Comments
Transcript
DDR-Spezifika in der Meine freie deutsche Jugend
Stockholms universitet Institutionen för baltiska språk, finska och tyska Avdelningen för tyska DDR-Spezifika in der schwedischen Übersetzung des Romans Meine freie deutsche Jugend von Claudia Rusch Kristina Granlund Examensarbete för kandidatexamen 15 högskolepoäng Handledare: Dr. Charlotta Seiler Brylla 2012/HT Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung .................................................................................................................... 2 1.1 Thema und Ziel der Arbeit ............................................................................ 2 1.2 Material und Vorgehensweise ....................................................................... 2 1.3 Aufbau der Arbeit ......................................................................................... 3 2. Hintergrund ................................................................................................................. 3 2.1 Die Autorin ..................................................................................................... 3 2.2 Inhaltsangabe von Meine freie deutsche Jugend ......................................... 3 2.3 Die DDR ......................................................................................................... 4 2.3.1 Zur Geschichte der DDR ........................................................................ 4 2.3.2 Das Alltagsleben in der DDR ................................................................. 6 2.4 Die Sprache der DDR und DDR-Spezifika ................................................. 6 3. Zur Übersetzungstheorie ........................................................................................... 9 3.1 Forschungsübersicht ..................................................................................... 9 3.2 Arbeitsrelevante Literatur ......................................................................... 11 3.3 Übersetzungskategorien .............................................................................. 12 3.3.1 Vorbemerkungen und Musterbeispiele zur Kategorisierung der DDR-Spezifika in Meine freie deutsche Jugend .................................. 12 4. Hauptteil .................................................................................................................... 16 4.1 Vorbemerkungen ......................................................................................... 16 4.2 Zum Metatext des Originals und der Übersetzung .................................. 16 4.3 Analyse der Übersetzung der DDR-Spezifika .......................................... 17 4.3.1 Übersicht über die kategorisierten DDR-Kulturspezifika in Meine freie deutsche Jugend .............................................................. 17 4.3.2 Übernahme ......................................................................................... 17 4.3.3 Teilübernahme .................................................................................... 19 4.3.4 Lehnübersetzung ................................................................................. 20 4.3.5 Standardübersetzung ........................................................................... 21 4.3.6 Wörtliche Übersetzung ....................................................................... 22 4.3.7 Assoziative Übersetzung .................................................................... 23 4.3.8 Verallgemeinernde Übersetzung ........................................................ 24 4.3.9 Kulturelle Adaption ............................................................................ 25 4.3.10 Explikation ......................................................................................... 25 4.3.11 Auslassung ......................................................................................... 26 4.3.12 Kompensation...................................................................................... 26 4.4 Falsche bzw. problematische Übersetzungen ............................................ 27 5. Diskussion ................................................................................................................. 29 6. Quellen ....................................................................................................................... 33 7. Anhang ...................................................................................................................... 36 1 1. Einleitung 1.1 Thema und Ziel der Arbeit In der vorliegenden Arbeit wird die Übersetzung von DDR-Spezifika ins Schwedische anhand von Claudia Rusch Buch Meine freie deutsche Jugend untersucht. DDR-Spezifika sind eine Sondergruppe derjenigen Kulturspezifika, die einer zeitlich und kulturell abgegrenzten Epoche angehören und die im zweiten Kapitel dieser Arbeit näher erläutert werden. Die DDR entstand nach dem Zweiten Weltkrieg aus der sowjetischen Zone als die Siegermächte Deutschland unter sich aufteilten, und existierte bis zur Wiedervereinigung Deutschlands 1990. Die kulturellen und politischen Verhältnisse in der DDR entwickelten sich unter sowjetischem Einfluss, auch die Sprache war von diesen Verhältnissen betroffen, was sich im offiziellen und inoffiziellen Sprachbrauch der DDR-Bürger widerspiegelte. Das Thema dieser Arbeit ist daher den sprachlichen Ausdrücken und Phänomenen dieses verschwundenen Landes gewidmet und der Frage, inwiefern sie einem nichtdeutschen Leser vermittelt werden können. Das Ziel dieser Arbeit ist es, zu untersuchen, wie der schwedische Übersetzer mit den DDR-Spezifika in Meine freie deutsche Jugend umgeht und welche Übersetzungsstrategien er bei der Übertragung ins Schwedische verwendet hat. Ferner wird untersucht, ob sich eine übergreifende Übersetzungsstrategie herausstellen lässt, die entweder dem deutschen Original nahe ist oder sich ihm gegenüber freier verhält. 1.2 Material und Vorgehensweise Das untersuchte Material besteht aus Claudia Rusch: Meine freie deutsche Jugend (2003) und Claudia Rusch: Honeckers kanderade äpple (2005). Etwa 270 Wörter und Phrasen wurden als DDR-Spezifika definiert und in Übersetzungskategorien eingeteilt. Aus dem kategorisierten Material wurden einige typische und interessante Beispiele ausgewählt und näher erörtert. Das ganze Material wird einer Analyse unterzogen mit dem Fokus, ob sich eine übergreifende Vorgehensweise in Anlehnung an die Theoriediskussion im 3. Kapitel bei der Übersetzung als entweder ,,einbürgernd” oder ,,verfremdend” feststellen lässt. 2 1.3 Aufbau der Arbeit Die Arbeit besteht aus fünf Teilen. Nach dem ersten einleitenden Kapitel folgt ein Teil, der mit der Vorstellung der Autorin und dem Buch Meine freie deutsche Jugend ebenso wie eine Präsentation der DDR und der besonderen Sprache der DDR als Hintergrund dienen soll. In Kapitel 3 wird die Übersetzungstheorie und arbeitsrelevante Literatur erläutert. Ferner wird in diesem Teil die Kategorisierung der DDR-Spezifika als Arbeitsmethode mit Musterbeispielen beschrieben. Der darauf folgende Abschnitt, Kapitel 4, besteht aus dem Hauptteil mit der Kategorisierung und Analyse der DDR-spezifischen Wörter bzw. Phrasen. In diesem Teil werden auch die Metatexte des Originals und der Übersetzung verglichen und diskutiert. Im abschließenden fünften Teil folgen Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse dieser Untersuchung. 2. Hintergrund 2.1 Die Autorin Claudia Rusch, geboren 1971, wuchs in der ehemaligen DDR auf der Insel Rügen und in Berlin auf. Sie studierte Germanistik und Romanistik, arbeitete einige Jahre als Fernsehredakteurin und lebt heute als Autorin in Berlin.1 2003 erschien ihr Bestseller Meine freie deutsche Jugend.2 . In der Kategorie „Erfolgreiches Debüt“ wurde das Buch 2004 für den Deutschen Bücherpreis des Börsenvereins und für den Preis der Leipziger Messe nominiert.3 Andere Bücher der Autorin sind Aufbau Ost – Unterwegs zwischen Zinnowitz und Zwickau 4 und Mein Rügen.5 2.2 Inhaltsangabe von Meine freie deutsche Jugend Das Buch von Rusch, das 2003 erschien, gehört der Nachwende-Literatur an. In kurzen Episoden werden eine Kindheit und Jugend in einer oppositionellen Familie in der ehemaligen DDR beschrieben. Obwohl die DDR in all ihren Schattierungen dargestellt wird, ist der Ton unbeschwert und etwas ironisierend. Im Unterschied zu beispielsweise Jana 1 http://www.fischerverlage.de/autor/claudia_rusch/14886?letter=R [gesichtet 29.4.2012]. Rusch, Claudia: Meine freie deutsche Jugend. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag. 2003. 3 http://de.wikipedia.org/wiki/Claudia_Rusch [gesichtet 14.3.2012]. 4 Rusch, Claudia: Aufbau Ost – Unterwegs zwischen Zinnowitz und Zwickau. Frankfurt: S. Fischer Verlag. 2009. 5 Rusch, Claudia: Mein Rügen. Hamburg: mareverlag. 2010. 2 3 Hensels Zonenkinder6 wird die DDR m.E. hier nicht im nostalgischen Sinne, wenn auch nicht in besonders düsteren Bildern geschildert, sondern so dargestellt, wie es von dem aufwachsenden Kind verstanden wurde. Die Bedrohlichkeit des Systems ist jedoch im Hintergrund ständig anwesend. Durch die Episoden tritt das Alltagsleben in der DDR aus der Perspektive eines jungen Menschen hervor, mit Schulleben, Pionierchor, FDJ, Ferienlager und der bedeutungsvollen Jugendweihe im Zentrum. Schließlich wird die Zeit der Wende mit den damit verbundenen Erlebnissen und Gefühlen beschrieben. Die Wende fiel mit dem Abitur der Erzählerin zusammen und somit erlebte sie, dass für sie und ihre Generation die ganze Welt offen lag. Sie beschreibt ihre Generation als die letzten ,,Ossis” und die ersten neuen ,,Wessis”. 2.3 Die DDR In Anlehnung an Gerhard Wettigs und Neubert Ehrhardts einführende Texte Phasen des DDR-Sozialismus bzw. Erfahrene DDR-Wirklichkeit im Lexikon des DDR-Sozialismus werden im folgenden die Geschichte und das Alltagsleben der DDR erörtert.7 2.3.1 Zur Geschichte der DDR Die Deutsche Demokratische Republik, die DDR, entstand nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, als das Schicksal Deutschlands in den Händen der vier Siegermächte lag und Deutschland in vier Besatzungszonen, wie auch Berlin in vier Sektoren eingeteilt wurde.8 Die Zukunft Deutschlands war in den ersten Jahren nach 1945 von Ungewissheit geprägt. Die vier Siegermächte hatten eigene Motive und Interessen, als man eine Wiedervereinigung Deutschlands vorschlug. Die UdSSR wollte das ganze Land für den Sozialismus gewinnen und daraus einen sozialistischen Staat machen, was die Weststaaten jedoch nicht zulassen wollten. Schon nach zwei Jahren, 1947, kam es deshalb zu einem Bruch zwischen der Sowjetunion und den übrigen drei Siegermächten. 1947 kündete der amerikanische Außenminister das Hilfsprogramm für den Aufbau der europäischen Länder an.9 Deutschland war in diesem Hilfsprogramm einbegriffen, was die DDR jedoch nicht in Anspruch nehmen 6 Hensel Jana: Zonenkinder. Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag. 2002. Wettig, Gerhard: ,,Phasen des DDR-Sozialismus”, in: Eppelmann, Rainer, Möller, Horst, Nooke, Günther, Wilms, Dorothee (Hrsg): Lexikon des DDR-Sozialismus. Das Staats-und Gesellschaftssystem der Deutschen Demokratischen Republik. Paderborn. Schöningh. 1996, S. 15-29. Neubert, Ehrhart: ,,Erfahrene DDR-Wirklichkeit”, in: Eppelmann, Rainer, Möller, Horst, Nooke, Günther, Wilms, Dorothee (Hrsg): Lexikon des DDR-Sozialismus. Das Staats-und Gesellschaftssystem der Deutschen Demokratischen Republik. Paderborn. Schöningh. 1996, S. 33-42. 8 England, Frankreich, die Sowjetunion und die USA. 9 Die sogenannte Marshallhilfe. 7 4 konnte. Der Weg zur 40 Jahre langen Aufteilung Deutschlands in zwei Staaten, einen sozialistischen und einen kapitalistischen war unausweichlich. 1949 wurden die beiden Staaten, die BRD und die DDR, gegründet. Der ostdeutsche Staat wurde von Stalin nach dem Muster des sowjetischen Systems mit einer Zentralverwaltungsherrschaft und einem Polizeiregime unter Führung der SED10 aufgebaut. Nach Stalins Tod 1953 war die DDR bankrott und eine Veränderungsarbeit mit dem Ziel, die Macht der Polizei und Armee zu stärken begann, wobei das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) größere Machtbefugnisse und Ressourcen erhielt. Die Aufgabe des MfS war jetzt die Überwachung der gesamten Gesellschaft. Politisch wurde die DDR von der UdSSR unterstützt und erhielt eine Sonderstellung im Ostblock als ,,eine gegen den Westen vorgeschobene Bastion des Sozialismus”11. Diese Unterstützung ermöglichte die Existenz der DDR. Die schwierige Situation der Bürger bezüglich der Arbeits- und Lebensumstände in der DDR führte zu einer Massenflucht über die Grenze nach Westdeutschland. Diese Situation veranlasste schließlich Ulbricht12, mit Einwilligung der UdSSR die Berliner Mauer am 13. August 1961 errichten zu lassen. Die Ostdeutschen wurden damit vom Einfluss des Westens abgeschnitten und für Ulbricht und sein Regime galt es zu beweisen, dass man dem kapitalistischen System überlegen war. 1971 trat Erich Honecker als Nachfolger Ulbrichts das Amt als SEDGeneralsekretär an. Nach dem Vorbild Breschnews in der Sowjetunion förderte er den Konsum der Bevölkerung, um die Bürger durch erhöhte Versorgungs- und Sozialleistungen für den Sozialismus zu gewinnen. Von außen konnte dieses Handeln als Liberalisierung betrachtet werden, aber es war nur scheinbar, denn den materiellen Verbesserungen folgte eine stärkere Überwachung durch den Ausbau der Staatsicherheit. Diese Veränderungen wurden durchgeführt, weil man die Bevölkerung vor dem Einfluss aus dem Westen ,,schützen” wollte. Honeckers wirtschaftliches Verfahren erwies sich als unhaltbar, in den 80er Jahren war die Lage katastrophal, und die DDR war im Westen stark verschuldet. Mit dem Regime Gorbatschows in der UdSSR fielen die Grundlagen der Existenz der DDR weg, denn als er 1985 die Macht in der Sowjetunion übernahm, war auch dort die wirtschaftliche Lage schwierig, und er hielt es in dieser Situation nicht länger für haltbar, die engen Verbindungen mit den anderen sozialistischen Staaten durch Protektion und Bevormundung aufrecht zu erhalten.13 Trotz immer stärkerer Proteste der ostdeutschen Bevölkerung gegen die Missverhältnisse im Land blieben militärische Interventionen aus der Sowjetunion, auf die 10 SED –Sozialistische Einheitspartei Deutschlands. Wettig, Gerhard: ,, Phasen des DDR-Sozialismus”, S. 23. 