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UNIVERSUM 2/14. campus Ganz neue Perspektiven für Ihr Leben.

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UNIVERSUM 2/14. campus Ganz neue Perspektiven für Ihr Leben.
UNIVERSUM
campus
UNIVERSITÄT
DES
SAARLANDES
Ganz neue Perspektiven für Ihr Leben.
Hinter den Kulissen:
Labormitarbeiter organisieren
den Wissenschaftsbetrieb
2/14.
Ihr Studium rund um im Griff.
die persönlichere Note auf dem Campus
Mit dem passenden Finanzpaket der Bank 1 Saar für Studierende bis 28 Jahre: gebührenfreies Girokonto,
kostenlose VR-BankCard, BasicCard zu Studentenkonditionen und beste Beratung in Sachen Finanzen.
Das Bank 1 Saar-Universum für alle, die an der Uni studieren.
Dezember 2014
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W
Soziale
ng
Verantwortu
Ökologie
Wir übernehmen Verantwortung.
Für die Region.
2/14
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
eine Universität als Forschungseinrichtung braucht hervorragende Wissenschaftler, die
zum Beispiel die Medikamente der Zukunft entwickeln, herausfinden, wie Informationen
in Atomen gespeichert werden oder die neuesten Werkstoffe für die Industrie untersuchen
und testen. Die Professorinnen und Professoren erläutern ihre Ergebnisse in den Medien
oder geben als Experten Stellungnahmen zu bestimmten Themen ab. Aber all die Arbeit
wäre kaum machbar, wenn nicht im Hintergrund jemand den Alltag managen würde:
Laborassistenten sorgen zum Beispiel dafür, dass immer genügend Material im Labor
vorhanden ist, um Experimente auch umzusetzen. Sie reparieren Kleinigkeiten selbst
und achten darauf, dass auf den rund 20.000 Quadratmetern Laborfläche in Saarbrücken
und Dudweiler sowie in den unzähligen Laboren in Homburg Ordnung herrscht. Das
Campus-Magazin widmet einer dieser Assistentinnen eine Titelgeschichte. Den Einblick
in ihren Arbeitsalltag erhalten Sie ab Seite 4.
Im weiteren Verlauf des Heftes wird es zunehmend europäischer: Auf Seite 16 wirft
die Redaktion einen Blick in die Geschichte der Universität, die eine explizit europäische
Gründung war. Der Beitrag über den ersten Jahrgang des Europainstitutes aus dem Jahr
1957 zeigt, dass die Ausrichtung der Universität damals wie heute eine besondere war
und ist.
Heute spiegelt sich das internationale Format der Saar-Uni beispielsweise in der
Europa-Professur wider, die bereits seit sieben Jahren jährlich einen Wissenschaftler aus
dem europäischen Ausland zu uns führt. Seit wenigen Wochen ist die Übersetzerin und
Translationswissenschaftlerin Anthi Wiedenmayer von der Universität Thessaloniki unser
Gast und bringt uns bis Sommer 2015 ihre Heimat Griechenland in Lehrveranstaltungen
und in öffentlichen Auftritten näher. Mehr über die Forscherin aus Südeuropa lesen Sie
ab Seite 18.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
Ihr Universitätspräsident Volker Linneweber
4Im Hintergrund: So halten nichtwissenschaftliche
Mitarbeiter den Laborbetrieb in Gang
7Forschung
10 In Fahrt: Das Deutschlandstipendium an der Saar-Uni
12 Pädagogik: Schon Grundschüler können an der Saar-Uni
experimentieren
14Campus
16Zeitreise: Studenten aus den 50er Jahren besuchen
das Europa-Institut
18Zu Gast an der Uni: Anthi Wiedenmayer ist die neue
Europa-Gastprofessorin aus Griechenland
20Menschen
Impressum 3 Campus, das Magazin der Universität des Saarlandes, erscheint zweimal im Jahr. 44. Jahrgang, Ausgabe 2/2014, Dezember 2014. Herausgeber:
Der Präsident der Universität des Saarlandes. 3 Redaktion: Friederike Meyer zu Tittingdorf (V.i.S.d.P.), Claudia Ehrlich, Melanie Löw, Thorsten Mohr, Gerhild
Sieber. Mitarbeit: Wolfgang Müller. 3 Fotos: Oliver Dietze (Titel, S. 4–7), Uwe Bellhäuser (S. 3), Michael Ehrhart (S. 7–9, S. 14–15), Thorsten Mohr (S. 10), Iris Maurer
Erfahren Sie mehr über unsere Haltung zur Nachhaltigkeit und zu unseren regionalen Förderprojekten unter
www.sparkasse-saarbruecken.de/verantwortung
(S. 13, S. 16, S. 18, S. 20 Foto Hartmann), Jörg Pütz (S. 20 Fotos Fellner, Kußmaul, S. 22 Fotos Polzin-Haumann, Vatter), Manuela Meyer (S. 20 Fotos Herfet, Weickert),
Rüdiger Koop (S. 21 Foto Böhm), Martin Langhorst (S. 22 Foto Backes), ansonsten Bestand der Pressestelle oder Bestand der abgebildeten Personen.
3 Anschrift: Universität des Saarlandes, Campus, D-66123 Saarbrücken. 3 Layout und Satz: Maksimovic & Partners. 3 Druck: SDV. 3 Anzeigen: Stephanie Böcker.
Die Chemisch-technische Assistentin D o r i s R a n k e r sorgt für einen reibungslosen Betrieb in den Laboren
der Arbeitsgruppe für Struktur- und Funktionskeramik.
der großen Forschung
D
er Fahrstuhl ruckelt vom zwölften Stock des PhysikTowers ins Kellergeschoss. Doris Ranker überwindet
die gut 50 Höhenmeter von ihrem Büro – mit beeindruckender Aussicht über den Campus – bis ins unterste Stockwerk nicht selten mehrmals am Tag. Durch einen schier
endlos langen, schmucklosen Flur geht es im Neonlicht
weiter. Wer sich hierher verirrt, würde kaum erahnen, was
sich hinter den grünen Türen verbirgt, die rechts und links
vom Gang abgehen. »Hat es mit den Trichtern geklappt?«,
fragt Doris Ranker einen Studenten, der gerade entgegenkommt. »Ja, es geht jetzt«, antwortet Florian Schuler im
Vorübergehen. Er arbeitet an seinem Master in der Materialwissenschaft. »Florian untersucht das Sinterverhalten
von Oxid-Zusammensetzungen für durchscheinende Keramik. Ich hab’ ihm passende Scheide-Trichter besorgt«, klärt
Ranker auf. Sie organisiert die Labore der Arbeitsgruppe
für Struktur- und Funktionskeramik. Gemeinsam mit La-
borleiterin Daniela Petry und Ingenieur Christian Oswald,
der fürs Technische verantwortlich zeichnet, hält sie den
Laborbetrieb am Laufen. Der Gang macht eine Kurve nach
rechts, dann zückt Doris Ranker die Schlüsselkarte zu einer Doppeltür. Noch unter dem Eindruck der Enge des
Flurs überrascht der Blick ins Labor umso mehr: ein weiter
Raum, hell, ringsum öffnen große Fenster den Blick in den
Wald. Er ist voll bis unter die Decke mit dem, was man
in einem Labor erwartet: reihenweise komplizierte Apparaturen, aus manchen ragen giftgrüne Schläuche, obenauf
bauchige Glaskolben mit hellblauen Flüssigkeiten, ganze
Türme grau-silberner Messgeräte, einen davon verbindet
ein Gewirr grüner, roter, gelber, schwarzer Drähte mit einer
Reihe seltsam anmutender weißer Rollen, die entfernt an
riesenhafte Nudelhölzer erinnern. »Das sind Brennöfen«,
sagt Ranker geschäftig und rückt einen Stuhl ordentlich an
einen der Tische. Ihre Aufgabe ist es, den Laborbetrieb zu
Titel
Rund 20.000 Quadratmeter Laborfläche verteilt auf über 600 Räume gibt es auf dem Saarbrücker
Campus, hinzu kommen ungezählte Labore der Medizin in Homburg. Weit mehr als zwei Drittel
aller Mitarbeiter der Medizin, Physik, Mechatronik, Chemie, Pharmazie, der Bio- und Werkstoffwissenschaften arbeiten in einem Labor oder haben mit einem solchen zu tun. Das sind nicht nur
Forscher, sondern auch viele, die im Hintergrund dafür sorgen, dass die Wissenschaft neue Erkenntnisse gewinnen kann. Die Chemisch-technische Assistentin Doris Ranker ist eine von ihnen.
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unterstützen. Die Chemisch-technische Assistentin sorgt sind auch in den internationalen ingenieur- und materialdafür, dass hier alles reibungslos funktioniert, dass alles wissenschaftlichen Studiengängen wie EEIGM, Atlantis und
da ist, was gebraucht und verbraucht wird, vom Schutz- Amase gefragt. Die Arbeitsgruppe bindet die Studenten ein
handschuh bis zum Spezialkolben, sie bestellt Fehlendes in laufende Forschung. So wie die Amase-Studentin Jiajia
nach, findet passende Gerätschaften wie Scheide-Trichter, Xu, die inzwischen mit zwei weiteren Studenten ins Labor
repariert kleinere Sachen selbst oder informiert den, der gekommen ist. »Letztes Jahr war ich in Schweden an der
es tut, etwa, wenn wie kürzlich der Kühlwasserdruck nicht Uni von Luleå. Hier arbeite ich jetzt auch als Hilfskraft, es
stimmt – kurz: Sie macht Wissenschaft arbeitsfähig, wie es ist sehr interessant – auch, dass ich dabei Deutsch lerne«,
sagt die Chinesin. »Ich führe die Studenten und Hiwis in
Guido Falk, der Leiter der Arbeitsgruppe, ausdrückt.
die
Laborarbeit ein und helfe bei den Versuchsaufbauten«,
Die Arbeitsgruppe ist spezialisiert auf keramische
bemerkt
Ranker. Sie teilt die Laborarbeitsplätze ein, weist
Werkstoffe und Nanopartikel-Technologie. »Das Labor ist
Aufgaben
zu, hat im Blick, wer wann wo arbeitet und überdie experimentelle Voraussetzung, die Keimzelle für Inprüft
die
Laborbuchführung
von allen, die forschen. »Alle
novation und Entwicklung in der Forschung«, sagt Guido
Falk. »So ein Labor entwickelt sich ständig weiter. Natürlich Arbeiten werden dokumentiert. Es muss im Nachhinein
kommen ab und an Aufbauten
nachvollziehbar sein, wie welneu hinzu, aber vor allem verches Ergebnis gefunden wurde«,
feinern, ergänzen, erweitern
erläutert sie.
wir die bestehenden Geräte
»Sicherheit, Ordnung und
Sauberkeit sind hier unerlässoder konzipieren sie neu. Jedes
Forschungsprojekt hat neue
lich«, sagt sie. Das mit der OrdAnforderungen, auf die wir sie
nung kann in einem Raum, in
anpassen«, erklärt der Werkdem viele werkeln, schnell kipstoffforscher. Keramik kann
pen. »Ganz schnell. Deshalb bin
nämlich weit mehr sein als Tasich da auch immer hinterher. Ich
se und Teller: »Keramik ist der
glaube, dass ich die Studenten,
flexibelste Werkstoff überhaupt.
Hiwis und Doktoranden manchStudentin J i a j i a X u (vorne) lässt sich von
Wir können Hochleistungskeramal schon ein bisschen nerve
D o r i s R a n k e r zeigen, wie man Glas schneidet.
mit meiner peniblen Ordnung.
mik für spezielle Anwendungen
Oder?«,
fragt Ranker jetzt an
maßschneidern: keramische Supraleiter, feuerfeste Keramik,
die drei Studenten gewandt, die
Pumpen oder Beschichtungen
Ich glaube, dass ich die Studenten,
die Arbeit an ihren Projekten
gegen Verschleiß, Keramik mit
aufgenommen haben. »Ach was,
Hiwis und Doktoranden manchmal
hochspeziellen optischen, elekist ja wichtig, das muss sein«,
trischen, magnetischen, ja selbst
winkt
einer von ihnen ab. »Die
schon ein bisschen nerve mit meiner
Tasche kann da jedenfalls nicht
biologischen Eigenschaften – da
ist ungeheuer viel möglich«, sagt
stehen bleiben«, sagt Doris Ranpeniblen Ordnung. Oder?
er und erläutert: »Wir verändern
ker, zeigt verschmitzt auf einen
die Eigenschaften der NanoRucksack am Boden. »Ordnung
partikel und können so die Eigenschaften der Werkstoffe ist die Grundvoraussetzung, dass hier Wissenschaftler unter
im Ganzen steuern. Wenn man so will, drehen wir an den guten Bedingungen arbeiten können. Außerdem kommt es
Stellschrauben im Produktionsprozess – bei der Zusam- mir darauf an, dass die Studenten lernen, im Labor effektiv
mensetzung der Nanopartikel, ihrer Aufbereitung für den zu arbeiten. Wenn sie sich jetzt die richtige Arbeitsweise anProzess, der Formgebung oder bei der Sinterung, also beim eignen, ist das ein Pluspunkt für ihr späteres Berufsleben.«
Brennen – unendlich viele Variationen sind möglich.« Eini- Ihre Arbeit, sagt sie, hat eine starke soziale Komponente,
ge der Apparaturen sind so empfindlich, dass Falk die Mes- ihr ist wichtig, die Studenten zu motivieren, und das kommt
sungen ganz der geübten Fingerfertigkeit Doris Rankers an. »Sie unterstützt mich, ich kann mich immer an sie wenüberlässt. »Die Messgeräte für Rheologie, wo gemessen den, wenn ich Fragen hab«, sagt Jiajia Xu. Ohnehin ist die
wird, wie zähflüssig ein Fluid ist, und für Porosität etwa Betreuung hier sehr persönlich mit kurzem Draht auch zu
betreut sie ganz. Wir haben festgestellt, dass da erfahrene allen, die lehren.
