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Mehr Ideen, bitte! Innovationsprozesse im Umbruch 2014 Zeitschrift der Wissenschaftsstatistik im Stifterverband

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Mehr Ideen, bitte! Innovationsprozesse im Umbruch 2014 Zeitschrift der Wissenschaftsstatistik im Stifterverband
2014
Mehr Ideen, bitte!
Innovationsprozesse im Umbruch
Zeitschrift der Wissenschaftsstatistik im Stifterverband
EDITORIAL
Garagengründer und
Hightech-Start-ups
Die Geschichte hat uns gezeigt, dass gerade an ungewöhnlichen Orten oftmals die besten Ideen und Innovationen
entstehen. Bei Newton war es ein schattiges Plätzchen unter
dem Apfelbaum, das ihn die Gravitation verstehen ließ.
Archimedes bekam einen seiner größten Geistesblitze in der
Badewanne und Bill Gates und Google-Gründer Larry Page
revolutionierten die Kommunikationstechnologie aus ihren
Garagen heraus. Auch viele (forschende) Unternehmen haben mittlerweile erkannt, dass innovative Ideen Raum und
vielleicht auch einen Blick von außen brauchen, um sich zu
entwickeln. Trotz ökonomischer Zwänge und Konkurrenzdruck schaffen sie immer häufiger Orte, an denen ihre Mitarbeiter tüfteln – und auch scheitern dürfen. Welche Rolle
unsere zunehmend digitale Gesellschaft dabei spielt, zeigen
wir Ihnen in unserem Schwerpunkt ab Seite 8.
Schwerpunkt
Langfristig – so sind sich die Experten einig – braucht
Deutschland aber mehr Tüftler, mehr forschungsstarke
Unternehmen, um den Innovationsstandort Deutschland
zukunftsfähig zu machen. Viele Hochschulen ermuntern deshalb Absolventen und Wissenschaftler, ihre Forschungsprojekte zu einem kreativen Start-up auszubauen.
Wie erfolgreich sie dabei sind, untersuchte der Stifterverband bereits zum zweiten Mal in seinem Gründungsradar.
Auf Seite 28 stellen wir Ihnen ein Start-up vor, das bei der
Gründung von der TU Hamburg-Harburg unterstützt wurde. Die Innovation: ein Start- und Landesystem für Flugzeuge ohne Bodenfahrwerk.
illustrationen: anne vagt
michael sonnabend, Chefredakteur
2
Innovationen braucht das Land: Die Dynamik der Globalisierung fordert in allen
Bereichen des Lebens immer neue Ideen,
immer neue Produkte. Sie entstehen dank
wachsender Digitalisierung nicht mehr
allein in abgeschotteten Forschungsabteilungen, sondern auch in Vernetzung mit
externen Partnern. Deren Wissensfundus
ist eine wichtige Quelle für neue Entwicklungen geworden.
Stifterverband | F&E 2014
inhalt
Themen
Auftakt
4
Bürger wollen mitforschen • Weizsäcker-Preis für
Ferdi Schüth • Stifterverband startet Science Scorecard •
Nobelpreis für Stefan Hell
Zahlenwelt
6
Forschungswelt in Zahlen
Schwerpunkt
8
Offen für Geistesblitze
Initiativen
20 Management statt Laborarbeit
Die Biochemikerin Lara Terstegen hat sich
bewusst für eine Karriere im Unternehmen
entschieden.
22 Forschung international
Unternehmen in Deutschland geben immer mehr für Forschung und Entwicklung im Ausland aus.
13 Richtig scheitern
16 Perspektivwechsel gefragt
Design thinking – eine neue Kreativitätsmethode macht Schule.
19 Ingenieure müssen spinnen dürfen
24 Ideen für den Wandel
Professor Reinhold Bauer über die Gründe innovatorischen Scheiterns – und was man daraus lernen kann.
Wie das Traditionsunternehmen
Sennheiser Ideen zum Fließen
bringt.
Stifterverband | F&E 2014
Der demografische Wandel bringt Innovationen mit sich, von denen alle profitieren.
fotos: andrii gorulko/shutterstock.com (un.); david ausserhofer
28 Revolution im Flugzeugbau
Das Hamburger Start-up mb + Partner arbeitet am Flieger der Zukunft.
Service
30 Publikationen • Hört, hört! • Ansprechpartner
3
foto: andré künzelmann/ufz
Auftakt
Bürger und Wissenschaftler arbeiten Hand in Hand: Für das Tagfaltermonitoring zählen bundesweit über 500 Freiwillige. Die Daten aus diesem Citizen-ScienceProjekt werden am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig ausgewertet.
Bürger wollen mitforschen
Das neue Wissenschaftsbarometer zeigt: Die Bundesbürger haben großes
Interesse an Wissenschaft und Forschung.
Nahezu jeder zweite Deutsche
möchte, dass die Gesellschaft stärker in Entscheidungen über Wissenschaft und Forschung einbezogen wird.
Das geht aus dem aktuellen Wissenschaftsbarometer der Initiative Wissenschaft im Dialog (WiD) hervor.
Demnach gibt es in Deutschland insgesamt ein großes Interesse an Themen
aus Wissenschaft und Forschung. Fast
zwei Drittel der Befragten gaben an, dass
sie manchmal oder oft Artikel zu wissenschaftlichen Themen lesen und 40
Prozent besuchten im vergangenen Jahr
mindestens einmal ein Wissenschaftsoder Technikmuseum. Ein Drittel der
4
Deutschen kann sich vorstellen, aktiv
an einem Citizen-Science-Projekt mitzuarbeiten und gemeinsam mit Wissenschaftlern ein Forschungsprojekt
voranzubringen.
Das Wissenschaftsbarometer 2014
zeigt darüber hinaus, dass Wissenschaft
und Forschung in Deutschland über einen großen gesellschaftlichen Rückhalt
verfügen. So schätzt eine große Mehrheit Bedeutung und Nutzen der Wissenschaft für die Gesellschaft als hoch ein
und möchte auch bei einer möglichen
notwendigen Reduzierung der Staatsausgaben nicht, dass die Ausgaben für
die Forschung gekürzt werden. Gleich-
zeitig wünscht sich eine Mehrheit der
Befragten mehr Einfluss von Forschung
und Wissenschaft auf die Politik.
WiD wurde Ende der 90er-Jahre auf
Initiative des Stifterverbandes gegründet. Damals wie heute engagiert sich
das Projekt für die Diskussion und den
Austausch über Forschung in Deutschland. Hinter dem Projekt stehen neben
dem Stifterverband alle großen Wissenschaftsorganisationen. Weitere Ergebnisse des Wissenschaftsbarometers 2014 auf:
www.wissenschaftsbarometer.de
Stifterverband | F&E 2014
Auftakt
Weizsäcker-Preis
für Ferdi Schüth
illustration : andrezej koston
Der diesjährige Carl-Friedrich-vonWeizsäcker-Preis geht an Ferdi
Schüth, Direktor des Max-Planck-Instituts für Kohleforschung. Schüth gilt
als international renommierter Wissenschaftler und Erneuerer auf dem Gebiet
der Katalyse- und Energieforschung. Er
wies schon frühzeitig auf die Bedeutung
der Chemie für die globalen Herausforderungen einer nachhaltigen Energieversorgung hin. So entwickelte er beispielsweise hochinnovative Methoden,
mit denen sich aus Biomasse alternative
Kraftstoffe herstellen lassen.
Die Jury lobte neben seiner herausragenden wissenschaftlichen und international anerkannten Arbeit vor allem
seine Kommunikationsfähigkeit. Nur
wenige Menschen verstünden es so wie
er, „neue Entwicklungen durch punktgenaue Experimente so zu umreißen,
dass sie in einfacher Form ihre Idee und
Umsetzung vermitteln können“. Er habe damit maßgeblich dazu beigetragen,
einen vertrauensvollen Dialog zwischen
Wissenschaft, Politik und Gesellschaft
zu schaffen. Der Stifterverband und die
Leopoldina – Nationale Akademie der
Wissenschaften verleihen den Weizsäcker-Preis alle zwei Jahre. Er ist mit
50.000 Euro dotiert. Stifterverband startet
Science Scorecard
Regionen, in denen Hochschulen oder Forschungseinrichtungen
ansässig sind, gelten als innovativ und ziehen qualifizierte Arbeitnehmer an. Doch was macht den Standort so attraktiv? Diese Frage will
der Stifterverband in Zukunft mit der Science Scorecard beantworten.
13 Regionen beteiligen sich an dem neuen Projekt, das Leistung und
Attraktivität einer Wissensregion messen soll. Die Ergebnisse sollen
den Akteuren vor Ort helfen, regionale Wissenspotenziale auszuschöpfen und hoch qualifizierte Arbeitnehmer in ihre Region zu locken. Die
Idee der Science Scorecard stammt von der Wissenschaftsmanagerin
der Stadt Lübeck, Iris Klaßen. Lübeck wurde 2012 in einem Wettbewerb des Stifterverbandes zur „Stadt der Wissenschaft“ gekürt. Der
Stifterverband wird das Konzept der Science Scorecard zusammen mit
Iris Klaßen nun bis Ende 2015 ausbauen und umsetzen.
www.sciencescorecard.de
foto: deutscher zukunftspreis/ansgar pudenz
Nobelpreis für Stefan Hell
Stefan W. Hell vom Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen hat den diesjährigen Nobelpreis für Chemie erhalten. Er teilt sich den Preis mit Eric Betzig und William E. Moerner.
Die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften würdigt die
bahnbrechenden Arbeiten der Physiker auf dem Gebiet der ultrahochauflösenden Fluoreszenzmikroskopie. Hell gelang es, die bisherige
Auflösungsgrenze optischer Mikroskope radikal zu unterlaufen – ein
Durchbruch, der neue wegweisende Erkenntnisse in der biologischen
und medizinischen Forschung ermöglicht. 2006 erhielt Hell für diese Arbeit bereits den Deutschen Zukunftspreis, dessen Geschäftsstelle
beim Stifterverband angesiedelt ist. Erhält den Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Preis
2014 für seine herausragende wissenschaftliche
Arbeit: Ferdi Schüth.
Stifterverband | F&E 2014
www.deutscher-zukunftspreis.de
5
zahlenwelt
Forschungswelt in Zahlen
638
Ausgaben der 1.000 weltweit forschungsintensivsten Unternehmen 2013, in Mrd. US-Dollar
Summe, die VW 2013 in FuE investiert hat, in Mrd. US-Dollar Summe, die Samsung 2013 in FuE investiert hat, in Mrd. US-Dollar 9,8
Summe, die Apple 2013 in FuE investiert hat, in Mrd. US-Dollar
3,4
FuE-Ausgaben in Deutschland 2012, in Mrd. US-Dollar
102,2
Anteil der FuE-Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt in Deutschland 2012, in Prozent 2,98
FuE-Ausgaben in Südkorea 2012, in Mrd. US-Dollar
65,4
Anteil der FuE-Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt in Südkorea 2012, in Prozent 4,36
FuE-Ausgaben in den USA 2012, in Mrd. US-Dollar
453,5
Anteil der FuE-Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt in den USA 2012, in Prozent
2,79
FuE-Ausgaben in Italien 2012, in Mrd. US-Dollar
26,5
Anteil der FuE-Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt in Italien 2012, in Prozent
6
11,4
1,3
Stifterverband | F&E 2014
Zahlenwelt
FuE-Mitarbeiter (Vollzeitäquivalente) in Deutschland 2012, je Millionen Einwohner
3.950
FuE-Mitarbeiter (Vollzeitäquivalente) in Südkorea 2012, je Millionen Einwohner
5.451
FuE-Mitarbeiter (Vollzeitäquivalente) in den USA 2012, je Millionen Einwohner 4.650
FuE-Mitarbeiter (Vollzeitäquivalente) in Italien 2012, je Millionen Einwohner 1.709
Inländische Patentanmeldungen in Deutschland 2012
Inländische Patentanmeldungen in Südkorea 2012
902
2.962
Inländische Patentanmeldungen in den USA 2012
856
Inländische Patentanmeldungen in Italien 2012 200
Anteil der FuE-Ausgaben, die die Wirtschaft finanziert, in Deutschland, 2012, in Prozent 65,6
Anteil der FuE-Ausgaben, die die Wirtschaft finanziert, in Südkorea, 2012, in Prozent
74,7
Anteil der FuE-Ausgaben, die die Wirtschaft finanziert, in den USA, 2012, in Prozent
59,1
Anteil der FuE-Ausgaben, die die Wirtschaft finanziert, in Italien, 2012, in Prozent 45,1
quellen: booz & company: the global innovation 1000; statistisches bundesamt, statista, bmbf
Stifterverband | F&E 2014
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SCHWERPUNKT
INITIATIVEN
8
Stifterverband | F&E 2014
SCHWERPUNKT
INITIATIVEN
Offen für Geistesblitze
Der beschleunigte globale Wettbewerb und drängende Zukunftsfragen lassen die
Rufe nach Innovationen immer lauter werden. Dank der Digitalisierung entstehen
Neuerungen immer weniger in abgeschotteten Forschungsabteilungen, sondern
in Vernetzung mit externen Partnern. Damit wandelt sich nicht nur das „Wie“ ihrer
Entstehung, sondern auch ihr Wesen.
