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forschung magazin Mai 2014
magazin forschung Mai 2014 www.vensys.de *Stand Dezember 2013 EINFACH INNOVATIV Profitieren Sie von mehr als 20 Jahren Erfahrung in der Entwicklung von DirectDrive-Windenergieanlagen und den für Sie maßgeschneiderten Lösungen in drei unterschiedlichen Leistungsklassen: 1,5 MW 2,5 MW 3,0 MW Mit mehr als 18.000 MW* installierter Gesamtleistung überzeugen VENSYSWindenergieanlagen weltweit. s Direktantrieb s Permanent Magnet Technologie s VENSYS Pitchsystem s VENSYS Vollumrichtersystem s Luftkühlung Impressum /// Herausgeber: Vizepräsident für Forschung und Technologietransfer, Prof. Dr. Matthias Hannig, Universität des Saarlandes. Redaktion: Beate Wehrle, www.vmk-verlag.de ISSN: 0937-7301 Preis: EURO 2,50 Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder. Fotos: wenn nicht anders gekennzeichnet, eigenes Archiv der Autoren. Titelbild: iStock/republica, Anzeigenverwaltung und Druck: VMK – Verlag für Marketing und Kommunikation GmbH, Tel.: 06243/909-0, Fax: 06243/909-400, Postfach 15 11 50, 66041 Saarbrücken, Tel.: 0681/302-2656, Fax:0681/302-4270, E-Mail: [email protected]. Erscheinungsdatum: Mai 2014 Präsidialbüro, Tel.: 0681/302-3886 Satz und Gestaltung: Maksimovic & Partners, Agentur für Werbung und Design GmbH Vertrieb: Präsidialbüro der Universität des Saarlandes, Julia Baumgarten, Anette Beata Britz, Prof. Dr. Rolf Hempelmann, Prof. Dr. Christian Theobalt Informatik Dr. Maximilian Linxweiler Dr. Markus Greiner Prof. Dr. Stefan Seelecke Mechatronik Kurznachrichten magazin forschung 1/14 4 Batterien als Speicher für regenerative Energien Vinoba Vijayaratnam, Bernd Schley Physikalische Chemie 12 CapReal – Rekonstruktion realer Szenen aus Kameraaufnahmen 16 Ein altbekannter Wirkstoff als neue Hoffnung für Tumorpatienten? Dr. Johannes Linxweiler Stefan Schorr Prof. Dr. Richard Zimmermann Prof. Dr. Adolfo Cavalié Medizin 24 Unkonventionelle Aktoren in der Mechatronik – Elektroaktive Polymere 29 Aus der Forschung Batterien als Speicher für regenerative Energien Prof. Dr. Rolf Hempelmann, Julia Baumgarten, Anette Beata Britz, Vinoba Vijayaratnam, Bernd Schley Physikalische Chemie Die Energiewende, also der Umstieg der Energieversorgung von nuklearen und fossilen Energieträgern auf erneuerbare Energien, ist eines der wichtigsten gesellschaftlichen Ziele der kommenden Jahrzehnte. Deutschland soll bis zum Jahr 2050 seine Energie hauptsächlich aus regenerativen Quellen wie z.B. Windkraft oder Sonnenenergie beziehen. Aktuell kommen noch 68 % der weltweit genutzten elektrischen Energie aus fossilen Brennstoffen wie Kohle, Erdgas und Öl. [1] Doch aufgrund der fortschreitenden und schnellen Ressourcenknappheit sind die Weiterentwicklung regenerativer Energiequellen und vor allem deren Speicherung von essentieller Bedeutung. [2] Dabei wären stationäre Batteriesysteme eine elegante Lösung: Sie könnten fluktuierende Energien wie Sonnen- und Windkraft speichern und bei Bedarf wieder abgeben. 1. Erneuerbare Energiequellen und deren Speicherung Unsere Energiequellen (s. Abb. 1) lassen sich in drei Klassen einteilen. Konventionelle Energien: Kohle, Öl, Gas und Kernenergie benötigen keine Speicherung und können je nach Bedarf verwendet werden. Zur zweiten Quelle gehören solche erneuerbaren Energien (EE), die geringe Schwankungen aufweisen und kontinuierlich zur Verfügung stehen: Biogas, Wasserkraft, Verbrennung von Abfall und die Geothermie. Die dritte Klasse beinhaltet die fluktuierenden erneuerbaren Energiequellen: Sonnen- und Windenergie. [3] Abb. 1: Einteilung der Energiequellen. Die Gewinnung von Elektrizität aus fluktuierenden erneuerbaren Energiequellen ist jetzt und in der Zukunft erforderlich aufgrund der wachsenden Erdbevölkerung, der konstanten Nachfrage nach Energie, des Rückgangs unserer Ressourcen sowie der wünschenswerten Senkung des CO2- Haushaltes. Ebenso besteht eine politische Notwendigkeit, die Abhängigkeit von Energieimporten zu verringern. Der Ausbau der fluktuierenden erneuerbaren Energien ist in Deutschland im EEG (Erneuerbare Energien Gesetz) festgehalten. Nach dem Kernreaktorunglück in Fukushima (März 2011) wurde ein Ausstieg aus der Kernenergie bis 2022 beschlossen. Jedoch erzeugten im Jahr 2012 die fossilen (382 TWh/a) und nuklearen (100 TWh/a) Kraftwerke den Hauptanteil der Energie von insgesamt 617 TWh/a, die erneuerbaren Energien wiesen hingegen (Sonnen- und Windenergie) nur 73 TWh/a vor. [4] Der Anteil an der Energieversorgung soll bis 2025 bei 45% und 2050 bei 80% liegen. Da die regenerativen Energiequellen Fluktuationen in ihrer Stromerzeugung aufweisen (z. B. scheint die Sonne nur am Tage) sind Speichertechnologien unumgänglich, um eine Systemstabilität zu gewährleisten. In Abbildung 2 sind mögliche Speichertechnologien in Abhängigkeit von ihrer Entladezeit und Systemleistung aufgetragen. Der Batteriesektor bietet dabei eine Lösung, um große Mengen an Energie zu lagern bzw. diese als Puffer zu nutzen, sobald eine diskontinuierliche Stromversorgung oder Lastschwankung auftritt. Die Systemleistungen der stationären Batterien liegen im Bereich von 10 kW bis 10 MW. Der Wirkungsgrad solcher stationären Speichertechnologien liegt bei 80 – 85 %. Aufgrund verlustreicher Prozesse während des Betriebes sind keine 100 % möglich. Abbildung 3 veranschaulicht die jeweiligen Verluste in der Polarisationskurve. Bei niedrigen Stromdichten sind hauptsächlich Aktivierungsüberspannungen verantwortlich für die internen Zellverluste. Diese sind von den elektrochemischen Reaktionen und der Elektrodenstruktur abhängig. Gegenmaßnahmen könnten eine Erhöhung der Konzentration oder eine Erniedrigung der Aktivitätsbarriere, d. h. höhere Aktivität durch Katalysatoren oder hochporöse Elektroden, sein. Jede Batterie besitzt Innenwiderstände, die sich als ohmscher Spannungsabfall bemerkbar machen. Zu den Innenwiderständen gehören der innere Aufbau, der Elektrolyt und die Membran. Durch Transportverluste entwickeln sich Diffusionsüberspannungen, d. h. es kann nicht mehr genug geladener Elektrolyt nachgeliefert werden, die Batterie ist entladen. Abb. 2: Energiespeichersysteme in Abhängigkeit der Entladezeit bei ihrer jeweiligen Nenn- und Systemleistung. [CAES: Compressed Air Energy Storage: Druckluftspeicherkraftwerk; SMES: Supraleitende Magnetische Energiespeicher] [5] Anspruchsvolle Aufgaben erfordern einen kompetenten Partner. Die GLOBAL RETOOL GROUP steht für Kompetenz in den Bereichen Maschinenbau, Steuerungs- und Automatisierungstechnik und Vorrichtungsbau. Eine einmalige Kombination, die das Unternehmen zu einem weltweit gefragten Turnkey-Spezialisten und Systemintegrator macht. Sind Sie angehender Ingenieur und suchen eine neue Herausforderung in der Konstruktion oder im Vertrieb? Dann freuen wir uns darauf, Sie kennenzulernen! 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Zu den Effizienzen gehören die Spannungseffizienz (VE), die Coulombeffizienz (CE) und die Energieeffizienz(EE). 冮 UEntladen(t)dt VE= 冮 ULaden(t)dt QEntladen CE= QLaden 2. Die Redox-Flow-Batterie (RFB) Die Redox-Flow-Batterie (RFB) wurde schon 1884 von dem Franzosen Charles Renard entwickelt. Zusammen mit Arthur C. Krebs setzte er das Militär-Luftschiff ›La France‹ mit einem Propeller in Bewegung, der durch eine 435 kg schwere Zink-Chlor-RFB betrieben wurde. [6] Allerdings ist diese Erfindung danach schnell in Vergessenheit geraten: Erst 1973 trieb die NASA die Forschung an dieser Batterie weiter, wobei sie Eisen und Chrom als reaktive Spezies verwendete. Die Zelle sollte als Zwischenspeicher für Solarenergie auf dem Mond dienen. Zu einer konventionellen Verwendung kam es jedoch nie, da die frühen Redox-Flow-Batterien einige entscheidende Nachteile aufwiesen: Zum einen fanden die elektrochemischen Reaktionen unter hohen Temperaturen und hohem Druck statt, zum anderen waren die Reagenzien teilweise sehr giftig. Dies änderte sich im Jahr 1984, als Maria Skyllas-Kazacos und ihre Mitarbeiter an der University of South Wales die Vanadium-Redox-Flow-Batterie entwickelten. 2.1. Aufbau einer konventionellen Vanadium-RFB (VRFB) Das charakteristische Merkmal aller Redox-Flow-Batterien ist, dass die chemische Energie nicht wie üblich in einem Feststoff, sondern in einem flüssigen Elektrolyten gespeichert wird. Dieser lagert in zwei separaten Tanks und kann bei Bedarf in der Zelle umgesetzt werden (s. Abb. 4). [7] EE = VE . CE Die Spannungseffizienz ist definiert durch die Entladespannung (UEntladen) geteilt durch die Ladespannung (ULaden), die Coulombeffizienz resultiert aus der Entladekapazität (QEntladen) geteilt durch die Ladekapazität (QLaden). Die Energieeffizienz ist das Produkt der Spannungs- und Coulombeffizienz. Verluste der Coulombeffizienz können verursacht werden durch Nebenreaktionen während des Ladens und das Durchmischen von Ionen durch die Membran. Die Spannungseffizienz hingegen wird durch die Ohmschen- und Polarisationsverluste während des Zyklus beeinflusst. In diesem Artikel sollen die Redox-Flow- und die ZinkLuft-Batterie als mögliche Speicher vorgestellt werden. Die Forschung an der Redox-Flow-Batterie (Projekt ›RFB Solar‹) wird im Rahmen eines Interreg IV-A-Projektes der Europäischen Union unterstützt und ist eine Kooperation mit der Universität Lothringen. Das vom Bund finanzierte Projekt ›Zink Plus‹ ist eine Kooperation mit Bayer Material Sciences und weiteren Hochschulen und Forschungsinstituten. Abb. 4: Aufbau einer konventionellen Vanadium-Redox-Flow-Batterie. Der Elektrolyt der Vanadium-Redox-Flow-Batterie besteht aus einem Vanadiumsalz, das in Schwefelsäure gelöst ist. Die Besonderheit des Elements Vanadium liegt darin, dass es in vier unterschiedlichen Oxidationsstufen vorkommt (+2, +3, +4, +5), die alle eine andere Farbe aufweisen: violett, grün, blau und gelb (s. Abb. 5). Somit lässt sich der Ladezustand der Batterie sehr gut von außen beobachten. 2.2. Elektroden Die ideale Elektrode hat eine hohe chemische und mechanische Stabilität, ist extrem leitfähig, hat eine hohe aktive Oberfläche und ist in der Lage, den flüssigen Elektrolyten gut zu verteilen. Traditionell werden in der Vanadium-Redox-Flow-Zelle kohlenstoffbasierte Materialien verwendet, insbesondere Graphitfilze, welche die oben genannten Eigenschaften aufweisen (s. Abb. 6). [8] Abb. 5: Verschiedene Oxidationsstufen der Vanadium-Ionen: a) VO2+, b) VO2+, c) V3+, d) V2+ Im Inneren der Batterie befinden sich zwei Elektroden, die Anode (Minuspol) und die Kathode (Pluspol). Die beiden Elektrodenräume, durch die der jeweilige Vanadium-Elektrolyt zirkuliert, sind durch eine ionenleitende Membran voneinander getrennt. An den Elektroden finden beim Entladen folgende Reaktionen statt: 3+ Oxidation (Anode): V2+ C MV + e + 2+ + Reduktion (Kathode): VO2 + 2H + e- C M VO + H20 Physikalische Chemie Die Anode stellt Elektronen zur Verfügung, die Kathode nimmt diese wieder auf. Somit fließt also ein Strom zwischen beiden Elektroden. Aufgrund der Elektrodenreaktionen entsteht zwischen den Halbzellen ein Ladungsungleichgewicht, weshalb zum Ladungsausgleich H+-Ionen durch die Membran diffundieren müssen. Da es sich um eine wiederaufladbare Batterie handelt, sind die Reaktionen wieder umkehrbar. In der Regel kommen solche Batterien jedoch nicht als Einzelzellen vor, sondern sind zu sogenannten Stacks gestapelt. So wird ein Vielfaches an Leistung erreicht. Ein Vorteil dieser Batterie liegt darin, dass sich Kapazität und Leistung getrennt voneinander optimieren lassen. Die Speicherkapazität (in kWh) gibt die Menge an elektrischer Ladung an, die die Batterie liefern bzw. speichern kann und ist über die Größe der externen Tanks regulierbar: Je mehr Volumen an Elektrolyt vorhanden ist, desto höher ist die Kapazität. Die Leistung (in kW) ist die Menge an elektrischer Energie, die pro Zeiteinheit entnommen werden kann. Sie ist das Produkt aus Entladestrom und -spannung. Sie lässt sich über die Funktionsmaterialien der Batterie an sich optimieren: Elektroden, Membran und Elektrolytsystem. Weitere Vorzüge sind der Betrieb bei Raumtemperatur und Umgebungsdruck, die hohe Zyklenstabilität, die geringe Umweltbelastung und der geringe Wartungsaufwand. [7] Außerdem kommt es nicht zu einer Kreuz-Kontamination, einer Vermischung der beiden Elektrolyten, da auf beiden Seiten der Membran das gleiche aktive Element vorliegt. 