12 Walter, Ulbricht (1893-1973), Generalsekretär der SED 1950-1971. 13 Wettig, Gerhard: ,,Phasen des DDR-Sozialismus”, S 28. 11 5 Hoecker gehofft hatte, aus. Danach folgten im Herbst der rasche Zusammenbruch der DDR und der Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989, etwa einen Monat nach der Feier des 40. Geburtstags der DDR am 7. Oktober. 2.3.2 Das Alltagsleben in der DDR Der DDR-Alltag war kollektiv geprägt und organisiert. Das Kollektiv war in der offiziellen Diktion eng verbunden mit harmonisierenden Vorstellungen von der Gesellschaft, in der das Individuum sich den gesellschaftlichen Vorstellungen anzupassen und unterzuordnen hatte. Das Arbeitsleben hatte eine zentrale Stellung, und die Ausbildung in der Schule diente in erster Linie als eine Einführung in das Arbeitsleben. Die Schule war in ihrer Struktur und Funktion wie ein Mikrokosmos des Staates aufgebaut.14 So blieb in dieser Gesellschaft wenig Platz für die Entfaltung von Individualität und Kreativität.15 Die Menschen in der DDR lebten in einer mentalen Aufteilung, im Zwiespalt zwischen dem Offiziellen und dem Inoffiziellen, der politischen bzw. der unpolitischen Existenz. Die beiden Seiten des Lebens waren jedoch miteinander verbunden und beeinflussten sich gegenseitig. Zum realen Alltag gehörten u.a. die Probleme der Mangelwirtschaft, in der es für den Einzelnen wichtig war, eine priviligierte Stellung im System zu erlangen, um Vorteile zu gewinnen. Man durchschaute das System und lernte mit diesem Zwiespalt zurecht zu kommen, wie Ehrhart Neubert folgendermaßen ausdrückt:,,die eigentliche Niederlage im DDR-Volk erlitt die SED im Alltag”.16 Man kann deshalb behaupten, dass das gesellschaftliche Erziehungsprojekt, das die Menschen als sozialistische Persönlichkeiten erziehen sollte, misslungen war. Es gab aber auch neben dem Hauptteil der Bevölkerung Gruppen wie Oppositionelle, Widerstandskämpfer und andere Außenseiter, die für das Individuelle und für ein freieres und besseres Leben in der DDR kämpften.17 2.4 Die Sprache der DDR und DDR-Spezifika Im Artikel Erinnerungsvokabular mit Verfallsdatum. Wie erklärungsbedürftig ist DDRspezifische Lexik? diskutiert Ingrid Kühn die Komplexität der DDR-Lexik in der DDR- und 14 Stevenson, Patrick: ,,Sprache, Schule, Staat: Die sprachliche Erziehung einer sozialistischen Schülerpersönlichkeit”, in: Reiher, Ruth, Baumann, Antje: Vorwärts und nichts vergessen. Sprache in der DDR. Was war, was ist, was bleibt. Berlin. Aufbau Taschenbuch Verlag. 2004. S. 111. 15 Reier, Ruth: ,,Sozialistisch arbeiten, lernen und leben. Alltagssprache in der DDR”, in: Reiher, Ruth, Baumann, Antje: Vorwärts und nichts vergessen. Sprache in der DDR. Was war, was ist, was bleibt. Berlin. Aufbau Taschenbuch Verlag. 2004, S. 163. 16 Neubert, Ehrhardt: ,,Erfahrene DDR-Wirklichkeit”, S. 35. 17 Ebd., S. 39-40. 6 Wendeliteratur. 18 Kühn nennt vier Kategorien des Alltagslebens, in denen der DDRspezifische Wortschatz besonders häufig vorkommt: Wörter aus dem Arbeitsleben, besondere Wörter und Wendungen, andere Begriffe des Alltagslebens und Abkürzungen. Einige Beispiele hierfür sind Kader, Neuerer, sozialistische Hilfe, Klassenfeind, Intershop, Solidaritätsbasar, POS und FDJ.19 Kühns Schlussfolgerung ist, dass der Leser dieser Literatur einige Hilfe, z.B ein Glossar oder erklärende Hintergrundinformationen, braucht, um die DDR-Spezifika zu verstehen. 20 Die offizielle Sprache der DDR beeinflusste die Sprache im Alltag und im sozialen Umgang, aber im Volksmund bildeten sich viele sprachliche Ausdrücke aus, die die realen Zustände treffend beschrieben und lächerlich machten. 21 Der Begriff Alltagssprache in der Linguistik ist ein ungenauer Begriff, was den Zustand erklären kann, dass die linguistische Forschung sich nicht gezielt mit der Alltagssprache der DDR auseinandergesetzt hat, bis die Forschergruppe um Ruth Reier sich der Alltagssprache widmete. Es gibt jedoch eine Menge Forschung über die DDR-Sprache, in der man die offizielle Sprache der alltäglichen Sprache gegenüberstellt. Mit der offiziellen Sprache versteht man die Sprache der Parteidokumente und staatlichen Verlautbarungen. Daher folgt, dass die Sprache der DDR lange mit der offiziellen Sprache gleichgesetzt wurde.22. Ein zweites Problem bei der Erforschung der ostdeutschen Alltagssprache ist der Mangel an Quellen, denn die Alltagsprache wurde im mündlichen Kontext ausgedrückt. Wie auch Birgit Wolf in Sprache der DDR erörtert, ist es nicht ganz einfach zu erschließen, was als DDRtypische Sprache zu definieren ist.23. Wolf erwähnt, dass die Sprache in der DDR nicht nur die auffällige offizielle Sprache war, sondern, dass es auch eine Sprache der Kritik gab, die nicht schriftlich festgehalten worden ist, aber in der mündlichen Kommunikation ausgedrückt wurde.24 Interessant ist, dass die Einwohner der DDR eine Fähigkeit entwickelt hatten, die Untertöne herauszuhören und zwischen den Zeilen zu lesen und auf diese Weise kodiert zu formulieren, ohne eigentlich direkte Kritik geübt zu haben. Beispiele hierfür waren bestimmte Wörter, Wendungen und Witze über Regierung, Partei und Alltag in der DDR.25 Birgit Wolf erläutert auch, inwiefern sich der Wortschatz der DDR in zwei große Gruppen einteilen lässt. Der ersten Gruppe gehören die von offizieller Seite geprägten und propagierten Lexeme an. 18 Kühn, Ingrid: ,,Erinnerungsvokabular mit Verfallsdatum. Wie erklärungsbedürftig ist DDR-spezifische Lexik?”, in: Reiher, Ruth, Baumann, Antje: Vorwärts und nichts vergessen. Sprache in der DDR. Was war, was ist, was bleibt. Berlin. Aufbau Taschenbuch Verlag. 2004, S. 315-324. 19 Ebd., S. 317. 20 Ebd., S. 323-324. 21 Neubert, Ehrhardt: ,,Erfahrene DDR-Wirklichkeit”, S. 40-41. 22 Reier, Ruth: ,,Sozialistisch arbeiten, lernen und leben. Alltagssprache in der DDR”, S. 159-160. 23 Wolf, Birgit: Sprache in der DDR. Ein Wörterbuch. Berlin. de Gruyter. 2000, S. VII-IX. 24 Ebd., S. X. 7 Die zweite Gruppe besteht aus Ausdrücken, die vom Volk geprägt wurden in u.a. Tabubereichen oder Parallellbenennungen zu der offiziellen Benennung. Als Beispiele hierfür nennt Wolf ,,Mauer” statt ,,antifaschistischer Schutzwall” oder ,,Rotlichtbestrahlung” statt ,,Parteiversammlung”. Diese Gruppe von Bezeichnungen wurde hauptsächlich im mündlichen Brauch benutzt. Die typischen offiziellen Ausdrücke der DDR beschreiben einen Sonderwortschatz in Bereichen der staatlichen Organisation, Ideologie, Verwaltung und Kulturpolitik. Euphemismen sowie kritische Wortbildungen waren ein Teils dieses Sonderwortschatzes26. Offizielle Euphemismen waren z.B. ,,Bedarfslücke” für ,,nicht im Angebot” oder ,,Industrienebel” für ,,Smog”, eine in der DDR offiziell nicht existierende Erscheinung. Der offizielle Stil unterschied sich mehr von der gesprochenen Sprache als in anderen Ländern und Ziel der Terminologie war, die Einwohner nach den Normen der sozialistischen Gesellschaft durch die Massenmedien zu erziehen. Ausgeprägt war die Formelhaftigkeit u.a. bei Schlagwörtern und Stereotypen.27 Wie Stedje hervorhebt, war das Ziel dieses Sprachbrauchs, die Menschen zu beeinflussen. Besonders deutlich in der Sprache der DDR war die Polarisierung positiv/negativ. Sie wurden in lehrhaften Gegenüberstellungen und in Auf- bzw. Abwertungen gebraucht. Adjektive spielten hier eine wichtige Rolle, indem sie die eigene Politik positiv werteten und die Gegenseite negativ darstellten. Der Einfluss anglosächsischer Fremdwörter wurde bekämpft, was auch ideologisch motiviert war. Schließlich wurden sie trotzdem übernommen und wurden sogar zu Modewörtern in der Jugendsprache. Charakteristisch war der Fremdwörtergebrauch in politischer Absicht. Lehnbildungen und Lehnbedeutungen aus dem Russischen sind besonders häufig auf Gebieten, wo das sowjetische System als vorbildlich galt, z.B. die Gesellschaftsordnung, Wirtschaft, Ausbildung und Kulturpolitik betreffend. Beispiele hierfür sind z.B. ,,Pionier”, ,,Brigade” und typische Lehnübersetzungen sind wiederum ,,Volkswirtschaftsplan” und ,,Kulturhaus”.28 25 Wolf, Birgit: Sprache in der DDR, S. VIII. Stedje, Astrid: Deutsche Sprache gestern und heute. Paderborn. Wilhelm Fink Verlag. 2007, S. 211-212. 27 Ebd., S. 208. 28 Ebd., S. 210. 26 8 3. Zur Übersetzungstheorie 3.1 Forschungsübersicht ,,Klug vom Übersetzen zu sprechen ist bequemer als es selber zu tun. Übersetzer haben es schwer, sie können nicht vornehm und selektiv über der Sache schweben”.29 Wie oft wird eigentlich darüber nachgedacht, welche Bedeutung und Einflüsse das Übersetzen im historischen Rückblick und in unserer heutigen Welt hat? Ein Beispiel dafür ist die Abhängigkeit der Entwicklung des Abendlandes von Übersetzungen, z.B. von der antiken Literatur und Philosophie, die den Europäern durch Vermittlung der maurischen Kultur im 12. Jahrhundert bekannt wurde.30 In der heutigen globalisierten Welt, u.a. bei der Verständigung im Rahmen der EU ist der Bedarf an Übersetzungsleistungen nicht zu unterschätzen. Durch die Geschichte der deutschen Übersetzungswissenschaft läuft die Diskussion der Dichotomie ,,Einbürgerung” versus ,,Verfremdung” wie ein roter Faden. Die Begriffe sind auf Luther und Schleiermacher zurückzuführen, wobei Luther bei seiner Bibelübersetzung die Sprache dem Volk anzupassen versuchte31, während Schleiermacher meinte, dass der Übersetzer so wenig wie möglich in den Text eingreifen und den Leser zum Text bewegen sollte32. Für die deutschen Romantiker galt ,,Verfremdung” als Richtlinie der Übersetzung.33 Ein Erbe dieser deutschen romantischen Tradition kann man bei Ortega y Gassett in Miseria y splendor de la traduccion (Glanz und Elend der Übersetzung) im Sinne Schleiermachers spüren: ,,Nur wenn wir den Leser von seinen sprachlichen Gewohnheiten losreißen und ihn zwingen, sich in die des Autors zu versetzen, kommt die eigentliche Übersetzung zustande.”34 Die hermeneutische Tradition des Übersetzens ist auch als Erbe dieser Tradition zu sehen.35 29 Senn, Fritz: ,,Literarische Übertragungen – empirisches Bedenken”, in: Snell-Hornby, Mary (Hrsg): Übersetzungswissenschaft - Eine Neuorientierung. Zur Integrierung von Theorie u. Praxis. Tübingen. Francke, 1986, S. 54. 30 Störig, Hans-Joachim: Das Problem des Übersetzens. Darmstadt. Wissenschaftliche Buchgesellschaft. 1963, S. XI 31 Luther, Martin: ,,Sendebrief vom Dolmetschen”, in: Störig, Hans-Joachim: Das Problem des Übersetzens. Darmstadt. Wissenschaftliche Buchgesellschaft. 1963, S. 14-32. 32 Schleiermacher, Friedrich: ,,Methoden des Übersetzens”, in: Störig, Hans-Joachim (Hrsg): Das Problem des Übersetzens. Darmstadt. Wissenschaftliche Buchgesellschaft. 1963, S. 38-70. 33 Pym, Anthony: ,,Philosophy and Translation”, in: Kuhiwczak, Piotr und Littau, Karin (Hrsg): A Companion to Translation Studies. Clevedon. Multilingual Matters Ltd. 2007, S. 27. 34 Ortega y Gasset,: ,,Glanz und Elend der Übersetzung”, in: Störig, Hans-Joachim (Hrsg): Das Problem des Übersetzens. Darmstadt. Wissenschaftliche Buchgesellschaft. 1963, S. 342. 35 Pym, Anthony: ,,Philosophy and Translation”, S. 27. 