulen treu, sondern wandern in die Industrie ab«, bedauert Guido Kickelbick. Diesem Effekt soll in der Graduiertenschule mit einem individuellen Mentoring-Programm für potentielle Kandidaten gegengesteuert werden. »Es wäre prima, den einen oder anderen Saarbrücker Ab- solventen später als Kollegen auf einer Konferenz anzutreffen«, so Kickelbick. Die strukturierte Doktorandenausbildung könnte dafür das entscheidende Sprungbrett sein. _Friederike Meyer zu Tittingdorf Doktorandenprogramme der Saar-Uni Derzeit forschen zwischen rund 1.600 Doktorandinnen und Doktoranden an der Universität des Saarlandes. Für sie gibt es an der Saar-Uni zahlreiche Förderprogramme. Aus der Exzellenzinitiative wird die Graduiertenschule der Informatik finanziert. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert Graduiertenkollegs. Die Saar-Uni ist derzeit an sieben dieser großen Forschungsverbünde beteiligt. Außerdem finanzieren die DF G und das Bundesforschungsministerium einzelne Doktoranden in fachbezogenen Forschungsprojekten. Die Europäische Union bietet so genannte Marie Curie Initial Training Networks für Doktoranden an. Daran ist die Saar-Uni mit drei Forschungsprojekten beteiligt. Die Materialwissenschaft und Werkstofftechnik bietet mit hoher europäischer Förderung das Doktorandenprogramm DocMase an. Aus Mitteln des zentralen Forschungsfonds fördert die Uni fachnahe Doktorandenprogramme. Neben der Graduiertenschule der Fakultät 8 werden derzeit 13 weitere Doktorandenprogramme der Saar-Uni bezuschusst. Das Graduiertenprogramm Gradus der Saar-Uni bietet zudem allen Doktoranden weitere Qualifikationsmöglichkeiten. Aus Landesmitteln werden im Rahmen der Graduiertenförderung außerdem Doktoranden individuell bei ihren Forschungsvorhaben unterstützt. Auch die Industrie finanziert über gemeinsame Forschungsprojekte zahlreiche junge Wissenschaftler. www.uni-saarland.de/campus/forschung.html Campus_Magazin_01_2012_QX9_Layout 1 07.02.12 16:42 Seite 12 ni U er d n a ng i n ai r t h c a r Sp Etwa 350 Kurse in über 20 Sprachen bietet das Sprachenzentrum der Uni jedes Jahr an. Mitmachen darf jeder, der Spaß am Sprachenlernen hat oder mit einem Sprachkurs Leistungspunkte für sein Studium sammeln will. Bratäpfel und Kartoffelpüree – Maçãs assadas e puré de batata – die Übersetzung solcher Köstlichkeiten ihres Weihnachtsmenüs müssen die Teilnehmer des PortugiesischKurses von Dozentin Carla Amado erfragen, doch abgesehen davon berichten sie recht flüssig von ihren Erlebnissen um den Jahreswechsel. Auffallend viele Nasal- und »Sch«Laute und das typische gerollte »R« schwirren durch den Raum im Sprachenzentrum, in dem die junge Portugiesin Carla Amado einen Vertiefungskurs in ihrer Muttersprache hält. Portugiesisch ist eine von über 20 Sprachen, die das Sprachenzentrum der Uni anbietet. »Es gehört zum Kernangebot«, sagt der Leiter des Sprachenzentrums Peter Tischer. Ebenso wie Englisch (»das steht ganz oben«), Französisch, Spanisch, Italienisch, Japanisch, Chinesisch und Russisch. Dazu sind ein Dutzend seltener unterrichtete Sprachen im Programm wie Schwedisch – »zurzeit der Renner« –, Dänisch, Niederländisch, Arabisch und Koreanisch. Durch die Europaprofessuren, bei denen ein Gastdozent aus dem Ausland ein Jahr lang in Saarbrücken lehrt, sind weitere Sprachen dazugekommen. »Das ist eine ganz tolle Sache für uns«, freut sich Tischer. So seien die eigens eingeführten Finnisch- und Türkischkurse bei Studenten so beliebt gewesen, dass sie ins reguläre Angebot übernommen wurden. Im Rahmen der aktuellen Gastprofessur von Ibolya Murber steht nun Ungarisch neu auf dem Programm. Peter Tischer leitet das Sprachenzentrum mit Leib und Seele. Der promovierte Romanist ging selber mehrere Jahre in den USA zur Schule, ist mit einer Libanesin verheiratet und erzieht seine beiden Söhne dreisprachig (neben Deutsch auch Arabisch und Französisch). »Sprachen lernen und sich mit fremden Kulturen auseinandersetzen sind zentrale Erfahrungen, die für jeden Menschen wichtig sind – ein Leben lang. Und so etwas zu vermitteln, macht mir Riesenspaß«, sagt der 49-Jährige. Etwa 70 Dozenten aus 30 Nationen lehren im Sprachenzentrum. Pro Jahr verzeichnet die universitäre Einrichtung fast 5.000 Teilnehmer in über 350 Kursen. Die meisten von ihnen sind Studenten, die so Punkte für ihr Studium sammeln oder einen Kurs belegen, weil es sich inzwi- Sprachenzentrum Campus_Magazin_01_2012_QX9_Layout 1 07.02.12 16:42 Seite 13 7 12 3 13 schen herumgesprochen hat, dass Fremdsprachen für die berufliche Karriere wichtig sind. »Vielen macht es auch einfach Spaß, eine fremde Sprache und Kultur kennenzulernen und dann beispielsweise japanische Mangas oder französische Comics lesen zu können«, berichtet Tischer. Auch UniMitarbeiter und Gasthörer können sich für die Sprachkurse einschreiben. Und neuerdings kommen sogar Schüler aus dem ganzen Saarland samstags zu speziellen Kursen in Chinesisch und Japanisch an die Uni. Im Portugiesisch-Kurs von Carla Amado folgt nach dem Kommunikationsteil eine Übung zum Hörverstehen. Dafür loggen sich die Teilnehmer auf die Onlineplattform des Sprachenzentrums ein, wo für jeden Kurstermin einzelne Lehrmodule abgelegt sind. Heute sollen zwei Dateien bearbeitet werden, die auf Radiobeiträge eines portugiesischen Senders verlinken. »Ich versuche, möglichst viele authentische Quellen zu nutzen, nicht nur Lehrwerke«, erläutert die Kursleiterin. Dass die Studenten über die gemeinsame Lernplattform auf aktuelles audiovisuelles Material zugreifen können und entsprechende Links auch jederzeit an alle Kursteilnehmer verschickt werden können, sieht Peter Tischer als entscheidende Verbesserung gegenüber herkömmlichen Formen des Sprachenlernens. »Mit dem Onlinelernen kommt das Klassenzimmer nach Hause«, ist er überzeugt. »So können wir im Unterricht die Präsenzzeit besser nutzen: Die Teilnehmer hören und sprechen viel, während sie eher formale Aufgaben zu Hause lösen können.« Wie sich das Internet und die dort vorhandenen Wörterbücher so nutzen lassen, dass die Teilnehmer den richtigen Gebrauch von Vokabeln lernen, ist Bestandteil des Englisch-Wortschatzkurses von Sylke Loew. »Mir geht es nicht darum, dass die Studenten einzelne Vokabeln nachschlagen, sondern dass sie sicher Alternativen auswählen können – und dabei möchte ich ihren Blick für größere Zusammenhänge schärfen«, erklärt die promovierte Sprachwissenschaftlerin. »Außerdem sollen sie sich im späteren Berufsleben eigenständig auf ihre jeweiligen Aufgaben vorbereiten können.