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40. Jahrestagung der Gesellschaft für Angewandte Linguistik „SprachRäume“ Leipzig, 15.-17.09.2010 Abstracts Editiert von Elisabeth Burr & Elena Potapenko Deckblatt: Idee und Design Lara Burr-Evans Programmbereiche Plenarvortrag I, Mendelssohnsaal Tomasello, Michael – Communication Before Language 246 Plenarvortrag II, HS 9 Antos, Gerd – „SprachReviere“, „kommunikative Autarkie“ und „Denkstile“ oder: Zur Dynamik und Sphärik von „SprachRäumen“ 26 Sektion 1, S 204 Berron-Koch, Marie-Anne & Schulz, Sarah – In Szene gesetzte Texte: Blog und Slam in Deutschland und Frankreich 39 Hornbostel, Michaela – Zum Einsatz von Critical Incidents im Training interkultureller Kommunikation: zwischen Kulturstandards und personaler Offenheit 113 Naumann, Christfried – Zu einer standardisierten Orthographie des Taa (Tuu, Namibia/Botswana) 178 Schünemann, Ralf – Vorlesen in der Hauptschule - Möglichkeiten zur Standardisierung? 216 Stoll, Sabine – Standardisierung in der Sprachdokumentation, ein zyklischer, rekursiver und endloser Prozess 233 Thiele, Michael – Probative Dialektik: Argumentative Etymologie 238 Sektion 2a, S 226 Hennig, Mathilde & Löber, Melanie – Grammatikbenutzung und das Normativitätsdilemma 110 Kalverkämper, Hartwig – Raum-Reduktion: Lexikographie und RhetorikRatgeber zur Körperkommunikation 126 Kispál, Tamás – Vorbereitungen zur Erstellung eines Übungsbuchs zur Wörterbuchbenutzung 134 Koplenig, Alexander & Töpel, Antje – Wörterbuchbenutzungsforschung bei Onlinewörterbüchern – www.benutzungsforschung.de 141 Kuchenreuther, Michaela – Die mentalen Prozesse bei der Konsultation zweisprachiger Lernerwörterbücher 148 Mann, Michael – Überlegungen zur Wörterbuchbenutzungsforschung bei Internet-Fachwörterbüchern 161 Melchior, Luca & D’Agostini, Fabio – Benutzest du noch oder usest du schon? Wünsche, Anforderungen und Probleme bei der Benutzung und (Mit)Gestaltung eines halbkollaborativen Wörterbuches 170 Müller-Spitzer, Carolin – Soziale Situationen der Wörterbuchbenutzung 176 Nied Curcio, Martina – Der Gebrauch von Wörterbüchern im DaF-Untrerricht 183 Schierholz, Stefan – Online-Wörterbuch zur Substantivvalenz 213 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Sektion 2b, S 224 Baumgarten, Nicole – Lingua franca interaction in English across academic speech genres 33 Bonitz, Petra-Kristin – Dialektales tun tut was zur Sache beitragen! 46 Ellert, Miriam – Psycholinguistische Methoden in der angewandten Fremdsprachenforschung: Was uns Blickbewegungen im visuellen Raum über den Fremdspracherwerb verraten können 79 Hopp, Holger & Ellert, Miriam – Zwischen Personal- und Demonstrativpronomen: Die anaphorische Verweisfunktion des d-Pronomens der in Interpretation und Blickbewegung 111 Lee, Mi-Young – Entstehung des syntaktischen Spannungsfeldes - Ein psycholinguistisches Konzept zur Erklärung der Produktionsschwierigkeiten in Bezug auf (deutsche) Wortstellungsregeln 153 Matsekh-Ukrayinskyy, Lyubomyr – Valenz der Adjektive im Kontext der Frametheorie 166 Reshöft, Nina – Bewegungsereignisse im Französischen und Englischen: Eine typologische Unterscheidung 204 Turgay, Katharina – Polyseme Präpositionen im Zweitspracherwerb 247 Winkler, Steffi – L1-Transfer im DaF-Erwerb der deutschen SOVHauptsatzstruktur. Eine Interventionsstudie mit italienischsprachigen Universitätsstudenten 253 Zoubid, Rachida – Fehleranalytische Untersuchung zum Gebrauch der deutschen Grammatik für Germanistikstudenten mit arabischer, amazighischer (berberischer) und / oder französicher Muttersprache 261 Sektion 3, S 222 Bock, Bettina – Geheimer Diskurs: Der Kommunikationsraum Ministerium für Staatssicherheit und die inoffiziellen Mitarbeiter 45 Bubenhofer, Noah – Maschinelle Methoden der Diskursanalyse: Das Potenzial datengeleiteter Korpuslinguistik 55 Dreesen, Philipp – Öffentlicher Diskursraum: Der herrschende Diskurs und die nicht-expliziten Widerstandsaussagen auf den Straßen der DDR 72 Fraas, Claudia & Meier, Stefan – Online-Diskurse. Konzeptualisierungen und methodologische Zugänge zu einem neuen Forschungsgegenstand: „Der Chemnitzer Ansatz" 83 Karg, Ina – Jugendliche Diskursbeteiligung - Beispiele und schreibdidaktische Grundsatzüberlegungen 128 Spieß, Constanze – Texte, Diskurse und Dispositive. Zur methodischempirischen Umsetzung eines komplexen Programms 220 Spitzmüller, Jürgen – Textlinguistik – Stilistik – Diskurslinguistik: gemeinsame Perspektiven und Anwendungsbezüge 224 Programmbereiche Warnke, Ingo H. – Urbanität und Kommunikative Infrastrukturen – Strukturen sozialer Bedeutungskonstruktion in Städten 249 Wengeler, Martin – Historische Diskurssemantik. Das Beispiel Wirtschaftskrisen 251 Yudina, Tatjana – Diskursive Strategien: eine Partei stellt sich in der Öffentlichkeit vor (am Beispiel der Bundestagswahlen 2009) 257 Sektion 4, HS 16 Brenning, Jana – Projektionsverfahren in der Interaktion – Syntaktische Kokonstruktionen 52 Czicza, Dániel – Das Prototypische im Nähe- und Distanzsprechen am Beispiel von Subjekts- und Objektskorrelaten 62 Fiehler, Reinhard – Kommunikative Praktiken 81 Habscheid, Stephan & Gerwinski, Jan – Pragmatizität und Medialität verbaler Interaktion im Licht kommunikativer Störungen – am Beispiel von Notfallbewältigungskommunikation 105 Heller, Vivien – Unterschiede in der Realisierung argumentativer Praktiken von Kindern heterogener sprachlich-kultureller Hintergründe 109 Linz, Erika – Dialogizität und Nähesprachlichkeit. Face-to-Face-Gespräche als Leitbild gesprochener Sprache? 157 Spreckels, Janet – Erklären im Klassenzimmer als kommunikative Praktik 225 Tissot, Fabienne – Vokalisierungsstil? – Zu Sprechstilen junger Frauen 242 Sektion 5, HS 17 Androutsopoulos, Jannis – Dialektstilisierung und Repräsentation des Lokalen im partizipatorischen Netz 25 Baldauf-Quilliatre, Heike – Mehr als eine Hörergemeinschaft. Zur Rezeption der französischen Radiosendung Là-bas, si j’y suis 30 Demarmels, Sascha & Weidacher, Georg – Plakaträume – Raum für und auf politischen Plakaten 68 Gächter, Yvonne – ” 87 Kern, Friederike – Schön nach VORne gespielt – Die Herstellung von Räumlichkeit in Fußball- Livereportagen 130 Meiler, Matthias – Das Kleinplakat – eine übersehene Kommunikationsform 168 Rentel, Nadine – Globalisierung oder Kulturspezifik im massenmedialen Raum? Die Gestaltung deutscher und französischer PR-Kampagnen im Bereich der Automobilindustrie im Vergleich, dargestellt am Beispiel des Internetauftritts von Renault 202 Zilg, Antje – Y a le feu au lac – Vermittlung von Lokalität im Fernsehen 258 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Sektion 6, HS 20 Beile-Meister, Birgit & Schilling, Andrea – Kommunikative Erfordernisse im juristischen Auslandspraktikum – Didaktische Rückschlüsse für Fachsprachkurse Englisch 36 Efing, Christian – Fachkommunikationskompetenz Auszubildender in der Industrie zwischen Anspruch (der Betriebe) und Wirklichkeit 74 Grommes, Patrick & Naumann, Anneke & Siemon, Jens – Fachkommunikationskompetenzen mehrsprachiger SchülerInnen 97 Großmann, Uta – Inhaltliche Inkongruenzen bei der Fachtextrezeption in DaF seitens ausländischer Studierender der Wirtschaftswissenschaften 99 Grzega, Joachim – Lernen durch Lehren (LdL) als Konzept zur Vermittlung von Fachkommunikationskompetenzen 102 Harren, Inga – Fachliche Zusammenhänge präzise formulieren lernen – Sprachförderung im Unterrichtsgespräch 108 Jaeger, Catherine & Poletti, Axel – Die Entwicklung von Fachkommunikationskompetenz in Fremdsprachen: Zwei Modelle im Vergleich 115 Krause, Juliane & Wetzel, Nora – Herausforderungen der ExpertenLaienkommunikation im Interaktionsrahmen Verwaltung – am Beispiel des Projekts „Bürgernahe Verwaltungssprache im Landkreis Göttingen“, durchgeführt von der linguistischen Unternehmensberatung SPRACHWERK 142 Petkova-Kessanlis, Mikaela – Die kommunikative Kompetenz des Präsentierens und die Notwendigkeit ihrer Vermittlung im hochschulischen Bereich 186 Quennet, Fabienne – Räume entdecken - Sprachkompetenz fördern. Ein BestPractise-Beispiel aus der universitären CLIL-Ausbildung für Geographen 192 Redder, Angelika – Von der ‘Bildungssprache’ zur ‘alltäglichen Wissenschaftssprache’ 194 Sektion 7 & 15, S 228 Bergien, Angelika – Zur Konstitution von Regionalität in den Namen mitteldeutscher Unternehmen 37 Bieswanger, Markus – Soziolinguistische SMS-Forschung: Methodische Überlegungen und empirische Ergebnisse 41 Cramer, Irene & Bonberg, Jana & Kessler, Anna-Lena – Definitionen in Wortnetzen: Definitionstypen, lexikalisch-semantische Relationen und die automatische Erweiterung am Beispiel von GermaNet 60 Lange, Matthias – Semantische Funktionalität für Web-Suchmaschinen 151 Motschenbacher, Heiko – Die diskursive Verhandlung europäischer Identität im Eurovision Song Contest 175 Programmbereiche Reißman, Kareen – Zwischen Selbstdarstellung und Identitätswahrung in sozialen Netzwerken des web2.0 – eine soziolinguistische Untersuchung zu Surveys auf MySpace 198 Ruda, Sonja – Korrekturen von Aufgabenlösungen im traditionellen und virtuellen Lehrraum und deren Modellierung für ein lehrerunterstützendes Feed-back-Werkzeug im E-Learning 209 Steiger, Vera & Irmen, Lisa – Identitätsbildung durch eine geschlechterinklusive (Rechts-)Sprache? 229 Tkachenko, Anna – Nähe und Distanz als konzeptionelle, mediale und kulturelle Kategorien in deutschen und russischen Chats 244 Wickström, Bengt-Arne – Sprache als erneuerbare Ressource: Externe Einflüsse und strukturelle Stabilität 252 Sektion 8 (I), S 210 Goschler, Juliana – Die Einschätzung der Sprachkompetenz von DaZSprechern durch deutsche Muttersprachler 95 Goschler, Juliana & Gruhn, Mirja – Tempusverwendung bei Sprechern mit Deutsch als Zweitsprache: Ein Vergleich gesprochener und geschriebener Sprache 93 Krempin, Maren & Mehler, Kerstin & Thoma, Dieter – Erfolgsfaktoren früher Sprachförderung 144 Lipavic Oštir, Alja – Funktional mehrsprachig im 20. Jahrhundert in der Steiermark / Štajerska 159 Pereira Fritzen, Maristela – Sprachkontakt und Sprachkonflikt in der Schule eines deutschstämmigen Dorfes in Südbrasilien: Herausforderung für die Erziehung 185 Schmidt, Christina D. – Sprachwahl und religiöse Identität in der Diaspora: Afrikaans und Englisch in südafrikanischen Kirchen in Großbritannien 214 Stähli, Adrian – Zur Konstitution eines Minderheiten-Sprachraums: Sprachvitalität und Mehrsprachigkeit in der deutschen Sprachinsel Bosco Gurin (Kanton Tessin) 227 Szabó, Csilla – Language shift in einer deutsch-ungarisch-rumänischen Sprechergemeinschaft in Nordwestrumänien 236 Tinner, Sandra – Mythos Mehrsprachigkeit: Sprachraumgrenzen in der Schweiz – eine neurolinguistische Untersuchung 240 Sektion 8 (II), S 212 Ehlers, Klaas-Hinrich – Schlesische und sudetendeutsche Plattsnacker – zur sprachlichen Integration der Heimatvertriebenen in MecklenburgVorpommern Marx, Christoph & Nekula, Marek – Sprachplanung in grenzregionalen Organisationen 75 162 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Nekula, Marek & Marx, Christoph – Diskursive Konstruktion des referentiellen und sozialen Raumes 179 Nemeth, Cornelia – Zugezogene im Kontakt. Eine regionalsprachliche Studie 180 Reuter, Hannah – Was ist das richtige Niederdeutsch? Niederdeutschunterricht zwischen Standardisierung und Regionalisierung 206 Scharioth, Claudia – Sprache, Region und Identität im nördlichen West- und Ostdeutschland. Eine komparative Untersuchung der heutigen Alltagssprache von Frauen in Holstein und Mecklenburg-Vorpommern 212 Sektion 9, HS 19 Bosse, Elke – Gesprächspraktiken in interkulturellen Trainings: Erzählen, Beraten und Streiten 49 Bosse, Elke & Kreß, Beatrix & Schlickau, Stephan & Da Silva, Vasco – Möglichkeiten der Vermittlung und Anwendung von Methoden der Diskursforschung im Rahmen von BA-Studiengängen 48 Brinkschulte, Melanie & Henze, Yvonne A. – Förderung interkultureller Kompetenz durch betreuten interkulturellen Austausch 54 Ehlich, Konrad & ten Thije, Jan D. – Alltagshermeneutik als kommunikative Praxis für international Studierende: Diskursanalysen des „Eurocampus für Interkulturelle Kommunikation 76 Grupen, Camilla – Sprachliche Anforderungen in englischsprachigen Studiengängen: Zur Angemessenheit von TOEFL und IELTS für die Zulassung von Studierenden zu englischsprachigen Studiengängen an deutschen Hochschulen 101 Jauregi, K & Schoenmakers, M. & de Graaff, R. & Canto, S. – Enhancing Intercultural Communicative Competence through cross-cultural interactions in digital environments 119 Johnen, Thomas – Teletandem: ein Instrument zur studienbegleitenden sprachlichen und interkulturellen Kompetenzentwicklung 122 Knapp, Annelie – Englisch als Lingua Franca in der Lehrveranstaltungskommunikation 140 Priegnitz, Frauke – Englischsprachige Sprechstunden in internationalen Masterstudiengängen: Sprachliche Herausforderungen und hochschuldidaktische Implikationen 191 Reinelt, Rudolf – Sprachräume überbrücken beim Deutsch als 2FS lernen 196 Risse, Stephanie – Mehrsprachig # interkulturell – Beobachtungen an der dreisprachigen Freien Universität Bozen (Italien) 208 Sommer, Julia – Niederländisch lernen im virtuellen Campus 219 Thielmann, Winfried – Ausbau, Abbau oder Verhau? – Möglichkeiten und Grenzen einer Nutzung des Englischen als Lingua Franca in der Hochschulkommunikation 239 Programmbereiche Sektion 10, S 202 Albl-Mikasa, Michaela – Zu den Auswirkungen der weltweiten Verbreitung von Englisch als Lingua Franca (ELF) auf das Dolmetschen 24 Aussenac-Kern, Marianne – Fachsspezifische Fremdsprachenvermittlung im Dolmetsch- und Übersetzungsunterricht am Beispiel der französischen Sprache: Vermittlung aus dem Effef…? 27 Bastian, Sabine – Das Drehbuch: ein komplexes Objekt für die Übersetzung 31 Bayer-Hohenwarter, Gerrit – Kreativität beim Übersetzen populärwissenschaftlicher und instruktiver Texte im Vergleich: Kein Raum für Kreativität in instruktiven Texten? 34 Ghenghea, Voichita A. – Schwierigkeiten bei der Übersetzung von fachbezogenen Vermittlungstexten: unterrichtspraktische Betrachtungen 91 Janßen-Fesenko, Tamara – Zu Konstanten des übersetzerischen Raums 118 Jekat, Susanne J. – Das WWW als Datenbasis für die Übersetzerarbeit? 121 Jüngst, Heike Elisabeth – Filmdolmetschen. Eine Sonderform der audiovisuellen Übersetzung 124 Massey, Gary & Jud, Peter – Translatorische Recherchierkompetenz im Informationszeitalter: eine prozessorientierte Untersuchung zum Suchmaschinenverhalten von ÜbersetzerInnen 164 Prassl, Friederike – Übersetzerisches Rechercheverhalten von Profis und Novizen auf dem Prüfstand: Empirische Befunde aus der Analyse von Konsultationshandlungen und ihren Auswirkungen auf die Qualität des Zieltextes 189 Sabban, Annette – Zur Übersetzung von Phrasemen 210 Sektion 13, S 220 Alber, Kerstin – Syn-Morphose - Semantisch-lexikalische Profile von Grundschülern 23 Breitsprecher, Christoph – Studentische Mitschriften als Fenster zum diskursiven Wissenstransfer 50 Festman, Julia – Können Erfahrungen aus der drei- / viersprachigen Erziehung von Kindern zu Hause nutzbar gemacht werden für den frühen Sprachenunterricht? 80 Kern, Friederike – Prosodische Ressourcen zur Verknüpfung komplexer Äußerungen in Erzählungen von Kindern mit türkischer Muttersprache 131 Kleinbub, Iris – Qualitätsmerkmale im Leseunterricht: (endlich) empirisch nachweisbar? 136 Lingnau, Beate – Kommunikative Aneignung von Zeitungstexten in der Primarstufe 155 Rellstab, Daniel H. – „wer↓ c'est qui↓“: Zur Konstruktion von Hierarchien während Gruppenarbeiten im „Deutsch als Fremdsprache“-Unterrich 201 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Theis, Ulla – Sprach(en)bewusstheit und Interkomprehension im Studium der Romanistik 237 Themenbereich I, HS 17 Bader, Anita & Fritz, Gerd – Kontroversen um Rezensionen und Gutachten in der digitalen Wissenschafts-Kommunikation 28 Dynkowska, Malgorzata & Ermakova, Vera – Zur performativen Dimension von wissenschaftlichen Präsentationen 73 Janich, Nina - Landkarten des Nichtwissens und des unsicheren Wissens. Vermittlungs- und Bewertungsprobleme in der externen Wissenschaftskommunikation 117 Krieg, Martin & Niemann, Philipp – Von der Bleiwüste bis zur Diashow: Formen wissenschaftlicher Präsentationen und ihre Rezeption 146 Spieß, Constanze – Der Embryo zwischen Ware und Gut. Zur metaphorischen Verhandlung des Embryos im Printmediendiskurs um die humane embryonale Stammzellforschung. Ein Beispiel externer Wissenschaftskommunikation? 222 Stöckl, Hartmut – Die Infographik als Sprache-Bild-Text. Kommunikative Leistungen in der fachexternen Popularisierung von Wissen / Wissenschaft 231 Zillien, Nicole / Haake, Gianna - Wissenschaftsvermittlung in Internetforen zur Reproduktionsmedizin: Die Wissensbörse der Laien 259 Themenbereich II, HS 19 Blanke, Detlev – Zur Plansprachenfrage im Europäischen Raum 43 Busse, Ulrich - Welche Rolle spielen Anglizismen in europäischen Sprachen? 57 Ehrenreich, Susanne – Doing Business in Europe and Beyond - Englisch als Lingua Franca und andere Sprachen in der internationalen Wirtschaft 78 Jüngst, Heike Elisabeth – Filmübersetzung in Europa: Das Nonplusultra des Fremdsprachenlernens? 123 Meierkord, Christiane – Englisch in Schwedens Sprachökologien - universitäre und alltägliche Kontexte 167 Reissner, Christina – Das Interkomprehensionskonzept EuroCom – eine Alternative zu herkömmlichen Spracherwerbsmodellen 199 Smit, Ute – Unterricht auf Englisch als Lingua Franca: Chancen und Auswirkungen für tertiäre SprachRäume 217 Stegu, Martin – Globish only oder Mehrsprachigkeit? Zur „multilingual awareness“ von Wirtschaftsstudierenden 228 Ylönen, Sabine – Zur Rolle von Mehrsprachigkeit und des Deutschen an finnischen Universitäten 255 Programmbereiche Themenbereich III, HS 16 Christmann, Gabriela B. – Raumpioniere in Stadtquartieren. Über kommunikative Raumkonstruktionen 58 Diekmannshenke, Hajo & Lohoff, Markus – Populäre Räume in Online-Spielen 70 Domke, Christine – Wie Werbung öffentliche Räume ‚besetzt‘: Analysen zu aktuellen Formaten in Innenstätten und Flughäfen 71 Kesselheim, Wolfgang – Popularisierung im und mit dem Raum: Ausstellungen in Wissenschaftsmuseen 132 Klemm, Michael – Doing being a Fan. Fanforen als Werkräume der Populärkultur 138 Metten, Thomas – Zur medialen Konstitution von Diskursen. Ansätze zur diskursanalytischen Untersuchung kultureller Sphären am Beispiel des Vulkanausbruchs in Island 172 Schmidt, Vasco Alexander – Living Labs als Gesprächsräume zur Wissenskonstitution 215 Wagner, Franc & Kleinberger, Ulla – Raumkonzepte in populärwissenschaftlichen Medientexten 248 Themenbereich IV, HS 15 Da Milano, Federica & Putzu, Ignazio & Ramat, Paolo – The relations between the cognitive dimension of space and its linguistic expressions 63 De Stefani, Elwys – Die Herstellung gemeinsamer Orientierung in Stadtführungen. Vom Zusammenspiel sprachlicher und multimodaler Ressourcen bei mobilen Interaktionsteilnehmern 66 Fricke, Ellen – „Sprachräume“ multimodal: Gesten und Grenzen in Wegbeschreibungen am Potsdamer Platz 85 Gazin, Anne-Danièle – Deixis in mobile configurations: the use of Italian demonstrative pronouns questo/a and quello/a in interaction in cars 89 Gobber, Giovanni – Zum Gebrauch von Demonstrativpronomina für die zeitliche Ferne: einzelsprachliche Strukturen und sprachenübergreifende Tendenzen 92 Jungbluth, Konstanze – Ego und Alter. Von der Inklusion zur Exklusion im Gesprächsraum 125 Nogué Serrano, Neus – “I’d love to come to the stadium to play against my team”. Person deixis, footing and identity: The case of a football player 184 Stukenbrock, Anja – The elaboration of space in multimodal repair-sequences 234 Themenbereich V, HS 14 Hansen, Sandra & Stoeckle, Philipp – Laienlinguistische und dialektometrische Modellierung von Dialekträumen – Versuch einer Integration 106 Lameli, Alfred – Dialekträume als Struktur- und Handlungsräume 150 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Lötscher, Andreas – Der Flickenteppich als areales Muster in Dialektkarten: Alltagskommunikation und Diffusionstypen im Dialekt 160 Nerbonne, John – Zum Erklärungswert des Begriffs „Dialektgebiet“: Ein quantitativer Ansatz 181 Plewnia, Albrecht & Rothe, Astrid – Laienlinguistische Konzeptualisierungen dialektaler Räume (auf der Basis einer bundesweiten Repräsentativumfrage) 187 Porsch, Peter – Dialektpflege, Dialektliteratur und Dialektlexikographie im Spannungsfeld von Prestige und Stigma als Wirkungskomponenten bei der Konstruktion von Sprachräumen 188 Reichel, Sybille – Visuelle Wirkung von Sprachkarten 195 Themenbereich VI, HS 13 Baumann, Klaus-Dieter – Intertextualität als Konstituierung von (fachlichen) Kommunikationsräumen 32 Dannerer, Monika – Räumlichkeit im Erzählen aus der Perspektive des Spracherwerbs 65 Fill, Alwin – Der Text als Spannungsraum 82 Guckelsberger, Susanne & Graßer, Barbara – Versprachlichung von Raum im Diskurs: Kindliche Schulwegbeschreibungen 103 Hoyer, Anne – Das Cartoonhafte von Comics in Raum und Zeit 114 Kalverkämper, Hartwig – Raum als Text: Beiträge zur Konkreten Poesie 127 Möller, Christine – Kohäsive Mittel und ihre Entwicklung bei L2-Lernern im Grundschulalter unter besonderer Berücksichtigung der Raumkonstitution 174 Weidacher, Georg – Kafkaeske Räume. Zur kognitiven und affektiven Leserorientierung mittels sprachlicher Raumdarstellungen 250 Vorträge Vorträge Alber, Kerstin – Syn-Morphose - Semantisch-lexikalische Profile von Grundschülern 23 Albl-Mikasa, Michaela – Zu den Auswirkungen der weltweiten Verbreitung von Englisch als Lingua Franca (ELF) auf das Dolmetschen 24 Androutsopoulos, Jannis – Dialektstilisierung und Repräsentation des Lokalen im partizipatorischen Netz 25 Antos, Gerd – „SprachReviere“, „kommunikative Autarkie“ und „Denkstile“ oder: Zur Dynamik und Sphärik von „SprachRäumen“ 26 Aussenac-Kern, Marianne – Fachsspezifische Fremdsprachenvermittlung im Dolmetsch- und Übersetzungsunterricht am Beispiel der französischen Sprache: Vermittlung aus dem Effef…? 27 Bader, Anita & Fritz, Gerd – Kontroversen um Rezensionen und Gutachten in der digitalen Wissenschafts-Kommunikation 28 Baldauf-Quilliatre, Heike – Mehr als eine Hörergemeinschaft. Zur Rezeption der französischen Radiosendung Là-bas, si j’y suis 30 Bastian, Sabine – Das Drehbuch: ein komplexes Objekt für die Übersetzung 31 Baumann, Klaus-Dieter – Intertextualität als Konstituierung von (fachlichen) Kommunikationsräumen 32 Baumgarten, Nicole – Lingua franca interaction in English across academic speech genres 33 Bayer-Hohenwarter, Gerrit – Kreativität beim Übersetzen populärwissenschaftlicher und instruktiver Texte im Vergleich: Kein Raum für Kreativität in instruktiven Texten? 34 Beile-Meister, Birgit & Schilling, Andrea – Kommunikative Erfordernisse im juristischen Auslandspraktikum – Didaktische Rückschlüsse für Fachsprachkurse Englisch 36 Bergien, Angelika – Zur Konstitution von Regionalität in den Namen mitteldeutscher Unternehmen 37 Berron-Koch, Marie-Anne & Schulz, Sarah – In Szene gesetzte Texte: Blog und Slam in Deutschland und Frankreich 39 Bieswanger, Markus – Soziolinguistische SMS-Forschung: Methodische Überlegungen und empirische Ergebnisse 41 Blanke, Detlev – Zur Plansprachenfrage im Europäischen Raum 43 Bock, Bettina – Geheimer Diskurs: Der Kommunikationsraum Ministerium für Staatssicherheit und die inoffiziellen Mitarbeiter 45 Bonitz, Petra-Kristin – Dialektales tun tut was zur Sache beitragen! 46 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Bosse, Elke & Kreß, Beatrix & Schlickau, Stephan & da Silva, Vasco – Möglichkeiten der Vermittlung und Anwendung von Methoden der Diskursforschung im Rahmen von BA-Studiengängen 48 Bosse, Elke – Gesprächspraktiken in interkulturellen Trainings: Erzählen, Beraten und Streiten 49 Breitsprecher, Christoph – Studentische Mitschriften als Fenster zum diskursiven Wissenstransfer 50 Brenning, Jana – Projektionsverfahren in der Interaktion – Syntaktische Kokonstruktionen 52 Brinkschulte, Melanie & Henze, Yvonne A. – Förderung interkultureller Kompetenz durch betreuten interkulturellen Austausch 54 Bubenhofer, Noah – Maschinelle Methoden der Diskursanalyse: Das Potenzial datengeleiteter Korpuslinguistik 55 Busse, Ulrich - Welche Rolle spielen Anglizismen in europäischen Sprachen? 57 Christmann, Gabriela B. – Raumpioniere in Stadtquartieren. Über kommunikative Raumkonstruktionen 58 Cramer, Irene & Bonberg, Jana & Kessler, Anna-Lena – Definitionen in Wortnetzen: Definitionstypen, lexikalisch-semantische Relationen und die automatische Erweiterung am Beispiel von GermaNet 60 Czicza, Dániel – Das Prototypische im Nähe- und Distanzsprechen am Beispiel von Subjekts- und Objektskorrelaten 62 Da Milano, Federica & Putzu, Ignazio & Ramat, Paolo – The relations between the cognitive dimension of space and its linguistic expressions 63 Dannerer, Monika – Räumlichkeit im Erzählen aus der Perspektive des Spracherwerbs 65 De Stefani, Elwys – Die Herstellung gemeinsamer Orientierung in Stadtführungen. Vom Zusammenspiel sprachlicher und multimodaler Ressourcen bei mobilen Interaktionsteilnehmern 66 Demarmels, Sascha & Weidacher, Georg – Plakaträume – Raum für und auf politischen Plakaten 68 Diekmannshenke, Hajo & Lohoff, Markus – Populäre Räume in Online-Spielen 70 Domke, Christine – Wie Werbung öffentliche Räume ‚besetzt‘: Analysen zu aktuellen Formaten in Innenstätten und Flughäfen 71 Dreesen, Philipp – Öffentlicher Diskursraum: Der herrschende Diskurs und die nicht-expliziten Widerstandsaussagen auf den Straßen der DDR 72 Dynkowska, Malgorzata & Ermakova, Vera – Zur performativen Dimension von wissenschaftlichen Präsentationen 73 Vorträge Efing, Christian – Fachkommunikationskompetenz Auszubildender in der Industrie zwischen Anspruch (der Betriebe) und Wirklichkeit 74 Ehlers, Klaas-Hinrich – Schlesische und sudetendeutsche Plattsnacker – zur sprachlichen Integration der Heimatvertriebenen in MecklenburgVorpommern 75 Ehlich, Konrad & ten Thije, Jan D. – Alltagshermeneutik als kommunikative Praxis für international Studierende: Diskursanalysen des „Eurocampus für Interkulturelle Kommunikation“ 76 Ehrenreich, Susanne – Doing Business in Europe and Beyond - Englisch als Lingua Franca und andere Sprachen in der internationalen Wirtschaft 78 Ellert, Miriam – Psycholinguistische Methoden in der angewandten Fremdsprachenforschung: Was uns Blickbewegungen im visuellen Raum über den Fremdspracherwerb verraten können 79 Festman, Julia – Können Erfahrungen aus der drei- / viersprachigen Erziehung von Kindern zu Hause nutzbar gemacht werden für den frühen Sprachenunterricht? 80 Fiehler, Reinhard – Kommunikative Praktiken 81 Fill, Alwin – Der Text als Spannungsraum 82 Fraas, Claudia & Meier, Stefan – Online-Diskurse. Konzeptualisierungen und methodologische Zugänge zu einem neuen Forschungsgegenstand: „Der Chemnitzer Ansatz“ 83 Fricke, Ellen – „Sprachräume“ multimodal: Gesten und Grenzen in Wegbeschreibungen am Potsdamer Platz 85 Gächter, Yvonne – ” 87 Gazin, Anne-Danièle – Deixis in mobile configurations: the use of Italian demonstrative pronouns questo/a and quello/a in interaction in cars 89 Ghenghea, Voichita A. – Schwierigkeiten bei der Übersetzung von fachbezogenen Vermittlungstexten: unterrichtspraktische Betrachtungen 91 Gobber, Giovanni – Zum Gebrauch von Demonstrativpronomina für die zeitliche Ferne: einzelsprachliche Strukturen und sprachenübergreifende Tendenzen 92 Goschler, Juliana & Gruhn, Mirja – Tempusverwendung bei Sprechern mit Deutsch als Zweitsprache: Ein Vergleich gesprochener und geschriebener Sprache 93 Goschler, Juliana – Die Einschätzung der Sprachkompetenz von DaZSprechern durch deutsche Muttersprachler 95 Grommes, Patrick & Naumann, Anneke & Siemon, Jens – Fachkommunikationskompetenzen mehrsprachiger SchülerInnen 97 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Großmann, Uta – Inhaltliche Inkongruenzen bei der Fachtextrezeption in DaF seitens ausländischer Studierender der Wirtschaftswissenschaften 99 Grupen, Camilla – Sprachliche Anforderungen in englischsprachigen Studiengängen: Zur Angemessenheit von TOEFL und IELTS für die Zulassung von Studierenden zu englischsprachigen Studiengängen an deutschen Hochschulen 101 Grzega, Joachim – Lernen durch Lehren (LdL) als Konzept zur Vermittlung von Fachkommunikationskompetenzen 102 Guckelsberger, Susanne & Graßer, Barbara – Versprachlichung von Raum im Diskurs: Kindliche Schulwegbeschreibungen 103 Habscheid, Stephan & Gerwinski, Jan – Pragmatizität und Medialität verbaler Interaktion im Licht kommunikativer Störungen – am Beispiel von Notfallbewältigungskommunikation 105 Hansen, Sandra & Stoeckle, Philipp – Laienlinguistische und dialektometrische Modellierung von Dialekträumen – Versuch einer Integration 106 Harren, Inga – Fachliche Zusammenhänge präzise formulieren lernen – Sprachförderung im Unterrichtsgespräch 108 Heller, Vivien – Unterschiede in der Realisierung argumentativer Praktiken von Kindern heterogener sprachlich-kultureller Hintergründe 109 Hennig, Mathilde & Löber, Melanie – Grammatikbenutzung und das Normativitätsdilemma 110 Hopp, Holger & Ellert, Miriam – Zwischen Personal- und Demonstrativpronomen: Die anaphorische Verweisfunktion des d-Pronomens der in Interpretation und Blickbewegung 111 Hornbostel, Michaela – Zum Einsatz von Critical Incidents im Training interkultureller Kommunikation: zwischen Kulturstandards und personaler Offenheit 113 Hoyer, Anne – Das Cartoonhafte von Comics in Raum und Zeit 114 Jaeger, Catherine & Poletti, Axel – Die Entwicklung von Fachkommunikationskompetenz in Fremdsprachen: Zwei Modelle im Vergleich 115 Janich, Nina - Landkarten des Nichtwissens und des unsicheren Wissens. Vermittlungs- und Bewertungsprobleme in der externen Wissenschaftskommunikation 117 Janßen-Fesenko, Tamara – Zu Konstanten des übersetzerischen Raums 118 Jauregi, K & Schoenmakers, M. & de Graaff, R. & Canto, S. – Enhancing Intercultural Communicative Competence through cross-cultural interactions in digital environments 119 Vorträge Jekat, Susanne J. – Das WWW als Datenbasis für die Übersetzerarbeit? 121 Johnen, Thomas – Teletandem: ein Instrument zur studienbegleitenden sprachlichen und interkulturellen Kompetenzentwicklung 122 Jüngst, Heike Elisabeth – Filmübersetzung in Europa: Das Nonplusultra des Fremdsprachenlernens? 123 Jüngst, Heike Elisabeth – Filmdolmetschen. Eine Sonderform der audiovisuellen Übersetzung 124 Jungbluth, Konstanze – Ego und Alter. Von der Inklusion zur Exklusion im Gesprächsraum 125 Kalverkämper, Hartwig – Raum-Reduktion: Lexikographie und RhetorikRatgeber zur Körperkommunikatio 126 Kalverkämper, Hartwig – Raum als Text: Beiträge zur Konkreten Poesie 127 Karg, Ina – Jugendliche Diskursbeteiligung - Beispiele und schreibdidaktische Grundsatzüberlegungen 128 Kern, Friederike – Schön nach VORne gespielt – Die Herstellung von Räumlichkeit in Fußball- Livereportagen 130 Kern, Friederike – Prosodische Ressourcen zur Verknüpfung komplexer Äußerungen in Erzählungen von Kindern mit türkischer Muttersprache 131 Kesselheim, Wolfgang – Popularisierung im und mit dem Raum: Ausstellungen in Wissenschaftsmuseen 132 Kispál, Tamás – Vorbereitungen zur Erstellung eines Übungsbuchs zur Wörterbuchbenutzung 134 Kleinbub, Iris – Qualitätsmerkmale im Leseunterricht: (endlich) empirisch nachweisbar? 136 Klemm, Michael – Doing being a Fan. Fanforen als Werkräume der Populärkultur 138 Knapp, Annelie – Englisch als Lingua Franca in der Lehrveranstaltungskommunikation 140 Koplenig, Alexander & Töpel, Antje – Wörterbuchbenutzungsforschung bei Onlinewörterbüchern – www.benutzungsforschung.de 141 Krause, Juliane & Wetzel, Nora – Herausforderungen der ExpertenLaienkommunikation im Interaktionsrahmen Verwaltung – am Beispiel des Projekts „Bürgernahe Verwaltungssprache im Landkreis Göttingen“, durchgeführt von der linguistischen Unternehmensberatung Sprachwerk 142 Krempin, Maren & Mehler, Kerstin & Thoma, Dieter – Erfolgsfaktoren früher Sprachförderung 144 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Krieg, Martin & Niemann, Philipp – Von der Bleiwüste bis zur Diashow: Formen wissenschaftlicher Präsentationen und ihre Rezeption 146 Kuchenreuther, Michaela – Die mentalen Prozesse bei der Konsultation zweisprachiger Lernerwörterbücher 148 Lameli, Alfred – Dialekträume als Struktur- und Handlungsräume 150 Lange, Matthias – Semantische Funktionalität für Web-Suchmaschinen 151 Lee, Mi-Young – Entstehung des syntaktischen Spannungsfeldes - Ein psycholinguistisches Konzept zur Erklärung der Produktionsschwierigkeiten in Bezug auf (deutsche) Wortstellungsregeln 153 Lingnau, Beate – Kommunikative Aneignung von Zeitungstexten in der Primarstufe 155 Linz, Erika – Dialogizität und Nähesprachlichkeit. Face-to-Face-Gespräche als Leitbild gesprochener Sprache? 157 Lipavic Oštir, Alja – Funktional mehrsprachig im 20. Jahrhundert in der Steiermark / Štajerska 159 Lötscher, Andreas – Der Flickenteppich als areales Muster in Dialektkarten: Alltagskommunikation und Diffusionstypen im Dialekt 160 Mann, Michael – Überlegungen zur Wörterbuchbenutzungsforschung bei Internet-Fachwörterbüchern 161 Marx, Christoph & Nekula, Marek – Sprachplanung in grenzregionalen Organisationen 162 Massey, Gary & Jud, Peter – Translatorische Recherchierkompetenz im Informationszeitalter: eine prozessorientierte Untersuchung zum Suchmaschinenverhalten von ÜbersetzerInnen 164 Matsekh-Ukrayinskyy, Lyubomyr – Valenz der Adjektive im Kontext der Frametheorie 166 Meierkord, Christiane – Englisch in Schwedens Sprachökologien - universitäre und alltägliche Kontexte 167 Meiler, Matthias – Das Kleinplakat – eine übersehene Kommunikationsform 168 Melchior, Luca & D’Agostini, Fabio – Benutzest du noch oder usest du schon? Wünsche, Anforderungen und Probleme bei der Benutzung und (Mit)Gestaltung eines halbkollaborativen Wörterbuches 170 Metten, Thomas – Zur medialen Konstitution von Diskursen. Ansätze zur diskursanalytischen Untersuchung kultureller Sphären am Beispiel des Vulkanausbruchs in Island 172 Möller, Christine – Kohäsive Mittel und ihre Entwicklung bei L2-Lernern im Grundschulalter unter besonderer Berücksichtigung der Raumkonstitution 174 Vorträge Motschenbacher, Heiko – Die diskursive Verhandlung europäischer Identität im Eurovision Song Contest 175 Müller-Spitzer, Carolin – Soziale Situationen der Wörterbuchbenutzung 176 Naumann, Christfried – Zu einer standardisierten Orthographie des Taa (Tuu, Namibia/Botswana) 178 Nekula, Marek & Marx, Christoph – Diskursive Konstruktion des referentiellen und sozialen Raumes 179 Nemeth, Cornelia – Zugezogene im Kontakt. Eine regionalsprachliche Studie 180 Nerbonne, John – Zum Erklärungswert des Begriffs „Dialektgebiet“: Ein quantitativer Ansatz 181 Nied Curcio, Martina – Der Gebrauch von Wörterbüchern im DaF-Untrerricht 183 Nogué Serrano, Neus – ”I’d love to come to the stadium to play against my team”. Person deixis, footing and identity: The case of a football player 184 Pereira Fritzen, Maristela – Sprachkontakt und Sprachkonflikt in der Schule eines deutschstämmigen Dorfes in Südbrasilien: Herausforderung für die Erziehung 185 Petkova-Kessanlis, Mikaela – Die kommunikative Kompetenz des Präsentierens und die Notwendigkeit ihrer Vermittlung im hochschulischen Bereich 186 Plewnia, Albrecht & Rothe, Astrid – Laienlinguistische Konzeptualisierungen dialektaler Räume (auf der Basis einer bundesweiten Repräsentativumfrage) 187 Porsch, Peter – Dialektpflege, Dialektliteratur und Dialektlexikographie im Spannungsfeld von Prestige und Stigma als Wirkungskomponenten bei der Konstruktion von Sprachräumen 188 Prassl, Friederike – Übersetzerisches Rechercheverhalten von Profis und Novizen auf dem Prüfstand: Empirische Befunde aus der Analyse von Konsultationshandlungen und ihren Auswirkungen auf die Qualität des Zieltextes 189 Priegnitz, Frauke – Englischsprachige Sprechstunden in internationalen Masterstudiengängen: Sprachliche Herausforderungen und hochschuldidaktische Implikationen 191 Quennet, Fabienne – Räume entdecken - Sprachkompetenz fördern. Ein BestPractise-Beispiel aus der universitären CLIL-Ausbildung für Geographen 192 Redder, Angelika – Von der ‘Bildungssprache’ zur ‘alltäglichen Wissenschaftssprache’ 194 Reichel, Sybille – Visuelle Wirkung von Sprachkarten 195 Reinelt, Rudolf – Sprachräume überbrücken beim Deutsch als 2FS lernen 196 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Reißman, Kareen – Zwischen Selbstdarstellung und Identitätswahrung in sozialen Netzwerken des web2.0 – eine soziolinguistische Untersuchung zu Surveys auf MySpace 198 Reissner, Christina – Das Interkomprehensionskonzept EuroCom – eine Alternative zu herkömmlichen Spracherwerbsmodellen 199 Rellstab, Daniel H. – „wer↓ c'est qui↓“: Zur Konstruktion von Hierarchien während Gruppenarbeiten im „Deutsch als Fremdsprache“-Unterrich 201 Rentel, Nadine – Globalisierung oder Kulturspezifik im massenmedialen Raum? Die Gestaltung deutscher und französischer PR-Kampagnen im Bereich der Automobilindustrie im Vergleich, dargestellt am Beispiel des Internetauftritts von Renault 202 Reshöft, Nina – Bewegungsereignisse im Französischen und Englischen: Eine typologische Unterscheidung? 204 Reuter, Hannah – Was ist das richtige Niederdeutsch? Niederdeutschunterricht zwischen Standardisierung und Regionalisierung 206 Risse, Stephanie – Mehrsprachig # interkulturell – Beobachtungen an der dreisprachigen Freien Universität Bozen (Italien) 208 Ruda, Sonja – Korrekturen von Aufgabenlösungen im traditionellen und virtuellen Lehrraum und deren Modellierung für ein lehrerunterstützendes Feed-back-Werkzeug im E-Learning 209 Sabban, Annette – Zur Übersetzung von Phrasemen 210 Scharioth, Claudia – Sprache, Region und Identität im nördlichen West- und Ostdeutschland. Eine komparative Untersuchung der heutigen Alltagssprache von Frauen in Holstein und Mecklenburg-Vorpommern 212 Schierholz, Stefan – Online-Wörterbuch zur Substantivvalenz 213 Schmidt, Christina D. – Sprachwahl und religiöse Identität in der Diaspora: Afrikaans und Englisch in südafrikanischen Kirchen in Großbritannien 214 Schmidt, Vasco Alexander – Living Labs als Gesprächsräume zur Wissenskonstitution 215 Schünemann, Ralf – Vorlesen in der Hauptschule - Möglichkeiten zur Standardisierung? 216 Smit, Ute – Unterricht auf Englisch als Lingua Franca: Chancen und Auswirkungen für tertiäre SprachRäume 217 Sommer, Julia – Niederländisch lernen im virtuellen Campus 219 Spieß, Constanze – Texte, Diskurse und Dispositive. Zur methodischempirischen Umsetzung eines komplexen Programms 220 Spieß, Constanze – Der Embryo zwischen Ware und Gut. Zur metaphorischen Verhandlung des Embryos im Printmediendiskurs um die humane Vorträge embryonale Stammzellforschung. Ein Beispiel externer Wissenschaftskommunikation? 222 Spitzmüller, Jürgen – Textlinguistik – Stilistik – Diskurslinguistik: gemeinsame Perspektiven und Anwendungsbezüge 224 Spreckels, Janet – Erklären im Klassenzimmer als kommunikative Praktik 225 Stähli, Adrian – Zur Konstitution eines Minderheiten-Sprachraums: Sprachvitalität und Mehrsprachigkeit in der deutschen Sprachinsel Bosco Gurin (Kanton Tessin) 227 Stegu, Martin – Globish only oder Mehrsprachigkeit? Zur „multilingual awareness“ von Wirtschaftsstudierenden 228 Steiger, Vera & Irmen, Lisa – Identitätsbildung durch eine geschlechterinklusive (Rechts-)Sprache? 229 Stöckl, Hartmut – Die Infographik als Sprache-Bild-Text. Kommunikative Leistungen in der fachexternen Popularisierung von Wissen / Wissenschaft 231 Stoll, Sabine – Standardisierung in der Sprachdokumentation, ein zyklischer, rekursiver und endloser Prozess 233 Stukenbrock, Anja – The elaboration of space in multimodal repair-sequences 234 Szabó, Csilla – Language shift in einer deutsch-ungarisch-rumänischen Sprechergemeinschaft in Nordwestrumänien 236 Theis, Ulla – Sprach(en)bewusstheit und Interkomprehension im Studium der Romanistik 237 Thiele, Michael – Probative Dialektik: Argumentative Etymologie 238 Thielmann, Winfried – Ausbau, Abbau oder Verhau? – Möglichkeiten und Grenzen einer Nutzung des Englischen als Lingua Franca in der Hochschulkommunikation 239 Tinner, Sandra – Mythos Mehrsprachigkeit: Sprachraumgrenzen in der Schweiz – eine neurolinguistische Untersuchung 240 Tissot, Fabienne – Vokalisierungsstil? – Zu Sprechstilen junger Frauen 242 Tkachenko, Anna – Nähe und Distanz als konzeptionelle, mediale und kulturelle Kategorien in deutschen und russischen Chats 244 Tomasello, Michael – Communication Before Language 246 Turgay, Katharina – Polyseme Präpositionen im Zweitspracherwerb 247 Wagner, Franc & Kleinberger, Ulla – Raumkonzepte in populärwissenschaftlichen Medientexten 248 Warnke, Ingo H. – Urbanität und Kommunikative Infrastrukturen – Strukturen sozialer Bedeutungskonstruktion in Städten 249 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Weidacher, Georg – Kafkaeske Räume. Zur kognitiven und affektiven Leserorientierung mittels sprachlicher Raumdarstellungen 250 Wengeler, Martin – Historische Diskurssemantik. Das Beispiel Wirtschaftskrisen 251 Wickström, Bengt-Arne – Sprache als erneuerbare Ressource: Externe Einflüsse und strukturelle Stabilität 252 Winkler, Steffi – L1-Transfer im DaF-Erwerb der deutschen SOVHauptsatzstruktur. Eine Interventionsstudie mit italienischsprachigen Universitätsstudenten 253 Ylönen, Sabine – Zur Rolle von Mehrsprachigkeit und des Deutschen an finnischen Universitäten 255 Yudina, Tatjana – Diskursive Strategien: eine Partei stellt sich in der Öffentlichkeit vor (am Beispiel der Bundestagswahlen 2009) 257 Zilg, Antje – Y a le feu au lac – Vermittlung von Lokalität im Fernsehen 258 Zillien, Nicole & Haake, Gianna - Wissenschaftsvermittlung in Internetforen zur Reproduktionsmedizin: Die Wissensbörse der Laien 259 Zoubid, Rachida – Fehleranalytische Untersuchung zum Gebrauch der deutschen Grammatik für Germanistikstudenten mit arabischer, amazighischer (berberischer) und / oder französicher Muttersprache 261 Abstracts 23 Kerstin Alber (Ludwigsburg) Syn-Morphose - Semantisch-lexikalische Profile von Grundschülern Sektion 13 Der Wortschatz stellt eine zentrale Lernschwierigkeit von Schülerinnen und Schülern dar (vgl. Willenberg 2007). Auf der Grundlage der psycholinguistischen Modellannahme von Levelt (1989) bedeutet eine voll ausgebildete lexikalische Kompetenz, dass die vier Wissensbereiche Semantik, Syntax, Morphologie und Phonologie bei einem Sprecher integriert vorliegen (vgl. Jiang 2000: 65). In der vorgestellten Studie wird überprüft, wie weit diese vier Wissensbereiche bei Kindern ausgebildet sind und inwieweit die Schülerinnen und Schüler über die prozessualen Fähigkeiten verfügen, um Wortschatzwissen aufzubauen. Die zentrale Frage lautet: Wie hängen die semantischen, syntaktischen, morphologischen und phonologischen Fähigkeiten mit den Leistungen im Wortschatztest zusammen? Liegt das Wissen in diesen Bereichen integriert vor (ausgewogenes Strategieprofil) oder gibt es Abweichungen (unausgewogenes Strategieprofil)? Die Durchführung der Sprachstandserhebung erfolgte im Rahmen eines Tagespraktikums in einer dritten Klasse einer baden-württembergischen Grundschule. Die allgemeine Wortschatzleistung wurde mit dem WWT (Wortschatz- und Wortfindungstest) erhoben (Glück 2007). Für die Überprüfung der prozessualen Fähigkeiten in den vier Wissensbereichen wurden eigene Tests entwickelt. Die Ergebnisse belegen einen positiven Zusammenhang zwischen einem ausgewogenen Strategieprofil und guten Leistungen im Wortschatztest. Für das didaktisch-methodische Vorgehen ergibt sich hieraus die Forderung für die Wortschatzarbeit, die lexikalisch-semantischen Strategien stärker gezielt zu fördern. Literatur Glück, Christian Wolfgang (2007): Wortschatz- und Wortfindungstest für 6-bis 10-Jährige (= Handbuch WWT 6-10). München: Elsevier. Jiang, Nan (2000): „Lexical representation and development in a second language“, in: Applied Linguistics 21, 1: 47-77. Levelt, Willem J.M. (1989): Speaking. From Intention to Articulation. Cambridge, Mass: MIT Press. Willenberg, Heiner (2007): „Der vergessene Wortschatz“, in: Willenberg, Heiner (Hrsg.): Kompetenzhandbuch für den Deutschunterricht. Baltmannsweiler: Schneider 148-156. 24 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Michaela Albl-Mikasa (Tübingen / Winterthur) Zu den Auswirkungen der weltweiten Verbreitung von Englisch als Lingua Franca (ELF) auf das Dolmetschen Sektion 10 Die weltweite Verbreitung des Englischen als globale Lingua Franca stellt den Berufsstand der Dolmetscher vor neue Herausforderungen. Dolmetschwissenschaftlerinnen schließen ein "disappearing from the international scene" (Seleskovitch 1996: 306) zumindest für Konferenzdolmetscher nicht aus oder verweisen auf den dadurch gestiegenen Qualitätsanspruch (Shlesinger et al 1997: 131). Meine Befragung von 30 langjährigen professionellen AIIC-(Konferenz-)DolmetscherInnen gibt Aufschluss über die Innenansicht der unmittelbar Betroffenen. Aufgrund ihrer im Schnitt 25jährigen Berufserfahrung haben diese DolmetscherInnen die Veränderungen der kommunikativen Anforderungen im interlingualen Sprachtransfer unmittelbar miterlebt. Sie fühlen sich mehrheitlich nicht als "bedrohte Art", sehen ihre Arbeitsbedingungen aber deutlich und zu ihrem Nachteil verändert. Literatur Seleskovitch, Danica (1996): „Interpretation and Verbal Communication”, in: Lauer, Angelika / Gerzymisch-Arbogast, Heidrun / Haller, Johann / Steiner, Erich (Hrsg.). Übersetzungswissenschaft im Umbruch. Festschrift für Wolfram Wilss zum 70. Geburtstag. Tübingen: Narr 301-306. Shlesinger, Miriam et al (1997): „Quality in Simultaneous Interpreting”, in: Gambier, Yves / Gile, Daniel / Taylor, Christopher (Hrsg.): Conference Interpreting: Current Trends in Research (= Benjamins Translation Library 23). Amsterdam / Philadelphia: John Benjamins 123-131. Abstracts 25 Jannis Androutsopoulos (Hamburg) Dialektstilisierung und Repräsentation des Lokalen im partizipatorischen Netz Sektion 5 Die Rahmenbedingungen der gegenwärtigen partizipatorischen Netzkommunikation – Demokratisierung und Lokalisierung medialer Produktionsprozesse, Schwächung institutioneller Kontrolle, Möglichkeiten digitaler Aneignung und Rekontextualisierung semiotischer Materialien – konstituieren eine neue öffentliche Arena für regional geprägten Sprachgebrauch. Videoplattformen wie YouTube ermöglichen in Videos und Anschlusskommentaren den Gebrauch regional geprägter Sprache als Ressource für die Repräsentation lokaler Kultur und Gesellschaft. Dialekte bzw. Regionalsprachen sind dabei stets in multimodale und intertextuelle Zusammenhänge eingebunden und in doppeltem Sinne "intermedial" geprägt: in ihrer multimodalen Kontextualisierung im Video einerseits und in der Spannung zwischen performativ-gesprochener und responsiv-geschriebener Sprache andererseits. Der Vortrag thematisiert diese Prozesse vor der Folie einer Analyseprogrammatik, die auf sozio- und medienlinguistischer Grundlage Anregungen aus der Multimodalitätsforschung und der sozialen Semiotik aufnimmt. Empirisch liegen eine Sichtung der Video-Treffer für ca. 20 regionale Schlagworte sowie exemplarische Detailanalysen ausgewählter Videos am Beispiel des Bairischen und des Berlinerischen vor. Im Einzelnen wird gefragt: (1) Durch welche Produktionsverfahren kommen diese Videos zustande, und was ist der Stellenwert der als typisch für die YouTube-Kultur beschriebenen intertextuellen Aneignung und Modifikation massenmedialer Materialien für deutschsprachige Inszenierungen von Lokalität? (2) Wie wird regional geprägte Sprache in Lokalitätsinszenierungen stilisiert, d.h. durch die Zuweisung zu Sprechern, Handlungen, Kontexten, Bildinhalten usw. mit sozialer Bedeutung aufgefüllt? (3) Wie wird der lokale Bezug und Sprachgebrauch der Videos in den Kommentaren gerahmt? 26 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Gerd Antos (Halle) „SprachReviere“, „kommunikative Autarkie“ und „Denkstile“ oder: Zur Dynamik und Sphärik von „SprachRäumen“ Plenarvortrag „SprachRäume“ und damit die Tragfähigkeit von metaphorischen Konzeptualisierungen in der Linguistik soll an drei Phänomenen „sphärischer Schichtungen“ diskutiert und problematisiert werden: 1. Angesichts veränderter, vor allem medialer Anforderungen, Kontakte, Wettbewerbe, aber auch vielfältiger Entgrenzungen und Mischungen beschleunigen sich offensichtlich Ausdifferenzierungen von Sprach- und Kommunikationsräumen des Deutschen (und anderer Sprachen). Damit treten zu bekannten Dialekten / Mundarten, (Sub-)Standard-Varietäten, Stilen, Registern usw. neue oder modifizierte „SprachReviere“, deren Sphären areal-diatopisch, sozial-diastratisch und / oder medial- / funktional-diaphasisch strukturiert und geschichtet sein können. 2. Eine zentrale Eigenschaft bewusst „begrenzter“ Kommunikationsräume und SprachReviere ist das Phänomen „kommunikativer Autarkie“: Es umfasst sowohl Formen kommunikativer Selbstgenügsamkeit (Tagebuch, “Klönen“ / Chats, Jargons) als auch SprachReviere des religiös, sozial oder (sub-)kulturell motivierten Rückzugs / Abschottens (Beten, Abtauchen in sprachliche „Parallelwelten“, Fachund Sondersprachen, Geheimsprachen etc.). 3. Diese Diskussion soll schließlich mit einem weiteren – damit verwandten – Phänomen verknüpft werden: Hoch autarke SprachReviere können sozial-kognitiv zu „kommunikativen Paradigmen“ führen, die nach Ludwik Fleck auch als „Denkstile“ bezeichnet werden können. Sie sind konstruktivistisch zu verstehende Räume sprachlich-kommunikativer Erzeugungs- und Vererbungsformen für kulturell geprägte Kognition und damit für Mentalitäten, kollektives Wissen und für soziale Wertschichtungen. Abstracts 27 Marianne Aussenac-Kern (Leipzig) Fachsspezifische Fremdsprachenvermittlung im Dolmetsch- und Übersetzungsunterricht am Beispiel der französischen Sprache: Vermittlung aus dem Effef…? Sektion 10 Die interdisziplinäre Auseinandersetzung mit der juristischen Fachsprache im Bereich der Translatologie hat im Laufe der letzten Jahre an Bedeutung gewonnen und wirft eine Reihe von Fragen auf. Welches fachsspezifische Wissen und Können sind für eine funktionsgerechte und ihren Zweck erfüllende Fachtextübersetzung erforderlich? Welches fachsspezifische Wissen und Können sind für eine Gerichtsdolmetschensleistung erforderlich? Wie können angehende Dolmetscher und Übersetzer in der Ausbildung einen Zugang zur Welt des Rechts bekommen und sich mit den Besonderheiten der juristischen Fachsprache vertraut machen? Als Laie muss sich der Lernende nicht nur mit dem Rechtsystem seines eigenen Kulturkreises (Muttersprache) auseinandersetzen, sondern auch mit dem des Landes, dessen Sprachen er als zukünftige Arbeitsprache gewählt hat. Wie kann der Dozent diese fachspezifischen und fremdsprachigen Kompetenzen vermitteln? Gibt es eine Methodik des Verstehens der juristischen fachspezifischen Fremdsprache? Dieser Beitrag basiert auf meiner Erfahrung als Hochschuldozentin (u.a. im Bereich der Vermittlung von Französisch als fachspezifische Fremdsprache - Français juridique) und beeidigte Dolmetscherin und ermächtigte Übersetzerin für die französische Rechtssprache und liefert erste Erkenntnisse einer aktuellen Untersuchung zum Thema „Die Integration der Fachsprache Jura in die fachkommunikative Ausbildung von Dolmetschern“. 28 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Anita Bader / Gerd Fritz (Gießen) Kontroversen um Rezensionen und Gutachten in der digitalen Wissenschafts-Kommunikation Themenbereich I Marcelo Dascal schrieb kürzlich: „Der kooperative Charakter der kollektiven Wissenskonstruktion wird oft betont. Aber am wichtigsten, besonders für die Kooperation selbst, ist die kritische Auseinandersetzung über Aussichten, Projekte, Vorgehen, Ziele und Theorien zwischen Wissenschaftlern und Wissenschaftlergruppen. […] Kritik und Auseinandersetzung [sind] der Motor des Fortschritts […]“. Wenn wir diese Annahme teilen, dann ist für die interaktiven digitalen Formate im Raum der Wissenschaftskommunikation zu fragen, ob sie für diesen Motor der Wissenschaft geeignet sind und in welcher Weise das Potenzial dieser Formate (Mailinglists, Blogs, digitale Rezensionsorgane, Open-Peer-Review-Journals) genutzt wird. Mit diesen Fragen beschäftigt sich das von der VW-Stiftung geförderte Projekt „Wissenschaftliche Information, Kritik und Kontroverse in digitalen Medien“, das derzeit von uns an der Universität Gießen durchgeführt wird. Unser Vortrag soll erste Antworten auf diese Fragen geben. (Zu weiteren Fragestellungen des Projekts vgl. Bader / Fritz 2010; Fritz 2010b; zur Kommunikationsform der Kontroverse vgl. Fritz 2010a.) – In allgemeiner Form lässt sich sagen, dass alle genannten Formate auch für Kontroversen genutzt werden. Hochkarätige Kontroversen finden sich oft im Anschluss an Rezensionen und als Reaktion auf Gutachten in Open-Peer-Review-Verfahren. Diese beiden Kontexte der Kontroverse können als besonders innovativ betrachtet werden. In wissenschaftlichen Papierzeitschriften gelten Reaktionen des Autors und anderer Personen auf Rezensionen heute oft als problematisch. In digitalen Formaten wurde dieses Problem diskutiert und es wurden Autoren explizit zur Reaktion auf Rezensionen ermuntert. Anhand einer kurzen Fallstudie werden wir diese Form der Nutzung eines digitalen Formats betrachten. Open-Peer-Review mit der Möglichkeit der Stellungnahme von Autoren und anderen Mitgliedern der scientific community ist im Vergleich mit traditionellen Formen der Begutachtung von wissenschaftlichen Manuskripten geradezu revolutionär. Auch hier werden wir eine Fallstudie skizzieren. Dabei stellen sich Fragen zu Nutzen und Gefahren von wissenschaftlichen Kontroversen, über die wir gerne diskutieren würden (vgl. Fritz 2009). Literatur Bader, Anita / Fritz, Gerd (2010): „Zur Entwicklung von Formaten und Kommunikationsformen in der digitalen Wissenschaftskommunikation – eine evolutionäre Betrachtungsweise“, in: Gloning, Thomas / Fritz, Gerd (Hrsg.): Kommunikationsformate und ihre Dynamik in der digitalen Wissenschaftskommunikation. Gießen: Linguistische Untersuchungen, Bd. 3. (Gießener Elektronische Bibliothek). Fritz, Gerd (2009): „Kontroversenlust und Kontroversenscheu in der digitalen Wissenschaftskommunikation“, in: TP IV-Blog. Gepostet am: 21.06.2009. <http://tp4blog. wissenschaftskommunikation.info/2009/06/kontroversen/>. Abstracts 29 Fritz, Gerd (2010a): „Controversies“, in: Jucker, Andreas H. / Taavitsainen, Irma (Hrsg.): Historical Pragmatics. Handbook of Pragmatics, Vol. 8. Berlin / New York: de Gruyter 451-481. Fritz, Gerd (2010b): „Scientific dialogue in interactive digital media”, in: Cantarini, Sibilla / Hundsnurscher, Franz (Hrsg.): Dialogue - in memory of Sorin Stati. Bologna: Patron. (Ms <www.zmi.uni-giessen.de/projekte/zmi-isteilbereich4.html>). 30 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Heike Baldauf-Quilliatre (Lyon) Mehr als eine Hörergemeinschaft. Zur Rezeption der französischen Radiosendung Là-bas, si j’y suis Sektion 5 Will man medienwissenschaftlichen Analysen glauben, hat die Sendung Là-bas, si j’y suis des französischen Radiosenders France Inter in erster Linie ein Stammpublikum, und zwar eines mit Hörern, die ansonsten eher freie bzw. lokale Radiosender bevorzugen. Ein Publikum, das sich als eine Gemeinschaft versteht, die auch über die Radiosendung hinaus gemeinsame (politische) Interessen verbinden. Diese Behauptung ist überwiegend anhand von zwei Quellen aufgestellt und lässt sich auch medienlinguistisch daran überprüfen. Zum einen handelt es sich um eine Sendung mit Hörerbeteiligung, bei der Hörer auf einem eigens dafür eingerichteten Anrufbeantworter Nachrichten hinterlassen können, von denen eine Auswahl in der Sendung präsentiert wird. Zum anderen iniziierte der Moderator der Sendung reale Treffen von Hörern, damit diese sich kennen lernen und auch über die Sendung hinaus austauschen können. Anrufbeantworter und Treffen (café repaires) sollen, so die Idee, eine Gemeinschaft und einen Raum für diese Gemeinschaft konstituieren. Eine inoffizielle Webseite mit den Archiven der Sendung, Informationen, Foren u.ä. stützt eine solche Interpretation. In meinem Vortrag möchte ich mich überwiegend auf die Beiträge auf dem Anrufbeantworter konzentrieren und der Frage nachgehen, inwieweit diese Nachrichten dazu dienen, eine Gemeinschaft zu konstituieren. Mein besonderes Interesse gilt dabei dem Rahmenthema entsprechend - jenen Nachrichten, in denen das Publikum über lokal stattfindende Ereignisse, Veranstaltungen und Treffen informiert wird. Welche Funktionen haben diese Lokalinformationen in einer Sendung die landesweit ausgestrahlt wird? Inwieweit dienen sie dazu, einen gemeinsamen Handlungsraum zu schaffen, der über den geografischen Raum hinausgeht? Welche im weitesten Sinne stilistischen Mittel nutzen die Sprecher? Die Untersuchung verbindet konversations- bzw. gesprächsanalytische Verfahren zur Analyse der Hörerbeiträge mit medienanalytischen Studien zur Rezeption von (vor allem lokalen und freien) Radiosendern. Abstracts 31 Sabine Bastian (Leipzig) Das Drehbuch: ein komplexes Objekt für die Übersetzung Sektion 10 Im Zeitalter der bi- und multilingualen DVD-Produktion und damit steigender Praxisrelevanz von Filmübersetzungen kommt dem Drehbuch als Textsorte – insbesondere in seiner übersetzten Fassung als Grundlage für Untertitelung und Synchronisation – eine besondere Rolle zu. Im Beitrag wollen wir zunächst von einer komplexen Textanalyse anhand beispielhafter deutscher und französischer Drehbücher (auch scripts, scénarii) ausgehen, deren spezifische Merkmale beschreiben und eine translationsorientierte Analyse liefern. Im zweiten Teil sollen an ausgewählten Beispielen textsortenspezifische Übersetzungsprobleme diskutiert, Originaltexte mit ihren Übersetzungen verglichen, aber auch eigene neue Lösungen vorgeschlagen werden. In die Diskussion werden aktuelle Erkenntnisse des audio-visuellen bzw. multi-medialen Übersetzens einbezogen und aus der Sicht praktischer Einsichten überprüft. 32 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Klaus-Dieter Baumann (Leipzig) Intertextualität als Konstituierung von (fachlichen) Kommunikationsräumen Themenbereich VI Obwohl eine detaillierte wissenschaftsgeschichtliche bzw. konzeptionelle Auseinandersetzung der Fachsprachenlinguistik mit dem Begriff der Intertextualität sowie der Sprach- bzw. Kommunikationsräume noch weitgehend aussteht, ist in verschiedenen (Fach-) Textanalysen der letzten zehn Jahre bereits deutlich geworden, dass nur ein interdisziplinäres Herangehen imstande ist, die vielschichtigen Vernetzungsmechanismen zwischen Fachtexten / Fachtextsorten und (fachlichen) Kommunikationsräumen erschöpfend aufzuzeigen (Döring/Thielmann 2008). Aus dieser erkenntnistheoretisch erweiterten Perspektive der aktuellen Fachsprachenlinguistik verstehen wir in unseren Untersuchungen unter Intertextualität die in verschiedenen produktiven und rezeptiven kommunikativen Handlungen erfolgende Bezugnahme und kognitive Verarbeitung von fachbezogenen Informations- bzw. Wissensstrukturen, die sich auf den einzelnen Ebenen der Fachtexte / Fachtextsorten durch spezifische strukturelle und funktionale Relationen konstituieren und damit (fachliche) Kommunikationsräume etablieren (Baumann 2008: 109-127). Die Komplexität intertextueller Vernetzungen und deren konkreter Stellenwert für die Konstituierung und Differenzierung von (fachlichen) Kommunikationsräumen im aktuellen Zeitalter der Globalisierung von Wissensdiskursen soll auf der Basis induktiv-empirischer und kontrastiver Fachtextanalysen des Deutschen, Englischen und Russischen demonstriert werden. Literatur Baumann, Klaus-Dieter (2008): „Fachtexte-in-Vernetzung aus interdisziplinärer Sicht“, in: Barz, Irmhild / Fix, Ulla (Hrsg.): Fachtextsorten - Gestern und Heute. Ingrid Wiese zum 65. Geburtstag. Frankfurt / M.: Peter Lang Verlag 109-127. Döring, Jörg / Thielmann, Tristan (Hrsg.) (2008): Spatial Turn. Das Raumparadigma in den Kultur- und Sozialwissenschaften. Bielefeld: transcript. Abstracts 33 Nicole Baumgarten (Sønderborg) Lingua franca interaction in English across academic speech genres Sektion 2b The paper focuses on a small community of practice in a tri-lingual (Danish, English, German) study program in Denmark. The aim is to identify the use and function of discourse markers in lingua franca interaction in English in two high stakes academic speech situations: the oral end-of-term exam and the in-class project presentation. Discourse markers belong to those linguistic phenomena which are not explicitly taught and which are optional, but at the same time interactionally highly salient. The goal is to show how the student speakers employ discourse markers in these two very different ‘persuasive’ speech genres, which specific discourse organizational and interactional strategies are realized by the markers, and how these contribute to the discursive construction of situation-specific speaker personae / identities on both occasions. The results of this investigation are relevant to the question of the extent to which L2 speakers in lingua franca situations (can) adjust, i.e. control, their use of discourse markers in response to the situation they are in, which, in turn, indicates if and how English as means of lingua franca communication in international study programs is sensitive to different academic speech genres. 34 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Gerrit Bayer-Hohenwarter (Graz) Kreativität beim Übersetzen populärwissenschaftlicher und instruktiver Texte im Vergleich: Kein Raum für Kreativität in instruktiven Texten? Sektion 10 Übersetzungen von Gebrauchsanweisungen sind keine kreativen publizistischen Werke, so lautete 2007 ein Urteil des deutschen Bundessozialgerichts. Bei solchen Arbeiten fehle der Interpretationsspielraum, den es bei literarischen Übersetzungen gebe. Der folgende Beitrag präsentiert die Ergebnisse einer Kreativitätsmessung von jeweils vier Analyseeinheiten aus zwei instruktiven Texten und vier populärwissenschaftlichen Sachtexten aus dem Blickwinkel der unterschiedlichen Textsorten. Kritisch hinterfragt wird die mancherorts vertretene Ansicht, wonach bei der Übersetzung von Gebrauchstexten keine Kreativität erforderlich sei. Das Messverfahren wurde im Rahmen der Longitudinalstudie TransComp (s. http://gams.uni-graz.at/fedora/get/container:tc/bdef:Container/get) entwickelt. Dabei wird Kreativität als Leistungsmerkmal gefasst, das sich durch Flexibilität, Flüssigkeit, Neuheit und Angemessenheit auszeichnet und daher ein höheres Maß an kognitivem Aufwand erfordert als mechanische Reproduktion. Das Messverfahren berücksichtigt kreatives translatorisches Verhalten auf der Prozessebene gleichermaßen wie Merkmale von Kreativität in Zieltexten. Es stützt sich auf Indikatoren für Flexibilität, Flüssigkeit und Neuheit, für die belegt werden kann, dass sie ein hohes Maß an kognitivem Aufwand widerspiegeln. Dazu zählen beispielsweise so genannte kreative Shifts wie Abstraktion, Konkretisierung und Modifikation, kreative Recherche, kreatives Verstehen, Ausgangstext-Skepsis und Visualisierung sowie andere Formen von Imagination (s. Bayer-Hohenwarter 2010). Die Analyseeinheiten der populärwissenschaftlichen Sachtexte weisen viele Elemente wie Metaphern, Wortspiele und Kulturspezifika auf, die gemeinhin als typische Ausdrucksformen sprachlicher Kreativität angesehen werden und ein hohes Maß an übersetzerischer Kreativität erfordern. Die instruktiven Texte weisen Kreativitätspotenzial dahingehend auf, dass sie kreatives Verstehen, kreative Recherche und die Anwendung kreativer Shifts erfordern. Es wird erwartet, dass sowohl auf der Prozessebene, also im kreativen translatorischen Verhalten, als auch auf der Produktebene, also in Zieltexten, Kreativität auch in instruktiven Texten nachweisbar ist. Dargelegt werden Unterschiede quantitativer und qualitativer Art zwischen den instruktiven Texten und den populärwissenschaftlichen Texten mit stärker literarischem Charakter. Literatur „Keine Kreativität.“ (2007): Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28. Februar 2007. Bayer-Hohenwarter, Gerrit (2010): „Comparing translational creativity scores of students and professionals: flexible problem-solving and / or fluent routine beha- Abstracts 35 viour?”, in: Göpferich, Susanne / Alves, Fabio / Mees, Inger (Hrsg.): New Approaches in Translation Process Research. (= Copenhagen Studies in Language 39). Copenhagen: Samfundslitteratur 83-111. 