9 Die Geschichte der Übersetzungstheorie ist von der Kluft zwischen Übersetzungstheorie und Praxis gekennzeichnet.36. Erst während der letzten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts hat sich die Übersetzungswissenschaft als eigenständige Disziplin gefestigt, denn traditionell war sie eng mit der Linguistik und Literaturwissenschaft verbunden. Neue Gedanken und Richtungen entwickelten sich in der Übersetzungswissenschaft auch unter Einfluss der allgemeinen Entwicklung in den Geisteswissenschaften.37 Ein größeres Interesse am Zieltext hat auch kulturelle Aspekte neben den linguistischen bei Übersetzungen mit sich geführt.38 Kuhiwczak und Littau erwähnen, dass Genzler in seinem Buch Contemporary Translation Theory (2001) erörtert, wie diese rasche Entwicklung der Übersetzungswissenschaft auch wesentlich mit politischen und sozialen Veränderungen in der Welt zusammenhängt, beispielsweise mit dem Ende des Kalten Kriegs, Veränderungen in China und in den Entwicklungsländern. Kuhiwczak und Littau fügen dennoch u.a. die Globalisierung als einen weiteren Einfluss hinzu.39 Die Übersetzungswissenschaft hat sich anderen Disziplinen gegenüber geöffnet40 und die Rolle des Übersetzers hat sich jeweils eher in die eines Kulturvermittlers als nur die eines Sprachvermittlers entwickelt.41 In dem Buch Übersetzungswissenschaft - Eine Neuorientierung von Snell-Hornby kommen in mehreren Aufsätzen von tätigen Übersetzern und Übersetzungstheoretikern die obigen Gedanken zum Ausdruck. Snell-Hornbys Ausgangspunkt steht im Gegensatz zur Definition des Forschers Koller, dass die Übersetzung mit linguistischer Terminologie als Umkodierung oder Substitution beschrieben werden kann. Laut Koller handelt es sich um einen Kodierungswechsel, in dem Zeichen oder Darstellungen in andere Zeichen bzw. Darstellungen umgewandelt werden.42 In einem Zitat Snell-Hornbys, werden eineige neue Gedanken auf dem Gebiet des Übersetzens folgendermaßen formuliert: Nach unserer Auffassung […], ist das Übersetzen eben nicht als bloße Umkodierung zu bezeichnen, wobei der Übersetzer als passive Schaltstelle, als Relaisfunktion fungiert. Das Übersetzen hat auch nicht mit einer linearen Kette von Einheiten zu tun, sondern mit dem Text als ”Gestalt”, als ganzheitlichem, übersummativem Gefüge. Außerdem vollzieht sich die Sprache nicht im luftleeren Raum, sondern ergibt sich aus einer bestimmten Situation innerhalb eines kulturellen Rahmens.43 36 Kuhiwczak, Piotr und Littau, Karin: ,,Introduction”, in: Kuhiwczak, Piotr und Littau, Karin (Hrsg): A Companion to Translation Studies. Clevedon. Multilingual Matters Ltd. 2007, S. 6. 37 Kuhiwczak, Piotr und Littau, Karin: A Companion to Translation Studies, S.1. 38 Basnett, Susan: ,,Culture and Translation”, in: A Companion to Translation Studies, S. 15. 39 Kuhiwczak, Piotr und Littau, Karin: A Companion to Translation Studie, S.1-4. 40 Ebd. S. 5-6. 41 Vermeer, Hans J: ,,Übersetzen als kultureller Transfer”, in: Snell-Hornby, Mary (Hrsg): Übersetzungswissenschaft - Eine Neuorientierung. Zur Integrierung von Theorie u. Praxis. Tübingen. Francke, 1986, S. 52. 42 Koller, Werner: Grundprobleme der Übersetzungtheorie. Unter besonderer Berücksichtigung schwedischdeutscher Übersetzungsfälle. Bern. Francke. 1972, S. 69-73. 10 Der Äquivalenzbegriff ist seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts häufig diskutiert worden und war ein wichtiger Begriff für Übersetzungstheoretiker, die eine Übersetzungstheorie auf Grundlage der Linguistik zu begründen versuchten.44 Der Begriff wird auch innerhalb der Übersetzungswissenschaft unterschiedlich gedeutet und gebraucht. 45 In ,,Übersetzen als Entscheidungsprozess” erörtert Paul Kußmaul die Problematik des Begriffs. 46 Noch heute werde behauptet, dass Übersetzer sich hauptsächlich mit den linguistischen Aspekten der Übersetzung beschäftigen sollten und nicht mit Kultur. Susan Basnett meint zunächst, dass sich Übersetzer natürlich mit der Sprache beschäftigen sollen, da Übersetzen schließlich von der Übertragung einer Sprache in die andre handelt. Ferner meint sie jedoch, dass Sprache und Kultur genau so wenig getrennt werden können wie in der Frage, was eigentlich zuerst kam, das Huhn oder das Ei. Die Sprache ist in der Kultur einbegriffen, und sprachliches Handeln geschieht in einem Zusammenhang und nicht in einem luftleeren Raum.47 Der Text ist auch vom individuellen Übersetzer und seinem historischen Kontext abhängig, der, laut Stolze das von ihm Verstandene überträgt. Daher meint Stolze, dass die zielsprachliche Übersetzung nicht das Gleiche wie der ausgangssprachliche Text sei, sondern jeder Text sei eine individuelle Einheit.48 3.2 Arbeitsrelevante Literatur In der Arbeit von Pernilla Rosell Steuer …ein allzu weites Feld? Zu Übersetzungstheorie und Übersetzungspraxis anhand der Kulturspezikfika in fünf Übersetzungen des Romans ,,Ein weites Feld” von Günther Grass werden fünf Übersetzungen aus fünf verschiedenen Sprachen in Bezug auf Kulturspezifika untersucht. Besonders wichtig für meine Arbeit ist Rosell Steuers Auseinandersetzung mit den DDR-Spezifika und mit den damit verbundenen Schwierigkeiten des Übersetzens. Sie erörtert u.a., dass der Übersetzer in einer anderen Sprache hierbei eine doppelte Fremdheitsproblematik in der Begegnung mit den politischen Begriffen des sozialistischen Systems der DDR bewältigen muss. In ihrer Arbeit hat sie 170 spezifische DDR-Begriffe und Ausdrücke nach der Vorgehensweise der Übersetzung 43 Snell-Hornby: Übersetzungswissenschaft - Eine Neuorientierung, S. 13. Anderman, Gunilla: ,,Linguistics and Translation”, in: A Companion to Translation Studies, S. 51. 45 Snell-Hornby: Übersetzungswissenschaft - Eine Neuorientierung, S. 15-16. 46 Kußmaul, Paul: ,,Äquivalenz – ein problematischer Begriff”, in: Übersetzungswissenschaft- Eine Neuorientierung, S. 224-228. 47 Basnett, Susan: ,,Culture and Translation”, S. 23 48 Stolze, Radegundis: ,,Hermeneutik und Textlinguistik”: in: Übersetzungswissenschaft - Eine Neuorientierung, S. 138. 44 11 kategorisiert und untersucht.49 Rosell Steuer unterscheidet auch zwischen expliziten und impliziten DDR-Spezifika, wobei die expliziten Spezifika direkt erkennbar sind, z.B. ,,FDJ” oder ,,Jugendweihe”, während implizite Spezifika aus gewöhnlichen Worten bestehen, die erst im kulturellen Kontext als kulturspezifisch verstanden werden.50 Da ich Rosell Steuers Vorgehensweise bei der Einteilung und Analyse der Übersetzungen von DDR-Spezifika sehr hilfreich fand, wurde die Kategoriserung und Analyse in der vorliegenden Arbeit in Anlehnung an Rosell Steuer durchgeführt. Unentbehrlich für die vorliegende Arbeit, um das spezifische DDR-Vokabular und den kulturellen Kontext angemessen erfassen zu können, waren auch das Lexikon des DDRSozialismus. Das Staats- und Gesellschaftssystem der Deutschen Demokratischen Republik51 und Sprache in der DDR. Ein Wörterbuch.52 3.3 Übersetzungskategorien 3.3.1 Vorbemerkungen und Musterbeispiele zur Kategorisierung der DDR-Spezifika in Meine freie deutsche Jugend. Die Kategorisierung der DDR-Spezifika in Meine freie deutsche Jugend wurde in Anlehnung an Rosell Steuers Kategorisierung der Kulturspezifika in ihrer Dissertation …ein allzu weites Feld? Zu Übersetzungstheorie und Praxis anhand der Kulturspezifika in fünf Übersetzungen des Romans ,,Ein weites Feld” von Günther Grass (2004) durchgeführt. Rosell Steuer beleuchtet die wissenschaftlichen Theorien und Diskussionen zur Einteilung von Kulturspezifika53, z.B. Kollers fünf oder Newmarks dreizehn Kategorien. Gemeinsam für die Einteilungen ist, dass sie eine Skala von treuer zu freier Übersetzungen darstellen, die mit den Begriffen Verfremdung und Einbürgerung in Verbindung gesetzt werden können.54 Rosell Steuer hat in ihrer Arbeit folgende konkrete Kategorien von Übersetzungsstrategien beschrieben, die auch in der vorliegenden Arbeit verwendet wurden. Mit Musterbeispielen der 49 Rosell Steuer Pernilla: …ein allzu weites Feld? Zu Übersetzungstheorie und Übersetzungspraxis anhand der Kulturspezifika in fünf Übersetzungen des Romans ,,Ein weites Feld” von Günther Grass. Stockholm. Almqvist & Wiksell International. 2004, S. 160. 50 Rosell Steuer Pernilla. Ein weites Feld, S. 259. 51 Eppelmann Rainer, Möller, Horst, Nooke, Günther und Wilms, Dorothee (Hrsg): Lexikon des DDR-Sozialismus. Das Staats- und Gesellschaftssystem der Deutschen Demokratischen Republik. Paderborn. Schöningh. 1996. 52 Wolf, Birgit: Sprache in der DDR. Ein Wörterbuch. Berlin. de Gruyter. 2000. 53 Rosell Steuer Pernilla. Ein weites Feld, S. 62-63. Vgl. Koller, Werner: Grundprobleme der Übersetzungstheorie. Unter besonderer Berücksichtigung schwedisch-deutscher Übersetzungsfälle. Bern und München. Franke Verlag. 1972 und Newmark, Peter: A Textbook of Translation. Hertfordshire. Phoenix ELT. 1995. 54 Rosell Steuer, Pernilla. Ein allzu weites Feld, S. 65. 12 DDR-Spezifika aus dem Original Meine freie deutsche Jugend und der schwedischen Übersetzung Honeckers kanderade äpple werden Wörter und Phrasen in den Tabellen unten dargestellt. In Klammern wird die Seite im deutschen Original (D) und in der schwedischen Übersetzung (S) angegeben: Übernahme Das fremde Wort des Originals wird hier entweder unverändert oder mit geringen Veränderungen übernommen. 55 Original Übersetzung die Stasi (D, 16) Palast der Republik (D, 48) Das neue Forum (D, 97) Stasi (S, 16) Palast der Republik (S, 47) Das Neue Forum (S, 92) Teilübernahme Diese Gruppe bezeichnet Rosell Steuer als eine Untergruppe der Übernahmen, wobei ein Teil des Ausdrucks übernommen und ein Teil wörtlich übersetzt wird.56 Original Übersetzung DDR-Bürger (D, 18) Reserveoffizier der NVA (D, 38) DDR-medborgare (S, 18) Reservofficer i NVA (S, 38) Lehnübersetzung57 (Glied-für-Glied-Übersetzung) Lehnübersetzungen sind Lehnbildungen, die Glied-für-Glied nach dem Vorbild der fremden Sprache aus Elementen der eigenen Sprache gebildet werden.58 Original Übersetzung staatsfeindliche Aktivitäten (D, 22) die Mangelwirtschaft (D, 78) statsfientliga aktiviteter (S, 22) bristsamhället (S, 75) Standardübersetzung/Offizielle Übersetzung Übersetzungen aus dieser Kategorie sind als allgemein übliche Übersetzungen, die einen historischen oder politischen Hintergrund haben, zu betrachten.59 Original Übersetzung die Berliner Mauer (D, 14) der Kalte Krieg (D, 140) Berlinmuren (S, 14) det kalla kriget (S, 130) 55 Rosell Steuer, Pernilla. Ein allzu weites Feld, S. 66. Ebd., S. 68. 57 Ebd., S. 70. 58 Stedje, Astrid: Deutsche Sprache gestern und heute, S. 29. 59 Rosell Steuer, Pernilla. Ein allzu weites Feld, S. 71. 56 13 Wörtliche Übersetzung Diese Kategorie bezieht sich auf normale idiomatische Entsprechungen, wie sie im Wörterbuch stehen.60 Original Übersetzung die Partei (D, 35) das System (D, 63) partiet (S, 35) systemet (S, 60) Assoziative Übersetzungen Die assoziativen Übersetzungen sind vom Übersetzer mit kleinen, oft semantischen Veränderungen übersetzt worden. Sie stehen aber dem Original relativ nahe.61 Original Übersetzung S-Bahn (D, 32) FDJ-Studienjahr (D, 100) pendeltåget (S, 32) FDJ-praktik (S, 94) Verallgemeinernde Übersetzungen In dieser Kategorie steht die Übersetzung weiter entfernt vom Original als die oben beschriebenen Beispiele. Eine verallgemeinernde Übersetzung bedeutet einen Verlust im Verhältnis zum Originaltext.62 Original Übersetzung die Hauptabteilung VIII im Märchenwald (D, 20) Stasi-Akten (D, 110) paraden i skogen (S, 20) akter (S, 104) Kulturelle Adaption Hier werden Kulturspezifika durch einheimische kulturtypische Begriffe ersetzt, die etwas ganz anderes sind als die Originalbezeichnungen.63 Original Übersetzung Staatsbürgerkundelehrer (D, 75) Hochschulreife (D, 102) samhällskunskapslärare (S, 72) studentexamen (S, 97) Explikationen/erklärende Zusätze Diese Übersetzungsstrategie ist als Gegenteil zur Verallgemeinerung zu betrachten, indem sie zusätzliche Information bietet.64 60 Rosell Steuer Pernilla. Ein allzu weites Feld, S. 72. Ebd., S. 74. 62 Ebd., S. 77. 63 Ebd., S. 79. 61 14 Original Übersetzung FDJ-Mitglied (61) die Untersuchungshaftanstalt des MfS (D,109) medlem i Freie Deutsche Jugend (FDJ) (58) Mfs-häktet (103) Explikation in der Fußnote: MfS=Ministerium für Staatssicherheit Auslassungen65 Original Übersetzung IM ,,Buche” (D, 111) ”Buche” (S, 105) Kompensationen Dieses Übersetzungsverfahren bedeutet, dass Auslassungen in dem übersetzten Text mit Hilfe anderer Strategien kompensiert werden. Steuer führt hier als Beispiel die Schwierigkeiten beim Übersetzen von Wortspielen oder Dialekten an.66 Original Übersetzung Vorzeigekader (D, 141) sann förebild för alla kommunister (S, 131) Wie auch Rosell Steuer meint, soll die Einteilung der Vorgehensweisen des Übersetzens eher als ein empirisches Hilfsmittel als eine Fixierung von Kategorien betrachtet werden.67 Bei der Kategorisierung meines Materials erwies es sich nicht immer als selbstverständlich, welcher Kategorie ein Ausdruck zugeordnet werden sollte, da die Grenzen fließend sind. Eine grobe Einteilung in die beiden Hauptkategorien ,,treue” versus ,,freie” Übersetzungen war jedoch relativ unkompliziert durchzuführen. Die Kategorien ,,Übernahme”, ,,Teilübernahme”, ,,Lehnübersetzung”, ,, Standardübersetzung/Offizielle Übersetzung” und ,,Wörtliche Übersetzung” können als treuer oder wörtlicher betrachtet werden, während die Kategorien ,,Assoziative Übersetzungen”, ,,Verallgemeinernde Übersetzungen” , ,,Kulturelle Adaption” , ,,Explikationen/erklärende Zusätze”, ,, Auslassungen” und ,,Kompensationen” als freier gelten können. 68 64 Rosell Steuer Pernilla. Ein allzu weites Feld, S. 80. Ebd., S. 84. 66 Ebd., S. 85. 67 Ebd., S. 61. 68 Ebd., S. 73. 