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Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich Fachbereich Technologie- und Innovationsmanagement (TIM) Universität des Saarlandes Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Vorlesung Technologiemanagement WS 14/ 15 Übungstermin: Vorlesungsbezug: 12.11.2014 20. + 27. 10 2014 + 3.11.2014 + 10.11.2014 - Übungsblatt 2 Hintergrundinformationen zur Fallstudie „SkySails - Zugdrachen als innovatives Windantriebssystem in der Schifffahrt“1 1. Einführung Die SkySails GmbH & Co. KG ist ein junges, innovatives Unternehmen, das sich auf Entwicklung. Produktion und Vertrieb eines vollautomatischen Zugdrachensystems für Schiffe spezialisiert hat. Mit Hilfe von Windenergie sollen Frachtschiffe, große Yachten und Fischtrawler kostengünstiger und umweltfreundlicher betrieben werden. Gegründet wurde das Unternehmen 2001 vom Dipl.Wirtschaftsingenieur Stephan Wrage und dem Dipl.-Ing. für Schiffbau und Meerestechnik Thomas Meyer in Hamburg. 1.1 Auszeichnungen in den frühen Phasen der Technologieentwicklung "Wind ist günstiger als Öl" steht auf der Homepage des Hamburger Unternehmens SkySails 2, welches die Idee verfolgt, Zugdrachen als Schiffsantriebstechnologie einzusetzen. Darin erklärt sich auch der von der Firma gewählte Slogan "Turn Wind Into Profit". SkySails möchte damit zukünftigen Kunden das Potential für ökologischen sowie ökonomischen Erfolg der Tec1mologie verdeutlichen. Mit seiner innovativen Technologie wird der Ansatz verfolgt, Erkenntnisse aus Jahrtausend langer Tradition, Wind als Antriebskraft zu verwenden, gewinnbringend mit den Ansprüchen der modernen Schifffahrt zu vereinen. Das Potential eines Zugdrachens als alternativer Schiffsantrieb erzeugt schon in der Phase der Technologieentwicklung Aufmerksamkeit: Die Vision der Gründer wird bereits 2004 in der Startup1 Fabritz MF, Hustedt C, Ross J-M, 2009, SkySails – Zugdrachen als innovatives Windantriebssystem in der Schifffahrt, Fallstudien zum Innovationsmanagement, Editors: Fisch, Ross, Pages: 163-185. Vgl. SkySails (2009a). 1 Jan Andre Millemann, MSc [email protected] Mittwochs 16:00 – 18:00 Uhr 24 Seite 1 von Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich Fachbereich Technologie- und Innovationsmanagement (TIM) Universität des Saarlandes Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Vorlesung Technologiemanagement WS 14/ 15 Phase mit dem hep-Förderprogramm 3 der Freien und Hansestadt Hamburg. eine Initiative aus Unternehmen, Politik und den Hamburger Hochschulen, die sich an tec1mologieorientierte Existenzgründungen richtet, unterstützt. Mit diesem Fördergeld finanzieren die beiden Gründer unter anderem den Kauf des Katamarans "Da Vinci H", mit dem die physikalischen Grundprinzipien der SkySails-Technologie nachgewiesen werden. Darauf aufbauend wendet sich das Unternehmen an die Hamburger Schiffbauversuchsanstalt (HSVA) und nutzt ein von ihr gebautes Modell eines Containerschiffs ("Galileo"), um das Zugverhalten eines Drachens auf Frachtschiffen zu untersuchen. Im weiteren Verlauf testet SkySails das Modell mit einer kleinen Version des Zugdrachensystems in der Ostsee. In den Gründungsjahren wird SkySails hauptsächlich durch den Gründer Stephan Wrage und mit Hilfe von Business Angels finanziert. Zudem unterstützen die Hamburgische Wirtschaftsbehörde und die Innovationsstiftung der Stadt finanziell das Projekt. Im Jahr 2004 erhält SkySails für das erfolgreich getestete Zugdrachensystem ein gemeinsam vom Senat, der Handwerkskammer und der Handelskammer Hamburg verliehenen Innovationspreis. Ein Jahr später können alle wesentlichen SkySails Systemkomponenten an Bord des neu erworbenen Forschungsschiffes :MY ,,Jan Luiken" erfolgreich getestet werden. Im Rahmen des Programms zur Förderung der Innovationskompetenz mittelständischer Unternehmen fördert fortan das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie indirekt über die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen "Otto von Guericke" e.v. (AiF) die weitere Entwicklung von SkySails. Ebenfalls in diesem Jahr erhält das noch junge Unternehmen den "Global 100 Eco-Tech Award" der ,,Japan Association for the 2005 World Exposition" und kann nun auch die erste internationale Auszeichnung vorweisen. Im Jahr 2006 erwirbt SkySails das 55m lange Motorschiff (MS) „Beaufort". Das Forschungsschiff, die Motoryacht: (MY) „Jan Luiken" wird parallel weiterhin als Entwicklungsplattform für die Erprobung neuer Technologie-Konzepte im kleineren Maßstab eingesetzt, um Entwicklungskosten zu sparen. Erst im Anschluss wird die Technik auf dem neuen Versuchsschiff in Originalgröße eingesetzt. Nach den erfolgreich verlaufenden Tests auf der MS .Beaufort" ist es fortan möglich, Fischtrawler, Yachten und kleine Frachtschiffe ab einer Länge von 24m mit dem SkySails-Zugdrachensystem auszustatten. Für diese Leistung erhält SkySails im Jahr 2007 insgesamt neun Preise und Ehrungen, darunter den Innovationspreis der deutschen