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campus CAMPUS BUNT: Über Homosexualität auf dem Uni-Campus
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UNIVERSITÄT
DES
SAARLANDES
campus
CAMPUS BUNT:
Über Homosexualität auf dem Uni-Campus
Februar 2012
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Anschrift: Universität des Saarlandes, Campus, D-66123 Saarbrücken. Layout und Satz: Maksimovic & Partners. Druck: SDV. Anzeigen: Stephanie Böcker.
der abgebildeten Personen.
Umweltministerium Rheinland-Pfalz (S. 20, Fotos Collnot und Leonard), Ministerium für Wirtschaft und Wissenschaft (S. 20 Foto Müller, S.22 Foto Moosmang), ansonsten Bestand der Pressestelle oder Privatbestand
Iris Maurer (S. 11, S. 13, S. 14, S. 18), Jörg Pütz (S. 12, S. 20 Foto Lehr), Rüdiger Koop (S. 20 Fotos Wilske und Graf), Universitätsklinikum Saarland (S. 20 Fotos Holstein, Rösch),
Fotos: jock+scott/Photocase (Titel, S. 5), Shuttersock (S.6), Uwe Bellhäuser (S. 3, S. 19, S. 22 Foto Oster-Stierle), André Mailänder (S. 7, S. 8), Julie Weiss/iStockphoto (S. 9), Volodymyr Kyrylyuk/Fotolia (S. 10),
Redaktion: Friederike Meyer zu Tittingdorf (V.i.S.d.P.), Melanie Löw, Thorsten Mohr, Gerhild Sieber. Mitarbeit: Wolfgang Müller.
Impressum /// Campus, das Magazin der Universität des Saarlandes, erscheint dreimal im Jahr. 42. Jahrgang, Ausgabe 1/2012, Februar 2012. Herausgeber: Der Präsident der Universität des Saarlandes.
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
Vielfalt ist eine der Stärken unserer Universität. Das internationale Profil der Saar-Uni
beispielsweise spiegelt sich neben internationalen Studiengängen, Austauschprogrammen
und Vernetzungen mit Hochschulen nah und fern des Saarlandes auch im Angebot des Sprachenzentrums wider. Dort halten Peter Tischer und sein Team eine Fülle von Sprachkursen
und weiteren Fortbildungsangeboten bereit, die im Vergleich zu anderen deutschen Unis
ähnlicher Größe konkurrenzlos ist. Lesen Sie ab Seite 12, welche Einblicke die CampusRedaktion ins Sprachenzentrum der Uni gewonnen hat.
Vielfalt ist auch Trumpf in der Wissenschaft. Derzeit arbeiten rund 1600 junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an ihrer Doktorarbeit an der Saar-Uni. 1600 Arbeiten
bedeuten 1600 unterschiedliche Themen und Interessen. Hier ist Kreativität gefragt. Wie
finanziere ich meine Doktorarbeit? Wie kann mir mein Professor oder meine Professorin möglichst passgenau zur Seite stehen? An der Saar-Uni macht man sich über die intensive
Betreuung von Doktoranden viele Gedanken, und das nicht erst seit dem Fall Guttenberg.
Der Text ab Seite 10 bietet den angehenden Doktorinnen und Doktoren Hilfestellung. Er beschreibt exemplarisch die strukturierte Doktorandenausbildung der NaturwissenschaftlichTechnischen Fakultät III und gibt darüber hinaus einen Überblick über die weiteren
Fördermöglichkeiten.
Vielfältig geht es auch innerhalb der Hochschulgruppen zu. Eine davon, die Queer-UdSHochschulgruppe, ist seit einigen Monaten verstärkt aktiv. Hier finden homosexuelle Studentinnen und Studenten, aber auch Uni-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter ein Forum. Die
Campus-Redaktion hat sich die Frage gestellt, ob im 21. Jahrhundert überhaupt noch explizit über Homosexualität gesprochen werden muss oder ob der Umgang mit ihr inzwischen
endlich zur Normalität geworden ist. Fazit: An der Saar-Uni wird das Thema viel normaler
gehandhabt als an manch anderer Hochschule. So ganz vom Ruf des Unnormalen befreit ist
sie jedoch noch nicht. Welche wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Erkenntnisse es über
Homosexualität auf dem Campus gibt, können Sie in der Titelgeschichte ab Seite 4 lesen.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
Ihr Universitätspräsident Professor Volker Linneweber
4
Titel: Homosexualität auf dem Campus
7
Forschung
9
Je t’aime: Französische Musikschätze im Chansonarchiv
10
Hätte Guttenberg das gewusst:
So funktioniert die Doktorandenausbildung an der Saar-Uni
12
Hört, hört: Das Angebot des Sprachenzentrums
14
Gemischtes Doppel: Physiker und Ingenieure
beziehen neues Gebäude
16
Campus
18
Forschung sponsored by ...: Stiftungsprofessoren an der Saar-Uni
20
Menschen
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ALLES IM
BUNTEN BEREICH?
Homosexualität
auf dem Uni-Campus
»Wir stecken mal wieder in Schwulitäten …«. Solche Sätze hört der
Student Max Engel gelegentlich, wenn er an Sitzungen teilnimmt und
das Gespräch auf Ärgernisse kommt. Dass das Thema Homosexualität
immer noch gleichbedeutend mit etwas Schlechtem, Negativem verwendet wird, ärgert den 23-Jährigen nicht nur in solchen Situationen.
»Ich denke dann immer: ›Mensch, Leute, ich sitze doch auch hier‹«,
erzählt Engel. Er ist schwul, und seine Kommilitonen wissen das auch.
Eine schwerwiegende Diskriminierung hat der angehende
Kulturwissenschaftler an der Uni allerdings noch nicht erfahren. Direkte Beleidigungen oder gar körperliche Angriffe sind ihm hier fremd. Es sind solche Kleinigkeiten,
meist achtlos dahergesagte Bemerkungen wie die »Schwulitäten«, die immer mal wieder vorkommen. Hier wünscht
Max Engel sich ein bisschen mehr Achtsamkeit. »Dort zeigt
sich viel von der wahren Gesinnung, ob jemand wirklich
sensibilisiert ist oder eher wenig Interesse daran hat. Was
die Sprache betrifft, ist auf jeden Fall noch sehr viel Arbeit
zu erledigen«, sagt Max Engel.
Bis auf solche Äußerungen ist also alles in Ordnung?
Astrid Fellner beantwortet die Frage – gesamtgesellschaftlich betrachtet – mit einem klaren »Nein«: »Wir sagen heutzutage sehr leicht: ›Ach, sind wir so liberal‹, wenn wir über
Homosexuelle sprechen.« Unterschwellig herrscht aber
dennoch Diskriminierung. Die Professorin für Amerikanistik beschäftigt sich unter anderem mit Geschlechterforschung in der Literaturwissenschaft und hat sich hierbei
auch mit dem Bild von Homosexualität in der Literatur- und
Mediengeschichte befasst. Hier stellt sie fest, dass obwohl
Schwule und Lesben vermehrt präsent sind, es in den Medien immer noch zu diskriminierenden Aussagen kommt.
»Schwule werden in Sitcoms immer noch oft als Tunten dargestellt, Lesben als Birkenstock tragende Emanzen«, nennt
sie ein Beispiel.
In offiziellen Institutionen wie beispielsweise der Universität werden Schwule und Lesben heute auf dem Papier
selbstverständlich wie alle anderen gleich behandelt. Dass
dem tatsächlich so ist, verneint die Wissenschaftlerin. Denn
hinter vorgehaltener Hand sind sie immer noch »die Schwulen« oder »die Lesben«. »Im Alltag ist Homosexualität
immer noch sehr stark eine Seins-Kategorie. Jemand ist
dann eben der Schwule oder die Lesbe.« Niemand würde
jedoch über einen heterosexuellen Kollegen sagen: »Das
ist Peter, er steht auf Frauen« oder »Das ist Birgit, die Heterosexuelle.« Viel eher sprechen die Kollegen vielleicht
über »Peter, den Kommilitonen von Jens« oder »Birgit, der
Chefin von Manfred«.
Eine große Offenheit, wie sie heute allseits postuliert
wird, stellt die Professorin aufgrund dieser Erkenntnisse
noch lange nicht fest. Dennoch gibt es einen großen Unterschied vor allem zur Frühzeit der Bundesrepublik, als
Homosexualität – unter Männern – mit bis zu fünf Jahren
Gefängnis bestraft wurde. »Präsentere Kategorien wie der
Beruf drängen die Seins-Kategorie Homosexualität vielleicht in den Hintergrund. Bei Wowereit oder Westerwelle
ist das dann Ok. Aber die breite Akzeptanz ist noch lange
nicht gegeben«, beschreibt sie diesen langsamen Wandel.
Sie sieht diesen Wandel, auch wenn er nur langsam vonstatten geht, aber grundsätzlich positiv. »Wenn Politiker
oder Fernsehmoderatoren als schwul geoutet sind, trägt das
Homosexualität auf dem Campus
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mit Sicherheit zur Enttabuisierung bei«, lautet Fellners
Schlussfolgerung.
An der Saar-Uni ist die Gleichbehandlung von Homosexuellen tatsächlich schon viel weiter als an anderen Hochschulen. Sybille Jung hat in 14 Jahren Gleichstellungsarbeit
an der Saar-Uni bisher nur in einem Gespräch eine kommentierende Bemerkung mit der Bedeutung »Der klingt
schon irgendwie schwul« über die Sprechweise eines Wissenschaftlers gehört. »Letztendlich hatte diese Bemerkung
allerdings keinen Einfluss auf die fachliche Bewertung des
Wissenschaftlers«, weiß die promovierte Sozialwissenschaftlerin.
Sybille Jung betont, dass auch die Universitätsleitung
in Berufungsverhandlungen einen selbstverständlichen
Umgang mit dem Thema pflegt. Jede Form von Lebens- und
Ehepartnerschaft der Bewerberinnen und Bewerber wird
engagiert von der Stabsstelle Chancengleichheit unterstützt. »Die Reaktion des Präsidiums ist in jedem Fall
›Rufen Sie bei Frau Jung an. Die wird sie mit ihrem Team
des audit familiengerechte hochschule beraten‹, erzählt die
Leiterin der Stabsstelle Chancengleichheit . »Diese Selbstverständlichkeit, mit der die Unileitung mit dem Thema umgeht, erleben Neuzuberufende aus ihrer Sicht an vielen anderen Unis so noch nicht. Die Saar-Uni hat sich schon vor
einigen Jahren zur Anerkennung von Vielfalt, der DiversityPolicy, öffentlich bekannt«, ergänzt Sybille Jung.
Im Arbeitsalltag von Sybille Jung, die seit 2007 auch Gleichstellungsbeauftragte der Uni ist, und ihren Kolleginnen
spielt das Thema Homosexualität ansonsten keine herausragende Rolle. »Beratungen wegen Diskriminierung hatten
wir in den vergangenen Jahren kaum«, sagt die Chefin des
Gleichstellungsbüros. Sie ermuntert Homosexuelle und
wissenschaftlich Interessierte aber ausdrücklich, sich mit
dem Gleichstellungsbüro auch abseits von Beschwerdefällen in Verbindung zu setzen: »Menschen unterschiedlichster Orientierung sind bei uns mit ihren Anliegen immer
willkommen, und wir beteiligen uns in dem Zusammenhang
gerne an Initiativen wie zum Beispiel dem Gender-QueerWorkshop, einer internationalen, wissenschaftlichen Tagung, die Frau Fellner 2011 mit ihrem Team für den wissenschaftlichen Nachwuchs im Bereich Gender-Forschung
organisiert hat.« Sybille Jung ist sich sicher: »Es gibt auf
diese Gruppe bezogen noch viele Bereiche, die spannend
sind und die wir kennen lernen möchten.« Die öffentliche
Auseinandersetzung mit dem Thema Homosexualität hat
sich in den letzten Jahren beim Gleichstellungsbüro in
Grenzen gehalten.