Darauf zu achten, dass das Labor sicher ist und alle die
Hände wichtig sind – sonst entstehen schnell Schäden und
Sicherheitsvorkehrungen einhalten, ist eine von Rankers
Reparaturkosten.«
»Hier im Labor arbeiten zur gleichen Zeit mehrere Wis- Pflichten – und sie liegt ihr besonders am Herzen. »Ich
senschaftler und Studenten an ihren Projekten«, erläutert mache die Sicherheitsbelehrung für die Neulinge, von
Ranker und weist auf die Versuchsaufbauten. Sie unter- persönlichen Schutzvorkehrungen wie Schutzbrille oder
stützt die Studenten und studentischen Hilfskräfte, die für Handschuhen, bis hin zu den Maximaltemperaturen, die bei
ihre Forschungsarbeit im Labor experimentieren. In der den Öfen nicht überschritten werden dürfen«, sagt sie. Seit
Lehre bietet die Arbeitsgruppe Module im Bachelorstu- 1992 arbeitet sie auf dem Campus: bis 2013 bei Professor
dium an, etwa die Grundlagen von Glas und Keramik und Rolf Clasen – erst am Leibniz-Institut für Neue Materialien
Laborpraktika. Die Lehrveranstaltungen fürs Masterstu- und dann am Lehrstuhl für Pulvertechnologie von Glas und
dium wie Hochleistungskeramik oder Feuerfestwerkstoffe Keramik – und nun bei Guido Falk, der seit 2013 den nicht
F
orschung
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Sonderforschungsbereich zur
Signalübertragung in Zellen für weitere vier Jahre
mit knapp zehn Millionen Euro gefördert
Calcium-Ionen gehören zu den wichtigsten Signalmolekülen im menschlichen Körper. Sie sind von zentraler
Bedeutung für den Empfang, die Umwandlung und die
Weitergabe von Informationen innerhalb einer Zelle und
für die Funktion ganzer Organe. Seit 2011 untersuchen
Wissenschaftler verschiedener Homburger Institute die
Wirkung und die Bedeutung dieser Signale im Sonderforschungsbereich (SFB) 894 »Ca2+ -Signale: Molekulare Mechanismen und Integrative Funktionen« der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (DFG). Nun hat die DFG die Förderung für weitere vier Jahre zugesagt. Damit fließen bis
2018 weitere 9,9 Millionen Euro ins Saarland. Sprecher des
SFB ist Jens Rettig, Professor für Physiologie an der SaarUni. »Perspektivisch sollen die im SFB 894 erarbeiteten
Erkenntnisse dazu dienen, Erkrankungen wie zum Beispiel Parkinson und Alzheimer besser zu verstehen und
neue Therapieansätze zu eröffnen«, erklärt der Physiologe.
D o r i s R a n k e r sorgt nicht nur für die Organisation des Labors, sie kann den
Studenten auch zeigen, wie das ein oder andere Gerät bedient wird.
Uni-Gebäude, baut, saniert, sorgt dafür, dass alle auf dem
Campus Wasser, Strom oder Heizung haben und gute Forschungsbedingungen in den Laboren. Hier wird auch das
Raumbuch geführt, das verzeichnet, was auf dem Campus
in welchem Raum ist. »In Saarbrücken haben wir technologische Labore auf einer Fläche über 5.500 Quadratmetern,
die sich auf 194 Räume verteilen. Physikalische Labore auf
über 3.400 Quadratmetern in 122 Räumen sowie chemische
und bakteriologische Labore auf über 9.000 Quadratmetern
in 231 Räumen. Ein großer Teil der chemischen Labore ist
derzeit auf dem Campus Dudweiler untergebracht, das sind
nochmal rund 80 Räume auf über 1.400 Quadratmetern«,
sagt Dominikus Tiator, der stellvertretende Referatsleiter.
»Hinzu kommen noch die Laborflächen der Medizin in
Homburg: Fast in allen Institutsgebäuden sind dort Labore«, ergänzt er. »Von Art und Ausstattung her gibt es an
unserer Uni die unterschiedlichsten Labore, je nachdem
was erforscht wird – einige so klein wie eine Kochnische,
andere umfassen komplette Geschosse wie das ChemiePraktikum, wieder andere sind Nachtlabore, die rund um
die Uhr arbeiten«, sagt Tiator, von Haus aus Architekt. Er
und seine Kollegen haben mit ihnen allen zu tun. »Wir begleiten alle Baumaßnahmen, auch von Laboren. Wir bauen
sie mit auf und um, setzen instand, sind da, wenn etwas
kaputtgeht oder nicht klappt – vom Licht über Abluftsysteme bis hin zur komplizierten Kühlung«, sagt er. Ein sehr
vielfältiges Gebiet. »Ja, über mangelnde Abwechslung können wir nicht klagen, aber das ist ja auch das Spannende
daran. Wir sind breit aufgestellt, verfügen über die technische Infrastruktur, haben Werkstätten und kennen uns aus
mit den Spezialgeräten und Gefahrstoffen.« Die Techniker,
Ingenieure, Facharbeiter sorgen an einem Tag dafür, dass
der Kühlwasserdruck wieder stimmt, am nächsten Tag für
Farbe an der Wand und weisen am dritten Spezialfirmen ein,
die etwa bei großen Vorhaben gebraucht werden.
So arbeiten an der Saar-Uni viele Hand in Hand, die den
Wissenschaftsbetrieb Tag für Tag am Laufen halten. Auch
Doris Ranker ist eine von ihnen. Sie steht beispielhaft für
die vielen im Hintergrund, die die Wissenschaft arbeitsfähig
und Erfolge möglich machen.
_Claudia Ehrlich
Neues Graduiertenkolleg »Europäische
Traumkulturen« an der Saar-Uni untersucht den
Traum als Kulturphänomen
Der Traum hat die Menschen schon immer fasziniert.
Er konfrontiert uns mit einer rätselhaften Erlebniswelt,
die Künstler und Intellektuelle aller Epochen zu ergründen versuchen. Wie Träume im europäischen Kulturraum
vom Mittelalter bis in die Gegenwart in Kunst und Kultur
dargestellt werden, ist Gegenstand des neuen interdisziplinären Graduiertenkollegs »Europäische Traumkulturen« (GRK 2021) an der Universität des Saarlandes. Die
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Forschungs- und Qualifizierungsprogramm für Doktoranden
viereinhalb Jahre lang mit insgesamt 2,7 Millionen Euro.
Start ist am 1. April 2015. Das Graduiertenkolleg ist eines
von derzeit nur fünf literatur- oder kunstwissenschaftlich
ausgerichteten Programmen bundesweit. Christiane SolteGresser, Professorin für Allgemeine und Vergleichende
Literaturwissenschaft an der Saar-Uni, ist Sprecherin des
neuen Graduiertenkollegs.
Historiker erforschen systematisch Evakuierungen
in Kriegszeiten – Forschungsband vorgestellt
Evakuierungen im deutsch-französischen Grenzgebiet
blieben lange Zeit von Historikern unerforscht. Geändert hat sich das ab dem Jahr 2011. Seitdem untersuchen
saarländische und französische Forscher gemeinsam die
Evakuierungen auf beiden Seiten, vor allem während des
Zweiten Weltkrieges, gehen aber sowohl zeitlich wie auch
geographisch darüber hinaus. Im Rahmen des Forschungsprojektes »Eine vergleichende Geschichte der Evakuierungen im deutsch-französischen Grenzgebiet während
des Zweiten Weltkrieges« legten sie Ende 2014 einen ersten Forschungsband vor. Das Buch versammelt auf knapp
300 Seiten Beiträge französischer, polnischer, weißrussischer, kanadischer, britischer und deutscher Historiker, die
sich schwerpunktmäßig mit dem deutsch-französischen
Grenzgebiet während des Ersten Weltkriegs, der Zwischenkriegszeit und des Zweiten Weltkriegs befassen. Das
Projekt, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft
und der französischen Agence Nationale de la Recherche
unterstützt wird, läuft noch bis Ende 2015. Als Ergebnis
sollen ein weiterer Gemeinschaftsband sowie mehrere
Monographien und Aufsätze erscheinen.
Fabian Lemmes, Johannes Großmann, Nicholas J. Williams, Oliver
Forcade, Rainer Hudemann (Hrsg.): Evakuierungen im Europa der Weltkriege, Berlin: Metropol, 2014. I S B N : 978-3-86331-213-8, 22 Euro
Forschung
nachbesetzten Lehrstuhl Clasen als Arbeitsgruppe vertritt.
Ein einziges Mal hat sie in all den Jahren einen Unfall in
einem Labor miterlebt, als jemand das Gas für einen Brenner zu lange offen ließ, das aber nicht zündete: Es kam zu
einer Verpuffung, bei der sich der Forscher verletzte. Alle
im Labor reagierten sofort. »Das ist schon Jahre her. Es war
ein Glück, dass die Sicherheitsscheibe unten war, trotzdem
hat die Hitze bei ihm zu Verbrennungen geführt. Ich habe
über eine Viertel Stunde lang gekühlt«, erzählt sie. Und das
war genau richtig. Die Ärzte sagten dem Verletzten später,
dass es sonst nicht so glimpflich abgelaufen wäre. »Die Erfahrung gebe ich an jeden unserer Studenten weiter«, sagt
Ranker. Regelmäßig bringt sie sich in erster Hilfe auf Stand.
Seminare und Schulungen hierzu bietet das Amt für
Arbeits- und Umweltschutz an. Es unterstützt und berät
rund um Arbeitsschutz, Sicherheit und Unfallverhütung –
das ist besonders wichtig für alle, die in Laboren arbeiten.
Der Leitende Sicherheitsingenieur Patrick Michels erläutert: »Für besondere Tätigkeiten braucht man besondere
Schutzmaßnahmen und die richtige bauliche und technische Ausstattung der Räume. Wir sind dafür da zu beraten,
welche Arbeitsmittel, persönliche Schutzausrüstung oder
welche sicherheitstechnische Ausstattung nötig ist, wie mit
Gefahrstoffen, Biostoffen, gentechnisch veränderten Organismen oder Strahlung umzugehen ist und welche Vorkehrungen zum Brandschutz getroffen werden müssen.« Das
ist in jedem Labor anders, je nachdem mit welchen Stoffen
gearbeitet wird. »Manche brauchen achtmal in der Stunde
einen kompletten Luftaustausch, damit Schadstoffe sich
nicht aufkonzentrieren, andere brauchen Sicherheitsschränke oder Laborabzüge, wieder andere leicht desinfizierbare
Oberflächen oder Spezialvorhänge, die verhindern, dass
Laserstrahlen jemanden schädigen. So vielfältig die Arbeit
der Forscher ist, so vielfältig sind auch die Schutzmaßnahmen«, sagt Michels. Er und sein Team bieten Beratungen
und Schulungen an, damit Gefahren früh erkannt und gebannt werden können.
»Wir brauchten eine neue Abluftleitung, weil bei Versuchen in einem der Brennöfen giftige Gase entstehen
könnten. Johannes Groß vom Facility Management hat das
für uns super realisiert«, sagt Doris Ranker. Das Facility
Management, geleitet von Alois Etringer, verwaltet alle
Forscher untersuchen effizienteste Energiesparmethoden für Gebäude
An der Saar-Uni untersuchen Forscher, welche Energiesparmaßnahmen bei öffentlichen Gebäuden aus
mehreren Jahrzehnten am sinnvollsten sind. Dazu nutzen
sie den Saarbrücker Campus als Modell. Der Ingenieur
Christian Siegwart hat dabei gezeigt, dass vor allem ein
sparsames Nutzerverhalten den Verbrauch senken kann,
und zwar um bis zu 40 Prozent. Moderne, gut isolierte
Gebäude können im Vergleich zu energieintensiven Gebäuden, also alten, schlecht isolierten Bauten, bis zu 38
Prozent an Energieeinsparungen erreichen. Siegwart,
wissenschaftlicher Mitarbeiter im Team von Georg Frey,
Professor für Automatisierungstechnik, hat bei den verschiedenen Gebäudetypen Jahresenergieverbräuche unter
verschiedenen Bedingungen simuliert. Die Arbeit fand
im Rahmen des Projekts EULE (Energiemustercampus
Universität des Saarlandes: Liegenschaftsweite Energieverbrauchsoptimierung) statt. Es wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit 800.000 Euro über
fünf Jahre gefördert.
