...

1/13. campus Ganz neue Perspektiven für Ihr Leben.

by user

on
Category: Documents
112

views

Report

Comments

Transcript

1/13. campus Ganz neue Perspektiven für Ihr Leben.
campus
Ganz neue Perspektiven für Ihr Leben.
Nun sag, wie hast du’s mit der Religion?
Glaube auf dem Campus
die persönlichere Note auf dem Campus
Zwischen Vorlesung, Klausur und Milchkaffee noch schnell zur Bank?
Die Filiale im Campus Center der Universität des Saarlandes bietet beste Beratung und individuelle Produkte.
Für alle, die an der Uni lernen, lehren und arbeiten.
Damit Träume keine bleiben. Egal ob während oder nach dem Studium.
1/13.
Februar 2013
www.sparkasse-saarbruecken.de / jungekunden
Anschrift: Universität des Saarlandes, Campus, D-66123 Saarbrücken. Layout und Satz: Maksimovic & Partners. Druck: SDV. Anzeigen: Stephanie Böcker.
Deutsch-Französische Hochschule (S. 22 Fotos Rolles und Schram), Manuela Meyer (S. 22 Foto Schreyer), Staatskanzlei (S. 22 Foto Mansdörfer), ansonsten Bestand der Pressestelle oder Bestand der abgebildeten Personen.
Repro S. 19 aus »Kulturgeschichte des Sports«, C.H.Beck, S. 181 (Fresco von Jan van der Straet, 1558, Palazzo Vecchio, Florenz), Bitkom (S. 21 Foto Scheer), Fotoalabor Innere Medizin (S. 21 Foto Laufs),
Fotos: Jörg Pütz (Cover, S. 4, S. 5, S. 6, S. 22 Foto Bastian), Uwe Bellhäuser (S. 3, S. 14), André Mailänder (S. 7, S. 8, S. 9). Photocase (S. 10), iStockphoto (S. 11, S. 15), Iris Maurer (S. 12, S. 21 Foto Oster-Stierle),
Für Schüler, Azubis, Studenten und Absolvierende des
Freiwilligen Sozialen/Ökologischen Jahres und des
Bundesfreiwilligendienstes.
Redaktion: Friederike Meyer zu Tittingdorf (V.i.S.d.P.), Claudia Ehrlich, Melanie Löw, Thorsten Mohr, Gerhild Sieber. Mitarbeit: Wolfgang Müller.
GIRO 4young
ist kostenfrei und bietet viel.
Impressum/// Campus, das Magazin der Universität des Saarlandes, erscheint dreimal im Jahr. 43. Jahrgang, Ausgabe 1/2013, Februar 2013. Herausgeber: Der Präsident der Universität des Saarlandes.
1/13
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
Glaube und Wissenschaft: Passt das zusammen? Ja, das passt. Auch an der Saar-Uni gehen
Glaube und Wissenschaft Hand in Hand. Drei Hochschulgemeinden bereichern das Campusleben in Saarbrücken und Homburg. Die Katholische Hochschulgemeinde, die Evangelische Studierendengemeinde und die Islamische Hochschulgruppe sind aktive Gestalter des
universitären Miteinanders. Sie vermitteln ihren Glauben, laden zum gemeinsamen Gebet,
sind oft zweite Heimat für die Gläubigen und suchen den Dialog miteinander. Lesen Sie in der
Campus-Titelgeschichte ab Seite 4, worin das Besondere unserer Hochschulgemeinden liegt.
Neben diesem spirituellen Thema stellen wir Ihnen in dieser Campus-Ausgabe auch
eine wirklich bodenständig arbeitende Einrichtung vor: die Zentrale Beschaffung. Rudolf
Guggenmoser und sein Team besorgen an dieser Uni – fast – alles, was in Hörsälen, Büros
und Laboren gebraucht wird, von der Büroklammer bis zum 3-D-Drucker fürs High-TechLabor. Auf den Seiten 10 und 11 erfahren Sie, wie das Team der Zentralen Beschaffung all
die nützlichen Dinge besorgt, ohne die auf dem Campus nichts vorwärts ginge.
Vorwärts geht es zwar auch auf einem anderen Gebiet, oft aber nicht so schnell, wie sich
viele wünschen. Studieren mit Behinderung ist in vielen Fällen leider immer noch nicht so
barrierefrei möglich, wie es eigentlich sein sollte. Von sichtbaren Hürden wie Treppenabgängen
abgesehen, gibt es noch viele weitere Hindernisse, die behinderten Menschen auf dem Campus
im Wege stehen. Damit solche Dinge aus der Welt geschafft werden, kümmert sich Michelle
Froese-Kuhn in der Kontaktstelle Studium und Behinderung um die Belange der Betroffenen.
Ab Seite 12 stellt die Redaktion sie und ihre Arbeit vor.
Selbstverständlich stellt das Campus-Team auch in dieser Ausgabe viele Forschungsprojekte vor. So können Sie zum Beispiel die Geschichte von Wolfgang Behringer ab Seite
19 lesen. Der Historiker hat mit seinem Buch über die Geschichte des Sports bundesweit viel
Aufmerksamkeit erlangt. Sein Kollege Eckart Meese, Professor für Humangenetik, forscht
mit seinen Mitarbeitern in gleich fünf DFG-geförderten Projekten unter anderem an Millionen Jahre alten Viren und an Stammzellen. Wie das alles von einem Institut bewältigt wird,
erfahren Sie ab Seite 15. Mehrere Hüte auf hat Professor Christian Boller. Er ist sowohl UniProfessor als auch Leiter des Fraunhofer-Instituts für Zerstörungsfreie Prüfverfahren. Dieses
älteste außeruniversitäre Forschungsinstitut an der Saar-Uni sorgt seit über 40 Jahren dafür,
dass wir sicher fliegen, fahren und wohnen. Mehr über dessen Arbeit auf Seite 14.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
Ihr Universitätspräsident ProfessorVolker Linneweber
4Vom Glauben zu wissen: Religiöse Gemeinden auf dem Campus
7 Forschung
10Darf’s ein bisschen mehr sein: Die Zentrale Beschaffung
besorgt (fast) alles
12Helferin im Alltag: Michelle Froese-Kuhn leitet
die Kontaktstelle Studium und Behinderung
14Bevor alle Stricke reißen: Forscher auf der Suche nach
kleinsten Fehlern in Bauteilen
15Aller guten Dinge sind … fünf? DFG-Projekte in der Humangenetik
17Campus
19Vom Wagenrennen zum Rennwagen: Historiker
Wolfgang Behringer erforscht die Geschichte des Sports
21Menschen
Vom Glauben zu wissen
Religion ist eine komplizierte Sache. Sie verbietet Speisen,
schließt Ehen oder verhindert sie, auch innerhalb einer
Religion – man bedenke nur den Aufschrei, der noch vor
gar nicht allzu langer Zeit durchs Dorf ging, wenn ein
Katholik eine Protestantin heiraten wollte oder umgekehrt,
je nachdem, wo man gerade war. Tu dies nicht, tu stattdessen
lieber das, Gott mag dies nicht, dafür sollst du jenes tun,
denn das findet er gut …
Ganz schön anstrengend. Muss aber nicht sein. Religiöses
Leben sieht in vielen Gemeinden auf der Welt heute – Gott
sei Dank! – anders aus, so auch an der Saar-Uni. »Wo der Geist
Gottes ist, da ist Freiheit«, lautet das Motto der Evangelischen
Studierendengemeinde (ESG), die für Studentinnen und
Studenten aller saarländischen Hochschulen offen ist.
»Wir leben davon, dass der Geist uns herausholt aus der
Beschäftigung mit uns selbst und in Begegnung bringt
mit anderen«, erläutert der Gemeindepfarrer Matthias
Freudenberg diesen Wahlspruch.
Das tut die evangelische Gemeinde in ihrem Alltag auf
verschiedene Weise. Zentraler Bestandteil sind natürlich
die Gottesdienste der Gemeinde, die alle vier Wochen
stattfinden. Matthias Freudenberg predigt im Gemeindezentrum der ESG im Saarbrücker Waldhausweg, in dem es
einen Andachtsraum gibt, buchstäblich über Gott und die
Welt, über Alltag und Religion.Anschließend sprechen die in
der Regel zwischen 20 und 30 Gottesdienstbesucher über
Hochschulgemeinden
Auf dem Campus gibt es drei religiöse Gemeinden, zwei christliche und eine islamische –
Die Neugier auf die Religion der anderen ist eines ihrer wesentlichen Merkmale
74
35
ihre Erfahrungen zum Thema, stellen Fragen und bringen neue Sichtweisen ein. »Das ist ein wesentliches Merkmal unserer Gemeinde: Teamarbeit. Hier gibt es nicht nur
den Pfarrer, der vorturnt und alle anderen turnen hinterher«, sagt Matthias Freudenberg über diese Form der Gemeinschaft, die nicht nur evangelischen Christen offensteht. »Interreligiöses spielt eine große Rolle für uns. Und ökumenisch
sind wir sowieso«, erklärt der Geistliche.
Das stellen Freudenberg und die studentischen Mitglieder der Gemeindeleitung zu vielen Anlässen unter
Beweis. Vor allem bei der so genannten Tafelrunde kommen Menschen aus aller Welt und vieler Religionen zusammen. »Es kocht immer derjenige, der gerade Lust hat«,
erklärt Studentin Elisabeth Zscherpel das Grundprinzip
in einem Satz. »Meistens sind es internationale Gerichte,
die dann für rund 25 Leute gekocht werden. Das ist anfangs zwar schwer, aber irgendwann hat man den Dreh
raus«, sagt Zscherpel. So entsteht eine bunte Truppe,
die sich an der Tafel trifft und nicht nur den kulinarischen Horizont erweitern möchte, wie es auf der Webseite der ESG zusammengefasst ist. Pfarrer Freudenberg begrüßt das außerordentlich und betont: »Unsere Gastfreundschaft ist an alle gerichtet«.
Unterstützung erfährt dieser Gedanke auch dadurch,
dass die ESG ein Studentenwohnheim im Saarbrücker Waldhausweg betreibt. »70 Studentinnen und Studenten aus 33
Nationen wohnen hier«, erklärt Mawlan Mamat, der Mitglied
der Wohnheimsleitung ist. Der uigurische Student ist selbst
Moslem und steht in engem Kontakt mit Matthias Freudenberg und der ESG-Referentin Heike Luther-Becker.
Freudenberg empfindet solche Kontakte als Bereicherung.
Natürlich sei die Gesellschaft pluralistischer und säkularer
geworden, räumt der Geistliche ein. Das Interesse an Religion scheint auf der einen Seite abzunehmen. »Aber andererseits fragen zum Beispiel Muslime sehr oft, was es für
uns bedeutet, als Christen zu leben«. So entsteht wiederum
ein Dialog, der gegenseitiges Verständnis und das Interesse
aneinander weckt.
Diese religiöse Neugier, in einem christlich geprägten Land zu leben, war einer der Gründe für Mohammed
Elzatma, sich bei der Islamischen Hochschulgruppe (IHG)
zu engagieren. Der Palästinenser, seit 2004 in Deutschland,
studiert an der HTW Mechatronik und steht kurz vor
seinem Masterabschluss. »Als ich nach Deutschland kam,
habe ich mich mit anderen Religionen beschäftigt, etwa
dem Christentum. Daher war es für mich auch wichtig,
mich mit meiner Religion, dem Islam, besser auszukennen.
Ich werde ja auch immer wieder angesprochen auf meine Religion«. Und da Religion für ihn eine Lebensweise ist,
möchte er sich möglichst gut damit auskennen.
Schnell begann Mohammed Elzatma, sich in der IHG
zu engagieren und wurde schließlich vor rund einem Jahr
deren Vorsitzender. Heute treffen sich freitags etwa 120
Studentinnen und Studenten aus 30 Nationen zum Freitagsgebet. »Darunter sind Gläubige aus Deutschland, Osteuropa, Ägypten, Marokko, Tunesien, Sudan, Indonesien,
Arabien und vielen anderen Regionen der Welt«, zählt
der 26-Jährige auf. Vier Imame, also Vorbeter, wechseln
sich ab. Sie stammen aus dem Kreis der Studenten, denn
ein Imam ist nicht zwingend ein Geistlicher wie ein Pfarrer
oder katholischer Priester. »Der Imam muss gottesfürchtig
sein, fromm und den Islam kennen. Dann kann er eine Predigt halten«, erklärt Elzatma. Die erste Predigt dauert rund
zehn Minuten und ist in arabischer Sprache. »Dann folgt
meist eine zweite Predigt auf Deutsch oder Englisch, da viele
Gläubige ja nicht arabisch sprechen«, erklärt der Student.
Mit ihm gehören rund 20 weitere Mitglieder zum engeren Kreis der IHG. Sie organisieren Veranstaltungen, Ausflüge für Studenten und Vorträge. »Jedes Wintersemester
gibt es zum Beispiel ein Welcome-Meeting für neue Studenten«, so Mohammed Elzatma. »Wir fahren in Freizeitparks, in Museen und organisieren Ausflüge, zum Beispiel
an die Saarschleife. Da fahren immer zwischen 30 und 40
Personen mit«, nennt er weitere Beispiele. Für ihn ist es
wichtig, dass er auch mit den Mitgliedern anderer Religionen reden kann. »Was ist der Unterschied zwischen uns?