Das könnte sich in Zukunft ändern. Und zwar, weil Max
Engel sowie einige Kommilitoninnen und Kommilitonen
sich in der Hochschulgruppe »Queer UdS« engagieren,
deren Sprecher und Organisator er ist. Die Gruppe existiert
seit 2009. Eine Facebook-Seite hat er jüngst aus der Taufe
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gehoben. Regelmäßig organisiert die Gruppe das Queercafé, einen Stammtisch, an dem sich am ersten und dritten
Dienstag im Monat Schwule, Lesben, Inter- und Transsexuelle treffen. Treffpunkt ist um 18 Uhr im Philosophencafé in Gebäude C52. Im Vorfeld erreicht er derzeit etwa
40 bis 50 Leute per Mail. So viele kommen allerdings nicht
zum Stammtisch. »Rein rechnerisch sollte das Potenzial
höher sein«, sagt Max Engel. Viele wüssten noch gar nicht,
dass es eine solche Gruppe gibt. Natürlich sei die Gruppe
vorwiegend als Forum und Treffpunkt für Studentinnen und
Studenten gedacht. Aber auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Uni seien darüber hinaus gern gesehene Gäste,
erklärt Engel.
Astrid Fellner wird sich in ihrer Forschung im Rahmen
der Gender Studies auch weiterhin mit dem Thema beschäftigen und plant hierfür eine bessere Vernetzung innerhalb der Universität. »An fast allen Unis gibt es eine
wissenschaftliche Stelle für Geschlechterforschung. Hier
nicht«, stellt die Geisteswissenschaftlerin fest, die an der
Universität Wien Gleichstellungsbeauftragte ihrer Fakultät
war. Dabei will sie kein großes Zentrum für Gender Studies etablieren, wie es an anderen Hochschulen existiert.
Das dauert ihr zu lange. So ginge Zeit mit dem Aufbau eines
komplizierten Konstrukts verloren, in der nicht wissenschaftlich gearbeitet werden kann. Viel eher schwebt ihr
eine kleine, informelle Gruppe aus vielen Bereichen der
Universität vor, die sich mit externen Experten um das
Thema Geschlechterforschung kümmert. Das sei viel effektiver, ist sich Astrid Fellner sicher.
Um das Thema Homosexualität wurde in der jüngeren
Vergangenheit an der Saar-Uni also gar kein großes Aufhebens gemacht. In Zukunft soll das Thema jedoch sehr
wohl eine Rolle spielen, um auch achtlos dahergesagte Sachen wie die »Schwulitäten« aus der Welt zu schaffen.
_Thorsten Mohr
Kontakt:
Max Engel: www.queeruds.de. »Queer UdS« bei Facebook suchen,
E-Mail: [email protected]
Gleichstellungsbüro: www.uni-gleichstellung.de,
E-Mail: [email protected]
Stabsstelle Chancengleichheit: www.uni-saarland.de/auditfamilie,
E-Mail: [email protected]
Prof. Dr. Astrid Fellner: [email protected],
www.amerikanistik.uni-saarland.de
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orschung
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Internationales Bilanzrecht wird in vielen
deutschen Unternehmen nicht angewendet
Vor einem Jahrzehnt wurden internationale Standards
entwickelt, nach denen große Unternehmen ihre Konzernbilanzen zu erstellen haben. Ziel war es, die Konzernabschlüsse weltweit zu vergleichen und den Schutz
der Anleger zu verbessern. Saarbrücker Wissenschaftler
haben jetzt in einer Studie festgestellt, dass die meisten
deutschen Konzerne, die nicht am Kapitalmarkt orientiert
sind und die internationalen Standards daher nicht anwenden müssen, dies auch nicht tun. Die überwiegende
Mehrheit der Firmen erstellt also weiterhin Bilanzen nach
dem deutschen Handelsgesetzbuch. Die Forscher der Universität des Saarlandes werten dies als deutliche Kritik an
den internationalen Regeln. Für das Geschäftsjahr 2009
machten die Wissenschaftler um Professor Karlheinz Küting vom Centrum für Bilanzierung lediglich 14 Einzelabschlüsse nach International Financial Reporting Standards (IFRS) ausfindig. »Unter den deutschen Konzernen
wählten wir nach Zufallsstichprobe 2000 nicht am Kapitalmarkt orientierte Mutterunternehmen aus. Von diesen
haben nur rund fünf Prozent von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht und sich an den internationalen Standards
orientiert«, erläutert Küting. Für den Saarbrücker Betriebswirt ist dies ein Zeichen dafür, dass viele mittelständische Unternehmen mit den komplexen internationalen Standards überfordert sind.
Saarbrücker Wissenschaftler untersuchen in
EU-Studie, wie Konsumenten auf die Kennzeichnung
von Lebensmitteln reagieren
Auf gemeinsame Regeln zur Kennzeichnung von Lebensmitteln haben sich die EU-Mitgliedsstaaten geeinigt:
Künftig werden auf allen Lebensmittelverpackungen Informationen zum Energiegehalt, den verwendeten Fetten
sowie dem Zucker- und Salzgehalt des Lebensmittels zu
finden sein. Wie eine solche Kennzeichnung wahrgenommen wird, wenn sie als einheitliches Label im Sichtfeld von
Verpackungen aufgedruckt ist, und ob dies die Auswahl
gesünderer Produkte fördert, untersuchen Wissenschaftler seit 2008 im EU-Forschungsprojekt »FLABEL« (Food
Labelling to Advance Better Education for Life). Daran
beteiligt ist auch das Institut für Konsum- und Verhaltensforschung an der Universität des Saarlandes unter der
Leitung von Professorin Andrea Gröppel-Klein. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass sich das Kaufverhalten der
Kunden durch die Labels zwar nicht grundlegend geändert hat. Die Kennzeichnungen könnten aber für solche
Kunden hilfreich sein, die häufig Probleme in der Kontrolle ihres Essverhaltens haben. Weitere Studien in
Deutschland und Polen hätten gezeigt, dass zusätzliche
Ampelfarben automatische Verhaltensreaktionen auslösen: »Ungesunde Lebensmittel, die mit roter Farbe gekennzeichnet sind, werden dann stärker gemieden«, erklärt die Saarbrücker Uni-Professorin.
Forschungsverbund soll die Sicherheit von IT-Systemen
im Bahn- und Flugverkehr garantieren
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert den
Sonderforschungsbereich AVA mit weiteren 8,7 Millionen für vier Jahre. Darin forschen Wissenschaftler der Universität des Saarlandes und des Max-Planck-Instituts für
Informatik in Saarbrücken gemeinsam mit Informatikern
der Universitäten in Oldenburg und Freiburg an der Sicherheit komplexer IT-Systeme. Diese müssen extrem zuverlässig arbeiten, dürfen also keine Softwarefehler enthalten. Das ist besonders im Flug- und im Zugverkehr
wichtig, wo die Sicherheit der Passagiere von zuverlässigen Sensoren und Computersystemen abhängen kann.An
dem Sonderforschungsbereich AVACS – das steht für »Automatic Verification and Analysis of Complex Systems« –
sind von der Universität des Saarlandes die Professoren
Bernd Finkbeiner, Reinhard Wilhelm, Sebastian Hack
und Holger Hermanns sowie die Nachwuchsforscherin
Verena Wolf beteiligt. Am Max-Planck-Institut für Informatik wirken die Professoren Kurt Mehlhorn und
Christoph Weidenbach mit.Von den erneut bewilligten 8,7
Millionen Euro fließen 3,5 Millionen ins Saarland. Seit
2004 wurde der Sonderforschungsbereich insgesamt mit
rund 26 Millionen Euro gefördert, rund 9,5 Millionen
erhielten die Saarbrücker Informatikforscher.
Neues Graduiertenkolleg an der Saar-Uni
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert
ein Gemeinschaftsprojekt der Saar-Uni und der TU Kaiserslautern: Ein neues Graduiertenkolleg soll Fehlfunktionen von Membranproteinen näher untersuchen. Die
Forscher um den Homburger Professor Richard Zimmermann und Professor Ekkehard Neuhaus von der TU
Kaiserslautern arbeiten bereits seit Jahren eng auf diesem
Gebiet zusammen. Die Forschungsarbeiten werden künftig noch durch eine enge Zusammenarbeit mit der kanadischen Universität in Edmonton erweitert. Störungen
an Membranproteinen können beim Menschen schwerwiegende Folgen wie Alzheimer, Krebs, Herz-Kreislaufstörungen oder Autoimmunkrankheiten nach sich ziehen.
Umso wichtiger ist es, Veränderungen an diesen Proteinen genauer zu untersuchen. Die DFG wird für das Projekt die nächsten 4,5 Jahre jährlich etwa eine Million Euro
zur Verfügung stellen. Das Graduiertenkolleg hat eine geplante Gesamtlaufzeit von neun Jahren.
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Neue Wege bei der Entwicklung von Impfstoffen
Forschern der Saar-Uni ist es gelungen, ein Transportsystem zu entwickeln, mit dem spezialisierte Zellen des
menschlichen Immunsystems gezielt adressiert werden
können. Dabei haben die Wissenschaftler um Frank Breinig sogenannte funktionelle Nukleinsäuren in gentechnisch veränderte Hefezellen gepackt. Die Hefezellen
werden von bestimmten Immunzellen erkannt und aufgenommen, sodass die Nukleinsäuren dann zur Aktivierung des Immunsystems führen können. Breinigs Arbeiten legen einen wichtigen Grundstein im Kampf gegen
Tumorerkrankungen und Infektionskrankheiten wie HIV.
Die verwendeten Hefezellen sind unbedenklich und
könnten bei einer möglichen Schluckimpfung verwendet
werden.
Saarbrücker Betriebswirtschaftslehre
unter den forschungsstärksten Fachbereichen im
deutschsprachigen Raum
Das jüngste Forschungsranking der »Zeitschrift für
KMU und Entrepreneurship« belegt erneut die Spitzenposition der Saarbrücker Betriebswirtschaftslehre: Die in
der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift publizierte Studie untersucht alle Hochschulen im deutschsprachigen
Raum hinsichtlich ihrer Forschungsstärke im Bereich
Mittelstand/Unternehmensgründung. Die Betriebswirtschaftslehre der Universität des Saarlandes nimmt dabei
unter 122 untersuchten Institutionen den zweiten Platz
ein. Dieses Ergebnis bestätigt damit erneut die Befunde
des in der German Economic Review 2008 publizierten
Forschungsrankings, nach dem die Saarbrücker BWL unter
allen Hochschulen im deutschsprachigen Raum insgesamt
auf Rang vier und in den Bereichen Rechnungswesen,
Steuerlehre und Wirtschaftsprüfung sogar unangefochten
auf Rang eins liegt.
