...

DDR-Spezifika in der Meine freie deutsche Jugend

by user

on
Category: Documents
126

views

Report

Comments

Transcript

DDR-Spezifika in der Meine freie deutsche Jugend
Stockholms universitet
Institutionen för baltiska språk, finska och tyska
Avdelningen för tyska
DDR-Spezifika in der schwedischen Übersetzung des Romans
Meine freie deutsche Jugend von Claudia Rusch
Kristina Granlund
Examensarbete för kandidatexamen
15 högskolepoäng
Handledare: Dr. Charlotta Seiler Brylla
2012/HT
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung .................................................................................................................... 2
1.1 Thema und Ziel der Arbeit ............................................................................ 2
1.2 Material und Vorgehensweise ....................................................................... 2
1.3 Aufbau der Arbeit ......................................................................................... 3
2. Hintergrund ................................................................................................................. 3
2.1 Die Autorin ..................................................................................................... 3
2.2 Inhaltsangabe von Meine freie deutsche Jugend ......................................... 3
2.3 Die DDR ......................................................................................................... 4
2.3.1 Zur Geschichte der DDR ........................................................................ 4
2.3.2 Das Alltagsleben in der DDR ................................................................. 6
2.4 Die Sprache der DDR und DDR-Spezifika ................................................. 6
3. Zur Übersetzungstheorie ........................................................................................... 9
3.1 Forschungsübersicht ..................................................................................... 9
3.2 Arbeitsrelevante Literatur ......................................................................... 11
3.3 Übersetzungskategorien .............................................................................. 12
3.3.1 Vorbemerkungen und Musterbeispiele zur Kategorisierung der
DDR-Spezifika in Meine freie deutsche Jugend .................................. 12
4. Hauptteil .................................................................................................................... 16
4.1 Vorbemerkungen ......................................................................................... 16
4.2 Zum Metatext des Originals und der Übersetzung .................................. 16
4.3 Analyse der Übersetzung der DDR-Spezifika .......................................... 17
4.3.1 Übersicht über die kategorisierten DDR-Kulturspezifika in
Meine freie deutsche Jugend .............................................................. 17
4.3.2 Übernahme ......................................................................................... 17
4.3.3 Teilübernahme .................................................................................... 19
4.3.4 Lehnübersetzung ................................................................................. 20
4.3.5 Standardübersetzung ........................................................................... 21
4.3.6 Wörtliche Übersetzung ....................................................................... 22
4.3.7 Assoziative Übersetzung .................................................................... 23
4.3.8 Verallgemeinernde Übersetzung ........................................................ 24
4.3.9 Kulturelle Adaption ............................................................................ 25
4.3.10 Explikation ......................................................................................... 25
4.3.11 Auslassung ......................................................................................... 26
4.3.12 Kompensation...................................................................................... 26
4.4 Falsche bzw. problematische Übersetzungen ............................................ 27
5. Diskussion ................................................................................................................. 29
6. Quellen ....................................................................................................................... 33
7. Anhang ...................................................................................................................... 36
1
1. Einleitung
1.1 Thema und Ziel der Arbeit
In der vorliegenden Arbeit wird die Übersetzung von DDR-Spezifika ins Schwedische anhand
von Claudia Rusch Buch Meine freie deutsche Jugend untersucht. DDR-Spezifika sind eine
Sondergruppe derjenigen Kulturspezifika, die einer zeitlich und kulturell abgegrenzten
Epoche angehören und die im zweiten Kapitel dieser Arbeit näher erläutert werden. Die DDR
entstand nach dem Zweiten Weltkrieg aus der sowjetischen Zone als die Siegermächte
Deutschland unter sich aufteilten, und existierte bis zur Wiedervereinigung Deutschlands
1990. Die kulturellen und politischen Verhältnisse in der DDR entwickelten sich unter
sowjetischem Einfluss, auch die Sprache war von diesen Verhältnissen betroffen, was sich im
offiziellen und inoffiziellen Sprachbrauch der DDR-Bürger widerspiegelte. Das Thema dieser
Arbeit ist daher den sprachlichen Ausdrücken und Phänomenen dieses verschwundenen
Landes gewidmet und der Frage, inwiefern sie einem nichtdeutschen Leser vermittelt werden
können.
Das Ziel dieser Arbeit ist es, zu untersuchen, wie der schwedische Übersetzer mit den
DDR-Spezifika in Meine freie deutsche Jugend umgeht und welche Übersetzungsstrategien er
bei der Übertragung ins Schwedische verwendet hat. Ferner wird untersucht, ob sich eine
übergreifende Übersetzungsstrategie herausstellen lässt, die entweder dem deutschen Original
nahe ist oder sich ihm gegenüber freier verhält.
1.2 Material und Vorgehensweise
Das untersuchte Material besteht aus Claudia Rusch: Meine freie deutsche Jugend (2003) und
Claudia Rusch: Honeckers kanderade äpple (2005). Etwa 270 Wörter und Phrasen wurden als
DDR-Spezifika definiert und in Übersetzungskategorien eingeteilt. Aus dem kategorisierten
Material wurden einige typische und interessante Beispiele ausgewählt und näher erörtert.
Das ganze Material wird einer Analyse unterzogen mit dem Fokus, ob sich eine übergreifende
Vorgehensweise in Anlehnung an die Theoriediskussion im 3. Kapitel bei der Übersetzung als
entweder ,,einbürgernd” oder ,,verfremdend” feststellen lässt.
2
1.3 Aufbau der Arbeit
Die Arbeit besteht aus fünf Teilen. Nach dem ersten einleitenden Kapitel folgt ein Teil, der
mit der Vorstellung der Autorin und dem Buch Meine freie deutsche Jugend ebenso wie eine
Präsentation der DDR und der besonderen Sprache der DDR als Hintergrund dienen soll. In
Kapitel 3 wird die Übersetzungstheorie und arbeitsrelevante Literatur erläutert. Ferner wird in
diesem Teil die Kategorisierung der DDR-Spezifika als Arbeitsmethode mit Musterbeispielen
beschrieben. Der darauf folgende Abschnitt, Kapitel 4, besteht aus dem Hauptteil mit der
Kategorisierung und Analyse der DDR-spezifischen Wörter bzw. Phrasen. In diesem Teil
werden auch die Metatexte des Originals und der Übersetzung verglichen und diskutiert. Im
abschließenden fünften Teil folgen Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse dieser
Untersuchung.
2. Hintergrund
2.1 Die Autorin
Claudia Rusch, geboren 1971, wuchs in der ehemaligen DDR auf der Insel Rügen und in
Berlin auf. Sie studierte Germanistik und Romanistik, arbeitete einige Jahre als Fernsehredakteurin und lebt heute als Autorin in Berlin.1 2003 erschien ihr Bestseller Meine freie
deutsche Jugend.2 . In der Kategorie „Erfolgreiches Debüt“ wurde das Buch 2004 für den
Deutschen Bücherpreis des Börsenvereins und für den Preis der Leipziger Messe nominiert.3
Andere Bücher der Autorin sind Aufbau Ost – Unterwegs zwischen Zinnowitz und Zwickau 4
und Mein Rügen.5
2.2 Inhaltsangabe von Meine freie deutsche Jugend
Das Buch von Rusch, das 2003 erschien, gehört der Nachwende-Literatur an. In kurzen
Episoden werden eine Kindheit und Jugend in einer oppositionellen Familie in der
ehemaligen DDR beschrieben. Obwohl die DDR in all ihren Schattierungen dargestellt wird,
ist der Ton unbeschwert und etwas ironisierend. Im Unterschied zu beispielsweise Jana
1
http://www.fischerverlage.de/autor/claudia_rusch/14886?letter=R [gesichtet 29.4.2012].
Rusch, Claudia: Meine freie deutsche Jugend. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag. 2003.
3
http://de.wikipedia.org/wiki/Claudia_Rusch [gesichtet 14.3.2012].
4
Rusch, Claudia: Aufbau Ost – Unterwegs zwischen Zinnowitz und Zwickau. Frankfurt:
S. Fischer Verlag. 2009.
5
Rusch, Claudia: Mein Rügen. Hamburg: mareverlag. 2010.
2
3
Hensels Zonenkinder6 wird die DDR m.E. hier nicht im nostalgischen Sinne, wenn auch nicht
in besonders düsteren Bildern geschildert, sondern so dargestellt, wie es von dem
aufwachsenden Kind verstanden wurde. Die Bedrohlichkeit des Systems ist jedoch im
Hintergrund ständig anwesend. Durch die Episoden tritt das Alltagsleben in der DDR aus der
Perspektive eines jungen Menschen hervor, mit Schulleben, Pionierchor, FDJ, Ferienlager
und der bedeutungsvollen Jugendweihe im Zentrum. Schließlich wird die Zeit der Wende mit
den damit verbundenen Erlebnissen und Gefühlen beschrieben. Die Wende fiel mit dem
Abitur der Erzählerin zusammen und somit erlebte sie, dass für sie und ihre Generation die
ganze Welt offen lag. Sie beschreibt ihre Generation als die letzten ,,Ossis” und die ersten
neuen ,,Wessis”.
2.3 Die DDR
In Anlehnung an Gerhard Wettigs und Neubert Ehrhardts einführende Texte Phasen des
DDR-Sozialismus bzw. Erfahrene DDR-Wirklichkeit im Lexikon des DDR-Sozialismus
werden im folgenden die Geschichte und das Alltagsleben der DDR erörtert.7
2.3.1 Zur Geschichte der DDR
Die Deutsche Demokratische Republik, die DDR, entstand nach dem Ende des Zweiten
Weltkriegs, als das Schicksal Deutschlands in den Händen der vier Siegermächte lag und
Deutschland in vier Besatzungszonen, wie auch Berlin in vier Sektoren eingeteilt wurde.8 Die
Zukunft Deutschlands war in den ersten Jahren nach 1945 von Ungewissheit geprägt. Die vier
Siegermächte hatten eigene Motive und Interessen, als man eine Wiedervereinigung
Deutschlands vorschlug. Die UdSSR wollte das ganze Land für den Sozialismus gewinnen
und daraus einen sozialistischen Staat machen, was die Weststaaten jedoch nicht zulassen
wollten. Schon nach zwei Jahren, 1947, kam es deshalb zu einem Bruch zwischen der
Sowjetunion und den übrigen drei Siegermächten. 1947 kündete der amerikanische
Außenminister das Hilfsprogramm für den Aufbau der europäischen Länder an.9 Deutschland
war in diesem Hilfsprogramm einbegriffen, was die DDR jedoch nicht in Anspruch nehmen
6
Hensel Jana: Zonenkinder. Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag. 2002.
Wettig, Gerhard: ,,Phasen des DDR-Sozialismus”, in: Eppelmann, Rainer, Möller, Horst, Nooke, Günther,
Wilms, Dorothee (Hrsg): Lexikon des DDR-Sozialismus. Das Staats-und Gesellschaftssystem der Deutschen
Demokratischen Republik. Paderborn. Schöningh. 1996, S. 15-29.
Neubert, Ehrhart: ,,Erfahrene DDR-Wirklichkeit”, in: Eppelmann, Rainer, Möller, Horst, Nooke, Günther,
Wilms, Dorothee (Hrsg): Lexikon des DDR-Sozialismus. Das Staats-und Gesellschaftssystem der Deutschen
Demokratischen Republik. Paderborn. Schöningh. 1996, S. 33-42.
8
England, Frankreich, die Sowjetunion und die USA.
9
Die sogenannte Marshallhilfe.
7
4
konnte. Der Weg zur 40 Jahre langen Aufteilung Deutschlands in zwei Staaten, einen
sozialistischen und einen kapitalistischen war unausweichlich. 1949 wurden die beiden
Staaten, die BRD und die DDR, gegründet. Der ostdeutsche Staat wurde von Stalin nach dem
Muster des sowjetischen Systems mit einer Zentralverwaltungsherrschaft und einem
Polizeiregime unter Führung der SED10 aufgebaut. Nach Stalins Tod 1953 war die DDR
bankrott und eine Veränderungsarbeit mit dem Ziel, die Macht der Polizei und Armee zu
stärken begann, wobei das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) größere Machtbefugnisse
und Ressourcen erhielt. Die Aufgabe des MfS war jetzt die Überwachung der gesamten
Gesellschaft. Politisch wurde die DDR von der UdSSR unterstützt und erhielt eine
Sonderstellung im Ostblock als ,,eine gegen den Westen vorgeschobene Bastion des
Sozialismus”11. Diese Unterstützung ermöglichte die Existenz der DDR. Die schwierige
Situation der Bürger bezüglich der Arbeits- und Lebensumstände in der DDR führte zu einer
Massenflucht über die Grenze nach Westdeutschland. Diese Situation veranlasste schließlich
Ulbricht12, mit Einwilligung der UdSSR die Berliner Mauer am 13. August 1961 errichten zu
lassen. Die Ostdeutschen wurden damit vom Einfluss des Westens abgeschnitten und für
Ulbricht und sein Regime galt es zu beweisen, dass man dem kapitalistischen System
überlegen war. 1971 trat Erich Honecker als Nachfolger Ulbrichts das Amt als SEDGeneralsekretär an. Nach dem Vorbild Breschnews in der Sowjetunion förderte er den
Konsum der Bevölkerung, um die Bürger durch erhöhte Versorgungs- und Sozialleistungen
für den Sozialismus zu gewinnen. Von außen konnte dieses Handeln als Liberalisierung
betrachtet werden, aber es war nur scheinbar, denn den materiellen Verbesserungen folgte
eine stärkere Überwachung durch den Ausbau der Staatsicherheit. Diese Veränderungen
wurden durchgeführt, weil man die Bevölkerung vor dem Einfluss aus dem Westen
,,schützen” wollte. Honeckers wirtschaftliches Verfahren erwies sich als unhaltbar, in den
80er Jahren war die Lage katastrophal, und die DDR war im Westen stark verschuldet. Mit
dem Regime Gorbatschows in der UdSSR fielen die Grundlagen der Existenz der DDR weg,
denn als er 1985 die Macht in der Sowjetunion übernahm, war auch dort die wirtschaftliche
Lage schwierig, und er hielt es in dieser Situation nicht länger für haltbar, die engen
Verbindungen mit den anderen sozialistischen Staaten durch Protektion und Bevormundung
aufrecht zu erhalten.13 Trotz immer stärkerer Proteste der ostdeutschen Bevölkerung gegen
die Missverhältnisse im Land blieben militärische Interventionen aus der Sowjetunion, auf die
10
SED –Sozialistische Einheitspartei Deutschlands.
Wettig, Gerhard: ,, Phasen des DDR-Sozialismus”, S. 23.
12
Walter, Ulbricht (1893-1973), Generalsekretär der SED 1950-1971.
13
Wettig, Gerhard: ,,Phasen des DDR-Sozialismus”, S 28.
11
5
Hoecker gehofft hatte, aus. Danach folgten im Herbst der rasche Zusammenbruch der DDR
und der Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989, etwa einen Monat nach der Feier des
40. Geburtstags der DDR am 7. Oktober.
2.3.2 Das Alltagsleben in der DDR
Der DDR-Alltag war kollektiv geprägt und organisiert. Das Kollektiv war in der offiziellen
Diktion eng verbunden mit harmonisierenden Vorstellungen von der Gesellschaft, in der das
Individuum sich den gesellschaftlichen Vorstellungen anzupassen und unterzuordnen hatte.