65 15 4. Hauptteil 4.1 Vorbemerkungen In diesem Teil der Arbeit werden die Strategien in der schwedischen Übersetzung von Kulturspezifika in Meine freie deutsche Jugend untersucht. Insgesamt wurden etwa 270 DDRSpezifika kategorisiert. Da es in der vorliegenden Analyse unmöglich ist auf jedes einzelne Beispiel einzugehen, werden einige typische oder bemerkenswerte Übersetzungsbeispiele ausgewählt und näher diskutiert. Die vollständige Liste der kategorisierten DDR-Spezifika ist im Anhang beigefügt. Ein weiteres Ziel dieser Arbeit ist zu erschließen, inwiefern der Übersetzer eine übergreifende Übersetzungsstrategie verwendet hat, die als entweder ,,verfremdend” oder ,,einbürgernd” betrachtet werden kann. 4.2 Zum Metatext des Originals und der Übersetzung Der Umschlag des Originals Meine freie deutsche Jugend stellt ein schwarzweißes Bild dar. Im Vordergrund steht ein junges Mädchen und im Hintergrund eine Gruppe junger Leute mit Fahnen und Trompeten. Diese tragen weiße Hosen und dunkle Hemden, während das junge Mädchen im Vordergrund ein geblümtes Kleid anhat. Sie steht mit dem Rücken gegen die Jugendlichen gewandt und hat ihre Finger in die Ohren gesteckt. Dem Klappentext nach ist das ein authentisches Bild der Autorin und symbolisiert m.E. sehr gut den Inhalt des Buches über eine Kindheit und Jugend als Außenseiterin in einer oppositionellen Familie. Das Mädchen gehört nicht zu der Jugendgruppe und scheint auch bewusst von ihr Abstand zu nehmen. Der Klappentext ist auf orangem Hintergrund gelb gedruckt. Das Aussehen der Vorderseite harmoniert mit dem Titel Meine freie deutsche Jugend und schickt voraus, dass es sich um eine persönliche Erinnerung und nicht um ein Geschichtsbuch handelt. Die Farben sind warm, was auch zu einem freundlichen Eindruck beiträgt. Der Titel ist jedoch doppeldeutig und symbolisiert daher das Doppelleben der Erzählerin, einerseits im offiziellen Leben einer DDR-Bürgerin in der Jugendorganisation FDJ, Freie Deutsche Jugend, deren Mitgliedschaft eine Voraussetzung für das Studium und die weitere Karriere in der DDR-Gesellschaft war und andererseits als Mitglied einer Familie, die der Opposition angehörte und eine relative geistige Freiheit bot. Die Begegnung mit der schwedischen Übersetzung Honeckers kanderade äpple macht einen ganz anderen Eindruck. Frappierend ist, dass der Übersetzer einen eigenen Titel gewählt hat, der dem deutschen gar nicht entspricht. Der Titel korrespondiert jedoch mit dem Titel des dritten Kapitels Honeckers kandierter Apfel, und diese Vorgehensweise soll m.E. als 16 Kompensation betrachtet werden, indem der Übersetzer laut der Übersetzungstheorie ,,den Verlust an wichtigen Aspekten im Originaltext in der Übersetzung durch andere Mittel […] kompensiert”.69 Das Bild auf dem Umschlag entspricht diesem Titel und stellt das Gesicht Honeckers auf groteske Weise in einem roten kandierten Apfel dar. Die starke rote Farbe des Apfels führt die Gedanken zu Blut und Kommunismus und steht im Kontrast zur kalten weißen Grundfarbe des Umschlags. Der Übersetzer will dem Leser offensichtlich ein unpersönliches Bild der DDR mit politischen Konnotationen präsentieren, wobei dem Leser bei dieser ersten Begegnung nicht klar wird, dass das Buch von einem Jugenderlebnis handelt. Wenn man jedoch das Buch umdreht, findet man das schwarzweiße Bild des Originals und im Klappentext wird auch der Inhalt kurz erläutert. Die unmittelbare Begegnung mit dem schwedischen Buch signalisiert jedoch etwas ganz anderes als das deutsche Original. Während beim Original das Persönliche und Subjektive hervorgehoben werden, stellt die Übersetzung die politische Seite der DDR dar, was wohl für einen schwedischen Leser eher bekannt sein dürfte. 4.3 Analyse der Übersetzung der DDR-Kulturspezifika 4.3.1 Übersicht über die kategorisierten DDR-Kulturspezifika in Meine freie deutsche Jugend: Anzahl Prozent alle Prozent alle Kategorien außer Kategorien falschen/problemat. Übersetzungen Übernahme 43 14 16 Teilübernahme 18 6 7 Lehnübersetzung 38 13 14 Standardübersetzung 19 7 7 Wörtliche Übersetzungen 43 15 16 Assoziative Übersetzungen 43 15 16 Verallgemeinernde Übersetzung 14 5 5 Kulturelle Adaption 8 3 3 Explikation 33 12 12 Auslassung 2 1 1 Kompensation 8 3 3 Falsche/problematische Übersetzungen 17 6 Gesamt 286 *269 DDR-Spezifika außer falsche bzw. problematische Übersetzungen. 286 DDR-Spezifika mit falschen bzw. problematischen Übersetzungen. Einige der falschen und problematischen Spezifika sind doppelt kategorisiert. Übersetzungskategorie* 4.3.2 Übernahme Die Strategie der Übernahme kommt in der schwedischen Übersetzung 43 Mal vor, was etwa 15% der untersuchten DDR-Kulturspezifika ausmacht. In dieser Gruppe finden sich u.a. 69 Rosell-Steuer, Pernilla. Ein allzu weites Feld, S. 85. 17 Eigennamen, geographische Namen und Namen von Gebäuden. Dieser Typ von Kulturspezifika wird in der Regel in die Zielsprache übernommen, und in der Übersetzungstheorie spricht man von ,,Bewahrung des Lokalkolorits” bei der Übernahme in literarischen Texten von z.B. geographischen Bezeichnungen70. Unter den Übernahmen in Honeckers kanderade äpple findet man jedoch auch Abkürzungen und andere typische DDRAusdrücke. Original Übersetzung Stasi (D, 16) Stasi (S, 16) Ernst Thälmann (D, 38) Ernst Thälmann (S, 38) Honecker (D, 48) Honecker (D, 47) Palast der Republik (D, 48) Palast der Republik (47) Vopo (D, 26) Vopo (S, 26) SO 36 (D, 77) SO 36 (S, 74) Intershop (D, 86) Intershop (S, 82) Forumscheck (D, 87) Forumscheck (S, 83) Der Übersetzter setzt voraus, dass ein schwedisches Lesepublikum das Wort Stasi71 kennt, aber kann man voraussetzen, dass z.B. die Begriffe Vopo72 und Forumscheck73 in Schweden allgemein bekannt sind? Die angeführten Beispiele tragen zu einem Verfremdungseffekt des Textes bei, der den Text stellenweise für einen Leser ohne Vorkenntnisse unbegreiflich macht. Einige andere Beispiele aus dieser Gruppe sind Wörter mit Bezug auf die Wende: Original Übersetzung die Wende (D, 35) die Wende (S, 35) Ossis (D, 57) Ossis (55) Die erste Begegnung mit dem Wort Wende ist eine kursivierte Übernahme, während das Wort später ohne Kursivierung in einer Fußnote mit dem Fall der Mauer und der 70 71 72 73 Rosell-Steuer, Pernilla. Ein allzu weites Feld, S. 148-149. Vgl. Wolf, Birgit. Sprache in der DDR. Ein Wörterbuch, S. 218: ,,Stasi Umgangssprachlich für Ministerium für Staatssicherheit […]” Ebd., S. 244: ,,Vopo Vor allem in Westberlin verwendete, von Teilen der Ostberliner Bevölkerung übernommene Bezeichnung für einen uniformierten Angehörigen der Volkspolizei.” Ebd., S. 71: ,,Forum-Scheck Umgangssprachlich für das von der ’Forum-Außenhandelsgesellschaft mbH’ ausgegebene banknotenähnliche Zahlungsmittel, das man bei der Staatsbank der DDR für westliche Währungen im Gegenwert eintauschen mußte, bevor man im Intershop einkaufen durfte.” 18 Wiedervereinigung Deutschlands erklärt ist. In Bezug auf das Wort Ossi stellt Rosell Steuer anhand ihrer Untersuchung fest, dass die beiden Ausdrücke Ossi und Wessi in mehreren Übersetzungen in der Originalform übernommen werden und daher als ,,interessante bzw. unübersetzbare ,Exotismen’ betrachtet worden […] sind”. 74 Wie unten erläutert wird, hat Kjellberg jedoch bei der Übersetzung des Wortes Ossi unterschiedliche Vorgehensweisen verwendet. In dieser Gruppe gibt es auch einige Kulturspezifika, die nicht als DDR-Spezifika, sondern als deutsche Kulturspezifika betrachtet werden können. Original Übersetzung die Kneipe (D, 45) Kneipe (S, 44) Schlaraffenland (D, 87) Schlaraffenland (S, 83) Die Übernahme des Wortes Kneipe ist bemerkenswert, da es mit dem schwedischen Wort krog hätte übersetzt werden können. Diese Übernahme von Kneipe kommt ein zweites Mal als Teilübernahme favoritkneipe (S, 75) für Lieblingskneipe (D, 78) vor. Beim Wort Schlaraffenland ist es fragwürdig, ob der Begriff dem schwedischen Leser allgemein bekannt ist, obwohl der Begriff im schwedischen Lexikon zu finden ist.75 4.3.3 Teilübernahme Diese Gruppe steht der Übernahme nahe, indem ein Teil des übersetzten Ausdrucks übernommen worden ist. In der schwedischen Übersetzung kommt diese Gruppe weniger häufig vor als die Gruppe der direkten Übernahmen und besteht z.B. aus einer Zusammensetzung, in der das eine Glied eine Abkürzung ist, die in der Übersetzung übernommen worden ist. Original Übersetzung FDGB-Urlaub (D, 35) FDGB-Semester (S, 35) FDJ-Hemden (D, 101) FDJ-skjortor (D, 96) Reserveoffizier der NVA (D, 38) reservofficier i NVA (S, 38) Original Übersetzung Hallorenkugeln (D, 87) Hallorenkulor (S, 83) 74 75 Rosell-Steuer, Pernilla. Ein allzu weites Feld, S. 285. Svenska Akademiens Ordlista. Stockholm. P.A. Norstedt & söners förlag. 1982, S. 437. 19 Ohne eine zusätzliche Erklärung sind einige dieser Begriffe für einen schwedischen Leser ohne besondere Vorkenntnisse unbegreiflich. Wie soll ein schwedischer Leser wissen, was FDGB-semester oder Hallorenkulor sind? Andere Teilübernahmen hingegen sind weniger fremd und bedürfen keiner zusätzlichen Erklärung, sowie Zusammensetzungen mit DDR oder die Zusammensetzung mit Nutella, ein Brotbelag, der in den meisten schwedischen Lebensmittelgeschäften erhältlich ist. Original Übersetzung DDR-Bürger (D, 18) DDR-medborgare (S, 18) Nutellaersatz (D, 88) Nutellaersättning (D, 84) 4.3.4 Lehnübersetzungen Wie in den ersten beiden Gruppen sind auch viele Ausdrücke der offiziellen DDR-sprache als Lehnübersetzungen übertragen worden. Wie schon oben erörtert, sind bei dieser Vorgehensweise beide Glieder eines Ausdrucks in die Zielsprache übersetzt, aber stehen dennoch der Ausgangssprache nahe. Original Übersetzung Staatsfeind (D, 31) statens fiende (S, 31) Klassenfeind (D, 37) klassfiende (D, 37) Diese Übersetzungsbeispiele sind verständlich und könnten vielleicht auch als wörtliche Übersetzungen betrachtet werden, wärend andere Übersetzungen einen stärkeren Fremdheitscharakter haben: Original Übersetzung die Jugendweihe (D, 47) ungdomsinvigningen (S, 46) die letzten echten Ossis und die ersten neuen Wessis. (D, 101) de sista riktiga ossisarna och de första riktiga wessisarna. (S, 96) Dass es bei der Übersetzung der DDR-Spezifika keine einheitliche Normen gibt, kann am Beispiel des Begriffes Jugendweihe erläutert werden. In ihrer Dissertation diskutiert Rosell Steuer wie unterschiedlich dieser Begriff in den fünf von ihr untersuchten Übersetzungen behandelt wird.76 Der schwedische Übersetzer des Romans Ein weites Feld hat den Begriff 76 Rosell-Steuer, Pernilla. Ein allzu weites Feld, S. 267. 20 zusammen mit zwei Explikationen direkt übernommen77, während Kjellberg in seiner Übersetzung Jugendweihe die Lehnübersetzung ungdomsinvigningen ins Schwedische verwendet hat. Im Kontext versteht der Leser, dass die Jugendweihe ein bedeutungsvolles Ereignis für die Jugendlichen in der DDR war, aber die politische Bedeutung dieser Zeremonie wird nur flüchtig von Rusch berührt. Hier ist wieder ein Beispiel, wo die Übersetzung nicht ausreicht um das Kulturspezifische begreiflich zu machen. Im zweiten Beispiel hat Kjellberg eine eigene Variante mit schwedischer Morphologie gewählt, statt die direkte Übernahme, die er an anderen Textstellen bei der Übertragung der Wörter ,,Ossi” und ,,Wessi” verwendet, wie schon erörtert wurde. In dieser Gruppe finden sich auch einige falsche Übersetzungen, die später erörtert werden. 4.3.5 Standardübersetzungen/Offizielle Übersetzungen Bei den meisten Kulturspezfika, von denen es eine offizielle Übersetzung ins Schwedische gibt, hat der Übersetzer diese auch verwendet, aber nicht in allen Fällen, wie später diskutiert wird. Laut Rosell Steuer wird in der Übersetzungstheorie empfohlen, dass einheimische Entsprechungen zu diesen oft historischen und politischen Begriffen verwendet werden sollten. Die Übernahme eines Originalbegriffs aus der Ausgangssprache in die Zielsprache, obwohl diese eine einheimische Entsprechung bietet, könnte als eine bewusste Markierung oder Verfremdung aufgefasst werden.78 Andererseits diskutiert Rosell Steuer auch Newmarks Ansicht, dass Standardübersetzungen mit politischen Konnotationen verbunden sein können und dass deshalb öfters die Strategie der Übernahme verwendet wird.79 Original Übersetzung die Berliner Mauer (D, 14) Berlinmuren (S, 14) Genossen (D, 88) der Warschauer Pakt (D, 138) partikamraterna (S, 84) Warzawapakten (S, 128) 77 Rosell Steuer, Pernilla. Ein allzu weites Feld, S. 267. Ebd., S. 71. 79 Ebd., S. 71. 