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Studenten entwickeln Sensorsystem, das Rollstuhl
über Kopfbewegungen steuert
Studenten der Saar-Uni haben ein System entwickelt,
mit dem man einen Elektrorollstuhl nur mit Kopfbewegungen steuern kann. Es beruht auf empfindlichen Sensoren, die am Rollstuhl und – versteckt etwa in einem Hut
– am Kopf des Rollstuhlfahrers angebracht sind.
Der Rollstuhl fährt nach links, wenn der Fahrer seinen Kopf nach links dreht, er beschleunigt nach kurzem
Nicken, wird langsamer, wenn der Kopf leicht zurückgelegt wird, und kommt so auch zum Stehen. Ein erneutes
Zurücklegen des Kopfes, nachdem der Rollstuhl gestoppt
hat, löst den Rückwärtsgang aus. »Wir setzen hierbei eine
Kombination aus Drehraten- und Beschleunigungssensoren ein«, erklärt Studentin Ida Stapf. Die 22-Jährige hat die
Steuerung gemeinsam mit ihren Ingenieur-Kommilitonen
Claudia Daut, Tobias Zengerle, Julian Joppich, Manuel
Quaring und Vlad Serea entwickelt. Die Messdaten, die
die Sensoren an Rollstuhl und Kopf aufzeichnen, laufen in
einem Mikro-Controller am Rollstuhl zusammen, sozusagen im Gehirn des Systems: Hier wird berechnet, wie der
Kopf des Fahrers in Bezug zum Rollstuhl ausgerichtet ist,
es werden Schlussfolgerungen aus den Kopfbewegungen
gezogen und entsprechende Befehle an die Lenkung des
Rollstuhls weitergeschickt.
Neuer Regulationsmechanismus für
Toxin-Bildung beim Krankenhauskeim
Staphylococcus aureus entdeckt
Ob ein Bakterium einen Menschen krank macht, liegt
unter anderem an Toxinen, die dem Erreger helfen, eine
Infektion hervorzurufen. Mit diesen pathogenen Faktoren
beschäftigen sich Forscher des Instituts für Medizinische
Mikrobiologie und Hygiene an der Saar-Uni: Im Fokus
steht dabei das als Krankenhauskeim bekannte Bakterium
Staphylococcus aureus. In einer aktuellen Studie haben
die Wissenschaftler einen neuen Regulator im Bakterium, ein Kohlenstoff-Kontrollprotein, identifiziert. Er ist
an zentralen Stoffwechselwegen zur Energiegewinnung
beteiligt. Die Forscher um Privatdozent Markus Bischoff
konnten zeigen, dass dieses Molekül die Bildung eines der
wichtigsten Toxine dieses Erregers unterdrücken kann.
Darüber hinaus haben sie überprüft, was passiert, wenn sie
dieses Kontrollprotein hemmen. »Im Tierversuch haben
wir festgestellt, dass die Erreger deutlich mehr Lungenentzündungen und Hauterkrankungen ausgelöst haben.«
Diese Erkenntnisse möchten die Forscher nutzen, um Therapieansätze gegen Staphylococcus aureus zu entwickeln.
Die Arbeit wurde in der Fachzeitschrift The Journal of
Biological Chemistry veröffentlicht.
Zufriedenheit ist zu einem Drittel
genetisch bedingt
Nicht nur Familie, Gesundheit, Geld oder Erfolg tragen zu unserer Zufriedenheit bei, auch die Gene spielen
hier eine gewichtige Rolle. Zu diesem Ergebnis kommt
die Psychologin Elisabeth Hahn aus der Arbeitsgruppe
von Zwillingsforscher Frank M. Spinath in einer Studie.
Danach sind die Unterschiede zwischen Menschen in ihrer
Zufriedenheit zu 30 bis 37 Prozent genetisch bedingt. Elisabeth Hahn analysierte für ihre Studie Zwillinge, darüber
hinaus aber auch Geschwisterpaare, Mütter und Kinder,
Großeltern und Enkel. Insgesamt waren es 1308 Paare im
Alter von 17 bis 70 Jahren. Bei ihrer Forschung konnte sie
auf repräsentative Befragungen des Deutschen Instituts
für Wirtschaftsforschung in Berlin (DIW) aus einem Zeitraum von 20 Jahren zugreifen. Die Gruppe der Zwillinge befragte Elisabeth Hahn selbst. Nahe Verwandte und
insbesondere Zwillinge eignen sich für solche Untersuchungen besonders gut, da sie sich genetisch sehr ähnlich
beziehungsweise – im Fall eineiiger Zwillinge – sogar 100
Prozent identisch sind.
Neuer Baustein für die
Quantenkommunikation entwickelt
Bereits heute werden mithilfe von Glasfaserkabeln
Informationen mit Lichtgeschwindigkeit verschickt.
Diese schnelle und robuste Informationsübertragung
durch Licht will man in der Quantenwelt erreichen, um
sichere Telekommunikation zu gewährleisten. Eine vielversprechende Speichereinheit für die Verarbeitung der
Quanteninformation ist das sogenannte supraleitende
Quantenbit (Superconducting Qubit). Qubits arbeiten
nicht in der Lichtfrequenz der Glasfaserkabel, sondern
im Frequenzbereich von Mikrowellen im ZentimeterBereich. Diese Wellenlängen sind für die Übertragung
über weite Strecken jedoch ungeeignet, da sie leicht absorbiert werden, wodurch Information verloren geht. Die
Lücke zwischen der Informationsübertragung per Lichtsignalen und dem Auslesen und Weiterverarbeiten von
Daten in Mikrowellen-Frequenzen haben nun Physiker
der Universität des Saarlandes geschlossen: Professorin
Giovanna Morigi, die auf dem Gebiet der theoretischen
Quantenphysik forscht, und ihre Doktorandin Susanne
Blum haben mit einem Team der TU Kaiserslautern um
Professor Michael Fleischhauer ein Verfahren entwickelt,
mit dem die Frequenz eines einzelnen Telekom-Photons
in die Wellenlänge von Quanten-Bits (Qubits) übertragen
werden kann. Das soll durch einen Kristall geschehen: Er
absorbiert ein Telekom-Photon und emittiert ein Mikrowellen-Photon und umgekehrt. »Die Realisierung eines
Konverters für einzelne Photonen ist in der gegenwärtigen
experimentellen Forschung weltweit sehr wichtig«, betont
Giovanna Morigi.
Forschung
Bakterien-Stoffwechsel beeinflusst
krankmachende Eigenschaften
Um sich im Körper ihres Wirts auszubreiten, haben
krankmachende Erreger einige Strategien parat: Das Bakterium Yersinia pseudotuberculosis befällt zum Beispiel
erst den Darm und gelangt anschließend über das Lymphsystem in Leber und Milz. Es kann unter anderem schwere
Darmerkrankungen hervorrufen und ist eng verwandt mit
dem Erreger der Pest (Yersinia pestis). Biotechnologen
der Saar-Uni um Professor Christoph Wittmann und René
Bücker haben den Mikroorganismus näher untersucht.
Die Forscher haben dabei gezielt in den Stoffwechsel des
Keims eingegriffen. Die Wissenschaftler manipulierten
den Zitronensäure-Zyklus der Bakterien, der wichtig ist
für deren Energieversorgung. »Varianten des Bakteriums
mit einem gestörten Zyklus waren deutlich weniger infektiös«, erklärt Bücker. Die Ergebnisse zeigen, dass es
bei Yersinia pseudotuberculosis einen Zusammenhang
zwischen dem Stoffwechsel und der Pathogenität gibt. Die
Forscher können dies nutzen, um etwa maßgeschneiderte Therapien gegen den Mikroorganismus zu entwickeln.
Darüber hinaus können die Erkenntnisse zum Teil auf
den Pest-Erreger übertragen werden. Ihre Arbeit wurde
in der Fachzeitschrift The Journal of Biological Chemistry
veröffentlicht.
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Physiker übertragen Information von
einem Photon auf ein Atom
Einer Arbeitsgruppe von Saarbrücker Physikern ist
es gelungen, die Informationsübertragung von einem einzelnen Photon auf ein einzelnes Atom zu demonstrieren.
Dabei überträgt ein einzelnes Lichtquant (ein Photon)
seinen Polarisationszustand, also die Richtung seiner
Schwingung, auf ein einzelnes Atom; das Atom wiederum signalisiert die erfolgreiche Übertragung mit einem
anderen ausgesendeten Lichtteilchen. »Die Besonderheit
am Experiment ist, dass uns das Atom die erfolgreiche
Speicherung durch ein ausgesendetes Photon signalisiert
und wir somit erfolgreiche von erfolglosen Versuchen
unterscheiden können«, kommentiert Christoph Kurz,
der für dieses Experiment verantwortlich war, das Ergebnis. Obwohl nur ein Bruchteil der einzelnen Versuche
erfolgreich ist, steht damit die gespeicherte Information
zuverlässig im Atom zur Verfügung, um zum Beispiel mit
Laserpulsen weiterverarbeitet und später wieder ausgelesen werden zu können. Die Ergebnisse wurden in Nature
Communications veröffentlicht.
Saarbrücker Informatiker verbessern aktuelle
Datenbank-Technologie
Datenbanken sind heutzutage eines der wichtigsten
Werkzeuge in der Arbeitswelt. Sie zeitsparend und effektiv
zu durchsuchen, ist eines der obersten Ziele von Datenbank-Optimierern. Seit etwa zehn Jahren ist dabei das
Verfahren des Database Cracking beliebt. Es erstellt einen
Index der Datenbank automatisch, indem mit jeder Suchanfrage die Datenmenge weiter sortiert und indiziert wird.
Vergleichbar ist das mit einem Telefonbuch, das sich bei
jedem neu hinzukommenden oder wegfallenden Namen
von selbst aktualisiert, ohne dass jemand mühsam von
Hand die Änderungen eintragen muss. Ein Saarbrücker
Team unter der Leitung von Jens Dittrich, Professor für
Datenbanken und Informationssysteme an der Saar-Uni,
hat nun herausgefunden, dass das Database Cracking zwar
funktioniert, die zugrundeliegenden Algorithmen jedoch
nicht immer optimal sind. Das Database Cracking sei daher nicht mehr zwingend die beste Lösung: »Inzwischen
ist die Hardware so leistungsfähig, dass sich Indizes sehr
schnell mit ihr bauen lassen. Daher ist Database Cracking
nicht immer der beste Ansatz«, stellt Dittrich fest. Auf
der diesjährigen international wichtigsten DatenbankKonferenz, der VLDB (»Very Large Data Bases«) im chinesischen Hangzhou, erhielt die Arbeit der Saarbrücker
Informatiker einen »Best Paper Award«.
Mukoviszidose: Nano-Transportsystem liefert
inhaliertes Wirkstoff-Paket hochdosiert in die Lunge
Ein neuartiges Nano-Transportsystem für Medikamente ermöglicht, Wirkstoffe in hoher Konzentration zu
verpacken, gezielt abzuliefern und erst dort freizusetzen,
wo sie wirken sollen. Nazende Günday-Türeli, Mitarbeiterin der Firma MJR PharmJet aus dem Starterzentrum der
Saar-Universität und Doktorandin in Saarbrücken und
Marburg, entwickelte die Technologie als Behandlungsmethode gegen Infektionen, die bei Mukoviszidose (cystischer Fibrose) auftreten. Bei dieser Erbkrankheit sitzt
zähflüssiger Schleim in den Bronchien fest, der Krankheitserregern einen Nährboden bietet und gleichzeitig
Hindernis für Arzneimittel ist. Wird der Wirkstoff über
die Blutbahn nach dem Gießkannenprinzip überallhin
transportiert, wirkt er auch dort, wo er es gar nicht soll:
Nebenwirkungen treten auf. Nazende Günday-Türeli hat
eine Methode entwickelt, die Wirkstoffe in Nano-Behältnissen zu verkapseln. Der Wirkstoff wird vom Patienten
inhaliert, überwindet die Barriere aus Lungenschleim und
Biofilm und liefert das Antibiotikum gezielt am Infektionsherd ab. Nach der Wirkstoff-Lieferung werden die
Nano-Transporter vom Körper abgebaut. Die Technologie
entwickelte sie mit Forschern vom Saarbrücker Campus,
des Helmholtz-Instituts für Pharmazeutische Forschung
Saarland (HIPS) und der Philipps-Universität Marburg.