VON LUKAS GRASBERGER I Illustrationen: anne vagt
D
as war ein Wolkenkuckucksheim, eine wahrhaft abgehobene Idee, die der US-Unternehmer Elon Musk an einem Sommertag
des Jahres 2013 verkündete. In vier Jahren schon wolle er, so Musk, Menschen
per Rohrpost von San Francisco nach
Los Angeles schießen. Der großspurige US-Amerikaner kündigt gern radikale und auch radikal neue Innovationen
an, die er durchaus auch verwirklicht:
Erfolgreich hat der 44-Jährige etwa das
Elektroauto Tesla vorangetrieben. 2014
gab er dessen Patente frei, um der Technologie einen neuen Entwicklungsschub zu versetzen.
Das Innovationsgeschehen hierzulande präsentiert sich deutlich bodenständiger und in kleineren Schritten –
zumindest, wenn man sich die Nominierten des Deutschen Zukunftspreises
2014, dem Preis des Bundespräsidenten
für Technik und Innovation, ansieht. Da
geht es eher um das „Schwarzbrot“ der
Stifterverband | F&E 2014
Innovation: etwa darum, mit Lebensmittelzutaten aus Lupinen einen Beitrag zu
ausgewogenerer Ernährung und besserer
Proteinversorgung zu schaffen. Im „Land
der Ideen“ wimmelt es von „Zukunftspreisen“, Exzellenz- und Kreativitätsinitiativen: Kaum eine Rede eines Politikers kommt ohne das „I-Wort“ aus. Die
Wirtschaft vermarktet ohnehin alles –
vom Müsli bis zu Waffensystemen als
„innovativ“. Doch woher kommt dieses
Streben nach Innovation – scheinbar um
jeden Preis?
Neue goldene Ära
Für Erik Brynjolfsson und Andrew
McAfee ist die Ubiquität des Begriffs
leicht begründbar: Die US-amerikanischen Wirtschaftsprofessoren sehen
eine gewaltige Welle an Innovationen
auf uns zurollen. Gleich der Dampfmaschine im ersten Maschinenzeitalter würden digitale Technologien un-
sere Wirtschaft und Gesellschaft derzeit
komplett umwälzen, schreiben sie in ihrem neuen Buch „The Second Machine
Age“ (Das zweite Maschinenzeitalter).
Die neue goldene Ära von Innovation
gründe auf drei Mega-trends, die sich
gegenseitig verstärkten: big data – die
immer größeren Datenmengen und die
Fähigkeit, diese auch sinnvoll anzuwenden; zweitens die exponentiell steigende
Leistungsfähigkeit von immer billigerer
Computertechnologie und Netzen sowie
schließlich immense Fortschritte in der
künstlichen Intelligenz und Robotik.
Der intellektuelle Widersacher der
beiden Technikoptimisten sieht dagegen
einen eklatanten Mangel als Grund für
einen verzweifelten Ruf nach Innovationen: In den vergangenen 250 Jahren bis
etwa 1972 hätten große Errungenschaften wie Elektrizität, Chemie oder Öl
quasi für einen „Innovations-Tsunami“
gesorgt, glaubt Robert Gordon von der
Northwestern University. Die wirt- >
9
SCHWERPUNKT
INITIATIVEN
„Wir nutzen viele Möglichkeiten, um die
Konsumenten in die Produktentwicklung
einzubinden.“
andreas clausen, beiersdorf AG
schaftliche Dynamik durch die Digitalisierung sei dagegen ein laues Lüftchen,
das zudem bereits abflaue. Statt Basisinnovationen gebe es seit Jahrzehnten
lediglich inkrementelle Innovationen,
Verbesserungen, Verfeinerungen von
Vorhandenem.
Doch so schwarzmalerisch die Rückblicke, so euphorisch Zukunftsprognosen auch sein wollen: Ganz real wächst
der Bedarf an Innovationen – in Wirtschaft wie auch Gesellschaft – stark. Bei
den Unternehmen ist es die beschleunigte Konkurrenz einer global vernetzten Ökonomie, die Neuerungen immer
dringlicher macht. Richtet man den
Blick auf gesellschaftliche und politische Probleme, so zeigt sich, dass die
herkömmlichen, meist auf die technologische Perspektive und Machbarkeit
verengten Innovationsstrategien bislang
kaum Antworten für die großen, drängenden Zukunftsfragen wie etwa den
Klimawandel liefern können. Experten
wie der Expräsident der FraunhoferGesellschaft, Hans-Jörg Bullinger, se-
10
hen die Welt an der Schwelle eines tief
greifenden Veränderungsprozesses, einem „Paradigmenwechsel des Innovationssystems“, in dem sich die Wege, wie
Neuigkeiten entstehen genauso wandeln wie auch das Wesen der Innovation selbst.
Erfolgsfaktor des Kapitalismus
In der globalen Wirtschaft drängen
neue Produkte und Mitbewerber in immer kürzeren Intervallen auf den Markt.
Dem härteren Wettbewerb könnten Firmen nur durch ebenfalls immer kürzere
Innovationszyklen trotzen, betont Ayad
Al-Ani, Professor für Change Management und Consulting am HumboldtInstitut für Internet und Gesellschaft in
Berlin. „Durch den Hyperwettbewerb
seit den 90er-Jahren funktionieren aber
die herkömmlichen Modelle, Innovationen zu generieren, einfach nicht mehr.“
Die Unternehmen sind dabei selbst verschuldet in die Falle geraten: „Sie haben
in den vergangenen 20 Jahren eher auf
Kostensenkungen gesetzt. Dadurch fehlen ihnen die Kapazitäten für Experimente,“ sagt der Wirtschaftsprofessor.
Doch die Trial-and-Error-Methode,
um Produktideen zu testen, ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor des Kapitalismus: Der Fraunhofer-Gesellschaft zufolge braucht es 1.919 Erstideen, um 52
Produkte zu generieren, die der Markt
akzeptiert. Beim Verbraucher erfolgreich
sind letztlich nur elf.
Zum Dilemma der mangelnden
Freiräume für scheiternde Experimente kommt Al-Ani zufolge ein strukturelles: Die arbeitsteilige, hierarchische
Organisation von Unternehmen heute –
entstanden während der industriellen
Revolution – sei nicht in der Lage, dieses „Dauerfeuer an Innovationen“ zu
leisten. Viele Beschäftigte, schreibt AlAni in einer Studie über „die crowd als
Partner der deutschen Wirtschaft“, seien von den Strukturen frustriert – und
brächten ihre kreativen und ideellen Potenziale als „Wissensarbeiter“ lieber anderswo ein: in journalistischen Formen
Stifterverband | F&E 2014
SCHWERPUNKT
INITIATIVEN
WAS IST WAS?
Big data
Durch den technologischen Fortschritt ist es
Unternehmen heute möglich, nicht nur riesige
Datenmengen zu sammeln, sondern sie auch
in relativ kurzer Zeit auszuwerten und daraus
Produktideen zu entwickeln.
Open innovation
Unternehmen oder auch Forschungseinrichtungen öffnen ihre Innovationsprozesse nach außen und lassen externe Ideen bei der Entwicklung neuer Produkte mit einfließen. Im Fokus
stehen Wissensaustausch und Vernetzung.
von Blogs oder Wikis, bei der Entwicklung von Open-Source-Software oder in
der Politik.
Nun passiere indes ein eigenartiger
und paradoxer Prozess, schreibt Al-Ani:
Jene Unternehmen, die das Innovationspotenzial ihrer Mitarbeiter durch ihre rigiden Hierarchien vertrieben und unterdrückt hätten, wollten dieses „kognitive
Surplus“ nun wieder zurück: Sie schafften Strukturen, um die „Weisheit der vielen“ extern aus dem Netz abzufischen.
„Die Unternehmen stehen unter starkem Druck, sich über Plattformen und
Kanäle zu öffnen. Sie haben nicht viele
andere Möglichkeiten“, sagt Al-Ani. Die
Talente einer crowd könnten Firmen indes nur nutzen, wenn sie sich der Arbeitsweise dieser neuen Mitarbeiterkategorie anpassen. Eine riskante Strategie,
– denn crowdworker wollen durch Zugehörigkeitsgefühl, Spaß, Wertschätzung – oder reale Werte – für ihre Ideen
belohnt werden. Schnell sind sie indes
verprellt, wenn sie sich nicht einbezogen und ernst genommen fühlen. Funk-
Stifterverband | F&E 2014
tioniert die Crowd-Strategie, so bilden
sich infolge eines Kulturwandels langsam die Prinzipien der individuellen
„Selbststeuerung“ und flüssigere Hierarchien aus. Durch die Koppelung der
Hierarchie mit den neuen Formen der
Zusammenarbeit aus dem Netz entstünden neue, hybride Organisationen:
Netarchien.
Externe Impulse für Innovationen
Der strukturelle Wandel von Unternehmen – von statischen „Silos“ zu innovativen Netzwerkorganisationen – er ist
nach Al-Anis Erkenntnissen bereits voll
im Gange: Laut seiner Studie, für die er
als Koautor 200 deutsche Unternehmen
und ausgewählte Manager befragt hat,
arbeiten bereits 19 Prozent der Unternehmen mit der crowd zusammen.
Eine Firma, die sich bereits vor Jahren externen Impulsen für Innovationen geöffnet hat, ist Beiersdorf. Auch der
Hamburger Konsumgüterkonzern ist ein
durch Kundenwünsche und Konkur- >
Citizen science/Crowdsourcing
Das „Wissen der Massen“ spielt bei Innovationen eine immer größere Rolle. Bürger werden
vermehrt einbezogen und können sich beteiligen – mit ihren Ideen, ihrem Wissen, mit von
ihnen gesammelten Daten oder auch finanziell,
indem sie kleinen Forschungsprojekten und Produktentwicklungen über Crowdfunding-Plattformen überhaupt erst zum Start verhelfen.
Soziale Innovation
Nicht Gewinnmaximierung und Profit sind
Impulsgeber für Innovation, sondern der gesellschaftliche Nutzen steht im Mittelpunkt.
Es entstehen soziale Unternehmen, die Produkte oder Dienstleistungen entwickeln, die die
Gesellschaft vorantreiben.
Design thinking
Ein Prozess zur Förderung kreativer Ideen:
Das Konzept basiert auf der Überzeugung,
dass wahre Innovation nur dann geschehen
kann, wenn starke multidisziplinäre Gruppen
sich zusammenschließen, eine gemeinschaftliche Kultur bilden und die Schnittstellen der
unterschiedlichen Meinungen und Perspektiven erforschen.