Mit solchen Dialogen bauen wir Vorurteile ab. Denn wenn
sich jeder in seine Welt zurückzieht, baut man nur Barrieren
auf«, weiß Mohammed Elzatma.
Davon weiß auch Hochschulpfarrer Johannes Kreier von
der Katholischen Hochschulgemeinde Hl. Edith Stein
(KHG) ein Lied zu singen. »Bei uns begegnen sich die Kulturen«, sagt der Geistliche, der mit einer halben Stelle
die Hochschulgemeinde betreut und mit einer weiteren
halben Stelle dem Herz-Jesu-Kloster am Rande der Stadt
in Burbach vorsteht. »Bei uns treffen zum Beispiel arabische Christen auf Muslime aus Syrien. Beide hegen bisweilen Vorurteile füreinander. Die Situation in Syrien
ist für Christen sehr gefährlich, daher sind sie oft dünnhäutig, wenn sie auf Muslime treffen«, sagt Kreier über
solche Situationen, in denen es mal knirscht. Der Priester ist niemand, der solche Konflikte scheut. »Wir wollen
ja nicht zwangsläufig eine Harmonieveranstaltung machen.
Das ist das Christentum auch nicht. Schließlich gibt es bis in
den Kreis der Jünger hinein Auseinandersetzungen«,weiß
F
orschung
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Medizinerin der Saar-Uni erforscht
angeborene Herzfehler bei Erwachsenen
Über 80 Prozent der Kinder mit angeborenen Herzfehlern erreichen heute das Erwachsenenalter – dank der
Fortschritte der modernen Medizin. In Deutschland leben
ungefähr 180.000 Erwachsene mit angeborenem Herzfehler (EMAH), die dauerhaft medizinisch betreut werden
müssen. Die Internistin und Kardiologin Tanja RädleHurst vom Universitätsklinikum des Saarlandes behandelt seit Jahren EMAH-Patienten und forscht unter anderem
an besseren Diagnose-Techniken. Sie beschäftigt sich mit
neuen Echokardiographie-Methoden, das heißt mit der
Untersuchung des Herzens mittels Ultraschall. RädleHurst wurde deutschlandweit als erste Medizinerin mit
dem Forschungsgebiet »Kardiologie Erwachsene mit angeborenem Herzfehler« habilitiert. »Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz oder Restbefunde nach erfolgter
Korrekturoperation sind keine Seltenheit. Die Patienten
müssen daher ein Leben lang in medizinischer Behandlung bleiben«, erklärt die Privatdozentin.
Gemeinsam mit Edeltraud Brändle, dem »Gesicht« der
Johannes Kreier aus der biblischen Geschichte. Daher geht
er Konflikte geradeheraus an und löst sie mit den Beteilig- KHG, wie Kreier voller Anerkennung über die Sekretärin sagt,
ten. »Wenn dann aber erstmal die Luft raus ist, ist es schon und einem Team von 35 ehrenamtlich tätigen Studenten
viel besser«, weiß er aus Erfahrung. »Schließlich sind wir stemmt er das Pensum der Gemeinde. Zum einen sind da
hier ein offenes und gastfreundliches Haus. Das ist eine natürlich die Gottesdienste in der Gemeindekirche auf
der ältesten christlichen Lebensweisen. Und daher darf dem Saarbrücker Campus, zu denen etwa 60 junge Gläuund soll auch ausdrücklich jeder hierherkommen«, erklärt bige aus aller Welt kommen und nach denen manchmal
er eine Grundtugend der KHG.
noch eine muntere Diskussion über die Themen der
Der Priester hat vor zwei Jahren auch den Konflikt mit Predigt entsteht. »Die Gottesdienste sind ein gutes Abdem Bistum Trier nicht gescheut, das vorhatte, die KHG aus bild der KHG: Sie sind sehr international. Da treffen sich
Kostengründen dichtzumachen. Johannes Kreier, nunmehr Afrikaner, Polen, Südamerikaner und Deutsche«, sagt
der einzige Hochschulpfarrer der katholischen Kirche im Johannes Kreier über die Zusammensetzung. Zum anderen
Bistum Trier, konnte den Bischof davon überzeugen, wie gehört auch der Betrieb des Cafés der KHG zu den grundwichtig die Arbeit an den saarländischen Hochschulen ist. legenden Angeboten der Gemeinde. Und hierfür ist die
»Für viele Studenten ist die KHG schließlich ein Stück Hilfe der Studenten unentbehrlich. »Ich habe für jeden einHeimat«, erklärt er die Bedeutung. »Viele unserer Gläubigen zelnen großen Respekt, der neben seinem Studium auch
kommen aus anderen Kulturkreisen, sprechen andere noch dabei hilft, das Café zu betreiben«, sagt Kreier über
Sprachen«. Der christliche Glaube ist dann oft die einzige die Freiwilligen.
Gemeinsamkeit, die zwischen ihrer Heimat und dem StuWie für Matthias Freudenberg von der ESG und
dienort in Deutschland besteht. Dieses Stück Heimat finden Mohammed Elzatma von der IHG ist für Johannes Kreier das
die Gläubigen im Semester vor allem in den Eucharistie- Miteinander, die Überwindung von Konfessions- und Relifeiern sonntags und donnerstags sowie in der Meditation, gionsgrenzen der Kerngedanke seiner Arbeit. Denn
die dienstags stattfindet.
trotz aller Unterschiede eint die drei Gemeinden doch
ein Gedanke. Mohammed Elzatma äußerte ihn genauso
trocken wie treffend auf die Frage, wo er denn Gemeinsamkeiten zwischen der IHG und den christlichen Hochschulgemeinden sehe: »Wir glauben alle an Gott«. Manchmal
kann Religion auch ganz einfach sein. _Thorsten Mohr
www.waldhausweg7.de
http://ihg-saarland.de
Forschung
www.khg-edith-stein.de
76
37
Saarbrücker Physiker an Forschungsnetzwerk
zur Entwicklung eines leistungsfähigen Quantencomputers beteiligt
Physiker aus sechs europäischen Ländern wollen den
Bau eines Quantencomputers voranbringen, der mit leistungsfähigen Computerchips aus Supraleitern ausgestattet ist. Hierfür haben die Wissenschaftler das Forschungsnetzwerk »Scaleqit« (Scalable Quantum Information
Technology) gegründet. Ihr Projekt wird innerhalb des
siebten EU-Forschungsrahmenprogramms drei Jahre lang
mit insgesamt 4,5 Millionen Euro gefördert. Daran beteiligt ist auch Frank Wilhelm-Mauch, Professor für Theoretische Physik an der Universität des Saarlandes. An seinen
Lehrstuhl fließen 250.000 Euro für »Scaleqit«. »Wir wollen
dem Bau eines Quantencomputers näher kommen, der
auf integrierten Schaltkreisen, also auf einer neuen Art
von Computerchips, beruht«, sagt Frank Wilhelm-Mauch.
Neben der RWTH Aachen ist er der zweite deutsche Partner in dem Projekt, das von der Chalmers University of
Technology in Göteborg koordiniert wird. Die von den
Forschern verwendeten Computerchips bestehen nicht
aus Halbleitermaterialien, wie die Chips herkömmlicher Computer, sondern aus Supraleitern. Ihr Vorteil:
»Supraleiter verlieren bei tiefen Temperaturen ihren elektrischen Widerstand, der Strom fließt dann völlig ohne
Energieverlust. Und da wir mit Quanten rechnen, also
unteilbaren Einheiten von Energie, ist es wichtig, dass
keines verloren geht«, erklärt Wilhelm-Mauch.
Saarbrücker Forscher entwickeln
Suchmaschine für Argumentationen
Saarbrücker Wissenschaftler der Rechtswissenschaft,
Informatik und Philosophie gehen neue Wege, im Internet vorhandene Informationen aufzufinden und auszuwerten: Gemeinsam arbeiten sie an einer Suchmaschine,
die mithilfe von Methoden der künstlichen Intelligenz
Argumente und Argumentationsstrukturen inhaltlich
erfasst. »Eine solche Suchmaschine würde die rechtswissenschaftliche und rechtspraktische Arbeit erheblich vereinfachen und beschleunigen«, erklärt Professor
Maximilian Herberger, der das am Projekt federführend
beteiligte Institut für Rechtsinformatik der Saar-Uni
leitet. Denn vor allem Juristen könnten so viel effizienter Literatur recherchieren. Der Software-Prototyp wird
anhand des Textkorpus der Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts entwickelt. Bis 2015 soll der Prototyp erstellt werden. Das Bundesministerium für Bildung
und Forschung fördert das Projekt mit insgesamt 1,4
Millionen Euro. Beteiligt sind die Universität des Saarlandes, das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche
Intelligenz (DFKI) und die Europäische EDV-Akademie
des Rechts (EEAR).
Forscher der Saar-Uni arbeiten mit neuem
hochauflösendem Supermikroskop
Um zu verstehen, was im Inneren einer Zelle vor sich
geht, brauchen Wissenschaftler leistungsstarke Lichtmikroskope, die ihnen Einblicke in den Mikrokosmos bieten. Konnten diese Mikroskope lange Zeit nur Strukturen
sichtbar machen, die größer als 200 Nanometer waren,
ist eine neue Generation dieser Geräte in der Lage, Details in einer Zelle zu zeigen, die 50 bis 100 Nanometer
klein sind. Wissenschaftler um Jens Rettig, Professor für
zelluläre Neurophysiologie an der Universität des Saarlandes, haben eines dieser neuen SuperresolutionMikroskope der Firma Carl Zeiss Microscopy GmbH
getestet. Sie zählen damit zu insgesamt fünf ForscherTeams weltweit, die das Gerät vorab nutzen durften.
Die Physiologen möchten mithilfe des Mikroskops unter
anderem neue Erkenntnisse darüber gewinnen, wie
Nervenzellen miteinander kommunizieren und wie Immunzellen Infektionen bekämpfen. Im Gegensatz zu
Elektronenmikroskopen, die eine noch höhere Auflösung besitzen, können die Forscher mit dem neuen Gerät auch lebende Zellen untersuchen. »Wir haben das Mikroskop in unserem Laboralltag auf Stärken und Schwächen hin untersucht«, erläutert Rettig. Auf diese Weise
haben die Wissenschaftler dazu beigetragen, das Gerät zu
optimieren.
F
+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Neuer Sonderforschungsbereich untersucht
grundlegende physikalische Mechanismen in Zellen
Wie funktionieren grundlegende Prozesse in Zellen?
Dieser Frage werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Saarbrücken und Homburg in einem neuen
Sonderforschungsbereich an der Universität des Saarlandes nachgehen. Die Physiker, Mediziner, Biologen und
Bioinformatiker untersuchen in stark fächerübergreifenden Projekten zum Beispiel grundlegende physikalische Mechanismen von Zellbewegungen, Anhaftung von
Bakterien an Oberflächen oder die Dynamik verschiedener Transportprozesse. Aus den Erkenntnissen über die
Zell-»Mechanik« möchten die Forscher allgemeingültige
Grundprinzipien zellulärer Prozesse ableiten. »Grundsätzlich wollen wir ein physikalisches Verständnis von biologischen Prozessen in diesem Sonderforschungsbereich
gewinnen, wie wir es heute noch nicht haben«, erklärt
Professor Heiko Rieger, der Sprecher des neuen SFB. Der
theoretische Physiker ist einer von neun Physikern der
Saar-Uni, die zusammen mit 15 Medizinern, Biologen
und Bioinformatikern diesen Fragestellungen nachgehen.
Die Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung könnten in der Zukunft wichtig sein, um Anwendungen in der
Medizin zu ermöglichen, die heute noch nicht möglich sind.
Zunächst fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft
das Vorhaben über vier Jahre mit 9,1 Millionen Euro.
Wann und wie lernen Menschen, ihre
Handlungen im Voraus zu planen?
Besonders wichtig für die Fähigkeit, vorausschauend
Handlungen zu planen, ist die Entwicklung im jungen
Kindesalter. Das haben Entwicklungspsychologen der
Saar-Uni um Professorin Gisa Aschersleben gemeinsam mit Sportpsychologen der Uni Paderborn herausgefunden. Beispiel: Ein Glas steht mit der Öffnung nach
unten auf dem Tisch. Soll ein Erwachsener es umdrehen,
macht er zunächst etwas Seltsames: Er verdreht Hand
und Arm auf recht unbequem anmutende Weise, greift
so das Glas, dreht es und stellt es richtig herum hin. Dieses Phänomen, das Psychologen den »Endstate Comfort
Effect« nennen, beweist: Es wurde vorausschauend gedacht und die Bewegung im Voraus geplant. Im Alter von
drei bis fünf Jahren machen die Kinder große Entwicklungsschritte und erwerben das für ein vorausplanendes
Tun erforderliche Erfahrungswissen. Außerdem haben die
Psychologen festgestellt, dass Kinder bei vertrauten Gegenständen wie Gläsern deutlich früher ihre Bewegungen
vorausplanen als bei unbekannten Gegenständen.