Herbst 2011 18 Stifter, die Studenten mit einem Stipendi- sind mehr als die Hälfte bei dem Versicherer als Praktikant
um unterstützt hatten, sind es jetzt schon 35 Stifter. »Das oder Werkstudent beschäftigt. Auch Aldi Süd bietet seinen
zeigt die große Akzeptanz, die das Stipendium inzwischen Stipendiaten die Möglichkeit, mit Praktika das Unternehan der Universität wie auch bei den Geldgebern genießt«, men kennenzulernen. »Innerhalb von vier Wochen können
sagt Böcker.
die Studenten zum Kern unseres Geschäfts vordringen und
Aldi Süd ist einer der Geldgeber, die sich gerne am so erfahren, wie wir unsere Prinzipien Einfachheit, KonDeutschlandstipendium beteiligen. Für Michael Veiser, sequenz und Verantwortung leben«, sagt Geschäftsführer
Geschäftsführer von Aldi Süd in Bous, passt das Engage- Michael Veiser.
ment seines Arbeitgebers optimal zur Firmenphilosophie:
Neben dem Mehrwert für Unternehmen und künfti»Beziehungen zu Hochschulen stellen für uns einen langfri- ge Absolventen, die sich gegenseitig bereits kennenlernen
stigen Wert dar, den wir pflegen, und erstklassige Aus- und können, genießen die Unternehmen und die Hochschulen
Weiterbildungsprogramme wie das Deutschlandstipendi- auch informelle Vorzüge des Deutschlandstipendiums: »Bei
um sind für uns genauso selbstverständlich wie ein offenes unseren jährlichen Stipendientreffen lernen die Geldgeber,
und ehrliches Miteinander auf allen Ebenen und über alle meist Unternehmen, auch Professoren kennen, zu denen
Abteilungen hinweg«, erläutert
sie vorher keinen Kontakt hater die Gründe, warum Aldi Süd
ten. So entstehen Kooperatiosich an der Förderung beteiligt.
nen zwischen Lehrstühlen und
Auch für Michael Ullrich,
Die Studenten erhalten ein Stück Firmen, oder die Unternehmen
der beim Versicherer Cosmosbieten an, eine praxisnahe Abfinanzielle Unabhängigkeit, die
Direkt fürs Hochschulmarkeschlussarbeit im Unternehmen
ting verantwortlich ist und als Unternehmen lernen vielleicht ihre zu betreuen. So haben die AbTraineebeauftragter den Unsolventen bereits einen Fuß in
Angestellten von morgen kennen. der Tür zur Arbeitswelt«, erläuternehmensnachwuchs im Blick
hat, ist das Deutschlandstipentert Stephanie Böcker. Das bedium mehr als »nur« eine fistätigt auch Michael Veiser von
nanzielle Unterstützung junger
Aldi Süd: »Durch das DeutschLeute. »Wir möchten die jungen Talente nicht nur monetär landstipendium haben sich sehr gute Kontakte zum Lehrunterstützen, sondern ihnen die Möglichkeit geben, sich stuhl für Außenhandel und Internationales Management
persönlich und fachlich-methodisch weiterzuentwickeln. von Professor Zentes ergeben«, nennt er ein Beispiel.
Für alle Beteiligten ist das Deutschlandstipendium an
Daher bieten wir den Stipendiaten die Möglichkeit, an under
Saar-Uni also ein Gewinn. Die Studenten erhalten ein
seren Trainee-Workshops und Entwicklungstrainings teilzunehmen.« Doch das geht dem Unternehmen noch nicht Stück finanzielle Unabhängigkeit, die Unternehmen lernen
weit genug. Auch die Umsetzung von theoretisch erworbe- vielleicht ihre Angestellten von morgen kennen. Und für
nem Wissen in die Praxis sieht Michael Ullrich als essentiell die Uni? Für die ist es nicht zuletzt eine moralische Veran. »Das Angebot von Werkstudententätigkeiten, gezielte pflichtung ihren Studenten gegenüber: »Wenn der Bund
Praktika oder auch die Unterstützung bei Abschlussarbei- solch eine gute Möglichkeit bietet, sein Studium sorgenfrei
ten gehört daher für uns genauso zur Förderung der Stu- zu absolvieren, wäre es ja sträflich, den Studierenden diese
dierenden«, so Michael Ullrich.
Chance nicht zu bieten«, sagt Stephanie Böcker.
Diese Möglichkeit nehmen die Stipendiaten gerne an.
Von zehn Stipendiaten, die Cosmos Direkt derzeit fördert,
_Thorsten Mohr
STIPENDIUM
STIPENDIUM
STIPENDIUMNIMMT
NIMMT
NIMMTFAHRT
FAHRT
FAHRTAUF
AUF
AUF
Das Deutschlandstipendium ist bundesweit nicht gut gelitten. Zu ineffizient sei seine Verwaltung,
zu wenige Stipendien werden vergeben, lauten die Kritikpunkte. Anders an der Saar-Uni.
Hier laufen die Einwerbung und die Vergabe sehr effizient ab: Stephanie Böcker, die sich zum
Beispiel um die Alumni-Arbeit und ums Sponsoring kümmert, wirbt die Stipendien gleich mit
ein, wenn sie mit potenziellen Spendern spricht. Diese Strategie ist äußerst erfolgreich.
Und die Geldgeber sind ebenfalls sehr zufrieden.
Überblick:
S t e p h a n i e B ö c k e r hat für die Saar-Uni aktuell 103 Deutschlandstipendien eingeworben.
Deutschlandstipendium
R
echnungshof watscht Deutschlandstipendium ab«: So aktuell 103 Stipendien an der Saar-Uni als »One-Womanund so ähnlich lauten viele Schlagzeilen aus dem Som- Show« eingeworben hat, kümmert sich um viele Aufgaben
mer 2014. Das Förderprogramm ist mit vielen Vorschuss- an der Universität des Saarlandes, beispielsweise um die
lorbeeren gestartet und dann eher unsanft auf dem Boden Alumni-Arbeit und um Sponsoring, Werbung und Spenden.
der Tatsachen gelandet. Zu wenige Stipendien würden Das Einwerben der Deutschlandstipendien erledigt sie im
vergeben, bei dem private Geldgeber monatlich 150 Euro Rahmen dieser Aufgaben in einem Aufwasch. Spricht sie
geben, die der Bund dann um weitere 150 Euro aufstockt. mit Privatleuten und Unternehmensvertretern zum BeiAußerdem seien die Verwaltungskosten zu hoch. Auf über spiel über Sponsoring an der Uni, kommt auch das Deutsch20 Prozent der Gesamtaufwendungen bezifferte sie der landstipendium zur Sprache. Das zahlt sich aus.
Bundesrechnungshof für das Jahr 2013.
»Die Zahl der Stifter ist seit dem Start des DeutschAn der Saar-Uni ist die Einwerbung der Stipendien ele- landstipendiums vor vier Jahren stetig gestiegen«, erläutert
ganter – und effizienter – gelöst. Stephanie Böcker, die alle Stephanie Böcker. Waren es zu Beginn des Programms im
7 10
3 11
Wie funktioniert das Programm? Das Stipendium von monatlich 300 Euro wird je zur Hälfte von privaten Förderern
und vom Bund finanziert. Die Förderung kommt den Stipendiaten ungeschmälert zugute und wird nicht auf BafögAnsprüche angerechnet.
Wer wird gefördert? Mit dem Deutschlandstipendium
werden Studentinnen und Studenten gefördert, deren Werdegang herausragende Leistungen in Studium und Beruf
erwarten lässt. Neben besonderen Erfolgen in Schule und
Studium zählen die Bereitschaft, im sozialen Umfeld Verant-
wortung zu übernehmen, sowie die Überwindung beispielsweise von herkunftsbedingten biografischen Hindernissen
zu den möglichen Vergabekriterien für ein Deutschlandstipendium.
Wie hoch soll der Spendenbeitrag sein? Deutschlandstipendien werden für mindestens ein Jahr vergeben. Zur Finanzierung eines Stipendiums sind von privater Seite daher
1.800 Euro (150 Euro über zwölf Monate) erforderlich. Private
Förderer können sich aber auch schon mit geringeren Beträgen beteiligen. Die einzelnen Spenden werden dann von
der Universität gesammelt und zu vollen Jahresstipendien
zusammengeführt.
—
Mehr Infos unter: www.uni-saarland.de/deutschlandstipendium
Beobachten statt belehren?
Wege zum
Aha
-Erlebnis
G
ehen Kinder einer Sache auf den Grund, können sie
sich stundenlang damit befassen. Selbstvergessen testen
sie aus, was im Wasser untergeht und was nicht, ergründen,
was sich im Wasser auflöst, zerlegen Pflanzen akribisch in
ihre Einzelteile, inspizieren ausdauernd, was in Erdlöchern
steckt … Wird in der Schule über Auftrieb, lösliche Stoffe,
die Biologie der Pflanzen oder den Regenwurm gesprochen,
verebben Begeisterung und Interesse bisweilen schnell und
die Motivation kann dahinschmelzen wie der Eiswürfel in
der Sonne. Aber warum ist das so? Geht es nicht anders?
Diese Fragen stellt sich Markus Peschel in seiner Forschung
zum Sachunterricht. Er ist überzeugt: Es geht anders. Mehr
noch: Er will den kindlichen Forscherdrang für ein tieferes
Verständnis nutzen. »Wir können etwas ändern. Indem wir
den Unterricht öffnen, den Kindern Raum lassen, frei zu
forschen und zu experimentieren. Es kann nicht darum
gehen, Lerninhalte abzuhaken, wichtig ist vielmehr, den
Kindern die Methoden an die Hand zu geben, die zu den
Inhalten und Erkenntnissen führen«, sagt er. Er plädiert
für eine Öffnung des Sachunterrichts hin zum Offenen Experimentieren.
Wie freies Forschen und Offenes Experimentieren den
Unterricht bereichern können, zeigt Professor Peschel Lehrkräften, Erziehern und Kindern im neuen Grundschullabor,
das er gemeinsam mit seiner Arbeitsgruppe entwickelt hat.
»Wichtiges Element beim selbstständigen Experimentieren
ist das GOFEX-Haus«, erklärt er: ein großes Regalsystem,
das alles enthält, was das Kinderforscherherz höher schlagen lässt: Pappbecher, Klebestreifen, Strohhalme, Schüsseln,
Teller, Korken, Sand, Blumentöpfe, Gläser, Spüli und vieles
in Kindergarten und Grundschule gehen. Im Grundschullabor für Offenes Experimentieren »GOFEX« wollen der
Professor für Didaktik des Sachunterrichts und sein Team
Studenten, Lehrkräfte, Erzieher und vor allem auch Kinder
für neue Wege zum Aha-Erlebnis begeistern.
mehr: Alles Gegenstände aus der Alltagswelt der Kinder.
»Kinder können damit naturwissenschaftliches Arbeiten
selbst ausprobieren und erfahren.« Alles ist mit Punkten
versehen, die jedes einzelne Teil zu bestimmten Kisten im
GOFEX-Haus zuordnen. »Das System hat sich bewährt. Es
macht möglich, dass Kinder diese Sammlung frei und selbstständig nutzen können – die Grundvoraussetzung schlechthin für freies Experimentieren. Das Lernumfeld ist das A
und O: Je nachdem, wie der Raum und das Material organisiert sind, wird freies Forschen möglich oder eben nicht.« Es
gibt auch Erweiterungen, etwa einen Elektrik-Schrank oder
eine Feuer-Kiste für brenzligere oder gefährlichere Experimente, die in Absprache mit der Lehrkraft genutzt werden.
Weiterer entscheidender Bestandteil des Konzepts ist
die richtige Ausbildung der zukünftigen Lehrkräfte des
Saarlandes – mit der passenden Didaktik. »Eine eigenständige Didaktik für die Anfangsklassen wie auch die frühkindliche Bildung ist unerlässlich. Es genügt nicht, rezeptartige
Experimentieranleitungen und Arbeitsblätter abzuarbeiten, die den Schülern enge Grenzen setzen. Kinder wollen lernen, die Lehrkräfte müssen sie dort abholen, wo sie
stehen, und ihre Neugier und Wissbegierde zulassen und
nutzen«, erklärt Peschel. »Der Mensch lernt konstruktiv,
also im Rahmen eines kreativen Vorgangs, und instruktiv,
also durch erläuternde Erklärung. Das Schwergewicht im
Unterricht liegt heute noch zu stark auf dem instruktiven
Part, wir müssen die konstruktive Seite des Lernprozesses
deutlich erhöhen.« Gegen einen guten Lehrervortrag sei
zwar nichts einzuwenden, aber Frontalunterricht, bei dem
immer nur einer redet und alle zuhören oder einer die Lö-
Pädagogik
Wieso sieht der Mond immer anders aus? Wo fängt der
Himmel an? Was passiert mit der Erde, wenn die Sonne
nicht mehr scheint? Kinder sind von Natur aus neugierig. Markus Peschel will den kindlichen Forscherdrang
entfesseln, statt ihn zu domestizieren und so neue Wege
7 12
3 13
sung kennt, die alle suchen, seien nicht mehr zeitgemäß, ein
Mit dem GOFEX-Labor will Peschel Überzeugungsarhergebrachtes System aus vergangenen Jahrhunderten, das beit für die neuen Wege zum Aha-Erlebnis leisten. »Hier
ein überholtes Menschenbild fortsetze. »Der Lehrer lernt können sowohl unsere Studentinnen und Studenten wie
dabei nie mit«, sagt er und dadurch verbaue dieser sich die auch Lehrkräfte und Schüler von Partnerschulen in der
Chance, Vorbild bei der Suche nach Lösungswegen zu sein. Region unsere Forschungsergebnisse ganz praktisch erle»So verlernen Kinder, selbst zu lernen und aus eigenen ben.« Es gehe nicht darum, Knall auf Fall und auf Biegen
Wahrnehmungen und Beobachtungen logische Schlüsse zu und Brechen ein neues System umzusetzen. »Wir bauen auf
ziehen«, sagt Peschel, der selbst als Grundschullehrer und die stufenweise Öffnung, auf Überzeugung, und zeigen den
Fachlehrer für Physik und Informatik in der Mittelstufe Lehrerinnen und Lehrern, die noch geschlossenen Unterricht praktizieren, wie spannend die nächste Stufe der ÖffErfahrungen gesammelt hat.