36 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Birgit Beile-Meister / Andrea Schilling (Münster) Kommunikative Erfordernisse im juristischen Auslandspraktikum – Didaktische Rückschlüsse für Fachsprachkurse Englisch Sektion 6 An der Universität Münster führen die Rechtswissenschaftliche Fakultät und das Sprachenzentrum seit über zehn Jahren gemeinsam eine fachspezifische Fremdsprachenausbildung für Juristinnen und Juristen (FFA) durch, an der für Englisch pro Jahr ca. 170 Studierende teilnehmen. Neben 18 SWS an Lehrveranstaltungen - juristische Vorlesungen zum Common Law in der Fremdsprache bzw. Fachsprachkurse - schreibt die FFA in Münster ein dreiwöchiges Auslandspraktikum vor, das in einem juristischen Berufsfeld eigener Wahl absolviert werden kann (z.B. Kanzlei, Staatsanwaltschaft, Gericht, Botschaft). Die Studierenden verfügen über fachwissenschaftliche Grundlagenkenntnisse und fundierte Sprachkenntnisse (Niveau C1 GER). Ziel des Praktikums ist es, dass sie auf dieser Grundlage die konkrete, berufliche Praxis erfahren und sowohl fachinterne als auch fachexterne Kommunikationssituationen in der Fremdsprache in einer fremden gesellschaftlichen Wirklichkeit bewältigen lernen. Um die Studierenden noch gezielter sprachlich auf die berufsspezifischen Kommunikationssituationen des Praktikums vorbereiten zu können, soll im SoSe 2010 im jetzigen Abschlussjahrgang anhand von Fragebögen und Interviews erhoben werden, welche spezifischen mündlichen Kommunikationssituationen die Studierenden zu bewältigen hatten, welche sprachlichen Schwierigkeiten auftraten und welche Situationen sie selbst als besondere sprachliche Herausforderung empfanden. Wie Brünner in Bezug auf die Kommunikation in Wirtschaftsbetrieben gehen wir davon aus, dass auch in den juristischen Berufsfeldern „Aspekte institutioneller, fachlicher und beruflicher Kommunikation eng verknüpft“ (Brünner 2001: 1527, in: Brinker et al. (Hrsg.) HSK Text- und Gesprächslinguistik / 2) sind. Da die Studierenden noch keine ausgebildeten Juristen sind, können sie an fachlicher Kommunikation (z.B. Gerichtsverhandlung, Mandantengespräche) vielfach nur beobachtend teilnehmen. Im beruflichen, ‚innerbetrieblichen’ – aber auch im institutionellen – Kontext treten sie jedoch durchaus als Agenten auf. Gerade diese ‚betriebliche’ Kommunikation, die – anders als im Bereich Wirtschaft – für Jura in der linguistischen Forschung bisher nur wenig Berücksichtigung gefunden hat, steht daher im Fokus unserer Untersuchung, die inhaltliche und methodische Rückschlüsse für die vorbereitenden Fremdsprachkurse liefern soll. Abstracts 37 Angelika Bergien (Magdeburg) Zur Konstitution von Regionalität in den Namen mitteldeutscher Unternehmen Sektion 7 & 15 Unter den Bedingungen der weltweiten Verflechtung der Märkte gewinnt Regionalität zunehmend an Bedeutung. Regionalität bedeutet Herkunft, Verwurzelung und damit auch Einzigartigkeit. Das heutige Europa wird vielfach als „Europa der Regionen“ und „Europa der kulturellen Vielfalt“ definiert, womit zugleich die Brücke zur linguistischen Vielfalt geschlagen ist. Mit der Sprache und ihrem Bestand an Eigennamen kommen die gefühlsmäßigen Bindungen an geografische Regionen erst richtig zum Vorschein (Eller et al. 2008). Eigennamen reflektieren in besonderem Maße die Identität und Individualität von Namenträgern. Im Mittelpunkt der vorliegenden Untersuchung stehen Firmenamen, denn sie gehören zu den vergleichsweise wenigen selbst gewählten Namen und bilden damit ein wichtiges Mittel zur Selbstdarstellung und Charakterisierung. Ein genauer Blick auf diese Namengruppe macht sichtbar, was die Öffentlichkeit oft nur flüchtig wahrnimmt: Firmennamen widerspiegeln gesellschaftliche Prozesse und Auffassungen, mitunter auch regionale Besonderheiten sehr deutlich, da sie bewusst zur Erzielung eines bestimmten Effekts oder als Ergebnis eines bestimmten Selbstverständnisses des Namenträgers gewählt werden (vgl. Bergien 2007, 2008). Noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts war die Geschichte eines Unternehmens untrennbar mit der Geschichte einer bestimmten geografischen Region verbunden. Der Name repräsentierte die lokale Verwurzelung des Unternehmens. Mit der Entwicklung multinationaler Unternehmen änderte sich auch die Unternehmenskultur. Internationalisierung (z.B. durch fremdsprachliche Elemente im Namen) stand bei der Namenwahl im Vordergrund. Seit einigen Jahren lässt sich jedoch eine stärkere Tendenz hin zur Verwendung von regionalen Elementen als Bestandteile von Firmennamen beobachten. Auf der Grundlage von veröffentlichten Ranglisten der 100 größten Unternehmen der vergangenen Jahre („Top 100 des Ostens“, „Top 100 Sachsen-Anhalt“ usw.) werden in der vorliegenden Untersuchung • regionale Namenelemente systematisiert und hinsichtlich ihrer Funktion und Multimodalität miteinander verglichen, • Antworten auf die Frage gesucht, warum mitteldeutsche Unternehmen weitaus mehr regionale Elemente in ihren Namen aufweisen als z. B. Unternehmen in Niedersachsen, • mögliche Gründe für das häufige Auftreten des Namenelements „Mitteldeutschland“ diskutiert und Konsequenzen für seinen Status als Marke abgeleitet. Literatur Bergien, Angelika (2007): „Der Name zählt! – Reflexionen über gute und weniger gute Namen“, in: Burkhardt, Armin (Hrsg.): Was ist gutes Deutsch? Studien zum gepflegten Sprachgebrauch. Mannheim / Leipzig u.a.: Dudenverlag 125-139. 38 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Bergien, Angelika (2008): „English elements in company names: global and regional considerations”,in: Fischer, Roswitha / Pułaczewska, Hanna (Hrsg.): Anglicisms in Europe: linguistic diversity in a global context. Cambridge: Cambridge Scholars Publishing 183-207. Eller, Nicole / Hackl, Stefan / Lupták, Marek (Hrsg.) (2008): Namen und ihr Konfliktpotential im europäischen Kontext. Regensburg: Edition vulpes. Kremer, Ludger / Ronneberger-Sibold, Elke (Hrsg.) (2007): Names in Commerce and Industry: Past and Present. Berlin: Logos. Abstracts 39 Marie-Anne Berron-Koch / Sarah Schulz (Leipzig) In Szene gesetzte Texte: Blog und Slam in Deutschland und Frankreich Sektion 1 Es gibt keinen Blog, keinen Slam mehr ohne Jugendsprache. Von Subkulturen haben sie sich zu modernen Ausdrucksformen entwickelt. Dabei verbindet die beiden Textsorten mehr als die „Sprache der Jugend“ mit ihren zahlreichen Elementen der mündlichen Sprache und ihrer Medienaffinität. Blogger und Slamer inszenieren ihre Texte auf Bühnen. Blogger im virtuellen Raum des Internets, Slamer im realen Raum von Clubs und Kneipen. Die kurzweilige Form der Textinszenierung, die Nähe zu den Rezeptionsgewohnheiten und Freizeitorten Jugendlicher motiviert diese, nicht nur mit Sprache produktiv umzugehen, sondern darüber hinaus gesellschaftsrelevante Themen poetisch zu reflektieren. Der Beitrag zum Sprachvergleich zwischen Blog und Slam in Deutschland und Frankreich soll sich hier folglich nicht nur auf die Analyse der „Jugendsprache“ in beiden Ländern beschränken. Zum „parler jeune“ beziehungsweise zur „langue des jeunes“ veröffentlichten bereits Denise François Geiger, Françoise Gadet und Jean-Pierre Goudaillier in Frankreich, Jannis K. Androutsopoulos, Peter Schlobinski und Eva Neuland in Deutschland. Interlinguale Betrachtungen finden sich desweiteren bei Klaus Zimmerman und Gerald Bernhard. Die enge Verknüpfung von Text und Aufführung, von Blogger / Slamer und Publikum, fördert die ständige Auseinandersetzung mit Sprache und Umwelt. Über den direkten Sprachvergleich der Jugendsprache in Blog und Slam hinaus soll in dieser Untersuchung deshalb der in Szene gesetzte Text näher betrachtet werden. Grundlage der Darstellung bilden Aufnahmen von Slam-Wettbewerben in Deutschland und Frankreich sowie Analysen von Blogs in beiden Ländern. Dabei lässt sich beobachten, dass der Abstand zwischen gesprochener und geschriebener Sprache gering ausfällt. Obwohl beide Textsorten schriftlich konzipiert werden, sind die inszenierten Texte mündlicher Natur. Sie sind reich an innovativen Elementen, intertextuellen Verweisen und Entlehnungen aus dem Englischen. Literatur Androutsopoulos, Jannis K. (1998): „Forschungsperspektiven und Jugendsprache. Ein integrativer Überblick“, in: Androutsopoulos, Jannis K. / Scholz, Arno (Hrsg.): Jugendsprache, langue des jeunes, youth language. Frankfurt / Main: Peter Lang 134. Gadet, Francoise (2003): La variation sociale en français. Paris: Éditions Ophrys. Goudaillier, Jean-Pierre (2001): Comment tu tchatches! Dictionnaire du français contemporain des cités. Paris: Maisonneuve et Larose. MÉDIAMÉTRIE - Observatoire des Usages d'Internet, Génération Internet (2006): „La place et l'usage du web chez les jeunes“, in: Institut national de recherche pédago- 40 40. GAL 2010 „SprachRäume“ gique (INRP): Lettre d’information de la Veille scientifique et technologique (VST) 19 <http://www.inrp.fr/vst/LettreVST/pdf/juin2006.pdf> [26.4.2010]. Neuland, Eva (Hrsg.) (2003): Jugendsprache – Jugendliteratur – Jugendkultur. Interdisziplinäre Beiträge zu sprachkulturellen Ausdrucksformen Jugendlicher. Frankfurt / Main: Peter Lang Abstracts 41 Markus Bieswanger (Barcelona) Soziolinguistische SMS-Forschung: Methodische Überlegungen und empirische Ergebnisse Sektion 7 & 15 Die sogenannte “erste Welle” der linguistischen Forschung zur computervermittelten Kommunikation (CMC) in den 1990ern neigte zu Verallgemeinerungen und schenkte soziolinguistischen Einflussfaktoren auf die Sprachverwendung in computervermittelten Kontexten kaum Beachtung (vgl. Bieswanger im Druck). Im Rahmen der derzeitigen “zweiten Welle” der linguistischen CMC-Forschung wird regelmäßig eine differenziertere Herangehensweise einschließlich der Berücksichtigung soziolinguistischer Faktoren gefordert (vgl. z.B. Androutsopoulos 2006, Bieswanger 2007), wodurch die empirische CMC-Forschung jedoch auch vor neue methodische Herausforderungen gestellt wird. Ein großer Teil der empirischen CMC-Forschung konzentrierte sich zunächst auf Chat und Email. Die Sprachverwendung in SMS-Kurznachrichten rückte in den letzten Jahren jedoch zunehmend in den Fokus linguistischer Studien (vgl. z.B. Schlobinski et al. 2001, Bieswanger 2007, Crystal 2008, Herring / Zelenkauskaite 2009). Der Beitrag beleuchtet methodische Probleme der Berücksichtigung soziolinguistischer Faktoren in der CMC-Forschung und zeigt, warum SMS-Material besser für derartige Analysen geeignet ist als Sprachmaterial aus diversen anderen Arten der computervermittelten Kommunikation. Als Beispiel für eine soziolinguistische CMC-Studie wird eine Untersuchung zu geschlechtsspezifischen Unterschieden in der Sprachverwendung in Kurznachrichten vorgestellt, die auf einem Korpus von mehr als 400 Kurznachrichten basiert. Im Rahmen der Studie wurde die Verwendung von Abkürzungsformen in Kurznachrichten untersucht, wobei statistisch signifikante Unterschiede sowohl im Bezug auf die Häufigkeit insgesamt als auch auf die Präferenz für bestimmte Abkürzungstypen festgestellt wurden. Die Ergebnisse der Studie werden u.a. vor dem Hintergrund des sogenannten sociolinguistic gender pattern diskutiert und dienen als Grundlage für einen Ausblick auf die zukünftige soziolinguistisch orientierte CMC-Forschung. Literatur Androutsopoulos, Jannis (2006): „Introduction: Sociolinguistics and computer-mediated communication”, in: Journal of Sociolinguistics 10, 4: 419-438. Bieswanger, Markus (2007): „2 abbrevi8 or not 2 abbrevi8: A contrastive analysis of different space- and time-saving strategies in English and German text messages”, in: Floyd, Simeon / Hallet, Taryne / Oshima, Sae / Shield, Aaron (Hrsg.): Texas Linguistic Forum, Volume 50. Austin: Texas Linguistic Forum. Bieswanger, Markus (im Druck): „Micro-linguistic structural features of computer-mediated communication”, in: Herring, Susan / Stein, Dieter / Virtanen, Tuija (Hrsg.): Pragmatics of Computer-Mediated Communication (= Handbooks of Pragmatics 9). Berlin / New York: de Gruyter. Crystal, David (2008). txtng: the gr8 deb8. Oxford: Oxford University Press. 42 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Herring, Susan C. / Zelenkauskaite, Asta (2009): „Symbolic capital in a virtual heterosexual market: Abbreviation and insertion in Italian iTV SMS“, in: Written Communication 26, 1: 5-31. Schlobinski, Peter / Fortmann, Nadine / Gross, Olivia / Hogg, Florian / Horstmann, Frauke / Theel, Rena (2001): „Simsen. Eine Pilotstudie zu sprachlichen und kommunikativen Aspekten in der SMS-Kommunikation“, in: Networx 22. Abstracts 43 Detlev Blanke (Berlin) Zur Plansprachenfrage im Europäischen Raum Themenbereich II Die internationale und transnationale Position einer Sprache hat u.a. machtpolitische, ökonomische, kulturpolitische, bildungspolitische und andere Ursachen und Wirkungen, die im europäischen Sprachraum, insbesondere am Widerspruch zwischen deklarierter Gleichberechtigung der offiziellen Sprachen der Mitgliedsländer und ihrer Nichtgleichbehandlung, deutlich werden. Die Erweiterung der EU und die zunehmende Dominanz des Englischen verstärken diesen Widerspruch, der im Gegensatz zur geforderten Bewahrung der Multilingualität und Multikulturalität steht. Unter den sprachpolitischen Alternativvorschlägen wird gelegentlich auch eine internationale Plansprache als lingua franca der EU - unterschiedlich tiefgründig - diskutiert, in erster Linie Esperanto (ferner Ido und Interlingua) und zwar a) in EU-Instanzen und –dokumenten, b) in sprachpolitischer Fachliteratur und c) in plansprachlichen Gemeinschaften. Um die Möglichkeiten und Grenzen einer Plansprache im europäischen Raum realistisch einschätzen zu können, sind u.a. folgende Probleme, wie im Vortrag gezeigt wird, genauer zu untersuchen: • die Unterscheidung zwischen Plansprachenprojekt und Plansprache • die Beziehung zwischen Plansprachengemeinschaft und Kultur • die Ausdruckspotenzen einer Plansprache und ihre Eignung für Sprachplanungsprozesse (insbesondere hinsichtlich der Fachlexik) • die lingua-franca-Funktionen bei machtpolitisch und ökonomisch unterschiedlich ausgestatteten Sprachen (insbesondere Englisch oder Französisch vs. neutrale Plansprache) • mögliche politische und ökonomische Wirkungen einer Plansprachenoption innerhalb und außerhalb der EU • Plansprache als Propädeutik zur Verbesserung der Effizienz des Fremdsprachenunterrichts • die Kompliziertheit einer radikalen Änderung angesichts der gegenwärtigen sprachenpolitischen Entwicklungstendenz in der EU. Unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen der EU und des Stands der fachwissenschaftlichen Diskussion zur Theorie und Praxis von Plansprachen (Interlinguistik und Esperantologie) erscheint es erforderlich, dass eine kompetente EU-Institution (Parlament oder Kommission) einen wissenschaftlich fundierten Bericht über „Situation und Perspektive einer Plansprache als Kommunikationsmittel in der EU“ erarbeiten lässt. Literatur Blanke, Detlev (2006): Fiedler, Sabine (Hrsg): Interlinguistische Beiträge. Zum Wesen und zur Funktion internationaler Plansprachen. Frankfurt / Main u.a.: Peter Lang. 44 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Janton, Pierre (1993): Tonking, Humphrey (Hrsg.): Esperanto – Language, Literature and Community. New York: State University of New York Press. Schubert, Klaus (Hrsg.) (2001): Planned Languages: From Concept to Reality. Brüssel: Hogeschool voor Wetenschap & Kunst [VLEKHO]. Abstracts 45 Bettina Bock (Leipzig) Geheimer Diskurs: Der Kommunikationsraum Ministerium für Staatssicherheit und die inoffiziellen Mitarbeiter Sektion 3 In dem Beitrag soll der Diskursbegriff auf den bisher in diesem Kontext vernachlässigten Bereich der Geheimkommunikation angewendet werden, speziell auf die Kommunikation des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) mit seinen inoffiziellen Mitarbeitern (IM). Dabei ist interessant, dass es einige Unterschiede zur gängigen linguistischen Verwendung des Diskursbegriffs zu geben scheint: Der ‚Diskurs MfS’ findet z.B. weder in der Öffentlichkeit, unter Beteiligung vieler Diskursakteure, statt, noch gibt es einen thematischen Zusammenhang der Texte. Dennoch gibt es klare diskursive Regelmäßigkeiten, die ihn gegenüber anderen Diskursen, in denen andere Regeln herrschen, abgrenzen. Dazu gehört auch die einmalige Situation, dass hier „blind“ geschrieben wird (s.u.). Die Texte der IM sind zudem durch ihre gemeinsame Funktion – die Überwachung der Bürger – als diskursive Einheit gekennzeichnet. Die Metapher des Kommunikationsraums kann nun die besonderen Eigenschaften dieses geheimen Diskurses konkretisieren: Es gibt eine klare Außengrenze, die nicht jeder überschreiten kann. Die überwachte Person und die Öffentlichkeit bleiben ausgeschlossen. Aber auch die IM, die als „normale Bürger“ an die Staatssicherheit berichten, stehen trotz ihrer Kooperation gewissermaßen außerhalb des Kommunikationsraums MfS. Ihr Wissen (über die Institution und ihre genauen diskursiven Regeln, über die Weiterverarbeitung der gelieferten Informationen etc.) ist stark beschränkt. Sie erhalten weder Rückmeldung zu ihrer Textgestaltung noch diesbezügliche Vorgaben, d.h. sie können nicht „standardisiert“ auf ein (bekanntes oder vorgegebenes) Textmuster zurückgreifen: Ihr Schreiben ist daher als „blind“ zu charakterisieren. Eine besondere Diskursregel des Kommunikationsraumes ist, dass offen und ungeschönt gesprochen werden kann. Dies grenzt ihn von der öffentlichen Kommunikation in der DDR ab, in der es einen Zwang zur Euphemisierung und zu formelhaften Ausdrücken gab. Der Diskurs soll als mehrfach exklusiver Kommunikationsraum mit besonderen Regeln modelliert werden. Mit dem Verständnis des Diskurses als Kommunikationsraum wird direkt an Foucault angeknüpft, der den Diskurs als Raum begreift, in dem Gegenstände auftauchen können und in dem bestimmte Regeln herrschen, durch die er sich gegenüber anderen Diskursen abgrenzt (Archäologie des Wissens). Im Vortrag sollen die Möglichkeiten einer Raum-Metaphorik für eine diskurslinguistische Analyse geheimer Kommunikation mit ihren besonderen diskursiven Regeln und Eigenschaften erörtert werden. 46 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Petra-Kristin Bonitz (Göttingen) Dialektales tun tut was zur Sache beitragen! Sektion 2b Dialekte sind der mündliche Raum unserer Sprache. Ein sprachliches Phänomen, welches nahezu ausschließlich in diesen Raum „verbannt“ wurde, ist die deutsche tunPeriphrase. Sie tut sich nämlich im Deutschen keiner großen Beliebtheit erfreuen. Zurückgedrängt in die Welt der Dialekte fristet sie ihr Dasein im scheinbar Verborgenen. − Warum scheinbar? Auch wenn Sprecher unbewusst von der Konstruktion Gebrauch machen, schließen sie oftmals die Nutzung nach expliziter Reflexion für sich aus, zumindest in der Hochsprache. Doch Fakt ist: Diese „normativ diskriminierte Erscheinung“ (Fischer 1996: 137) wird verwendet, sodass sie als ein ernst zu nehmendes Phänomen der deutschen Grammatik behandelt werden muss. In allen deutschen Basisdialekten findet sich die tun-Periphrase (vgl. Fischer 1996, Langer 2001), sie taucht schon in Schriftstücken aus dem 14. Jahrhundert auf (vgl. Weiss 1956) und ist bis heute bei jedermann bekannt. Die tun-Periphrase tritt in verschiedenen Tempora und Modi auf, in ihrem Erscheinungsbild zeigt sie sich dementsprechend äußerst flexibel und dient als eine Art „Lückenfüller“ (nach Fischer 1998). Vielleicht besitzt sie − trotz ihres geringen Prestiges − eine größere Relevanz in der deutschen Sprache als man vermuten mag. Dass sie eine sogar außergewöhnliche und einzigartige Rolle in der deutschen Syntax spielen könnte, möchte ich in meinem Vortrag darlegen. Es wird dabei speziell der Status sowie die syntaktische Funktion auxliaren tuns diskutiert. Auf der sprachwissenschaftlichen Hypothese der Inflection Phrase (IP) basierend, wird zudem die Hypothese anhand empirischer Belege vertreten, dass es sich bei dem Hilfsverb tun um ein Element der Kategorie I handelt, welches für die deutsche Sprache bislang nur von Verbendungen besetzt oder gar ausgeschlossen wird. Dafür ist es essentiell zu klären, ob das auxiliare tun semantisch leer ist oder ob sich Sätze wie (1) und (2) signifikant voneinander unterscheiden: (1) Der Bäcker backt den Kuchen. (2) §Der Bäcker tut den Kuchen backen. Wie sieht die Zukunft der tun-Periphrase aus? Wird sie eines Tages einfach verschwinden oder erweitert sich vielleicht sogar ihr Raum? Einzelne Tendenzen sollen hier aufgezeigt und die tun-Periphrase in ihrem verschachtelten Lebensraum vorgestellt werden. Datenquelle ist dabei das Internet, da vorwiegend Chats und private Homepages die ideale Plattform für die Konstruktion sind, weil sich hier Mündlichkeit und Schriftlichkeit miteinander verbinden. Literatur Fischer, Annette (1996 / 2001): „Diachronie und Synchronie von auxiliarem tun im Deutschen“, in: Watts, Sheila / West, Jonathan / Solms, Hans-Joachim (Hrsg.): Zur Verbmorphologie germanischer Sprachen (= Linguistische Arbeiten 446). Tübingen: Niemeyer 137-154. Abstracts 47 Fischer, Annette (1998): „TUN periphrasis in Early New High German“, in: TiekenBoon van Ostade, Ingrid et al. (Hrsg.): DO in English, Dutch and German. History and present-day variation. Münster: Nodus Publikationen 121-138. Langer, Nils (2001): Linguistic Purism in Action. How auxiliary tun was stigmatized in Early New High German (= Studia Linguistica Germanica 60). Berlin / New York: Walter de Gruyter. Weiss, Emil (1956): Tun: Machen. Bezeichnungen für die kausative und die periphrastische Funktion im Deutschen bis um 1400 (= Stockholmer Germanistische Forschungen 1). Stockholm: Almqvist & Wiksells. 48 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Elke Bosse / Beatrix Kreß / Stephan Schlickau / Vasco da Silva (Hildesheim) Möglichkeiten der Vermittlung und Anwendung von Methoden der Diskursforschung im Rahmen von BA-Studiengängen Sektion 9 Der Vortrag widmet sich hochschuldidaktischen und curricularen Fragen in Bezug auf die Vermittlung von Methoden der Datenerhebung und -analyse in der Angewandten Sprachwissenschaft unter besonderer Berücksichtigung der Interkulturellen Kommunikation. Die Umstellung auf modularisierte Bachelorstudiengänge eröffnet neue Möglichkeiten, erkannte Defizite von Magisterstudiengängen bei der Curriculumsplanung von vornherein zu berücksichtigen. Insbesondere Methodenkenntnisse zur Untersuchung authentischer Gesprächsdaten sollten – speziell in einem Studiengang der Angewandten Linguistik – zukünftig durch eine profunde Ausbildung gefördert werden. Doch inwiefern erlaubt der enge zeitliche Rahmen von BA-Studiengängen eine Vermittlung von Methoden zur Erforschung interkultureller Kommunikation? Am Beispiel des auslaufenden Magister- und neuen Bachelorstudiengangs „Internationales Informationsmanagement“ (IIM) geht der Beitrag zunächst auf Herausforderungen ein, die sich im skizzierten Problemfeld ergeben. Anhand von durchgeführten Lehrforschungsprojekten und Seminaren konnten bereits unterschiedliche Schwierigkeiten – von studentischer wie von institutioneller Seite – identifiziert werden. Dabei zeigt sich zum einen die Notwendigkeit einer genaueren Abstimmung in der Abfolge und Verzahnung der Inhalte, aber auch der Bedarf nach einer permanenten Rückkopplung zwischen Kriterien der Wissenschaftlichkeit und praktischer Anwendbarkeit von Analysemethoden, um deren Nutzen und Unabdingbarkeit gegenüber den Studierenden zu motivieren. Diese Hürden in der Vermittlung von Methoden zur Diskursforschung werden anhand empirischer Beispiele veranschaulicht, um abschließend Lösungsmöglichkeiten hochschuldidaktischer und curricularer Art aufzuzeigen. Eine herausragende Stellung nehmen an dieser Stelle eine neu konzipierte, von einem Forschungsportfolio begleitete Methodenübung und ein der B.A.-Arbeit vorgeschaltetes Projekt ein, das eine eigenständige Erkundung eines Anwendungsgebiets der Sprachwissenschaft in Form einer empirischen Untersuchung vorsieht. Begleitet und gestützt wird dies durch Güte- bzw. Bewertungskriterien, die seitens der Lehrenden herausgearbeitet wurden, um den Studierenden in ihrer eigenständigen Arbeit mehr Transparenz und in gewissem Maße Zielvorgaben zu bieten. Abstracts 49 Elke Bosse (Hildesheim) Gesprächspraktiken in interkulturellen Trainings: Erzählen, Beraten und Streiten Sektion 9 Im Zuge fortschreitender Internationalisierung haben sich interkulturelle Trainings an vielen deutschen Hochschulen etabliert – doch inwiefern können sie tatsächlich zur interkulturellen Qualifizierung von Studierenden beitragen? Auf der Grundlage von gesprächsanalytisch ausgewerteten Trainingssequenzen geht mein Beitrag auf die kommunikative Umsetzung didaktisch-methodischer Prinzipien ein, um mögliche Chancen und Risiken interkultureller Trainings aufzuzeigen. Nach einer kurzen Einführung in das Lehr-Lern-Konzept der untersuchten Veranstaltung werden Gesprächspraktiken vorgestellt, die als charakteristisch für das kommunikative Geschehen in interkulturellen Trainings gelten können. So wird am Beispiel von ausgewählten Trainingssequenzen veranschaulicht, wie Studierende eigene interkulturelle Erlebnisse narrativ präsentieren und nachfolgend mit Hilfe beratungstypischer Verfahren bearbeiten. Wie am Datenmaterial zu zeigen ist, finden sich hierbei sowohl Fälle von besonderer Kooperation als auch dissente Sequenzen, die Merkmale von Streitgesprächen aufweisen. Diese Befunde sollen anschließend unter der Fragestellung betrachtet werden, inwiefern die identifizierten Gesprächspraktiken als funktional im Hinblick auf die Lernziele interkultureller Trainings zu beurteilen sind. Zum Abschluss werden zum einen Perspektiven aufgezeigt, wie sich allgemeine Modelle interkultureller Kompetenz auf empirischer Grundlage handlungsfeldspezifisch weiterentwickeln und zur Lernzielbestimmung für interkulturelle Qualifizierungsmaßnahmen nutzen lassen. Zum anderen soll der Einblick in die Trainingspraxis dazu genutzt werden, Hochschulangebote (wie z. B. Mentorenprogramme für internationale Studierende) zu hinterfragen, die sich in erster Linie auf die vorhandene Expertise von Studierenden verlassen, ohne deren Beratungsarbeit durch einen didaktisch-methodischen Rahmen und professionelle Unterstützung zu begleiten. Literatur Bosse, Elke (2009): „Förderung von Linguistic Awareness of Cultures im Rahmen interkultureller Trainings“, in: Bauer, Gerd Ulrich (Hrsg.): Standpunkte und Sichtwechsel. Festschrift für Bernd Müller-Jacquier zum 60. Geburtstag. München: Iudicium 338362. Bosse, Elke (2010): „Vielfalt erkunden – ein Konzept für interkulturelles Training an Hochschulen“, in: Hiller, Gwenn / Vogler-Lipp, Stefanie (Hrsg.): Schlüsselqualifikation Interkulturelle Kompetenz an Hochschulen. Grundlagen, Konzepte, Methoden. Wiesbaden: VS 109-133. Kammhuber, Stefan (2000): Interkulturelles Lehren und Lernen. Wiesbaden: DUV. Nazarkiewicz, Kirsten (2010): Interkulturelles Lernen als Gesprächsarbeit. Wiesbaden: VS. 50 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Christoph Breitsprecher (Hamburg) Studentische Mitschriften als Fenster zum diskursiven Wissenstransfer Sektion 13 Die Bedingungen, unter denen ‚studentische Mitschriften’ angefertigt werden, ändern sich seit einigen Jahren maßgeblich. Zudem sind hinsichtlich dieser universitären Textart noch grundlegende linguistische Forschungsdesiderate zu verzeichnen, die aufzuarbeiten sind, um diese Textart als Fenster zum Wissenstransfer und Verstehensprozess im universitären Unterrichtsdiskurs nutzen zu können. Insbesondere Verfahren der studentischen Wissensverarbeitung sowie die Systematizität des verarbeiteten Wissens werden in dieser zum primären Veranstaltungsdiskurs komplementären schriftlichen Kommunikation rekonstruierbar. In Anbetracht dieser beiden Aspekte wird das Hauptaugenmerk meiner empirischen Analysen vor allem auf die Verschriftlichung jener wissensbearbeitenden Sprechhandlungen wie Behaupten, Begründen, Erklären und Erläutern zu legen sein, die konstitutiv für diskursiv-entwickelnde Verfahren der Wissensvermittlung (Redder 2009) sind. Da diese als für den D-A-CH-Raum typische Form der universitären Wissensbe- und -verarbeitung gelten kann (Wiesmann 1999), stellt die Analyse der daran gekoppelten schriftsprachlichen Vermittlungsformen einen ersten Schritt hin zu einer kontrastiven Untersuchung diskursiver und textueller Strukturen der plurikulturellen europäischen Hochschulkommunikation dar. Bei der Auswahl der Daten für die empirischen Analysen ist zu berücksichtigen, dass der aktuelle Umbruch universitärer Lehr- und Lerntraditionen auch die kommunikativen Bedingungen für die Textart ‚studentische Mitschrift’ in mindestens zwei Dimensionen grundlegend verändert. Einerseits gehen die Transformationen der komplexen Anforderungen beim Anfertigen von Mitschriften auf die sog. Multimodalisierung der Hochschulkommunikation, andererseits auf die Umstrukturierung von Studienplänen im Zuge der Einführung und Anpassung von BA- / MA-Studiengängen zurück. Konkret sind die studentischen Mitschriften im Abgleich mit dem Primärdiskurs nach den Ausdrucksformen zu befragen, derer sich die Studierenden bedienen, um unter den gegebenen Bedingungen die selegierten Wissenselemente in komprimierter Form für spätere Rezeptionen zu speichern. Diese Formen werden dann hinsichtlich zweier Funktionalitäten funktional-pragmatisch zu rekonstruieren sein. Inwiefern dienen sie erstens der Speicherung des diskursiv erarbeiteten Wissens, wobei Einblicke in die studentische Wissensverarbeitung, genauer in Selektionen und Modifikationen beim Wissenstransfer, gewonnen werden können. Zweitens ist die Eignung dieser Formen für die Bewältigung des Mitschreibhandelns zu untersuchen, wobei Hinweise auf textartspezifische Merkmale zu erwarten sind (vgl. Breitsprecher 2007). Die Ergebnisse sollen zu einer linguistisch fundierten ‚Propädeutik des Mitschreibens‘ beitragen, d.h. zu einer – perspektivisch interkulturellen – Sprachqualifizierung der Studierenden. Diese hätte die Bewusstmachung der mündlichen und schriftlichen Vermittlungsformen an der Universität zu leisten, um Studierende – aber auch Lehrende – Abstracts 51 in die Lage zu versetzen, den sich verändernden sprachlichen Anforderungen an universitäres Lehren und Lernen besser entsprechen zu können. Literatur Redder, Angelika (2009): „Sprachliche Wissensbearbeitung in der Hochschulkommunikation“, in: Lévy-Tödter, Magdalène / Meer, Dorothee (Hrsg.): Hochschulkommunikation in der Diskussion. Frankfurt/M.: Lang 17-44. Wiesmann, Bettina (1999): Mündliche Kommunikation im Studium. Diskursanalysen von Lehrveranstaltungen und Konzeptualisierung der Sprachqualifizierung ausländischer Studienbewerber. München: iudicium. Breitsprecher, Christoph (2007): Mitschriften von Vorlesungen und Seminaren - exemplarische empirische Analysen. Universität Hamburg: Institut für Germanistik I (Magisterarbeit). 52 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Jana Brenning (Freiburg) Projektionsverfahren in der Interaktion – Syntaktische Kokonstruktionen Sektion 4 Syntaktische Kokonstruktionen durch zwei oder mehr Sprecher sind ein alltägliches Phänomen in der Face-to-Face Interaktion, welches nur durch die spezifischen Spielräume des Mediums der gesprochenen Sprache ermöglicht wird. So zeigen Kokonstruktionen die dialogische Emergenz von Syntax (Auer 2007: 105) sowie die Synchronisierung der Bewusstseinsströme (Auer 2000: 46) von Sprecher und Rezipient. Der online Charakter und die Prozesshaftigkeit der gesprochenen Sprache müssen berücksichtigt werden, um dieses Phänomen zu erklären. Kokonstruktionen wurden bereits in verschiedenen Sprachen analysiert (Hayashi 2005; Helasvuo 2004; Lerner 1996, 2004; Local 2005; Szczepek 2000), allerdings existiert bisher keine empirische Untersuchung zu Kokonstruktionen im Deutschen. Bei der Betrachtung von Kokonstruktionen stellt sich die Frage, wie Sprecher das mögliche Ende einer emergenten syntaktischen und prosodischen Gestalt voraussehen können. Nur durch syntaktische, prosodische und semanto-pragmatische Projektion wird es möglich, dass ein Sprecher die syntaktische Gestalt eines anderen Sprechers, teilweise ohne Verzögerung, vervollständigt. Im Vortrag soll anhand von verschiedenen Beispielen aus einem Gesamtkorpus von 120 kokonstruierten Vervollständigungen gezeigt werden, welche Projektionsverfahren im Deutschen Vervollständigungen durch einen zweiten Sprecher begünstigen. Der Fokus wird auf syntaktischen Projektionen liegen. Dabei wird auch diskutiert werden, ob Kokonstruktionen präferiert innerhalb bestimmter Handlungskontexte wie beispielsweise Bewertungen oder Erzählungen vorkommen. Literatur Auer, Peter (2000): „On line-Syntax − Oder: Was es bedeuten könnte, die Zeitlichkeit der mündlichen Sprache ernst zu nehmen“, in: Sprache und Literatur 85: 43-56. Auer, Peter (2007): „Syntax als Prozess“, in: Hausendorf, Heiko (Hrsg.): Gespräch als Prozess. Linguistische Aspekte der Zeitlichkeit verbaler Interaktion. Tübingen: Narr 95-124. Hayashi, Makoto (2002): Joint Utterance Construction in Japanese Conversation. Amsterdam: John Benjamins. Helasvuo, Marja-Liisa (2004): „Shared syntax: the grammar of co-constructions“, in: Journal of Pragmatics 36: 1315-1336. Lerner, G. (1996): „On the ''semi-permeable character'' of grammatical units in conversation“, in: Ochs, E. / Schegloff, E. / Thompson, S. (Hrsg.): Interaction and Grammar. Cambridge: Cambridge University Press 238-276. Lerner, G. (2004): „Collaborative turn sequences“, in: Lerner, G. (Hrsg.): Conversation Analysis. Studies from the first generation. Amsterdam: John Benjamins 225-256. Abstracts 53 Local, J. (2005): „On the interactional and phonetic design of Collaborative Completions“, in: Hardcastle, W. J. / Mackenzie Beck, J. (Hrsg.): A Figure of Speech: A Festschrift for John Laver. New Jersey: Lawrence Erlbaum 263-285. Szczepek, B. (2000): „Functional Aspects of Collaborative Productions in English Conversation“, in: InList 21 <http://www.unipotsdam.de/u/inlist/issues/21/index. htm>. 54 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Melanie Brinkschulte / Yvonne A. Henze (Göttingen) Förderung interkultureller Kompetenz durch betreuten interkulturellen Austausch Sektion 9 Um interkulturelle Kompetenz, eine Schlüsselqualifikation des globalen Arbeitsmarktes, zu fördern und um von der internationalen Studierendenschaft einer Universität zu profitieren, ist der Austausch von internationalen und einheimischen Studierenden ein Ansatz, um deren Synergiepotenzial zu nutzen. An der Georg-August-Universität Göttingen wird derzeit mit InDiGU (Integration und Diversity an der Göttinger Universität) ein Projekt realisiert, das die Ressourcen internationaler und deutscher Studierender nutzt, indem beide Gruppen in Studienpartnerschaften zusammen arbeiten und lernen. Neben den Fachpartnerschaften, in denen deutsche und ausländische Studierende desselben Studienfachs und möglichst des gleichen Semesters miteinander arbeiten, wurden akademische Schreibpartnerschaften etabliert, in denen ausländische und deutsche Studierende gemeinsam akademische Texte schreiben. Der wechselseitige Austausch über das gemeinsame interkulturelle Schreiben ermöglicht es den Studierenden den eigenen Schreibprozess zu reflektieren und sich Kenntnisse anderer kulturell determinierter Schreibtraditionen anzueignen. Die professionelle Anleitung und die diskursanalytische Auswertung der Schreibprozesse und -ergebnisse ermöglichen die Entwicklung spezifischer Lehr- / Lernmaterialien sowie eine Optimierung der Begleitung interkultureller akademischer Schreibpartnerschaften. Abstracts 55 Noah Bubenhofer (Mannheim) Maschinelle Methoden der Diskursanalyse: Das Potenzial datengeleiteter Korpuslinguistik Sektion 3 Die qualitative Diskursanalyse in der Nachfolge Foucaults ist seit langem geprägt von zwei Grundüberzeugungen: Zum einen wurden Diskurse stets anhand thematisch definierter Textkorpora untersucht. Zum anderen wurde Diskursanalyse als besondere Art der Lektüre von Texten verstanden, die es ermögliche, zeitspezifische Formen der Wissenskonstitution sichtbar zu machen. Die Fixierung auf Themen und eine spezifische Praktik der Textlektüre ergeben sich aber weder zwingend aus Foucaults Schriften, noch aus den Erkenntnisinteressen der Diskursanalyse. Im Forschungsprojekt „semtracks“ suchen wir nach einem alternativen Zugang zur Sichtbarmachung von Wissensformationen in seriellen Quellen. Wir verstehen Diskurse themenabstrakt als Cluster von sprachlichen Oberflächenphänomenen mit semantischer Ladung. Zur Identifizierung dieser Merkmalscluster bedienen wir uns nicht dekonstruktiver Lektüren von Texten, sondern korpus- und computerlinguistischer Verfahren zur Mustererkennung. Methodisch notwendig für dieses Ziel ist die Umkehrung des klassischerweise in der Korpuslinguistik praktizierten Verfahrens: Statt in Korpora nach vorher definierten sprachlichen Mustern zu suchen, müssen diese induktiv – oder: „corpus-driven“, „datengeleitet“ – in den Korpusdaten sichtbar gemacht werden (Tognini-Bonelli 2001, Bubenhofer 2008). Waren solche induktiven Zugänge bis vor kurzem auch rein technisch noch eher schwierig zu bewerkstelligen, ermöglicht nun die gesteigerte Rechenleistung von Computern die Verarbeitung sehr großer Korpora. Der Vortrag möchte am Beispiel des Projekts „SEMTRACKS Tracking Meaning on the Surface: A Data-Driven Approach to Semantic Imprints of Texts“, das am Heidelberg Center for American Studies angesiedelt ist, zeigen, wie dieser induktive Zugang auf der Suche nach Sprachgebrauchsmustern in großen Textkorpora für die Diskurslinguistik fruchtbar gemacht werden kann. Literatur Bubenhofer, Noah (2008): „Diskurse berechnen? Wege zu einer korpuslinguistischen Diskursanalyse“, in: Warnke, Ingo (Hrsg.): Methoden der Diskurslinguistik: Sprachwissenschaftliche Zugänge zur transtextuellen Ebene (= Linguistik - Impulse & Tendenzen 31). Berlin / New York: de Gruyter 407-434. Bubenhofer, Noah / Klimke, Martin / Scharloth, Joachim (2008): U.S. Presidential Campaigns '08 – A Semantic Matrix Analysis. <http://semtracks.com/political tracker/>. Bubenhofer, Noah / Klimke, Martin / Scharloth, Joachim (2009): political tracker – Bundestagswahl ‘09. Eine Semantische Matrixanalyse. Elektronische Ressource <http://semtracks.com/politicaltracker/>. 56 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Tognini-Bonelli, Elena (2001): Corpus Linguistics at Work (= Studies in Corpus linguistics 6). Amsterdam: Benjamins. Abstracts 57 Ulrich Busse (Halle/S.) Welche Rolle spielen Anglizismen in europäischen Sprachen? Themenbereich II Aus deutscher Sicht hat Peter von Polenz in seiner dreibändigen Sprachgeschichte des Deutschen schon vor mehr als zehn Jahren darauf aufmerksam gemacht, dass es sich bei dem sogenannten „Anglizismenproblem“ nicht nur um ein gegenwärtiges deutsches Phänomen, sondern um ein europäisches mit einer historischen Perspektive handelt: “Wenn (…) in traditioneller Weise von e n g l i s c h e m S p r a c h e i n f l u ß, von Entlehnungen aus dem Englischen oder von Anglizismen/Angloamerikanismen die Rede ist, so ist dieser sprachgeschichtlich wichtige Prozeß weniger als Verenglischung des Deutschen zu verstehen, vielmehr primär als modernster Teil der Internationalisierung europäischer Sprachen“ (von Polenz 1999: 400). In meinem Vortrag möchte ich diese beiden miteinander verknüpften Dimensionen näher betrachten. Dies betrifft zum einen die historische Dimension lexikalischer Entlehnungen ins Deutsche und andere Sprachen und den (diachronen und synchronen) Vergleich dieses Einflusses auf ausgewählte europäische Sprachen. Dabei gilt das Hauptaugenmerk der Beantwortung folgender Fragen: • Wurden die europäischen Sprachen mehr oder weniger gleichförmig von dieser Entwicklung betroffen oder zeigen sich aufgrund sprachtypologischer, kultureller oder politischer Besonderheiten Unterschiede im Grade der Anglisierung? • Falls diese Frage bejaht werden kann, lassen sich dann im Vergleich der Sprachen Muster oder Lehnschübe feststellen? Diese und ggf. weitere Fragen sollen anhand der nachfolgenden Datenbasis beantwortet werden: • A Dictionary of European Anglicisms [DEA] (s. Görlach, ed. 2001), • English in Europe [EiE] (s. Görlach, ed. 2002a) • English Words Abroad (s. Görlach 2003). Auf der Meta-Ebene soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit es anhand dieser Daten möglich ist, verlässliche Angaben zu den Sprachen selbst bzw. zur Sprachverwendung zu machen. 58 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Gabriela B. Christmann (Berlin) Raumpioniere in Stadtquartieren. Über kommunikative Raumkonstruktionen Themenbereich III In der sozialwissenschaftlichen Raumforschung ist im Rahmen des so genannten ‚cultural turn’ die Überlegung selbstverständlich geworden, dass Räume als soziale Konstruktionen verstanden werden müssen. Bei der theoretischen Ausarbeitung dieser Annahme haben Raumtheoretiker vor allem die Rolle menschlicher Bedeutungszuschreibungen (Wissen) und / oder menschlichen Handelns in den Vordergrund gestellt (vgl. Lefèbvre 1991, Giddens 1993, Bourdieu 1984, Werlen 1997, Löw 2001, Thrift 2007). Dass im Prozess sozialer Raum(re)konstruktionen auch Kommunikationen bzw. Diskurse bedeutend sind, ist zwar seit geraumer Zeit erkannt worden (vgl. Paasi 1989, Healey 1992, 1996, Hastings 1999, Lees 2004), die theoretische Fundierung dieses Gedankens blieb jedoch bislang hinter dieser Erkenntnis zurück. Auch empirisch fehlt es an systematischen Erkenntnissen über Mechanismen einer kommunikativen (Re-)Konstruktion von Raum. Wir wissen nur sehr wenig über kommunikative Prozesse in kleinen Öffentlichkeiten raumbezogener Akteursgruppen und Netzwerken, in denen bestimmte Raumdeutungen entstehen oder verändert werden; relativ wenig wissen wir auch über raumbezogene Diskurse in großen Öffentlichkeiten und fast gar nichts über das Verhältnis zwischen raumbezogenen Face-to-face-Kommunikationen und öffentlichen Diskursen. Im Vortrag wird aus dem laufenden Forschungsprojekt „Raumpioniere im Stadtquartier. Zur kommunikativen (Re-)Konstruktion von Räumen im Strukturwandel“ berichtet, das dieses Forschungsdesiderat aufgreift. Ziel des Projekts ist es, am Beispiel von Raumpionier-Initiativen zu analysieren, wie quartiersbezogene Raumdeutungen kommunikativ verhandelt werden. Untersucht werden Quartiere in den zentrumsnahen Stadtteilen Berlin-Moabit und Hamburg-Wilhelmsburg. Kennzeichnend für diese Quartiere sind hohe Anteile an Beziehern von staatlichen Transferleistungen wie auch an Migranten, vielfältige Konflikte zwischen einzelnen Migrantengruppen, zwischen Deutschen und Migranten sowie zwischen rivalisierenden Jugendgangs und nicht zuletzt Negativ-Images. Es wird gefragt, wie Raumpioniere mit ihren Aktivitäten (wie z.B. durch die Organisation multikultureller Straßenfeste, durch die Einrichtung einer betreuten Fahrradwerkstatt für Jugendliche oder durch die Eröffnung eines Buch- und Teeladens) Kommunikationsprozesse im Quartier und über das Quartier in Gang bringen. Raumpioniere werden als Akteure und Akteursgruppen verstanden, die – wenn auch häufig zunächst nur Freiräume nutzend und eigenen Lebensentwürfen folgend – im Quartier etwas für diesen Raum Neues praktizieren, die den Raum neu nutzen bzw. denken, darüber kommunizieren bzw. andere Bürger zur Kommunikation darüber anregen und dabei Raumdeutungen anderer Menschen und ggf. Negativ-Images beeinflussen (können). Folgende Fragestellungen stehen im Vordergrund des Projekts: • Welche Raumvorstellungen, Ziele und kommunikativen Strategien haben Raumpioniere und wie sind die Akteure vernetzt? Abstracts 59 • Wie verlaufen die Binnenkommunikationen in Akteursgruppen und –netzwerken von Raumpionieren? Was beinhalten die kommunizierten Raumdeutungen, und was wird nach außen kommuniziert? • Wie werden die Quartiere in öffentlichen Diskursen dargestellt? Können Themen der Raumpioniere Eingang in öffentliche Diskurse finden? Im Vortrag werden dem Projekt zugrunde liegende theoretische Annahmen über die kommunikative Konstruktion von Raum skizziert, das methodische Design der Kommunikationsanalysen vorgestellt sowie erste Zwischenergebnisse präsentiert. Literatur Bourdieu, Pierre (1984): Distinction: A Social Critique of the Judgement of Taste. London: Routledge. Giddens, Anthony (1993): The Constitution of Society. Outline of the Theory of Structuration. Cambridge: Polity Press. Hastings, Annette (1999): „Discourse and Urban Change: Introduction to the Special Issue”, in: Urban Studies 36: 7-12. Healey, Patsy (1992): „Planning through Debate. The Communicative Turn in Planning Theory and its Implications for Spatial Strategy Formation“, in: Town Planning Review 63: 143-162. Healey, Patsy (1996): „The Communicative Turn in Planning Theory and its Implications for Spatial Strategy Formation”, in: Environment and Planning B 23: 217-234. Lees, Loretta (2004): „Urban Geography: Discourse Analysis and Urban Research”, in: Progress in Human Geography 28: 101-107. Lefebvre, Henri (1991): The Production of Space. Cambridge: Blackwell. Löw, Martina (2001): Raumsoziologie. Frankfurt / Main: Suhrkamp. Paasi, Ansi (1989): „The Media as Creator of Local and Regional Culture”, in: The Long-Term Future of Regional Policy – A Nordic View. Report on a Joint NordREFO / OECD seminar in Reykjavik 151-165. Thrift, Nigel (2007): Non-Representational Theory. Space, Politics, Affect. London: Routledge. Werlen, Benno (1997): Sozialgeographie alltäglicher Regionalisierungen. Band 2: Globalisierung, Region und Regionalisierung. Stuttgart: Franz Steiner Verlag. 60 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Irene Cramer / Jana Bonberg / Anna-Lena Kessler (Dortmund) Definitionen in Wortnetzen: Definitionstypen, lexikalischsemantische Relationen und die automatische Erweiterung am Beispiel von GermaNet Sektion 7 & 15 Definitionen – also allgemein- / fachsprachliche Textsegmente, die sprachliches Wissen explizieren – spielen in den unterschiedlichsten Gebieten der Computerlinguistik und Sprachtechnologie eine wichtige Rolle. Beispielsweise werden (manuelle teilweise von Lexikographen erstellte) definitorische Textsegmente wie die so genannten Glosses des Princeton WordNet 1 als Datengrundlage für die Berechnung semantischer Nähe verwendet. 2 Für automatisch extrahierte Definitionen (und die entsprechenden Extraktionssysteme) ergeben sich darüber hinaus interessante Einsatzgebiete u. a. in Autorensystemen (etwa in der technischen Dokumentation) und E-Learning-Anwendungen. 3 In diesem Vortrag wird die Frage untersucht, ob bzw. inwieweit auch automatisch aus Korpora extrahierte Definitionen als Einträge in ein Wortnetz, hier GermaNet, 4 integriert werden können. Die dabei verwendete Definition des Begriffs der Definition basiert auf den Korpusanalysen und Annotationsstudien, die im Rahmen des Forschungsprojekts HyTex 5 durchgeführt wurden. Da GermaNet bisher keine Glosses bzw. Definitionen zu seinen Einträgen enthält, wurde WordNet als erster Orientierungspunkt verwendet. Anhand des Vergleichs einer Stichprobe der WordNet Glosses mit Daten unserer eigenen Studien, werden zunächst Unterschiede in Bezug auf die berücksichtigten Definitionstypen (und teilweise damit verbunden auch generische Formulierungsmuster) aufgezeigt. Weiter werden die verschiedenen Herausforderungen diskutiert, die sich ergeben, wenn automatisch extrahierte Definitionen mit möglichst wenig manuellem Aufwand in GermaNet integriert werden sollen. Abschließend wird für eine Stichprobe von Definitionen gezeigt, dass die lexikalisch-semantische Vernetzung in 1 Fellbaum, Christiane (Hrsg.) (1998): WordNet. An Electronic Lexical Database. Cambridge, Ma / London: The MIT Press. 2 Vgl. u.a. Banerjee, Satanjeev / Pedersen, Ted (2003): „Extended Gloss Overlaps as a Measure of Semantic Relatedness“, in: Proceedings of the 18th International Joint Conference on Artifical Intelligence, Acapulco, August 2003. 3 Vgl. u.a. Westerhout, Eline / Monachesi, Paola (2007): „Extraction of Dutch Definitory Contexts for eLearning Purposes“, in: Proceedings of the 17th Meeting of Computational Linguistics in the Netherlands (CLIN 2007), Leuven, Januar 2007. 4 Lemnitzer, Lothar / Kunze, Claudia (2002): „Germanet -Representation, Visualization, Application“, in: Proceedings of the Language Resources and Evaluation Conference (LREC 2002), Las Palmas Mai 2002. 5 Vgl. http://www.hytex.tu-dortmund.de/ für Details. Abstracts 61 GermaNet häufig nicht mit den entsprechenden Informationen der Definitionen 6 übereinstimmt. Wir gehen daher davon aus, dass mit einer genügend großen Menge von automatisch extrahierten Definitionen auch die lexikalisch-semantische Vernetzung in GermaNet überarbeitet und erweitert werden kann. 6 Bei verschiedenen Definitionstypen spielen bestimmte lexikalisch-semantische Relationen eine entscheidende Rolle. Etwa verlangt die aristotelische Definition (genus et differentia) klassisch eine Hyperonymie-Relation zwischen Definiendum (dem Definierten) und Genus-Bestandteil des Definiens (dem Definierenden). 62 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Dániel Czicza (Gießen) Das Prototypische im Nähe- und Distanzsprechen am Beispiel von Subjekts- und Objektskorrelaten Sektion 4 Der Vortrag setzt sich das Ziel, Korrelatverbindungen (KV) bei Subjekt- und Objektsätzen im Rahmen der Ágel / Hennig’schen Theorie des Nähe- und Distanzsprechens (TND 2006) zu beschreiben. Dabei soll der Bezug zu dieser Theorie auf zwei Ebenen hergestellt werden: • Unter grammatischem Aspekt wird auf einen der zentralen Bausteine der TND, das Begriffspaar Aggregativität / Integrativität, zurückgegriffen. Wird dieses (ursprünglich kunsthistorische) Konzept auf grammatische Strukturen bezogen, so betrifft es im Wesentlichen das Verhältnis zwischen Syntax und Semantik. In Anlehnung an Ágel (2007) wird davon ausgegangen, dass für dieses Verhältnis im Falle aggregativer Strukturierung Statusheterologie gilt, während integrative Strukturierung mit Statushomologie einhergeht. Anhand von Belegen aus meinem Korpus, das Nähe- und Distanztexte aus dem Zeitraum 1650-2000 beinhaltet, soll gezeigt werden, dass KVen skalar darzustellen sind, wobei die einzelnen Stufen der Skala zwischen den beiden Polen Aggregation und Integration angesiedelt werden können. Die Verortung der einzelnen Fälle auf dieser Skala soll mit Hilfe verschiedener Parameter vorgenommen werden. • Auf einer allgemeineren Ebene soll der Versuch unternommen werden, die vielfach mit dem Wörtchen es verflochtene (spezifische) Korrelatproblematik auf den (allgemeinen) prototypisierenden Charakter der TND zu beziehen, indem der Frage nachgegangen wird, wie KVen in prototypischen Nähe- bzw. Distanztexten funktionieren. Da meine Korpustexte teilweise historische Mündlichkeit repräsentieren, soll im Zusammenhang mit der Frage zur Prototypik auch die sprachhistorische Perspektive kurz kommentiert werden. Literatur Ágel, Vilmos (2007): „Was ist ‚grammatische Aufklärung‘ in einer Schriftkultur? Die Parameter ‚Aggregation‘ und ‚Integration‘“, in: Feilke, Helmuth / Knobloch, Clemens / Völzing, Paul-Ludwig (Hrsg.): Was heißt linguistische Aufklärung? Sprachauffassungen zwischen Systemvertrauen und Benutzerfürsorge (= Wissenschaftskommunikation 1). Heidelberg: Synchron 39-57. Ágel, Vilmos / Hennig, Mathilde (Hrsg.) (2006): Grammatik aus Nähe und Distanz. Theorie und Praxis am Beispiel von Nähetexten 1650-2000. Tübingen: de Gruyter. Abstracts 63 Federica Da Milano (Milano) / Ignazio Putzu (Cagliari) / Paolo Ramat (Pavia) The relations between the cognitive dimension of space and its linguistic expressions Themenbereich IV The reference frame of our talk is the ongoing discussion about the role of cognitive universals and cultural behaviours. The first question that arises when we try to analyse the language of space is “What is the nature of the relation between linguistic categories and non-linguistic concepts […] in the spatial domain?” (Levinson 2003: 22). We can distinguish two different viewpoints: (i) there is a direct relation between cognitive categories and linguistic categories; or (ii) there is not a direct relation between these categories. The first hypothesis is based on the assumption that cognitive models, including those related to space, are universal because they are linked to neuropsychological characteristics of humans. This assumption, namely the universalist view of spatial concepts, is sustained by cognitive psychologists, but also by linguists, such as Lyons (1977) and Jackendoff (1983). Recently, Levinson et al. (2003) have challenged this hypothesis, by offering data that show a non direct relation between cognitive and linguistic categories. According to Levinson (2003: xix) “Different human groups use different spatial frameworks, often with distinctive sets of coordinate systems in both language and cognition […]. Different human groups seem to use different types of ‘mental map’, with consequent differences in many aspects of behaviour, communication and culture”. (See, for example, the linguistic expression of space in Belhare, as described in Bickel 1997 or in Mócheno, as described in Cardona 2001). Semantic and pragmatic features will be the specific object of our analysis, considering semantic typology as a subfield of linguistic typology which has a special interest for the psycholinguistic study of the interface between language and other aspects of cognition. Spatial expressions are at the boundaries between semantics and pragmatics: conventional meanings (the semantic domain) and pragmatic implicatures due to the context (the pragmatic domain) are strictly intertwined in this field. Examples will be given from IE languages, particularly Ancient Greek which is endowed with cases and adpositions, that are often used to form Prepositional Phrases. References Bickel, Balthasar (1997): “Spatial operations in deixis, cognition and culture: where to orient oneself in Belhare”, in: Nuyts, Jan / Pederson, Eric (Hrsg.): Language and conceptualization. Cambridge: Cambridge University Press 46-83. Cardona, Giorgio Raimondo (32001): I sei lati del mondo. Linguaggio ed esperienza. Roma / Bari: Laterza. Jackendoff, Ray (1983): Semantics and cognition. Cambridge, MS: MIT Press. 64 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Levinson, Stephen C. (2003): Space in language and cognition. Cambridge: Cambridge University Press. Abstracts 65 Monika Dannerer (Salzburg) Räumlichkeit im Erzählen aus der Perspektive des Spracherwerbs Themenbereich VI Während beschreibende Texte seit langem Gegenstand des Interesses sind, wenn es um Raumkonstitution geht, sind narrative Texte in diesem Zusammenhang bislang wesentlich weniger intensiv erforscht worden. Allerdings gibt es gerade hier vielfältige Anknüpfungspunkte (vgl. Schubert 2009, Schwitalla demn.). Die Perspektivierung einer Erzählung erfolgt nicht nur durch die Einbindung eines temporalen Referenzrahmens, sondern auch durch die Selektion von Rauminformation und die Etablierung einer Origo und damit eines Referenzrahmens für relationale Raumkonzepte (vgl. Stutterheim 2004: 328f.). Neben der Alltagserzählung ist gerade auch die Bildgeschichte als Genre interessant im Hinblick auf den Erwerb bzw. die Variation und Veränderung räumlicher Gestaltung. Anhand eines im Längsschnitt gewonnenen Datenkorpus von SchülerInnen der 5. bis 12. SSt. sollen Formen der Etablierung des Vorstellungsraumes diskutiert werden. Es wird aufgezeigt, ob und in welcher Form der in den Bildern dargestellte Raum in den Erzählungen der SchülerInnen Niederschlag findet. Dabei spielt nicht nur die Frage nach einem möglichen Einfluss der Bildvorlage im Sinne einer Deixis auf das Bild oder eines Übergangs zur Bildbeschreibung eine Rolle (vgl. Bredel 2001), sondern auch die Frage, wie sich Formen der Konstitution des Vorstellungsraumes über die Jahre hinweg verändern. Literatur Bredel, Ursula (2001): „Ohne Worte – Zum Verhältnis von Grammatik und Textproduktion am Beispiel des Erzählens von Bildergeschichten“, in: Didaktik Deutsch 11: 421. Schubert, Christoph (2009): Raumkonstitution durch Sprache. Blickführung, Bildschemata und Kohäsion in Deskriptionssequenzen englischer Texte. Tübingen: Niemeyer. Schwitalla, Johannes (demn.): Raumdarstellungen in Alltagserzählungen. Stutterheim, Christiane von (2004): „Makrostrukturelle Planungsprozesse in Erzählungen“, in: Zeitschrift für germanistische Linguistik 32: 325-356. 66 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Elwys De Stefani (Bern) Die Herstellung gemeinsamer Orientierung in Stadtführungen. Vom Zusammenspiel sprachlicher und multimodaler Ressourcen bei mobilen Interaktionsteilnehmern Themenbereich IV Die Erforschung sozialer Interaktion in den Sprach- und Sozialwissenschaften hat spätestens seit Goffman Gesprächssituationen zwischen kopräsenten Teilnehmern untersucht. Goffmans Konzept der fokussierten Interaktion ist tatsächlich eng mit dem Begriff der Begegnung verbunden, den der kanadische Soziologie wie folgt beschreibt: „all those instances of two or more participants in a situation joining each other openly in maintaining a single focus of cognitive and visual attention“ (Goffman 1963: 89). Diese Definition der Begegnung fußt auf zwei Eigenschaften, die gemeinhin als konstitutiv für face-to-face Interaktionen betrachtet werden, nämlich die Orientierung der Teilnehmer auf einen gemeinsamen Aufmerksamkeitsfokus (oder focal event, Goodwin & Duranti 1992) und die sensorische Wahrnehmung des jeweiligen Gegenübers. Kendon 1990 hat außerdem gezeigt, dass soziale Akteure, die sich in eine fokussierte Interaktion begeben, ihre Körper auf unterschiedliche Weise zueinander positionieren können und somit einen gemeinsamen interaktionalen Raum konstituieren. Die Frage nach den sprachlichen und multimodalen Ressourcen, welche die Teilnehmer einsetzen um „gemeinsame Aufmerksamkeit“ zu bilden, ist hingegen nur unzulänglich erforscht worden. Sprachliche Mittel, wie z. B. Deiktika, stellen diesbezüglich eine besonders hilfreiche Ressource dar: Nach Hausendorf 2003 dienen deiktische Elemente dazu, Wahrnehmung sichtbar zu machen („deixis allows visual perception to be perceived itself“; Hausendorf, 2003: 259) und tragen in diesem Sinne dazu bei, einen gemeinsamen Aufmerksamkeitsfokus zu bilden. Das Herstellen eines gemeinsamen focal events stellt für die Teilnehmer aus dieser Hinsicht ein praktisches Problem dar. Mithilfe des konversationsanalytischen Instrumentariums soll in diesem Vortrag untersucht werden, welche sprachlichen und multimodalen Ressourcen bei der Herstellung fokussierter Interaktion verwendet werden. Dabei wird eine spezifische Form sozialer Interaktion in den Mittelpunkt gestellt: Auf der Grundlage eines Videokorpus (410 Min.) werden touristische Stadtführungen in italienischer Sprache analysiert. Stadtrundgänge sind aus der Perspektive des vorgeschlagenen Panels aus zweifacher Hinsicht interessant: Zum einen verfügen sie über eine didaktische Dimension, zum anderen ist die Interaktion zwischen der Stadtführerin und den Touristen durch zahlreiche, teils problematische, Neuorientierungen geprägt, die jeweils von der Stadtführerin initiiert werden. Der Vortrag wird zeigen, dass die Stadtführerin bei der Strukturierung ihrer Redebeiträge auf rekurrente Ressourcen zurückgreift, die durch ihre multimodale Einbettung von den Touristen als Aufforderung zur Neuorientierung wahrgenommen werden. Die Tatsache, dass sich die Teilnehmer während der Neuorientierung im Raum bewegen, ermöglicht es außerdem, frühere Beschreibungen räumlicher Referenzpraktiken zu hinterfragen, die sich vorwiegend auf die Untersuchung stationärer Konversationssituationen berufen. Abstracts 67 Literatur Goffman, Erving (1963): Behavior in Public Spaces. New York: The Free Press. Goodwin, Charles / Duranti, Alessandro (1992): „Rethinking Context. An Introduction“, in: Duranti, Alessandro / Goodwin, Charles (Hrsg.): Rethinking Context. Language as an Interactive Phenomenon. Cambridge: CUP 1-42. Hausendorf, Heiko (2003): „Deixis and Speech Situation Revisited. The Mechanism of Perceived Perception“, in: Lenz, Friedrich (Hrsg.): Deictic Conceptualization of Space, Time and Person. Amsterdam / New York: John Benjamins: 249-269. Kendon, Adam (1990): Conducting Interaction. Cambridge: CUP. 68 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Sascha Demarmels (Luzern) / Georg Weidacher (Graz) Plakaträume – Raum für und auf politischen Plakaten Sektion 5 Politische Plakate prägen den öffentlichen Raum in unserer Kultur. Sie eröffnen aber auch neue Räume. Beispielsweise schaffen sie nationale und internationale, aber auch lokale Räume – insbesondere durch den gezielten Einsatz solche Räume indizierender und kontextualisierender Zeichen, wie z.B. von Farben und Dialekten. Dabei wird beispielsweise mittels der Verwendung der Farben der eigenen Nationalflagge die Erweckung eines positiven Zugehörigkeitsgefühls angestrebt, während durch die bewusste Vermeidung solcher Farben eine Abwertung und Distanzierung hervorgerufen werden kann. Durch die Indizierung eines geographischen Raums wird also auch die Schaffung eines „gemeinsamen“ sozialen Raums bewirkt, es wird einer „Gemeinschaft“ Raum, aber damit auch Abgrenzung geboten. Ein solcher Raum kann auch durch die Verwendung der Umgangssprache oder des Dialekts konstituiert werden, der eine sprachliche Abgrenzung von verschiedenen Gruppen (auch innerhalb des deutschsprachigen Gebiets) bedeutet. Der im Zuge dessen aufgerufene regionale Kontext soll sich ebenfalls identitätsstiftend auf die Zielgruppe auswirken. Eine weitere Variante der Schaffung von geteilten Räumen bietet auch die Inszenierung von Parteien und Politikern durch Nähe oder Distanz. Insbesondere populistische Parteien neigen dazu, diesen Bereich sehr effizient auszukosten, indem sie die Bürgerinnen und Bürger direkt ansprechen und Punkte thematisieren, welche – so wird zumindest suggeriert – die Öffentlichkeit zur Zeit bewegen. Es wird Klartext gesprochen und zugleich der prägende Anschluss an einen virulenten Diskurs und den von ihm gebildeten diskursiven Raum gesucht. Oft wird dabei auch mit eindrücklichen Bildern oder Symbolen gearbeitet, welche auf ein Gut-Böse-Muster verweisen, wie beispielsweise Plakate mit schwarzen Schafen. Dabei werden zusätzlich auch Grenzen zu Tabus im öffentlichen Diskurs abgesteckt oder ausgeweitet. Geografische Räume können auch in einem gewissen Sinne „ideologisiert“ werden, So beispielsweise, wenn auf einem Wahlplakat die Forderung „Mehr Steiermark“ verbalisiert wird, wodurch der angesprochene geographische Raum mit evaluativen Assoziationen versehen und darüber hinaus in der Vorstellung der WählerInnen in ein ideologisches Konstrukt umgewandelt werden soll, dem sich potenzielle WählerInnen verbunden fühlen und als dessen Teil sie den Wahlwerber betrachten. Nicht nur solche geographischen, diskursiven und ideologisch besetzten kognitiven Räume werden jedoch von Plakaten kontextualisiert. Nicht zuletzt müssen Plakatgestalter auch darauf achten, dass Plakate im öffentlichen Raum stehen. Dort sind sie interessierten politischen Bürgerinnen und Bürgern zur Rezeption zugänglich, werden zum Teil aber auch aktiv verunstaltet. Außerdem können die situativen Gegebenheiten zu unerwünschten, weil den wahlwerbenden Intentionen widersprechenden Kontextualisierungen führen (Beispiel: Der Slogan: „Damit die Arbeit nicht das Leben frisst“ auf einem Plakat, das vor einem Amt für Arbeitslosenunterstützung stand). Abstracts 69 Mit unserem Vortrag wollen wir einen Überblick geben über die Zusammenhänge von Raum und Plakat, sowohl was den Raum betrifft, den Plakate schaffen, wie auch jenen, der die Plakate beherbergt. Belegen werden wir unsere Ausführungen insbesondere an österreichischen und Schweizer politischen Plakaten. 