« Das Sprachenzentrum will kommunikativen Sprachunterricht vermitteln, bei dem die Sprache als Werkzeug dient. Peter Tischer nennt ein Beispiel: »In althergebrachten Hörverstehensübungen soll man immer alles verstehen können. Aber eigentlich muss ich im Ausland vom Wetterbericht nur so viel mitbekommen, dass ich am nächsten Tag mit den richtigen Klamotten aus dem Haus gehe.« Auf solche authentische Situationen bereitet das Sprachenzentrum vor: »Die Kursteilnehmer sollen bei uns das lernen, was sie für ihre nächste kommunikative Aufgabe in der Fremdsprache wirklich brauchen.« Das gilt auch für andere Fertigkeiten wie Lesen, Sprechen oder Schreiben.Wer ausländische Projektpartner hat und in einem exotischen Land aus dem Flugzeug steigt, sollte beispielsweise die Schilder im Flughafen lesen können, meint Tischer. Und die richtigen Anreden und Schlussfloskeln in Kurzmitteilungen beherrschen. »Wir vermitteln also nicht unbedingt das, was im klassischen Lehrbuch steht.« Neben allgemeinsprachlichen Kursen bietet das Sprachenzentrum fachsprachliche Kurse an, beispielsweise Englisch für Naturwissenschaftler oder Konferenz-Englisch. »In acht Sprachen haben wir eine UNI cert-Zertifizierung, also ein Gütesiegel des bundesweiten Arbeitskreises von Sprachenzentren im Hochschulbereich«, sagt Peter Tischer. Ferner werden pro Semester 60 bis 70 Kurse durch das von Professor Frank Spinath entwickelte Lehrevaluationsprojekt »Qualis« geprüft. »Die Ergebnisse erhalten unsere Dozenten als Rückmeldung«, schildert er. »Darüber hinaus sehen wir uns nicht nur als Anbieter von Sprachkursen, sondern auch als wissenschaftliche Einrichtung.« Dabei konzentriert sich das Sprachenzentrum auf »Anwendungsforschung«: »Wir erproben und evaluieren neue Methoden, stellen viele Lehrmaterialien selber her, beteiligen uns an Forschungs- und Entwicklungsprojekten und entwickeln so unsere Unterrichtsmodelle immer weiter.« Der Doktorand Samandar Atoev ist der einzige Mann im Englischkurs von Sylke Loew. Er hat bereits vor acht Jahren am Europa-Institut der Saar-Uni einen Aufbau-Studiengang im Europäischen Recht absolviert und danach für die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) als Jurist in seinem Heimatland Usbekistan gearbeitet. Deutsch spricht er fließend, sein Englisch ist gut, doch er will es weiter verbessern. »Sprachen sind für die berufliche Karriere ebenso wichtig wie Fachkenntnisse«, ist der junge Mann überzeugt. Für Daniela Fenderl, die bei Carla Amado Portugiesisch lernt, steht erst einmal die reine Freude am Sprachenlernen im Vordergrund. Eigentlich studiert sie Spanisch und Englisch, wird aber demnächst ein Auslandssemester im portugiesischen Porto verbringen. Portugiesisch sei eine so schöne, dabei unterschätzte und kulturell unerkannte Sprache, schwärmt sie und fügt hinzu: »Eine Sprache rentiert sich immer.« _Gerhild Sieber M Die Kurse des Sprachenzentrums stehen Studenten, Uni-Mitarbeitern und Gasthörern offen. In Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch und Italienisch sind Einstufungstests zum Besuch der Fortgeschrittenenkurse obligatorisch. Alle Kurse enden mit einer Bescheinigung, auf der die Kursleistung vermerkt ist. Voraussetzungen hierfür sind das Bestehen einer schriftlichen und/oder mündlichen Prüfung und eine regelmäßige Teilnahme am Unterricht. Am Sprachenzentrum werden auch nationale Prüfungen in Griechisch, Spanisch, Italienisch und Portugiesisch abgenommen sowie Vorbereitungskurse hierzu angeboten. Campus_Magazin_01_2012_QX9_Layout 1 07.02.12 16:42 Seite 14 NEUES UNI-GEBÄUDE BEZOGEN Auf dem Saarbrücker Campus ist im letzten Jahr ein neues Gebäude für 6,9 Millionen Euro entstanden. Im vergangenen Dezember haben die neuen »Bewohner« das Verfügungsgebäude für angewandte Ingenieurwissenschaften, E2 9, bezogen. Auf vier Etagen können sich die Ingenieure und Physiker künftig spannenden Themen widmen – zum Beispiel neue Antriebe entwickeln oder der Frage nachgehen, warum der Gecko wirklich an der Decke laufen kann. Dass es sich bei dem Verfügungsgebäude für angewandte Ingenieurwissenschaften um einen Neubau handelt, merkt man direkt beim Betreten des Gebäudes: Der Geruch von frischer Farbe liegt in der Luft. Letzte Bauarbeiten sind noch im Gange. Herumliegende Umzugskisten und Verpackungsmaterial zeigen, dass Leben ins Gebäude einzieht. Vier Professoren – zwei aus der Mechatronik, zwei aus der Physik – und ihre Arbeitsgruppen können seit letztem Dezember die Räumlichkeiten für ihre Forschung nutzen. In der ersten Etage arbeitet Michael Vielhaber, der seit September 2010 als Professor für Konstruktionstechnik auf dem Saarbrücker Campus tätig ist. Für ihn bieten die neuen Räume beste Voraussetzungen, um seine Forschung in Angriff zu nehmen. »Die vergangenen Monate war ich vorwiegend damit beschäftigt, Lehrveranstaltungen vorzubereiten und zu halten«, erzählt er. Ein paar Forschungsanträge seien aber bereits geschrieben und erste Kontakte zu Industriepartnern hergestellt. Vielhaber, dessen Hauptaugenmerk auf der Produktentwicklung liegt, möchte nun verstärkt in der Industrie mit seinem Know-how werben. »Das Produkt – ob Auto oder Produktionsanlage – spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Im Fokus steht zunächst die Prozess-, Methoden- und Werkzeugkompetenz«, erläutert er. »Mich interessieren insbesondere zukunftsfähige energie- und ressourceneffiziente Entwicklungen«. Darüber hinaus spielten bei der Produktentwicklung Leichtbauweisen und Simulationstechniken eine bedeutende Rolle. »Gerade mit computergestützten Simulationen kann die Industrie bei ihren Prototypen, etwa bei der Fahrzeugentwicklung, viel Geld einsparen«, erläutert Vielhaber, der vor seiner Professur an der Saar-Uni 17 Jahre in der freien Wirtschaft tätig war. Seine Arbeit an der Uni sieht Vielhaber als Herausforderung an, da er gewissermaßen einen Lehrstuhl von Null aufbaue und Verantwortung für einen breiten Themenbereich trage. »Konstruktionstechnik ist einer der wichtigsten Punkte der Ingenieurausbildung«, erzählt Vielhaber. »Es macht mir Spaß, die Studenten in ihrem Studium zu begleiten und zu sehen, wie sie sich fachlich und persönlich weiterentwickeln.« Seit dem Umzug ist nun Platz für eine Mobilitätswerkstatt. »Hier wollen wir zum Beispiel zusammen mit der Informatik und der Werkstofftechnik an neuen Formen der Mobilität arbeiten«, berichtet er. Neues Verfügungsgebäude Campus_Magazin_01_2012_QX9_Layout 1 07.02.12 17:16 Seite 15 7 14 3 15 »Insbesondere in der Elektromobilität wird es in den nächsten Jahren Neuerungen zwischen Fahrrad und Auto geben.