Ministerium ruft zur Teilnahme an interregionalem
Wissenschaftspreis auf
Das saarländische Wissenschaftsministerium hat saarländische Forscherinnen und Forscher zur Teilnahme am
Interregionalen Wissenschaftspreis 2012 aufgerufen. Der
interregionale Wissenschaftspreis wird 2012 zum fünften
Mal vom Gipfel der Großregion ausgelobt, der in diesem
Jahr unter der Präsidentschaft Lothringens steht. Preiswürdig sind Forschungsnetze, die mindestens bilateral,
vorzugsweise jedoch multilateral an einem Thema arbeiten, welches im Rahmen der Großregion von grenzüberschreitendem Interesse ist. Der erste Preis ist mit
35.000 Euro dotiert, die Gewinner des zweiten Preises,
des Stifterpreises der SaarLB, erhalten 25.000 Euro. Die
Ausschreibungsfrist läuft bis zum 31. März.
www.saarland.de/61101.htm
Geographen der Saar-Uni bewerten
den Umweltzustand in der Biosphäre Bliesgau
Das Team der Physischen Geographie führt unter der
Leitung von Professor Jochen Kubiniok eine geoökologische Bestandserhebung im UNESCO-Biosphärenreservat
Bliesgau durch. Das Ziel der geoökologischen Bestandserhebung ist die Erfassung des geoökologischen Ist-Zustandes als Grundlage für die Bewertung von langfristigen
Veränderungen des Naturhaushaltes. Das Team von Jochen
Kubiniok hat dazu umfangreiche Umweltdaten zusammengetragen und ausgewertet. So haben die Wissenschaftler unter anderem den Bodenzustand, die Intensität der Landnutzung und die Gewässer der Region
untersucht. Ein erstes Ergebnis der Studie: Die Wasserund Luftqualität der Gegend werden in Umfragen weitaus besser eingeschätzt, als sie tatsächlich sind. »Generell
scheint der Status des Biosphärenreservats zu einer pauschalisiert-positiven Voreinschätzung zu führen. Potenzielle Belastungsquellen wie die urbanen/suburbanen
Siedlungs- und Gewerbezentren sowie die Hauptverkehrsachsen werden entweder in ihrer Bedeutung nicht
wahrgenommen oder als nicht zur Biosphäre dazugehörend eingestuft«, heißt es in einem Zwischenergebnis der
Untersuchung.
Saarbrücker Physiker entwickeln Lichtspeicher
aus Diamant im Nanometerbereich
Wissenschaftler um Physik-Professor Christoph Becher haben einen winzigen Lichtspeicher aus Diamant
hergestellt, mit dem sie die Erzeugung der für die sogenannte Quanteninformation benötigten einzelnen Lichtteilchen deutlich steigern konnten. Die Herstellung der
extrem kleinen Lichtspeicher – oder Resonatoren – auf
der Nanometerskala erfolgte in einer interdisziplinären
Kooperation mit Saarbrücker Materialwissenschaftlern
und Physikern der Universitäten Augsburg, Freiburg und
Kaiserslautern. Mit der Demonstration der DiamantLichtspeicher haben die Forscher die Grundlagen für zukünftige Anwendungen auf dem Gebiet der Quantenkommunikation verbessert. Denn Wissenschaftler können
nun daran forschen, wie sie diesen Lichtspeicher, der aus
Diamantspiegeln besteht, mit anderen Komponenten verbinden. So könnte in der Zukunft ein Diamant-Chip entwickelt werden, der eine Quantenkommunikation realistisch macht, die der heutigen Technologie in Sachen
Sicherheit und Geschwindigkeit weit überlegen ist.
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Je t’aime … moi non plus
Chansonarchiv
Französische Chansons für Lehre und Forschung
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Eine Bibliothek mit 20.000 Titeln? Da erwartet man hohe
Räume mit langen Regalen. Fast enttäuscht blickt man im
Chansonarchiv der Saar-Uni auf nur eine Regalwand mit
einigen hundert CD-Hüllen. Doch diese Musikbibliothek
birgt einen wahren Schatz, der darauf wartet, von Studenten, Wissenschaftlern und Lehrern gehoben zu werden.
»Das Archiv bildet die Chansongeschichte ab, im Wesentlichen von 1950 bis heute. Von Klassikern wie Piaf, Brassens, Trenet reicht es über die großen 80er-Jahre Stars wie
Cabrel oder Goldman bis hin zu aktuellen Stars wie Benabar, La Grande Sophie oder ZAZ – und gibt so ein getreues
Hörbild des unglaublichen Reichtums der frankophonen
Popmusik«, erklärt Gerd Heger. Der Journalist vom Saarländischen Rundfunk, der auch unter dem Namen »Monsieur Chanson« bekannt ist, hat seine große CD-Sammlung
vor einem Jahr der Saar-Uni als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. Das Chansonarchiv, das in der Bibliothek der
Musikwissenschaft untergebracht wurde, enthält den zweitgrößten Bestand an französischsprachigen Liedern in
Deutschland. Größer ist nur die Sammlung des Saarländischen Rundfunks, die noch tiefer in die Vergangenheit zurückreicht.
»Das Chanson-Archiv wurde von Gerd Heger seit Anfang der 90er Jahre aufgebaut. Es deckt nicht nur alle bedeutenden französischen Musiker ab, sondern enthält auch
viele Interpretationen von belgischen, afrikanischen und
schweizerischen Künstlern«, erläutert Rainer Kleinertz,
Professor für Musikwissenschaft, der das Archiv an der
Saar-Uni betreut. Finanziert aus Kompensationsmitteln hat
seine Mitarbeiterin Brigitte Wojtyniak über Monate hinweg
den gesamten Bestand digitalisiert. Für jedes der rund
20.000 Musikstücke hat sie Interpret, Titel und Booklet erfasst, jede CD-Hülle im Regal fein säuberlich beschriftet.
»Damit können wir jetzt das Archiv einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen, damit jeder Interessierte die
Chansons für wissenschaftliche Studien oder auch für den
Unterricht nutzen kann«, sagt Kleinertz.
Auf der Webseite des Chansonarchivs sind alle Alben alphabetisch nach Interpret erfasst. Klickt man auf das abgebildete Booklet, kann man alle Chanson-Titel einer CD
erkennen. »In der Bibliothek selbst hat man Zugriff auf eine
Datenbank, die eine detaillierte Suche nach einzelnen Stükken und Themen wie etwa Liebe oder Verrat ermöglicht«,
erläutert Wojtyniak. Die Chansons können dann vor Ort
auch angehört und ausgewertet werden. »Dies macht das
Archiv auch für Französisch-Lehrer im Saarland attraktiv,
die mit Chansons ihren Unterricht lebendiger gestalten
möchten«, meint Rainer Kleinertz, der auf die großzügigen
Öffnungszeiten der musikwissenschaftlichen Bibliothek
verweist. Der Professor hofft aber auch, dass die Studentinnen und Studenten das Chansonarchiv entdecken, um
zum Beispiel über afrikanische Künstler oder die französische Chansonkultur im Vergleich zu deutscher Schlagermusik eine Seminararbeit zu schreiben. »Der große Musikbestand zu einem Genre bietet nicht nur Studenten der
Musikwissenschaft reizvolle Fragestellungen. Auch für Romanisten dürfte es spannend sein, politische und gesellschaftliche Entwicklungen anhand der Chansons nachzuspüren«, meint Kleinertz. In Zukunft sollen dazu auch
Seminare und Vorträge sowie Veranstaltungen für eine
breitere Öffentlichkeit wie etwa Chansonabende auf dem
Uni-Campus angeboten werden.
_Friederike Meyer zu Tittingdorf
Das Chanson-Archiv in der Musikwissenschaftlichen
Bibliothek (Geb. C 5.2) ist montags bis donnerstags von 10 bis 20 Uhr,
freitags von 10 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 16 Uhr geöffnet.
Weitere Informationen: www.uni-saarland.de/fak3/chansonarchiv
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D
oktoranden machen Schule
Doktoranden, die im Labor einsam vor sich hin forschen, waren in den Naturwissenschaften schon bisher selten anzutreffen. Die intensive Betreuung durch die
Wissenschaftler galt als selbstverständlich, wurde aber nie schriftlich fixiert. Dies
soll sich jetzt ändern, um junge Forscher noch besser auf ihrem Weg zum Doktortitel zu begleiten. Die Fakultät 8 der Saar-Uni hat dafür zu Jahresbeginn eine
eigene Graduiertenschule gegründet.
Der Fall Guttenberg hat eine Flut von Medienberichten
über gefälschte Doktorarbeiten ausgelöst. Dabei ging es
nicht nur um die Frage, warum die Kontrollmechanismen
versagten, sondern auch um das Verhältnis von Betreuer
zu Doktorand. Wie sollen junge Forscher betreut werden,
damit sie über Jahre hinweg diszipliniert und kreativ ein
Projekt zum Erfolg führen? An der Saar-Uni macht man
sich darüber nicht erst seit Guttenberg Gedanken, sondern
beschreitet schon seit Längerem verschiedene Wege, um die
Doktorandenausbildung besser zu strukturieren. Jüngstes
Beispiel ist die fächerübergreifende Graduiertenschule der
Fakultät 8, in der die Fächer Biologie, Chemie, Pharmazie
sowie die Materialwissenschaft und Werkstofftechnik vertreten sind. Dort stehen derzeit rund 380 Doktorandinnen
und Doktoranden auf der Promotionsliste. Sie werden von
rund 40 Professorinnen und Professoren betreut.
»Wir haben uns vor einem Jahr auf einer Klausurtagung
darüber Gedanken gemacht, wie man die Promotionsphase
gestalten muss, um den Doktorandinnen und Doktoranden
die bestmögliche Betreuung zu bieten«, sagt Guido
Kickelbick, Professor für Chemie der Saar-Uni, der sich das
Thema nach seinen Erfahrungen in den USA auf die Fahnen geschrieben hat. »Die Basis eines guten Betreuungsverhältnisses ist es, die Erwartungen klar und transparent
zu beschreiben und schriftlich zu fixieren. Solche Betreuungsvereinbarungen werden wir als Professoren künftig mit
jedem Doktoranden treffen«, erläutert Kickelbick. Darin
wird festgelegt, dass die Nachwuchsforscher einmal im Jahr
schriftlich über ihre Fortschritte berichten und in einem
Vortrag die eigene Arbeitsgruppe und den betreuenden
Professor informieren.Außerdem verpflichten sich Letztere
dazu, die Teilnahme an Konferenzen und Fortbildungen zu
ermöglichen. Auch ein genauer Zeitplan mit den vorgesehenen Arbeitspaketen und regelmäßigen Besprechungsterminen wird aufgestellt.
Hierbei kommt der wissenschaftlichen Begleiter mit ins
Spiel. Dieser war bisher lediglich dafür da, einzugreifen, falls
es zu Konflikten zwischen Doktorand und Doktorvater
kam. Eine wissenschaftliche Begutachtung der Arbeit fand
dagegen meist nur bei der abschließenden Bewertung der
Promotion statt. »Wir möchten den wissenschaftlichen Begleiter in die jährlichen Treffen, bei denen die Doktoranden über ihren Arbeitsfortschritt berichten, mehr einbinden. Dies soll die wissenschaftliche Diskussion mit einem
weiteren Professor nun schon während der Promotionsphase stärken. Wir erhoffen uns davon, dass der Blick von
außen der ganzen Arbeitsgruppe neue Impulse gibt und die
interdisziplinäre Zusammenarbeit auch innerhalb der Fakultät gefördert wird«, nennt Kickelbick sein Ziel. Der
Teamgeist soll aber auch unter den Doktorandinnen und
Doktoranden gestärkt werden. Dafür wurde zu Beginn des
Jahres eine fakultätsübergreifende Graduiertenschule ins
Leben gerufen, in die sich jeder Doktorand der Fakultät 8
einschreiben kann. »Sie verpflichten sich dabei, aktiv die
Doktorandentage der Fachrichtung mit zu gestalten. Dort
tragen die jungen Forscher ihre Ergebnisse vor, ohne dass
ihnen die betreuenden Professoren über die Schulter
schauen. Dabei sollen sie sich gegenseitig inspirieren und
auf neue Ansätze und Methoden bringen«, sagt Kickelbick.
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Um neue Methoden geht es auch bei der wissenschaftlichen
Weiterbildung, für die sich jeder Graduierte im Umfang von
zwölf Semesterwochenstunden verpflichtet. »Dort lernen
sie zum Beispiel die Elektronenmikroskopie und andere
spezielle Messverfahren kennen. Zudem müssen sie Softskill-Veranstaltungen des GradUS-Programms der Saar-Uni
besuchen«, erläutert Cornelia Gehm, die als Geschäftsführerin der Fakultät die Doktorandenförderung betreut. Als
»Bonbon« erhalten sie außerdem Unterstützung von der
Graduiertenschule, wenn sie wissenschaftliche Konferenzen besuchen möchten oder einen Auslandsaufenthalt planen. Dafür erhielt die Graduiertenschule jetzt Fördermittel aus einem Programm des Uni-Präsidiums. »Es ist
spannend, wenn man auf einer internationalen Konferenz
von seinen Forschungsarbeiten berichten kann. Dann sieht
man, wie relevant das Thema für andere Wissenschaftler
ist. Außerdem lernt man die Koryphäen seines Fachgebietes persönlich kennen«, erzählt Chemie-Dokorand Christian Teuchert, der im vergangenen Jahr eine große Konferenz in Stellenbosch in Südafrika besuchen durfte. Er wurde
dabei von der Hardt-Stiftung finanziell unterstützt, die den
Chemiker-Nachwuchs der Saar-Uni fördert.