70 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Hajo Diekmannshenke / Markus Lohoff (Koblenz) Populäre Räume in Online-Spielen Themenbereich III Neuere Untersuchungen zur Jugendsprache (z.B. Neuland 2008: 152f.) betonen immer wieder den hohen Stellenwert, den die Neuen Medien und ihre Kommunikationsformen für den Sprachgebrauch von Jugendlichen besitzen. Vor allem die Chat-Kommunikation und ihre spezifischen Ausprägungen wie der Gebrauch von Emoticons, Inflexiven oder die Nähe zur konzeptionellen Mündlichkeit werden als Stilmerkmale genannt, sei es als Zeichen von kreativem Sprachgebrauch, sei es als Hinweis auf einen angeblichen Sprachverfall. Als gleichermaßen typisch für jugendliche Freizeitaktivitäten wird das Spielen von Computerspielen genannt, sowohl von Offline als auch in neuester Zeit verstärkt von Online-Spielen (wobei auf die damit in aller Regel verbundene Diskussion um den moralischen Stellenwert einiger Spiele hier bewusst verzichtet werden soll). Überraschenderweise wird jedoch von der einschlägigen Forschung zur Jugendsprache bislang der Zusammenhang zwischen medientypischem Sprachgebrauch und den genannten Computerspielen und den in ihnen realisierten Kommunikationsweisen nicht gesehen bzw. nicht untersucht, sieht man von den eher narratologisch ausgerichteten Publikationen und den sich hieran entfaltenden Erörterungen seit Ende der 1990er Jahre einmal ab (Aarseth 1997; Wenz 1998; Frasca 1999). Als neuartig kann dabei das mehrkanalige Kommunizieren angesehen werden, das im Verlauf des Spiels sowohl interne spielsteuernde als auch eher externe gruppenkonstitutive Funktionen erfüllen kann. Je nach Spiel laufen Kommunikationsvorgänge in den verschiedenen Modalitäten ab. Diese komplexen Kommunikationsprozesse, an denen eine Reihe von Spielern und inzwischen auch immer mehr Spielerinnen beteiligt sind, sollen im Vortrag dargestellt und in Hinblick auf relevante Forschungsfragen diskutiert werden. Literatur Aarseth, Espen J. (1997): Cybertext. Perspectives on Ergodic Literature, Baltimore [u.a.]: Johns Hopkins Univ. Press. Neuland, Eva (2008): Jugendsprache. Eine Einführung. Tübingen / Basel: A. Francke. Wenz, Karin (1998): „Narrativität in Computerspielen“, in: Schade, Sigrid / Tholen, Christoph (Hrsg.): Konfigurationen: Zwischen Kunst und Medien. München: Fink. Wenz, Karin (2000): „Computerspiele: Hybride Formen zwischen Spiel und Erzählung“. Online: http://www.netzliteratur.net/wenz/wenz_computerspiele.htm. Frasca, Gonzalo (1999): „Ludology meets Narratology. Similitude and differences between (video)games and narrative”, in: Parnasso 3. Helsinki. Online: http://www. ludology.org/articles/ludology.htm. Abstracts 71 Christine Domke (Chemnitz) Wie Werbung öffentliche Räume ‚besetzt‘: Analysen zu aktuellen Formaten in Innenstätten und Flughäfen Themenbereich III In der Linguistik ist die Raumfrage bisher vor allem für interaktiv konstituierte Räume diskutiert worden (u.a. Schmitt 2007) und damit für Kommunikation unter Anwesenden. Weniger prominent ist bisher die Frage untersucht worden, welche Räume aus technisch vermittelter Kommunikation resultieren, durch sie geschaffen oder von ihr geprägt werden. Gerade diese Kommunikationsformen (im Sinne Hollys, i.V.) stehen im Zentrum des Beitrags, indem gefragt wird, wie durch Werbeschilder, -plakate, -aufkleber und neuere Formen der Werbung Orte wie Flughäfen und Innenstädte zu ganz bestimmten Räumen werden. Auf der Basis empirischen Materials von verschiedenen Flughäfen und Innenstädten werden aktuelle Werbeformen und die durch sie generierten kulturellen Räume nachgezeichnet. Dabei geraten nicht nur die mit den einzelnen Kommunikationsformen zusammenhängenden Rezeptionsräume (Domke 2010) in den Fokus, sondern auch – durch das Besetzen von Orten wie Treppen oder den vermehrten Einsatz von Bildschirmen zur Übertragung von Werbung – Überlegungen dazu, wie durch diese nicht-empraktischen Kommunikate Orte wie Flughäfen und Innenstädte zu gesellschaftlich / kommerziell nutzbaren Räumen werden. Wie aktuelle Werbeformate Innenstädte und Flughäfen ‚besetzen’ und zu kulturell geprägten Räumen machen und wie dabei auf die Handlungen des Rezipienten (gehen, warten, reisen u.a.) Bezug genommen wird, steht im Zentrum des Beitrags. Literatur Domke, Christine (2010): „Der Ort des Textes. Überlegungen zur Relevanz der Platzierung von Kommunikaten am Beispiel von Flughäfen“, erscheint in: Coelsch-Foisner, Sabine / Stöckl, Hartmut (Hrsg.): Mediale und semiotische Re- und Transkodierungen? Metamorphosen zwischen Sprache, Bild und Ton. Heidelberg: Winter. Holly, Werner (i.V.): „Medien, Kommunikationsformen, Textsortenfamilien“, erscheint in: Habscheid, Stephan (Hrsg.): Handbuch Kommunikationstypologie. Berlin: de Gruyter. Schmitt, Reinhold (Hrsg.) (2007): Koordination. Analysen zur multimodalen Interaktion (= Studien zur deutschen Sprache 38). Tübingen: Narr. 72 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Philipp Dreesen (Greifswald) Öffentlicher Diskursraum: Der herrschende Diskurs und die nichtexpliziten Widerstandsaussagen auf den Straßen der DDR Sektion 3 Der öffentliche Raum ,Straße‘ in der DDR hebt sich von der allgemeinen Charakterisierung der Straße als Verkehrs- und Begegnungsfläche besonders in zwei sich bedingenden Punkten ab: Nach Vorstellung der SED-Diktatur sollte die Straße erstens Repräsentationsfläche der politisch-ideologischen Ordnung sein (z.B. durch Fahnen, Plakate, Feste), dagegen zweitens möglichst wenig Raum der gesellschaftlichen Kommunikation, der Versammlung bzw. Ansprache an den Staat (Meinungsartikulation). Die Spannung zwischen ritualisierter Raum-Ordnung auf der einen und aus praktisch-funktionalen Gründen niemals vollständig kontrollierbarer Verkehrsfläche auf der anderen Seite ließ Möglichkeiten für spontane Un- bzw. Um-Ordnungen, bsd. durch kommunikativ-semiotische Abweichungen politischen Inhalts (Sprachspiele, Abzeichen auf Kleidung, Verweigerungen von geforderter Kommunikation etc.). Die regelhafte Ordnung von Aussagen mit ähnlicher Funktion bezeichnet Foucault als ,Diskurs‘. Sprachverwendungen mit der Funktion, die herrschende Ordnung partiell zu stören, bilden regelhafte kommunikative Strukturen aus. Die vom Staat durchgesetzte Ordnung der Straße hinsichtlich sprachlicher Aussagen wird in ihrer diskursiven Regelhaftigkeit erfassbar, wenn Verstöße gegen diese Ordnung miteinander in Beziehung gesetzt werden. Mehr noch: Je zurückhaltender, d.h. weniger explizit diese vom Staat als Widerstandsakt aufgefassten Formen sind, desto deutlicher zeichnet sich die Ordnung des herrschenden Diskurses im Raum der Straße ab. Durch die Analyse nicht-expliziter Widerstandsaussagen erscheint die Grenze zwischen Gerade-noch-Sagbarem und Gerade-nichtmehr-Sagbarem. Der territoriale Raum ,Straße‘ wird durch sprachliche Mittel in einen relationalen Raum des Poltischen umgewandelt, der allein durch die Differenz zur (vorübergehend ausgesetzten) Ordnung sowie durch ein Geflecht von (im politisch-rechtlichen Sinne) ,unsagbaren Aussagen‘ entsteht. Im Vortrag wird exemplarisch aufgezeigt, wie Diskurse jenseits von Massenmedien für die linguistische Forschung mittels der Berücksichtigung der spezifischen Produktionsbedingungen eines Raumes analysiert werden können. Abstracts 73 Malgorzata Dynkowska / Vera Ermakova (Gießen) Zur performativen Dimension von wissenschaftlichen Präsentationen Themenbereich I Kennzeichnend für softwareunterstützte wissenschaftliche Präsentationen ist im Gegensatz zu traditionellen Vorträgen die simultane Ko-Präsenz verschiedener sprachlicher und non-verbaler Elemente, die als Multimodalität bezeichnet wird. Gesprochene Sprache (sprachliche Modalität), geschriebene Sprache und diverse Visualisierungen auf den projizierten Folien (visuelle Modalität) sowie die Gestik und Mimik des Präsentators (performative Modalität) werden in den Präsentationen zu einem sinnvollen Ganzen verbunden. Die Situation, in der sich eine Präsentation abspielt, und die darin entfaltete Performativität bilden dabei die Grundlage für die Verknüpfung der übrigen kommunikativen Elemente. Präsentationen bedürfen also der performativen Dimension, um als zusammenhängende Kommunikationsangebote zur Entfaltung zu kommen. Die Untersuchung der multimodalen Struktur von Präsentationen stellt die Multimodalitätsforschung linguistischer Provenienz vor theoretische und methodische Herausforderungen. In dem Vortrag wird die Frage diskutiert, wie in einer multimodalen Analyse die performative Dimension der Präsentationen mit linguistischem Instrumentarium erfasst und untersucht werden kann. Dabei wird zunächst eine neue linguistische Betrachtungsweise vorgestellt, die wissenschaftliche Präsentationen als eigenständige, komplexe, multimodale Texte auffasst. Auf diesem theoretischen Hintergrund werden unterschiedliche Formen der Performanz in den Präsentationen – insbesondere deiktische Elemente – beschrieben und ihre Rolle für die modalitätsübergreifende Kohärenzherstellung expliziert. Die theoretischen Ausführungen werden durch Befunde aus einer linguistischen Produktanalyse aufgezeichneter Live-Präsentationen sowie durch Ergebnisse einer Experimentalstudie zur Rezeption von Mustervorträgen ergänzt. Literatur Bateman, John (2008): Multimodality and Genre. A Foundation for the Systematic Analy-sis of Multimodal Documents. Houndsmill, New York: Palgrave Macmillan. Fricke, Ellen (2008): „Powerpoint und Overhead: Mediale und kontextuelle Bedingungen des mündlichen Vortrags aus deixistheoretischer Perspektive“, in: Zeitschrift für Semiotik 30, 1–2: 151–173. Knoblauch, Hubert (2007): „Die Performanz des Wissens. Zeigen und Wissen in Powerpoint-Präsentationen“, in: von Schnettler, Bernt / Knoblauch, Hubert (Hrsg.): Powerpoint-Präsentationen. Neue Formen der gesellschaftlichen Kommunikation von Wissen. Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft 117–137. Lobin, Henning (2009): Inszeniertes Reden auf der Medienbühne. Zur Linguistik und Rhetorik der wissenschaftlichen Präsentation. Frankfurt / New York: Campus. 74 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Christian Efing (Heidelberg) Fachkommunikationskompetenz Auszubildender in der Industrie zwischen Anspruch (der Betriebe) und Wirklichkeit Sektion 6 Noch kürzlich konstatierte Roelcke (2009: 15) ein Desiderat „hinsichtlich der Erfassung der sprachlichen und kommunikativen Anforderungen, die an die Schülerinnen und Schüler in ihrem späteren Berufsleben gestellt werden.“ Der Vortrag möchte dieses Desiderat bearbeiten, indem er die Ergebnisse empirischer Erhebungen zu den fachkommunikativen Anforderungen an Auszubildende in der Industrie in den ersten beiden Ausbildungsjahren vorstellt. Durch teilnehmende Beobachtung, die Analyse von LehrLernmaterial in der Ausbildung sowie Interviews mit Auszubildenden, Ausbildern und Berufsschullehrern konnte zum einen die ausbildungsrelevante Fachkommunikationskompetenz modelliert werden; zum anderen wurde die Einschätzungen aller Beteiligten erhoben, inwieweit die allgemein bildenden Schulen auf diese bereits vorbereiten bzw. inwieweit Ausbildungsbetrieb und Berufsschule diese Vermittlungsaufgabe übernehmen und ggf. Versäumnisse der Vorgängerschulen kompensieren müssen und können. Die Ergebnisse dieser Erhebung werden mit vorgängigen Untersuchungen (vgl. etwa Fluck 2002; Jahn 1997, 1998; Knapp / Pfaff / Werner 2008) abgeglichen und vor dem Hintergrund der Fachsprachendidaktik verortet. Literatur Fluck, Hans-Rüdiger (2002): „Fachsprachengebrauch in Unterrichtsmedien“, in: Hebel, Franz / Hoberg, Rudolf / Jahn, Karl-Heinz (Hrsg.): Fachsprachen und Multimedia. Frankfurt / Main u. a.: Peter Lang 103-126. Jahn, Karl-Heinz (1997): „Fachsprachliche Kompetenz als Teil beruflicher Handlungsfähigkeit“, in: Grundmann, Hilmar (Hrsg.): Deutschunterricht und berufliche Handlungsfähigkeit. Theoretische Ansätze und praktische Beispiele. Neusäß: Kieser 5284. Jahn, Karl-Heinz (1998): Multimediale interaktive Lernsysteme für Auszubildende. Eine Untersuchung zur Erschließung von Fachtexten. Frankfurt / Main u. a.: Peter Lang. Knapp, Werner / Pfaff, Harald / Werner, Sybille (2008): „Kompetenzen im Lesen und Schreiben von Hauptschülerinnen und Hauptschülern für die Ausbildung - eine Befragung von Handwerksmeistern“, in: Schlemmer, Elisabeth / Gerstberger, Herbert (Hrsg.): Ausbildungsfähigkeit im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft, Politik und Praxis. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften 191-206. Roelcke, Thorsten (2009): „Fachsprachliche Inhalte und fachkommunikative Kompetenzen als Gegenstand des Deutschunterrichts für deutschsprachige Kinder und Jugendliche“, in: Fachsprache 1-2: 8-22. Abstracts 75 Klaas-Hinrich Ehlers (Frankfurt / Oder) Schlesische und sudetendeutsche Plattsnacker – zur sprachlichen Integration der Heimatvertriebenen in Mecklenburg-Vorpommern Sektion 8 (II) In den Jahren um 1945 strömten knapp 13 Millionen deutsche Flüchtlinge und Heimatvertriebene aus den ostdeutschen Sprachgebieten in westlichere Regionen. Die Durchmischung der ansässigen Bevölkerung mit einer derart hohen Zahl von ortsfremden Menschen wird gemeinhin als ein wichtiger Grund dafür angesehen, dass auf dem Gebiet der DDR und der BRD in der Nachkriegszeit die lokalen Dialekte stark geschwächt wurden. Gerade für Mecklenburg-Vorpommern erscheint diese Annahme auf den ersten Blick recht plausibel, denn hier stellten im ersten Jahrzehnt nach Kriegsende die sogenannten ‚Umsiedler’ in einigen Regionen sogar die Mehrheit der Bevölkerung dar. Aktuelle Feldforschungen in Mecklenburg zeigen aber, dass viele der Heimatvertriebenen nach ihrer Ankunft noch im Jugendlichen- oder Erwachsenenalter Plattdeutsch gelernt haben. Auch Personen, die aus den mittel- und oberdeutschen Dialektgebieten nach Mecklenburg kamen, haben sich in bemerkenswertem Ausmaß sprachlich an ihre neue niederdeutsche Umgebung anzupassen versucht. Das Niederdeutsche hat also nach 1945 zunächst sogar neue Sprecher gewonnen. In einer geplanten Ortsstudie zu einer mecklenburgischen Kleinstadt soll herausgearbeitet werden, unter welchen Umständen und mit welchen Verlaufsformen diese sprachliche Integration über den Ortsdialekt von statten ging. Im Vortrag werden Ergebnisse aus ersten qualitativen Fallstudien vorgestellt. Thesen: 1. Das Niederdeutsche hat in den Jahren nach dem Krieg durch die Ansiedlung der Vertriebenen zunächst erheblich an Sprechern gewonnen. 2. Der Erwerb des lokalen Dialekts erleichterte den Zugang zu sozialen Netzwerken und ökonomischen Ressourcen. 3. Bei der (unter Umständen unvollständigen) Aneignung des Niederdeutschen wurden mecklenburgische Merkmale bevorzugt erworben. 4. Die Nachfolgegeneration der Heimatvertriebenen tendiert selbst bei fehlender oder geringer Niederdeutschkompetenz häufig zu einer hochdeutschbasierten Alltagssprache, die durch niederdeutsche Interferenzen regional markiert ist. 5. Die gesellschaftlichen Modernisierungsprozesse, die zu einer Schwächung der lokalen Dialekte führte, durchlebten alteingesessene und neuangesiedelte Mecklenburger gleichermaßen. 76 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Konrad Ehlich (Berlin) / Jan D. ten Thije (Utrecht) Alltagshermeneutik als kommunikative Praxis für international Studierende: Diskursanalysen des „Eurocampus für Interkulturelle Kommunikation“ Sektion 9 „Eurocampus für Interkulturelle Kommunikation“ ist eine Kooperation von zehn Universitäten, die gemeinsam ein englischsprachiges Programm für internationale Studierende anbieten. Seit 2002 waren Jyväskylä (FIN), Bayreuth (D), Brüssel (B), Cambridge (UK), Lissabon (P), Lugano (CH), Tartu (EST) und Utrecht (NL) Gastgeber. Die Studierenden waren während des Programms an der gastgebenden Universität und wurden dort jede Woche durch andere Experten aus den kooperierenden Universitäten unterrichtet. Diese internationale und multikulturelle Konstellation bildet die Voraussetzungen für die Entstehung von ‚diskursiven Interkulturen’ (s. ten Thije 2002, 2003). In diesem Beitrag werden wir anhand von Daten aus dem „Eurocampus“ dem Erwerb interkultureller Kompetenzen bei den Studierenden nachgehen. Während des „Eurocampus“ vergrößern die Studierenden ihren Erfahrungshorizont. Sie lernen, das Fremde zu reflektieren und sich auf Fremdes einzulassen. Sie gehen so auf die interkulturelle Herausforderung als eine hermeneutische Herausforderung ein – und zwar im Sinn einer Alltagshermeneutik (s. Ehlich 2005, 2009). Das Papier geht exemplarisch der Frage nach, wie Studierende sich in ihrer linguistischen Arbeit dafür qualifizieren, in ihrer akademischen Tätigkeit jene Alltagshermeneutik zu praktizieren. Die linguistischen Herangehensweisen bieten dafür spezifische Verfahren, von denen wir eine kombiniert diskursanalytisch-ethnographische illustrieren möchten. In Ehlich / ten Thije (2010) wird eine detaillierte Beschreibung der unterschiedlichen Arbeitsschritte gegeben. Literatur Ehlich, Konrad (2005): „Hermeneutik als kulturelle Alltagskompetenz“, in: Maas , Utz (Hrsg.): Sprache und Migration. Osnabrück: IMIS 47-61. Ehlich, Konrad (2009): „What makes a language foreign“, in: Knapp, Karlfried / Seidlhofer, Barbara Together with Widdowson, Henry (Hrsg.): Handbook of Foreign Language Communication and Learning. Berlin / New York: Mouton de Gruyter 21-43. Ehlich, Konrad / Thije, / Jan D. ten (2010): „Linguistisch begründete Verfahren“, in: Weidemann, Arne / Straub, Jürgen / Nothnagel, Steffi (Hrsg.): Wie lehrt man interkulturelle Kompetenz? Theorien, Methoden und Praxis in der Hochschulausbildung. Ein Handbuch. Bielefeld: Transcript Verlag 265 – 285. Thije, Jan D. ten (2002): „Stufen des Verstehens in der Analyse interkultureller Kommunikation“, in: Kotthoff, Helga (Hrsg.): Kultur(en) im Gespräch. Studien zur Fremdheit und Interaktion. Tübingen: Narr 57-97. Thije, Jan D. ten (2003): „Eine Pragmatik der Mehrsprachigkeit: zur Analyse diskursiver Interkulturen“, in: De Cillia, Rudolf / Krumm, Hans-Jürgen / Wodak, Ruth Abstracts 77 (Hrsg.): Die Kosten der Mehrsprachigkeit - Globalisierung und sprachliche Vielfalt / The Cost of Multilingualism - Globalisation and Linguistic Diversity / Le Cout du Plurilinguisme - Mondialisation et diversité linguistique. Wien: Akademie der Wissenschaften 101-125. 78 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Susanne Ehrenreich (München) Doing Business in Europe and Beyond - Englisch als Lingua Franca und andere Sprachen in der internationalen Wirtschaft Themenbereich II In der Wirtschaft ebenso wie in anderen internationalisierten Domänen wird für die Kommunikation zwischen Sprechern unterschiedlicher Muttersprachen häufig Englisch als gemeinsame Lingua Franca genutzt (vgl. Seidlhofer et al. 2006). Damit entstehen zwei- bzw. mehrsprachige Kontaktkontexte, in denen Englisch sowohl auf der Ebene der individuellen Sprecher als auch auf der Ebene von Organisationen in Interaktion mit anderen Sprachen und Kulturen steht. Wie gehen die Akteure in den entsprechenden Kontaktkontexten mit dieser sprachlich-kulturellen Vielfalt um? Inwiefern schlagen sich die beteiligten Sprachen und Kulturen im Gebrauch des Englischen als Lingua Franca nieder? Diesen Fragen soll in diesem Beitrag anhand von Interview-, Beobachtungs- und Sprachdaten nachgegangen werden, die im Rahmen einer ethnographisch angelegten Untersuchung in einem internationalen Unternehmen mit ausgeprägter europäischer Präsenz erhoben wurden. Die untersuchten Führungskräfte und Ingenieure können als communities of practice (Wenger 1998; vgl. Ehrenreich 2009) konzeptualisiert werden, deren kommunikative Repertoires (shared repertoire) sich u.a. aus den je beteiligten Sprachen zusammensetzen. Folgende Themenbereiche werden diskutiert: • Sprachenwahl und Sprachkontakt: Welche Kriterien leiten die konkrete Sprachenwahl? Wie gestaltet sich das Zusammenspiel der verschiedenen Englishes und anderer Sprachen? • Pragmatik und Diskurs: Welche Faktoren spielen in interkulturellen Kontaktsituationen z.B. im Bereich der sozialen Deixis eine normative Rolle? Durch welche Faktoren wird das jeweilige Diskursverhalten geprägt? • Spracheinstellungen: Wie stehen Führungskräfte zu Englisch als Lingua Franca und der sprachlich-kulturellen Vielfalt des Arbeitsalltags? Nicht eine angloamerikanisch geprägte englische 'Einsprachigkeit', sondern Hybridität von Sprachen und Kulturen, ausgehandelt von den Beteiligten und ausgerichtet an den Notwendigkeiten der internationalen Geschäftstätigkeit, ist das charakteristische Merkmal der Kommunikationssituationen in dem untersuchten Unternehmen. Literatur Ehrenreich, Susanne (2009): „English as a Lingua Franca in Multinational Corporations: Exploring Business Communities of Practice”, in: Mauranen, Anna / Ranta, Elina (Hrsg.). English as a Lingua Franca. Studies and Findings. Newcastle upon Tyne: Cambridge Scholars Publishing 126-151. Seidlhofer, Barbara et al. (2006): „English as a lingua franca in Europe: Challenges for Applied Linguistics”, in: Annual Review of Applied Linguistics 26: 1-34. Wenger, Etienne (1998). Communities of Practice. Learning, Meaning, and Identity. Cambridge: Cambridge University Press. Abstracts 79 Miriam Ellert (Karlsruhe) Psycholinguistische Methoden in der angewandten Fremdsprachenforschung: Was uns Blickbewegungen im visuellen Raum über den Fremdspracherwerb verraten können Sektion 2b Die Messung von Blickbewegungen hat eine lange Tradition in der psycholinguistischen Forschung. Speziell das Visual World Paradigm (Cooper 1974; Tanenhaus et al. 1995), das die Verarbeitung gesprochener Sprache bei gleichzeitiger Darbietung einer abgebildeten visuellen Szene misst, hat sich als eine vorteilhafte Forschungsmethode im Bezug auf die Sprachverarbeitung in Echtzeit erwiesen. Nichtsdestotrotz ist die Anwendung dieser Methode im Bereich des Zweit- und Fremdspracherwerbs (L2Erwerb) bisher relativ begrenzt geblieben. Die überwiegende Anzahl der Visual-World Studien wurden in der Bilingualismusforschung im Bereich Lexik und Worterkennung durchgeführt, jedoch nicht im Bereich der grammatischen und diskursiven online Verarbeitung im L2-Erwerb. In diesem Vortrag möchte ich die Funktionsweise des Visual World Paradigmas erklären und auf die Vorteile und Grenzen der Visual-World Blickbewegungsforschung im L2-Erwerb, speziell in Hinsicht auf die Erforschung grammatischer und diskursiver Phänomene, eingehen. Anhand der Ergebnisse eigener Studien zur L2-Verarbeitung ambiger Pronomen im Diskurs wird gezeigt, wie sich die Erkenntnisse aus on- und offline Studien ergänzen (z.B. Blickbewegungsmessung und Verständnisfragebogen). Der Sprachraum wird hier in zweierlei Dimensionen verstanden: zum einen spiegeln räumliche Parameter in der visuellen Welt das mögliche Antwortverhalten der Probanden in Blickbewegungsstudien wider; zum anderen versteht sich der Vortrag als eine interdisziplinäre Herangehensweise an das Thema des L2-Erwerbs zwischen psycholinguistischer Grundlagenforschung und angewandter Fremdsprachenforschung und soll vor diesem Hintergrund zur Diskussion beitragen. Literatur Cooper, Roger M. (1974): „The control of eye fixation by the meaning of spoken language: A new methodology for the real-time investigation of speech perception, memory and language processing“, in: Cognitive Psychology 6: 84-107. Tanenhaus, Michael K. / Spivey-Knowlton, Michael J. / Eberhard, Kathleen M. / Sedivy, Julie C. (1995): „Integration of visual and linguistic information in spoken language comprehension“, in: Science 268, 5217: 1632-1634. 80 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Julia Festman (Magdeburg) Können Erfahrungen aus der drei- / viersprachigen Erziehung von Kindern zu Hause nutzbar gemacht werden für den frühen Sprachenunterricht? Sektion 13 Die gegenwärtige Forschung im Bereich der mehrsprachigen Sprachproduktion betont die parallele Aktivierung von Sprachen, die das mehrsprachige Individuum beherrscht. Einschlägige Studien (z.B. Kroll / Bobb / Wodniecka, 2006; Festman 2009; Colomé / Miozzo 2010) sollen kurz vorgestellt werden, die Rückschlüsse darüber zulassen, was in den Köpfen von Mehrsprachlern vor sich geht, wenn sie sich verbal äußern. Insbesondere der wechselseitige Einfluss der Sprachen aufeinander soll dargestellt werden. Mehrsprachler sind durch individuelle Unterschiede gekennzeichnet, die sich auch auf die Kontrollfähigkeit der Sprachen hin erstrecken (Festman / Münte / RodriguezFornells 2009). Der Gebrauch beider Sprachen von bilingualen Kindern unterstützt die Ausprägung der Sprachkontrollfähigkeit und erstreckt sich auch auf andere kognitive Bereiche (Bialystok / Viswanathan 2009). Diese sehr wichtigen neuen Erkenntnisse sollen nun didaktische Umsetzung erfahren. Kinder erwerben Konzepte und das notwendige sprachliche Material, um sich darüber zu verständigen – beim Erstspracherwerb scheinbar „wie von selbst“. Wachsen Kinder zu Hause mit mehreren Sprachen auf, lernen sie früh, dass ein Gegenstand verschiedene Namen in anderen Sprachen hat. Je nach sprachtypologischer Nähe können diese Namen oft sehr ähnlich sein und so eine Hilfe für das Gedächtnis darstellen und den Spracherwerb vereinfachen. Der Erwerb solcher semantischer Netze könnte im mehrsprachigen Sprachenunterricht und in CLIL-Modulen Einsatz finden. Literatur Bialystok, Ellen / Viswanathan, Mythili (2009): „Components of executive control with advantages for bilingual children in two cultures”, in: Cognition 112: 494-500. Colomé, Angels / Miozzo, Michele (2010): „Which words are activated during bilingual word production?”, in: Journal of Experimental Psychology 39: 96-109. Festman, Julia (2009): Three languages in mind. Saarbrücken: VDM. Festman, Julia / Münte, Thomas / Rodriguez-Fornells, Antoni (2009): „Individual differences in control of language interference in late bilinguals are mainly related to general executive abilities”, in: Behavioral and brain functions 6. Kroll, Judith F. / Bobb, Susan C. / Wodniecka, Zofia (2006): „Language selectivity is the exception, not the rule: Arguments against a fixed locus of language selection in bilingual speech”, in: Bilingualism: Language and Cognition 9: 119–135. Abstracts 81 Reinhard Fiehler (Mannheim) Kommunikative Praktiken Sektion 4 Gesprochene Sprache – geschriebene Sprache, Mündlichkeit – Schriftlichkeit, konzeptionelle Mündlichkeit / Schriftlichkeit – mediale Mündlichkeit / Schriftlichkeit, Sprache der Nähe – Sprache der Distanz, Gesprächsformen – Textsorten, kommunikative Gattungen, kommunikative Praktiken etc. etc. Für die Beschreibung von Kommunikationsformen existiert eine inflationäre Vielfalt von theoretischen Konzepten. In meinem theoretisch-methodologisch orientierten Beitrag werde ich kommunikative Praktiken als Ausgangspunkt nehmen und versuchen, einige der anderen Konzepte hierzu in Beziehung zu setzen. Verbunden ist dies mit der Hoffnung, dass so die Domänen und Reichweiten, die Voraussetzungen und Implikationen und die Stärken und Schwächen der verschiedenen Konzepte deutlich werden. Literatur Fiehler, Reinhard / Barden, Birgit / Elstermann, Mechthild / Kraft, Barbara (2004): Eigenschaften gesprochener Sprache. Tübingen: Narr. 82 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Alwin Fill (Graz) Der Text als Spannungsraum Themenbereich VI (1) Ein Text (insbesondere ein literarischer Text) kann selbst als Raum gesehen werden, in dem sich Bewegung vollzieht und in dem verschiedene Arten von Spannung entstehen. So könnte etwa vom „Texteingang“, vom „Hauptraum“, den „Nebenräumen“ und vom „Textausgang“ gesprochen werden. (2) Die verschiedenen Handlungsstränge eines Textes können als räumliche Ebenen eines Gebäudes verstanden werden. (3) Schließlich kann die Gegensätzlichkeit von Räumen, an denen die Handlung spielt, zum Aufbau von Spannung beitragen. Diese Gedanken zum Text als Spannungsraum sollen an Hand des Romans Ghosting. A Double Life von Jennie Erdal konkretisiert werden. Der Roman handelt von einer Schriftstellerin, die als ‚Ghostwriterin’ für ihren Verleger (genannt ‚Tiger’) in seinem Namen Texte schreibt – Briefe, Interviewsammlungen, Romane. Es ergeben sich dadurch mindestens drei Ebenen: die Ebene des Lebens der Ich-Erzählerin, die Ebene der Texte, die sie schreibt, und die Ebene des Verlegers, der sich als ihr Autor ausgibt. Dieser Struktur entsprechen wiederum drei Örtlichkeiten, in denen der Roman spielt: die schottische Heimat der Ich-Erzählerin, ein Landhaus in der Dordogne, wo die Texte für den Verleger geschrieben werden, und London als Sitz des Verlags (‚the palace’). Durch die verschiedenen Ebenen der Erzählung, aber auch durch den Gegensatz zwischen den Räumen, an denen die Aktionen des Romans stattfinden, wird der gesamte Text zu einem besonderen Spannungsraum, dessen ‚Ausgang’ schließlich die Rückkehr der Autorin nach Schottland bildet. Abstracts 83 Claudia Fraas / Stefan Meier (Chemnitz) Online-Diskurse. Konzeptualisierungen und methodologische Zugänge zu einem neuen Forschungsgegenstand: „Der Chemnitzer Ansatz“ Sektion 3 Der Vortrag stellt Konzeptualisierungen und methodologische Ansätze zur Untersuchung von Online-Diskursen vor. Dabei werden das spezifische Vorgehen des zur Zeit in Chemnitz laufenden DFG-Projekts Methodeninstrumentarium der Datenerhebung und -analyse zur Bestimmung von Online-Diskursen als gesellschaftliche Praktiken und erste empiriegestützte Einsichten über den ‚neuen Gegenstand‘ vorgestellt. Als Online-Diskurs werden im ‚Chemnitzer Ansatz‘ thematisch verbundene Aussagen verstanden, die in multimodalen Online-Texten mehrfachadressiert sowie interaktiv bzw. kooperativ realisiert sind, in online-Öffentlichkeiten verhandelt und durch besondere Selektionsprinzipien (Suchmaschinen-Algorithmen, Verlinkungspraktiken etc.) relevant gesetzt werden (Meier 2008a). Dabei stehen die Aussagen in einem Kommunikations-, Funktions- oder Zweckzusammenhang und nehmen über explizite und / oder implizite Verweise aufeinander Bezug (Fraas 1996). Online-Diskurse bleiben zwar in gesamtgesellschaftliche Diskurse integriert, jedoch betrachtet das hier vorzustellende Projekt auf Grund ihrer medialen Spezifik Online-Diskurse als einen eigenen Forschungsgegenstand, der konzeptuelle und methodologische Neujustierungen der linguistischen Diskursanalyse nötig macht (vgl. Fraas / Pentzold 2008, Meier 2008b). Auf methodologischer Ebene betrifft dies zum einen die Korpusfrage, da durch die besondere Dynamik der Produktion und Publikation im Netz online-medienadäquate Erhebungsverfahren zur Anwendung kommen müssen. Zum zweiten stellt sich im OnlineDiskurs die Frage nach der Mikro- und Makro-Ebene sowie nach der Multimodalität von diskursiver Praxis noch verstärkter als im Print-Bereich. Massenmediale und interpersonale Kommunikation werden parallel und / oder direkt verknüpft sowie in maximal variantenreicher Zeichenhaftigkeit (statische und Bewegtbilder, gesprochene und geschriebene Sprache etc.) realisiert. Zur Operationalisierung solcher online-diskursiven Komplexität verfolgt das Chemnitzer Projekt eine Kombination kognitionslinguistischer Frame-Konzepte mit dem wissenssoziologischen Begriff der Deutungsmuster, um eine systematische Erhebungs- und Analysepraxis zu entwickeln. Dies wird der Vortrag in Ansätzen vorstellen. Literatur Fraas, Claudia (1996): Gebrauchswandel und Bedeutungsvarianz in Textnetzen – Die Konzepte IDENTITÄT und DEUTSCHE im Diskurs zur deutschen Einheit. Tübingen: Gunter Narr. Fraas, Claudia / Pentzold, Christian (2008): „Online-Diskurse. Theoretische Prämissen, methodische Anforderungen und analytische Befunde“, in: Warnke, Ingo H. / Spitzmüller, Jürgen (Hrsg.): Methoden der Diskurslinguistik. Sprachwissenschaftliche Zugänge zur transtextuellen Ebene. Berlin / New York: de Gruyter 287-322. 84 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Meier, Stefan (2008a): (Bild-)Diskurs im Netz. Konzept und Methode für eine semiotische Diskursanalyse im WWW. Köln: Halem. Meier, Stefan (2008b): „Von der Sichtbarkeit im Diskurs – Zur Methode diskursanalytischer Untersuchung multimodaler Kommunikation“, in: Warnke, Ingo H. / Spitzmüller, Jürgen (Hrsg.): Diskurslinguistik nach Foucault-Methoden. Berlin / New York: de Gruyter 263-286. Abstracts 85 Ellen Fricke (Frankfurt/Oder) „Sprachräume“ multimodal: Gesten und Grenzen in Wegbeschreibungen am Potsdamer Platz Themenbereich IV Wenn man sich dem Thema Sprache und Raum nähert, dann kommt Räumlichkeit unter ganz unterschiedlichen Apekten ins Spiel, welche sich unter Rückgriff auf die Peircesche Zeichentriade systematisieren lassen (Fricke in Vorb.): der Raum als Zeichenträger oder Repräsentamen (z.B. Gesten als räumliches Medium), der Raum als bezeichnetes Objekt, auf den der Sprecher mit dem Zeichenträger referiert (z.B. der Potsdamer Platz in Berlin), oder der Raum als Interpretant, beispielsweise instantiiert durch kultur- und sprachspezifische Raumkonzepte. Der Raum außerhalb der Zeichenrelation im Sinne eines räumlichen Areals (Nordeuropa, Südeuropa etc.) wäre ein weiterer, für typologische Fragestellungen relevanter Aspekt. In einem bestimmten Bereich des sprachlichen Zeigens, der Lokaldeixis (Bühler 1934, Hanks 1990), sind diese drei Aspekte von Räumlichkeit, die bestimmten Positionen in der Peirceschen Zeichenrelation entsprechen, vereint: Es lässt sich beobachten, dass während des Gesprächs von den Kommunikationspartnern Räume und ihre Abgrenzungen nicht nur vorgefunden, sondern von ihnen selbst lautsprachlich und vor allem auch gestisch erzeugt und koordiniert werden (Fricke 2007, Jungbluth 2009, Schmitt 2007). Am Beispiel von Weg- und Objektbeschreibungen am Potsdamer Platz, die im Dezember 2000 in Berlin auf Video aufgezeichnet wurden, wird aufgezeigt, wie der Gestenraum zur Bühne für interaktive Grenzziehungen und Raumkonstituierungen wird. Dabei kann es sich um getrennte oder gemeinsame Räume handeln, jeweils zeitlich sukzessiv oder simultan hervorgebracht (Fricke 2007). Das Demonstratum – dasjenige, worauf gezeigt wird – wird dabei als Zeichen für das vom Sprecher eigentlich intendierte Referenzobjekt interpretiert. Es handelt sich bei unseren Beispielen um ein verbal und gestisch erzeugtes komplexes ikonisches Zeichen des Potsdamer Platzes in Berlin (ebd.). Es kann flüchtig (Geste, Vorstellung) oder dauerhaft fixiert sein (Karte, Zeichnung), es kann vorgefunden (Karte) oder in der Kommunikation erzeugt sein (Zeichnung, Geste, Vorstellung), es kann intersubjektiv wahrnehmbar sein (Karte, Zeichnung, Geste) oder nicht (Vorstellung) (ebd.). Literatur Bühler, Karl (1934/1982): Sprachtheorie. Die Darstellungsfunktion der Sprache. Stuttgart / New York: Fischer. Fricke, Ellen (2007): Origo, Geste und Raum: Lokaldeixis im Deutschen. Berlin / New York: de Gruyter. Fricke, Ellen (in Vorb.): „Geste und Raum. Probleme der Analyse und Notation“, in: Cancik-Kirschbaum, Eva / Krämer, Sybille / Totzke, Rainer (Hrsg.): Schriftbildlichkeit. Wahrnehmbarkeit, Materialität, Operativität von Notationen. Kita, Sotaro (Hrsg.) (2003): Pointing: Where Language, Culture, and Cognition meet. Mahwah u.a: Erlbaum. 86 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Hanks, William F. (1990). Referential Practice. Language and Lived Space among the Maya. Chicago: Chicago Press. Jungbluth, Konstanze (2009): „Sprachen vergleichen. Perspektiven und Räume“, in: Universitätsschriften. Frankfurt / Oder: Multi Media 135–150. Schmitt, Reinhold (Hrsg.) (2007): Koordination. Analysen zur multimodalen Interaktion. Tübingen: Narr. Abstracts 87 Yvonne Gächter (Innsbruck) „Wir Tiroler machen gerne blau.“ Humor in der Werbung durch räumliche Verortung Sektion 5 Aus linguistischer Perspektive wurde Humor bislang hauptsächlich in der Gesprächsanalyse oder in Untersuchungen zur Textsorte „Witz“ behandelt. Es gibt nur wenige Ansätze (z.B. Attardo 2001), die das Thema in einem anderen Kontext bzw. Humor in anderen Textsorten beleuchten. Im Bereich der Printwerbung wurde Humor in Hinblick auf das Wort- bzw. Sprachspiel ausführlich erörtert (vgl. Dittgen 1989, Janich 42005). Das Erzeugen bzw. Vermitteln von Humor aufgrund von Text-Bild-Bezügen, Referenzspielen oder Bezügen auf das Textumfeld bzw. die Kommunikationssituation ist von der Forschung – abgesehen von Gaede (2002), der jedoch sein Augenmerk nur auf Regelbrüche legt und dadurch andere Humorstrategien ausblendet – noch vernachlässigt worden. Diese Lücke versucht dieses Promotionsprojekt zu schließen. Ein Teil der Dissertation beschäftigt sich mit der räumlichen Verortung von Werbung, durch die RezipientInnen zu einem Lächeln verleitet, amüsiert und erheitert werden soll – eine der vielen Strategien der Werbetreibenden, um die Attraktivität von Anzeigen zu steigern, das Image eines Produkts oder eines Herstellers aufzuwerten und eine positive Grundhaltung dem Werbeinhalt bzw. dem Hersteller gegenüber zu erreichen. Dass internationale Werbekampagnen mit kulturellen Besonderheiten – wozu auch kulturspezifischer Humor gezählt wird – verschiedener Länder zu „kämpfen“ haben, ist bekannt. BewohnerInnen in anderen Regionen haben divergierende Vorstellungen davon, was als lustig gilt, was die Grenze des guten Geschmacks überschreitet und nur noch verletzend oder peinlich ist. Diese unterschiedlichen kulturellen Charakteristika werden aber von Werbetreibenden auch ganz bewusst eingesetzt, indem z.B. Länderstereotypen verwendet, „fremdsprachliches“ Material eingewoben (bekanntes Beispiel „Los Wochos“, McDonald’s) oder Varietäten inszeniert werden. So werden u.a. Produkte mit regionalem Bezug wie etwa Bier unter Verwendung von (pseudo-)dialektalen Elementen beworben, um auf eine tiefe „Verbundenheit“ des Produktes oder des Erzeugers mit der Herkunftsregion hinzuweisen. Dialekt sprechende Prominente fungieren als „ehrliche“ Testimonials und sollen so Sympathie wecken. Nicht selten wird dieses durch sprachliche oder gestalterische Mittel erzeugte „Lokalkolorit“ ganz im Sinne der „superiority theory“ in herabsetzender Weise benützt, indem z.B. über einen „italienischen Gauner“ („Falscher Toni“, Mediamarkt) gelacht wird. Gerade in Österreich finden sich jedoch viele Beispiele, in denen mit einem gewissen Augenzwinkern auf solche geografische, soziale oder kulturelle Raumkonzepte zurückgegriffen wird: Sie sind Ausgangsbasis für selbstironische Werbungen (vgl. z.B. den als Vortragstitel gewählten Slogan aus einer Anzeige für die in Tirol erzeugte Darbo Heidelbeermarmelade), die in humorvoller Absicht Bezüge auf die Textumgebung herstellen, auf die konkrete Distributionssituation anspielen oder auf (aktuelle) lokale Gegebenheiten hinweisen und deshalb auch nur auf begrenztem Raum „funktionieren“. 88 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Literatur Attardo, Salvatore (2001): Humorous Texts. Berlin / New York: Mounton de Gruyter. Dittgen, Andrea Maria (1989): Regeln für Abweichungen. Funktionale sprachspielerische Abweichungen in Zeitungsüberschriften, Werbeschlagzeilen, Werbeslogans, Wandsprüchen und Titeln. Frankfurt a. M. u.a.: Peter Lang. Gaede, Werner (2002): Abweichen von der Norm. Enzyklopädie kreativer Werbung. München: Langen – Müller – Herbig. Janich, Nina (42005): Werbesprache. Ein Arbeitsbuch. Tübingen: Narr. Abstracts 89 Anne-Danièle Gazin (Bern) Deixis in mobile configurations: the use of Italian demonstrative pronouns questo/a and quello/a in interaction in cars Themenbereich IV Traditional grammars (Renzi / Salvi / Cardinaletti 1995) describe the Italian demonstrative pronouns questo and quello according to a binary system that locates the object of reference as being “near” to the speaker or “away” from the speaker. However, as recent studies in conversation analysis (Laury 1997) and linguistic anthropology (Hanks 2009) have shown, such a dichotomic description cannot account for the ways in which demonstratives are used in talk-in-interaction. In this paper, we will analyse the use of Italian demonstratives in conversation within the framework of interactional linguistics, focusing on the accomplishment of actions in conversation. Hence, the key questions of our analysis are: how do demonstratives contribute to the achievement of socially relevant actions? Are different formal realisations (questo, questo qui, quello, quello lì etc.) recurrently used for specific kinds of actions? In our analysis we also take into account the combination of questo / quello with the locative pronouns qua / qui and là / lì. While the units “questo qui” / ”quella lì” etc. are traditionally described as marked forms of the corresponding demonstrative pronouns (Renzi / Salvi / Cardinaletti 1995), our aim is to show that their use is also sensitive to the sequential placement of the demonstratives in the ongoing interaction. Our research is based on a corpus of videotaped driving lessons (8 hours) taking place in the Italian speaking part of Switzerland. One of the specificities of these pedagogical interactions is that conversation takes place in a mobile setting. This is particularly challenging for the analysis of spatial reference, as the location of the Origo (Bühler 1934) with regard to the object of reference changes continuously. Moreover, participants are positioned side-by-side: as Jungbluth (2005) has shown, this disposition of the participants’ bodies is consequential for the use of demonstratives. Starting from the observation that demonstratives are used to constitute a common focus attention (Laury 1997 and others), the analysis of our data will show that the demonstrative pronouns are not only used for directing the co-participant’s attention on objects and persons. By taking into consideration the multimodal dimension of interaction we will show that there is a systematic distribution of “unmarked” forms of demonstratives / deictics, “marked” forms and multimodal resources of attention getting (through gaze or pointing gestures). Moreover, our observations will lead us to reconsider the notion of deixis, that has so far been described mainly on the basis of stationary settings. References Bühler, Karl (1934): Sprachtheorie. Die Darstellungsfunktionen der Sprache. Jena: Gustav Fischer. Hanks, William F. (2009): “Fieldwork on deixis”, in: Journal of Pragmatics 41: 10-24. 90 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Jungbluth, Konstanze (2005): Pragmatik der Demonstrativpronomina in den iberoromanischen Sprachen (= Beihefte der Zeitschrift für romanische Philologie 329). Tübingen: Niemeyer. Renzi, Lorenzo / Salvi, Giampaolo / Cardinaletti, Anna (Hrsg.) (1995): Grande grammatica italiana di consultazione. Bologna: Il Mulino. Laury, Ritva (1997): Demonstratives in Interaction. The emergence of a definite article in Finnish. Amsterdam / Philadelphia: John Benjamins. Abstracts 91 Voichita A. Ghenghea (Bukarest) Schwierigkeiten bei der Übersetzung von fachbezogenen Vermittlungstexten: unterrichtspraktische Betrachtungen Sektion 10 Ausgangspunkt der Diskussion bildet die Kontrastierung von zwei fachbezogenen Vermittlungstexten des Kommunikationsbereichs der Technik, Präsentationsbroschüre von Softwareprodukten und Bedienungsanleitung für Monitore. Die intralinguale Analyse dieser Textexemplare, die sowohl die textexternen Merkmale (s. die Elemente der konkreten Kommunikationssituation) als auch die textinternen (sprachlichen und nonverbal-bildlichen) berücksichtigt, deutet darauf hin, dass sich die zwei Textsorten in mancherlei Hinsicht unterscheiden: in erster Linie durch den Kommunikationsgegenstand, die –absicht und den Adressatenkreis, die den Abstraktionsgrad und somit die Verständlichkeit des Diskurses prägen. Den Hauptteil des vorliegenden Beitrags bilden die Betrachtungen, die aus der Unterrichtspraxis gewachsen sind. Es handelt sich um die Evaluation der Übersetzungen von rumänischen Studierenden an zwei verschiedenen Bukarester Fakultäten, einer technischen und einer philologischen, die über unterschiedliche Deutschkenntnisse (auf dem Niveau B2 bzw. C1 des Europäischen Referenzrahmens) verfügten. Die zwei Gruppen von Studenten erhielten die gleichen Textexemplare (jeweils eines von jeder der oben genannten Textsorten) mit identischen Instruktionen. Es wurde angenommen, dass das Vorwissen der Studenten der technischen Fachrichtung eine entscheidende Rolle beim Übersetzen deutscher Gebrauchstexte ins Rumänische spielt - was sich letzten Endes in der Qualität der Übersetzung widerspiegeln sollte. Die Analyse der Ergebnisse bestätigte größtenteils meine Arbeitshypothese, insofern das Übersetzen der deutschen Präsentationsbroschüre den Philologiestudenten besonders große Schwierigkeiten bereitete, zum einen da sich dieses Textexemplar an Unternehmen und nicht an Endverbraucher richtet und dadurch beim Rezipienten ein bestimmtes Vorwissen voraussetzt, zum anderen wegen der häufig im Rumänischen fehlenden „etablierten“ Bezeichnungen für interdisziplinäre Zusammenhänge an der Schnittstelle zwischen Informatik, Bertriebswirtschaft und Konsumtion. Obwohl die Studenten der technischen Fakultät im Vergleich zu ihren Kollegen von der Philologie über schwächere Deutschkenntnisse verfügten, konnten Erstere mit Hilfe ihrer Vorkenntnisse bzw. Fachkenntnisse die „Lücken“ des Diskurses, d.h. die vom Autor nicht explizit ausgedrückten Informationen, besser füllen und dadurch gelungenere Übersetzungsvorschläge in der Zielsprache vorlegen. Aus den obigen Ausführungen geht hervor, welche große Rolle das Vorwissen (bereichsspezifisches Wissen / Fachwissen) beim Übersetzen von Fachtexten und / oder fachbezogenen Vermittlungstexten spielt. Darauf sollte man meiner Meinung nach im Rahmen spezialisierter Lehrveranstaltungen, z.B. Fachübersetzungen, gezielter und nuancierter eingehen. 92 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Giovanni Gobber (Milano) Zum Gebrauch von Demonstrativpronomina für die zeitliche Ferne: einzelsprachliche Strukturen und sprachenübergreifende Tendenzen Themenbereich IV In vielen Untersuchungen zur Deixis wird der Übertragung von Demonstrativpronomina in den Zeitraum ein universeller Charakter zuerkannt. Dabei werden übereinzelsprachliche Funktionen angenommen, die durch einzelsprachlich strukturierte Paradigmen von Elementen ausgedrückt werden. So werden z.B. dreistellige Paradigmen erkannt, die dem Paradigma der Personalpronomina strukturähnlich sind, wie in den ibero-romanischen Sprachen und im Georgischen. Viele andere Sprachen sind auf zweistellige Paradigmen von Demonstrativa angewiesen, die keine Isomorphie mit dem entsprechenden System der Personalpronomina aufweisen. In diesem Beitrag soll auf die Verwendung der Demonstrativpronomina für die Beziehung auf die zeitliche Ferne (Gegenwart bzw. Zukunft) eingegangen werden, indem schriftsprachliche (meist literarische) Texte verschiedener (vor allem mittel- und osteuropäischer) Sprachen analysiert werden, wobei das jeweilige Original mit seinen Übersetzungen verglichen wird. Es soll eine grundlegende sprachenübergreifende Tendenz erkannt werden, nach der die zeitliche Ferne durch Demonstrativpronomina ausgedrückt wird, die die Sprecherorigo nicht einschließen („erat enim magnus dies illius sabbati“, Evangelium secundum Ioannem, 19, 31). Neben dieser Tendenz kann eine andere erkannt werden, nach der die zeitliche Ferne auch durch Demonstrativa ausgedrückt wird, die auch für die räumliche Nähe verwendet werden („Denn dieser Samtstag war ein hoher Festtag“, Joh 19, 31 Luther-Bibel; aber: „jener Sabbattag war nämlich ein grosser“, Zürcher Bibel). Um diese zweite Tendenz zu erklären, können zwei Teilräume „Nähe“ und „Distanz“ im Bereich der zeitlichen Ferne unterschieden werden, wobei z.T. stilistische und textuell-kognitive Faktoren herangezogen werden können, die zu dieser Unterscheidung beigetragen haben. Literatur Bühler, Karl (1934): Sprachtheorie. Die Darstellungsform der Sprache. Jena: Gustav Fischer. Danesi, Marcel / Rocci, Andrea (2009): Global Linguistics. Berlin: de Gruyter. Jungbluth, Konstanze (2005): Pragmatik der Demonstrativpronomina in den iberoromanischen Sprachen (= Beihefte zur Zeitschrift für Romanische Philologie 329). Tübingen: Niemeyer. Rigotti, Eddo / Cigada, Sara (2004): La comunicazione verbale. Milano: Apogeo. Abstracts 93 Juliana Goschler / Mirja Gruhn (Bremen) Tempusverwendung bei Sprechern mit Deutsch als Zweitsprache: Ein Vergleich gesprochener und geschriebener Sprache Sektion 8 (I) In unserem Vortrag stellen wir eine Analyse des Tempusgebrauchs von DaZ-Sprechern in gesprochener und geschriebener Sprache vor. Korrekte Verbflexion sowie eine reflektierte Verwendung der Zeitformen sind mehrfach als Problembereiche in der Sprachfähigkeit türkisch-deutscher Schüler identifiziert worden (Turgut 1996: 87; Grießhaber 2008). Für Erzählungen vergangener Ereignisse ist im Deutschen gewöhnlich entweder das Präsens, das Präteritum oder das Perfekt als Basistempus angemessen. Das Präteritum wird hierbei eher mit konzeptioneller Schriftlichkeit, das Perfekt dagegen mit konzeptioneller Mündlichkeit assoziiert (Braun 1993). Grießhaber weist auf Probleme mit Tempusformen bei Kindern mit Deutsch als Zweitsprache hin, die besonders deutlich bei Schreibern hervortreten, die allgemein in einer Profilanalyse schlecht abschneiden: Diese SchülerInnen schrieben vermehrt einfache Texte im Perfekt und verwendeten kaum Präteritumsformen. Als Begründung für diese Entwicklung wird vermutet, dass diese Kinder sich stärker an der mündlichen Sprache orientierten als andere Gleichaltrige (Grießhaber 2008: 223). Wir überprüfen auf der Basis eines Korpus geschriebener und gesprochener elizitierter Daten türkisch-deutscher Schüler die These, dass schriftsprachliche Schwierigkeiten von DaZ-Sprechern durch eine fehlende oder mangelhafte Unterscheidung gesprochener und geschriebener Register zu erklären sind, dass also bestimmte Gruppen von DaZSprechern dazu neigen, so zu schreiben, wie sie sprechen. Anhand unserer Analyse von Tempusverwendung zeigen wir, dass sich die geschriebenen Texte türkisch-deutscher Sprecher in ihrem Tempusgebrauch deutlich von den gesprochenen Texten unterscheiden, was sich unter anderem durch eine statistisch signifikante Präferenz für Präsens- und Perfektformen in der gesprochenen und Präteritumsformen in der geschriebenen Sprache nachweisen lässt. Somit muss die These einer mündlich orientierten Schriftsprache bei DaZ-Sprechern zumindest in Frage gestellt werden. Trotzdem zeigen sich deutliche Probleme bei der Tempusregisters. Dies ist jedoch eher durch Probleme Verbs und / oder mangelnder Vertrautheit mit dem klärbar als mit der Übertragung gesprochener Muster konsistenten Verwendung eines mit konkreten Flexionsformen des Tempussystem des Deutschen erauf die geschriebene Sprache. Literatur Braun, Peter (1993): Tendenzen in der deutschen Gegenwartssprache: Sprachvarietäten. Stuttgart: Kohlhammer. Grießhaber, Wilhelm (2008): „Zu den Bedingungen der Förderung in Deutsch als Zweitsprache“, in: Bernt Ahrenholz (Hrsg.): Zweitspracherwerb: Diagnosen, Verläufe, Voraussetzungen. Freiburg: Fillibach 211-227. Hug, Michael (2001): Aspekte zeitsprachlicher Entwicklung in Schülertexten. Eine Untersuchung im 3., 5. und 7. Schuljahr. Frankfurt am Main u.a.: Peter Lang. 94 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Turgut, Ahmet (1996): Untersuchungen zur Entwicklung der sprachlichen Kompetenz in der Erst- und Zweitsprache bei türkischen Gymnasiasten. Köln: Önel-Verlag. Vogel, Thomas (1991): „Die Vergangenheitstempora des Deutschen. Überlegungen zur Didaktik aus sprachwissenschaftlicher Sicht“, in: Fremdsprachen Lehren und Lernen 20: 174-194. Abstracts 95 Juliana Goschler (Bremen) Die Einschätzung der Sprachkompetenz von DaZ-Sprechern durch deutsche Muttersprachler Sektion 8 (I) Trotz der Abkehr der Sprachlehr- und Spracherwerbsforschung von einer normativ geprägten Sicht auf „Fehler“ hin zu einer stärker kompetenzorientierten Sichtweise (Kleppin 1997, Grießhaber 2002) und der Annahme von „Lernersprachen“ als Varietäten ist die Wahrnehmung der Fähigkeiten von DaZ-Sprechern durch Muttersprachler weiterhin stark durch deren spezifische Fehler und Schwierigkeiten geprägt (zu typischen Problemen von DaZ-Sprechern siehe unter anderem Cantone / Haberzettl 2009). In meinem Vortrag werde ich zeigen, welche Fehlertypen als besonders stark abweichend und „falsch“ wahrgenommen werden und zu einer schlechteren Gesamteinschätzung der Sprachkompetenz von DaZ-Sprechern durch deutsche Muttersprachler führen. Grundlage ist ein Experiment, in dem verschiedene Fehlertypen durch Muttersprachler bewertet wurden. Dabei wurden muttersprachlich deutschen B.A.-Studenten der Universität Bremen Textfragmente vorgelegt, anhand derer sie auf einer Skala von 1 bis 10 die sprachliche Kompetenz der Sprecher bewerten sollten. In den ansonsten praktisch identischen Textfragmenten waren jeweils genau einer der folgenden Fehlertypen zu finden: Genus- und Kasusfehler, fehlerhafte Tempusformen, unmotivierte Tempuswechsel, Wortstellungs- und orthografische Fehler. Die Ergebnisse zeigen, dass einige Fehlerarten zu einer signifikant schlechteren Einschätzung führten. Dabei wirkten sich syntaktische Fehler und fehlerhafte Tempusformen am dramatischsten auf die Gesamtbewertung aus (siehe auch Grießhaber 2008), orthografische und Kasusfehler hatten eine etwas geringere Wirkung. Am wenigsten wurden unmotivierte Tempuswechsel als Indikatoren für geringe sprachliche Kompetenz gewertet. Diese Ergebnisse machen deutlich, dass sich verschiedene Fehlertypen unterschiedlich auf die Einschätzung der sprachlichen Kompetenz von DaZ-Sprechern auswirken. Für Lehrer, die mit DaZ-Sprechern in der Schule konfrontiert sind, sind daraus zwei wichtige Dinge abzuleiten: Zum einen sollten sie sich selber dieser Effekte bewusst sein, um allgemeine Einschätzungen von sprachlichen Problemen und Kompetenzen zu objektivieren. Zum anderen liegt es nahe, sich bei der Sprachförderung auf bestimmte Fehlerarten besonders zu konzentrieren, da genau diese außerhalb objektivierter Bewertungssituationen dramatische Auswirkungen auf Berufs- und Ausbildungschancen von Schülern mit Deutsch als Zweitsprache haben können. Literatur Cantone, Katja F. / Haberzettl, Stefanie (2009): „‘Ich bin dagegen warum sollte man den kein Handy mit nehmen‘ - zur Bewertung argumentativer Texte bei Schülern mit Deutsch als Zweitsprache“, in: Schramm, Karen / Schroeder, Christoph (Hrsg.), 96 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Empirische Zugänge zu Sprachförderung und Spracherwerb in Deutsch als Zweitsprache, Münster / New York: Waxmann 43-66. Grießhaber, Wilhelm (2002): „Erwerb und Vermittlung des Deutschen als Zweitsprache“, in: Deutsch in Armenien, Jerewan: Armenischer Deutschlehrerverband 5-15. Grießhaber, Wilhelm (2008): „Zu den Bedingungen der Förderung in Deutsch als Zweitsprache“, in: Ahrenholz, Bernd (Hrsg.): Zweitspracherwerb: Diagnosen, Verläufe, Voraussetzungen. Freiburg: Fillibach 211-227. Kleppin, Karin (1997): Fehler und Fehlerkorrektur (= Fernstudieneinheit 19). Berlin / München: Langenscheidt. Abstracts 97 Patrick Grommes / Anneke Naumann / Jens Siemon (Hamburg) Fachkommunikationskompetenzen mehrsprachiger SchülerInnen Sektion 6 In der Sprachentwicklungsforschung wurde in der Vergangenheit bemängelt, dass insbesondere den späteren Entwicklungsphasen, in denen vor allem literale Kompetenzen ausgebildet werden, wenig Beachtung geschenkt wird (Tolchinsky 2004). Daran hat sich wenig geändert. Allerdings hat es Initiativen gegeben, mit dem Ziel fachsprachliche Kompetenzen im berufsbildenden Bereich zu identifizieren und zu fördern. Diese müssen sich jedoch aus Praktikabilitätsgründen auf ausgewählte Berufsfelder konzentrieren; beispielhaft Niederhaus (2008). Wir möchten mit der hier vorzustellenden Studie zum Schließen der Forschungslücke in der Sprachentwicklungsforschung beitragen und zugleich einen Vorschlag machen, wie Fachkommunikationskompetenzen auf einer vorgeschalteten Ebene untersucht und entwickelt werden können. In den Mittelpunkt unserer Überlegungen stellen wir SchülerInnen mit mehrsprachigem Hintergrund, da sich deren Benachteiligung im deutschen Bildungssystem nicht zuletzt in den PISA-Studien immer wieder manifestiert hat. Wir gehen davon aus, dass Fachkommunikationskompetenzen spezifische Ausprägungen und Weiterentwicklungen einer allgemeineren Kompetenz sind. Diese ist mit dem Konzept der Bildungssprache (Gogolin 2009) verknüpft. Bildungssprache wird dabei als ein Merkmalsbündel spezifischer sprachlicher Produktions- und Rezeptionsfähigkeiten mit Hilfe derer SprecherInnen Äußerungen produzieren und verstehen können, die zunächst dem schulischen Kontext zuzuordnen sind, aber durch ihre kritische Rolle in der Wissensvermittlung und -verarbeitung die Basis für spätere fachbezogene sprachliche Aufgabenbewältigung und Wissenserschließung bilden. Unsere Annahme ist, dass eine treffende Einschätzung der bildungssprachlichen Fähigkeiten, und gegebenenfalls deren zielgerichtete Förderung, insbesondere SchülerInnen mit mehrsprachigem Hintergrund den Übergang in die berufliche Bildung erleichtern. Um diese Annahme zu prüfen, führen wir eine Quasi-Langzeitstudie durch, in deren Verlauf wir SchülerInnen der Jahrgangsstufen 9 und 10 an Haupt- und Realschulen sowie Auszubildende des ersten Lehrjahres, teilweise mit Hilfe standardisierter Tests, auf ihre bildungssprachlichen Kompetenzen hin untersuchen. Dies wird durch die Analyse videographierter Unterrichtssituationen ergänzt, in denen die interaktionale Erarbeitung bildungssprachlicher Kompetenzen im Fokus steht. In unserem Beitrag stellen wir die Methodik der Studie zur Diskussion und berichten über erste Ergebnisse. Literatur Ingrid Gogolin (2009): „‘Bildungssprache’ - The Importance of Teaching Language in Every School Subject”, in: Tajmel, Tanja / Starl, Klaus (Hrsg.): Science Education Unlimited. Approaches to Equal Opportunities in Learning Science. Münster u.a.: Waxmann 91 – 102. 98 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Niederhaus, Constanze (2008): „Fachspezifische Sprachförderung im Rahmen einer beruflichen Ersatzmaßnahme“, in: bwp@ Spezial 4 – HT2008 – FT17 <http://www.bwpat.de/ht2008/ft17/niederhaus_ft17-ht2008_spezial4.pdf> [02.05.2010]. Tolchinsky, Liliana (2004): „The nature and scope of later language development“, in: Berman, Ruth A. (Hrsg.): Language Development across Childhood and Adolescence. John Benjamins: Amsterdam 233–248. Abstracts 99 Uta Großmann (Leipzig) Inhaltliche Inkongruenzen bei der Fachtextrezeption in DaF seitens ausländischer Studierender der Wirtschaftswissenschaften Sektion 6 Das Lesen ist eine „[...] heute in unserer Kultur […] täglich benötigte Fähigkeit“ (Grzesik 1990: 9). Dabei bestimmt der Leser selbst die Ausprägung dieser Fähigkeit, da sie „[...] unabhängig vom jeweiligen Entwicklungsstand des einzelnen“ (ebenda. 9) ist und von Individuum zu Individuum je nach Lesesituation variiert. Dies kennzeichnet den Verstehensprozess des Studierenden als einen individuellen, der auf einer Interaktion zwischen dem kognitiven Wissen des lesenden Studierenden und dem zu lesenden Text beruht. Dabei konstruiert der Leser eine mentale Repräsentation des im Text dargestellten Sachverhaltes. Das Ergebnis der mentalen Repräsentationsleistung ist im Studium von größter Bedeutung, da nur durch textnahe Verarbeitung der Fachlektüre studienrelevante Aufgaben qualitativ hochwertig erarbeitet werden können. Dies ist entscheidend für die Qualität des Studienabschlusses, da ein Studium an deutschen Universitäten zum großen Teil aus der Rezeption von Fachtexten besteht. Das Anliegen der Arbeit verortet sich damit in der Fachsprachendidaktik des Deutschen als Fremdsprache. Ziel der Dissertation ist es, die durch ausländische Studierende erfolgte Fachtextrezeption hinsichtlich des Auftretens inhaltlicher Inkongruenzen (Schramm 2001) zu analysieren, auszuwerten und eine Typologisierung inhaltlicher Inkongruenzen vorzunehmen. Damit ist folgende Forschungsfrage verbunden: Welche Typen von inhaltlichen Inkongruenzen lassen sich unterscheiden? Die Datenaufbereitung erfolgt durch eine Diskussion des methodischen Vorgehens in der aktuellen Forschungslage (Kintsch / van Dijk 1978; Voigt 1997; GerzymischArbogast / Mudersbach 1998; Peukert 2001; Koch 2007; Engberg 2009) durch semantische Netze. Die Aufbereitung der Daten basiert in dieser Arbeit auf der Grundlage eines übersetzungswissenschaftlichen Modells der textnahen Interpretation, der REALATRA-Methode (Gerzymisch-Arbogast / Mudersbach 1998). Dieses Analyseverfahren ermöglicht eine synchron-optische Netzwerkdarstellung der Ausgangstexte und Produktdaten, deren Ziel es ist, jede im Text enthaltene Sachinformation in semantischen Relationen darzustellen. Dabei sieht die Relatra-Methode vor, dass zu einem Argument alle Relationen, die im Text enthalten sind, gleichzeitig (synchron) netzförmig zusammengestellt werden. Auf diese Weise können die im Ausgangstext und in den Aufgabenbearbeitungen enthaltenen Sachinformationen dargestellt und hinsichtlich der Erweiterung einer Typologisierung inkongruenten Verstehens verglichen werden. In diesem Vortrag wird an Beispielen das Vorgehen in der Dissertation dargestellt mit dem Fokus auf der erarbeiteten Typologisierung inhaltlicher Inkongruenzen der durch die Probanden erfolgten Fachtextrezeption. Literatur Gerzymisch-Arbogast, Heidrun / Mudersbach Klaus (1998): Methoden des wissenschaftlichen Übersetzens. München: Francke Verlag. 100 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Grzesik, Jürgen (1990): Textverstehen lernen und lehren. Geistige Operationen im Prozess des Textverstehens und typische Methoden für die Schulung zum kompetenten Leser. Stuttgart: Klett Verlag. Schramm, Karen (2001): L2-Leser in Aktion. Der fremdsprachliche Leseprozess als mentales Handeln. Münster et al.: Waxmann Verlag. Abstracts 101 Camilla Grupen (Hamburg) Sprachliche Anforderungen in englischsprachigen Studiengängen: Zur Angemessenheit von TOEFL und IELTS für die Zulassung von Studierenden zu englischsprachigen Studiengängen an deutschen Hochschulen Sektion 9 Die Hochschullandschaft in Deutschland hat sich durch den Vereinheitlichungsprozess des europäischen Hochschulraumes und der daraus resultierenden Einführung des konsekutiven Bachelor- / Master-Systems stark verändert. Im internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe setzen immer mehr deutsche Hochschulen auf die Einführung von so genannten „internationalen Studiengängen“ – Studiengänge, deren Lehre teilweise oder komplett auf Englisch durchgeführt wird. Die zu präsentierende Studie setzt sich mit der Frage auseinander, welche sprachlichen Anforderungen Studierende erfüllen müssen, damit Studieren in einem solchen Lingua-Franca-Kontext gelingt und untersucht gleichzeitig, inwiefern diese Anforderungen durch die geforderten Zulassungskriterien abgedeckt werden. Um diese Fragen zu beantworten, wurden die sprachlichen Zulassungskriterien aller internationalen Studiengänge in Hamburg erhoben. Gleichzeitig erfolgte eine sprachliche Bedarfsanalyse (nach Long 2006) in ausgewählten internationalen Studiengängen dreier Hamburger Universitäten, deren Ergebnis in Form eines sprachlichen Anforderungsprofils vorliegt. Dieses Profil diente als Grundlage für eine Experteneinschätzung der am häufigsten zur Zulassung verwendeten Sprachtests TOEFL und IELTS (nach Rosenfeld et al 2004), um zu ermitteln, inwiefern die tatsächlichen Anforderungen an Studierende in internationalen Studiengängen durch diese Tests abgeprüft werden. Die Studie hat gezeigt, dass viele Aspekte des Anforderungsprofils nicht ausreichend durch TOEFL und IELTS abgedeckt werden. Man kann also nicht davon ausgehen, dass Studierende, die diese Tests erfolgreich abgelegt haben, auch die im Anforderungsprofil genannten Fähigkeiten mitbringen. Insofern ist es nötig, über alternative Zulassungskriterien oder ergänzende Propädeutika, die diese Anforderungen vermitteln, nachzudenken. Literatur Long, Michael (Hrsg.) (2006): Second Language Needs Analysis. Cambridge: Cambridge University Press. Rosenfeld, Michael / Oltman, Philip K. / Sheppard, Ken (2004): Investigating the Validity of TOEFL: A Feasibility Study Using Content and Criterion-Related Strategies (= TOEFL Research Report 71). Princeton, New Jersey: Educational Testing Service. 102 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Joachim Grzega (Eichstätt) Lernen durch Lehren (LdL) als Konzept zur Vermittlung von Fachkommunikationskompetenzen Sektion 6 LdL ist eine von Jean-Pol Martin erstmals in den 1980er Jahren begründete Unterrichtstechnik, die sich im Laufe der Zeit zu einem übergreifenden Unterrichtskonzept entwickelt hat, das Lerner auf die Wissensgesellschaft vorbereiten will. Zunächst für den Schulunterricht entwickelt, ist es mittlerweile auch für den Hochschul- und Volkshochschulunterricht erweitert worden. Kernidee des Modells ist, dass ein Lerner oder eine Lernergruppe als Experten den übrigen Lernern ein Stoffgebiet vermittelt – auf eine Art und Weise, die die Teilnahme und Kommunikation der Lerner bestmöglich, aber sinnvoll aktiviert. Dabei sollen die in einer Wissensgesellschaft nötigen Kernkompetenzen vermittelt werden, unter anderem Fragekompetenz, Sachkompetenz, Unschärfekompetenz, Vernetzungskompetenz, Kommunikationskompetenz. Im Vortrag sollen die bildungsökonomischen, lernpsychologischen und didaktischen Grundlagen vorgestellt werden. Besondere Aufmerksamkeit soll dabei der Wissenstransferkompetenz gewidmet werden, die die Fachkommunikationskompetenz miteinschließt. Die Umsetzung des Modells soll anhand von Unterrichtsbeispielen verdeutlicht werden. Abschließend wird auf die Ergebnisse von einschlägigen Studien eingegangen. Literaturangaben und Materialien finden sich auf <http://www.ldl.de>. Abstracts 103 Susanne Guckelsberger / Barbara Graßer (Hamburg) Versprachlichung von Raum im Diskurs: Kindliche Schulwegbeschreibungen Themenbereich VI Im Vortrag wird am Beispiel von mündlichen Schulwegbeschreibungen diskutiert, wie Kindern im frühen Grundschulalter die Versprachlichung von Raum im Diskurs gelingt. Die Datengrundlage bilden ca. 200 Schulwegbeschreibungen von Erst- und Zweitklässlern, die im Rahmen des BMBF-Projekts „Mündliche Wissensprozessierung und konnektierung (MüWi)“, geleitet von Angelika Redder, erhoben wurden. Die Kinder wurden gebeten, einen ihnen vertrauten Weg – den Weg von der Schule nach Hause – einem ortsunkundigen Hörer zu beschreiben (im Unterschied zu früheren Studien zu kindlichen Wegbeschreibungen, bei denen vorgegebene Wege weitergegeben werden sollten, z.B. Baldwin / Garvey 1973, Weissenborn 1985). Die Schule als Ausgangspunkt der Beschreibung liegt im gemeinsamen Wahrnehmungsraum, der Sprecher und Hörer gleichermaßen sinnlich zugänglich ist. Sobald die Beschreibung sich auf räumliche Gegebenheiten außerhalb des Schulgeländes bezieht, wird der Raum sinnlicher Wahrnehmung und entsprechender sprachlicher Verweisbarkeit (v.a. durch deiktische Prozeduren) verlassen. Die Kinder sind dann auf eine rein sprachlich vermittelte Wiedergabe des Beschreibungsgegenstandes im Rede- und im Vorstellungsraum angewiesen – eine anspruchsvolle Aufgabe, die ein hohes Maß an sprachlicher Flexibilität und an Abstraktionsfähigkeit erfordert: Zum einen besteht die Notwendigkeit, zusätzlich Symbolfeldausdrücke einzusetzen, zum anderen wird auch das sprachliche Zeigen komplexer, da es nunmehr auf abstraktere Weise im Rede- und im Vorstellungsraum erfolgt. Die linguistische Analyse soll Aufschluss darüber geben, auf welche sprachlichen (und nicht-sprachlichen) Ausdrucksmittel die Kinder zurückgreifen und inwiefern der Einsatz dieser Mittel funktional ist, so dass die Wegbeschreibungen für den Hörer nachvollziehbar sind. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Nutzung von deiktischen (da, so) (Ehlich 1987) und deiktisch basierten Ausdrücken (runter) (Redder 2009) – ggf. mit begleitender Zeigegestik – im Vergleich zu anderen sprachlichen Mitteln zum Ausdruck von Räumlichkeit (z.B. links, um die Kurve). Wir gehen davon aus, dass Kinder von einer elementaren Nutzung vor allem deiktischer Ausdrucksmittel allmählich zu einer Integration unterschiedlicher sprachlicher Mittel gelangen. Literatur Baldwin, Thelma / Garvey, Catherine (1973): „Components of Accurate Problem Solving Communications”, in: American Educational Research Journal 10, 1: 39-48. Ehlich, Konrad (1982): „Deiktische und phorische Prozeduren beim literarischen Erzählen“, in: Lämmert, Eberhard (Hrsg.): Erzählforschung. Ein Symposium. Stuttgart: Metzler 112-129. Ehlich, Konrad (1987): „so – Überlegungen zum Verhältnis sprachlicher Formen und sprachlichen Handelns, allgemein und an einem widerspenstigen Beispiel“, in: 104 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Rosengren, Inger (Hrsg.): Sprache und Pragmatik. Lunder Symposium 1986. Stockholm: Almqvist & Wiksell 279-298. Redder, Angelika (2009): „Deiktisch basierte Konnektivität: Exemplarische Analyse von dabei etc. in der Wissenschaftskommunikation“, in: Linguistische Berichte 16: 181-201. Weissenborn, Jürgen (1985): „‘Ich weiß ja nicht von hier aus, wie weit es von dahinten aus ist.