78 21 4.3.6 Wörtliche Übersetzungen Wie auch Rosell Steuer erläutert, sind die Grenzen zwischen den verschiedenen Kategorien nicht immer selbstverständlich und daher könnten Lehnübersetzungen und offizielle Übersetzungen in einigen Fällen auch als wörtliche Übersetzungen kategorisiert werden.80 Bei einigen wörtlichen Übersetzungen, die als DDR-Spezifika charakterisiert werden können, handelt es sich um deiktische Bezüge. Original Übersetzung Sie bestimmten nicht mehr mein Leben (D, Dom bestämde inte längre över mitt liv (S, 15) 46) Keiner ahnte, was meine Mutter mir gerade wenig verschlüsselt mitteilte. (D, 27) Ingen anande vad min mamma något förtäckt meddelade mig. (S, 27) Aus dem Zusammenhang geht hervor, dass das kursivierte Sie sich auf das ehemalige DDRSystem bezieht. An dieser Stelle im Buch fährt die Erzählerin 1996 mit der Schwedenfähre, dem Traumschiff ihrer Kindheit, und sie ist eben von dem Grenzer mit einem ungültigen Pass erwischt worden. Es stellt sich heraus, dass die Sache schnell erledigt ist und ein neuer Pass gleich erstellt wird, aber die Episode bringt ihr die Kindheitserinnerungen und die Bedrohlichkeit des DDR-Regimes in frische Erinnerung. Genauso verbergen sich in dem zweiten Beispiel im kursivierten was auf ähnliche Weise die gesamte dunkle Seite der DDR und das Risiko, das Widerstandskämpfer in der DDR eingingen. Der Satz stammt aus dem Kapitel Honeckers kandierter Apfel, als die Erzählerin zum Schrecken ihrer Mutter während einer Busfahrt laut und in Gegenwart eines Volkspolizisten Honeckerwitze erzählt. Auf verschlüsselte Weise vermittelt die Mutter, dass diese Situation dazu führen könnte, sie und ihre oppositionellen Freunde zu gefährden. Die angeführten Textstellen beleuchten meiner Meinung nach Beispiele der inoffiziellen Sprache der DDR-Einwohner die oben im zweiten Kapitel erörtert wurde. Der Kontext des zweiten Bespiels exemplifiziert die Fähigkeit der DDR-Bürger, die Informationen zwischen den Zeilen zu lesen. Andere Übersetzungen aus dieser Gruppe sind jedoch unkompliziert und verständlich. Original Übersetzung Vaterlandsverrat (D, 39) fosterlandsförräderi (S, 39) das System. (D, 63) die Partei (D, 35) systemet. (S, 60) partiet (S, 35) 22 4.3.7 Assoziative Übersetzungen In dieser Gruppe steht die Übersetzung dem Original noch relativ nahe, aber sie ist hier etwas freier als in den vorigen Kategorien. Diese Gruppe ist in der schwedischen Übersetzung relativ groß (43) und hier findet man Ausdrücke mit weniger deutlichen DDR-Konnotationen samt Wortspiele und Redewendungen, die schwierig sind wörtlich zu übersetzen. Original Übersetzung Unser Personenschutz (D, 22) Våra personliga livvakter (S, 22) Verfolgung der observierten Person (D; 24) Skugga observationsobjekten (S, 24) Ich war Gleiche unter Gleichungen (D, 46) Inför ekvationerna var vi alla lika (S, 45) Damit zusammenwächst, was zusammengehört (D, 74) Det som hörde ihop växte samman igen, precis som det ska vara (S, 71) Die wörtliche Übersetzung von Ich war Gleiche unter Gleichungen, zeigt wie schwer die Übersetzung eines Wortspiels ist, denn der Sinn geht verloren und der Ausdruck wirkt im Schwedischen nichtssagend. Im letzten Beispiel in der Tabelle Damit zusammenwächst, was zusammengehört macht die Autorin etwas humorvoll Anspielungen auf das berühmte Zitat von Willy Brandt, als sie von der Operation ihrer Mutter am Morgen des 9. Novembers 1989 erzählt, wobei deren zertrennte Sehnen in der Hand genäht wurden. 81 Im Original wird nicht näher darauf eingegangen, weil es den deutschen Lesern allgemein bekannt sein dürfte. Für die schwedische Lesergruppe wäre m.E. eine Erklärung dieses historischen Zitats interessant gewesen, aber möglicherweise war es dem schwedischen Übersetzer unbekannt und wurde deshalb nicht bei der Übersetzung beachtet. In dieser Gruppe gibt es auch einige bemerkenswerte Übersetzungsverfahren. Original Übersetzung S-Bahn (D, 32) pendeltåget (S, 32) Prager Frühling (D, 51) vår i Prag (S, 50) Bei der Übersetzung von ,,S-Bahn” ist die Vorgehensweise überraschend einbürgernd, wobei Kjellberg auf Seite 20 die Lehnübersetzung S-banetåget und auf Seite 74-75 die Teilübernahmen S-Bahnstationen bzw. S-Bahnlinjer gemacht hat. 80 81 Rosell Steuer, Pernilla. Ein allzu weites Feld, S. 72. ,,Wir sind jetzt in der Situation, wo wieder zusammenwächst, was zusammengehört.” Geflügeltes Wort von Willy Brandt. 23 Im zweiten Beispiel ist es fragwürdig, warum Kjellberg nicht den offiziellen schwedischen Ausdruck Pragvåren als Übersetzung für Prager Frühling gewählt hat. Das für Schweden ganz normale Wort Banane hatte in der inoffiziellen DDR-Sprache interessante Konnotationen, die ohne zusätzliche Erklärung nicht verständlich sind.82 Der Titel des Kapitels, in dem die Autorin die Ereignisse des 9. Novembers 1989 beschreibt, trägt den Titel Mauer mit Banane, das Kjellberg mit Murbananen, einer assoziativen Übersetzung, ins Schwedische übertragen hat. Original Übersetzung Mauer mit Banane (D, 74) Murbananen (S, 71) Aus dem Inhalt geht der Symbolwert der Banane hervor, als die Erzählerin am Abend des 9. Novembers in einer Kneipe in Westberlin einen Bananensaft bestellt. In der Mangelwirtschaft war die Banane eine Seltenheit, und es gab einen DDR-Witz, der erklärte, dass die Banane krumm ist, weil sie einen Bogen um die DDR macht.83 Die Banane stellte in der DDR ein Symbol der Mangelwirtschaft auf allen Gebieten dar und war nur zu bestimmten Anlässen wie Weihnachten und anderen Festtagen in der DDR erhältlich.84 Ein Schlagertext wurde im Volksmund folgendermaßen verändert: ,,Zwei Apfelsinen im Haar und an den Hüften Bananen […] ” zu ,,Zwei Apfelsinen im Jahr und jedes Schaltjahr/zum Parteitag Bananen.” 85 4.3.8 Verallgemeinernde Übersetzungen Bei dieser Vorgehensweise gehen einige kulturspezifische Elemente in der Ausgangssprache verloren. Sie kommt in der schwedischen Übersetzung nicht besonders häufig vor, aber es gibt einige Beispiele im Text. Original Übersetzung die Hauptabteilung VIII im Märchenwald (D, 20) paraden i skogen (S, 20) Stasi-Akten (D, 110) akter (S, 104) In diesen Beispielen ist das DDR-Typische in der Übersetzung weggelassen. 82 Wolf, Birgit. Sprache in der DDR. Ein Wörterbuch, S. 16. Rusch, Claudia. Meine freie deutsche Jugend, S.78-79. 84 Wolf, Birgit. Sprache in der DDR. Ein Wörterbuch, S. 16. 85 Ebd., S. 16. 83 24 4.3.9 Kulturelle Adaption Aus dieser Kategorie gibt es nur wenige Beispiele im Text. Original Übersetzung versehentlicher Geniestreich (D, 42) Staatsbürgerkundelehrer (D, 75) Lidnersk knäpp (S, 41) samhällskunskapslärare (S, 72) Duplo-Sammelbilder (D, 88) Filmisar (S, 84) Hochschulreife (D, 102) Studentexamen (S, 97) Die angeführten Beispiele sind m.E. gelungene Übersetzungen, die dem Leser den Text verständlicher machen. Die Phänomene werden in einen schwedischen kulturellen Kontext gesetzt und dem Leser dadurch verständlicher gemacht. 4.3.10 Explikation Explikationen erklären dem Leser schwierige Ausdrücke, und es ist kaum eine Überraschung, dass diese Gruppe verhältnismäßig groß ist. Der Übersetzer benutzt oft Fußnoten, in denen er die DDR-spezifischen Ausdrücke, die meistens im Text übernommen sind, erklärt. Rosell Steuer diskutiert den Gebrauch von Fußnoten, der von mehreren Übersetzungstheoretikern nicht als Vorgehensweise in literarischen Texten empfohlen wird.86 Daher ist es bemerkenswert, das Erik Kjellberg verhältnismäßig häufig Fußnoten als Strategie der Explikation in Kombination mit Übernahme oder Lehnübersetzung der DDR-Spezifika verwendet. Außer den hier untersuchten Beispielen verwendet Kjellberg an mehreren Stellen Fußnoten bei Erklärungen von allgemeinen deutschen Kulturspezifika. 87 In Rosell Steuers Untersuchung kommt diese Verfahrensweise bei den Übersetzungen von …ein allzu weites Feld? nur selten vor.88 Original Übersetzung NVA (D, 16) NVA (S, 16) Fußnote: NVA=Nationella Folkarmén (S, 16) die Wende (S, 44) Fußnote: Die Wende, Murens fall och de tyska staternas återförening (S, 44) Folkkammaren (S, 86) Fußnote: DDR:s högsta statsorgan (S, 86) Gauckmyndigheten (S, 104) Die Wende (D, 44) Volkskammerwahl (D, 90) Gauckbehörde (D, 110) 86 Rosell-Steuer, Pernilla. Ein allzu weites Feld, S. 83. Siehe u.a. Rusch, Claudia. Honeckers kanderade äpple. Kjellbergs. 2005, S.9, 71, 72, 81, 103, 113, 114, 124. 88 Rosell-Steuer, Pernilla. Ein allzu weites Feld, S. 83. 87 25 Fußnote: Die Gauckbehörde = dåvarande namnet på den myndighet som efter återföreningen ansvarar för Stasis akter.(S, 104) 4.3.11 Auslassungen Es gibt nur zwei Beispiele für reine Auslassungen als Übersetzungstrategie in Honeckers kanderade äpple. Original Übersetzung Bisher sei noch keine Verpflichtungserklärung gefunden worden (D, 111) IM ,,Buche” (D, 111) Hittills hade det inte kommit fram eller hittats något om dennes identitet ”Buche” (S, 105) Im ersten Beispiel wurde Verpflichtungserklärung ins Schwedische nicht übersetzt, sondern mit Identität ersetzt, was zu einer Bedeutungsveränderung in der schwedischen Übersetzung führt. IM, die Abkürzung für Inoffizieller Mitarbeiter hat Kjellberg einmal auf Seite 105 ausgelassen und an einer zweiten Stelle auf der selben Seite mit Täcknamn, Decknamen, einer Kompensation, übersetzt, was ebenso eine Bedeutungsveränderung bewirkt. Da es jedoch aus dem Zusammenhang deutlich hervorgeht, dass es sich um eine Stasimitarbeiterin handelt, haben in diesen beiden Fällen die freieren Übersetzungsstrategien m.E. für die Verständlichkeit des Inhalts keine wesentliche Bedeutung. 4.3.12 Kompensationen Diese Gruppe ist auch klein und besteht aus einigen Ausdrücken (8), wobei der Übersetzer sich größere Freiheit bei der Übersetzung erlaubt hat. Original Übersetzung Spalier standen für Gorbatschow – aber auch für Ceausescu (D, 101) Vorzeigekader (D, 141) att vara flaggviftande publik för Gorbatjov – men också för Ceausescu (S, 96) sann förebild för alla kommunister (S, 131) Ein Spalier89 ist eine größere Anzahl von Menschen, die sich […] beiderseits eines Weges od. dgl. aufgestellt haben, dass sie eine Gasse bilden. Beim Spalier stehen hat man sich in dieser Weise aufgestellt. Kjellberg hat den Ausdruck frei mit att vara flaggviftande publik, 89 Duden. Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Mannheim, Leipzig u.a. Dudenverlag. 2006, S. 1566. 26 fahnenwinkendes Publikum sein, übersetzt. Meiner Meinung nach passt diese Übersetzung im Zusammenhang mit dem Inhalt. Das Wort Kader in der Zusammensetzung Vorzeigekader hat Kjellberg mit der Kompensation sann förebild för alla kommunister, einem wahren Vorbild für alle Kommunisten, übersetzt. Im Begriff Kader liegt jedoch viel mehr als ein Vorbild, denn die Machtausübung in der DDR hat sich nach sowjetischem Vorbild auf Kader gestützt. Die Kader waren Leitungskräfte und wissenschaftliche Spezialisten, die die Ziele der SED und die Sicherung des Machtmonopols durchsetzten.90 Auch in dieser Gruppe finden sich einige falsche Übersetzungen. 4.4 Falsche bzw. problematische Übersetzungen Eine Sonderkategorie der untersuchten Kulturspezifika machen falsche und problematische Übersetzungen aus, die auch in der entsprechenden Kategorie oben eingeordnet sind. Hier findet man u.a. Redewendungen, Wortspiele, missverstandene Ausdrücke und einige Fehler, sowohl reine Sachfehler als auch Fehler, die man als Flüchtigkeitsfehler betrachten kann. Original Übersetzung Schneeweißchen- und Rosenrot (D, 22) In denen alle Kompaniemitglieder samt ihren Zivilberufen vorgestellt wurden (D, 23) Die Rechnung meiner Mutter ging auf (D, 40) Запорожец (Saporoschetz) (D, 83) Begrüßungsgeld (D, 86) Schwamm drüber (D, 90) KWV, die Kommunale Wohnungsverwaltung (D, 92) FDJ-Leitung (D, 97) Fahnenappelle (D, 99) Ausreiseantrag (D, 132) Snövit och Rödluvan (S, 22) Om alla medlemmarna i kompaniet och dessutom de civilanställda (S, 22) Min mammas räkningar steg (S, 40) Yugo (S, 79) Tillåtna valuta (S, 82) De flöt med strömmen (S, 86) KKW, den kommunala våningsförvaltningen (S; 88) FDJ-avdelningen (S, 92) Faneder (S, 99) Utresetillstånd (S, 123) Einige auffallende Beispiele in dieser Kategorie sowie die missverstandenen und falsch übersetzten Redewendungen Die Rechnung geht auf bzw. Schwamm drüber sind eigentlich keine DDR-Spezifika, sondern allgemeine deutsche Kulturspezifika, aber da sie in der Übersetzung falsch verstanden wurden und deshalb inhaltlich zu Bedeutungsveränderungen im schwedischen Text führten, war es m.E. wichtig sie hier zu beachten. Die Rechnung geht 90 Eppelmann, Rainer, Möller, Horst, Nooke, Günther, Wilms, Dorothee (Hrsg): Lexikon des DDR-Sozialismus. Das Staats- und Gesellschaftssystem der Deutschen Demokratischen Republik, S. 323. 27 auf bedeutet, dass etwas zu einem gewünschten Ergebnis führt.91 Im Schwedischen wurde hier nicht beachtet, dass es sich um eine Redewendung handelt, sondern der Ausdruck wurde wörtlich verstanden. An dieser Textstelle beschreibt die Erzählerin, dass sie ständig mit Freizeitaktivitäten beschäftigt war, was von der Mutter gewünscht wurde und nicht, wie es der schwedische Übersetzer gedeutet hat, dass es für sie eine finanzielle Belastung war. Eine ähnliche Fehlübersetzung kommt bei der Übertragung von der Redewendung Schwamm drüber, eine umgangssprachliche Redewendung mit der Bedeutung, dass die Sache vergessen sein soll, oder dass man nicht mehr darüber redet.92 Diese Redewendung wird im Zusammenhang mit den Ereignissen kurz nach dem Fall der Mauer gebraucht, als die Schüler in Ostberlin häufig von der Schule ausblieben und sich lieber aus Abenteuerlust in Westberlin herumtrieben. Die Lehrer drückten hier ein Auge zu und trugen die ausgebliebenen Stunden als Geographieunterricht ein. Schwamm drüber bedeutet hier deshalb, dass die Lehrer einfach keine große Sache daraus machten, sondern inoffiziell den Schülern diese Freiheit erlaubten. Kjellberg hat Schwamm mit schwimmen verwechselt und die Redewendung daher so gedeutet, dass die Lehrer mit dem Strom flossen. Obwohl die Redewendung falsch übersetzt wurde, widerspricht diese Übersetzung nicht dem Inhalt. In der schwedischen Übersetzung wurde das Grimm-Märchen Schneeweißchen und Rosenrot fehlerhaft mit den beiden Märchen Snövit und Rödluvan, Schneewittchen und Rotkäppchen übersetzt. Das Wort Begrüßungsgeld hat Kjellberg av Seite 82 falsch mit tillåtna valuta übersetzt, während er später auf Seite 84 das Wort korrekt und sehr ausführlich mit Gåva från Västyska [sic] staten till alla östmedborgare på besök i Väst (100 D-mark). En stämpel i passet visade att man erhållit gåvan som bara utdelades en gång per person93 in einer Fußnote erklärt. Fahnenappelle wurde falsch mit Faneder, Fahneneide, übersetzt, denn der Begriff Appelle wurde in der offiziellen DDR-Sprache für Zusammenkunft gebraucht.94 Eine sonderbare Strategie hat Kjellberg bei der Übersetzung von der russischen Automarke Запорожец95 (Saporoschetz) verwendet, indem er sie ganz frei mit einer völlig anderen Automarke, Yugo, ersetzt hat. Yugo ist eine serbische Automarke, die nichts mit dem Original zu tun hat.96 91 Duden. Redewendungen. 