7 6 3 7 Abb 6: Graphitfilz GFD5 EA der Firma SGL. Dennoch kann durch geeignete Modifikationen die Stromdichte und somit die Energieeffizienz weiter verbessert werden. Dies ist wichtig, da auf diese Weise die Elektrodenoberflächen und Stackgrößen verringert werden können und eine Absenkung der Gesamtkosten resultiert. Eine geeignete Methode zur Aktivitätserhöhung ist beispielsweise die Generierung von funktionellen Oberflächengruppen auf der Elektrode, welche die Reaktion der Vanadium-Ionen beschleunigen. Die Bildung solcher Gruppen kann z.B. durch thermische oder saure Behandlung und durch Metallabscheidung erreicht werden. 2.3. Membran Die Hauptfunktion einer Membran ist der Ladungsausgleich. Sie soll ionenleitend für beispielsweise. H+-Ionen sein, aber gleichzeitig das Vermischen der unterschiedlichen Vanadium-Ionen verhindern. [9] Ansonsten würde es zu einem Kapazitätsverlust kommen, da mehr Ladung aufgewendet werden muss, um die Vanadium-Ionen wieder in die korrekte Oxidationsstufe umzuwandeln. Außerdem ist es wichtig, dass die Membran chemisch stabil ist, einen geringen Widerstand hat und kostengünstig ist. Entsprechende Membranen werden von verschiedenen Firmen angeboten, z.B. DuPont oder Fumatech. Meist handelt es sich um Polymermembranen, die entweder Anionen (AAM)- oder Kationenaustauschermembranen (KAM) sein können. Wie der jeweilige Name schon sagt, lässt eine AAM nur Anionen, eine KAM nur Kationen durch. Vor dem Einsetzen in die Batterie werden die Membranen mit unterschiedlichen Tests (z.B. Permeationstests) charakterisiert, um eine optimale Performance zu erhalten. 2.4. Elektrolyt Nicht nur die Elektroden und die Membran können verbessert werden, auch der Elektrolyt lässt sich durch Zusätze oder durch den Wechsel vom wässrigen in ein organisches System verbessern. Zunächst sind die Fällungsinhibitoren zu nennen [10]: Sie verbessern die Löslichkeit der Vanadiumsalze über einen größeren Temperaturbereich. Des Weiteren gibt es Metallionen [11] oder auch organische Zusätze [12], welche die Übergangszustände der Vanadiumkomplexe stabilisieren und somit einen besseren Ladungsaustausch ermöglichen. Weiterhin kann man statt Schwefelsäure auch Salzsäure [13] zum Lösen der Salze nehmen, was zu einer erhöhten Kapazität führt. Schließlich besteht die Möglichkeit, in ein organisches System zu wechseln, damit die Wasserelektrolyse, also die elektrochemische Spaltung von Wasser, entfällt. [14] 2.5. Alternative Redox-Flow-Batteriesysteme Neben der VRFB sind eine Vielzahl anderer Redox-FlowBatterien möglich, die unterschiedliche Redoxpaare aufweisen. Abbildung 7 stellt einige Paare dar, deren Potentiale gegen die Standard-Wasserstoffelektrode aufgetragen sind. Aufgrund der Wasserstoff- und Sauerstoffbildung im wässrigen System sind diese jedoch begrenzt. Zink-Brom-Flow-Batterie (ZBB) Diese Batterie wird als »Hybrid«-Redox-Flow-Batterie bezeichnet. Während des Ladevorganges wird Zink an der Elektrode abgeschieden, d.h. das System folgt keinem Flussprinzip. Kathode: Br2 (aq) + 2 e- C M 2 Br 2+ Anode: Zn C M Zn + 2 e 2+ Zellreaktion: 2 Zn + Br2 (aq) C M Zn + 2 Br Die wässrige Lösung des Zinkbromids zirkuliert durch die Zelle in zwei separaten Tanks. Die hohe Konzentration an Bromid-Ionen und Brom steigert sowohl die Kinetik als auch die Energiedichte. Diese müssen jedoch als Komplexe gelagert werden. Das Bromid und das wässrige Zinkbromid müssen getrennt voneinander zirkulieren, um einer Selbstentladung, die durch die Kombination Zink und Bromid zustande kommt, entgegen zu wirken (s. Abb. 8). Einige MWh-ZBBs wurden gebaut und getestet. [20 – 22] Abb. 7 a: Standardpotentiale der Redoxpaare gegen die Standard-Wasserstoffelektrode. [1] Polysulfid-Brom-Flow-Batterie (PSB) Die PSB, patentiert 1984 von Remick [18], basiert auf elektrochemischen Reaktionen zwischen Natriumbromid (NaBr) und Natriumpolysulfid (NaSx). Diese Chemikalien kommen häufig vor und sind gut löslich in Wasser. Die Standardzellspannung von 1,36 V resultiert aus folgenden Reaktionen. Abb. 8: Schema der Zink-Brom-Flow-Batterie. Vanadium-Luft-Batterie (VOFC, vanadium oxygen fuel cell) Einen weiteren vielversprechenden Ansatz stellt die Vanadium-Luft Batterie dar, eine Metall-Luft-Batterie, die eine höhere Energiedichte aufweist als die herkömmliche VRFB. Kathode: Br3- + 2e- C M 3 Br 22Anode: 2 S2 C M S4 + 2 e 22Zellreaktion: 2 S2 + Br3 S4 + 3 Br- Kathode: 4 H + + 4 e - + O2 C M 2 H2O 3+ Anode: 4 V2+ C M 4V + 4 e 2+ + 3+ Zellreaktion: O2 + 4 V + 4 H C M 2 H2O + 4V Die Elektrolyte sind durch eine Kationenaustauschermembran voneinander getrennt, die für Na+- Ionen durchlässig ist. [1] Die technische Herausforderung besteht in der Vermeidung der Kreuz-Kontamination des Elektrolyten und der Aufrechterhaltung des Elektrolyt-Gleichgewichtes. [19] Innogy baute einen 100 kW Stack, dessen Nettoeffizienz bei 75 % liegt. Zwei weitere Speicherkraftwerke (12 und 15 MW) wurden in England und Amerika geplant, deren Bau aber aus Gründen technischer Schwierigkeiten und finanzieller Probleme 2003 gestoppt werden musste. [4] Die Zellspannung beträgt 1,49 V. Aufgrund des Austausches der positiven Seite der RFB mit der Sauerstoffseite der Brennstoffzelle kann die Energiedichte des Systems verdoppelt werden, wodurch ein mobiler Einsatz immer realistischer wird. Jedoch stellen das hohe Gewicht der Batterie und ihre geringe Leistungsdichte bisher noch ein Hindernis hinsichtlich der mobilen Anwendung dar. [19] In Tabelle 1 sind die technischen Daten der hier besprochenen Systeme zusammengefasst. Typ Leerlaufspannung [V] Energiedichte [Wh/L] Zyklenlebensdauer Betriebstemperatur [°C] Energieeffizienz [%] VRB [18] 1,4 16 – 33 > 12.000 30 78 –80 PSB [18] 1,5 20 – 30 > 2.000 35 60 –75 ZBB [23] 1,8 > 60 > 2.000 50 60 –75 VOFC [24] 1,49 41 [Wh/kg] – 80 46 Tabelle 1: Vergleich technischer Daten verschiedener Redox-Flow-Batterien Die Vanadium-Redox-Flow-Batterie zeigt bei der geringsten Betriebstemperatur die höchste Energieeffizienz und längste Zyklenlebensdauer. 2.6. Ausblick und Kosten Die technische Umsetzung und der Demonstrationsbetrieb von Pilotanlagen zeigen, dass die Redox-Flow-Batterie als stationärer Speicher einen Beitrag zur Stabilität und Versorgungssicherheit des gesamten Stromsystems leisten kann. Sie kann bspw. als Backup für Industrieanlagen, als Insellösung für Regionen ohne Netzanbindung oder zur Netzunterstützung dienen. Die Batterie zeichnet sich durch einen geringen Wartungsaufwand sowie einen hohen Grad an Eigensicherheit aus. Dennoch gibt es Optimierungsbedarf wie z. B. die momentan noch hohen Kosten des Gesamtbatteriesystems. Die Aufgabe der Forschung ist es, das Kosten/ Nutzen-Verhältnis dieses Batteriesystems und seiner einzelnen Funktionskomponenten zu verbessern. Physikalische Chemie 3. Zink-Luft-Batterie Metall-Luft-Batterien haben durch ihre hohe Energiedichte im Vergleich zu anderen Batterien die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Ein Merkmal der Metall-Luft-Batterien ist ihre offene Zellstruktur, da diese Batterien Sauerstoff aus der Umgebungsluft als Kathodenmaterial verwenden. Metall-Luft-Batterien können in zwei Typen aufgeteilt werden. Ein Typ ist die nicht feuchtigkeitsempfindliche, bei der als Elektrolyt ein wässriges System verwendet wird. Die andere Variante ist das wasserempfindliche System mit aprotischen Lösungsmitteln als Elektrolyt. [25, 26] Die Art des Aufbaus einer Zink-Luft-Zelle liegt zwischen der traditionellen Batterie und der Brennstoffzelle. Einerseits ist die Anode, bestehend aus Zink-Metall, wie eine herkömmliche Batterie aufgebaut, andererseits besitzt die Kathode, bei der Sauerstoffgas an einer katalytisch aktiven Schicht umgesetzt wird, Ähnlichkeiten mit dem Aufbau einer Brennstoffzelle. Dazwischen befindet sich ein alkalischer Elektrolyt, der mit Hilfe eines Separators in zwei Bereiche getrennt wird. [27] Der Aufbau einer Zink-Luft-Batterie ist in der folgenden Abbildung dargestellt. 7 8 3 9 Abb. 9: Aufbau einer Zink-Luft-Batterie. An der Anode wird Zink oxidiert wobei Elektronen frei werden. Diese Elektronen werden über einen äußeren elektrischen Leiter an die Kathode geleitet, wo sie Sauerstoff aus der Luft zu Hydroxidionen reduzieren. Durch den Separator, der für die Zinkionen undurchlässig sein sollte, gelangen die Hydroxidionen zu der Anodenseite, wo sie mit den Zinkionen zu Hydroxo-Komplexen und Zinkoxid reagieren. Die Vorgänge, die während der Entladung ablaufen, können mit folgenden elektrochemischen Reaktionen beschrieben werden. Anode: Zink Oxidation Zn p Zn2+ + 2eZn2+ + 4 OH- p Zn(OH)42- E0= -1,25 V vs. NHE Elektrolyt Zn(OH)2-4 p ZnO + H2O + 2 OHKathode: ORR O2 + 2 H2O + 4 e- p 4 OH- E0= + 0,4 V vs. NHE Gesamtreaktion: 2 Zn + O2 p 2 ZnO E0= + 1,65 V Beim Aufladevorgang verlaufen die angegebenen Reaktionen in umgekehrter Richtung. Auf der Kathodenseite wird eine Gasdiffusionselektrode (GDE) zum Einsatz gebracht. Die Elektrode besteht aus einem leitenden porösen Trägermaterial wie Kohlenstoff, der mit einem Katalysator beschichtet ist. Die Reduktion von Sauerstoff findet an der Dreiphasengrenze statt: Katalysator (fest), Elektrolyt (flüssig) und Sauerstoff (gasförmig). Durch die poröse Struktur der Elektrode gelangt der Sauerstoff zum Katalysator und wird dort zuerst dissoziiert. Anschließend entstehen durch Reduktion O2 Ionen, die mit dem Wasser aus dem Elektrolyten zu OH--Ionen reagieren. Die Rückreaktion, die Oxidation zu molekularem Sauerstoff, läuft ebenfalls auf einem beschichteten Leiter (z.B. Nickel) ab, allerdings in einem Zweiphasengebiet, da hierbei das Gas erst gebildet wird. [28, 29] Als Katalysatoren werden Manganoxid-Verbindungen für die Sauerstoffreduktion und z. B. Iridiumoxid für die Oxidation eingesetzt. Teflon wird häufig als Separator zum Einsatz gebracht. Als alkalischer Elektrolyt wird meistens 30%-ige KOH-Lösung eingesetzt, da bei dieser Konzentration die ionische Leitfähigkeit maximal ist. [30] Für die Anodenseite wird elementares Zink verwendet. Dabei kann das Zink auch als Paste verarbeitet, bekannt als Zink-Slurry, z. B. für kleine Hörgeräte eingesetzt werden. Zink-Slurry sind Zink-Partikel die mit viskosem Elektrolyten vermischt werden. [31, 32] Zink-Luft-Batterien sind als normale Einweg-Batterien bereits kommerziell erhältlich, wiederaufladbare Systeme wurden zwar bereits entwickelt, konnten sich bisher jedoch noch nicht durchsetzen. Dabei weist die Zink-Luft-Batterie gegenüber anderen Batteriesystemen einige Vorteile auf. Im Vergleich mit z. B. Lithiumbasierten Batterien besticht sie durch den hohen Sicherheitsaspekt: Während Lithium mit Wasser unter starker Wärmeentwicklung reagiert, wodurch man organische Elektrolyte verwenden muss, kann eine Zink- Luft-Batterie ohne Probleme in einem wässrigen System vorliegen bzw. funktioniert dort sogar besser. Da sich somit auch die Herstellung der Batterie einfacher gestaltet, erkennt man direkt den wichtigsten Vorteil von Zink basierten Systemen: die geringen Kosten. Zink ist ein billiger, sehr häufig vorkommender Rohstoff, der somit auch in ausreichenden Mengen vorliegt, um eine flächendeckende Versorgung zu gewährleisten. Während die weltweit mit Abstand größten Lithiumvorkommen nur in China und Chile zu finden sind, liegt Zink relativ gleichmäßig über den Globus verteilt vor. So verfügen neben China die USA, Kanada und Australien über große Zinkvorkommen. Des Weiteren haben die Verarbeitung und das Recycling von Zink in Europa eine lange Tradition, wodurch man hier auf bereits bestehendes Know-How zurückgreifen kann. Dies ermöglicht viele verschiedene Batterie-Konzepte, z.B. mit zwischengeschaltetem Recycling-Schritt für den ZinkSchlicker. [28] Einen eher technischen Aspekt stellt die hohe Energiedichte (s. Abb. 10) dar, die mit Zink-Luft-Batterien erreicht werden kann. Diese kommt zu Stande, da ein Teil der Batterie, die Luft bzw. der Sauerstoff separat vor Ort zugeführt werden kann und die Batterie an sich somit deutlich leichter wird. [19] C. Ponce-de-Léon et al., J. Power Sources, 2006, 160, 716. [20] http://www.zbbenergy.com, März 2014. [21] http://www.premiumpower.com, März 2014. [22] http://redflow.com, März 2014. [23] P. Leung et al., RSC Adv., 2012, 2,10125. [24] S. S. Hosseiny et al., Electrochem. Commun., 2011, 13, 751. [25] M. Armand et al., Nature, 2008, 451, 652. [26] P. Sapkota et al., J. Ind. Eng. Chem., 2009, 15, 445. 