‘ Makroräume in der kognitiven und sprachlichen Entwicklung des Kindes“, in: Schweizer, Harro (Hrsg.): Sprache und Raum. Psychologische und linguistische Aspekte der Aneignung und Verarbeitung von Räumlichkeit. Stuttgart: Metzler 209-244. Abstracts 105 Stephan Habscheid / Jan Gerwinski (Siegen) Pragmatizität und Medialität verbaler Interaktion im Licht kommunikativer Störungen – am Beispiel von Notfallbewältigungskommunikation Sektion 4 Kommunikation im Rahmen von Notfalleinsätzen (z.B. der Feuerwehr) basiert streckenweise auf sequenziellen Gesprächsroutinen, die gleichermaßen zweckdeterminiert wie formbestimmt sind: Über organisationale Hierarchieebenen hinweg, in denen Initiativ- und Kontrollkompetenzen für die Interaktion fest verteilt sind, verständigen sich die Beteiligten durch charakteristische Befehls- und Bestätigungsketten darüber, was getan werden soll und getan wurde, wer wohin gehen, und was er dort tun soll, wer wo war, und was er dort erledigt hat. In diesem Rahmen einer effizienten Steuerung eines arbeitsteiligen Einsatzes im Raum kommen vorgeprägte sprachlich-mediale Formen zum Einsatz, die – entsprechend dem Zweck – stilistisch charakterisiert sind durch Knappheit (im Umfeld der Praxis), maximale Verständlichkeit, terminologische Präzision und hohe Adressivität (verstanden als „alle Präsentationselemente […], die den Adressaten explizit in die eigene Rede aufnehmen“, wobei im Blick auf audiovisuelle Kommunikation gleichermaßen sprachliche Anrede- wie visuelle Adressierungsformen, z.B. Blickkontakt, in die Kategorie einbezogen werden, vgl. Ayass 2001). Gleichwohl treten in derartigen Situationen unvermeidlich kommunikative Störungen auf, die ihrerseits durch die Beteiligten „in situ“ sprachlich artikuliert und bearbeitet werden müssen. Diese Störungen liegen teils auf der Ebene der Praktiken, etwa wenn durch die unvorhersehbare Dynamik einer Notfall-, Krisen- oder gar Katastrophensituation alltägliche Verfahren des Handelns, des Welterlebens und der sozialen Organisation nicht mehr greifen („entsetzliche soziale Prozesse“, vgl. Clausen et al. 2003). Teilweise liegen sie auch auf der Ebene der Medien, wenn etwa die Referenz auf einen Ort unter den gegebenen raumzeitlichen Bedingungen sprachlich nicht präzise artikuliert werden kann. Anhand audiovisueller Daten, die im Kontext von Notfallübungen erhoben wurden, werden kommunikative Störungen auf ihr Potential hin untersucht, Aufschluss über das komplexe Zusammenspiel von Zweck- und Medienbestimmtheit sprachlicher und multimodaler Interaktion zu gewinnen. Literatur Ayaß, Ruth (2002): „Zwischen Innovation und Repetition: Der Fernsehwerbespot als mediale Gattung“, in: Willems, Herbert (Hrsg.): Die Gesellschaft der Werbung. Kontexte und Texte. Produktionen und Rezeptionen. Entwicklungen und Perspektiven. Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 155-171. Clausen, Lars et al. (Hrsg.) (2003): Entsetzliche soziale Prozesse. Theoretische und empirische Annährungen. Münster: LIT. 106 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Sandra Hansen / Philipp Stoeckle (Freiburg) Laienlinguistische und dialektometrische Modellierung von Dialekträumen – Versuch einer Integration Themenbereich V Während die traditionellen Mundarten im alemannischen Sprachraum sehr gut erfasst sind und sich häufig klare Raumbilder ergeben, weiß man wenig über die Struktur und Verbreitung der heutzutage verwendeten, regional gebundenen Sprache. Eine offene Frage ist außerdem, wie dialektale Räume von den Sprechern selbst wahrgenommen und nach welchen Kriterien sie klassifiziert werden. Das Forschungsprojekt „Regionaldialekte im alemannischen Dreiländereck“ befasst sich mit der Struktur und der Verwendung der im Alltag von durchschnittlichen ortsgebundenen Sprechern verwendeten Dialekte. Darüber hinaus werden die Vorstellungen der Sprecher in Bezug auf die Dialektstruktur Südwestdeutschlands flächendeckend erfasst. Zu diesem Zweck wurden in 37 Orten des alemannischen Sprachraums jeweils sechs Informanten unabhängig von ihrer Dialektkompetenz befragt. Um die soziale Stratifizierung der regionalen Sprechweisen zu untersuchen, werden die Variablen Geschlecht, Lebensalter und berufliche Tätigkeit variiert. In diesem Beitrag wird die regionale Distribution von Dialektähnlichkeiten mittels phonetisch-phonologischer Abstandsmessungen und dialektometrischer Analysen erfasst. Um die phonetischen Abstände zu ermitteln, werden die aktuellen Daten mit den traditionellen Grunddialekten, die im Rahmen des Südwestdeutschen Sprachatlas (SSA) erhoben wurden (vgl. Steger et. al. 1989ff.), verglichen. Aus der dialektometrischen Analyse ergeben sich Raumbilder, die über verschiedene Färbungsgrade einen Flächeneindruck vermitteln (vgl. u. a. Göbl 2006 und Nerbonne / Heeringa 2010). Die subjektive Wahrnehmung regionaler Sprachräume wird anhand sog. mental maps untersucht (vgl. Preston 1993), also handgezeichneter Karten der Informanten, die durch Fragen zur Gliederung der umliegenden Sprachräume, zu Ähnlichkeiten mit benachbarten Dialekten, zu Sympathie etc. ergänzt werden (vgl. Stoeckle im Druck). Durch die quantitative Analyse sämtlicher handgezeichneter Karten ergeben sich ebenfalls Raumbilder, die einen Eindruck von der Perzeption sprachlicher Variation und Klassifikation der Dialektgebiete aus der Sicht der Probanden vermitteln. Diese sich aus den subjektiven Daten ergebenden Raumbilder werden schließlich den objektiven Ergebnissen gegenübergestellt. Literatur Goebl, Hans (2006): „Recent Advances in Salzburg Dialectometry”, in: Literary and Linguistic Computing 21, 4: 411-435. Nerbonne, John / Heeringa, Wilbert (2010): „Measuring Dialekt Differences“, in: Schmidt, Jürgen E. / Auer, Peter (Hrsg.): Language and Space. An International Handbook of Linguistic Variation. Vol. 1: Theories and Methods. Berlin: de Gruyter 550-567. Abstracts 107 Preston, Dennis R. (1993): „Folk Dialectology“, in: Preston, Dennis R. (Hrsg.): American Dialect Research. Amsterdam: Benjamins 333-377. Steger, Hugo et al. (1989ff.): Südwestdeutscher Sprachatlas. Marburg: Elwert. Stoeckle, Philipp (im Druck): „Subjektive Dialektgrenzen im alemannischen Dreiländereck“, in: Anders, Christina A. et al. (Hrsg.): Perceptual Dialectology – Neue Wege der Dialektologie. Berlin: de Gruyter. 108 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Inga Harren (Bayreuth) Fachliche Zusammenhänge präzise formulieren lernen – Sprachförderung im Unterrichtsgespräch Sektion 6 Der Vortrag beleuchtet mit konversationsanalytischer Herangehensweise kokonstruktive Formulierungsverfahren von Lehrer/innen und Schüler/innen im Unterrichtsgespräch. Im schulischen Fachunterricht müssen Schüler/innen nicht nur Inhalte, sondern auch die jeweilige Fachsprache erlernen. Ihre Beherrschung, aber auch allgemeinsprachliche Darstellungsfertigkeiten sind notwendig, um komplexe Unterrichtsinhalte versprachlichen zu können und – in schriftlicher wie in mündlicher Form – ihr Wissen und Verstehen unter Beweis zu stellen (Harren 2009). In jüngster Zeit wird diese Problematik vor allem im Bereich des Fachunterrichts für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache untersucht (vgl. die in Ahrenholz 2010 versammelten Aufsätze). Dass sich dieses Problem des Fachspracherwerbs auch für muttersprachliche Schüler/innen stellt, blieb in linguistischer, fachdidaktischer und deutschdidaktischer Forschung bislang weitgehend unbeachtet. Anhand von Gesprächsausschnitten aus dem Biologieunterricht werde ich veranschaulichen, wie Lehrkräfte mit Schüler/innen deutscher Muttersprache an der mündlichen Darstellung fachlicher Inhalte arbeiten. Hierbei fokussiere ich insbesondere Formen der Präzisierung auf der Ebene der Lexik und Syntax sowie auf der Ebene der sequenziellen Strukturierung von Redebeiträgen. Inhalte explizit und präzise zu benennen und ausführlich darzustellen bedeutet in Unterrichtskontexten nicht zwangsläufig Erklären im Sinne von „Verständlich-machen“ (Spreckels 2009, Vogt 2009). Anhand der Formulierungsaktivitäten der Schüler/innen und ihrer Lehrkräfte – sowohl in Form von Selbstkorrekturen als auch in Form von kokonstruktiven Formulierungsaktivitäten – lässt sich rekonstruieren, welche Bedeutung im Fach etablierte Kollokationen sowie verfestigte diskursive Darstellungsformen (z. B. Definitionen) für präzisierende Formulierungsarbeit haben können. Literatur Ahrenholz, Bernt (Hrsg.) (2010): Fachunterricht und Deutsch als Zweitsprache. Tübingen: Narr. Harren, Inga (2009): „Die Verbalisierung komplexer Zusammenhänge im Unterrichtsgespräch“, in: Krelle, Michael / Spiegel, Carmen (Hrsg.): Sprechen und Kommunizieren. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren . Spreckels, Janet (Hrsg.) (2009): Erklären im Kontext. Neue Perspektiven aus der Unterrichts-, Alltags- und Berufspraxis. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren. Vogt, Rüdiger (Hrsg.) (2009): Erklären. Gesprächsanalytische und fachdidaktische Perspektiven. Tübingen: Stauffenburg. Abstracts 109 Vivien Heller (Dortmund) Unterschiede in der Realisierung argumentativer Praktiken von Kindern heterogener sprachlich-kultureller Hintergründe Sektion 4 Der vorliegende Beitrag rekonstruiert kommunikative Praktiken von Familien deutscher, vietnamesischer und türkischer Herkunft in Bezug auf die Diskursaktivität des Begründens / Argumentierens. Er stellt einen Ausschnitt aus einem Forschungsvorhaben vor, das die relative Passung bzw. Distanz zwischen lebensweltlichen Prägungen und schulischen Erwartungen in ihrer Genese und ihren Konsequenzen prototypisch zu rekonstruieren versucht, indem es Ansätze der Sprachbarrierenforschung aufgreift und diese unter Berücksichtigung einer sozialkonstruktivistischen Perspektive weiter entwickelt, konkret: das Agieren derselben Personen in verschiedenen Kontexten – Familie und Schule – untersucht. Forschungsleitend ist die Position, dass Menschen sich in ihrem sprachlichen Handeln an kommunikativen Praktiken bzw. Gattungen orientieren, die von verschiedenen Kommunikationsgemeinschaften unterschiedlich kontextualisiert werden. Im Rahmen der konversationsanalytischen Variante der Gesprächsanalyse wird daher die Gegenstandskonstitution des Begründens / Argumentierens an Kriterien zurückgebunden, die die Gesprächsteilnehmer/innen selbst veranschlagen, d.h. daran, wie sie selbst argumentative Aktivitäten kontextualisieren und Argumentationsnormen geltend machen. So sind argumentative Praktiken auf Mitbestimmungs- und Handlungsspielräume sowie die Gewährung von Kommunikationsrechten angewiesen, die in unterschiedlichen Kommunikationsgemeinschaften unterschiedlich bemessen werden. Im vorliegenden Beitrag soll anhand eines induktiv entwickelten Analyseinstruments gezeigt werden, inwiefern Argumentieren als kommunikative Praktik hinsichtlich seiner Funktionen, pragmatischen Mittel und linguistischen Formen unterschiedlich realisiert wird. Ausblickend wird die Frage diskutiert, ob sich im Hinblick auf schulische Erwartungen unterschiedliche Erwerbskontexte abbilden lassen. Literatur Blum-Kulka, Shoshana (1997): Dinner talk. Cultural patterns of sociability and socialization in family discourse. Mahwah, NJ: Erlbaum. Deppermann, Arnulf / Hartung, Martin (2006): Argumentieren in Gesprächen. Gesprächsanalytische Studien. Tübingen: Narr. Günthner, Susanne (2001): „Kulturelle Unterschiede in der Aktualisierung kommunikativer Gattungen“, in: Informationen Deutsch als Fremdsprache 28, 1: 15-32. Hausendorf, Heiko / Quasthoff, Uta M. (2005): Sprachentwicklung und Interaktion. Eine linguistische Studie zum Erwerb von Diskursfähigkeiten. Radolfzell: Verlag für Gesprächsforschung. Keim, Inken (2004): „Kommunikative Praktiken türkischstämmiger Kinder- und Jugendgruppen in Mannheim“, in: Deutsche Sprache 32, 3: 198-226. 110 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Mathilde Hennig / Melanie Löber (Gießen) Grammatikbenutzung und das Normativitätsdilemma Sektion 2a Grammatikbenutzer wollen Präskription, Grammatikautoren bieten Deskription. Diese hier als ‚Normativitätsdilemma‘ bezeichnete Diskrepanz der Regulierungsbedürfnisse von Grammatikbenutzern einerseits und des wissenschaftlich-deskriptiven Anspruchs von Grammatikautoren andererseits stellt bekanntlich eine große Herausforderung für Grammatikautoren dar: Wie kann man in Nachschlagewerken zur Grammatik dem Phänomen grammatischer Varianz in deskriptiver Manier gerecht werden und dabei trotzdem den Bedürfnissen der angesprochenen Zielgruppen gerecht werden? In der Dudengrammatik – die im geplanten Beitrag den exemplarischen Ausgangspunkt für die vorzustellenden Überlegungen bieten soll – begegnen die Autoren der skizzierten Problematik einerseits durch die universale Gültigkeit von Regeln einschränkende Formulierungsmuster (man kann auch X verwenden, Y wird bevorzugt, es besteht eine Tendenz zu Z), andererseits durch Markierungen von Varietätenbezügen (umgangssprachlich, standardsprachlich). Dabei ist völlig unklar, ob und wenn ja wie Formulierungen der genannten Art von den Benutzern aufgenommen werden: Fallen den Benutzern solche Formulierungsmuster überhaupt auf? Wenn ja, verfügt er über genügend Hintergrundwissen, um bspw. die Varietätenbezüge einordnen zu können? Und stellen die Versuche der Grammatikautoren tatsächlich ein geeignetes Mittel zur Begegnung des Normativitätsdilemmas dar? Diesen Fragen soll im geplanten Beitrag mit Hilfe von dem Vorbild der empirischen Wörterbuchforschung folgenden Benutzertests nachgegangen werden. Abstracts 111 Holger Hopp / Miriam Ellert (Mannheim) Zwischen Personal- und Demonstrativpronomen: Die anaphorische Verweisfunktion des d-Pronomens der in Interpretation und Blickbewegung Sektion 2b Das d-Pronomen, z.B. der, hat im Vergleich zu den Personal- und Demonstrativpronomen relativ wenig Beachtung in der linguistischen Forschung erhalten. Dies liegt vermutlich daran, dass das d-Pronomen meist als Demonstrativpronomen klassifiziert wird (s. Ahrenholz 2007), obwohl es zum Teil auch als eine Art Personalpronomen analysiert wird (z.B. Lambrecht 1994). Die Funktion des d-Pronomens wurde häufig als eine Art Topikverschiebungsfunktion betrachtet. In Kontexten in denen der Bezug auf nur eine Diskursentität gegeben ist (1), verweisen beide Pronomen auf dieselbe Entität (Peter). Werden jedoch zwei potentielle Referenten präsentiert (2), so nimmt man im Allgemeinen an, dass das Personalpronomen zum Referenzerhalt auf das Topik (Peter) benutzt wird, wohingegen das d-Pronomen der eine Topikverschiebungsfunktion einnimmt und deshalb auf das Non-Topik (Hans) verweist (z.B. Bosch et al. 2007; Lambrecht 1994). (1) Peter i wollte Tennis spielen. Doch er i /der i war krank. (2) Peter i wollte mit Hans j Tennis spielen. Doch er i /der j war krank. In jüngerer Zeit hat sich die psycholinguistische Forschung diesem Thema zugewandt (Bosch et al. 2007; Wilson 2009). Zusammenfassend deuten die Ergebnisse daraufhin, dass das d-Pronomen – im Vergleich zum Personalpronomen – generell auf einen weniger salienten Referenten in positioneller, syntaktischer und pragmatischer Hinsicht verweist, jedoch konnten positionelle und pragmatische Einflüsse nicht unterschieden werden. In der vorliegenden Studie untersuchten wir in einem Fragebogen- und einem Eyetracking-Experiment die Interpretationspräferenzen für Personal- und d-Pronomen im Kontext zweier unterschiedlicher Satzstrukturen, die eine Trennung von Position und pragmatischer Funktion erlauben: Komparativstrukturen (3a) und Koordinationsstrukturen (3b). Beide Strukturen präsentieren zwei Diskursentitäten im Nominativ und in derselben Abfolge; sie unterscheiden sich jedoch hinsichtlich der Topik-Enkodierung (Topik – Non-Topik (3a); Topik – Topik (3b)). (3) a. Komparativstruktur: Der Schrank ist schwerer als der Tisch. Er/Der … b. Koordinationsstruktur: Der Schrank und der Tisch sind schwer. Er/Der... Die Ergebnisse eines Verständnisfragebogens weisen daraufhin, dass beide Pronomen nach einer Komparativstruktur vorzugsweise auf die erstgenannte (topikale) Entität bezogen werden, wohingegen nach einer Koordinationsstruktur die Ambiguität nicht aufgelöst werden kann. Die Blickbewegungsergebnisse deuten jedoch daraufhin, dass das d-Pronomen in Echtzeit als Verweis auf die nicht-topikale Einheit interpretiert wird. Wir werden die Ergebnisse aus beiden Experimenten miteinander in Beziehung setzen 112 40. GAL 2010 „SprachRäume“ und vor dem Hintergrund linguistischer Hypothesen zur Interpretation von Personal- und d-Pronomen diskutieren. Literatur Ahrenholz, Bernt (2007): Verweise mit Demonstrativa im Gesprochenen Deutsch. Grammatik, Zweitspracherwerb und Deutsch als Fremdsprache. Berlin / New York: Walter De Gruyter. Bosch, Peter / Umbach, Carla (2007): Reference determination for demonstrative pronouns. Conference on Intersentential Pronominal Reference in Child and Adult Language. Lambrecht, Knud (1994): Information Structure and Sentence Form: Topic, Focus, and the Mental Representations of Discourse Referents. Cambridge UK: Cambridge University Press. Wilson, Frances (2009): Processing at the syntax-discourse interface in second language acquisition. Edinburgh: University of Edinburgh. Abstracts 113 Michaela Hornbostel (Bonn) Zum Einsatz von Critical Incidents im Training interkultureller Kommunikation: zwischen Kulturstandards und personaler Offenheit Sektion 1 Die bekanntesten Übungen zur Kommunikation in interkulturellen Handlungsfeldern beruhen auf sog. Critical Incidents (kritischen Interaktionssituationen), in denen es in der interkulturellen Kommunikation oft zu Problemen oder Konflikten kommt. Ziel dieser Übungen ist meist der Erwerb eines Orientierungswissens, zum Beispiel in Form von Kulturstandards. Darüber hinaus sollen (Selbst-)Beobachtungsgabe und Sensibilität für kulturell bedingte Störungen der Kommunikation geschult und geeignete Lösungsstrategien bei auftretenden Problemen entwickelt werden. Ein methodisches Problem jedoch besteht in der Tatsache, dass sowohl viele Critical-Incidents-Techniken als auch angebotene Lösungsstrategien auf der Standardisierung und "Normierung" von letztlich individuellem Verhalten in Kommunikationssituationen basieren. Im Vortrag werden einige bekannte Trainingsansätze, die mit Critical Incidents arbeiten, mit ihren Chancen und Risiken kurz vorgestellt (Kulturassimilatoren, Contrast-Culture-Training, Linguistic-Awareness-of-Cultures, 'Hot Spots', Culture-Awareness-Simulationen etc.). Daran schließt sich die entscheidende Frage an: Wie kann im Trainingskontext mit dem Problem umgegangen werden, dass Analysen von kulturellen "Standards" in kritischen Interaktionssituationen an der personalen und situativen Offenheit und Dynamik von Kommunikationsprozessen gewissermaßen vorbeigehen? Wie kann sowohl dem notwendigen Erwerb eines Orientierungswissens als auch der Singularität der Ereignisse und der Individualität der Gesprächspartner in geeigneten Kommunikationsübungen Rechnung getragen werden? Wie können Seminarteilnehmern interkulturelle Handlungsspielräume eröffnet werden, die diese Individualität angemessen berücksichtigen? 114 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Anne Hoyer (Marburg) Das Cartoonhafte von Comics in Raum und Zeit Themenbereich VI In Comics erfolgt die Darstellung des fiktionalen Raums auf cartoonhafte Weise (McCloud 1993). Das heißt, dass auch die Verwendung der Kategorien Raum und Zeit möglichst allgemein gehalten werden, aber dennoch konkret genug, um Anknüpfungspunkte zur Identifikation mit dem dargestellten Geschehen zu liefern. Diese Balance zwischen überall und nirgendwo sowie zwischen keinem festen und einem bestimmten Zeitraum wird am Beispiel der populären schottischen Comics „Oor Wullie“ (‚Unser kleiner Willi’), die seit 1936 kontinuierlich in der Sonntagszeitung „Sunday Post“ abgedruckt werden, beschrieben. In dem Vortrag werden die Ergebnisse einer diachronen Untersuchung sprachlicher Stereotype vorgestellt. Diese konzentrieren sich auf die beiden Bereiche der Geographie und der Zeit. Während in der geographischen Betrachtung die sprachliche Dimension des Wechsels zwischen urbanem und ländlichem Raum untersucht wird, geht es in der Diskussion der Zeiträume um das Verhältnis von Vergangenheit und Gegenwart in Bezug auf einen nostalgischen Effekt. Literatur McCloud, Scott (1993): Understanding Comics: The Invisible Art. Northampton MA: Tundra Publishing. Abstracts 115 Catherine Jaeger (Braunschweig) / Axel Polletti (Passau) Die Entwicklung von Fachkommunikationskompetenz in Fremdsprachen: Zwei Modelle im Vergleich Sektion 6 An einer ständig zunehmenden Zahl von Sprachenzentren an Fachhochschulen und Hochschulen im In- und Ausland können Studierende ihr Fachstudium durch Lehrveranstaltungen in Fachsprachen und fachspezifischen Fremdsprachen ergänzen. In den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts an wenigen Universitäten entwickelt, waren diese Angebote zunächst völliges Neuland, konnten sich aber rasch als fester Bestandteil vieler Studiengänge etablieren und erfuhren im Gefolge des Bologna-Prozesses einen weiteren rasanten Entwicklungsschub. Der Nachweis von Fachkommunikationskompetenz in mindestens einer Fremdsprache ist längst zu einem unverzichtbaren Bestandteil erfolgreicher Bewerbungen geworden; wer sie nicht hat, muss mit Nachteilen rechnen. Jenseits der kontrovers diskutierten Frage, ob es sich hier um Schlüsselqualifikationen handelt oder nicht, stehen die Sprachenzentren vor der Aufgabe, praxistaugliche Angebote zu entwickeln und zu implementieren, den Lehrbetrieb personell sicher zu stellen und die Leistungen ihrer Studierenden zu evaluieren und zu zertifizieren. Der Vortrag wird anhand zweier Beispiele, nämlich der Sprachenzentren der Universität Passau und der TU Braunschweig, Aufgaben, Strukturen, Fragestellungen, Probleme und Lösungswege im Kontext der dortigen Fachsprachenkurse aufzeigen. Ausgehend von einer Begriffsbestimmung (Fachsprache, Fachspezifische Fremdsprache, berufsbezogene Fremdsprache) sowie einer Analyse der wesentlichen Kriterienbündel, die für den Gesamtkomplex konstitutiv sind, werden am Beispiel unterschiedlicher Praxen die Entwicklung von einem eher traditionellen zu einem aufgaben/ handlungsorientierten (problem based) Fachsprachenunterricht dargestellt. Im Mittelpunkt unserer Überlegungen stehen dabei folgende Fragen: Lassen sich Anwendungsbereiche in den verschiedenen Fachsprachen ausreichend klar bestimmen? Wie lassen sich fachspezifische Lerngegenstände bestimmen und Curricula konstruieren? Wie lässt sich deren Praxisrelevanz bestimmen? Welche Fachdiskurstypen sind für die Vermittlung von Fachkommunikationskompetenz in einer Fremdsprache relevant? Wie lassen sich Fachsprachenkurse im Kontext eines Fachstudiums positionieren und implementieren, das wenig Raum für Zusatzleistungen lässt? Wie lässt sich der Lernerfolg zuverlässig evaluieren und ausreichend transparent verschiedenen Niveaustufen zuordnen? (Stichworte: normative vs. informelle E, Alumni-Netzwerke, Effizienz (?) am Arbeitsplatz, Kundennutzen) Literatur (2001): Gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen: lernen, lehren, beurteilen. München: Langenscheidt. Jaeger, Catherine (2007): „Kursstruktur im Wandel: Chancen und Grenzen der Anwendung des GER auf den universitären Französischunterricht“ in: Oesterreicher, 116 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Mario / Zahn, Rosemary (Hrsg.): Lingua franca – lingua academica. Mehrsprachigkeit im europäischen Hochschulraum. Bochum: AKS-Verlag. Kamm, Jürgen (2009): „Fremdsprachen – Schlüsselqualifikationen der interkulturellen Kommunikation?“ in: Polleti, Axel (Hrsg.): Sprachen als akademische Schlüsselkompetenz? Bochum: AKS-Verlag. Mangiante, Jean-Marc / Parpette, Chantal (2004): Le Français sur objectif spécifique: de l’analyse des besoins à l’élaboration d’un cours. Paris : Hachette Livre. Abstracts 117 Nina Janich (Darmstadt) Landkarten des Nichtwissens und des unsicheren Wissens. Vermittlungs- und Bewertungsprobleme in der externen Wissenschaftskommunikation Themenbereich I Wissenschaft nimmt ihren Ausgang im Nichtwissen. In wissenschaftlichen Texten wird daher ausgehend von etwas (Noch-)Nichtgewusstem über Wissen geschrieben, wobei Nichtwissen in Form von Desiderata oder aber auch Wissensgrenzen thematisiert werden kann. In Texten, die Wissenschaft für die Öffentlichkeit aufbereiten und darstellen, wird das Wissen und Nichtwissen der Wissenschaftler häufig anders bewertet, nicht nur wegen der Anspruchshaltung gegenüber Wissenschaft, Wissensfortschritt als permanente Erfolgsstory präsentieren zu können, sondern auch weil es sich um wissenschaftsexterne Kommunikation mit Laien als Adressaten handelt. In der Sprachwissenschaft wurde bislang vor allem die Wissenskommunikation untersucht. Die „Nichtwissenskommunikation“, insbesondere im Spannungsfeld zwischen wissenschaftsinterner und -externer Kommunikation, ist bislang sprachwissenschaftliches Neuland, hier liegen bislang nur Arbeiten aus dem Bereich der Soziologie (z.B. Wehling 2006) oder Philosophie (Proctor / Schiebinger 2008) vor. Der Beitrag untersucht sprachliche Erscheinungsformen von Nichtwissen, unsicherem Wissen und Mehr-oder-weniger-Wissen und zeigt Unterschiede in der Explizitheit und den Bewertungsstrategien zwischen wissenschaftlichen und journalistischen Texten auf. Methodisch ist er dabei zwischen Stilistik, Text- und Diskurslinguistik einzuordnen. Zu diskutieren ist, ob „linguistic marker“ für Nichtwissen zu identifizieren sind und inwiefern die Thematisierung von Nichtwissen sowie die gewählten sprachlichen Mittel textsortenspezifisch sind. Literatur Proctor, Robert N. / Schiebinger, Londa (Hrsg.) (2008): Agnotology: The Making and Unmaking of Ignorance. Stanford, Calif.: Stanford University Press. Wehling, Peter (2006): Im Schatten des Wissens? Perspektiven der Soziologie des Nichtwissens. Konstanz: UVK. 118 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Tamara Janßen-Fesenko (Bad Zwischenahn) Zu Konstanten des übersetzerischen Raums Sektion 10 In dem vorliegenden Beitrag setze ich mich mit der Frage der Konstanten / Variablen des übersetzerischen Raums aus modern sprachkulturologischer und synergetischer Sicht auseinander. Die Untersuchung basiert auf der Interpretation des Raums als Realitätsauffassungsmittel im menschlichen Bewusstsein, das u.a. in der Sprache und Kultur repräsentiert ist. Der übersetzerische Raum ist von uns als Wechselspielraum von Sprache, Kultur und Übersetzerpsychotyp zu betrachten. Kann der übersetzerische Raum als ein synergetisches System interpretiert werden? Durch welche Konstanten und Variablen ist dieser Raum geprägt? Welche Rolle spielt die Gestalt bei der Sinntransponierung (aus der AK in die ZK)? Anhand einer konkreten Beispielsanalyse (politischer Diskurs) sollen diese und andere problemverbundenen Fragen diskutiert werden. Abstracts 119 K. Jauregi / M. Schoenmakers / R. de Graaff / S. Canto (Utrecht) Enhancing Intercultural Communicative Competence through crosscultural interactions in digital environments Sektion 9 The European NIFLAR project (Networked Interaction in Foreign Language Acquisition and Research, 2009-2010) seeks to contribute to the challenges of knowledge society by developing pedagogical actions to improve the teaching and teacher training programmes of foreign languages, focusing on a key area of education, that of intercultural awareness, by resorting to digital synchronous communication environments in a blended learning system. In the NIFLAR project opportunities are being created for students of foreign languages and teacher trainees to engage in on-line meaningful oral interactions cross-culturally with each other through videocommunication and / or 3D virtual worlds, concretely Second Life, according to the objectives set by relevant interaction tasks which favour information exchange and intercultural awareness. In the project pedagogical tasks have been developed for intercultural communicative competence (Byram 1997; Byram / Nichols / Stevens 2001; Hinkel 1999; Kramsch 1993, 1998; Müller-Jacquier 2003), in which intercultural awareness (Tomalin / Stemplesky 1993) for intercultural mediation (Zarate et al. 2004) and authentic social interaction (Lantolf 2000; Lantolf / Thorne 2006) are aimed at playing a much larger role than in current classroom-based foreign language education. In this presentation we will show the criteria for task elaboration, we will see some samples of interaction tasks and will present the preliminary results of experiences in three foreign language clusters: Dutch, Portuguese and Spanish. Literatur Byram, Michael (1997): Teaching and Assessing Intercultural Communicative Competence. Clevedon: Multilingual Matters. Byram, Michael / Nichols, Adam / Stevens, David (2001): Developing Intercultural Competence in Practice. Clevedon: Multilingual Matters. Hinkel, Eli (Hrsg.) (1999): Culture in Second Language Teaching and Learning. Cambridge: Cambridge University Press. Kramsch, Claire (1993): Context and Culture in Language Teaching. Oxford: Oxford University Press. Kramsch, Claire (1998): Language and Culture. Oxford, Oxford University Press. Lantolf, James P. (Hrsg.) (2000): Sociocultural Theory and Second Language Learning. Oxford: Oxford University Press. Lantolf, James P. / Thorne, Steven L. (Hrsg.) (2006): Sociocultural Theory and Second Language Learning. Oxford: Oxford University Press. Müller-Jacquier, Bernd (2000): „Linguistic awareness and cultures“, in: Bolten, Jürgen (Hrsg.): Studien zur internationalen Unternehmenskommunikation Leipzig: Popp 2049. 120 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Tomalin, Barry / Stempleski, Susan (1993): Cultural Awareness. Oxford: Oxford University Press. Zarate, Geneviève / Gohard-Radenkovic, Aline / Lussier, Denise / Penz, Hermine (2004): Cultural mediation in language learning and teaching. Strasbourg: Council of Europe Publishing. Abstracts 121 Susanne J. Jekat (Winterthur) Das WWW als Datenbasis für die Übersetzerarbeit? Sektion 10 Kommerzielle Systeme zur computergestützten Übersetzung, so genannte CAT (Computer-Aided Translation) Systeme unterstützen die Übersetzerarbeit vor allem dann, wenn die zu übersetzenden Texte wiederkehrende Passagen enthalten (z.B. Jahresberichte einer Firma). Bei der Entwicklung dieser kommerziellen Systeme werden aktuelle Forschungsergebnisse zum Übersetzungsprozess und zur Sprachtechnologie aber nicht immer berücksichtigt. Im Vortrag soll eine Alternative zu kommerziellen CAT-Systemen vorgestellt werden, die darin besteht, das WWW als Datenbasis für sprachtechnologie-gestützte Übersetzerarbeit zu nutzen (vgl. Jekat / Riediger 2009). Zum Einsatz kommen vorwiegend frei verfügbare Sprachtechnologie-Werkzeuge kombiniert mit menschlichem Expertenwissen. Die praktische Umsetzung dieses von Corpas-Pastor (2007) vorgeschlagenen Konzepts wird vorgestellt und evaluiert. Literatur Jekat, Susanne J. / Riediger, Hellmut (2009): „Multilingual Information Retrieval“, in: Clematide, Simon / Klenner, Manfred / Volk, Martin (Hrsg.): Searching Answers. Festschrift für Michael Hess zum 60. Geburtstag Winterthur: MV-Wissenschaft 5763. Corpas Pastor, Gloria (2007): „Lost in specialised translation: The corpus as an inexpensive and under-exploited aid for language service providers”, in: Proceedings of the 29th Aslib Conference on Translation and the Computer, London, GB <www. aslib.com/conferences>. 122 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Thomas Johnen (Stockholm) Teletandem: ein Instrument zur studienbegleitenden sprachlichen und interkulturellen Kompetenzentwicklung Sektion 9 Seit 2006 fördert die Forschungsförderungsorganisation des brasilianischen Bundesstaates São Paulo, FAPESP, das an der Universidade Estadual Paulista (UNESP) durchgeführte Projekt TeletandemBrasil: Fremdsprachen für alle (www.teletandembrasil.org). Durch Partnerschaften mit Universitäten in Argentinien, Deutschland, Frankreich, Italien, Kanada, Mexiko, Schweden (U Stockholm), Uruguay und den USA werden brasilianischen Studierenden moderner Fremdsprachen Tandempartner an den jeweiligen Partneruniversitäten vermittelt. Die Kommunikation geschieht durch Instant-Messaging-Programme, die zugleich Ton- und Videoübertragung ermöglichen, wie Messenger, Skype oder oVoo. Auch wenn autonomes Lernen eines der Leitprinzipien von TeletandemBrasil ist, so findet doch auch ein Begleitungsangebot durch Tutoren und Lernprozessreflexionsarbeiten statt. Zugleich ist TeletandemBrasil ein großes gemeinsames Forschungsprojekt des Bereichs Fremdsprachenlehrerausbildung des Campus in Assis und des Bereichs für Angewandte Sprachwissenschaft des Campus São José do Rio Preto in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Partneruniversitäten. Hierbei werden vor allem auf der Grundlage von Mitschnitten der Tandemsitzungen die verschiedensten Aspekte des Fremdsprachenlernens beim Teletandem erforscht. Ziel dieses Beitrags ist in erster Linie, die bisherigen Ergebnisse hinsichtlich der interkulturellen Lernprozesse vorzustellen sowie das Potential von Teletandem für die Vorbereitung von Austauschstudierenden und für bi- und trinationale Studiengänge aufzuzeigen. Literatur Telles, João A. (Hrsg.) (2009): Telet@ndem: um contexto virtual, autônomo e colaborativo para aprendizagem de línguas estrangeiras no século XXI. Campinas: Pontes. Abstracts 123 Heike Elisabeth Jüngst (Würzburg) Filmübersetzung in Europa: Das Nonplusultra des Fremdsprachenlernens? Themenbereich II Wenn es um das Fremdsprachenlernen geht, wird oft beklagt, dass Deutschland ein Synchronisationsland ist. Die Filmuntertitelung wird immer wieder als wichtiger Grund dafür angeführt, dass die Fremdsprachenkenntnisse in anderen Ländern deutlich besser sind – oder dass man das zumindest glaubt. Die Filmübersetzung in Europa ist jedoch keineswegs nur in Synchron- und Untertitelungsländer aufgeteilt; es gibt in Osteuropa auch Voice-over-Länder. Dazu kommt, dass die Untertitelungspraxis in den einzelnen Untertitelungsländern völlig unterschiedlich ist und unter anderem davon abhängt, ob das betreffende Land eine oder zwei gleichwertige Landessprachen hat. Einzelne Sender haben ebenfalls unterschiedliche Gepflogenheiten. So gibt es auf MTV eine große Menge an untertitelten englischsprachigen Sendungen, auf anderen Sendern nicht. In diesem Vortrag wird die Synchron- und Untertitelungspraxis verschiedener europäischer Länder erläutert und davon ausgehend auf die Frage eingegangen, inwiefern die jeweiligen Standards eine Unterstützung beim Fremdsprachenlernen bieten. Ein Unterthema ist die Untertitelung für Hörgeschädigte, die ebenfalls zur Verbesserung von Fremdsprachenkenntnissen bestimmter Zielgruppen eingesetzt werden kann. Und schließlich wird auch die Frage erörtert, warum immer von der Verbesserung von Fremdsprachenkenntnissen gesprochen wird – wenn doch sowieso immer nur die Verbesserung von Englischkenntnissen gemeint ist. 124 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Heike Elisabeth Jüngst (Würzburg) Filmdolmetschen. Eine Sonderform der audiovisuellen Übersetzung Sektion 10 Unter den verschiedenen Formen der audiovisuellen Übersetzung nimmt das Filmdolmetschen eine Sonderstellung ein. Filme werden nur in bestimmten Situationen gedolmetscht, vorrangig auf Festivals. Die Vorbereitung auf diese Dolmetscheinsätze reicht von einer vollständigen Übersetzung des Dialogbuchs durch den Dolmetscher oder durch Dritte bis zu einer Konfrontation mit einem unbekannten Film, dessen Dialogbuch der Dolmetscher ebenfalls noch nie gesehen hat. Der Filmdolmetscher benötigt eine Reihe von Kompetenzen, die bei anderen Formen des Dolmetschens keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielen. So darf die Stimme einen ganzen Film lang nicht ermüden und die künstlerische Implikation des Films muss beim Dolmetschen aufgefangen werden. Filmdolmetscher arbeiten meist nicht im Team, sondern allein. Forschungsarbeiten zum Filmdolmetschen existieren praktisch nicht; auch in den meisten Werken zum audiovisuellen Übersetzen wird es nicht erwähnt. In diesem Beitrag werden die verschiedenen Formen des Filmdolmetschens vorgestellt, gegeneinander abgegrenzt und in Bezug zu den anderen Formen des audiovisuellen Übersetzens gesetzt. Abstracts 125 Konstanze Jungbluth (Frankfurt/Oder) Ego und Alter. Von der Inklusion zur Exklusion im Gesprächsraum Themenbereich IV Ziel des Beitrags ist es zu zeigen, mit welchen sprachlichen Mitteln Grenzziehungen in Gesprächen gezogen, verhandelt und vollzogen werden. Dabei gehe ich davon aus, dass es sich bei der Konstruktion zweier oppositioneller Räume innerhalb der Gesprächsdyade um einen markierten Fall handelt, denn üblicherweise wird der Gesprächsraum als ein gemeinsamer, ungeteilter etabliert (Jungbluth 2005) und ihm wird das Merkmal +nah zugeordnet. Die Inklusion beider Gesprächspartner ist vor allem dann wichtig, wenn gemeinsame Handlungsziele verfolgt werden. Die zunächst variable und dem Handlungszweck untergeordnete Positionierung von Sprecher und Hörer neben und hinter einander sowie face-to-face scheint sich auf letztere zu reduzieren, wenn der Sprecher in exkluierender Absicht einen abgetrennten hörerseitigen Raum etabliert (Sternberg 1983). Diese Handlung konstruiert eine Distanz (-nah), sie weist auf einen Konflikt hin, mindestens reflektiert sie eine Dissonanz, die bestenfalls diskursiv bearbeitet wird. Den Ausgangspunkt der Studie bilden transkribierte und glossierte Ausschnitte ein- und mehrsprachig geführter Gespräche aus alltäglichen und (semi-)professionellen Kontexten (Korpora BraToLi und MASS; vgl. auch Deppermann et al. 2010). Die Belege werden vor dem Hintergrund der in der Deixisforschung bereits erarbeiteten Erkenntnisse interpretiert werden (Hanks 1990, Fricke 2007, Jungbluth im Druck) und sollen perspektivisch zu einer interdisziplinär zu entwickelnden Theorie der Grenze beitragen. Literatur Deppermann, Arnulf et al. (2010): Verstehen in professionellen Handlungsfeldern, Tübingen: Narr. Fricke, Ellen (2007): Origo, Geste und Raum: Lokaldeixis im Deutschen. Berlin / New York: de Gruyter. Hanks, William F. (1990): Referential Practice. Language and Lived Space among the Maya. Chicago: Chicago Press. Jungbluth, Konstanze (2005): Pragmatik der Demonstrativpronomina in den iberoromanischen Sprachen (= Beihefte der Zeitschrift für romanische Philologie 329). Tübingen: Niemeyer. Jungbluth, Konstanze (2009): „Sprachen vergleichen. Perspektiven und Räume“, in: Universitätsschriften. Frankfurt / Oder: Multi Media 135-150. Jungbluth, Konstanze (im Druck): „Einzelaspekt Deixis“, in: Born, Joachim / Pöll. Bernhard (Hrsg.): Handbuch Spanisch. Berlin: Erich Schmitt (Artikel 39). Schmitt, Reinhold (Hrsg.) (2007): Koordination. Analysen zur multimodalen Interaktion. Tübingen: Narr. Sternberg, Mair (1983): „World, Language and Convention”, in: Rauh, Gisa (Hrsg.): Essays on Deixis. Tübingen: Narr 277-316. 126 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Hartwig Kalverkämper (HU Berlin) Raum-Reduktion: Lexikographie und Rhetorik-Ratgeber zur Körperkommunikation Sektion 2a Der Vortrag beschäftigt sich mit der Eingrenzung von Raum in Printmedien, die sich besonders damit auseinandersetzen, Körperkommunikation zu dokumentieren, zu systematisieren, zu präsentieren und evaluativ zu lehren. Bekanntermaßen gehört Körperkommunikation mit einer eigenen Raum-Dimension, der Proxemik, aber auch mit eigenen Dimensionen der Raum-Überwindung, nämlich Gestik und Haptik, zu den spezifischen raumbezogenen Kommunikationsmitteln. In der lexikographischen Praxis sowie in der lehrenden Darstellung der Angewandten Rhetorik allerdings finden sich diese Dimensionen praktisch nicht berücksichtigt, wenn es darum geht, Körperkommunikation zu visualisieren. Die Bilder verengen Raum auf Punktualität, reduzieren Dynamik auf Starrheit, präsentieren Progression in Statik. Dies ist unter Bedingungen der modernen Medien kein dem Ziel – Körperkommunikation – angemessener Zustand. Aus der kritischen Analyse etlicher Fälle in der europäischen Lexikographie und entsprechender Themen der Angewandten Rhetorik sowie deren Systematisierung sollen sich neue Ansprüche, Verwertungen und Präsentationsweisen mit dynamischen Medien ableiten. Da in der interkulturellen Kommunikation und dem globalen Miteinandersein die Körperkommunikation ein wichtiger Baustein des Gelingens ist und mit Training und Lehreinheiten ja auch inzwischen als ein solcher erkannt worden ist (z.B. in DaF-Lehrwerken, aber ebenfalls in statischer Präsentation), soll hier ein innovativer Impuls geboten werden, der auch die Medienwissenschaft mit einbezieht und sich somit – notwendigerweise – als interdisziplinäre Aufgabe erweist. Abstracts 127 Hartwig Kalverkämper (Berlin) Raum als Text: Beiträge zur Konkreten Poesie Themenbereich VI Der Vortrag beschäftigt sich mit den innovativen Vorschlägen experimenteller Literatur, das Raum-Konzept in die visuelle Darstellung von Poesie zu bringen. Hierzu gibt es theoretische Ausführungen zeitgenössischer Dichter ab den 50er Jahren in verschiedenen Ländern, von Lateinamerika bis Europa, und praktische Angebote ingeniöser Art. Dabei ist versucht worden, an die Grenzen der Darstellbarkeit von Räumlichkeit zu gehen, was auch die Grenzen von verschrifteter Sprache aufweist. Die räumlich zweiund dreidimensionale Anlage konkreter Gedichte verändert Seh- und Lesegewohnheiten und lädt dazu ein, selbst kreativ zu werden, sei es bei der eigenen Textgestaltung, sei es bei der Interpretation der lyrischen Angebote. Die Ambivalenz wird zum Stilmittel, und die Rolle des Räumlichen bei deren Aufhebung (Determination von Sinnhypothesen) ist beträchtlich. Indem sprachliche Einheiten quantitativ reduziert werden, wächst die determinative Wichtigkeit der räumlichen Repräsentanz. Letztlich vollzieht sich hier die gegenseitige Determinationsbeziehung von Sprache und Situation, auf die der Strukturalismus hingewiesen hat und aus dem heraus die Textpragmatik auch einen 'Text'-Begriff vertreten kann, der sich auf ein geäußertes Einzellexem bezieht, wenn es denn in situativem Kontext geäußert ist. Hier hat die experimentelle Literatur also gleichsam eine praktizierte Umsetzung dessen geleistet, was über die linguistische Theorie bereichernd als Beschreibungsansatz erlangt worden ist. Theorie, interdisziplinäre Bezugnahmen und konkrete Beispiele sollen in dem Vortrag angeboten werden; da sich Konkrete Poesie mit den Kriterien, die erarbeitet werden, auch im Alltag – Werbung, Spiel, Informationsschilder u.a. – wiederfindet, sollen die Erkenntnisse auch den Blick für 'Ver-Raum-ung' von Sprache auch im täglichen Leben schärfen und für eigene Ideen sensibilisieren als Ästhetisierung von Alltagskommunikation. 128 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Ina Karg (Göttingen) Jugendliche Diskursbeteiligung - Beispiele und schreibdidaktische Grundsatzüberlegungen Sektion 3 Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat im Jahr 1988 als erste Zeitung mit einer Projektserie unter dem Titel „Jugend schreibt - Zeitung in der Schule“ begonnen. Andere Zeitungen sind gefolgt. Gegenwärtig arbeiten v.a. überregionale Zeitungen mit Schülerinnen und Schülern der gymnasialen Oberstufe, regionale eher mit jüngeren Schulklassen. Trotz gewisser Unterschiede, z.T. bedingt durch Ausrichtung und Adressatengruppe der Zeitungen, besteht eine wesentliche Gemeinsamkeit darin, dass öffentlichkeitswirksames Schreiben Eingang in die Schule findet. Inwiefern sich damit nicht nur eine gelegentliche Alternative zum schulischen Schreiben im Fach Deutsch veranschaulichen lässt, sondern diese Projekte Impuls für ein anderes Paradigma schulischer Schreibpraxis und schreibdidaktischer Positionierung im grundsätzlichen Sinne sein können, soll der Beitrag aufzeigen. Die Geschichte des schulischen Schreibens und der begleitenden didaktischen Reflexion lässt sich als Spannungsfeld zwischen Bindung und Freiheit beschreiben, aus dem die Arbeit mit dem Diskursbegriff richtungsweisend herausführen und eine neue Perspektive eröffnen kann. Er dient zunächst als Grundlage für eine Beschreibung der Korpora, die in den Zeitungsprojekten entstehen und im Kontext des Mediums der Öffentlichkeit angeboten werden. Sie können damit mehr sein als nur motivationale Impulse („toll, wenn wir unseren Text in der Zeitung lesen können“). Eine „transtextuelle Ebene“ (Warnke / Spitzmüller 2008) lässt sich nämlich in dreifacher Hinsicht aufspannen: Die Arbeit der Schülerinnen und Schüler ist - v.a. durch die Projektbegleitung der Zeitungen - dem Anspruch journalistischen Schreibens geschuldet (Kals 2004), d.h. es werden Kompetenzen für bestimmte Ausdrucksweisen vermittelt (und in der Projektbeschreibung zugleich verhandelt). Mit dem Instrument solcher Äußerungsformen „reden“ sie mit bei der Diskussion aktueller Themenfelder (z.B. Rauchverbot) und beteiligen sich zugleich auch an solchen von grundsätzlicher und langfristiger Dauer, die Einstellungen, Haltungen und Normvorstellungen einer Gesellschaft betreffen (z.B. medizinischer, juristischer, ethischer Diskurs). Indem „Schreiben“ als Diskursbeteiligung im Zusammenspiel von Äußerungsformen, aktuellen thematischen Diskussionen und möglicher Stabilisierung oder ggf. Veränderung „langdauernder“ Vereinbarungen einer Gesellschaft verstanden wird, kann aus der Exemplarik der Korpora und Projekte heraus eine Grundlegung schulischer Schreibdidaktik anvisiert und entwickelt werden, die Wissenschaft und Praxis als methodisches Vorgehen im Unterricht verbindet und auch die Rückwirkung auf die Diskussion des Diskursbegriffs versucht. Abstracts 129 Literatur Kals, Ursula (2004): Journalistische Schreibkompetenzen von Schülern untersucht am Beispiel des Projekts „Jugend schreibt“ der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Berlin: Tenea. Karg, Ina (2006): Diskursbeteiligung als Paradigma schulischen Schreibens. Ein Weg aus dem Dilemma zwischen Aufsatz und Schreiben. Frankfurt / Main: Lang. Warnke, Ingo H. / Spitzmüller, Jürgen (Hrsg.) (2008): Methoden der Diskurslinguistik: sprachwissenschaftliche Zugänge zur transtextuellen Ebene. Berlin: de Gruyter. 130 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Friederike Kern (Potsdam) Schön nach VORne gespielt – Die Herstellung von Räumlichkeit in Fußball- Livereportagen Sektion 5 Ziel und Zweck von Fußballreportagen sind u.a. eine möglichst genaue und anschauliche Wiedergabe der sportlichen Ereignisse für die Hörer/innen. Da Reporter und Hörer jedoch nicht über einen geteilten Wahrnehmungsraum verfügen, muss der Reporter für den Hörer einen Vorstellungsraum herstellen, in dem die Ereignisse verortet werden können. Voraussetzung ist hierfür, dass Reporter und Hörer ähnliche mentale Repräsentationen aufbauen und sich darin auch ähnlich orientieren. Während bei der Kommunikation von Angesicht zu Angesicht redebegleitende ikonische Gesten einen wesentlichen Teil der Aufgabe übernehmen, einen Raum (oder ein Objekt) in der Vorstellung aufzubauen (cf. Fricke 2004), müssen Radioreporter dabei auf rein verbale Mittel zurückgreifen. In einer empirischen Studie, die auf der Analyse von mehreren Stunden Radiolivereportage beruht, soll aufgezeigt werden, mit welchen sprachlichen Mitteln der Vorstellungsraum „Fußballfeld“ aufgebaut und die darin stattfindenden Ereignisse verortet werden. So spielt für letzteres auch die Perspektive, aus der die Ereignisse beschrieben werden, eine wichtige Rolle. In diesem Zusammenhang soll weiterhin untersucht werden, inwieweit die Reporter für die Kontextualisierung des Raums auf nicht-koordinative (d.h. deiktische und topologische) bzw. koordinative räumliche Referenzsysteme („frames of reference“ cf. Levinson 1996) Bezug nehmen. Nicht zuletzt offenbart sich hier eine besondere Form des Rezipientenzuschnitts in der Fußball-Livereportage. Literatur Fricke, Ellen (2004): „Aspekte der Verkörperung von Vorgestelltem in deiktischen Verweisräumen bei Beschreibungen des Potsdamer Platzes in Berlin“, in: Nöth, Winfried / Ipsen, Guido (Hrsg.): Körper – Verkörperung – Entkörperung / Body – Embodiment – Disembodiment. Akten des 10. Internationalen Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Semiotik in Kassel, 19.–21.7.2002. Kassel: Kassel University Press (CD-ROM). Levinson, Stephen C. (1996): „Language and space“, in: Annual Review of Anthropology 25: 353–382. Abstracts 131 Friederike Kern (Potsdam) Prosodische Ressourcen zur Verknüpfung komplexer Äußerungen in Erzählungen von Kindern mit türkischer Muttersprache Sektion 13 Untersuchungen des mündlichen Sprachgebrauchs zeigen, dass Satzkonnektoren mit Hilfe der Prosodie in ihrem semantischen Gehalt spezifiziert werden können und dass die Prosodie die Funktion eines nach den Regeln der Schriftsprache fehlenden Satzkonnektors übernehmen kann, um eine besondere semantische Beziehung zwischen zwei Äußerungen zu etablieren. So haben in Deutschland durchgeführte Untersuchungen ergeben, dass Jugendliche beim Gebrauch eines in der Literatur unter dem Namen „Türkendeutsch“ bekannten Ethnolekts in bestimmten konversationellen Kontexten – insbesondere Erzählungen – auf ein Verfahren zurückgreifen, in dem prosodische Parameter wie Intonation und Rhythmus gezielt dazu eingesetzt werden, die semantische Relation zwischen zwei aufeinander folgenden Äußerungen als "kontrastiv" zu signalisieren (vgl. z.B. Kern 2009). In dem Vortrag sollen erste Ergebnisse einer Pilostudie präsentiert werden, die untersucht, ob und in welcher Form vergleichbare Verfahren von Kindern mit türkischer Erstsprache systematisch und zielgerichtet zur semantischen Verknüpfung von Äußerungseinheiten innerhalb von Ezählungen angewendet werden. Datengrundlage sind bereits vorliegende deutsche Sprachaufnahmen, die im Rahmen des BLK-Modells FörMig mit dem Sprachstandsfeststellungsverfahren HAVAS (= Hamburger Verfahren zur Analyse des Sprachstands) erhoben wurden. Damit sollen bislang nicht bekannte Aspekte zum bilingualen Spracherwerb und deren Auswirkungen auf diskursive Kompetenzen erarbeitet werden. Insbesondere die Fokussierung auf Prosodie als relevante linguistische Beschreibungsebene stellt Neuland im Bereich der anwendungsbezogenen Mehrsprachigkeitsforschung dar. Perspektivisch sollen auf Grundlage der Pilotstudie didaktische Modelle entwickelt werden, die die muttersprachlichen Kompetenzen der Kinder im Unterricht stärker berücksichtigen. Literatur Kern, Friederike (2009): „Erklären und Rechtfertigen im Türkendeutschen“, in: Bücker, Jörg / Günthner, Susanne (Hrsg.): Stellungnahmen im Gespräch: Konstruktionen der Selbst- und Fremdpositionierung. Berlin / New York: de Gruyter 281-306. 132 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Wolfgang Kesselheim (Zürich) Popularisierung im und mit dem Raum: Ausstellungen in Wissenschaftsmuseen Themenbereich III Spätestens seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts herrscht ein allgemeiner gesellschaftlicher Konsens darüber, dass Wissenschaftsmuseen Orte sind, in denen fachliches Wissen einem interessierten Publikum zugänglich gemacht werden soll. Auch die Museen selbst betonen ihre Rolle als Verbindungsglied zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, etwa im Rahmen der bekannten PUSH-Initiative („Public Understanding of Science and Humanities“), die 1999 lanciert worden ist, um Gegenstände, Methoden und Ergebnisse der Wissenschaft ‚in die Gesellschaft zu tragen‘. Das zentrale Instrument musealer Popularisierungsanstrengungen ist ohne Zweifel der Ausstellungsraum mit seinen Exponaten. Doch wie kann man die Besonderheiten der Kommunikation, die durch die Ausstellung in Gang gesetzt wird, theoretisch in den Griff bekommen? Und welche Art von Daten ist nötig, um die Popularisierung im Museum empirisch zu erforschen? Für die linguistische Erforschung der Ausstellungskommunikation in Wissenschaftsmuseen eröffnen sich hier zahlreiche Fragen, etwa nach dem kommunikationstheoretischen Status der Ausstellung als einem kommunikativem ‚Angebot‘ im Raum, nach der Existenz einer ‚Sprache des Raumes‘, nach der kommunikativen Funktion von Objekten usw. Auf drei dieser Fragen möchte ich in dem Vortrag näher eingehen, weil sie unmittelbar mit der Museumsausstellung als „Raum des Populären“ zu tun haben: 1. Wie unterscheidet der Aspekt der Raumgebundenheit die Museumsausstellung von anderen Formen der Popularisierung von Wissen (etwa dem Sachbuch)? Und welche beobachtbaren Folgen hat dieser Unterschied? 2. Wie lässt sich das hochkomplexe Arrangement von Zeichensystemen im Museumsraum beschreiben? 3. Wie können mit Hilfe der Anordnung von Exponaten und Texten im Raum kommunikative Zwecke erreicht und die Konstitution von Bedeutungen durch die Besucher ermöglicht werden? Diesen Fragen werde ich anhand von Beispielen aus verschiedenen naturwissenschaftlichen Museen nachgehen. Methodisch orientiere ich mich dabei an semiotischen und konversationsanalytischen Ansätzen zur Museumskommunikation (Barthes, Heath / vom Lehn, Kesselheim / Hausendorf). Literatur Barthes, Roland (1970): „La grande famille des hommes“, in: Barthes, Roland (Hrsg.): Mythologies. Paris: Éditions du seuil 195–198. Abstracts 133 Heath, Christian / Vom Lehn, Dirk (2004): „Configuring reception: (dis-)regarding the ‚spectator‘ in museums and galleries“, in: Theory, Culture and Society 21, 6: 43– 65. Kesselheim, Wolfgang / Hausendorf, Heiko (2007): „Die Multimodalität der Ausstellungskommunikation“, in: Schmitt, Reinhold (Hrsg.): Koordination: Analysen zur multimodalen Interaktion. Tübingen: Narr 339–375. Stifterverband für die deutsche Wissenschaft (Hrsg.) (1999): Symposium „Public Understanding of Science and Humanities – International and German Perspectives“, 27.5.1999, Wissenschaftszentrum Bonn. <www.stifterverband.org/publikationen_ und_ podcasts/positionen_dokumentationen/push_2000.pdf> 134 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Tamás Kispál (Szeged) Vorbereitungen zur Erstellung eines Übungsbuchs zur Wörterbuchbenutzung Sektion 2a Die universitären Lehrveranstaltungen bestätigen bis heute den Mangel an Erfahrungen von Germanistikstudierenden bei der Benutzung von Wörterbüchern. Trotz des Erscheinens von zahlreichen neuen deutschen allgemeinen einsprachigen Lernerwörterbüchern in den letzten Jahren dürfte sich an der Lage kaum geändert haben, dass Deutschlerner relativ selten einsprachige Wörterbücher benutzen. Das ist wohl nicht nur bei ungarischen Deutschlernern der Fall (vgl. Kispál 2004). Die mangelhaften und fehlerhaften Kenntnisse der DaF-Lerner bezüglich der Wörterbücher machen eine Einführung in die Benutzung von Wörterbüchern notwendig. Dazu sind Übungsbücher zur Wörterbuchbenutzung nützlich. Erfahrungen im universitären Deutschunterricht zeigen, dass die durch Übungen gewonnenen Erkenntnisse der Deutschlerner (z.B. Informationen zur Grammatik, Syntagmatik und Paradigmatik im Lernerwörterbuch) für die Benutzung von Wörterbüchern (und nicht zuletzt für das Deutschlernen) höchst motivierend wirken können. Das im Vortrag thematisierte geplante Übungsbuch soll eine Marktlücke schließen. Es wird Übungen zur Benutzung von Lernerwörterbüchern des Deutschen als Fremdsprache enthalten. Zielgruppe bilden folglich DaF-Lerner. Deshalb soll das Buch an die Wörterbuchdidaktik des Deutschen als Fremdsprache anknüpfen (Schaeder 2000). Es muss über die in vielen englischen Wörterbuchbegleitheften thematisierten Nachschlagetechniken hinausgehen (Herbst / Klotz 2003: 289f.) und Übungen zur Benutzung der deutschen Lernerwörterbücher bei der Rezeption und Produktion in der Fremdsprache Deutsch enthalten (Engelberg / Lemnitzer 2001: 99ff.). Übungen zur Arbeit mit der elektronischen Version der behandelten Wörterbücher können zweifelsohne zur weiteren Erhöhung der Motivation beitragen. Ein weiterer Vorteil dieses Übungsbuches ist, dass es – im Gegensatz zu Wörterbuchbegleitheften (vgl. auch die Übungsaufgaben zum Wörterbuch im Anhang des neulich erschienenen Langenscheidt Power Wörterbuch Deutsch) – gleichzeitig Übungen zu mehreren Lernerwörterbüchern enthalten und hoffentlich nicht nur von Lehrern und potentiellen Lexikographen gelesen und verwendet wird (vgl. Béjoint 2000: 167). Literatur Béjoint, Henri (2000): Modern Lexicography. An introduction. Oxford: Oxford University Press. Engelberg, Stefan / Lemnitzer, Lothar (2001): Lexikographie und Wörterbuchbenutzung (= Stauffenburg Einführungen 14). Tübingen: Stauffenburg. Herbst, Thomas / Klotz, Michael (2003): Lexikografie (= UTB 8263). Paderborn: Schöningh. Kispál, Tamás (2004): „Benutzung von ein- und zweisprachigen Wörterbüchern des Deutschen und des Ungarischen bei Germanistikstudenten in Ungarn“, in: Czicza, Abstracts 135 Dániel / Hegedűs, Ildikó / Kappel, Péter / Németh, Attila (Hrsg.): Wertigkeiten, Geschichten und Kontraste. Festschrift für Péter Bassola zum 60. Geburtstag. Szeged: Grimm 265-281. Schaeder, Burkhard (2000): „Wörterbucharbeit im Unterricht Deutsch als Fremdsprache“, in: Kühn, Peter (Hrsg.): Wortschatzarbeit in der Diskussion (= Germanistische Linguistik 155-156). Hildesheims: Olms 249-280. 136 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Iris Kleinbub (Landau) Qualitätsmerkmale im Leseunterricht: (endlich) empirisch nachweisbar? Sektion 13 Der geplante Beitrag gibt Einblick in Teile der ersten Video-Studie zur Lesekompetenz, die in deutschen Grundschulklassen durchgeführt wurde. Schwerpunkt der Studie „VERA – Gute Unterrichtspraxis“ sind Faktoren, die lernerfolgsorientierten Unterricht in der Grundschule ausmachen sowie Methoden und Instrumente, mit denen er sich erfassen lässt. In einer Stichprobe von 54 Klassen (aus Rheinland-Pfalz und Bremen) wurde der Leseunterricht im Zeitraum von Mai bis Juni 2006 gefilmt. VERA-Kompetenzmessungen fanden sowohl davor als auch danach in dieser Stichprobe statt. Einer der Faktoren, die für das Zustandekommen der Ergebnisse von Lernprozessen eine Rolle spielen, ist die Qualität des Unterrichtsangebots. In der Vergangenheit erfolgte die Analyse von Unterricht allerdings weitgehend fachunspezifisch. Untersuchungen von Weinert und Helmke (1997) haben allerdings gezeigt, dass fachübergreifende Merkmale der Unterrichtsqualität zwar als Grundlage eines erfolgreichen Unterrichts angesehen werden (z.B. effiziente Klassenführung und Zeitnutzung), jedoch die Nachhaltigkeit von Unterricht nicht ausreichend erklären können. Daher besteht ein großer Bedarf an fachspezifischen Instrumenten zur Analyse von Unterrichtsqualität (Bremerich-Vos 2002). Darüber hinaus ist die Praxis des Deutschunterrichts nur spärlich dokumentiert, und über seine Qualitätsmerkmale herrscht Unklarheit. Im vorgestellten Beitrag sollen u.a. Konzeption und Einsatz eines deutschdidaktischen Rating-Inventars erläutert werden, mit dessen Hilfe der videografierte Leseunterricht beschrieben und qualitativ eingeschätzt werden kann. Dabei wird u.a. der Frage nachgegangen, mit welchen Aufgaben zu Lesetexten Reflexion und Anschlusskommunikation der Schülerinnen und Schüler angeregt werden (Rupp / Dreier 2007). Neben der Beschreibung der Vorkommenshäufigkeit bestimmter Aufgabentypen treffen Experten Aussagen über die Angemessenheit der Unterrichtsangebote. Hierbei beziehen sie sich auf die Qualitätsmerkmale „Kompetenzorientierung“, „Adaptivität“, „Aktivierung“, „Konkretisierung“, „Motivierung“ und „Strukturierung“. Des Weiteren werden in dem Beitrag ausgewählte empirische Ergebnisse u. a. zum Zusammenhang zwischen diesen Qualitätsmerkmalen einerseits und Kriterien der Effektivität anhand von Leistungswerten der getesteten Schülerinnen und Schüler andererseits berichtet. Auch werden Aussagen über die differenzielle Wirksamkeit der Qualitätsmerkmale in Anlehnung an das ATIKonzept gemacht. Literatur Bremerich-Vos, Albert (2002): „Empirisches Arbeiten in der Deutschdidaktik“, in: Kammler, Clemens / Knapp, Werner (Hrsg.): Empirische Unterrichtsforschung und Deutschdidaktik. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren 16-29. Rupp, Gerhard /Dreier, Carmen (2007): „Ein komplexes Lesemodell. Wege zu Diagnose und Förderung von Leseverstehen“, in: Willenberg, Heiner (Hrsg.): Kompe- Abstracts 137 tenzhandbuch für den Deutschunterricht. Auf der empirischen Basis des DESI-Projekts. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren 49-59. Helmke, Andreas / Weinert, Franz E. (1997): „Unterrichtsqualität und Leistungsentwicklung: Ergebnisse aus dem SCHOLASTIK-Projekt“, in: Weinert, Franz E. / Helmke, Andreas (Hrsg.): Entwicklung im Grundschulalter. Weinheim: Beltz PVU 241-251. 138 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Michael Klemm (Koblenz) Doing being a Fan. Fanforen als Werkräume der Populärkultur Themenbereich III Fans sind – so die Soziologen Roose / Schäfer / Schmidt-Lux (2010: 12) in einer jüngst erschienenen Publikation – Menschen, die aus freien Stücken längerfristig eine leidenschaftliche Beziehung zu einem Fanobjekt eingehen und in die emotionale Beziehung zu diesem Objekt Zeit und / oder Geld investieren. Und nicht zuletzt auch einen hohen kommunikativen Aufwand, müssen populäre Themen und deren Träger doch laut Angela Keppler (1994: 251) „um sozial wirksam zu werden, […] oft nicht nur einmal, sondern vielmals – durch das Nadelöhr der alltäglichen Kommunikation.“ Nur: Wie kann man diese Aktivitäten nachweisen und auf empirischer Basis, also mit authentischem Datenmaterial, im Detail analysieren, um daraus Handlungsmuster des doing being a fan, des Fan‘s work, herauszuarbeiten? Die These, die im Vortrag verfolgt wird, lautet: Fanforen stellen – neben anderen Konstellationen – eine solche gesuchte Schnittstelle dar, wurden bislang aber kaum systematisch untersucht. Sie sind, im Sinne der „Kunst des Handelns“ des Kulturwissenschaftlers Michel de Certeau Orte der Interaktion von Gleichgesinnten, aber keineswegs Gleichen, die zu „Räumen“ der Aneignung populärer Personen und Diskurse ausgestaltet werden und dabei häufig kulturelle Praktiken antizipieren, die ihren Weg in die Gesamtgesellschaft finden. Im Vortrag wird am Beispiel von Musikforen gezeigt, wie vielfältig Fans kommunikativ handeln (müssen) und dadurch weit über die Rolle willfähriger Konsumenten kulturindustrieller Produkte hinausgehen. Welchen Regeln folgen sie, um sich selbst als „guter“ Fan zu präsentieren und Anerkennung zu erlangen? Wie werden innerhalb von Fanszenen bzw. Foren Identitäten konstruiert, Rollen eingeübt, Werte ausgehandelt, Hierarchien entwickelt, Konflikte bearbeitet und Distinktionsgewinne im Sinne Bourdieus (1983) oder Fiskes (1992) (als ‚subkulturelles Kapital‘) erzielt? Was eint und unterscheidet verschiedene Fanszenen? Wie (eigenständig und kreativ) eignen sich Fans ihre Objekte an? Und wie entsteht auf diese Weise in Fanforen – als exponierten „Werkräumen“ der Populärkultur – neues kulturelles Kapital? Fanforen entpuppen sich bei genauerer Betrachtung als eigene Sozialwelten mit spezifischen Regeln, als komplexe und vielseitige Mikrokosmen der Aneignung und Transformation von ‚Prominenz‘ in der „kleinen“ Welt der Fans. Literatur Bourdieu, Pierre (1983): Die feinen Unterschiede. Frankfurt am Main: Suhrkamp. Certeau, Michel de (1988): Kunst des Handelns. Berlin: Merve. (Franz. Original: 1980). Fiske, John (1992): „The cultural economy of Fandom“, in: Lewis, Lisa A. (Hrsg.): The Adoring Audience. Fanculture and Popular Media. London / New York: Routledge 30-49. Abstracts 139 Keppler, Angela (1994): Tischgespräche. Über Formen kommunikativer Vergemeinschaftung am Beispiel der Konversation in Familien. Frankfurt a. M.: Suhrkamp. Roose, Jochen / Mike S. Schäfer / Thomas Schmidt-Lux (Hrsg.) (2010): Fans. Soziologische Perspektiven. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften. 140 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Annelie Knapp (Siegen) Englisch als Lingua Franca in der Lehrveranstaltungskommunikation Sektion 9 Im Zuge der fortschreitenden Internationalisierung des Studiums findet Hochschulkommunikation immer häufiger in einer Sprache statt, die für Studierende und / oder Lehrende eine Fremdsprache ist. Neben der Verwendung von Deutsch als Fremdsprache für ausländische Studierende ist an deutschen Hochschulen eine Zunahme von Lehrveranstaltungen in englischer Sprache zu verzeichnen, wobei oftmals eine ausgeprägte Lingua-Franca-Situation entsteht. In dem Vortrag soll zunächst versucht werden, das Praxisfeld „englischsprachige Lehre an deutschen Hochschulen“ im Hinblick auf Sprachen- und Teilnehmerkonstellationen zu systematisieren und Forschungsfragen zu formulieren, die sich aus dem zunehmend mehrsprachigen und interkulturellen Charakter von Lehrveranstaltungskommunikation ergeben. Diese Forschungsfragen betreffen mögliche Veränderungen in der Struktur universitärer Lehr-Lern-Diskurse ebenso wie die Qualität und den Erfolg der Lehre unter Bedingungen sprachlicher und kultureller Heterogenität. Anschließend soll anhand von Beispielen aus (transkribierten) Audio-Aufnahmen englischsprachiger Lehrveranstaltungskommunikation an deutschen Hochschulen (Veranstaltungen aus den Natur- und Ingenieurwissenschaften) aufgezeigt werden, welche spezifischen Verstehens- und Verständigungsprobleme bei englischsprachiger universitärer Lehre auftreten können und mithilfe welcher Strategien Studierende und Lehrende versuchen, die damit verbundenen neuen kommunikativen Anforderungen bewältigen. Literatur Knapp, Annelie (2009): „Zur Interaktion kultureller und sprachlicher Faktoren in der universitären Lingua-Franca-Kommunikation - ein Beispiel aus einer ingenieurwissenschaftlichen Lehrveranstaltung“, in: Lévy-Tödter, Magdalène / Meer, Dorothee (Hrsg.): Hochschulkommunikation in der Diskussion. Frankfurt / Main: Lang 137156. Knapp, Annelie / Münch, Anja (2008): „Doppelter Lernaufwand? Deutsche Studierende in englischsprachigen Lehrveranstaltungen“, in: Knapp, Annelie / Schumann, Adelheid (Hrsg.): Mehrsprachigkeit und Multikulturalität im Studium. Frankfurt / Main: Peter Lang 169-193. Abstracts 141 Alexander Koplenig / Antje Töpel (Mannheim) Wörterbuchbenutzungsforschung bei Onlinewörterbüchern – www.benutzungsforschung.de Sektion 2a Auf dem Gebiet der Wörterbuchbenutzungsforschung bestehen trotz der nominal zahlreichen Einzelstudien umfangreiche Lücken, was die Erforschung bestimmter Teilbereiche anbelangt. Hierzu zählen beispielsweise der Wörterbuchtyp des allgemeinen monolingualen Wörterbuchs oder die mediale Kategorie der Onlinewörterbücher. In der metalexikografischen Forschungsliteratur zu Onlinewörterbüchern wird wiederholt die stärkere Nutzung der Möglichkeiten gefordert, die das Medium Internet bietet, wie die intensivere Einbindung multimedialer Elemente oder die Schaffung benutzeradaptiver Zugänge zum Wörterbuch. Aber wie stehen die Nutzer von Onlinewörterbüchern diesen Forderungen gegenüber? Der Vortrag präsentiert das methodische Vorgehen sowie einige Ergebnisse einer ersten breit angelegten empirischen Umfrage zu Onlinewörterbüchern, die am Institut für Deutsche Sprache in Mannheim im Rahmen des Projektes BZVelexiko durchgeführt wurde und an der knapp 700 Probanden teilnahmen. Im Mittelpunkt der Studie standen die Fragen, aus welchen Anlässen Onlinewörterbücher verwendet werden und welche Ansprüche Nutzer an ein Onlinewörterbuch stellen. Die Ergebnisse zeigen überraschenderweise, dass sich Onlinewörterbücher und Printwörterbücher aus Benutzersicht an vielen Stellen sehr stark ähneln: Sowohl die Anlässe, aus denen Nutzer ein Onlinewörterbuch konsultieren, als auch die Ansprüche, die sie an ein Onlinewörterbuch stellen, sind mit denen der Printwörterbücher vergleichbar. Trotzdem bestehen auch medienspezifische Besonderheiten, die im Beitrag vorgestellt werden. Literatur: de Schryver, Gilles-Maurice / Joffe, David / Joffe, Pitta / Hillewaert, Sarah (2006): „Do Dictionary Users Really Look Up Frequent Words? On the Overestimation of the Value of Corpus-Based Lexicography“, in: Lexikos 16: 67–83. Nesi, Hilary (2000): „On Screen or in Print? Students’ Use of a Learner’s Dictionary on CD-ROM and in Book Form“, in: Howarth, Peter / Herington, Rupert (Hrsg.): EAP Learning Technologies. Leeds: Leeds University Press 106–114. Welker, Herbert Andreas (2006): O Uso de Dicionários. Panorama Geral das Pesquisas Empíricas. Brasília: Thesaurus. Wiegand, Herbert Ernst (2008): „Wörterbuchbenutzung bei der Übersetzung. Möglichkeiten ihrer Erforschung“, in: Jesenšek, Vida / Oštir, Alja Lipavic (Hrsg.): Wörterbuch und Übersetzung. 