Wirtschaft, den deutschen Solarpreis in der Kategorie "Erneuerbare 3 Vgl. Hamburg (2007). Jan Andre Millemann, MSc [email protected] Mittwochs 16:00 – 18:00 Uhr 24 Seite 2 von Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich Fachbereich Technologie- und Innovationsmanagement (TIM) Universität des Saarlandes Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Vorlesung Technologiemanagement WS 14/ 15 Energien" und den international vergebenen "Red Herring 100 Europe Award" des Innovationsmagazins Red Herring. Im Anschluss an erfolgreiche Tests des Zugdrachensystems Anfang 2008 wird dem SkySails-Gründer Stephan Wrage dafür im Laufe des Jahres den DVZ Leo Award 4- und den Clean Tech Media Award" 5 verliehen. Zudem ist SkySails als einziges deutsches Unternehmen vom Weltwirtschaftsforum als Technology Pioneer 2008 6 für seine Zugdracheninnovation in der Kategorie "Energie und Umwelt" nominiert. Die EU unterstützt SkySails im Rahmen des "LIFE"-Projektes "WINTECC" in den folgenden fünf Jahren zudem mit 1,2 Mio. Euro unter der Bedingung, dass das genaue Einsparpoten-tial der SkySails-Technologie mit Hilfe von weiteren Produkttests ermittelt wird. An diesem vier Mio. Euro teuren Vorhaben beteiligen sich zudem die Beluga Fleet Management GmbH & Co. KG, der Mess-, Kontroll-, Navigationsspezialist OceanWave und das Forschungsschiff ALDEBARAN. 7 1.2 Finanzierung und Unternehmensführung Nachdem die Forschungen und Erprobungen in den ersten drei Jahren nach Gründung sehr vielversprechend verlaufen, wendet sich SkySails 2004 an den in Leer/Ostfriesland ansässigen Schiffsfinanzierer Jan Luiken Oltmann, der über eine erste Finanzierungsrunde in Form der "Erste Beteiligungs GmbH & Co. KG" weiteres Kapital akquiriert. Hierzu wird das Unternehmen SkySails in eine GmbH & Co. KG umgewandelt. Im selben Jahr erfolgt die Erprobung des Systems unter realen Bedingungen auf einem Schiff. Für die Anschaffung des dritten Forschungsschiffs führt SkySails eine zweite Finanzierungsrunde durch. Diese in der "SkySails Zweite Kapitalgesellschafter GmbH & Co. KG" zusammengefassten Investoren sind, wie die Investoren der "Erste Beteiligungs GmbH & Co. KG", an der SkySails GmbH & Co. KG beteiligt. Als Komplementärin fungiert für beide Beteiligungsgesellschaften die SkySails Verwaltungs-GmbH deren Geschäftsführer Monika Oltmann 4 DVZ Leo Award: LEO steht für Logistics Excellence Optimisation. Der Preis richtet sich an Persönlichkeiten, die im Bereich der Logistik bahnbrechende Ideen oder durch ihr soziales Engagement Außergewöhnliches erreicht haben. 5 Clean Tech Media Award: Öffentlicher Preis, der erstmalig an Erfinder und Unternehmer in Deutschland verliehen wird, die eine herausragende Erfindung im Bereich der Umwelttechnik gemacht haben 6 Technology Pioneer 2008: Ziel der Organisatoren ist die internationale Vernetzung von Unternehmen, die sich mit technologischen Innovationen beschäftigen die Auswirkungen auf die Gesellschaft haben, zu fördern. Insgesamt nominiert das Weltwirtschaftsforum jedes Jahr zwischen 30 und 50 Unternehmen. 7 SkySails (2008a). Jan Andre Millemann, MSc [email protected] Mittwochs 16:00 – 18:00 Uhr 24 Seite 3 von Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich Fachbereich Technologie- und Innovationsmanagement (TIM) Universität des Saarlandes Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Vorlesung Technologiemanagement WS 14/ 15 und Andre TOIU1 sind. Letztgenannter ist Geschäftsführer der Oltmann Gruppe, dem Hauptinvestor von SkySails und Mitglied im vierköpfigen Beirat der SkySails GmbH & Co. KG. 8 Geführt wird die SkySails GmbH & Co. KG heute von den alleinvertretungsberechtigten Geschäftsführern um den Gründer und Vorsitzenden der Geschäftsführung Stephan Wrage (Marketing, Vertrieb, Öffentlichkeitsarbeit, IR und Business Development), dem kaufmännischen Geschäftsführer Martin Lohss (Finanzen & Controlling, Personal, Organisationsentwicklung, ED~ Materialwirtschaft und Verwaltung) und dem technischen Geschäftsführer Stephan Brabeck (F&E, Produktion und Service). Ein weiterer Schritt in Richtung Serienreife erfolgt Anfang 2006 mit der erfolgreichen Erprobung eines 160m2 großen Zugdrachens auf der MS "Beaufort" in Nord- und Ostsee. Hierfür führt das Unternehmen zusammen mit der Oltmann Gruppe eine dritte und letzte Finanzierungsrunde durch, in deren Rahmen sich private Investoren letztmalig an der SkySails GmbH & Co. KG beteiligen können. Insgesamt werden durch die drei Finanzierungsrunden 13 Mio. Euro Eigenkapital akquiriert, die zur abschließenden Produktentwicklung, dem Aufbau eines Vertriebs- und Servicenetzes und von Produktionskapazitäten verwendet werden. Die Finanzierung von SkySails erfolgte zu 90 % von privaten Investoren und zu 10 %durch die Öffentliche Hand. 2. Eine neue Technologie auf dem Weg zurSerienreife 2.1 SkySails-Zugdrachensystem Das SkySails-System besteht im Ganzen aus nur drei Komponenten: Zugdrachen Kraftübertragung und der vom Kontrollsystem gelenkten Steuergondel. Der Zugdrachen besteht aus hochfestem und witterungsbeständigem Polyamid, das doppelwandig aufgebaut ist und mit Längskammern und Öffnungen an den Stirnseiten ausgestattet ist. Die Aerodynamik ist ähnlich der eines Flugzeugflügels gestaltet", wodurch, neben Vorwindkursen, auch Kurse bi s 50" am Wind gefahren werden können (vgl. Abbildung 1). 