3. Auflage. Band 11. Mannheim, Leipzig. Dudenverlag. 2008, S. 611. Duden. Redewendungen. 2008, S. 691. 93 Ein Geschenk vom westdeutschen Staat an alle ostdeutschen Bürger auf Besuch im Westen (100 D-Mark). Ein Stempel im Pass zeigte, dass man das Geschenk, das nur einmal ausgeteilt wurde, erhalten hatte. 94 Wolf, Birgit. Sprache in der DDR. Ein Wörterbuch, S. 59. 95 http:// de.wikipedia.ord/wiki/Saporoschez_(Automarke) [gesichtet 1.6.2012]. 96 http://de.wikipedia.org/wiki/Zastava_Yugo [gesichtet 1.6.2012]. 92 28 Antrag wurde fehlerhaft mit tillstånd, Erlaubnis übersetzt, wobei es mit ansökan hätte übersetzt werden sollen. Die Abkürzung KWV wurde falsch mit KKV übersetzt, was anscheinend ein reiner Flüchtigkeitsfehler ist. 5. Diskussion Die expliziten DDR-Spezifika, d.h Ausdrücke, die hauptsächlich zur offiziellen DDR-Sprache gehören, sind in Honeckers kanderade äpple oft durch originaltreue Übersetzungstrategien, sowie Übernahme, Teilübernahme und Lehnübersetzungen ins Schwedische übertragen. Interessanterweise stellt auch Rosell Steuer fest, dass Lehnübersetzungen in den von ihr untersuchten fünf Übersetzungen von Ein weites Feld die häufigste Vorgehensweise bei der Übertragung von DDR-Spezifika sind.97 Auch bei den Explikationen hat Kjellberg die Ausdrücke weitgehend übernommen und durch eine zusätzliche Fußnote erklärt. Das Verfahren mit Fußnoten in einem literarischen Text ist, wie oben erläutert wurde unkonventionell und wird nicht als Vorgehensweise empfohlen. Als Vergleich kann erwähnt werden, dass in den fünf Übersetzungen des Romans Ein weites Feld nur drei Fußnoten insgesamt vorkommen. 98 In Kapitel 4 stellt Rosell Steuer die Frage, ob die Übersetzungen des Titels in den fünf Übersetzungen eine angemessene Gesamterscheinung wie das Original signalisieren.99 Ein weiteres Beispiel bezüglich dieser Diskussion erörtert Debbie Pinfold in dem Artikel ,,’Erinnerung ideologisch entschlacken’ or lost in translation: Reflections on Jana Hensel´s Zonenkinder and its American translation”, wie der Übersetzer den Ton des Ausgangstextes verändert, indem er eine ausgesprochen politischere Sprache als das Original verwendet.100 Damit prägt er die Übersetzung ideologisch, um den Text, wie Pinfold meint, dem amerikanischen Leser verständlicher und vielleicht auch akzeptabler darzustellen. Interessant ist hier Rosell Steuers Diskussion im Ausblick im letzten Kapitel ihrer Dissertation über die Behauptungen Venutis, eines amerikanischen Übersetzungstheoretikers, der meint, dass gerade amerikanische literarische Übersetzungen häufig von einer einbürgernden Strategie 97 Rosell-Steuer, Pernilla. Ein allzu weites Feld, S. 261. Ebd., S. 113. 99 Ebd., S. 311. 100 Pinfold, Debbie: ,,’Erinnerung ideologisch entschlacken or lost in translation: Reflections on Jana Hensel´s Zonenkinder and its american translation´.”, in: German Life and Letters. 60:1/2007, S. 133-148. 98 29 geprägt sind. In ihrer Untersuchung konnte Rosell Steuer jedoch für diese Theorie nicht genügend Belege finden.101 Bei der Wahl des Titels Honeckers kanderade äpple ist Kjellberg eigenständig vorgegangen, indem er gar nicht an den Titel des Originals anknüpft, und signalisiert dabei m.E. eine andere Art von Buch als Meine freie deutsche Jugend. Da es für mich nicht möglich war, mit Kjellberg in Verbindung zu kommen, können nur Vermutungen über seine Titelwahl gemacht werden. Wahrscheinlich war es für Kjellberg wichtig, dass der Titel zusammen mit dem Umschlagbild auf das schwedische Lesepublikum kommunikativ und anziehend wirkt. Eine treue Übersetzung des Originals wäre auch wie bei Wortspielen nichtssagend gewesen, denn auch hier geht es, wie bereits in Kapitel 4.2 erörtert wurde, um ein Spiel mit der Doppeldeutigkeit des Titels Meine freie deutsche Jugend. Da es üblich ist, dass der Verleger über Titelwahl und ähnliche Fragen entscheidet, sollte hier erwähnt werden, dass der Verleger und der Übersetzer in diesem Fall identisch sind. Anhand der angeführten Beispiele im 4. Kapitel kann festgestellt werden, dass der schwedische Übersetzer mehrere Strategien parallel verwendet hat, auch wenn es sich um dasselbe Spezifikum handelt. Ein Beispiel hierfür sind z.B. die unterschiedlichen Strategien beim Übersetzen von S-Bahn. Übergreifend wirkt die schwedische Übersetzung befremdend und der Übersetzer hat um mit Schleiermachers Terminologie zu sprechen -102 sich entschieden, den Leser zum Text zu bewegen, obwohl einige unerklärte Ausdrücke dem schwedischen Leser sicherlich unklar bleiben. Hinter vielen der DDR-Spezifika verbergen sich ideologische und geschichtliche Tatsachen, die schwerlich ohne Explikationen oder Kommentare verstanden werden können. Man könnte sogar behaupten, dass der Übersetzer den Leser mehrmals im Stich lässt, u.a. bei den oben angeführten Beispielen Forumscheck oder FDGB-Urlaub. Obwohl einige DDRSpezifika im Kontext eine Erklärung bekommen oder jedenfalls teilweise erläutert werden, ist die Leistung des Übersetzers meiner Meinung nach nicht ausreichend um die DDR-typischen Begrifflichkeiten nachvollziehbar zu vermitteln. Ein Beispiel ist u.a. die oben diskutierte Jugendweihe, die dem Leser durch den erzählten Zusammenhang nur teilweise erklärt wird. Die schwedische Übersetzung Ungdomsinvigningen wirkt fremd ohne einheimische Entsprechungen, wobei z.B. das Wort staatliche Konfirmation zusammen mit der Explikation Eintritt ins Erwachsenleben ohne konfessionelle Bedeutung dem Leser begreiflicher gewesen wäre. An den wenigen Stellen (3% der übersetzten DDR-Spezifika), an denen der Übersetzer 101 102 Rosell-Steuer, Pernilla. Ein allzu weites Feld, S. 396. Schleiermacher, Friedrich: ,,Methoden des Übersetzens”, S. 47. 30 die kulturelle Adaption als Übersetzungsstrategie verwendet, gelingt es ihm den Text für ein schwedisches Publikum anzupassen, z.B. mit filmisar für Duplo-Sammelbilder oder studentexamen für Hochschulreife. Hätte sich Kjellberg an mehreren Stellen in seiner Übersetzung bemüht, ähnliche Entsprechungen zu finden, wären die kulturellen Eigenheiten der DDR in der schwedischen Übersetzung verständlicher gewesen. Die gesamte Übersetzung hinterlässt meiner Meinung nach teilweise den Eindruck schnell und nicht ganz durchdacht zustande gekommen zu sein. Die Explikationen der DDRSpezifika u.a. in den Fußnoten sind nicht immer ausreichend, um dem Leser den Text begreiflich zu machen. Ein Beispiel ist die Explikation von FDJ mit FDJ = Freie Deutsche Jugend in einer Fußnote, wodurch das DDR-Spezifikum dem Leser nicht viel verständlicher wird. In einem zweiten Beispiel wird NVA zwar mit einer doppelten Explikation in der Fußnote versehen: ,,NVA = Nationale Volksarmee der DDR (Nationella Folkarmén)”. Es ist auch bei diesem Beispiel fragwürdig, ob ein Leser ohne besondere Vorkenntnisse zur Geschichte der DDR durch diese zweite Ergänzung viel klüger wird. Man könnte behaupten, dass der Übersetzer nicht die Rolle als Kulturvermittler annimmt, sondern den Leser, wie schon erwähnt, weitgehend sich selbst überlässt, ohne ihm zu helfen, den Weg durch die eigenartige Welt der DDR zu finden. Vielleicht hätte der Text mit einer systematischeren Vorgehensweise, z.B wie oben erwähnt, durch kulturelle Adaptionen und mit einem herausgearbeiteten Glossar oder einer kurzen Erörterung zur Geschichte der DDR als Anhang am Ende des Buches gewonnen, denn wie Birgit Wolf im Vorwort ihres Buches schreibt:,, […] wer die Bedeutung der Wörter nicht kennt, der kann auch nicht verstehen.”103 Andererseits ist das Buch ein Erinnerungsbuch und kein Geschichtsbuch, und eine gewisse Verfremdung trägt vielleicht auch dazu bei, das Exotische und Unbegreifliche dieses verschwundenen Landes und dieser vierzigjährigen Epoche des geteilten Europas lebendig zu machen. Bei deutschen Lesern, um deren gemeinsame Geschichte es u.a. hier geht, würde das Buch wohl zum größeren Verständnis führen oder Erinnerungen hervorrufen. Sicherlich sind jedoch auch manche der DDR-spezifischen Begriffe für einige Kategorien deutscher Leser unklar, je nachdem, welchen Hintergrund und Kenntnisse sie haben und zu welcher Altersgruppe sie gehören. Der schwedische Übersetzer hat hier wie Schleiermacher es ausgedrückt hat, den Autor weitgehend in Ruhe gelassen und ihm den Leser entgegen bewegt.104 103 104 Wolf, Birgit. Sprache in der DDR. Ein Wörterbuch, S. IX. Schleiermacher, Friedrich: ,,Methoden des Übersetzens”, S. 47. 31 Bei der Arbeit mit diesem Aufsatz stellte es sich heraus, dass die Kategorisierung der DDRSpezifika nicht immer selbstverständlich war, besonders bei der Einordnung der freieren Übersetzungsstrategien. Da das Material umfangreich ist, war es nur möglich einen Teil der kategorisierten DDR-Spezifika näher zu untersuchen, aber sicherlich wären viele der weiteren Beispiele einer näheren Untersuchung wert gewesen. Ferner wäre es interessant zu untersuchen, welche Strategien und Vorgehensweisen andere Übersetzer von DDR-Literatur bei der Übertragung von DDR-Spezifika verwendet haben. 32 Quellenverzeichnis Primärliteratur Rusch, Claudia: Meine freie deutsche Jugend. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag. 2003. Rusch, Claudia: Honeckers kanderade äpple. Kjellbergs. 2005. Sekundärliteratur Anderman, Gunilla: ,,Linguistics and Translation”. IN: Kuhiwczak, Piotr und Littau, Karin (Hrsg): A Companion to Translation Studies. Clevedon. Multilingual Matters Ltd. 2007. S. 45-62. Basnett, Susan: ,,Culture and Translation”.”. IN: Kuhiwczak, Piotr und Littau, Karin (Hrsg): A Companion to Translation Studies. Clevedon. Multilingual Matters Ltd. 2007. S. 13-23. Eppelmann, Rainer, Möller, Horst, Nooke, Günther,Wilms, Dorothee (Hrsg): Lexikon des DDR-Sozialismus. Das Staats-und Gesellschaftssystem der Deutschen Demokratischen Republik. Paderborn. Schöningh. 1996. Koller, Werner: Grundprobleme der Übersetzungtheorie. Unter besonderer Berücksichtigung schwedisch-deutscher Übersetzungsfälle. Bern. Francke. 1972. Kuhiwczak, Piotr und Littau, Karin (Hrsg): A Companion to Translation Studies. Clevedon. Multilingual Matters Ltd. 2007. Kußmaul, Paul: ,,Äquivalenz – ein problematischer Begriff”. IN: Snell-Hornby, Mary (Hrsg): Übersetzungswissenschaft - Eine Neuorientierung. Zur Integrierung von Theorie u. Praxis. Tübingen. Francke. 1986. S. 224-228. Kühn, Ingrid: Erinnerungsvokabular mit Verfallsdatum. Wie erklärungsbedürftig ist DDRspezifische Lexik? IN: Reiher, Ruth, Baumann, Antje: Vorwärts und nichts vergessen. Sprache in der DDR. Was war, was ist, was bleibt. Berlin. Aufbau Taschenbuch Verlag. 2004. S. 315-324. Luther, Martin: ,,Sendebrief vom Dolmetschen”. IN: Störig, Hans-Joachim: Das Problem des Übersetzens. Darmstadt. Wissenschaftliche Buchgesellschaft. 1963. S. 14-32. Neubert, Ehrhart: Erfahrene DDR-Wirklichkeit: IN: Eppelmann, Rainer, Möller, Horst, Nooke, Günther, Wilms, Dorothee (Hrsg): Lexikon des DDR-Sozialismus. Das Staats-und Gesellschaftssystem der Deutschen Demokratischen Republik. Paderborn. Schöningh. 1996. S. 33-42. Ortega y Gasset,: ,,Glanz und Elend der Übersetzung”, IN: Störig, Hans-Joachim (Hrsg): Das Problem des Übersetzens. Darmstadt. Wissenschaftliche Buchgesellschaft. 1963. S. 342. 33 Pinfold, Debbie: ,,’Erinnerung ideologisch entschlacken or lost in translation: Reflections on Jana Hensel´s Zonenkinder and its american translation´.” IN: German Life and Letters. 60:1/2007. S. 133-148 Pym, Anthony: ,,Philosophy and Translation”. IN: Kuhiwczak, Piotr und Littau, Karin (Hrsg): A Companion to Translation Studies. Clevedon. Multilingual Matters Ltd. 2007. S. 24-44. Reiher, Ruth, Baumann, Antje (Hrsg): Vorwärts und nichts vergessen. Sprache in der DDR. Was war, was ist, was bleibt. Berlin. Aufbau Tachenbuch Verlag. 2004. Reiher, Ruth: Sozialistisch arbeiten, lernen und leben. Alltagssprache in der DDR. IN: Reiher, Ruth, Baumann, Antje: Vorwärts und nichts vergessen. Sprache in der DDR. Was war, was ist, was bleibt. Berlin. Aufbau Taschenbuch Verlag. 2004. S. 159-169. Rosell Steuer Pernilla: …ein allzu weites Feld? Zu Übersetzungstheorie und Übersetzungspraxis anhand der Kulturspezifika in fünf Übersetzungen des Romans ,,Ein weites Feld” von Günther Grass. Stockholm. Almqvist & Wiksell International. 2004. Schleiermacher, Friedrich: ,,Methoden des Übersetzens”. ”. IN: Störig, Hans-Joachim (Hrsg): Das Problem des Übersetzens. Darmstadt. Wissenschaftliche Buchgesellschaft. 1963. S. 3870. Senn, Fritz: ,,Literarische Übertragungen – empirisches Bedenken”. IN: Snell-Hornby, Mary (Hrsg): Übersetzungswissenschaft - Eine Neuorientierung. Zur Integrierung von Theorie u. Praxis. Tübingen. Francke. 1986. S. 54. Snell-Hornby, Mary (Hrsg): Übersetzungswissenschaft- Eine Neuorientierung. Zur Integrierung von Theorie u. Praxis. Tübingen. Francke. 1986. Stedje, Astrid: Deutsche Sprache gestern und heute. Paderborn. Wilhelm Fink Verlag. 2007. Stevenson, Patrick: Sprache, Schule, Staat: Die sprachliche Erziehung einer sozialistischen Schülerpersönlichkeit. IN: Reiher, Ruth, Baumann, Antje: Vorwärts und nichts vergessen. Sprache in der DDR. Was war, was ist, was bleibt. Berlin. Aufbau Taschenbuch Verlag. 2004. S. 110-124. Stolze, Radegundis: ,,Hermeneutik und Textlinguistik”: IN: Snell-Hornby, Mary (Hrsg): Übersetzungswissenschaft - Eine Neuorientierung. Zur Integrierung von Theorie u. Praxis. Tübingen. Francke. 