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Anschließend bis 1993 Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Festkörperforschung des Forschungszentrums Jülich (Neutronenstreuung und MyonenSpinRotation an Metall/Wasserstoff-Systemen); währenddessen: 1987 externe Habilitation an der RWTH Aachen mit venia legendi für Physikalische Chemie, 1987/88 Auslandsaufenthalt am Los Alamos National Laboratory (USA). Seit 1993 Lehrstuhl für Physikalische Chemie an der Universität des Saarlandes. 2008 Gründung des Transferzentrums Nano-Elektrochemie, seitdem dessen Geschäftsführender Leiter. Auszeichnungen: 1987 Nernst-Preis der Deutschen Bunsen-Gesellschaft für Physikalische Chemie, verliehen für Neutronenstreuarbeiten an Metall/Wasserstoff-Systemen 2010. Bundesverdienstkreuz am Bande, verliehen in Würdigung der Aktivitäten für Schüler. Publikationen: Mehr als 300 Publikationen in Wissenschaftlichen Zeitschriften mit peer-review, 2 Bücher, 10 Buchartikel, Miterfinder bei 26 Patentfamilien B Dipl.-Chem. Julia aumgarten arbeitet seit 2012 als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Lehrstuhl für Physikalische Chemie im Fachbereich Elektrochemie der Naturwissenschaftlich-Technischen Fakultät der Universität des Saarlandes. Zuvor studierte sie Chemie mit Schwerpunkt Materialwissenschaften und Technik an der Universität des Saarlandes. Zu ihren Forschungsthemen gehören die Optimierung des Elektrolyten in einer Vanadium-Redox-Flow-Batterie und die Kopplung der Batterie mit anderen elektrochemischen Systemen. S chley Dipl.-Chem. Bernd schloss sein Studium der Chemie mit Schwerpunkt Materialwissenschaften und Technik 2011 an der Universität des Saarlandes ab. Seitdem erforscht er als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am Lehrstuhl für Physikalische Chemie im Fachbereich Elektrochemie Elektrokatalysatoren für die Sauerstoffentwicklungsreaktion in wiederaufladbaren Zink-Luft-Batterien. B Dipl.-Chem. Anette Beata ritz studierte Chemie mit dem Schwerpunkt Materialwissenschaften und Technik an der Universität des Saarlandes und schloss ihr Studium mit dem Diplom ab. Seit 2011 arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Lehrstuhl für Physikalische Chemie der Naturwissenschaftlich-Technischen Fakultät III der UdS. Im Rahmen ihrer Promotion untersucht sie Membranen für die Vanadium-RedoxFlow-Zelle und beschäftigt sich mit der Modifizierung des Elektrodenmaterials. V Physikalische Chemie ijayaratnam Dipl.-Chem. Vinoba absolvierte ihr Studium in Chemie mit den Schwerpunkten Materialwissenschaften und Technik an der Universität des Saarlandes und schloss dieses mit dem Diplom ab. Anschließend ist sie dort seit 2012 als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Lehrstuhl der Physikalischen Chemie im Bereich Elektrochemie angestellt. Im Rahmen ihrer Doktorarbeit forscht sie an neuen Elektrokatalysatoren mit dem Ziel, Zink-Luft-Batterien zu verbessern. 7 10 3 11 CapReal – Rekonstruktion realer Szenen aus Kameraaufnahmen Prof. Dr. Christian Theobalt Informatik Menschen können ihre Umgebung im Bruchteil einer Sekunde erfassen, Bewegungen blitzschnell erkennen und deuten. Damit Computer dies auch schaffen, müssen Grundsätze der Bilderkennung und Computergrafik völlig überarbeitet, neue Rechenverfahren entworfen werden. Der Saarbrücker Informatik-Professor Christian Theobalt hat sich dieser Herausforderung gestellt. In den letzten Jahren ist das wissenschaftliche Interesse an kognitiven Trainingsinterventionen kontinuierlich gestiegen. Der Gesichtssinn gehört zu den wichtigsten Wahrnehmungskanälen, mit denen der Mensch Informationen über seine Umgebung aufnimmt. Durch die Interpretation visueller Information erfasst er den Großteil räumlicher Zusammenhänge, geometrischer Formen und Oberflächeneigenschaften sowie von Bewegungen in seiner unmittelbaren Umgebung. In vielen Bereichen der Informatik ist es von immer größerer Bedeutung, auch Computersysteme in die Lage zu versetzen, aus Kameraaufnahmen detaillierte Modelle der Geometrie und Bewegung sowie der Oberflächeneigenschaften und Beleuchtung einer Szene zu schätzen. Das Schätzen solcher Modelle aus Kameraaufnahmen – die dynamische Szenenrekonstruktion oder 4D-Rekonstruktion (3D + Zeit) – ist eine der großen mathematischen und algorithmischen Herausforderungen heutiger Computerwissenschaft. Die algorithmischen Herausforderungen liegen hierbei im Grenzgebiet der maschinellen Bilderkennung (Computer Vision) und der Computergrafik. Aus algorithmischer Sicht erfordert die 4D-Rekonstruktion die Umkehrung des Bildgebungsprozesses. Vereinfacht dargestellt durchläuft Licht aus der Umgebung einer Szene eine komplexe Interaktion mit Elementen der Szene, zum Beispiel den Oberflächen oder anderen atmosphärischen Elementen (Reflexion, Brechung etc.) und wird letztlich vom Bildsensor einer Kamera erfasst. Man erhält durch die Kamera also eine Projektion der Szene in Form eines Bildes. In vielen Fällen ist das Bild der Kamera von künstlerischem Wert, aber aus Sicht der Informatik liefert die Kamera mehr als ästhetisch wertvolle Information: Die Kamera ist ein Sensor, mit dem man eine Szene vermessen kann. Diese Vermessung ist möglich, weil in der Physik, der Bilderkennung und der Computergrafik mathematische Modelle entwickelt wurden, mit deren Hilfe der Bildgebungsprozess in einer Kamera beschrieben und berechnet werden kann. Grob gesagt kann man mit Hilfe dieser Modelle errechnen, welches Bild eine bestimmte Kamera aus einer Szene produziert, wenn man eine Beschreibung der Geometrie der Szene, der Materialeigenschaften (zum Beispiel Reflexionseigenschaften), und der einfallenden Beleuchtung in der Szene hat. Der Lichttransport in realen Szenen ist oft hoch komplex. Normalerweise interagiert Licht mehrfach mit den Elementen der Szene (z. B. mit den Oberflächen), bevor es in die Kamera gelangt und wird nicht nur reflektiert, sondern verläuft entlang kom- plexer Reflexions- und Brechungspfade an und in Elementen der Szene. In der Computergrafik wurden sogenannte Rendering-Verfahren entwickelt, um diesen komplexen Lichttransport zu simulieren und ein fotorealistisches Bild einer simulierten Szene zu errechnen. Die Ergebnisse hiervon sieht man zum Beispiel in aktuellen Kinofilmen, in denen fotorealistische Darstellungen ganzer Umgebungen virtuell errechnet werden. Aufgrund der Komplexität der Lichtsimulation kann die Berechnung auch nur eines einzigen Bildes oft mehrere Stunden dauern. Die Rekonstruktion einer Szene erfordert das Umkehren dieses Prozesses. Die Aufgabe ist es daher, aus aufgenommenen Bildern einer Szene detaillierte Modelle der Geometrie und ggf. ihrer Veränderung über die Zeit und möglicherweise auch der Reflektanzeigenschaften von beteiligten Oberflächen und der einfallenden Beleuchtung zu errechnen. Dieses Problem ist auch deshalb so extrem komplex, da die zugrundeliegende Berechnung hochgradig unterbestimmt ist. Zum einen ist der Raum der unbekannten Variablen, die notwendig sind um alle Szenenelemente zu beschreiben, immens groß. Weiterhin ist sogar im Falle einer sehr einfachen Szene die Projektion in die Kamera mehrdeutig. Das heißt, es gibt im Prinzip mehrere Konfigurationen einer Szene (im Sinne von Anordnung der Geometrie etc.), die zum gleichen Bild führen. Aufgrund dieser inhärenten Schwierigkeit ist es im Allgemeinen nicht möglich, hoch detaillierte Szenenmodelle aus einem einzigen Kamerabild zu rekonstruieren. Dennoch gibt es bereits Verfahren, die unter gewissen Bedingungen vereinfachte Modelle von statischen oder bewegten Szenen rekonstruieren können. Allen diesen Verfahren ist gemein, dass sie entweder vereinfachte Annahmen über den Bildgebungsprozess machen, um dadurch den Raum der Unbekannten und die Mehrdeutigkeiten zu reduzieren, oder dass sie höhere Anforderungen an die verwendete Sensorik haben. So geht man bei manchen Verfahren davon aus, dass sich in der Szene ein Objekt bewegt, dessen grobes 3D-Modell bekannt ist. Ein Beispiel sind Motion Capture Verfahren (siehe Abbildung 1), die die Bewegung eines Menschen aus Bildern vermessen. Hierbei wird im Allgemeinen angenommen, dass ein vereinfachtes Skelettmodell einer Person gegeben ist. Zudem greift man bei vielen dieser Verfahren aktiv in die Szene ein und versieht die zu vermessende Person mit optischen Markierungen (sog. Marker), deren Positionen in Bildern leicht gefunden werden können Abb. 1: Marker-basiertes Motion Capture: Die aufgezeichnete Person (links) trägt einen Anzug mit speziellen Markierungen. Diese Markierungen werden von mehreren Kameras aufgezeichnet, und aus den Bewegungen der Marker wird die Bewegung eines virtuellen Skelettes (rechts) berechnet. Diese Art von Motion Capture-Verfahren funktioniert nur in kontrollierten Studioumgebungen. Weiterhin erfordern die meisten Verfahren zur Rekonstruktion statischer und dynamischer Szenen, zum Beispiel sogenannte Stereoverfahren, Bilder aus weit mehr als einer Kameraperspektive, im Falle bewegter Szenen nicht selten mehr als zehn Kameras. Dadurch wird das Rekonstruktionsproblem vereinfacht, die praktische Anwendbarkeit aber stark eingeschränkt. Weiterhin treffen viele Algorithmen stark vereinfachende Annahmen über die Beschaffenheit einer Szene, insbesondere die Materialeigenschaften (zum Beispiel gleiche Farbe aus allen Blickwinkeln), die Beleuchtung oder den Hintergrund, der oft als statisch und uniform angenommen wird. Die am weitesten fortgeschrittenen Verfahren zur Rekonstruktion bewegter Szenen sind sogenannte Performance Capture Verfahren. Im Vergleich zu früheren Ansätzen zur dynamischen Szenenrekonstruktion erlauben sie es zum Beispiel, die zeitveränderliche Geometrie einer Person aus Multi-Video-Aufnahmen zu schätzen [1]. Diese Verfahren erfordern keine aktiv angebrachten Marker in der Szene, und ermöglichen auch die Rekonstruktion der Geometrie von einer Person in genereller Kleidung wie zum Beispiel einem Rock oder einem weiten Kleid (vgl. Abbildung 2). Performance Capture Verfahren liefern weitaus detailliertere Modelle als sie zum Beispiel mit Motion Capture Verfahren erfasst werden können, die nur die Bewegung des Skelettes, aber nicht die Bewegung der Körperoberfläche erfassen. Dennoch unterliegen selbst neueste Performance Capture Methoden starken Einschränkungen. Die meisten Algorithmen können nur in streng kontrollierten Studioumgebungen mit kontrollierter Beleuchtung und kontrolliertem Hintergrund (z. B. grünen Vorhängen = Green Screen) eingesetzt werden. Weiterhin erfordern sie eine Vielzahl statischer Kameras mit hoher Auflösung und Qualität. Selbst neueste Verfahren erfassen bestenfalls Modelle mittlerer Qualität nur eines Objektes. Oberdrein kommen sie sehr schnell an ihre Grenzen, wenn sich mehrere Objekte in einer Szene bewegen, die Bewegungen in einer Szene sehr schnell sind oder wenn Objekte komplexere Deformationen zeigen. Abb 2: Markerloses Performance Capture: Die Bewegung und Geometrie einer Person in normaler Kleidung (links) wird aus mehreren Videokameraaufnahmen rekonstruiert und daraus ein virtuelles 3D-Model errechnet (rechts) [1]. Performance Capture-Verfahren liefern weitaus Informatik detailliertere Modelle dynamischer Szenen als Motion