»Der Lerngegenstand muss ein Gegenstand der Kinder nung ist. Unsere bisherige Erfahrung zeigt: Wer anfängt, den
sein. Kinder haben andere Fragen als Erwachsene. Man Unterricht zu öffnen, kommt bald nicht mehr umhin, dass
muss sich nur darauf einlassen«, sagt Peschel und nennt Wochenplan und Arbeitsblatt nicht genügen. Das Ergebnis
ein Beispiel: »Wie viele Tiere gibt
ist wichtig: Die Kinder müssen
es lernen, nicht die Lehrer nach
es auf der Welt? – Allein hieraus
lässt sich am Ende ein kompleteiner bestimmten Methode
lehren.« Im Rahmen des Protes Modell der Population der
Fauna entwickeln.« Eine spanjekts »SINUS trifft GOFEX« hat
Peschel jetzt eine Kooperation
nende Frage folge der nächsten:
Was sind Tiere überhaupt? Gemit Schulen gestartet, weitere
hören Dinosaurier auch dazu?
Projekte sind in Arbeit, wie ein
Zählen wir Insekten mit? Und,
Schülerforschungszentrum in
Saarlouis. Auch bei Veranstalund, und. Auf diesem Weg lasse
tungen zeigen der Didaktiksich viel lernen – und besser verProfessor und sein Team, wie
stehen, was womit auf der Welt
spannend Sachunterricht und
wie zusammenhängt. Schließlich ist charakteristisch für den
Naturwissenschaften sein könSachunterricht, die Dinge aus
nen. »Den Satz ›Hätte es das
den verschiedensten Perspektihier schon in meiner Schulzeit
ven zu betrachten. Die Aufgabe
gegeben, dann hätte mich das
der Lehrkraft sieht Peschel damehr interessiert‹ hören wir
dort von den Erwachsenen
bei mehr als Lernbegleiter, Moregelmäßig«, sagt Peschel. So
derator und Konstrukteur der
etwa
bei den »Highlights der
Lernprozesse, der individuelles
Lernen fördert. »Gemeinsam
Physik – Quantenwelten 2014«
etwas erarbeiten, anstatt die
Ende September in Saarbrücrichtigen Lösungen rauszukitken. Die Kinder begeisterte hier
zeln, darum geht es. Dieser Weg
das freie Forschen: Wie auch die
ist viel authentischer«, sagt er.
Grundschülerin Lucia Weber,
Professor M a r k u s P e s c h e l und L u c i a W e b e r
»Im Offenen Unterricht wird
die am GOFEX-Stand ausgiebig
experimentieren gemeinsam im Grundschullabor G O F E X .
die Ausgangsfrage von den Kinexperimentierte: »Da gab es
dern kommunikativ immer weiso viele Versuche, dass meine
ter ausdifferenziert bis die SchüMama und ich dort den ganzen
ler den Punkt für den Übergang zu einem Konzeptwechsel Nachmittag verbracht haben«, erzählt die Neunjährige.
erreicht haben«, sagt Peschel und verdeutlicht: »Etwa bei Besonders spannend fand sie, »dass die meisten Modelle
der Feststellung: Die Sonne geht auf und unter. Aha: Die des Sonnensystems überhaupt nicht stimmen, weil die EntErde dreht sich. Hierin liegt der entscheidende Konzept- fernungen nicht richtig wiedergegeben werden. Am Stand
wechsel, also der Lernweg hin zu einer wissenschaftlichen hatten sie da eine Schnur, die gezeigt hat, wie weit die Sonne
Erklärung.« Die Aufgabe des Lehrers sieht er darin, den und Planeten wirklich voneinander entfernt sind, und die
Punkt zu erkennen, wann die Zeit für dieses Aha-Erlebnis war sehr lang. Und da fehlten sogar noch Planeten.« Auf die
gekommen ist und dabei Unterstützung anzubieten. »Uns Frage, ob sie gerne experimentiere, sagt Lucia: »Forschen
geht es darum, herauszufinden, wie Lehrer den Lernprozess macht mir Spaß, ich bin auch in der Experimentier-AG meioptimal steuern können, damit befassen wir uns in der For- ner Schule. Das ist toll, weil ich da selbst etwas herausfinden
schung. Die Lehrer müssen in fachlicher Hinsicht wissen, wo kann und nicht nur gesagt bekomme: ›So ist es‹ und ›So
Sackgassen lauern und vom pädagogischen, fachlichen und funktioniert das‹. Und wenn man mal nicht weiterkommt,
didaktischen Standpunkt her beurteilen können, welchen gibt der Lehrer einem Tipps.« Und so bringt die neunjährige
Schüler sie wie lange in die Sackgasse laufen lassen«, erläu- Lucia Weber Peschels Credo in einem Satz auf den Punkt.
tert er und unterstreicht: »Es geht darum, wer wem wann
und wie sagt, was richtig ist. Und das kann man auf einen
_Claudia Ehrlich
Nenner bringen: Nicht zu früh und nicht immer der Lehrer.«
campus
Blinden- und Sehbehindertenarbeitsplatz
in der Unibibliothek
Die Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek
(Sulb) hat einen Blinden- und Sehbehindertenarbeitsplatz
eingerichtet. Er ist einer von nur wenigen dieser Art im
öffentlichen Raum im Saarland. Neben Studenten und Mitarbeitern der Universität können auch alle anderen sehbehinderten und blinden Bürger des Saarlandes von diesem
Angebot profitieren, da die Sulb als Landesbibliothek allen
Saarländern zur Verfügung steht. Der Sehbehinderten-Arbeitsplatz bietet einen extra großen Bildschirm (Vocatex
Plus), der in der Lage ist, gedruckte Materialien vergrößert
zu projizieren oder digitale Informationen vergrößert anzuzeigen. Die vergrößerten Texte können sich die Nutzer
auch vorlesen lassen. Zusätzlich ist ein PC an den Vocatex
angeschlossen, auf dem Standardprogramme wie Internetbrowser und das Microsoft-Office-Paket installiert sind.
Nutzer des Arbeitsplatzes können also auch im Internet
surfen, elektronische Dokumente aus dem Bibliotheksbestand lesen sowie Texte und E-Mails schreiben.
campus
App mit aktuellen Infos der Saar-Uni jetzt auch
für Android-Smartphones
Die Saar-Uni-App ist jetzt für Android-Smartphones erhältlich und kann im Google Store kostenlos heruntergeladen werden. Die App ermöglicht einen schnellen Zugriff auf
Informationen rund um die Universität des Saarlandes. Sie
bietet tagesaktuell Mensa-Speisepläne, Uni-Veranstaltungen und Neuigkeiten aus Forschung und Lehre. Außerdem
kann man das Personenverzeichnis der Uni, Busverbindungen und den Campus-Lageplan abrufen. Die App, die
von Informatik-Studenten der Saar-Uni am Lehrstuhl von
Professor Andreas Zeller entwickelt wurde, war bisher für
iPhone und iPad erhältlich.
—
Nachrichten für Unimitarbeiter im Internet
Auf der Webseite »Uni intern« laufen gebündelt alle
Nachrichten ein, die Mitarbeiter der Universität betreffen,
zum Beispiel aktuelle Änderungen in der Verkehrsführung
auf dem Campus oder die Ankündigung neuer Workshops
und Schulungen für Mitarbeiter. Die Nachrichten können
auch als RSS-Feed abonniert werden.
Auf dem Mitarbeiterportal, das von der Online-Redaktion in der Pressestelle gepflegt wird, gibt es darüber hinaus neben vielen anderen Informationen auch Verweise zu
Formularen, die im Arbeitsalltag wichtig sind, Infos über
Familienangelegenheiten wie Mutterschutz und Elternzeit
sowie Wissenswertes für Lehrpersonen.
—
Download unter: www.st.cs.uni-saarland.de/uniapp
Campus
Unibibliothek zeigt Ausstellung zur deutschtürkischen Waffenbrüderschaft im Ersten Weltkrieg
Am 29. Oktober 1914 trat das Osmanische Reich an der
Seite des Deutschen Reichs und Österreich-Ungarns in den
Ersten Weltkrieg ein. Eine Ausstellung der Saarländischen
Saarbrücker Pharmazie-Studenten bei der Zwischen- Universitäts- und Landesbibliothek (Sulb) lotet noch bis 28.
prüfung zum vierten Mal in Folge am besten
Februar vor allem die ungewöhnliche Konstellation und die
Die Pharmazie-Studenten der Universität des Saarlan- zwischenmenschliche Seite der ungleichen Partnerschaft
des haben beim Ersten Abschnitt der Pharmazeutischen aus. Trotz großer Differenzen in Kultur, Mentalität und RePrüfung, der nach dem vierten Semester abgelegt wird, das ligion hielt das Waffenbündnis zwischen dem Osmanischen
beste Prüfungsergebnis bundesweit erreicht. Im Vergleich Reich, Österreich-Ungarn und Deutschland bis zum Ende
mit 19 anderen deutschen Standorten verbuchten die Saar- des Krieges. Die Ausstellung konzentriert sich dabei vor albrücker Studenten in den Fächern Chemie, Physik und Ana- lem auf kulturelle, diplomatische und persönliche Kontakte
lytik die meisten richtigen Antworten. Nur im Prüfungsfach zwischen den ungewöhnlichen Bündnispartnern.
Biologie beantworteten die Studenten aus Freiburg mehr
Fragen richtig. Damit liegen die saarländischen Studenten Universität der Großregion: Fahrtkosten zu
seit Frühjahr 2013 zum vierten Mal in Folge ganz vorne; Partner-Unis werden erstattet
auch im Frühjahr 2012 belegten sie den ersten Platz, im
Studenten und Doktoranden der Saar-Uni, die grenzHerbst waren sie Zweitbeste.
überschreitend in der Großregion studieren oder forschen
wollen, können bei ihren Fahrtkosten unterstützt werden.
Studenten überreichen Spende an Jura- und
Hierzu hat die Saar-Universität – wie einige der PartnerWirtschafts-Bibliotheken
Unis auch – einen Mobilitätsfonds eingerichtet. Dank des
Der »Förderverein der Studierenden der Universität »UniGR-Studierendenstatus« können Studentinnen und
des Saarlandes e.V.« hat den Bibliotheken der Fakultät für Studenten jenseits der Ländergrenzen auch LehrveranRechts- und Wirtschaftswissenschaften eine Spende von 600 staltungen besuchen, Prüfungen ablegen sowie kostenlos
Euro übergeben. Das Geld stammt aus dem Überschuss der Bücher ausleihen und in den Mensen zu reduzierten Preisen
Nikofete 2013, die jedes Jahr von Studenten organisiert wird. essen.
—
Die Fete zählt nach eigenen Angaben der studentischen
Hochschulgruppe »das…team«, die den Förderverein ins Alle Informationen und Anträge zum Mobilitätsfonds unter
Leben rief, zu den größten Hochschulpartys im südwest- www.uni-gr.eu/leben-verkehr/unigr-mobilitaetsfonds/
universitaet-des-saarlandes
deutschen Raum.
7 14
3 15
Wissenschaftler drehen Dr. House mit Informatikern
Informatiker der Universität des Saarlandes haben eine
Videoserie produziert, die unterhält und dabei über Datenschutz und Sicherheitslücken informiert. In der ersten
Folge von »Dr. Security« dreht sich alles um die sicherheitskritischen Aspekte der Telematik, beispielsweise um die
Gefahren, wenn eine Black Box im Auto der Versicherung
Daten über das Fahrverhalten via Internet übermittelt. In
der zweiten Episode hat mit Apple-Gründer Steve Wozniak eine international bekannte Technologie-Größe einen
Gastauftritt. Die Folge dreht sich um den Kampf gegen
ein so genanntes Botnetz, dessen Kopf, gespielt von Steve
Wozniak, die Computer hunderttausender Nutzer rund um
die Welt manipuliert. Die dritte Folge behandelt eine akwww.uni-saarland.de/intern
tuelle Sicherheitslücke beim Anschluss von Geräten über
den Standard USB. »Dr. Security« wurde im Rahmen des
Winterball der saarländischen Hochschulen
Hochschulwettbewerbs 2014 »Mehr als Bits&Bytes – NachDer Winterball findet am Samstag, den 31. Januar 2015, wuchswissenschaftler kommunizieren ihre Arbeit« mit eistatt. Zur Ballnacht in festlichem Ambiente laden die saar- nem Preisgeld von 10.000 Euro zur Umsetzung prämiert.
ländischen Hochschulen auch in diesem Wintersemester Die Jury des gleichnamigen Hochschulwettbewerbs hat das
wieder in die Saarbrücker Congresshalle ein. Alle Tanzbe- Projekt als beste Umsetzung mit dem ersten Preis ausgegeisterten in der Region sind eingeladen, um im festlichen zeichnet. Damit setzte es sich gegen 14 weitere Projekte
Ambiente eine stilvolle Ballnacht zu erleben. Aber auch durch.