« Ein Stockwerk darüber, in der zweiten Etage, sind Matthias Nienhaus und seine Mitarbeiter eingezogen. Auch Nienhaus ist erst seit Ende 2010 in Saarbrücken – als Professor für Antriebstechnik. Seine Professur wird durch den Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft aus Mitteln der Claussen-Simon-Stiftung und der Stiftung me Saar finanziert. Nienhaus, der zunächst eine Ausbildung zum Uhrmacher absolvierte, sich erst danach für ein Studium der Ingenieurwissenschaften entschied und über zehn Jahre Erfahrung in der Industrie sammelte, wird bei seiner Forschungsarbeit auf seine Praxiserfahrung zurückgreifen. »Mein Fokus liegt vor allem bei kleinen Antrieben«, erzählt er. Solche Kleinst- und Mikromotoren kommen zum Beispiel in der Medizintechnik bei Insulinpumpen und Herzkathetern zum Einsatz. Darüber hinaus würden diese kleinen Motoren in der Raumfahrt- und Automatisierungstechnik benötigt. Als der Ruf der Saar-Uni kam, musste der Ingenieur nicht lange überlegen. »Gerade im Bereich der elektrischen Klein- und Mikroantriebe gibt es in Deutschland Bedarf, aber kaum Professuren«, weiß er. »Das passte genau. Vor allem weil die Mechatronik ein vielseitiges Fach ist.« Den Umzug in das neue Gebäude sieht er positiv und freut sich: »Wir haben gut ausgestattete Labore, in denen sich die Wissenschaftler und Studenten mit ihren Projekten befassen können.« Nun könne er endlich mit der Forschungsarbeit beginnen. Die Monate zuvor sei er zunächst mit seinen Lehrveranstaltungen beschäftigt gewesen. Platz für eine kleine Feinmechanikecke hat er jetzt auch: Hier möchte der Ingenieur – in dem immer noch ein Uhrmacher steckt – selbst an kleinen Motoren tüfteln. Die beiden oberen Etagen teilen sich die Physik-Professoren Karin Jacobs und Ralf Seemann. Beide benötigen moderne Labore mit Abzügen, Gasversorgung, ausreichendem Luftwechsel und entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen. »Derartige Labore gibt es zu wenige an der Uni. Ihre Bereitstellung ist teuer, aber absolut notwendig, um an vorderster Front auf diesem Gebiet zu forschen«, sagt Seemann, der sich mit der Geometrie fluider Grenzflächen befasst. Über den Umzug ist er froh, auch wenn noch nicht alles reibungslos läuft. »An einigen Kleinigkeiten wie der Gasleitung hängt es noch.« Der Forschungsalltag hält langsam Einzug: Erste Experimente laufen bereits. Seemann und sein Team befassen sich mit drei Themenschwerpunkten. Zum einen untersuchen die Forscher den Einfluss flüssiger Grenzflächen auf unterschiedliche Oberflächen – mit einem Hauptaugenmerk auf rauen und deformierbaren Oberflächen. »Wir untersuchen das Benetzungsverhalten, wie es beispielsweise in Schmierfilmen bei Kolben vorkommt«, erklärt der Professor. Zudem untersuchen die Physiker die mechanischen Eigenschaften von feuchten Granulaten. Er erklärt: »Vereinfacht gesagt gehen wir hierbei den Fragen nach: Warum kann man eine Sandburg bauen? Und wie kann man Flüssigkeiten durch unterschiedliche Granulate pressen?« Ein weiterer Forschungsschwerpunkt ist die Mikrofluidik in einzelnen Tröpfchen – dabei nehmen die Wissenschaftler chemische Reaktionen in kleinsten Tropfen genau unter die Lupe. »Wir beschäftigen uns überwiegend mit mikrofluidischen Prozessen, die auf kleiner Skala möglicherweise anders ablaufen als man es aus dem Alltag kennt«, erläutert er. Denkbar sei, aus diesen kleinen Tropfen künstliche zelluläre Reaktionsräume zu entwickeln. »Das ist aber noch Zukunftsmusik«, sagt Seemann weiter. Gleich nebenan liegt das Büro von Karin Jacobs. Die Physik-Professorin und ihr Team forschen schon seit zehn Jahren an der Saar-Uni. Zuvor war sie bei der Bayer ag in Leverkusen tätig. Ihre Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit der Physik weicher, kondensierter Materie. Zentrale Fragen sind zum Beispiel, welche Kräfte bei der Adhäsion von Bakterien, Proteinen oder auch Geckos an unterschiedlichen Oberflächen wirken und wie man sie beeinflussen kann. Um diesen Phänomenen auf die Spur zu kommen, nutzen die Forscherinnen und Forscher Mikroskope mit hoher Auflösung. Solche Rasterkraftmikroskope haben nun im Erdgeschoss des neuen Gebäudes einen guten Standort gefunden – eine vibrationsarme und temperaturstabile Umgebung. »Kein Vergleich zu unserem alten Gebäude, dem Physiktower«, bemerkt Jacobs. »Temperaturstabilität war dort praktisch nie erreichbar.« Die Forschung von Jacobs’ Team ist stark interdisziplinär ausgerichtet. Die Fragestellungen berühren Gebiete der Medizin, der Biologie, der Chemie und der Materialwissenschaften. »Wir betreiben Grundlagenforschung, die gleichzeitig einen starken Anwendungsbezug hat«, erklärt die Professorin. »So arbeiten wir mit saarländischen Firmen zusammen, die Nanobeschichtungen auf Oberflächen herstellen.« Im neuen Gebäude fühlen sich alle Gruppenmitglieder sehr wohl, sagt sie. Sie freuen sich über die fröhliche Atmosphäre des Hauses, die durch die roten Türen und durch die ausdrucksvollen Bilder saarländischer Künstler unterstützt werde. _Melanie Löw Campus_Magazin_01_2012_QX9_Layout 1 07.02.12 17:40 Seite 16 campus Über neun Millionen Euro Förderung im Qualitätspakt Lehre für die Saar-Uni Die Universität des Saarlandes erhält ab dem Sommersemester 2012 bis ins Jahr 2016 über neun Millionen Euro Fördermittel aus dem Qualitätspakt Lehre. Die Initiative ist neben dem Hochschulpakt und der Exzellenzinitiative die dritte Fördersäule des Bundes. Insgesamt sieht der Antrag, der mit den nun zugesagten 9,35 Millionen Euro in voller Höhe gefördert wird, drei Professuren (Medizinische Bioinformatik, Technische Materialchemie, Systembiotechnologie), vier Juniorprofessuren (Theorien und Methoden der Kulturwissenschaften, Hochschuldidaktik, Experimentelle Biophysik, Molekulare Zelldynamik) sowie fünf Pilotprojekte vor. Gleichzeitig soll es im Rahmen der neugeschaffenen Professuren drei neue Master-Studiengänge geben (Technische Materialchemie, Wirkstoff-Biotechnologie sowie Biophysik). Sommersemester steht im Zeichen von Charles Dickens Aus Anlass des 200. Geburtstags von Charles Dickens am 7. Februar plant Joachim Frenk, Dickens-Experte und Professor für Britische Literatur- und Kulturwissenschaft, im Rahmen eines »Dickens 200«-Semesters verschiedene Veranstaltungen an der Universität des Saarlandes. Der Wissenschaftler