Forscher der Großregion suchen neue
Duft- und Geschmacksstoffe
Forscher um Rita Bernhardt, Biochemie-Professorin
an der Universität des Saarlandes, suchen gemeinsam mit
französischen Wissenschaftlern nach bestimmten Inhaltsstoffen von Pflanzen, neuen so genannten Terpen-Verbindungen. Diese sind verantwortlich für den Geruch und
den Geschmack bestimmter Inhaltsstoffe von Pflanzen.
Terpene haben verschiedene Eigenschaften, die sie nicht
nur für die Kosmetik- und Lebensmittelindustrie interessant machen, sondern auch für die Herstellung von Arzneimitteln, wie Rita Bernhardt weiß: »Viele Terpene besitzen
beispielsweise eine entzündungshemmende oder antibiotische Wirkung.« Zusammen mit der lothringischen Firma Plant Advanced Technologies SA bauen die Forscher
derzeit eine Geschmacks- und Duftstoff-Bibliothek auf.
Das Interreg-Projekt, das von der Europäischen Union
mit über einer Million Euro gefördert wird, soll langfristig
neue Arbeitsplätze in der Region schaffen.
Saarbrücker Soziologe erforscht die Chancen
von Ausländern an deutschen Universitäten
Rund 70 Prozent der deutschen Studenten beenden
ihr Studium erfolgreich mit einem Abschluss. Unter den
ausländischen Studenten ist diese Quote deutlich geringer. Nur zirka 40 bis 50 Prozent dieser so genannten
Bildungsausländer machen einen Abschluss in einem
grundständigen Studiengang. Woran liegt das? Und was
können die Hochschulen tun, um diesen signifikanten Unterschied zu beheben? Diesen Fragen ist der Soziologe
Jörg Rech von der Universität des Saarlandes in seiner
Dissertation »Faktoren des Studienerfolgs von Bildungsausländern« nachgegangen. »Größtes Problem neben beispielsweise finanziellen Hürden war die Orientierung im
Studiensystem. Das ist ein Faktor, den die Hochschule selbst
beeinflussen kann«, erklärt Jörg Rech. Konkret heißt das,
dass die Ausländer sich bisweilen nicht so gut an der Hochschule aufgehoben fühlen, wie es eigentlich sein sollte,
um erfolgreich studieren zu können. Nachteilen wie zum Beispiel mangelnden Sprachkenntnissen oder einer für Ausländer ungewohnten Studienorganisation könnten die Hochschulen entgegentreten, indem sie solche Probleme institutionalisiert zu beheben versuchen.
Saar-Forscher untersuchen, wie das Gehirn
Sprache und visuelle Wahrnehmung verbindet
Welche Prozesse laufen beim so genannten Multitasking in unserem Gehirn ab? Wie verbinden Menschen beispielsweise Sprache und visuelle Eindrücke miteinander?
Mit diesen Fragen beschäftigen sich die Psycholinguisten um Professor Matthew W. Crocker und Pirita
Pyykkönen-Klauck von der Universität des Saarlandes im
Rahmen eines neuen europaweiten Forschungsprojekts.
Die Wissenschaftler wollen Blickbewegungen und Gehirnströme bei Probanden untersuchen, um herauszufinden, wie unser Gehirn Sprache und Sehen miteinander verbindet. Die Europäische Union fördert
das Vorhaben insgesamt mit 4,15 Millionen Euro; davon
gehen 428.000 Euro ins Saarland.
Forschung
Molekulare Fingerabdrücke helfen bei
Prostatakrebs-Früherkennung
Über 63.000 Männer erhalten in Deutschland jedes
Jahr die Diagnose Prostatakrebs. Wird die Krankheit
früh erkannt, sind die Heilungschancen gut. Da sie im
Frühstadium jedoch keine Symptome aufweist, wird
die Erkrankung meist spät entdeckt. Abhilfe könnte
hier ein Frühtest schaffen. An einer solchen Diagnosemethode forschen auch Wissenschaftler der Universität des Saarlandes. Das Team um Jaroslaw Szczyrba
von der Uniklinik in Homburg hat dabei Gruppen
kleiner Moleküle, so genannte microRNAs, mit einem neuen Verfahren bei Patienten näher untersucht.
»MicroRNAs sind kleine Moleküle, die auch bei gesunden Menschen im Blut und im Gewebe vorkommen«,
erklärt Jaroslaw Szczyrba. Sie bestehen wie die DNA
aus Nukleinsäuren, regulieren Gene und spielen bei
Entwicklungsprozessen des Körpers, aber auch bei der
Krebsentstehung eine wichtige Rolle. Ähnlich wie ein
Fingerabdruck einmalig für jeden Menschen ist, ergeben diese Moleküle eine spezifische Signatur für eine
bestimmte Krankheit, je nachdem wie sie in Blut und Gewebe zusammengesetzt sind.
78
39
Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert
Zwillingsstudie zu sozialer Ungleichheit
Wie entsteht soziale Ungleichheit? Und wie wirken
dabei Gene und Umweltfaktoren zusammen? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, fördert die Deutsche
Forschungsgemeinschaft ein langfristiges Forschungsprojekt der Professoren Martin Diewald und Rainer Riemann
von der Universität Bielefeld sowie Frank M. Spinath von
der Universität des Saarlandes. Für die ersten drei Jahre
werden dafür über vier Millionen Euro bereitgestellt. In
der Längsschnittstudie, die sich über zwölf Jahre erstrecken soll, untersuchen die Forscher die Entwicklung sozialer Ungleichheiten über die Lebensspanne hinweg. Die
Wissenschaftler kombinieren dafür psychologische und
soziologische Forschungstraditionen mit Methoden der
Verhaltensgenetik.
Saarbrücker Anglistik und Amerikanistik schneiden im
Forschungsrating des Wissenschaftsrates sehr gut ab
Die Forschungsleistungen der Anglistik und Amerikanistik an der Universität des Saarlandes sind vom
Wissenschaftsrat sehr positiv beurteilt worden. In einem
aufwändigen Forschungsrating wurden die Fachbereiche
Anglistik und Amerikanistik an 60 Universitäten detailliert untersucht. Bei den Kriterien »Forschungsqualität«,
»Reputation« und »Transfer an außeruniversitäre Adressaten« schnitt die englische Sprachwissenschaft jeweils mit
sehr guten Noten ab, die Forschungsqualität der Amerikanistik wurde ebenfalls als sehr gut bewertet.
Saar-Forscher entwickeln Feder aus metallischem
Glas für hochwertige Uhren
Werkstoff-Wissenschaftler um Professor Ralf Busch
von der Universität des Saarlandes arbeiten mit dem Saarbrücker Uhrenhersteller Nivrel zusammen. Gemeinsam
haben Forscher und Uhrmacher eine besondere Feder
aus einer speziellen Legierung für den so genannten Repititionsmechanismus in hochwertigen Uhren entwickelt.
Dabei handelt es sich um ein Schlagwerk, das auf Knopfdruck die aktuelle Uhrzeit hörbar wiedergibt. »Dieser
Mechanismus geht auf die Zeit zurück, in der es noch
kein elektrisches Licht gab«, erklärt Ralf Busch. Bei der
Kooperation zwischen den Saarbrücker Forschern und
Nivrel ging es darum, mit einem neuen Werkstoff eine
bessere Feder für dieses Schlagwerk zu entwickeln. Sie
ist fest wie Stahl, aber formbar wie Kunststoff.
Darf’s ein bisschen mehr sein?
Ein neuer Aktenordner muss her, der laufende ist voll. Kein woher muss es ja kommen, irgendjemand muss es ja an den
Problem, ein Griff in den Büroschrank und schon ist der Ort oder das Örtchen seiner Bestimmung bringen.
Sicher ist: Es sind nicht die Heinzelmännchen. Es sei
neue Ordner da. Schnell noch die Akten zusammentackern,
lochen und abheften, fertig. Wenn das erledigt ist, noch denn, sie reden mit schwäbischem Akzent wie Rudolf
einen Kaffee als kleine Pause zwischendurch, und wenn Guggenmoser, der die Zentrale Beschaffung der Saarder kleine Kaffee doch zu viel war, geht’s noch auf einen Uni leitet und all die nützlichen wie nötigen Dinge mit
kurzen Abstecher aufs stille Örtchen.
seinem 16-köpfigen Team besorgt, von der Heftklammer
Das dürfte eine alltägliche Szene sein, die sich so oder bis zum 3-D-Drucker für die Forschung. »Wir beschaffen
ähnlich jeden Tag vielfach auf den Unicampus in Saar- Verbrauchsmaterial, wissenschaftliche Geräte, Computer,
brücken und Homburg abspielt. Aber wer besorgt über- Telefone, Büromöbel. Eigentlich alles außer Chemikalien«,
haupt die ganzen Dinge, die hier so beiläufig verwendet erklärt der Kaufmann die umfangreichen Aufgaben seiner
werden? Die Heftklammern? Die Aktenordner? Den Abteilung, die rund 3.500 Mitarbeiter und 18.000 Studenten
Drucker? Und nicht zuletzt das Toilettenpapier? Irgend- versorgt.
Zentrale Beschaffung
Möbel, Stifte, Drucker, Papier und und und… Diese Dinge sind überall und zu jeder Zeit an der Uni
verfügbar. Aber wer besorgt den stetigen Nachschub all dieser praktischen Sachen überhaupt? Das tun
Rudolf Guggenmoser und sein Team. Einblicke in die Arbeit der Zentralen Beschaffung der Saar-Uni.
7 10
3 11
Das funktioniert natürlich ein bisschen anders, als wenn
Herbert und Lisa Müller nach Feierabend noch schnell zum
Supermarkt fahren und eine Packung Waschmittel einkaufen. »Bis zu 1.000 Euro Wert können die Verbraucher an
der Uni Waren und Dienstleistungen selbst bestellen. Das
meiste, was über diese Summe hinausgeht, muss allerdings
in einem offiziellen Vergabeverfahren beschafft werden«,
erklärt Rudolf Guggenmoser. Und das ist natürlich aufwändiger als schnell mal besagtes Waschmittel einzukaufen
und wieder davonzufahren. Ab einem Auftragswert von
200.000 Euro müssen er und seine Mitarbeiter europaweit
ausschreiben.
Grundlage dafür ist die Beschaffungsrichtlinie, an der
sich alle Einkäufe der Uni orientieren müssen. »In privaten
Unternehmen ist das recht einfach. Da wird knallhart der
Anbieter mit dem günstigsten Preis ausgewählt«, erklärt
Rudolf Guggenmoser. »Die wichtigste Vorgabe für
uns lautet jedoch: Das Vergabeverfahren muss
transparent und nachvollziehbar sein. Der
Preis ist zwar ein wichtiges Kriterium, aber
nicht das allein entscheidende. Vor allem bei
Forschungsgeräten kommt es natürlich in erster Linie auf die Qualität und Funktionalität
an. Wichtig ist auch, dass wir regelmäßig die
Lieferanten wechseln.« Das hat seinen Grund.
Denn so soll Korruption vermieden werden.
Der Gedanke dahinter: Wenn öffentliche Gelder im Spiel sind, dürfen keine Unternehmen
bevorzugt behandelt werden.
Damit einher geht eine weitere Hürde, die
Guggenmosers Team nehmen muss: »Natürlich prüfen wir immer, ob es nicht Sinn macht,
uns an die Ausschreibungen des Landes anzuhängen und möglichst große Mengen einzukaufen. Das senkt den Preis«, so der Kaufmann. »In einzelnen Fällen machen wir das
auch, beispielsweise in Teilen der IT-Beschaffung und beim Bürobedarf. Aber grundsätzlich sind wir gehalten, auch den Mittelstand
zu fördern.« Die Beschaffungsmengen sind
deshalb so aufzuteilen, dass nicht nur Großanbieter zum Zuge kommen. Günstiger wird es für
die Uni auch oft durch ihre Lage als Campus-Universität. »Die Transportkosten für die Lieferanten bleiben
überschaubar, so dass wir günstigere Preise aushandeln
können«, erklärt Rudolf Guggenmoser.
Die Vorgabe, den Mittelstand zu fördern, hat durchaus ihre guten Seiten. »Wir haben zum Beispiel mehrere
Elektrohändler vor Ort, bei denen wir regelmäßig Angebote einholen«, erklärt Udo Andres, der in Guggenmosers
Abteilung für die Baubeschaffung verantwortlich ist. Dadurch profitiert auch der regionale Mittelstand in erheblichem Maß von der Universität. Denn auf diesem Weg
fließt viel Geld wieder zurück in die hiesige Wirtschaft und
an Dienstleistungsunternehmen. Alleine für Büroartikel,
Gebäudereinigung und -verwaltung gibt die Uni jährlich
rund sieben Millionen Euro aus, vorrangig an saarländische
Unternehmen.
Insgesamt belieferten im vergangenen Jahr rund 15.000
Unternehmen die Universität mit Waren und Dienstleistungen im Wert von über 40 Millionen Euro. Damit diese Menge an Gütern auch zuverlässig und schnell an den
Mann oder die Frau gelangt, arbeitet die Zentrale Beschaffung derzeit an einer Erweiterung des SAP-Programms, mit
dem der Warenbestand der Abteilung verwaltet wird. »Wir
arbeiten zwar mit diesem System, die Lehrstühle aber nicht.