11
schwerpunkt
VIDEOWETTBEWERB:
SCHLAUE MUSKELN SIEGEN
Scheitern in der Forschung war das Thema
des Videowettbewerbs Super Fast, den der
Stifterverband gemeinsam mit Wissenschaft im Dialog im Sommer gestartet hat.
48 Stunden hatten die Teilnehmer Zeit, ein
Video zum fail in den Wissenschaften zu
produzieren. Platz eins ging an David Peter
und sein Team am Institut für Organische
Chemie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz für ihr Video über ein missglücktes Experiment mit Muskeln.
Alle Gewinnervideos gibt es
in der digitalen Ausgabe auf:
www.fue-magazin.de
renz Getriebener, räumt Andreas Clausen von der Forschungs- und Entwicklungsabteilung des Konzerns ein. Doch
Clausen will nicht klagen: Dank der Digitalisierung habe er heute auch ganz andere Möglichkeiten zur Hand als vor 15
Jahren.
Der Nivea-Hersteller setzt bei der
Suche nach neuen Produktideen sowohl
auf die Expertise von Verbrauchern als
auch auf das Wissen von Fachexperten außerhalb des Unternehmens. Ausschlag für die Entwicklung des Deos
Black&White gab ein Problem, das
Clausen und seine Leute irgendwo in
den Verästelungen des World Wide Web
in einem Blog aufspürten: Lästige gelbe Schweißflecken auf dem hellen Shirt
waren dort das Thema. Die Beiersdorfer
nahmen Kontakt zu den Verbrauchern
auf, gemeinsam entwickelte man ein
Deodorant, dank dem weniger Rückstände in der Kleidung bleiben sollen.
„Wir nutzen viele Möglichkeiten, um
Konsumenten so früh wie möglich in
die Produktentwicklung einzubinden“,
12
sagt Clausen, der bei Beiersdorf open innovation – offene Innovationsprozesse –
verantwortet. Open innovation – das sei
vor allem die Kunst des Fragenstellens.
Natürlich, wenn man mit dem Verbraucher auf eigenen Plattformen, in Blogs
und Foren in Kontakt trete, könne man
vage darum bitten, einfach eine Idee zu
haben. „Man kann bei co-creation schon
auch einfach warten, was kommt. Die
Erfahrung zeigt aber: Wenn man zielgerichtet Fragen stellt und Vorgaben
macht, hat das, was man zurückbekommt, eine ganz andere Kraft.“
Schatz des Wissens
Grundsätzlichere Innovationen bekommt Clausen indes eher von externen Technologieexperten. „Es ist natürlich einfacher, von so einem Experten
etwas Disruptives zu bekommen, weil
diese sich jeden Tag mit unseren Themen auseinandersetzen. Sie haben einen
ganz anderen Wissensfundus. Sie haben
eine intrinsische Motivation, Lösungen
zu finden, hinter der ein finanzielles Interesse oder der Wunsch nach einer Forschungskooperation steht.“
Um diesen Schatz des Wissens zu heben, hat Beiersdorf 2011 den Pearlfinder
ins Leben gerufen. Die Onlineplattform
ist ein geschützter Raum für kreative
Fachideen, in den Beiersdorf Wissenschaftler von außen, Forschungseinrichtungen sowie Partnerunternehmen
einlädt, um gemeinsam innovative Produkte zu entwickeln. Vertrauen in der
Fachwelt wolle Beiersdorf schaffen, indem man sich auf die größten Innovatoren weltweit fokussiere – „und mit diesen bewusst langfristigere strategische
Partnerschaften aufbaut. Denn je mehr
Vertrauen da ist, umso mehr sind beide
Seiten bereit, offen zu kommunizieren
und zu kooperieren“, sagt Clausen. Verträge, etwa Geheimhaltungsabkommen,
sichern den zu schnellen Abfluss von
Know-how ohne Gegenleistung. Fragen nach einem neuen Konservierungsmittel für Kosmetik finden sich etwa
im Pearlfinder – ein schwieriges Spe- >
Stifterverband | F&E 2014
schwerpunkt
Richtig scheitern
foto: universität stuttgart
Reinhold Bauer, Professor für Wirkungsgeschichte an der
Universität Stuttgart und Autor des Buchs „Gescheiterte
Innovationen und technologischer Wandel“, über die
Gründe innovatorischen Scheiterns.
Wenn man sich aktuelle Innovationen ansieht, fällt auf,
dass hinter großer Rhetorik und Modewörtern wie big
data oftmals doch nur eine Optimierung von Bestehendem steckt. Traut man sich an revolutionäre Neuerungen nicht heran, weil diese besonders riskant sind?
Ja, eine Gefahr, an der Innovation scheitern kann, ist zu große Originalität, zu große Radikalität. Sogenannte Basisinnovationen, die man darüber definieren könnte, sind immer erheblich risikobehaftet. Sie bergen ein ziemlich hohes Risiko
des Scheiterns in sich – wenn eine Innovation etwa zu große
Anpassungsleistungen von den Nutzern oder einen zu großen
Systemumbau verlangt.
Welche Kriterien entscheiden denn über Erfolg oder
Scheitern einer Innovation?
Neben zu großer Radikalität kann eine Neuerung auch scheitern, wenn Nutzerwünsche falsch eingeschätzt werden. Sich
möglichst eng an den Nutzer anzubinden und seine Perspektive
so umfassend wie möglich einzunehmen, verringert sicher das
Risiko des Scheiterns. Es ist allerdings heutzutage gar nicht so
einfach, herauszufinden, was die Nutzer wirklich wollen. Es ist
auch nicht so einfach vorherzusagen, wie sich Nutzer Innovationen aneignen. Etwa die SMS: Die hat man halt dazugegeben zu
anderen Funktionen des Mobiltelefons, weil man eben konnte. Und hat überhaupt nicht damit gerechnet, dass das auf ein
so breites Echo stößt. Schließlich entscheiden kulturelle und
historisch-soziale Rahmenbedingungen darüber, ob sich eine
Innovation durchsetzt – oder eben nicht.
Können Sie ein Beispiel dafür nennen?
Ja, die Mikrowelle: Ein erster Versuch der Markteinführung
ist Anfang der 50er-Jahre gescheitert, dann hat man es in den
60ern noch einmal erfolglos versucht. Damals harmonierte
die Mikrowelle überhaupt nicht mit dem kulturellen Umfeld
der westlichen Welt. Denn es dominierte noch die klassische
Kleinfamilie mit dem alleinverdienenden Vater – und der zu
Hause bleibenden Mutter, die sich um Kinder und den Haushalt kümmert. Für das, was die Mikrowelle ermöglicht – eine
Entkopplung von Zubereitung und Verzehr sowie eine Ratio-
Stifterverband | F&E 2014
nalisierung der Speisezubereitung – gab es eigentlich gar keine Nachfrage. Das änderte sich erst ab den 80er-Jahren: Es gab
immer mehr Singlehaushalte und Doppelverdiener. Und auf
einmal bringt das, was dieses Gerät zu bieten hat, dem Nutzer
Vorteile. Andererseits ist die Mikrowelle in einigen Ländern
bis heute nicht besonders erfolgreich: Frankreich und Italien etwa pflegen eine andere Speisekultur, einen anderen Umgang, was die Zubereitung und das Essen angeht.
Die Mikrowelle brauchte mehrere Anläufe zum Erfolg.
Ab wann ist eine Innovation endgültig gescheitert?
Dass eine bestimmte Innovation zu einem bestimmten Zeitraum gescheitert ist, heißt nicht zwangsläufig, dass sie für
immer und ewig von der Bildfläche verschwunden ist. Wenn
sich die Welt verändert, kann eine solche Innovation im zweiten Anlauf sehr erfolgreich werden. Nehmen Sie das E-Book:
Noch vor zehn Jahren sah es so aus, als würde es sich in die
lange Reihe der gescheiterten Innovationen einfügen. Doch
mittlerweile haben sich die Lesegewohnheiten, der allgemeine Umgang mit Computer und IT massiv verändert – und das
Ding wird zumindest zu einem relativen Erfolg.
Stichwort Elektronik: Die Innovationszyklen werden
immer kürzer. Kann man sich Scheitern da überhaupt
noch leisten?
Erfolg ist ebenso wenig planbar, wie Scheitern vermeidbar ist.
Eine gewisse Toleranz dem Scheitern gegenüber innerhalb des
Innovationsprozesses ist eine Voraussetzung für den Erfolg einer Neuerung. „Innovativ sein“ heißt immer: Handeln unter
Informationsmangel, unter unklaren Bedingungen. Man weiß
eben nicht sicher, wie sich die Produkte, der historische Prozess gestalten werden. Und man kann auch aus Akteursperspektive zur jeweiligen Zeit durchaus alles richtig machen –
und dennoch scheitern. Etwa, weil sich die Rahmenbedingungen im Verlauf des Innovationsprozesses einfach verändern. Das ist genauso wenig kontrollierbar wie das Verhalten
der Konkurrenz. Aber natürlich wächst derzeit der Druck, die
Rahmenbedingungen werden schwieriger.
INTERVIEW: lukas grasberger
13
INITIATIVEN
Schwerpunkt
zialthema, da der Bereich hoch reguliert
ist. Sich externe Expertise in Feldern zu
holen, in denen man alleine schwer weiterkommt, hat sich für das Unternehmen ausgezahlt: Gemeinsam mit einem
Lieferanten entwickelte Beiersdorf einen
neuen Wirkstoff für empfindliche Haut,
der deren Selbstschutz stärken und Irritationen wie Juckreiz vorbeugen soll.
„Auch kleine, unbekannte Partner oder
etwa private Erfinder lassen sich heute über Pearlfinder finden und ansprechen“, erklärt Clausen. Statt in der abgeschotteten FuE-Abteilung entspringt so
immer mehr Innovation den sorgfältig
selbst geknüpften Netzwerken.
Beiersdorf und der Partner profitieren gleichermaßen: Der Konzern bekomme so früh Einblicke in die Technologi-
en etwa auch von Mittelständlern; die
externen Partner können an der Erfahrung des Kosmetikriesen teilhaben, Laborkapazitäten wie im „Project House“
und dem „Incubation Lab“ nutzen, oder
es springen Lizenzverträge und Lieferbeziehungen für sie heraus.
Der mit open innovation einhergehende Kulturwandel führe zuweilen
noch zu einem Knirschen im Gebälk des
Großkonzerns, räumt Clausen ein. „Natürlich gibt es bei uns Entwickler, die
skeptisch sind, weil sie das Wissen, das
sie sich über viele Jahre erarbeitet haben,
nicht ohne weiteres einfach mit ‚jemand
da draußen‘ teilen wollen.“ Seine Rolle
sei gleichermaßen die eines Diplomaten,
eines Übersetzers zwischen drinnen und
draußen – wie auch die eines Motors,
der gemeinsame Projekte voranbringt.
Neben crowdsourcing, open innovation
und co-creation setzt Beiersdorf neuerdings auch auf das Potenzial von big data: Für neue Produktideen durchforsten
Programme Patentdatenbanken, andere
Tools verfolgen semantische Ströme im
Internet, um Partner zu finden, die der
Konzern bisher noch nicht kannte.
Bit für Bit zum neuen Produkt
Big data, die Generierung großer Datenmengen und ihre Auswertung nahezu in
Echtzeit, führt bereits zur Entstehung
zahlreicher Innovationen – bei US-Internetgiganten wie Google gleichermaßen wie bei deutschen hidden champions.