Das Arbeitsleben hatte eine zentrale Stellung, und die Ausbildung in der Schule diente in
erster Linie als eine Einführung in das Arbeitsleben. Die Schule war in ihrer Struktur und
Funktion wie ein Mikrokosmos des Staates aufgebaut.14 So blieb in dieser Gesellschaft wenig
Platz für die Entfaltung von Individualität und Kreativität.15
Die Menschen in der DDR lebten in einer mentalen Aufteilung, im Zwiespalt zwischen
dem Offiziellen und dem Inoffiziellen, der politischen bzw. der unpolitischen Existenz. Die
beiden Seiten des Lebens waren jedoch miteinander verbunden und beeinflussten sich
gegenseitig. Zum realen Alltag gehörten u.a. die Probleme der Mangelwirtschaft, in der es für
den Einzelnen wichtig war, eine priviligierte Stellung im System zu erlangen, um Vorteile zu
gewinnen. Man durchschaute das System und lernte mit diesem Zwiespalt zurecht zu
kommen, wie Ehrhart Neubert folgendermaßen ausdrückt:,,die eigentliche Niederlage im
DDR-Volk erlitt die SED im Alltag”.16 Man kann deshalb behaupten, dass das
gesellschaftliche Erziehungsprojekt, das die Menschen als sozialistische Persönlichkeiten
erziehen sollte, misslungen war. Es gab aber auch neben dem Hauptteil der Bevölkerung
Gruppen wie Oppositionelle, Widerstandskämpfer und andere Außenseiter, die für das
Individuelle und für ein freieres und besseres Leben in der DDR kämpften.17
2.4 Die Sprache der DDR und DDR-Spezifika
Im Artikel Erinnerungsvokabular mit Verfallsdatum. Wie erklärungsbedürftig ist DDRspezifische Lexik? diskutiert Ingrid Kühn die Komplexität der DDR-Lexik in der DDR- und
14
Stevenson, Patrick: ,,Sprache, Schule, Staat: Die sprachliche Erziehung einer sozialistischen
Schülerpersönlichkeit”, in: Reiher, Ruth, Baumann, Antje: Vorwärts und nichts vergessen. Sprache in der
DDR. Was war, was ist, was bleibt. Berlin. Aufbau Taschenbuch Verlag. 2004. S. 111.
15
Reier, Ruth: ,,Sozialistisch arbeiten, lernen und leben. Alltagssprache in der DDR”, in: Reiher, Ruth,
Baumann, Antje: Vorwärts und nichts vergessen. Sprache in der DDR. Was war, was ist, was bleibt. Berlin.
Aufbau Taschenbuch Verlag. 2004, S. 163.
16
Neubert, Ehrhardt: ,,Erfahrene DDR-Wirklichkeit”, S. 35.
17
Ebd., S. 39-40.
6
Wendeliteratur. 18 Kühn nennt vier Kategorien des Alltagslebens, in denen der DDRspezifische Wortschatz besonders häufig vorkommt: Wörter aus dem Arbeitsleben, besondere
Wörter und Wendungen, andere Begriffe des Alltagslebens und Abkürzungen. Einige
Beispiele hierfür sind Kader, Neuerer, sozialistische Hilfe, Klassenfeind, Intershop,
Solidaritätsbasar, POS und FDJ.19 Kühns Schlussfolgerung ist, dass der Leser dieser
Literatur einige Hilfe, z.B ein Glossar oder erklärende Hintergrundinformationen, braucht, um
die DDR-Spezifika zu verstehen. 20 Die offizielle Sprache der DDR beeinflusste die Sprache
im Alltag und im sozialen Umgang, aber im Volksmund bildeten sich viele sprachliche
Ausdrücke aus, die die realen Zustände treffend beschrieben und lächerlich machten. 21 Der
Begriff Alltagssprache in der Linguistik ist ein ungenauer Begriff, was den Zustand erklären
kann, dass die linguistische Forschung sich nicht gezielt mit der Alltagssprache der DDR
auseinandergesetzt hat, bis die Forschergruppe um Ruth Reier sich der Alltagssprache
widmete. Es gibt jedoch eine Menge Forschung über die DDR-Sprache, in der man die
offizielle Sprache der alltäglichen Sprache gegenüberstellt. Mit der offiziellen Sprache
versteht man die Sprache der Parteidokumente und staatlichen Verlautbarungen. Daher folgt,
dass die Sprache der DDR lange mit der offiziellen Sprache gleichgesetzt wurde.22. Ein
zweites Problem bei der Erforschung der ostdeutschen Alltagssprache ist der Mangel an
Quellen, denn die Alltagsprache wurde im mündlichen Kontext ausgedrückt. Wie auch Birgit
Wolf in Sprache der DDR erörtert, ist es nicht ganz einfach zu erschließen, was als DDRtypische Sprache zu definieren ist.23. Wolf erwähnt, dass die Sprache in der DDR nicht nur
die auffällige offizielle Sprache war, sondern, dass es auch eine Sprache der Kritik gab, die
nicht schriftlich festgehalten worden ist, aber in der mündlichen Kommunikation ausgedrückt
wurde.24 Interessant ist, dass die Einwohner der DDR eine Fähigkeit entwickelt hatten, die
Untertöne herauszuhören und zwischen den Zeilen zu lesen und auf diese Weise kodiert zu
formulieren, ohne eigentlich direkte Kritik geübt zu haben. Beispiele hierfür waren bestimmte
Wörter, Wendungen und Witze über Regierung, Partei und Alltag in der DDR.25 Birgit Wolf
erläutert auch, inwiefern sich der Wortschatz der DDR in zwei große Gruppen einteilen lässt.
Der ersten Gruppe gehören die von offizieller Seite geprägten und propagierten Lexeme an.
18
Kühn, Ingrid: ,,Erinnerungsvokabular mit Verfallsdatum. Wie erklärungsbedürftig ist DDR-spezifische
Lexik?”, in: Reiher, Ruth, Baumann, Antje: Vorwärts und nichts vergessen. Sprache in der DDR. Was war,
was ist, was bleibt. Berlin. Aufbau Taschenbuch Verlag. 2004, S. 315-324.
19
Ebd., S. 317.
20
Ebd., S. 323-324.
21
Neubert, Ehrhardt: ,,Erfahrene DDR-Wirklichkeit”, S. 40-41.
22
Reier, Ruth: ,,Sozialistisch arbeiten, lernen und leben. Alltagssprache in der DDR”, S. 159-160.
23
Wolf, Birgit: Sprache in der DDR. Ein Wörterbuch. Berlin. de Gruyter. 2000, S. VII-IX.
24
Ebd., S. X.
7
Die zweite Gruppe besteht aus Ausdrücken, die vom Volk geprägt wurden in u.a.
Tabubereichen oder Parallellbenennungen zu der offiziellen Benennung. Als Beispiele hierfür
nennt Wolf ,,Mauer” statt ,,antifaschistischer Schutzwall” oder ,,Rotlichtbestrahlung” statt
,,Parteiversammlung”. Diese Gruppe von Bezeichnungen wurde hauptsächlich im mündlichen
Brauch benutzt. Die typischen offiziellen Ausdrücke der DDR beschreiben einen
Sonderwortschatz in Bereichen der staatlichen Organisation, Ideologie, Verwaltung und
Kulturpolitik. Euphemismen sowie kritische Wortbildungen waren ein Teils dieses
Sonderwortschatzes26. Offizielle Euphemismen waren z.B. ,,Bedarfslücke” für ,,nicht im
Angebot” oder ,,Industrienebel” für ,,Smog”, eine in der DDR offiziell nicht existierende
Erscheinung. Der offizielle Stil unterschied sich mehr von der gesprochenen Sprache als in
anderen Ländern und Ziel der Terminologie war, die Einwohner nach den Normen der
sozialistischen Gesellschaft durch die Massenmedien zu erziehen. Ausgeprägt war die
Formelhaftigkeit u.a. bei Schlagwörtern und Stereotypen.27 Wie Stedje hervorhebt, war das
Ziel dieses Sprachbrauchs, die Menschen zu beeinflussen. Besonders deutlich in der Sprache
der DDR war die Polarisierung positiv/negativ. Sie wurden in lehrhaften Gegenüberstellungen
und in Auf- bzw. Abwertungen gebraucht. Adjektive spielten hier eine wichtige Rolle, indem
sie die eigene Politik positiv werteten und die Gegenseite negativ darstellten. Der Einfluss
anglosächsischer Fremdwörter wurde bekämpft, was auch ideologisch motiviert war.
Schließlich wurden sie trotzdem übernommen und wurden sogar zu Modewörtern in der
Jugendsprache.
Charakteristisch war der Fremdwörtergebrauch in politischer Absicht. Lehnbildungen
und Lehnbedeutungen aus dem Russischen sind besonders häufig auf Gebieten, wo das
sowjetische System als vorbildlich galt, z.B. die Gesellschaftsordnung, Wirtschaft,
Ausbildung und Kulturpolitik betreffend. Beispiele hierfür sind z.B. ,,Pionier”, ,,Brigade” und
typische Lehnübersetzungen sind wiederum ,,Volkswirtschaftsplan” und ,,Kulturhaus”.28
25
Wolf, Birgit: Sprache in der DDR, S. VIII.
Stedje, Astrid: Deutsche Sprache gestern und heute. Paderborn. Wilhelm Fink Verlag. 2007, S. 211-212.
27
Ebd., S. 208.
28
Ebd., S. 210.
26
8
3. Zur Übersetzungstheorie
3.1 Forschungsübersicht
,,Klug vom Übersetzen zu sprechen ist bequemer als es selber zu tun. Übersetzer haben es
schwer, sie können nicht vornehm und selektiv über der Sache schweben”.29
Wie oft wird eigentlich darüber nachgedacht, welche Bedeutung und Einflüsse das
Übersetzen im historischen Rückblick und in unserer heutigen Welt hat?
Ein Beispiel dafür ist die Abhängigkeit der Entwicklung des Abendlandes von
Übersetzungen, z.B. von der antiken Literatur und Philosophie, die den Europäern durch
Vermittlung der maurischen Kultur im 12. Jahrhundert bekannt wurde.30 In der heutigen
globalisierten Welt, u.a. bei der Verständigung im Rahmen der EU ist der Bedarf an
Übersetzungsleistungen nicht zu unterschätzen.
Durch die Geschichte der deutschen Übersetzungswissenschaft läuft die Diskussion der
Dichotomie ,,Einbürgerung” versus ,,Verfremdung” wie ein roter Faden. Die Begriffe sind auf
Luther und Schleiermacher zurückzuführen, wobei Luther bei seiner Bibelübersetzung die
Sprache dem Volk anzupassen versuchte31, während Schleiermacher meinte, dass der
Übersetzer so wenig wie möglich in den Text eingreifen und den Leser zum Text bewegen
sollte32. Für die deutschen Romantiker galt ,,Verfremdung” als Richtlinie der Übersetzung.33
Ein Erbe dieser deutschen romantischen Tradition kann man bei Ortega y Gassett in Miseria y
splendor de la traduccion (Glanz und Elend der Übersetzung) im Sinne Schleiermachers
spüren: ,,Nur wenn wir den Leser von seinen sprachlichen Gewohnheiten losreißen und ihn
zwingen, sich in die des Autors zu versetzen, kommt die eigentliche Übersetzung zustande.”34
Die hermeneutische Tradition des Übersetzens ist auch als Erbe dieser Tradition zu sehen.35
29
Senn, Fritz: ,,Literarische Übertragungen – empirisches Bedenken”, in: Snell-Hornby, Mary (Hrsg):
Übersetzungswissenschaft - Eine Neuorientierung. Zur Integrierung von Theorie u. Praxis. Tübingen.
Francke, 1986, S. 54.
30
Störig, Hans-Joachim: Das Problem des Übersetzens. Darmstadt. Wissenschaftliche Buchgesellschaft. 1963,
S. XI
31
Luther, Martin: ,,Sendebrief vom Dolmetschen”, in: Störig, Hans-Joachim: Das Problem des Übersetzens.
Darmstadt. Wissenschaftliche Buchgesellschaft. 1963, S. 14-32.
32
Schleiermacher, Friedrich: ,,Methoden des Übersetzens”, in: Störig, Hans-Joachim (Hrsg): Das Problem
des Übersetzens. Darmstadt. Wissenschaftliche Buchgesellschaft. 1963, S. 38-70.
33
Pym, Anthony: ,,Philosophy and Translation”, in: Kuhiwczak, Piotr und Littau, Karin (Hrsg): A Companion
to Translation Studies. Clevedon. Multilingual Matters Ltd. 2007, S. 27.
34
Ortega y Gasset,: ,,Glanz und Elend der Übersetzung”, in: Störig, Hans-Joachim (Hrsg): Das Problem des
Übersetzens. Darmstadt. Wissenschaftliche Buchgesellschaft. 1963, S. 342.
35
Pym, Anthony: ,,Philosophy and Translation”, S. 27.
9
Die Geschichte der Übersetzungstheorie ist von der Kluft zwischen Übersetzungstheorie und
Praxis gekennzeichnet.36. Erst während der letzten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts hat sich
die Übersetzungswissenschaft als eigenständige Disziplin gefestigt, denn traditionell war sie
eng mit der Linguistik und Literaturwissenschaft verbunden. Neue Gedanken und Richtungen
entwickelten sich in der Übersetzungswissenschaft auch unter Einfluss der allgemeinen
Entwicklung in den Geisteswissenschaften.37 Ein größeres Interesse am Zieltext hat auch
kulturelle Aspekte neben den linguistischen bei Übersetzungen mit sich geführt.38 Kuhiwczak
und Littau erwähnen, dass Genzler in seinem Buch Contemporary Translation Theory (2001)
erörtert, wie diese rasche Entwicklung der Übersetzungswissenschaft auch wesentlich mit
politischen und sozialen Veränderungen in der Welt zusammenhängt, beispielsweise mit dem
Ende des Kalten Kriegs, Veränderungen in China und in den Entwicklungsländern.
Kuhiwczak und Littau fügen dennoch u.a. die Globalisierung als einen weiteren Einfluss
hinzu.39 Die Übersetzungswissenschaft hat sich anderen Disziplinen gegenüber geöffnet40 und
die Rolle des Übersetzers hat sich jeweils eher in die eines Kulturvermittlers als nur die eines
Sprachvermittlers entwickelt.41
In dem Buch Übersetzungswissenschaft - Eine Neuorientierung von Snell-Hornby
kommen in mehreren Aufsätzen von tätigen Übersetzern und Übersetzungstheoretikern die
obigen Gedanken zum Ausdruck. Snell-Hornbys Ausgangspunkt steht im Gegensatz zur
Definition des Forschers Koller, dass die Übersetzung mit linguistischer Terminologie als
Umkodierung oder Substitution beschrieben werden kann. Laut Koller handelt es sich um
einen Kodierungswechsel, in dem Zeichen oder Darstellungen in andere Zeichen bzw.
Darstellungen umgewandelt werden.42 In einem Zitat Snell-Hornbys, werden eineige neue
Gedanken auf dem Gebiet des Übersetzens folgendermaßen formuliert:
Nach unserer Auffassung […], ist das Übersetzen eben nicht als bloße Umkodierung zu bezeichnen,
wobei der Übersetzer als passive Schaltstelle, als Relaisfunktion fungiert. Das Übersetzen hat auch
nicht mit einer linearen Kette von Einheiten zu tun, sondern mit dem Text als ”Gestalt”, als
ganzheitlichem, übersummativem Gefüge. Außerdem vollzieht sich die Sprache nicht im luftleeren
Raum, sondern ergibt sich aus einer bestimmten Situation innerhalb eines kulturellen Rahmens.43
36
Kuhiwczak, Piotr und Littau, Karin: ,,Introduction”, in: Kuhiwczak, Piotr und Littau, Karin (Hrsg): A
Companion to Translation Studies. Clevedon. Multilingual Matters Ltd. 2007, S. 6.
37
Kuhiwczak, Piotr und Littau, Karin: A Companion to Translation Studies, S.1.
38
Basnett, Susan: ,,Culture and Translation”, in: A Companion to Translation Studies, S. 15.
39
Kuhiwczak, Piotr und Littau, Karin: A Companion to Translation Studie, S.1-4.
40
Ebd. S. 5-6.
41
Vermeer, Hans J: ,,Übersetzen als kultureller Transfer”, in: Snell-Hornby, Mary (Hrsg):
Übersetzungswissenschaft - Eine Neuorientierung. Zur Integrierung von Theorie u. Praxis. Tübingen. Francke,
1986, S. 52.
42
Koller, Werner: Grundprobleme der Übersetzungtheorie. Unter besonderer Berücksichtigung schwedischdeutscher Übersetzungsfälle. Bern. Francke. 1972, S. 69-73.