will im Jubiläumsjahr gemeinsam mit Bert Hornback, emeritierter Professor der University of Michigan (usa), seit einiger Zeit als Gast an der Saar-Uni und früher Präsident der »Dickens Society«, sowie mit Lena Steveker und Bruno von Lutz daran erinnern, wie der Autor versuchte, über Sozialkritik und Emotionalität die Menschen wach zu rütteln und auf soziale Missstände hinzuweisen. Die Studenten der Saar-Uni können im Sommersemester verschiedene Veranstaltungen zu Dickens belegen. International renommierte Dickens-Forscher werden Vorträge halten. Saarbrücker Jura-Studenten erreichen Endrunde in renommiertem Wettbewerb des Bundesfinanzhofs Ein Team aus Saarbrücker Studenten, das sich dem Thema Steuerrecht verschrieben hat, steht im März im Finale des so genannten BFH Moot Courts. Die Studenten müssen sich am 15. und 16. März gegen drei weitere Endrunden-Teams der Bucerius Law School Hamburg, der Universität zu Köln und der Ludwig-Maximilians-Universität München behaupten. Solche Moot Courts, Wettbewerbe für Jura-Studenten, sind wichtig für die praktische Ausbildung der angehenden Anwälte, Richter und Rechtswissenschaftler. Die Studenten, betreut vom Saarbrücker Staats- und Verwaltungsrechtler Professor Christoph Gröpl, mussten sich intensiv in das Gebiet des steuerrechtlichen Revisionsrechts einarbeiten. Dieses Rechtsgebiet, bei dem es um die Anfechtung von Urteilen vor dem Bundesfinanzhof (BFH) geht, die ein Finanzgericht erlassen hat, gehört nicht zum normalen Umfang der JuristenAusbildung. Mit einem Klick aktuelle Literatur zum Saarland bei Wikipedia Die Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek (Sulb) versieht Artikel mit Saarlandbezug beim OnlineLexikon Wikipedia als eine der ersten deutschen Universitäten systematisch mit Verweisen auf aktuelle Literatur. So finden Nutzer in den Weblinks, beispielsweise im Artikel über die Saar-Uni, den Link zur Saarländischen Bibliographie der Sulb. Hier gibt es tagesaktuelle Literatur zum Thema, so dass Leser, die tiefer in ein Thema einsteigen möchten, als dies der Wikipedia-Eintrag ermöglicht, weitere Informationen erhalten können. Psychotherapeutische Hochschulambulanz an der Saar-Uni ist auf die Behandlung von Angststörungen spezialisiert An der Universität des Saarlandes gibt es eine psychotherapeutische Hochschulambulanz. Die Einrichtung ist dem Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie von Tanja Michael angegliedert und richtet sich im Gegensatz zur psychologisch-psychotherapeutischen Beratungsstelle, die für Studenten da ist, an alle gesetzlich Versicherten. Tanja Michael und ihr Team behandeln die häufigsten seelischen Störungen wie Depression, Angsterkrankungen, Schlafstörungen oder Essstörungen. www.uni-saarland.de/hochschulambulanz Blick in die Geschichte der Uni Das Universitätsarchiv präsentiert beim »Tag der Archive« am 3. und 4. März im Stadtarchiv Saarbrücken Publikationen und Archivalien zur Universitätsgeschichte. Die Ausstellung ist von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Die Adresse des Stadtarchivs lautet Deutschherrenstraße 1, 66117 Saarbrücken. Studenten der Saar-Uni starten mit selbstgebautem Rennauto bei internationalem Wettbewerb Studenten der Universität des Saarlandes nehmen als Saar Racing Greenteam am Konstruktionswettbewerb »Formula Student Austria« am Red Bull Ring in Spielberg in Österreich teil. Mit einem selbstkonstruierten Rennwagen stellen sie sich vom 17. bis 20. Juli 2012 erstmals der internationalen Konkurrenz. Dabei gehen die Saarbrücker Studenten nicht mit einem herkömmlichen Fahrzeug an den Start: Sie entwickeln derzeit einen Prototypen, der mit einem Elektromotor betrieben werden soll. »Für die Studenten ist der Wettbewerb eine ideale Möglichkeit, Erfahrungen in der Konstruktion und Fertigung zu sammeln«, weiß Michael Vielhaber, Professor für Konstruktionstechnik, der seine Studenten auf diesen Wettbewerb aufmerksam gemacht hat. Interessierte Studenten, die Teil des Teams werden möchten, können sich noch bewerben. E-Mail: [email protected] Friseursalon auf dem Campus Seit kurzer Zeit gibt es im Campus Center (Geb. A44) einen Friseursalon. Zu studentenfreundlichen Preisen möchte Friseurin Rebekka Diaz Thome in ihrem »Kammpus« ihre Dienstleistungen anbieten. Weitere Infos unter Tel.: (01520) 5969 958 Campus_Magazin_01_2012_QX9_Layout 1 07.02.12 16:42 Seite 17 campus Juristische Bibliothek an der Saar-Uni nach dreijähriger Umbauphase wiedereröffnet Das Deutsch-Europäische Juridicum, die Bibliothek des Fachbereichs Rechtswissenschaft der Saar-Uni, wurde am 17. Januar offiziell wiedereröffnet. Durch einen dreijährigen Umbau bei laufendem Betrieb ist das Juridicum, das sich im ersten Obergeschoss des Audimax-Gebäudes befindet, nun vor allem einladender und heller geworden: Der Raum wurde neu aufgeteilt, Zwischenwände verschwanden. Die Zahl der Arbeitsplätze konnte dadurch auf 320 vergrößert werden. Zusätzlich wurde eine Sitzecke eingerichtet, weitere Bereiche mit Gruppenarbeitsplätzen sind entstanden. Der Bibliotheks-Bestand, der ständig aktualisiert und ergänzt wird, umfasst alle wichtigen juristischen Datenbanken und rund 500.000 Bücher. Bis zu 1.000 Benutzer kommen pro Tag. Behindertengerechtes Studium: Chemie-Praktika an der Saar-Uni kann man im Rollstuhl absolvieren Gehbehinderte Studenten, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, und kleinwüchsige Menschen haben in einigen Studienfächern immer noch viele Hindernisse zu überwinden. Dazu zählt zum Beispiel die Chemie mit ihren vielfältigen Praktika im Labor. An der Universität des Saarlandes wurde vor Kurzem ein neues Praktikumsgebäude für die Chemieausbildung eingeweiht, das die Bedürfnisse von gehbehinderten und kleinwüchsigen Personen berücksichtigt.Absenkbare Arbeitsflächen in den Laboratorien ermöglichen auch Studenten im Rollstuhl und kleinwüchsigen Menschen, chemische Experimente durchzuführen. Mit dieser an deutschen Universitäten noch kaum verbreiteten Technik spielt die Universität des Saarlandes eine Vorreiterrolle in der Ausbildung von behinderten Studentinnen und Studenten. Festschrift zum 60-jährigen Bestehen des Europa-Instituts erschienen Zum 60-jährigen Bestehen des Europa-Institutes der Saar-Uni ist eine fast 700 Seiten starke Festschrift mit Beiträgen zu den aktuellen und grundlegenden Fragestellungen des Europäischen und Internationalen Rechts erschienen. 