Der schwäbische Werkzeugbauer Komet
„Durch den Hyperwettbewerb funktionieren
die herkömmlichen Modelle, Innovationen zu
generieren, nicht mehr.“
Ayad Al-Ani, Humboldt-Institut für Internet und Gesellschaft
14
Stifterverband | F&E 2014
Schwerpunkt
INITIATIVEN
Group etwa entwickelt einen Bohrer, der
meldet, wenn er kaputtgeht. Über ein
System, das lernt, welche Zustände am
Werkzeug mit welcher Belastung des Motors einhergehen, lässt sich der Zeitpunkt
für einen Werkzeugwechsel ziemlich
präzise vorhersagen. Dazu müssen Rechner riesige Datenmengen in Echtzeit verarbeiten – was bisher kaum möglich war.
Der Technikhistoriker Reinhold Bauer
sieht hierin ein „Verschmelzen von Produkt- und Prozessinnovation, eine sehr
typische Kombination für viele deutsche
Unternehmen, die auf internationaler
Ebene erfolgreich sind.“
Dass technische Innovationen durch
die Digitalisierung immaterieller werden – oder sich Bit für Bit gar in Dienstleistungen auflösen, beobachtet auch
Stifterverband | F&E 2014
der Wirtschafts- und Industriesoziologe Jürgen Howaldt. Die innovativen
Produkte des Industriezeitalters wie
den Hybridmotor oder das iPhone, sagt
der Professor an der TU Dortmund, habe man noch anfassen können. „Heute
gilt nicht nur die Herstellung, sondern
zunehmend auch die Einarbeitung und
Wartung einer Maschine als innovativ.“
Unter diesen Begriff fielen auch Dienstleistungen, neue Beratungskonzepte,
eine neue Handlungspraxis zwischen
Kunden. Den Dortmunder Wissenschaftler beschäftigt daher die Frage:
„Brauchen wir vielleicht zusätzlich zu
,Made in Germany‘ auch das Label ,Enabled by Germany‘?“
Seine These, dass sich mit dem Übergang von der Industrie- zur Wissensund Dienstleistungsgesellschaft auch
das Innovationsverständnis grundlegend wandle, hat Jürgen Howaldt bereits vor ein paar Jahren in einem Aufsatz zusammengefasst. Es ist der „soziale
Charakter“ der Netze, der andersartige
Innovationsprozesse bedingt und hervorbringt – ob in Wirtschaft, Wissenschaft, Politik oder Gesellschaft: Der
Bremer Psychologe und Vernetzungsexperte Peter Kruse zitiert in diesem Zusammenhang gern Walter Benjamin:
Wann immer die Medien sich änderten, ändere sich die Gesellschaft, sagte
Kruse in einer Radiosendung des Bayerischen Rundfunks. Kruse sieht eine
„grundlegend andere Systemarchitektur“, die durch die Änderung der Kommunikationsstrukturen bedingt sei.
„Und wenn sich die Kommunikationsstrukturen ändern, dann ändert sich die
Wahrnehmung der Menschen und am
Ende ändert sich dann auch die Gesellschaft.“ Die im Netz angelegte, verstärkte Einbindung von Nutzern, Kunden,
Bürgern verändert auch grundsätzlich
die Ziele von Innovationen. Dominierten in der Industriegesellschaft eindeutig rein wirtschaftliche Ziele, so stünden
im postindustriellen Paradigma gesellschaftliche Ziele wie Beschäftigung und
Lebensqualität im Zentrum, schreibt dazu Howaldt.
Für Neuerungen, die sich eng am
Bedarf der Menschen ausrichten, hat der
britische Forscher Fred Steward den Begriff der „transformativen Innovationen“
geprägt. Steward sieht verbraucherorientierte sozio-technische Netzwerke als
Impulsgeber der Zukunft. Innovation
entstehe in diesen Netzwerken durch
Lernprozesse. Neue Beteiligungsfor- >
15
foto: hpi school of design thinking/kay herschelmann
INITIATIVEN
schwerpunkt
Studenten der Potsdamer HPI School of Design Thinking.
Perspektivwechsel
gefragt
Die Idee war ziemlich weit hergeholt: Die Lösung für das Problem, wie sich Pakete in Innenstädten mit Autoverbot transportieren ließen, fanden Studenten der Potsdamer HPI School
of Design Thinking in Indien. Dort lassen Angestellte ihr Mittagessen von zu Hause an den Arbeitsplatz mithilfe einer Eimerkette liefern: Menschen, die einen Weg ohnehin zurücklegen, nehmen das Essen einfach mit und übergeben es dem
Nächsten für eine weitere Teilstrecke bis zum Ziel. Eine Art
Staffelsystem des Gütertransports, das die Brandenburger Studenten recherchierten und weiterentwickelten – und das die
Posttochter DHL mittlerweile in Schweden erprobt.
Der Geistesblitz entstand durch design thinking, eine Kreativitätsmethode, die an „Europas erster Innovationsschule
für Studenten“ gelehrt wird: Eine zündende Idee, sagt Schulleiter Ulrich Weinberg, entstehe zuerst in Teams von vier
bis sechs Personen, in denen nur einer ein Fachexperte ist
„und die anderen einen völlig anderen Blick auf die Fragestellung mitbringen“. Dann brauche es frei gestaltbare Räume, die die kreativ-intuitive Zusammenarbeit unterstützten.
Schließlich versetzen sich die Studenten in einen „Modus,
der die volle mentale Power abruft, und sowohl die analytische wie die kreative Hirnhälfte aktiviert“: Sie spielen dazu
mit Videoschnipseln, bauen aus Knetmasse, Legobausteinen
schnell erste Prototypen der Problemlösung. Die meiste Zeit,
so Weinberg, verwendeten die 120 Studenten, die den einjährigen Innovationskurs je Semester durchlaufen, damit, das
Problem und die Bedürfnisse des Nutzers zu verstehen. „Es
ist dieser Perspektivwechsel, durch den wir zu völlig anderen
Ansätzen kommen.“
16
men seien nötig, damit Laien als „Experten des Alltags“ ihr Wissen adäquat einbringen – und auf Augenhöhe mit den
Handelnden des Wissenschaftssystems
kommunizieren können. Ansätze für solche Instrumente, die so – gleich kommunizierenden Röhren zwischen Wissenschaft und Gesellschaft – Innovationen
hervorbringen, gibt es bereits, Stichwort:
citizen science. In Hochschulen und Forschungseinrichtungen können Bürger
damit von Subjekten, von „Lieferanten
für Bedürfnisinformationen“, zu aktiv
Handelnden werden. „Jeder hat nun die
Chance, sofort etwas zu tun“, sagt der
Wirtschaftstheoretiker Peter Finke mit
Blick auf die Vernetzung und Allgegenwart neuer Technologien wie Smartphones. „Diese Offenheit, dass jeder loslegen
kann, ist etwas völlig Neues.“
Das innovative Potenzial liegt für den
Wissenschaftstheoretiker Finke weniger
darin, dass Bürgerwissenschaftler durch
die Sammlung immenser Datenmengen zu Schmetterlingen oder der Kartierung von Sternen den Profis einen nie
gekannten Überblick verschaffen. Die
„Forschung von unten“ könne Wissenschaft erden. „Laien“, sagt Finke, „sind
weniger auf aktuelle Sichtweisen ihrer
Fächer eingeschworen.“ In der Wirtschaftswissenschaft etwa beleuchteten
Bürgerwissenschaftler blinde Flecken –
und entwickelten Alternativen zum
Wachstumsparadigma. „Citizen scientists
sind auch nicht gezwungen, streng auf
die Einhaltung von Disziplingrenzen zu
achten.“ Diese Zusammenhangorientierung sei aber wichtig für Innovationen,
mit denen Zukunftsfragen angegangen
werden könnten – die sich eben oft nur
interdisziplinär lösen ließen.
Statt eines Modells, das stark auf die
Rolle der Wissenschaft als Impulsgeber
fokussiert, setzt der Dortmunder Professor Jürgen Howaldt auf eines, in dem
die Gesellschaft selbst zum Ort von Innovationen wird. „Für viele Probleme,
die drängen, gibt es keine technologische Lösung.“ Howaldt hat sich daher
Stifterverband | F&E 2014
schwerpunkt
INITIATIVEN
der Erforschung sozialer Innovationen
verschrieben: In Hülle und Fülle fündig wird Howaldt in den Ländern des
Südens, in Lateinamerika und Afrika.
„Dort gibt es Hunderte Beispiele von sozialen Innovationen zur Armutsbekämpfung.“ Bei einigen ergänzten sich Technik
und gesellschaftliche Praxis unglaublich
wirkungsvoll.
Hilfe zur Selbsthilfe
Als ein Erfolgsmodell für solche soziale
Innovationen gilt das Projekt iCow der
Kenianerin Su Kahumbu. Am Anfang
ihrer Erfindung stand eine persönliche
Not: Die Musikerin wollte umsatteln,
Biobäuerin werden, „aber ich hatte überhaupt keine Informationen. Da habe ich
mich gefragt: Wie macht das diese Viel-
zahl kleiner Farmer, die überhaupt keine
landwirtschaftliche Ausbildung haben,
sich ein paar Tiere halten, um zu überleben?“, erzählt Kahumbu im SkypeInterview. Als vor ein paar Jahren die
Mobilfunkkosten in Kenia so stark einbrachen, dass sich Millionen plötzlich
einfache Mobiltelefone leisten konnten,
hatte Kahumbu einen Geistesblitz: „Warum nicht dieses Medium verwenden, um
Wissen an die Farmer zu verteilen?“
Hilfe zur Selbsthilfe für Subsistenzbauern per SMS – eine bestechend einfache Idee. Kahumbu ließ eine App von
einheimischen Softwareexperten programmieren, entwickelte die App bei
monatelangen Fahrten übers Land mit
den Bauern weiter, passte sie deren Problemen an. Eine Vorgehensweise, die soziale Innovationen relevant mache, sagt
sie. Fragen wie: „Wo finde ich den nächsten Tierarzt? Wann und gegen was muss
ich impfen? Wann braucht meine Kuh
eine Melkpause?“ werden nun per SMS
oder Voice-Mail beantwortet. Auf dem
virtuellen Marktplatz Soko können die
Kleinbauern mit Mutterkühen und Kälbern handeln. Drei Jahre nach der Gründung nutzen Zehntausende iCow. Einer
Studie zufolge, bei der Bauern zu Beginn
ihrer iCow-Nutzung und einige Monate
später befragt wurden, konnte mehr als
die Hälfte der Befragten die Milchleistung
ihrer Tiere verdoppeln. Ein wichtiger Beitrag zur Ernährungssicherheit, betont die
Kenianerin: Ein Viertel aller Afrikaner sei
unterernährt. Oft, weil Eigenbedarfsbauern landwirtschaftliche Praktiken nie
gelernt hätten – und schon Tierkrankheiten wie Euterentzündung oder ver- >
„Jeder hat nun die Chance, etwas zu tun.“
peter finke, wirtschaftstheoretiker
Stifterverband | F&E 2014
17
schwerpunkt
„Für viele Probleme, die
drängen, gibt es keine
technologische Lösung.“
Jürgen Howaldt, Wirtschaftsund Industriesoziologe
18
seuchtes Futter reiche, sie zu Hungernden zu machen.
iCow taucht als Paradebeispiel im
jährlichen Trendreport des betterplace
lab auf, einem Thinktank aus Berlin, der
digital-soziale Innovationen erforscht.
Die Führungseliten aus Politik und Wirtschaft, aber auch in NGOs und Wohlfahrtsverbänden „scheuen die Risiken,
die die Suche nach bahnbrechenden Innovationen unweigerlich mit sich bringt“,
kritisiert betterplace-Mitgründerin Joana Breidenbach. Mit der MikrospendenPlattform betterplace wurde die promovierte Anthropologin daher 2007 selber
initiativ. Dank der digitalen Infrastruktur
von betterplace.org können auch geringe Spendenbeträge ohne Mittelsmänner
und Verwaltungskosten direkt an lokale
Kleinprojekte weitergeleitet werden – ob
zur Regenwald-Aufforstung in Costa Rica oder für einen „Kältebus“ für Obdachlose in Hamburg. Mit der „Zeitspende“
hat betterplace 2013 die nächste soziale Innovation gestartet: Via Smartphone will das Sozialunternehmen nun ehrenamtliches Engagement vereinfachen.