10
Der Äquivalenzbegriff ist seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts häufig diskutiert
worden und war ein wichtiger Begriff für Übersetzungstheoretiker, die eine
Übersetzungstheorie auf Grundlage der Linguistik zu begründen versuchten.44 Der Begriff
wird auch innerhalb der Übersetzungswissenschaft unterschiedlich gedeutet und gebraucht. 45
In ,,Übersetzen als Entscheidungsprozess” erörtert Paul Kußmaul die Problematik des
Begriffs. 46
Noch heute werde behauptet, dass Übersetzer sich hauptsächlich mit den linguistischen
Aspekten der Übersetzung beschäftigen sollten und nicht mit Kultur. Susan Basnett meint
zunächst, dass sich Übersetzer natürlich mit der Sprache beschäftigen sollen, da Übersetzen
schließlich von der Übertragung einer Sprache in die andre handelt. Ferner meint sie jedoch,
dass Sprache und Kultur genau so wenig getrennt werden können wie in der Frage, was
eigentlich zuerst kam, das Huhn oder das Ei. Die Sprache ist in der Kultur einbegriffen, und
sprachliches Handeln geschieht in einem Zusammenhang und nicht in einem luftleeren
Raum.47 Der Text ist auch vom individuellen Übersetzer und seinem historischen Kontext
abhängig, der, laut Stolze das von ihm Verstandene überträgt. Daher meint Stolze, dass die
zielsprachliche Übersetzung nicht das Gleiche wie der ausgangssprachliche Text sei, sondern
jeder Text sei eine individuelle Einheit.48
3.2 Arbeitsrelevante Literatur
In der Arbeit von Pernilla Rosell Steuer …ein allzu weites Feld? Zu Übersetzungstheorie und
Übersetzungspraxis anhand der Kulturspezikfika in fünf Übersetzungen des Romans ,,Ein
weites Feld” von Günther Grass werden fünf Übersetzungen aus fünf verschiedenen
Sprachen in Bezug auf Kulturspezifika untersucht. Besonders wichtig für meine Arbeit ist
Rosell Steuers Auseinandersetzung mit den DDR-Spezifika und mit den damit verbundenen
Schwierigkeiten des Übersetzens. Sie erörtert u.a., dass der Übersetzer in einer anderen
Sprache hierbei eine doppelte Fremdheitsproblematik in der Begegnung mit den politischen
Begriffen des sozialistischen Systems der DDR bewältigen muss. In ihrer Arbeit hat sie 170
spezifische DDR-Begriffe und Ausdrücke nach der Vorgehensweise der Übersetzung
43
Snell-Hornby: Übersetzungswissenschaft - Eine Neuorientierung, S. 13.
Anderman, Gunilla: ,,Linguistics and Translation”, in: A Companion to Translation Studies, S. 51.
45
Snell-Hornby: Übersetzungswissenschaft - Eine Neuorientierung, S. 15-16.
46
Kußmaul, Paul: ,,Äquivalenz – ein problematischer Begriff”, in: Übersetzungswissenschaft- Eine
Neuorientierung, S. 224-228.
47
Basnett, Susan: ,,Culture and Translation”, S. 23
48
Stolze, Radegundis: ,,Hermeneutik und Textlinguistik”: in: Übersetzungswissenschaft - Eine Neuorientierung,
S. 138.
44
11
kategorisiert und untersucht.49 Rosell Steuer unterscheidet auch zwischen expliziten und
impliziten DDR-Spezifika, wobei die expliziten Spezifika direkt erkennbar sind, z.B. ,,FDJ”
oder ,,Jugendweihe”, während implizite Spezifika aus gewöhnlichen Worten bestehen, die
erst im kulturellen Kontext als kulturspezifisch verstanden werden.50 Da ich Rosell Steuers
Vorgehensweise bei der Einteilung und Analyse der Übersetzungen von DDR-Spezifika sehr
hilfreich fand, wurde die Kategoriserung und Analyse in der vorliegenden Arbeit in
Anlehnung an Rosell Steuer durchgeführt.
Unentbehrlich für die vorliegende Arbeit, um das spezifische DDR-Vokabular und den
kulturellen Kontext angemessen erfassen zu können, waren auch das Lexikon des DDRSozialismus. Das Staats- und Gesellschaftssystem der Deutschen Demokratischen Republik51
und Sprache in der DDR. Ein Wörterbuch.52
3.3 Übersetzungskategorien
3.3.1 Vorbemerkungen und Musterbeispiele zur Kategorisierung der DDR-Spezifika in Meine
freie deutsche Jugend.
Die Kategorisierung der DDR-Spezifika in Meine freie deutsche Jugend wurde in Anlehnung
an Rosell Steuers Kategorisierung der Kulturspezifika in ihrer Dissertation …ein allzu weites
Feld? Zu Übersetzungstheorie und Praxis anhand der Kulturspezifika in fünf Übersetzungen
des Romans ,,Ein weites Feld” von Günther Grass (2004) durchgeführt. Rosell Steuer
beleuchtet die wissenschaftlichen Theorien und Diskussionen zur Einteilung von
Kulturspezifika53, z.B. Kollers fünf oder Newmarks dreizehn Kategorien. Gemeinsam für die
Einteilungen ist, dass sie eine Skala von treuer zu freier Übersetzungen darstellen, die mit den
Begriffen Verfremdung und Einbürgerung in Verbindung gesetzt werden können.54 Rosell
Steuer hat in ihrer Arbeit folgende konkrete Kategorien von Übersetzungsstrategien
beschrieben, die auch in der vorliegenden Arbeit verwendet wurden. Mit Musterbeispielen der
49
Rosell Steuer Pernilla: …ein allzu weites Feld? Zu Übersetzungstheorie und Übersetzungspraxis anhand der
Kulturspezifika in fünf Übersetzungen des Romans ,,Ein weites Feld” von Günther Grass. Stockholm.
Almqvist & Wiksell International. 2004, S. 160.
50
Rosell Steuer Pernilla. Ein weites Feld, S. 259.
51
Eppelmann Rainer, Möller, Horst, Nooke, Günther und Wilms, Dorothee (Hrsg): Lexikon des
DDR-Sozialismus. Das Staats- und Gesellschaftssystem der Deutschen Demokratischen Republik. Paderborn.
Schöningh. 1996.
52
Wolf, Birgit: Sprache in der DDR. Ein Wörterbuch. Berlin. de Gruyter. 2000.
53
Rosell Steuer Pernilla. Ein weites Feld, S. 62-63.
Vgl. Koller, Werner: Grundprobleme der Übersetzungstheorie. Unter besonderer Berücksichtigung
schwedisch-deutscher Übersetzungsfälle. Bern und München. Franke Verlag. 1972 und Newmark, Peter: A
Textbook of Translation. Hertfordshire. Phoenix ELT. 1995.
54
Rosell Steuer, Pernilla. Ein allzu weites Feld, S. 65.
12
DDR-Spezifika aus dem Original Meine freie deutsche Jugend und der schwedischen
Übersetzung Honeckers kanderade äpple werden Wörter und Phrasen in den Tabellen unten
dargestellt. In Klammern wird die Seite im deutschen Original (D) und in der schwedischen
Übersetzung (S) angegeben:
Übernahme
Das fremde Wort des Originals wird hier entweder unverändert oder mit geringen
Veränderungen übernommen. 55
Original
Übersetzung
die Stasi (D, 16)
Palast der Republik (D, 48)
Das neue Forum (D, 97)
Stasi (S, 16)
Palast der Republik (S, 47)
Das Neue Forum (S, 92)
Teilübernahme
Diese Gruppe bezeichnet Rosell Steuer als eine Untergruppe der Übernahmen, wobei ein Teil
des Ausdrucks übernommen und ein Teil wörtlich übersetzt wird.56
Original
Übersetzung
DDR-Bürger (D, 18)
Reserveoffizier der NVA (D, 38)
DDR-medborgare (S, 18)
Reservofficer i NVA (S, 38)
Lehnübersetzung57 (Glied-für-Glied-Übersetzung)
Lehnübersetzungen sind Lehnbildungen, die Glied-für-Glied nach dem Vorbild der fremden
Sprache aus Elementen der eigenen Sprache gebildet werden.58
Original
Übersetzung
staatsfeindliche Aktivitäten (D, 22)
die Mangelwirtschaft (D, 78)
statsfientliga aktiviteter (S, 22)
bristsamhället (S, 75)
Standardübersetzung/Offizielle Übersetzung
Übersetzungen aus dieser Kategorie sind als allgemein übliche Übersetzungen, die einen
historischen oder politischen Hintergrund haben, zu betrachten.59
Original
Übersetzung
die Berliner Mauer (D, 14)
der Kalte Krieg (D, 140)
Berlinmuren (S, 14)
det kalla kriget (S, 130)
55
Rosell Steuer, Pernilla. Ein allzu weites Feld, S. 66.
Ebd., S. 68.
57
Ebd., S. 70.
58
Stedje, Astrid: Deutsche Sprache gestern und heute, S. 29.
59
Rosell Steuer, Pernilla. Ein allzu weites Feld, S. 71.
56
13
Wörtliche Übersetzung
Diese Kategorie bezieht sich auf normale idiomatische Entsprechungen, wie sie im
Wörterbuch stehen.60
Original
Übersetzung
die Partei (D, 35)
das System (D, 63)
partiet (S, 35)
systemet (S, 60)
Assoziative Übersetzungen
Die assoziativen Übersetzungen sind vom Übersetzer mit kleinen, oft semantischen
Veränderungen übersetzt worden. Sie stehen aber dem Original relativ nahe.61
Original
Übersetzung
S-Bahn (D, 32)
FDJ-Studienjahr (D, 100)
pendeltåget (S, 32)
FDJ-praktik (S, 94)
Verallgemeinernde Übersetzungen
In dieser Kategorie steht die Übersetzung weiter entfernt vom Original als die oben
beschriebenen Beispiele. Eine verallgemeinernde Übersetzung bedeutet einen Verlust im
Verhältnis zum Originaltext.62
Original
Übersetzung
die Hauptabteilung VIII im Märchenwald (D, 20)
Stasi-Akten (D, 110)
paraden i skogen (S, 20)
akter (S, 104)
Kulturelle Adaption
Hier werden Kulturspezifika durch einheimische kulturtypische Begriffe ersetzt, die etwas
ganz anderes sind als die Originalbezeichnungen.63
Original
Übersetzung
Staatsbürgerkundelehrer (D, 75)
Hochschulreife (D, 102)
samhällskunskapslärare (S, 72)
studentexamen (S, 97)
Explikationen/erklärende Zusätze
Diese Übersetzungsstrategie ist als Gegenteil zur Verallgemeinerung zu betrachten, indem sie
zusätzliche Information bietet.64
60
Rosell Steuer Pernilla. Ein allzu weites Feld, S. 72.
Ebd., S. 74.
62
Ebd., S. 77.
63
Ebd., S. 79.
61
14
Original
Übersetzung
FDJ-Mitglied (61)
die Untersuchungshaftanstalt des MfS
(D,109)
medlem i Freie Deutsche Jugend (FDJ) (58)
Mfs-häktet (103) Explikation in der Fußnote:
MfS=Ministerium für Staatssicherheit
Auslassungen65
Original
Übersetzung
IM ,,Buche” (D, 111)
”Buche” (S, 105)
Kompensationen
Dieses Übersetzungsverfahren bedeutet, dass Auslassungen in dem übersetzten Text mit Hilfe
anderer Strategien kompensiert werden. Steuer führt hier als Beispiel die Schwierigkeiten
beim Übersetzen von Wortspielen oder Dialekten an.66
Original
Übersetzung
Vorzeigekader (D, 141)
sann förebild för alla kommunister (S, 131)
Wie auch Rosell Steuer meint, soll die Einteilung der Vorgehensweisen des Übersetzens eher
als ein empirisches Hilfsmittel als eine Fixierung von Kategorien betrachtet werden.67 Bei der
Kategorisierung meines Materials erwies es sich nicht immer als selbstverständlich, welcher
Kategorie ein Ausdruck zugeordnet werden sollte, da die Grenzen fließend sind. Eine grobe
Einteilung in die beiden Hauptkategorien ,,treue” versus ,,freie” Übersetzungen war jedoch
relativ unkompliziert durchzuführen. Die Kategorien ,,Übernahme”, ,,Teilübernahme”,
,,Lehnübersetzung”, ,, Standardübersetzung/Offizielle Übersetzung” und ,,Wörtliche
Übersetzung” können als treuer oder wörtlicher betrachtet werden, während die Kategorien
,,Assoziative Übersetzungen”, ,,Verallgemeinernde Übersetzungen” , ,,Kulturelle Adaption” ,
,,Explikationen/erklärende Zusätze”, ,, Auslassungen” und ,,Kompensationen” als freier
gelten können. 68
64
Rosell Steuer Pernilla. Ein allzu weites Feld, S. 80.
Ebd., S. 84.
66
Ebd., S. 85.
67
Ebd., S. 61.
68
Ebd., S. 73.
65
15
4. Hauptteil
4.1 Vorbemerkungen
In diesem Teil der Arbeit werden die Strategien in der schwedischen Übersetzung von
Kulturspezifika in Meine freie deutsche Jugend untersucht. Insgesamt wurden etwa 270 DDRSpezifika kategorisiert. Da es in der vorliegenden Analyse unmöglich ist auf jedes einzelne
Beispiel einzugehen, werden einige typische oder bemerkenswerte Übersetzungsbeispiele
ausgewählt und näher diskutiert. Die vollständige Liste der kategorisierten DDR-Spezifika ist
im Anhang beigefügt. Ein weiteres Ziel dieser Arbeit ist zu erschließen, inwiefern der
Übersetzer eine übergreifende Übersetzungsstrategie verwendet hat, die als entweder
,,verfremdend” oder ,,einbürgernd” betrachtet werden kann.
4.2 Zum Metatext des Originals und der Übersetzung
Der Umschlag des Originals Meine freie deutsche Jugend stellt ein schwarzweißes Bild dar.
Im Vordergrund steht ein junges Mädchen und im Hintergrund eine Gruppe junger Leute mit
Fahnen und Trompeten. Diese tragen weiße Hosen und dunkle Hemden, während das junge
Mädchen im Vordergrund ein geblümtes Kleid anhat. Sie steht mit dem Rücken gegen die
Jugendlichen gewandt und hat ihre Finger in die Ohren gesteckt. Dem Klappentext nach ist
das ein authentisches Bild der Autorin und symbolisiert m.E. sehr gut den Inhalt des Buches
über eine Kindheit und Jugend als Außenseiterin in einer oppositionellen Familie. Das
Mädchen gehört nicht zu der Jugendgruppe und scheint auch bewusst von ihr Abstand zu
nehmen. Der Klappentext ist auf orangem Hintergrund gelb gedruckt. Das Aussehen der
Vorderseite harmoniert mit dem Titel Meine freie deutsche Jugend und schickt voraus, dass es
sich um eine persönliche Erinnerung und nicht um ein Geschichtsbuch handelt. Die Farben
sind warm, was auch zu einem freundlichen Eindruck beiträgt.
Der Titel ist jedoch doppeldeutig und symbolisiert daher das Doppelleben der Erzählerin,
einerseits im offiziellen Leben einer DDR-Bürgerin in der Jugendorganisation FDJ, Freie
Deutsche Jugend, deren Mitgliedschaft eine Voraussetzung für das Studium und die weitere
Karriere in der DDR-Gesellschaft war und andererseits als Mitglied einer Familie, die der
Opposition angehörte und eine relative geistige Freiheit bot.
Die Begegnung mit der schwedischen Übersetzung Honeckers kanderade äpple macht
einen ganz anderen Eindruck. Frappierend ist, dass der Übersetzer einen eigenen Titel
gewählt hat, der dem deutschen gar nicht entspricht. Der Titel korrespondiert jedoch mit dem
Titel des dritten Kapitels Honeckers kandierter Apfel, und diese Vorgehensweise soll m.E. als
16
Kompensation betrachtet werden, indem der Übersetzer laut der Übersetzungstheorie ,,den
Verlust an wichtigen Aspekten im Originaltext in der Übersetzung durch andere Mittel […]
kompensiert”.69 Das Bild auf dem Umschlag entspricht diesem Titel und stellt das Gesicht
Honeckers auf groteske Weise in einem roten kandierten Apfel dar. Die starke rote Farbe des
Apfels führt die Gedanken zu Blut und Kommunismus und steht im Kontrast zur kalten
weißen Grundfarbe des Umschlags. Der Übersetzer will dem Leser offensichtlich ein
unpersönliches Bild der DDR mit politischen Konnotationen präsentieren, wobei dem Leser
bei dieser ersten Begegnung nicht klar wird, dass das Buch von einem Jugenderlebnis handelt.