Hier kommt es daher immer wieder zu Reibungsverlusten«,
erklärt Rudolf Guggenmoser. Mit der Implementierung
des neuen Beschaffungsportals soll eine Bestellung auf
Knopfdruck übers Internet möglich sein. Der Lehrstuhl
schaut, was er braucht, löst die Bestellung aus, ohne dass
beispielsweise Fehler in der Übertragung passieren. »Wir
erwarten uns so mehr Transparenz besonders für die Lehrstühle und eine höhere Bearbeitungsgeschwindigkeit.«
Außerdem benötigt die Uni weniger Lagerplatz, da viele Dinge direkt nach Bedarf bestellt und ausgeliefert werden können, ohne sie vorrätig zu haben.
Neben den alltäglichen Dingen wie Stiften,
Tackern und Toilettenpapier organisiert Guggenmosers Abteilung auch wissenschaftliches
Equipment. Oft gibt es nur wenige Hersteller
weltweit, die solche Spezialgeräte überhaupt
herstellen. »Vor Kurzem haben wir zum Beispiel einen 3-D-Drucker für industrielle Anwendungen gekauft«, erzählt Peter Meier, der
in der Zentralen Beschaffung für Geräte und
Dienstleistungen verantwortlich ist. »Auf den
ersten Blick ist das dann auch nichts Außergewöhnliches. Man sieht Datenblätter und liest
Leistungsbeschreibungen. Wenn das Gerät
dann aber erst einmal im Labor steht und der
Fachmann einem zeigt, was der Drucker alles
kann, ist das schon sehr beeindruckend«, sagt er.
Die wenigsten Unimitarbeiter werden
künftig allerdings beeindruckt sein, wenn sie
gedankenverloren einen neuen Aktenordner
oder Stift aus dem Schrank kramen. Aber vielleicht erinnern sich in Zukunft einige daran,
welcher Aufwand nötig ist, um auch solche Kleinigkeiten in der richtigen Menge an den richtigen
Platz zu bekommen. Den Beschaffern sei Dank.
_Thorsten Mohr
Studieren mit Behinderung
Studentinnen und Studenten mit Behinderung – gibt es erst entstehen«, sagt Michelle Froese-Kuhn. Daher ist die
die überhaupt an der Saar-Uni? Ja, ein paar junge Leute Uni-Mitarbeiterin, die ihre vielfältigen Aufgaben derzeit im
sind mit Rollstuhl auf dem Campus unterwegs, aber sonst, Rahmen einer 50-Prozent-Stelle wahrnimmt, auf vernetztes
so könnte man annehmen, ist ein Studium mit Behinde- Arbeiten angewiesen. Wichtige Partner sind die Zentrale
rung sicherlich die Ausnahme. »Das ist ein Irrtum«, wi- Studienberatung, die Psychologisch-psychotherapeutische
derspricht Michelle Froese-Kuhn entschieden. Sie ist die Beratungsstelle, das Gleichstellungsbüro, das Facility
Ansprechpartnerin der Kontaktstelle Studium und Behin- Management, das Präsidialbüro, die Rechtsabteilung, der
derung an der Universität und weiß: »Nur bei sechs Prozent Asta und das Studentenwerk.
der Studierenden, die eine Behinderung oder chronische
Beim Thema Barrieren denkt Michelle Froese-Kuhn
Krankheit haben, nimmt man die Beeinträchtigung auf den zwar durchaus an architektonische Barrieren – so gebe
ersten Blick wahr.« Das hat das Studentenwerk anhand es immer noch Gebäude, die nicht barrierefrei sind –, hat
einer deutschlandweiten Befragung im Sommersemester aber auch andere Gesichtspunkte im Sinn: »Die meisten
2011 belegt, an der 16.000 Studenten mit gesundheitlichen Betroffenen brauchen Hilfe beim Studienablauf, sie
Beeinträchtigungen teilgenommen haben.
benötigen beispielsweise Prüfungspausen oder einen
Die Kontaktstelle wurde im Oktober 2011 im Campus Ruheraum oder sind auf barrierefreie Kommunikation
Center unter dem Dach der Stabsstelle Chancengleichheit angewiesen.« Die Erhebungen des Studentenwerks stützen
eingerichtet und ist Anlaufstelle für Studentinnen und ihre Beobachtung: Am häufigsten sind Studenten aufgrund
Studenten mit Behinderung und chronischen Krankheiten. psychischer und chronischer Erkrankungen sowie durch
»Neben der Beratung wollen wir vor allem für das Thema Teilleistungsstörungen wie Legasthenie in ihrem Studium
sensibilisieren und alle Akteurinnen und Akteure an der beeinträchtigt. Im Vergleich dazu fühlen sich nur vier
Uni anregen, bei ihren Planungen diese spezielle Gruppe Prozent durch Bewegungsbeeinträchtigungen im Studium
mitzudenken, denn dann würden viele Barrieren gar nicht beschränkt und fünf Prozent durch Sehbeeinträchtigungen.
Studium und Behinderung
Acht Prozent der Studentinnen und Studenten in Deutschland haben
eine Behinderung oder chronische Krankheit, doch den wenigsten
sieht man das auf den ersten Blick an. Um sie zu beraten und die
Dozenten im Umgang mit ihnen zu unterstützen, hat die Saar-Uni die
Kontaktstelle Studium und Behinderung eingerichtet.
7 12
3 13
»In der Beratung kläre ich gemeinsam mit den Betroffenen, und Behindertentoiletten zeigt, hat die Uni-Mitarbeiterin
wie die Anforderungen des Studiums trotz Beeinträchtigung schon in Angriff genommen. »Alle unsere Aktivitäten
zu realisieren sind.« Außerdem berät Froese-Kuhn über den stehen in Einklang mit dem Leitbild der Universität, die
im Universitätsgesetz verankerten »Nachteilsausgleich«, konsequent die Empfehlungen der HRK ›Eine Hochschule
der die Universität verpflichtet, behinderte Studenten für Alle‹ umsetzen möchte«, sagt sie.
in ihrem Studium nicht zu benachteiligen und ihnen
Gerade bei den Gebäuden liegt für Max Engel, der
die Nutzung der Universitätsangebote möglichst ohne im Juni vergangenen Jahres das Asta-Referat »Familie
fremde Hilfe zu ermöglichen. »Ich kläre die Studierenden und Gleichstellung« übernommen hat, an der Saar-Uni
über ihre Möglichkeiten auf und, falls gewünscht, helfe vieles im Argen. »Mir kommt es manchmal vor, als seien
ich bei den individuellen Antragsstellungen«, erläutert hier ästhetische Gesichtspunkte oft wichtiger als die
die Uni-Mitarbeiterin. »Ich sage immer ›Sie müssen sich Funktionalität«, sagt er und prangert an, dass manche
nicht rechtfertigen, sondern Sie haben ein Recht auf Gebäude oder Geschosse für Rollstuhlfahrer schlicht
Unterstützung‹«. Dass es im Einzelfall nicht immer leicht ist, nicht erreichbar sind. Auch was die übrige Infrastruktur
eine Lösung zu finden, hat sie inzwischen erfahren. Oft muss für behinderte Studenten, beispielsweise ein taktiles
mit den Dozenten und dem Prüfungsamt verhandelt werden, Leitsystem auf den Gehwegen, betrifft, fällt sein Urteil
um passende Nachteilsausgleiche zu finden. Manchmal ziemlich vernichtend aus: »Ich bin überzeugt, dass hier
helfen jedoch schon einfache Initiativen. So könnten weniger Studierende mit Behinderung studieren als an
beispielsweise blinde und hörbehinderte Studierende schon anderen Unis, weil die Infrastruktur schlecht ist.« Seine
vor der Lehrveranstaltung mit den Unterlagen versorgt Kritik gilt aber auch der Studentenschaft in Saarbrücken:
werden. »Hier sind auch die Kreativität und Flexibilität der Ihr fehle es an Wahrnehmung und Engagement in diesem
Lehrenden gefragt«, empfiehlt Froese-Kuhn.
Bereich, sagt Engel, der gemeinsam mit Michelle FroeseViele Studenten mit Behinderung oder chronischer Kuhn den Runden Tisch weiterführen will und vor allem
Krankheit möchten jedoch ihre Beeinträchtigung nicht auf Vernetzung und Sensibilisierung setzt.
preisgeben. Laut Studentenwerk verzichten aus diesem
Dass die Vernetzung nicht auf die Saar-Uni beschränkt
Grund 44 Prozent der Betroffenen auf eine Beratung. bleibt, ist Michelle Froese-Kuhn wichtig: Um Erfahrungen
Aus Datenschutzgründen ist eine generelle Erfassung mit anderen Universitäten auszutauschen, kooperiert sie
von Studenten mit Behinderung nicht möglich. Bei der nicht nur mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft,
Bedarfsermittlung ist Michelle Froese-Kuhn auf freiwillige sondern trifft sich regelmäßig auch mit den anderen
Meldungen angewiesen.»Eine bessere Kenntnis der Situation Experten der Universitäten der Großregion. »Vor allem
lässt uns Projekte und Sensibilisierungsmaßnahmen an der Université de la Lorraine gibt es ein besonders
passgenauer konzipieren«, erläutert auch Sybille Jung, großes Engagement, auch aufgrund besonderer staatlicher
Leiterin der Stabsstelle Chancengleichheit.
Vorgaben.« Derzeit werde eine gemeinsame Charta
Neben der Beratung steckt Michelle Froese-Kuhn ihre erarbeitet, um die Mobilität zwischen den Universitäten
Arbeitsenergie in verschiedene Projekte, mit denen die auch für Studentinnen und Studenten mit Behinderung
Situation für behinderte Studentinnen und Studenten an zu fördern.
der Saar-Uni verbessert werden soll. So will sie gemeinsam
mit dem Asta eine Online-Assistenzbörse aufbauen. »Hier
_Gerhild Sieber
können sich Studierende melden, die ihren behinderten
Kommilitoninnen und Kommilitonen helfen wollen. Im
Allgemeinen bewähren sich solche Börsen, denn das ist Kontakt:
ein Geben und Nehmen, und alle lernen voneinander.« Kontaktstelle Studium und Behinderung (KSB), Campus Center
Außerdem wurden im Wintersemester bereits zum (Gebäude A4 4), Zimmer 1.06 (1. OG), Telefon: 0681 302-5025,
zweiten Mal Gebärdensprachkurse für Anfänger sowie E-Mail: [email protected], www.uni-saarland.de/ksb
für Fortgeschrittene angeboten, die bei Studenten und
Dozenten ein enormes Feedback finden. Auch ein Runder
Tisch wurde mithilfe des Asta initiiert, damit sich betroffene Infos:
Studenten vernetzen können. Bei den Treffen mit dabei ist Der Runde Tisch für Studenten mit Behinderung und chronischer Krankheit
natürlich auch die Mitarbeiterin der Kontaktstelle. »Ein trifft sich einmal im Monat. Die Termine findet man auf der Homepage der
zentrales Thema ist die bauliche Barrierefreiheit und KSB und des Asta, bei Interesse ist eine Aufnahme in den Verteiler möglich
Türen, die sich nicht richtig öffnen lassen. Großer Unmut (Mail an: [email protected]).
Die Ergebnisse der Umfrage »beeinträchtigt studieren« können hier
herrscht zurzeit auch wegen der Behindertenparkplätze
nachgelesen
werden: www.best-umfrage.de.
auf dem Campus.« So gebe es derzeit für Studierende
und Beschäftigte 32 Behindertenparkplätze über den
Das Studentenwerk hat eine Wanderausstellung mit dem Titel
Campus verteilt, aber sie würden oft von Nichtberechtigten »Studieren mit Behinderung« konzipiert, die im Dezember 2013 an der
zugeparkt. »Das kann dazu führen, dass jemand wieder Saar-Uni gezeigt wird.
nach Hause fahren muss, weil kein gebäudenaher Parkplatz
frei ist«, weiß Michelle Froese-Kuhn. Wie genau gegen die
rücksichtslosen Falschparker vorgegangen werden soll, ist
noch unklar, aber einen Campus-Plan für Rollstuhlfahrer,
der unter anderem Behindertenparkplätze, leichte Wege
Materialprüfer auf Fehler suche
Ihre Prüfroboter untersuchen selbstständig den Betonboden von Parkhäusern,
ihre Analysegeräte können in Sekundenschnelle Risse im Inneren von Stahl
aufspüren und mit einem unbemannten Mikroflugzeug können sie Fassaden
von Hochhäusern und Brücken inspizieren – die Wissenschaftler und Ingenieure
des Fraunhofer-Instituts für Zerstörungsfreie Prüfverfahren IZFP entwickeln
unter anderem Prüfsysteme, die unseren Alltag sicherer machen und die
Industrieunternehmen helfen, Fertigungsprozesse zu optimieren.