Capture-Verfahren, sind aber nur unter sehr begrenzten Studiobedingungen und für einen 7 12 3 13 begrenzten Typ an Szenen einsetzbar. Performance Capture-Verfahren sind von immensem Interesse für die Produktion von Spezialeffekten in der Filmindustrie, zum Beispiel zum Erfassen virtueller Modelle von Schauspielern. Angesichts der visuellen Qualität virtueller Schauspieler in aktuellen Kinoproduktionen entsteht oft der falsche Eindruck, dass das Rekonstruieren von echten Schauspielern und ihrer Bewegungen bereits jetzt sehr einfach möglich ist. In Wirklichkeit ist es aber so, dass solche virtuellen Modelle fast gänzlich in kostspieliger und monatelanger Handarbeit von mehreren Animationsspezialisten erstellt werden und keinesfalls einfach rekonstruiert werden können. Zusammenfassend kann man sagen, dass selbst die am weitesten fortgeschrittenen Verfahren zur Rekonstruktion statischer und dynamische Szenen aus Kameraaufnahmen aufgrund fundamental einschränkender algorithmischer Annahmen nur in sehr eingeschränkten Situationen anwendbar sind. In meiner Forschungsgruppe Graphics, Vision and Video am Max-Planck-Institut für Informatik haben wir ein neues Forschungsprojekt mit dem Titel CapReal – Performance Capture of the Real World in Motion gestartet. Das Projekt wird vom Europäischen Forschungsrat (ERC) im Rahmen eines ERC Starting Grants mit 1,5 Millionen Euro über 5 Jahre finanziert. Der ERC Starting Grant ist einer der angesehensten und begehrtesten Forschungspreise der Europäischen Union. Der Preis finanziert Grundlagenforschung, die in Grenzgebiete vorstößt und den bestehenden Wissenshorizont grundlegend erweitern soll (sog. Frontier Research). Im Rahmen des Projektes CapReal entwickeln wir viele der grundlegenden algorithmischen Prinzipien der Szenenrekonstruktion aus Kameras vollkommen neu. Unser langfristiges Ziel ist es, fundamental neue Methoden zu entwickeln, die es uns erlauben, hoch detaillierte Geometrie-, Materialund Bewegungsmodelle realer Szenen in beliebiger Umgebung aus nur sehr wenigen Videoaufnahmen zu rekonstruieren, wie zum Beispiel aus Videos, die mit einigen wenigen Mobiltelefonen aufgenommen wurden. Zur Erläuterung: Reale Szenen sind von grundlegend höherer Komplexität als die einfachen Studioszenen, die bisher rekonstruiert werden können. In ihnen bewegen sich eine Vielzahl von Personen und Objekten in beliebiger Art und Weise, die Beleuchtung ist vollständig unkontrolliert, und Szenenelemente können beliebig komplexe Reflektanz- und Materialeigenschaften aufweisen. Weiterhin ist es in solchen Szenen oftmals nicht möglich, mehr als nur eine Handvoll Kameras zu platzieren, und die Kameras selbst müssen oft bewegt werden, um das Geschehen in der Szene zu erfassen. Um unter diesen grundlegend schwierigeren Rahmenbedingungen erfolgreich zu sein, ist es nötig, elementare algorithmische Prinzipien neu zu durchdenken. Das oben beschriebene langfristige Ziel ist innerhalb der fünf Jahre wahrscheinlich nicht vollständig erreichbar. In CapReal gehen wir allerdings erste wichtige Schritte auf diesem Weg. Ein zentrales Forschungsziel ist es, von den stark vereinfachten Annahmen bezüglich Lichttransport und Oberflächenreflektanz Abstand zu nehmen, auf denen viele aktuelle Rekonstruktionsverfahren basieren. Wir werden mit die ersten Verfahren entwickeln, um weitaus komplexere Modelle der einfallenden Beleuchtung, der Oberflächeneigenschaften, und des Lichttransports zwischen Szenenelementen direkt aus Videos zu schätzen. Die grundlegend neue Modellierung des Lichttransports wird es uns ermöglichen, einen weitaus größeren Teil des Bildsignals als wertvolle Information statt, wie bisher, als Fehler des Modells zu interpretieren. In der Konsequenz können beispielsweise elementare mathematische Ansätze zur Korrespondenzfindung zwischen Bildern, auf denen die Geometrie- und Bewegungsrekonstruktion fußt, robuster gestaltet werden, so dass sie auch unter generelleren Szenenbedingungen und mit nur wenigen Kameras stabil arbeiten. Weiterhin ermöglicht die detaillierte Modellierung von Beleuchtung und Reflektanz die Rekonstruktion von geometrischen Details in bisher ungesehener Genauigkeit, und zwar auch in realen Umgebungen außerhalb eines Studios. Ein erstes Ergebnis, das den Wert dieses erweiterten Modellierungsansatzes zeigt, demonstriert Abbildung 3. Wir haben eines der ersten Verfahren entwickelt, um hoch detaillierte bewegte Geometrie des menschlichen Gesichts aus den Bilddaten einer einzelnen Videokamera zu rekonstruieren [2]. Der Algorithmus beruht ganz wesentlich auf einer ersten Methode zum erweiterten Schätzen der Beleuchtung und der Oberflächeneigenschaften in der Szene. Eine weitere algorithmische Frage, mit der sich CapReal auseinandersetzt, ist die Entwicklung grundlegend neuer Parametrisierungen für Geometrie und Bewegung dynamischer Szenen, mit denen auch generelle und komplexe Szenen modelliert werden können. Die Rekonstruktion detaillierterer Modelle von Geometrie und Bewegung, aber auch des Lichttransports in der Szene, führt dabei zu weitaus komplexeren inversen mathematischen Problemen. Abb 3: Berechnung der bewegten Geometrie des Gesichtes aus nur einer Videokamera [2]: das linke und rechte Bildpaar zeigen jeweils ein Eingabebild aus einem Video, das mit einer einzigen Kamera aufgenommen wurde (jeweils links), und das daraus errechnete hoch detaillierte 3D-Modell des Gesichtes (jeweils rechts). Für diese Probleme müssen in CapReal neue Lösungsansätze entwickelt werden, die es ermöglichen sollen, die weitaus größere Anzahl an Unbekannten in unseren erweiterten Modellbeschreibungen rein aus Videodaten zu schätzen. CapReal ist ein Grundlagenforschungsprojekt, aber die erhofften Ergebnisse werden sowohl Einfluss in vielen Bereichen der Informatik als auch in angrenzenden Gebieten haben. Über die erhofften neuen Erkenntnisse im Bereich 4D-Rekonstruktion hinaus erwarten wir wertvolle Einsichten zu grundlegenden Fragen der Computergrafik und Bilderkennung wie zum Beispiel im Bereich Korrespondenz- und Bewegungsschätzung, bei der Verfolgung von Merkmalspunkten in Bildern (Feature Tracking), aber auch im Bereich Objekterkennung. In der Computergrafik ergeben sich völlig neue Möglichkeiten, um Modelle bewegter Szenen zu rekonstruieren. Diese neuen Erkenntnisse bereiten auch den Weg für völlig neue praktische Anwendungen, von denen im Folgenden einige erwähnt werden. In der Computeranimation und bei der Produktion von Spezialeffekten für Filme können nun Modelle von Szenen und Schauspielern von bisher ungesehener Qualität in genereller Umgebung, also auch »on Set«, aus nur wenigen Kameraaufnahmen rekonstruiert werden. Bei der Produktion von Beiträgen für das 3D-Fernsehen und das 3D-Kino werden sich neue Möglichkeiten ergeben, da verbesserte Szenenmodelle berechnet werden können, zum Beispiel um vollautomatisch ein Virtuelles Replay zu erzeugen, bei dem Sportereignisse nachträglich aus beliebigen neuen Blickwinkeln angeschaut werden können. Auch in anderen Bereichen ergibt sich eine Vielzahl neuer Anwendungen. Die genauere Bewegungs- und Geometrieschätzung in genereller Umgebung eröffnet neue Möglichkeiten in der medizinischen Diagnostik, zum Beispiel um den Heilungserfolg durch detaillierte optische Analyse der Körperbewegung und Muskeldeformation einzuschätzen und zu dokumentieren. Auch im Bereich der Mensch-Maschine Interaktion ergeben sich neue Möglichkeiten, um Computer über Bewegung und Mimik zu steuern. Ingenieure in der Materialprüfung werden von besseren Verfahren profitieren, mit denen die Deformation von Objekten in hohem Detail rein aus Kameraaufnahmen gemessen werden kann. Und die Robotik kann ebenfalls aus den neuen Erkenntnissen Nutzen ziehen, da sie es autonomen Robotersystemen ermöglichen werden, mit nur wenigen Kamerasensoren sehr detaillierte Modelle ihrer Umgebung zu erfassen. Hierdurch können diese ihre Bewegungen besser planen, wie zum Beispiel im Falle autonomer Autos, oder sie können besser mit Menschen in ihrer Umgebung interagieren. Referenzen: – [1] C. Stoll, J. Gall, E. de Aguiar, S. Thrun, C. Theobalt, Video-based Reconstruction of Animatable Human Characters, in ACM Transactions on Graphics (Proc. SIGGRAPH ASIA 2010), 29(6), p. 139 –149, 2010, Seoul, Korea. – [2] P. Garrido, L. Valgaerts, C. Wu, C. Theobalt, Reconstructing Detailed Dynamic Face Geometry from Monocular Video, In ACM Transactions on Graphics (Proc. of SIGGRAPH ASIA) 32, 158:1–158:10 (2013). Weitere Informationen: http://gvv.mpi-inf.mpg.de T Prof. Dr. Christian heobalt ist Professor für Informatik und Leiter der Forschungsgruppe »Graphics, Vision, & Video« am Max-Planck-Institut für Informatik. Von 2007 bis 2009 war er Visiting Assistant Professor im Department of Computer Science der Stanford University. Während seiner akademischen Ausbildung erwarb er einen Master (MSc) in Künstlicher Intelligenz an der University of Edinburgh in Schottland (2000), ein Diplom in Informatik an der Universität des Saarlandes (2001), und den Dr.-Ing. in Informatik am Max-Planck-Institut für Informatik und der Universität des Saarlandes (2005). Für seine Arbeiten erhielt er mehrere Preise, unter anderem die Otto Hahn Medaille der Max-PlanckGesellschaft (2007), den EUROGRAPHICS Young Researcher Award (2009), und den Deutschen Mustererkennungspreis (2012). Im Jahr 2013 erhielt er einen ERC Starting Grant der Europäischen Union. Er ist auch einer der Gründer der Spinoff Firma the Captury (www.thecaptury.com), die eine neue Technik zum markerlosen Motion Capture kommerzialisiert. Der ERC Starting Grant (http://erc.europa.eu/startinggrants) wird seit 2007 an international herausragende Nachwuchswissenschaftler vergeben, um ihnen exzellente Forschungsbedingungen zu ermöglichen. Die Forscher müssen auf ihrem Gebiet schon frühzeitig außergewöhnliche Leistungen gezeigt haben. Für 2 – 7 Jahre läuft die Förderung bei einem Einzelvolumen von maximal 1,5 Mio Euro. Informatik www.vensys.de 7 14 3 15 VENSYS Energy AG Im Langental 6 66539 Neunkirchen Fon: +49 6821 9517-0 Fax: +49 6821 9517-111 Ein altbekannter Wirkstoff als neue Hoffnung für Tumorpatienten? Dr. Markus Greiner Dr. Maximilian Linxweiler Stefan Schorr Dr. Johannes Linxweiler Prof. Dr. Adolfo Cavalié Prof. Dr. Richard Zimmermann Medizin Ein vielversprechender neuer Ansatz in der Therapie des Prostatakarzinoms greift in den Kalziumhaushalt der Zellen ein, um die Krebszellen abzutöten. Jedoch weisen etwa die Hälfte der Patienten eine erhöhte Resistenz gegen diesen Wirkstoff auf und würden von der neuen Therapie nicht profitieren. Unsere aktuellen Ergebnisse zeigen nun in Zellkulturexperimenten einen Weg, nicht nur diese Resistenz zu überwinden, sondern möglicherweise auch die Bildung von Metastasen zu unterdrücken. Dabei kommt ein Wirkstoff zum Einsatz, der Bereits als Neuroleptikum zur Behandlung psychischer Störungen angewandt wurde. Personalisierte Tumortherapie als hoffnungsvoller Ansatz Krebserkrankungen aufgrund molekularer Marker zu differenzieren und eine im Idealfall auf den jeweiligen Patienten zugeschnittene und wirksame Therapie anzubieten ist das Ziel der personalisierten Tumortherapie. Dahinter verbirgt sich die Idee, dass auch vielversprechende neue therapeutische Ansätze oft nur bei einer bestimmten Gruppe von Patienten wirksam sind, die es mithilfe molekularbiologischer Methoden möglichst genau zu bestimmen gilt. Für die übrigen Patienten bleibt die Hoffnung, dass die Aufklärung der molekularen Mechanismen, die ihren Tumor gegen die Behandlung resistent machen, zur Entwicklung einer adjuvanten oder alternativen Therapieoption führt. Ausgehend vom Prostatakarzinom, der häufigsten bösartigen Erkrankung des Mannes, wurden in den USA von der Firma GenSpera (www. genspera.com) in den letzten Jahren Thapsigargin-Analoga entwickelt, die zu einer Entleerung intrazellulärer Calziumspeicher führen und dadurch die Zellen abtöten. Um diesen Mechanismus spezifisch für Tumorzellen zu machen, wurde an den Wirkstoff 