Wenn man jedoch das Buch umdreht, findet man das schwarzweiße Bild des Originals und im
Klappentext wird auch der Inhalt kurz erläutert.
Die unmittelbare Begegnung mit dem schwedischen Buch signalisiert jedoch etwas ganz
anderes als das deutsche Original. Während beim Original das Persönliche und Subjektive
hervorgehoben werden, stellt die Übersetzung die politische Seite der DDR dar, was wohl für
einen schwedischen Leser eher bekannt sein dürfte.
4.3 Analyse der Übersetzung der DDR-Kulturspezifika
4.3.1 Übersicht über die kategorisierten DDR-Kulturspezifika in Meine freie deutsche Jugend:
Anzahl Prozent alle Prozent alle Kategorien außer
Kategorien falschen/problemat. Übersetzungen
Übernahme
43
14
16
Teilübernahme
18
6
7
Lehnübersetzung
38
13
14
Standardübersetzung
19
7
7
Wörtliche Übersetzungen
43
15
16
Assoziative Übersetzungen
43
15
16
Verallgemeinernde Übersetzung
14
5
5
Kulturelle Adaption
8
3
3
Explikation
33
12
12
Auslassung
2
1
1
Kompensation
8
3
3
Falsche/problematische Übersetzungen
17
6
Gesamt
286
*269 DDR-Spezifika außer falsche bzw. problematische Übersetzungen. 286 DDR-Spezifika mit falschen bzw.
problematischen Übersetzungen. Einige der falschen und problematischen Spezifika sind doppelt kategorisiert.
Übersetzungskategorie*
4.3.2
Übernahme
Die Strategie der Übernahme kommt in der schwedischen Übersetzung 43 Mal vor, was etwa
15% der untersuchten DDR-Kulturspezifika ausmacht. In dieser Gruppe finden sich u.a.
69
Rosell-Steuer, Pernilla. Ein allzu weites Feld, S. 85.
17
Eigennamen, geographische Namen und Namen von Gebäuden. Dieser Typ von
Kulturspezifika wird in der Regel in die Zielsprache übernommen, und in der
Übersetzungstheorie spricht man von ,,Bewahrung des Lokalkolorits” bei der Übernahme in
literarischen Texten von z.B. geographischen Bezeichnungen70. Unter den Übernahmen in
Honeckers kanderade äpple findet man jedoch auch Abkürzungen und andere typische DDRAusdrücke.
Original
Übersetzung
Stasi (D, 16)
Stasi (S, 16)
Ernst Thälmann (D, 38)
Ernst Thälmann (S, 38)
Honecker (D, 48)
Honecker (D, 47)
Palast der Republik (D, 48)
Palast der Republik (47)
Vopo (D, 26)
Vopo (S, 26)
SO 36 (D, 77)
SO 36 (S, 74)
Intershop (D, 86)
Intershop (S, 82)
Forumscheck (D, 87)
Forumscheck (S, 83)
Der Übersetzter setzt voraus, dass ein schwedisches Lesepublikum das Wort Stasi71 kennt,
aber kann man voraussetzen, dass z.B. die Begriffe Vopo72 und Forumscheck73 in Schweden
allgemein bekannt sind? Die angeführten Beispiele tragen zu einem Verfremdungseffekt des
Textes bei, der den Text stellenweise für einen Leser ohne Vorkenntnisse unbegreiflich
macht.
Einige andere Beispiele aus dieser Gruppe sind Wörter mit Bezug auf die Wende:
Original
Übersetzung
die Wende (D, 35)
die Wende (S, 35)
Ossis (D, 57)
Ossis (55)
Die erste Begegnung mit dem Wort Wende ist eine kursivierte Übernahme, während das Wort
später ohne Kursivierung in einer Fußnote mit dem Fall der Mauer und der
70
71
72
73
Rosell-Steuer, Pernilla. Ein allzu weites Feld, S. 148-149.
Vgl. Wolf, Birgit. Sprache in der DDR. Ein Wörterbuch, S. 218: ,,Stasi Umgangssprachlich für Ministerium
für Staatssicherheit […]”
Ebd., S. 244: ,,Vopo Vor allem in Westberlin verwendete, von Teilen der Ostberliner Bevölkerung
übernommene Bezeichnung für einen uniformierten Angehörigen der Volkspolizei.”
Ebd., S. 71: ,,Forum-Scheck Umgangssprachlich für das von der ’Forum-Außenhandelsgesellschaft mbH’
ausgegebene banknotenähnliche Zahlungsmittel, das man bei der Staatsbank der DDR für westliche
Währungen im Gegenwert eintauschen mußte, bevor man im Intershop einkaufen durfte.”
18
Wiedervereinigung Deutschlands erklärt ist. In Bezug auf das Wort Ossi stellt Rosell Steuer
anhand ihrer Untersuchung fest, dass die beiden Ausdrücke Ossi und Wessi in mehreren
Übersetzungen in der Originalform übernommen werden und daher als ,,interessante bzw.
unübersetzbare ,Exotismen’ betrachtet worden […] sind”. 74 Wie unten erläutert wird, hat
Kjellberg jedoch bei der Übersetzung des Wortes Ossi unterschiedliche Vorgehensweisen
verwendet.
In dieser Gruppe gibt es auch einige Kulturspezifika, die nicht als DDR-Spezifika,
sondern als deutsche Kulturspezifika betrachtet werden können.
Original
Übersetzung
die Kneipe (D, 45)
Kneipe (S, 44)
Schlaraffenland (D, 87)
Schlaraffenland (S, 83)
Die Übernahme des Wortes Kneipe ist bemerkenswert, da es mit dem schwedischen Wort
krog hätte übersetzt werden können. Diese Übernahme von Kneipe kommt ein zweites Mal
als Teilübernahme favoritkneipe (S, 75) für Lieblingskneipe (D, 78) vor. Beim Wort
Schlaraffenland ist es fragwürdig, ob der Begriff dem schwedischen Leser allgemein bekannt
ist, obwohl der Begriff im schwedischen Lexikon zu finden ist.75
4.3.3
Teilübernahme
Diese Gruppe steht der Übernahme nahe, indem ein Teil des übersetzten Ausdrucks
übernommen worden ist. In der schwedischen Übersetzung kommt diese Gruppe weniger
häufig vor als die Gruppe der direkten Übernahmen und besteht z.B. aus einer
Zusammensetzung, in der das eine Glied eine Abkürzung ist, die in der Übersetzung
übernommen worden ist.
Original
Übersetzung
FDGB-Urlaub (D, 35)
FDGB-Semester (S, 35)
FDJ-Hemden (D, 101)
FDJ-skjortor (D, 96)
Reserveoffizier der NVA (D, 38)
reservofficier i NVA (S, 38)
Original
Übersetzung
Hallorenkugeln (D, 87)
Hallorenkulor (S, 83)
74
75
Rosell-Steuer, Pernilla. Ein allzu weites Feld, S. 285.
Svenska Akademiens Ordlista. Stockholm. P.A. Norstedt & söners förlag. 1982, S. 437.
19
Ohne eine zusätzliche Erklärung sind einige dieser Begriffe für einen schwedischen Leser
ohne besondere Vorkenntnisse unbegreiflich. Wie soll ein schwedischer Leser wissen, was
FDGB-semester oder Hallorenkulor sind?
Andere Teilübernahmen hingegen sind weniger fremd und bedürfen keiner zusätzlichen
Erklärung, sowie Zusammensetzungen mit DDR oder die Zusammensetzung mit Nutella, ein
Brotbelag, der in den meisten schwedischen Lebensmittelgeschäften erhältlich ist.
Original
Übersetzung
DDR-Bürger (D, 18)
DDR-medborgare (S, 18)
Nutellaersatz (D, 88)
Nutellaersättning (D, 84)
4.3.4
Lehnübersetzungen
Wie in den ersten beiden Gruppen sind auch viele Ausdrücke der offiziellen DDR-sprache als
Lehnübersetzungen übertragen worden. Wie schon oben erörtert, sind bei dieser
Vorgehensweise beide Glieder eines Ausdrucks in die Zielsprache übersetzt, aber stehen
dennoch der Ausgangssprache nahe.
Original
Übersetzung
Staatsfeind (D, 31)
statens fiende (S, 31)
Klassenfeind (D, 37)
klassfiende (D, 37)
Diese Übersetzungsbeispiele sind verständlich und könnten vielleicht auch als wörtliche
Übersetzungen betrachtet werden, wärend andere Übersetzungen einen stärkeren
Fremdheitscharakter haben:
Original
Übersetzung
die Jugendweihe (D, 47)
ungdomsinvigningen (S, 46)
die letzten echten Ossis und die ersten neuen
Wessis. (D, 101)
de sista riktiga ossisarna och de första riktiga
wessisarna. (S, 96)
Dass es bei der Übersetzung der DDR-Spezifika keine einheitliche Normen gibt, kann am
Beispiel des Begriffes Jugendweihe erläutert werden. In ihrer Dissertation diskutiert Rosell
Steuer wie unterschiedlich dieser Begriff in den fünf von ihr untersuchten Übersetzungen
behandelt wird.76 Der schwedische Übersetzer des Romans Ein weites Feld hat den Begriff
76
Rosell-Steuer, Pernilla. Ein allzu weites Feld, S. 267.
20
zusammen mit zwei Explikationen direkt übernommen77, während Kjellberg in seiner
Übersetzung Jugendweihe die Lehnübersetzung ungdomsinvigningen ins Schwedische
verwendet hat. Im Kontext versteht der Leser, dass die Jugendweihe ein bedeutungsvolles
Ereignis für die Jugendlichen in der DDR war, aber die politische Bedeutung dieser
Zeremonie wird nur flüchtig von Rusch berührt. Hier ist wieder ein Beispiel, wo die
Übersetzung nicht ausreicht um das Kulturspezifische begreiflich zu machen.
Im zweiten Beispiel hat Kjellberg eine eigene Variante mit schwedischer Morphologie
gewählt, statt die direkte Übernahme, die er an anderen Textstellen bei der Übertragung der
Wörter ,,Ossi” und ,,Wessi” verwendet, wie schon erörtert wurde.
In dieser Gruppe finden sich auch einige falsche Übersetzungen, die später erörtert
werden.
4.3.5
Standardübersetzungen/Offizielle Übersetzungen
Bei den meisten Kulturspezfika, von denen es eine offizielle Übersetzung ins Schwedische
gibt, hat der Übersetzer diese auch verwendet, aber nicht in allen Fällen, wie später diskutiert
wird. Laut Rosell Steuer wird in der Übersetzungstheorie empfohlen, dass einheimische
Entsprechungen zu diesen oft historischen und politischen Begriffen verwendet werden
sollten. Die Übernahme eines Originalbegriffs aus der Ausgangssprache in die Zielsprache,
obwohl diese eine einheimische Entsprechung bietet, könnte als eine bewusste Markierung
oder Verfremdung aufgefasst werden.78 Andererseits diskutiert Rosell Steuer auch Newmarks
Ansicht, dass Standardübersetzungen mit politischen Konnotationen verbunden sein können
und dass deshalb öfters die Strategie der Übernahme verwendet wird.79
Original
Übersetzung
die Berliner Mauer (D, 14)
Berlinmuren (S, 14)
Genossen (D, 88)
der Warschauer Pakt (D, 138)
partikamraterna (S, 84)
Warzawapakten (S, 128)
77
Rosell Steuer, Pernilla. Ein allzu weites Feld, S. 267.
Ebd., S. 71.
79
Ebd., S. 71.
78
21
4.3.6
Wörtliche Übersetzungen
Wie auch Rosell Steuer erläutert, sind die Grenzen zwischen den verschiedenen Kategorien
nicht immer selbstverständlich und daher könnten Lehnübersetzungen und offizielle
Übersetzungen in einigen Fällen auch als wörtliche Übersetzungen kategorisiert werden.80 Bei
einigen wörtlichen Übersetzungen, die als DDR-Spezifika charakterisiert werden können,
handelt es sich um deiktische Bezüge.
Original
Übersetzung
Sie bestimmten nicht mehr mein Leben (D,
Dom bestämde inte längre över mitt liv (S,
15)
46)
Keiner ahnte, was meine Mutter mir gerade
wenig verschlüsselt mitteilte. (D, 27)
Ingen anande vad min mamma något förtäckt
meddelade mig. (S, 27)
Aus dem Zusammenhang geht hervor, dass das kursivierte Sie sich auf das ehemalige DDRSystem bezieht. An dieser Stelle im Buch fährt die Erzählerin 1996 mit der Schwedenfähre,
dem Traumschiff ihrer Kindheit, und sie ist eben von dem Grenzer mit einem ungültigen Pass
erwischt worden. Es stellt sich heraus, dass die Sache schnell erledigt ist und ein neuer Pass
gleich erstellt wird, aber die Episode bringt ihr die Kindheitserinnerungen und die
Bedrohlichkeit des DDR-Regimes in frische Erinnerung. Genauso verbergen sich in dem
zweiten Beispiel im kursivierten was auf ähnliche Weise die gesamte dunkle Seite der DDR
und das Risiko, das Widerstandskämpfer in der DDR eingingen. Der Satz stammt aus dem
Kapitel Honeckers kandierter Apfel, als die Erzählerin zum Schrecken ihrer Mutter während
einer Busfahrt laut und in Gegenwart eines Volkspolizisten Honeckerwitze erzählt.
Auf verschlüsselte Weise vermittelt die Mutter, dass diese Situation dazu führen könnte,
sie und ihre oppositionellen Freunde zu gefährden. Die angeführten Textstellen beleuchten
meiner Meinung nach Beispiele der inoffiziellen Sprache der DDR-Einwohner die oben im
zweiten Kapitel erörtert wurde. Der Kontext des zweiten Bespiels exemplifiziert die Fähigkeit
der DDR-Bürger, die Informationen zwischen den Zeilen zu lesen.
Andere Übersetzungen aus dieser Gruppe sind jedoch unkompliziert und verständlich.
Original
Übersetzung
Vaterlandsverrat (D, 39)
fosterlandsförräderi (S, 39)
das System. (D, 63)
die Partei (D, 35)
systemet. (S, 60)
partiet (S, 35)
22
4.3.7
Assoziative Übersetzungen
In dieser Gruppe steht die Übersetzung dem Original noch relativ nahe, aber sie ist hier etwas
freier als in den vorigen Kategorien. Diese Gruppe ist in der schwedischen Übersetzung
relativ groß (43) und hier findet man Ausdrücke mit weniger deutlichen DDR-Konnotationen
samt Wortspiele und Redewendungen, die schwierig sind wörtlich zu übersetzen.
Original
Übersetzung
Unser Personenschutz (D, 22)
Våra personliga livvakter (S, 22)
Verfolgung der observierten Person (D; 24)
Skugga observationsobjekten (S, 24)
Ich war Gleiche unter Gleichungen (D, 46)
Inför ekvationerna var vi alla lika (S, 45)
Damit zusammenwächst, was
zusammengehört (D, 74)
Det som hörde ihop växte samman igen,
precis som det ska vara (S, 71)
Die wörtliche Übersetzung von Ich war Gleiche unter Gleichungen, zeigt wie schwer die
Übersetzung eines Wortspiels ist, denn der Sinn geht verloren und der Ausdruck wirkt im
Schwedischen nichtssagend. Im letzten Beispiel in der Tabelle Damit zusammenwächst, was
zusammengehört macht die Autorin etwas humorvoll Anspielungen auf das berühmte Zitat
von Willy Brandt, als sie von der Operation ihrer Mutter am Morgen des 9. Novembers 1989
erzählt, wobei deren zertrennte Sehnen in der Hand genäht wurden. 81 Im Original wird nicht
näher darauf eingegangen, weil es den deutschen Lesern allgemein bekannt sein dürfte. Für
die schwedische Lesergruppe wäre m.E. eine Erklärung dieses historischen Zitats interessant
gewesen, aber möglicherweise war es dem schwedischen Übersetzer unbekannt und wurde
deshalb nicht bei der Übersetzung beachtet.
In dieser Gruppe gibt es auch einige bemerkenswerte Übersetzungsverfahren.