8 SkySails (2008b). Jan Andre Millemann, MSc [email protected] Mittwochs 16:00 – 18:00 Uhr 24 Seite 4 von Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich Fachbereich Technologie- und Innovationsmanagement (TIM) Universität des Saarlandes Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Vorlesung Technologiemanagement WS 14/ 15 Abbildung 1: Segelbare Kurse und Systemkomponenten 9 Im Vergleich zu herkömmlichen Segeln kann so pro Quadratmeter Segelfläche die fünffache Vortriebskraft erzeugt werden. Das auf d er MS "Beluga SkySails" ein gesetzte Segel hat eine Spannweite von 22m und eine Flügeltiefe von 8m bei einem Gewicht von 40kg . Die Fertigung d er Segel findet zunächst ausschließlich in Handarbeit in Wismar statt und wird später ins Ausland verlagert. So wird der Zugdrachen in Auftragsarbeit von dem neuseeländischen Segelspezialisten North Sails New Zealand produziert, der zu den renommiertesten Herstellern von Hochleistungssegeln weltweit gehört und unter anderem schon zwei Mal den America's Cup gewinnen konnte. Zukünftige im Testzentrum in Wismar bereits in Planung befindliche Segel werden eine Größe von 640m2 haben. Dies entspricht einer effektiven Zugkraft von 32 Tonnen. Das von SkySails angebotene Produktportfolio umfasst damit Zugdrachen in der Größe von 80m², 160m², 320m² und 640m² Segelfläche, wobei beim Start der Serienproduktion Anfang 2009 zunächst nur Zugdrachen bis 160m² angeboten werden. Der Zugdrachen ist die Komponente, die aufgrund der extremen Wetterbedingungen mit etwa 12 Monaten Lebenszeit am schnellsten 9 verschleißt. Die Kraftübertragung geschieht mit Hilfe eines extrem reißfesten Vgl. SkySails (2009b). Jan Andre Millemann, MSc [email protected] Mittwochs 16:00 – 18:00 Uhr 24 Seite 5 von Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich Fachbereich Technologie- und Innovationsmanagement (TIM) Universität des Saarlandes Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Vorlesung Technologiemanagement WS 14/ 15 Kunststoffseils, dass durch eine Winde ein- und ausgeholt wird, und eines Krafteinleitungspunkts (Holepunkt), der sich im verstärkten Bereich des Backdecks (vorderer Teil des Schiffs) befindet. Die Leitungstechnik für die Energie- und Datenübertragung über das Zugseil wurde dabei in Kooperation mit dem Kabelspezialisten Helukabel entwickelt und patentiert. Krafteinleitungspunkt, Teleskopmast zum Starten und Landen des Zugdrachens sowie Zugdrachenstauung sind in einem Modul, dem SkySails Arrangement Module (SAM), zusammengefasst (vgl. Abbildung 1). Für dessen Montage müssen zum Teil kleinere Anpassungsmaßnahmen und Stabilitätsberechnungen durchgeführt werden, um zu gewährleisten, dass die Stabilität des Schiffes nicht beeinträchtigt wird und bei jeder Fahrt- und Windrichtung der Zugdrachen ideal ausgerichtet ist. Gesteuert wird der Zugdrachen von der aus Kohlefaserverbundmaterialien gefertigten Steuergondel, welche Zugdrachen und Seil verbindet, und dem Kontrollsystem, das sich auf der Brücke des Schiffs befindet. Das Kontrollsystem ist mit dem Autopiloten eines Flugzeugs vergleichbar. Es steuert mit Hilfe von Sensoren und einer eigens entwickelten Software den Zugdrachen in einer Höhe von 100m bis 300m auf Idealkurs. Zusätzliches Personal ist dazu nicht nötig, denn die bestehende Mannschaft wird im Trainingszentrum in Hamburg und vor Ort an Bord des Schiffes geschult. Im Vergleich zu anderen Segelantriebssystemen benötigt das System außerdem keine Aufbauten, die das Be- und Entladen oder Brückendurchfahrten behindern. Durch den neuartigen Krafteinleitungspunkt ist die durch den Zugdrachen verursachte Schräglage des Schiffes (sog. Krängung) minimal und für den Schiffsbetrieb und der Sicherheit unerheblich. Sollte das Schiff mit dem Zugdrachen in einen schweren Sturm geraten, so reduziert das Kontrollsystem automatisch die Zugkraft des Drachens, indem es die relative Position des Drachens zum Schiff soweit verändert, bis sich das Segel letztendlich in der "neutralen" Zenit-Position zum Schiff befindet. Innerhalb von 10 bis 20 Minuten ist es zudem möglich, den Zugdrachen halbautomatisch von der Brücke des Schiffes einzuholen. In Extremsituationen besteht ferner die Möglichkeit, den Zugdrachen Not-abzuwerfen. SkySails liefert zur genauen und komfortablen Messung der Treibstoffersparnis ein Messsystem, welches dem Reeder, Charterer und Eigner ermöglicht, die Kostenersparnis untereinander zu verrechnen, sodass sich die Investition in das im Schnitt ca. 500.000 Euro 10 teure System für alle beteiligten Parteien lohnt. Um die Datenerfassung von Manipulationsversuchen einer Partei zu schützen, werden die Ersparnisdaten verschlüsselt