1951 wurde an der Universität des Saarlandes das Europa-Institut gegründet, das junge Akademiker aus aller Welt im Europarecht und Internationalen Recht ausbildet. Europäische Integration und Globalisierung. Festschrift zum 60-jährigen Bestehen des Europa-Instituts, herausgegeben von Prof. Dr. Werner Meng, Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. mult. Georg Ress und Prof. Dr. Torsten Stein, 149 Euro, ISBN 978-3-8329-6653-9 (= Schriften des Europa-Instituts der Universität des Saarlandes – Rechtswissenschaft, Bd. 84). Ausstellung im Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsass: Ins Buch geschrieben – Widmungsexemplare aus den Sammlungen Persönliche Widmungen von Autoren und handschriftliche Einträge, die nach Lesungen und Buchpräsentationen entstanden sind, zeigt das Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsass in seiner Ausstellung »ins Buch geschrieben – Widmungsexemplare aus den Sammlungen« auf dem Campus Dudweiler. Seitdem Bücher gedruckt werden, versehen Autoren ihre Werke mit handschriftlichen Einträgen. Die Autorenwidmungen erzählen von Freundschaften und Liebe, von Erinnerungen und Hoffnungen, von beginnenden oder endenden Beziehungen. Zugleich dokumentieren sie 100 Jahre Literatur- und Kulturgeschichte im Saarland, in Luxemburg, in Lothringen und im Elsass. Ausstellung »ins Buch geschrieben – Widmungsexemplare aus den Sammlungen«, bis 11. April, Campus Dudweiler, Beethovenstraße Zeile 6. Öffnungszeiten montags bis donnerstags 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr; freitags 9 bis 12 Uhr. Weitere Infos: http://literaturarchiv.uni-saarland.de Etwa 80% unserer Bevölkerung benötigt einmal im Leben eine Blutübertragung. Hilfe die ankommt ...in Kaiserslautern am Westpfalz-Klinikum Mo, Do, Fr: 7.15 - 13.30 Uhr Di und Mi: 11.30 - 18.00 Uhr INFO Tel: 0631/203-1804 ...in Saarbrücken am Klinikum Saarbrücken (Winterberg) Mo, Do, Fr: 8.00 - 15.00 Uhr Di und Mi: 12.00 - 18.00 Uhr INFO Tel: 0681/963-2560 www.uni-saarland.de/info/universitaet/alumni/freunde-uds.html Campus Blutspendezentrale Saar-Pfalz gGmbH 7 16 3 17 Bl Au uts fw pe an nd ds er en erh ts al ch te äd n e ig in un e g Mitgliederversammlung der »Vereinigung der Freunde der Universität des Saarlandes« Die Mitgliederversammlung der »Vereinigung der Freunde der Universität des Saarlandes« hat am 25. Januar die Vorstandsmitglieder Professor Helmut Bley, Klaus Harste, Helmut Porn und Jost Prüm sowie die Kassenprüfer Gerhard Escher und Axel Kliebenstein für eine weitere Amtszeit wiedergewählt. Ebenfalls wiedergewählt wurden die Mitglieder des Kuratoriums Kurt Bohr, Walter Rodermann und Jörg Tomalak-Plönzke. Einstimmig genehmigten die Mitglieder ferner den Tätigkeits- und Kassenbericht sowie den Haushaltsplan 2012 mit einem Volumen von rund 100.000 Euro. Die 1952 gegründete »Vereinigung der Freunde« mit ihren 350 Mitgliedern verleiht jährlich den Dr.-Eduard-Martin-Preis für exzellente Dissertationen, engagiert sich für die Verbindung zwischen Universität und Bevölkerung und fördert Forschung und Lehre an der Saar-Uni. Klinikum Saarbrücken gGmbH Westpfalz-Klinikum GmbH Saarland-Heilstätten GmbH Campus_Magazin_01_2012_QX9_Layout 1 07.02.12 16:42 Seite 18 Lehre und Forschung sponsored by … Bildung und Forschung sind ein unerlässliches Standbein einer Wissensgesellschaft. Doch in Zeiten klammer Staatskassen fehlen Gelder für Lehrpersonal und Forschungsmittel an Universitäten an allen Ecken und Enden. Wo dem Staat zunehmend das Geld ausgeht, werden Privatleute, Unternehmen, Verbände und Stiftungen immer wichtiger. Sie stellen finanzielle Mittel für Forschung und Lehre bereit. Eine bedeutende Rolle dabei spielen Stiftungsprofessuren, von denen es in Deutschland derzeit etwa 1.000 gibt – mit steigender Tendenz. Drei Stiftungsprofessoren an der Universität des Saarlandes stellt campus in dieser Ausgabe näher vor. laf Kühne ist seit Oktober 2010 Professur für Nachhal- O tigkeitswissenschaft an der Saar-Uni. Seine Professur wird von der Europäischen Akademie Otzenhausen, der Stiftung Forum für Verantwortung und der Asko-Stiftung fünf Jahre getragen. »Ziel dieser Professur ist es, die Idee der nachhaltigen Entwicklung ins Denken und Handeln künftiger Akademiker zu verankern«, erklärt Kühne. Die Nachhaltigkeitswissenschaft sei ein breit aufgestellter Studiengang, bei dem Themen aus verschiedenen Blickwinkeln und Zusammenhänge aus Bereichen wie Ökologie, Ökonomie, Politik und Soziologie näher betrachtet werden. Die Studenten sollen zum Beispiel lernen, welche Rolle der Klimawandel bei künftigen Stadtplanungen spiele oder verantwortungsvoll mit den Ressourcen der Erde umzugehen. Insgesamt werde der Studiengang sehr gut angenommen. »Die Studenten kommen beispielsweise aus der Physik, der Philosophie oder den Materialwissenschaften«, berichtet der Professor. Dies ermögliche unterschiedliche Perspektiven, was in den Seminaren oft zu spannenden Diskussionen führe. »Wir versuchen generell zu verstehen, welche Eigenlogik hinter ökologischen, ökonomischen, sozialen oder politischen Gegebenheiten steht«, erklärt er. So sei es möglich, Konzepte mit einer nachhaltigen Perspektive zu entwickeln. Der Nachhaltigkeitsforscher und sein Team untersuchen unter anderem die saarländische Gesellschaft und die Folgen des demographischen Wandels. Das Saarland könne hier eine Vorreiterrolle in der Nachhaltigkeit einnehmen. Der demographische Wandel erhöhe an der Saar deutlich den Forschungsdruck, da zunehmend Fragen, etwa in der Raumgestaltung oder im Gesundheitswesen, aufkämen und geklärt werden müssten. Darüber hinaus hat der promovierte Geograph und Soziologe gerade ein Buch zur Stadtentwicklung von Los Angeles fertig gestellt, in dem er die kalifornische Megametropole kritisch beleuchtet. »Los Angeles ist ein geeignetes Negativ-Beispiel für nachhaltige Entwicklung, das zeigt, wie man es nicht macht«, erläutert Kühne. Nachhaltig zu leben, habe jeder selbst in der Hand. Und er gibt zu bedenken: »Konsumenten können mit ihren Kaufentscheidungen Einfluss auf Firmen nehmen.« Viele Unternehmen fragen den 38-Jährigen mittlerweile um Rat, wenn es darum geht, einen nachhaltigen Weg bei der Produktion oder Dienstleistung einzuschlagen. Außerdem nehme die soziale Nachhaltigkeit, wie der Umgang mit Angestellten, eine zunehmend wichtigere Stellung in vielen Betrieben ein, weiß Kühne. Kühne selbst bemüht sich, möglichst nachhaltig zu leben, wie der bekennende VfL Bochum-Fan erzählt: »Ich wohne zentral in Saarbrücken und versuche zu Fuß zu gehen, öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad zu nehmen.