Forschung dank Förderung
_Melanie Löw
DFG-Projekte
Züge fahren über 300 Stundenkilometer schnell auf Schienen, auf den Autobahnen sind immer mehr Autos und
Lastwagen unterwegs, Flugzeuge wie der Airbus A380
und Kreuzfahrtschiffe transportieren immer mehr Passagiere – Werkstoffe und Bauteile müssen heutzutage immer
größere Belastungen aushalten. Minimale Risse in Eisenbahnrädern oder in den Tragflächen eines Flugzeugs können
fatale Folgen mit sich bringen. Daher müssen Werkstoffe
bei ihrer Verarbeitung einer Qualitätsprüfung unterzogen
werden. Solche Prüfmethoden entwickeln die Experten des
Fraunhofer IZFP, das bereits 1972 eröffnet wurde und somit
das älteste An-Institut auf dem Saarbrücker Campus ist.
1992 ist ein weiterer Standort in Dresden dazugekommen.
Insgesamt arbeiten am Fraunhofer IZFP mittlerweile über
400 Menschen. »Das Institut wurde damals mit dem Ziel
gegründet, neue Technologien für die Stahlindustrie und
die Reaktorsicherheit zu erarbeiten«, erläutert Christian
Boller, Leiter des Fraunhofer IZFP und Professor für
Zerstörungsfreie Prüfung und Qualitätssicherung an der
Saar-Uni. »Heute arbeiten die Wissenschaftler und Ingenieure unter anderem an Prüftechniken für die Automobilindustrie, die metallverarbeitende Industrie oder den
Schienenverkehr. Zudem forschen sie an neuen Prüf- und
Überwachungsverfahren für die medizinische Diagnostik
sowie für die Umwelt- und Energietechnologie.«
Mit dem so genannten Sampling Phased Array können
die Ingenieure des Fraunhofer IZFP zum Beispiel blitzschnell die Schienenräder von Zügen mittels Ultraschall
auf Risse hin untersuchen. Darüber hinaus arbeiten die
Forscher auch daran, die Alterung von metallischen Bauteilen mit akustischen und elektromagnetischen Verfahren
zu kontrollieren. »Dies spielt etwa bei der Reaktorsicherheit eine wichtige Rolle«, schiebt Boller ein. So werden
in Deutschland die Kernkraftwerke zwar in den nächsten
Jahren abgeschaltet, einige stünden aber für den Fall, das
Energie knapp werde, zur Verfügung. Hier werde die Qualitätssicherung eine wichtige Rolle spielen.
Ein Prüfsystem des Fraunhofer IZFP, das neuerdings zunehmend regelmäßig zum Einsatz kommt, ist »BetoScan«:
Hierbei untersuchen sensible Sensoren eines Robotersystems beispielsweise die Betonböden von Parkhäusern,
Tiefgaragen und Brücken. Der Roboter, der sich selbst
steuert und navigiert, kann auf diese Weise in kurzer Zeit
Risse im Boden aufspüren und feststellen, ob diese nur
oberflächlich sind oder ob sie bereits tiefer gehen.
Aber auch Tragseile von Brücken nehmen die Ingenieure genauer unter die Lupe, wie Boller berichtet: »Wir haben
einen Roboter konstruiert, der die Seile hinaufkrabbelt und
diese mit einem elektromagnetischen Verfahren überprüft.«
Außerdem haben die Saarbrücker Forscher zusammen mit
den Wissenschaftlern von Bollers Lehrstuhl an der SaarUni ein Mikroflugzeug entwickelt, dessen hochauflösendes
Kamerasystem Bauwerke in 3-D-Bildern darstellen kann.
»Wir können so relativ schnell Rückschlüsse auf den Bauzustand von Gebäuden und Brücken ziehen, was anderweitig
nur mit großer Mühe möglich ist«, erklärt der Professor.
Die Ingenieure des Fraunhofer IZFP sind weltweit gefragte Experten. Aber auch die heimische Industrie vertraut auf ihr Wissen, wie Boller berichtet: »Wir arbeiten zum
Beispiel mit der Dillinger Hütte, Saarstahl oder Villeroy &
Boch zusammen.« So trägt das Fraunhofer IZFP mit seiner
Arbeit dazu bei, dass aus dem Saarland qualitativ hochwertige Produkte kommen.
7 14
3 15
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt
hierzulande die unterschiedlichsten Projekte von Nachwuchswissenschaftlern bis hin zu großen Forschungskooperationen. Die DFG ist die Selbstverwaltungsorganisation der Wissenschaft und erhält ihre finanziellen Mittel
zum größten Teil von Bund und Ländern. 2011 hat sie beispielsweise 2,7 Milliarden Euro für rund 33.000 Projekte
zur Verfügung gestellt. Auch an der Saar-Uni spielt die
DFG-Förderung eine wichtige Rolle: So bewilligte sie hier
zwischen 2008 und 2011 Gelder in Höhe von 82 Millionen
Euro. Gleich fünf Forschungsprojekte werden beispielsweise am Institut für Humangenetik von ihr unterstützt.
Hier entwickeln die Wissenschaftler unter anderem neue
Bluttests für Krebserkrankungen, arbeiten mit Stammzellen oder erforschen Viren, die sich schon vor Millionen
Jahren im menschlichen Erbgut eingenistet haben.
Die Forscherinnen und Forscher am Institut für Humangenetik suchen genetische Ursachen für Tumorerkrankungen
und erforschen die Entwicklung des menschlichen Genoms.
Um überhaupt forschen zu können, sind sie – wie andere
Wissenschaftler auch – darauf angewiesen, genügend Gelder einzuwerben. Diese finanziellen Mittel stellt in erster
Linie die öffentliche Hand, wie die DFG, zur Verfügung.
Darüber hinaus unterstützen Stiftungen, Vereine, Unternehmen, aber auch Privatpersonen die Arbeit der Wissenschaftler. »Die DFG fördert unsere Projekte momentan
mit fast 1,2 Millionen Euro«, erläutert Professor Eckart
Meese, Leiter des Instituts für Humangenetik in Homburg.
Darüber hinaus sind die Genetiker noch an zwei Studien
beteiligt, für die die Europäische Union Gelder bereitstellt.
In einem der Projekte, das die DFG mit knapp 200.000
Euro unterstützt, sucht Meese zusammen mit dem Saarbrücker Bioinformatik-Professor Hans-Peter Lenhof und
Professor Norbert Graf von der Homburger Kinderonkologie unter anderem nach neuen Biomarkern für den Wilmstumor. »Diese bösartige Tumorerkrankung der Nieren trifft in
der Regel Kinder unter fünf Jahren«, erläutert Meese. »Wir
möchten einen Bluttest entwickeln, der die Therapie bei
erkrankten Kindern verbessern soll.« Dazu untersuchen
die Forscher mit einem relativ neuen Analyseverfahren,
dem Next Generation Sequencing, bestimmte Moleküle,
die so genannten microRNAs, die im Blut jedes Menschen
vorkommen. Sie bestehen, ähnlich wie DNA, aus Nukleinsäure, regulieren Gene und spielen bei Entwicklungsprozessen des Körpers, aber auch bei der Krebsentstehung eine
wichtige Rolle. Für die medizinische Diagnostik sind sie von
wachsendem Interesse: Im Blut treten sie in spezifischen Signaturen auf, die einer bestimmten Erkrankung zugeordnet
werden und die Auskunft über den Verlauf einer Krankheit
geben können. »Die ersten Ergebnisse unserer Arbeit zeigen, dass es ein charakteristisches microRNA-Muster für
den Wilmstumor gibt«, erklärt Meese. In der Vergangenheit
konnten die Homburger Humangenetiker unter anderem
bereits charakteristische microRNA-Profile für Hirntumoren und für Multiple Sklerose erstellen.
In einem weiteren DFG-Projekt steht ebenfalls ein
Bluttest für die Krebs-Diagnostik im Mittelpunkt: Petra
Leidinger untersucht microRNA-Signaturen von Menschen,
campus
Universität des Saarlandes wurde als
Studenten gestalten die dauerhafte Münzausstellung
»EXIST-Gründerhochschule« ausgezeichnet
im Römermuseum Schwarzenacker neu
In einem Wettbewerb des Bundesministeriums für
Das Römermuseum in Schwarzenacker bei Homburg
Wirtschaft und Technologie (BMWi) ist die Universität des ist eine der bedeutendsten kulturgeschichtlichen Stätten
Saarlandes als eine der drei bundesweit besten Gründer- des Saarlandes. Nun bereiten Studenten der Saar-Uni die
hochschulen gekürt worden. In den kommenden Jahren dortige Münzausstellung neu auf. Die angehenden Alterwird die Saar-Uni dadurch rund 2,7 Millionen Euro Bundes- tumswissenschaftler arbeiten sich tief in die Geschichte
mittel erhalten, um die Zahl der Firmengründungen an der der römischen Münzen ein, die viel mehr waren als reines
Universität zu steigern. Außerdem soll der Unternehmer- Zahlungsmittel. Das Geld, das aus einer Zeitspanne von
geist von Studenten und Wissenschaftlern gefördert wer- rund vier Jahrhunderten stammt, gibt Rückschlüsse auf das
den. Insgesamt werden in dieser Wettbewerbsrunde zwölf Alltags- und Wirtschaftsleben der Römer im heutigen SaarHochschulen bundesweit unterstützt, nur drei Hochschulen land und in ganz Europa. Unter der Anleitung von Susanne
dürfen das Label »EXIST-Gründerhochschule« führen.
Börner vom Institut für Alte Geschichte der Saar-Uni und
Als Gründerhochschule hat sich die Universität des dem Archäologen Thomas Kreckel vom Römermuseum
Saarlandes ehrgeizige Ziele gesteckt. Sie will eine nach- nehmen sie Münzen aus verschiedenen Jahrhunderten gehaltige Gründungskultur nicht nur in Lehre und Forschung, nau in Augenschein. Bis dato sind die Münzen in Schausondern auch in der Verwaltung der Universität und den kästen zu sehen, bei denen die Besucher einen gewissen
außeruniversitären Forschungsinstituten verankern. »Jede Abstand zu den Jahrtausende alten Zahlungsmittel halten
Studentin und jeder Student sowie alle Mitarbeiter auf dem müssen. »Wir möchten die Münzen in Plexiglasscheiben
Campus sollen sich wenigstens einmal ernsthaft die Fra- einfassen, die wir wie eine Art Hängetableau an der Wand
ge stellen, ob eine Unternehmensgründung für sie nicht befestigen möchten. So können die Besucher die Münzen
eine Option wäre«, erläutert Universitätspräsident Volker ›durchblättern‹. Schließlich muss man nahe ran, um die
Linneweber. Das Gründungsthema soll daher in allen Fä- wichtigen Details und beide Seiten zu erkennen«, erklärt
chern verankert werden und über Seminare, Workshops Studentin Heike Schröder. Insgesamt umfasst die Schau
und die Erstellung von Business-Plänen vermittelt werden. die Zeitspanne der Regentschaft von 61 Kaisern bis zu ArFirmengründungen vor allem von Absolventen haben cadius, dessen Herrschaft im Jahre 408 n. Chr. endete. Ab
an der Saar-Uni schon eine lange Tradition. »Seit 1995 wur- 15. März soll die Ausstellung den Besuchern des Museums
den mit Hilfe des Starterzentrums der Universität 249 Un- offen stehen.
ternehmen mit derzeit 1.450 Arbeitsplätzen gegründet. 66
Firmengründungen gab es allein in den letzten fünf Jahren«, NanoBioLab der Saar-Universität als eines
sagt Wolfgang Lorenz, Geschäftsführer des Starterzentrums von zehn Modell-Laboren ausgewählt
und einer der Haupt-Initiatoren der Gründerhochschule.
Deutschlandweit experimentieren jährlich rund eine
halbe Million Schülerinnen und Schüler in 300 Schülerlaboren. Bei vielen Jugendlichen kann so die Begeisterung
Neuer Vorstand der Uni-Freunde gewählt
für
Naturwissenschaft und Technik geweckt werden. Das
Am 30. September hat die Vereinigung der Freunde der
Universität des Saarlandes einen neuen Vorstand gewählt. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi)
Thomas Buchbinder und Hans-Joachim Koebnick wurden fördert nun das Modellvorhaben »Lab2Venture – Unterauf der Mitgliederversammlung für eine weitere Amtszeit ge- nehmergeist in Schülerlaboren«. Dabei kooperieren ausgewählt. Neu im Vorstand ist Matthias Böcker von der Saar LB. wählte Schülerlabore mit Unternehmen, um gemeinsam an
Dirk Hermann ist neu im Kuratorium der Freunde. Einstim- offenen Fragestellungen zu arbeiten. Zu den zehn Laboren,
mig genehmigten die Mitglieder den Tätigkeits- und Kassen- die im kommenden Jahr eine Förderung von bis zu 10.000
bericht sowie den Haushaltsplan 2013 mit einem Volumen Euro erhalten, gehört auch das NanoBioLab der Chemie
von rund 93.000 Euro. Diese Mittel werden für Stipendien, an der Universität des Saarlandes.
als Zuschüsse zum Druck herausragender Dissertationen,
Bisher sind Schülerlabore in erster Linie darauf ausfür Literatur, Geräte, Tagungen, die Forschungsförderung gerichtet, interessierte Schülerinnen und Schüler in natureinzelner Institute sowie zur Unterstützung Not leitender wissenschaftlicher Projektarbeit zu begleiten. Ergänzend
Studentinnen und Studenten verwendet. Neue Mitglieder hierzu soll künftig auch die Vermarktung von Forschungssind stets willkommen. Der Jahresbeitrag beträgt 40 Euro. ergebnissen bis hin zur Unternehmensgründung in Schüwww.uni-saarland.de/info/universitaet/alumni/freunde-uds.html
lerlaboren vermittelt werden. Von Februar bis Juni 2013
können vier bis fünf Schüler-Teams samstags vormittags im
Labor forschen und Ideen entwickeln. Dabei können sie bei
intensiver fachlicher Betreuung gleichzeitig Erfahrungen
im unternehmerischen Denken und Handeln machen.