an einen 10 Venture Capital Magazin (2008). Ergänzend sei angefügt, dass der Preis je naeh Größe des Zugdrachens. Aufwand für die Montage und benötigtem Kabel variiert. Jan Andre Millemann, MSc [email protected] Mittwochs 16:00 – 18:00 Uhr 24 Seite 6 von Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich Fachbereich Technologie- und Innovationsmanagement (TIM) Universität des Saarlandes Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Vorlesung Technologiemanagement WS 14/ 15 zentralen SkySails-Server gesendet, der die Daten speichert und für die Weiterverarbeitung beim Geschäftspartner aufbereitet. Je nach Kundenbedürfnissen können die Daten in regelmäßigen Abständen per Fax, Mail oder Online mit Hilfe eines gesicherten Webinterfaces an den Reeder, Charterer oder Eigner übermittelt werden. In Tabelle 1 ist ein Business Case von SkySails aufgeführt, der anhand von drei verschiedenen Schiffstypen und vier verschieden Routen einen Überblick über die erwartete Nettoersparnis pro Jahr und die Amortisationszeit gibt. Tabelle 1: Beispielkalkulation 11 2.2 SkySails - Zugdrachen als innovatives Windantriebssystem in der Schifffahrt Erste Erprobung im kommerziellen Schiffsverkehr Mit Beginn des Jahres 2008 startet SkySails seine Piloterprobungsphase auf den sich im regulären, kommerziellen Verkehr befindlichen Frachtschiffen MS "Michael A." der Wessels Reederei (hier wurde 11 Vgl. SkySails (2009c). Jan Andre Millemann, MSc [email protected] Mittwochs 16:00 – 18:00 Uhr 24 Seite 7 von Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich Fachbereich Technologie- und Innovationsmanagement (TIM) Universität des Saarlandes Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Vorlesung Technologiemanagement WS 14/ 15 das System nachgerüstet) und auf der MS "Beluga SkySails" der Bremer Reederei Beluga Shipping (hier wurde das System von Anfang an beim Neubau berücksichtigt). Geplant ist es, in der ersten Hälfte des Jahres die Antriebstechnik auf Robustheit, Alltagstauglichkeit und Zuverlässigkeit zu testen und in der zweiten Hälfte das System zu optimieren - Ergebnisse fließen dabei umgehend in die Produktverbesserungen mit ein. Die MS "Beluga SkySails" ist dazu im Januar 2008 zur Jungfernfahrt von Bremerhaven aus über Guanta (Venezuela), Davant (Mississippi) nach Mo i Rana in Norwegen aufgebrochen. Während der 5I-tägigen Fahrt wurde das SkySails System an mehreren Tagen sowohl in kurzen Intervallen, als auch über mehrere Stunden eingesetzt. Man hat hierbei zum Beispiel bei einer Windstärke von fünf Beaufort 12- eine Zugkraft von bis zu fünf Tonnen erreicht. Dies entspricht im Vergleich zur Maschinenleistung einer Entlastung von rund 20 %. Hochgerechnet auf einen Tag ergibt dies bei der "Beluga SkySails" eine Treibstoffersparnis von ca. 2,5 Tonnen bzw. eine Kostenersparnis von über 2.000 US-Dollar pro Tag, wodurch sich die Anschaffungskosten (vgl. Tabelle 1) innerhalb von zwei bis fünf Jahren amortisieren ließen. 20 % der eingesparten Kosten plant die Reederei zur Motivation an die Mannschaft direkt weiterzugeben. SkySails legt damit die Grundlage für einen Marktdurchbruch und plant, ab 2009 die Serienproduktion aufzunehmen. Für Frachtschiffe bietet das Unternehmen Zugdrachensysteme mit einer effektiven Zugkraft zwischen 8 und 32 Tonnen an. Eine Zugkraft von acht Tonnen entspricht dabei, abhängig vom Propellerwirkungsgrad und Wasserwiderstand des Schiffes, einer Maschinenleistung von 600 kW bis 1.000 kW. Das System kann als zusätzlicher Antrieb des Schiffes genutzt werden oder zur Entlastung der Hauptmaschine. wodurch im Jahresdurchschnitt, abhängig von den Windverhältnissen, zwischen 10 % und 35 % der Treibstoffkosten. bei Idealbedingungen sogar 50 % eingespart werden können. Erreicht werden diese Einsparungen durch die aerodynamische Form des Zugdrachens und der optimierten Flugroute in Form einer ,,8", die der Autopilot das Segel fliegen lässt. Die Strömungsgeschwindigkeit der Luft am aerodynamischen Profil des Drachens ist der Schlüssel zur Leistungsfähigkeit. Mit dem dynamischen Flug einer ,,8" erzeugt das SkySails-System pro Quadratmeter Fläche das 5-fache im Vergleich zu normalen Segeln. Flugbahnen in Höhen zwischen 100 und 300 Metern bieten zudem stärkere und stetigere Winde. 