Dank mobiler Engagemenvermittlung
per App sollen junge Freiwillige Projekte in ihrer Umgebung suchen, sich aber
auch jenseits fester Vereinsstrukturen engagieren – oder gar soziale Vorhaben selber initiieren können.
Doch solche Innovationen entstehen
noch zu zufällig, seien zu sehr auf die Initiative Einzelner angewiesen, kritisiert
Howaldt, der den Sammelband „Soziale Innovation – auf dem Weg zu einem
postindustriellen Innovationsparadigma“ mit herausgegeben hat. Die Förderung sozialen Unternehmertums stecke
hierzulande – im Gegensatz zu Großbritannien oder den USA – noch in den
Kinderschuhen. So finanziert sich betterplace überwiegend durch private Förderer und „strategische Partner“ wie die
Firma Vodafone, die die Ehrenamts-App
mitbetreibt. Die Politik sei in der Pflicht,
Forschungs- wie Förderprogramme für
soziale Innovationen aufzulegen, sagt
Howaldt – sowie eine Basisinfrastruktur
zu schaffen. „Jede Stadt in Deutschland
hat mittlerweile ein Technologiezentrum. Wir bräuchten auch Zentren, in
denen Beratung und Wissensaustausch
zu sozialen Innovationen stattfindet.“
Noch behandle die Politik soziale Innovationen nicht auf Augenhöhe mit
technologischen – „obwohl diese die
hohen Erwartungen, die drängenden
Zukunftsprobleme zu lösen, nicht erfüllen konnten“.
In der neuen Hightech-Strategie, die
die Bundesregierung im September verabschiedet hat, tauchen soziale Innovationen immerhin an einigen Stellen
auf. Die aktive Einbeziehung der Gesellschaft als zentraler Akteur solle vorangetrieben und wichtige Elemente wie
Technologieoffenheit, Bürgerpartizipation und soziale Innovationen gestärkt
werden, heißt es darin etwa. Ein umfassender, integrativer Ansatz fehle indes,
kritisiert Howaldt. „Das Thema ,soziale Innovation‘ ist immerhin zur Politik
durchgedrungen. Aber es gibt noch viel
Luft nach oben.“ Stifterverband | F&E 2014
schwerpunkt
Daniel Sennheiser, Ko-Chef
des Traditionsunternehmens
foto: sennheiser
Sennheiser.
Ingenieure müssen spinnen dürfen
„Diese Idee lag damals einfach in der Luft“, lacht Daniel Sennheiser. Das Traditionsunternehmen Sennheiser, das der 40-Jährige als Ko-Chef leitet, hat das drahtlose Mikrofon mit erfunden.
Unter anderem, betont der Sennheiser-Geschäftsführer – denn
der Mittelständler aus dem niedersächsischen Wedemark gilt
schon seit Jahrzehnten als Innovationsschmiede: Den Großteil
seines Umsatzes macht der hidden champion mit Produkten, die
durch mindestens eines, öfter auch mehrere Patente geschützt
sind. Hunderte sind es mittlerweile, sie stecken in Funkmikrofonen für Live-Sendungen und Bühnenauftritte, im ersten Anrufbeantworter, im ersten Babyfon. „Ingenieure“, sagte Firmengründer Fritz Sennheiser einst, „müssen spinnen dürfen“.
Im Laufe der Jahre hat sich aus dieser Haltung eine
Strategie entwickelt. Mit Achim Gleissner beschäftigt das
2.500-Mitarbeiter-Unternehmen einen Manager für Innovationsstrategien, gerade entsteht der „Innovation Campus“,
ein Entwicklungszentrum am Stammsitz, wo Kundenbedürfnisse auf Lösungskompetenzen träfen. Dort gehe es darum,
Ideen zum Fließen zu bringen. Und ihnen Raum zu geben.
Dies ist durchaus wörtlich gemeint: „Alles ist irgendwie beweglich“ in einem flexibel gestaltbaren Bereich, in dem Mitarbeiter viel malen, ausprobieren, locker Leute hinzuziehen
können. Dies sei am Anfang eines Innovationsprozesses
nötig. Dann müssten sich die Räume verändern lassen –
Stifterverband | F&E 2014
für eine Phase, in der sehr schnell Prototypen entstehen, die
man dann mit den Anwendern und Kunden testen könne.
Nach einem positiven Kundenfeedback kommt das Stadium
des klassischen Entwicklungsprojekts, mit Fachleuten, die
die Idee zu Ende „tüfteln“. Die Entwicklung vollziehe sich in
„iterativen Zyklen“: von Schritt zu Schritt – immer erst, wenn
der vorhergehende funktioniert hat. Früh und viel scheitern
gehöre zum Konzept, sagt Sennheiser. „Kinder lernen laufen
auch durch hinfallen. Aber: Wenn ein Kind fällt, ist es noch
nicht groß, fällt darum auch nicht so tief – und tut sich auch
noch nicht so weh.“
Viel scheitern kann Sennheiser mit der Musikerin Imogen
Heap, die mit einer Art Hightech-Handschuh Bewegungen ihrer
Hand in Musik umwandelt. „Die Computertechnik interpretiert hier Körperbewegungen.“ Dazu brauche es neue Sensorik,
die Audio modulieren könne, auch ganz neue Mikrofone. „Wir
lernen dadurch, Schritt für Schritt, modular neue Produkte
aufzubauen.“ Der Begriff des Lernens gefällt auch Innovationschef Gleissner besser als scheitern, das im Deutschen so negativ
klinge. Er halte es mit dem Zitat von Thomas Alva Edison: „Ich
bin nicht gescheitert. Ich kenne jetzt 1.000 Wege, wie man keine Glühbirne baut.“ 19
fotos: david ausserhofer
INITIATIVEN
DIE FORSCHERIN
Lara Terstegen, geboren im rheinischen Wesel, studierte
Biologie an der RWTH Aachen. Als Doktorandin spezialisierte sie sich auf den Schwerpunkt Biochemie. Das Thema ihrer
Dissertation: „Die Hemmung der IL-6-induzierten STAT-Aktivierung durch MAP-Kinasen und virale Infektion“. Seit 2001
arbeitet sie für die Forschung der Beiersdorf AG in Hamburg.
Ihre Stationen dort: Research Scientist, Laborleiterin AntiTranspiranzia, Leiterin der Abteilung Wirkstoffe und Galenik
und seit 2013 Leiterin der Abteilung Applied Skin Biology.
20
Stifterverband | F&E 2014
INITIATIVEN
Management
statt Laborarbeit
Hochschulkarriere oder doch lieber ein Job in der Industrie? Vor dieser Frage stehen viele
Wissenschaftler nach erfolgreich abgeschlossener Dissertation. Lara Terstegen hat sich
bewusst für die anwendungsbezogene Arbeit im Unternehmen entschieden – und den
Beschluss nie bereut.
Von Mareike Knoke
D
ie menschliche Haut ist für Lara
Terstegen ein faszinierendes Organ. „Sie hält den Körper zusammen, sie schützt uns vor äußeren Einflüssen. Ohne diese Hülle würden wir
einfach zerfließen. Und all das, obwohl
sie doch so dünn und zart erscheint“,
sagt die promovierte Biologin mit hörbarer Bewunderung. Schon während ihrer Doktorandenzeit an der RheinischWestfälischen Technischen Hochschule
(RWTH) in Aachen – in ihrer Dissertation beschäftigte sie sich mit an entzündlichen Prozessen beteiligten Signalwegen
im Körper – kam sie in Kontakt mit den
Dermatologen der dortigen Universitätsmedizin. Heute leitet die 44-Jährige bei
der Hamburger Beiersdorf AG die Forschungsabteilung Applied Skin Biology.
In den Abteilungs-Laboren werden Wirkstoffe und Wirkstoffkombinationen aus
neuen und schon bekannten, bewährten
Substanzen für die Hautpflege entwickelt
und optimiert – um später, in einer anderen Abteilung, Produkte daraus zu entwickeln, die die Haut in möglichst gutem
Zustand bewahren.
Vor 13 Jahren begann Lara Terstegen
ihre Industrieforscherinnen-Karriere als
Research Scientist bei dem Unternehmen, zu dessen Aushängeschildern die
Marken Nivea und Labello gehören. Jedes Jahr stehen rund 25.000 frisch promovierte Wissenschaftler vor der Frage,
Stifterverband | F&E 2014
ob sie versuchen, an einer Hochschule
Karriere zu machen und den mitunter
harten Weg von einem befristeten Postdoc-Vertrag zum nächsten auf sich nehmen. Oder ob sie dem Werben der Industrie um exzellente Nachwuchskräfte
für Forschung und Entwicklung nachgeben. Lara Terstegen hat ihre Entscheidung für die Industrie nie bereut: „Mir
ist es wichtig, dass das Ergebnis meiner
Forschung etwas Anwendungsbezogenes, Fassbares und Verwertbares ist.
Und ich einen messbaren Erfolg sehen
kann – nämlich das Produkt, eine Hautcreme oder ein Deodorant, das genau die
Wirkung entfaltet, die ich zu Beginn der
Forschungsarbeit im Kopf hatte“, betont
die gebürtige Rheinländerin, die sich
mittlerweile unter den eher zurückhaltenden Hanseaten sehr wohl fühlt.
Vom Labor an den Schreibtisch
Die Grundlagenforschung an einer Universität wäre langfristig nicht das Richtige
für sie gewesen, sagt sie. Dabei stand für
sie nicht einmal so sehr im Vordergrund,
dass Wissenschaftler in der Industrie teilweise das Doppelte von dem verdienen,
was Postdocs an einem Uni-Institut auf
dem Gehaltskonto haben. „Sondern all
das, wovor viele Hochschulwissenschaftler oft zurückschrecken, macht mir großen Spaß – zum Beispiel der Bereich des
Forschungsmanagements.“ Ihr Arbeitsplatz ist schon seit etlichen Jahren nicht
mehr das Forschungslabor, sondern der
Schreibtisch und die Konferenzräume für
die Abteilungsmeetings in der Firmenzentrale im Stadtteil Eimsbüttel. Für die
Biologin ist das eine natürliche Begleiterscheinung, wenn man eine weitere Sprosse der Karriereleiter erklommen hat. „Die
Arbeit im Labor hat zwar ebenfalls Spaß
gemacht. Doch Strategien für die Erforschung neuer Wirkstoffe und deren Einsatz zu entwickeln, fand ich fast von Anfang an noch spannender.“
Auch hat sich Lara Terstegen damals,
als Neuling bei Beiersdorf, schnell daran gewöhnt, strikt anwendungsbezogene und gewinnorientierte Forschung
zu betreiben. „Unsere Forschungsarbeit
muss ein Produkt hervorbringen, das im
Handel gute Chancen hat. Ist dies nicht
der Fall, wird das Projekt fallen gelassen.“ Denn die Industrie forsche nie zum
Selbstzweck.
Dafür ist die Geräteausstattung oft
besser und leistungsstärker als an vielen
Hochschulen, wo, anders als in der Industrie, Zeit eben nicht Geld ist. „Aber
ich muss zugeben: Der sportliche Wettlauf mit unseren Mitbewerbern um das
noch bessere Deo oder die noch bessere
Wirkstoffkombination für Anti-AgingCremes reizt mich sehr“, sagt Lara Terstegen mit einem Lächeln.
21
INITIATIVEN
Forschung international
Globalisierte Märkte brauchen internationale Forschung: Unternehmen in
Deutschland geben immer mehr für Forschung und Entwicklung im Ausland aus.