1986. S. 133-159. Störig, Hans-Joachim: Das Problem des Übersetzens. Darmstadt. Wissenschaftliche Buchgesellschaft. 1963. Vermeer, Hans J: ,,Übersetzen als kultureller Transfer”. IN: Snell-Hornby, Mary (Hrsg): Übersetzungswissenschaft- Eine Neuorientierung. Zur Integrierung von Theorie u. Praxis. Tübingen. Francke. 1986. S. 30-53. Wettig, Gerhard: Phasen des DDR-Sozialismus. IN: Eppelmann, Rainer, Möller, Horst, Nooke, Günther, Wilms, Dorothee (Hrsg): Lexikon des DDR-Sozialismus. Das Staats-und 34 Gesellschaftssystem der Deutschen Demokratischen Republik. Paderborn. Schöningh. 1996. S. 15-29. Wolf, Birgit: Sprache in der DDR. Ein Wörterbuch. Berlin. de Gruyter. 2000. Wörterbücher Duden. Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Mannheim, Leipzig u.a. Dudenverlag. 2006. Duden. Redewendungen. 3. Auflage. Band 11. Mannheim, Leipzig. Dudenverlag. 2008. Svenska Akademiens Ordlista. Stockholm. P.A. Norstedt & söners förlag. 1982. Online-Quellen Fischerverlage: http://www.fischerverlage.de/autor/claudia_rusch/14886?letter=R [gesichtet 29.4.2012]. Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Claudia_Rusch [gesichtet 14.3.2012]. Wikipedia: http:// de.wikipedia.ord/wiki/Saporoschez_(Automarke) [gesichtet 1.6.2012]. Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Zastava_Yugo [gesichtet 1.6.2012]. 35 Anhang: Kategorien der DDR-Spezifika in Meine freie deutsche Jugend. 1. Übernahme: Das fremde Wort wird übernommen oder leicht assimiliert (Rosell Steuer, S. 67) Deutsch Schwedisch Kategorie Kommentar die Stasi (16) Tschapka (21) Volksarmee (23) Wolf Biermann ”Soldat, Soldat in grauer Norm” (23) Stasi-Lada (24) Volkspolizist (26) Stasi (16), ingen förklaring Tschapka, ej översatt (21) Volksarmee (22) Wolf Biermann ”Soldat, Soldat in grauer Norm” (23) Stasi-Lada (24) ej översatt men kursiverat (26) Übernahme Übernahme Übernahme Übernahme Vopo (26) Robert Havemann (31) Peggy und der Schatten von Ernst Thälmann (35) die Wende (35) Marzahn (35) Ernst Thälmann (38) Margot Honecker (44) Hannes Wader (44) die Kneipe (45) DDR Museum für Deutsche Geschichte (47) Deutsches Historisches Museum (heute) (47) Palast der Republik (48) Honecker (48) NVA-Ghetto (52) Trabi /Trabant (54/55) Ossis (57) SO 36 (77) EOS, die erweiterte Oberschule (61) Günther Schabowski (74) Das ZDF Intershop (86) Forumscheck (87) Raider (87) Schlaraffenland (87) das neue Forum (97) Dekonspiration (113) Berliner Waldbühne (125) Becherovka (138) Checkpoint Charlie (133) Novum(88) Bounty (88) Bon (88) Snickers (88) Joker (88) Milky Way (88) Fetzer. Fetzer (88) Nudossi (88) ej översatt men kursiverat (26) Robert Havemann (31) Peggy och Ernst Thälmanns skugga (35) die Wende (35) Marzahn (35) Ernst Thälmann (38) Margot Honecker (44) Hannes Wader (44) Kneipe (44) DDR Museum für Deutsche Geschichte (46) Deutsches Historisches Museum (heute) (46) Palast der Republik (47) Honecker (47) NVA-ghetto (51) Trabant (53) Ossis (55) , ingen förklaring SO 36 (74) EOS, die erweiterte Oberschule (59) Günther Schabowski (71) ZDF (ingen förklaring) Intershop (82) Forumcheck (83), Raider (83) Schlaraffenland (83) das Neue Forum (92) Dekonspiration (107) Berliner Waldbühne (117) Becherovka (129) Checkpoint Charlie (123) Novum (84) Bounty (84) Bon (84) Snickers (84) Joker ((84) Milky Way (84)) Fetzer. Fetzer (84) Nudossi (84) Übernahme Übernahme Übernahme Übernahme Übernahme Übernahme Übernahme Übernahme Übernahme Übernahme Übernahme Übernahme kursiv Übernahme Übernahme Übernahme Übernahme Übernahme Übernahme Übernahme Übernahme Übernahme Übernahme Übernahme Übernahme Übernahme Übernahme Übernahme Übernahme Übernahme Übernahme Übernahme Übernahme Übernahme Übernahme Übernahme Übernahme Übernahme Übernahme Übernahme kursiv kursiv 36 2. Teilübernahme: Untergruppe zu den Übernahmen. Ein Teil der Komposita wird übernommen und ein Teil wird wörtlich übersetzt. (R S, 69)105 Deutsch Schwedisch Kategorie Kommentar DDR-Bürger (18) Honecker-Witze (26) Genosse Honecker (27) DDR-Behörde (27) FDGB-Urlaub (35) Reserveoffizier der NVA (38) Mathematische Schülergesellschaft ,,Leonard Euler” (41) MSG, die Mathematische Schülergesellschaft and der HumboltUniversität (41) MSG-Lager (43) Hallorenkugeln (87) Nutellaersatz (88) KWV , die Kommunale Wohnungsverwaltung (92) DDR-medborgare (18) Honecker-vitsar (26) Kamrat Honecker (26) DDR-myndigheter (27) FDGB-semester (35) Reservofficer i NVA (38) Matematiska skolföreningen ,,Leonard Euler” (41) MSG, Matematiska SkolungdomsGemenskapen, vid Humboltuniversitetet (41) MSG-lägret (43) Hallorenkulor (83) Nutellaersättning (84) KKW, den kommunala våningsförvaltningen (88), fel på två ställen. FDJ-Hemden (101) FDJ-skjortor (96) Stasi-Verhör (110) Stasiförhör (104) Stasi- Spitzel (111) Stasispion (105) MIKADO, die Literaturzeitschrift des MIKADO, en underjordisk Untergrunds (119) litteraturtidskrift (112) Sozialistischer Stardust (124) Socialistisk stardust (116) DDR-Kind (132) DDR-barn (123) Teilübernahme Teilübernahme Teilübernahme Teilübernahme Teilübernahme Teilübernahme Teilübernahme Teilübernahme Teilübernahme Teilübernahme Teilübernahme Teilübernahme falsche Übersetzung Teilübernahme Teilübernahme Teilübernahme Teilübernahme Teilübernahme Teilübernahme 3. Lehnübersetzung: (Glied-für-Glied-Übersetzung) Eine Zwischenstufe zwischen Übernahme und normale wörtliche Übersetzung (R S, 70) Deutsch Schwedisch Kategorie Kommentar nicht mal für Frieden und Sozialismus (19) staatsfeindliche Aktivitäten (22) familienpolitischer correctness (23) Dialektik ohne Dogma (30/31) Staatsfeind (31) ein Freund dachte sie – ein eifriger Mitarbeiter wusste die Stasi (34) Klassenfeind (37) Westdeutsche Propaganda (37) ,,Schwerter zu Plugscharen” (36) Pionierhaus (41) Arbeitsgemeinschaft (AG) Junge Mathematiker (41) russische Partisanenlieder (44) Pionierlager (44) die Jugendweihe (47) Volkswirtschaft (62) Montagsdemos, Neues Forum, Friedenswachen (75) reformierter Sozialismus (75) die Mangelwirtschaft (78) das Ministerium für Staatssicherheit (109) 105 inte ens för freden och socialismen (19) statsfientliga aktiviteter (22) familjepolitiskt korrekt (23) Lehnübersetzung dialektik utan dogmer (30-31) statens fiende (31) en vän trodde hon – en ivrig medarbetare visste Stasi (34) klassfiende (37) västtysk propaganda (37) svärd till plogbillar (36) Pinojärernas hus (41) Arbetsgemenskapen Unga matematiker (41) ryska partisansånger (44) pionjärläger (44) ungdomsinvigningen (46) samhällshushållning (60) måndagsdemonstrationer, Nytt Forum, fredsvakor (72) reformerad socialism (72) bristsamhället (75) Ministeriet för statssäkerhet (103) Lehnübersetzung Lehnübersetzung Lehnübersetzung Lehnübersetzung Lehnübersetzung Lehnübersetzung Lehnübersetzung Lehnübersetzung Lehnübersetzung Lehnübersetzung Lehnübersetzung Lehnübersetzung Lehnübersetzung Lehnübersetzung Lehnübersetzung Lehnübersetzung Lehnübersetzung Lehnübersetzung R S = Rosell-Steuer. Ein allzu weites Feld. 37 die operative Zwangspseudonyme (109) die Staatssicherheit (113) parteifeindlicher Text (119) die Herrschaft des Proletariats (120) akustisches Kokain fürs Volk (124) Ernennung zum Bestarbeiter (119) das Triptychon aus dem Stasiknast (143) Leseerlaubnis (144) Ostblock-Witze (138) ein langhaariger Chaote (123) reformkommunistische Idéen (132) das DDR-Bildungsprogramm (101) die letzten echten Ossis (101) und die ersten neuen Wessis (101) die gefürchtete Einstellungsfrage (101) der Schwarzmarkt (124) Parteiunterlagen (144) Ostsüßigkeiten (88) Pionierchor (23) de operativa tvångspseudonymerna (103) statssäkerhetens (107) partifientliga texter (112) proletariatets herravälde (113) akustiskt kokain för folket (116) utnämningen till Bäste Arbetare (112) Triptyken från Stasifängelset läsetillstånd (134) östblocksvitsar (129) en långhårig kaot (115) reformkommunistiska idéer (123) DDR:s bildningsprogram (95-96) de sista riktiga Ossisarna (96) de första riktiga Wessisarna (96) de fruktade uppställningsfrågorna (96) svarthandeln (116) (svarta börsen/marknaden) partidokument (134) östgodis (84) pionjärkören (23) Lehnübersetzung Lehnübersetzung Lehnübersetzung Lehnübersetzung Lehnübersetzung Lehnübersetzung Lehnübersetzung Lehnübersetzung Lehnübersetzung Lehnübersetzung Lehnübersetzung Lehnübersetzung Lehnübersetzung Lehnübersetzung Lehnübersetzung falsche Übersetzung Lehnübersetzung Lehnübersetzung Lehnübersetzung Lehnübersetzung 4. Standardübersetzung/Offizielle Übersetzung: Einheimische Entsprechungen (R S, 72) Deutsch Schwedisch Kategorie die Berliner Mauer (14) Berlinmuren (14) Eiserner Vorhang (14) järnridå (14) im Osten (15) i Öst (15) Big Brother is watching you (27) die Mauer (30) Storebror ser dig (27) Muren (30) SU, UNO Sovjetunionen, FN Deutsch-Sowjetische Freundschaft (61/62) Parteisekretär (86) Tysk-Sovjetiska Vänskapsförbundet (59) partisekreteraren (82) Genossen (88) partikamraterna (84) der Fall der Mauer (90) murens fall Ostberlin (124) Östberlin (116) der antifaschistische Schutzwall den antifascistiska (129) skyddsmuren (120) dem Stalinismus (132) stalinismen (123) Kommunismus (132) kommunismen (123) der Warschauer Pakt (138) Warzawapakten (128) Ost und West (138) Öst och Väst (129) Kommentar Standardübersetzung/Offizielle Übersetzung Standardübersetzung/Offizielle Übersetzung Standardübersetzung/Offizielle Übersetzung Standardübersetzung/Offizielle Übersetzung Standardübersetzung/Offizielle Übersetzung Standardübersetzung/Offizielle Übersetzung Standardübersetzung/Offizielle Übersetzung Standardübersetzung/Offizielle Übersetzung Standardübersetzung/Offizielle Übersetzung Standardübersetzung/Offizielle Übersetzung Standardübersetzung/Offizielle Übersetzung Standardübersetzung/Offizielle Übersetzung Standardübersetzung/Offizielle Übersetzung Standardübersetzung/Offizielle Übersetzung Standardübersetzung/Offizielle Übersetzung Standardübersetzung/Offizielle Übersetzung 38 der kalte Krieg (140) det kalla kriget (130) Standardübersetzung/Offizielle Übersetzung 5. Wörtliche Übersetzung: Normale idiomatische Entsprechung nach dem Wörterbuch (R S 72) Deutsch Schwedisch Kategorie Kommentar umfunktioniert (11) förvandlat (11) sie bestimmten nicht mehr mein Leben (15) …, Verhaft wegen Irreführung der Behörden oder illegalen Einreiseversuchs (14) in denen alle Kompaniemitglieder samt ihren Zivilberufen vorgestellt wurden (23) Honeckers kandierter Apfel (25) dom bestämde inte längre över mitt liv (15) bedrägligt beteende gentemot myndigheterna, alternativ illegalt utreseförsök (14) om alla medlemmarna i kompaniet och dessutom de civilanställda (22) keiner ahnte, was meine Mutter mir gerade wenig verschlüsselt mitteilte (27) verschleppt (27) ingen anade vad min mamma något förtäckt meddelade mig (27) die Meissner Porzellantasse (29) koppen av Meißenporslin (29) eingezogen hat (29) beslagtog (29) die Partei (35) partiet (35) bis die Behörden in Aktion traten (36) Vaterlandsverrat (39) en tidsfråga innan myndigheterna skulle träda i aktion (36) fosterlandsförräderi (39) das sozialistische Glaubensbekenntnis (47) Personalausweis (47) socialistisk trosbekännelse (46) das System (63) systemet (60) am Morgen des 9. November 1989 (74) der Ost-Berliner Parteichef (74) morgonen den nionde november 1989 (71) den östberlinske partichefen (71) Feindkritik (77) kritik mot fienden (74) die Herrschaft der Greise und Spitzel war gebrochen (90) staatliche Genehmigung (92) de gamla gubbarnas och spionernas herravälde var brutet (86) myndigheternas tillstånd (88) die Rede (97) talet (92) die obligatorische Abschlussrede (99) Staatsbürger der DDR (100) det obligatoriska avskedstalet (94) mdborgare i DDR (95) Morgenlied (sing) (101) morgonsångerna (plur) (96) der Verdacht (109) misstanken (103) die Observierten (109) de observerade (103) Honeckers kanderade äpple (25) bortförda (27) identitetskort (47) wörtliche Übersetzung wörtliche Übersetzung wörtliche Übersetzung wörtliche Übersetzung falsche Übersetzung wörtliche Übersetzung wörtliche Übersetzung wörtliche Übersetzung wörtliche Übersetzung wörtliche Übersetzung wörtliche Übersetzung wörtliche Übersetzung wörtliche Übersetzung wörtliche Übersetzung wörtliche Übersetzung wörtliche Übersetzung wörtliche Übersetzung wörtliche Übersetzung Wörtliche Übersetzung wörtliche Übersetzung wörtliche Übersetzung wörtliche Übersetzung wörtliche Übersetzung wörtliche Übersetzung wörtliche Übersetzung wörtliche Übersetzung wörtliche mit falschem Numerus 39 Decknamen (109) täcknamn (103) Spitzel (109) spioner (103) Bezüge (109) drag (103) (samband, relationer) Unterlagen (112) akterna (106) darauf, dass dieser Kelch an uns vorübergegangen ist (undkomma sitt öde) (117) Matt 26:39 Jem. Bleibt etwas erspart ”för att denna kalk har gått oss förbi” (110) Musik war ein wichtiges Medium der DDR (124) der Freispruch (129) musik var ett viktigt medium i DDR (116) den friande domen (120) Dissidentin (129) unerwünschte Person (130) DDR-Opposition (131) Ausreiseantrag (132) sowjetische Kampfgesänge (137) institionlisierte Lüge (142) Spitzelberichte (143) Vernehmungsprotokolle (143) Amtsenthebung (145) Übersetzung wörtliche Übersetzung wörtliche Übersetzung wörtliche Übersetzung wörtliche Übersetzung wörtliche Übersetzung Matt 26:39 ”Fader, låt denna bägare gå mig förbi, om det är möjligt. Men inte som jag vill, utan som du vill.” (Bibel 2000) wörtliche Übersetzung