12 12-stufige Skala zur Einteilung der Windgeschwindigkeiten. Jan Andre Millemann, MSc [email protected] Mittwochs 16:00 – 18:00 Uhr 24 Seite 8 von Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich Fachbereich Technologie- und Innovationsmanagement (TIM) Universität des Saarlandes Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Vorlesung Technologiemanagement WS 14/ 15 2.3 Installation, Wartung und Service Die Installation des Systems erfolgt in drei Schritten: Aufbau des Teleskoparms und Installation der Winde, Verlegung der Kabelbäume und Installation der Software, Einweisung der Besatzung. Diese werden voneinander getrennt, in einer vom Kunden bestimmten Werft bzw. Hafenanlage mit Kran unter Aufsicht der eingeflogenen SkySails- Ingenieure, durchgeführt. Vorteil ist hierbei, dass verlängerte Liegezeiten zum Laden und Löschen optimal genutzt werden können. Während der Fahrt werden abschließende Elektroarbeiten durchgeführt und die Software auf dem Bordcomputer installiert. Mit Ausnahme des Steuerungssystems und des Zugdrachens können alle Bestandteile vom schiffseigenen Maschinisten gewartet werden. Die Wartung und der Austausch des Zugdrachens bzw. des Steuerungssystems können die SkySails-Spezialisten in jeden Hafen der Welt durchführen. Ersatzteile werden innerhalb von 36 Stunden an jeden Flughafen der Welt geliefert und können von dort anschließend dem jeweiligen Hafen zugestellt werden. Der Einsatz des SkySails-Systems kann unter folgenden drei Bedingungen stattfinden: Erstens muss eine Windstärke von mindestens drei Beaufort herrschen, zweitens muss sich das Schiff außerhalb der 3-Meilen-Zone und von so genannten Verkehrstrennungsgebieten (drittens) befinden. Bei Windstärken von unter drei Beaufort kann das System zwar gelandet, nicht jedoch gestartet werden. Von der rechtlichen Seite stehen dem Betrieb nach heutigem Stand keine Vorschriften entgegen, da die Klassifikationsgesellschaften das System als Hilfsantrieb einstufen. Im Zuge der Expansion hat SkySails ein mehrere Millionen Euro teures Patentsystem aufgebaut, das laufend durch neue Patentanmeldungen ergänzt wird. Diese erfolgen international, denn die Schifffahrt ist stark von internationalen Handelsrouten geprägt. SkySails hat die wichtigsten Häfen der Welt ausgewählt und in diesen Ländern Patente angemeldet. Die Schutzrechte können deswegen geltend gemacht werden, da fast jedes Schiff früher oder später einen größeren Hafen an den internationalen Handelsrouten anlaufen wird. 3. Marktpotential der Zugdrachentechnik 3.1 Markt für die Zugdrachentechnik Mit Beginn der Serienproduktion 2009 plant SkySails innerhalb von sechs Jahren 1.500 Frachtschiffe und Fischtrawler sowie einige Yachten auszurüsten, um im Jahr 2027 insgesamt 10.000 Schiffe mit Jan Andre Millemann, MSc [email protected] Mittwochs 16:00 – 18:00 Uhr 24 Seite 9 von Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich Fachbereich Technologie- und Innovationsmanagement (TIM) Universität des Saarlandes Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Vorlesung Technologiemanagement WS 14/ 15 dem Zugdrachensystem ausgestattet zu haben. Durch die universelle Bauweise des Systems eröffnet sich ein riesiger Markt für SkySails, da sich ca. 60.000 der weltweit ungefähr 100.000 im Lloyd's Register verzeichneten Schiffe und etwa 1.100 der jährlich 1.900 Schiffsneubauten mit dem SkySails System ausrüsten lassen könnten. 13 3.2 Rechtliche Rahmenbedingungen verstärken das Marktpotential Ein weiterer Grund für die optimistischen Ziele ist die von der International Maritime Organization (IMO), Unterorganisation der UN mit Zuständigkeit für Sicherheit und Schutz der Meere, im April 2008 beschlossene weltweite Senkung des Schwefelgehalts in Schweröl auf 0,5 %im Jahr 2020. 14 Ab 2012 ist es bereits in den sog. SECA's (Sulphar Emission Contral Areas) wie Ost- und Nordsee Pflicht, Schiffe mit einem Schwefelgehalt von max. 1 % zu betreiben, wodurch Reeder auf teurere Raffinate wie: MD0 15 wechseln müssen, da sich der Schwefelanteil in Schweröl nicht auf 1 % senken lässt. Alternativ lässt sich die in Beschaffung und Wartung sehr teure Scrubbing-Technologie 16 für herkömmliche Motoren nachrüsten, die jedoch die Betriebskosten um ca. 5 % erhöht. Parallel zu diesen Gesetzesänderungen werden u.a. folgende Initiativen diskutiert: 17 • Emissionsabhängige Abgaben zur Reduzierung des C02-Austoßes, • Förderung effizienter Propellerdesigns, • Teilweise Umstellung auf Erdgasantrieb, • Tempolimit für Frachtschiffe. Durch die freiwillige Reduzierung der Geschwindigkeit von 23,S Knoten auf 20 Knoten konnte z.B. Hapag Lloyd bei seinen Containerschiffen der Colombo Klasse 18 ein Drittel des Treibstoffverbrauchs einsparen. Bislang war die Schifffahrt, wie die Luftfahrt, aufgrund ihres internationalen Charakters vom Kyoto-Klimaschutzprotokoll ausgeklammert. Anstelle dessen sollte sich die Branche selbst Regeln zur Senkung des Ausstoßes von Treibhausgasen erarbeiten. Dies begründet auch, warum die IMO den 13 14 15 16 17 18 Vgl. SkySails (2009d). Vgl. SkySails (2009e). MDO = Marine Distillate Fuel Oil (Marinedieselöl für Schiffsdieselmotoren). Scrubbing-Technologie: Technologie zur Reduzierung von Schiffsdieselemissionen. Vgl. HypoVereinsbank (2008); VDMA (2006). Schiffe mit einer Kapazität von mehr als 7.000 Standartcontainern. Jan Andre Millemann, MSc [email protected] Mittwochs 16:00 – 18:00 Uhr 24 Seite 10 von Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich Fachbereich Technologie- und Innovationsmanagement (TIM) Universität des Saarlandes Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Vorlesung Technologiemanagement WS 14/ 15 maritimen Verkehr bisher vernachlässigte, obwohl mehr als 90 %des weltweiten Gütertransport auf dem Seeweg erfolgt, wovon wiederum 98 % mit Öl betrieben werden. Von den ca. 700 Mio. Tonnen Kohlenstoffdioxid (CÜ2) ließen sich nach Unternehmensangaben durch den weltweiten und konsequenten Einsatz der SkySails-Zugdrachentechnik 146 Mio. Tonnen einsparen. Im Vergleich entspricht dies einer 15-prozentigen CO 2 -Senkung in der Bundesrepublik Deutschland. Außerdem ist die Schifffahrt für 7 %der weltweiten Schwefeldioxid- Emissionen und in Hafenstädten wie Hamburg für ca. 80 % der Luftverschmutzungen verantwortlich. Es wird prognostiziert, dass bei weiter stark anhaltendem Wachstum der Welthandelsflotte die Emissionen der weltweiten Schifffahrt um voraussichtlich weitere 75 % bis zum Jahr 2020 ansteigen. 