12-ADT ein Peptid angehängt, das die Aufnahme in die Zelle verhindert, jedoch durch eine nur auf der Oberfläche von Tumorzellen befindliche Protease, dem »prostate specific membrane antigen« (PSMA) (G-202) bzw. von der von Prostatazellen sezernierten Protease »prostate specific antigen« (PSA) (G-115) entfernt wird (Denmeade and Isaacs, 2005; Denmeade et al., 2012). Wird der Wirkstoff in die Zelle aufgenommen, so inhibiert er irreversibel die »sarco-endoplasmatic reticulum calcium ATPase« (SERCA) und verhindert somit das Rückpumpen von Calcium aus dem Zytosol in das endoplasmatische Retikulum (ER), wodurch die Zelle den programmierten Zelltod aktiviert. Natürlich ist ein solcher Mechanismus umso wirkungsvoller, je mehr Calzium zunächst einmal aus dem ER austritt. Sec62 verhindert passiven Calziumaustritt aus dem ER Der Sec61-Komplex stellt in der ER-Membran den wichA) B) Abb. 1: In situ Struktur eines an den Sec61-Komplex gebundenen Ribosoms und assoziierter Proteine nach Cryoelektronentomographie. A) Seitenansicht mit der kleinen ribosomalen Untereinheit (40S, gelb), der großen ribosomalen Untereinheit (60 S, blau), dem Sec61-Komplex (rot) sowie einem Querschnitt durch die ER-Membran (weiß). B) Blick von der ER-Membran auf das Ribosom mit Darstellung der vermutlichen Positionen der an den Sec61-Komplex assoziierten Proteine, gegenüber A) vergrößert. Die mit Fragezeichen versehenen Elektronen dichten wurden auf der Basis von bekannten Interaktionsflächen zugeordnet. Die Abbildung wurde von Stefan Pfeffer und Friedrich Förster vom MPI für Biochemie in Martinsried zur Verfügung gestellt, (Pfeffer et al., 2014)). tigsten Kanal für den Import von Proteinen in das ER bzw. Ribosomen und die Regulation der Translation hinzugewondie Integration von Proteinen in die Membran des ER dar nen hat (Muller et al., 2010). Unsere Arbeiten zeigen nun eine (Andreas Wirth, 2003; Görlich et al., 1992; Lang et al., 2012; weitere wichtige Funktion von Sec62 der Säuger im ZusamSong et al., 2000). Zudem konnten Arbeiten unserer Arbeits- menhang mit der zellulären Calzium-Homöostase. Messung gruppe zeigen, dass er auch einen wichtigen Anteil am pas- des zytosolischen Kalziumgehalts von HeLa-Zellen zeigen siven Calziumaustritt aus dem ER hat (Erdmann et al., 2011; eine Erhöhung nach siRNA vermittelter Depletion von Sec62 Lang et al., 2011a). Calziumionen können z.B. während des sowie einen stärkeren Anstieg nach zusätzlicher ThapsigarProteintranslokationsprozesses aus dem ER, wo eine hohe gin induzierter Inhibition der SERCA (Greiner et al., 2011b). Calziumkonzentration vorliegt, in das Zytosol diffundieren. Interessant wurde diese Beobachtung insbesondere deshalb, Nach Abschluss einer Proteintranslokation ist es daher für weil sie in unmittelbarem Zusammenhang mit einer höhedie Zelle von entscheidender Bedeutung, dass der Kanal wie- ren Sensitivität der Sec62-Depletierten Zellen gegenüber der der effizient verschlossen wird. Als entscheidende Faktoren Thapsigargin-Behandlung stand (Greiner et al., 2011b). In konnten hierfür auf der ER-luminalen Seite das Protein BiP weiteren Experimenten, die wir mithilfe der sogenannten (Grp78) und auf der zytososlischen Seite Calmodulin identifi- »surface plasmon resonance«-Spektroskopie (SPR) (Abbilziert werden (Harsman et al., 2011; Lang et al., 2011b), wobei dung 2A) durchgeführt haben, zeigt sich, dass die Interaktion jedoch die Mechanismen, die jeweils zum Verschluss des Ka- von Sec62 mit Sec61 über die C-Terminale Region des Sec62 nals führen, noch nicht endgültig aufgeklärt sind. Das Protein und den N-Terminus des Proteins Sec61alpha erfolgt, zudem Sec62 ist zwar nicht unmittelbar Teil des Sec61-Komplexes, war diese Bindung auch Calzium-sensitiv: Sec62 bindet nur in jedoch ist es zusammen mit Sec63 unmittelbar mit dem Kanal Abwesenheit von Calzium an Sec61 (Abbildung 2B) (Linxassoziiert (Abbildung 1A und B) (Tyedmers et al., 2000). In weiler et al., 2013). Die interagierenden Regionen von Sec62 der Hefe, wo Sec62 ein essentielles Protein darstellt, wurde und Sec61alpha sind insofern interessant, als im C-Terminus schon früh eine Beteiligung des Sec62/63-Subkomplexes am von Sec62 zwei potentielle EF-Hand-Motive, also Calzium Proteintransport in das ER gezeigt (Deshaies and Schekman, Bindungsstellen, mittels bioinformatischer Methoden vorher1990) und in neuerer Zeit wurde dies auch im Säuger bestä- gesagt werden und im N-Terminus von Sec61alpha, überlaptigt (Lakkaraju et al., 2012; Lang et al., 2012; Reithinger et al., pend mit der von uns gefundenen Sec62-Interaktionsdomäne, 2013), wo das zum Hefe-Sec62 homologe Protein jedoch zu- ein IQ-Motiv liegt, das für die Sec61-Calmodulin-Interaktion sätzliche Funktionen wie die Möglichkeit zur Interaktion mit wichtig ist (Harsman et al., 2011; Lang et al., 2011a). Das Einfügen einer Punktmutation in ein potentielles EF-Hand-Motiv A) von Sec62 führte dazu, dass sowohl auf molekularer Ebene der erhöhte Calzium-Ausstrom aus dem ER, wie auch auf zellulärer Ebene die erhöhte Thapsigargin-Sensitivität sowie die verminderte Migrationsfähigkeit entsprechend dem Sec62-Depletionsphänotyp auftraten (Linxweiler et al., 2013). Somit ist das Protein Sec62 ein wichtiger Regulator der ERCalzium-Homöostase. Nach unserem Arbeitsmodell fungiert es auf der dem Zytosol zugewandten Seite des ER als Sensor für durch den Sec61-Kanal ausströmendes Calzium, gibt in Anwesenheit von Calzium das IQ-Motiv frei und induziert eine Strukturänderung, wodurch die Calmodulin-Sec61alpha Bindung erleichtert und somit der Verschluss des Kanals auf B) der cytosolischen Seite des ER ermöglicht wird. Abb. 2: Sec62 interagiert in Calcium-sensitiver Weise mit Sec61alpha. A) Schematische Darstellung des Messprinzips der Oberflächen-PlasmonResonanz-Spektroskopie (SPR). Medizin B) Sec62-Sec61alpha-Interaktion in Abwesenheit (violett) und in Anwesenheit (grün) von Calcium, sowie Interaktion von Calcium mit Sec61alpha (negative Kontrolle, blau). Zusätzlich dargestellt sind Peptid-Spots aus Sec61alpha, die mit Sec62 inkubiert und mit einem für 7 16 3 17 Sec62 spezifischen Antikörper angefärbt wurden. TLT-Turbo GmbH . Standort Zweibrücken Power, Mining & Tunnel Fans, Service Gleiwitzstraße 7 . 66482 Zweibrücken/Germany Telefon: +49 (0)63 32 - 80 8-0 Bitte beachten Sie auch unsere Anzeige „Jobs & Perspektiven“ Der Sec62-Gehalt ist in vielen Tumoren deutlich erhöht Worin liegt nun die pathophysiologische Relevanz dieser Beobachtungen? Unsere in Zusammenarbeit mit der Klinik für Urologie und Kinderurologie am UKS durchgeführten Untersuchungen an Tumormaterial von Prostatakarzinompatienten zeigten gemittelt über alle untersuchten Patienten einen signifikant erhöhten Sec62 Proteingehalt in den Tumorzellen im Vergleich zum tumorfreien Normalgewebe aus dem gleichen Patienten, obwohl nur etwa 50% aller Patienten einen erhöhten Sec62-Gehalt im Tumor aufwiesen. Auch das Normalgewebe der Tumorpatienten zeigte im Vergleich zu dem einer tumorfreien Kontrollgruppe einen erhöhten Sec62-Gehalt und somit eine Prädisposition zum Tumor (Abbildung 3A) (Greiner et al., 2011a). In immunhistochemischen Untersuchungen an Tumorschnitten, die in A) ten, speziell das Lungenkarzinom, nun in Zusammenarbeit mit der Klinik für Thorax- und Herz-Gefäßchirurgie am UKS Gegenstand weiterer Analysen wurden. Eine Untersuchung des Tumormaterials von insgesamt 70 Patienten, davon je 35 mit einem Adeno- oder einem Paltenepithelkarzinom, ergab insbesondere für das Platenepithelkazinom, etwas weniger deutlich aber auch für das Adenokarzinom einen stark erhöhten Sec62-Proteingehalt, der hier sowohl mit einer erhöhten SEC62-Genexpression wie auch mit einer genomischen Amplifikation der chromosomalen Region 3q25-26, in der das SEC62/TLOC1-Gen liegt, korrelierte (Abbildung 4A und B) (Linxweiler et al., 2012). Da die 3q-Amplifikation die am häufigsten beschriebene genomische Veränderung im Lungenkarzinom ist (Dehan et al., 2007) und auch eher für das Platenepithelkarzinom als für das Adenokarzinom charakteristisch ist (Björkqvist et al., 1998; Chujo et al., 2002) liegt die Vermutung nahe, dass Sec62 zumindest zusätzlich zu den bisher aus dieser Region beschriebenen Genen wie PIK3CA, SOX2, RAP2B, FXR1 und EVI1 (Comtesse et al., 2007; Massion et al., 2002; McCaughan et al., 2010; Qian and Massion, 2008) eine entscheidende Rolle bei der Tumorentstehung oder Progression spielt. Auch TLOC1/SEC62 selbst wurde in der Literatur bereits als »cancer driver gene« beschrieben A) B) B) Abb 3: Sec62 Proteingehalt ist im Prostatatumorgewebe erhöht. A) Vergleich des Sec62 Proteingehalts von Tumorarealen (tumor >90%) und tumorfreien Arealen (normal tissue) von Tumorpatienten sowie Prostatagewebe von nicht Tumorpatienten (control group). B) Zunahme des Sec62-Proteingehaltes mit zunehmender De-Differenzierung des Tumors (Gleason 2–5). Abb. 4: Sec62 Proteingehalt ist stark erhöht im Lungenkarzinom Zusammenarbeit mit dem Pathologischen Institut des UKS durchgeführt wurden, zeigte sich eine deutliche Korrelation des Sec62-Gehalts mit der Entdifferenzierung der Tumorzellen, hier an einer Erhöhung Gleason-Score festgemacht (Abbildung 3B) (Greiner et al., 2011a). Um zu unterscheiden, ob das beobachtete Phänomen spezifisch für das Prostatakarzinom war oder auch in anderen Tumorentitäten auftrat, führten wir eine immunhistochemische Färbung von Sec62 auf einem »multitissue tumormicroarray« (TMA) durch, der insgesamt 2.071 Proben aus 73 verschiedenen Geweben enthielt und der 1.939 primäre Tumoren von 55 verschiedenen Tumortypen und Subtypen sowie 132 Proben der jeweils korrespondierenden Normalgewebe enthielt. Hierbei waren insgesamt 1.491 Proben (72%) positiv, ein signifikanter Unterschied zwischen Tumor- und Normalgewebe ergab sich insbesondere für das Lungen- und das Schilddrüsenkarzinom (Greiner et al., 2011a), sodass diese Tumorentitä- A) Sec62-Immunhistochemische Färbung und H&E-Färbung eines Platenepithelkarzinoms (SCC) sowie eines Adenokarzinoms (AC) der Lunge. Zur Kontrolle wurde peripheres Lungengewebe und Bronchialepithel ebenfalls untersucht. B) Immunfluoreszenz-Färbung von tumorfreiem Lungengewebe, Adenokarzinom und Platenepithelkarzinom der Lunge mit anti-Sec62-Antikörpern (FITC, grün) und anti-Sec61beta-Antikörpern (Cy3, rot). Die Zellkerne sind mit DAPI angefärbt (blau). (Hagerstrand et al., 2013). Zudem korreliert im Lungenkarzinom der erhöhte Sec62 Proteingehalt auch signifikant mit der Metastasierung der Tumoren (N+ gegen N0), was sich auch beim Prostatakarzinom schon angedeutet hatte und erneut ergab sich eine Korrelation mit der Tumorprogression (G3 gegen G2) (Abbildung 5A und B) (Linxweiler et al., 2012). Ein »follow-up« der hier untersuchten Patienten ergab auch einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem erhöhten Sec62-Gehalt und einer schlechten Prognose (Abbildung 5C) (Linxweiler et al., 2013), somit stellt Sec62 im Lungenkarzinom einen potentiellen diagnostischen und prognostischen Marker dar, während es beim Prostatakarzinom als potentieller prognostischer Marker für aggressivere, stärker metastasierende Tumoren dienen könnte. A) A) B) B) B) C) C) Abb 6: Migration von Tumorzellen ist abhängig vom Sec62-Proteingehalt. A) Schematische Darstellung des verwendeten Migrationsassays. B) Sec62 wurde aus Zellen verschiedener Tumorentitäten (BC01 und BHT101 Lunge, ML1 Schilddrüse) mittels siRNAs depletiert was zu einem dramatischen Rückgang der Migrationsfähigkeit führte. Abb. 5: Sec62 Proteingehalt korreliert mit Metastasierung und De-Differenzierung C) SEC62 wurde in zwei Klonen von HEK293-Zellen (D4 und G2) mit Hilfe eines im Lungenkarzinom. stabil transfizierten Plasmides überexprimiert, was hier zu einer Steigerung der A) Proteingehalt in N+ und N0 Tumoren in Platenepithel- (SCC) und Migrationsfähigkeit im Vergleich zu Zellen mit einem leeren Kontrollplasmid führte. Adenokarzinomen (AC) der Lunge. B) Proteingehalt in G2 und G3 Tumoren in Platenepithel- (SCC) und Adenokarzinomen (AC) der Lunge. C) Überleben der Patienten mit erhöhtem (blau) oder nicht erhöhtem Sec62-Gehalt im Tumor bei allen untersuchten Patienten (all patients) Medizin und Platenepithelkarzinom-Patienten (SCC patients). 