Original
Übersetzung
S-Bahn (D, 32)
pendeltåget (S, 32)
Prager Frühling (D, 51)
vår i Prag (S, 50)
Bei der Übersetzung von ,,S-Bahn” ist die Vorgehensweise überraschend einbürgernd, wobei
Kjellberg auf Seite 20 die Lehnübersetzung S-banetåget und auf Seite 74-75 die
Teilübernahmen S-Bahnstationen bzw. S-Bahnlinjer gemacht hat.
80
81
Rosell Steuer, Pernilla. Ein allzu weites Feld, S. 72.
,,Wir sind jetzt in der Situation, wo wieder zusammenwächst, was zusammengehört.” Geflügeltes Wort von
Willy Brandt.
23
Im zweiten Beispiel ist es fragwürdig, warum Kjellberg nicht den offiziellen schwedischen
Ausdruck Pragvåren als Übersetzung für Prager Frühling gewählt hat.
Das für Schweden ganz normale Wort Banane hatte in der inoffiziellen DDR-Sprache
interessante Konnotationen, die ohne zusätzliche Erklärung nicht verständlich sind.82 Der
Titel des Kapitels, in dem die Autorin die Ereignisse des 9. Novembers 1989 beschreibt, trägt
den Titel Mauer mit Banane, das Kjellberg mit Murbananen, einer assoziativen Übersetzung,
ins Schwedische übertragen hat.
Original
Übersetzung
Mauer mit Banane (D, 74)
Murbananen (S, 71)
Aus dem Inhalt geht der Symbolwert der Banane hervor, als die Erzählerin am Abend des 9.
Novembers in einer Kneipe in Westberlin einen Bananensaft bestellt. In der Mangelwirtschaft
war die Banane eine Seltenheit, und es gab einen DDR-Witz, der erklärte, dass die Banane
krumm ist, weil sie einen Bogen um die DDR macht.83 Die Banane stellte in der DDR ein
Symbol der Mangelwirtschaft auf allen Gebieten dar und war nur zu bestimmten Anlässen
wie Weihnachten und anderen Festtagen in der DDR erhältlich.84 Ein Schlagertext wurde im
Volksmund folgendermaßen verändert: ,,Zwei Apfelsinen im Haar und an den Hüften
Bananen […] ” zu ,,Zwei Apfelsinen im Jahr und jedes Schaltjahr/zum Parteitag Bananen.” 85
4.3.8
Verallgemeinernde Übersetzungen
Bei dieser Vorgehensweise gehen einige kulturspezifische Elemente in der Ausgangssprache
verloren. Sie kommt in der schwedischen Übersetzung nicht besonders häufig vor, aber es
gibt einige Beispiele im Text.
Original
Übersetzung
die Hauptabteilung VIII im Märchenwald (D, 20) paraden i skogen (S, 20)
Stasi-Akten (D, 110)
akter (S, 104)
In diesen Beispielen ist das DDR-Typische in der Übersetzung weggelassen.
82
Wolf, Birgit. Sprache in der DDR. Ein Wörterbuch, S. 16.
Rusch, Claudia. Meine freie deutsche Jugend, S.78-79.
84
Wolf, Birgit. Sprache in der DDR. Ein Wörterbuch, S. 16.
85
Ebd., S. 16.
83
24
4.3.9
Kulturelle Adaption
Aus dieser Kategorie gibt es nur wenige Beispiele im Text.
Original
Übersetzung
versehentlicher Geniestreich (D, 42)
Staatsbürgerkundelehrer (D, 75)
Lidnersk knäpp (S, 41)
samhällskunskapslärare (S, 72)
Duplo-Sammelbilder (D, 88)
Filmisar (S, 84)
Hochschulreife (D, 102)
Studentexamen (S, 97)
Die angeführten Beispiele sind m.E. gelungene Übersetzungen, die dem Leser den Text
verständlicher machen. Die Phänomene werden in einen schwedischen kulturellen Kontext
gesetzt und dem Leser dadurch verständlicher gemacht.
4.3.10 Explikation
Explikationen erklären dem Leser schwierige Ausdrücke, und es ist kaum eine Überraschung,
dass diese Gruppe verhältnismäßig groß ist. Der Übersetzer benutzt oft Fußnoten, in denen er
die DDR-spezifischen Ausdrücke, die meistens im Text übernommen sind, erklärt. Rosell
Steuer diskutiert den Gebrauch von Fußnoten, der von mehreren Übersetzungstheoretikern
nicht als Vorgehensweise in literarischen Texten empfohlen wird.86 Daher ist es
bemerkenswert, das Erik Kjellberg verhältnismäßig häufig Fußnoten als Strategie der
Explikation in Kombination mit Übernahme oder Lehnübersetzung der DDR-Spezifika
verwendet. Außer den hier untersuchten Beispielen verwendet Kjellberg an mehreren Stellen
Fußnoten bei Erklärungen von allgemeinen deutschen Kulturspezifika. 87 In Rosell Steuers
Untersuchung kommt diese Verfahrensweise bei den Übersetzungen von …ein allzu weites
Feld? nur selten vor.88
Original
Übersetzung
NVA (D, 16)
NVA (S, 16)
Fußnote: NVA=Nationella Folkarmén (S,
16)
die Wende (S, 44)
Fußnote: Die Wende, Murens fall och de
tyska staternas återförening (S, 44)
Folkkammaren (S, 86)
Fußnote: DDR:s högsta statsorgan (S, 86)
Gauckmyndigheten (S, 104)
Die Wende (D, 44)
Volkskammerwahl (D, 90)
Gauckbehörde (D, 110)
86
Rosell-Steuer, Pernilla. Ein allzu weites Feld, S. 83.
Siehe u.a. Rusch, Claudia. Honeckers kanderade äpple. Kjellbergs. 2005, S.9, 71, 72, 81, 103, 113, 114, 124.
88
Rosell-Steuer, Pernilla. Ein allzu weites Feld, S. 83.
87
25
Fußnote: Die Gauckbehörde = dåvarande
namnet på den myndighet som efter
återföreningen ansvarar för Stasis akter.(S,
104)
4.3.11 Auslassungen
Es gibt nur zwei Beispiele für reine Auslassungen als Übersetzungstrategie in Honeckers
kanderade äpple.
Original
Übersetzung
Bisher sei noch keine Verpflichtungserklärung
gefunden worden (D, 111)
IM ,,Buche” (D, 111)
Hittills hade det inte kommit fram eller
hittats något om dennes identitet
”Buche” (S, 105)
Im ersten Beispiel wurde Verpflichtungserklärung ins Schwedische nicht übersetzt, sondern
mit Identität ersetzt, was zu einer Bedeutungsveränderung in der schwedischen Übersetzung
führt. IM, die Abkürzung für Inoffizieller Mitarbeiter hat Kjellberg einmal auf Seite 105
ausgelassen und an einer zweiten Stelle auf der selben Seite mit Täcknamn, Decknamen, einer
Kompensation, übersetzt, was ebenso eine Bedeutungsveränderung bewirkt. Da es jedoch aus
dem Zusammenhang deutlich hervorgeht, dass es sich um eine Stasimitarbeiterin handelt,
haben in diesen beiden Fällen die freieren Übersetzungsstrategien m.E. für die
Verständlichkeit des Inhalts keine wesentliche Bedeutung.
4.3.12 Kompensationen
Diese Gruppe ist auch klein und besteht aus einigen Ausdrücken (8), wobei der Übersetzer
sich größere Freiheit bei der Übersetzung erlaubt hat.
Original
Übersetzung
Spalier standen für Gorbatschow – aber auch
für Ceausescu (D, 101)
Vorzeigekader (D, 141)
att vara flaggviftande publik för Gorbatjov –
men också för Ceausescu (S, 96)
sann förebild för alla kommunister (S, 131)
Ein Spalier89 ist eine größere Anzahl von Menschen, die sich […] beiderseits eines Weges od.
dgl. aufgestellt haben, dass sie eine Gasse bilden. Beim Spalier stehen hat man sich in dieser
Weise aufgestellt. Kjellberg hat den Ausdruck frei mit att vara flaggviftande publik,
89
Duden. Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Mannheim, Leipzig u.a. Dudenverlag. 2006, S. 1566.
26
fahnenwinkendes Publikum sein, übersetzt. Meiner Meinung nach passt diese Übersetzung im
Zusammenhang mit dem Inhalt.
Das Wort Kader in der Zusammensetzung Vorzeigekader hat Kjellberg mit der
Kompensation sann förebild för alla kommunister, einem wahren Vorbild für alle
Kommunisten, übersetzt. Im Begriff Kader liegt jedoch viel mehr als ein Vorbild, denn die
Machtausübung in der DDR hat sich nach sowjetischem Vorbild auf Kader gestützt. Die
Kader waren Leitungskräfte und wissenschaftliche Spezialisten, die die Ziele der SED und die
Sicherung des Machtmonopols durchsetzten.90
Auch in dieser Gruppe finden sich einige falsche Übersetzungen.
4.4 Falsche bzw. problematische Übersetzungen
Eine Sonderkategorie der untersuchten Kulturspezifika machen falsche und problematische
Übersetzungen aus, die auch in der entsprechenden Kategorie oben eingeordnet sind. Hier
findet man u.a. Redewendungen, Wortspiele, missverstandene Ausdrücke und einige Fehler,
sowohl reine Sachfehler als auch Fehler, die man als Flüchtigkeitsfehler betrachten kann.
Original
Übersetzung
Schneeweißchen- und Rosenrot (D, 22)
In denen alle Kompaniemitglieder samt ihren
Zivilberufen vorgestellt wurden (D, 23)
Die Rechnung meiner Mutter ging auf (D, 40)
Запорожец (Saporoschetz) (D, 83)
Begrüßungsgeld (D, 86)
Schwamm drüber (D, 90)
KWV, die Kommunale Wohnungsverwaltung
(D, 92)
FDJ-Leitung (D, 97)
Fahnenappelle (D, 99)
Ausreiseantrag (D, 132)
Snövit och Rödluvan (S, 22)
Om alla medlemmarna i kompaniet och
dessutom de civilanställda (S, 22)
Min mammas räkningar steg (S, 40)
Yugo (S, 79)
Tillåtna valuta (S, 82)
De flöt med strömmen (S, 86)
KKW, den kommunala
våningsförvaltningen (S; 88)
FDJ-avdelningen (S, 92)
Faneder (S, 99)
Utresetillstånd (S, 123)
Einige auffallende Beispiele in dieser Kategorie sowie die missverstandenen und falsch
übersetzten Redewendungen Die Rechnung geht auf bzw. Schwamm drüber sind eigentlich
keine DDR-Spezifika, sondern allgemeine deutsche Kulturspezifika, aber da sie in der
Übersetzung falsch verstanden wurden und deshalb inhaltlich zu Bedeutungsveränderungen
im schwedischen Text führten, war es m.E. wichtig sie hier zu beachten. Die Rechnung geht
90
Eppelmann, Rainer, Möller, Horst, Nooke, Günther, Wilms, Dorothee (Hrsg): Lexikon des DDR-Sozialismus.
Das Staats- und Gesellschaftssystem der Deutschen Demokratischen Republik, S. 323.
27
auf bedeutet, dass etwas zu einem gewünschten Ergebnis führt.91 Im Schwedischen wurde
hier nicht beachtet, dass es sich um eine Redewendung handelt, sondern der Ausdruck wurde
wörtlich verstanden. An dieser Textstelle beschreibt die Erzählerin, dass sie ständig mit
Freizeitaktivitäten beschäftigt war, was von der Mutter gewünscht wurde und nicht, wie es
der schwedische Übersetzer gedeutet hat, dass es für sie eine finanzielle Belastung war. Eine
ähnliche Fehlübersetzung kommt bei der Übertragung von der Redewendung Schwamm
drüber, eine umgangssprachliche Redewendung mit der Bedeutung, dass die Sache vergessen
sein soll, oder dass man nicht mehr darüber redet.92 Diese Redewendung wird im
Zusammenhang mit den Ereignissen kurz nach dem Fall der Mauer gebraucht, als die Schüler
in Ostberlin häufig von der Schule ausblieben und sich lieber aus Abenteuerlust in Westberlin
herumtrieben. Die Lehrer drückten hier ein Auge zu und trugen die ausgebliebenen Stunden
als Geographieunterricht ein. Schwamm drüber bedeutet hier deshalb, dass die Lehrer einfach
keine große Sache daraus machten, sondern inoffiziell den Schülern diese Freiheit erlaubten.
Kjellberg hat Schwamm mit schwimmen verwechselt und die Redewendung daher so
gedeutet, dass die Lehrer mit dem Strom flossen. Obwohl die Redewendung falsch übersetzt
wurde, widerspricht diese Übersetzung nicht dem Inhalt.
In der schwedischen Übersetzung wurde das Grimm-Märchen Schneeweißchen und
Rosenrot fehlerhaft mit den beiden Märchen Snövit und Rödluvan, Schneewittchen und
Rotkäppchen übersetzt.
Das Wort Begrüßungsgeld hat Kjellberg av Seite 82 falsch mit tillåtna valuta übersetzt,
während er später auf Seite 84 das Wort korrekt und sehr ausführlich mit Gåva från Västyska
[sic] staten till alla östmedborgare på besök i Väst (100 D-mark). En stämpel i passet visade
att man erhållit gåvan som bara utdelades en gång per person93 in einer Fußnote erklärt.
Fahnenappelle wurde falsch mit Faneder, Fahneneide, übersetzt, denn der Begriff
Appelle wurde in der offiziellen DDR-Sprache für Zusammenkunft gebraucht.94
Eine sonderbare Strategie hat Kjellberg bei der Übersetzung von der russischen
Automarke Запорожец95 (Saporoschetz) verwendet, indem er sie ganz frei mit einer völlig
anderen Automarke, Yugo, ersetzt hat. Yugo ist eine serbische Automarke, die nichts mit dem
Original zu tun hat.96
91
Duden. Redewendungen. 3. Auflage. Band 11. Mannheim, Leipzig. Dudenverlag. 2008, S. 611.
Duden. Redewendungen. 2008, S. 691.
93
Ein Geschenk vom westdeutschen Staat an alle ostdeutschen Bürger auf Besuch im Westen (100 D-Mark).
Ein Stempel im Pass zeigte, dass man das Geschenk, das nur einmal ausgeteilt wurde, erhalten hatte.
94
Wolf, Birgit. Sprache in der DDR. Ein Wörterbuch, S. 59.
95
http:// de.wikipedia.ord/wiki/Saporoschez_(Automarke) [gesichtet 1.6.2012].
96
http://de.wikipedia.org/wiki/Zastava_Yugo [gesichtet 1.6.2012].
92
28
Antrag wurde fehlerhaft mit tillstånd, Erlaubnis übersetzt, wobei es mit ansökan hätte
übersetzt werden sollen.
Die Abkürzung KWV wurde falsch mit KKV übersetzt, was anscheinend ein reiner
Flüchtigkeitsfehler ist.
5. Diskussion
Die expliziten DDR-Spezifika, d.h Ausdrücke, die hauptsächlich zur offiziellen DDR-Sprache
gehören, sind in Honeckers kanderade äpple oft durch originaltreue Übersetzungstrategien,
sowie Übernahme, Teilübernahme und Lehnübersetzungen ins Schwedische übertragen.
Interessanterweise stellt auch Rosell Steuer fest, dass Lehnübersetzungen in den von ihr
untersuchten fünf Übersetzungen von Ein weites Feld die häufigste Vorgehensweise bei der
Übertragung von DDR-Spezifika sind.97
Auch bei den Explikationen hat Kjellberg die Ausdrücke weitgehend übernommen und
durch eine zusätzliche Fußnote erklärt. Das Verfahren mit Fußnoten in einem literarischen
Text ist, wie oben erläutert wurde unkonventionell und wird nicht als Vorgehensweise
empfohlen. Als Vergleich kann erwähnt werden, dass in den fünf Übersetzungen des Romans
Ein weites Feld nur drei Fußnoten insgesamt vorkommen. 98
In Kapitel 4 stellt Rosell Steuer die Frage, ob die Übersetzungen des Titels in den fünf
Übersetzungen eine angemessene Gesamterscheinung wie das Original signalisieren.99 Ein
weiteres Beispiel bezüglich dieser Diskussion erörtert Debbie Pinfold in dem Artikel
,,’Erinnerung ideologisch entschlacken’ or lost in translation: Reflections on Jana Hensel´s
Zonenkinder and its American translation”, wie der Übersetzer den Ton des Ausgangstextes
verändert, indem er eine ausgesprochen politischere Sprache als das Original verwendet.100
Damit prägt er die Übersetzung ideologisch, um den Text, wie Pinfold meint, dem
amerikanischen Leser verständlicher und vielleicht auch akzeptabler darzustellen. Interessant
ist hier Rosell Steuers Diskussion im Ausblick im letzten Kapitel ihrer Dissertation über die
Behauptungen Venutis, eines amerikanischen Übersetzungstheoretikers, der meint, dass
gerade amerikanische literarische Übersetzungen häufig von einer einbürgernden Strategie
97
Rosell-Steuer, Pernilla. Ein allzu weites Feld, S. 261.