19 Unabhängig von den rechtlichen Neuerungen und den sich abzeichnenden Umweltauswirkungen stellt der Ölpreis mit seiner Entwicklung für die Reeder eine nicht minder schwere Herausforderung dar (vgl. Abbildung 2). Abbildung 2: Globalen Ölpreis-Entwickung seit 1972, US-Dollar/Barrel (Dubai Crude) 19 Vgl. Heise (2007). Jan Andre Millemann, MSc [email protected] Mittwochs 16:00 – 18:00 Uhr 24 Seite 11 von Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich Fachbereich Technologie- und Innovationsmanagement (TIM) Universität des Saarlandes Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Vorlesung Technologiemanagement WS 14/ 15 3.3 Alternative Windantriebssysteme Optimierungspotentiale konventioneller Schiffsantriebsmotoren durch zum Beispiel die Hersteller MAN Diesel aus Augsburg oder die Caterpillar Motoren aus Kiel-Friedrichsort, wo die MaK-Dieselmotoren entwickelt und gebaut werden, stellen auf dem Weg zum schadstoff- und verbrauchsarmen Schiffsantrieb zunächst Konkurrenztechnologien dar. Betrachtet man das SkySails-System als komplementäres Produkt, könnten sich sinnvolle Ergänzungen zwischen den Antriebstechnologien ergeben und damit Lösungen für den weltweiten Konkurrenzdruck der Reedereien, hohe Treibstoffkosten und Gesetzesinitiativen anbieten. Neben den konventionellen Schiffsantriebsmotoren werden weitere alternative Antriebssysteme, die, ähnlich wie SkySails, auf Windkraft als visionäre Lösung für Schiffstransporte aufbauen, diskutiert. 20 Beispielhaft seien nachfolgend der Flettner-Rotor, das Dyna-Rigg und der Indosail-Rigg aufgeführt. Der deutsche Windkrafthersteller Enercon hat zusammen mit der Kieler Lindenau-Werft im August 2008 den 130 Meter langen Frachter "E-Ship 1" zu Wasser gelassen. Dieser Frachter soll, mit vier 27 Meter hohen und vier Metern Durchmesser großen Flettner-Rotoren bestückt, 2009 seinen Dienst aufnehmen (vgl. Abbildung 3). Die Flettner-Rotoren nutzen den so genannten "Magnus-Effekt" 21, um Vortrieb für das Frachtschiff zu erzeugen (vgl. Abbildung 4). Durch Änderung der Drehgeschwindigkeit des Rotors lässt sich die Geschwindigkeit verringern oder erhöhen. Eine Änderung der Drehrichtung des Rotors bewirkt eine Umkehrung der Vortriebsrichtung. Enercon nutzt Erfahrungen aus der Strömungstechnik mit Rotorblättern und neuen Werkstoffen. Mit diesem Schiff möchte Enercon den Transport der (umweltfreundlichen) Windanlagen ins Ausland so umweltfreundlich wie möglich gestalten. 22 Durch den Flettner-Rotor, mit dem bereits Anton Flettner 1926 einen umgebauten Dreimastschoner über den Atlantik "segelte", können zwischen 30 % und 50 % der Treibstoffkosten eingespart werden. Diese Erfindung hatte damals keinen ökonomischen Reiz, da das Öl billiger wurde. Heute bieten sich mit gestiegenen Treibstoffpreisen neue Chancen für diese Technologie. 20 Vgl. Credit Suisse (2008). 21 Den Magnus-Effekt hat der Berliner Physiker Gustav Magnus 1853 entdeckt. Der sogenannte Magnus-Effekt tritt auf, wenn sich ein rotierender Körper in einer Strömung befindet. Dabei wirkt auf ihn eine Querkraft. die ihn senkrecht zur Strömungsrichtung und senkrecht zur Rotationsachse ablenkt. 22 Vgl. Berliner Zeitung (2006). Jan Andre Millemann, MSc [email protected] Mittwochs 16:00 – 18:00 Uhr 24 Seite 12 von Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich Fachbereich Technologie- und Innovationsmanagement (TIM) Universität des Saarlandes Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Vorlesung Technologiemanagement WS 14/ 15 Abbildung 3: E-Ship 1 mit vier Flettner-Rotoren (Zeichnung: Lindenau) 23 Abbildung 4: Flettner-Rotor nutzt Magnus-Effekt und erzeugt Vortrieb (F) Ein weiteres Beispiel für die Bemühungen, schadstoffreduzierte Schiffsantriebssyteme zu entwickeln, ist die Verwendung eines Dyna-Rigg. Das Dyna-Rigg wurde vom Hamburger Schiffsbauingenieur Wilhelm Prölss in den 6OC'r Jahren als Segelsystem für Frachtschiffe entwickelt. Es bildet mit modernen Rahsegelflächen an drehbaren Masten, ohne Tauwerk, eine geschlossene Segelfläche und 23 Vgl. Bootswirtschaft (2008). Jan Andre Millemann, MSc [email protected] Mittwochs 16:00 – 18:00 Uhr 24 Seite 13 von Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich Fachbereich Technologie- und Innovationsmanagement (TIM) Universität des Saarlandes Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Vorlesung Technologiemanagement WS 14/ 15 wurde 2006 auf der 88 Meter Luxus-Segelyacht "Maltese Falcon" vom Milliardärs Tom Perkins erstmals eingesetzt. Es gibt konzeptionelle Überlegungen, diese Form des Windantriebs auf einem Vier-MastFrachter unter dem Projektnamen "Cape Horn" einzusetzen. 