4. Internationales Kolloquium zur Lexikographie und Wörterbuchforschung. Universität Maribor, 20. bis 22. Oktober 2006. Hildesheim u.a.: Georg Olms Verlag 1–43. 142 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Juliane Krause / Nora Wetzel (Göttingen) Herausforderungen der Experten-Laienkommunikation im Interaktionsrahmen Verwaltung – am Beispiel des Projekts „Bürgernahe Verwaltungssprache im Landkreis Göttingen“, durchgeführt von der linguistischen Unternehmensberatung SPRACHWERK Sektion 6 Die Sprache deutscher Behörden ist eine Fachsprache, die sich sowohl aus Elementen der Rechtssprache, der Allgemeinsprache als auch aus eigenen, nur in der Verwaltung geläufigen Fachbegriffen zusammensetzt. Typische sprachliche Besonderheiten der Verwaltungssprache sind ihr Nominalstil, die häufige Verwendung von Passiv, die Infinitive „haben zu“ und „sein zu“ als Befehlsform und eine komplizierte Syntax. Verwaltungssprache steht in der besonderen Spannung zwischen ihren Zielen der effizienten Kommunikation innerhalb des Systems Behörde und der verständlichen Kommunikation mit Laien, den Bürgerinnen und Bürgern. Die Studie der Gesellschaft für deutsche Sprache aus dem Jahr 2008 zur Wahrnehmung der Verständlichkeit von Verwaltungs- und Rechtssprache belegt, dass das Verhältnis dieser beiden Kommunikationsziele zugunsten der innerbehördlichen Effizienzkommunikation ausfällt. Rund 86% der Befragten gaben an, dass sie Behördenschreiben als schwer verständlich empfinden (cf. Eichhoff-Cyrus / Antos / Schulz 2009). Die theoretische Auseinandersetzung mit Verwaltungssprache resultiert aus dem Wunsch deutscher Verwaltungen, ihre Kommunikation mit ihren Bürgerinnen und Bürgern zu optimieren. Des Weiteren verändert sich das Selbstbild der Behörden zunehmend zur modernen Verwaltung, die ihre Bürgerinnen und Bürger als Kundinnen und Kunden betrachten. Hinzu kommen wirtschaftliche Faktoren: Eine verständliche und bürgernahe Verwaltungssprache soll dazu beitragen, die Behörden zu entbürokratisieren, Vorgänge zu beschleunigen, die Anzahl der Widerspruchs- und Klageverfahren zu senken und so letztendlich Kosten zu sparen. Da deutsche Behörden ihren Bürgerinnen und Bürger überwiegend in Form von Bescheiden und anderen Schreiben begegnen, wird bei der Optimierung vor allem eine höhere Verständlichkeit der schriftlichen, externen Kommunikation angestrebt. Deutschlandweit haben sich unterschiedliche Projekte dazu etabliert. Darunter ist der Redaktionsstab der Gesellschaft für deutsche Sprache beim deutschen Bundestag zu nennen. Der Internet-Dienst für eine moderne Amtssprache (IDEMA) überarbeitet in Kooperation mit dem germanistischen Institut der Ruhr-Universität Bochum rechtliche und behördliche Fachtexte für Verwaltungen. Zu nennen sind auch Initiativen und Projekte anderer wissenschaftlicher Institutionen und Universitäten wie der Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer und des Zentrums für Rechtslinguistik an der MartinLuther-Universität in Halle Wittenberg. Vor diesem Hintergrund hat die wissenschaftliche, linguistische Unternehmensberatung SPRACHWERK, bestehend aus Studierenden und Promovierenden der Germanistik der Abstracts 143 Universität Göttingen, im Landkreis Göttingen eine bürgernahe Verwaltungssprache etabliert. Das Projekt verfolgt einen ganzheitlichen und beteiligungsorientierten Ansatz, d.h. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Hierarchieebenen – von der Führungskraft bis zum und zur Auszubildenden – wurden mit sprachlichen Regeln vertraut gemacht, mittels derer sie zukünftig bürgernah formulieren sollen. Dabei standen sowohl die Vermittlung sprachlicher Mittel auf lexikalischer und syntaktischer Ebene, als auch von Textorganisations- und -gliederungsmethoden zur Erhöhung der Verständlichkeit im Vordergrund. Diese orientierten sich an den zentralen Anforderungen an die Verwaltungssprache wie sachliche Richtigkeit, rechtliche Begründetheit, Verständlichkeit, Freundlichkeit und Orientierung an der empfangenden Person. In dem Vortrag möchten die Referierenden 1. das Projekt „Bürgernahe Verwaltungssprache im Landkreis Göttingen“ vorstellen, 2. einen Überblick über die vermittelten sprachlichen Mittel zur Erhöhung der Verständlichkeit und Bürgernähe von Bescheiden geben, 3. Herausforderungen und Lösungswege beschreiben, denen das SPRACHWERK bei der Projektdurchführung begegnete. Literatur Eichhoff-Cyrus, Karin / Antos, Gerd / Schulz, Rüdiger (Hrsg.) (2009): Wie denken die Deutschen über Rechts- und Verwaltungssprache? Eine repräsentative Umfrage der Gesellschaft für deutsche Sprache in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis selbständiger Kultur-Institute e. V. (AsKI) und dem Zentrum für Rechtslinguistik an der MartinLuther-Universität Halle-Wittenberg, durchgeführt vom Institut für Demoskopie Allensbach. Wiesbaden. 144 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Maren Krempin / Kerstin Mehler / Dieter Thoma (Mannheim) Erfolgsfaktoren früher Sprachförderung Sektion 8 (I) In Deutschland ist der Bedarf an Sprachfördermaßnahmen für Migrantenkinder im Vorschulalter unbestritten. Bei einem erfreulicherweise immer breiteren, bundesweiten Spektrum von Fördermaßnahmen (z.B. Würzburger Trainingsprogramm (Küspert / Schneider, 2006), Rucksack (RAA, 2004)) dürfen jedoch folgende Aspekte nicht außer Acht gelassen werden: Je nach theoretischer Ausrichtung, basierend auf entweder pädagogischen, psychologischen oder linguistischen Kriterien, existieren große Unterschiede in der Struktur und Zielsetzung der verschiedenen Konzepte. Darüber hinaus ist es bislang nicht hinreichend gelungen, die Effekte spezifischer Fördermaßnahmen nachzuweisen beziehungsweise von altersbedingten Entwicklungsfortschritten der Kinder klar abzugrenzen (vgl. Hofmann et al. 2008). Nicht zuletzt spielen natürlich die Kosten der Umsetzung eine erhebliche Rolle. In unserem Vortrag stellen wir ein spezifisches, auf ein Jahr ausgelegtes Sprachförderkonzept für 2-4jährige Kinder mit Migrationshintergrund und / oder aus sozial benachteiligten Familien vor, „Sprache macht stark!“ (Lemke et al. 2007). Insgesamt wurden 204 Kinder aus 13 Kindertagesstätten für ein Jahr in Kleingruppen gefördert. Qualitätsmerkmale des Konzepts sind intensive, sprachwissenschaftlich fundierte Qualifizierungsmaßnahmen der pädagogischen Fachkräfte, eine kontinuierliche Begleitung der Sprachförderung in der Praxis und die Kooperation mit den Eltern. Um den Einfluss des spezifischen Förderkonzepts auf die Sprachentwicklung der teilnehmenden Kinder zu untersuchen, wurde eine Stichprobe von 75 Kindern mit Deutsch als Zweitsprache im Alter von 3 bis 4 Jahren analysiert. Der Sprachstand der Kinder wurde durch den Einsatz der Normierungsversion eines standardisierten Diagnoseinstruments (LiSe-DaZ®, Schulz / Tracy, in Vorb.) erhoben und mit den Daten der Normierungsstichprobe (ca. 900 Kinder) verglichen. Auf der Basis der verschiedenen Untertests lag der Fokus unserer Untersuchung sowohl in den Bereichen Sprachproduktion (Wortklassen, Subjekt-Verb-Kongruenz) und Sprachverständnis (W-Fragen, Negation und Verbsemantik). Wir diskutieren die Generalisierbarkeit unserer Ergebnisse sowie potentielle Erfolgsfaktoren früher Sprachförderkonzepte. Literatur Hofmann, Nicole / Polotzek, Silvana / Roos, Jeanette / Schöler, Hermann (2008): „Sprachförderung im Vorschulalter – Evaluation dreier Sprachförderkonzepte“, in: Diskurs Kindheits- und Jugendforschung 3: 291-300. Küspert, Petra / Schneider, Wolfgang (2006): Hören, lauschen, lernen. Sprachspiele für Kinder im Vorschulalter. Würzburger Trainingsprogramm zur Vorbereitung auf den Erwerb von Schriftsprache. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. Lemke, Vytautas / Kühn, Susanne / Long, Jennifer / Ludwig, Gerda / Messinger, Sybille / Wagner, Bianka. (2007): Sprache macht stark! Konzepttext. Stadt Ludwigshafen am Rhein. Abstracts 145 Regionale Arbeitsstellen zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwanderfamilien (RAA) (2004): „Rucksack-Projekt. Ein Konzept zur Sprachförderung und Elternbildung im Elementarbereich“ <http://www.raa.de/fileadmin/dateien/pdf/ produkte/Info_Rucksack.pdf>. Schulz, Petra / Tracy, Rosemarie (in Vorb.): LiSe-DaZ® (“Linguistische Sprachstandserhebung – Deutsch als Zweitsprache”). Göttingen: Hogrefe. 146 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Martin Krieg / Philipp Niemann (Trier) Von der Bleiwüste bis zur Diashow: Formen wissenschaftlicher Präsentationen und ihre Rezeption Themenbereich I Marketing-Experten schwören darauf, aber auch bei Gerichtsprozessen und Vereinsversammlungen kommt es zum Einsatz: Das Präsentationsprogramm Powerpoint ist heute zum Quasi-Standard für moderne Inhaltsvermittlung in allen Bereichen gesellschaftlichen Lebens avanciert. Auch in der Wissenschaftskommunikation haben sich in den vergangenen Jahren Vorträge etabliert, die von digitalen Projektionen (zumeist mit Powerpoint) begleitet werden. Bei diesen Präsentationen wird die gesprochene Sprache des Vortrags mit Bildern, Text, Ton- oder Videodokumenten etc. sowie mit der Gestik und Mimik des Vortragenden verknüpft – es entsteht eine multimodale Kommunikationsform. Im Rahmen des von der VW-Stiftung geförderten Projektverbundes „Interactive Science“, in dem Medialisierungseffekte für die Wissenschaftskommunikation erforscht werden sollen, wurden rund 60 solcher wissenschaftlichen Präsentationen aus verschiedenen Wissenschaftskulturen (Geisteswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften und Naturwissenschaften) in Wort und Bild sowie mittels einer Blickbewegungskamera dokumentiert. Blickdaten werden in diesem Zusammenhang als Indikatoren für die Aufmerksamkeitsallokation der Rezipienten angesehen (vgl. Bente 2004: 298). In einer zweiten Phase der Studie wurden die aufgezeichneten Präsentationen im Rezeptionslabor systematisch manipuliert, um den Einfluss verschiedener Modi (Person des Vortragenden, mündlicher Vortrag, Präsentationsfolien) isoliert untersuchen zu können. Hierbei kamen neben einer Blickaufzeichnung die Methode des Lauten Denkens sowie ein kurzer Wissenstest in Form eines Fragebogens zum Einsatz. Ein Ziel der Forschung ist es, unterschiedliche Formen wissenschaftlicher Präsentationen sowie damit einhergehende Rezeptionsmuster zu identifizieren und die für diese Muster ausschlaggebenden Faktoren (Präsentationshandlungen, Folientypen, Vortragsstil, Einsatz von Kohäsionsmitteln, etc.) herauszuarbeiten. Daneben bildet der Prozess der Wissensvermittlung in wissenschaftlichen Präsentationen einen weiteren Schwerpunkt des Interesses. Theoretische Grundlage ist hier eine interaktive Theorie des multimodalen Verstehens, wie sie auch für die Medienkommunikation relevant ist. Im Rahmen unseres Vortrags wollen wir exemplarisch einige der zentralen Formen wissenschaftlicher Präsentationen vorstellen und mit Hilfe der empirischen Daten aus unseren Studien veranschaulichen, wie die verschiedenen Präsentationsmodi und das Kohärenzmanagement zwischen ihnen die Rezeption und insbesondere die Verständlichkeit solcher Präsentationen determinieren. Literatur Bente, Gary (2004): „Erfassung und Analyse des Blickverhaltens“, in: Mangold, Roland / Vorderer, Peter / Bente, Gary (Hrsg.): Lehrbuch der Medienpsychologie. Göttingen: Hogrefe 297–324. Abstracts 147 Bucher, Hans-Jürgen / Krieg, Martin / Niemann, Philipp (2010): „Die wissenschaftliche Präsentation als multimodale Kommunikationsform. Empirische Befunde zu Rezeption und Verständlichkeit von Powerpoint-Präsentationen“, in: Bucher, Hans-Jürgen / Gloning, Thomas / Lehnen, Katrin (Hrsg.): Neue Medien – neue Formate. Ausdifferenzierung und Konvergenz in der Medienkommunikation. Frankfurt a. M.: Campus (erscheint demnächst). 148 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Michaela Kuchenreuther (Lüneburg) Die mentalen Prozesse bei der Konsultation zweisprachiger Lernerwörterbücher Sektion 2a In der Wörterbuchbenutzungsforschung zeigt sich in den letzten Jahren eine Tendenz zu qualitativen Untersuchungen. Diese konzentrieren sich überwiegend auf die Nutzung einsprachiger Lernerwörterbücher, obwohl aus der Unterrichtspraxis und der Wörterbuchbenutzungsforschung bekannt ist, dass Lernende zweisprachige Wörterbücher bevorzugen. Studien, welche den Konsultationsprozess zweisprachiger Wörterbücher und die damit verbundenen mentalen Prozesse qualitativ untersuchen, sind rar (vgl. Welker 2006). Das in dem Vortrag vorgestellte Projekt soll zur Schließung dieser Lücke beitragen. Ziel der qualitativ angelegten, empirischen Studie ist es, einen Einblick in die mentalen Prozesse während der Konsultation zweisprachiger Lernerwörterbücher (print) zu gewinnen und Hinweise über die Nützlichkeit mikrostruktureller Anordnungen in Wörterbüchern zu erlangen. Somit werden wertvolle Erkenntnisse für die lexikographische Praxis geliefert. Es wird der Frage nachgegangen, auf welche Angaben im Wörterbuch und wie zugegriffen wird und welche Rolle das (Vor)Wissen der Nutzer und Nutzerinnen hierbei spielt. In der Untersuchung werden Studierende des Deutschen und des Spanischen als Lernersprache (je Sprache vier Probandenpaare) bei der Wörterbuchkonsultation im Rahmen einer Übersetzung (spanisch-deutsch) gefilmt. Die durch die Dialogprotokolle gewonnenen Daten werden transkribiert und diskursanalytisch ausgewertet (vgl. Bührig / Rehbein 2000). Als Verfahren der Triangulation werden Recall-Interviews geführt. Die Hypothese ist, dass für Zweit- und Fremdsprachenlernende die Äquivalentsuche im Vordergrund steht und dabei sowohl bei der Hin- als auch bei der Herübersetzung die Wörterbücher beider Sprachrichtungen zum Einsatz kommen. Die Wahl des Wörterbuchs aber ist vermutlich von dem Vorwissen der Lernenden abhängig. Für die Rezeption der Mikrostruktur wird angenommen, dass die Beispiel- bzw. Kollokations- und Äquivalentangaben die am stärksten genutzten Suchzonen (vgl. Wiegand 2000) sind. Hierbei wird davon ausgegangen, dass die Wahl der Suchzone sowohl von der Komplexität des Lemmas als auch dem Vorwissen der Nutzer abhängt. Ferner wird vermutet, dass Lernende stark abstrahierte Angaben nicht beachten oder verstehen. Die Ergebnisse der Untersuchung, die die Hypothesen im Wesentlichen bestätigen, werden im Vortrag dargestellt und diskutiert. Sie werden anhand von Beispielen erläutert. Vorab werden die für die Studie relevanten Grundlagen skizziert. Abstracts 149 Literatur Bührig, Kristin / Rehbein, Jochen (2000): Reproduzierendes Handeln. Übersetzen, simultanes und konsekutives Dolmetschen im diskursanalytischen Vergleich (= Arbeiten zur Mehrsprachigkeit Folge B 6). Hamburg: Univ. Hamburg. Welker, Herbert A. (2006): O uso de dicionários. Panorama geral das pesquisas empíricas. Brasília: Thesaurus Ed. Wiegand, Herbert E. (2000): „Über Suchbereiche, Suchzonen und ihre textuellen Strukturen in Printwörter-büchern. Ein Beitrag zur Theorie der Wörterbuchform“, in: Wiegand, Herbert Ernst (Hrsg.): Wörterbücher in der Diskussion IV (= Lexicographica Series maior 100. Tübingen: Niemeyer 233–301. 150 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Alfred Lameli (Marburg) Dialekträume als Struktur- und Handlungsräume Themenbereich V Dass die Dialekte in Deutschland einer räumlichen Gliederung unterliegen, ist bestens bekannt. Es ist auch bekannt, wie sich diese räumliche Struktur auf einer qualitativen Ebene gestaltet bzw. sich von den Wissenschaftlern gestalten lässt. Damit ist der subjektive Charakter der Strukturierung angesprochen. Bei genauer Hinsicht wird nämlich deutlich, dass schon allein hinsichtlich der Abgrenzung der beiden Großräume Niederdeutsch und Hochdeutsch sehr unterschiedliche Aufteilungen vorgeschlagen wurden. Die Sachlage scheint also im Detail streitbar zu sein. Vor dem Hintergrund, dass das Identität stiftende Mittel Sprache sich in Teilen analog oder konstitutiv zur kulturellen Orientierung der Menschen verhält, ist nachvollziehbar, dass außersprachlichen Phänomenen bei der Gliederung des Sprachraums bisweilen ein hoher Stellenwert zukommt bzw. zugekommen ist. Konzeptionell wird Regionalsprache dadurch zum Ausdruck einer raumkulturellen Identität. Dies bildet die Ausgangslage des Vortrages, der die Frage nach dem handlungspraktischen Wert solcher Raumgliederungen aufwirft. Dabei besteht die Annahme, dass Sprachräume aufgrund ihrer langzeitlichen historischen Genese sowie aufgrund ihrer kulturellen und alltagsrelevanten Basis ein besonders gutes Spiegelbild räumlicher Identitäten abbilden. Der Vortrag basiert damit auf einem Projekt zur räumlichen Struktur der Dialekte in Deutschland, das in den vergangenen Jahren am Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas durchgeführt wurde. Aufbauend auf den Ende des 19. Jahrhunderts im Sprachatlas des Deutschen Reichs an 45.000 Ortschaften zusammengetragenen Dialektdaten wurde ein quantitatives Modell der Dialekte in Deutschland entwickelt, das auf Landkreisebene eine rein linguistische, außersprachliche Faktoren ausgliedernde Strukturierung widerspiegelt. Dieses Modell ermöglicht nicht nur eine intersubjektive Definition des Sprachraums, sondern dient gleichzeitig als Grundlage zahlreicher Analysen zu sprachlichen Einzelphänomen und Sprachwandeltendenzen. Darüber hinaus wurde es als Grundlage zur Analyse außersprachlicher Fakten genutzt. So wurde zum Beispiel in einer interdisziplinären Kooperation nach dem Zusammenhang der Dialekträume in Deutschland und dem Migrationsverhalten der Menschen gefragt (Falck et al. 2010). Dabei konnte gezeigt werden, dass die Dialektdaten des 19. Jahrhunderts – verstanden als Spiegel räumlicher Identität – die Migration der Menschen in Deutschland besser erklären, als es etwa geographische Distanz, Reisezeit oder eine Vielzahl anderer Faktoren vermag. Dieses Ergebnis ist deshalb bedeutsam, da es nicht nur die Relevanz kultureller Räumlichkeit aufzeigt, sondern zugleich das Erklärungspotenzial und den handlungspraktischen Wert der Regionalsprachen in Deutschland verdeutlicht. Der Vortrag präsentiert das linguistische Modell samt Analysen und diskutiert die Ergebnisse. Literatur Falck, Oliver / Heblich, Stephan / Lameli, Alfred / Südekum, Jens (2010): „Dialects, Cultural Identity, and Economic Exchange”, in: IZA Discussion Paper Series. No. 4743. <http://ftp.iza.org/dp4743.pdf>. Abstracts 151 Matthias Lange (Essen) Semantische Funktionalität für Web-Suchmaschinen Sektion 7 & 15 Die Entwickler des Semantic Web überantworten den Bereich der sprachlichen Semantik der KI-Forschung und sehen dort die Zukunft des herkömmlichen World Wide Web, das durch neue Web-Suchmaschinen und Suchtechniken erweitert werden soll. Auf der Grundlage der Zeichen- und Sprachtheorie Karl Bühlers soll skizziert werden, wie es möglich ist, die semantischen Funktionen sprachlicher Zeichen im Rahmen einer elektronischen Verarbeitung zu berücksichtigen und auch für Websuchen verwertbar zu machen. Karl Bühlers Zeichen- und Sprachtheorie betont, dass Sprache eine besondere intellektuelle Leistung ist, die den Menschen von anderen Lebewesen abhebt, so dass die Forderung nach der KI-Forschung nicht vollkommen unberechtigt ist, wenn es um die elektronische Verarbeitung sprachlicher Semantik geht. Allerdings erteilt Bühler der KI-Forschung - zumindest der harten KI-These - eine klare Absage. Darum sollen unabhängig von der KI-Forschung Möglichkeiten elektronischer Sprachverarbeitung aufgezeigt werden. Grundlage dafür ist eine Rekonstruktion des sprachlichen Funktionsmodells (Organon-Modell), das konsequent auf das sprachliche Strukturmodell der grammatisch orientierten Linguistik angewendet wird. Während Bühler aufzeigt, dass bereits die linguistische Einheit des 'Phonems' gar nicht anders als semantisch begründbar ist und auch seinen Wortbegriff semantisch fundiert, soll aufgezeigt werden, inwieweit auch andere sprachliche Phänomene einer semantischen Begründung bedürfen, so etwa die grammatische Kategorie der Person. Anhand der grammatischen Kategorie der Person soll erläutert werden, inwieweit bereits in der sprachlichen Struktur die soziale Grundfunktion der menschlichen Sprache manifest wird und inwieweit Sprecher und Hörer eines Sprachzeichens oder Autor und Leser eines Textes in der sprachlichen Struktur Berücksichtigung finden. Von besonderem Interesse ist dabei das personaldeiktische Moment in der Flexion des finiten Verbums, das - bei konsequenter Anwendung der Bühlerschen Theorie - als Beleg der durchgängigen Verwendung des sprachlichen Zeigefeldes gelten kann. Zusammen mit Bühlers Modell des Sprachwerks, das eine dem Organon-Modell der Sprache entsprechende Dreiteilung aufweist und drei grundlegende Typen von Sprachwerken unterscheidet, werden Texte auf morphosyntaktischer Ebene auf ihre dominierende semantische Funktion untersucht, um so Rückschlüsse auf den jeweils vorliegendes Typus von Sprachwerk zu ziehen. Es ergibt sich so eine grundlegende Möglichkeit, schriftsprachliche Produkte einem dieser drei Typen von Sprachwerken zuzuordnen - oder sie als Sprechhandlungen abzugrenzen (etwa bei Chats, SMS, etc.). Es soll dann gezeigt werden, wie sich diese Bestimmungen in elektronischen Textdokumenten annotieren lassen, wie sie sich auswerten lassen und inwieweit so eine Funktionserweiterung herkömmlicher Websuchen erreicht werden kann, beispielsweise durch die Beschränkung der Suche auf einen bestimmten Typus von Text oder Sprachwerk, etwa auf wissenschaftliche Texte oder Sachtexte. 152 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Literatur Berners-Lee, Tim (1998): Semantic Web Road-map. <http://www.w3.org/Design Issues/Semantic.html>. Bühler, Karl (1927): Die Krise der Psychologie. Jena: Fischer. Bühler, Karl (1934): Sprachtheorie. Jena: Fischer. Carstensen et al. (2009): Computerlinguistik und Sprachtechnologie. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag. Lobin, Henning / Lemnitzer, Lothar (Hrsg.) (2004): Texttechnologie. Perspektiven und Anwendungen. Tübingen: Stauffenburg Verlag. Abstracts 153 Mi-Young Lee (Hamburg) Entstehung des syntaktischen Spannungsfeldes - Ein psycholinguistisches Konzept zur Erklärung der Produktionsschwierigkeiten in Bezug auf (deutsche) Wortstellungsregeln Sektion 2b Der Erwerb der deutschen Wortstellungsregeln stellt in der Spracherwerbsforschung ein besonders intensiv untersuchtes und kontrovers diskutiertes Thema dar, sowohl im Hinblick auf Transfer als auch vor dem Hintergrund möglicher Erwerbssequenzen. Ausgehend von der Frage, warum einige Wortstellungsregeln im Deutschen, z.B. Inversion (V2-Stellung in Sätzen z.B. mit vorangestellten Adverbien) oder SOV in Nebensätzen, den DaF-Lernern große Produktionsschwierigkeiten bereiten, während andere Regeln, wie beispielsweise SVO, keine großen Schwierigkeiten mit sich bringen, wurde von der Autorin ein psycholinguistisches Konzept zur Erklärung der Produktionsschwierigkeiten in Bezug auf (deutsche) Wortstellungsregeln formuliert. Demnach bilden sprachliche Elemente, die zusammen ein bestimmtes grammatisches Konzept realisieren (analytische Realisierung nach Schlegel), wie z.B. Subjekt und Verb in der Realisierung der Subjekt-Verb-Kongruenz im Deutschen, bei der Sprachproduktion Verarbeitungseinheiten, deren Form den Prozess des „feature copying“ im Sinne von Kempen und Hoenkamp (1987) reflektiert. In der Sprachproduktion werden aber solche Verarbeitungseinheiten oft durch die Anwendung bestimmter Wortstellungsregeln gestört. So entstehen für die Verarbeitung ungünstige Konstellationen, was dann zu häufigen Fehlern in der Produktion führt. Im Vortrag soll gezeigt werden, welche Verarbeitungseinheiten in Bezug auf die Produktion der deutschen Wortstellungsregeln als relevant zu betrachten sind, und wie diese Verarbeitungseinheiten durch Anwendung bestimmter Wortstellungsregeln gestört werden. Es wird erklärt, warum SVO die am einfachsten zu verarbeitende Struktur ist, während Klammer-Konstruktionen, Inversion oder SOV in Nebensätzen Produktionsschwierigkeiten bereiten, und zwar mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad, so dass beim L2-Erwerb eine Art von Erwerbssequenzen beobachtet werden. Gezeigt wird ferner, wie sich das morphosyntaktisch bedingte Entstehen und Auseinanderbrechen bestimmter Verarbeitungseinheiten auf der sprachrhythmischen Ebene in der Sprachproduktion widerspiegelt, so dass in frei gesprochenen Äußerungen sprachspezifische Segmentierung, z.B. in Form von Pausen, feststellbar ist. Aufgezeigt werden konkrete didaktische Steuerungsmaßnahmen zur Erleichterung der Anwendung der deutschen Nebensatzwortstellung in der DaF-Praxis, deren Umsetzbarkeit und Effektivität bereits in einer quasi-experimentell ausgerichteten empirischen Forschung überprüft wurden. Diskutiert werden außerdem einige weitere auf Wortstellung bezogene Phänomene beim L2-Erwerb, die sich ebenfalls mit dem Konzept „Bildung und Auseinanderbrechen der Verarbeitungseinheit“ erklären lassen, z.B. die Stellung der Negationswörter in 154 40. GAL 2010 „SprachRäume“ flektierenden Sprachen, SOV-Struktur im Französischen (*Je vois les.), Stellung bestimmter Adverbien im Englischen als L2: ( *We studied carefully the map. / *We studied the map carefully.), phrasal verbs im Englischen als L2 (*She wrote down it.) usw. Literatur Kempen, Gerard / Hoenkamp, Edward (1987): „An incremental procedural grammar for sentence formulation”, in: Cognitive Science 11: 95-147. Abstracts 155 Beate Lingnau (Bielefeld) Kommunikative Aneignung von Zeitungstexten in der Primarstufe Sektion 13 Mit der Zeitungslektüre wird auch und gerade selektives und nicht-lineares Lesen gefördert. Dieses gilt als Basis für die sinnvolle Nutzung aller Medien (Haage 2003). Zeitungsprojekte sind daher eine wichtige Schnittstelle zwischen Lese- und Medienkompetenz. Die OECD definiert Lesekompetenz als die Fähigkeit, Informationen aus geschriebenen Texten zu entnehmen, diese Texte zu verstehen und zu interpretieren sowie Inhalt und Form zu bewerten. In meinem Projekt soll die kommunikative Aneignung der Zeitungstexte im Unterricht fokussiert werden. Im Zusammenhang mit dem Erwerb von Lesekompetenz wird immer wieder die große Bedeutung von Anschlusskommunikation an die gelesenen Texte betont (Charlton / Sutter 2007, 2008; Hurrelmann 2008, 2002; Rupp 2009; Sutter 2009). Allerdings ist die Anschlusskommunikation oder die kommunikative Aneignung medialer Texte besonders im Bereich der Unterrichtskommunikation noch wenig erforscht. Diese Lücke möchte ich mit meiner Arbeit schließen und mithilfe videographischer Aufnahmen von Unterrichtssituationen im Rahmen des Projekts „Klasse! Kinder“ der Neuen Westfälischen Zeitung die Anschlusskommunikation an Zeitungstexte gesprächsanalytisch untersuchen. Dabei wird herausgearbeitet, wie in der Unterrichtssituation Wissenslücken oder Verständnisprobleme aufgedeckt und geschlossen werden, wie mediale Texte in die Lebenswelt der Kinder eingebunden und wie Lesestrategien kommunikativ expliziert werden. Literatur Charlton, Michael / Sutter, Tilmann (2007): Lese-Kommunikation. Mediensozialisation in Gesprächen über mehrdeutige Texte (= Kultur- und Medientheorie). Bielefeld: transcript. Cobb, Paul / Bauersfeld, Heinrich (1995): The emergence of mathematical meaning. Interaction in classroom cultures (= The Studies in mathematical thinking and learning series). Hillsdale, NJ: Erlbaum. Haage, Anne (2003): „Unterschätzte Leselust. Kinderseiten verschenken Chancen. Zeitungen müssen Grundschlukinder als Zielgruppe entdecken“, in: Rinsdorf, Lars (Hrsg.): Journalismus mit Bodenhaftung. Annäherungen an das Publikum (= Medien, 5). Münster: LIT. Hurrelmann, Bettina (22008): „Modelle und Merkmale der Lesekompetenz“, in: Bertschi-Kaufmann, Andrea (Hrsg.): Lesekompetenz - Leseleistung – Leseförderung (= Lehren lernen). Grundlagen, Modelle und Materialien. Seelze-Velber: Klett [u.a.]. Rupp, Gerhard (32009): „Empirisches Beispiel. Interpretation im Literaturunterricht“, in: Groeben, Norbert / Hurrelmann, Bettina (Hrsg.): Lesekompetenz. Bedingungen, Dimensionen, Funktionen (= Lesesozialisation und Medien). Weinheim: Juventa-Verl. Sutter, Tilmann (32009): „Anschlusskommunikation und die kommunikative Verarbeitung von Medienangeboten. Ein Aufriss im Rahmen einer konstruktivistischen Theorie 156 40. GAL 2010 „SprachRäume“ der Mediensozialisation“, in: Groeben, Norbert / Hurrelmann, Bettina (Hrsg.): Lesekompetenz. Bedingungen, Dimensionen, Funktionen (= Lesesozialisation und Medien). Weinheim: Juventa-Verl. Abstracts 157 Erika Linz (Siegen) Dialogizität und Nähesprachlichkeit. Face-to-Face-Gespräche als Leitbild gesprochener Sprache? Sektion 4 Wie etwa Fiehler et al. (2004) und Schwitalla (2006: 19) hervorgehoben haben, handelt es sich bei dem Terminus „gesprochene Sprache“ um einen Oppositionsbegriff, der den Bezug zum Begriff der geschriebenen Sprache notwendig voraussetzt. Dabei birgt die damit verbundene Vergleichsperspektive „das grundsätzliche Problem, gesprochene wie auch geschriebene Sprache der Tendenz nach (…) zu homogenisieren“ und den Blick zu wenig auf „die interne Differenzierung gesprochener Sprache“ zu richten (Fiehler et al. 2004: 12). Eben diese Homogenisierungstendenz lässt sich auch bei der von Koch / Oesterreicher vorgenommenen Abgrenzung von konzeptioneller Mündlichkeit und Schriftlichkeit beobachten, obwohl sie mit ihrer kontinualen Begriffsstimmung einer solchen Tendenz gerade entgegenzuwirken scheinen. Unter dem Begriffspaar „Sprache der Nähe“ vs. „Sprache der Distanz“ etablieren sie eine weitgehende Identifizierung des Gesprochenen mit dem Face-to-Face-Dialog, dem der gedruckte Text als schriftlicher Gegenpol entgegengesetzt wird. Durch die Spezifizierung der Parameter, die eine Nähesprachlichkeit kennzeichnen sollen, wird das private informelle Gespräch unter Vertrauten zum Prototyp mündlicher Kommunikation erhoben. Vernachlässigt werden mit dieser eingeschränkten Perspektivierung des Gesprochenen aber nicht nur all jene Formen der technisch vermittelten Kommunikation, die in heutigen Zeiten keineswegs mehr nur sekundäre Bedeutung haben und zunehmend auch die traditionellen Formen der Face-to-Face-Kommunikation durchdringen. Unbeachtet bleibt damit vielmehr meist auch, dass bereits auf der Ebene der Face-to-Face-Kommunikation eine Vielzahl genuin mündlicher Kommunikationsformen wie etwa Narrationen oder Rituale existieren, die sich gerade nicht durch nähesprachliche Parameter wie Dialogizität und Spontanität (Koch / Oesterreicher 2007) oder das häufig anführte Merkmal der Kurzlebigkeit (Fiehler et al. 2004: 22, 26f.) charakterisieren lassen. Bezogen auf die Frage nach medialen Einflussfaktoren tendiert eine prototypische Konzeption dazu, die Medialität des Gesprochenen auf spezifische Eigenschaften des Face-to-Face-Dialogs zu verkürzen oder, wie es das erklärte Bestreben von Koch und Oesterreicher ist, mediale Aspekte gar grundsätzlich auszuklammern und die gesprochene Sprache als Sprache der Nähe strikt von jeder medialen ‚Kontamination‘ zu ‚befreien‘. (Koch / Oesterreicher 2007: 350; vgl. auch Ágel / Hennig 2006). Vor diesem Hintergrund setzt der Vortrag bei den vermeintlich sekundären und randständigen Praktiken des technisch vermittelten und des nicht-dialogischen Sprechens an und geht von da aus der Frage nach, in welcher Weise sich die Medialität in der Verwendung gesprochener Sprache und der Ausbildung kommunikativer Praktiken niederschlägt. 158 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Literatur Fehrmann, Gisela / Linz, Erika (2009): „Eine Medientheorie ohne Medien? Zur Unterscheidung von konzeptioneller und medialer Mündlichkeit und Schriftlichkeit“, in: Birk, Elisabeth / Schneider, Jan G. (Hrsg.): Philosophie der Schrift. Tübingen: de Gruyter 123-143. Schwitalla, Johannes (32006): Gesprochenes Deutsch. Berlin: Erich Schmidt. Koch, Peter / Wulf Oesterreicher (2007): „Schriftlichkeit und kommunikative Distanz“, in: Zeitschrift für germanistische Linguistik 35: 346-275. Fiehler, Reinhard / Barden, Birgit / Elstermann, Mechtild / Kraft, Barbara (2004): Eigenschaften gesprochener Sprache. Tübingen: Narr. Ágel, Vilmos / Mathilde Hennig (2006): Grammatik aus Nähe und Distanz. Theorie und Praxis am Beispiel von Nähetexten 1650-2000. Tübingen: Niemeyer. Abstracts 159 Alja Lipavic Oštir (Maribor, Slowenien) Funktional mehrsprachig im 20. Jahrhundert in der Steiermark / Štajerska Sektion 8 (I) Das mehr als tausendjährige Zusammenleben der Slowenisch und Deutsch sprachigen Bewohner in der Steiermark als auch in den anderen Erbländern der Monarchie (Kärnten, Krain, Küstenland, Görz) reflektierte sowohl auf der Ebene der Lexik (zahlreiche Germanismen im Slowenischen, einige Slowenismen im Deutschen) als auch auf den Ebenen der Phonologie, Morphologie und Syntax (vgl. Lipavic Ostir 2010). Die politischen Geschehnisse im 19., vor allem aber im 20. Jh. veränderten dieses Bild, in der slowenischen Steiermark besonders stark nach dem I. Weltkrieg. So sank die Zahl der Deutsch sprachigen Bewohner in Maribor / Marburg an der Drau nach 1918 und das sogenannte Marburgerdeutsch wurde von den slowenischen steierischen Dialekten langsam verdrängt. Die Präsenz des Deutschen variierte in den nächsten Jahrzehnten und das Leben an der Grenze bedeutete einen funktional bestimmten Gebrauch von beiden Sprachen bis heute, was die im Beitrag vorgestellten Sprachbiographien zeigen. Das Ziel einer systematischer Bearbeitung dieser Biographien ist nicht nur das Dokumentieren eines sprachliches und kulturellen Erbes, das das Leben an der Grenze schildert, sondern die Anknüpfung der heutigen Vorstellungen vom funktionalen Bilingualismus innerhalb der Sprachenpolitik der EU und der Sprachenpolitik der einzelnen Länder Slowenien und Österreich an die Positionierungen beider Sprachen im 20. Jh. Eine solche Positionierung dient der Begründung der jetzigen Sprachenpolitik, der Entwicklung einer positiven Einstellung gegenüber der Mehrsprachigkeit und der Erhöhung vom Prestige des Deutschen als einer Sprache der Nachbarn mit Folgen auch für den Fremdsprachenunterricht (eine systematische Einführung von Frühspracherwerb und CLIL in deutscher Sprache in den Grenzregionen Steiermark, Kärnten und Übermurgebiet, eventuell auch Oberkrain). Im Beitrag werden der Rahmen für die Sprachbiographienanalyse und anschließend sowohl die Resultate der Analyse, gewonnen durch die Interviews mit einzelnen Informanten, als auch die Anknüpfung an die aktuelle Sprachenpolitik dargestellt. Literatur Franceschini, Rita. (Hrsg.) (2001): Biographie und Interkulturalität. Diskurs und Lebenspraxis. Tübingen: Stauffenburg. Franceschini, Rita / Miecznikowski, Johanna (2004): Leben mit mehreren Sprachen. Vivre avec plusieurs langues. Sprachbiographien. Frankfurt: Lang. Križman, Mirko (2002): „Mariborska nemščina“, in: Studia Historica Slovenica 2, 1: 151-178. Maribor. Zgodovinsko društvo. Lipavic Oštir, Alja (2010): „Grammaticalization and Language Contact between German and Slovene”, in: Nomachi, Motoki (Hrsg.) (im Druck): Grammaticalization in Slavic Languages: From An Areal and Typological Perspective. Sapporo: Hokkaido University. 160 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Andreas Lötscher (Olten) Der Flickenteppich als areales Muster in Dialektkarten: Alltagskommunikation und Diffusionstypen im Dialekt Themenbereich V Dialektkarten sind prototypische Darstellungen der Räumlichkeit von Sprachvariation. Die bloße Darstellung der Räumlichkeit einer einzelnen Variationserscheinung besagt für sich aber wenig; sie verlangt nach Interpretation. Einerseits können einzelne Karten als Konkretisierung allgemeinerer Raummuster betrachtet werden, wie das Hotzenköcherle (1984) exemplarisch für das Schweizerdeutsche durchführte. Jede Interpretation der Variation führt weiter in eine zeitliche Dimension mit gegensätzlichen Faktoren: Variation ist nur durch Neuerung und Veränderung zu erklären; dem steht das Bedürfnis nach Synchronisation sprachlichen Verhaltens (Schmidt 2005) entgegen. Das Zusammenwirken solcher antagonistischen Tendenzen manifestiert sich in Prozessen der Diffusion von varianten Formen (Haas 2010). Dialektkarten erscheinen so als Momentaufnahmen dynamischer Veränderungen der Räumlichkeit, die aber wiederum typische Raumbilder erzeugen wie „Wellenbilder“, „Staffelungen“, „Trichter“, „Keile“ usw. (s. z.B. Löffler 2003: 132). Interpretieren heißt so einzelne Kartenbildern allgemeinen Mustern zuordnen. In jedem Sprachatlas gibt es aber auch Karten, die sich als wahre „Flickenteppiche“ präsentieren und sich in ihrer Vielfalt und Unübersichtlichkeit einer solchen Eingliederung in umfassendere räumliche oder dynamische Muster widersetzen. In diesem Vortrag soll anhand von Wortkarten aus dem «Sprachatlas der deutschen Schweiz» die Frage nach der Interpretierbarkeit solcher Karten und den möglichen Hintergründen der arealen Zersplitterung gestellt werden. Eine eingehende Detailanalyse und ein Vergleich zwischen verschiedenen Beispielen zeigt, dass sachliche, historische und soziale Faktoren eine Rolle bei der Reichweite von Diffussionsprozessen eine Rolle spielen und dass die Diffusion neben einfacher formaler Übernahme auch manche Umwandlungsprozesse beinhaltet. Räumliche Variation ist im Einzelfall zufällig, nicht aber, aufs Ganze gesehen, die Vielfalt und Ausdehnung von Varianten und die Art der Variation an sich im Hinblick auf den Sachbereich und die Rolle, die er in der Alltagskommunikation spielt. Literatur Haas, Walter (2010): „A study on areal diffusion“, in: Auer, Peter / Schmidt, Jürgen Erich (Hrsg.): Language and Space. Berlin / NewYork: de Gruyter 649-667. Hotzenköcherle, Rudolf (1984): Die Sprachlandschaften der deutschen Schweiz. Aarau: Sauerländer. Löffler, Heinrich (2003): Dialektologie. Tübingen: Narr. Schmidt, Jürgen Erich (2005): „Sprachdynamik“, in: Eggers, Eckhard / Schmidt, Jürgen / Stellmacher, Erich (Hrsg.): Moderne Dialekte, Neue Dialektologie. (Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik. Beihefte 130). Stuttgart: Steiner 15-44. Abstracts 161 Michael Mann (Erlangen-Nürnberg) Überlegungen zur Wörterbuchbenutzungsforschung bei InternetFachwörterbüchern Sektion 2a Das diesjährige Sektionsthema, die Wörterbuchbenutzungsforschung, ist mit Wiegand (1998: 6) eines der vier Hauptforschungsgebiete der Wörterbuchforschung, und damit auch der Internet-Wörterbuchforschung und der Fach-Wörterbuchforschung. Diese zentrale Stellung im System des Fachs spiegelt sich jedoch nur ansatzweise in einschlägigen Publikationen wider: Während zur Benutzung gedruckter (mono- oder bilingualer) Sprachwörterbücher wenn nicht viele, so doch einige gründliche Untersuchungen und mit der oben genannten Arbeit von Wiegand auch detaillierte methodische Überlegungen vorliegen, ist die Benutzung gedruckter Fachwörterbücher kaum untersucht, und auch die Benutzung von Internet-Sprachwörterbüchern ist noch wenig erforscht. Für Internet-Fachwörterbücher gilt entsprechend dasselbe. Im Rahmen des Vortrags wird gezeigt, in welchen Bereichen die Wörterbuchbenutzungsforschung bei Internet-Fachwörterbüchern auf bestehende Erkenntnisse der Printwörterbuchforschung zurückgreifen kann und welche neuen Überlegungen erforderlich sind, um zum einen den Bereich des Internets, zum anderen den Bereich des Fachlichen abdecken zu können: Der Internetbereich zeichnet sich insbesondere durch die Möglichkeit der dynamisch-variablen Datenpräsentation und -strukturierung aus; im Bereich des Fachlichen können Modelle fachsprachlicher Gliederungen (vgl. etwa Roelcke 2005: 32-42), insbesondere der vertikalen Schichtung, eine Grundlage für die Ermittlung benutzerspezifischer Anforderungen an ein Wörterbuch darstellen. Beide genannten Möglichkeiten, die Variabilität im Internet und die Schichtung im Fach, können jeweils füreinander nutzbar gemacht werden. Beide werfen jedoch im Rahmen der Konzeption eines Wörterbuchs auch Fragen auf: Mögliche Reaktionen der Benutzer auf dynamische Präsentationsformen sind zu berücksichtigen und das Informationsdesign (vgl. etwa Weber 2008) adäquat zu wählen; die Granularität einer fachlichen Schichtung muss bestimmt werden. Zur Diskussion gestellt werden Überlegungen, wie diese Punkte im Rahmen einer Befragung geklärt werden können. Literatur Roelcke, Thorsten (22005): Fachsprachen (= Grundlagen der Germanistik 37). Berlin: Erich Schmidt. Weber, Wibke (Hrsg.) (2008): Kompendium Informationsdesign. Berlin / Heidelberg: Springer. Wiegand, Herbert Ernst (1998): Wörterbuchforschung. Untersuchungen zur Wörterbuchbenutzung, zur Theorie, Geschichte, Kritik und Automatisierung der Lexikographie. 1. Teilbd. Berlin / New York: de Gruyter . 162 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Christoph Marx / Marek Nekula (Regensburg) Sprachplanung in grenzregionalen Organisationen Sektion 8 (II) Der Beitrag, der im Rahmen meiner Dissertation entsteht, befasst sich mit der Sprachplanung in grenzüberschreitend tätigen Organisationen. Anhand von Beispielen aus dem bayerisch-böhmischen Grenzraum werden zunächst die wesentlichen Einflussfaktoren für die Sprachverwendung in derartigen Organisationen dargestellt (sprachlich, geographisch, strukturell etc.). Anhand der Statusplanung dieser Organisationen kann gezeigt werden, dass diese sich im deutsch-tschechischen Grenzraum als bilinguale deutsch-tschechische Organisationen verankern. Dadurch werden zahlreiche sowohl reale als auch virtuelle Sprachkontakträume geschaffen (z. B. Veranstaltungen, Publikationen, Gebäude, Karten, Installationen etc.). Eine symmetrische Sprachverwendung in der Außendarstellung wird dabei als Mittel genutzt, die Grenze zum einen zu konstruieren und erfahrbar zu machen, gleichzeitig im Akt der Übersetzung aber zu dekonstruieren und zu überschreiten. Die äußere und teilweise symbolische Zweisprachigkeit projiziert sich auch auf die innere Kommunikation dieser Organisationen (z. B. Dolmetscher, Mitarbeiter aus dem Nachbarland, Weiterbildung in der Sprache des Nachbarn), so dass aus den betrachteten Organisationen selbst ein Ort des Sprachkontakts, ein Grenzraum wird. So zeigt der Beitrag, wie Bilingualität in grenzregionalen Organisationen ein wesentliches Element der Konstruktion und Kommunikation organisationaler Identität darstellt und welche konkreten Folgen dies für die Ausgestaltung interner und externer Kommunikationsprozesse in derartigen Organisationen hat. Literatur Bachmann-Medick, D. (2006): Cultural Turns. Neuorientierungen in den Kulturwissenschaften. Reinbeck bei Hamburg: Rowohlt. Marx, Christopher / Nekula, Marek (2010): „Konzeptualisierungen der Grenze in deutsch-tschechischen Organisationen“, in: Brunnbauer, Ulf / Dokoupil, Jaroslav / Meinke, Markus (Hrsg.): Die tschechisch-bayerische Grenze im kalten Krieg in vergleichender Perspektive. Regensburg: Stadtarchiv Regensburg, im Druck. Nekula, Marek / Marx, Christoph / Šichová, Katerina (2009): „Sprachsituation in Unternehmen mit ausländischer Beteiligung in der Tschechischen Republik“, in: Sociolinguistica 23: 53-85. Nekvapil, Jiří / Nekula, Marek (2006): „On language management in multinational companies in the Czech Republic“, in: Current Issues in Language Planning 7: 307327. 7 Der Beitrag entsteht im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projektes ‚Komplexitätsmanagement durch geisteswissenschaftliche Expertise. Übersetzungszwänge und Übersetzungspraxen in Organisationen im bayerisch-böhmischen Grenzgebiet.‘ Nähere Informationen zu diesem Projekt finden sich unter <www. grenzorganisationen.de>. Abstracts 163 Oppenrieder, Wilhelm / Thurmair, Maria (2002): „Sprachidentität im Kontext von Mehrsprachigkeit“, in: Janich, Nina / Thim-Mabrey, Christiane (Hrsg.): Sprachidentität. Identität durch Sprache. Tübingen: Gunter Narr 39-60. 164 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Gary Massey / Peter Jud (Winterthur) Translatorische Recherchierkompetenz im Informationszeitalter: eine prozessorientierte Untersuchung zum Suchmaschinenverhalten von ÜbersetzerInnen Sektion 10 In theoretischen Modellen der Übersetzungskompetenz (vgl. PACTE 2009, Göpferich 2009) sowie in der europäischen Norm Übersetzungs-Dienstleistungen – Dienstleistungsanforderungen (DIN EN 15058:2006) und im Kompetenzprofil von Translatoren des EMT-Netzes (EMT-Expertengruppe 2009) nimmt Instrumental-, Informations- bzw. Recherchierkompetenz eine zentrale Stellung ein. Langsam beginnt auch die lexikographische, didaktische und kognitive Übersetzungsforschung (vgl. Alves / Campos 2009; Massey / Ehrensberger-Dow 2009; PACTE 2009; Pinto / Sales 2008; White et al. 2008) sich damit zu befassen, wie ÜbersetzerInnen mit dem schnell wachsenden Angebot an Recherchiertools, Wissensressourcen und sprachlichen Nachschlagewerken (vgl. Alcina 2008) umgehen. In diesem Beitrag berichten wir über erste Ergebnisse eines prozessorienterten Forschungsprojekts zum Suchmachinenverhalten von ÜbersetzerInnen. Der multimethodische Ansatz der Untersuchung, die einen Teil des breiter angelegten Projekts Capturing Translation Processes (vgl. Ehrensberger-Dow / Massey 2008; Ehrensberger-Dow / Perrin 2009) am Institut für Übersetzen und Dolmetschen der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaft bildet, umfasst Interviews, Umfragen, retrospektive Kommentierungen, Screen-Recording und Eye-Tracking. Durch die Triangulierung der erhobenen Daten gewinnen wir wichtige Erkenntnisse über das Problembewusstsein der beteiligten ÜbersetzerInnen, ihre technische Kompetenz, die von ihnen angewandten Suchverfahren und –strategien sowie die Rezeption der von der Suchmaschine gelieferten Resultate. Die kontrastive quantitative und qualitative Analyse der Recherchierpraktiken von ÜbersetzerInnen auf unterschiedlichen Erfahrungsstufen und in verschiedenen Arbeitsumgebungen wird uns erlauben, die Aus- und Weiterbildung von ÜbersetzerInnen im Umgang mit dem am meisten genutzten Recherchiertool des heutigen Informationszeitalters gezielter, effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Literatur Alcina, Amparo (2008): „Translation technologies: scope, tools and resources”, in: Target 20, 1: 79-102. Alves, Fabio / Campos, Tânia Liparini (2009): „Translation technology in time: investigating the impact of translation memory systems and time pressure on types of internal and external support”, in: Göpferich, Susanne / Jakobsen, Arnt Lykke / Mees, Inger M. (Hrsg.), Behind the Mind: Methods, Models and Results in Translation Process Research, (= Copenhagen Studies in Language 37). Copenhagen: Samfundslitteratur 191-218. DIN EN 15038: 2006. Übersetzungs-Dienstleistungen – Dienstleistungsanforderungen. Brüssel: Europäisches Komitee für Normung. Abstracts 165 Ehrensberger-Dow, Maureen / Massey, Gary (2008): „Exploring translation competence by triangulating empirical data”, in: Norwich Papers 16: 1-20. Ehrensberger-Dow, Maureen / Perrin, Daniel (2009): „Capturing translation processes to access metalinguistic awareness”, in: Across Languages and Cultures 10, 2: 275288. EMT-Expertengruppe (2009): Kompetenzprofil von Translatoren, Experten für die mehrsprachige und multimediale Kommunikation. Brüssel: Europäische Kommission. Göpferich, Susanne (2009): „Towards a model of translation competence and its acquisition: the longitudinal study TransComp”, in: Göpferich, Susanne / Jakobsen, Arnt Lykke / Mees, Inger M. (Hrsg.), Behind the Mind: Methods, Models and Results in Translation Process Research, (= Copenhagen Studies in Language 37). Copenhagen: Samfundslitteratur 12-37. Massey, Gary, / Ehrensberger-Dow, Maureen (2009): „Investigating Information Literacy: A Growing Priority in Translation Studies”, in: Paper presented at Translation Studies: Moving In – Moving On Conference, University of Eastern Finland, Joensuu, December 10-12, 2009. PACTE (2009): „Results of the validation of the PACTE translation competence model: acceptability and decision making”, in: Across Languages and Cultures 10, 2: 207230. Pinto, Maria / Sales, Dora (2008): „Towards user-centred information literacy instruction in translation: The view of trainers”, in: The Interpreter and Translator Trainer 2: 47-74. White, Marilyn Domas / Matteson, Miriam / Abels, Eileen G. (2008): „Beyond dictionaries: Understanding information behavior of professional translators“, in: Journal of Documentation 64, 4: 576-601. 166 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Lyubomyr Matsekh-Ukrayinskyy (Erlangen-Nürnberg) Valenz der Adjektive im Kontext der Frametheorie Sektion 2b Laut der Frame-Theorie (Fillmore 1968; Minsky 1977; Barsalou 1992) ist das menschliche Wissen über die Welt in Form von Frames aufgebaut und entsprechend organisiert. Das Frame schafft einen Rahmen, der bedingt durch seine Struktur alle für ihn möglichen Sachverhalte umfasst. Dieser Rahmen steht für Zusammenhänge menschlichen Wissens über die Welt bezogen auf die Bedeutung der im Frame enthaltenen Prädikate. Neben den Prädikaten gehören zu einem Frame unter anderem die semantischen Kasus, die auf der semantischen Ebene die kognitiven Konzepte, Argumente repräsentieren. Jedes Frame hat eine bestimmte Anzahl dieser Kasus. Das Frame kann viele Prädikate enthalten, die ihrerseits die semantischen Kasus aus dem Frame nutzen, um die Proposition herzustellen. Die Bedeutung des konkreten Prädikats entscheidet über die Anzahl der semantischen Kasus, die das Prädikat in der Proposition realisiert. Auf der syntaktischen Ebene werden sie dann entweder durch obligatorische oder fakultative Komplemente realisiert. Es wird generell davon ausgegangen, dass die stark perspektivierten Argumente mit dem Prädikat stark assoziiert werden und auf der syntaktischen Ebene obligatorische Komplemente sind. Schwach perspektivierte Argumente werden schwach mit der Prädikatsbedeutung assoziiert und treten deshalb als fakultative Komplemente auf. Im Beitrag werden mithilfe des Frames „Emotion directed“ der Aufbau eines Frames dargestellt, die dazu gehörenden Prädikate, die semantischen Kasus und ihre Realisierung auf der syntaktischen Ebene beschrieben. Der Akzent wird auf die Adjektive mit präpositionaler Rektion gelegt, die in diesem Frame als Valenzträger auftreten. Die Untersuchung basiert auf dem Belegmaterial aus dem COSMAS II-Korpus des Instituts für deutsche Sprache Mannheim. Literatur Barsalou, Lawrence W. (1992): „Frames, Concepts, and Conceptual Fields“, in: Lehrer Adrienne / Kittay Eva Feder (Hrsg.): Frames, Fields, and Contrasts. Hillsdale New Jersey: LEA 21-74. Fillmore, Charles (1968): „The Case for Case“, in: Bach, E. / Harms, R. T. (Hrsg.): Universals in Linguistic Theory. New York: Holt, Rinehart and Winston 1-88. Gansel, Christina (2003): „Valenz und Kognition“, in: Vilmos, Agel u. a. (Hrsg.): Dependenz und Valenz. Ein internationales Handbuch der zeitgenössischen Forschung. Bd. 1. Berlin / New York: Walter de Gruyter 422-444. Minsky, Marvin (1977): „Frame-system theory“, in: Hg. von Johnson-Laird, Philip N. / Wason, Peter Cathcart (Hrsg.): Thinking: Readings in Cognitive Science. Cambridge: Cambridge University Press 355-376. Abstracts 167 Christiane Meierkord (Bochum) Englisch in Schwedens Sprachökologien - universitäre und alltägliche Kontexte Themenbereich II Schweden war, ähnlich wie Deutschland, traditionell ein eher monolinguales Land, wenn gleich unterschiedliche sprachliche Minoritätengruppen existieren, z.B. die Saami. In den letzten Jahrzehnten haben Globalisierung, die wachsende Bedeutung der Europäischen Union und deren Mobilitätsförderung sowie wachsende Immigration zu signifikanten Veränderungen im sprachlichen Profil des Landes geführt. Hierzu gehört auch, dass sich die Verbreitung und die Verwendung des Englischen verändert haben. In Schweden ist Englisch heute nicht nur im Wirtschaftsbereich, sondern auch im Bildungswesen, insbesondere im Tertiärbereich, aber auch in den Medien als lingua franca weit verbreitet. Aufbauend auf einem kurzen Einblick in die gesellschaftlichen Veränderungen Schwedens, die Geschichte der Mehrsprachigkeit mit Englisch in Schweden sowie Entwicklungen in der Sprachpolitik des Landes will der Vortrag aktuelle Tendenzen in Schweden, welches erst vor wenigen Monaten das Schwedische als offizielle Sprache in seiner Verfassung verankert hat, diskutieren. Der Fokus liegt hierbei auf den jüngsten Tendenzen, die sich außerhalb des akademischen Bereichs und der Wirtschaft abzeichnen. Um diese Tendenzen sichtbar zu machen, wurden 2009 qualitative Interviews mit Stockholmer Bürgern unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Herkunft durchgeführt. Die sehr reichhaltigen Daten erlauben Rückschlüsse auf die Sprachökologie(n) Stockholms, auf die sprachlichen Präferenzen von ethnischen Schweden sowie von Personen mit Migrationshintergrund, und auf die Funktion des Englischen als lingua franca an Stockholms Universitäten und „at the grassroots“. Literatur Hult, Francis M. (2004): „Planning for multilingualism and minority language rights in Sweden”, in: Language Policy 3, 2. Oakes, Leigh (2001): Language and National Identity: Comparing France and Sweden. Amsterdam: Benjamins. Stroud, Christopher (2004): „Rinkeby Swedish and semilingualism in language ideological debates: A Bourdieuean perspective”, in: Journal of Sociolinguistics, 8, 2: 196-214. 168 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Matthias Meiler (Chemnitz) Das Kleinplakat – eine übersehene Kommunikationsform Sektion 5 Wie das Rahmenthema der Tagung deutlich zeigt, sind die Kategorien ‚Ort‘ und ‚Raum‘ auch in der Linguistik zu attraktiven Forschungsgegenständen avanciert. Die Gesprächsforschung, wie auch die Textlinguistik rücken perspektivenreich die vielfältigen Beziehungen in den Blickpunkt ihrer Analysen, welche mit Sprache und Kommunikation u.a. auf Lokalität und (Interaktions-)Raum beobachtbar werden (siehe z.B. Fix 2008 und Schmitt 2007). Aber ein besonderes Forschungsfeld wurde bisher kaum systematisch untersucht und das, obwohl die Datenlage und -zugänglichkeit hier besonders günstig und naheliegend erscheint – gerade vor dem Hintergrund dieser Tagung (eine erste anschlussfähige und systematische Perspektive dafür bietet Domke i.V.). Einem besonderen Phänomen dieser Textwelt, der Textwelt des öffentlichen Raumes freilich, will sich mein Vortrag widmen, indem er das Kleinplakat als Kommunikationsform, d.h. als mediale Parameterkonstellation mit spezifischen soziokulturellen Implikationen, beschreibt (siehe z.B. Holly 1996). Das so begreifbare Kleinplakat prägt das Bild unserer Städte seit geraumer Zeit und scheint zu einem festen Bestandteil schriftlich fixierter, ortsgebundener Kommunikation im öffentlichen Raum geworden zu sein. Dabei lassen sich drei Ausprägungen dieser Kommunikationsform ausmachen, welche als legal, quasi-legal oder illegal markiert und so in je spezifische Diskurszusammenhänge gestellt sind. Aber gerade ihre jeweilige Ortsgebundenheit (z.B. durch das Angebrachtsein an Ampelmasten oder Bäumen, in öffentlichen Toiletten oder Institutionen) setzt die kommunizierten Inhalte in komplexe transkriptive Relationen (vgl. Jäger 2004) zum materialiter gegebenen Ort. Mit dem Aufdecken dieser mannigfaltigen Zusammenhänge soll ein Beitrag dazu geleistet werden, auch den öffentlichen Raum als medialen Diskursraum zu verstehen, welcher durch unterschiedlich qualifizierte Kulturpraktiken entscheidend bestimmt ist (vgl. Posner 1991). Literatur Domke, Christine (i.V.): „Texte im öffentlichen Raum. Überlegungen zur Ausdifferenzierung medienvermittelter Kommunikation am Beispiel von Bahnhöfen und Innenstädten“, in: Gloning, Thomas / Lehnen, Kathrin (Hrsg.): Mediengattungen. Tagungsband zur GAL/DGPuK-Tagung im Februar 2009 in Gießen (= Interactiva). Frankfurt / New York: Campus. Fix, Ulla (2008): „Nichtsprachliches als Textfaktor: Medialität, Materialität, Lokalität“, in: Zeitschrift für germanistische Linguistik 36:. 343-354. Holly, Werner (1996): „Alte und neue Medien. Zur inneren Logik der Mediengeschichte“, in: Rüschoff, Bernd /Schmitz, Ulrich (Hrsg.): Kommunikation und Lernen mit alten und neuen Medien. Beiträge zum Rahmenthema „Schlagwort Kommunikationsgesellschaft“ der 26. Jahrestagung der Gesellschaft für Angewandte Linguistik GAL e.V. (= forum Angewandte Linguistik 30). Frankfurt a. M. et al.: Lang 9-16. Abstracts 169 Jäger, Ludwig (2004): „Die Verfahren der Medien: Transkribieren – Adressieren – Lokalisieren“, in: Fohrmann, Jürgen / Schüttpelz, Erhard (Hrsg.): Die Kommunikation der Medien. Tübingen: Niemeyer 69-79. Posner, Ronald (1991): „Kultur als Zeichensystem. Zur semiotischen Explikation kulturwissenschaftlicher Grundbegriffe“, in: Assmann, Aleida / Harth, Dietrich (Hrsg.): Kultur als Lebenswelt und Monument. Frankfurt a.M.: Fischer 37-74. Schmitt, Reinhold (Hrsg.) (2007): Koordination. Analysen zur multimodalen Interaktion (= Studien zur deutschen Sprache 38). Tübingen: Narr. 170 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Luca Melchior (Graz) / Fabio D’Agostini (München) Benutzest du noch oder usest du schon? Wünsche, Anforderungen und Probleme bei der Benutzung und (Mit)Gestaltung eines halbkollaborativen Wörterbuches Sektion 2a Dass ein bi-univokes Abhängigkeitsverhältnis zwischen Lexikograph und Wörterbuchbenutzer besteht, ist eine Tatsache in der Lexikographie. Die reziproke Abhängigkeit wird aber bei online-Wörterbüchern wie den bilingualen Wörterbüchern von LEO besonders deutlich, die – wenn sie auch keine kollaborativen Wörterbücher im Sinne von Abel (2006) sind, und auch nicht auf dem Modell der freien Enzyklopädie Wikipedia basieren (vgl. Kuhlen 2005) – als halb-kollaborative Wörterbücher (vgl. Melchior 2009) definiert werden können. Halb-kollaborativ bedeutet, dass die Wörterbuchbenutzer bei der Mitgestaltung des Wörterbuchs selbst stärker involviert sind: Sie können die Wörterbuchmacher nicht nur auf mögliche „materielle“ Fehler (Tippfehler, doppelte Einträge, usw.) aufmerksam machen, sondern sie können (und werden dazu aufgefordert) über das ihnen zur Verfügung gestellte Forum Anregungen zur Wortschatzerweiterung, zur Änderung der vorhandenen Einträge, zur Dia-Markierung derselben und auch zur (graphischen, inhaltlichen und konzeptionellen) Struktur und Gestaltung des Wörterbuchs einbringen sowie Vorschläge für Neueinträge bzw. Wortschatzschenkungen tätigen. Das (Erfolgs-)Konzept von LEO basiert auf der stetigen Interaktion zwischen Wörterbuchmachern und Wörterbuchbenutzern. Vom Autor (Experte) entworfen und gepflegt, ist ein halb-kollaboratives Wörterbuch in diesem Sinne ein Werkzeug, welches durch die Duplizität der Rolle User / Informant eine erhöhte Authentizität und Transparenz der sprachlichen (aber auch metasprachlichen und perzeptiven) Daten, die durch Interaktion im Forum gewonnen werden, erzielen will. Hinter solch einem Modell verbergen sich aber auch Schwierigkeiten, die auf unterschiedlichen Konzeptionen des Wörterbuchs beruhen. Je nachdem, wie der User das Wörterbuch benutzt, hat er / sie unterschiedliche Ansprüche: Das bilinguale Lexikon soll demnach allgemeines Nachschlagewerk, Sprachführer für den Urlaub, Auffangbecken für sämtliche Sprachneuerungen oder konservatives Normativwerk, Sprachlehrbuch oder Fachwörterbuch sein. Doch kann der Wörterbuchmacher nicht all diesen unterschiedlichen Ansprüchen gerecht werden: Technische und konzeptionelle Probleme, sowie die eigene Vorstellung von Wörterbüchern bedingen die Gestaltung des Wörterbuchs – und können teilweise zu für den User schwer verständlichen Lösungen führen. Aufgrund von in der Arbeitspraxis erlebter Interaktion zwischen Lexikograph und Usern werden wir zeigen, wie vielfältig das Publikum eines online-Wörterbuchs wie LEO ist, und wie die unterschiedlichen Ansprüche, die die Nutzer an das Wörterbuch stellen, von verschiedenen Zugängen zum Wörterbuch bestimmt sind. Wir werden Probleme (und Möglichkeiten) aus diesem Bereich aufzeigen, sowie mögliche Lösungsansätze präsentieren. Abstracts 171 Literatur Abel, Andrea (2006): „Elektronische Wörterbücher: Neue Wege und Tendenzen”, in: San Vicente, Felix (Hrsg.): Lessicografia bilingue e traduzione: metodi, strumenti, approcci attuali, Monza / Milano: Polimetrica 35-55. Kuhlen, Rainer (2005): „Wikipedia – Offene Inhalte im kollaborativen Paradigma – eine Herausforderung auch für Fachinformation”, <http://www.inf-wiss.uni-konstanz .de/People/RK/MATERIALIEN/Publikationen2005/wikipedia_141005.pdf> [06. 01.2009]. Melchior, Luca (2009): „’Frocio’, ’checca’, ’morosa’ e... un problema lessicografico“, in: Italienisch 62: 67-88. 172 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Thomas Metten (Koblenz) Zur medialen Konstitution von Diskursen. Ansätze zur diskursanalytischen Untersuchung kultureller Sphären am Beispiel des Vulkanausbruchs in Island Themenbereich III Die medientheoretische Diskussion der vergangenen Jahre hat zu einer Fortführung des linguistic turn geführt. Seither wird Sprache nicht nur als Zeichensystem, sondern auch als Medium konzipiert. Meinem Vortrag liegt anschließend an diese Diskussion ein medientheoretisches Verständnis von Sprache zu Grunde, wie es sich hervorgehend aus der Medienphilosophie Jacques Derridas formulieren lässt. Sprachliche Handlungen sind insofern Bestandteil eines medialen Apriori, das als die Gesamtheit der Vermittlungsprozesse in Kulturen verstanden wird und somit ein Grundmoment der Herausbildung von Kulturen bildet. Die vielfältigen medialen Vermittlungsprozesse sind dabei auch gekennzeichnet durch die wechselseitige Übersetzung verschiedener medialer Verfahren in je andere Formen der Vermittlung (wie Schrift, Bild, Musik, Film etc.). Im Anschluss an diese grundlagentheoretischen Überlegungen zeigt der Vortrag anhand einer konkreten Analyse des Diskurses um den Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull, inwiefern die medialen Vermittlungsprozesse zur Konstitution von Räumlichkeit beitragen und wie diese analysiert werden können. Räumlichkeit wird hier nicht als von der Erfahrung unabhängige Kategorie verstanden, sondern als kulturelle Sphäre, die durch mediale Prozesse und Dynamiken der Vermittlung bedingt ist. Mit dem Begriff der Sphäre liegt dem Vortrag somit ein nicht-repräsentationelles Raumverständnis zugrunde, mittels dessen die sprachlich-mediale Konstitution kulturell gebundener Vorstellungen untersucht werden kann. Eine solche sprachlich-mediale Untersuchung von Diskursen versteht sich daher als Beitrag zu einer kulturwissenschaftlichen Analyse gemeinschaftlicher Orientierungen, die je an bestimmte Bilder, Aussagen, Karten und Berichte etc. gebunden sind. Insofern zielt eine solche diskursanalytische Untersuchung auf die konkrete Analyse anschaulich gegebener Ordnungen des Erlebens ab, wobei insbesondere die Materialität der medialen Erscheinungen sowie die damit verbundene Sinnlichkeit berücksichtigt werden. Auf diesem Weg vermittelt der Vortrag die medienphilosophische Perspektive Jacques Derridas mit der diskursanalytischen Sicht Michel Foucaults, um zu zeigen, inwiefern die linguistische Diskurstheorie nicht ohne ein Verständnis der medialen Bedingungen von Diskursen auskommt. Literatur Böhme, Gernot (1995): Atmosphäre. Essays zur neuen Ästhetik. Frankfurt a.M.: Suhrkamp. Derrida, Jacques (1983): Grammatologie. Frankfurt a.M.: Suhrkamp. Derrida, Jacques (2000): Die Schrift und die Differenz. Frankfurt a.M.: Suhrkamp. Foucault, Michel (1974): Die Ordnung der Dinge. Frankfurt a.M.: Suhrkamp. Abstracts 173 Foucault, Michel (1981): Archäologie des Wissens. Frankfurt a.M.: Suhrkamp. Foucault, Michel (2003): Die Ordnung des Diskurses. Mit einem Essay von Ralf Konersmann. Frankfurt a.M.: Fischer Verlag. Hermanns, Fritz (2007): „Diskurshermeneutik“, in: Warnke, Ingo H. (Hrsg.): Diskurslinguistik nach Foucault. Berlin / New York: de Gruyter 187-210. Kazig, Rainer (2007): „Atmosphären – Konzept für einen nicht-repräsentationellen Zugang zum Raum“, in: Berndt, Christian / Pütz, Robert (Hrsg.): Kulturelle Geographien. Zur Beschäftigung mit Raum und Ort nach dem Cultural Turn. Bielefeld: transcript. Teubert, Wolfgang / Busse, Dietrich (1994): „Diskurs ein sprachwissenschaftliches Objekt? Überlegungen zu einer linguistischen Diskurssemantik“, in: Busse, Dietrich / Hermanns, Fritz / Teubert, Wolfgang (Hrsg.): Zeichengeschichte, Begriffsgeschichte, Diskursgeschichte. Opladen: Westdeutscher Verlag 10-28. Warnke, Martin / Spitzmüller, Jürgen (2008): „Methoden und Methodologie der Diskurslinguistik – Grundlagen und Verfahren einer Sprachwissenschaft jenseits textueller Grenzen“, in: Warnke, Martin / Spitzmüller, Jürgen (Hrsg.): Methoden der Diskurslinguistik. Sprachwissenschaftliche Zugänge zur transtextuellen Ebene. Berlin / New York: de Gruyter 3-54. 