»Nichttänzer« kommen auf ihre Kosten, wenn sie durch
—
Foyers und Tanzsäle flanieren und in lockerer Atmosphäre www.drsecurity.de
mit anderen Gästen plaudern.
Ein umfangreiches Repertoire aus moderner und tradi- Übersicht über geänderte Parkregelung
tioneller Tanzmusik bis hin zur Lounge-Musik präsentiert
Im September hat sich einiges an der Parkregelung für
das Günther-Matern-Orchester im großen Saal der Con- den Campus Saarbrücken geändert. Die Einmal-Ausfahrgresshalle. Im Saal West lockt das Tanzorchester Pik 10, das tickets, die bis dahin zur kostenlosen Ausfahrt berechtigt
nicht nur Klassiker der Tanzmusik spielen wird, sondern hatten, haben ihre Gültigkeit verloren. Außerdem wurde
auch eigens für das Orchester arrangierte Stücke der Neu- der Tagessatz, der für das Parken im Campus-Innenbereich
zeit. Im Foyer West wird die afro-amerikanische Sängerin fällig wird, von 44 auf 15 Euro reduziert. Welche ParkreKat Moore aus New Jersey mit ihrer Power-Soul-Stimme gelungen gelten und wie die Parkordnung genau aussieht,
und der Band »Kat & the Gang« die Tanzgäste mitreißen. In erfahren Interessierte auf der Uni-Webseite.
der Lounge im Untergeschoss der Congresshalle präsentiert
—
außerdem DJ Afshin bis tief in die Nacht internationale www.uni-saarland.de/parken
Partymusik.
Das Hochschulsport-Team der Saar-Uni bietet am 24. Philosophencafé an der Uni hat wieder geöffnet
und 25. Januar einen Tanzworkshop zur Vorbereitung auf
Unter dem Namen »Philo Café« hat das ehemalige Phiden Winterball an.
losophencafé im Untergeschoss von Gebäude C5 2 wieder
Die Tischkarten kosten 45 Euro, für Studenten 22 Euro. eröffnet. Die neuen Pächter, Ahmad Afrazeh und seine Frau
Die Flanierkarten sind für 36 Euro erhältlich, Studenten Banafsheh Shajirat aus dem Iran, haben das Café komplett
zahlen 18 Euro. Mit den Eintrittskarten im Vorverkauf kön- renoviert. Seit dem 1. Dezember bieten sie täglich mehrere
frische Gerichte, Salate und selbst gebackenen Kuchen an.
nen diesmal auch Tellergerichte vorbestellt werden.
Die
Gerichte haben orientalischen Einschlag: Täglich gibt
—
es zwei bis drei warme Essen, darunter immer ein vegetaKarten: www.ticket-regional.de
risches oder veganes Gericht, außerdem ein Halal-Gericht
Weitere Informationen:
und, bei entsprechender Nachfrage, auch Bio-Gerichte.
www.uni-saarland.de/winterball
Die weiteste Anreise nach Saarbrücken hatte Lois MilDie 1948 gegründete Saar-Uni bot in dieser Zeit deutlington.
Die Kanadierin, die Politik, Russisch und Slavistik
sche und französische Lehrveranstaltungen und Studienabschlüsse. »Ich hatte in Berlin in einem Artikel in der studiert hatte, kam über ein Austauschprogramm nach Saar›Frankfurter Allgemeinen Zeitung‹ über die Universität brücken. »Es war sehr aufregend, in dieser Zeit im Zentrum
des Saarlandes gelesen und erEuropas zu studieren«, sagt sie
heute. »Wir studierten die wichfahren, dass die Hälfte der Kurse
»Wir
haben
in
den
tigen
Fragen des Tages, und was
auf Französisch gehalten wurde,
ich
dabei
gelernt habe, hat mich
ebenso wie die Klausuren und
Kasernenbauten
auf
dem
mein
Leben
lang begleitet.«
die Abschlussarbeit – das hat
mich interessiert«, erzählt HenÜber das Studentenleben
Campus gewohnt –
vor 60 Jahren berichten die
rich Hunke, der später FinanzMänner und Frauen in
Ehemaligen voller Begeisteamtsvorsteher in Niedersachsen
wurde und nun gemeinsam mit
rung: »Wir haben in den Kasergetrennten Gebäuden.
nenbauten auf dem Campus geseiner Frau zum Treffen nach
wohnt
– Männer und Frauen in
Saarbrücken gekommen ist.
Warmes Wasser zum
getrennten
Gebäuden. Warmes
Die Ehemaligen, die an diesem
Duschen
gab
es
nur
einmal
Wasser
zum
Duschen gab es nur
Vormittag im August zu einem
einmal
pro
Woche:
eine Stunde
Empfang im Europa-Institut
pro
Woche:
eine
Stunde
lang
lang
am
Samstagvormittag«,
ereingeladen sind, bedauern, dass
die französische Sprache hier
innert sich Christian Runge. »Wir
am Samstagvormittag«
inzwischen keine Rolle mehr
hatten ein Vier-Bett-Zimmer
spielt: Der Studiengang Euro–
ohne Kühlschrank«, ergänzt
C h r i s t i a n R u n g e , Student der ersten Stunde
päisches und Internationales
Henrich Hunke. »Die ButterdoRecht wird heute auf Englisch
se stellte man abends auf die
und Deutsch gelehrt. »Das Fran- MO DI MI DO FR SA SO
Fensterbank – und die war morzösische als Sprache der Kultur wäre besser dazu geeignet, gens schwarz wegen der vielen Schlote im Saarland.«
ein Gegengewicht zur Wirtschaft zu schaffen; denn EuroAuch ihre damaligen Dozenten haben einen bleibenden
pa muss mehr sein als ein Wirtschaftssystem«, mahnt der Eindruck bei den Ehemaligen hinterlassen: Peter Schollehemalige Richter Erich Klusemann aus der Steiermark.
Latour, der unter dem saarländischen Ministerpräsidenten
Auch die Träume von einem föderalistischen Europa Johannes Hoffmann zeitweise Pressesprecher der Regieseien so nicht wahr geworden, sagt der Elsässer Daniel Gug- rung war, habe eine tolle Vorlesung über politischen Jourgenbuhl, der bei der Europäischen Kommission tätig war nalismus gehalten. Faszinierend sei auch der Gastprofessor
und noch immer in Brüssel lebt. »Ich bin aber der Ansicht, und frühere Minister André Philip gewesen, der als erster
dass dies möglich wäre, wenn der politische Wille dazu da französischer Sozialist zu Gesprächen nach Moskau gereist
wäre.«
sei und den Studenten davon berichten konnte.
Stefan Mardak, der aus Köln angereist ist und aus der
Obwohl der Kontakt zwischen den meisten Ehemaligen
Ukraine stammt, erinnert sich gerne daran, wie er nach nach dem Studium nie abgerissen ist, trafen sie sich im groSaarbrücken kam. Denn »angeworben« wurde er vom zwei- ßen Kreis doch erst, als das Berufsleben hinter ihnen lag:
ten Rektor der Saar-Uni, Joseph-François Angelloz, höchst- zum ersten Mal 1995, also nach 40 Jahren, in Saarbrücken.
persönlich in Paris. Dort hatte er Politik an der Sciences Po Seither sind sie unter anderem zu Treffen nach Italien, Finnstudiert. Angelloz habe zu ihm gesagt: »Am Europa-Institut land, Griechenland und in die Steiermark gereist.
wollen wir Führungskräfte für das vereinte Europa ausbil
den und brauchen Leute wie Sie.«
_Gerhild Sieber
Ehemaligen-Treffen: Acht Alumni des Europa-Instituts, die 1957 ihr Studium des europäischen Rechts abgeschlossen haben,
sind für ein Wiedersehen in Saarbrücken aus aller Welt angereist. An der Saar-Uni wurden sie von der heutigen Führungsriege
des Europa-Instituts begrüßt: von Professor T h o m a s G i e g e r i c h , Direktor der rechtswissenschaftlichen Abteilung (5. v.r.),
Geschäftsführerin J u l i a L e g l e i t n e r , (3. v.l.) und dem stellvertretenden Geschäftsführer M a r c B i e n e r t (ganz links).
50
Zeitreise zum Europa-Institut der 19
erJahre
Hier wurden die ersten Führungskräfte für ein vereintes Europa ausgebildet
Kein Kühlschrank und warmes Wasser nur für eine Stunde in der Woche: Vor 60 Jahren waren die
Studien- und Wohnbedingungen auf dem Saarbrücker Campus noch etwas anders als heute. Von ihrer
Zeit in Saarbrücken und ihren Hoffnungen auf ein vereintes Europa haben acht ehemalige Studenten
des Europa-Instituts im August bei einem Treffen auf dem Campus berichtet. Hierfür sind sie unter
anderem aus Vancouver, Athen, Graz, Paris und Brüssel angereist.
ir hatten einen Traum: ein Europa ohne Grenzen für
die Menschen«, sagt Dragan Rakocevic. Der pensionierte Jurist ist etwas wehmütig: Europa sei nun eher
ein administrativ-ökonomisches Konstrukt geworden. Der
ältere Herr ist aus Paris zu einem Treffen mit sieben ehemaligen Studienkollegen ans Europa-Institut der Saar-Uni
angereist. Vor genau 59 Jahren sind sie sich hier zum ersten
Mal begegnet. Damals kam Rakocevic von Belgrad nach
Saarbrücken. Das Europa-Institut war erst vier Jahre zuvor
gegründet worden. Hier konnten Hochschulabsolventen in
einer zweijährigen Weiterbildung das Diplom über Höhere
Europäische Studien (Diplôme d’Etudes Supérieures Européennes) erwerben. »Der Jahrgang 1955 bestand aus 30
jungen Leuten – darunter nur sechs aus Deutschland«, sagt
Christian Runge, der das diesjährige Treffen in Saarbrücken
organisiert hat. Er ist nach dem Studium im Saarland geblieben und hat hier unter anderem im Europa-Ministerium
gearbeitet.
Auf einen Blick:
Derzeit beginnen jährlich etwa 75 Studenten aus allen fünf Kontinenten mit
dem Masterstudiengang »Europäisches und Internationales Recht«. Der Studiengang,
den das Europa-Institut anbietet, ist deutschlandweit der einzige, der neben
Englisch auch auf Deutsch studiert werden kann.
Europa-Institut
W
7 16
3 17
Sieht die Gastprofessur als einmalige Herausforderung: die Griechin A n t h i W i e d e n m ay e r .
Als Griechenlands König ein Bayer war
D
er Focus titelte in seiner Augustausgabe von 2010: »Be- »Die Griechen sind doppelt so reich wie die Deutschen!«
trüger in der Euro-Familie« Und: »Bringt uns Grie- Die Reaktionen griechischer Medien ließen nicht lange
chenland um unser Geld?«. Daneben war eine marmorne auf sich warten – unter anderem mit Darstellungen von
Aphrodite mit erhobenem rechtem Mittelfinger abgebil- Angela Merkel als Nazi. »Man muss über die Verletzung
det. Und im Februar dieses Jahres ätzte die Bild-Zeitung: hinausgehen und möglichst rasch das Gute im Menschen
Europa-Gastprofessorin
Anthi Wiedenmayer hat in diesem Jahr die Gastprofessur im Rahmen des Europa-Schwerpunkts der
Saar-Uni inne und wird dabei auch die deutsch-griechischen Beziehungen unter die Lupe nehmen. Dass
zwischen beiden Ländern eine enge Beziehung besteht, beweist zum Beispiel die Tatsache, dass ein
Bayer im 19. Jahrhundert König in Griechenland war und der deutsche Staat Vorbild für die Modernisierung
des griechischen Staates war. Wiedenmayer, Assistenzprofessorin der Aristoteles-Universität in
Thessaloniki, ist in beiden Kulturen verwurzelt und mit Begeisterung nach Saarbrücken gekommen,
um die Gemeinsamkeiten in Geschichte und Kultur beider Länder zu erklären.
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aktivieren«, ist die Griechin Anthi Wiedenmayer überzeugt Marketing und machte sich dann als Übersetzerin und
und appelliert: »Deutsche und Griechen müssen sich besser Dolmetscherin selbstständig. Doch dann entschied sie sich
kennenlernen.« Um deutschen Studenten aller Fachrich- wieder neu: »Ich entsann mich meiner Jugendträume und
tungen dieses Wissen zu vermitteln, ist sie als Gastprofesso- promovierte an der Athener Universität in Literaturwisrin nach Saarbrücken gekommen – »eine einmalige Heraus- senschaft: über die Übersetzung von Poesie, speziell von
forderung in einer Zeit, in der sich Deutsche und Griechen Gedichten Erich Frieds.« Das habe ihr den »Weg in ein
oft verständnislos, wenn nicht gar vorwurfsvoll, betrachten«. neues Leben« ermöglicht.