Ebd., S. 113.
99
Ebd., S. 311.
100
Pinfold, Debbie: ,,’Erinnerung ideologisch entschlacken or lost in translation: Reflections on Jana Hensel´s
Zonenkinder and its american translation´.”, in: German Life and Letters. 60:1/2007, S. 133-148.
98
29
geprägt sind. In ihrer Untersuchung konnte Rosell Steuer jedoch für diese Theorie nicht
genügend Belege finden.101
Bei der Wahl des Titels Honeckers kanderade äpple ist Kjellberg eigenständig
vorgegangen, indem er gar nicht an den Titel des Originals anknüpft, und signalisiert dabei
m.E. eine andere Art von Buch als Meine freie deutsche Jugend. Da es für mich nicht möglich
war, mit Kjellberg in Verbindung zu kommen, können nur Vermutungen über seine Titelwahl
gemacht werden. Wahrscheinlich war es für Kjellberg wichtig, dass der Titel zusammen mit
dem Umschlagbild auf das schwedische Lesepublikum kommunikativ und anziehend wirkt.
Eine treue Übersetzung des Originals wäre auch wie bei Wortspielen nichtssagend gewesen,
denn auch hier geht es, wie bereits in Kapitel 4.2 erörtert wurde, um ein Spiel mit der
Doppeldeutigkeit des Titels Meine freie deutsche Jugend. Da es üblich ist, dass der Verleger
über Titelwahl und ähnliche Fragen entscheidet, sollte hier erwähnt werden, dass der Verleger
und der Übersetzer in diesem Fall identisch sind.
Anhand der angeführten Beispiele im 4. Kapitel kann festgestellt werden, dass der
schwedische Übersetzer mehrere Strategien parallel verwendet hat, auch wenn es sich um
dasselbe Spezifikum handelt. Ein Beispiel hierfür sind z.B. die unterschiedlichen Strategien
beim Übersetzen von S-Bahn.
Übergreifend wirkt die schwedische Übersetzung befremdend und der Übersetzer hat um mit Schleiermachers Terminologie zu sprechen -102 sich entschieden, den Leser zum Text
zu bewegen, obwohl einige unerklärte Ausdrücke dem schwedischen Leser sicherlich unklar
bleiben. Hinter vielen der DDR-Spezifika verbergen sich ideologische und geschichtliche
Tatsachen, die schwerlich ohne Explikationen oder Kommentare verstanden werden können.
Man könnte sogar behaupten, dass der Übersetzer den Leser mehrmals im Stich lässt, u.a. bei
den oben angeführten Beispielen Forumscheck oder FDGB-Urlaub. Obwohl einige DDRSpezifika im Kontext eine Erklärung bekommen oder jedenfalls teilweise erläutert werden, ist
die Leistung des Übersetzers meiner Meinung nach nicht ausreichend um die DDR-typischen
Begrifflichkeiten nachvollziehbar zu vermitteln. Ein Beispiel ist u.a. die oben diskutierte
Jugendweihe, die dem Leser durch den erzählten Zusammenhang nur teilweise erklärt wird.
Die schwedische Übersetzung Ungdomsinvigningen wirkt fremd ohne einheimische
Entsprechungen, wobei z.B. das Wort staatliche Konfirmation zusammen mit der Explikation
Eintritt ins Erwachsenleben ohne konfessionelle Bedeutung dem Leser begreiflicher gewesen
wäre. An den wenigen Stellen (3% der übersetzten DDR-Spezifika), an denen der Übersetzer
101
102
Rosell-Steuer, Pernilla. Ein allzu weites Feld, S. 396.
Schleiermacher, Friedrich: ,,Methoden des Übersetzens”, S. 47.
30
die kulturelle Adaption als Übersetzungsstrategie verwendet, gelingt es ihm den Text für ein
schwedisches Publikum anzupassen, z.B. mit filmisar für Duplo-Sammelbilder oder
studentexamen für Hochschulreife. Hätte sich Kjellberg an mehreren Stellen in seiner
Übersetzung bemüht, ähnliche Entsprechungen zu finden, wären die kulturellen Eigenheiten
der DDR in der schwedischen Übersetzung verständlicher gewesen.
Die gesamte Übersetzung hinterlässt meiner Meinung nach teilweise den Eindruck schnell
und nicht ganz durchdacht zustande gekommen zu sein. Die Explikationen der DDRSpezifika u.a. in den Fußnoten sind nicht immer ausreichend, um dem Leser den Text
begreiflich zu machen. Ein Beispiel ist die Explikation von FDJ mit FDJ = Freie Deutsche
Jugend in einer Fußnote, wodurch das DDR-Spezifikum dem Leser nicht viel verständlicher
wird. In einem zweiten Beispiel wird NVA zwar mit einer doppelten Explikation in der
Fußnote versehen: ,,NVA = Nationale Volksarmee der DDR (Nationella Folkarmén)”. Es ist
auch bei diesem Beispiel fragwürdig, ob ein Leser ohne besondere Vorkenntnisse zur
Geschichte der DDR durch diese zweite Ergänzung viel klüger wird. Man könnte behaupten,
dass der Übersetzer nicht die Rolle als Kulturvermittler annimmt, sondern den Leser, wie
schon erwähnt, weitgehend sich selbst überlässt, ohne ihm zu helfen, den Weg durch die
eigenartige Welt der DDR zu finden.
Vielleicht hätte der Text mit einer systematischeren Vorgehensweise, z.B wie oben
erwähnt, durch kulturelle Adaptionen und mit einem herausgearbeiteten Glossar oder einer
kurzen Erörterung zur Geschichte der DDR als Anhang am Ende des Buches gewonnen, denn
wie Birgit Wolf im Vorwort ihres Buches schreibt:,, […] wer die Bedeutung der Wörter nicht
kennt, der kann auch nicht verstehen.”103
Andererseits ist das Buch ein Erinnerungsbuch und kein Geschichtsbuch, und eine
gewisse Verfremdung trägt vielleicht auch dazu bei, das Exotische und Unbegreifliche dieses
verschwundenen Landes und dieser vierzigjährigen Epoche des geteilten Europas lebendig zu
machen. Bei deutschen Lesern, um deren gemeinsame Geschichte es u.a. hier geht, würde das
Buch wohl zum größeren Verständnis führen oder Erinnerungen hervorrufen. Sicherlich sind
jedoch auch manche der DDR-spezifischen Begriffe für einige Kategorien deutscher Leser
unklar, je nachdem, welchen Hintergrund und Kenntnisse sie haben und zu welcher
Altersgruppe sie gehören. Der schwedische Übersetzer hat hier wie Schleiermacher es
ausgedrückt hat, den Autor weitgehend in Ruhe gelassen und ihm den Leser entgegen
bewegt.104
103
104
Wolf, Birgit. Sprache in der DDR. Ein Wörterbuch, S. IX.
Schleiermacher, Friedrich: ,,Methoden des Übersetzens”, S. 47.
31
Bei der Arbeit mit diesem Aufsatz stellte es sich heraus, dass die Kategorisierung der DDRSpezifika nicht immer selbstverständlich war, besonders bei der Einordnung der freieren
Übersetzungsstrategien. Da das Material umfangreich ist, war es nur möglich einen Teil der
kategorisierten DDR-Spezifika näher zu untersuchen, aber sicherlich wären viele der weiteren
Beispiele einer näheren Untersuchung wert gewesen. Ferner wäre es interessant zu
untersuchen, welche Strategien und Vorgehensweisen andere Übersetzer von DDR-Literatur
bei der Übertragung von DDR-Spezifika verwendet haben.
32
Quellenverzeichnis
Primärliteratur
Rusch, Claudia: Meine freie deutsche Jugend. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag. 2003.
Rusch, Claudia: Honeckers kanderade äpple. Kjellbergs. 2005.
Sekundärliteratur
Anderman, Gunilla: ,,Linguistics and Translation”. IN: Kuhiwczak, Piotr und Littau, Karin
(Hrsg): A Companion to Translation Studies. Clevedon. Multilingual Matters Ltd. 2007. S.
45-62.
Basnett, Susan: ,,Culture and Translation”.”. IN: Kuhiwczak, Piotr und Littau, Karin (Hrsg):
A Companion to Translation Studies. Clevedon. Multilingual Matters Ltd. 2007. S. 13-23.
Eppelmann, Rainer, Möller, Horst, Nooke, Günther,Wilms, Dorothee (Hrsg): Lexikon des
DDR-Sozialismus. Das Staats-und Gesellschaftssystem der Deutschen Demokratischen
Republik. Paderborn. Schöningh. 1996.
Koller, Werner: Grundprobleme der Übersetzungtheorie. Unter besonderer Berücksichtigung
schwedisch-deutscher Übersetzungsfälle. Bern. Francke. 1972.
Kuhiwczak, Piotr und Littau, Karin (Hrsg): A Companion to Translation Studies. Clevedon.
Multilingual Matters Ltd. 2007.
Kußmaul, Paul: ,,Äquivalenz – ein problematischer Begriff”. IN: Snell-Hornby, Mary (Hrsg):
Übersetzungswissenschaft - Eine Neuorientierung. Zur Integrierung von Theorie u. Praxis.
Tübingen. Francke. 1986. S. 224-228.
Kühn, Ingrid: Erinnerungsvokabular mit Verfallsdatum. Wie erklärungsbedürftig ist DDRspezifische Lexik? IN: Reiher, Ruth, Baumann, Antje: Vorwärts und nichts vergessen.
Sprache in der DDR. Was war, was ist, was bleibt. Berlin. Aufbau Taschenbuch Verlag.
2004. S. 315-324.
Luther, Martin: ,,Sendebrief vom Dolmetschen”. IN: Störig, Hans-Joachim: Das Problem des
Übersetzens. Darmstadt. Wissenschaftliche Buchgesellschaft. 1963. S. 14-32.
Neubert, Ehrhart: Erfahrene DDR-Wirklichkeit: IN: Eppelmann, Rainer, Möller, Horst,
Nooke, Günther, Wilms, Dorothee (Hrsg): Lexikon des DDR-Sozialismus. Das Staats-und
Gesellschaftssystem der Deutschen Demokratischen Republik. Paderborn. Schöningh. 1996.
S. 33-42.
Ortega y Gasset,: ,,Glanz und Elend der Übersetzung”, IN: Störig, Hans-Joachim (Hrsg): Das
Problem des Übersetzens. Darmstadt. Wissenschaftliche Buchgesellschaft. 1963. S. 342.
33
Pinfold, Debbie: ,,’Erinnerung ideologisch entschlacken or lost in translation: Reflections on
Jana Hensel´s Zonenkinder and its american translation´.” IN: German Life and Letters.
60:1/2007. S. 133-148
Pym, Anthony: ,,Philosophy and Translation”. IN: Kuhiwczak, Piotr und Littau, Karin (Hrsg):
A Companion to Translation Studies. Clevedon. Multilingual Matters Ltd. 2007. S. 24-44.
Reiher, Ruth, Baumann, Antje (Hrsg): Vorwärts und nichts vergessen. Sprache in der DDR.
Was war, was ist, was bleibt. Berlin. Aufbau Tachenbuch Verlag. 2004.
Reiher, Ruth: Sozialistisch arbeiten, lernen und leben. Alltagssprache in der DDR. IN:
Reiher, Ruth, Baumann, Antje: Vorwärts und nichts vergessen. Sprache in der DDR. Was
war, was ist, was bleibt. Berlin. Aufbau Taschenbuch Verlag. 2004. S. 159-169.
Rosell Steuer Pernilla: …ein allzu weites Feld? Zu Übersetzungstheorie und
Übersetzungspraxis anhand der Kulturspezifika in fünf Übersetzungen des Romans ,,Ein
weites Feld” von Günther Grass. Stockholm. Almqvist & Wiksell International. 2004.
Schleiermacher, Friedrich: ,,Methoden des Übersetzens”. ”. IN: Störig, Hans-Joachim (Hrsg):
Das Problem des Übersetzens. Darmstadt. Wissenschaftliche Buchgesellschaft. 1963. S. 3870.
Senn, Fritz: ,,Literarische Übertragungen – empirisches Bedenken”. IN: Snell-Hornby, Mary
(Hrsg): Übersetzungswissenschaft - Eine Neuorientierung. Zur Integrierung von Theorie u.
Praxis. Tübingen. Francke. 1986. S. 54.
Snell-Hornby, Mary (Hrsg): Übersetzungswissenschaft- Eine Neuorientierung. Zur
Integrierung von Theorie u. Praxis. Tübingen. Francke. 1986.
Stedje, Astrid: Deutsche Sprache gestern und heute. Paderborn. Wilhelm Fink Verlag. 2007.
Stevenson, Patrick: Sprache, Schule, Staat: Die sprachliche Erziehung einer sozialistischen
Schülerpersönlichkeit. IN: Reiher, Ruth, Baumann, Antje: Vorwärts und nichts vergessen.
Sprache in der DDR. Was war, was ist, was bleibt. Berlin. Aufbau Taschenbuch Verlag.
2004. S. 110-124.
Stolze, Radegundis: ,,Hermeneutik und Textlinguistik”: IN: Snell-Hornby, Mary (Hrsg):
Übersetzungswissenschaft - Eine Neuorientierung. Zur Integrierung von Theorie u. Praxis.
Tübingen. Francke. 1986. S. 133-159.
Störig, Hans-Joachim: Das Problem des Übersetzens. Darmstadt. Wissenschaftliche
Buchgesellschaft. 1963.
Vermeer, Hans J: ,,Übersetzen als kultureller Transfer”. IN: Snell-Hornby, Mary (Hrsg):
Übersetzungswissenschaft- Eine Neuorientierung. Zur Integrierung von Theorie u. Praxis.
Tübingen. Francke. 1986. S. 30-53.
Wettig, Gerhard: Phasen des DDR-Sozialismus. IN: Eppelmann, Rainer, Möller, Horst,
Nooke, Günther, Wilms, Dorothee (Hrsg): Lexikon des DDR-Sozialismus. Das Staats-und
34
Gesellschaftssystem der Deutschen Demokratischen Republik. Paderborn. Schöningh. 1996.
S. 15-29.
Wolf, Birgit: Sprache in der DDR. Ein Wörterbuch. Berlin. de Gruyter. 2000.
Wörterbücher
Duden. Deutsches Universalwörterbuch. 6. Auflage. Mannheim, Leipzig u.a. Dudenverlag.
2006.
Duden. Redewendungen. 3. Auflage. Band 11. Mannheim, Leipzig. Dudenverlag. 2008.
Svenska Akademiens Ordlista. Stockholm. P.A. Norstedt & söners förlag. 1982.
Online-Quellen
Fischerverlage: http://www.fischerverlage.de/autor/claudia_rusch/14886?letter=R
[gesichtet 29.4.2012].
Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Claudia_Rusch [gesichtet 14.3.2012].
Wikipedia: http:// de.wikipedia.ord/wiki/Saporoschez_(Automarke) [gesichtet 1.6.2012].
Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Zastava_Yugo [gesichtet 1.6.2012].
35
Anhang:
Kategorien der DDR-Spezifika in Meine freie deutsche Jugend.