24 Auch mit dem bereits seit 1993 vor Borneo in Betrieb befindliche Indosail Frachtensegler "Maruta Jaja" konnten durch die Nutzung von Windkraft 71 % Treibstoff eingespart werden. Die Entwicklung des Indosail-Rigg wurde vom damaligen Bundesministerium für Forschung und Technik gefördert und von der Hamburgischen Schiffsbauversuchsanstalt (HSVA) für den Einsatz von Lastengütern vor Indonesien durchgeführt. 25 Trotz erfolgreichem Einsatz und weiterer Beispiele, wie dem GreenpeaceSchoner „Rainbow Warrior II.“, wurde das Konzept dennoch nicht von der kommerziellen Schifffahrt aufgenommen. 26 4. Vorbereitung der Markteinführung SkySails verkündet im Oktober 2008 den Verkauf eines SkySails-Systems an einen ersten norwegischen Schiffseigner, der Reederei Wilson aus Bergen. Dies bietet die Möglichkeit, den SkySails-Antrieb auch unter den Bedingungen des Nordmeeres in der Praxis einzusetzen. Das Unternehmen baut parallel zu den finalen Erprobungsaktivitäten seine Produktionskapazitäten aus, die bereits für ein Jahr im Voraus ausgebucht sind. Nach Abschluss Piloterprobung soll noch im Jahr 2009 die Serienproduktion aufgenommen werden. 27 Im Dezember 2008 beteiligt sich die Zeppelin Power Systems GmbH & Co. KG., ein Tochterunternehmen der Zeppelin Gruppe, an SkySails. Als strategischer Partner wird Zeppelin Power Systems zukünftig gemeinsam mit SkySails in einem Joint Venture der Zeppelin SkySails Service- und Vertriebsges. mbH & Co. KG die Kompetenzen bündeln und den SkySails-Antrieb vermarkten. Hiermit soll die Grundlage für eine erfolgreiche Markteinführung gelegt werden. Zeppelin ist Partner von Caterpillar, des weltweit größten unabhängigen Herstellers von Dieselmotoren und besitzt eine der führenden Vertriebs-und Serviceorganisation für Schiffsmotoren. Mit einem gemeinsamen Vertrieb 24 25 26 27 Vgl. Bundesverband WindEnergie (2008). Vgl. Heise (2007). Vgl. Credit Suisse (2008). Vgl. SkySails (2009f). Jan Andre Millemann, MSc [email protected] Mittwochs 16:00 – 18:00 Uhr 24 Seite 14 von Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich Fachbereich Technologie- und Innovationsmanagement (TIM) Universität des Saarlandes Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Vorlesung Technologiemanagement WS 14/ 15 von Diesel-Wind-Hybridantrieben sollen neue Maßstäbe gesetzt werden. Die Kombination der Dieselmotorentechnologie von MaK und Caterpillar und den Windantriebssystemen von SkySails ist Teil der Zukunftsstrategie von Zeppelin: Die Erschließung neuer Markpotentiale. SkySails möchte seine Kunden mit dem SkySails-System begeistern. Die Kooperation soll eine exzellente Service-Qualität ermöglichen und so seinen Teil zur Begeisterung der Kunden betragen. 28 Ziel des Joint Ventures ist es, den Diesel-Wind-Hybridantrieb für das Seeschiff zum Standard zu machen. Aufgabe 2.1 1. Nehmen Sie an, in der Geschäftsleitung gibt es Überlegungen, einzelne Komponenten des Zugdrachensystems in Deutschland oder in China zu fertigen. Die Geschäftsleitung beauftragt Sie, in einem ersten Schritt die maßgeblichen Standortfaktoren aufzulisten, die für eine Herstellung in Deutschland bzw. China sprechen. 2. Für SkySails sei eine bloße Gegenüberstellung von Standortfaktoren als Entscheidungskriterium ungenügend. Daher soll eine SWOT ‐Analyse nsatz kommen, zum Eidie eine Verbindung von ‐ und Unte Umwelt Analyse (vgl. Abbildung 1) für den Standort China und den Standort Deutschland zu erstellen. Leiten Sie jeweils strategische Stoßrichtungen (SO ‐Strateg ien, W O‐ Strateg ien us Abbildung 5: Aufbau einer SWOT-Matrix 28 Vgl. SkySails (2008c). Jan Andre Millemann, MSc [email protected] Mittwochs 16:00 – 18:00 Uhr 24 Seite 15 von Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich Fachbereich Technologie- und Innovationsmanagement (TIM) Universität des Saarlandes Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Vorlesung Technologiemanagement WS 14/ 15 Jan Andre Millemann, MSc [email protected] Mittwochs 16:00 – 18:00 Uhr 24 Seite 16 von Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich Fachbereich Technologie- und Innovationsmanagement (TIM) Universität des Saarlandes Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Vorlesung Technologiemanagement WS 14/ 15 Aufgabe 2.2 Nach dem Konzept des Technologielebenszyklus von Arthur D. Little erfolgt eine Klassifizierung in Schrittmacher, Schlüssel-, Basis- und verdrängte Technologie. Schrittmachertechnologien befinden sich noch in der Entstehungsphase. Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse werden in neue Problemlösungen umgesetzt. Sie besitzen ein hohes Entwicklungspotenzial und können somit einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung eines Unternehmens nehmen. Wird das Wettbewerbspotenzial dieser Technologien in der Wachstumsphase schon zu einem großen Anteil ausgeschöpft, so werden die Technologien als Schlüsseltechnologien Jan Andre Millemann, MSc [email protected] Mittwochs 16:00 – 18:00 Uhr 24 Seite 17 von Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich Fachbereich Technologie- und Innovationsmanagement (TIM) Universität des Saarlandes Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Vorlesung Technologiemanagement WS 14/ 15 bezeichnet. Diese stellen einen festen Bestandteil des Technologiespektrums einer Branche dar, der allerdings nicht allen Wettbewerbern zugänglich ist, und beeinflussen demnach signifikant die Wettbewerbschancen eines Unternehmens. Basistechnologien stellen kein Differenzierungsmerkmal mehr dar. Die Technologien sind weit verbreitet und allgemein verfügbar. Das Wettbewerbspotenzial ist in dieser Reifephase nahezu ausgeschöpft. Verdrängte Technologien befinden sich in der Substitutionsphase und werden von neuen Schlüsseltechnologien ersetzt. Zur groben Bestimmung der Lebenszyklusphase einer Technologie sind in der folgenden Abbildung verschiedene Indikatoren und deren Ausprägungen angegeben. Bewerten Sie anhand der gegebenen Indikatoren und Ausprägungen die von SkySails entwickelte Windantriebstechnologie und ordnen Sie diese einem der vier genannten Technologietypen zu. Begründen Sie Ihr Ergebnis. Abbildung 6: Technologielebenszyklus-Modell von Arthur D. Little 29 29 Vgl. Schuh & Klappert (2010) Jan Andre Millemann, MSc [email protected] Mittwochs 16:00 – 18:00 Uhr 24 Seite 18 von Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich Fachbereich Technologie- und Innovationsmanagement (TIM) Universität des Saarlandes Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Vorlesung Technologiemanagement WS 14/ 15 Jan Andre Millemann, MSc [email protected] Mittwochs 16:00 – 18:00 Uhr 24 Seite 19 von Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich Fachbereich Technologie- und Innovationsmanagement (TIM) Universität des Saarlandes Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Vorlesung Technologiemanagement WS 14/ 15 Aufgabe 2.3 Die Diffusion eines neuen Produktes zum ersten Anwender ist die beschwerlichste und wird durch Begriffe wie „Referenzkunde“, „Erstanwender“, „lead user“ oder „launching customer“ besonders hervorgehoben. Die Bremer Reederei Beluga Shipping mit der MS „Beluga SkySails“ und die Wessels Reederei mit der MS „Michael A.“ sind die ersten beiden Reedereien (Pilotkunden), welche die SkySails Technik im kommerziellen Betrieb einsetzen. Argumentieren Sie mit jedem der von Gruner (1997) analysierten Kooperationsziele (vgl. nachfolgende Abbildung), warum SkySails sich für die Einbindung zweier Pilotkunden entschieden haben könnte. Beurteilen Sie, ob die Ergebnisse der Faktoranalyse von Gruner auch bei SkySails zutreffen könnten. Liegt bei SkySails aus Ihrer Sicht eine identische Rangfolge vor? Begründen Sie Ihr Ergebnis. Abbildung 7: Kooperationsziele Jan Andre Millemann, MSc [email protected] Mittwochs 16:00 – 18:00 Uhr 24 Seite 20 von Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich Fachbereich Technologie- und Innovationsmanagement (TIM) Universität des Saarlandes Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Vorlesung Technologiemanagement WS 14/ 15 Jan Andre Millemann, MSc [email protected] Mittwochs 16:00 – 18:00 Uhr 24 Seite 21 von Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich Fachbereich Technologie- und Innovationsmanagement (TIM) Universität des Saarlandes Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Vorlesung Technologiemanagement WS 14/ 15 Aufgabe 2.4 Was könnten potentielle Konkurrenztechnologien zu dem vorgestellten SkySails System sein? Bewerten Sie die jeweiligen Technologien hinsichtlich Ihres Substitutionspotentials. Begründen Sie Ihr Ergebnis. Jan Andre Millemann, MSc [email protected] Mittwochs 16:00 – 18:00 Uhr 24 Seite 22 von Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich Fachbereich Technologie- und Innovationsmanagement (TIM) Universität des Saarlandes Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Vorlesung Technologiemanagement WS 14/ 15 Literatur Bartlett, C. A./Ghoshal, S. (1990): Internationale Unternehmensführung. Innovation, globale Effizienz, differenziertes Marketing. Frankfurt/Main, New York 1990. Baum, H.-G./Coenenberg, A. G./Günther, T. (2007): Strategisches Controlling. 4. Aufl., Stuttgart 2007. Berliner Zeitung (2006): Mit rotierenden Säulen über die Meere. URL: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2006/1109/wissen schaft/0005/index.html (Stand 31.01.2009). Bootswirtschaft (2008): Flettner-Antrieb: Mit der Kraft der rotierenden Zylinder. In: Bootswirtschaft, 52 (2008) 4, S. 16-17. Bundesverband WindEnergie (2008): Versäumnisse und Chancen - Windantrieb für Handelsschiffe. 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