In Deutschland wisse man sehr wenig über GriechenHeute arbeitet Anthi Wiedenmayer als Assistenzproland. »Jeder hat sofort das antike Griechenland vor Augen fessorin für Translationswissenschaft in der deutschen
– und den Sommer.« Doch wer interessiere sich schon dafür, Abteilung der Philosophischen Fakultät an der Aristoteles
wie die Griechen auf den Inseln den Winter verbringen Universität in Thessaloniki. Germanistik sei ein beliebtes
– ohne Arzt, ohne weiterführende Schule und bei Unwet- und anspruchsvolles Studium in Griechenland, erzählt sie.
ter oft genug ohne Strom? Und wer kenne die griechische Ein Viertel der Germanistikstudenten an der AristotelesGeschichte des 19. Jahrhunderts, in dem das Rechtssystem, Universität hätten einen deutschen Migrationshintergrund.
die Verwaltung sowie Schulen und Universitäten nach deut- Außerdem würden viele Griechen in Deutschland studieren.
schem Muster gestaltet wurden?
»Deutschland ist für die Griechen ein wichtiges Land: Viele
Die griechische Wissenschaftlerin ist selbst Teil dieses lernen Deutsch, und ich würde behaupten, dass sie mehr
deutschen Erbes: Einer ihrer Vorfahren kam 1832 mit dem über die Deutschen wissen als umgekehrt.« Gründe hierfür
jugendlichen König Otto von Bayern nach Griechenland, seien die Geschichte im 19. Jahrhundert und der Zweite
nachdem die Griechen beim Kampf gegen die osmanische Weltkrieg; später seien viele Griechen als Gastarbeiter
Herrschaft von den Großmächten unterstützt worden wa- nach Deutschland gegangen und deutsche Touristen hätten
ren und im Gegenzug eine erbliGriechenland als Urlaubsziel
che Monarchie akzeptieren musentdeckt.
»Ich hatte das Glück, mich
sten. Otto blieb König bis 1862,
Ihr Heimatland ein Jahr lang
schon früh mit deutscher Kultur
dann musste er Griechenland
an einer deutschen Universität
und Sprache auseinandersetzen
vorstellen zu können, sei für sie
verlassen. »In dieser Zeit wurde
zu können«
unser Bildungssystem nach den
ein wunderbarer Gedanke gedamals in Deutschland herrwesen, sagt Anthi Wiedenmayer.
schenden philhellenischen Vorstellungen organisiert. Das »Mein ganzes Leben dreht sich um deutsch-griechische Bebedeutete unter anderem, dass an der 1837 gegründeten ziehungen. Daher habe ich mich mit Begeisterung für die
Universität in Athen ein Lehrstuhl für altgriechische Phi- Gastprofessur beworben.« Eine ihrer Lehrveranstaltungen
lologie eingerichtet wurde, aber keiner für Neugriechisch.« in diesem Semester widmet sich den »Deutsch-griechischen
Schon als Kind seien ihr Sprachen wichtig gewesen, er- Beziehungen im Zeichen der Krise«. Dabei nimmt die Prozählt Anthi Wiedenmayer. Aufgewachsen ist sie in einer fessorin die von beiden Seiten gepflegten Stereotypen unter
Familie, in der die Großmutter noch deutsche Kinderlieder die Lupe und beleuchtet, unter welchen Umständen sich
vorsingen konnte, weil sie mit einem Deutschen verheira- beide Länder in Politik, Kunst und Wirtschaft im Laufe der
tet war, dessen deutsch-griechische Familie Ende des 19. Zeit begegnet sind. Weitere Kurse behandeln griechische
Jahrhunderts von Griechenland nach Istanbul gezogen war. Literatur in deutscher Übersetzung und griechisches Kino.
»Ich hatte das Glück, mich schon früh mit deutscher Kul- »Beides sind gute Mittel, um viel über andere zu erfahren.«
tur und Sprache auseinandersetzen zu können«, sagt die Literatur aus und über Griechenland wird auch im MitGastprofessorin, die nach dem Ende der Militärdiktatur telpunkt einer Veranstaltung stehen, die fürs kommende
1974 die Deutsche Schule in Thessaloniki besuchte. 1982, Sommersemester geplant ist: Dabei will Anthi Wiedenmayein Jahr, nachdem Griechenland in die Europäische Ge- er mit Studenten aus Saarbrücken und Thessaloniki einen
meinschaft eingetreten war, ging die damals 19-Jährige zum Workshop und eine Tagung an ihrer griechischen HeimatStudium der Angewandten Sprachwissenschaft nach Mainz universität durchführen. »Wir werden Geschichten von
und kehrte 1989 als diplomierte Übersetzerin für Spanisch griechischen Migranten im Saarland und von deutschen
und Englisch nach Griechenland zurück. »Das Land hatte Migranten in Thessaloniki aufspüren.« Dabei gebe es zahlsich in der Zwischenzeit völlig gewandelt«, erinnert sie sich. reiche Parallelen zu entdecken.
In den 1990er Jahren sei Griechenland ein optimistisches
_Gerhild Sieber
Land gewesen: »Die Menschen atmeten nach Jahrzehnten
der Armut und Marginalisierung zum ersten Mal auf, zum
ersten Mal redeten sie über Umweltschutz und niedrige Auf einen Blick:
Bankzinsen (…), reisten gern nach ›Europa‹ und brachten Die Gastprofessur ist zentraler Bestandteil des Zertifikats
exotische Mitbringsel mit«, schreibt Anthi Wiedenmayer Europaicum, mit dem sich Studenten aller Fachrichtungen
auf der Internetseite der Gastprofessur. Damals habe man für den europäischen Arbeitsmarkt fit machen können. Nach
geglaubt, die Zukunft planen zu können. »Aber es war ein Finnland, der Türkei, Irland, Ungarn, Litauen und den NieSchein – und es ging alles viel zu schnell«, erzählt sie im derlanden hat die Griechin Anthi Wiedenmayer die siebte
Gespräch.
Gastprofessur inne.
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In dieser Zeit war sie in einem deutsch-griechischen
Busunternehmen zuständig für Auslandsbeziehungen und www.uni-saarland.de/europaprofessur
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Matthias Hannig Präsident-elect der Deutschen
Gesellschaft für Zahnerhaltung
Auf der diesjährigen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung im
September wurde Professor Matthias Hannig von der Mitgliederversammlung zum
neuen Präsident-elect gewählt. An die zweijährige Phase als Präsident-elect schließt sich
die zweijährige Amtszeit als Präsident der
Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung an. Die Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung wurde 1987 gegründet
und hat sich 2011 zu einer Dachgesellschaft weiterentwickelt, unter der die einzelnen Gebiete der Zahnerhaltung
als Fachgesellschaften gruppiert sind.
IT-Dienstleister zeichnet BWL-Lehrstuhl der SaarUni für praxisnahe Lehre aus
Der Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre,
insbesondere Betriebswirtschaftliche Steuerlehre, von Professor Heinz Kussmaul hat
von dem Nürnberger IT-Dienstleister DATEV
eG das Siegel »Best-Practice-Education« erhalten. Die Auszeichnung würdigt insbesondere die aktive Mitarbeit des Lehrstuhls im
Rahmen der Bildungspartnerschaft. In jedem Sommersemester können Saarbrücker BWL-Masterstudenten in der
praxisnahen Lehrveranstaltung »Steuerberatung und Unternehmensbesteuerung« den Umgang mit der Steuerberatungssoftware der Firma erlernen. Mit dieser Software
arbeiten viele Steuerberaterkanzleien und mittelständische
Unternehmen.
DAAD-Preis für gesellschaftliches Engagement geht
an Musikmanagement-Student aus Russland
Alexey Gulyaev aus Russland, Student des
Bachelorstudiengangs Musikmanagement,
hat den Preis des Deutschen Akademischen
Austauschdienstes (DAAD) für hervorragende Leistungen ausländischer Studierender
2014 gewonnen. Der Preis ist mit 1.000 Euro
dotiert und wird jährlich an internationale
Studenten deutscher Universitäten vergeben. Gulyaev wird
nicht nur für seine überdurchschnittlichen Studienleistungen und seine gewissenhafte Arbeitsweise ausgezeichnet,
sondern auch für sein besonderes gesellschaftliches und interkulturelles Engagement. Gemeinsam mit Kommilitonen
hat er bereits in Russland mehrere Jahre lang Waisenkinder
unterrichtet und mit ihnen musiziert. Auch in Saarbrücken
engagiert sich der russische Student gleich mehrfach: als
studentischer Heimleiter im Wohnheim der Evangelischen
Studierendengemeinde und in der Gemeindeleitung. Als
studentische Hilfskraft im Zentrum für Internationale Studierende (ZiS) hilft er neuen ausländischen Studenten, sich
in Saarbrücken zu orientieren und zu integrieren – unter
anderem, indem er Freizeitprogramme gestaltet und Länderabende auf dem Campus plant und moderiert.
Rotarier zeichnen Medizin-Doktoranden der
US-Bundespolizei FBI zeichnet Informatiker
Saar-Uni mit internationalem Stipendium aus
der Universität des Saarlandes aus
Rotary international hat dem Mediziner Die US-Bundespolizei FBI hat einen Informatiker der SaarSven Jungmann ein mit 30.000 US-Dollar Uni für seine Unterstützung ausgezeichnet. Der Wissendotiertes »Global Grant-Stipendium« verlie- schaftler, dessen Name aus Sicherheitsgründen nicht gehen. Ziel des jungen Arztes, der an der Saar- nannt wird, half bei der Bekämpfung eines internationalen
Uni Medizin studierte und hier promovierte, Rings von Cyberkriminellen. Die Bande hatte über Jahre
ist es, die großen Gesundheitsprobleme der hinweg bis zu einer Million Rechner manipuliert. Diese
Gesellschaft wie Epidemien anzugehen. An durchforsteten sie nicht nur nach Finanz- und Privatdaten,
der britischen Elite-Uni Oxford absolvierte Jungmann als sondern schlossen sie auch zu einem Netzwerk zusammen,
einziger Mediziner und einziger Deutscher das Aufbau-Ma- mit dem sie Unternehmen erpressten und Spam verbreitesterprogramm »Public Policy«, bei dem es um die Lösung ten. Dieses Netzwerk war technologisch so fortschrittlich,
globaler Fragen der Gesellschaft geht. Bereits während dass das FBI, Europol und die britische National Crime
seines Studiums an der Saar-Uni hat er in Kliniken und Agency eine Handvoll von Wissenschaftler um Hilfe baten.
bei Hilfsorganisationen in Brasilien, Frankreich, Spanien,
Südafrika und Kenia Erfahrungen gesammelt.
Wissenschaftlerin erhält Nachwuchspreis der
Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft
Professor Michael Böhm zum Ehrenmitglied der
Für ihre hervorragenden wissenschaftlichen
griechischen Kardiologengesellschaft ernannt Leistungen ist die Saarbrücker PharmazeuNach seiner Teilnahme am 35. Internatiotin Maike Windbergs mit dem diesjährinalen Kardiologenkongress Ende Oktober
gen Preis für Nachwuchswissenschaftler der
Horst-Böhme-Stiftung der Deutschen Pharin Athen wurde Professor Michael Böhm,
Direktor der Klinik für Kardiologie, Anmazeutischen Gesellschaft ausgezeichnet
giologie und internistische Intensivmedizin,
worden. Windbergs arbeitet an der Etabliezum Ehrenmitglied der griechischen Kar- rung einer neuen Technik, um Aufnahme- und Transportdiologengesellschaft »Hellenic Cardiological vorgänge in der Haut nachzuweisen. Bisher müssen kleine
Society« ernannt. Die wissenschaftlichen Schwerpunkte Proben von menschlicher Haut entnommen und nach der
von Professor Böhm und seinen Mitarbeitern sind die Er- Applikation von Arzneistoffen aufwändig analysiert werforschung von Herzmuskelerkrankungen, Atherosklerose, den. Die Forscherin möchte die molekularen Abläufe in
Herzrhythmusstörungen und die Weiterentwicklung medi- der Haut kontaktlos und in dreidimensionaler Auflösung
kamentenbeschichteter Ballons und Stents.
sichtbar machen. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert.
Saarbrücker Forscher für Bewegungsanalyse
in Videos ausgezeichnet
Auf der »European Conference on Computer
Vision« in Zürich wurden Wissenschaftler um
Joachim Weickert, Professor für Mathematik und Informatik, für ein Verfahren ausgezeichnet, das sie vor zehn Jahren entwickelt
haben. Damals erreichten sie, dass man mit
dem Computer Bewegungen in Videos doppelt so genau erkennen kann wie mit den besten bis dahin
vorhandenen Ansätzen. Da die Informatiker mit der Methode die Forschung in der computergestützten Bewegungsanalyse grundlegend beeinflusst haben, wurde ihnen der
»Jan Koenderink Prize for Fundamental Contributions in
Computer Vision« zugedacht. Der Ansatz der Saarbrücker
Forscher ist inzwischen in viele Anwendungen eingeflossen,
etwa in Fahrerassistenzsysteme oder Diagnosetechniken
in der Medizin.
Herder-Medaille für Professor Gerhard Sauder
Der emeritierte Professor für Neuere Deutsche Philologie und Literaturwissenschaft,
Gerhard Sauder, ist am 9. September mit
der Herder-Medaille ausgezeichnet worden.