wörtliche Übersetzung dissident (120) wörtliche Übersetzung oönskade personer (122) wörtliche Übersetzung opposition i DDR (122) wörtliche Übersetzung utresetillstånd (123) Antrag=ansökan wörtliche Übersetzung sovjetiska kampsånger (128) Wörtliche Übersetzung institutionella lögner (132) wörtliche Übersetzung sspionrapporter (133) wörtliche Übersetzung förhörsprotokoll (133) wörtliche Übersetzung avsättningen (135) wörtliche Übersetzung 6. Assoziative Übersetzung: Freies Übersetzungsverfahren mit relativ geringen Veränderungen (R S, 74) Deutsch Schwedisch Kategorie Kommentar unser Personenschutz (22) våra personliga livvakter (22) Schneeweißchen und Rosenrot (22) gute Freunde bei der Volksarmee (23) volles Programm (23) Snövit och Rödluvan (22) erfasste die operative Außenarbeitsgruppe sofort (23/24) wir Pioniere kennen sie und laufen fröhlich mit (23) Verfolgung der observierten Person (24) subversive (24) förstod den utlokaliserade arbetsgruppen genast (23) goda vänner i vår Volksarmee (22) hela klabbet (22) vi pionjärer känner dem och går med i deras pakt (22) skugga observationsobjekten oppositionella (24) assoziative Übersetzung assoziative Übersetzung assoziative Übersetzung assoziative Übersetzung assoziative Übersetzung falsche Übersetzung assoziative Übersetzung assoziative Übersetzung assoziative 40 S-Bahn (32) pendeltåget (32) Konterrevolution (37) kontrarevolutionär (37) Gleiche unter Gleichungen (40) inför ekvationerna är vi alla lika vetenskaplig talangjakt à la DDR (41) ungdomskören (43) wissenschaftlicher Beutefang à la DDR (41) die Junge Gemeinde (44) der böse, böse Wolf (44) ich war Gleiche unter Gleichungen (46) Staatsschwur (48) den stora stygga vargen Wolf (44) inför ekvationerna var vi alla lika (45) trohetseden till staten (47) Treueschwur mit seinem überholten Pathos (50) Prager Frühling (51) trohetseden med sitt tunga patos (49) vår i Prag (50) Plattenbau (52) höghusområde (51) auf die richtige Weise getauscht om han hade växlat rätt (62) (65) Westkohle (67) västvaluta (63) Ein pointenbewusster en östtysk ostdeutscher Bürgerrechtler (68) medborgarrättskämpe med sinne för effekter (65) Mauer mit Banane (74) murbananen (74) damit zusammenwächst, was zusammengehört. (74) iIch bin im Westen (74) det som hörde ihop växte samman igen, precis som det ska vara. (71) jag är på västsidan (71) Ostler (88) ossis (84) Rechenschaftsberichte (99) att de tvingat oss avlägga räkenskap (94) faneder (99) Fahnenappelle (99) Hochschulreife (99) FDJ-Studienjahr (100) das unbekannte Wesen (105) Toresschluss (100) Bildungsbeschneidung (100) die sozialistische Produktionsweise (101) Übersetzung assoziative Übersetzung assoziative Übersetzung assoziative Übersetzung assoziative Übersetzung assoziative Übersetzung assoziative Übersetzung assoziative Übersetzung assoziative Übersetzung assoziative Übersetzung assoziative Übersetzung warum nicht die Standardübersetzung ,,Pragvåren”? assoziative Übersetzung assoziative Übersetzung assoziative Übersetzung assoziative übersetzung assoziative Übersetzung assoziative übersetzung assoziative übersetzung assoziative Übersetzung assoziative Übersetzung assoziative Übersetzung falsche Übersetzung (Appelle= uppställning) möjlighet till högre studier (94) assoziative Übersetzung FDJ-praktik (94) assoziative Übersetzung en östeuropeisk alien (99) assoziative Übersetzung svanesång (95) assoziative Übersetzung bildningsförbud (94) assoziative Übersetzung det socialistiska assoziative produktionssystemet (96) Übersetzung 41 Morgenlied (sing) (101) morgonsångerna (plur) (96) vormilitärische Ausbildung (101) zuständige Dienststelle (109) volkseigenen (119) den förberedande militära utbildningen (96) de statstjänstemän som var ansvariga (103) statligt ägda (112) als Ostbeauftragte (137) ansvarig för Östblocket (128) Ossis unter sich (138) ossis på egen hand (129) Niederschriften von Parteitagen (143) rapporter från Partidagar (133) RIAS (143) västsändarna (133) einer der gefälligsten Kundschafter der Stasi (145) en av Stasis högst värderade uppgiftslämnare (135) assoziative Übersetzung assoziative Übersetzung assoziative Übersetzung assoziative Übersetzung assoziative Übersetzung assoziative Übersetzung assoziative Übersetzung assoziative Übersetzung assoziative Übersetzung falsche Übersetzung Parteitag= partikongress falscher Plural 7. Verallgemeinernde Übersetzung: Weitere Entfernung vom Original mit einem Verlust an Spezifischem dem Originaltext gegenüber (R S, 76) Kommentar Deutsch Schwedisch Kategorie die Hauptabteilung VIII im Märchenwald (20) es war der Narrenumzug der Saison (24) die Hauptabteilung VIII war gelinkt worden (24) DDR-Dissidenten (51) paraden i skogen (20) das ultimative Kontrastprogramm (53) fremdsprachen waren kein förderungswürdiges Kulturgut in der DDR (69) Ostberliner Magistrat (92) den ultimata kontrasten (52) den grauen Ost-Zirkus (99) cirkusen i Öst (93) jahrelanges Abrichten (99) all exercis (93) FKK am Mittelmeer (104) nakenbad i medelhavet (98) Dein Ossi (105) ossis (99) Stasi-Akten (110) akter (104) Druckerei des VEB Metallurgiehandel (119) ”das Lied der unruhevollen Jugend” (unzufrieden?) tryckeriet i en statlig metallfabrik (112) ”den oroliga ungdomens sång” det var årets parad (24) avdelning VIII hade gått i fällan ordentligt (24) regimkritiker (50) främmade språk var inget man ville befrämja i DDR (65) myndigheterna i Östberlin (88) verallgemeinernde Übersetzung verallgemeinernde übersetzung verallgemeinernde übersetzung verallgemeinernde Übersetzung Verallgemeinernde Übersetzung verallgemeinernde Übersetzung verallgemeinernde Übersetzung verallgemeinernde übersetzung verallgemeinernde Übersetzung Verallgemeinernde übersetzung verallgemeinernde Übersetzung verallgemeinernde Übersetzung verallgemeinernde Übersetzung verallgemeinernde Übersetzung? 42 8. Kulturelle Adaption: Übersetzung mit Ausdrücken die mit eigenkulturellen Konnotationen verknüpft werden (R S, 78) Deutsch Schwedisch Kategorie Kommentar Personaldokument (14) Versehentlicher Geniestreich (42) Staatsbürgerkundelehrer (75) Duplo-Sammelbilder (88) die Staatsbürgerkundelehrer (99) Hochschulreife (102) der bourgeoise Heine (120) marxistiskt ord Parteiunterlagen der Kreisleitung (144) Kreisleitung (144) pass (14) Lidnersk knäpp (41) kulturelle Adaption kulturelle Adaption samhällskunskapslärare (72) Filmisar (84) samhällskunskapsläraren (94) kulturelle Adaption kulturelle Adaption kulturelle Adaption studentexamen (97) kälkborgerlig (113) kulturelle Adaption? kulturelle Adaption stadsfullmäktiges partidokument (134) stadsfullmäktiges (134) kulturelle Adaption kulturelle Adaption 9. Explikation/erklärende Zusätze: Ergänzungen/Erklärungen von kulturspezifischen Ausdrücken (R S, 82) Schwedisch Kategorie Kommentar Deutsch ausgebürgert (16) NVA (16) Leibwächter (17) die Herren von der Staatssicherheit (23) …bot IM Diamant an (34) Matheolympiade (41) Ein gutes Dutzend fliegende Klassenzimmer (43) die Wende (44) FDJ (47) POS, die zehnklassige Allgemeinbildende Polytechnische Oberschule (59) FDJ-Mitglied (61) Begrüßungsgeld (86) Fetzer. Fetzig (88) Provinz-Funktionär (88) ganz fetzig (88) ausgebürgert, han blev av med sitt medborgarskap (16) ej översatt i texten, men utskrivet i fotnot och översatt till Nationella Folkarmén (16) personliga livvakter (17) herrarna från Ministeriet för Staatssäkerhet (23) …erbjöd sig IM Diamant (förklaring i fotnot. ”Vännens” täcknamn i Stasis arkiv (34) internationella matteolympiaden (41) Drygt ett dussin flygande klassrum. (42), förklaring i fotnot: Klassisk barnbok av Erich Kästner die Wende. Förklaring i fotnot = murens fall och de tyska staternas återförening (44) FDJ, ej översatt, utskrivet i fotnot: FDJ=Freie Deutsche Jugend (46) POS, den tioåriga Allgemeinbildende Polytechnische Oberschule, förklarat med fotnot: Högre Allmänt Läroverk, Gymnasium (57) medlem i Freie Deutsche Jugend (FDJ) (58) tillåtna valuta (82) (senare förklarat s. 84) Fetzer. Fetzig (84) förklaring i fotnot: einen Fetzen haben – ung. vara på fyllan (84) provinsiell partifunktionär (84) ganz fetzig (83) (förklaring i Explikation Explikation Explikation Explikation Explikation Explikation Explikation Explikation Explikation Explikation kursiv Explikation Explikation falsche Übersetzung Explikation Explikation Explikation 43 fotnot: Einen Fetzen haben – ung. vara på fyllan) Volkskammerwahl (90) valet till folkkammaren (86) (förklaring i fotnot: DDR:s högsta statsorgan) Winkelemente und Kampflieder tvungna att vinka på befallning (100) och sjunga kampsånger (94) de Appelle auf dem Hof (101) alla trohetsappeller på skolgården (96) praktische Arbeit im VEB arbeta på VEB Messelektroniks Messelektronik (101) fabrik die Untersuchungshaftanstalt Mfs-häktet (103) fotnot des MfS (109) MfS=Ministerium für Staatssicherheit Gauckbehörde (110) Gauckmyndigheten (104) förklaring i fotnot Wollenbergers (112) familjen Wollenberger (106) Klarname des IM (115) informatörens riktiga namn (109) SED (119) SED (112) , förklaring i fotnot Wandlitz (132) Wandlitz (122), förklaring i fotnot der segensreiche Kommunismus den segerrika äkta (132) Kommunismen (123) Rosa Luxemburg (133) Rosa Luxemburg (124) förklaring i fotnot Enge des Ostens (135) trångsyntheten i Öst (126) Landrat (141) landsråd (131) + fotnot Untersuchungshaftantstalt des MfS undersökningshäkte i MfS in Rostock (141) Rostock (131) + fotnot: MfS, Ministeriet för Statens säkerhet Planerfüllung (142) femårsplanernas uppfyllande (132) MfS-Dokumente sortierte (143) sorterade gamla papper från MfS (133) betragen ordning och uppförande Explikation Explikation Explikation Explikation Explikation Explikation Expliktion Explikation Explikation Explikation Explikation falsche Übersetzung Explikation Explikation Explikation Explikation Explikation Explikation Explikation 10. Auslassung: (R S, 84) Deutsch Schwedisch Kategorie bisher sei noch keine Verpflichtungserklärung gefunden worden. (111) IM ,,Buche” (111) hittills hade det inte kommit fram eller hittats något om dennes identitet. (105) ”Buche” (105) Auslassung/Kompensa tion? Auslassung Kommentar ”IM” nicht übersetzt 11. Kompensation: Der Verlust an wichtigen Aspekten in der Übersetzung wird durch andere Mittel oder an anderer Stelle kompensiert (R S 85) Deutsch Schwedisch Kategorie Kommentar Meine freie deutsche Jugend (Titel) ganz im Sinne der Stasi-Ballade: (17) ein Büttel des Polizeistaates (27) per Parteiauftrag musste sie.. (62) schwamm drüber (90) (wir wollen nicht mehr drüber Honeckers kanderade äpple (Titel) helt i Stasikörets anda: (17) Kompensation en polisstatens handgångne man (27) partiet flyttade över henne (59) Kompensation de flöt med strömmen (86) Warum? Kompensation Auslassung/Kompensa tion? Kompensation falsche Übersetzung 44 sprechen) spalier standen für Gorbatschow att vara flaggviftande publik – aber auch für Ceausescu (101) för Gorbatjov – men också för Ceausescu (96) einen Maßnahmeplan zu ihrer Stasi övervägt att arrestera Haftierung ersonnen (112) (106) wegen der abgebuchten för att de skrev upp Informationen. Wie vom Konto. informationen i en bok. Som en Ich hatte ein Guthaben, die bankbok. Jag har något på haben abgebucht (116) pluskontot. Bankbok-bok (110) Vorzeigekader (141) sann förebild för alla kommunister (131) Kompensation Kompensation Kompensation Kompensation 12. Falsche/problematische Übersetzungen Deutsch Schwedisch Schneeweißchen- und-Rosenrot (22) in denen alle Kompaniemitglieder samt ihren Zivilberufen vorgestellt wurden (23) erfasste die operative Außenarbeitsgruppe sofort (23/24) der alte Schneeweißchen- undRosenrot – Trick (24) die Rechnung meiner Mutter ging auf (40) (det går enligt räkningen/planmäsigt) die marode DDR (62) Snövit och Rödluvantricket (22) Sapporoschetz(83) Yugo (79) Begrüßungsgeld (86) tillåtna valuta (82) (senare förklarat s. 84) Puhdus (84) Puhdys (88) förstod den utlokaliserade arbetsgruppen genast (23) det gamla Snövit och Rödluvantricket (24) min mammas räkningar steg (40) (felaktig översättning) falsche/problematische Übersetzungen falsche/problematische Übersetzungen falsche/problematische Übersetzungen det bedagade DDR (60) falsche/problematische Übersetzungen falsche/problematische Übersetzungen de flöt med strömmen (86) KWV , die Kommunale Wohnungsverwaltung (92) KKW, den kommunala våningsförvaltningen (88), fel på två ställen. FDJ-avdelningen (92) Fahnenappelle (99) Winkelemente und Kampflieder (100) Bezüge (109) Ausreiseantrag (132) Kommentar falsche/problematische Übersetzungen om alla medlemmarna i kompaniet falsche/problematische och dessutom de civilanställda (22) Übersetzungen Schwamm drüber (90) (wir wollen nicht mehr drüber sprechen) FDJ-Leitung (97) Kategorie falsche/problematische Übersetzungen falsche/problematische Übersetzungen falsche/problematische Übersetzungen warum eine ganz andere Automarke? Redewendung mit der Bedeutung: ,,Wir wollen nicht mehr drüber sprechen.” falsche/problematische Übersetzungen falsche/problematische Übersetzungen faneder (99) (appelle-uppställning) falsche/problematische Übersetzungen tvungna att vinka på befallning och falsche/problematische sjunga kampsånger (94) Übersetzungen drag (103) (samband, relationer) falsche/problematische Übersetzungen utresetillstånd (123) falsche/problematische Antrag=ansökan Übersetzungen 45