Campus
die an Lungenkrebs leiden. »Wir konnten in unserer Studie dadurch in ausreichender Menge zur Verfügung gestellt
schon zeigen, dass sich die Signaturen der Blutproben von werden, dass die Zelle ihre Gene vervielfältigt und so die
Patienten deutlich von denen gesunder Testpersonen un- Protein-Produktion steigert. Fischer ist es nun erstmals geterscheiden«, berichtet die promovierte Biologin. Zudem lungen, diese Amplifikationen in gesunden Zellen bei Mäukonnten die Forscher um Leidinger zeigen, dass es auch sen und Menschen nachzuweisen. »Diese Veränderung tritt
Unterschiede bei microRNA-Profilen zwischen Krebs- auf, wenn sich die Stammzellen differenzieren, das heißt,
Patienten und Personen gibt, die etwa eine chronische wenn sie sich zu bestimmten Zelltypen spezialisieren.« In
Lungenerkrankung haben. Leidinger arbeitet bei diesem diesem Fall bedeutet das beispielsweise, dass sich eine neuProjekt mit den SHG-Kliniken Völklingen, dem Klinikum ronale Stammzelle zur Nervenzelle entwickelt. Die BioloBremen-Ost sowie der Pneumologie am Uniklinikum in gin vermutet daher, dass es sich bei der Genamplifikation
Homburg zusammen. Ein weiteres Ziel des Projektes ist um einen Mechanismus handelt, der bei der Entwicklung
es, das Blut von Patienten vor und nach einer Operation des Menschen eine entscheidende Rolle spielt und auf den
zu untersuchen. »Auf diese Weise könnte der Therapie- Tumorzellen ebenfalls zurückgreifen. Das Projekt läuft in
erfolg besser kontrolliert werden«, erklärt Leidinger. »Die diesem Jahr aus. Die DFG hat hierfür rund 150.000 Euro zur
microRNA-Signatur könnte beispielsweise Aufschluss dar- Verfügung gestellt.
über geben, ob ein Tumor vollständig entfernt wurde oder
Auf einem ganz anderen Gebiet forscht Privatdozent
ob ein Tumor Metastasen gebildet hat.« Für die Arbeit stellt Jens Mayer. Der Wissenschaftler beschäftigt sich mit Humadie DFG rund 235.000 Euro zur Verfügung.
nen Endogenen Retroviren (HERV). »Bestimmte Viren könIm Oktober 2012 ist am Institut für Humangenetik ein nen sich in unser Genom einbauen«, erklärt Mayer. »Die
neues DFG-Projekt an den Start gegangen, das genetische Viren, die wir untersuchen, haben sich bereits vor Millionen
Unterschiede bei bestimmten Hirntumoren, den Meninge- von Jahren in das Erbgut von Vorfahren des Menschen inomen, aufdecken soll. Diese meist gutartigen Geschwülste tegriert und werden seitdem weitervererbt.« Auch andere
können in der Regel in einer Operation vollständig entfernt Säugetiere enthalten ähnliche Viren. »Etwa acht Prozent
werden. Bei einigen Patienten kommen die Tumore jedoch des menschlichen Erbguts sind solche Virussequenzen«,
wieder. Nicole Ludwig möchte in den nächsten Jahren her- erläutert der Biologe. »Sie haben unser Genom verändert,
ausfinden, ob sich diese »wiederkehrenden« Meningeome nehmen Einfluss auf die Funktionen des Erbguts und spiein ihrem Erbgut oder dessen Ausprägung von den Menin- len womöglich bei Krankheiten eine Rolle.« In einer von der
geomen unterscheiden, bei denen der Patient nach der Ope- DFG geförderten Studie möchte das Team um Jens Mayer in
ration geheilt ist. »Zurzeit gibt es zwar Anhaltspunkte dafür, Kooperationen mit der Charité in Berlin und der Dermatodass der Verlust genetischen Materials eines bestimmten logie des Homburger Uniklinikums herausfinden, welche
Chromosoms ein Merkmal ist, das solche wiederkehren- dieser HERV-Sequenzen noch aktiv sind, das heißt, welche
den Meningeome auszeichnet, allerdings ist das nicht in zum Beispiel bei Erkrankungen Proteine herstellen. »In unallen Fällen so«, erläutert die promovierte Wissenschaftle- serer Arbeit untersuchen wir Gewebeproben und Zelllinien
rin. »Deshalb ist es notwendig, nach weiteren Merkmalen unter anderem von Melanom-Patienten und von Multiplezu suchen, die diese Unterscheidung erlauben.« Darüber Sklerose-Patienten«, sagt Mayer weiter. »Wenn wir wissen,
hinaus möchte Ludwig auch untersuchen, ob microRNA- welche der Sequenzen aktiv sind, können wir in weiteren
Signaturen Aussagen über den Verlauf der Erkrankung Schritten klären, ob sie auch bei diesen Krankheiten von
ermöglichen. Ihre Erkenntnisse könnten dazu beitragen, Bedeutung sind.« So wird bei der Multiplen Sklerose seit
Krankheitsverläufe besser einzuschätzen und individuelle Längerem diskutiert, ob ganz bestimmte HERV-Sequenzen
Therapieformen zu entwickeln. Die Studie wird von der DFG an der Entwicklung der Krankheit beteiligt sind. Genauere
mit über 275.000 Euro für drei Jahre gefördert. Darüber Aufschlüsse darüber könnten die Ergebnisse dieser Studie
hinaus wird die junge Forscherin von HOMFOR Exzellent, liefern. Das Projekt läuft seit knapp zwei Jahren. Die DFG
einem Förderprogramm für Nachwuchswissenschaftler der unterstützt es mit rund 256.000 Euro.
Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes, unterstützt. Das Programm richtet sich an Nachwuchswissen
_Melanie Löw
schaftler und bietet ihnen die Möglichkeit, ihre Forschungsvorhaben bis zu vier Jahre mit etwa 100.000 Euro zu fördern.
Mit der Genetik von neuronalen Stammzellen beschäftigt sich Privatdozentin Ulrike Fischer. Sie will in einem
weiteren DFG-Projekt herausfinden, ob es so genannte Genamplifikationen auch in normalen Zellen gibt. Bei diesen
Amplifikationen werden Gensequenzen vervielfältigt – ein
Gen oder mehrere Gene kommen hierbei als Vielfaches in
der Zelle vor. »Bislang ging die Wissenschaft immer davon aus, dass diese Amplifikationen beim Menschen nur
in Tumorzellen vorkommen«, erklärt Fischer. »Allerdings
ist schon länger bekannt, dass diese genetischen Veränderungen bei der embryonalen Entwicklung von Amphibien
und manchen Insekten eine Rolle spielen.« So benötige
der Organismus insbesondere in der Entwicklungsphase in
kurzer Zeit viele Proteine. Diese könnten unter anderem
7 16
3 17
campus
Studenten der Saar-Uni belegen den zweiten
Neues Europazentrum an der Saar-Uni
Platz bei Cosima-Wettbewerb
soll Schwerpunkt Europa stärken
Für ihr Projekt »Quasimodo« haben vier BachelorDie Universität des Saarlandes hat ein neues EuropaStudenten der Universität des Saarlandes den zweiten zentrum: Das CEUS (Collegium Europaeum Universitatis
Preis beim Cosima-Wettbewerb gewonnen. Sie haben eine Saraviensis) soll alle Aktivitäten zum Schwerpunkt Europa
Methode entwickelt, mit der sich die Körperhaltung eines miteinander vernetzen und fachübergreifende europäische
Menschen durch Mikrosensoren überwachen lässt. Caroline Forschungsthemen initiieren. Es ist eine gemeinsame wisSchultealbert, Franziska Emmerich, Florian Bansemer und senschaftliche Einrichtung der drei Philosophischen FakulTizian Schneider (alle Studenten des Fachs Mikrotechno- täten der Universität des Saarlandes sowie der rechts- und
logie und Nanostrukturen im fünften Semester) haben ein wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät. Ins CEUS integriert
Mikrosensorsystem entwickelt, das die Körperhaltung eines werden bereits bestehende Europa-Einrichtungen der UniMenschen im Alltag überwacht und ihn bei einer Fehlstel- versität, wie das Europainstitut, das Centre Juridique franlung der Wirbelsäule warnt. Quasimodo nutzt acht Sensoren, co-allemand, das Zentrum für historische Europaforschung,
die entlang der Wirbelsäule auf die Haut aufgeklebt werden das Institut für Europäisches Recht, das Europäische Instiund die Ausrichtung des jeweiligen Wirbels in allen drei tut für Rhetorik, das Europäische Institut für RechtsinforRaumrichtungen messen. Verwendet werden Sensoren der matik, das Frankreichzentrum, das Atelier Europa und die
Firma Bosch Sensortec, die normalerweise in Smartphones Europa-Gastprofessur. Im neuen Europazentrum sollen
zum Einsatz kommen. Der Cosima-Wettbewerb wird jähr- unter anderem interdisziplinäre Forschungsprojekte zum
lich vom Verband der Elektrotechnik Elektronik Informa- Thema Europa entstehen und gemeinsame Lehrveranstaltionstechnik ausgeschrieben. Der diesjährige Preis wurde tungen koordiniert werden. Dazu gehört etwa das Lehrauf der Messe Electronica in München vergeben.
angebot des Zertifikats Europaicum, mit dem Studenten
Zusatzqualifikationen zu europäischen Themen erwerben
Master-Studenten geben der Saarbrücker
können. Seit fünf Jahren ist auch die Europa-Professur
Informatik die Note Eins
wichtiger Bestandteil des europaorientierten LehrangeIm aktuellen CHE-Ranking zu Masterstudiengängen bots: Jedes Jahr ist sie einem anderen europäischen Land
ist die Saarbrücker Informatik von den Studenten in den gewidmet und bringt Wissenschaftler wechselnder Fachmeisten Kategorien als herausragend bewertet worden. Für richtungen nach Saarbrücken. Das CEUS soll die Entstehung
das Ranking hat das Centrum für Hochschulentwicklung weiterer interdisziplinärer und grenzüberschreitender Stu(CHE) 33 Informatik-Fachbereiche an Universitäten und diengänge voranbringen. So ist im Rahmen der Universität
Fachhochschulen in Deutschland, Österreich und den Nie- der Großregion die Einrichtung eines Master-Studiengangs
derlanden untersucht. Dabei wertete das CHE die Rück- im Bereich der Europastudien geplant. Darüber hinaus soll
meldungen von rund 2.200 Studenten aus, die Informatik eine Professur für Europäische Politikwissenschaft eingein einem Masterstudiengang studieren. Die Saarbrücker richtet werden. Auch Graduiertenprogramme, in denen
Fachrichtung Informatik erhielt dabei von allen öffentlich Doktoranden an europäischen Themen forschen, sollen
finanzierten Hochschulen mit die besten Bewertungen. Ihre besonders gefördert werden.
Masterstudenten stufen nicht nur die gesamte Studiensituation als hervorragend ein, sondern vergeben auch für die Litauisches Jahr an der Saar-Universität
CHE-Kategorien Studienorganisation, Lehrangebot, Wis- wurde offiziell eröffnet
senschaftsbezug, Studierbarkeit und Betreuung Bestnoten.
Am 29. Januar ist das Litauische Jahr an der Saar-Uni ofAuch in puncto Evaluationen, Übergang zum Master sowie fiziell eröffnet worden. Litauen steht bereits seit Beginn des
Bibliotheks- und Raumausstattung bewerten sie die Saar- Wintersemesters im Zentrum des Europa-Schwerpunkts
brücker Informatik mit »sehr gut«. Sie bestätigen damit der Universität des Saarlandes: Die litauische Kulturwisauch die herausragenden Ergebnisse im allgemeinen CHE- senschaftlerin Rūta Eidukevičienė ist ein Jahr lang in SaarHochschulranking, das regelmäßig erscheint und zuletzt im brücken zu Gast und vermittelt den Studenten unter anvergangenen April veröffentlicht wurde. Die Ergebnisse derem Einblicke in die Geschichte sowie das soziale und
wurden im Magazin »Zeit Campus« und bei »Zeit Online« kulturelle Leben ihres Heimatlandes. Nach Professoren aus
veröffentlicht.
Finnland, der Türkei, Irland und Ungarn hat sie die fünfte
Gastprofessur im Rahmen des Europaicums inne.
Die bewegte Vergangenheit
Sportgeschichte
»No sports« hat der sportliche Churchill nie gesagt. Davon ist Wolfgang Behringer überzeugt. Auch als Wahlspruch
vergangener Zeiten tauge der Ausspruch nicht – im Gegenteil. Der Historiker, der an der Saar-Uni Geschichte der
Frühen Neuzeit lehrt, hat die Kulturgeschichte des Sports erforscht. Sein Fazit: Die Wurzeln des Sports reichen tiefer
in unsere Kultur, als es moderne Medienspektakel vielleicht vermuten lassen.