»Wir wollen über die neue Graduiertenschule und die
verschiedenen fachnahen Doktorandenprogramme, die in
den wissenschaftlichen Teildisziplinen der Fakultät vertiefend ausbilden, auch die besten Köpfe für den akademischen Nachwuchs an den Hochschulen identifizieren und
fördern. Denn in vielen naturwissenschaftlichen Fächern
schließt sich mittlerweile die Promotion an das Hochschulstudium an. Die wenigsten fähigen Köpfe bleiben aber
den Hochschulen treu, sondern wandern in die Industrie ab«,
bedauert Guido Kickelbick. Diesem Effekt soll in der Graduiertenschule mit einem individuellen Mentoring-Programm für potentielle Kandidaten gegengesteuert werden.
»Es wäre prima, den einen oder anderen Saarbrücker Ab-
solventen später als Kollegen auf einer Konferenz anzutreffen«, so Kickelbick. Die strukturierte Doktorandenausbildung könnte dafür das entscheidende Sprungbrett sein.
_Friederike Meyer zu Tittingdorf
Doktorandenprogramme der Saar-Uni
Derzeit forschen zwischen rund 1.600 Doktorandinnen und Doktoranden
an der Universität des Saarlandes. Für sie gibt es an der Saar-Uni zahlreiche Förderprogramme.
Aus der Exzellenzinitiative wird die Graduiertenschule der Informatik
finanziert. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert
Graduiertenkollegs. Die Saar-Uni ist derzeit an sieben dieser großen
Forschungsverbünde beteiligt. Außerdem finanzieren die DF G und das
Bundesforschungsministerium einzelne Doktoranden in fachbezogenen
Forschungsprojekten.
Die Europäische Union bietet so genannte Marie Curie Initial Training
Networks für Doktoranden an. Daran ist die Saar-Uni mit drei Forschungsprojekten beteiligt. Die Materialwissenschaft und Werkstofftechnik bietet mit hoher europäischer Förderung das Doktorandenprogramm
DocMase an.
Aus Mitteln des zentralen Forschungsfonds fördert die Uni fachnahe
Doktorandenprogramme. Neben der Graduiertenschule der Fakultät 8
werden derzeit 13 weitere Doktorandenprogramme der Saar-Uni
bezuschusst. Das Graduiertenprogramm Gradus der Saar-Uni bietet
zudem allen Doktoranden weitere Qualifikationsmöglichkeiten.
Aus Landesmitteln werden im Rahmen der Graduiertenförderung
außerdem Doktoranden individuell bei ihren Forschungsvorhaben unterstützt. Auch die Industrie finanziert über gemeinsame Forschungsprojekte zahlreiche junge Wissenschaftler.
www.uni-saarland.de/campus/forschung.html
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Etwa 350 Kurse in über 20 Sprachen bietet das Sprachenzentrum
der Uni jedes Jahr an. Mitmachen darf jeder, der Spaß am Sprachenlernen hat oder
mit einem Sprachkurs Leistungspunkte für sein Studium sammeln will.
Bratäpfel und Kartoffelpüree – Maçãs assadas e puré de
batata – die Übersetzung solcher Köstlichkeiten ihres Weihnachtsmenüs müssen die Teilnehmer des PortugiesischKurses von Dozentin Carla Amado erfragen, doch abgesehen davon berichten sie recht flüssig von ihren Erlebnissen
um den Jahreswechsel. Auffallend viele Nasal- und »Sch«Laute und das typische gerollte »R« schwirren durch den
Raum im Sprachenzentrum, in dem die junge Portugiesin
Carla Amado einen Vertiefungskurs in ihrer Muttersprache
hält.
Portugiesisch ist eine von über 20 Sprachen, die das
Sprachenzentrum der Uni anbietet. »Es gehört zum Kernangebot«, sagt der Leiter des Sprachenzentrums Peter Tischer. Ebenso wie Englisch (»das steht ganz oben«), Französisch, Spanisch, Italienisch, Japanisch, Chinesisch und
Russisch. Dazu sind ein Dutzend seltener unterrichtete
Sprachen im Programm wie Schwedisch – »zurzeit der Renner« –, Dänisch, Niederländisch, Arabisch und Koreanisch.
Durch die Europaprofessuren, bei denen ein Gastdozent
aus dem Ausland ein Jahr lang in Saarbrücken lehrt, sind
weitere Sprachen dazugekommen. »Das ist eine ganz tolle
Sache für uns«, freut sich Tischer. So seien die eigens eingeführten Finnisch- und Türkischkurse bei Studenten so beliebt gewesen, dass sie ins reguläre Angebot übernommen
wurden. Im Rahmen der aktuellen Gastprofessur von Ibolya Murber steht nun Ungarisch neu auf dem Programm.
Peter Tischer leitet das Sprachenzentrum mit Leib und
Seele. Der promovierte Romanist ging selber mehrere Jahre
in den USA zur Schule, ist mit einer Libanesin verheiratet
und erzieht seine beiden Söhne dreisprachig (neben
Deutsch auch Arabisch und Französisch). »Sprachen lernen
und sich mit fremden Kulturen auseinandersetzen sind zentrale Erfahrungen, die für jeden Menschen wichtig sind –
ein Leben lang. Und so etwas zu vermitteln, macht mir Riesenspaß«, sagt der 49-Jährige.
Etwa 70 Dozenten aus 30 Nationen lehren im Sprachenzentrum. Pro Jahr verzeichnet die universitäre Einrichtung fast 5.000 Teilnehmer in über 350 Kursen. Die meisten von ihnen sind Studenten, die so Punkte für ihr Studium sammeln oder einen Kurs belegen, weil es sich inzwi-
Sprachenzentrum
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schen herumgesprochen hat, dass Fremdsprachen für die
berufliche Karriere wichtig sind. »Vielen macht es auch einfach Spaß, eine fremde Sprache und Kultur kennenzulernen
und dann beispielsweise japanische Mangas oder französische Comics lesen zu können«, berichtet Tischer. Auch UniMitarbeiter und Gasthörer können sich für die Sprachkurse
einschreiben. Und neuerdings kommen sogar Schüler aus
dem ganzen Saarland samstags zu speziellen Kursen in Chinesisch und Japanisch an die Uni.
Im Portugiesisch-Kurs von Carla Amado folgt nach dem
Kommunikationsteil eine Übung zum Hörverstehen. Dafür
loggen sich die Teilnehmer auf die Onlineplattform des
Sprachenzentrums ein, wo für jeden Kurstermin einzelne
Lehrmodule abgelegt sind. Heute sollen zwei Dateien bearbeitet werden, die auf Radiobeiträge eines portugiesischen Senders verlinken. »Ich versuche, möglichst viele authentische Quellen zu nutzen, nicht nur Lehrwerke«,
erläutert die Kursleiterin. Dass die Studenten über die gemeinsame Lernplattform auf aktuelles audiovisuelles Material zugreifen können und entsprechende Links auch jederzeit an alle Kursteilnehmer verschickt werden können,
sieht Peter Tischer als entscheidende Verbesserung gegenüber herkömmlichen Formen des Sprachenlernens. »Mit
dem Onlinelernen kommt das Klassenzimmer nach
Hause«, ist er überzeugt. »So können wir im Unterricht die
Präsenzzeit besser nutzen: Die Teilnehmer hören und sprechen viel, während sie eher formale Aufgaben zu Hause
lösen können.«
Wie sich das Internet und die dort vorhandenen Wörterbücher so nutzen lassen, dass die Teilnehmer den richtigen Gebrauch von Vokabeln lernen, ist Bestandteil des Englisch-Wortschatzkurses von Sylke Loew. »Mir geht es nicht
darum, dass die Studenten einzelne Vokabeln nachschlagen, sondern dass sie sicher Alternativen auswählen
können – und dabei möchte ich ihren Blick für größere Zusammenhänge schärfen«, erklärt die promovierte Sprachwissenschaftlerin. »Außerdem sollen sie sich im späteren
Berufsleben eigenständig auf ihre jeweiligen Aufgaben vorbereiten können.«
Das Sprachenzentrum will kommunikativen Sprachunterricht vermitteln, bei dem die Sprache als Werkzeug dient.
Peter Tischer nennt ein Beispiel: »In althergebrachten Hörverstehensübungen soll man immer alles verstehen können.
Aber eigentlich muss ich im Ausland vom Wetterbericht nur
so viel mitbekommen, dass ich am nächsten Tag mit den
richtigen Klamotten aus dem Haus gehe.« Auf solche authentische Situationen bereitet das Sprachenzentrum vor:
»Die Kursteilnehmer sollen bei uns das lernen, was sie für
ihre nächste kommunikative Aufgabe in der Fremdsprache
wirklich brauchen.« Das gilt auch für andere Fertigkeiten
wie Lesen, Sprechen oder Schreiben.Wer ausländische Projektpartner hat und in einem exotischen Land aus dem Flugzeug steigt, sollte beispielsweise die Schilder im Flughafen
lesen können, meint Tischer. Und die richtigen Anreden und
Schlussfloskeln in Kurzmitteilungen beherrschen. »Wir vermitteln also nicht unbedingt das, was im klassischen Lehrbuch steht.«
Neben allgemeinsprachlichen Kursen bietet das Sprachenzentrum fachsprachliche Kurse an, beispielsweise Englisch
für Naturwissenschaftler oder Konferenz-Englisch. »In acht
Sprachen haben wir eine UNI cert-Zertifizierung, also ein
Gütesiegel des bundesweiten Arbeitskreises von Sprachenzentren im Hochschulbereich«, sagt Peter Tischer. Ferner werden pro Semester 60 bis 70 Kurse durch das von Professor Frank Spinath entwickelte Lehrevaluationsprojekt
»Qualis« geprüft. »Die Ergebnisse erhalten unsere Dozenten als Rückmeldung«, schildert er. »Darüber hinaus sehen
wir uns nicht nur als Anbieter von Sprachkursen, sondern
auch als wissenschaftliche Einrichtung.« Dabei konzentriert sich das Sprachenzentrum auf »Anwendungsforschung«: »Wir erproben und evaluieren neue Methoden,
stellen viele Lehrmaterialien selber her, beteiligen uns an
Forschungs- und Entwicklungsprojekten und entwickeln so
unsere Unterrichtsmodelle immer weiter.«
Der Doktorand Samandar Atoev ist der einzige Mann
im Englischkurs von Sylke Loew. Er hat bereits vor acht
Jahren am Europa-Institut der Saar-Uni einen Aufbau-Studiengang im Europäischen Recht absolviert und danach für
die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)
als Jurist in seinem Heimatland Usbekistan gearbeitet.