174 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Christine Möller (Paderborn) Kohäsive Mittel und ihre Entwicklung bei L2-Lernern im Grundschulalter unter besonderer Berücksichtigung der Raumkonstitution Themenbereich VI Die Untersuchung kohäsiver Mittel hat eine lange Tradition in der Textlinguistik, während ihre Funktion als raumkonstituierende Textelemente in der Linguistik erst seit vergleichsweise kurzer Zeit betrachtet wird. Darüber hinaus wurden beide Bereiche jedoch fast ausschließlich in erstsprachlichen Texten untersucht. Der Gebrauch von kohäsiven Mitteln durch Zweitsprachenlerner stellt ein sehr junges Forschungsgebiet dar, zu dem bisher nur wenige empirische Studien vorliegen – besonders in Bezug auf junge L2-Lerner. Die Studie, deren Ergebnisse hier vorgestellt werden, soll helfen, diese Lücke zu schließen. Untersucht wurden die narrativen Texte von Erst- (N=34) und Viertklässlern (N=32) eines englischen Immersionsprogramms in Deutschland. Die mündlichen Textproduktionen dieser Lerner, die mit Hilfe einer Bildergeschichte jeweils am Ende des Schuljahres elizitiert wurden, wurden auf den Gebrauch von Referenzen, Konnektiven, Substitutionen, Ellipsen und lexikalischer Kohäsion untersucht. Zusätzlich zur Entwicklung der Unterkategorien wurde die Gesamtdichte der kohäsiven Mittel betrachtet. Neben der Entwicklung von der ersten zur vierten Klasse wurde für jede dieser abhängigen Variablen wiederum getestet, inwiefern sich Unterschiede nach Geschlecht und Vorkenntnisgruppe (monlinguale vs. bilinguale Kindertagesstätte) ergeben. In diesem Vortrag werden zuerst einmal exemplarisch einige der raumkonstituierenden kohäsiven Mittel und deren sprachliche Realisierung durch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vorgestellt, zum Beispiel demonstrative Referenzen und temporale Konnektive. Danach soll ein Überblick gegeben werden, wie sich der Gebrauch der kohäsiven Mittel von der ersten zur vierten Klasse verändert. Abstracts 175 Heiko Motschenbacher (Frankfurt) Die diskursive Verhandlung europäischer Identität im Eurovision Song Contest Sektion 7 & 15 Der Vortrag liefert einen Werkstattbericht aus dem Forschungsprojekt "Language and European Identity Formation", das sich mit der diskursiven Konstruktion europäischer Identität und deren Interrelation mit nationaler und sexueller Identitätsverhandlung befasst. Europäische Identitätsdiskurse sind bislang hauptsächlich in EU-politischen Kontexten untersucht worden (z.B. Wodak 2004, 2007). Das vorliegende Projekt beschäftigt sich hingegen mit Sprachdaten aus einem Kontext pan-europäischer Fernsehöffentlichkeit, dem Eurovision Song Contest. Im Gegensatz zu einer homogenisierenden Identitätskonstruktion, wie sie für die Nation als "imagined community" (Anderson 1991) typisch ist (Schreiner 2006), wird zeitgenössische europäische Identitätsbildung eher mit dem Slogan "unity in diversity" in Verbindung gebracht. Folglich ist anzunehmen, dass es sich bei europäischer Identitätsbildung nicht um eine bloße Übertragung nationaler Konstruktionsmechanismen auf einen größeren europäischen Bereich handelt. Die Analyse zeigt, dass europäische Identität im Rahmen des Eurovision Song Contest zum einen direkt konstruiert wird, nämlich durch Verweise auf "Europa" in der Präsentation des Wettbewerbs und in den dargebotenen Performances. Daneben findet aber auch eine indirekte europäische Konstruktion statt, die sich in der historischen Entwicklung der Sprachenwahl im Wettbewerb widerspiegelt und von einer Schwächung nationaler Normmechanismen zeugt. Stattdessen tritt das Experimentieren mit Sprache(n) in den Vordergrund einer als poststrukturalistisch zu charakterisierenden Identitätsbildung, die als formgebend für das neue Europa verstanden werden kann. Literatur Anderson, Benedict (1991): Imagined Communities. Reflections on the Origin and Spread of Nationalism. London: Verso. Extra, Guus / Gorter, Durk (Hrsg.) (2008): Multilingual Europe: Facts and Policies. Berlin: Mouton de Gruyter. Schreiner, Patrick (2006): Staat und Sprache in Europa. Nationalstaatliche Einsprachigkeit und die Mehrsprachenpolitik der Europäischen Union. Frankfurt / Main: Peter Lang. Wodak, Ruth (2004): „National and transnational identities: European and other identities constructed in interviews with EU officials”, in: Herrmann, Richard K. / Risse, Thomas / Brewer, Marilynn B. (Hrsg.): Transnational Identities. Becoming European in the EU. Lanham, MD: Rowman & Littlefield 97-128. Wodak, Ruth (2007): „‘Doing Europe’: The discursive construction of European identities”, in: Mole, Richard C. M. (Hrsg.): Discursive Constructions of Identity in European Politics. Basingstoke: Palgrave Macmillan 70-94. 176 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Carolin Müller-Spitzer (Mannheim) Soziale Situationen der Wörterbuchbenutzung Sektion 2a „The first dictionaries ever produced may seem primitive according to the present standard, but their authors at least had the privilege of spontaneously understanding the social value of their work, i.e. the close relation between specific types of social needs and the solutions given by means of dictionaries. With the passing of the centuries and milleniums, this close relation was forgotten. […] The social needs originally giving rise to lexicography were relegated to a secondary plane and frequently ignored.” (Tarp 2009: 19). In der modernen Wörterbuchforschung ist es ein oft formuliertes Desiderat, dass man mehr über die sozialen Situationen wissen müsse, in denen Wörterbücher benutzt werden (vgl. das Zitat oben). In vielen Studien zur Wörterbuchbenutzung, die in umfangreichen Maße nur für die Printlexikografie existieren, werden direkt Fragen zur Benutzung in Situationen der Textrezeption oder -produktion gefragt, aber selten wird in offener Form der Schritt davor abgefragt: In welchen Situationen greifen Benutzer überhaupt nach einem Printwörterbuch bzw. schlagen in einem digitalen Wörterbuch nach? Was sind ganz allgemein die Anlässe? Sind es eher private oder berufliche Situationen, in denen Nutzer ein Wörterbuch konsultieren? Wie sehen diese Situationen aus? Um einer Antwort auf diese Frage näherzukommen, haben wir in einer breit angelegten empirischen Studie zur Benutzung von Onlinewörterbüchern (vgl. die Beiträge von Koplenig und Töpel) Probanden eine offene Frage gestellt, deren Antwort frei zu formulieren war: „Beantworten Sie im folgenden Textfeld bitte in so vielen Stichpunkten und so genau wie möglich, in welchen Kontexten oder Situationen Sie in einem Wörterbuch nachschlagen (würden)!“ Da die Resonanz auf die Online-Studie insgesamt sehr groß war (etwa 700 Probanden haben teilgenommen), und überraschenderweise sich auch der Großteil dieser Probanden viel Zeit genommen hat, diese offene Frage zu beantworten, können hieraus interessante Ergebnisse vorgestellt werden, die sich nicht nur auf die Benutzung von Onlinewörterbüchern beziehen, sondern auf Wörterbücher allgemein. Es wird im Vortrag ein Einblick darin gegeben, was die Teilnehmer über die sozialen Situationen der Wörterbuchbenutzung geschrieben haben; insbesondere wird auch vorgestellt, was zum Verhältnis von gedruckten vs. elektronischen Wörterbüchern und den unterschiedlichen Vorzügen gesagt wurde. Literatur Tarp, Sven (2008): Lexicography in the Borderland between Knowledge and NonKnowledge. General Lexicographical Theory with Particular Focus on Learner’s Lexicography (= Lexicographica, Series Maior 134). Tübingen: Max Niemeyer. Tarp, Sven (2009): „Beyond Lexicography: New Visions and Challenges in the Information Age”, in: Bergenholtz, Henning / Nielsen, Sandro / Tarp, Sven (Hrsg.): Le- Abstracts 177 xicography at a Crossroads. Dictionaries and Encyclopedias Today, Lexicographical Tools Tomorrow. Frankfurt a.M. et al.: Peter Lang 17-32. 178 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Christfried Naumann (Leipzig) Zu einer standardisierten Orthographie des Taa (Tuu, Namibia / Botswana) Sektion 1 Das Taa (alias "ǃXóõ") ist die letzte vitale, aber bedrohte Sprache der Tuu-Familie (alias "Südkhoisan"), der angesichts der pluralistischen Sprachpolitik Namibias jedoch ein begrenztes Potenzial an Sprachentwicklung und damit eine gewisse Chance auf Spracherhalt eingeräumt werden kann. Die angestrebte offizielle Anerkennung des Taa in Namibia und dessen mögliche Verwendung im Primarschulbereich setzt Entscheidungen bezüglich seiner Standardisierung voraus. Im Rahmen eines Projektes der "Dokumentation bedrohter Sprachen (DoBeS)" wurde, in Zusammenarbeit mit Muttersprachlern, ein Vorschlag für eine praktische Orthographie des Taa erarbeitet, der sich an der in Namibia praktizierten Orthographie der typologisch ähnlichen Sprache Juǀ'hoan orientiert, wegen einer Reihe zusätzlicher phonologischer Distinktionen - das Taa besitzt auch nach regionalem Maßstab ein extrem großes Konsonanten-Inventar - jedoch mehrere Neuerungen beinhaltet. Andererseits ist die Wahl der Basis-Grapheme zur Darstellung von Schnalz-Konsonanten für die stärker transnationale Taa-Sprache problembehaftet, da die Verwendung der nicht redundanten IPA-Zeichen <ǀ, ǃ, ǂ, ǁ> im öffentlichen Raum in Namibia, gegenwärtig jedoch nicht in Botswana akzeptiert ist. In dem Vortrag sollen Prinzipien, Faktoren, Spielräume und Probleme vorgestellt und diskutiert werden, die bei der Erarbeitung von schriftsprachlichen Standards für Minderheitensprachen des südlichen Afrika eine Rolle spielen. Abstracts 179 Marek Nekula / Christoph Marx (Regensburg) Diskursive Konstruktion des referentiellen und sozialen Raumes Sektion 8 (II) Der Beitrag befasst sich mit der diskursiven Konstruktion des Raumes als Teil des zielgerichteten Identitätsmanagements in interkulturellen Interaktionen. Er fokussiert dabei die funktionale Verzahnung der Lokal-, Temporal- und Personaldeixis und der ethnischen und ethnisch modifizierten Kategorisierungen sowie der Wahl und Konzeptualisierung von Sprachen in konkreten („lokalen”) Interaktionen. So wird gezeigt, wie der referentielle und soziale Raum diskursiv sowohl re- als auch dekonstruiert wird und zum Identitätsmanagement beiträgt. Methodisch geht der Beitrag im Allgemeinen von der Ethnomethodologie, im Konkreten von der Analyse der Mitgliederkategorien und der Theorie des sprachlichen Managements aus. Als Material dienen Interviews und Aufnahmen von Besprechungen in binational konzipierten Organisationen im bayerisch-böhmischen Grenzraum. Der Beitrag entsteht im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Verbundprojekts „Komplexitätsmanagement durch geisteswissenschaftliche Expertise: Übersetzungszwänge und -praxen von Organisationen im bayerisch-böhmischen Grenzgebiet.” Literatur Auer, Peter / Schmidt, Jürgen Erich (Hrsg.) (2009): Language and Space. Berlin / New York: de Gruyter. de Fina, Anna / Schiffrin, Deborah / Bamberg, Michael (Hrsg.) (2006): Discourse and Identity. Cambridge: Cambridge UP. Marx, Christoph / Nekula, Marek (2010): „Konzeptualisierungen der Grenze in deutsch-tschechischen Organisationen“, in: Brunnbauer, Ulf / Dokoupil, Jaroslav / Meinke, Markus (Hrsg.): Die tschechisch-bayerische Grenze im kalten Krieg in vergleichender Perspektive. Regensburg: Stadtarchiv Regensburg, im Druck. Nekvapil, Jiří / Nekula, Marek (2006): „On Language Management in Multinational Companies in the Czech Republic”, in: Current Issues in Language Planning 7: 307327. Sacks, Harvey (1992): Lectures on Conversation. Oxford / Cambridge: Basil Blackwell. 180 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Cornelia Nemeth (Bielefeld) Zugezogene im Kontakt. Eine regionalsprachliche Studie Sektion 8 (II) Nur sehr wenige Studien zeigen, dass Mobilität nicht nur zu einem Abbau, sondern auch zu einem Zuwachs an regionalsprachlicher Kompetenz führen kann: Durch Übernahme von Regionalismen mittels standardnaher Umgangssprache können Zugezogene zu einer langfristigen Tradierung von sprachlichen Merkmalen einer Region beitragen, in der sie selbst nicht sprachlich sozialisiert worden sind (Barden / Großkopf 1998). Die dem Vortrag zugrunde liegende empirische Studie untersucht die Übernahme von Regionalismen durch Zugezogene anhand einer Zielgruppe, die für einen Zeitraum von wenigen Jahren mit einheimischen Sprecherinnen und Sprechern in Kontakt gekommen ist, welche sich durch einen denkbar geringen Gebrauch von Regionalismen auszeichnen: Im Rahmen der Untersuchung wurden 37 ostwestfälische Studierende mit 64 Personen verglichen, die entweder aus dem niederdeutschen, nicht-westfälischen Sprachraum oder aus dem hochdeutschen Raum zum Studium nach Bielefeld gezogen sind. Insgesamt wurden 101 Studentinnen und Studenten im Alter von 20-30 Jahren in einem mehrstufigen Testverfahren einzeln eine knappe Stunde lang zu Sprachverhalten und Spracheinstellung befragt. Als Grundlage für eine quantitativ vergleichbare sprachliche Analyse lasen alle zunächst einen Text von 100 Token vor und erzählten anschließend eine Bildergeschichte. Danach wurden die Studierenden gebeten, 21 als Tonaufnahme vorliegende Sätze auf Auffälligkeiten zu überprüfen (Salienztest), die ausschließlich regional motiviert waren. Die Einstellung der Studierenden zur ostwestfälisch geprägten standardnahen Umgangssprache sowie zur Region wurde mithilfe von skalierten Statements abgefragt. Ein Multiple-Choice-Test untersuchte das passive Verständnis von Lexemen und Phraseologismen onomasiologisch und semasiologisch, deren Gebrauch im Wesentlichen auf Westfalen begrenzt ist. Abschließend wurde eine Sprecherbiographie standardisiert erhoben, die detaillierte Angaben zum Kontakt mit einheimischen Sprecherinnen und Sprechern abfragt. Die Auswertung des Korpus gibt Aufschluss darüber, inwiefern und unter welchen Gegebenheiten Zugezogene an der Tradierung von Regionalismen in ihrer neuen Heimat beteiligt sind. Die Ergebnisse der Studie werden im Rahmen des Vortrags vorgestellt. Literatur Barden, Birgit / Großkopf, Beate (1998): Sprachliche Akkomodation und soziale Integration. Sächsische Übersiedler und Übersiedlerinnen im rhein-/ moselfränkischen und alemannischen Sprachraum (= Phonai 43). Tübingen: Niemeyer. Wiesinger, Peter (1997): „Sprachliche Varietäten – Gestern und Heute“, in: Stickel, Gerhard (Hrsg.): Varietäten des Deutschen. Regional- und Umgangssprachen (= Jahrbuch des Institut für Deutsche Sprache 1996). Berlin: de Gruyter 9-45 Abstracts 181 John Nerbonne (Groningen) Zum Erklärungswert des Begriffs „Dialektgebiet“: Ein quantitativer Ansatz Themenbereich V Es ist kein ausschließlicher Vorteil von quantitativer Methodologie, dass sie eine Beweisführung ermöglicht, dass ein bestimmter Faktor wichtig ist, denn hierzu ist die qualitative Methodologie öfter genauso imstande. Die quantitative Methodologie unterstützt aber auch die Schätzung, wie einflussreich ein potentieller Faktor ist. Die Sprachvariation wird zum Teil geographisch erklärt, wobei man von zwei verschiedenen geographischen Begriffen Gebrauch macht: vom Begriff des Abstands, und auch vom Begriff des Gebiets. Der Fokus des vorliegenden Vortrags ist eine Schätzung des Erklärungswerts des Begriffs „Dialektgebiet“. Wir vergleichen diese zwei zwecks Schätzung ihrer Tragweite in der Dialektologie. In diesem Beitrag werden die Aussprachedaten des Kleinen Deutschen Lautatlanten (Göschel, 1992) analysiert, die phonetischen Transkriptionen von 201 Wörtern von insgesamt 186 Erhebungsorten. Die Summe von allen segmentalen Unterschieden in der Stichprobe von 201 Wörtern wird mittels des Levenshteinabstandes ermittelt, um die sprachliche Variation als robuste Variabel zu operationalisieren (Nerbonne / Siedle, 2005), und der Einfluss der Geographie wird in einer Regressionsanalyse getestet, wo sowohl der geographische Abstand, als auch die (Nicht-)Zugehörigkeit zum gleichen Dialektgebiet als unabhängige Variablen analysiert werden. Um eine unabhängige Zuordnung der Erhebungsorte zu Dialektgebieten zu gewährleisten, wird die Karte von Wrede zugrunde gelegt. Auf diese Art und Weise gelangt man zu einer Schätzung der relativen Bedeutung der zwei Faktoren – Abstand und Gebiet – und auch zur Entscheidung, ob die Faktoren beide gleichzeitig zur Erklärung beitragen könnten, obwohl sie selbstverständlich in ihren Vorhersagen öfter übereinstimmen. Zur Möglichkeit, dass die Faktoren gleichzeitig einflussreich sein könnte, merken wir, dass es natürlich scheint, vorauszusetzen, dass jede geographische Erklärung der Sprachvariation den geographischen Abstand zwischen Varianten mitberücksichtigt, so dass man verlangen müsste, dass Gebiete einen zugefügten Wert haben. Man stellt sich dann die Frage, ob obendrein auch der Begriff des Gebiets von zusätzlichem Belang sei. Wenn nicht nur der geographische Abstand als Kandidat zur Erklärung des Verhältnisses zwischen lokalen Dialekten in Frage kommt, sondern auch der Umstand, dass die zwei Orte zu verschiedenen Dialektgebieten gehören, erhält man eine tragfähigere Erklärung? Auch diese Frage wollen wir beantworten. Literatur Göschel, Joachim (1992): Das Forschungsinstitut für deutsche Sprache „Deutscher Sprachatlas“. Wissenschaftlicher Bericht. Marburg: Das Forschungsinstitut für deutsche Sprache 182 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Nerbonne, John / Siedle, Christine (2005): „Dialektklassifikation auf der Grundlage aggregierter Ausspracheunterschiede“, in: Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik 72, 2:129-147. Abstracts 183 Martina Nied Curcio (Rom) Der Gebrauch von Wörterbüchern im DaF-Untrerricht Sektion 2a Über die Rolle des Wörterbuchs und seinen Nutzen als Hilfsmittel beim Übersetzen und im Fremdsprachenunterricht im Allgemeinen ist aus empirischer Sicht noch recht wenig bekannt. Erst in den letzten Jahren trifft man vermehrt auf Studien und Publikationen, die sich mit der Benutzung von Wörterbüchern ausführlich beschäftigen (vgl. Engelberg/ Lemnitzer 2001; Wiegand 1998, 2008). Mein Beitrag nähert sich empirisch der Frage nach dem Gebrauch des (zweisprachigen) Wörterbuchs im DaF-Unterricht und bezieht dabei die Perspektive des Lernenden und seine Reflexion mit ein. Anhand von kurzen Übersetzungsübungen und retrospektiven Interviews wird der Frage nach der Rolle des Wörterbuchs im DaF-Unterricht nachgegangen. Aus der Sicht der Studierenden sollen insbesondere die Wörterbuchwahl, die Frequenz der Benutzung während der Übersetzung, sprachenpaarbezogene Übersetzungsschwierigkeiten und Wörterbuchgebrauch in den verschiedenen Übersetzungsphasen sowie die Fehler in der Wörterbuchbenutzung beschrieben werden. Schließlich werden Konsequenzen bzw. Desiderata für die Lexikographie, die Übersetzungsdidaktik und die DaF-Didaktik formuliert; dabei wird besonders darauf hingewiesen, wie wichtig eine explizite Thematisierung und Diskussion sowie das Üben des Gebrauchs von Wörterbüchern im DaF-Bereich ist. Literatur Engelberg, Stefan / Lemnitzer, Lothar (2001): Lexikographie und Wörterbuchbenutzung. Tübingen: Stauffenburg. Lew, Robert / Galas, Katarzyna (2008): „Can Dictionary Skills Be Taught? The Effectiveness of Lexicographic Training for Primary-School-Level Polish Learner in English“, in: Bernal, Elisenda / DeCesaris, Janet (Hrsg.): Tagungsakten des XXX euralex International Congress Barcelona. Barcelona: Documenta Universitaria. CD-Rom 1273-1285. Nied Curcio, Martina (2006): „La lessicografia tedesco-italiana: storia e tendenze”, in: San Vicente, Félix (Hrsg.): Lessicografia bilingue e traduzione: metodi, strumenti, approcci attuali. Monza: Polimetrica. International Scientific Publisher 57-70. Wiegand, Herbert Ernst (1998): Wörterbuchforschung. Untersuchungen zur Wörterbuchbenutzung, zur Theorie, Geschichte, Kritik und Automatisierung der Lexikographie. 2 Bände. Berlin / New York: de Gruyter. Wiegand, Herbert Ernst (2008): „Wörterbuchbenutzung bei der Übersetzung. lichkeiten ihrer Erforschung“, in: Jesenšek, Vida / Lipavic Oštir, Alja (Hrsg.): terbuch und Übersetzung. 4. Internationales Kolloqium zur Lexikographie und terbuchforschung Universität Maribor 20. bis 22. Oktober 2006. Hildesheim rich / New York: Olms 1-43. MögWörWör/ Zü- 184 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Neus Nogué Serrano (Barcelona) ‘I’d love to come to the stadium to play against my team’. Person deixis, footing and identity: The case of a football player Themenbereich IV This presentation has two main purposes: 1. To show how a case study can provide quite a lot of interesting information to linguists ― as well as to sociologists and psychologists ― about the different linguistic ways in which our identity as people is manifested, according to the roles and responsibilities that we take on at any given time. These roles and responsibilities can vary during a single speech event and give as a result what is called changes in footing, that is, changes in the position that the speaker takes in relation to what he says and to the other participants in communication. 2. To analyse how, in certain circumstances, the collision between two or more of these identities or footings can be reflected in language; and thus, how language can provide us with interesting linguistic cues that can reveal information about identity and footing. My presentation will consist of a first part in which I will put forward the two theoretical frameworks that I have used to carry out this study: a sociological approach (Goffman 1981) and a linguistic, mainly pragmatic, approach (basically, Levinson 1983 and Nogué 2008). In the second part, I will present and comment on the data which I have analyzed. And I will finish my speech with some brief conclusions. References Goffman, Erving (1981): Forms of talk. Oxford: Basil Blackwell. Goodwin, Charles / Duranti, Alessandro (1992): „Rethinking context: an introduction”, in: Duranti, Alessandro / Goodwin, Charles (1992): Rethinking context. Language as an interactive phenomenon. Cambridge: Cambridge University Press 142. Levinson, Stephen C. (1983): Pragmatics. Cambridge: Cambridge University Press. Levinson, Stephen C. (1988): „Putting linguistics on a proper footing: explorations in Goffman’s concepts of participation”, in: Drew, Paul / Wootton, Anthony (Hrsg.): Erving Goffman: exploring the interaction order. Cambridge: Polity Press 161-227. Nogué Serrano, Neus (2008): La dixi de persona en català. Barcelona: Publicacions de l’Abadia de Montserrat. [Ph. D. available at http://www.tesisenxarxa.net/TDX0906105-110703/.] Abstracts 185 Maristela Pereira Fritzen (Blumenau, Brasilien) Sprachkontakt und Sprachkonflikt in der Schule eines deutschstämmigen Dorfes in Südbrasilien: Herausforderung für die Erziehung Sektion 8 (I) Der Bilingualismus als Sozialphänomen ist in zahlreichen Ländern der Welt präsent, obwohl diese Realität vielfach nicht erkannt wird (Romaine 1995). In Brasilien ist zwar Portugiesisch die offizielle Sprache, aber es gibt viele zwei- oder vielsprachige Kontexte, wie eingeborene Gruppen, Gruppen in den Grenzbereichen und Immigrationsgruppen. In Blumenau, einst größte deutsche Kolonie in Südamerika, die im Itajaí Tal in Südbrasilien liegt, gibt es heute noch zweisprachige Dörfer, wo Kinder zu Hause Deutsch lernen. Die vorliegende Arbeit beabsichtigt den soziolinguistischen Kontext eines deutschstämmigen Dorfes von Blumenau vorzustellen und einige Herausforderungen zu thematisieren, die sich für die Erziehung ergeben. In dieser Region können Kontakt und Konflikt zwischen Deutsch (Standarddeutsch und Deutsch der Gruppe) und Portugiesisch (Standardportugiesisch und Portugiesisch der Gruppe) beobachtet werden. Das Datenmaterial wurde in der Grundschule des Dorfes erhoben und kombiniert, entsprechend der ethnographischen Methodik, teilnehmende Beobachtung, Feldnotizen (Tagebuch), Interviews sowie Audio- und Videoaufnahmen. Mit dem theoretischen Hintergrund der New Literacy Studies (Street 1995, 2003) und des Bilingualismus in seiner sozialen Dimension (Cavalcanti 2007; Romaine 1995) ist das Ziel des Vortrags die Problematisierung des Sprachengebrauchs in der Schule unter SchülerInnen, Lehrpersonal und Eltern. Die Daten suggerieren, dass die deutsch-brasilianischen Lehrerinnen sich bemühen die Sprache der Kinder und ihrer ethnischen Gruppe zu erkennen, obwohl sie unter dem Druck des Curriculums / Lehrplans stehen, der sich vorrangig auf die monolinguistische (portgugiesische) Sprachenpolitik basiert. Die Forschungsarbeit will dazu beitragen, dass die Zweisprachigkeit der Kinder erkannt wird und die Schule ihre Kultur und ihre Sprache unterstützen kann. Literatur Cavalcanti, Marilda / Bortoni-Ricardo, Stella Maris (Hrsg.) (2007): Transculturalidade, linguagem e educação. Campinas, SP: Mercado de Letras. Romaine, Suzanne (1995): Bilingualism. Oxford: Blackwell. Street, Brian (1995): Social literacies: critical approaches to literacy in development, ethnography and education. London / New York: Longman. Street, Brian (2003): „What’s ‘new’ in New Literacy Studies? Critical approaches to literacy in theory and practice“, in: Current Issues in Comparative Education 5, 2:114. 186 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Mikaela Petkova-Kessanlis (Sofia) Die kommunikative Kompetenz des Präsentierens und die Notwendigkeit ihrer Vermittlung im hochschulischen Bereich Sektion 6 PowerPoint-Präsentationen sind heute „eine nahezu allgegenwärtige Form der formalisierten Kommunikation in einer Reihe von institutionellen Bereichen“ (Günthner / Knoblauch 2007: 61). Diese „neue kommunikative Form“, die sich grundsätzlich vom Vortrag und von der Demonstration unterscheidet, breitet sich „explosionsartig“ aus (vgl. Schnettler / Knoblauch 2007). Ein Gros der Vorträge in vielen Kommunikationsbereichen wird durch eine PowerPoint-Präsentation unterstützt. Im hochschulischen Bereich werden mittlerweile nicht nur Vorlesungen, sondern immer häufiger auch Referate in einer PowerPoint-Präsentation „gepackt“. Die Fähigkeit zu präsentieren, müssen sich allerdings Studierende oft selbst aneignen. Verlassen können sie sich dabei lediglich auf die Ratgeberliteratur, die sich allerdings in der Regel Präsentationen im Rahmen der Wirtschaftskommunikation widmet. Nur einige wenige Anleitungen zum wissenschaftlichen Arbeiten, die sich an Studierende richten, enthalten Hinweise und Ratschläge zur Erstellung einer PowerPoint-Präsentation als Unterstützung eines Referats (z.B. Franck / Stary 2006). Der Beitrag setzt sich zweierlei zum Ziel: Zunächst geht es darum aufzuzeigen, wie Studierende beim Halten von Referaten präsentieren. Zu diesem Zweck werden die Ergebnisse der Auswertung eines vierstündigen Korpus, bestehend aus – von ausländischen Studierenden in deutscher Sprache gehaltenen – Referaten, die durch eine PowerPoint-Präsentation begleitet wurden, präsentiert und Problemfelder anvisiert. In einem zweiten Schritt wird ein Konzept zur Vermittlung der kommunikativen Kompetenz des Präsentierens im hochschulischen Bereich vorgestellt, das u.a. die Bewertung von PowerPoint-Präsentationen anderer, gemeinsame Textarbeit sowie die Erstellung einer PowerPoint-Präsentation in der Gruppe beinhaltet. Literatur Franck, Norbert / Stary, Joachim (2006): Gekonnt Visualisieren. Medien wirksam einsetzen. Paderborn: Schöningh. Günthner, Susanne / Knoblauch, Hubert (2007): „Wissenschaftliche Diskursgattungen – PowerPoint et al.“, in: Auer, Peter / Baßler, Harald (Hrsg.): Reden und Schreiben in der Wissenschaft. Frankfurt a.M. / New York: Campus 53-65. Knoblauch, Hubert (2008): „Wissens-Präsentationen. Zeigen und Wissen bei PowerPoint-Präsentationen“, in: Lachmann, Renate / Nicolosi, Ricardo / Strätling, Sabine (Hrsg.): Rhetorik als kulturelle Praxis. München: Fink 255-272. Schnettler, Bernt / Knoblauch, Hubert (Hrsg.) (2007): Powerpoint-Präsentationen. Neue Formen der gesellschaftlichen Kommunikation von Wissen. Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft. Abstracts 187 Albrecht Plewnia / Astrid Rothe (Mannheim) Laienlinguistische Konzeptualisierungen dialektaler Räume (auf der Basis einer bundesweiten Repräsentativumfrage) Themenbereich V Die Einstellung der Sprecher in Deutschland zu Dialekten oder allgemeiner zu regional markierten Sprechweisen ist mehrheitlich positiv: 60 Prozent der Befragten einer im Herbst 2008 im Auftrag des Instituts für Deutsche Sprache und der Universität Mannheim durchgeführten bundesweiten Repräsentativumfrage (vgl. Eichinger et al. 2009) geben an, einen Dialekt zu können; 63 Prozent finden dialektal gefärbtes Deutsch „(sehr) sympathisch“; auf die Frage nach sympathischen Dialekten antworten nur 9 Prozent mit „keinen“. Allerdings scheinen solche Bewertungen zum einen auf unscharfen Begriffsbestimmungen zu basieren (die z.T. auch regional geprägte Umgangssprachen einschließen; vgl. etwa die hohen Werte für Norddeutsch / Platt in der IDS-Umfrage im Vergleich zu den Zahlen in Möller 2008), zum anderen scheinen ihnen nur unscharfe Raumvorstellungen zugrunde zu liegen (wie Mental-Map-Studien, etwa Lameli et al. 2008, zeigen). Doch auch wenn laienlinguistische Konzepte dialektaler Räume offenbar vielfach nur lose mit den sprachgeografischen Realitäten verknüpft sind, sind solche Konzepte zur Bewertung regionaler Sprachformen, wie die Auswertung unserer Umfrage zeigt, doch verfügbar und stabil; es lassen sich innerhalb der Stichprobe bestimmte Muster zeigen. Dabei scheint neben Faktoren wie Herkunft und Dialektkompetenz der Befragten die Prominenz eines Dialekts die entscheidende Rolle für dessen (positive wie negative) Bewertbarkeit zu spielen. Die Daten der bundesweiten Repräsentativumfrage werden ergänzt durch die Analyse der Daten einer Fragebogenerhebung, bei der Schüler der 9. und 10. Jahrgangsstufe aus Mannheim, am Niederrhein und im Kölner Raum zu ihren Spracheinstellungen befragt wurden. Literatur Eichinger, Ludwig M. / Gärtig, Anne-Kathrin / Plewnia, Albrecht / Roessel, Janin / Rothe, Astrid / Rudert, Selma / Schoel, Christiane / Stahlberg, Dagmar / Stickel, Gerhard (2009): Aktuelle Spracheinstellungen in Deutschland. Erste Ergebnisse einer bundesweiten Repräsentativumfrage. Mannheim: Institut für Deutsche Sprache / Universität Mannheim. Lameli, Alfred / Purschke, Christoph / Kehrein, Roland (2008): „Stimulus und Kognition. Zur Aktivierung mentaler Raumbilder“, in: Linguistik online 35, 3: 55-86. Möller, Frerk (2008): Plattdeutsch im 21. Jahrhundert. Bestandsaufnahmen und Perspektiven. Bremen: Schriften des Instituts für niederdeutsche Sprache. 188 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Peter Porsch (Parthenstein, Klinga) Dialektpflege, Dialektliteratur und Dialektlexikographie im Spannungsfeld von Prestige und Stigma als Wirkungskomponenten bei der Konstruktion von Sprachräumen Themenbereich V Sachsen und Sächsinnen haben das gleiche Recht auf landsmannschaftliche Identität und eine eigene Sprachlichkeit mit ihren Dialekten als wichtiges und möglichst positives Symbol dafür. Dies steht aber in einem besonderen Spannungsfeld von Selbstbild und Fremdbild und den dazu gehörigen Interdependenzen. Das Fremdbild unterstützt eher das Konstrukt eines einheitlichen sächsischen Sprachraumes. Der weitgehend negativen Wertung des „Sächsischen“ durch „Fremde“ und den damit verbundenen Nachteilen für die Sprecherinnen und Sprecher stehen nur sporadische und auch in Sachsen selbst nur zögerliche institutionelle Bemühungen für eine Umwertung entgegen. Das Konstrukt eines relativ einheitlichen sächsischen Sprachraumes wird damit akzeptiert und verfestigt. Bezüglich der Dialektattitüden ist Sachsen jedoch zumindest zweigeteilt. Im Vogtland, im Erzgebirge und in der Oberlausitz haben die Menschen, trotz auch oft negativer Fremdbewertung, ein sehr positives Verhältnis zu ihren Dialekten. Sie sind für sie Ausdruck von ebenfalls positiv bewerteter Heimat und der damit verbundenen Gefühle. Gerade wegen der regionalen Verschiedenheit von Mundart, Mundarteinstellung und Mundartpflege sind die sächsischen Kulturräume die eigentlichen Träger darauf gerichteter Förderung. Kulturförderung ist in Sachsen mit den Kulturräumen weitgehend dezentralisiert. Dennoch gibt es auch zentralisierte Verantwortung. Der Beitrag will deutlich machen, dass sich diese Situation in unterschiedlicher staatlich-institutioneller, wissenschaftlicher, editorischer, gesellschaftlich engagierter und literarisch-künstlerischer Dialektförderung einerseits reflektiert und dass andererseits dadurch die (Re-)Konstruktion von Dialekträumen und regionalen und lokalen Identitätsmustern gestützt wird. Abstracts 189 Friederike Prassl (Graz) Übersetzerisches Rechercheverhalten von Profis und Novizen auf dem Prüfstand: Empirische Befunde aus der Analyse von Konsultationshandlungen und ihren Auswirkungen auf die Qualität des Zieltextes Sektion 10 Der Forschungsgegenstand meiner Doktorarbeit ist die Untersuchung übersetzerischer Recherchekompetenz im Rahmen des Forschungsprojektes TransComp (s. http://gams.uni-graz.at/fedora/get/container:tc/bdef:Container/get). Basierend auf Göpferichs Translationskompetenzmodell (2008) wird das Rechercheverhalten von elf Studierenden in je elf Übersetzungsversuchen verteilt auf die Dauer des BA-Studiengangs Transkulturelle Kommunikation an der Karl-Franzens-Universität Graz erhoben und mit dem Rechercheverhalten von zehn professionellen Übersetzern in je fünf Übersetzungsversuchen kontrastiert. Den Versuchspersonen, die populärwissenschaftliche und instruktive Texte vom Englischen in ihre Muttersprache Deutsch übersetzen, stehen gedruckte ein- und zweisprachige Standardwörterbücher und das Internet in uneingeschränktem Umfang zur Verfügung. Die Versuchsdaten werden mit Hilfe von lautem Denken, Key-logging-Software (Translog), Bildschirmaufnahmen (Camtasia), Fragebögen, die im Anschluss an die Versuche auszufüllen sind, und retrospektiven Interviews erhoben. Aus den so gewonnen Daten werden Übersetzungsprozessprotokolle erstellt, die auch das Rechercheverhalten präzise mit der Angabe von Quellen und Suchwörtern dokumentieren. Die Auswertungen zeigen, dass das Rechercheverhalten von Profis und Novizen stark divergiert. Novizen konsultieren mehrheitlich ausgangssprachliche Wörterbücher, während Profis zielsprachliche Paralleltexte bevorzugen. Diese Beobachtung ist hier nicht als Mittelwert zu verstehen, sondern lässt sich bei jeder Versuchsperson innerhalb der beiden Kontrollgruppen machen. Zudem lässt sich bei studentischen Versuchen zu späteren Messzeitpunkten eine Angleichung des Verhaltens an jenes der Profis erkennen. In der weiterführenden Gegenüberstellung des Rechercheverhaltens mit der Produktqualität zeigt sich jedoch, dass das einheitlich angewandte Rechercheverhalten der Profis nicht zur erwarteten, deutlich höheren Produktqualität führt. Analysen zeigen, dass Nords (2002) Beobachtung, dass Profis bei der Benutzung von Wörterbüchern nicht reflektiert, sondern instinktgeleitet vorgehen, in meiner Studie Bestätigung findet. Es wird deutlich, dass Verhaltensmuster beim Recherchieren zur Routine werden, die die Äquivalentgenerierung unterstützen, dass jedoch die Evaluierung der Äquivalente nicht adäquat erfolgt. Somit wird die Relevanz der Vermittlung strategischer Kompetenz, die als bewusstes Ergreifen von Maßnahmen zur Erreichung eines definierten Zieles zu verstehen ist und in Göpferichs Translationskompetenzmodell die zentrale Kompetenz darstellt, auch für die Hilfsmittelbenutzung bestätigt. Literatur Göpferich, Susanne (2008): Translationsprozessforschung. Stand, Methoden, Perspektiven. Tübingen: Narr. 190 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Nord, Britta (2002): Hilfsmittel beim Übersetzen. Eine empirische Studie zum Rechercheverhalten professioneller Übersetzern. Frankfurt / M. et al.: Lang. Abstracts 191 Frauke Priegnitz (Hamburg) Englischsprachige Sprechstunden in internationalen Masterstudiengängen: Sprachliche Herausforderungen und hochschuldidaktische Implikationen Sektion 9 Im Rahmen der Bolognareformen haben englischsprachige Masterstudiengänge in den letzten Jahren geradezu einen Boom erfahren. Das Umschwenken von Deutsch auf Englisch als Lingua Franca in der wissenschaftlichen Lehre soll die Hochschulen in ihrem Internationalisierungsbestreben unterstützen und die Mobilität der Studierenden fördern. Insbesondere die Lehrenden werden in diesem Umstellungsprozess jedoch häufig mit den gestiegenen Anforderungen allein gelassen. Eine offizielle Vorbereitung der Lehrenden auf die neuen sprachlichen und interkulturellen Herausforderungen, z.B. in Form von Fortbildungen, ist in Deutschland noch immer selten. Der Vortrag konzentriert sich auf sprachliche Herausforderungen in englischsprachigen Sprechstunde. Diese stellen insofern eine besondere kommunikative Situation dar, als uneingeschränktes gegenseitiges Verstehen für eine optimale Beratung unumgänglich ist. Dazu soll eine Studie vorgestellt werden, die der Frage nachgeht, wie die Beteiligten sprachliche Hürden überwinden und welche Kommunikationsstrategien dazu eingesetzt werden. Hierfür wurden 37 englischsprachige Sprechstundengespräche in internationalen Masterstudiengängen aufgenommen, nach HIAT-Verfahren transkribiert und im Hinblick auf die Verwendung von Strategien analysiert. Die Ergebnisse unterstreichen zum einen die Bedeutsamkeit des Strategieneinsatzes für die erfolgreiche Kommunikation in einer Fremdsprache. Andererseits deuten die individuellen Strategienrepertoires der einzelnen Lehrenden daraufhin, dass durchaus individuelle Vorlieben im Gebrauch der verschiedenen Strategien vorliegen können. Darauf aufbauend werden schließlich Hinweise für ein Training für Lehrende gegeben, das sie sprachlich wie kommunikationsstrategisch auf die institutionelle Beratung im internationalen Hochschulkontext vorbereiten soll. Literatur Krase, Ethan (2007): „‘Maybe the communication between us was not enough’: Inside a dysfunctional adivsor / L2 advisee relationship”, in: Journal of English for Academic Purposes 6: 55–70. Manchón, Rosa M. (2000): „Fostering the autonomous use of communication strategies in the foreign language classroom“, in: Links & Letters 7: 13–27. Meer, Dorothee (2003): Sprechstundengespräche an der Hochschule: "Dann jetzt Schluss mit der Sprechstundenrallye". Ein Ratgeber für Lehrende und Studierende. Hohengehren: Schneider Verlag. Tönshoff, Wolfgang (19979: „Training von Lernerstrategien im Fremdsprachenunterricht unter Einsatz bewusstmachender Vermittlungsverfahren“, in: Rampillon, Ute / Zimmermann, Günther (Hrsg.): Strategien und Techniken beim Erwerb fremder Sprachen. Ismaning: Hueber 203–215. 192 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Fabienne Quennet (Marburg) Räume entdecken - Sprachkompetenz fördern. Ein Best-PractiseBeispiel aus der universitären CLIL-Ausbildung für Geographen Sektion 6 Innerhalb der fremdsprachlichen Ausbildung an deutschen Hochschulen haben “English for Special Purposes“-Kurse an großer Bedeutung gewonnen und vielerorts allgemeinsprachliche Englischkurse zahlenmäßig überholt. Englischkurse für „Special Purposes“ haben Konjunktur. Mit einer ausgeprägten Fachspezialisierung geht auch der Wunsch nach einer fächerspezifischen Fremdsprachenausbildung im Sinne von CLIL Kursen und anderen fremdsprachlichen akademischen Schlüsselkompetenzen wie Präsentationskursen einher. In dieser Hinsicht hat der Bologna Prozess nicht nur die Bedeutung von Fremdsprachenkenntnissen in der Hochschulausbildung an sich gestärkt, sondern ganz besonders die Fachsprachenkurse, die dem jeweiligen BA oder MA Studiengang zugeordnet werden oder als Wahlfach innerhalb der Aneignung akademischer Schlüsselkompetenzen belegt werden können und müssen. Sich den Herausforderungen des Planens und Unterrichtens von Fachsprachenkursen für B.Sc. Geographie Studierende zu stellen heißt, sich nicht nur über die Lehrinhalte Gedanken zu machen, sondern auch theoretischen Fragestellungen nachzugehen, wie der Frage nach dem Verhältnis von Fremdsprachenunterricht und Fachunterricht und Outputorientierung. Am Fachbereich Geographie der Philipps-Universität Marburg sind seit zwei Jahren Wissenschaftsenglischkurse für die Erstsemester des B.Sc. Studiengangs Geographie als Propädeutikum verpflichtend. Diese einsemestrigen CLIL-Fachsprachenkurse sind handlungsorientiert aufgebaut und beinhalten ein außerhochschulisches Lernprojekt in einer authentischen Lernumgebung. Innerhalb dessen werden auch die eigenen Erfahrungen des Lerners als wichtige Elemente des Lernens im Klassenzimmer und die Verbindung zwischen den Lernerfahrungen im Klassenzimmer mit den Erfahrungen des Fremdsprachengebrauchs außerhalb des Klassenzimmers gestärkt (siehe Nunan 2004: 1). Die authentische Lernumgebung und der handlungs- und problemorientierte Ansatz fördern sowohl fachliche Kompetenzen innerhalb des Themengebiets „Räume entdecken“ als auch einen anwendungsbezogenen Gebrauch der Fremdsprache. In meinem Vortrag werde ich zuerst das Projekt in theoretische Überlegungen wie zum Beispiel authentische Aufgabe, situatives Lernen, multiple Kontexte und Perspektiven und soziale Kontexte, (siehe Brown / Collins / Duguid 1989: 32-42, und Gerstenmaier / Mandl 1995: 879) einbetten. Danach werde ich die Aufgabenstellung des Projekts „What makes a public place function?“, sowie die Durchführung und die daraus entstandenen Präsentationen der Lerner vorstellen. Darauf aufbauend werde ich die Auswertung der Evaluation des Projekts durch die Lerner (N=120) vorstellen, um abschließend die weitere Entwicklung von CLIL-Kursen an Hochschulen zu diskutieren. Abstracts 193 Literatur Brown John Seely / Collins, Allan / Duguid, Paul (1989): „Situated Cognition and the Culture of Learning“, in: Educational Researcher 18, 1: 32-42. Gerstenmaier, Jochen / Mandl, Heinz (1995). „Wissenserwerb unter konstruktivistischer Perspektive“, in: Zeitschrift für Pädagogik 4; 6: 867-888. Nunan, David (2004): Task-Based Language (= Cambridge Language Teaching Library). Cambridge: Cambridge University Press. 194 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Angelika Redder (Hamburg) Von der ‘Bildungssprache’ zur ‘alltäglichen Wissenschaftssprache’ Sektion 6 Im Kontext von FörMig schlug Gogolin den Ausdruck ‘Bildungssprache’ zur Beschreibung derjenigen sprachlichen Kompetenzen vor, die im Zuge der schulischen Ausbildung zu erwerben sind. Damit ist eine Fortführung der frühen Überlegungen von Cummins zur ‘academic language’ angestrebt. Wie lässt sich diese Beschreibungskategorie nun sprachwissenschaftlich genauer bestimmen; welches sind ihre systematischen Charakteristika – basiert auf empirischen Untersuchungen zu schulischer und hochschulischer Kommunikation? Es soll ein begrifflicher Vorschlag gemacht werden, der von mentalen Prozessen des Wissensausbaus und –umbaus ausgeht und sprachliches Handeln in seiner Komplexität zu erfassen geeignet ist. Mithin geht es um eine Bestimmung, die über eine Listung von fachsprachlichen Charakteristika hinausgeht, welche an morpho-syntaktische und mehr oder minder komplexe semantische Basisqualifikationen anknüpft; vielmehr werden diskursive und pragmatische Basisqualifikationen – etwa komplexe wissensbearbeitende Prozeduren, Illokutionen oder Diskurs- und Textarten – einbezogen. Zudem wird die Entwicklung von derartigen bildungssprachlichen Fähigkeiten hin auf sprachliche Fähigkeiten zur Entfaltung und Vermittlung von wissenschaftlichem Wissen, wie Ehlich sie als ‘alltägliche Wissenschaftssprache oder wissenschaftliche Alltagssprache’ erfasst, in eine dynamische Bestimmung eingebracht. Die Bestimmungen werden anhand empirischer Analysen gewonnen. Abstracts 195 Sibylle Reichel (Bern) Visuelle Wirkung von Sprachkarten Themenbereich V Punktsymbolkarten, Dialektometrie, farbige Isoglossenkarten, Vollformenkarten – es gibt eine Menge unterschiedlicher Darstellungsformen von Sprache im Raum. Da sich Dialektgeographie mit der Dokumentation und der Beschreibung diatopischer Varianten sprachlicher Phänomene beschäftigt, drängt sich eine Visualisierung mittels Sprachkarten förmlich auf. Allerdings variieren die eingesetzten Präsentationstechniken stark untereinander. Welche Kartentypen kommen zum Einsatz und welche Möglichkeiten der Veranschaulichung gibt es überhaupt? Der erste Teil des Vortrags bietet zunächst einen Überblick über gängige Kartierungspraktiken in älteren und neueren dialektologischen Arbeiten. Der zweite Teil widmet sich der Frage, welchen Effekt die Wahl einer bestimmten Darstellungsform beim Adressaten auslöst. Da jede Visualisierung auch eine Interpretation beinhaltet, wie Hotzenköcherle schon 1962 anmerkte, ist bei jeder Darstellung auch eine intendierte Rezipientenperspektive enthalten. Bei der Produktion von Sprachkarten kommen mehr oder weniger absichtlich und mehr oder weniger stark Aspekte aus Nachbardisziplinen wie Semiotik, Farblehre, Signographie, Grafik, Geographie o. a. zum Einsatz. Die verschiedenen Mittel können oder sollen die Aufmerksamkeit des Betrachters gezielt lenken und führen zwangsläufig zu einer Orientierung in Richtung einer bestimmten Lesart. Allerdings sind noch weitere Parameter wichtig, wenn ein Gegenstand kartographisch dargestellt werden soll: Größe und Form des Untersuchungsgebiets, die Datenlage, das Zielpublikum, aber auch die technische Ausstattung, Finanzierung, Traditionen und Querverbindungen zu anderen Projekten beeinflussen die Art und Ausprägung einer Karte oder eines Kartenwerkes. Inwiefern diese intendierte Aufmerksamkeitslenkung und Interpretationsrichtung bei der Betrachtung von und der Arbeit mit Sprachkarten tatsächlich zum Tragen kommt, ist noch wenig untersucht. Auf Rezipientenseite müssten ebenfalls verschiedene Parameter berücksichtigt werden: Vorwissen, Lesegewohnheiten aus anderen Karten, Interesse für bestimmte Phänomene, etc. Im Vortrag wird die Suche nach einem Ansatz, wie diese Wirkung auf den Rezipienten erforscht werden kann, thematisiert. Schließlich entstehen aus der Verknüpfung von Präsentation und Rezeption zahlreicher Einzelphänomene und unterschiedlicher Kombinationen Vorstellungen und Konzepte von Sprachräumen. Unabhängig von der Darstellung basieren die Befunde doch immer auf ähnlichen Daten und viele Ansätze kommen zu sehr ähnlichen Ergebnissen, woraus sich wiederum Annahmen über Dialekträume konstituieren. Dies ist die aktuelle Situation: jeder Sprachwissenschaftler hat ein Bild von Dialekträumen im Kopf, das mehr oder weniger von den gleichen Darstellungen geleitet ist. Es gibt aber auch Raumbilder von Dialekten, die unabhängig vom wissenschaftlichen Diskurs bestehen. Diese sichtbar zu machen und mit den wissenschaftlichen Resultaten in Korrelation zu bringen, ist ein Desiderat an die Forschung, dem mit dem Themenbereich, worin sich auch dieser Vortrag befindet, Rechnung getragen wird. 196 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Rudolf Reinelt (Matsuyama) Sprachräume überbrücken beim Deutsch als 2FS lernen Sektion 9 Im Fremdsprachenunterricht(FU)sraum kann / soll / will man lernen, wie man gerade diesen Raum überbrücken, d.h. (auch) außerhalb des Spracherwerbskontextes mit Benutzern der Zielsprache kommunizieren kann. In der letzten Zeit wurden reale und virtuelle Räume für die anderen Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickelt, so dass beim Fremdsprachlernen im Unterrichtszimmer die Zeit vorwiegend dem Sprechen vorbehalten bleiben kann. Diese Entwicklung ermöglicht auch in mehrerlei Hinsicht die Überwindung der Räumlichkeit des FU in der mündlichen Prüfung am Ende des Kurses. These: In dem medial und in Anlehnung an Jeffrey (n.d.) vom Autor neu aufgebauten FU können auch nicht-Fachstudenten im allgemeinbildenden Grundstudium an einer japanischen Universität als Lerner mit anderweitig vollem Stundenplan nach einem Jahr mit einem/r MuttersprachlerIn ein kleines Gespräch auf der Ebene CEFR A1 führen. Inhaltliche Gliederung: Dieser Beitrag führt im ersten Teil in den Raum des FU an japanischen Universitäten ein und was darin in einem Kurs gemacht wird, nicht gemacht zu werden braucht und gemacht werden kann. Teil zwei stellt mit der Entwicklung der die Umstände an japanischen Universitäten berücksichtigenden (Jeffrey n.d.) mündlichen Prüfung den Hintergrund für die im folgenden Teil drei vorgestellte Studie vor. Teil drei zeigt in einer Studie aus dem WS 2009/10, dass auch nicht-germanistische Lerner mit nur sehr beschränkter Unterrichtszeit für freiwillige Fremdsprachen nach auf über acht Monate verteilten nur 30 Wochen a 2x2 Stunden Unterricht in einer mündlichen Prüfung den Raum des FU (und die damit gelernten Inhalte) zumindest teilweise überwinden und in Einzelgesprächen mit Muttersprachlern aus und online im Zielsprachenland jeweils etwa 3 Minuten - ohne Vorbereitung oder andere Materialien, um die Spontanität des Gesprächs zu bewahren - sprechen können. Die Dyaden wurden jeweils kriterienbezogen und holistisch beurteilt. Alle Dyaden wurden aufgenommen und teilweise transkribiert. Teil vier stellt erste Ergebnisse vor. Die meisten Gespräche erfüllten CEFR A1 (teilweise auch A2) (Reinelt 2009). Aus den Videobeispielen wird ebenfalls ersichtlich, dass die Gespräche in ihrer Durchführung nicht mehr nur zum FU gehören und damit auch diesen Raum überwinden. Dies wurde auch durch die Raterbeurteilungen bestätigt. Teil fünf fasst die Ergebnisse in Hinsicht auf das Ziel des FU, eben diesen Raum überwinden zu können, zusammen, betrachtet die Durchführbarkeit in anderen FU-Umgebungen und avisiert, welche neuen Aufgaben sich ergeben. Abstracts 197 Literatur Jeffrey, David (n.d.): „The Challenges of Creating a Valid and Reliable Speaking Test as Part of a Communicative Program“ [Online] Available: <www.nuis.ac.jp/~ hadley/publication/jeffrey/jeffrey-speakingtest.htm>. Reinelt, Rudolf (2009): „A1-Sprechziele im Nachhinein erfüllt – Ein Vergleich von mündlichen Prüfungsleistungen und CEFR A1-Kannbeschreibungen“, in: Stoke, Alan M. (Hrsg.): JALT 2008 Conference Proceedings. Tokyo: JALT 1283-1294. 198 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Kareen Reißman (Chemnitz) Zwischen Selbstdarstellung und Identitätswahrung in sozialen Netzwerken des web2.0 – eine soziolinguistische Untersuchung zu Surveys auf MySpace Sektion 7 & 15 Soziale Netzwerke im web2.0 haben dem Kommunikationsverhalten im Internet neue Wege geöffnet. Persönliche Homepages wurden durch standardisierte Strukturen und Benutzerfreundlichkeit leichter realisierbar. Die persönliche virtuelle Identität im Rahmen sozialer Netzwerke gehört vor allem in der Gruppe der Postadoleszenten zum festen Bestandteil der sozialen Verankerung. Der Umgang mit diesem Kommunikationsmedium wird vorwiegend in der Freizeit erlernt und gepflegt. Dabei können die Teilnehmer selbst entscheiden, welche Informationen sie preisgeben oder nicht zur Verfügung stellen. Zusätzlich bietet die Plattform MySpace die Möglichkeit, auf der nach außen für jeden Internetnutzer sichtbaren Seite nur einen Teil der persönlichen Informationen zu veröffentlichen. Die Nutzeroberfläche für Myspace-Mitglieder bietet eine ganze Reihe von Kommunikationsangeboten und Diensten, durch die die Kontaktpflege der untereinander verlinkten Teilnehmer ermöglicht wird. So können etwa durch Bulletins alle Freunde über bestimmte Sachverhalte wie Termine oder Ereignisse informiert werden. Eine besondere Art der Bulletins sind Surveys – fragebogenartige Texte, die Aussagen zu verschiedenen persönlichen Merkmalen, Meinungen und Interessen enthalten. Die Funktion der Surveys ist darin zu suchen, soziale Beziehungen zu pflegen und zeitliche Freiräume auszufüllen. Nachweislich werden soziale Netzwerke zu verschiedenen Zwecken in Anspruch genommen. Unter anderem dienen sie der allgemeinen Kontaktpflege über räumliche Distanzen hinweg, der Stärkung realer sozialer Beziehungen und dem Flirten. Dies spiegelt sich auch in Surveys wider. Anhand der Textsorte Survey soll in diesem Vortrag der Umgang mit der virtuellen Identität Postadoleszenter im web2.0 betrachtet werden. Die Untersuchung der Surveys stützt sich dabei auf die soziologische Theorie Leopold Wieses, dass das Umfeld eines jeden Menschen (Ego) in nahestehende Personen und entfernte Bekannte gegliedert werden kann. Daraus ergeben sich Nähe- und Distanzverhältnisse im sozialen Raum. Auch die virtuelle Identität ist in einem solchen sozialen Raum verankert. Indikatoren lassen hierbei auf die soziale Distanz schließen. Derartige Indikatoren finden sich in Surveys, indem in einem changierenden Wechselspiel persönliche Informationen durch die Akteure selbst preisgegeben, verschwiegen oder verschlüsselt werden. Literatur Stegbauer, Christian (2006): Strukturalistische Internetforschung. Netzwerkanalysen internetbasierter Kommunikationsräume. Wiesbaden: VS-Verl. für Sozialwissenschaften. Abstracts 199 Christina Reissner (Saarbrücken) Das Interkomprehensionskonzept EuroCom – eine Alternative zu herkömmlichen Spracherwerbsmodellen Themenbereich II In weiten Teilen der universitären Forschung und Lehre ist die Interkomprehension inzwischen etabliert, ihre Didaktik kann als eine der tragenden Säulen der Mehrsprachigkeitsdidaktik bezeichnet werden. Dem Interkomprehensionsverfahren zum Erwerb sprachenübergreifender Kompetenzen und als zum Sprachenvergleichen und Transferieren anregendes Konzept, wohnen die grundlegenden Prinzipien der Bewusstmachung, der Motivation und der Lernerautonomie inne. Es ist anzusehen als „ein fremdsprachendidaktisches Programm, das sich voll und ganz in Übereinstimmung mit Prinzipien befindet, die die allgemeine Erziehungswissenschaft als essentielle Grundlagen allen modernen Unterrichts erkannt und postuliert hat.“ (Doyé 2010: 131). Mit dem an der Goethe-Universität Frankfurt entwickelten EuroCom-Konzept (Klein / Stegmann 2000) steht eine interkomprehensiv basierte Vorgehensweise zum Erwerb rezeptiver Kompetenzen in kognaten Sprachen zur Verfügung, die inzwischen in zahlreichen Kontexten Anwendung findet. Ursprünglich für den Gebrauch im universitären Bereich entwickelt, wurde das Konzept im Laufe der Jahre erheblich erweitert und für ganz unterschiedliche Lehr- / Lernkontexte adaptiert. Auch wenn im Rahmen des EuroCom-Konzepts der Erwerb von (rezeptiven) Kompetenzen in nahverwandten Sprachen im Vordergrund steht, kommt dem Englischen auch im Rahmen der romanischen Interkomprehension eine wichtige Funktion zu: es weist mannigfaltige Relationen und Parallelen auf, die beim interlingualen Transfer neben den deklarativen und prozeduralen Transferressourcen genutzt werden können, die durch die romanische Brückensprache zur Verfügung stehen. Dies lässt sich nicht zuletzt auf den aufgrund sprachgeschichtlicher Entwicklungen hohen Anteil romanischer Elemente im Englischen zurückführen (Klein / Reissner 2006: 12); vielmehr wirkt sich hier auch die Tatsache aus, dass es sich dabei um die im deutschen Bildungssystem am häufigsten gelernte Fremdsprache handelt und Lerner daher ohnehin häufig auf diese Ressourcen und Lernerfahrungen Rückgriff nehmen, wenn sie interkomprehensiv vorgehen (siehe dazu z.B. Meißner 2010: 207). Der vorliegende Beitrag gibt einen Einblick in die vielfältigen Anwendungsfelder der Interkomprehension, die sich im Laufe des letzen Jahrzehnts eröffnet haben und nennt Potentiale und Vorteile, die Interkomprehensionskonzepten für Tertiärsprachenerwerb und –vermittlung innewohnen und aus vielfältigen Perspektiven empirisch belegt wurden. Die Interkomprehension bietet realistische Alternativen zu herkömmlichen Sprachenmodellen und ergänzt sie sinnvoll, wie nicht zuletzt die ersten curricularen Einbindungen des Konzepts an Schulen und Universitäten belegen. Literatur Candelier, Michel (coord.) / Camilleri-Grima, Antoinette / Castellotti, Véronique / de Pietro, Jean-François / Lörincz, Ildikó / Meißner, Franz-Joseph / Schröder-Sura, 200 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Anna / Noguerol, Artur (2007): Across languages and cultures - CARAP: Framework of reference for pluralistic approaches to languages and cultures. Strasbourg / Graz: Council of Europe / European Centre for Modern Languages (URL: http://carap.ecml.at/LinkClick.aspx?fileticket=cPUAT8PKfkU%3d&tabid=425&lang uage=fr-FR Doyé, Peter / Meissner, Franz Joseph (Hrsg.) (2010): Lernerautonomie durch Interkomprehension: Projekte und Perspektiven / L’autonomisation de l’apprenant par l’intercompréhension: projets et perspectives / Promoting Learner Autonomy through intercomprehension: projects and perspectives. Tübingen: Narr. Klein, Horst G. / Reissner, Christina (2006): Basismodul Englisch - Englisch als Brückensprache in der romanischen Interkomprehension. Aachen: Shaker. Klein, Horst G. / Stegmann, Tilbert D. (2000): EuroComRom - Die sieben Siebe. Romanische Sprachen sofort lesen können. Aachen: Shaker. Reissner, Christina (2007): Die romanische Interkomprehension im pluridisziplinären Spannungsgefüge. Aachen: Shaker. Abstracts 201 Daniel H. Rellstab (Bern) „wer↓ c'est qui↓“: Zur Konstruktion von Hierarchien während Gruppenarbeiten im „Deutsch als Fremdsprache“-Unterricht Sektion 13 Lange Zeit galt der Frontalunterricht als die typischste Kommunikationsform im Klassenzimmer, und vielleicht ist dies auch heute noch der Fall (cf. etwa Hausendorf 2008). Das ist nicht erstaunlich, denn anhand der Interaktionen während des Frontalunterrichts werden die spezifischen institutionellen Orientierungen der Beteiligten gleichsam paradigmatisch sichtbar (cf. schon Levinson 1992), etwa in den relativ ausführlich analysierten und beschriebenen Frage-Antwort-Sequenzen oder den Reparatur-Sequenzen, die von Lehrpersonen initiiert werden (cf. Seedhouse 2004). Allerdings wurde und wird diese Form der Interaktion gerade in unteren Klassen zunehmend durch Werkstattunterricht ersetzt. Die Orientierungsmöglichkeiten könnten in solchen Kontexten vielfältiger, die Interaktionen während des Gruppenlernens egalitärer werden. Wie meine konversationsanalytisch orientierten Analysen von Kleingruppeninteraktionen im „Deutsch als Fremdsprache“-Unterricht in 6. Klassen in der französischsprachigen Schweiz zeigen, ist dies aber oft nur dann der Fall, wenn die Schülerinnen und Schüler „off-task“ gehen (cf. Markee 2005). Die institutionelle Orientierung bleibt sonst auch während der Gruppeninteraktionen vorhanden. Gleichzeitig sind die Kleingruppeninteraktionen keineswegs per se egalitärer. Denn auch hier werden Asymmetrien konstruiert, die teilweise wie Abbilder der „großen“ Lehrer-Schüler-Asymmetrie wirken. In diesen Konstruktionen spielt der gezielte Einsatz der zu lernenden Fremdsprache (etwa bei der Initiierung von Reparatur-Sequenzen) eine wichtige Rolle: Mehr zu wissen als der andere eröffnete die Möglichkeit, auch kommunikativ mehr Rechte einfordern zu können. Dieser Befund zeigt, dass moderne Formen des Unterrichts die Asymmetrien im Klassenzimmer nicht zum Verschwinden bringen, sondern eher neu verteilen. Literatur Hausendorf, Heiko (2008): „Interaktion im Klassenzimmer. Zur Soziolinguistik einer riskanten Kommunikationspraxis“, in: Willems, Herbert (Hrsg.): Lehr(er)buch Soziologie. Für die pädagogischen und soziologischen Studiengänge. Wiesbaden: VS 931-957. Levinson, Stephen C. (1992): „Activity Types and Language”, in: Drew, Paul / Heritage, John (Hrsg.): Talk at Work: Interactions in Institutional Settings. Cambridge: Cambridge University Press 101-134. Markee, Numa P. (2005): „The Organization of Off-Task Talk in Second Language Classrooms“, in: Richards, Keith / Seedhouse, Paul (Hrsg.): Applying Conversation Analysis. Basingstoke: Palgrave Macmillan 197-213. Seedhouse, Paul (2004): The Interactional Architecture of the Language Classroom: A conversation analysis perspective. Malden / Oxford: Blackwell. 202 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Nadine Rentel (Paris) Globalisierung oder Kulturspezifik im massenmedialen Raum? Die Gestaltung deutscher und französischer PR-Kampagnen im Bereich der Automobilindustrie im Vergleich, dargestellt am Beispiel des Internetauftritts von Renault Sektion 5 Neben dem Herausstellen konkreter Produktvorteile in Werbebotschaften legen Unternehmen großen Wert auf die Außendarstellung der allgemeinen Unternehmensziele und –philosophie im Rahmen von PR-Kampagnen, die immer häufiger in Form eines Internetauftritts (ergänzend oder als Ersatz für Unternehmensbroschüren) realisiert werden. Der Bereich der Automobilwerbung berührt dabei aufgrund der Kommunikation von Werten und Emotionen die interkulturelle Ebene in besonderer Weise. Die interkulturelle Perspektive im Kontext der Analyse massenmedialer Kommunikation beschäftigt sich mit der Frage, ob es möglich ist, „globale” bzw. standardisierte Kommunikationskonzepte zu verwenden oder ob bei der Gestaltung der Botschaften kulturspezifische Besonderheiten berücksichtigt werden müssen. Ausgehend von der Hypothese der Kulturgebundenheit von Kommunikation müssen bei der Konzeption der Kampagnen interkulturelle Unterschiede berücksichtigt werden, damit die Kommunikation in einem international geprägten Umfeld funktioniert. Im Vortrag sollen konkret zwei Fragen beantwortet werden: Zum Einen muss geklärt werden, auf welchen Ebenen innerhalb des Textes (des Internetauftritts) sich interkulturelle Unterschiede manifestieren (hierbei soll auch die visuelle Ebene berücksichtigt werden), bevor der Frage nachgegangen werden kann, welche sprachlich-stilistischen Merkmale (z.B. die Adressatenspezifik betreffend) sowie Kernaussagen (in Bezug auf das Herausstellen zentraler Unternehmensziele im Automobilbereich) charakteristisch für den französischen bzw. den deutschen Kulturraum sind. Die Medientextanalyse basiert dabei auf dem Vergleich des aktuellen, deutsch- bzw. französischsprachigen Internetauftritts unterschiedlicher deutscher, französischer und internationaler Automobilhersteller. Die Analyse zeigt Tendenzen bezüglich der Kulturraumgebundenheit massenmedialer Kommunikation auf, es stellt sich jedoch heraus, dass es problematisch ist, solche Merkmale exklusiv dem deutschen oder dem französischen Kulturraum zuzuweisen. Literatur Bucher, Hans-Jürgen (2007): „Textdesign und Multimodalität. Zur Semantik und Pragmatik medialer Gestaltungsformen“, in: Roth, Sven Kersten / Spitzmüller, Jürgen (Hrsg.): Textdesign und Textwirkung in der massenmedialen Kommunikation. Konstanz: Uvk. Held, Gudrun / Bendel, Sylvia (Hrsg.) (2008). Werbung – grenzenlos. Multimodale Werbetexte im interkulturellen Vergleich. Frankfurt / Main u.a.: Peter Lang. Abstracts 203 Lüger, Heinz-Helmut / Lenk, Hartmut E. H. (2008): „Kontrastive Medienlinguistik. Ansätze, Ziele, Analysen“, in: Lüger, Heinz-Helmut / Lenk, Hartmut E. H. (Hrsg.): Kontrastive Medienlinguistik. Landauer Schriften zur Kommunikations- und Kulturwissenschaft. Landau: Verlag Empirische Pädagogik. Schroeder, Michael (1994): „Frankreich – Deutschland. Zwei unterschiedliche Auffassungen von Kommunikation“, in: Koch, Ursula et al. (Hrsg.): Deutsch-französische Medienbilder. München: Verlag Reinhard Fischer. 204 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Nina Reshöft (Bremen) Bewegungsereignisse im Französischen und Englischen: Eine typologische Unterscheidung? Sektion 2b Mein Beitrag basiert auf Überlegungen zu einer typologischen Unterscheidung bei der Beschreibung von Bewegungsereignissen. Nach Talmy (1985) fallen Sprachen in zwei typologische Muster nach der Art, wie Bewegungsereignisse lexikalisiert werden. Das Englische zählt demnach zu den “satellite-framed languages”, in denen die Art und Weise der Bewegung ('Manner') im Verb kodiert wird, während die Bewegungsrichtung ('Path') in so genannten "satellites" außerhalb des Verbs untergebracht ist (He ran into the house). Das Französische hingegen zählt, wie alle anderen romanischen Sprachen, zu den “verb-framed languages”, in denen die Bewegungsrichtung im Verb kodiert ist und die Art und Weise optional außerhalb des Verbs ausgedrückt wird (Il est entré dans la maison [en courant]). Es hat zahlreiche Untersuchungen gegeben, die Talmys Typologie größtenteils bestätigt haben (z.B. Slobin 2000). Des Weiteren ist beschrieben worden, dass den unterschiedlichen Lexikalisierungsmustern grammatische Beschränkungen in den romanischen Sprachen zugrunde liegen (Braun 1976). Demnach sind bestimmte Kombinationen von Manner-Verben der Bewegung mit bestimmten Satelliten nicht möglich. Die typologische Unterscheidung ist andererseits vielfach kritisiert worden. Untersuchungen haben gezeigt, dass es viele Sprachen gibt, die nicht eindeutig eines der beiden Sprachmuster aufweisen. Aus diesen Überlegungen ergaben sich Vorschläge, von mehr als zwei Sprachtypen oder beispielsweise von "different degrees of typological homogeneity" (Wienold / Schwarze 2002) auszugehen. Zudem zeigen zahlreiche Untersuchungen, dass romanische Sprachen durchaus satellitenbasierte Konstruktionen aufweisen, wie im Französischen courir jusqu'à (vgl. Schlyter 1978). Mein Beitrag soll zeigen, inwieweit diese Möglichkeiten im Französischen tatsächlich ausgeschöpft werden. Als Grundlage dient ein selbst erstelltes Korpus aus elizitierten schriftlichen Daten. Diese Daten basieren auf Beschreibungen einer Bildergeschichte, der so genannten "frog story", die von französischen und englischen Sprecherinnen und Sprechern erhoben wurden. Die bisherige Analyse der Daten zeigt, dass MannerVerb-Konstruktionen in den französischen Daten tatsächlich häufiger vorkommen als erwartet. Daraus ergibt sich erneut die Frage, inwieweit hier wirklich von einer Dichotomie ausgegangen werden kann. Literatur Braun, Theodore E. D. (1976): „Motion and change of place in French and English verbs“, in: The French Review 49: 388–392. Slobin, Dan I. (2000): „Verbalized events – a dynamic approach to linguistic relativity and determinism“, in: Niemeier, Susanne / Dirven, René (Hrsg.): Evidence for linguistic relativity. Amsterdam: John Benjamins 107-138. Abstracts 205 Talmy, Leonard (1985). „Lexicalization Patterns: Semantic Structure in Lexical Forms“, in: Shopen, Timothy (Hrsg.): Language Typology and Syntactic Description. Vol. Ill: Grammatical Categories and the Lexicon. Cambridge: Cambridge University Press 57-149. Schlyter, Suzanne (1978): „German and French movement verbs. Polysemy and equivalence“, in: Gregersen, Kirsten (Hrsg.): Papers from the 4th Scandinavian conference of linguistics. Odense: Odense University Press 349-354. Wienold, Gštz / Schwarze, Christoph (2002): The Lexicalization of Movement Concepts in French, Italian, Japanese and Korean: Towards a Realistic Typology. Universität Konstanz. Arbeitspapiere des Fachbereichs Sprachwissenschaft Nr. 112. 