Eine Gefahr für den Innovationsstandort Deutschland?
Von Kristina Vaillant
B
ASF will seine Forschungsaktivitäten bis 2020 zur Hälfte ins
außereuropäische Ausland verlagern – das kündigte das Unternehmen
im Frühjahr an. Jeder Euro, den das Unternehmen in den kommenden Jahren
zusätzlich in Forschung und Entwicklung investiert, fließt dann vermutlich
an Tochterunternehmen oder Forschungsinstitute in den USA, in China,
Japan und Südkorea, wo BASF in den
letzten Jahren Forschungsnetzwerke im
Bereich der Materialwissenschaften etabliert hat.
Der Plan des Ludwigshafener Chemiekonzerns ist keine Besonderheit. Wie
eine Auswertung der jährlichen Statistik zu Forschung und Entwicklung im
deutschen Wirtschaftssektor des Stifterverbandes zeigt, spiegelt er einen allgemeinen Trend wider: Unternehmen mit
Sitz in Deutschland investieren einen
wachsenden Anteil ihrer Ausgaben für
Forschung und Entwicklung im Ausland. Bei den 100 Unternehmen mit den
höchsten weltweiten Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) stiegen
die Ausgaben für FuE im Ausland von
2007 bis 2011 um mehr als 50 Prozent.
Die Summe, die sie im Inland ausgaben,
nahm im gleichen Zeitraum nur um 15
Prozent zu. Der Großteil der Investitionen bleibt aber in Deutschland: 33,6 Millionen Euro gaben die Unternehmen hier
im Jahr 2011 aus, doppelt so viel wie im
Ausland, wo sie nur 14,8 Millionen Euro
in Forschung und Entwicklung steckten.
Aber nicht nur die Ausgaben der
Großkonzerne gehen zu diesem Zweck
immer öfter ins Ausland. Nina Czernich, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI), hat 2012
in Zusammenarbeit mit dem Stifterver-
band über 100 Unternehmen befragt
und herausgefunden: Auch kleine und
mittlere Unternehmen betreiben seit
Jahren Forschung und Entwicklung
im Ausland. „Zwar sind ihre Ausgaben
deutlich niedriger als die der Konzerne“, sagt Czernich, „aber auch hieraus
können Innovationen entstehen.“ Die
EFI, deren Geschäftsstelle beim Stifterverband angesiedelt ist, berät seit 2006
die Bundesregierung bei Innovationsthemen. Dazu gibt sie einmal im Jahr
ihr Gutachten zu Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit Deutschlands heraus.
Nach ihren Motiven befragt, gaben die meisten Unternehmen in der
Sonderbefragung an, mit ihren Auslandsaktivitäten Absatzmärkte oder
spezifisches Fachwissen erschließen
zu wollen. Danach strebt auch das familiengeführte Unternehmen Phoenix
Wie viel deutsche Unternehmen für Forschung und Entwicklung im Ausland ausgeben, berechnet der Stifterverband aus
den Daten seiner jährlichen Erhebung und aus den Geschäftsberichten von 100 global agierenden Unternehmen. Gemeinsam mit der Expertenkommission Forschung und Innovation
hat der Stifterverband darüber hinaus für eine Sonderauswertung 113 Unternehmen zur Motivation und zu Zielländern befragt. Zusammen gaben diese Firmen – Stand 2011 – 7,2 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung im Ausland aus.
www.e-fi.de
22
Stifterverband | F&E 2014
foto:basf
INITIATIVEN
BASF-Labor für Kunststoffadditive und Pigmente im indischen Mumbai.
Contact aus dem nordrhein-westfälischen Blomberg. Denn die Instrumente
zur Steuerung von Produktionsanlagen
produziert das Unternehmen für den
Weltmarkt. „Unsere Tochtergesellschaften in den USA und in China arbeiten
hauptsächlich an Produktentwicklungen für ihre regionalen Märkte. Beispielsweise wenn es darum geht, eine
Komponente auf ein anderes Maßsystem einzustellen“, sagt Pressesprecherin Eva von der Weppen. Deutschland
sei aber das Zentrum der Entwicklungsaktivitäten und bleibe es auch.
Trotzdem käme es immer öfter vor,
dass Produktentwicklungen ins Ausland ausgelagert würden. „Wenn es hier
am Firmensitz in Blomberg zu Engpässen kommt und Entwicklungen zu lange
dauern würden, um die neuen Produkte frühzeitig auf den Markt zu bringen,
dann schauen wir natürlich, ob wir bei
unserem Tochterunternehmen in den
USA Kapazitäten frei haben.“ Das Unter-
Stifterverband | F&E 2014
nehmen schließt nicht aus, dass durch
den Bedarf an solchen Ingenieursleistungen in Zukunft ein größerer Teil der
Ausgaben für Forschung und Entwicklung – im Jahr 2013 waren es über 100
Millionen Euro – ins Ausland fließen
könnte.
Auf der Suche nach Spezialisten
Die Bayer AG investiert als global agierender Konzern schon seit Jahren konstant 40 Prozent seiner Forschungs- und
Entwicklungsausgaben im Ausland.
Dabei steht die Suche nach den „besten
Köpfen“ im Vordergrund. „Ob das Land
dann gleichzeitig noch einen Absatzmarkt für uns bietet, ist zweitrangig“,
sagt Michael Metzlaff, Innovation-Relations-Manager bei Bayer in Leverkusen.
„Wissenschaft ist heute so komplex und
so interdisziplinär, da brauchen wir die
besten Partner für unsere Forschung.“
Als Beispiel nennt er die 2012 verein-
barte Kooperation mit der TsinghuaUniversität in Peking. Das Unternehmen
fand dort die Spezialisten mit genau der
Qualifikation auf dem Gebiet der biomedizinischen Wissenschaften, die es benötigte – und an den heimischen Hochschulen nicht fand.
Dass die Globalisierung von Unternehmen und Märkten früher oder später auch die Internationalisierung von
Forschung und Entwicklung nach sich
zieht, überrascht nicht. Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) warnt jedoch davor, dass der
Forschungsstandort Deutschland dadurch ins Hintertreffen geraten könnte. In ihrem Jahresgutachten 2014 fordert die EFI deshalb von der Politik, die
Wissenschaft in Deutschland noch besser für den internationalen Wettbewerb
zu rüsten und alles dafür zu tun, damit
die besten jungen Wissenschaftler nach
Deutschland kommen – und auch hier
bleiben. 23
INITIATIVEN
Ideen für
den Wandel
Die Gesellschaft wird älter, doch Panik ist nicht
angebracht. Der demografische Wandel bringt
Innovationen mit sich, von denen alle profitieren.
Von boris hänssler
C
are-o-bot ist ungefähr so groß wie
ein Mensch. Statt eines Kopfs hat
der Roboter einen Bildschirm.
Hinter seinem Rücken ist ein Greifarm
versteckt, den er bei Bedarf ausfährt. Eine Woche lang war Care-o-bot bereits
auf der Demenzstation des Parkheims
Berg in Stuttgart im Einsatz. Dort rollte
er durch den Flur, wich geschickt Hindernissen aus und reichte Bewohnern ein
Glas Wasser. Er sprach sie sogar mit Namen an. Außerdem merkte er sich, welcher Bewohner wie viel Wasser getrunken hat. Auf Wunsch sang er sogar ein
Lied oder startete auf dem Bildschirm ein
Memory-Spiel. In Zukunft soll er auch
putzen und Wäsche waschen. Entwickelt wurde der Roboter vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und
Automatisierung (IPA).
Wandel birgt Chancen
Die Freude an solchen Innovationen für
ältere Menschen darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass in Deutschland Panik herrscht: Die Zahl der Gestorbenen
übersteigt seit Jahren die Zahl der Geborenen. Zuwanderer können das Defizit
nicht ausgleichen. Nach Prognosen des
Statistischen Bundesamts wird die Einwohnerzahl von derzeit circa 80 Millio-
24
nen auf etwa 65 bis 70 Millionen im Jahr
2060 schrumpfen. „Die Alterung unserer
Gesellschaft hat tief greifende Auswirkungen auf die Alters- und Gesundheitsvorsorge“, behauptet Axel Börsch-Supan,
Direktor am Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik in München.
„Sie ist eine Herausforderung an unser
gesamtes Wirtschaftssystem, an den Arbeitsmarkt, die Produktion und den Kapital- und Immobilienmarkt unseres
Landes.“
Doch Börsch-Supan weist auch darauf hin, dass tiefgrauer Pessimismus
nicht angesagt ist: „Ob der dramatische
Strukturwandel unseren Lebensstandard
und unseren Sozialstaat bedroht, hängt
von unseren wirtschafts-, sozial- und arbeitsmarktpolitischen Entscheidungen
und unserer Reaktion auf diese politischen Maßnahmen ab.“ Schon jetzt ist
sichtbar, dass der demografische Wandel
nicht nur Probleme, sondern eine Vielzahl von Innovationen mit sich bringt.
Marion A. Weissenberger-Eibl (siehe
auch Interview auf S. 27), Professorin für
Innovations- und Technologie-Management am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), sagt: „Produkte und Technologien, die an den demografischen
Wandel angepasst werden, bieten Unternehmen große Chancen – vor allem,
Senioren sind offen für
neue Produkte, sofern sie einen
klaren Nutzen mit sich bringen.
Stifterverband | F&E 2014
initiativen
CARE-O-BOT IM EINSATZ
Erleben Sie den Serviceroboter
beim Einsatz im Altenheim.
Zu sehen in der Onlineausgabe:
www.fue-magazin.de
wenn sie keine reinen Seniorenprodukte
herstellen, sondern sich vom Grundsatz
des design for all leiten lassen: Von weniger komplexen Bedienungsanleitungen
und einer benutzerfreundlichen Bedienung profitieren nämlich nicht nur ältere Kunden, sondern alle.“
foto: portra images/stone/getty images
Kein Stigma mehr
Stifterverband | F&E 2014
Ältere Menschen möchten nicht unbedingt andere Technologien nutzen als
jüngere. Franz Koller, Managing Director des IT-Beratungsunternehmens User
Interface Design in Ludwigsburg, sagt,
dass bei der Entwicklung von Produkten
für ältere Menschen in den vergangenen
Jahren deshalb ein Umdenken stattgefunden habe. Kollers Firma berät Unternehmen bei der Entwicklung von Produkten, die intuitiv bedienbar sind und
ein positives Nutzer-Erlebnis schaffen.
„Noch vor einigen Jahren kamen Produkte auf den Markt, denen man schon
auf 100 Metern ansah, dass sie für ältere Menschen gedacht sind“, sagt Koller.
„Sie fühlten sich dadurch stigmatisiert.“
Plötzlich hieß es, Senioren wären an
Technik nicht sonderlich interessiert.
Doch das sei falsch: „Senioren sind sehr
offen für neue Produkte, sofern sie einen
klaren Nutzen mit sich bringen.“ Tab- >
25
initiativen
let-PCs sind ein gutes Beispiel: Sie lassen
sich leichter bedienen als klassische PCs
– und haben nicht das Etikett „SeniorenTechnik“. Bei Senioren kommen sie gerade deshalb gut an.
Technologien, die generationenübergreifend genutzt werden, helfen
Senioren, wieder mehr am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. „Wenn ein
Partner stirbt oder die körperliche Mobilität nachlässt, ziehen sich viele ältere Menschen zurück“, sagt Christophe
Kunze, Professor für Assistive Technologien an der Hochschule Furtwangen.
Populäre Dienste wie Videotelefonie
oder soziale Netzwerke können einer
solchen Isolation vorbeugen. Schon
heute nutzen ältere Menschen Skype,
um ihren Enkeln, die weit weg wohnen,
näher zu sein.