1. Übernahme: Das fremde Wort wird übernommen oder leicht assimiliert (Rosell Steuer, S. 67)
Deutsch
Schwedisch
Kategorie
Kommentar
die Stasi (16)
Tschapka (21)
Volksarmee (23)
Wolf Biermann ”Soldat, Soldat in
grauer Norm” (23)
Stasi-Lada (24)
Volkspolizist (26)
Stasi (16), ingen förklaring
Tschapka, ej översatt (21)
Volksarmee (22)
Wolf Biermann ”Soldat, Soldat in
grauer Norm” (23)
Stasi-Lada (24)
ej översatt men kursiverat (26)
Übernahme
Übernahme
Übernahme
Übernahme
Vopo (26)
Robert Havemann (31)
Peggy und der Schatten von Ernst
Thälmann (35)
die Wende (35)
Marzahn (35)
Ernst Thälmann (38)
Margot Honecker (44)
Hannes Wader (44)
die Kneipe (45)
DDR Museum für Deutsche
Geschichte (47)
Deutsches Historisches Museum
(heute) (47)
Palast der Republik (48)
Honecker (48)
NVA-Ghetto (52)
Trabi /Trabant (54/55)
Ossis (57)
SO 36 (77)
EOS, die erweiterte Oberschule (61)
Günther Schabowski (74)
Das ZDF
Intershop (86)
Forumscheck (87)
Raider (87)
Schlaraffenland (87)
das neue Forum (97)
Dekonspiration (113)
Berliner Waldbühne (125)
Becherovka (138)
Checkpoint Charlie (133)
Novum(88)
Bounty (88)
Bon (88)
Snickers (88)
Joker (88)
Milky Way (88)
Fetzer. Fetzer (88)
Nudossi (88)
ej översatt men kursiverat (26)
Robert Havemann (31)
Peggy och Ernst Thälmanns skugga
(35)
die Wende (35)
Marzahn (35)
Ernst Thälmann (38)
Margot Honecker (44)
Hannes Wader (44)
Kneipe (44)
DDR Museum für Deutsche
Geschichte (46)
Deutsches Historisches Museum
(heute) (46)
Palast der Republik (47)
Honecker (47)
NVA-ghetto (51)
Trabant (53)
Ossis (55) , ingen förklaring
SO 36 (74)
EOS, die erweiterte Oberschule (59)
Günther Schabowski (71)
ZDF (ingen förklaring)
Intershop (82)
Forumcheck (83),
Raider (83)
Schlaraffenland (83)
das Neue Forum (92)
Dekonspiration (107)
Berliner Waldbühne (117)
Becherovka (129)
Checkpoint Charlie (123)
Novum (84)
Bounty (84)
Bon (84)
Snickers (84)
Joker ((84)
Milky Way (84))
Fetzer. Fetzer (84)
Nudossi (84)
Übernahme
Übernahme
Übernahme
Übernahme
Übernahme
Übernahme
Übernahme
Übernahme
Übernahme
Übernahme
Übernahme
Übernahme
kursiv
Übernahme
Übernahme
Übernahme
Übernahme
Übernahme
Übernahme
Übernahme
Übernahme
Übernahme
Übernahme
Übernahme
Übernahme
Übernahme
Übernahme
Übernahme
Übernahme
Übernahme
Übernahme
Übernahme
Übernahme
Übernahme
Übernahme
Übernahme
Übernahme
Übernahme
Übernahme
Übernahme
kursiv
kursiv
36
2. Teilübernahme: Untergruppe zu den Übernahmen. Ein Teil der Komposita wird übernommen und ein
Teil wird wörtlich übersetzt. (R S, 69)105
Deutsch
Schwedisch
Kategorie
Kommentar
DDR-Bürger (18)
Honecker-Witze (26)
Genosse Honecker (27)
DDR-Behörde (27)
FDGB-Urlaub (35)
Reserveoffizier der NVA (38)
Mathematische Schülergesellschaft
,,Leonard Euler” (41)
MSG, die Mathematische
Schülergesellschaft and der HumboltUniversität (41)
MSG-Lager (43)
Hallorenkugeln (87)
Nutellaersatz (88)
KWV , die Kommunale
Wohnungsverwaltung (92)
DDR-medborgare (18)
Honecker-vitsar (26)
Kamrat Honecker (26)
DDR-myndigheter (27)
FDGB-semester (35)
Reservofficer i NVA (38)
Matematiska skolföreningen
,,Leonard Euler” (41)
MSG, Matematiska
SkolungdomsGemenskapen, vid
Humboltuniversitetet (41)
MSG-lägret (43)
Hallorenkulor (83)
Nutellaersättning (84)
KKW, den kommunala
våningsförvaltningen (88), fel på två
ställen.
FDJ-Hemden (101)
FDJ-skjortor (96)
Stasi-Verhör (110)
Stasiförhör (104)
Stasi- Spitzel (111)
Stasispion (105)
MIKADO, die Literaturzeitschrift des MIKADO, en underjordisk
Untergrunds (119)
litteraturtidskrift (112)
Sozialistischer Stardust (124)
Socialistisk stardust (116)
DDR-Kind (132)
DDR-barn (123)
Teilübernahme
Teilübernahme
Teilübernahme
Teilübernahme
Teilübernahme
Teilübernahme
Teilübernahme
Teilübernahme
Teilübernahme
Teilübernahme
Teilübernahme
Teilübernahme
falsche
Übersetzung
Teilübernahme
Teilübernahme
Teilübernahme
Teilübernahme
Teilübernahme
Teilübernahme
3. Lehnübersetzung: (Glied-für-Glied-Übersetzung) Eine Zwischenstufe zwischen Übernahme und
normale wörtliche Übersetzung (R S, 70)
Deutsch
Schwedisch
Kategorie
Kommentar
nicht mal für Frieden und
Sozialismus (19)
staatsfeindliche Aktivitäten (22)
familienpolitischer correctness
(23)
Dialektik ohne Dogma (30/31)
Staatsfeind (31)
ein Freund dachte sie – ein eifriger
Mitarbeiter wusste die Stasi (34)
Klassenfeind (37)
Westdeutsche Propaganda (37)
,,Schwerter zu Plugscharen” (36)
Pionierhaus (41)
Arbeitsgemeinschaft (AG) Junge
Mathematiker (41)
russische Partisanenlieder (44)
Pionierlager (44)
die Jugendweihe (47)
Volkswirtschaft (62)
Montagsdemos, Neues Forum,
Friedenswachen (75)
reformierter Sozialismus (75)
die Mangelwirtschaft (78)
das Ministerium für Staatssicherheit
(109)
105
inte ens för freden och socialismen
(19)
statsfientliga aktiviteter (22)
familjepolitiskt korrekt (23)
Lehnübersetzung
dialektik utan dogmer (30-31)
statens fiende (31)
en vän trodde hon – en ivrig
medarbetare visste Stasi (34)
klassfiende (37)
västtysk propaganda (37)
svärd till plogbillar (36)
Pinojärernas hus (41)
Arbetsgemenskapen Unga
matematiker (41)
ryska partisansånger (44)
pionjärläger (44)
ungdomsinvigningen (46)
samhällshushållning (60)
måndagsdemonstrationer, Nytt Forum,
fredsvakor (72)
reformerad socialism (72)
bristsamhället (75)
Ministeriet för statssäkerhet (103)
Lehnübersetzung
Lehnübersetzung
Lehnübersetzung
Lehnübersetzung
Lehnübersetzung
Lehnübersetzung
Lehnübersetzung
Lehnübersetzung
Lehnübersetzung
Lehnübersetzung
Lehnübersetzung
Lehnübersetzung
Lehnübersetzung
Lehnübersetzung
Lehnübersetzung
Lehnübersetzung
Lehnübersetzung
Lehnübersetzung
R S = Rosell-Steuer. Ein allzu weites Feld.
37
die operative Zwangspseudonyme
(109)
die Staatssicherheit (113)
parteifeindlicher Text (119)
die Herrschaft des Proletariats (120)
akustisches Kokain fürs Volk (124)
Ernennung zum Bestarbeiter (119)
das Triptychon aus dem Stasiknast
(143)
Leseerlaubnis (144)
Ostblock-Witze (138)
ein langhaariger Chaote (123)
reformkommunistische Idéen (132)
das DDR-Bildungsprogramm (101)
die letzten echten Ossis (101)
und die ersten neuen Wessis (101)
die gefürchtete Einstellungsfrage
(101)
der Schwarzmarkt (124)
Parteiunterlagen (144)
Ostsüßigkeiten (88)
Pionierchor (23)
de operativa tvångspseudonymerna
(103)
statssäkerhetens (107)
partifientliga texter (112)
proletariatets herravälde (113)
akustiskt kokain för folket (116)
utnämningen till Bäste Arbetare (112)
Triptyken från Stasifängelset
läsetillstånd (134)
östblocksvitsar (129)
en långhårig kaot (115)
reformkommunistiska idéer (123)
DDR:s bildningsprogram (95-96)
de sista riktiga Ossisarna (96)
de första riktiga Wessisarna (96)
de fruktade uppställningsfrågorna (96)
svarthandeln (116) (svarta
börsen/marknaden)
partidokument (134)
östgodis (84)
pionjärkören (23)
Lehnübersetzung
Lehnübersetzung
Lehnübersetzung
Lehnübersetzung
Lehnübersetzung
Lehnübersetzung
Lehnübersetzung
Lehnübersetzung
Lehnübersetzung
Lehnübersetzung
Lehnübersetzung
Lehnübersetzung
Lehnübersetzung
Lehnübersetzung
Lehnübersetzung falsche
Übersetzung
Lehnübersetzung
Lehnübersetzung
Lehnübersetzung
Lehnübersetzung
4. Standardübersetzung/Offizielle Übersetzung: Einheimische Entsprechungen (R S, 72)
Deutsch
Schwedisch
Kategorie
die Berliner Mauer (14)
Berlinmuren (14)
Eiserner Vorhang (14)
järnridå (14)
im Osten (15)
i Öst (15)
Big Brother is watching you
(27)
die Mauer (30)
Storebror ser dig (27)
Muren (30)
SU, UNO
Sovjetunionen, FN
Deutsch-Sowjetische
Freundschaft (61/62)
Parteisekretär (86)
Tysk-Sovjetiska
Vänskapsförbundet (59)
partisekreteraren (82)
Genossen (88)
partikamraterna (84)
der Fall der Mauer (90)
murens fall
Ostberlin (124)
Östberlin (116)
der antifaschistische Schutzwall den antifascistiska
(129)
skyddsmuren (120)
dem Stalinismus (132)
stalinismen (123)
Kommunismus (132)
kommunismen (123)
der Warschauer Pakt (138)
Warzawapakten (128)
Ost und West (138)
Öst och Väst (129)
Kommentar
Standardübersetzung/Offizielle
Übersetzung
Standardübersetzung/Offizielle
Übersetzung
Standardübersetzung/Offizielle
Übersetzung
Standardübersetzung/Offizielle
Übersetzung
Standardübersetzung/Offizielle
Übersetzung
Standardübersetzung/Offizielle
Übersetzung
Standardübersetzung/Offizielle
Übersetzung
Standardübersetzung/Offizielle
Übersetzung
Standardübersetzung/Offizielle
Übersetzung
Standardübersetzung/Offizielle
Übersetzung
Standardübersetzung/Offizielle
Übersetzung
Standardübersetzung/Offizielle
Übersetzung
Standardübersetzung/Offizielle
Übersetzung
Standardübersetzung/Offizielle
Übersetzung
Standardübersetzung/Offizielle
Übersetzung
Standardübersetzung/Offizielle
Übersetzung
38
der kalte Krieg (140)
det kalla kriget (130)
Standardübersetzung/Offizielle
Übersetzung
5. Wörtliche Übersetzung: Normale idiomatische Entsprechung nach dem Wörterbuch (R S 72)
Deutsch
Schwedisch
Kategorie
Kommentar
umfunktioniert (11)
förvandlat (11)
sie bestimmten nicht mehr mein
Leben (15)
…, Verhaft wegen Irreführung der
Behörden oder illegalen
Einreiseversuchs (14)
in denen alle Kompaniemitglieder
samt ihren Zivilberufen
vorgestellt wurden (23)
Honeckers kandierter Apfel (25)
dom bestämde inte längre över mitt
liv (15)
bedrägligt beteende gentemot
myndigheterna, alternativ illegalt
utreseförsök (14)
om alla medlemmarna i kompaniet
och dessutom de civilanställda (22)
keiner ahnte, was meine Mutter
mir gerade wenig verschlüsselt
mitteilte (27)
verschleppt (27)
ingen anade vad min mamma något
förtäckt meddelade mig (27)
die Meissner Porzellantasse (29)
koppen av Meißenporslin (29)
eingezogen hat (29)
beslagtog (29)
die Partei (35)
partiet (35)
bis die Behörden in Aktion traten
(36)
Vaterlandsverrat (39)
en tidsfråga innan myndigheterna
skulle träda i aktion (36)
fosterlandsförräderi (39)
das sozialistische
Glaubensbekenntnis (47)
Personalausweis (47)
socialistisk trosbekännelse (46)
das System (63)
systemet (60)
am Morgen des 9. November
1989 (74)
der Ost-Berliner Parteichef (74)
morgonen den nionde november
1989 (71)
den östberlinske partichefen (71)
Feindkritik (77)
kritik mot fienden (74)
die Herrschaft der Greise und
Spitzel war gebrochen (90)
staatliche Genehmigung (92)
de gamla gubbarnas och spionernas
herravälde var brutet (86)
myndigheternas tillstånd (88)
die Rede (97)
talet (92)
die obligatorische Abschlussrede
(99)
Staatsbürger der DDR (100)
det obligatoriska avskedstalet (94)
mdborgare i DDR (95)
Morgenlied (sing) (101)
morgonsångerna (plur) (96)
der Verdacht (109)
misstanken (103)
die Observierten (109)
de observerade (103)
Honeckers kanderade äpple (25)
bortförda (27)
identitetskort (47)
wörtliche
Übersetzung
wörtliche
Übersetzung
wörtliche
Übersetzung
wörtliche
Übersetzung
falsche
Übersetzung
wörtliche
Übersetzung
wörtliche
Übersetzung
wörtliche
Übersetzung
wörtliche
Übersetzung
wörtliche
Übersetzung
wörtliche
Übersetzung
wörtliche
Übersetzung
wörtliche
Übersetzung
wörtliche
Übersetzung
wörtliche
Übersetzung
wörtliche
Übersetzung
wörtliche
Übersetzung
wörtliche
Übersetzung
Wörtliche
Übersetzung
wörtliche
Übersetzung
wörtliche
Übersetzung
wörtliche
Übersetzung
wörtliche
Übersetzung
wörtliche
Übersetzung
wörtliche
Übersetzung
wörtliche
Übersetzung
wörtliche
mit falschem
Numerus
39
Decknamen (109)
täcknamn (103)
Spitzel (109)
spioner (103)
Bezüge (109)
drag (103) (samband, relationer)
Unterlagen (112)
akterna (106)
darauf, dass dieser Kelch an uns
vorübergegangen ist (undkomma
sitt öde) (117)
Matt 26:39 Jem. Bleibt etwas
erspart
”för att denna kalk har gått oss
förbi” (110)
Musik war ein wichtiges Medium
der DDR (124)
der Freispruch (129)
musik var ett viktigt medium i DDR
(116)
den friande domen (120)
Dissidentin (129)
unerwünschte Person (130)
DDR-Opposition (131)
Ausreiseantrag (132)
sowjetische Kampfgesänge (137)
institionlisierte Lüge (142)
Spitzelberichte (143)
Vernehmungsprotokolle (143)
Amtsenthebung (145)
Übersetzung
wörtliche
Übersetzung
wörtliche
Übersetzung
wörtliche
Übersetzung
wörtliche
Übersetzung
wörtliche
Übersetzung
Matt 26:39
”Fader, låt
denna bägare
gå mig förbi,
om det är
möjligt. Men
inte som jag
vill, utan som
du vill.” (Bibel
2000)
wörtliche
Übersetzung
wörtliche
Übersetzung
dissident (120)
wörtliche
Übersetzung
oönskade personer (122)
wörtliche
Übersetzung
opposition i DDR (122)
wörtliche
Übersetzung
utresetillstånd (123) Antrag=ansökan wörtliche
Übersetzung
sovjetiska kampsånger (128)
Wörtliche
Übersetzung
institutionella lögner (132)
wörtliche
Übersetzung
sspionrapporter (133)
wörtliche
Übersetzung
förhörsprotokoll (133)
wörtliche
Übersetzung
avsättningen (135)
wörtliche
Übersetzung
6. Assoziative Übersetzung: Freies Übersetzungsverfahren mit relativ geringen Veränderungen (R S, 74)
Deutsch
Schwedisch
Kategorie
Kommentar
unser Personenschutz (22)
våra personliga livvakter (22)
Schneeweißchen und Rosenrot
(22)
gute Freunde bei der
Volksarmee (23)
volles Programm (23)
Snövit och Rödluvan (22)
erfasste die operative
Außenarbeitsgruppe sofort
(23/24)
wir Pioniere kennen sie und
laufen fröhlich mit (23)
Verfolgung der observierten
Person (24)
subversive (24)
förstod den utlokaliserade
arbetsgruppen genast (23)
goda vänner i vår Volksarmee
(22)
hela klabbet (22)
vi pionjärer känner dem och
går med i deras pakt (22)
skugga observationsobjekten
oppositionella (24)
assoziative
Übersetzung
assoziative
Übersetzung
assoziative
Übersetzung
assoziative
Übersetzung
assoziative
Übersetzung
falsche
Übersetzung
assoziative
Übersetzung
assoziative
Übersetzung
assoziative
40
S-Bahn (32)
pendeltåget (32)
Konterrevolution (37)
kontrarevolutionär (37)
Gleiche unter Gleichungen (40)
inför ekvationerna är vi alla
lika
vetenskaplig talangjakt à la
DDR (41)
ungdomskören (43)
wissenschaftlicher Beutefang à
la DDR (41)
die Junge Gemeinde (44)
der böse, böse Wolf (44)
ich war Gleiche unter
Gleichungen (46)
Staatsschwur (48)
den stora stygga vargen Wolf
(44)
inför ekvationerna var vi alla
lika (45)
trohetseden till staten (47)
Treueschwur mit seinem
überholten Pathos (50)
Prager Frühling (51)
trohetseden med sitt tunga
patos (49)
vår i Prag (50)
Plattenbau (52)
höghusområde (51)
auf die richtige Weise getauscht om han hade växlat rätt (62)
(65)
Westkohle (67)
västvaluta (63)
Ein pointenbewusster
en östtysk
ostdeutscher Bürgerrechtler (68) medborgarrättskämpe med
sinne för effekter (65)
Mauer mit Banane (74)
murbananen (74)
damit zusammenwächst, was
zusammengehört. (74)
iIch bin im Westen (74)
det som hörde ihop växte
samman igen, precis som det
ska vara. (71)
jag är på västsidan (71)
Ostler (88)
ossis (84)
Rechenschaftsberichte (99)
att de tvingat oss avlägga
räkenskap (94)
faneder (99)
Fahnenappelle (99)
Hochschulreife (99)
FDJ-Studienjahr (100)
das unbekannte Wesen (105)
Toresschluss (100)
Bildungsbeschneidung (100)
die sozialistische
Produktionsweise (101)
Übersetzung
assoziative
Übersetzung
assoziative
Übersetzung
assoziative
Übersetzung
assoziative
Übersetzung
assoziative
Übersetzung
assoziative
Übersetzung
assoziative
Übersetzung
assoziative
Übersetzung
assoziative
Übersetzung
assoziative
Übersetzung
warum nicht die
Standardübersetzung
,,Pragvåren”?