Deutsch spricht er fließend, sein Englisch ist gut, doch er
will es weiter verbessern. »Sprachen sind für die berufliche
Karriere ebenso wichtig wie Fachkenntnisse«, ist der junge
Mann überzeugt. Für Daniela Fenderl, die bei Carla Amado
Portugiesisch lernt, steht erst einmal die reine Freude am
Sprachenlernen im Vordergrund. Eigentlich studiert sie
Spanisch und Englisch, wird aber demnächst ein Auslandssemester im portugiesischen Porto verbringen. Portugiesisch sei eine so schöne, dabei unterschätzte und kulturell
unerkannte Sprache, schwärmt sie und fügt hinzu: »Eine
Sprache rentiert sich immer.«
_Gerhild Sieber
M
Die Kurse des Sprachenzentrums stehen Studenten, Uni-Mitarbeitern
und Gasthörern offen. In Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch und
Italienisch sind Einstufungstests zum Besuch der Fortgeschrittenenkurse
obligatorisch. Alle Kurse enden mit einer Bescheinigung, auf der die Kursleistung vermerkt ist. Voraussetzungen hierfür sind das Bestehen einer
schriftlichen und/oder mündlichen Prüfung und eine regelmäßige Teilnahme am Unterricht. Am Sprachenzentrum werden auch nationale Prüfungen in Griechisch, Spanisch, Italienisch und Portugiesisch abgenommen
sowie Vorbereitungskurse hierzu angeboten.
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NEUES
UNI-GEBÄUDE BEZOGEN
Auf dem Saarbrücker Campus ist im letzten Jahr ein neues Gebäude für 6,9 Millionen Euro entstanden.
Im vergangenen Dezember haben die neuen »Bewohner« das Verfügungsgebäude für angewandte
Ingenieurwissenschaften, E2 9, bezogen. Auf vier Etagen können sich die Ingenieure und Physiker künftig
spannenden Themen widmen – zum Beispiel neue Antriebe entwickeln oder der Frage nachgehen,
warum der Gecko wirklich an der Decke laufen kann.
Dass es sich bei dem Verfügungsgebäude für angewandte
Ingenieurwissenschaften um einen Neubau handelt, merkt
man direkt beim Betreten des Gebäudes: Der Geruch von
frischer Farbe liegt in der Luft. Letzte Bauarbeiten sind
noch im Gange. Herumliegende Umzugskisten und Verpackungsmaterial zeigen, dass Leben ins Gebäude einzieht.
Vier Professoren – zwei aus der Mechatronik, zwei aus der
Physik – und ihre Arbeitsgruppen können seit letztem Dezember die Räumlichkeiten für ihre Forschung nutzen. In
der ersten Etage arbeitet Michael Vielhaber, der seit September 2010 als Professor für Konstruktionstechnik auf
dem Saarbrücker Campus tätig ist. Für ihn bieten die neuen
Räume beste Voraussetzungen, um seine Forschung in Angriff zu nehmen. »Die vergangenen Monate war ich vorwiegend damit beschäftigt, Lehrveranstaltungen vorzubereiten und zu halten«, erzählt er. Ein paar Forschungsanträge seien aber bereits geschrieben und erste Kontakte
zu Industriepartnern hergestellt. Vielhaber, dessen Hauptaugenmerk auf der Produktentwicklung liegt, möchte nun
verstärkt in der Industrie mit seinem Know-how werben.
»Das Produkt – ob Auto oder Produktionsanlage – spielt
dabei eine untergeordnete Rolle. Im Fokus steht zunächst
die Prozess-, Methoden- und Werkzeugkompetenz«, erläutert er. »Mich interessieren insbesondere zukunftsfähige
energie- und ressourceneffiziente Entwicklungen«. Darüber hinaus spielten bei der Produktentwicklung Leichtbauweisen und Simulationstechniken eine bedeutende
Rolle. »Gerade mit computergestützten Simulationen kann
die Industrie bei ihren Prototypen, etwa bei der Fahrzeugentwicklung, viel Geld einsparen«, erläutert Vielhaber, der
vor seiner Professur an der Saar-Uni 17 Jahre in der freien
Wirtschaft tätig war. Seine Arbeit an der Uni sieht Vielhaber als Herausforderung an, da er gewissermaßen einen
Lehrstuhl von Null aufbaue und Verantwortung für einen
breiten Themenbereich trage. »Konstruktionstechnik ist
einer der wichtigsten Punkte der Ingenieurausbildung«, erzählt Vielhaber. »Es macht mir Spaß, die Studenten in ihrem
Studium zu begleiten und zu sehen, wie sie sich fachlich und
persönlich weiterentwickeln.« Seit dem Umzug ist nun Platz
für eine Mobilitätswerkstatt. »Hier wollen wir zum Beispiel
zusammen mit der Informatik und der Werkstofftechnik
an neuen Formen der Mobilität arbeiten«, berichtet er.
Neues Verfügungsgebäude
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»Insbesondere in der Elektromobilität wird es in den nächsten Jahren Neuerungen zwischen Fahrrad und Auto
geben.«
Ein Stockwerk darüber, in der zweiten Etage, sind Matthias Nienhaus und seine Mitarbeiter eingezogen. Auch
Nienhaus ist erst seit Ende 2010 in Saarbrücken – als Professor für Antriebstechnik. Seine Professur wird durch den
Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft aus Mitteln
der Claussen-Simon-Stiftung und der Stiftung me Saar finanziert. Nienhaus, der zunächst eine Ausbildung zum Uhrmacher absolvierte, sich erst danach für ein Studium der
Ingenieurwissenschaften entschied und über zehn Jahre
Erfahrung in der Industrie sammelte, wird bei seiner
Forschungsarbeit auf seine Praxiserfahrung zurückgreifen.
»Mein Fokus liegt vor allem bei kleinen Antrieben«, erzählt
er. Solche Kleinst- und Mikromotoren kommen zum
Beispiel in der Medizintechnik bei Insulinpumpen und
Herzkathetern zum Einsatz. Darüber hinaus würden diese
kleinen Motoren in der Raumfahrt- und Automatisierungstechnik benötigt.
Als der Ruf der Saar-Uni kam, musste der Ingenieur
nicht lange überlegen. »Gerade im Bereich der elektrischen
Klein- und Mikroantriebe gibt es in Deutschland Bedarf,
aber kaum Professuren«, weiß er. »Das passte genau. Vor
allem weil die Mechatronik ein vielseitiges Fach ist.« Den
Umzug in das neue Gebäude sieht er positiv und freut sich:
»Wir haben gut ausgestattete Labore, in denen sich die Wissenschaftler und Studenten mit ihren Projekten befassen
können.« Nun könne er endlich mit der Forschungsarbeit
beginnen. Die Monate zuvor sei er zunächst mit seinen
Lehrveranstaltungen beschäftigt gewesen. Platz für eine
kleine Feinmechanikecke hat er jetzt auch: Hier möchte
der Ingenieur – in dem immer noch ein Uhrmacher steckt
– selbst an kleinen Motoren tüfteln.
Die beiden oberen Etagen teilen sich die Physik-Professoren Karin Jacobs und Ralf Seemann. Beide benötigen
moderne Labore mit Abzügen, Gasversorgung, ausreichendem Luftwechsel und entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen. »Derartige Labore gibt es zu wenige an der
Uni. Ihre Bereitstellung ist teuer, aber absolut notwendig,
um an vorderster Front auf diesem Gebiet zu forschen«, sagt
Seemann, der sich mit der Geometrie fluider Grenzflächen
befasst. Über den Umzug ist er froh, auch wenn noch nicht
alles reibungslos läuft. »An einigen Kleinigkeiten wie der
Gasleitung hängt es noch.« Der Forschungsalltag hält langsam Einzug: Erste Experimente laufen bereits. Seemann
und sein Team befassen sich mit drei Themenschwerpunkten. Zum einen untersuchen die Forscher den Einfluss
flüssiger Grenzflächen auf unterschiedliche Oberflächen –
mit einem Hauptaugenmerk auf rauen und deformierbaren
Oberflächen. »Wir untersuchen das Benetzungsverhalten,
wie es beispielsweise in Schmierfilmen bei Kolben vorkommt«, erklärt der Professor. Zudem untersuchen die
Physiker die mechanischen Eigenschaften von feuchten
Granulaten. Er erklärt: »Vereinfacht gesagt gehen wir hierbei den Fragen nach: Warum kann man eine Sandburg
bauen? Und wie kann man Flüssigkeiten durch unterschiedliche Granulate pressen?«
Ein weiterer Forschungsschwerpunkt ist die Mikrofluidik in einzelnen Tröpfchen – dabei nehmen die Wissenschaftler chemische Reaktionen in kleinsten Tropfen genau
unter die Lupe. »Wir beschäftigen uns überwiegend mit
mikrofluidischen Prozessen, die auf kleiner Skala möglicherweise anders ablaufen als man es aus dem Alltag
kennt«, erläutert er. Denkbar sei, aus diesen kleinen Tropfen künstliche zelluläre Reaktionsräume zu entwickeln.
»Das ist aber noch Zukunftsmusik«, sagt Seemann weiter.
Gleich nebenan liegt das Büro von Karin Jacobs. Die
Physik-Professorin und ihr Team forschen schon seit zehn
Jahren an der Saar-Uni. Zuvor war sie bei der Bayer ag in
Leverkusen tätig. Ihre Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit
der Physik weicher, kondensierter Materie. Zentrale Fragen sind zum Beispiel, welche Kräfte bei der Adhäsion von
Bakterien, Proteinen oder auch Geckos an unterschiedlichen Oberflächen wirken und wie man sie beeinflussen
kann. Um diesen Phänomenen auf die Spur zu kommen,
nutzen die Forscherinnen und Forscher Mikroskope mit
hoher Auflösung. Solche Rasterkraftmikroskope haben nun
im Erdgeschoss des neuen Gebäudes einen guten Standort
gefunden – eine vibrationsarme und temperaturstabile
Umgebung. »Kein Vergleich zu unserem alten Gebäude,
dem Physiktower«, bemerkt Jacobs. »Temperaturstabilität
war dort praktisch nie erreichbar.« Die Forschung von
Jacobs’ Team ist stark interdisziplinär ausgerichtet. Die
Fragestellungen berühren Gebiete der Medizin, der Biologie, der Chemie und der Materialwissenschaften. »Wir
betreiben Grundlagenforschung, die gleichzeitig einen
starken Anwendungsbezug hat«, erklärt die Professorin.
»So arbeiten wir mit saarländischen Firmen zusammen, die
Nanobeschichtungen auf Oberflächen herstellen.« Im neuen Gebäude fühlen sich alle Gruppenmitglieder sehr wohl,
sagt sie. Sie freuen sich über die fröhliche Atmosphäre des
Hauses, die durch die roten Türen und durch die ausdrucksvollen Bilder saarländischer Künstler unterstützt
werde.
_Melanie Löw
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campus
Über neun Millionen Euro Förderung im Qualitätspakt
Lehre für die Saar-Uni
Die Universität des Saarlandes erhält ab dem Sommersemester 2012 bis ins Jahr 2016 über neun Millionen
Euro Fördermittel aus dem Qualitätspakt Lehre. Die
Initiative ist neben dem Hochschulpakt und der Exzellenzinitiative die dritte Fördersäule des Bundes. Insgesamt
sieht der Antrag, der mit den nun zugesagten 9,35 Millionen Euro in voller Höhe gefördert wird, drei Professuren
(Medizinische Bioinformatik, Technische Materialchemie,
Systembiotechnologie), vier Juniorprofessuren (Theorien
und Methoden der Kulturwissenschaften, Hochschuldidaktik, Experimentelle Biophysik, Molekulare Zelldynamik) sowie fünf Pilotprojekte vor. Gleichzeitig soll es
im Rahmen der neugeschaffenen Professuren drei neue
Master-Studiengänge geben (Technische Materialchemie,
Wirkstoff-Biotechnologie sowie Biophysik).
Sommersemester steht im Zeichen von Charles Dickens
Aus Anlass des 200. Geburtstags von Charles Dickens
am 7. Februar plant Joachim Frenk, Dickens-Experte und
Professor für Britische Literatur- und Kulturwissenschaft,
im Rahmen eines »Dickens 200«-Semesters verschiedene
Veranstaltungen an der Universität des Saarlandes. Der
Wissenschaftler will im Jubiläumsjahr gemeinsam mit
Bert Hornback, emeritierter Professor der University of
Michigan (usa), seit einiger Zeit als Gast an der Saar-Uni
und früher Präsident der »Dickens Society«, sowie mit
Lena Steveker und Bruno von Lutz daran erinnern, wie der
Autor versuchte, über Sozialkritik und Emotionalität die
Menschen wach zu rütteln und auf soziale Missstände
hinzuweisen. Die Studenten der Saar-Uni können im
Sommersemester verschiedene Veranstaltungen zu Dickens
belegen. International renommierte Dickens-Forscher werden Vorträge halten.