Ob die Technik auch wirklich leistet, was sie verspricht, untersucht Ingrid Schubert von der Universität zu
Köln: Anhand der Daten von gesetzlichen Krankenkassen können die Forscher beispielsweise sehen, wie häufig
die in Leitlinien empfohlenen Arzneimittel tatsächlich verordnet wurden. Künftig überprüfen die Versorgungsexperten
auch Technologien des sogenannten ambient assisted living wie Serviceroboter,
Telemedizin oder automatische Notrufsysteme auf ihren langfristigen Nutzen.
aus Videospielen oder mit Sensoren der
Gebäudetechnik. „Mit Letzteren können
wir schon sehr gut erkennen, ob Menschen in ihrer häuslichen Umgebung
längere Zeit inaktiv sind“, sagt Christophe Kunze, dessen Team Monitoringsysteme entwickelt. Damit solche Techniken also in die Haushalte einziehen,
braucht es kein großes Budget mehr.
„Die Consumer-Industrie liefert künftig
immer flexiblere Produkte, die spezialisierte Firmen nur noch für Senioren anpassen müssen“, sagt Kunze.
Freilich profitieren ältere Menschen
nicht nur von den Ideen der Elektronikbranche. Auch die Biotechnologie steht
vor Durchbrüchen. Den Forschern geht
es nicht unbedingt darum, das Leben
beliebig zu verlängern, wie oft geglaubt
wird, sondern altersbedingte Krankheiten so lange wie möglich hinauszuzögern. „Denn was bringt es einem Menschen, wenn er zwar 90 Jahre alt wird,
aber von 75 an schwer krank ist?“, fragt
Karl Lenhard Rudolph, wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Instituts für
Altersforschung – Fritz-Lipmann-Institut in Jena. Das Institut versucht Genvariationen zu identifizieren, die beeinflussen, ob jemand gesund altert oder
nicht. Dabei wird auch untersucht, welche Schäden in der Erbinformation dafür
Hilfe im Alltag: Care-o-bot holt der Bewohnerin eines Altenheims
einen Becher Wasser aus einem Getränkeautomaten.
Wie sich solche Technologien bewähren,
hängt allerdings auch von ihren Kosten
ab. Die IT-Branche stürzt sich nicht gerade auf Technologien, die Senioren das
Leben erleichtern. Das Thema Alter ist
nicht werbeträchtig. Beispiel Notfallsysteme im Haushalt: Schon vor 20 Jahren
testeten Forscher Technologien, die zum
Beispiel Stürze von älteren Menschen in
der Wohnung automatisch registrieren
und ärztliche Hilfe anfordern sollten.
Die erprobten Systeme hätten allerdings
mehrere 100.000 Euro gekostet. Inzwischen arbeiten Forscher mit Sensoren
26
foto: heinz heiss
Eine Kostenfrage
Stifterverband | F&E 2014
initiativen
„Eine Gemeinschaftsaufgabe“
Ein Interview mit Marion A.
Weissenberger-Eibl, Leiterin des
Fraunhofer-Instituts für Systemund Innovationsforschung.
foto: fraunhofer isi/klaus mellenthin
sorgen, dass Zellen im Alter sich nicht
teilen oder Organe irgendwann nicht
mehr funktionieren. Außerdem wird erforscht, wie Stammzellen altern. Dass in
diesem Bereich einiges zu erwarten ist,
zeigt das steigende Interesse an diesen
Forschungen: In den USA hat Google
mit Calico eine eigene millionenschwere Biotechnik-Firma gegründet, um die
Altersforschung zu beschleunigen.
Fest steht: Der demografische Wandel ist kein Schreckgespenst mehr. Wissenschaftler und Entwickler bereiten uns
mit ihren Ideen auf ihn vor – und bringen
damit die Generationen vielleicht sogar
wieder näher zusammen.
Wie beeinflusst der demografische Wandel die Entwicklung
neuer Technologien?
Durch den demografischen Wandel verändert sich die gesamtwirtschaftliche Nachfrage: Die Kunden werden weniger und älter – und
ältere Menschen haben im Hinblick auf Technologien und Produkte
andere Bedürfnisse als jüngere. Man darf jedoch nicht vergessen, dass
viele Menschen, die jetzt oder in einigen Jahren ins Rentenalter kommen, beruflich und privat seit vielen Jahren Informations- und Kommunikationstechnologien nutzen. Sie sind damit also deutlich vertrauter als vorhergehende Generationen. Die Unternehmen müssen also vor
allem auf die sich ändernden körperlichen Fähigkeiten eingehen, um
am Markt erfolgreich zu bleiben.
Können Innovationen Probleme ausgleichen, die sich durch den
demografischen Wandel ergeben?
Der demografische Wandel beziehungsweise der Umgang damit war,
ist und bleibt eine gesamtgesellschaftliche Gemeinschaftsaufgabe –
die Fokussierung auf die rein technischen Aspekte ist falsch. Notwendig sind soziotechnische Innovationen, damit die Menschen möglichst lange selbstbestimmt leben können – idealerweise im eigenen
Zuhause. Hierfür wird in den Bereichen ambient assisted living und
smart home viel geforscht – auch, um neben dem technischen den
menschlichen Aspekt nicht zu vergessen.
Welche Rolle spielt die Politik? Kann sie Innovationen für ältere
Menschen fördern?
Im Bereich der Forschungsinfrastruktur kann die Politik viel tun:
Durch die Unterstützung des Wissenstransfers zwischen Forschungseinrichtungen und Unternehmen können nützliche Innovationen
schneller entwickelt und auf den Markt gebracht werden. Für Innovationen braucht es zunächst eine gute Innovationskultur. Die Politik kann die Innovationskultur zwar nicht allein verändern, aber die
richtigen Akzente setzen. Da beispielsweise eine Nichtnutzung der
digitalen Medien heute fast unmöglich ist, sollte die Bildungspolitik
die Möglichkeiten schaffen, dass alle Menschen im Prozess des lebenslangen Lernens ausreichende Medienkompetenz erlangen und
so am Alltag teilhaben können. Teilhabe bedeutet nicht zuletzt, seine
Bedürfnisse zu äußern, sodass Probleme bewusst gemacht werden
und Lösungen dafür gefunden werden können.
Stifterverband | F&E 2014
27
INITIATIVEN
Revolution im
Flugzeugbau
Jan Binnebesel (li.) und Till Marquardt setzen neue Akzente im
Flugzeugbau.
Leichte Flugzeuge verbrauchen weniger Treibstoff. Das wissen auch die Ingenieure ­
Jan Binnebesel und Till Marquardt und tüfteln deshalb an einer bahnbrechenden Idee.
Von Cord Aschenbrenner
J
edem, der schon mal geflogen ist,
ist klar, dass ein Flugzeug sein
Fahrwerk nur am Boden braucht“,
sagt Jan Binnebesel und wie er das so
sagt, denkt man: Klar, wozu sollen die
Räder denn auch durch die Lüfte geschleppt werden, schwer wie sie sind?
Ist man an diesem Punkt angelangt,
brauchen Binnebesel und sein Partner
Till Marquardt nicht mehr viel Überzeu-
28
gungsarbeit zu leisten. Denn die Idee,
die der Ingenieur und Flugzeug-Systemtechniker Binnebesel während seines
Studiums an der Technischen Universität Hamburg-Harburg hatte, scheint
so einfach wie einleuchtend: Flugzeuge in Zukunft ohne Fahrwerk zu bauen
und so ihr Gewicht ganz erheblich zu
senken, nämlich um bis zu 25 Tonnen
(etwa beim Airbus A 380). Was wiede-
rum bis zu 20 Prozent Treibstoffersparnis bedeuten würde. Das würde es der
Luftfahrtindustrie mit ermöglichen, ihre Umweltziele zu erreichen – Treibstoff
einzusparen und weniger Emissionen
zu verursachen.
Jan Binnebesel kam im Jahr 2005 als
Werkstudent bei Airbus auf die Idee des
fahrwerklosen Fliegers. Damals wurde
ihm klar, welchen hohen Masseanteil
Stifterverband | F&E 2014
foto: patrick runte
Flieger der Zukunft: Die Gründer
INITIATIVEN
Uni unterstützte Gründer
Was bisher nur als Computersimulation
und als Modell im Maßstab 1:87 existiert, wird vielleicht schon um das Jahr
2030 herum Wirklichkeit sein. „Airport
2030“ hieß das Projekt im Rahmen des
Spitzenclusters Luftfahrttechnologie, an
dem außer den beiden Erfindern auch
die TU Hamburg-Harburg, die Firma
Airbus und das Deutsche Zentrum für
Luft- und Raumfahrt (DLR) bis Anfang
2014 beteiligt waren. Dass die beiden
jungen Ingenieure dafür auch gleich ihr
Unternehmen mb + Partner gründeten,
war nur möglich, weil die TU Harburg
ihnen bei der Gründung zur Seite stand.
„Es war natürlich nicht ganz selbstverständlich, dass wir uns damals selbstständig machten“, erzählt Till Marquardt
und Jan Binnebesel ergänzt: „Ohne die
Professoren an der TU und am DLR,
aber auch ohne die Leute bei Airbus,
die uns bei der Übertragung der Rechte nach dem Arbeitnehmererfindergesetz sehr geholfen haben, wäre es nicht
gegangen.“
Stifterverband | F&E 2014
GRÜNDUNGSRADAR 2013
Der Stifterverband hat analysiert,
wie Hochschulen Unternehmensgründungen fördern. 128 Seiten.
Download und Bestellung:
www.gruendungsradar.de
Denn noch eine Einrichtung war
entscheidend daran beteiligt, dass aus
der Idee der Ingenieure ein eigenes
Start-up wurde: die TUTech Innovation
GmbH. Sie ist die Transfergesellschaft
der TU Hamburg-Harburg. Das Unternehmen war die erste Technologietransfer- und -verwertungsgesellschaft
an einer deutschen Universität und hat
Pate für viele ähnliche Einrichtungen
gestanden. Juristen und Patentfachleute der TUTech sowie die Schulungen des Hamburger Existenzgründerprogramms „hep“ haben dafür gesorgt,
dass die beiden Absolventen meinten,
das Risiko einer Gründung eingehen zu
können.
Stark profitiert
Überhaupt hätten (Aus-)Gründungen der TU Harburg sehr am Herzen
gelegen, so der Eindruck der beiden.
Auch deshalb hat sich die Universität
am „Gründungsradar 2013“ beteiligt,
für den der Stifterverband 168 Hochschulen befragt hat, die in der Gründungsförderung aktiv sind. Die Studie hat zum einen untersucht, wie gut
Hochschulen Studierende, Absolventen und Wissenschaftler dabei unterstützen, ein Unternehmen zu gründen.
Zum anderen wurden erstmals auch
Gründer wie Binnebesel und Marquardt
befragt. Wichtige Kriterien dabei waren
die Güte des Gründungsklimas sowie
der Umfang und die Qualität der Unterstützung durch die Hochschule. Beides scheint in Harburg schon lange vorbildlich zu sein.
Binnebesel und Marquardt sind mit dem
Gründungsklima an ihrer alten Hochschule sehr zufrieden: Womöglich sei es
jetzt sogar noch besser als 2008. Mittlerweile gibt es dort nämlich eine Initiative namens „Startup Dock“, die eigens Studierende, Wissenschaftler und
Alumni unterstützt, die ein Unternehmen gründen wollen. Diesen Schritt
haben die beiden hinter sich. Ob ihre
Idee des fahrwerklosen Flugzeugs sich
durchsetzen kann, wird sich zeigen.
Von der Gründungsförderung und -betreuung durch ihre Hochschule profitiert haben mb + Partner in jedem Fall.
Nicht nur sie: auch die zwölf Studenten
und Mitarbeiter, die sich aktiv an der
Entwicklung beteiligt und im Laufe des
Projekts häufig wissenschaftliche Arbeiten darüber verfasst haben.
foto:mb+partner
das Fahrgestell an einem Flugzeug hat.