7 18 3 19 Sec62 ist essentiell für die Migration von Tumorzellen Aufgrund der Beobachtung, dass der Sec62-Gehalt in verschiedenen Tumorentitäten mit der Metastasierung korrelierte, untersuchten wir im Rahmen unserer translationalen Forschungsarbeiten verschiedene Zelllinien auf ihre Invasions- und Migrationsfähigkeit in Abhängigkeit vom Sec62Gehalt. Hierzu wurde Sec62 mittels siRNA-Transfektion in den Zellen depletiert und die Zellmigration anschließend in einem Transwell-Migrationsassay (BD-Fluoroblock-System) analysiert. Für alle untersuchten Zelllinien verschiedenster Tumorentitäten ergab sich ein einheitliches Bild: Nach Sec62Depletion waren die Zellen nicht mehr oder nur noch in sehr geringem Umfang in der Lage zu migrieren (Abbildung 6A und B) (Greiner et al., 2011a; Linxweiler et al., 2012). Um zu zeigen, dass dieser Effekt spezifisch auf das Protein Sec62 zurückzuführen ist, wurden im Folgenden HEK293-Zellen, die in dem verwendeten Assay nur in sehr geringem Umfang migrierten, mit einem pSEC62-IRES-GFP-Plasmid transfiziert, sodass diese SEC62 überexprimierten, wodurch der Sec62 Proteingehalt um das 3,5-7-fache anstieg. Die Untersuchung der Migration dieser stabil transfizierten Zelllinien ergab eine von der Stärke der SEC62-Expression abhängige Steigerung der Zellmigration (Linxweiler et al., 2012) (Abbildung 6C). Diese Ergebnisse zeigen, dass Sec62 notwendig ist für die Zellmigration und dass die Erhöhung des Sec62Proteingehaltes alleine schon ausreicht, um die Zellmigration in HEK293-Zellen signifikant zu steigern, was die zuvor beschriebene pathophysiologische Rolle von Sec62 und die Korrelation mit einer schlechteren Prognose unterstreicht. B) A) C) Abb. 7: Der Calciumausstrom aus dem ER wird durch Sec62-Depletion oder Behandlung mit Calmodulin-Antagonisten erhöht. A) Schematische Darstellung der Calcium-Messung in den Zellen mit Hilfe des IMIC-Mikroskops. B) Messung des cytosolischen Calciumgehaltes und C) Messung des ER-lumenalen Calciumgehaltes. Die molekularen und zellulären Phänotypen führen zu einer Thapsigargin-Behandlung (Linxweiler et al., 2013). Somit stellt die Behandlung der Tumorzellen mit Calmodulineiner neuen therapeutischen Option Wie anfangs beschrieben zielt der therapeutische Ansatz Antagonisten eine Alternative Behandlungsoption zur Demit Thapsigargin-Analoga darauf ab, den Calziumhaushalt pletion von Sec62 im Tumor dar. der Tumorzellen zu schädigen und diese so abzutöten. Da unsere Arbeiten aber einen Resistenzmechanismus identifi- TFP, ein altbekannter Wirkstoff und neuer zierten, der genau dieser Therapie entgegenstehen und somit Hoffnungsträger bei einem erheblichen Patientenkollektiv zu einem geringeEiner der von uns untersuchten Calmodulin-Antagonisten, ren oder keinem therapeutischen Nutzen führen sollte, ist es das Trifluoperazin, war bereits als Antipsychotikum zur Bewichtig, den prognostischen Nachteil des erhöhten Sec62- handlung von Schizophrenie-Patienten im klinischen Einsatz Gehaltes therapeutisch zu berücksichtigen und auszuglei- (Carpenter and Davis, 2012; Shen, 1999). Arbeiten anderer chen. Da es trotz intensiver Forschung der letzten Jahre noch Gruppen diskutieren ebenfalls einen positiven Effekt des immer ein ungelöstes Problem ist, mittels therapeutischer Einsatzes von Calmodulin-Antagonisten in der TumortherasiRNAs ein Protein aus einem bestimmten Gewebe gezielt pie aus gänzlich anderen Ansätzen wie der Modulierung der zu entfernen (Bonetta, 2009; Christie et al., 2009; Jackson Akt-Aktivität bei Brustkrebs (Coticchia et al., 2009), der Hemand Linsley, 2010; Koehn et al., 2010; Schmidt, 2011), kann mung der Angiogenese (Jung et al., 2010), zur Überwindung Sec62 nicht direkt als therapeutisches Ziel verwendet werden. der Resistenz gegenüber FAS-Rezeptor vermittelter Apoptose Das beschriebene Modell, indem Sec62 bei ausströmendem beim Pankreaskarzinom (Yuan et al., 2011) oder zur Hemmung Calzium die Calmodulin-Bindung an Sec61alpha erleichtert von DNA-Reparatur Mechanismen bei einer Therapie mit dem und somit zum Verschluß des Sec61-Kanals beiträgt, führte je- Zytostatikum Bleomycin (Polischouk et al., 2007). Unsere Ardoch zu der Idee, mit Hilfe von Calmodulin-Antagonisten den beiten zeigen nun, dass eine kombinierte Behandlung mit TFP Phänotyp einer Sec62-Depletion nachzuahmen. Zunächst und Thapsigargin-Analoga, die wir vorschlagen und für die ergaben Messungen des zytosolischen Calziumgehalts nach wir auch schon einen Patentschutz erwirkt haben, zu einem Behandlung von HeLa-Zellen mit Trifluoperazin (TFP) oder hoffnungsvollen personalisierten Therapieansatz für Patienten Ophiobolin A, zwei verschiedenen Calmodulin-Antagonisten, werden könnte, bei denen ein erhöhter Sec62-Gehalt im Tumor einen initialen Anstieg vor sowie eine deutliche Steigerung festgestellt wird und die daher eine ungünstige Prognose und des Gesamtausstroms nach zusätzlicher Thapsigargingabe einen Resistenzmechanismus gegenüber der alleinigen Thera(Abbildung 7B) (Linxweiler et al., 2013). Dieser Effekt be- pie mit Thapsigargin-Analoga erwarten lassen. Die Tatsache, stätigte sich bei Messung des ER-luminalen Calziums und dass TFP alleine auch schon signifikant die Zellmigration, die war somit eindeutig der Entleerung dieses Calziumspeichers eine wesentliche Voraussetzung für die Metastasierung von Tuzuzuordnen (Abbildung 7C) (Linxweiler et al., 2013). Expe- moren darstellt hemmt, macht diese Option natürlich noch inrimente, bei denen die Behandlung mit Calmodulin-Anago- teressanter. In aktuellen Studien untersuchen wir daher sowohl nisten oder die Sec62-Depletion an Sec61alplha-depletierten die Wirksamkeit der von uns vorgeschlagenen KombinationsZellen durchgeführt wurden, ergaben einen signifikant gerin- therapie wie auch die Hemmung der Metastasierung durch TFP geren Calziumasstrom, sodass dieser Ausstrom auch eindeutig in Tumormodellen in vivo. Die Frage, ob Sec62 neben den bisdem Sec61-Kanal zugeordnet werden konnte (Linxweiler et her untersuchten noch in weiteren Tumorentitäten eine diagnoal., 2013). Auf zellulärer Ebene führte die Behandlung von stische oder prognostische Bedeutung hat, ist Gegenstand einer HeLa- oder PC3-Zellen mit den Calmodulin-Antagonisten aktuellen Zusammenarbeit mit der Klinik für Hals-, Nasen-, konzentrationsabhängig zu einem Rückgang der Migrations- Ohrenkrankheiten im Bezug auf das Oropharynxkarzinom fähigkeit sowie zu einer Steigerung der Sensitivität gegenüber und das Zervixkarzinom. – Referenzen: – membrane-bound component of the yeast endoplasmic reticulum protein import machinery. Richard Zimmermann, Richard Wagner (2003). The Sec61p Complex Is a Dynamic Molecular and cellular biology 10, 6024– 6035. Precursor Activated Channel. Mol Cell 12, 261–268. – Deshaies, R.J., and Schekman, R. (1990). 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Fehler im intrazellulären Transport können genauso wie fehlende oder falsch hergestellte Proteine zu Krankheiten führen oder die Wirksamkeit von Therapien beeinflussen. Unsere Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit den Mechanismen des Transports von Proteinen in das Endoplasmatische Retikulum (ER), der sowohl für Proteine wichtig ist, die dort selbst benötigt werden, wie auch den Ausgangspunkt für die Sekretion von extrazellulären Proteinen, z.B. von Hormonen, darstellt. Da das ER auch eine wichtige Rolle als Kalziumspeicher in der Zelle spielt, stellt die Regulation der Verteilung dieses intrazellulären Signalmoleküls einen weiteren Forschungsschwerpunkt dar. Forschungsschwerpunkte: – Grundlagenforschung zum Mechanismus des Proteintransports in das ER – Biochemische und Biophysikalische Charakterisierung des ER-Translokationsapparates – Untersuchungen zur Kalziumhomöostase der Zelle – Strukturelle Untersuchung der ER-Tranlokase und assoziierter Proteine mit Hilfe von bildgebenden Verfahren – Klinisch orientierte Grundlagenforschung zu Transport- oder Tranlokase assoziierten Krankheiten Gebäude 44 66421 Homburg Tel.: 06841-16-26 510 Fax: 06841-16-26 288 E-Mail: [email protected] Die TLT-Turbo GmbH ist einer der führenden Hersteller von Ventilatoren und lufttechnischen Systemen. Mit erstklassigem Engineering und zahlreichen Pionierleistungen stellen wir unseren Kunden und Anwendern auf der ganzen Welt zukunftsweisende Lösungen zur Verfügung. Wer neue Perspektiven gewinnen möchte, muss die Herausforderungen der Zukunft annehmen. Oft erscheint dabei die Zukunft wie ein Abenteuer, auf das man sich einlassen muss. Wir sind ein traditionsreiches Unternehmen mit Zukunft und suchen Menschen mit Weitblick, die zukunftsorientiert denken und dabei Chancen und Risiken richtig einschätzen. Gut, wenn man in das Abenteuer Zukunft mit einem starken und verlässlichen Partner starten kann. Die dynamische und positive Entwicklung von TLT-Turbo basiert auf unserer Bereitschaft, Neues zu wagen und Bewährtes zu hinterfragen. Transparenz und Offenheit kennzeichnen unseren Umgang miteinander. Qualifizierte Mitarbeiter mit dem Gefühl für effektive Teamarbeit und Fairness im Umgang mit Kunden und Kollegen. Persönlichkeiten, die gerne schnell und zielorientiert handeln und dabei auf ihre internationale Erfahrung zurückgreifen können. Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung. Medizin Jobs & Perspektiven 7 22 3 23 Standort Zweibrücken Power, Mining & Tunnel Fans, Service Gleiwitzstraße 7 66482 Zweibrücken/Germany Telefon: +49 (0)63 32 - 80 8-0 www.tlt-turbo.com Unkonventionelle Aktoren in der Mechatronik – Elektroaktive Polymere Prof. Dr. Stefan Seelecke Mechatronik Multifunktionale Werkstoffe, im deutschen Sprachgebrauch auch unter dem Namen »unkonventionelle Aktoren« bekannt, verzeichnen seitens der Industrie in den letzten Jahren ein stark zunehmendes Interesse als Antriebe in mechatronischen Systemen. Das liegt zum einen an ihren ungewöhnlichen Eigenschaften, zum anderen an der Verknappung gewisser, typischerweise in der Antriebstechnik verwendeter Rohstoffe wie etwa Kupfer und seltene Erden. Einen besonders interessanten Vertreter der unkonventionellen Aktoren, die elektroaktiven Polymere, wollen wir in diesem Artikel näher beleuchten. Als Mechatroniker interessiert man sich speziell für Systeme, die aus Aktoren bestehen, die zum Antrieb oder Stellen verwendet werden sowie aus Sensorelementen, mit denen man Informationen über den Zustand oder die Umgebung eines mechatronischen Systems erhält. Diese Informationen werden mit Hilfe von auf Mikroprozessoren implementierten Algorithmen dann intelligent zur Ansteuerung der Aktoren verwendet, so dass ein solches System selbstständig auf Änderungen in seiner Umgebung reagieren kann. In einem modernen Auto sind wir heute tausendfach von solchen Systemen umgeben, die etwa die Beschleunigung eines Fahrzeuges messen und im Falle eines Unfalls einen Airbag auslösen, Mangan-Gallium kombinieren sogar thermische und magnetische Eigenschaften. Im Gegensatz zu den eingangs erwähnten konventionellen Antrieben werden solche aktiven Materialien (englisch »smart materials«) in der Mechatronik auch als »unkonventionelle Aktoren« bezeichnet. Oft stellen diese unkonventionellen Aktoren kostengünstige, leichte und energieeffiziente Alternativen zum Aufbau mechatronischer Systeme dar. Interessanterweise zeigen alle dieser Materialien auch sensorische Eigenschaften. Kontrahiert beispielsweise ein NiTi-Aktordraht durch die Joulesche Wärme eines durch ihn fließenden elektrischen Stromes, so lässt sich durch Messen des elektrischen Widerstandes dabei gleichzeitig auch seine Längenänderung bestimmen. Da dieses ohne weitere externe Sensoren geschieht, spricht man vom sogenannten »Self-Sensing-Effekt« und bezeichnet diese Werkstoffe auch als »multifunktionale Materialien«. Ein spezieller Vertreter dieser