Saarbrücker Jura-Studenten erreichen Endrunde in
renommiertem Wettbewerb des Bundesfinanzhofs
Ein Team aus Saarbrücker Studenten, das sich dem
Thema Steuerrecht verschrieben hat, steht im März im
Finale des so genannten BFH Moot Courts. Die Studenten
müssen sich am 15. und 16. März gegen drei weitere
Endrunden-Teams der Bucerius Law School Hamburg, der
Universität zu Köln und der Ludwig-Maximilians-Universität München behaupten. Solche Moot Courts, Wettbewerbe für Jura-Studenten, sind wichtig für die praktische
Ausbildung der angehenden Anwälte, Richter und Rechtswissenschaftler. Die Studenten, betreut vom Saarbrücker
Staats- und Verwaltungsrechtler Professor Christoph
Gröpl, mussten sich intensiv in das Gebiet des steuerrechtlichen Revisionsrechts einarbeiten. Dieses Rechtsgebiet,
bei dem es um die Anfechtung von Urteilen vor dem
Bundesfinanzhof (BFH) geht, die ein Finanzgericht erlassen hat, gehört nicht zum normalen Umfang der JuristenAusbildung.
Mit einem Klick aktuelle Literatur zum Saarland
bei Wikipedia
Die Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek
(Sulb) versieht Artikel mit Saarlandbezug beim OnlineLexikon Wikipedia als eine der ersten deutschen Universitäten systematisch mit Verweisen auf aktuelle Literatur. So
finden Nutzer in den Weblinks, beispielsweise im Artikel
über die Saar-Uni, den Link zur Saarländischen Bibliographie der Sulb. Hier gibt es tagesaktuelle Literatur zum
Thema, so dass Leser, die tiefer in ein Thema einsteigen
möchten, als dies der Wikipedia-Eintrag ermöglicht, weitere Informationen erhalten können.
Psychotherapeutische Hochschulambulanz an der
Saar-Uni ist auf die Behandlung von Angststörungen
spezialisiert
An der Universität des Saarlandes gibt es eine psychotherapeutische Hochschulambulanz. Die Einrichtung ist
dem Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie von Tanja Michael angegliedert und richtet sich
im Gegensatz zur psychologisch-psychotherapeutischen
Beratungsstelle, die für Studenten da ist, an alle gesetzlich
Versicherten. Tanja Michael und ihr Team behandeln die
häufigsten seelischen Störungen wie Depression, Angsterkrankungen, Schlafstörungen oder Essstörungen.
www.uni-saarland.de/hochschulambulanz
Blick in die Geschichte der Uni
Das Universitätsarchiv präsentiert beim »Tag der
Archive« am 3. und 4. März im Stadtarchiv Saarbrücken
Publikationen und Archivalien zur Universitätsgeschichte.
Die Ausstellung ist von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Die Adresse
des Stadtarchivs lautet Deutschherrenstraße 1, 66117 Saarbrücken.
Studenten der Saar-Uni starten mit selbstgebautem
Rennauto bei internationalem Wettbewerb
Studenten der Universität des Saarlandes nehmen als
Saar Racing Greenteam am Konstruktionswettbewerb
»Formula Student Austria« am Red Bull Ring in Spielberg
in Österreich teil. Mit einem selbstkonstruierten Rennwagen stellen sie sich vom 17. bis 20. Juli 2012 erstmals der internationalen Konkurrenz. Dabei gehen die Saarbrücker
Studenten nicht mit einem herkömmlichen Fahrzeug an den
Start: Sie entwickeln derzeit einen Prototypen, der mit
einem Elektromotor betrieben werden soll. »Für die Studenten ist der Wettbewerb eine ideale Möglichkeit, Erfahrungen in der Konstruktion und Fertigung zu sammeln«,
weiß Michael Vielhaber, Professor für Konstruktionstechnik, der seine Studenten auf diesen Wettbewerb aufmerksam gemacht hat. Interessierte Studenten, die Teil des
Teams werden möchten, können sich noch bewerben.
E-Mail: [email protected]
Friseursalon auf dem Campus
Seit kurzer Zeit gibt es im Campus Center (Geb. A44)
einen Friseursalon. Zu studentenfreundlichen Preisen
möchte Friseurin Rebekka Diaz Thome in ihrem »Kammpus« ihre Dienstleistungen anbieten.
Weitere Infos unter Tel.: (01520) 5969 958
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campus
Juristische Bibliothek an der Saar-Uni nach dreijähriger
Umbauphase wiedereröffnet
Das Deutsch-Europäische Juridicum, die Bibliothek des
Fachbereichs Rechtswissenschaft der Saar-Uni, wurde am
17. Januar offiziell wiedereröffnet. Durch einen dreijährigen Umbau bei laufendem Betrieb ist das Juridicum, das
sich im ersten Obergeschoss des Audimax-Gebäudes befindet, nun vor allem einladender und heller geworden: Der
Raum wurde neu aufgeteilt, Zwischenwände verschwanden. Die Zahl der Arbeitsplätze konnte dadurch auf 320
vergrößert werden. Zusätzlich wurde eine Sitzecke eingerichtet, weitere Bereiche mit Gruppenarbeitsplätzen sind
entstanden. Der Bibliotheks-Bestand, der ständig aktualisiert und ergänzt wird, umfasst alle wichtigen juristischen
Datenbanken und rund 500.000 Bücher. Bis zu 1.000 Benutzer kommen pro Tag.
Behindertengerechtes Studium: Chemie-Praktika an der
Saar-Uni kann man im Rollstuhl absolvieren
Gehbehinderte Studenten, die auf einen Rollstuhl
angewiesen sind, und kleinwüchsige Menschen haben in
einigen Studienfächern immer noch viele Hindernisse zu
überwinden. Dazu zählt zum Beispiel die Chemie mit ihren
vielfältigen Praktika im Labor. An der Universität des
Saarlandes wurde vor Kurzem ein neues Praktikumsgebäude für die Chemieausbildung eingeweiht, das die
Bedürfnisse von gehbehinderten und kleinwüchsigen
Personen berücksichtigt.Absenkbare Arbeitsflächen in den
Laboratorien ermöglichen auch Studenten im Rollstuhl
und kleinwüchsigen Menschen, chemische Experimente
durchzuführen. Mit dieser an deutschen Universitäten noch
kaum verbreiteten Technik spielt die Universität des Saarlandes eine Vorreiterrolle in der Ausbildung von behinderten Studentinnen und Studenten.
Festschrift zum 60-jährigen Bestehen des
Europa-Instituts erschienen
Zum 60-jährigen Bestehen des Europa-Institutes der
Saar-Uni ist eine fast 700 Seiten starke Festschrift mit
Beiträgen zu den aktuellen und grundlegenden Fragestellungen des Europäischen und Internationalen Rechts
erschienen. 1951 wurde an der Universität des Saarlandes
das Europa-Institut gegründet, das junge Akademiker aus
aller Welt im Europarecht und Internationalen Recht
ausbildet.
Europäische Integration und Globalisierung. Festschrift zum 60-jährigen Bestehen des Europa-Instituts, herausgegeben von Prof. Dr. Werner
Meng, Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. mult. Georg Ress und Prof. Dr. Torsten Stein,
149 Euro, ISBN 978-3-8329-6653-9 (= Schriften des Europa-Instituts der
Universität des Saarlandes – Rechtswissenschaft, Bd. 84).
Ausstellung im Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsass:
Ins Buch geschrieben – Widmungsexemplare aus den
Sammlungen
Persönliche Widmungen von Autoren und handschriftliche Einträge, die nach Lesungen und Buchpräsentationen
entstanden sind, zeigt das Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsass in seiner Ausstellung »ins Buch geschrieben –
Widmungsexemplare aus den Sammlungen« auf dem
Campus Dudweiler. Seitdem Bücher gedruckt werden,
versehen Autoren ihre Werke mit handschriftlichen Einträgen. Die Autorenwidmungen erzählen von Freundschaften und Liebe, von Erinnerungen und Hoffnungen,
von beginnenden oder endenden Beziehungen. Zugleich
dokumentieren sie 100 Jahre Literatur- und Kulturgeschichte im Saarland, in Luxemburg, in Lothringen und im
Elsass.
Ausstellung »ins Buch geschrieben – Widmungsexemplare aus den
Sammlungen«, bis 11. April, Campus Dudweiler, Beethovenstraße Zeile 6.
Öffnungszeiten montags bis donnerstags 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr;
freitags 9 bis 12 Uhr.
Weitere Infos: http://literaturarchiv.uni-saarland.de
Etwa 80% unserer Bevölkerung benötigt
einmal im Leben eine Blutübertragung.
Hilfe die ankommt
...in Kaiserslautern
am Westpfalz-Klinikum
Mo, Do, Fr: 7.15 - 13.30 Uhr
Di und Mi: 11.30 - 18.00 Uhr
INFO Tel: 0631/203-1804
...in Saarbrücken
am Klinikum Saarbrücken (Winterberg)
Mo, Do, Fr: 8.00 - 15.00 Uhr
Di und Mi: 12.00 - 18.00 Uhr
INFO Tel: 0681/963-2560
www.uni-saarland.de/info/universitaet/alumni/freunde-uds.html
Campus
Blutspendezentrale Saar-Pfalz gGmbH
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Mitgliederversammlung der »Vereinigung der Freunde
der Universität des Saarlandes«
Die Mitgliederversammlung der »Vereinigung der Freunde
der Universität des Saarlandes« hat am 25. Januar die
Vorstandsmitglieder Professor Helmut Bley, Klaus Harste,
Helmut Porn und Jost Prüm sowie die Kassenprüfer
Gerhard Escher und Axel Kliebenstein für eine weitere
Amtszeit wiedergewählt. Ebenfalls wiedergewählt wurden
die Mitglieder des Kuratoriums Kurt Bohr, Walter Rodermann und Jörg Tomalak-Plönzke. Einstimmig genehmigten
die Mitglieder ferner den Tätigkeits- und Kassenbericht
sowie den Haushaltsplan 2012 mit einem Volumen von rund
100.000 Euro. Die 1952 gegründete »Vereinigung der
Freunde« mit ihren 350 Mitgliedern verleiht jährlich den
Dr.-Eduard-Martin-Preis für exzellente Dissertationen,
engagiert sich für die Verbindung zwischen Universität und
Bevölkerung und fördert Forschung und Lehre an der
Saar-Uni.
Klinikum Saarbrücken gGmbH Westpfalz-Klinikum GmbH
Saarland-Heilstätten GmbH
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Lehre und Forschung sponsored by …
Bildung und Forschung sind ein unerlässliches Standbein einer Wissensgesellschaft. Doch
in Zeiten klammer Staatskassen fehlen Gelder für Lehrpersonal und Forschungsmittel an
Universitäten an allen Ecken und Enden. Wo dem Staat zunehmend das Geld ausgeht,
werden Privatleute, Unternehmen, Verbände und Stiftungen immer wichtiger. Sie stellen
finanzielle Mittel für Forschung und Lehre bereit. Eine bedeutende Rolle dabei spielen
Stiftungsprofessuren, von denen es in Deutschland derzeit etwa 1.000 gibt – mit steigender
Tendenz. Drei Stiftungsprofessoren an der Universität des Saarlandes stellt campus in
dieser Ausgabe näher vor.
laf Kühne ist seit Oktober 2010 Professur für Nachhal-
O tigkeitswissenschaft an der Saar-Uni. Seine Professur
wird von der Europäischen Akademie Otzenhausen,
der Stiftung Forum für Verantwortung und der Asko-Stiftung fünf Jahre getragen. »Ziel dieser Professur ist es, die
Idee der nachhaltigen Entwicklung ins Denken und Handeln künftiger Akademiker zu verankern«, erklärt Kühne.