7 18
3 19
Hand aufs Herz: Hätten Sie gedacht, dass Heinrich VIII. ein
Tennis-As war? Medici-Fürsten rempelnde Fußballer? Der
römische Kaiser Konstantin ein Rennsport-Fan? Wolfgang
Behringer zeigt, dass sie genau das waren. Der Historiker
hat die Kulturgeschichte des Sports von der Antike bis zur
Gegenwart erforscht und eine Gesamtdarstellung in einem
Buch veröffentlicht. Zehn Jahre lang hat er Material gesammelt und ausgewertet, viele Quellen, die bis dahin in Archiven schlummerten wie Briefwechsel, Tagebücher, Memoiren, Rechnungsbücher. Was er herausfand, offenbart eine
erstaunliche Sportlichkeit und Sportbegeisterung durch die
Jahrhunderte und alle Bevölkerungsschichten – besonders
in Adelskreisen und bei gekrönten Häuptern. Und eine
besondere Bedeutung des Sports für das Verständnis der
Geschichte überhaupt. In den Geschichtsbüchern kommt
der Sport gleichwohl so gut wie nicht vor. Ganz zu Unrecht,
wie Professor Behringer betont. »Der Sport ist Teil der
Alltagsgeschichte. Er nahm in den meisten Gesellschaften einen hohen Stellenwert ein und prägte diese«, sagt er
und tritt entschieden Stimmen entgegen, die behaupten,
der Sport hätte nach der Antike bis zur »Erfindung des
richtigen Sports« im 19. Jahrhundert einen Durchhänger
gehabt. Gerade der frühen Neuzeit, also dem Zeitalter vom
ersten Buchdruck bis zum Eisenbahnbau, komme hohe Bedeutung zu. »Sie hat eine Scharnierfunktion zwischen der
olympischen Antike und dem Aufschwung des modernen
Sports«, erklärt er.
Neben Kunst und Wissenschaft erlebte in der Renaissance auch der Sport nach antikem Vorbild eine Wiedergeburt. Er wandelte sich vom Kampf auf Leben und Tod
hin zum Spiel. Statt brutaler Kraft und ritterlichen Gewaltsportarten wurden Können und Eleganz der Bewegungen
spielerisch demonstriert. Geschicklichkeitsspiele wie Ringstechen kamen auf – was nicht zuletzt durch blutige Unfälle
wie den Turniertod des französischen Königs Heinrich II.
1559 angespornt wurde. »Das antike Bildungsideal, geistige
durch körperliche Erziehung zu fördern, wurde wiederbelebt, der Körper geformt und trainiert. Damit einher ging
eine große Sportbegeisterung«, sagt Behringer. Die Spiele
des einfachen Volkes – wie Ballspiele – wurden von den
Oberschichten aufgegriffen, verfeinert, mit Regeln versehen und durch feste Spielplätze institutionalisiert. Sie
wurden wie auch die militärische Übung sportifiziert, in
sportliche Form gebracht. »Dieser Vorgang der Sportifizierung ist auch heute nicht abgeschlossen und zählt zu den
Fundamentalprozessen der Moderne. Wie Säkularisierung
oder Globalisierung sollte er als einer der rund ein Dutzend
Schlüsselbegriffe der Neueren Geschichte verstanden werden, die grundlegende Prozesse der Veränderung beschreiben«, erklärt er.
M
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Professor Uwe Hartmann ist neuer Vizepräsident
für Europa und Internationales
Uwe Hartmann, Professor für Experimentalphysik der Universität des Saarlandes,
wurde zum Vizepräsident für Europa und
Internationales der Saar-Uni ernennt. Hartmann ist seit 1993 Professor für Experimentalphysik an der Universität des Saarlandes.
Einer seiner Schwerpunkte ist die experimentelle Nanostrukturforschung. Der neue Vizepräsident für Europa
und Internationales wurde für zwei Jahre ernannt und hat
sich für diese Zeit viel vorgenommen: »Mein Hauptanliegen ist die Entwicklung einer umfassenden Internationalisierungsstrategie der Universität des Saarlandes, die sie
weiter konkurrenzfähig im internationalen Wettbewerb
um die besten Studierenden und um Forschungsmittel
macht.« Uwe Hartmann löst Professorin Patricia OsterStierle ab, die seit 2007 als Vizepräsidentin für Europa
und Kultur die grenzüberschreitenden Beziehungen der
Universität betreute.
Professorin Patricia Oster-Stierle ist neue
Vizepräsidentin der Deutsch-Französischen Hochschule
Die Romanistin und bisherige Vizepräsidentin für Europa und Kultur der Universität des Saarlandes, Professorin Patricia
Oster-Stierle, wurde im Rahmen des
Deutsch-Französischen Forums zur Vizepräsidentin der Deutsch-Französischen Hochschule (DFH) gewählt. In zwei Jahren wird sie automatisch
die Präsidentschaft der DFH antreten. Die DFH hat zum
Ziel, die Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen in
Deutschland und Frankreich zu stärken. Sie koordiniert in
beiden Ländern unter anderem verschiedene binationale
Studiengänge sowie Doktoranden- und Forschungsprogramme. Die Einrichtung ist ein Verbund von mehr als 120
Mitgliedshochschulen aus Deutschland und Frankreich.
Patricia Oster-Stierle wird weiterhin als Romanistik-Professorin an der Saar-Uni forschen und lehren.
Menschen
Viele Anhänger hatte Pallamaglio – ein dem Golf und
Barack Obama zeigt zuweilen seinen trainierten Oberkörper beim Schwimmen, Putin reitet gern oben ohne, wei- Krocket ähnliches Schlagballspiel, das auf sehr geraden
tere Beispiele finden sich mühelos. Die Mächtigen wollen Spielflächen gespielt wurde. Das Spiel prägte sich in manbeweisen: Ich bin fit, regierungs- und leistungsfähig. Was ches Stadtbild ein, wie Behringer aufklärt: »Die ersten
heute gilt, galt auch für die Fürsten früherer Zeiten. Könige Shopping-Malls nutzten frühere Pallamaglio-Anlagen, die
demonstrierten ihre Schieß- und Reitkünste bei der Jagd, zu Prachtstraßen und schließlich zu Einkaufsstraßen wurihre Wendigkeit und ihr Durchsetzungsvermögen beim den« – und so den Malls ihren Namen gaben.
Sport als Zuschauer zu verfolgen, ist jahrtausendealte
Fechten oder bei Ballspielen. Tennis wurde seit dem späten
Mittelalter leidenschaftlich gespielt – auch von Heinrich Tradition – wie das Phänomen der Fan-Kultur. In der
VIII. von England, der fast täglich spielte; Gerüchten zufolge Antike standen Wagen- und Pferderennen hoch im Kurs,
sogar, während seine zweite Frau enthauptet wurde. »Hein- was schon Zahl, Größe und Lage der Rennbahnen belegen.
rich VIII. war in jungen Jahren einer der sportlichsten Für- Kaiser Konstantin ließ das Hippodrom in Konstantinopel
sten seiner Zeit. Er stellte seine Kraft und Energie bewusst neben seinem Palast für 100.000 Zuschauer ausbauen. »Im
zur Schau«, sagt Behringer. »Treffen junger Fürsten glichen Circus Maximus in Rom verfolgten zu Cäsars Zeiten bis
oft wochenlangen Sportveranstaltungen.« Eine Sternstun- zu 150.000 Zuschauer die Rennen. Das macht diese Sportde erlebte die Tennisgeschichte etwa 1522, als Heinrich mit stätte zu einer der größten aller Zeiten«, erklärt Behringer.
Kaiser Karl V. im Doppel gegen den Prinzen von Oranien Noch heute läge der Circus Maximus an zehnter Stelle der
und den Markgrafen von Brandenburg antrat. Und wo- Rangliste der weltweit größten Stadien. Übrigens belegen
bei heute dank der Medien alle selbst zuschauen könnten, aktuell acht Auto- und zwei Pferderennbahnen die Spitsaßen früher die Adligen im Publikum und bezeugten die zenplätze. »Die Mischung aus Gefahr, Geschwindigkeit
Fürsten-Fitness.
und Geld zog die Menschen seit jeher in ihren Bann. Der
Welchen Stellenwert der Sport beim Adel hatte, zeigt Rennsport war teuer. Eine Quadriga kostete so viel wie ein
ein Blick in die Ritterakademien der Frühen Neuzeit. Hier Formel-1-Wagen heute, nur die Reichsten konnten sich
wurden Geist und Körper des jungen Adels gebildet – ne- solch ein Hobby leisten«, sagt der Historiker. Auch gewetben Reiten, Fechten, Ringen absolvierten sie ein komplettes tet wurde im großen Stil und mit hohen Einsätzen. »Das
Leichtathletikprogramm. »Nur etwa ein Fünftel der Gebäu- gilt übrigens für alle Sportarten zu allen Zeiten«, sagt er.
de waren Hörsäle, Bibliotheken und Verwaltungsgebäude.
In der Renaissance waren zwar die Glanzzeiten der
Alles andere diente dem Sport: Da gab es Ball-, Fecht- und Wagenrennen längst vorbei. Rennen nach antikem Vorbild
Reithallen. Und Sportlehrer waren besser bezahlt als Pro- wurden aber wieder veranstaltet. So sahen sich die Päpste
fessoren«, so Behringer.
Pius II. und Leo X. aus dem Hause Medici in der Nachfolge
Ballspiele waren besonders beliebt. Um Geschick ging römischer Kaiser und erinnerten mit Wagenrennen und
es beim Pallone, das in Deutschland und Italien die populär- Tierhatzen an Roms vergangenen Ruhm. Pferderennen
ste Sportart war. Hier mussten die Teams ähnlich wie beim außerhalb von Stadien waren beliebt: wie in Florenz. Hier
Volleyball verhindern, dass der Ball den Boden berührte. bewiesen die Reiter ihre Geschicklichkeit in den Straßen»Sobald man gezielt sucht, wird man überall in Quellen schluchten. »Englische Reisende berichteten von einem
fündig, vor allem in Tagebüchern. In dem des Reichsfürsten großartigen Spektakel mit miserabler Sicht«, sagt Behringer.
Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg aus dem 16. Jahrhun- In Deutschland wurden Pferderennen vor allem bei Volksdert etwa findet sich fast täglich der Eintrag ›nachmittags und Dorffesten ausgetragen, wo alle Arten von Sport vertreten waren – vom Wettlauf der Frauen über Kegeln und
Pallone‹«, sagt Behringer.
Schwertkampf
bis hin zu Schießwettbewerben.
Auch die Geschichte des Fußballs reicht weit zurück.
Seine Mittelaltervariante kann in einem Atemzug mit
Behringer belegt: Der Sport schrieb und schreibt GeSteinschlachten und Faustkämpfen genannt werden. Ein schichte – auch als ihre Kulisse: »Der Ballhausschwur zu
Spiel dauerte so lange, wie es hell war, ohne Spielfeld, feste Beginn der Französischen Revolution wurde nicht etwa in
Spielerzahl oder gar Regeln. Stadttore dienten als Tor. Mas- einem Tanzsaal, sondern in einer Tennishalle abgeleistet«.
senraufereien, Unfälle und Todesfälle waren nicht selten.
Und so wurde es des Öfteren verboten. In Italien traten
_Claudia Ehrlich
beim Calcio genannten Fußball Dörfer und Stadtviertel
gegeneinander an. Die Medici, die wie der sportbegeisterte
Cosimo I. selbst spielten, erhoben das Spiel zu ihrem Mar- »Kulturgeschichte des Sports. Vom antiken Olympia
kenzeichen. Sie pflegten eine galantere Version – grob, aber bis ins 21. Jahrhundert« von Wolfgang Behringer ist erschienen bei
bereits mit genauen Regeln, versuchten die 27 Spieler einer C.H. Beck, 2012, ISBN 978-3-406-63205-1
Mannschaft das gegnerische Zelt zu treffen. 1863 wurde
Fußball in England Schulsport und im Zuge dessen Regeln
und eine Spielerzahl von elf festgelegt.
enschen
7 20
3 21
August-Wilhelm Scheer erhält Dr. Kausch-Preis 2012
Professor August-Wilhelm Scheer ist
für seine Verdienste um die Integration von
Rechnungswesen und Wirtschaftsinformatik
mit dem Dr. Kausch-Preis 2012 ausgezeichnet worden. Professor Scheer war lange Zeit
Direktor des Instituts für Wirtschaftsinformatik an der Universität des Saarlandes und Vorstandsvorsitzender der IDS Scheer AG. Heute ist Scheer beratender
Professor am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Saarbrücken. Der Dr. KauschPreis ist der wichtigste Wissenschaftspreis für das Rechnungswesen im deutschsprachigen Raum. Er wird jedes
Jahr an der Universität St. Gallen verliehen. Der Preis
hat zum Ziel, die Forschung und Praxis auf dem Gebiet des
finanziellen und betrieblichen Rechnungswesens zu
fördern.