multifunktionalen Werkstoffe sind die sogenannten elektroaktiven Polymere. Durch Anlegen eines elektrischen Feldes lassen sich dünne Polymerfolien dazu bringen, ihre Fläche dramatisch zu vergrößern. Der »Weltrekord« steht dabei momentan bei einer Flächenvergrößerung von 1692% und wird von dem in Abbildung 1 dargestellten Ballonsystem gehalten [1]. In diesem Artikel werden wir uns mit dem zu Grunde liegenden Funktionsprinzip, der Herstellung von Aktor-/ Sensorsystemen aus elektroaktiven Polymeren – speziell dielektrischen Elastomeren – und einigen Ideen zu Ihrer Anwendung beschäftigen. Um das Funktionsprinzip eines elektroaktiven Polymeraktors richtig zu verstehen ist es hilfreich, sich zunächst mit dem Kondensatorprinzip zu beschäftigen. Dazu zunächst ein kurzer geschichtlicher Rückblick: Die Verformung fester Körper mit Hilfe elektrischer Felder hat ihren Ursprung in der sogenannten Leidener Flasche, die 1746 u. a. vom holländischen Physiker Petrus van Musschenbroek (1692–1761) entwickelt wurde (Abb. 2). Musschenbroek steckte einen Nagel in eine mit Wasser gefüllte Flasche und brachte diesen mit einer Elektrisiermaschine in Verbindung. Nach der Trennung von der Elektrisiermaschine erhielt er beim Rausziehen des Nagels dann einen elektrischen Schlag. Abb. 1: Durch Anlegen eines elektrischen Feldes lässt sich bei einem unter Druck stehenden Ballon eine Flächenvergrößerung von 1692% erreichen. die Scheibenwischer mit Hilfe eines Regensensors nur dann betreiben, wenn sich eine entsprechende Wassermenge auf der Windschutzscheibe gesammelt hat oder uns ins Auto hineinlassen, wenn der Bordcomputer drahtlos ein Signal des Schlüssels empfangen hat und daraufhin die Tür entriegelt. Die Antriebe in solchen Systemen bestehen üblicherweise aus Motoren, elektromagnetischen Stellern sowie Hydraulik- oder Pneumatikzylindern. Alternativ dazu finden seit einiger Zeit zunehmend Materialien Verwendung, deren Form sich gezielt verändern lässt. Dazu gehören etwa Drähte aus sogenannten Formgedächtnislegierungen wie z.B. Nickel-Titan, die bei Überschreiten einer materialtypischen Temperatur kontrahieren und dabei wie metallene Muskeln Arbeit verrichten können. Bekannt sind auch piezokeramische Werkstoffe, z.B. Bleizirkontitanat oder Bariumtitanat, die durch ein elektrisches Feld ihre Form ändern und etwa zum nanometergenauen Einstellen von Mikroskopen oder zur Kompensation unerwünschter Schwingungen dienen. Magnetostriktive Werkstoffe wie Galfenol oder Terfenol tun Ähnliches unter Einwirkung eines magnetischen Feldes, und magnetische Formgedächtnislegierungen wie etwa Nickel- Mechatronik Es war der Vorläufer unseres heutigen Kondensators und das erste Gerät zur Speicherung elektrischer Energie. Über die Anwendung und Wirkung daraus resultierender elektrischer Schläge und weiterer amüsanter Anekdötchen rund um diese Flasche siehe [2]. Ihre endgültige Form erhielt die Leidener Flasche 1748 durch die beiden Londoner Ärzte William Watson und John Bevis. Sie verzichteten auf die Flüssigkeit und verkleideten die Flaschenwände innen und außen mit Stanniol. Felice Fontana (1730 –1805), ein italienischer Physiker, bemerkte dann eine Volumenänderung beim elektrischen Aufladen einer solchen Leidener Flasche, welches von Alessandro Volta (1745 –1827), Abb. 4, folgendermaßen erklärt wurde: »The glass is strongly comAbb. 2: Petrus van Musschenbroek pressed … by the two armatures, (1692–1761), Miterfinder der i. e. exterior metallic leaf, and interior water, … because they are Leidener Flasche oppositely electric.« Danach dauerte es bis 1880, bis der mechanische Effekt der von den elektrischen Ladungen herrührenden Coulombkräfte an einem Gummiband durch Conrad Röntgen, Abb. 5, anschaulich demonstriert wurde. 7 24 3 25 Funktionsweise Röntgens Versuch wurde von Keplinger et al. [3] mit modernen Mitteln wiederholt und ist in Abbildung 6 dargestellt. Ein mit einem Gewicht belastetes Band aus Naturkautschuk wird stufenweise mit elektrischen Spannungen bis zu 25kV kontaktlos mit Nadelelektroden beaufschlagt und zeigt daraufhin eine Längenänderung von bis zu 20%. Betrachtet man die Größe der benötigten elektrischen Spannungen, erscheint es plausibel, dass Röntgen, der für seine Strahlenexperimente ja auch solch hohe Spannungen benötigte, derjenige war, der diese Entdeckung machte. Im Jahre 1998 schließlich, wieder ein Jahrhundert später, erschien eine Arbeit von Pelrine und Kornbluh [4], die gemeinhin Abb. 3: Leidener Flasche, das erste als die Initialzündung für die moGerät zur Speicherung derne Nutzung des oben beschrieelektrischer Ladung (1746). ben Effekts für die Aktorik angesehen wird. Hier und später in [5] werden dielektrische elektroaktive Polymer (DEAP)-Aktoren beschrieben, die auf Basis dünner (~50µm) Polymerfolien aus Acryl oder Silicon mit beidseitig aufgedruckten, dehnbaren Elektroden bei angelegten Spannungen von ~2,5 kV Formänderungen von bis zu 200% zeigen, sich schnell schalten lassen und Energiedichten von etwa 0,1 J/g aufweisen. Abb. 4: Alessandro Volta (1745–1827) Abb. 5: Wilhelm Conrad Röntgen (1845–1923) Abb. 6: 20% Längenänderung eines mit einem Gewicht belasteten Gummibandes unter elektrischen Spannungen bis 25kV. und kann die Feder zurückbewegen. Abbildung 10. zeigt die dabei möglichen Hübe von etwa 7–8 mm zwischen 0 V und 2,5 kV angelegter elektrischer Spannung. Es können dabei je nach Geometrie Kräfte in der Größenordnung von 1 Newton erzeugt werden. Abb. 7: Aktorprinzip eines dielektrischen Elastomers. Das Aktorprinzip beruht dabei auf dem folgenden, in Abbildung 7 dargestellten Effekt. Der Aufbau erinnert stark an einen Kondensator, und elektrisch verhält sich ein solcher dielektrischer elektroaktiver Polymeraktor in erster Näherung auch so. Allerdings lässt sich durch die Nachgiebigkeit von Dielektrikum und Elektroden hier auch eine Bewegung erzeugen und mechanische Arbeit verrichten. Bei Anlegen eines elektrischen Feldes entstehen zwischen den unterschiedlich geladenen Elektroden sehr starke Coulomb’sche Anziehungskräfte, die das Polymer in Dickenrichtung komprimieren und gleichzeitig transversal ausdehnen bzw. zu einer Oberflächenvergrößerung führen. Die mechanische Spannung, die dabei das Material komprimiert, nennt man Maxwellspannung, mm ; sie hängt neben der Vakuumpermittivität ¡0 von der Dielektrizitätskonstante ¡r des Materials und vom elektrischen Feld E ab, mm = ¡0 ¡rE . 2 Abb. 8: Verschiedene Bauformen. Dieser Effekt lässt sich in der Aktorik auf vielfältige Art und Weise ausnutzen. Sogenannte Stapelaktoren nutzen beispielsweise den Dickeneffekt aus, benötigen für einen Hub von ca. 1mm aber wegen der geringen Filmdicken gut 100 Schichten. Diese stapelt man dazu übereinander und kontaktiert sie ähnlich wie bei Piezostapelaktoren zwischen den Schichten wechselseitig positiv und negativ. Eine elegantere Methode zur Huberzeugung gelingt mit den in Abbildung 9 dargestellten Membranaktoren, die den Transversaleffekt nutzen. Durch unterschiedliche Innen- und Außendurchmesser lassen sich hier Hub und resultierende Kraft gezielt einstellen. Für eine Bewegung aus der Ebene heraus benötigen diese Aktoren einen Mechanismus etwa in Form einer Feder, die die EAP-Membran vorspannt (vgl. Abb. 9). Beim Anlegen einer elektrischen Spannung erscheint das Polymermaterial durch die transversale Ausdehnung »weicher« und kann von der Feder weiter gedehnt werden. Beim Abschalten der Spannung gewinnt das Material nun wieder an Steifigkeit Abb. 9: Aktorprinzip eines mit einer Feder vorgespannten Membranaktors. Abb. 10: Hubbewegung eines EAP-Membranaktors, spannungslos (links) und unter 2,5kV (rechts), Auf den ersten Blick mag man denken, dass mit solch hohen Spannungen auch ein hoher Energieverbrauch einherginge. Das Gegenteil ist jedoch der Fall, beim Anlegen der Spannung fließen lediglich elektrische Ströme im Mikroamperebereich, so dass elektrische Leistungen nur in der Größenordnung von einigen Milliwatt benötigt werden. Zudem ist dies auch nur für die eigentlichen Schaltvorgänge erforderlich; soll beispielsweise eine Position gehalten werden, so ist das stromlos möglich. Herstellung Zur Herstellung solcher Systeme kommen vorzugsweise Druckverfahren zum Einsatz. Auf kommerziell verfügbare dünne Polymerfolien (z. B. Silicon) werden mit Hilfe von sogenannten Siebdruckverfahren zunächst die Elektroden aufgebracht. Dazu fertigt man geeignete Schablonen auf einer durchlässigen Siebstruktur an und rakelt dann eine entsprechende »Elektrodentinte« in der gewünschten Geometrie auf die Folien, siehe Abbildung 11 (links). Dies geschieht am besten in einem Reinraum, da sonst die eventuell sich in die Elektroden einlagernden Staubpartikel zu elektrischen Feldspitzen führen und ein Versagen des Aktors zur Folge haben können. Abb. 11: Aktorprinzip eines mit einer Feder vorgespannten Membranaktors. Das beste Elektrodenmaterial ist momentan noch Gegenstand intensiver Forschungsarbeiten. Es ist für eine optimale Aktorperformance von ausgesprochener Wichtigkeit, aber es muss sehr kontroverse Anforderungen erfüllen, da es auf der einen Seite eine hohe elektrische Leitfähigkeit aufweisen, Abb. 13: Kommerziell verfügbarer VivitouchTM DEAP-Aktor der Fa. Bayer Materials Science [6,7]. auf der anderen Seite dabei aber auch große elastische Verformungen aushalten soll. Momentan werden entweder elektrisch leitende, rußhal- Anwendungsbeispiele tige (carbon black) Tinten verwendet; man untersucht aber Die Technologie ist noch sehr jung und erste kommerzielauch die Verwendung von Nanopartikeln wie etwa Carbon- le Produkte kommen gerade erst auf den Markt. Die Fa. Bayer nanoröhrchen. Materials Science hat beispielsweise kompakte Aktorsysteme Die entsprechenden Rahmenstrukturen aus Abbildung 8 entwickelt, die in modernen Smartphones Vibrationen mit lassen sich zur Herstellung von Forschungsprototypen geeig- einer extrem breitbandigen Dynamik erzeugen. neterweise mit einem 3D-Drucker herstellen. Abbildung 11 Dies wird etwa für Spielanwendungen genutzt (Abb. 13, zeigt den am Lehrstuhl für Unkonventionelle Aktorik ver- rechts) oder in High-End-Kopfhörern (Abb. 13, links), wo der wendeten Drucker Objet Connex 500, mit dem sich präzise Bass zur Verbesserung des Hörerlebnisses mit Hilfe desselben Strukturen mit 16µm-Schichtdicke herstellen lassen. Aktors direkt auf die Schädelstruktur übertragen wird. Die Firma Parker Hannifin steht kurz vor der Markteinführung einer neuen Generation von Drucksensoren, die auf dem oben beschriebenen Prinzip der Kapazitätsänderung basieren. Dunn, York und Seelecke beschreiben die Entwicklung und Funktionsweise dieser Sensoren in [8]. Abb. 12: Sensoreffekt - DEAP-Folie reagiert auf Druckbelastung mit einer Kapazitätsänderung. Sensorik Wie eingangs erwähnt liegt eine ausgesprochen attraktive Eigenschaft der DEAP-Materialien darin, dass sie nicht nur aktorische Fähigkeiten besitzen, sondern auch zur Sensorik eingesetzt werden können. So ändert sich bei mechanischer Belastung einer DEAPFolie sowohl Oberfläche A als auch Filmdicke d, was gemäß der wohlbekannten Plattenkondensatorformel Abb. 14: Kommerziell verfügbarer Drucksensor der Fa. Parker Hannifin [8]. Mechatronik A C = ¡r¡0 –– d 7 26 3 27 zu einer Änderung der Kapazität C führt. Diese lässt sich leicht elektrisch erfassen und kann direkt mit der Auslenkung eines Aktors korreliert werden, so dass man in diesem Falle von einem »Self-Sensing«-Aktor spricht. Dies ist von großem Interesse, weil zur Positionsbestimmung somit kein weiterer externer Sensor erforderlich ist und sich kompakte und kostengünstige mechatronische Systeme aufbauen lassen. Insgesamt lässt sich festhalten, dass DEAP-Aktoren eine Reihe interessanter Eigenschaften wie – geringe Herstellungskosten, – geringes Gewicht, – hohe Energieeffizienz, – geräuschloser Betrieb und – Self-Sensing aufweisen und in Zukunft noch in vielen technischen Anwendungen wie etwa Ventilantrieben, Pumpen, Positioniersystemen oder Lautsprecheranwendungen von sich reden machen werden. Literatur — [1] T Li, C Keplinger, R Baumgartner, S Bauer,W Yang, Z Suo, Giant voltage-induced deformation in dielectric elastomers near the verge of snap-through instability, Journal of the Mechanics and Physics of Solids, Volume 61, Issue 2, February 2013, Pages 611-628, ISSN 0022-5096, http://dx.doi.org/10.1016/j.jmps.2012.09.006 — [2] http://de.wikipedia.org/wiki/Leidener_Flasche — [3] C Keplinger, M Kaltenbrunner, N Arnold, S Bauer, Röntgen’s electrode-free elastomer ++ actuators without electromechanical pull-in instability, Proceedings National Academy of Science of the United States of America, vol. 107 no. 10, 2010, 4505–4510, doi: 10.1073/pnas.0913461107 — [4] R E Pelrine, R D Kornbluh, J P Joseph, Electrostriction of polymer dielectrics with compliant electrodes as a means of actuation, Sensors and Actuators A: Physical, Volume 64, Issue 1, 1 January 1998, Pages 77– 85, ISSN 0924-4247, http://dx.doi.org/10.1016/S0924-4247(97)01657-9 — [5] R E Pelrine, R D Kornbluh, Q Pei, J P Joseph, High-Speed Electrically Actuated Elastomers with — [6] http://mybroadband.co.za/news/wp-content/uploads/2012/01/Vivitouch.jpg — [7] http://www.vivitouch.com/images/headphone_infographic.jpg — [8] A York, J Dunn, S Seelecke, Systematic approach to development of pressure sensors using Strain Greater Than 100%, Science 4 February 2000: Vol. 287 no. 5454 pp. 836 –839 dielectric electro-active polymer membranes Smart Mater. Struct.22, 094015, 2013, doi:10.1088/0964– 1726/22/9/094015 Innovation beginnt im Kopf. Seit über 100 Jahren versorgen wir das Saarland mit Strom und investieren in die Zukunft unseres Landes: In Erneuerbare S Prof. Dr.