assoziative
Übersetzung
assoziative
Übersetzung
assoziative
Übersetzung
assoziative
übersetzung
assoziative
Übersetzung
assoziative
übersetzung
assoziative
übersetzung
assoziative
Übersetzung
assoziative
Übersetzung
assoziative
Übersetzung
falsche
Übersetzung
(Appelle=
uppställning)
möjlighet till högre studier (94) assoziative
Übersetzung
FDJ-praktik (94)
assoziative
Übersetzung
en östeuropeisk alien (99)
assoziative
Übersetzung
svanesång (95)
assoziative
Übersetzung
bildningsförbud (94)
assoziative
Übersetzung
det socialistiska
assoziative
produktionssystemet (96)
Übersetzung
41
Morgenlied (sing) (101)
morgonsångerna (plur) (96)
vormilitärische Ausbildung
(101)
zuständige Dienststelle (109)
volkseigenen (119)
den förberedande militära
utbildningen (96)
de statstjänstemän som var
ansvariga (103)
statligt ägda (112)
als Ostbeauftragte (137)
ansvarig för Östblocket (128)
Ossis unter sich (138)
ossis på egen hand (129)
Niederschriften von Parteitagen
(143)
rapporter från Partidagar (133)
RIAS (143)
västsändarna (133)
einer der gefälligsten
Kundschafter der Stasi (145)
en av Stasis högst värderade
uppgiftslämnare (135)
assoziative
Übersetzung
assoziative
Übersetzung
assoziative
Übersetzung
assoziative
Übersetzung
assoziative
Übersetzung
assoziative
Übersetzung
assoziative
Übersetzung
assoziative
Übersetzung
assoziative
Übersetzung
falsche
Übersetzung
Parteitag=
partikongress
falscher Plural
7. Verallgemeinernde Übersetzung: Weitere Entfernung vom Original mit einem Verlust an Spezifischem
dem Originaltext gegenüber (R S, 76)
Kommentar
Deutsch
Schwedisch
Kategorie
die Hauptabteilung VIII im
Märchenwald (20)
es war der Narrenumzug der
Saison (24)
die Hauptabteilung VIII war
gelinkt worden (24)
DDR-Dissidenten (51)
paraden i skogen (20)
das ultimative
Kontrastprogramm (53)
fremdsprachen waren kein
förderungswürdiges Kulturgut
in der DDR (69)
Ostberliner Magistrat (92)
den ultimata kontrasten (52)
den grauen Ost-Zirkus (99)
cirkusen i Öst (93)
jahrelanges Abrichten (99)
all exercis (93)
FKK am Mittelmeer (104)
nakenbad i medelhavet (98)
Dein Ossi (105)
ossis (99)
Stasi-Akten (110)
akter (104)
Druckerei des VEB
Metallurgiehandel (119)
”das Lied der unruhevollen
Jugend” (unzufrieden?)
tryckeriet i en statlig metallfabrik
(112)
”den oroliga ungdomens sång”
det var årets parad (24)
avdelning VIII hade gått i fällan
ordentligt (24)
regimkritiker (50)
främmade språk var inget man
ville befrämja i DDR (65)
myndigheterna i Östberlin (88)
verallgemeinernde
Übersetzung
verallgemeinernde
übersetzung
verallgemeinernde
übersetzung
verallgemeinernde
Übersetzung
Verallgemeinernde
Übersetzung
verallgemeinernde
Übersetzung
verallgemeinernde
Übersetzung
verallgemeinernde
übersetzung
verallgemeinernde
Übersetzung
Verallgemeinernde
übersetzung
verallgemeinernde
Übersetzung
verallgemeinernde
Übersetzung
verallgemeinernde
Übersetzung
verallgemeinernde
Übersetzung?
42
8. Kulturelle Adaption: Übersetzung mit Ausdrücken die mit eigenkulturellen Konnotationen verknüpft
werden (R S, 78)
Deutsch
Schwedisch
Kategorie
Kommentar
Personaldokument (14)
Versehentlicher Geniestreich
(42)
Staatsbürgerkundelehrer (75)
Duplo-Sammelbilder (88)
die Staatsbürgerkundelehrer
(99)
Hochschulreife (102)
der bourgeoise Heine (120)
marxistiskt ord
Parteiunterlagen der
Kreisleitung (144)
Kreisleitung (144)
pass (14)
Lidnersk knäpp (41)
kulturelle Adaption
kulturelle Adaption
samhällskunskapslärare (72)
Filmisar (84)
samhällskunskapsläraren (94)
kulturelle Adaption
kulturelle Adaption
kulturelle Adaption
studentexamen (97)
kälkborgerlig (113)
kulturelle Adaption?
kulturelle Adaption
stadsfullmäktiges
partidokument (134)
stadsfullmäktiges (134)
kulturelle Adaption
kulturelle Adaption
9. Explikation/erklärende Zusätze: Ergänzungen/Erklärungen von kulturspezifischen Ausdrücken (R S,
82)
Schwedisch
Kategorie
Kommentar
Deutsch
ausgebürgert (16)
NVA (16)
Leibwächter (17)
die Herren von der
Staatssicherheit (23)
…bot IM Diamant an (34)
Matheolympiade (41)
Ein gutes Dutzend fliegende
Klassenzimmer (43)
die Wende (44)
FDJ (47)
POS, die zehnklassige
Allgemeinbildende
Polytechnische Oberschule (59)
FDJ-Mitglied (61)
Begrüßungsgeld (86)
Fetzer. Fetzig (88)
Provinz-Funktionär (88)
ganz fetzig (88)
ausgebürgert, han blev av med
sitt medborgarskap (16)
ej översatt i texten, men
utskrivet i fotnot och översatt
till Nationella Folkarmén (16)
personliga livvakter (17)
herrarna från Ministeriet för
Staatssäkerhet (23)
…erbjöd sig IM Diamant
(förklaring i fotnot. ”Vännens”
täcknamn i Stasis arkiv (34)
internationella
matteolympiaden (41)
Drygt ett dussin flygande
klassrum. (42), förklaring i
fotnot: Klassisk barnbok av
Erich Kästner
die Wende. Förklaring i fotnot
= murens fall och de tyska
staternas återförening (44)
FDJ, ej översatt, utskrivet i
fotnot: FDJ=Freie Deutsche
Jugend (46)
POS, den tioåriga
Allgemeinbildende
Polytechnische Oberschule,
förklarat med fotnot: Högre
Allmänt Läroverk, Gymnasium
(57)
medlem i Freie Deutsche
Jugend (FDJ) (58)
tillåtna valuta (82) (senare
förklarat s. 84)
Fetzer. Fetzig (84) förklaring i
fotnot: einen Fetzen haben –
ung. vara på fyllan (84)
provinsiell partifunktionär (84)
ganz fetzig (83) (förklaring i
Explikation
Explikation
Explikation
Explikation
Explikation
Explikation
Explikation
Explikation
Explikation
Explikation
kursiv
Explikation
Explikation
falsche
Übersetzung
Explikation
Explikation
Explikation
43
fotnot: Einen Fetzen haben –
ung. vara på fyllan)
Volkskammerwahl (90)
valet till folkkammaren (86)
(förklaring i fotnot: DDR:s
högsta statsorgan)
Winkelemente und Kampflieder tvungna att vinka på befallning
(100)
och sjunga kampsånger (94)
de Appelle auf dem Hof (101)
alla trohetsappeller på
skolgården (96)
praktische Arbeit im VEB
arbeta på VEB Messelektroniks
Messelektronik (101)
fabrik
die Untersuchungshaftanstalt
Mfs-häktet (103) fotnot
des MfS (109)
MfS=Ministerium für
Staatssicherheit
Gauckbehörde (110)
Gauckmyndigheten (104)
förklaring i fotnot
Wollenbergers (112)
familjen Wollenberger (106)
Klarname des IM (115)
informatörens riktiga namn
(109)
SED (119)
SED (112) , förklaring i fotnot
Wandlitz (132)
Wandlitz (122), förklaring i
fotnot
der segensreiche Kommunismus den segerrika äkta
(132)
Kommunismen (123)
Rosa Luxemburg (133)
Rosa Luxemburg (124)
förklaring i fotnot
Enge des Ostens (135)
trångsyntheten i Öst (126)
Landrat (141)
landsråd (131) + fotnot
Untersuchungshaftantstalt des
MfS undersökningshäkte i
MfS in Rostock (141)
Rostock (131) + fotnot: MfS,
Ministeriet för Statens säkerhet
Planerfüllung (142)
femårsplanernas uppfyllande
(132)
MfS-Dokumente sortierte (143) sorterade gamla papper från
MfS (133)
betragen
ordning och uppförande
Explikation
Explikation
Explikation
Explikation
Explikation
Explikation
Expliktion
Explikation
Explikation
Explikation
Explikation
falsche
Übersetzung
Explikation
Explikation
Explikation
Explikation
Explikation
Explikation
Explikation
10. Auslassung: (R S, 84)
Deutsch
Schwedisch
Kategorie
bisher sei noch keine
Verpflichtungserklärung
gefunden worden. (111)
IM ,,Buche” (111)
hittills hade det inte kommit
fram eller hittats något om
dennes identitet. (105)
”Buche” (105)
Auslassung/Kompensa
tion?
Auslassung
Kommentar
”IM” nicht
übersetzt
11. Kompensation: Der Verlust an wichtigen Aspekten in der Übersetzung wird durch andere Mittel oder
an anderer Stelle kompensiert (R S 85)
Deutsch
Schwedisch
Kategorie
Kommentar
Meine freie deutsche Jugend
(Titel)
ganz im Sinne der Stasi-Ballade:
(17)
ein Büttel des Polizeistaates (27)
per Parteiauftrag musste sie..
(62)
schwamm drüber (90) (wir
wollen nicht mehr drüber
Honeckers kanderade äpple
(Titel)
helt i Stasikörets anda: (17)
Kompensation
en polisstatens handgångne
man (27)
partiet flyttade över henne (59)
Kompensation
de flöt med strömmen (86)
Warum?
Kompensation
Auslassung/Kompensa
tion?
Kompensation
falsche
Übersetzung
44
sprechen)
spalier standen für Gorbatschow att vara flaggviftande publik
– aber auch für Ceausescu (101) för Gorbatjov – men också för
Ceausescu (96)
einen Maßnahmeplan zu ihrer
Stasi övervägt att arrestera
Haftierung ersonnen (112)
(106)
wegen der abgebuchten
för att de skrev upp
Informationen. Wie vom Konto. informationen i en bok. Som en
Ich hatte ein Guthaben, die
bankbok. Jag har något på
haben abgebucht (116)
pluskontot. Bankbok-bok (110)
Vorzeigekader (141)
sann förebild för alla
kommunister (131)
Kompensation
Kompensation
Kompensation
Kompensation
12. Falsche/problematische Übersetzungen
Deutsch
Schwedisch
Schneeweißchen- und-Rosenrot
(22)
in denen alle Kompaniemitglieder
samt ihren Zivilberufen vorgestellt
wurden (23)
erfasste die operative
Außenarbeitsgruppe sofort (23/24)
der alte Schneeweißchen- undRosenrot – Trick (24)
die Rechnung meiner Mutter ging
auf (40) (det går enligt
räkningen/planmäsigt)
die marode DDR (62)
Snövit och Rödluvantricket (22)
Sapporoschetz(83)
Yugo (79)
Begrüßungsgeld (86)
tillåtna valuta (82) (senare
förklarat s. 84)
Puhdus (84)
Puhdys (88)
förstod den utlokaliserade
arbetsgruppen genast (23)
det gamla Snövit och
Rödluvantricket (24)
min mammas räkningar steg (40)
(felaktig översättning)
falsche/problematische
Übersetzungen
falsche/problematische
Übersetzungen
falsche/problematische
Übersetzungen
det bedagade DDR (60)
falsche/problematische
Übersetzungen
falsche/problematische
Übersetzungen
de flöt med strömmen (86)
KWV , die Kommunale
Wohnungsverwaltung (92)
KKW, den kommunala
våningsförvaltningen (88), fel på
två ställen.
FDJ-avdelningen (92)
Fahnenappelle (99)
Winkelemente und Kampflieder
(100)
Bezüge (109)
Ausreiseantrag (132)
Kommentar
falsche/problematische
Übersetzungen
om alla medlemmarna i kompaniet falsche/problematische
och dessutom de civilanställda (22) Übersetzungen
Schwamm drüber (90) (wir wollen
nicht mehr drüber sprechen)
FDJ-Leitung (97)
Kategorie
falsche/problematische
Übersetzungen
falsche/problematische
Übersetzungen
falsche/problematische
Übersetzungen
warum eine
ganz andere
Automarke?
Redewendung
mit der
Bedeutung:
,,Wir wollen
nicht mehr
drüber
sprechen.”
falsche/problematische
Übersetzungen
falsche/problematische
Übersetzungen
faneder (99) (appelle-uppställning) falsche/problematische
Übersetzungen
tvungna att vinka på befallning och falsche/problematische
sjunga kampsånger (94)
Übersetzungen
drag (103) (samband, relationer)
falsche/problematische
Übersetzungen
utresetillstånd (123)
falsche/problematische
Antrag=ansökan
Übersetzungen
45
Fly UP