206 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Hannah Reuter (Frankfurt / Oder) Was ist das richtige Niederdeutsch? Niederdeutschunterricht zwischen Standardisierung und Regionalisierung Sektion 8 (II) Was ist das richtige Niederdeutsch? Diese Frage mag Niederdeutschsprechern, die ihre Ortsmundart selbstverständlich als Alltagssprache verwenden, vollkommen überflüssig erscheinen. In Zeiten, in denen das Niederdeutsche nicht mehr ungesteuert als Mutter- oder aber Zweitsprache an die Nachfolgegeneration weitergegeben, sondern häufig erst sekundär erworben wird, gewinnt sie jedoch an Relevanz. Das Desiderat, dem zunehmenden Sprachverlust durch gesteuerten Spracherwerb entgegenzuwirken, ist nicht nur als – mehr oder minder umfangreiche – Verpflichtung der norddeutschen Bundesländer in der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen festgehalten, sondern wird mit dem Ziel ein Stück norddeutsche Kultur zu bewahren an Schulen und anderen Bildungseinrichtungen bereits auf vielfältige Weise in die Tat umgesetzt. Wie aber lehrt man eine nicht-standardisierte Regionalsprache, die sich durch eine so starke Binnengliederung in Orts- und Regionalvarietäten auszeichnet? Nach welcher Norm wird gesprochen oder gar geschrieben? Entwirft etwa jede Lehrkraft ihre eigene Lehrnorm als eine Standardisierung 'von unten'? Werden Erzeugnisse des überregionalen „Funkplatts“ in den Unterricht mit einbezogen oder regionale Lehrwerke verwendet? Wäre eine Standardisierung des Niederdeutschen 'von oben' im Sinne einer einfacheren und flächendeckenden Weitergabe an Lernende dem Schutz der Sprache förderlich und welche Legitimität hätte eine solche niederdeutsche Standardvarietät, wenn davon auszugehen ist, dass das Niederdeutsche für seine Sprechenden eng mit der Konstruktion einer regionalen Identität verknüpft ist? Kann es eine auf dem Niederdeutschen fußende norddeutsche Identität geben? Wo endet die Region und wie weit reicht eigentlich Norddeutschland? Einigen dieser Fragen soll in diesem Vortrag anhand erster Ergebnisse aus einer teils quantitativ (mittels teilstandardisierter Fragebögen), teils qualitativ (mittels Leitfadeninterviews) angelegten Untersuchung an norddeutschen Volkshochschulen nachgegangen werden. Literatur Goltz, Reinhard (2009): „Niederdeutsch: vom wenig einheitlichen Profil einer bedrohten Regionalsprache“, in: Stolz, Christel (Hrsg.): Neben Deutsch. Die autochthonen Minderheiten und Regionalsprachen Deutschlands. Bochum: Brockmeyer 59-86. Krappmann, Lothar (2000): Soziologische Dimensionen der Identität: strukturelle Bedingungen für die Teilnahme an Interaktionsprozessen. Stuttgart: Klett-Cotta. Möller, Frerk (2008): Plattdeutsch im 21. Jahrhundert. Bestandsaufnahme und Perspektiven. Leer: Schuster. Schröder, Ingrid (2004): „Niederdeutsch in der Gegenwart. Sprachgebiet – Grammatisches – Binnendifferenzierung“, in: Stellmacher, Dieter (Hrsg.): Niederdeutsche Abstracts 207 Sprache und Literatur der Gegenwart. Hildesheim / Zürich / New York: Olms 3598. Wildgen, Wolfgang (2000): Niederdeutsch in Schule und Gesellschaft. Studien zur Regionalsprache und Regionalkultur. Bremen: Universitätsbuchhandlung. 208 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Stephanie Risse (Bozen) Mehrsprachig # interkulturell – Beobachtungen an der dreisprachigen Freien Universität Bozen (Italien) Sektion 9 Die Autonome Provinz Bozen, alltagssprachlich als Südtirol, Sudtirolo, Alto Adige bezeichnet, gehört zu den europäischen Gebieten mit einer rechtlich und institutionell verankerten Form von Mehrsprachigkeit hinsichtlich der italienischen, deutschen und ladinischen Sprache. Nach jahrelangen politischen Auseinandersetzungen wurde Ende der 1990er Jahre die Freie Universität Bozen (FUB) gegründet mit einer besonderen rechtlichen Struktur und dem Anspruch ‚dreisprachig‘, italienisch, deutsch und englisch zu sein. Im Rahmen einer empirischen Studie zur italienisch-deutschen Kommunikation im Stadtparlament von Bozen konnten mindestens vier verschiedene Typen von mehrsprachiger und interkultureller Kommunikation bestimmt werden, die als typisch für die Südtiroler Kommunikation zu beschreiben sind. Wie aber ist das sprachliche Handeln in der FUB zu beschreiben, an der Lehrende arbeiten, die sich unterschiedlichen universitären Traditionen verpflichtet fühlen (z.B. italienisch vs. deutsch / österreichisch). Welche Anforderungen können an die Studierenden (und Lehrenden) bezüglich ihrer Sprachkompetenzen gestellt werden? Wie ist die mehrsprachige Kommunikation an der FUB in Bezug zu dem mehrsprachigen Gebiet Südtirol zu beschreiben? Erste empirisch fundierte Analysen zu diesen Fragestellungen lassen regionale Ansätze für transnationale Mehrsprachigkeit in Europa erkennen. Abstracts 209 Sonja Ruda (Chemnitz) Korrekturen von Aufgabenlösungen im traditionellen und virtuellen Lehrraum und deren Modellierung für ein lehrerunterstützendes Feed-back-Werkzeug im E-Learning Sektion 7 & 15 Aufgaben spielen sowohl im traditionellen als auch im virtuellen Lehrraum eine tragende Rolle – und ihre schriftliche Korrektur bedeutet für Lehrende einen hohen Arbeitsaufwand. Verringert werden kann dieser über Aufgaben mit vorgegebenen Lösungsmöglichkeiten wie im Multiple-Choice-Verfahren, zumal deren Beurteilung auch durch den Computer möglich ist. Jedoch hat diese Form u. a. den Nachteil, dass Lernende die richtige Antwort lediglich erraten können. Im Gegensatz dazu stehen Aufgaben, die vom Lernenden eigenständig niedergelegte Texte fordern. Allerdings lassen sich diese nicht automatisch überprüfen. Um die Vorteile der selbst formulierten Lösungen mit denen der Computerverarbeitung verknüpfen zu können, soll eine sprachpragmatische Analyse dargelegt werden, welche über verschiedene Aufgabentypen und deren Lösungsmöglichkeiten sowie über die Korrekturtätigkeit von Lehrenden bei frei formulierten Aufgabenlösungen erfolgt. Die Analyseergebnisse bilden die Grundlage für ein lehrerunterstützendes Feedback-Werkzeug im E-Learning, mit dem die Bewertung eigenständig verfasster Lösungsmöglichkeiten unter bestimmten Voraussetzungen der Lösungstextmerkmale computerunterstützt durchgeführt werden kann. Literatur Ruda, Sonja (2008): Aufgaben stellen, lösen und korrigieren. Eine sprachpragmatische Analyse für ein lehrerunterstützendes Feedback-Werkzeug im E-Learning. Duisburg, Universitätsverlag Rhein-Ruhr. Zugl. Dissertation an der Technischen Universität Chemnitz, Philosophische Fakultät 2006. Ruda, Sonja (2008): „Model of a Teacher Assisting Feedback Tool for Marking Free Worded Exercise Solutions”, in: JLCL – Journal for Language Technology and Computational Linguistics 23, 2: 96–108. <http://www.ldv-forum.org/2008_Heft2/ ruda.pdf> 210 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Annette Sabban (Hildesheim) Zur Übersetzung von Phrasemen Sektion 10 Der Vortrag diskutiert einige Annahmen und Vorurteile über die Übersetzbarkeit und das Übersetzen von (mehr oder weniger) festen Mehrwortverbindungen, den so genannten Phraseologismen oder Phrasemen. Dass diese „unübersetzbar“ seien und dass man ein Phrasem am besten „als Phrasem“ übersetzen solle, wobei andere Lösungen grundsätzlich nachrangig seien, gehört zu den Mystifizierungen, die sich im fachwissenschaftlichen Diskurs zumindest unterschwellig nach wie vor behaupten. Dabei hatte bzw. hat man vor allem die zentrale Klasse der Idiome im Blick, wobei jedoch in der übersetzerischen Praxis auch die große Gruppe der Routineformeln sowie die eher peripheren Klassen der Kollokationen und Funktionsverbgefüge eine Rolle spielen können und mitunter sogar einen größeren Anteil am Text haben. Der Vortrag geht – auch an Hand tatsächlicher übersetzerischer Lösungen in einem jüngst erschienenen englischen Kriminalroman (2009) und seiner Übersetzung ins Deutsche (2010) – exemplarisch der Frage nach, welche Phraseme unter welchen Bedingungen welche besonderen Anforderungen an die Übersetzung stellen und welche Lösung unter den gegebenen Bedingungen angemessen ist. Dabei wird davon ausgegangen, dass nicht alle Probleme aus den je eigenen semantischen, pragmatischen und kombinatorischen Merkmalen der Phraseme erwachsen, sondern auch aus ihrer je spezifischen Verwendung im Text, die u. U. sogar eine wörtliche, ausgangssprachenorientierte Übersetzung als adäquat erscheinen lassen. Bei dem Vergleich zwischen Ausgangstext und übersetzerischer Lösung stellt sich außerdem die Frage, warum – wie wiederholt auch an anderen Texten mit Erstaunen bemerkt wurde – das in Wörterbüchern angebotene „Übersetzungsäquivalent“ für den konkreten Fall untauglich ist oder nicht der tatsächlich gewählten Lösung entspricht. Bevor aber hier in das stete Lamentieren über die „Unzulänglichkeit“ von Wörterbüchern beim Umgang mit Phrasemen eingestimmt wird, stellt sich eher die grundsätzliche Frage nach dem Verhältnis von Wörterbuchäquivalenten und Textäquivalenten. Daraus ergeben sich schließlich auch Folgerungen für die übersetzerische Kompetenz. Literatur Corpas Pastor, Gloria (2000): „Acerca de la (in)traducibilidad de la fraseología”, in: Corpas Pastor, Gloria (Hrsg.): Las lenguas de Europa: Estudios de fraseologia, fraseografia y traduccion. Comares: Granada 483-522. Piitulainen, Marja-Leena (2006): „Äquivalenz im Wörterbuch und im Text Am Beispiel deutscher Verbidiome und ihrer finnischen Entsprechungen“, in: Breuer, Ulrich / Hyvärinen, Irma (Hrsg.): Wörter - Verbindungen. Festschrift für Jarmo Korhonen zum 60. Geburtstag. Frankfurt / M. et al.: Lang 237-246 Koller, Werner (2007): Probleme der Übersetzung von Phrasemen (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 28.1). Berlin / New York: de Gruyter 605-613. Abstracts 211 Mellado Blanco, Carmen (2009): Theorie und Praxis der idiomatischen Wörterbücher (= Lexicographica Series Maior 135). Tübingen: Niemeyer. 212 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Claudia Scharioth (Frankfurt / Oder) Sprache, Region und Identität im nördlichen West- und Ostdeutschland. Eine komparative Untersuchung der heutigen Alltagssprache von Frauen in Holstein und MecklenburgVorpommern Sektion 8 (II) In dem Vortrag geht es um die vielfältigen Wechselwirkungen von Sprache, Region und Identität. Die Untersuchung vergleicht die Alltagssprache und die regionalen Identitätskonstruktionen 30 norddeutscher Frauen mittleren Alters in Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Das Korpus besteht aus verschiedenen Sprachtests (Salienz-, Situativitäts- und Normativitätstests), sprachbiographischen Interviews und Familiengesprächen, die nach Ansätzen der soziolinguistischen, soziologischen und sozialpsychologischen Forschung kulturwissenschaftlich interpretiert werden. Aus den Sprachdaten werden Sprecherbiografien gebildet, die bei der Konstituierung der Identität auch den historischen Aspekt der Wende im Jahre 1989 / 1990 sowie genderspezifische Themen berücksichtigen. Durch die Verknüpfung der objekt- und der subjektsprachlichen Daten zu einem Korpus und der Berücksichtigung einer qualitativen Herangehensweise, die sich aber auch auf quantitative Ergebnisse stützt, ist es möglich, sowohl das Sprachverhalten als auch die jeweilige Identität der Gewährspersonen im nördlichen West- und Ostdeutschland darzustellen. Ziel dieser Untersuchung ist der empirische Nachweis des Zusammenhangs von Sprachverhalten und regionaler Identität. Dieser Zusammenhang bedarf einer genaueren begrifflichen Klärung als bisher, da angesichts der Globalisierung die Frage nach regionaler Sprachidentität neu gestellt werden muss. Literatur Auer, Peter / Hausendorf, Heiko (Hrsg.) (2000): Kommunikation in gesellschaftlichen Umbruchsituationen. Mikroanalytische Aspekte des sprachlichen und gesellschaftlichen Wandels in den Neuen Bundesländern. Tübingen: Niemeyer. Elmentaler, Michael / Gessinger, Joachim / Macha, Jürgen / Rosenberg, Peter / Schröder, Ingrid / Wirrer, Jan (2006): „Sprachvariation in Norddeutschland. Ein Projekt zur Analyse des sprachlichen Wandels in Norddeutschland“, in: Gessinger, Joachim / Voeste, Anja (Hrsg.): Dialekt im Wandel. Perspektiven einer neuen Dialektologie. Duisburg: Obst 159-178. Föllner, Ursula (2004): „Zum Gebrauch des Niederdeutschen in der Gegenwart – 40 soziolinguistische und pragmatische Aspekte“, in: Stellmacher, Dieter (Hrsg.): Niederdeutsche Sprache und Literatur der Gegenwart. Hildesheim et al.: Olms: 99-148. Krappmann, Lothar (2000): Soziologische Dimensionen der Identität: strukturelle Bedingungen für die Teilnahme an Interaktionsprozessen. Stuttgart: Klett-Cotta. Macha, Jürgen (1993/1994): „Mundart und regionale kulturelle Identität“, in: Rheinisches Jahrbuch für Volkskunde 30: 121-134. Abstracts 213 Stefan Schierholz (Erlangen-Nürnberg) Online-Wörterbuch zur Substantivvalenz Sektion 2a Für die Struktur der Nominalphrase gilt in der valenztheoretischen Auffassung, dass der Kopf der Phrase das Substantiv ist. Im Nachfeld vieler Substantive gibt es Leerstellen, die durch Valenzpartner besetzt werden können, welche in der Regel fakultativer Art sind. Die Valenzpartner können Genitivattribute, Präpositionalattribute oder attributive Angaben sein, realisiert als Nominalphrase, Präpositionalphrase, Attributsatz oder Angabesatz. Für Lerner des Deutschen sind die Konstruktionsbedingungen der Nominalphrase wichtig, da sie nicht über Regeln erlernt werden können, sondern je Valenzträger spezifisch vorkommen. Aus diesem Grunde müssen die Valenzpartner mit linguistischen Verfahren ermittelt werden und sollten als lexikographische Angaben in einem Lernerwörterbuch oder in einem Spezialwörterbuch verzeichnet sein. Ein solches Spezialwörterbuch, ein Substantivvalenzwörterbuch, wird gegenwärtig in Erlangen in einer Online-Version geplant. Neben den theoretischen Grundlagen zur Substantivvalenz sollen grundlegende Aspekte zum Aufbau des Wörterbuchs vorgestellt werden. Dabei geht es vor allem um die Frage des erwarteten Benutzerverhaltens, weil die Organisation der linguistischen Daten und die Präsentation der lexikographischen Daten mit den Adressaten und deren Suchverhalten im Zusammenhang zu sehen sind. Literatur Hölzner, Matthias (2007): Substantivvalenz. Korpusgestützte Untersuchungen zu Argumentrealisierungen deutscher Substantive (= Reihe Germanistische Linguistik 274). Tübingen: Niemeyer. Müller-Spitzer, Carolin (2007): Der lexikografische Prozess. Konzeption für die Modellierung der Datenbasis (= Studien zur deutschen Sprache 42). Tübingen: Narr. Schierholz, Stefan J. (2001): Präpositionalattribute. Syntaktische und semantische Analysen (= Linguistische Arbeiten 447). Tübingen: de Gruyter Mouton. 214 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Christina D. Schmidt (Edinburgh) Sprachwahl und religiöse Identität in der Diaspora: Afrikaans und Englisch in südafrikanischen Kirchen in Großbritannien Sektion 8 (I) Migrationsbewegungen führen zu Neuordnungen von Räumen und damit zu neuen Sprachkontaktsituationen. Grenzregionen sind nicht mehr ausschließlich geographisch definiert, sondern werden ebenso sehr in sozialer Interaktion konstituiert, und die neu entstehenden Diasporagemeinschaften sehen sich vor die Aufgabe gestellt, kontinuierlich ihre Identität sowohl intern als auch extern neu auszuhandeln. Eine wichtige Rolle spielt hierbei ihre Sprachwahl zwischen Herkunfts- und "Gast"sprache. Der vorliegende Vortrag beschäftigt sich mit dieser Spannungssituation im Hinblick auf in Großbritannien lebende Südafrikaner. Während sie z.B. am Arbeitsplatz voll in die britische Gesellschaft integriert scheinen, kommen viele von ihnen andererseits in ihrer Freizeit in der religiösen Domäne in vorrangig südafrikanischen Kirchen verschiedener Denominationen zusammen. Diese Kirchen variieren in ihrer Sprachwahl zwischen Afrikaans, Englisch und verschiedenen bilingualen Strategien. Basierend auf quantitativen und qualitativen Daten, die im Jahr 2009 in sieben südafrikanischen Kirchen in London erhoben wurden, fragt der Vortrag nach den Gründen für diesen unterschiedlichen Umgang mit einer im Prinzip gleich gearteten Sprachkontaktsituation. Es zeigt sich, dass die Erfahrung der Diasporarealität und damit (nicht nur) sprachlicher Grenzen, Grenzüberschreitungen und Grenzdiffusionen stark von den unterschiedlichen religiösen Identitäten der verschiedenen Kirchen und insbesondere ihrem Missionsverständnis beeinflusst wird. Erfahrungen von Raum in der Diasporasituation und religiöse Sinnfindung für deren Existenz beeinflussen sich wechselseitig und geben den Ausschlag für die Wahl von Afrikaans, Englisch oder einer Kombination dieser beiden Sprachen in der Domäne der Kirche. Abstracts 215 Vasco Alexander Schmidt (Wiesloch) Living Labs als Gesprächsräume zur Wissenskonstitution Themenbereich III Forschungsabteilungen von Technologieunternehmen setzen seit einigen Jahren verstärkt das so genannte „Living Lab“-Konzept ein, um Nutzer frühzeitig in die Prototypund Produktentwicklung einzubeziehen und sie gleichzeitig über Technologietrends zu informieren. Dabei wird den Nutzern eine möglichst realitätsnahe Umgebung für den Test von Prototypen bereitgestellt (Eriksson et. al. 2006). Beispiel hierfür ist die Future Factory am SAP-Forschungszentrum in Dresden, in der in einem früheren Büroraum ein durchgängiges Fertigungsszenario von der Bestellung über den Wareneingang und die Lagerhaltung bis zur Fertigung und Montage gezeigt wird, wobei neue Technologien wie Funketiketten, Sensornetzwerke und Touchscreens sowie Softwareprototypen an der Fertigungsstrecke zum Einsatz kommen (Rode et. al. 2010). Zwar gibt es bereits Ansätze, die Living Labs in die industrielle Forschungskommunikation systematisch einzubeziehen (Beck / Völker 2009), Untersuchungen, die die Kommunikation in den Living Labs empirisch beschreiben, liegen aber nicht vor. Da Unternehmen die Living Labs gezielt zur Wissensproduktion und -weitergabe einsetzen möchten, könnten insbesondere linguistische Analysen helfen, den Wert der Living Labs, etwa in Abgrenzung zu Messeauftritten, klassischen Demos und Kundentests, herauszuarbeiten. Dies gilt besonders für die Unternehmen der Softwarebranche, die aufgrund ihres abstrakten und komplexen Gegenstands bereits in Forschung und Entwicklung auf die verbale Konstituierung von Wissen angewiesen sind (Schmidt 2010). Anhand von Fallstudien soll exemplarisch gezeigt werden, wie sich Living Labs als Kommunikationsräume verstehen lassen und wie diese den auf die Produktentwicklung abzielenden Diskurs in der industriellen Forschung beeinflussen. Literatur Beck, Christiane / Völker, Rainer (2009): „Konzepte in der industriellen Forschungskommunikation technologieintensiver Unternehmen“, in: Wissenschaftsmanagement 1: 28-35. Eriksson, Mats / Niitamo, Veli-Pekka / Seija, Kulkki / Hribernik, Karl A. (2006): „Living Labs as a Multi-Contextual R&D Methodology“, in: Proceedings of the ICE Conference. Rode, Jochen / Puschke, Carsten / Kurbach, Uwe / Beck, Christiane (2010): „Softwaretechnologien für die Fertigungsindustrie von morgen. Die Future Factory Initiative von SAP Research“, in: Praxis der Wirtschaftsinformatik 272: 17-26. Schmidt Vasco Alexander (2010): „A View on Mathematical Discourse in Research and Development”, in: Proceedings of the EIMI 2010 Conference – Educational Interfaces between Mathematics and Industry 459-469. 216 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Ralf Schünemann (Weingarten) Vorlesen in der Hauptschule - Möglichkeiten zur Standardisierung? Sektion 1 Der Gegenstand dieses Vortrags ist, für die Tätigkeit Vorlesen einen Standard zur Diskussion zu stellen. Grundlage hierfür sind Daten, die in einer umfassenden Untersuchung zur ‚Vorleseaktivität von Lehrkräften in der Sekundarstufe’ gewonnen wurden. Diese Untersuchung findet im Rahmen des Forschungsprojekts ‚Leseförderung durch Vorlesen’ (PH Weingarten) sowie in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit dem Seminar für Sprechwissenschaft und Phonetik (MLU Halle-Wittenberg) statt. Die Kernhypothese des Forschungsprojekts ist: „Regelmäßiges Vorlesen führt bei Schülerinnen und Schülern der Hauptschule zu einer Erhöhung der Leseaktivität und Lesefertigkeit“. Die Aufgabe der Teilstudie ist es u. a. die Qualität der Leseaktivität der Lehrkräfte zu beschreiben. Die Analyse und Beurteilung der Aktivität Vorlesen findet anhand einer Stichprobe von ca. 20 Audioaufnahmen eines identischen Lesetextes statt und wird sowohl von Experten als auch von Laien durchgeführt. Parallel zu den Audioaufnahmen wurden die beteiligten Lehrkräfte im Rahmen von leitfadengestützten Interviews zu ihrem Vorleseverhalten und ausgewählte Schülerinnen und Schüler zur Akzeptanz und Qualität des Vorlesens befragt. Eine erste Auswertung der Interviews zeigt, dass sich ein ‚Standard zu gutem Vorlesen’ sowohl aus der Perspektive der Lehrkräfte als auch aus der Perspektive der Schülerinnen und Schüler formulieren lässt. Diese Rückmeldungen können mit bereits vorformulierten Standards in Beziehung gesetzt werden. Abstracts 217 Ute Smit (Wien) Unterricht auf Englisch als Lingua Franca: Chancen und Auswirkungen für tertiäre SprachRäume Themenbereich II Da Englisch in zunehmendem Maße als Unterrichtssprache in kontinentaleuropäischen tertiären Ausbildungseinrichtungen eingesetzt wird, ist es nur zu verständlich, dass sich die angewandt linguistische Forschung verstärkt mit der Verwendung des Englischen in einer Funktion, die traditionell mit den jeweiligen Nationalsprachen besetzt war, auseinandersetzt (z.B. Wächter und Maiworm 2008). Ein in diesem Zusammenhang zukunftsträchtiger theoretischer Ansatz, den dieser Beitrag vertritt, ist „expanded language policy“ (Shohamy 2006), da dieser Ansatz die Relevanz des Zusammenwirkens der Ebenen „language practice“, „language beliefs“ und „language management“ in den Vordergrund rückt und somit die Interdependenz von Mikro- und Makroprozessen als zentrales Phänomen der Sprachplanungsforschung unterstreicht. Genauer wird das Zusammenspiel dieser komplexen Kräfte aus dem Blickwinkel der Lingua Franca Forschung diskutiert. Auch wenn die Einschätzung, dass die Rolle des Englischen im Europa des 21. Jahrhunderts mit der keiner anderen Sprache verglichen werden kann, generelle Akzeptanz findet, so sind die detaillierten Ausprägungen und Konsequenzen dieser spezifischen Funktion – hier mit dem Model Englisch als Lingua Franca (ELF) verdeutlicht – umstritten oder wie z.B. in der Domäne des tertiären Unterrichts noch nicht ausreichend erforscht (Ferguson 2006). Aufbauend auf eine Skizzierung der verschiedenen Ausformungen des Unterrichts in einer Verkehrssprache (Coyle et al 2010) gilt daher das Hauptaugenmerk dieses Vortrags jenen tertiären „SprachRäumen“, die sich des Lingua Franca Models bedienen. Unter Einbeziehung der in einer Longitudinalstudie erforschten „language beliefs“ der AkteurInnen (Unterrichtende, Studierende, Administration) und „language practices“ im Unterrichtsdiskurs (Smit 2010) fokussiert die Diskussion auf die Chancen, die der Einsatz von ELF für den tertiären Unterricht und in weiterer Folge auch für höhere Bildungsinstitutionen in Europa bieten kann. Gleichzeitig soll aber auch auf potentiell einschränkende Auswirkungen auf z.B. zu erlernende Inhalte bzw. Diskursformen hingewiesen werden. Wie schon wiederholt für CLIL (Content and Language Integrated Learning) postuliert (z.B. Coyle et al 2010), kann das ELF Model zwar nicht als Wundermittel angesehen werden, bietet unter bestimmten Voraussetzungen jedoch wegweisende Einsichten und Lösungsansätze für Europas tertiäre Ausbildungsstätten im Bologna-Zeitalter. Literatur Coyle, Do / Hood, Philip / Mash, David (2010): CLIL. Content and Language Integrated Learning. Cambridge: Cambridge University Press. Ferguson, Gibson (2006): Language planning and education. Edinburgh: Edinburgh University Press. 218 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Smit, Ute (2010): English as a lingua franca in higher education. A longitudinal study of classroom discourse. Berlin: Mouton. Shohamy, Elana (2006): Language policy: hidden agendas and new approaches. London: Routledge. Wächter, Bernd / Maiworm, Friedhelm (2008): English-taught programmes in European higher education. The picture in 2007. Bonn: Lemmens. Abstracts 219 Julia Sommer (Wien) Niederländisch lernen im virtuellen Campus Sektion 9 VICAJOP (Virtual Campus for Joint Programmes) ist ein virtueller Campus für Kooperationen und Kontakte, die über die Grenzen von Universitäten hinausgehen. Dieser virtuelle CAMPUS bietet die IT-Infrastruktur für u.a. Lehre und Forschung, für Kooperationen und Kontakte zwischen Universitäten (z.B. Joint-Studien) sowie zwischen einer Universität und der außeruniversitären Umgebung (z.B. Institution der Erwachsenenbildung). NEVA (Nederlands voor anderstaligen) ist ein Teilbereich von VICAJOP, wobei Kooperationen und Kontakte zwischen Universitäten und außeruniversitären Einrichtungen stattfinden. Das Projekt ist ein Konsortium der K.H. Kempen (Belgien), der Universität Tilburg (Niederlande) und der Universität Wien (Österreich). Zusammen bilden sie eine Lernpartnerschaft, die die Bedürfnisse von Lehrenden und Lernenden des Niederländischen inventarisiert und unterstützt. Zu diesem Zweck wurden und werden Unterrichtsideen und Lernmodule entwickelt und über die Lernplattform OLAT (Online Learning And Training) zur Verfügung gestellt. Es handelt sich dabei um offen zugängliches Material: OER (Open Educational Resources). In meinem Beitrag stelle ich nach einer kurzen Übersicht über die Möglichkeiten und Ziele von VICAJOP einige Lehr- und Lernmodule vor, die im Rahmen von NEVA entwickelt wurden. Dabei werde ich auf die Möglichkeiten und den Mehrwert von OnlineLernplattformen eingehen, aber auch Hindernisse und Grenzen aufzeigen. Möglicherweise finden wir im Rahmen einer Diskussion Lösungsschritte / Lösungsansätze um einige dieser Hindernisse und Grenzen überwinden zu können. Webadressen VICAJOP: <https://vicajop.ned.univie.ac.at/> NEVA: <https://neva.ned.univie.ac.at/> 220 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Constanze Spieß (Münster) Texte, Diskurse und Dispositive. Zur methodisch-empirischen Umsetzung eines komplexen Programms Sektion 3 In den vergangenen Jahren entstanden zahlreiche Arbeiten, die darum bemüht waren, die Diskurslinguistik methodisch und theoretisch in den Fächerkanon der Linguistik zu verorten und die damit zur Etablierung der Diskurslinguistik maßgeblich beigetragen haben (vgl. Busse / Teubert 1994, Warnke / Spitzmüller 2008). In diesen Arbeiten wurde ein diskurslinguistischer Zugang nicht unabhängig von textlinguistischen Zugängen gesehen, sondern vielmehr wird die Diskurslinguistik als Weiterentwicklung einer Textlinguistik betrachtet, die holistisch vorgeht und die Mehrdimensionalität von Diskursen in den Blick nimmt (Warnke 2008, Spieß 2008). Gegenwärtige theoretische Auseinandersetzungen, die verstärkt auch andere Disziplinen in die linguistische Theorieund Methodenbildung integrieren (Sozialwissenschaften, Geschichtswissenschaften, Medienwissenschaften etc.), sind im Entstehen begriffen. Hier geht es vor allem auch darum das Diskurskonzept um das Dispositivkonzept zu erweitern sowie methodisch als auch theoretisch mit der Diskurslinguistik in Bezug zu setzen. Neben diesen methodischen und theoretischen Erörterungen stellt sich aber für die alltägliche diskurslinguistische Arbeit die forschungspraktisch konkrete Frage, welche sprachlichen Phänomene und Gegenstände sich in besonderer Weise aus diskurslinguistischer Perspektive wie beschreiben, be- und erforschen lassen. Im Zentrum meines Beitrags steht also die Anwendung eines diskursanalytischen Zugriffs und vor allem die Umsetzung eines entwickelten mehrdimensionalen Analysemodells (vgl. Spieß 2008, vgl. Warnke / Spitzmüller 2008) im Hinblick auf sprachliche Ereignisse im Bereich öffentlich-politischer Kommunikation. Zentraler Ausgangspunkt ist die These, dass politolinguistische Untersuchungsgegenstände in optimaler Weise eine diskursanalytische Vorgehensweise herausfordern, denn gerade in diesem Kommunikationsbereich finden Bedeutungskonstitutionsprozesse im öffentlichen Raum statt. Bedeutungskonstitutionsprozesse betreffen dabei alle bedeutungstragenden sprachstrukturellen Einheiten, also vom Morphem bis zum Diskurs, wobei hier die Textebene zentrale Bedeutung erhält. Der Beitrag möchte ausgehend von einem auf die transtextuelle Ebene anzuwendenden, mehrebenenanalytischen Verfahren Bedeutungskonstitutions-, und Aushandlungsprozesse beschreiben, die ohne den Rückgriff auf die Textebene nicht geleistet werden können. An den empirischen Daten wird deutlich, dass eben solche Prozesse nur im Wechselverhältnis von textueller und transtextueller Ebene wahrnehmbar und beschreibbar sind. Die empirischen Ergebnisse stammen dabei aus verschiedenen Diskursen. Fokussiert werden der Diskurs um die Kinderbetreuung in Deutschland (2007 bis 2009), der Diskurs um den militärischen Einsatz in Afghanistan sowie der Diskurs um die Finanzkrise. In diesem Zusammenhang werden auch die Fragen nach der Bezugsgröße Text sowie neueste Forschungen zu den zentralen Begriffen Diskurs und Dispositiv und die damit verbundene Operationalisierung und Generierung eines Diskurskorpus (mit all ihren Abstracts 221 Schwierigkeiten und Problemen) diskutiert werden. Es wird dementsprechend die Frage berührt, wie sich ein Diskurskorpus forschungspraktisch generieren lässt und welche für die Analyse wesentlichen außersprachlichen Faktoren in die Analyse mit einbezogen werden müssen. Hier knüpft sich zudem die Frage an, wie solche Informationen für linguistische Zwecke ‚eingefangen‘ werden können. Ein Blick über den Tellerrand hin zu sozialwissenschaftlichen Ansätzen der Diskursforschung ist diesbezüglich ein notwendiger Schritt. Literatur Bührmann, Andrea (2008): Vom Diskurs zum Dispositiv. Bielefeld: transcript. Busse, Dietrich / Teubert, Wolfgang (1994): „Ist Diskurs ein sprachwissenschaftliches Objekt?“, in: Busse, Dietrich u.a. (Hrsg.): Begriffsgeschichte und Diskursgeschichte. Methodenfragen und Forschungsergebnisse der historischen Semantik. Opladen: Westdeutscher Verlag 10-28. Foucault, Michel: Dispositive der Macht. Berlin: Merve Verlag. Spieß, Constanze (2008): „Diskursanalyse als Mehrebenenanalyse - Ein Vorschlag zur mehrdimensionalen Beschreibung von Diskursen aus forschungspraktischer Perspektive“, in: Warnke, Ingo / Spitzmüller, Jürgen (Hrsg.): Methoden der Diskurslinguistik. Sprachwissenschaftliche Zugänge zur transtextuellen Ebene. Berlin / New York: de Gruyter 237–262. Warnke, Ingo (Hrsg.) (2007): Diskurslinguistik nach Foucault. Berlin /New York: de Gruyter. Warnke, Ingo / Spitzmüller, Jürgen (Hrsg.) (2008): Methoden der Diskurslinguistik. Sprachwissenschaftliche Zugänge zur transtextuellen Ebene. Berlin / New York: de Gruyter. 222 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Constanze Spieß (Münster) Der Embryo zwischen Ware und Gut. Zur metaphorischen Verhandlung des Embryos im Printmediendiskurs um die humane embryonale Stammzellforschung. Ein Beispiel externer Wissenschaftskommunikation? Themenbereich I Im öffentlichen Bioethikdiskurs um Stammzellforschung treffen viele Fachdisziplinen zusammen, so dass ein Verbleib der Einzeldisziplinen im je eigenen ‚Sprachspiel‘ der Fachdisziplin nicht geboten scheint bzw. nicht besonders förderlich für die Verständigung ist. Diese These impliziert mindestens dreierlei: a) Es gibt fachspezifische Sprachspiele, b) Die Diskursakteure sind auf Kooperation (Grice) aus und c) die Kooperation impliziert Wissensvermittlung. Nimmt man Bezug auf gegenwärtige Klassifizierungsansätze der Fachkommunikation, so spricht man hier von interner und externer Wissenschaftskommunikation (Wichter spricht hier von Diskursvertikalität). Die interne Wissenschaftskommunikation gilt dabei als die fachspezifische und die öffentliche Wissenschaftskommunikation wird dementsprechend als externe bezeichnet. Hinsichtlich des Bioethikdiskurses um Stammzellforschung ist zumindest für einige Fachdomänen zu konstatieren, dass die interne Wissenschaftskommunikation zu einem großen Teil öffentlich, also extern ausgetragen wurde. Dennoch können spezifische sprachliche Strategien der Vermittlung bzw. Konstruktion von Wissen im öffentlichen Raum ausgemacht werden. Neben der Auffassung, dass Wissenschaftskommunikation im öffentlichen Raum und vor einem Laienpublikum dadurch gekennzeichnet ist, dass Informationsfülle und –dichte reduziert (Niederhauser 1999) werden, wird der Vortrag zeigen, dass im öffentlichen Raum Wissensstrukturen sprachlich erst konstruiert werden, die den Eigenschaften öffentlich-politischer Kommunikation folgen. Und in diesem Kontext werden Metaphorisierungsprozesse relevant. Ihre Analyse kann bestimmte Strategien der Wissenskonstitution erkennen lassen. Der Vortrag widmet sich – ausgehend von einem Textkorpus, das aus der überregionalen Tagespresse und den Wochenzeitungen Die Zeit und Der Spiegel über einen Zeitraum von November 1998 bis Januar 2002 zusammengestellt wurde und einen Ausschnitt des öffentlich-politischen Diskurses um humane embryonale Stammzellforschung darstellt – der Frage nach metaphorischen Strategien der Wissenskonstitution. Dass Wissen ein soziales Konstrukt ist, das – je nach Position – unterschiedlich perspektiviert wird, wird innerhalb des Vortrags anhand zentraler Diskursmetaphern verdeutlicht werden. Literatur Liebert, Wolf-Andreas / Weitze, Marc-Denis (2006) (Hrsg.): Kontroversen als Schlüssel zur Wissenschaft? Wissenskulturen in sprachlicher Interaktion. Bielefeld: transcript. Niederhäuser, Jürg (1999): Wissenschaftssprache und populärwissenschaftliche Vermittlung. Tübingen: Narr. Niederhäuser, Jürg / Adamzik, Kirsten (1999) (Hrsg.): Wissenschaftssprache und Umgangssprache im Kontakt. Frankfurt / Main u.a.: Lang. Abstracts 223 Spieß, Constanze (2009): „Wissenskonflikte im Diskurs. Zur diskursiven Funktion von Metaphern und Schlüsselwörtern im öffentlich-politischen Diskurs um die humane embryonale Stammzellforschung“, in: Felder, Ekkehard / Müller, Marcus (Hrsg.): Wissen durch Sprache. Theorie, Praxis und Erkenntnisinteresse des Forschungsnetzwerks 'Sprache und Wissen'. Berlin / New York: de Gruyter 309-336. Wichter, Sigurd (2001): „Diskurs und Vertikalität“, in: Lehr, Andrea u.a. (Hrsg.): Sprache im Alltag. Beiträge zu neuen Perspektiven in der Linguistik. Herbert Ernst Wiegand zum 65. Geburtstag gewidmet. Berlin / New York: de Gruyter 249-264. 224 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Jürgen Spitzmüller (Zürich) Textlinguistik – Stilistik – Diskurslinguistik: gemeinsame Perspektiven und Anwendungsbezüge Sektion 3 Dass die Diskurslinguistik, insbesondere die germanistische, stark in einer textlinguistischen Tradition verwurzelt ist, ist nicht von der Hand zu weisen. Ebenso wenig lässt sich bestreiten, dass die Diskurslinguistik die Entwicklung der Textlinguistik in den letzten Jahren maßgeblich geprägt hat. Es erscheint also nur folgerichtig, die Diskurslinguistik in den Mittelpunkt einer Sektion »Textlinguistik (und Stilistik)« zu stellen, um, wie es das Einladungsschreiben der Sektion ankündigt, mögliche »Impulse« der Diskurslinguistik für die Textlinguistik zu diskutieren. Dieser Vortrag will gegenüber diesem sehr Naheliegendem jedoch andere Zusammenhänge zwischen den hier aufeinandertreffenden Disziplinen diskutieren. Dabei soll insbesondere die in der Sektionsbeschreibung etwas aus dem Blick geratene Stilistik zurück in den Fokus geholt werden. Der Vortrag zeigt, dass die moderne Stilistik und die Diskurslinguistik in vielerlei Hinsicht durchaus ähnliche Ziele verfolgen, und dass sich für eine Stilistik, die primär auf soziale Stile zielt, eine diskurslinguistische Erweiterung sehr lohnt. Vor allem jedoch soll umgekehrt gezeigt werden, dass der Diskurslinguistik nicht nur die Rolle der ›Impulsgeberin‹ in diesem disziplinären Trio zukommt, sondern dass sie selbst gerade von der modernen Stilistik sowie von einer textstilistisch erweiterten Textlinguistik sehr profitieren kann, nicht zuletzt dann, wenn sie damit ihren immer noch sehr engen (und aus Sicht der Textstilistik längst nicht mehr zeitgemäßen) Textbegriff etwa in Richtung multimodaler Kommunikation, aber auch in Richtung einer akteursbezogenen Analyse, erweitern kann. Abstracts 225 Janet Spreckels (Heidelberg) Erklären im Klassenzimmer als kommunikative Praktik Sektion 4 Schulisches Erklären stellt eine vielschichtige Tätigkeit dar, bei der mündliche, schriftliche und multimodale Performanzen eine Rolle spielen, deren Gewichtung und Verzahnung aufgrund verschiedener Parameter sehr unterschiedlich ausfallen kann. Beispielsweise hat die Institution „Schule“ konkrete Auswirkungen auf Erklärinteraktionen, weil sie gewisse Gegebenheiten mit sich bringt, die beim alltäglichen Erklären nicht vorhanden sind (vgl. Kotthoff 2009). So werden beim schulischen Erklären häufig vorgefertigte Hilfsmittel, wie Poster, Abbildungen, Versuchsanordnungen und weitere Visualisierungen oder auditive Hilfsmittel herangezogen, um den SchülerInnen das Explanandum so anschaulich wie möglich nahe zu bringen. Natürlich gibt es auch in der Schule spontan erforderliche Erklärungen. Dennoch lassen sich in den meisten Unterrichtsstunden vorbereitete Erklärungen finden, welche die Lehrperson kleinschrittig durchführt. Beim mündlichen Erklären ist darüber hinaus eine präzise und verständliche Sprache wichtig, die sich im SprachRaum des Klassenzimmers mit seinen vielfältigen Anforderungen jedoch nicht immer so klar realisieren lässt. Ebenso wie das Diskutieren im Deutschunterricht (vgl. Vogt 2002) lässt sich das Erklären mit Fiehler et al. (2004) als kommunikative Praktik konzeptualisieren. Um realistische Aussagen über diese interaktive Praktik treffen zu können, bedarf es der empirischen Untersuchung von alltäglich in Klassenzimmern stattfindenden Erklärprozessen. Aus diesem Grund untersuche ich in meinem Vortrag Videoaufnahmen von Erklärinteraktionen im Deutschunterricht. Bei der Analyse soll den folgenden Fragen nachgegangen werden: • Inwiefern verbinden sich mündliche, schriftliche und multimodale Aspekte beim schulischen Erklären auf spezifische Weise? • Gibt es (bei einzelnen LehrerInnen individuelle) wiederkehrende Erklärmuster, in denen die genannten Aspekte in einer bestimmten Reihenfolge bzw. Verzahnung auftreten? • Welche medialen Spielräume schöpfen Lehrkräfte (und SchülerInnen) bei dieser zentralen schulischen Tätigkeit aus? Welche Kompetenzen benötigen die Akteure dabei jeweils? • Wie wird der SprachRaum des Klassenzimmers beim Erklären genutzt? Literatur Fiehler, Reinhard / Barden, Birgit / Elstermann, Mechthild / Kraft, Barbara (2004): Eigenschaften gesprochener Sprachen. Tübingen: Narr. Kotthoff, Helga (2009): „Erklärende Aktivitätstypen in Alltags- und Unterrichtskontexten“, in: Spreckels, Janet (Hrsg.): Erklären im Kontext – Neue Perspektiven aus der Gesprächs- und Unterrichtsforschung. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren 120-146. 226 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Vogt, Rüdiger (2002): Im Deutschunterricht diskutieren. Zur Linguistik und Didaktik einer kommunikativen Praktik. Tübingen: Niemeyer. Abstracts 227 Adrian Stähli (Bern) Zur Konstitution eines Minderheiten-Sprachraums: Sprachvitalität und Mehrsprachigkeit in der deutschen Sprachinsel Bosco Gurin (Kanton Tessin) Sektion 8 (I) Eine Sprachinsel definiert sich Mattheier (1994: 334) zufolge als "eine durch verhinderte oder verzögerte sprachkulturelle Assimilation entstandene Sprachgemeinschaft, die […] durch eine sprachlich / ethnisch differente Mehrheitsgesellschaft umschlossen und / oder überdacht wird, und die sich von der Kontaktgesellschaft durch eine die Sonderheit motivierende soziopsychische Disposition abgrenzt bzw. von ihr ausgegrenzt wird". Diese soziolinguistisch ausgerichtete Umschreibung nimmt Sprachinseln im arealen Kontext als einen diskontinuierlichen Sprachraum wahr, in dem die alloglotte Sprechergruppe in mehrfacher Hinsicht von der sie umgebenden Mehrheitsgesellschaft unterschieden ist. Zum einen ist es die objektiv gegebene (historisch bedingte und tradierte) sprachliche Abgesondertheit der anderssprachigen Minderheit gegenüber der Kontaktgesellschaft, zum anderen deren subjektiv-kollektiv erfahrene anti-assimilatorische 'Insel-Mentalität', welche die Besonderheit dieser spezifischen Sprachsituation konstituieren. Ausgehend von der soziolinguistischen Beschreibung der Tessiner Walser-Gemeinde Bosco Gurin, der einzigen traditionell deutschsprachigen Gemeinde im sonst italienischsprachigen Kanton, soll in dem Beitrag zentralen Fragestellungen bezüglich Spracherhalt und Sprachverlust in solcherart alloglotten Minderheitengesellschaften nachgegangen werden. Dabei kann die hier zur Diskussion gebrachte Sprechergemeinschaft nicht als eine geschlossene homogene Gruppe betrachtet werden; vielmehr wird es darum gehen, die Tessiner Walsergemeinde – unter Berücksichtigung ähnlicher Alloglossie-Kontexte im Alpenraum – als eine mehrsprachige Gemeinschaft anzusehen, in der der alteingesessene und in für derartige Situationen typischer Weise symbolbeladene lokale Dialekt, das höchstalemannische Ggurijnartitsch, neben anderen Varietäten (Italienisch, Lombardisch, SchweizerdeutschKoiné) zu stehen kommt und zusammen mit diesen das ortsspezifische Sprachenrepertoire konstituiert. Berücksichtigt werden sollen im Beitrag auch sprachkontaktspezifische Phänomene sowie Aspekte des Sprachwandels innerhalb der lokalen Sprachinselvarietät. Literatur Riehl, Claudia M. (2010): „Discontinuous language spaces (Sprachinseln)“, in: Auer, Peter / Schmidt, Jürgen Erich (Hrsg.): Language and Space. Vol. I: Theories and Methods. An International Handbook of Linguistic Variation. Berlin / New York: De Gruyter 332-354. Mattheier, Klaus J. (1994): „Theorie der Sprachinsel. Voraussetzungen und Strukturierungen“, in: Berend, Nina / Mattheier, Klaus J. (Hrsg.): Sprachinselforschung. Eine Gedenkschrift für Hugo Jedig. Frankfurt a. M.: Peter Lang 333-348. Dal Negro, Silvia (2004): The decay of a Language. The Case of a German Dialect in the Italian Alps. Bern et al.: Peter Lang. 228 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Martin Stegu (Wien) Globish only oder Mehrsprachigkeit? Zur „multilingual awareness“ von Wirtschaftsstudierenden Themenbereich II In vielen Wirtschaftsstudien sind auch Fremdsprachen als (Wahl-) Pflichtfächer integriert. Sowohl Wirtschaftsstudierende als auch (international tätige) ManagerInnen sind im Allgemeinen „mehrsprachigkeitsfreundlich“ eingestellt, aber auch bei ihnen finden sich sehr widersprüchliche Aussagen und Überzeugungen zur Rolle des Englischen und anderer Fremdsprachen im beruflichen Kontext. In einem ersten theoretischen Teil sollen terminologische und grundsätzliche Erläuterungen zu Termini wie language awareness, attitudes, language ideologies, folk / lay linguistics und deren Zusammenhang mit der hier interessierenden Problematik erfolgen. Auch die Möglichkeit bzw. Unmöglichkeit einer genauen Grenzziehung zwischen „ExpertInnen-“ und „Laienmeinungen“ in sprachenpolitischen Fragen wird dabei angesprochen. In einem empirischen Teil werden die Ergebnisse einer rezenten Untersuchung präsentiert, in der Studierende der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) befragt wurden, warum sie die sprachenintensive bzw. die wenige sprachenintensive Studienrichtung gewählt haben (Internationale Betriebswirtschaft [IBW] vs. Betriebswirtschaft [BW]). In der Befragung wurde auch die Einstellung zur EU-Mehrsprachigkeit ganz allgemein erhoben, die Studierenden beurteilten aber auch die besondere Rolle fremdsprachlicher Kompetenzen für im europäischen und letztlich ‚globalen’ Raum tätige ManagerInnen. Literatur Stegu, Martin (2008): „Warum welche Sprachen lernen? Möglichkeiten und Grenzen wirtschaftlicher und sprachwissenschaftlicher Argumentation“, in: Tritscher-Archan, Sabine (Hrsg.): Fremdsprachen für die Wirtschaft. Analysen, Zahlen, Fakten. Wien: ibw 117-129. Stegu, Martin (2008): „Linguistique populaire, language awareness, linguistique appliquée: interrelations et transitions“, in: Achard-Bayle, Guy / Paveau, Marie-Anne (Hrsg.): Pratiques 139-140: «Linguistique populaire?». Metz: CRESEF 81-92. Abstracts 229 Vera Steiger / Lisa Irmen (Heidelberg) Identitätsbildung durch eine geschlechterinklusive (Rechts-) Sprache? Sektion 7 & 15 Auf landes- wie bundespolitischer Ebene herrscht Konsens darüber, dass die korrekte Bezeichnung und Anrede von Frauen in offiziellen Texten bedeutsam für die Gleichbehandlung von Frauen und Männern in der sozialen Wirklichkeit ist. Die gleichwertige sprachliche Repräsentation soll mithilfe zahlreicher Vorschriften und Richtlinien zur Gestaltung offizieller Texte die gesetzlich verankerte Gleichstellung der Geschlechter sprachlich umsetzen. Die geschlechterinklusive Sprache dient der Konstituierung eines SprachRaumes und könnte auf diese Weise zur rechtlich-gesellschaftlichen Identitätsbildung beitragen. Dies setzt die Annahme einer relativ unmittelbaren Verbindung zwischen formaler Sprachebene und außersprachlicher Realität voraus. Kognitionspsychologische Befunde belegen, dass auf konzeptueller Sprachebene geschlechtsneutral intendierte generische Maskulina zu männlich geprägten mentalen Repräsentationen, also einem männlich geprägten Verständnis führen. Die Kategorie Frau ist dann mental schlechter verfügbar als nach Formen, die explizit beide Geschlechter benennen. Ein Kontext, in dem der Sprachgebrauch direkt zu Identitätsbildung und Chancengleichheit beitragen kann, ist die Rechtssprache. Ein historischer Rückblick zur sprachlichen und faktisch gesellschaftlichen Verortung der Frau im Recht belegt dies eindrucksvoll. Die früher in Rechtstexten durchgängig verwendeten generischen Maskulina werden heute weitgehend vermieden und durch „genderfaire“ Alternativbezeichnungen ersetzt. Dies stößt in juristischen Fachkreisen und bei Laien jedoch häufig auf Ablehnung, da geschlechterfaire Rechtsprache den Kriterien der Verständlichkeit, Lesbarkeit, Klarheit und Bürgernähe widerspreche. Rechtssprache gleichzeitig genderfair und verständlich zu gestalten, stellt somit eine große Herausforderung dar. Vorgestellt wird vor diesem Hintergrund ein Forschungsprojekt, das die bestehenden Empfehlungen zur sprachlichen Gestaltung von Rechtstexten hinsichtlich Geschlechtergerechtigkeit und Verständlichkeit unter dem gezielten Einsatz kognitionspsychologischer und psycholinguistischer Methoden systematisch empirisch überprüft. Studienergebnisse werden vorgestellt, die speziell für juristische Texte zugeschnittene, empirisch fundierte Lösungen für eine verständliche und geschlechtergerechte Rechtssprache vorschlagen. Literatur Hellinger, Marlies / Bierbach, Christine (1993): Eine Sprache für beide Geschlechter. Richtlinien für einen nicht-sexistischen Sprachgebrauch. Bonn: Deutsche UNESCOKommission Irmen, Lisa / Linner, Ute (2005): „Die Repräsentation generisch maskuliner Personenbezeichnungen. Eine theoretische Integration bisheriger Befunde“, in: Zeitschrift für Psychologie 213: 167-175. Irmen, Lisa / Steiger, Vera (2005): „Zur Geschichte des Generischen Maskulinums: Sprachphilosophische, sprachwissenschaftliche und psychologische Aspekte im historischen Diskurs“, in: Zeitschrift für germanistische Linguistik 33: 212-235. 230 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Steiger, Vera / Irmen, Lisa (2007): „Zur psychologischen Wirkung und Akzeptanz generisch maskuliner Personenbezeichnungen und deren Alternativen in juristischen Texten“, in: Psychologische Rundschau 58: 190-200. Abstracts 231 Hartmut Stöckl (Salzburg) Die Infographik als Sprache-Bild-Text. Kommunikative Leistungen in der fachexternen Popularisierung von Wissen / Wissenschaft Themenbereich I Die Infographik hat sich in den letzten Jahren zu einer bedeutsamen und eigenständigen Sprache-Bild-Textsorte (Stöckl 2004: 111ff.) entwickelt: sie steht immer häufiger als selbstständiger Text eines Mediums, ihre Gestaltung zeugt von Ästhetisierungsprozessen – verstanden im Sinne von Fix (2001). Für die Popularisierung von Fachwissen und Wissenschaft ist die Infographik insofern bedeutsam, als sie Fakten, Zusammenhänge und ganze Sachgebiete in überschaubarer und komprimierter Form darzustellen vermag. Dies verdankt sie vor allem der engen und integrativen Verknüpfung von bildlichen und sprachlichen Darstellungsmitteln in einer Sehfläche. Den mehrfachen Bezug zwischen Sprache und Bild zu erhellen ist Ziel des Vortrags. Er bemüht sich so, eine Lücke in der spärlichen linguistischen Literatur zu Infographiken zu füllen (s. aber die Arbeiten von Tufte, z.B. 2006 aus historiographischer und gestalterischer Perspektive; Bucher 1996, Blum & Bucher 1998 für die Zeitung; Liebig 1999 aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht). Anhand eines größeren Korpus von Infographiken aus deutschen und englischen Printmedien versucht der Vortrag zunächst, die etablierte Typologie (Bouchon 2007: 16–33) differenzierend zu erweitern. Zweitens untersucht der Vortrag die Arten der Bezüge zwischen dem Graphisch-Bildlichen und der Sprache in der Graphik (Beschriftung / Legende). Drittens wendet sich der Vortrag dem Begleittext zu, der die Infographik auf verschiedene Weise kontextualisiert. Schließlich wird es darum gehen, Dimensionen einer Ästhetisierung der Infographik ausfindig zu machen. Alle relevanten Beobachtungen am Korpus der Infographiken sollen auf den größeren Rahmen des Wissenstransfers bezogen werden. Hier lautet die übergreifende Frage: Unter welchen Gestaltungsbedingungen sind Infographiken probate Mittel der Popularisierung von Fachwissen? Literatur Blum, Joachim & Bucher, Hans-Jürgen (1998): Die Zeitung – ein Multimedium. Textdesign – ein Gestaltungskonzept für Text, Bild und Grafik. Konstanz: UVK. Bouchon, Catherine (2007): Infografiken. Einsatz, Gestaltung und Informationsvermittlung. Boizenburg: Hülsbusch. Bucher, Hans-Jürgen (1996): „Textdesign – Zaubermittel der Verständlichkeit? Die Tageszeitung auf dem Weg zum interaktiven Medium“, in: Hess-Lüttich, Ernest (Hg.): Textstrukturen im Medienwandel. Frankfurt / Main: Lang 31–59. Fix, Ulla (2001): „Die Ästhetisierung des Alltags – am Beispiel seiner Texte“, in: Zeitschrift für Germanistik, Neue Folge XI-1: 36-53. Liebig, Martin (1999): Die Infographik. Konstanz: UVK. 232 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Stöckl, Hartmut (2004): Die Sprache im Bild – Das Bild in der Sprache. Berlin: de Gruyter. Tufte, Edward R. (2006): Beautiful Evidence. Cheshire, CT: Graphics Press. Abstracts 233 Sabine Stoll (Leipzig) Standardisierung in der Sprachdokumentation, ein zyklischer, rekursiver und endloser Prozess Sektion 1 Traditionellerweise wird angenommen, dass Standardisierung eine Grundlage fast jeglicher sprachwissenschaftlichen Dokumentationsarbeit ist. Neue Methoden in der komputationellen Datenaufbereitung und Datenauswertung haben diesen Grundsatz allerdings ins Wanken gebracht und große Teile der wissenschaftlichen Arbeit in einen tiefgreifenden Paradigmenwechsel der Methoden gestürzt. Noch vor kurzem war es z.B. aus rein pragmatischen Gründen undenkbar, ein Sprachdokumentationsprojekt zu starten, ohne vorher im Detail alle Konventionen der Notation festgelegt zu haben. Nachträgliche Revisionen waren fast unmöglich, da sie eine komplette Neubearbeitung der Daten bedeutet hätten. Heutzutage ist die Revision von einst festgelegten Konventionen viel leichter möglich und somit hat sich eine völlig neue Herangehensweise an die Sprachdokumentation ergeben. Konventionen werden aufgestellt, ausprobiert und nach weiterer Erfahrung modifiziert. Die Neukodierung und Änderung der Konventionen kann zu großem Teil von Such- und Ersetzungsmechanismen des Computers vorgenommen werden. Daraus ergibt sich ein empirisch begründeter Ansatz von Standardisierung und Konventionalisierung. In diesem Vortrag wird über Erfahrungen der Standardisierung und Rekodierung berichtet, die wir bei einem Dokumentationsprojekt einer bedrohten, undokumentierten, sino-tibetischen Sprache in Ostnepal gesammelt haben. 234 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Anja Stukenbrock (Freiburg) The elaboration of space in multimodal repair-sequences Themenbereich IV Based on a model of the parameters of pointing developed elsewhere (Stukenbrock 2009), this paper will show how the construction of space crucially depends not only on the choice of different deictic terms, but also on the ways in which pointing gestures are temporally coordinated with the online construction of talk, the use of gaze, the orientation of the body and movements in space (Kita 2003). Equally important for the creation of joint attention to spatial phenomena in the actual surroundings of the participants are mutual monitoring and an accounting for the constantly changing indexical ground. The data considered in this paper are video-recordings from various (cooking sessions, everyday conversation, Big Brother, doctor patient interaction and self-defence training in schools) and thus cover a wide range of communicative genres. Drawing on the methodology developed by CA and interactional linguistics, my approach is decidedly multimodal and works from the assumption that linguistic and visual resources are equally important in face-to-face interaction (cf. the papers in Kita 2003 and in Schmitt 2007; Kendon 2004; Streeck 2002). The analysis focuses on sequences where the interactive construction of space in acts of locating an object at a specific place becomes problematic so that repair is required to bring the sequence to a successful close. Problems can arise on different levels, at different moments in the emergent interaction and for various reasons. They have to be assessed and acknowledged by the participants, i.e. there has to be an understanding of the fact that a misunderstanding has occurred before it can be repaired. The hypothesis is that depending on the trouble source, the resources involved, the temporality both of the problem’s emergence and its inter-subjective acknowledgement, repair will be organized in different ways. Multimodal repair sequences which occur in acts of establishing spatial reference to entities in the immediate spatio-temporal surroundings can thus give us a glimpse of the way in which mutual understanding is brought about cognitively, perceptually and interactively. Literatur Kendon, Adam (2004): Gesture. Visible Action as Utterance. Cambridge: Cambridge University Press. Kita, Sotaro (Hrsg.) (2003): Pointing. Where Language, Culture and Cognition Meet. Mahawah / New Jersey: Erlbaum. Schmitt, Reinhold (ed.) (2007): Koordination. Analysen zur multimodalen Interaktion. Tübingen: Narr. Streeck, Jürgen (2002): „Grammars, words, and embodied meanings: On the evolution and uses of so and like”, in: Journal of Communication 52, 3: 581-596. Abstracts 235 Stukenbrock, Anja (2009): „Referenz durch Zeigen. Zur Theorie der Deixis”, in: Deutsche Sprache 37: 289-315. 236 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Csilla Szabó (Gießen) Language shift in einer deutsch-ungarisch-rumänischen Sprechergemeinschaft in Nordwestrumänien Sektion 8 (I) Soziolinguistische Untersuchungen zum language shift befassen sich in den meisten Fällen mit bilingualen Sprachkontaktsituationen, in denen eine Sprechergemeinschaft ihre Sprache zu Gunsten der Sprache der Mehrheitsgesellschaft aufgibt. Dies ist einerseits auf die Komplexität des multilingualen Settings durch das Vorhandensein von mehr als zwei Sprachen und andererseits darauf zurückzuführen, dass language shift ein zeitlicher Prozess ist, der mehrere Generationen umfassen kann und somit eine Längsschnittuntersuchung erfordern würde. Der vorliegende Beitrag stellt eine komplexe deutsch-ungarisch-rumänische Dreisprachigkeitssituation in einer dörflichen Gemeinde an der rumänisch-ungarischen Grenze in Nordwestrumänien dar, in der heute zwei Sprachwechselprozesse parallel verlaufen: Der erste Wechsel von der als Schwäbisch bezeichneten deutschen Mundart zum Ungarischen setzte bereits vor dem Zweiten Weltkrieg an und dauert auch heute noch fort. Vom zweiten Wechsel zu Gunsten des Rumänischen, dessen Beginn zeitlich etwa in den 1960er Jahren liegt, ist heute nicht nur die deutsche Mundart, sondern auch das Ungarische betroffen. Das sprachliche Verhalten von 344 Informanten (61,66% der Sprechergemeinschaft von Neupalota) wird auf der makrosoziolinguistischen Ebene in einem komplexen Verfahren analysiert, dem zwei Ansätze zu Grunde liegen: der ethnografische Ansatz von Gal (1979), der zur Analyse des Sprachwechsels die Technik der Implikationsskalen verwendet, sowie der netzwerkbasierte Ansatz von Wei (1994). Zunächst soll anhand der erstellten Implikationsskalen gezeigt werden, dass die einzelnen Sprachwechselprozesse nur teilweise parallel verlaufen. Vielmehr handelt es sich um eine Kreuzung dieser shifting-Prozesse. Im Anschluss an die Beschreibung der Sprachwechselmechanismen soll der Frage nachgegangen werden, welche sprachlichen und außersprachlichen Faktoren die Sprachwahl in diesem trilingualen Setting beeinflussen und die Implikationen in den Skalen verursachen. Literatur Gal, Susan (1979): Language shift. Social Determinants of Linguistic Change in Bilingual Austria. New York et al.: Academic Press. Szabó, Csilla Anna (2010): Language Shift und Code-mixing. Deutsch-ungarisch-rumänischer Sprachkontakt in einer dörflichen Gemeinde in Nordwestrumänien. Frankfurt a.M. et al.: Lang. Wei, Li (1994): Three Generations, Two Languages, One Family. Language Choice and Language Shift in a Chinese Community in Britain. Clevedon et al.: Multilingual Matters. Abstracts 237 Ulla Theis (Mannheim) Sprach(en)bewusstheit und Interkomprehension im Studium der Romanistik Sektion 13 Mit dem Vergleich der romanischen Sprachen im Hinblick auf ihre strukturellen Parallelen und Unterschiede beschäftigt sich die Romanistik seit ihren Anfängen im 19. Jhdt. In den letzten Jahren wird versucht, diese Möglichkeit zur Interkomprehension in Sprachfamilien auch gezielt für den Fremdsprachenunterricht einzusetzen, wie z.B. in den Projekten der Forschergruppe EuroCom. Gerade in der mehrsprachigen Romanistik, die, betrachtet man die vorherrschende Sprachenfolge im deutschen Schulsystem, mehrere typische Tertiärsprachen in sich vereint, kann die Ausbildung von Sprach(en)bewusstheit als eines der Studienziele angesehen werden. Auch ist individuelle Mehrsprachigkeit schon zu Beginn des Studiums der Regelfall. Im Rahmen eines Dissertationsprojekts wurden als Basis dieser Überlegungen schriftliche Tests zur Interkomprehension innerhalb der romanischen Sprachfamilie mit rund 500 StudienanfängerInnen der Romanistik durchgeführt. Durch die vorgesehene Nutzung der Testergebnisse als Basis für eine umfassende studienbegleitende Lernberatung, die die Studierenden zu einer intensiveren Selbstbeobachtung ihres Lernprozesses führen soll, aber auch zum gezielten Ausgleich von fertigkeits- oder strategienbezogenen Defiziten, lässt sich die entwickelte Testkomponente als ein Baustein zur Weiterentwicklung einer bewussten Mehrsprachigkeit im Hochschulbereich ansehen. Die Testergebnisse und deren Zusammenhang mit den Sprachlernbiographien der Studierenden sollen hier vorgestellt werden. Davon ausgehend soll dargestellt werden, inwieweit sich derartige Ansätze, die das Bewusstsein für die eigene mehrsprachige Kompetenz schärfen, in der Fremdsprachenausbildung an Hochschulen bereits wiederfinden. Des Weiteren soll diskutiert werden, wie sich diese innerhalb der romanistischen Studiengänge stärker verankern lassen. Literatur Herdina, Philip / Jessner, Ulrike (2002): A Dynamic Model of Multilingualism - Perspectives of Change in Psycholinguistics (= Multilingual Matters 121). Clevedon: Cromwell Press. Hufeisen, Britta (2003): „L1, L2, L3, L4, Lx - alle gleich?“, in: Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht 8, 2/3: 1-13. Meißner, Franz-Joseph (2004): „Transfer und Transferieren. Anleitungen zum Interkomprehensionsunterricht“, in: Klein, Horst G. / Rutke, Dorothea (Hrsg.): Neuere Forschungen zur Europäischen Interkomprehension (= Editiones EuroCom 21). Aachen: Shaker 39-66. Pinto, Maria Antonietta /; Trusso, Francesca / Bevilacqua, Anna (2004): „Bilingualism in university students: further evidence of metalinguistic benefits”, in: Rivista di psicolinguistica applicata 4, 1: 33-52. 238 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Michael Thiele (Karlsruhe) Probative Dialektik: Argumentative Etymologie Sektion 1 Selbstredend kann die moderne Etymologie in einem ‚rhetorischen Gerichtsverfahren‘ probativ als Beweismethode in einem argumentativen Zusammenhang fungieren. So lässt sich der Unsinn der Rechtschreibreform gut auf etymologischem Wege nachweisen, indem man beispielshalber darauf hinweist, dass die neue Schreibweise ‚Quäntchen‘ insofern vollkommen verfehlt ist, als ‚Quentchen‘ sich eben nicht von ‚Quantum‘ ableitet, sondern von ‚quintus‘, dem fünften Teil, der als steuerliche Abgabe zählte. Der Tollpatsch ist nicht toll, sondern es leitet sich der Tolpatsch vom ungarischen Fußsoldaten ‚talpas‘ her, dessen Sprache wir nicht verstehen. In ganz anderem Sinne kulturkritisch konnte die alte Etymologie in alten Zeiten wirken. So etymologisiert der Renaissancedichter Johann Fischart in seinem Versepos ‚Das Glückhafte Schiff von Zürich‘ den Namen ‚Zürich‘ gleich zweifach, nämlich als Kombination von Tür + Rich und als Herführung vom König Türich. Auf diese Weise ist es Fischart dann möglich, über den Anfangsbuchstaben T die drei Städte Türich (Zürich), Türacburg (Straßburg) und Trüehr (Treue und Ehre = Trier) etymologisch zu verschweißen. Die Etymologie wird plötzlich zum Garanten ethischer Werte und dient der politischen Argumentation: sie beglaubigt den Städtebund der drei Städte sprachlich. Auf die Richtigkeit der Wortherleitungen im sprachwissenschaftlichen Verständnis kommt es dabei nicht an. Vielmehr steht die Etymologie in Diensten der politischen und theologischen Argumentation. Sie arbeitet mit Mehrfachetymologien, die ihr alle als gleich richtig gelten, obgleich sie, von der rezenten Linguistik her betrachtet, meist alle falsch sind. Mit solchen falschen allegorisierenden Etymologien rhetorisiert Sokrates im ‚Kratylos‘. So leitet er tatsächlich die Rhetorik von der Erotik ab. Die Linguisten haben seine hanebüchenen Worterklärungen für bare Münze genommen und konnten dann nur konstatieren, dass er Unsinn rede. Die historische Pointe haben sie vollkommen verkannt. Dass er ironisch sprach und seinem Gesprächspartner Kratylos dialektisch nachwies, wie man mithilfe der Etymologie eines einzigen Wortes sowohl den Stillstand als auch den Fluss der Dinge beweisen kann, hatte einen anderen Sinn als den, Etymologie um der Etymologie willen zu betreiben. Sokrates nutzte die Wortdeutung für die politische Auseinandersetzung. Es galt die Flusslehre zu verdammen, die ihm politisch ein Verderben schien. Die Flusslehre hing einem Allrelativismus an; und der konnte Sokrates, der auf die Festigkeit des Göttlichen als Staatsgrund baute, politisch nicht recht sein. So wird der Unterschied zwischen neuzeitlicher und allegorisierender Etymologie deutlich: jene sucht die historisch richtige Wurzel des Lexems zu finden, diese dient gesellschaftlichem, spirituellem, theologischem und ethischem Argumentieren. Abstracts 239 Winfried Thielmann (Chemnitz) Ausbau, Abbau oder Verhau? – Möglichkeiten und Grenzen einer Nutzung des Englischen als Lingua Franca in der Hochschulkommunikation Sektion 9 Die Idee dieses Vortrags ist es, anhand eines exemplarischen Nachvollzugs des Ausbaus des Englischen zur Wissenschaftssprache Möglichkeiten und Grenzen für die Nutzung des Englischen als Lingua Franca in der Hochschulkommunikation aufzuzeigen. Wissenschaftliche Varietäten („Wissenschaftssprachen“) sind das Resultat langwieriger Sprachausbauprozesse. Im europäischen Raum wird dies besonders deutlich: Hier wurde eine ausgebaute Wissenschaftssprache, das Lateinische, aufgegeben, während die „Vernakulärsprachen“, also z.B. das Italienische, das Französische, das Englische und das Deutsche sukzessive wissenschaftstauglich gemacht wurden. Hierbei ging es nicht nur darum, das wissenschaftlich Neue benennbar zu machen, sondern auch um die Entwicklung und Bereitstellung sprachlicher Mittel für typisch wissenschaftliche Ausdrucksbedürfnisse. Solche Bedürfnisse sind zum Beispiel die Benennung des wissenschaftlichen Erkenntnisgegenstands, die bündige Benennung wissenschaftstypischer Vorgehensweisen und Verfahren sowie die Bearbeitung der Strittigkeit wissenschaftlichen Wissens. Dies soll exemplarisch anhand des Ausbaus des Englischen zur Wissenschaftssprache illustriert werden. Auf dieser Basis werden anschließend Möglichkeiten und Grenzen für eine Lingua-Franca-Nutzung des Englischen für die Hochschulkommunikation erörtert. 