« Zudem nutze er, wenn möglich, moderne Telekommunikationsmittel anstatt zu Besprechungen zu reisen. Auf dem Feld der Informatik forscht Antonio Krüger, dessen Stiftungsprofessur an der Saar-Uni im Jahr 2007 von der Globus Warenhauskette initiiert wurde. Krüger, der in Stiftungsprofessoren Campus_Magazin_01_2012_QX9_Layout 1 07.02.12 16:42 Seite 19 7 18 3 19 Saarbrücken Informatik studierte und promovierte, befasst sich mit der künstlichen Intelligenz im Handel. Der Professor, der am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (dfki) forscht, nutzt dazu auch Räumlichkeiten in der Zentrale der Globus Warenhauskette in St. Wendel. »Das dfki hat hier auf einer Fläche von 500 Quadratmetern Labore und einen Versuchssupermarkt«, erzählt er. Krüger und sein Team sind mehrfach in der Woche in St. Wendel, um sich mit den Fachabteilungen auszutauschen. »In unserer Forschung können wir den Blick aufs Wesentliche richten, da wir mit realen Problemen aus dem Handel konfrontiert werden«, berichtet der Informatiker. Mitarbeiter des Warenhauses können Entwicklungen bewerten und nützliche Tipps geben. Die Forscher des dfki wiederum können sich in den Globus-Supermärkten vor Ort ein Bild machen. »Die vergangenen Jahre sind im Handel durch den Preisdruck geprägt worden«, erklärt er. Raum für Investitionen habe es kaum gegeben. Dieser Investitionsstau löse sich nun, sodass die Saar-Forscher spannenden Fragen nachgehen können – wie zum Beispiel:Wie kann man Smartphones im Einkaufsalltag sinnvoll nutzen? »Vorstellbar ist etwa ein Produktgedächtnis, das die komplette Lieferkette verfolgt und dem Konsumenten wichtige Informationen liefert«, sagt Krüger. Bei einer Nussallergie könne man etwa einen Schokoriegel mit dem Handy scannen, um zu erfahren, ob er Nüsse enthalte. Der Kunde erspare sich das mühsame Lesen der Zutatenliste. Darüber hinaus sei ein intelligentes System denkbar, das die Lebensmittel im Einkaufswagen erkennt und den Preis ermittelt, ohne dass die Ware auf ein Band gelegt werden müsse. Eine Anwendung, die Krügers Team bereits entwickelt hat, ist der Artikelfinder in der Globus-Filiale in Saarbrücken-Güdingen, der zum Beispiel hilft Mehl, Whiskey oder Ketchup im richtigen Regal zu finden. Das Einkaufsverhalten hat sich in den letzten Jahren durch das Internet enorm verändert. Krüger ist sich sicher, dass der Onlinemarkt weiter wachsen werde und neue Wege beim Einkaufen erschlossen werden: »Eine Technologie, die Einkaufslisten individuell nach Bedarf zusammenstellt und weiß, wann ein Käse oder die Schokocreme aufgebraucht ist, ist durchaus möglich.« Der Supermarkt werde künftig für den Kunden wohl eher zum Einkaufserlebnis, bei dem der Frische-Aspekt bei Waren wie Käse eine wichtige Rolle spielen dürfte, schätzt der 44-Jährige. Zunehmend rücke auch die Transparenz bei der Herstellung von Lebensmitteln in den Fokus, was der ehec- und der Dioxin-Skandal belegten. »Intelligente Technologien könnten Klärung bieten und ein Produkt von der Herstellung bis zur Auslieferung im Handel begleiten«, ergänzt Krüger. Eine weitere Stiftungsprofessur widmet sich der experimentellen Orthopädie und der Arthroseforschung. Henning Madry ist seit 2009 Lehrstuhlinhaber für Experimentelle Orthopädie am Uniklinikum in Homburg – bundesweit der einzige Lehrstuhl seiner Art, der von der Deutschen Arthrose-Hilfe e.V. für fünf Jahre gefördert wird. »Die Uni war bei der Einrichtung dieser Professur sehr innovativ«, sagt Madry. Obwohl es sich primär um eine Forschungsprofessur handle, sei er durch seine Sprechstunde für Rekonstruktive Knorpelchirugie in den Klinikalltag eingebunden. Er fungiere daher als Mittler zwischen Grundlagenforschung und klinischen Fragestellungen. Er behandelt vor allem junge Patienten mit komplexen Knorpel- problemen, die zum Teil aus dem ganzen Bundesgebiet anreisen. »Die Erfahrungen aus dem direkten Patientenkontakt kommen mir in der Forschung zugute«, erklärt der Professor, der mit seinem Team neue Therapieansätze für Knorpeldefekte entwickelt. »Arthrose ist eine chronische Volkskrankheit«, weiß er. »20 bis 30 Prozent aller 60-Jährigen haben radiologisch sichtbare Arthrose.« Einen Ansatz, den die Forscher verfolgen, basiert auf Erkenntnissen der Genforschung. »Bei der Arthrose sind bestimmte Substanzen, beispielsweise Wachstumsfaktoren, im Knorpel nur in geringem Maße vorhanden«, erläutert Madry. Injiziert man Patienten diese Faktoren in das betroffene Gewebe, hat das keinen lang anhaltenden Effekt, da die Substanzen schnell abgebaut werden. Schleust man aber bestimmte Gene in die geschädigten Knorpelzellen ein, können die Zellen die Faktoren selber wieder produzieren und zur Heilung des Gewebes beitragen. Madrys Team entwickelt Transportsysteme, die das Einschleusen der Gene in diese Zellen ermöglichen. Einen effektiven Ansatz hat Madrys Ehefrau, Privatdozentin Magali Madry, die ebenfalls am Uniklinikum als Molekularbiologin auf dem Gebiet der Arthrose forscht, entwickelt: Ein spezielles Vehikel, ein so genannter viraler Vektor, transportiert die Gene in die Zellen. Derzeit steckt diese Forschung noch im Anfangsstadium – erste Versuche im Tiermodell sind aber vielversprechend. »Bis das Ganze am Menschen erprobt werden kann, wird es mindestens zehn Jahre dauern«, schätzt Madry. Für die Behandlung seiner Patienten greift er bereits heutzutage auf Knorpelzellen zurück, die im Labor gezüchtet werden. »Bei einem Knorpelschaden entnehmen wir dem Patienten eine Knorpel-Gewebeprobe und züchten daraus in einer Art Inkubator Zellen in einer Trägersubstanz, die die Zellen zusammenhält«, erläutert der 43Jährige. Im Anschluss werde dem Patienten das Loch im Knorpel in einer Operation mit dem gezüchteten Gewebe aufgefüllt. Madry, der viele Jahre an der Harvard Universität und am Massachusetts Institute of Technology in den usa gearbeitet hat, ist im Saarland längst heimisch geworden. Aus seiner Zeit in den usa versucht er aber, den Leistungsgedanken zu bewahren und erläutert: »Dort sind die Hierarchien flacher und die eigene Leistung zählt mehr als der Status. Das versuche ich auch bei meiner Arbeit umzusetzen.