Die Nachhaltigkeitswissenschaft sei ein breit aufgestellter
Studiengang, bei dem Themen aus verschiedenen Blickwinkeln und Zusammenhänge aus Bereichen wie Ökologie,
Ökonomie, Politik und Soziologie näher betrachtet werden.
Die Studenten sollen zum Beispiel lernen, welche Rolle der
Klimawandel bei künftigen Stadtplanungen spiele oder verantwortungsvoll mit den Ressourcen der Erde umzugehen.
Insgesamt werde der Studiengang sehr gut angenommen.
»Die Studenten kommen beispielsweise aus der Physik, der
Philosophie oder den Materialwissenschaften«, berichtet
der Professor. Dies ermögliche unterschiedliche Perspektiven, was in den Seminaren oft zu spannenden Diskussionen führe. »Wir versuchen generell zu verstehen, welche
Eigenlogik hinter ökologischen, ökonomischen, sozialen
oder politischen Gegebenheiten steht«, erklärt er. So sei es
möglich, Konzepte mit einer nachhaltigen Perspektive zu
entwickeln. Der Nachhaltigkeitsforscher und sein Team untersuchen unter anderem die saarländische Gesellschaft
und die Folgen des demographischen Wandels. Das Saarland könne hier eine Vorreiterrolle in der Nachhaltigkeit
einnehmen. Der demographische Wandel erhöhe an der
Saar deutlich den Forschungsdruck, da zunehmend Fragen,
etwa in der Raumgestaltung oder im Gesundheitswesen,
aufkämen und geklärt werden müssten.
Darüber hinaus hat der promovierte Geograph und Soziologe gerade ein Buch zur Stadtentwicklung von Los Angeles fertig gestellt, in dem er die kalifornische Megametropole kritisch beleuchtet. »Los Angeles ist ein geeignetes
Negativ-Beispiel für nachhaltige Entwicklung, das zeigt, wie
man es nicht macht«, erläutert Kühne. Nachhaltig zu leben,
habe jeder selbst in der Hand. Und er gibt zu bedenken:
»Konsumenten können mit ihren Kaufentscheidungen Einfluss auf Firmen nehmen.« Viele Unternehmen fragen den
38-Jährigen mittlerweile um Rat, wenn es darum geht, einen
nachhaltigen Weg bei der Produktion oder Dienstleistung
einzuschlagen. Außerdem nehme die soziale Nachhaltigkeit, wie der Umgang mit Angestellten, eine zunehmend
wichtigere Stellung in vielen Betrieben ein, weiß Kühne.
Kühne selbst bemüht sich, möglichst nachhaltig zu
leben, wie der bekennende VfL Bochum-Fan erzählt: »Ich
wohne zentral in Saarbrücken und versuche zu Fuß zu
gehen, öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad zu nehmen.« Zudem nutze er, wenn möglich, moderne Telekommunikationsmittel anstatt zu Besprechungen zu reisen.
Auf dem Feld der Informatik forscht Antonio Krüger, dessen Stiftungsprofessur an der Saar-Uni im Jahr 2007 von
der Globus Warenhauskette initiiert wurde. Krüger, der in
Stiftungsprofessoren
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Saarbrücken Informatik studierte und promovierte, befasst
sich mit der künstlichen Intelligenz im Handel. Der Professor, der am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (dfki) forscht, nutzt dazu auch Räumlichkeiten in der Zentrale der Globus Warenhauskette in St.
Wendel. »Das dfki hat hier auf einer Fläche von 500 Quadratmetern Labore und einen Versuchssupermarkt«, erzählt er. Krüger und sein Team sind mehrfach in der Woche
in St. Wendel, um sich mit den Fachabteilungen auszutauschen. »In unserer Forschung können wir den Blick aufs Wesentliche richten, da wir mit realen Problemen aus dem
Handel konfrontiert werden«, berichtet der Informatiker.
Mitarbeiter des Warenhauses können Entwicklungen bewerten und nützliche Tipps geben. Die Forscher des dfki
wiederum können sich in den Globus-Supermärkten vor
Ort ein Bild machen. »Die vergangenen Jahre sind im Handel durch den Preisdruck geprägt worden«, erklärt er. Raum
für Investitionen habe es kaum gegeben. Dieser Investitionsstau löse sich nun, sodass die Saar-Forscher spannenden Fragen nachgehen können – wie zum Beispiel:Wie kann
man Smartphones im Einkaufsalltag sinnvoll nutzen? »Vorstellbar ist etwa ein Produktgedächtnis, das die komplette
Lieferkette verfolgt und dem Konsumenten wichtige Informationen liefert«, sagt Krüger. Bei einer Nussallergie
könne man etwa einen Schokoriegel mit dem Handy scannen, um zu erfahren, ob er Nüsse enthalte. Der Kunde erspare sich das mühsame Lesen der Zutatenliste.
Darüber hinaus sei ein intelligentes System denkbar, das
die Lebensmittel im Einkaufswagen erkennt und den Preis
ermittelt, ohne dass die Ware auf ein Band gelegt werden
müsse. Eine Anwendung, die Krügers Team bereits entwickelt hat, ist der Artikelfinder in der Globus-Filiale in
Saarbrücken-Güdingen, der zum Beispiel hilft Mehl, Whiskey oder Ketchup im richtigen Regal zu finden.
Das Einkaufsverhalten hat sich in den letzten Jahren
durch das Internet enorm verändert. Krüger ist sich sicher,
dass der Onlinemarkt weiter wachsen werde und neue Wege
beim Einkaufen erschlossen werden: »Eine Technologie, die
Einkaufslisten individuell nach Bedarf zusammenstellt und
weiß, wann ein Käse oder die Schokocreme aufgebraucht
ist, ist durchaus möglich.« Der Supermarkt werde künftig
für den Kunden wohl eher zum Einkaufserlebnis, bei dem
der Frische-Aspekt bei Waren wie Käse eine wichtige Rolle
spielen dürfte, schätzt der 44-Jährige. Zunehmend rücke
auch die Transparenz bei der Herstellung von Lebensmitteln in den Fokus, was der ehec- und der Dioxin-Skandal
belegten. »Intelligente Technologien könnten Klärung bieten und ein Produkt von der Herstellung bis zur Auslieferung im Handel begleiten«, ergänzt Krüger.
Eine weitere Stiftungsprofessur widmet sich der experimentellen Orthopädie und der Arthroseforschung.
Henning Madry ist seit 2009 Lehrstuhlinhaber für Experimentelle Orthopädie am Uniklinikum in Homburg –
bundesweit der einzige Lehrstuhl seiner Art, der von der
Deutschen Arthrose-Hilfe e.V. für fünf Jahre gefördert wird.
»Die Uni war bei der Einrichtung dieser Professur sehr innovativ«, sagt Madry. Obwohl es sich primär um eine Forschungsprofessur handle, sei er durch seine Sprechstunde
für Rekonstruktive Knorpelchirugie in den Klinikalltag eingebunden. Er fungiere daher als Mittler zwischen Grundlagenforschung und klinischen Fragestellungen. Er behandelt vor allem junge Patienten mit komplexen Knorpel-
problemen, die zum Teil aus dem ganzen Bundesgebiet anreisen. »Die Erfahrungen aus dem direkten Patientenkontakt kommen mir in der Forschung zugute«, erklärt der Professor, der mit seinem Team neue Therapieansätze für
Knorpeldefekte entwickelt. »Arthrose ist eine chronische
Volkskrankheit«, weiß er. »20 bis 30 Prozent aller 60-Jährigen haben radiologisch sichtbare Arthrose.« Einen Ansatz,
den die Forscher verfolgen, basiert auf Erkenntnissen der
Genforschung. »Bei der Arthrose sind bestimmte Substanzen, beispielsweise Wachstumsfaktoren, im Knorpel nur in
geringem Maße vorhanden«, erläutert Madry. Injiziert man
Patienten diese Faktoren in das betroffene Gewebe, hat das
keinen lang anhaltenden Effekt, da die Substanzen schnell
abgebaut werden. Schleust man aber bestimmte Gene in die
geschädigten Knorpelzellen ein, können die Zellen die Faktoren selber wieder produzieren und zur Heilung des Gewebes beitragen. Madrys Team entwickelt Transportsysteme, die das Einschleusen der Gene in diese Zellen
ermöglichen. Einen effektiven Ansatz hat Madrys Ehefrau,
Privatdozentin Magali Madry, die ebenfalls am Uniklinikum als Molekularbiologin auf dem Gebiet der Arthrose
forscht, entwickelt: Ein spezielles Vehikel, ein so genannter
viraler Vektor, transportiert die Gene in die Zellen. Derzeit steckt diese Forschung noch im Anfangsstadium – erste
Versuche im Tiermodell sind aber vielversprechend. »Bis
das Ganze am Menschen erprobt werden kann, wird es mindestens zehn Jahre dauern«, schätzt Madry.
Für die Behandlung seiner Patienten greift er bereits
heutzutage auf Knorpelzellen zurück, die im Labor gezüchtet werden. »Bei einem Knorpelschaden entnehmen
wir dem Patienten eine Knorpel-Gewebeprobe und züchten daraus in einer Art Inkubator Zellen in einer Trägersubstanz, die die Zellen zusammenhält«, erläutert der 43Jährige. Im Anschluss werde dem Patienten das Loch im
Knorpel in einer Operation mit dem gezüchteten Gewebe
aufgefüllt.
Madry, der viele Jahre an der Harvard Universität und
am Massachusetts Institute of Technology in den usa gearbeitet hat, ist im Saarland längst heimisch geworden. Aus
seiner Zeit in den usa versucht er aber, den Leistungsgedanken zu bewahren und erläutert: »Dort sind die Hierarchien flacher und die eigene Leistung zählt mehr als der Status. Das versuche ich auch bei meiner Arbeit umzusetzen.«
_Melanie Löw
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Chirurg Jörg Holstein erhält Preis für seine Arbeit auf
dem Gebiet der Knochenbruchheilung
Jörg Holstein hat den diesjährigen HansLiniger-Preis der Deutschen Gesellschaft für
Unfallchirurgie (dgu) für seine Arbeit auf
dem Gebiet der Knochenbruchheilung gewonnen. Holstein (34) ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und arbeitet an der Klinik
für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie des
Universitätsklinikums des Saarlandes. Der mit 5.000 Euro
dotierte Hans-Liniger-Preis der Deutschen Gesellschaft
für Unfallchirurgie dient der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.
Unirats-Mitglied Gerhard Wegner ist Ehrendoktor
der ETH Zürich
Professor Gerhard Wegner, Gründer des
Max-Planck-Instituts für Polymerforschung in
Mainz und Mitglied des Universitätsrates der
Saar-Uni, ist Ehrendoktor der eth Zürich für
seine Leistungen in der Polymerforschung.
Mit seinen bahnbrechenden Arbeiten zur Polymersynthese in Einkristallen, der Strukturbildung in polymeren
Materialien und zu Materialaspekten von weicher Materie hat Wegner diese Forschungsrichtung so nachhaltig wie
kaum ein anderer beeinflusst.
Homburger Mediziner erhält Preis der BerlinBrandenburgischen Akademie der Wissenschaften
für seine Krebsforschung
Alexander Rösch, Oberarzt der Klinik für
Dermatologie, Venerologie und Allergologie
des Universitätsklinikums, ist für seine wissenschaftliche Forschung im Bereich Krebserkrankung ausgezeichnet worden. Er erhält
den mit 10.000 Euro dotierten Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der von der
Monika Kutzner Stiftung zur Förderung der Krebsforschung gestiftet wurde. Rösch habe mit seinen Forschungen wesentlich zum Verständnis der Tumorentstehung und
-progression beigetragen, erklärt die Akademie.