-Ing. Stefan eelecke hat an der Technischen Universität Berlin Physikalische Ingenieurwissenschaft studiert und dort auch promoviert. 1999 habilitierte er sich mit einer Arbeit im Bereich Thermodynamik. Von 2001 bis 2010 war er als Professor an der North Carolina State University in Raleigh, USA beschäftigt. Dort gründete und leitete der Spezialist für Smart Materials und neuartige Antriebsysteme das Labor für Adaptive Strukturen. Seine Forschung wurde von der National Science Foundation, den National Institutes of Health, der NASA und diversen Industrieunternehmen gefördert. Seit 2011 ist Seelecke Universitätsprofessor für Unkonventionelle Aktorik an der Universität des Saarlandes. Neben seiner universitären Lehr- und Forschungstätigkeit leitet er auch Forschungsprojekte am Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik (ZeMA). Er beschäftigt sich mit neuartigen Antrieben aus sogenannten aktiven Materialien. Dazu gehören beispielsweise Formgedächtnislegierungen, also Metalle, die sich trotz Verformung an ihre frühere Formgebung »erinnern« können. Mit diesen Materialien lassen sich Antriebssysteme mit höherer Energieeffizienz entwickeln, z. B. in der Automobilindustrie, in der Medizintechnik und in der Robotik. Energien, Klimaschutz, Neue Technologien und Ausbildung. urznachrichten aus der Forschung +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Kurznachrichten Saarbrücker Ingenieure sagen bei laufendem Betrieb voraus, wann der Ölwechsel fällig ist 7 28 3 29 Vorausschauende Wartung von schwer zugänglichen Anlagen, keine unnötigen Ölwechsel und Laborkosten, weniger Umweltbelastung: Ein neues Verfahren, das Saarbrücker Messtechniker gemeinsam mit Partnern entwikkelt haben, ermöglicht die Überwachung der Qualität von Schmier- und Hydraulikölen und anderer Flüssigkeiten während des laufenden Betriebs. Das kleine Sensorsystem kann mobil zum Einsatz kommen und auch leicht in Industrie-, Windkraftanlagen und Maschinen eingebaut werden. Es misst auf optische Weise den chemischen Zustand und die Partikelbelastung des Öls und sagt voraus, wann ein Ölwechsel ansteht. Wird Öl zu spät gewechselt, drohen Schäden. Das gilt beim Auto ebenso wie für große Industrieanlagen. Schmieröl, das Reibung und Verschleiß verringert und ein Heißlaufen verhindert, wird durch Abrieb mit Metallstaub und Partikeln angereichert, zudem oxidiert das Öl im Betrieb. Auch Zusätze, die die Schmiereigenschaften optimieren, sind früher oder später verbraucht. Irgendwann schmiert das Öl dann nicht mehr. Die Krux: »Wann genau das Öl gewechselt werden muss, ist nicht offensichtlich«, sagt Professor Andreas Schütze. Gerade bei schwer erreichbaren Anlagen – wie Windkraftanlagen auf hoher See – bleibt nur, entnommene Proben aufwändig und teuer im Labor zu prüfen oder das Öl auf Verdacht turnusmäßig zu wechseln. »So wird oft noch gutes Öl aufwändig und unnötig gewechselt – mit hohen Kosten für Betreiber und Umwelt«, erklärt der Messtechniker. Sein Team am Lehrstuhl für Messtechnik und am ZeMA hat gemeinsam mit Partnern aus Hochschulen und Industrie ein Messsystem entwickelt, das in die Anlage selbst eingebaut werden und dort die Ölalterung bei laufendem Betrieb ständig messen und überwachen kann. Die Daten aus dem Messsystem werden über Mobilfunk übertragen, so dass eine Auswertung unabhängig vom Standort der Anlage erfolgen kann. Auch mobil ist das System einsetzbar: »Mit unseren Messsystemen lassen sich drohende Schäden früh erkennen und abwenden. Wartungseinsätze können vorausschauend geplant werden«, erläutert Schütze. Auch für Hydrauliksysteme eignet sich das Verfahren das sich auch zur Überwachung anderer Flüssigkeiten eignet. Bei dem Saarbrücker Verfahren wird die Flüssigkeit durchleuchtet: Zum einen mit einer Laserdiode, wobei Partikel im Öl oder Fluid das Licht streuen. »Jede Partikelart streut das Licht anders, manche werfen mehr, andere weniger Licht in die jeweiligen Richtungen. Diese Streuung wird von Fotodioden erfasst und die Signale ausgewertet. Hierbei kann zwischen Metallstaub, sonstigen Partikeln und Luftblasen unterschieden und die jeweilige Konzentration bestimmt werden«, erklärt Ingenieur Eliseo Pignanelli, der das System weiterentwickelt hat. Zum anderen wird das Fluid, das durch das Messsystem fließt, mit Infrarotlicht beleuchtet und die Strahlen aufgefangen, die es durchdringen. »Hierdurch können Rückschlüsse auf den chemischen Zustand des Öls gezogen werden, denn wenn es sich chemisch verändert, verändert sich auch das empfangene Lichtspektrum«, sagt Pignanelli. So kann etwa auch ermittelt werden, ob Wasser in das System eingedrungen ist. Auch bei schwer erreichbaren Anlagen wie Windkrafträdern auf hoher See (im Hintergrund eine Windrad-Nabe) kann mit eingebautem Messsystem vorhergesagt werden, wann das Öl ausgewechselt werden muss. Prof. Andreas Schütze (links) und DiplomIngenieur Eliseo Pignanelli (rechts) können mit ihrem Mess-System im die Ölalterung auch vor Ort prüfen. (Foto: Oliver Dietze) Die Saarbrücker Ingenieure entwickelten das Verfahren in mehreren Forschungsprojekten, an denen auch Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft beteiligt waren, darunter die Firma HYDAC Electronic GmbH aus Gersweiler und die EADS Deutschland GmbH (Innovation Works). Insbesondere wurde an den nanostrukturierten Schichten der Mikrosensoren geforscht, um ihre optischen und mechanischen Eigenschaften zu optimieren und etwa für hohe Druckverhältnisse anzupassen. In Kooperation mit dem ZeMA in Saarbrücken wird das Verfahren zur Marktreife entwickelt. Am ZeMA (Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik) in Saarbrücken arbeiten Saar-Uni, Hochschule für Technik und Wirtschaft sowie Industriepartner zusammen, um neue Methoden aus der Forschung in die industrielle Praxis umzusetzen. http://www.zema.de/ Ihr Ansprechpartner: $ANIEL$UVALL 0ERSONALMANAGEMENT 4ELEFON %-AILDDUVALL GRGGMBHCOM 7IRFREUENUNSDARAUF3IEKENNENZULERNENÙ '+6'4'0(15706'4 999T).1$#.g4'611.g)4172T%1/ .1$#.'611.4172/$#05g%*#4&6g64#@'E hJJLFF'$#%* urznachrichten aus der Forschung ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Kundenbindung durch Emotion: Wie Markenwelten erlebnisorientierte Besucher begeistern Ob Erlebnispark mit Alpenpanorama oder gekonnte Präsentation im New Yorker Glaspalast – bekannte Marken werden immer häufiger in so genannten Markenwelten in Szene gesetzt. An diesen realen Begegnungsorten können Kunden und Besucher die Marke interaktiv und mit allen Sinnen erleben. Das Institut für Handel & Internationales Marketing (H.I.MA.) der Universität des Saarlandes hat unter der Leitung von Institutsdirektor Prof. Joachim Zentes einige erfolgreiche Markenwelten untersucht und daraus konkrete Handlungsempfehlungen für die Gestaltung dieses hoch-emotionalen Marketinginstrumentes abgeleitet. Futuristische Pavillons, ein Automobilmuseum und ein riesiger Landschaftspark mit Autoteststrecken, Dufttunnel und Panorama-Schifffahrt auf dem Mittellandkanal: Die VWAutostadt in Wolfsburg bietet ein Erlebnisprogramm für die ganze Familie, das kaum an einem einzigen Tag zu bewältigen ist. Hier wird eine Marke so inszeniert, dass Verbraucher sie mit allen Sinnen erleben können«, erklärt Joachim Zentes, der mit Wissenschaftlern seines Institutes Marken- Markenwelt, die man auch als das ›Wohnzimmer einer Marke‹ bezeichnen kann. Als Ergebnis ihrer Analyse unterscheiden die Wirtschaftswissenschaftler drei verschiedene Ausprägungen von Markenwelten: so genannte Brandlands, Showrooms und Flagship Stores. »Mit ihrer aufwändigen Markeninszenierung richten sich Brandlands nicht nur an Kunden, sondern dienen auch als Orte der Identifikation für Firmenmitarbeiter in aller Welt. Ihr Kennzeichen ist, dass sie auf besonders hohe Emotionalität und Interaktivität setzen«, erklären die Saarbrücker Forscher. Untersucht wurden unter anderem die Swarovski Kristallwelten im österreichischen Wattens in der Nähe von Innsbruck. Im Gegensatz zu Brandlands sind Showrooms nicht am Unternehmensstandort angesiedelt, sondern finden sich in Toplagen in den Innenstädten von Metropolen. »Showrooms sind kleinere Einrichtungen, die aufgrund ihrer Lage räumlich eingeschränkt sind.« Im Vordergrund stehen auch hier Interaktiv geht es beispielsweise in der »Bunten Schokowelt« von Ritter Sport am Die Swarovski Kristallwelten befinden sich in Wattens nahe Innsbruck – © Swarovski Kristallwelten, Foto: A. Jasiutyn welten bekannter Hersteller unter die Lupe genommen hat. Die Saarbrücker Wissenschaftler untersuchten die Markenwelten der internationalen Unternehmen Ritter Sport, Dr. Oetker, Swarovski, Krombacher, Porsche und Miele – »allesamt Marken mit überragendem Standing innerhalb ihrer Branche, die ihre Anziehungskraft aus langjähriger Tradition, herausragender Qualität oder einem besonderen Verständnis für die Bedürfnisse ihrer Zielgruppen speisen«, erläutert Benjamin Ney, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut. Auf der Suche nach immer neuen Differenzierungspotenzialen im Wettbewerb setzten starke Marken inzwischen auf die emotionale Ansprache ihrer Zielgruppe in Markenwelten. »Nirgendwo sonst gerät ein Besucher mit seinen Sinnen so unmittelbar in Berührung mit den Produkten und der Identität einer Marke wie in einer unternehmenseigenen Information und Entertainment, Verkauf findet nicht oder nur eingeschränkt statt. Interaktiv geht es beispielsweise in der »Bunten Schokowelt« von Ritter Sport am Berliner Gendarmenmarkt zu. Hier können die Besucher des Werks mit Stammsitz in Baden-Württemberg aus einer riesigen Auswahl an gängigen sowie exotischen Zutaten ihre eigene Schokolade kreieren und sofort von einem Chocolatier anfertigen lassen. Die Studie »Markenwelten: Markensensualität und Markenidentität« der Autoren Joachim Zentes, Benjamin Ney und Daniel Keßler kann auf Anfrage beim Institut für Handel & Internationales Marketing (H.I.MA.) bezogen werden. Außerdem kann man sie unter folgendem Link herunterladen: www.hima.uni-saarland.de Kurznachrichten Berliner Gendarmenmarkt zu. Foto: www.dermarkentag.com 7 30 3 31 +++ /gruendercampussaar )U1DFKIROJHUXQG*UQGHU 6LHKDEHQGLH,GHH :HUGHQ6LH8QWHUQHKPHU 0LWXQVKDEHQ6LH6SH]LDOLVWHQDQ,KUHU6HLWHZHQQ6LHHLQH([LVWHQ]JUQGHQRGHUDOV1DFKIROJHUHLQVWHLJHQZROOHQ 6SUHFKHQ6LHXQVDQZLUUHDOLVLHUHQ,KUH=XNXQIWVSOlQH:RUDXIZDUWHQ6LH"_ZZZVSDUNDVVHVDDUEUXHFNHQGH