« _Melanie Löw Campus_Magazin_01_2012_QX9_Layout 1 07.02.12 16:42 Seite 20 M enschen ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Chirurg Jörg Holstein erhält Preis für seine Arbeit auf dem Gebiet der Knochenbruchheilung Jörg Holstein hat den diesjährigen HansLiniger-Preis der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (dgu) für seine Arbeit auf dem Gebiet der Knochenbruchheilung gewonnen. Holstein (34) ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und arbeitet an der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie des Universitätsklinikums des Saarlandes. Der mit 5.000 Euro dotierte Hans-Liniger-Preis der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie dient der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Unirats-Mitglied Gerhard Wegner ist Ehrendoktor der ETH Zürich Professor Gerhard Wegner, Gründer des Max-Planck-Instituts für Polymerforschung in Mainz und Mitglied des Universitätsrates der Saar-Uni, ist Ehrendoktor der eth Zürich für seine Leistungen in der Polymerforschung. Mit seinen bahnbrechenden Arbeiten zur Polymersynthese in Einkristallen, der Strukturbildung in polymeren Materialien und zu Materialaspekten von weicher Materie hat Wegner diese Forschungsrichtung so nachhaltig wie kaum ein anderer beeinflusst. Homburger Mediziner erhält Preis der BerlinBrandenburgischen Akademie der Wissenschaften für seine Krebsforschung Alexander Rösch, Oberarzt der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie des Universitätsklinikums, ist für seine wissenschaftliche Forschung im Bereich Krebserkrankung ausgezeichnet worden. Er erhält den mit 10.000 Euro dotierten Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der von der Monika Kutzner Stiftung zur Förderung der Krebsforschung gestiftet wurde. Rösch habe mit seinen Forschungen wesentlich zum Verständnis der Tumorentstehung und -progression beigetragen, erklärt die Akademie. Forschungspreis des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz geht an Saarbrücker Wissenschaftler Für den Nachbau der Dickdarmwand zur Untersuchung chronischer Darmentzündungen sind Professor Claus-Michael Lehr und seine Mitarbeiterinnen Eva-Maria Collnot und Fransisca Leonard vom Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (hips) und der Universität des Saarlandes ausgezeichnet worden. Sie teilen sich mit einem weiteren Preisträger den mit 15.000 Euro dotierten Tierschutz-Forschungspreis des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Claus-Michael Lehr und sein Team bauten die hauchdünne Darmwand im Labor nach. Mit dem neuen dreidimensionalen Modell kann nicht nur die Zahl Tierversuche reduziert werden, sondern auch Kosten und Zeit bei der Entwicklung neuer Medikamente eingespart werden. Im vergangenen Juni erhielten die drei Wissenschaftler dafür bereits den Tierschutz-Forschungspreis des Landes Rheinland-Pfalz. Doktorandin der Saar-Uni in Förderprogramm von BMBF und IT-Industrie aufgenommen Für ihre Forschungen zur Kommunikation zwischen Mensch und Computer ist Sabine Janzen, Doktorandin des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftsinformatik im Dienstleistungsbereich, eine besondere Anerkennung zuteil geworden: Sie und zehn weitere Master- und Promotionsstudenten werden zwei Jahre lang durch den Software Campus mit bis zu 100.000 Euro unterstützt. Der Software Campus ist ein neues Förderprogramm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (bmbf) und der it-Industrie. In ihrer Masterarbeit untersuchte Sabine Janzen, wie sich Kunden im Kaufhaus mithilfe eines Handys mit einem Produkt unterhalten können, um mehr Informationen über die Ware zu erhalten. Neuer wissenschaftlicher Geschäftsführer des Zentrums für Mechatronik und Automatisierungstechnik Rainer Müller, ist ab dem 1. März neuer wissenschaftlicher Geschäftsführer des Zentrums für Mechatronik und Automatisierungstechnik. »Für den Wirtschafts- und Forschungsstandort Deutschland haben die Ingenieurwissenschaften eine herausragende Bedeutung. Gerade aufgrund der Unterstützung durch die regionale Wirtschaft bietet das Zema optimale Bedingungen«, umreißt Müller seine Beweggründe für die Übernahme der Aufgabe. Er löst die beiden Wissenschaftlichen Geschäftsführer Professor Andreas Schütze und Professor Jürgen Griebsch ab, die bisher gemeinsam die wissenschaftliche Leitung des Zema, einer Gemeinschaftsgründung von Uni, htw und Land, übernommen hatten. Menschen Rechtsmediziner Jochen Wilske und Krebsforscher Norbert Graf mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet Für sein soziales und präventives Engagement im Bereich der Drogenfrüherkennung ist Professor Jochen Wilske, ehemaliger Leiter des Instituts für Rechtsmedizin, mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden. Auch Professor Norbert Graf ist mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Graf ist Direktor der Klinik für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie an den Universitätskliniken des Saarlandes. Neben seinen herausragenden fachlichen Fähigkeiten erhielt er die Auszeichnung vor allem für seine große Sensibilität und menschliche Stärke. 7 20 3 21 Campus_Magazin_01_2012_QX9_Layout 1 07.02.12 16:42 Seite 21 M enschen +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Doktorandinnen für ihre Forschungen auf dem Gebiet der Toxikologie ausgezeichnet Daniela Remane und Andrea E. Schwaninger sind mit dem Young Scientist Award ausgezeichnet worden. Beide sind Doktorandinnen von Hans H. Maurer, Professor für Pharmakologie und Toxikologie an der Medizinischen Fakultät. Remane erhielt den Preis von der International Association of Forensic Toxicologists (tiaft) für ihre Veröffentlichung über ein bisher unterschätztes Problem bei der Anwendung massenspektrometrischer Messverfahren. Andrea Schwaninger erhielt die Auszeichnung von der International Association of Therapeutic Drug Monitoring & Clinical Toxicology für einen Vortrag über ihre Forschung. Sie hat spezifische Erkenntnisse zur Designerdroge Ecstasy gewonnen, mit denen es möglich ist, das Ausscheidungsprofil der Droge zu bestimmen und so ein Gesundheitsrisiko abschätzen. Die verlässlichen Aussagen über den Abbau des Ecstasys im Blut sind auch wichtig für die Rechtssprechung, wenn beispielsweise ein Gerichtsverfahren verhandelt wird, in dem eine verminderte Schuldfähigkeit wegen Drogenkonsums eine Rolle spielt. Doktorand der Saar-Uni gewinnt BlueCompetition-Wettbewerb Stephan Hüttel, Doktorand am Institut Pharmazeutische Biotechnologie, hat den ersten Platz bei der BlueCompetition 2011 belegt und ein Preisgeld von 5.000 Euro gewonnen. Gesucht wurden neue und kreative Methoden der Gasanalyse bei Fermentationsprozessen. Der Nachwuchswissenschaftler forscht im Rahmen seiner Promotion bei Professor Rolf Müller an der Produktionsund Prozessoptimierung für die Herstellung von Pharmazeutika aus Myxobakterien. Die BlueCompetition ist ein von der Firma Blue-Sens gas sensor GmbH weltweit ausgeschriebener Wettbewerb. Slavist Roland Marti ist Ehrendoktor der Universität Sofia Roland Marti, Professor für Slavische Philologie, hat die Ehrendoktorwürde der Universität Sofia verliehen bekommen. Seine Verdienste auf dem Gebiet der Paläobulgaristik und der Slavistik seien dafür genauso der Grund wie sein Einsatz im Rahmen der Kooperation zwischen der Sofioter Universität und der Saar-Uni, heißt es im Begründungsschreiben. Büro - ›› Einrichtungen Einrichtungen so individuell wie Sie!