„Und da dachte ich: Mensch, da könnte
man doch was machen“, erzählt er. Das
Erste, was er machte, war seine Diplomarbeit über das Thema zu schreiben, es
folgte der Auftrag von Airbus, „sich das
genauer anzugucken“. Gemeinsam mit
seinem Kommilitonen Marquardt, wie er
Diplomand bei Airbus in Hamburg-Finkenwerder, entwarf Binnebesel schließlich das Modell eines T-förmigen Schlittens, der auf der Landebahn auf die im
Anflug befindliche Maschine wartet,
Fahrt aufnimmt und sich, von einem
Sensor- und Regelungssystem gesteuert,
zentimetergenau unter den Flugzeugbauch schiebt. Der setzt auf dem Träger auf und die Maschine rollt zu ihrer
Parkposition. Beim Start beschleunigt
das bodenbasierte Fahrwerksystem GroLas (groundbased landing gear system)
umgekehrt bis zu dem Punkt, an dem
die Maschine abhebt. Und was geschähe bei einer Notlandung, etwa auf einem
Feld? Binnebesel und Marquardt betonen, dass Flugzeuge in diesem Fall ihre Räder ohnehin nicht ausfahren – sie
würden einknicken oder abbrechen.
Simulation: Der von Binnebesel und Marquardt entwickelte Schlitten schiebt sich beim Landeanflug
unter den Bauch des Flugzeugs.
29
SERVICE
Publikationen
LÄNDERCH ECK ko m pa k t
lehre und forschung im föderalen wettbewerb
juli 2014
das deutschlandstipendium 2013
ein vergleich der bundesländer nach vergabeerfolg
und -entwicklung
Wie HocHscHulen mit
unterneHmen kooperieren
An vielen Hochschulen hat das Deutsch-
landstipendium eine neue Stipendienkultur
geschaffen: Im Jahr 2013 haben sie knapp
lage und entwicklung der hochschulen aus sicht
ihrer leitungen, 2013
V 161
A 0,29
20.000 Stipendien vergeben. Dies sind
42 Prozent mehr als im Jahr zuvor und knapp
Jahr 2011.
aten an allen Studierenden eines Bundeshöchsten, in Hamburg, Schleswig-Holstein
80
V 453
A 0,82
und Berlin am niedrigsten. Im Vergleich
zum Jahr 2011 konnten insbesondere die
V 5.428
A 0,78
Bundesländer Hessen, Brandenburg und
Thüringen deutlich zulegen.
90
Erfolge bei der Stipendienvergabe sind
V 1.803
A 0,79
weitgehend unabhängig von Art oder geo-
grafischer Lage einer Hochschule. Exzellenz-
100
-20 -10 0
V
A
368
0,71
V
A
670
0,41
V
A
386
0,77
V 1.069
A 0,96
V 777
A 0,63
universitäten sind beispielsweise nicht viel
erfolgreicher als andere Universitäten und
nicht so erfolgreich wie Kunsthochschulen,
deren Vergabeerfolge insgesamt überraschen.
Die am Deutschlandstipendium teil-
nehmenden Hochschulen konnten durchschnittlich 62 Prozent ihrer verfügbaren
V
A
337
1,17
V 2.837
A 0,82
V 3.116
A 0,88
Stipendien vergeben. Im Verlauf des Jahres
2013 hat mehr als jede dritte von ihnen die
Höchstförderquote erreicht. Erfolge bei der
Förderergewinnung hängen damit maß-
-30
geblich von der Bereitschaft einer Hochschule ab, dieses Förderinstrument aktiv zu
-10
Studierenden in Prozent
www.laendercheck-wissenschaft.de
-9
-4
0
0
V Vergebene Stipendien
A Anteil Stipendiaten an
gestalten.
0
-80
-7 0 - 60
-5
0
Dritter Hochschul-Barometer
E-Book „Die kommenden Tage“
Hochschulen und Wirtschaft arbeiten
bereits an vielen Stellen und partnerschaftlich in der Forschung zusammen.
Daraus erwachsen Vorteile für alle Beteiligten. Trotz der positiven Wirkungen
steht die Zusammenarbeit der Hochschulen mit Unternehmen des Öfteren
in der Kritik. Stichworte sind hier unter
anderem Einflussnahme und mangelnde
Transparenz. Doch wie stehen die Hochschulen selbst zu dem Thema? Sind die
Befürchtungen unberechtigt und wo
liegen die Vorteile solcher Kooperationen? Antworten liefert die neue Ausgabe des Hochschul-Barometers. Darin
hat der Stifterverband bereits zum dritten Mal die Rektoren und Präsidenten aller deutschen Hochschulen gefragt, wie
sie ihre aktuelle Situation und ihre Erwartungen für die Zukunft einschätzen.
Schwerpunkt der aktuellen Analyse ist
die Zusammenarbeit von Hochschulen
und Wirtschaft.
Gleichzeitig zum Erscheinen der Publikation erfolgt auch ein Relaunch der
Website www.hochschul-barometer.de.
Die Ergebnisse der Studie werden erstmals interaktiv aufbereitet. Ergänzt wird
der neue Onlineauftritt durch multimediale Statements von Hochschulen und
zahlreiche weitere Informationen.
Die besten Vordenker unserer Gesellschaft – versammelt in einem Interviewband der besonderen Art. Speziell aufbereitet für das iPad (iBooks) bietet „Die
kommenden Tage“ eine neue Dimension des Lesens. Ein neues Konzept medialer Präsentation verbindet Interviews
mit untereinander vernetzten Glossartexten, mit Podcasts, Videos, Statistiken
und interaktiven Kommentarmenüs.
Es entstehen ganz neue Möglichkeiten,
nach eigenen Interessen durch die Inhalte zu navigieren.
Der digitale Band ergänzt das 2013
erschienene Buch „Die kommenden Tage“ mit neuen Interviews und Gesprächen zu zentralen Themen unserer Zeit:
die neuen Herausforderungen für die
Zivilgesellschaft, Bildung als – bedrohtes – Kernmerkmal moderner Gesellschaft, Möglichkeiten und Potenziale
von diversity, neue Partnerschaften zwischen Wirtschaft und Hochschulen oder
die Neuorientierung der Ökonomie.
Pascal Hetze, Elena Mostovova: HochschulBarometer – Wie Hochschulen mit Unternehmen
kooperieren. Essen 2014. 48 Seiten.
www.hochschul-barometer.de
30
V 1.721
A 0,97
landes ist im Saarland und in Bremen am
10
20
V 365
A 1,06
Der Anteil von Deutschlandstipendi-
V 198
A 0,50
V
51
A 0,05
vier Mal so viele wie zum Programmstart im
40 50 60 7
0
30
Timur Diehn, Corina Niebuhr: Die kommenden
Tage – Chancen und Risiken der Wissensgesellschaft. E-Book. Edition Stifterverband, Essen,
2014. 12.99 Euro (iTunes-Store)
Ländercheck
Deutschlandstipendium
Mit dem Ländercheck überprüft der
Stifterverband den Stand und die Wirkungen des föderalen Wettbewerbs auf
unterschiedlichen Feldern der akademischen Bildungs- und Innovationspolitik.
Schwerpunkt der neuen Ausgabe ist das
Deutschlandstipendium: Wie erfolgreich sind die deutschen Hochschulen
damit, Mittel für die Stipendien einzuwerben? Wie wird das Stipendiensystem
angenommen und welches Bundesland
ist bei der Vergabe besonders erfolgreich? Das Ergebnis: Über drei Viertel
aller Hochschulen in Deutschland beteiligen sich am Deutschlandstipendium,
Tendenz steigend. Im Jahr 2013 haben
sie knapp 20.000 Stipendien vergeben.
Dies sind 42 Prozent mehr als im Jahr
zuvor und knapp viermal so viele wie
zum Start des Programms im Jahr 2011.
Der Anteil von Deutschlandstipendiaten an allen Studierenden eines Bundeslandes ist im Saarland und in Bremen
am höchsten, in Hamburg, SchleswigHolstein und Berlin am niedrigsten. Im
Vergleich zum Jahr 2011 konnten insbesondere Hessen, Brandenburg und
Thüringen deutlich zulegen.
Alexander Tiefenbacher: Ländercheck. Das
Deutschlandstipendium. Ein Vergleich der Bundesländer nach Vergabeerfolg und -entwicklung.
8 Seiten. Essen, Juni 2014.
Stifterverband | F&E 2014
Service
Der Stifterverband hat ein neues AudioPodcast-Projekt gestartet: „Forschergeist“. Im Mittelpunkt jeder Folge steht
jeweils ein Gesprächspartner. In den
Gesprächen geht es um übergeordnete Fragen des Wissenschafts- und Bildungssystems. Die ersten Folgen behandeln Themen wie citizen science, mehr
Chancengerechtigkeit im Bildungssystem oder die Digitalisierung der Wissenschaften. „Forschergeist“ will Personen
zeigen, die neue oder ungewöhnliche
Pfade erkunden. Wissenschaftler, die nie
aufgegeben haben oder einsame Umwege gehen mussten. Querdenker, die unsere Gesellschaft mit ihren Ideen weiterbringen wollen. Eine solche Art von
Gespräch braucht Raum: Eine Episode
kann durchaus bis zu 120 Minuten lang
sein. Alle drei Wochen soll eine neue
Folge erscheinen. Der Stifterverband erstellt die Reihe zusammen mit dem Berliner Podcaster Tim Pritlove.
„Forschergeist“ ist über alle üblichen Podcast-Verzeichnisse abonnierbar (zum Beispiel iTunes) oder direkt
auf der Website zu hören.
www.forschergeist.de
Dr. Gero Stenke
Leiter und Geschäftsführer
SV Wissenschaftsstatistik GmbH
Telefon: (02 01) 84 01-4 26
E-Mail: [email protected]
Dr. Andreas Kladroba
Geschäftsführer
SV Wissenschaftsstatistik GmbH
Telefon: (02 01) 84 01-4 28
E-Mail: [email protected]
foto: bussenius/reinicke
Podcast „Forschergeist“
Ansprechpartner
foto: david ausserhofer
Hört, hört!
Die Wissenschaftsstatistik im Stifterverband erhebt als einzige Institution in
Deutschland regelmäßig Daten über Forschung und Entwicklung (FuE) von
Unternehmen und Institutionen wirtschaftsnaher Gemeinschaftsforschung
nach einheitlichen internationalen OECD-Vorgaben. Die FuE-Statistik ist seit
vielen Jahren Bestandteil der FuE-Berichterstattung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Sie ist zugleich Teil der offiziellen
FuE-Meldungen Deutschlands an internationale Organisationen (OECD, EU)
und damit auch Basis für den internationalen Vergleich der FuE-Tätigkeit der
deutschen Wirtschaft.
www.wissenschaftsstatistik.de
IMPRESSUM
Forschung & Entwicklung 2014, 9. Jahrgang Herausgeber SV Wissenschaftsstatistik
GmbH Verlag Edition Stifterverband – Verwaltungsgesellschaft für Wissenschaftspflege mbh, Essen Chefredakteur Michael Sonnabend (verantwortlich für den Inhalt)
Chefin vom Dienst Simone Höfer Bildredaktion Cornelia Herting Redaktionsanschrift Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Barkhovenallee 1, 45239 Essen,
Tel.: (02 01) 84 01-181, Grafik und Layout SeitenPlan GmbH, www.seitenplan.com
Erscheinungsweise jährlich, ISSN 1863-9593 Druck Druckerei Schmidt, Lünen
Print
Stifterverband | F&E 2014
kompensiert
Id-Nr. 1443568
www.bvdm-online.de
31
Noch mehr Lesespaß
www.fue-magazin.de
Die Forschung & Entwicklung gibt es auch als Onlineausgabe, gespickt mit vielen interessanten Zusatzinformationen, Videos und Bildergalerien. Lesen können Sie das
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