Ulrich Laufs neuer Vorsitzender der Deutschen
Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen
Ulrich Laufs, Oberarzt an der Uniklinik
für Innere Medizin III, ist neuer Vorsitzender
der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung
von Fettstoffwechselstörungen und ihren
Folgeerkrankungen. Die DGFF wurde 1988 in
Wiesbaden gegründet und setzt sich für gesundheitliche Aufklärung auf dem Gebiet von Fettstoffwechselstörungen und der Atherosklerose ein.
Ehrendoktorwürde für Professor Edgar Rosenberg
In einem eindrucksvollen Festakt verlieh die
Philosophische Fakultät II (Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften) am 11. Juli
dem durch seine anglo-jüdischen Studien,
seine Forschungen zu Charles Dickens und
seine literarischen Arbeiten bekannten Professor Edgar Rosenberg die Würde eines Ehrendoktors. Der in Fürth geborene und an der Cornell University emeritierte Wissenschaftler pflegt seit Langem einen
intensiven wissenschaftlichen Austausch mit Professor
Joachim Frenk, dem Inhaber des Saarbrücker Lehrstuhls
für Anglistik, Amerikanistik und Anglophone Kulturen.
Die Ansprachen der akademischen Feier werden demnächst in der Reihe der »Universitätsreden« dokumentiert.
Junge Pharmazeuten gewinnen Preis
für ihre Dissertationen
Hagar Ibrahim Labouta, Dominik
Pistorius und Andrea Eva Schwaninger
sind für ihre Dissertationen im Fach Pharmazie mit dem Preis der Apotheker-Jacob-Stiftung ausgezeichnet worden. Hagar Ibrahim
Labouta promovierte im Arbeitskreis von
Juniorprofessor Marc Schneider über das
Thema »Interaction of Nanoscale Particles with the Skin Barrier«. Sie arbeitet inzwischen als Postdoc von Professor ClausMichael Lehr im Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland. Dominik
Pistorius schrieb seine Doktorarbeit über
»Deciphering novel mechanisms of bacterial
secondary metabolite biosynthetic pathways«
bei Professor Rolf Müller. Inzwischen ist er
Laborleiter bei Novartis in Basel. Andrea
Eva Schwaningers Thema lautete »Phase II
Metabolism of 3,4-Methylenedioxymethamphetamine:
Synthesis, Analysis, and Enantioselective in vitro and in
vivo Kinetics«. Sie wurde von Professor Hans H. Maurer betreut und habilitiert sich gerade an der Universität
Zürich. Die Preise der Apotheker-Jacob-Stiftung sind mit
je 1.000 Euro dotiert.
M
M
enschen
enschen
+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Zwei Studentinnen der Saar-Uni erhalten Exzellenzpreis der Deutsch-Französischen Hochschule
Die Deutsch-Französische Hochschule (DFH)
hat gleich zwei Absolventinnen der Universität des Saarlandes mit dem Exzellenzpreis
2012 ausgezeichnet. Die Physik-Studentin
Mélanie Rolles (Foto oben) erhielt für
ihre Masterarbeit den Exzellenzpreis in der
Kategorie Ingenieurwissenschaften. Sophie
Schram, Absolventin des Studiengangs
Deutsch-Französische Studien: Grenzüberschreitende Kommunikation und Kooperation, wurde für ihre Bachelorarbeit in der
Kategorie Geistes- und Sozialwissenschaften ausgezeichnet. Mélanie Rolles hat ein trinationales
Physik-Studium in der Großregion (Nancy, Luxemburg
und Saarbrücken) absolviert. Sie hat sich in ihrer Masterarbeit mit der Theorie der Quantendynamik von Atomen
und Photonen beschäftigt. Sophie Schram hat an der Universität des Saarlandes und der Université de Lorraine
(Metz) studiert. Sie hat die Zusammenarbeit auf lokaler
und kommunaler Ebene in der luxemburgisch-französischen Grenzregion untersucht.
Feinwerk-Mechanikerin beendet Ausbildung
an der Saar-Uni als Landesbeste
Stefanie Bastian aus Saarbrücken hat in
der Zentralwerkstatt der Materialwissenschaft an der Saar-Uni eine Lehre als Feinwerkmechanikerin absolviert und ist als
landesbeste Auszubildende in diesem Beruf
ausgezeichnet worden. Sie ist fasziniert von
der Vielfalt der metallischen Werkstoffe und tüftelt gerne
an komplizierten Bauteilen wie etwa einer Laserdüse, mit
der man metallische Oberflächen strukturieren kann.
Preis für die beste Lehre im Fach Mathematik für
Professor Rainer Schulze-Pillot-Ziemen
Professor Rainer Schulze-Pillot-Ziemen
hat den Preis für die beste Lehre für seine
Vorlesung »Analysis I« im vergangenen Sommersemester erhalten. In jedem Semester
küren die Studentinnen und Studenten der
Fachschaft Mathematik mit dieser Auszeichnung einen Dozenten für die beste Lehre. In der
Begründung der Fachschaft Mathematik heißt es, vielen
Studentinnen und Studenten gefalle besonders gut, wie
Schulze-Pillot-Ziemen den Stoff in seiner Vorlesung vermittelt. Die Fachschaft hob zudem hervor, dass es besonders schwierig sei, für eine Einführungsveranstaltung wie
Analysis I das Lob der Studenten zu gewinnen. Die Erstsemester müssten sich in der Regel erst einmal in ihrem
neuen Uni-Alltag zurechtfinden und die Umstellung vom
Schulunterricht auf das Lernen an der Uni bewältigen.
Geburtstage im Ruhestand befindlicher Professoren
80 Jahre alt wurde am 11. Dezember der Professor für
Psychiatrie und Neurologie und ehemalige Direktor des
Instituts für Gerichtliche Psychologie und Psychiatrie
Rainer Luthe. Der Jubilar ist seit seiner Studienzeit
unserer Universität verbunden und hat die Entwicklung
des von Hermann Witter gegründeten Homburger Instituts seit den Anfängen miterlebt und geprägt und zahlreiche Standardwerke zur Psychopathologie, aber auch
belletristische Arbeiten vorgelegt. Wegen seiner Verdienste um die fachliche Kooperation zeichnete ihn die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Trier 1993 mit
der Ehrendoktorwürde aus.
Ebenfalls seinen 80. Geburtstag konnte am 6. Januar der
in Forst an der Weinstraße geborene Professor für Zoologie Georg Mosbacher begehen, dessen Laufbahn
1961 nach Saarbrücken führte. In seinen Lehrveranstaltungen, in denen er bis zum Eintritt in den Ruhestand
am Ende des Wintersemesters 1997/98 Generationen von
Studenten begleitete, wandte er sich unter anderem der
Entwicklungsphysiologie, Histologie und vergleichenden
Anatomie zu. Sein Forschungsinteresse galt besonders der
Entwicklungsphysiologie sowie der Ökologie. Außerdem
leitete er sowohl 1974/75 als auch zwischen 1990 und 1994
als Prodekan den Fachbereich Biologie.
Mathematiker der Saar-Uni in die amerikanische
mathematische Gesellschaft aufgenommen
Frank-Olaf Schreyer, Professor für Mathematik und Informatik an der Universität
des Saarlandes, ist von der American Mathematical Society (AMS) zum Fellow ernannt
worden. Das Fellow Programm der AMS wurde 2013 gestartet. Schreyer ist mit weiteren 24
in Deutschland tätigen Mathematikern in der »inaugural
class« aufgenommen worden. Die AMS plant jährlich
jeweils 50 weitere Fellows zu ernennen.
Hans Jörg, der am 31. Januar seinen 90. Geburtstag
feierte, ist als Professor für Angewandte Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Schulpädagogik und
Allgemeine Didaktik sowie als Gründer und Leiter des
Medienzentrums der Philosophischen Fakultät in den Annalen verzeichnet. In seinen vielfältigen Publikationen
hat er sich mit schuldidaktischen und allgemein pädagogischen Fragen beschäftigt, sich vor allem den Ideen und
dem Œuvre des französischen Reformpädagogen Célestin
Freinet gewidmet und sich unermüdlich für die Rezeption
dieser Pädagogik, »die den Kindern das Wort gibt«, in
Deutschland und Europa eingesetzt.
Neuer Professor
Marco Mansdörfer ist zum Professor für
Strafrecht einschließlich Wirtschaftsstrafrecht
und Strafprozessrecht ernannt worden. Sein
Forschungsschwerpunkt liegt im Wirtschaftsstrafrecht und seinen besonderen Bezügen zur
praktischen Strafverteidigung. Der Zusammenbruch des Neuen Marktes zu Beginn des Jahrtausends,
der internationale Korruptionsskandal bei der Siemens AG
oder die Schweizer Steuerhinterziehungsaffäre haben
diese Art von Kriminalität in den Fokus der Öffentlichkeit
gerückt. Nach dem Versagen anderer Steuerungsmechanismen nimmt die Politik die Wirtschafts-Elite zunehmend
stärker auch speziell strafrechtlich in die Verantwortung.
Marco Mansdörfer hat hier mit seiner Habilitationsschrift
»Zur Theorie des Wirtschaftsstrafrechts« Pionierarbeit im
Bereich angewandter, fächerübergreifender Grundlagenforschung geleistet.
Verstorben
Der dienstälteste Mitarbeiter der NASA, Raumfahrtpionier
und Publizist Jesco Freiherr von Puttkamer ist am
27. Dezember in Alexandria bei Washington D.C. verstorben. Als Zeichen seines »Bemühens um den notwendigen
Brückenschlag zwischen Geistes- und Kulturwissenschaften sowie Technik und Naturwissenschaften« hatte ihm im
Juli 1996 die Philosophische Fakultät unserer Universität
die Ehrendoktorwürde verliehen, weil er ein »historisch
bedeutsames und international hochgeschätztes Lebenswerk mit zukunftsweisenden philosophisch-kulturwissenschaftlichen Reflexionen« verbunden hat.
Menschen
Medizinstudent aus Syrien gewinnt DAAD-Preis
für gesellschaftliches Engagement
Hussam Al-Raheb aus Syrien, Student der
Humanmedizin an der Universität des Saarlandes, hat den Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) für
hervorragende Leistungen ausländischer Studierender 2012 gewonnen. Der Preis ist mit
1.000 Euro dotiert und wird jährlich an ausländische Studenten deutscher Universitäten für besonders gute akademische Leistungen und außerordentliches gesellschaftliches oder interkulturelles Engagement vergeben. Damit
internationale Studenten schon im Studienkolleg – also
während der Vorbereitungsphase auf ihr Fachstudium –
noch besser betreut werden, engagiert sich der Medizinstudent seit vier Jahren im Zentrum für internationale
Studierende (ZiS) des International Office der Saar-Uni.
Daneben ist Hussam Al-Raheb in vielen Gremien der
Universität aktiv, unter anderem im Studierendenparlament, im Studentenwerk und in der Fachschaft Medizin.
7 22
3 23
Ernst R. Sandvoss gerade erschienene Autobiographie trägt den Titel »Mein Leben. Ereignisse, Erlebnisse,
Erkenntnisse«, und das Panorama seiner zahlreichen
Monographien reicht von »Sokrates und Nietzsche«
über Aristoteles, Augustinus, Leibniz und Kant bis zur
»Philosophie im Zeitalter der Raumfahrt«. Der am
18. August 1929 in Braunschweig geborene Professor, der
nach seiner Saarbrücker Habilitation von 1969 bis 1994
das Fach »Geschichte der Philosophie« repräsentierte, ist
am 11. Januar verstorben.
Im Alter von 73 Jahren verstarb am 16. Januar der Ehrensenator unserer Universität Paul H. Repplinger, der
über 25 Jahre als Vorsitzender des Vorstandes und dann
auch als Ehrenvorsitzender der Gesellschaft der Förderer
des Instituts für empirische Wirtschaftsforschung agierte.
Auf vielfältige Weise setzte sich der Träger des Saarländischen Verdienstordens für die intensive und wechselseitige
Vernetzung zwischen Wissenschaft und Praxis ein und hat
2009 den erstmals vergebenen, nach ihm benannten Ehrenpreis für herausragende Forschungen von Nachwuchswissenschaftlern zu Mittelstand und Handel gestiftet.
Zu den prägenden Persönlichkeiten unserer Universität
gehörte der am 17. Januar verstorbene emeritierte Professor für Experimentalphysik und Ehrendoktor der Universität Fribourg und der FU Berlin Stefan Hüfner. Am
2. Juli 1935 im schlesischen Löwenberg geboren, waren
Frankfurt, Darmstadt, München und Berlin die ersten Stationen seiner Laufbahn. 1975 folgte der Doktorvater des
späteren Nobelpreisträgers Peter Grünberg und unermüdliche Streiter für exzellente Forschungsbedingungen dem
Saarbrücker Ruf, begründete und leitete hier den SFB 277
»Grenzflächenbestimmte Materialien«. Ferner nahm er
zahlreiche Gastprofessuren und Aufgaben für die wissenschaftliche Gemeinschaft in der Deutschen Forschungsgemeinschaft, in verschiedenen Max-Planck-Instituten
und Beiräten wahr und fungierte 2001/2002 als Vizepräsident für Planung und Strategie der Saar-Uni. Sein Œuvre
umfasst rund 400 Publikationen, darunter auch mehrere
literarische Arbeiten.
Fly UP