240 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Sandra Tinner (Zürich) Mythos Mehrsprachigkeit: Sprachraumgrenzen in der Schweiz – eine neurolinguistische Untersuchung Sektion 8 (I) In einem offiziell als viersprachig definierten Land wie der Schweiz sollte es viele zweioder mehrsprachige Personen geben, wird allgemein erwartet. Statistiken zeigen jedoch, dass pro Person bei der Arbeit nur 1.5 Sprachen gesprochen werden, wobei es je nach Berufen und Regionen erhebliche Unterschiede gibt. Laut letzten Erhebungen (2000) deklarieren sich 21.2% der Schweizer Bevölkerung als mehrsprachig. Weltweit gesehen sind aber mehrsprachige Menschen in der Mehrheit. Dieser relativ niedrige „Mehrsprachigkeitsgrad“ in der Schweiz bietet immer wieder Anlass zu Debatten auf politischer Ebene: Obwohl die einflussreichen Zentren jeweils nur wenige bis ein paar Dutzend Kilometer von den Sprachgrenzen entfernt liegen, ist der Austausch darüber hinweg eher gering, wie ein Überblick zu dieser Thematik zeigen wird. Trotzdem gibt es Personen, die dank den Bedingungen in der mehrsprachigen Schweiz zumindest bilingual geworden sind. Diese bilden den Fokus der vorzustellenden Studie: Untersucht worden sind zweisprachige (deutsch-französisch) Personen, deren Grad der Zweisprachigkeit aber unterschiedlich ist: Es wird ein Vergleich gemacht zwischen früher und später Zweisprachigkeit. Die Normen in diesem Bereich sind seit einiger Zeit aufgeweicht: Neurolinguistische Studien haben gezeigt, dass das so genannte „kritische Alter“, vor dem noch ein „natürliches Erlernen“ weiterer Sprachen möglich ist, nicht mehr als strikte Norm angesehen werden kann. Bildgebende Verfahren wie MRI oder EEG erlauben einen Einblick ins arbeitende Gehirn und konnten beweisen, dass die Sprachfähigkeit in einer Zweitsprache auch sehr stark von der Dauer und Intensität des Kontakts mit einer zweiten Sprache und vom Fähigkeitsniveau abhängt. Damit gezeigt werden konnte, inwieweit die Erstsprache die Zweitsprache strukturell beeinflusst, wurde für diese Studie ein Experiment konstruiert, das bei zweisprachigen Personen die grammatikalischen Fähigkeiten misst. Diese Resultate wurden mit dem zuvor aus einem kurzen Sprachtest erhobenen Sprachniveau verglichen. Eine Folgestudie mit der Eyetracking-Methode (Blickbewegungsregistrierung beim Lesen) unterstützt die gewonnenen Erkenntnisse: Einzelne Personen mit spätem Lernstart in der zweiten Sprache können durchaus Schritt halten mit Frühbilingualen, allerdings nur unter gewissen Bedingungen. Die Ergebnisse zeigen also, wie Mehrsprachigkeit gefördert werden kann. Die Bemühungen in der Schweiz sind auch ein interessantes Labor für die EU, die sich eine vielfältige Mehrsprachigkeit zum Ziel gesetzt hat. Literatur Friederici, Angela (2006): „What’s in control of language?“, in: Nature Neuroscience 9: 991-992. Grosjean, François (2008): Studying Bilinguals. Oxford: Oxford University Press. Lüdi, Georges / Bernard, Py (32003): Etre bilingue. Bern: Peter Lang. Abstracts 241 Perani, Daniela / Abutalebi, Jubin (2005): „The neural basis of first and second language processing“, in: Current Opinion in Neurobiology 15, 2: 202-206. Van Assche Eva / Duyck, Wouter / Hartsuiker, Robert J. / Diependaele, Kevin (2009): „Does bilingualism change native-language reading? Cognate Effects in a Sentence Context“, in: Psychological Science 20, 8: 923-927. 242 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Fabienne Tissot (Winterthur) Vokalisierungsstil? – Zu Sprechstilen junger Frauen Sektion 4 Das präsentierte Dissertationsprojekt untersucht Alltagskommunikation junger Frauen aus der deutschsprachigen Schweiz. Die Analyse des Korpus, welches aus Audioaufnahmen unfokussierter Gespräche 17- bis 18-jähriger Gymnasiastinnen aus zwei dialektalen Regionen besteht, orientiert sich an den Prinzipien der Konversationsanalyse und der Interaktionalen Linguistik (vgl. Couper-Kuhlen / Selting 2001). In den Gesprächen junger Frauen in meinem Korpus fällt ein Sprechstil auf, der von sogenannten „Lautobjekten” (vgl. Reber / Couper-Kuhlen 2010) oder „Vokalisierungen“ (vgl. Goffman 1978) geprägt ist. Dabei handelt es sich um Elemente im Diskurs, welche sich durch ihre stimmlichen und lautlichen Qualitäten hervorheben, aus grammatischer Perspektive auch als Interjektionen bezeichnet werden und über deren tatsächlichen Gebrauch im Interaktionskontext wenig bekannt ist (vgl. Reber / CouperKuhlen 2010: 73f.). Vokalisierungen treten in meinem Korpus oft in bestimmten syntaktischen wie auch sequentiellen Kontexten auf. Sie scheinen Teil eines Sprechstils zu sein, der auch von Laien als typisch jugendlich wenn nicht sogar typisch für junge Frauen identifiziert wird; der zu beschreibende Stil bzw. dessen Thematisierung konnte ebenso in schriftlichen Medien (in der Literatur bspw. in Helene Hegemanns breit diskutiertem Romandebut, aber auch in der Presse) beobachtet werden, was darauf hinweist, dass es sich hier um ein diskursiv feststellbares Phänomen bzw. eine typische Ausdrucksweise handeln könnte. Im Zentrum dieser Präsentation stehen die Ressourcen, aus welchen sich dieser Sprechstil zusammensetzt; diskutiert werden soll, ob es sich dabei um einzelne Kontextualisierungshinweise handelt oder ob sie kookkurrierend als typischer Stil, den ich sensitivierend (also im Sinne eines Arbeitsbegriffes) als „Vokalisierungsstil“ bezeichnen möchte, auftreten. Stile verstehe ich im Sinne der interaktionalen Linguistik als komplexe, holistische Cluster verschiedener sprachlicher Merkmale, welche in der Interaktion sozial interpretiert werden (vgl. bspw. Selting 1997). Die Frage lautet, welche Funktionen diese lautlich dominierten Stile haben und wie konstitutiv sie gerade für jugendliches Sprechen sind; diskutiert werden kann, inwiefern diese Sprechstil genuin mündlich und nähesprachlich ist. Literatur Couper-Kuhlen, Elisabeth / Selting, Margret (2001): „Introducing Interactional Linguistics”, in: Selting, Margret / Couper-Kuhlen, Elisabeth (Hrsg.): Studies in Interactional Linguistics. Amsterdam / Philadelphia: John Benjamins 1–22. Goffman, Erving (1978): „Response cries“, in: Language 54: 787–815. Reber, Elisabeth / Couper-Kuhlen, Elisabeth (2010): „Interjektionen zwischen Lexikon und Vokalität: Lexem oder Lautobjekt?“, in: Deppermann, Arnulf / Linke, Angelika (Hrsg.): Sprache intermedial: Stimme und Schrift, Bild und Ton (= Jahrbuch des Instituts für Deutsche Sprache 2009). Berlin / New York: De Gruyter 69–96. Abstracts 243 Selting, Margret (1997): „Interaktionale Stilistik: Methodologische Aspekte der Analyse von Sprechstilen“, in: Selting, Margret / Sandig, Barbara (Hrsg.): Sprech-und Gesprächsstile. Berlin / New York: De Gruyter 9–43. 244 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Anna Tkachenko (Duisburg-Essen) Nähe und Distanz als konzeptionelle, mediale und kulturelle Kategorien in deutschen und russischen Chats Sektion 7 & 15 Die Kommunikanten in einem Plauder-Chat nehmen sich als Kommunikationsziele meistens Unterhaltung und Kontaktaufnahme vor. Hier sucht man nicht nach Problemlösungen oder Informationen, sondern nach sozialer Nähe. Die Kommunikation erhält somit einen phatischen Charakter und wird sogar als „schriftliche Form phatischer Kommunion“ (Shirai 2009: 23, vgl. auch Malinowski 1923) bezeichnet. Obwohl man diese Definition nur mit Einschränkung annehmen kann – die Kommunikationsteilnehmer werden doch in keinerlei Weise restringiert, sich ausschließlich um das gemeinsame Wohlergehen zu kümmern und sich über die Wetterlage auszutauschen – werden die Unterhaltungen im Chat tatsächlich sehr oft zur Herstellung der kommunikativen Nähe mit Gleichaltrigen genutzt. Die Kommunikation verläuft aber unter Einflussnahme technischer Bedingtheit. Diese zeichnet sich in einer Reihe von Fertigkeiten aus, die Chatter unbedingt beherrschen müssen, um erfolgreich zu kommunizieren. Das Medium soll hier einerseits als eine Brücke verstanden werden, die die Kommunikation überhaupt erst ermöglicht, andererseits aber als eine Barriere, die im Laufe der Interaktion immer wieder überwunden werden muss. Auch die tatsächliche körperliche Entfernung der Teilnehmer und die Abwesenheit des gemeinsamen Verweisraums erschweren die sofortige Herstellung der Nähe. Somit hat die Chat-Kommunikation viele Charakterzüge einer Distanz-Kommunikation. Werden aber die Kategorien der Nähe und Distanz auch ähnlich in verschiedenen Kulturen wahrgenommen? Welche Rolle spielt dabei die Dimension der Kollektivität und Individualität? Die Tendenz zur kollektiven Abgrenzung widerspiegelt sich sprachlich in der russischen Internetkultur selbst in der Bezeichnung „Runet“, die für das russischsprachige Segment des WWW steht und für die man in der deutschen Internetkultur kein Äquivalent findet. Ob diese Tendenz sich auch in gesonderten virtuellen Räumen nachvollziehen lässt, soll im Vortrag am Beispiel deutscher und russischer Chats demonstriert werden. Literatur Dürscheid, Christa (2003): „Medienkommunikation im Kontinuum von Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Theoretische und empirische Probleme“, in: Zeitschrift für Angewandte Linguistik 38: 37-56. Malinowski, Bronislaw (1923): „The problem of meaning in primitive languages”, in: C. K. Ogden, Charles Kay / Richards, Ivor Armstrong (Hrsg.), The meaning of meaning. London: Routledge & Kegan Paul 146-152. Shirai, Hiromi (2009): Eine kontrastive Untersuchung zur deutschen und japanischen Chat-Kommunikation (= Europäische Hochschulschriften. Reihe 21, Linguistik 348). Frankfurt / M.: Peter Lang. Abstracts 245 Wierzbicka, Anna (22003): Cross-cultural pragmatics. Berlin: de Gruyter. Yakovleva, Elena (2004): Deutsche und russische Gespräche. Tübingen: Niemeyer. 246 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Michael Tomasello (Leipzig) Communication Before Language Eröffnungsvortrag Before they use any conventional language, almost all young children communicate richly and effectively using the pointing gesture. Pointing can be used successfully only if it takes place within some kind of joint attention or common conceptual ground between participants. From around their first birthdays, a few months before language acquisition begins in earnest, young children show evidence that they can create such common ground with their interlocutor - sometimes even taking the perspective of the interlocutor in the process. Since joint attention, common ground, and perspective taking are foundational for early language acquisition, the conclusion is that the pragmatic infrastructure for language acquisition is already in place before children start actually talking. Comparison to the gestural communication of great apes suggests further that the pointing gesture and it's pragmatic foundations are unique to the human species and may have preceded language evolutionarily. Abstracts 247 Katharina Turgay (Landau) Polyseme Präpositionen im Zweitspracherwerb Sektion 2b Aufgrund ihrer komplexen Semantik stellt das Verständnis von Präpositionen insbesondere für Kinder mit Migrationshintergrund eine große Herausforderung dar. Dies liegt vor allem daran, dass viele Präpositionen polysem sind. So kann z.B. die lokale Präposition vor sowohl eine statische (1-a) als auch eine zielgerichtete, adlative (1-b) Relation ausdrücken. (1) a. Johanna sitzt vor dem Haus. b. Johanna setzt sich vor das Haus. Daneben können konzeptuelle Verschiebungen dazu führen, dass gar keine lokale Relation im physischen Sinne vorliegen muss (2-a). Außerdem kann vor auch eine temporale (2-b) oder kausale (2-c) Bedeutung tragen oder aber semantisch entleert in Präpositionalobjekten vorkommen (2-d). (2) a. Johanna steht vor Gericht. b. Johanna besucht ihren Freund vor Ostern. c. Johanna zitterte vor Aufregung. d. Johanna flieht vor dem lästigen Nachbarn. Die Semantik der Präposition vor ist somit unterspezifiziert und ihre Disambiguierung ist sowohl von sprachlichen Elementen in der PP oder im ganzen Satz, als auch von Kontext und Weltwissen abhängig. Einen Sonderfall stellen die sog. Wechselpräpositionen (Beispiele unter (1)) dar, da in PPs mit diesen als Kopf die lokale Semantik je nach Kasus variiert: In (1-a) regiert die Präposition den Dativ, in (1-b) den Akkusativ. Von den lokalen Wechselpräpositionen geht somit eine Doppelrektion aus. Diese ist semantisch motiviert, da eine statische Bedeutung einer Wechselpräposition mit einer Dativrektion und eine adlative Bedeutung mit einer Akkusativrektion einhergeht. Mein Vortrag wird sich damit beschäftigen, welche Rollen diesen Faktoren bei der Entwicklung der PP-Bildung v.a. in Bezug auf die lokale Semantik der Präposition und deren Rektion bei Kindern im Zweitspracherwerb zukommen. Dazu stelle ich Ergebnisse aus meiner Studie mit Kindern mit Migrationshintergrund und dem Deutschen als Zweitsprache vor. Es zeigt sich, dass PPs mit einer Wechselpräposition und der damit verbundenen Doppelrektion mehr Schwierigkeiten bereiten als Präpositionen, die einen festen und somit semantisch unmotivierten Kasus fordern. Generell zeigt sich aber, dass die Präpositionen, die im Untersuchungskontext keine Polysemie aufweisen, im Hinblick auf die Semantik unsicherer beherrscht werden. 248 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Franc Wagner (Luzern) / Ulla Kleinberger (Winterthur) Raumkonzepte in populärwissenschaftlichen Medientexten Themenbereich III Raumkonzepte und die sprachliche Konzeption von Raum sind von besonderem linguistischem Interesse, da die Raumerfahrung und die damit verbundenen Konzepte zu den grundlegendsten Kategorien unserer Wahrnehmung gehören. Entsprechend werden neue Wissensbereiche oft mittels Raumausdrücken konzeptualisiert und so auch der unmittelbaren Beobachtung nicht zugängliche Bereiche veranschaulicht. Dieses Vorgehen findet sich insbesondere in populärwissenschaftlichen Medientexten, die versuchen, abstrakte Inhalte aus dem wissenschaftsinternen Diskurs anschaulich und allgemein verständlich darzustellen. Die Popularisierung erfolgt einerseits durch Reduktion der Komplexität der übertragenen Konzepte, andererseits durch Anreicherung der Konzepte mit zusätzlicher Information. Für beide Teilverfahren eignen sich kognitive Metaphern und Phraseologismen in besonderem Maße, da diese zugleich zum Filtern akzidentieller Elemente als auch zur Konstitution von Kohärenz verwendet werden können. Im Beitrag sollen der Gebrauch und die Variation von kognitiven Metaphern und Phraseologismen in unterschiedlichen populärwissenschaftlichen Bereichen wie z.B. dem Diskurs über die Nanotechnologie exemplarisch aufgezeigt werden. Die relevante Frage ist dabei, wie kognitive Raumkonzepte metaphorisch realisiert werden, welche Modelle der Wirklichkeit sie entwerfen und welche Funktionen sie in Medientexten erfüllen. Besondere Aufmerksamkeit soll dabei der Dynamik räumlich metaphorischer Ausdrücke innerhalb eines Diskurses und beim Transfer zwischen dem wissenschaftsinternen Diskurs und dem populärwissenschaftlichen Diskurs gelten. Hierzu sollen Veränderungen untersucht werden, welchen die Raumkonzepte unterliegen: ob beispielsweise die standardisierte Bedeutung aufgebrochen wird, ob diese durch Bedeutungselemente aus dem Ursprungsdiskurs überlagert wird oder ob diese mit Elementen des Zieldiskurses zu einem neuen Schema ergänzt werden. Abstracts 249 Ingo H. Warnke (Bremen) Urbanität und Kommunikative Infrastrukturen – Strukturen sozialer Bedeutungskonstruktion in Städten Sektion 3 In Anlehnung an den marxistischen Soziologen Henri Lefebvre (1974) existieren Räume nicht per se, sondern sie werden sozial produziert (Lefebvre spricht von einer „production l’espace“). Für diskurslinguistisch orientierte Arbeiten unter Berücksichtigung von Forschungen zur ›Anthropology of the city‹ (Hannerz 1980) sind entsprechende sprachliche Handlungen zur Raumherstellung von Interesse. Durch Kommunikation entstehen im Rahmen der Produktion des Raumes ›kulturelle Überlieferung‹, ›soziale Zugehörigkeit‹ und ›subjektive Identität‹ – für die Stadt als Kommunikationsraum heißt dies, dass sie zugleich als ›kultureller Raum‹, als ›soziales Feld‹ und als ›Rahmen personaler Identität‹ interpretiert werden kann. Zentral am neueren auch soziologischen Verständnis von Stadt als Raum, der durch die „relationale (An)Ordnung von Lebewesen und sozialen Gütern an Orten“ (Löw 2001: 271) konstituiert wird, ist das Konzept der ›Eigenlogik der Städte‹ (Löw / Berking 2008). Städten wird dabei eine Struktur der nicht-rationalen Reproduktion zugeschrieben, bei der „die verborgenen Strukturen der Städte als vor Ort eingespielte, zumeist stillschweigend wirksame präreflexive Prozesse der Sinnkonstruktion (Doxa) und ihrer körperlichen Einschreibung (Habitus)“ (Löw 2008: 41) betrachtet werden. Sprachwissenschaftliche Perspektiven können diese Ansätze aufgreifen und prüfen, ob die Eigenlogik von Städten systematisch auf Prozesse der kommunikativen Aushandlung sowie auf soziale Interaktionsmuster und ihre Dynamik (Lees 2001) zurückführbar sind. Literatur Lefebvre, Henri (1974): La production de l’espace. Paris: Gallimard. Hannerz, Ulf (1980): Exploring the City. Inquiries Toward an Urban Anthropology. New York: Columbia University Press. Löw, Martina (2001): Raumsoziologie. Frankfurt a. M.: Suhrkamp. Löw, Martina (2008): Soziologie der Städte. Frankfurt a. M.: Suhrkamp. Löw, Martina / Berking, Helmut (Hrsg.) (2008): Die Eigenlogik der Städte. Neue Wege für die Stadtforschung. Interdisziplinäre Stadtforschung. Frankfurt a. M. / New York: Campus. 250 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Georg Weidacher (Graz) Kafkaeske Räume. Zur kognitiven und affektiven Leserorientierung mittels sprachlicher Raumdarstellungen Themenbereich VI Die Darstellung fiktiver Räume in narrativen literarischen Texten dient nicht nur einer „geographischen“ Verortung der erzählten Handlung. Vielmehr geht es häufig auch darum, eine bestimmte Atmosphäre zu schaffen bzw. die RezipientInnen zur Konstitution einer solchen mittels gezielter sprachlicher Indizierungen anzuregen. In anderen Fällen sollen den LeserInnen soziale Gegebenheiten oder psychische Verfasstheiten der erzählten Figuren indirekt angezeigt werden. Beide über den Aufbau von mehr oder weniger konkret und detailreich geschilderten Handlungsräumen hinausgehenden Funktionen von Raumdarstellungen spielen für die Wirkung von Texten Franz Kafkas eine entscheidende Rolle: Wie Räume narrativ konstituiert, wie sie dargestellt und wie sie auf die Protagonisten bezogen werden, liefert einen wesentlichen Beitrag zum Eindruck des Fantastischen, des Unheimlichen und damit nicht zuletzt des „Kafkaesken“ in seinen Werken. Man denke hier nur zum Beispiel an die als erdrückend dargestellte Enge mancher Räume oder an das Labyrinthische so mancher räumlicher Strukturen. In meinem Vortrag soll anhand einiger Beispiele aus Kafkas Romanen, Erzählungen und Tagebüchern demonstriert werden, wie er durch den Einsatz verschiedener sprachlicher Mittel seine eigentümlichen Raumdarstellungen kreiert, wobei ein Schwerpunkt auf den Auswirkungen perspektivierender Formulierungen auf die Konstitution der Räume und auf deren vom Text anvisierte kognitive wie auch affektive Ausgestaltung im mentalen Textmodell liegen wird. Als theoretische Basis ziehe ich dabei hauptsächlich Herangehensweisen der linguistischen Textanalyse sowie Erkenntnisse der kognitiven Linguistik heran. Literatur Köller, Wilhelm (2004): Perspektivität und Sprache. Zur Struktur von Objektivierungsformen in Bildern, im Denken und in der Sprache. Berlin / New York: de Gruyter. Levinson, Stephen C. (2003): Space in Language and Cognition. Explorations in Cognitive Diversity. Cambridge: Cambridge University Press. Sanders, José / Wilbert Spooren, (1997): „Perspective, Subjectivity, and Modality from a Cognitive Linguistic Point of View”, in: Liebert, Wolf-Andreas / Redeker, Gisela / Waugh, Linda (Hrsg.): Discourse and Perspective in Cognitive Linguistics. Amsterdam / Philadelphia: John Benjamins 85-112. Abstracts 251 Martin Wengeler (Düsseldorf) Historische Diskurssemantik. Das Beispiel Wirtschaftskrisen Sektion 3 Befinden wir uns zurzeit (März 2010) noch in einer Wirtschaftskrise? Oder gab es in den Jahren 2008/09 nur eine vorübergehende Finanzkrise? Droht nach der Jahrhundertkrise jetzt schon die nächste (Der Spiegel Nr. 48/23.11.2009)? Was wir in den letzten eineinhalb Jahren erlebt haben, ist für die (Sprach-)Geschichte der Bundesrepublik Deutschland nicht so neu, wie es den Zeitgenossen oft erscheinen mag. Auch 2005 ging es z.B. schon dramatisch zu, als Bundespräsident Köhler seine Rede, mit der er sein Einverständnis zu vorzeitigen Neuwahlen gegeben hat, mit den Worten begann: „Unsere Zukunft und die unserer Kinder steht auf dem Spiel.“ Und als Gerhard Schröder im Jahre 2003 seine Agenda 2010 auf den Weg brachte, wurde auch diese im Rahmen eines Krisen-Szenarios legitimiert, das den Eindruck erweckte, als stünden Wirtschaft und Gesellschaft der Bundesrepublik kurz vor dem Abgrund. Diesen je aktuell dramatischen „Krisen“ steht die Gesamteinschätzung von Historikern gegenüber, dass wir es mit einer stabilen und „geglückten Demokratie“ (Wolfrum) in der Bundesrepublik zu tun haben. Vor diesem Hintergrund wollen wir in einem größeren Forschungsprojekt mit den etablierten und mit neueren diskurslinguistischen Untersuchungsmethoden einen wichtigen Bestandteil des öffentlichen Diskurses erforschen: Wir wollen zeigen, wie, mit welchen sprachlichen und bildlichen Mitteln seit der ersten sog. Ölkrise 1973 immer wieder wirtschafts- und sozialpolitische Krisen öffentlich konstruiert und organisiert worden sind. Zum einen soll im Vortrag das in der Anfangsphase befindliche Forschungsprojekt skizziert werden, zum anderen werden erste Analyseergebnisse ausgewählter Krisenjahre präsentiert. Deutlich werden soll, wie die Diskurslinguistik mit der Erforschung des Themas einen Beitrag zum Verständnis öffentlich-politischer Kommunikation leisten kann, wie sie zur Reflexion der gesellschaftlichen Konstruktion der Wirklichkeit beitragen kann sowie dass und wie sie dabei mit den diskursanalytischen Ansätzen der Geschichtswissenschaft und der Wissenssoziologie kooperieren kann. 252 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Bengt-Arne Wickström (Berlin) Sprache als erneuerbare Ressource: Externe Einflüsse und strukturelle Stabilität Sektion 7 & 15 Wir stellen ein theoretisches Modell für die Analyse von Verbreitung und Absorption sprachlicher Neuerungen auf und analysieren in diesem Modell die strukturelle Stabilität einer Sprache, die durch Sprachkontakt Elemente anderer Sprachen importiert. Die Importrate neuer Elemente wird in Verhältnis zur Fähigkeit der Sprache, Neuerungen zu absorbieren, gesetzt. Diese Analyse der Sprache zeigt formal große Ähnlichkeiten mit der Analyse der Verwaltung erneuerbarer Naturressourcen auf. Bedingungen für die langfristige Stabilität und Überlebensaussichten verschiedener Sprachen werden untersucht, und das Model wird auf Sprachen mit verschiedenem sozialem Status angewandt. Einige sprachpolitische Schlussfolgerungen werden gezogen. Abstracts 253 Steffi Winkler (Amsterdam) L1-Transfer im DaF-Erwerb der deutschen SOV-Hauptsatzstruktur. Eine Interventionsstudie mit italienischsprachigen Universitätsstudenten Sektion 2b Das Deutsche ist eine sogenannte „V2-Sprache“ mit SOV Wortstellung. Dies bedeutet, dass die zugrundeliegende Position für das lexikalische Verb satzfinal ist (vgl. 1a) und dass Finitheit obligatorisch in der 2. Position markiert werden muss. Infolgedessen erscheint in Sätzen mit eingliedrigem Prädikat das lexikalische Verb in 2. Position im Satz (vgl. 1b): (1) a. [ CP Marco j [ C will i [ IP t j [ I´ [ VP eine Pizza essen ] t i ]]]] b. [ CP Marco j [ C isst i [ IP t j [ I´ [ VP eine Pizza t i ] t i ´ ]]]] Diese Stellungseigenschaften nun machen die deutschen Inputdaten für Sprachlerner hochambig: Es existiert sowohl Evidenz für SVO (1b) als auch für SOV (1a) in der Oberflächenstruktur. Als Konsequenz dieser Alternanz zeigen Lerner mit SVO-Muttersprachen eine anfängliche Übergeneralisierung des SVO-Musters in ihrer Lernersprache (siehe Janssen et al. 1981) und produzieren Strukturen wie Ich will essen eine Pizza. Wie Haberzettl (2005) darlegt, führt der anfängliche Transfer der muttersprachlichen SVO-Struktur zu erheblichen Lernproblemen in späteren Erwerbsstadien. Anhand einer Lehrwerkanalyse (Winkler, in Vorb.) werde ich zeigen, dass die Anlage der Grammatikprogression den muttersprachlichen Strukturtransfer jedoch gerade zu unterstützen scheint: In mindestens den ersten 40 Stunden des Sprachunterrichts werden ausschließlich SVO-Strukturen präsentiert. Erst danach erhalten die Lerner sukzessive Evidenz für SOV-Wortstellungen. Vor dem Hintergrund dieser Tatsache wurde eine Interventionsstudie mit italienischsprachigen (= SVO) Universitätsstudenten durchgeführt, alle absolute Anfänger des Deutschen. Eine Kontrollgruppe (n=20) folgte der herkömmlichen Progression. Eine Testgruppe (n=20) erhielt Evidenz für die zugrunde liegende SOV-Struktur des Deutschen von Beginn an. Des Weiteren wurden in der Inputgestaltung für die Testgruppe weitgehend Prinzipien und Strategien, wie sie im erfolgreichen ungesteuerten Erwerb zu beobachten sind, berücksichtigt. Es ergaben sich die folgenden Richtlinien für die Inputstrukturierung: 1. Frühe Dominanz von (S)OV-Mustern, 2. Minimierung von lexikalischen Verben in V2, 3. Frühe Einführung von Modalverben und Auxiliaren (in V2), 4. Frühe Einführung der Kopula als Finitheitsmarker. Die Ergebnisse mehrerer Tests und Datenerhebungen weisen in eine klare Richtung: Alle Lerner beginnen den Erwerb des Deutschen mit einer SVO-Hypothese. Im weiteren Verlauf dann erzielen die Studenten der Testgruppe deutlich bessere Ergebnisse hinsichtlich des Erwerbs der (S)OV-Struktur und der deutschen Satzklammer. Die Daten der Kontrollgruppe zeigen deutlichen Einfluss von strukturellem L1-Transfer. 254 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Die vorliegenden Resultate legen nahe, dass – im Gegensatz zu der gängigen Praxis – Evidenz für die zugrundeliegende (S)OV-Struktur des Deutschen im Sprachunterricht früh bereitgestellt werden sollte. Auf diese Weise kann der Transfer der muttersprachlichen SVO-Struktur effektiv minimiert und Erwerbsproblemen vorgebeugt werden. Literatur Haberzettl, Stefanie (2005): Der Erwerb der Verbstellungsregeln in der Zweitsprache Deutsch durch Kinder mit russischer und türkischer Muttersprache (= Linguistische Arbeiten 495). Tübingen: de Gruyter. Jansen, Bert / Lalleman, Josien / Muysken, Pieter (1981): „The alternation hypothesis: the acquisition of Dutch word order by Turkish and Moroccan foreign workers“, in: Language Learning 31: 315-336. Winkler, Steffi (in Vorb.): Grammar progression in textbooks and in natural acquisition. Critical remarks to the introduction of German clause structure. Abstracts 255 Sabine Ylönen (Jyväskylä, Finnland) Zur Rolle von Mehrsprachigkeit und des Deutschen an finnischen Universitäten Themenbereich II Bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts hatte Deutsch in Finnland eine führende Rolle als Wissenschaftssprache (Piri 2001:105). Zwei Weltkriege führten jedoch zu einem Imageverlust des Deutschen und in den letzten Jahrzehnten hat sich Englisch zur akademischen Lingua franca entwickelt. Auch in der angewandten Sprachforschung scheint geteilte Mehrsprachigkeit ein Relikt vergangener Zeiten zu sein (Carli / Ammon 2008:1). Unter Internationalisierung wird heute häufig das Publizieren, Auftreten und Lehren in Englisch verstanden. Um die Rolle verschiedener Sprachen an finnischen Universitäten zu untersuchen, wurden in den Jahren 2008 und 2009 zwei größere Umfragen unter Studierenden (s. Ylönen / Vainio 2009) und Personal finnischer Universitäten durchgeführt. Zur Datenerhebung dienten Online-Fragebögen des Programms Webropol. Sie enthielten vorwiegend Multiple-Choice-Fragen mit der Möglichkeit zu freien Kommentaren. An den Umfragen beteiligten sich rund 3500 Studierende der Universitäten Jyväskylä und Tampere sowie der Technischen Universität Tampere sowie 3600 Universitätsangestellte aus 20 finnischen Universitäten. Im vorliegenden Beitrag sollen folgende Fragen untersucht werden: Welche Einstellungen haben die befragten Studierenden und Universitätsangestellten gegenüber Mehrsprachigkeit im universitären Kontext? Welche Sprachen werden heute in Studium und Beruf an finnischen Universitäten angewendet? Gibt es Unterschiede im Sprachengebrauch abhängig vom Alter der Befragten oder ihrem Fachbereich? Welche Deutschkenntnisse haben die Befragten und welche Rolle spielt Deutsch nach ihrer Aussage im universitären Kontext? Die Ergebnisse zeigen, dass rund 80% der Studierenden und rund 90% des Personals Mehrsprachigkeit als sehr wichtig oder wichtig erachten und rund 65% der Studierenden und rund 75% des Personals zumindest über irgendwelche Deutschkenntnisse verfügen. Die dominierende Fremdsprache im akademischen Kontext ist jedoch in allen Altersgruppen und Fächern mit großem Abstand Englisch und es gibt nach Aussage der Befragten nur wenige Gelegenheiten, Deutsch in Studium und Beruf anzuwenden. Dies wird teilweise bedauert, teilweise aus der Sicht eines Nutzen- und Effektivitätsdenkens auch begrüßt. Sprachenpolitische Überlegungen zur Entwicklung europäischer Mehrsprachigkeit müssten m. E. genau hier ansetzen und den Nutzen akademischer Mehrsprachigkeit fördern. Literatur Carli, Augusto / Ammon Ulrich (2008): „Introduction”, in: Carli, Augusto / Ammon Ulrich (Hrsg.): Linguistic inequality in scientific communication today. AILA Review 20. Amsterdam / Philadelphia: John Benjamins Publishing Company. Piri, Riitta (2001): Suomen kieliohjelmapolitiikka. Kansallinen ja kansainvälinen toimintaympäristö. (Finnische Sprachprogrammpolitik. Im nationalen und internatio- 256 40. GAL 2010 „SprachRäume“ nalen Kontext). Dissertation. Universität Jyväskylä: Zentrum für angewandte Sprachforschung. Ylönen, Sabine / Vainio, Virpi (2009): „Akateemisen saksan kielen rooli suomalaisopiskelijoiden näkökulmasta (Die Rolle des Deutschen als akademischer Sprache aus der Sicht finnischer Studierender)“, in: Kalliokoski, Jyrki / Nikko, Tuija / Pyhäniemi, Saija / Shore, Susanna (Hrsg.): Puheen ja kirjoituksen moninaisuus Variationsrikedom i tal och skrift - The Diversity of Speech and Writing. AFinLA Yearbook 2009. Publikationen der Gesellschaft für angewandte Linguistik Finnlands (AFinLA) 67. Jyväskylä 209-227. Abstracts 257 Tatjana Yudina (Moskau) Diskursive Strategien: eine Partei stellt sich in der Öffentlichkeit vor (am Beispiel der Bundestagswahlen 2009) Sektion 3 In dem Vortrag sollen kommunikative Ausdrücke analysiert werden, die diskursive Strategien einer Partei (Die Grünen) im Laufe des ‘Wahljahres’ 2009 markierten. Die diskursiven Strategien sind in den Diskurs eingebettet. Der Diskurs wird hier im Sinne von Foucault als eine Menge von Texten und Äußerungen verstanden, die thematisch miteinander vernetzt sind. Die ‘Vernetzung’ soll dabei “von mehr oder weniger großen gesellschaftlichen Gruppen getragen” werden (Gardt 2007: 30). Das Ziel des Beitrages besteht in der Darstellung und Einordnung pragmalinguistischer Mittel, die zum ‘Gerüst’ der “Konstruktion” der politischen Wirklichkeit der Partei der Grünen gehören. Als empirisches Material wurden Parteidokumente, öffentliche Reden, Diskussionen und Interviews ausgewertet (Zeitraum Januar 2009-September 2009). Die durchgeführte Analyse zeigt diskursive Transformationen, die zwischen Januar und August zu beobachten waren. Implizite Signale an andere Parteien und Variabilität in der Selbstwahrnehmung und Selbstpositionierung lassen sich vor allem auf Grund der Analyse von Sprechaktverben und Bewertungsäußerungen feststellen. Literatur Busse, Dietrich (2007): „Diskurslinguistik als Kontextualisierung sprachwissenschaftlicher Überlegungenzur Analyse ghesellschaftlichen Wissens“, in: Warnke, Ingo H. (Hrsg.): Diskurslinguistik nach Foucault. Theorie und Gegenstände. Berlin / New York: de Gruyter 81-107. Gardt, Andreas (2007): „Diskursanalyse – aktueller theoretischer Ort und methodische Möglichkeiten“, in: Warnke, Ingo H. (Hrsg.): Diskurslinguistik nach Foucault. Theorie und Gegenstände. Berlin / New York: de Gruyter 27-53. 258 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Antje Zilg (Gießen) Y a le feu au lac – Vermittlung von Lokalität im Fernsehen Sektion 5 Im Zuge einer zunehmenden Individualisierung der Gesellschaft ist auch eine fortschreitende Individualisierung der Kommunikation im Sinne eines Zuschnitts auf kleinere Rezipientenkreise zu beobachten. So wurde 1995 in Genf das Lokalfernsehen Léman Bleu Télévision mit folgendem Auftrag gegründet: „Sa mission première est de s’entretenir avec les habitants de la région, de les informer, de leur donner la parole et de les divertir.“ Seit 2005 ist die Zuschauerzahl stetig gestiegen und erreichte von 23.900 Zuschauern täglich im Jahre 2005 über 65.000 tägliche Zuschauer in 2008. Die so genannte notion de citoyenneté stellt einen zentralen Wert des Senders dar. In der Schweiz bildet die Bevölkerung keine sprachliche Einheit, sondern verfügt über die vier Amtssprachen Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch. Das Französische wird in der Westschweiz (Romandie, Suisse romande) von 20,4 Prozent der Bevölkerung gesprochen. Die Bewohner des einsprachig französischen Kantons Genève grenzen sich einerseits von der restlichen Schweizer Bevölkerung ab, insbesondere von den Deutschschweizern, andererseits von den Franzosen. Im vorliegenden Beitrag soll zum einen veranschaulicht werden, wie sowohl auf lexikalischer als auch auf syntaktischer Ebene durch den Einsatz umgangssprachlicher Elemente Lokalität erzeugt wird (z. B. je me suis fait choper; six cents balles; un spectacle déconnant). Zum anderen sollen Verfahren aufgezeigt werden, mittels derer bewusst auf eine wohl definierte Lokalität Bezug genommen wird und die als Indikatoren der räumlichen Gebundenheit fungieren. Zu nennen sind z. B. der Gebrauch von Possessiva (dans notre ville; nos conditions météorologiques), die Verwendung des bestimmten Artikels, ohne dass eine kontextuelle Einbettung erfolgt (dans le conflit d’aéroport) oder auch Konkretisierungen (un repositionnement de la droite en Suisse et à Genève). Zu diesem Zweck wird die von Pascal Décaillet moderierte politische Debatte Genève à chaud sowie die von Michel Chevrolet geleitete Talk-Show Y a le feu au lac untersucht. Literatur Cichon, Peter (1998): Sprachbewusstsein und Sprachhandeln. Romands im Umgang mit Deutschschweizern. Wien: Braumüller. Jankowski, Nick / Prehn, Ole / Stappers, James (Hrsg.) (1992): The people’s voice. Local radio and television in Europe. London / Paris / Rome: John Libbey. Löffler, Heinrich (1989): „Fernsehgespräche im Vergleich: Gibt es kultur- oder programmspezifische Gesprächsstile?“, in: Holly, Werner / Kühn, Peter / Püschel, Ulrich (Hrsg.): Redeshows. Fernsehdiskussionen in der Diskussion. Tübingen: Niemeyer 92-115. Nicollier, Alain (1990): Dictionnaire des mots suisses de la langue française (mille mots inconnus en France usités couramment par les Suisses). Genève: Editions GVA SA. Perrin, Daniel (2006): Medienlinguistik. Konstanz: UVK Verlagsgesellschaft. Abstracts 259 Nicole Zillien (Trier) / Gianna Haake Wissenschaftsvermittlung in Internetforen zur Reproduktionsmedizin: Die Wissensbörse der Laien Themenbereich I Ein zentraler Aspekt der Wissensgesellschaft ist, dass nahezu alle Handlungsbereiche durch wissenschaftliches Wissen bestimmt sind. Nicht mehr primär religiöses oder traditionelles, sondern wissenschaftliches Wissen ist der wichtigste Bezugspunkt für gesellschaftliche Akteure (vgl. Weingart 2003). Dementsprechend ist zu beobachten, dass in der Wissensgesellschaft auch das gesundheitsbezogene Informationsbedürfnis steigt, wobei dieses in hohem Ausmaß im Internet gestillt wird (vgl. Zillien / Lenz 2008). Dies trifft in besonderer Weise auf Männer und Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch zu. Die Entscheidung für eine künstliche Befruchtung ist nicht nur ein persönlich-biographisches Thema – vielmehr prallen hier medizinische, ethische, rechtliche, finanzielle und gesellschaftliche Fragestellungen auf die höchst private Frage nach der eigenen Familienplanung (vgl. Sütterlin / Hoßmann 2007). Aus diesem Grund haben Kinderwunschpatienten im Allgemeinen einen sehr hohen Informations- und Austauschbedarf, der sich – unter anderem aufgrund der empfundenen Tabuisierung von Unfruchtbarkeit, dem rasanten reproduktionsmedizinischen Fortschritt und dem nicht einfachen Zugang zu anderen Betroffenen – besonders gut in Onlineforen realisieren lässt (vgl. z.B. Malik / Coulson 2008). Unsere durch die DFG im Schwerpunktprogramm „Wissenschaft und Öffentlichkeit“ geförderte Studie INTRO beschäftigt sich am Beispiel von Kinderwunschforen mit der Frage, auf welche Art und Weise wissenschaftliches Wissen im Internet von Laien kommuniziert und rezipiert wird und welche Auswirkungen infolge dieser Form der Wissenschaftskommunikation auftreten. Bislang wurden 32 explorative Leitfadeninterviews mit Kinderwunschpatienten sowie eine standardisierte Onlinebefragung von über eintausend Nutzern der drei größten deutschsprachigen Kinderwunschforen durchgeführt – eine darauf aufbauende inhaltsanalytische Untersuchung ausgewählter Diskussionsstränge eines entsprechenden Forums steht noch aus. In der Sektion „Der Sprachraum der Wissenschaft“ im Rahmen der GAL-Jahrestagung 2010 möchten wir die Ergebnisse der Leitfadeninterviews und Onlinebefragungen vorstellen und diskutieren. Literatur Malik, Sumaira / Coulson, Neil S. (2008): „The male experience of infertility: A thematic analysis of an online infertility support group bulletin board“, in: Journal of Reproductive & Infant Psychology 26, 1: 18-30. Sütterlin, Sabine / Hoßmann, Iris (2007): Ungewollt kinderlos. Was kann die moderne Medizin gegen den Kindermangel in Deutschland tun? Berlin: Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung. Weingart, Peter (2003): Wissenschaftssoziologie. Bielefeld: transcript. 260 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Zillien, Nicole / Lenz, Thomas (2008): „Die Nutzung von Gesundheitsinformationen in computerbasierten Netzwerken“, in: Rehberg, Karl-Siegbert (Hrsg.): Die Natur der Gesellschaft. Frankfurt: Campus Verlag (CD). Abstracts 261 Rachida Zoubid (Rabat) Fehleranalytische Untersuchung zum Gebrauch der deutschen Grammatik für Germanistikstudenten mit arabischer, amazighischer (berberischer) und / oder französicher Muttersprache Sektion 2b 358B Die deutsche Sprache zeichnet sich durch viele Besonderheiten in ihrem grammatischen System aus, die insbesondere für Studenten aus arabischen Ländern relevant sind (aber nicht nur für diesen Adressatenkreis), so z. B. verschiedene Aspekte des Genus und Numerus, Probleme des Tempus- und Kasussytems, insbesondere des Pertinenzdativs und nicht zuletzt Fragen der Wortbildung und Satzgliedstellung. U U U U Die folgende empirische Untersuchung geht der Frage nach, wie sich Einflüsse vorher gelernter und erworbener Sprachen bei marokkanischen und / oder afrikanischen Germanistikstudenten zeigen, die Arabisch, Tamazight oder Französisch als Muttersprachen haben und / oder Französisch bereits als erste Fremdsprache gelernt haben, und welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit es zu solch einer Beeinflussung und Interaktion verschiedener linguistischer Systeme kommen kann. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, die in der Textproduktion der Germanistikstudenten auftretenden zielsprachlichen grammatikalisch-stilistischen Fehler und Abweichungen sowie die Übernahme aus den schon erlernten und erworbenen Sprachen (Arabisch oder Tamazight: Muttersprachen L1, Französisch: Erste Fremdsprache L2, Englisch oder Spanisch oder Deutsch: zweite Fremdsprache L3) und Transfer auf die Zielsprache Deutsch L3 zu erkennen und sie anhand bestimmter Methoden der Fehleranalyse zu untersuchen. Dabei wird der Versuch unternommen, auf die modernen Fehlererklärungsansätze, die mit den beiden Begriffen "Transfer" und "Interferenz" zusammenhängen, theoretisch und analytisch einzugehen. Bei der Untersuchung bezieht sich der Begriff "Transfer" auf Regelmuster aus bereits in L1 und L2 vorhandenem grammatikalisch-sprachlichen Wissen im Bereich der Grammatik und der Sprache, die zur Erfüllung bestimmter Funktionen in L3 automatisch und strategisch richtig oder falsch eingesetzt werden. Die Datenerhebung erfolgt auf der Grundlage der Ergebnisse von Klausuren der deutschen Grammatik, die Germanistikstudenten verschiedener Studiensemester an der Universität Hassan II. in Casablanca und der Universität Mohammed V in Rabat schrieben. Bei den Klausuren werden die Studenten dazu aufgefordert, die Lösungen der erteilten Grammatikübungen im Rahmen eines Aufsatzes (meistens biographisches Erzählen) zu verwenden. Manchmal verlange ich von Ihnen, grammatische Varianten innerhalb bestimmter Tempusformen und verschiedener Wortklassen zu verwenden. Bezüglich der Vorgehensweise der Fehleranalyse werden drei Korrekturschritte verfolgt, nämlich die Identifizierung der Grammatikfehler, ihre Klassifizierung innerhalb der Grammatikregeln und des deutschen Sprachsystems und abschließend ihre Erläuterung. Die Untersuchung wird anhand einer tabellarischen Gegenüberstellung der Er- 262 40. GAL 2010 „SprachRäume“ gebnisse der Datenaufnahme jeder Universität sowie jedes Studiensemesters abgeschlossen. Literatur Apeltauer, Ernst (1987): Gesteuerter Zweitspracherwerb. München: Hueber. Besançon, Anne (1995): La compréhension de l'allemand. Langue et culture. Frankfurt am Main: Peter Lang. Hufeisen, Britta (1991: Englisch als erste und Deutsch als zweite Fremdsprache. Frankfurt am Main: Peter Lang. Zobl, Helmut (1992): „Prior linguistic knowledge and the conservation of the learning procedure: Grammaticality judgments of unilingual and multilingual learners“, in: Gass, Susan M. / Selinker, Larry (Hrsg.): Language transfer in language learning (überarbeitete Herausgabe der Originalversion 1983). Amsterdam: John Benjamin 176-196. Autorinnen und Autoren Autorinnen und Autoren Alber, Kerstin .................................................................................................. 23 Albl-Mikasa, Michaela ..................................................................................... 24 Androutsopoulos, Jannis ................................................................................... 25 Antos, Gerd.................................................................................................... 26 Aussenac-Kern, Marianne ................................................................................. 27 Bader, Anita ................................................................................................... 28 Baldauf-Quilliatre, Heike .................................................................................. 30 Bastian, Sabine ............................................................................................... 31 Baumgarten, Nicole......................................................................................... 33 Bayer-Hohenwarter, Gerrit ................................................................................ 34 Beile-Meister, Birgit .......................................................................................... 36 Bergien, Angelika............................................................................................ 37 Berron-Koch, Marie-Anne ................................................................................. 39 Bieswanger, Markus ........................................................................................ 41 Blanke, Detlev ................................................................................................. 43 Bock, Bettina .................................................................................................. 45 Bonberg, Jana ................................................................................................ 60 Bonitz, Petra-Kristin .......................................................................................... 46 Bosse, Elke ............................................................................................... 48, 49 Breitsprecher, Christoph ................................................................................... 50 Brenning, Jana ................................................................................................ 52 Brinkschulte, Melanie ....................................................................................... 54 Bubenhofer, Noah ........................................................................................... 55 Busse, Ulrich ................................................................................................... 57 Canto, S. ..................................................................................................... 119 Christmann, Gabriela B.................................................................................... 58 Cramer, Irene ................................................................................................. 60 Czicza, Dániel ................................................................................................ 62 D’Agostini, Fabio .......................................................................................... 170 Da Milano, Federica ........................................................................................ 63 da Silva, Vasco ............................................................................................... 48 de Graaff, R. ................................................................................................ 119 De Stefani, Elwys ............................................................................................ 66 Demarmels, Sascha ......................................................................................... 68 Diekmannshenke, Hajo .................................................................................... 70 Domke, Christine ............................................................................................. 71 Dreesen, Philipp .............................................................................................. 72 Dynkowska, Malgorzata .................................................................................. 73 Efing, Christian ............................................................................................... 74 Ehlers, Klaas-Hinrich ........................................................................................ 75 Ehlich, Konrad ................................................................................................ 76 Ehrenreich, Susanne ........................................................................................ 78 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Ellert, Miriam........................................................................................... 79, 111 Ermakova, Vera ...............................................................................................73 Festman, Julia ..................................................................................................80 Fiehler, Reinhard ..............................................................................................81 Fill, Alwin .......................................................................................................82 Fraas, Claudia.................................................................................................83 Fricke, Ellen.....................................................................................................85 Fritz, Gerd ......................................................................................................28 Gächter, Yvonne ..............................................................................................87 Gazin, Anne-Danièle ........................................................................................89 Gerwinski, Jan...............................................................................................105 Ghenghea, Voichita A. .....................................................................................91 Gobber, Giovanni............................................................................................92 Goschler, Juliana ....................................................................................... 93, 95 Graßer, Barbara ............................................................................................103 Grommes, Patrick.............................................................................................97 Großmann, Uta ...............................................................................................99 Gruhn, Mirja ...................................................................................................93 Grupen, Camilla ............................................................................................101 Grzega, Joachim ...........................................................................................102 Guckelsberger, Susanne..................................................................................103 Haake, Gianna .............................................................................................259 Habscheid, Stephan .......................................................................................105 Hansen, Sandra.............................................................................................106 Harren, Inga .................................................................................................108 Heller, Vivien .................................................................................................109 Hennig, Mathilde ...........................................................................................110 Henze, Yvonne A. ............................................................................................54 Hopp, Holger ................................................................................................111 Hornbostel, Michaela .....................................................................................113 Hoyer, Anne ..................................................................................................114 Irmen, Lisa ....................................................................................................229 Jaeger, Catherine ...........................................................................................115 Janich, Nina..................................................................................................117 Janßen-Fesenko, Tamara .................................................................................118 Jauregi, K. ....................................................................................................119 Jekat, Susanne J. ............................................................................................121 Johnen, Thomas .............................................................................................122 Jud, Peter ......................................................................................................164 Jüngst, Heike Elisabeth............................................................................ 123, 124 Jungbluth, Konstanze ......................................................................................125 Kalverkämper, Hartwig ........................................................................... 126, 127 Karg, Ina ......................................................................................................128 Kern, Friederike ..................................................................................... 130, 131 Autorinnen und Autoren Kesselheim, Wolfgang ................................................................................... 132 Kessler, Anna-Lena........................................................................................... 60 Kispál, Tamás ............................................................................................... 134 Kleinberger, Ulla ........................................................................................... 248 Kleinbub, Iris ................................................................................................ 136 Klemm, Michael ............................................................................................ 138 Knapp, Annelie ............................................................................................. 140 Koplenig, Alexander ...................................................................................... 141 Krause, Juliane .............................................................................................. 142 Krempin, Maren ............................................................................................ 144 Kreß, Beatrix .................................................................................................. 48 Krieg, Martin ................................................................................................ 146 Kuchenreuther, Michaela ................................................................................ 148 Lameli, Alfred ............................................................................................... 150 Lange, Matthias ............................................................................................ 151 Lee, Mi-Young ............................................................................................... 153 Lingnau, Beate .............................................................................................. 155 Linz, Erika .................................................................................................... 157 Lipavic Oštir, Alja .......................................................................................... 159 Löber, Melanie .............................................................................................. 110 Lohoff, Markus ................................................................................................ 70 Lötscher, Andreas .......................................................................................... 160 Mann, Michael ............................................................................................. 161 Marx, Christoph .................................................................................... 162, 179 Massey, Gary ............................................................................................... 164 Matsekh-Ukrayinskyy, Lyubomyr....................................................................... 166 Mehler, Kerstin .............................................................................................. 144 Meier, Stefan .................................................................................................. 83 Meierkord, Christiane .................................................................................... 167 Meiler, Matthias ............................................................................................ 168 Melchior, Luca .............................................................................................. 170 Metten, Thomas............................................................................................. 172 Möller, Christine ............................................................................................ 174 Motschenbacher, Heiko.................................................................................. 175 Müller-Spitzer, Carolin ................................................................................... 176 Naumann, Anneke .......................................................................................... 97 Naumann, Christfried .................................................................................... 178 Nekula, Marek...................................................................................... 162, 179 Nemeth, Cornelia.......................................................................................... 180 Nerbonne, John ............................................................................................ 181 Nied Curcio, Martina .................................................................................... 183 Niemann, Philipp .......................................................................................... 146 Nogué Serrano, Neus .................................................................................... 184 Pereira Fritzen, Maristela................................................................................ 185 40. GAL 2010 „SprachRäume“ Petkova-Kessanlis, Mikaela ..............................................................................186 Plewnia, Albrecht ...........................................................................................187 Poletti, Axel ...................................................................................................115 Prassl, Friederike ............................................................................................189 Priegnitz, Frauke ............................................................................................191 Putzu, Ignazio .................................................................................................63 Quennet, Fabienne ........................................................................................192 Ramat, Paolo ...................................................................................................63 Redder, Angelika ...........................................................................................194 Reichel, Sibylle ..............................................................................................195 Reinelt, Rudolf ...............................................................................................196 Reißman, Kareen ...........................................................................................198 Reissner, Christina ..........................................................................................199 Rellstab, Daniel H. .........................................................................................201 Rentel, Nadine ..............................................................................................202 Reshöft, Nina ................................................................................................204 Reuter, Hannah ..............................................................................................206 Risse, Stephanie.............................................................................................208 Rothe, Astrid .................................................................................................187 Ruda, Sonja ..................................................................................................209 Sabban, Annette ............................................................................................210 Scharioth, Claudia .........................................................................................212 Schierholz, Stefan ..........................................................................................213 Schilling, Andrea .............................................................................................36 Schlickau, Stephan ...........................................................................................48 Schmidt, Christina D. ......................................................................................214 Schmidt, Vasco Alexander...............................................................................215 Schoenmakers, M. .........................................................................................119 Schünemann, Ralf ..........................................................................................216 Schulz, Sarah ..................................................................................................39 Siemon, Jens ...................................................................................................97 Smit, Ute .......................................................................................................217 Sommer, Julia ................................................................................................219 Spieß, Constanze .................................................................................. 220, 222 Spitzmüller, Jürgen .........................................................................................224 Spreckels, Janet .............................................................................................225 Stähli, Adrian ................................................................................................227 Stegu, Martin ................................................................................................228 Steiger, Vera .................................................................................................229 Stöckl, Hartmut ..............................................................................................231 Stoeckle, Philipp ............................................................................................106 Stoll, Sabine ..................................................................................................233 Stukenbrock, Anja ..........................................................................................234 Szabó, Csilla.................................................................................................236 Autorinnen und Autoren ten Thije, Jan D. .............................................................................................. 76 Theis, Ulla .................................................................................................... 237 Thiele, Michael ............................................................................................. 238 Thielmann, Winfried ...................................................................................... 239 Thoma, Dieter ............................................................................................... 144 Tinner, Sandra .............................................................................................. 240 Tissot, Fabienne ............................................................................................ 242 Tkachenko, Anna .......................................................................................... 244 Tomasello, Michael ........................................................................................ 246 Töpel, Antje .................................................................................................. 141 Turgay, Katharina .......................................................................................... 247 Wagner, Franc .............................................................................................. 248 Warnke, Ingo H. ........................................................................................... 249 Weidacher, Georg .................................................................................. 68, 250 Wengeler, Martin .......................................................................................... 251 Wetzel, Nora ............................................................................................... 142 Wickström, Bengt-Arne................................................................................... 252 Winkler, Steffi ............................................................................................... 253 Ylönen, Sabine ............................................................................................. 255 Yudina, Tatjana ............................................................................................. 257 Zilg, Antje .................................................................................................... 258 Zillien, Nicole ............................................................................................... 259 Zoubid, Rachida ........................................................................................... 261 Sprachwissenschaft moulin, claudine ravida, fausto ruge, nikolaus (Hg.) Sprache in der Stadt Akten der 25. Tagung des Internationalen Arbeitskreises Historische Stadtsprachenforschung, Luxemburg, 11.–13. Oktober 2007 wöllstein, angelika Topologisches Satzmodell 2010. viii, 100 Seiten, 14 Abbildungen. (Kurze Einführung in die germanistische Linguistik, KEGLI, Band 8) Kart. € 13,– isbn 978-3-8253-5695-8 hacke, marion Funktion und Bedeutung von werden + Infinitiv im Vergleich zum futurischen Präsens 2009. 208 Seiten, 20 Abbildungen + CD-ROM mit dem Textkorpus. (Germanistische Bibliothek, Band 34) Geb. € 44,– isbn 978-3-8253-5604-0 pümpel-mader, maria Personenstereotype höder, steffen Sprachausbau im Sprachkontakt Syntaktischer Wandel im Altschwedischen 2010. 300 Seiten. (Germanistische Bibliothek, Band 35) Geb. € 56,– isbn 978-3-8253-5703-0 musan, renate Informationsstruktur 2010. viii, 100 Seiten. (Kurze Einführung in die germanistische Linguistik, KEGLI Band 9) Kart. € 13,– isbn 978-3-8253-5730-6 Eine linguistische Untersuchung zu Form und Funktion von Stereotypen 2009. xii, 483 Seiten, 33 Abbildungen. (Sprache – Literatur und Geschichte, Band 36) Geb. € 58,– isbn 978-3-8253-5650-7 D-69051 Heidelberg · Postfach 10 61 40 · Tel. (49) 62 21/77 02 60 · Fax (49) 62 21/ 77 02 69 Internet http://www.winter-verlag-hd.de · E-mail: [email protected] 2010. 384 Seiten, 63 Abbildungen. (Germanistische Bibliothek, Band 36) Geb. € 54,– isbn 978-3-8253-5763-4 Universitätsverlag winter Heidelberg