‹‹‹‹ Öffnungszeiten: Öffnungszeiten: )) $,#+ )) $,#+ + $, #+ + $, #+ $,#+ $,#+ und nach nach Vereinbarung Vereinbarung und B/BI Bertsch Büro Informatik GmbH GmbH ** &$(,-+1 /++2% /++2% (( Fon / Fax Mail $(!)$ / www.b-bi.de www.b-bi.de Campus_Magazin_01_2012_QX9_Layout 1 07.02.12 16:42 Seite 22 M enschen ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Neue Professoren Sven Moosmang ist neuer Professor für experimentelle Pharmakologie und präklinische Krankheitsmodelle an der Universität des Saarlandes. Wissenschaftlich beschäftigt sich Professor Moosmang mit Herz-Kreislauf-Fragestellungen, wie zum Beispiel der Funktion, Lokalisation und pharmakologischen Beeinflussbarkeit von Ionenkanälen. Geburtstage pensionierter und emeritierter Professoren 85 Jahre wurde am 11. November Wulf Ehrich, der seit über 40 Jahren der Universitäts-Augenklinik verbunden ist, dort von 1972 bis 1990 als Professor fungierte und sich in Forschung, Lehre und Krankenversorgung insbesondere Aspekten des Schielens, der Entoptik, der Kontaktlinsen und der Augenhornhaut widmete. Der Herausgeber des inzwischen in mehreren Auflagen und auch in englischer Sprache erschienenen »Atlas der Kontaktlinsenanpassung« hat auch zahlreiche Ehrungen erfahren. Zu seinem 80. Geburtstag am 16. November fand ein wissenschaftliches Festkolloquium statt, und seitdem trägt auch der Hörsaal in Gebäude E22 seinen Namen: Der vielfach ausgezeichnete und geehrte emeritierte Professor für Angewandte Mathematik und Informatik Günter Hotz hat unter anderem zentrale Voraussetzungen für die Ansiedlung des Max-Planck-Instituts für Informatik, des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz und des Leibniz Zentrums für Informatik, Schloss Dagstuhl geschaffen und entscheidend zum herausragenden Profil des Informatik-Standorts beigetragen. Vor 60 Jahren begründete Ernst E. Boesch das Psychologische Institut der Saar-Uni und 1962 das »Institut für Entwicklungshilfe«, die spätere »Sozialpsychologische Forschungsstelle für Entwicklungsplanung« und etablierte damit die international ausstrahlende »Saarbruecken School of Cultural Psychology«. Am 26. Dezember konnte Boesch seinen 95. Geburtstag begehen. Der Jubilar ist der älteste Professor unserer Universität, der er trotz mehrerer ehrenvoller Rufe stets die Treue hielt. Der Ehrendoktor der Universitäten Bern und Srinakharinwirot (Bangkok) und Träger des Saarländischen Verdienstordens hat zahlreiche Monographien, Privatdrucke, literarische Schriften und über 100 Einzelbeiträge publiziert. Verstorben Wenige Wochen vor seinem 90. Geburtstag starb am 19. November der Altrektor, Ehrensenator und emeritierte Professor für Deutsches und vergleichendes Strafrecht und Kriminologie Gerhard Kielwein, der von 1956 bis 1987 auf dem Saarbrücker Campus wirkte und vielfältige Aufgaben für die wissenschaftliche Gemeinschaft übernahm. Nach seinem Dekanat 1960/1961 leitete er von 1962 bis 1964 als Rektor die Universität. Ferner agierte er als Präsidiumsmitglied der Westdeutschen Rektorenkonferenz, Präsident des Deutschen Akademischen Austauschdienstes und Vizepräsident der Alexander von Humboldt-Stiftung sowie als Vorsitzender und langjähriges Mitglied des Rundfunkrates des Saarländischen Rundfunks. Intensiv widmete er sich den sozialen Belangen der Studentenschaft und hatte von 1975 bis 1991 den Vorsitz des Vorstandes des Studentenwerks im Saarland inne. »Sein Leben galt der deutsch-französischen Zusammenarbeit und Verständigung und ihrer Verankerung im Rechtssystem.« Dieser Satz bilanziert das außergewöhnlich verdienstvolle Wirken des am 10. Dezember 2010 im Alter von 67 Jahren verstorbenen Professors für Französisches Öffentlichen Rechts Christian Autexier, dessen wegweisendes Engagement für deutsch-französische Kooperationen im Hochschulbereich unvergessen bleiben wird. Der langjährige Co-Direktor des Centre Juridique Franco-Allemand prägte nicht nur entscheidend die Entwicklung dieser Institution, sondern gestaltete auch Aufund Ausbau des Frankreichzentrums und war Initiator und Vizepräsident der Deutsch-Französischen Hochschule. Seine Verdienste wurden durch die Ernennungen zum Chevalier de la Légion d’Honneur und Chevalier des Palmes Académiques gewürdigt. Am 2. Januar verstarb kurz vor seinem 90. Geburtstag im belgischen Sprimont der am 20. Januar 1922 in Awans geborene emeritierte Professor für Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft Armand Nivelle, der von 1968 bis 1990 als Ordinarius die Saarbrücker Komparatistik in Forschung und Lehre repräsentierte. Der Träger der Goethe-Medaille in Gold und Inhaber des Bundesverdienstkreuzes I. Klasse hat mit rund 100 Publikationen ein wegweisendes Œuvre hinterlassen. Menschen Vizepräsidentin für Europa der Saar-Uni erhält französischen Orden Patricia Oster-Stierle, die einzige Vizepräsidentin für Europa einer deutschen Hochschule, ist mit dem nationalen Verdienstorden der Republik Frankreich ausgezeichnet worden. Die Professorin für französische Literatur der Saar-Uni wurde als »herausragende Aktivistin und Leitfigur der deutsch-französischen Beziehungen im Saarland auf dem Gebiet von Bildung und Wissenschaft« geehrt. Mit ihrem Engagement für den Europaschwerpunkt der Universität und für die »Universität der Großregion« setzte sich Patricia Oster-Stierle dafür ein, dass in der Großregion ein gemeinsamer Hochschulraum entsteht. 7 22 3 23 Campus_Magazin_01_2012_QX9_Layout 1 07.02.12 16:42 Seite 23 ++ Campus_Magazin_01_2012_QX9_Layout 1 07.02.12 16:42 Seite 24 pustarif m a C r e s n U nutzer: für Fremd nur 1,50 € aktion pro Trans Jetzt auf dem Campus der Universität: Das neue SB-Center der Sparkasse Saarbrücken. Mit Geldautomat, SB-Terminal und Kontoauszugsdrucker im Mensa-Gebäude.