Forschungspreis des Bundesministeriums für
Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
geht an Saarbrücker Wissenschaftler
Für den Nachbau der Dickdarmwand zur Untersuchung chronischer Darmentzündungen
sind Professor Claus-Michael Lehr und
seine Mitarbeiterinnen Eva-Maria Collnot und Fransisca Leonard vom Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland
(hips) und der Universität des Saarlandes ausgezeichnet
worden. Sie teilen sich mit einem weiteren Preisträger den
mit 15.000 Euro dotierten Tierschutz-Forschungspreis des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Claus-Michael Lehr und sein Team
bauten die hauchdünne Darmwand im Labor
nach. Mit dem neuen dreidimensionalen Modell kann
nicht nur die Zahl Tierversuche reduziert werden, sondern
auch Kosten und Zeit bei der Entwicklung
neuer Medikamente eingespart werden. Im
vergangenen Juni erhielten die drei Wissenschaftler dafür bereits den Tierschutz-Forschungspreis des Landes Rheinland-Pfalz.
Doktorandin der Saar-Uni in Förderprogramm von
BMBF und IT-Industrie aufgenommen
Für ihre Forschungen zur Kommunikation
zwischen Mensch und Computer ist Sabine
Janzen, Doktorandin des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftsinformatik im Dienstleistungsbereich,
eine besondere Anerkennung zuteil geworden: Sie und
zehn weitere Master- und Promotionsstudenten werden
zwei Jahre lang durch den Software Campus mit bis zu
100.000 Euro unterstützt. Der Software Campus ist ein
neues Förderprogramm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (bmbf) und der it-Industrie. In ihrer
Masterarbeit untersuchte Sabine Janzen, wie sich Kunden
im Kaufhaus mithilfe eines Handys mit einem Produkt unterhalten können, um mehr Informationen über die Ware
zu erhalten.
Neuer wissenschaftlicher Geschäftsführer
des Zentrums für Mechatronik
und Automatisierungstechnik
Rainer Müller, ist ab dem 1. März neuer
wissenschaftlicher Geschäftsführer des Zentrums für Mechatronik und Automatisierungstechnik. »Für den Wirtschafts- und Forschungsstandort Deutschland haben die Ingenieurwissenschaften eine herausragende Bedeutung.
Gerade aufgrund der Unterstützung durch die regionale
Wirtschaft bietet das Zema optimale Bedingungen«,
umreißt Müller seine Beweggründe für die Übernahme
der Aufgabe. Er löst die beiden Wissenschaftlichen Geschäftsführer Professor Andreas Schütze und Professor
Jürgen Griebsch ab, die bisher gemeinsam die wissenschaftliche Leitung des Zema, einer Gemeinschaftsgründung von Uni, htw und Land, übernommen hatten.
Menschen
Rechtsmediziner Jochen Wilske und Krebsforscher
Norbert Graf mit dem Bundesverdienstkreuz
ausgezeichnet
Für sein soziales und präventives Engagement im Bereich der Drogenfrüherkennung
ist Professor Jochen Wilske, ehemaliger
Leiter des Instituts für Rechtsmedizin, mit
dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden. Auch Professor Norbert
Graf ist mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Graf ist Direktor der
Klinik für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie an den Universitätskliniken des
Saarlandes. Neben seinen herausragenden fachlichen Fähigkeiten erhielt er die Auszeichnung vor allem für seine
große Sensibilität und menschliche Stärke.
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Doktorandinnen für ihre Forschungen auf dem Gebiet
der Toxikologie ausgezeichnet
Daniela Remane und Andrea E. Schwaninger sind mit dem Young Scientist Award
ausgezeichnet worden. Beide sind Doktorandinnen von Hans H. Maurer, Professor für
Pharmakologie und Toxikologie an der Medizinischen Fakultät. Remane erhielt den Preis von der
International Association of Forensic Toxicologists (tiaft) für ihre Veröffentlichung über
ein bisher unterschätztes Problem bei der Anwendung massenspektrometrischer Messverfahren.
Andrea Schwaninger erhielt die Auszeichnung von der International Association of Therapeutic Drug Monitoring
& Clinical Toxicology für einen Vortrag über ihre Forschung. Sie hat spezifische Erkenntnisse zur Designerdroge Ecstasy gewonnen, mit denen es möglich ist, das
Ausscheidungsprofil der Droge zu bestimmen und so ein
Gesundheitsrisiko abschätzen. Die verlässlichen Aussagen über den Abbau des Ecstasys im Blut sind auch wichtig für die Rechtssprechung, wenn beispielsweise ein Gerichtsverfahren verhandelt wird, in dem eine verminderte
Schuldfähigkeit wegen Drogenkonsums eine Rolle spielt.
Doktorand der Saar-Uni gewinnt
BlueCompetition-Wettbewerb
Stephan Hüttel, Doktorand am Institut
Pharmazeutische Biotechnologie, hat den ersten Platz bei der BlueCompetition 2011 belegt und ein Preisgeld von 5.000 Euro gewonnen. Gesucht wurden neue und kreative Methoden der Gasanalyse bei Fermentationsprozessen. Der
Nachwuchswissenschaftler forscht im Rahmen seiner
Promotion bei Professor Rolf Müller an der Produktionsund Prozessoptimierung für die Herstellung von Pharmazeutika aus Myxobakterien. Die BlueCompetition ist
ein von der Firma Blue-Sens gas sensor GmbH weltweit
ausgeschriebener Wettbewerb.
Slavist Roland Marti ist Ehrendoktor
der Universität Sofia
Roland Marti, Professor für Slavische Philologie, hat die Ehrendoktorwürde der Universität Sofia verliehen bekommen. Seine
Verdienste auf dem Gebiet der Paläobulgaristik und der Slavistik seien dafür genauso
der Grund wie sein Einsatz im Rahmen der Kooperation
zwischen der Sofioter Universität und der Saar-Uni, heißt
es im Begründungsschreiben.
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Neue Professoren
Sven Moosmang ist neuer Professor für experimentelle Pharmakologie und präklinische Krankheitsmodelle an der Universität
des Saarlandes. Wissenschaftlich beschäftigt
sich Professor Moosmang mit Herz-Kreislauf-Fragestellungen, wie zum Beispiel der Funktion,
Lokalisation und pharmakologischen Beeinflussbarkeit
von Ionenkanälen.
Geburtstage pensionierter und emeritierter
Professoren
85 Jahre wurde am 11. November Wulf Ehrich, der seit
über 40 Jahren der Universitäts-Augenklinik verbunden
ist, dort von 1972 bis 1990 als Professor fungierte und sich
in Forschung, Lehre und Krankenversorgung insbesondere Aspekten des Schielens, der Entoptik, der Kontaktlinsen und der Augenhornhaut widmete. Der Herausgeber des inzwischen in mehreren Auflagen und auch in
englischer Sprache erschienenen »Atlas der Kontaktlinsenanpassung« hat auch zahlreiche Ehrungen erfahren.
Zu seinem 80. Geburtstag am 16. November fand ein wissenschaftliches Festkolloquium statt, und seitdem trägt
auch der Hörsaal in Gebäude E22 seinen Namen: Der vielfach ausgezeichnete und geehrte emeritierte Professor für
Angewandte Mathematik und Informatik Günter Hotz
hat unter anderem zentrale Voraussetzungen für die Ansiedlung des Max-Planck-Instituts für Informatik, des
Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz
und des Leibniz Zentrums für Informatik, Schloss Dagstuhl geschaffen und entscheidend zum herausragenden
Profil des Informatik-Standorts beigetragen.
Vor 60 Jahren begründete Ernst E. Boesch das Psychologische Institut der Saar-Uni und 1962 das »Institut
für Entwicklungshilfe«, die spätere »Sozialpsychologische
Forschungsstelle für Entwicklungsplanung« und etablierte damit die international ausstrahlende »Saarbruecken School of Cultural Psychology«. Am 26. Dezember
konnte Boesch seinen 95. Geburtstag begehen. Der Jubilar ist der älteste Professor unserer Universität, der er trotz
mehrerer ehrenvoller Rufe stets die Treue hielt. Der Ehrendoktor der Universitäten Bern und Srinakharinwirot
(Bangkok) und Träger des Saarländischen Verdienstordens hat zahlreiche Monographien, Privatdrucke, literarische Schriften und über 100 Einzelbeiträge publiziert.
Verstorben
Wenige Wochen vor seinem 90. Geburtstag starb am 19.
November der Altrektor, Ehrensenator und emeritierte
Professor für Deutsches und vergleichendes Strafrecht
und Kriminologie Gerhard Kielwein, der von 1956 bis
1987 auf dem Saarbrücker Campus wirkte und vielfältige
Aufgaben für die wissenschaftliche Gemeinschaft übernahm. Nach seinem Dekanat 1960/1961 leitete er von 1962
bis 1964 als Rektor die Universität. Ferner agierte er als
Präsidiumsmitglied der Westdeutschen Rektorenkonferenz, Präsident des Deutschen Akademischen Austauschdienstes und Vizepräsident der Alexander von
Humboldt-Stiftung sowie als Vorsitzender und langjähriges Mitglied des Rundfunkrates des Saarländischen Rundfunks. Intensiv widmete er sich den sozialen Belangen der
Studentenschaft und hatte von 1975 bis 1991 den Vorsitz
des Vorstandes des Studentenwerks im Saarland inne.
»Sein Leben galt der deutsch-französischen Zusammenarbeit und Verständigung und ihrer Verankerung im
Rechtssystem.« Dieser Satz bilanziert das außergewöhnlich verdienstvolle Wirken des am 10. Dezember 2010 im
Alter von 67 Jahren verstorbenen Professors für Französisches Öffentlichen Rechts Christian Autexier, dessen wegweisendes Engagement für deutsch-französische
Kooperationen im Hochschulbereich unvergessen bleiben
wird. Der langjährige Co-Direktor des Centre Juridique
Franco-Allemand prägte nicht nur entscheidend die Entwicklung dieser Institution, sondern gestaltete auch Aufund Ausbau des Frankreichzentrums und war Initiator und
Vizepräsident der Deutsch-Französischen Hochschule.
Seine Verdienste wurden durch die Ernennungen zum
Chevalier de la Légion d’Honneur und Chevalier des
Palmes Académiques gewürdigt.
Am 2. Januar verstarb kurz vor seinem 90. Geburtstag im
belgischen Sprimont der am 20. Januar 1922 in Awans
geborene emeritierte Professor für Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft Armand Nivelle, der
von 1968 bis 1990 als Ordinarius die Saarbrücker Komparatistik in Forschung und Lehre repräsentierte. Der
Träger der Goethe-Medaille in Gold und Inhaber des
Bundesverdienstkreuzes I. Klasse hat mit rund 100
Publikationen ein wegweisendes Œuvre hinterlassen.
Menschen
Vizepräsidentin für Europa der Saar-Uni erhält
französischen Orden
Patricia Oster-Stierle, die einzige Vizepräsidentin für Europa einer deutschen
Hochschule, ist mit dem nationalen Verdienstorden der Republik Frankreich ausgezeichnet worden. Die Professorin für französische Literatur der Saar-Uni wurde als »herausragende
Aktivistin und Leitfigur der deutsch-französischen Beziehungen im Saarland auf dem Gebiet von Bildung und
Wissenschaft« geehrt. Mit ihrem Engagement für den Europaschwerpunkt der Universität und für die »Universität der Großregion« setzte sich Patricia Oster-Stierle dafür
ein, dass in der Großregion ein gemeinsamer Hochschulraum entsteht.
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s
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nutzer:
für Fremd
nur 1,50 €
aktion
pro Trans
Jetzt auf dem Campus der Universität:
Das neue SB-Center
der Sparkasse Saarbrücken.
Mit Geldautomat, SB-Terminal und
Kontoauszugsdrucker im Mensa-Gebäude.
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