Sauder gehört der Herder-Gesellschaft seit
1986 an und hatte zwischen 2000 und 2004 das
Amt des Vizepräsidenten und des Präsidenten inne. Die Internationale Herder-Gesellschaft fördert
die interdisziplinäre Erforschung aller Aspekte von Werk,
Leben und Zeit Johann Gottfried Herders (1744–1803), einer der intellektuell einflussreichsten Persönlichkeiten des
18. Jahrhunderts in Deutschland.
Mit der 2004 erstmals vergebenen Auszeichnung würdigt die Gesellschaft besondere Verdienste in der HerderForschung.
Emeritierter Professor in spanische Akademie
für Medizin aufgenommen
Die Königliche Akademie für Medizin in
Spanien (Reial Academia de Medicina de la
Comunitat Valenciana) hat den emeritierten Professor für Anatomie und Zellbiologie,
Pedro Mestres-Ventura, als ausländisches Mitglied aufgenommen. Am 18. September fand die akademische Feier statt.
Menschen
Neue Vizepräsidenten an der Universität
des Saarlandes
Seit 1. Oktober sind die neuen Vizepräsidenten an der Saar-Uni im Amt. Neue Vizepräsidentin für Europa und Internationales ist
Astrid Fellner, Professorin für Nordamerikanische Literatur und Kultur. Sie übernahm das Amt von Physik-Professor Uwe
Hartmann, der das Amt knapp zwei Jahre
lang innehatte und dem neuen Präsidium im
Ressort Planung und Strategie erhalten bleibt,
welches zuvor viereinhalb Jahre lang von
Alexander Baumeister geführt worden war.
Thorsten Herfet, Professor für Nachrichtentechnik, übernahm von Matthias Hannig,
Professor für Zahnmedizin, das Vizepräsidentenamt für Forschung und Technologietransfer, der dieses Amt fünf Jahre lang innehatte.
Den Bereich Lehre und Studium schließlich
übernahm die Virologie-Professorin Sigrun
Smola von Manfred Schmitt, Professor für
Mikrobiologie, der sein Ressort ebenfalls
fünf Jahre lang geleitet hatte. Die Amtszeit der Vizepräsidenten beträgt zwei Jahre.
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Student wird für Entwicklung eines Greifarms
ausgezeichnet
Die Vakuumtechnik-Firma Schmalz GmbH
zeichnete Mechatronik-Student J u l i a n
Kunze mit ihrem Innovationspreis aus. Kunze hat am Lehrstuhl für Unkonventionelle
Aktorik von Professor Stefan Seelecke ein
neuartiges Vakuum-Sauggreif-System entwickelt. Das System ist im Gegensatz zu bisher gängigen Vakuumgreifern in der Industrie leicht und
leise. Das Geheimnis beruht auf einem Draht, der eine ganz
besondere Eigenschaft hat: Wie ein Muskel zieht er sich
deutlich zusammen, wenn Strom durch ihn fließt. Sobald der
Strom ausgeschaltet wird, wird er wieder so lang wie vorher.
»Beim Vakuum-Greifer ist eine Membran direkt mit einem
Formgedächtnisdraht verbunden, der gezielt angesteuert
werden kann. So ist es möglich, nur mit elektrischem Strom
ein tragfähiges Vakuum zu erzeugen«, erklärt Julian Kunze.
»Dadurch, dass das System ganz ohne Druckluft, Gebläse,
Pumpen oder sonstige größere Bestandteile auskommt, ist
es platzsparend, leicht und auch der CO 2-Ausstoß wird verringert«, sagt der 23-Jährige.
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Slavist der Saar-Uni mit höchstem bulgarischen
Orden für Wissenschaft ausgezeichnet
Professor Roland Marti ist im Oktober
der Orden der Heiligen Kyrill und Methodius vom Präsidenten der Republik Bulgarien
verliehen worden. Der Orden ist die höchste
Auszeichnung in Bulgarien für Verdienste im
Bereich der Wissenschaft, Kultur und Bildung. Roland Marti ist Professor für Slavische Philologie an der Universität des Saarlandes.
Ebenfalls 80 Jahre wurde am 10. Oktober der Professor
für Organische Chemie Heinz Dürr, der vor 50 Jahren
nach Saarbrücken kam und 1971 zum Professor ernannt
wurde. Neben der Organisation umfangreicher internationaler Forschungsprojekte zur organischen Photochemie
und Solarenergie übernahm er über anderthalb Jahrzehnte
Lehrveranstaltungen im Rahmen des dreisprachigen Chemie-Studiengangs an der École Européenne de Chimie, Polymères et Matériaux Strasbourg. Gastprofessuren führten
ihn außerdem an zahlreiche ausländische Universitäten.
Der Träger des Gay Lussac-Humboldt-Preises blieb über
den Eintritt in den Ruhestand 1999 hinaus der Forschung
verbunden, sein Œuvre umfasst über 300 Publikationen
und zehn Patente.
Exzellenzpreis der Deutsch-Französischen
Hochschule für Absolvent der Saar-Uni
Matthieu Bertozzo, der an der Universität des Saarlandes und der Université de
Lorraine den Studiengang »Deutsche und
französische Rechtswissenschaft« absolviert hat, wurde mit dem Exzellenzpreis der
Deutsch-Französischen Hochschule (DFH)
ausgezeichnet. Matthieu Bertozzo hat seine
Licence, den Bachelorabschluss der französischen Juristenausbildung, mit der besten Durchschnittsnote aller Studiengänge der Université de Lorraine abgeschlossen. Die DFH
ehrt jedes Jahr gemeinsam mit ihren Wirtschaftspartnern
die besten Absolventen deutsch-französischer Studiengänge. 2014 erhielten sechs Absolventen den mit 1.500 Euro
dotierten Exzellenzpreis.
Neue Professorinnen und Professoren
Barbara Niemeyer-Hoth ist zur Professorin für Molekulare Biophysik ernannt worden. Sie studierte Biologie
an der RWTH Aachen und promovierte 1996 an der University of California, San Diego. Nach Aufenthalten an der
Stanford University wechselte sie 1999 an die Universität
des Saarlandes.
Hannes Ludyga ist neuer Professor für Bürgerliches
Recht, Immaterialgüterrecht, Deutsche und Europäische
Rechtsgeschichte. Zwischen 2009 und 2014 vertrat Hannes
Ludyga Lehrstühle an den Universitäten Münster, Frankfurt, Bonn, Konstanz und der Universität des Saarlandes.
Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bürgerlichen
Recht, in der Europäischen Rechtsgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart und im Urheberrecht.
Saarbrücker Wissenschaftler übernehmen
Vorstandsämter im Frankoromanistenverband
Im Rahmen des 9. Frankoromanistenkongresses sind gleich drei Saarbrücker Wissenschaftler in den Vorstand des Frankoromanistenverbandes gewählt beziehungsweise im
Amt bestätigt worden. Professorin Claudia
Polzin-Haumann wurde zur stellvertretenden Vorsitzenden im Bereich Sprachwissenschaft gewählt. Hannah Steurer, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl
Neue Professorin für Kunstgeschichte an der
Französische Literaturwissenschaft, wurde
Universität des Saarlandes ist Sigrid Ruby,
zur Schatzmeisterin gewählt. Professor Chridie bisher am Institut für Kunstgeschichte der
stoph Vatter wurde im Amt als stellvertreJustus-Liebig-Universität Gießen tätig war.
tender Vorsitzender des Bereichs KulturwisSigrid Ruby wird in Saarbrücken die örtliche
senschaft bestätigt.
Tradition einer thematisch und methodisch,
Darüber hinaus wurde T h o m a s
kulturlandschaftlich und zeitlich breit aufSchmidtgall, wissenschaftlicher Mitarbei- gestellten Kunstgeschichte beibehalten. Eine intensivierte
ter am Lehrstuhl für Romanische Kulturwis- Auseinandersetzung mit der Kunst und Kultur der Region
senschaft und Interkulturelle Kommunikati- und interregional ansetzende Vergleichsstudien sollen zum
on, auf dem Kongress mit dem renommierten Profil der Saarbrücker Kunstgeschichte beitragen.
Preis »Prix Germaine de Staël 2014« für seine
Dissertation zum Thema »Traumatische Er- Geburtstage emeritierter und pensionierter
fahrungen im Mediengedächtnis. Zur Struk- Professoren
tur und interkulturellen Rezeption fiktiona- Seit seiner Studienzeit ist Günter Schwitzgebel, der am
ler Darstellungen des 11. September 2001 1. Oktober seinen 80. Geburtstag begehen konnte, unserer
in Deutschland, Frankreich und Spanien« Universität verbunden und wirkte nach der Promotion und
ausgezeichnet. Der Preis wird von der Fran- Habilitation von 1972 bis 2000 als Professor für Physikazösischen Botschaft und dem deutschen Frankoromanisten- lische Chemie. Er betreute einen weiten Schülerkreis und
verband an ausgezeichnete Promotionsarbeiten vergeben. hatte 1983 eine Gastdozentur an der École d’électrochimie
Er ist mit einem Preisgeld von knapp 2.200 Euro verbunden. in Grenoble inne. Zu seinen Forschungsfeldern gehörten
vor allem die elektrochemische Thermodynamik sowie die
Kinetik neuer Materialien. Außerdem leitete er zwischen
1977 und 1979 sowie von 1987 bis 1999 als Prodekan den
Fachbereich Chemie.
Menschen
Saarbrücker Informatiker für Anti-SpionageApp ausgezeichnet
Beim deutschen IT-Sicherheitspreis haben
die Saarbrücker Informatiker Sven Obser,
Philipp von Styp-Rekowsky und Professor Michael Backes den mit 40.000 Euro
dotierten dritten Platz belegt. Sie wurden für
die App »SRT Appguard« ausgezeichnet. Das
Mini-Programm erkennt und kontrolliert
bösartige Programme auf Android-Smartphones. Nutzer
können mit seiner Hilfe außerdem selbst entscheiden, welche Daten sie preisgeben möchten.
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Der emeritierte Professor für Soziologie Wigand Siebel,
der wenige Monate nach seinem 85. Geburtstag verstorben
ist, folgte 1965 dem Ruf auf das Saarbrücker Ordinariat und
lehrte und forschte drei Jahrzehnte bis zu seiner Emeritierung 1995 auf dem Campus. Er hat zahlreiche Publikationen
zu soziologischen und theologischen Fragen vorgelegt, unter anderem »Freiheit und Herrschaftsstruktur in der Kirche« (1971), »Einführung in die systematische Soziologie«
(1974), »Grundlagen der Logik« (1975), »Systematische
Wahrheitstheorie« (1996) oder zuletzt »Zur Philosophie
und Theologie Joseph Ratzingers« (2005).
Wenige Wochen nach seinem 80. Geburtstag verstarb am 26.
September nach schwerer Krankheit der emeritierte Universitätsprofessor für Urologie, langjährige Direktor der
Der emeritierte Professor für Staatsrecht und Verwal- Urologischen Universitätsklinik und Ehrendoktor des jatungsrecht und frühere Minister Wolfgang Knies hatte panischen Hyogo College of Medecine, Manfred Ziegler.
von 1971 bis März 2003 seinen Lehrstuhl inne und baute Von 1975 bis 1999 leitete der Spezialist für Nierenchirurgie
1978 die Arbeitsstelle Medienrecht auf. Er übernahm nicht und Nierentransplantationen die von Professor Carl-Erich
nur verschiedene Aufgaben in der akademischen Selbst- Alken begründete Urologische Universitätsklinik. Der Ehverwaltung, sondern agierte auch als Sachverständiger für renbürger von Bordeaux und Träger der Ernst-von-BergRundfunkrecht in verschiedenen Gremien. Seit Mai 1980 mann-Plakette war unter anderem auch Ehrenmitglied der
gehörte er zunächst als Minister für Kultus, Bildung und Allunions Gesellschaft für Urologie der UdSSR und der
Sport und dann von Juli 1984 bis April 1985 als Minister für Gesellschaft für Urologie Rumänien.
Rechtspflege und Bundesangelegenheiten der Regierung
des Saarlandes an. Zwischen Mai 1987 und November 1988 Am 4. November ist im Alter von 89 Jahren der langjährige
war der Christdemokrat niedersächsischer Kultusminister. Professor für Amerikanistik Hans Itschert verstorben.
Vor 80 Jahren, am 9. November 1934, wurde Professor Knies 1963 übernahm er an der Universität seiner Heimatstadt
in Mainz geboren.
Saarbrücken das Extraordinariat für Amerikanistik und
wurde 1964 zum ordentlichen Professor ernannt. Als allseits
Am 21. November wurde der Professor für Didaktik des geschätzter akademischer Lehrer hat der Verstorbene 25
Französischen, Angewandte Sprachwissenschaft und Über- Jahre Generationen von Studenten der Anglistik und Amesetzungswissenschaft Günter Schweig 90 Jahre alt. Mit rikanistik begleitet. Der Träger der Verdienstmedaille des
seiner Studie zur politischen Dichtung Heinrich Heines Deutschen Studentenwerks fungierte auch als Vorstandswurde er 1952 als erster Doktor unserer Philosophischen mitglied des Studentenwerkes im Saarland, Vorsitzender
Fakultät promoviert. Nach dem Wechsel in den Schuldienst der Senatskommission für Wohnheimfragen und Beaufwar er der erste deutsche Lehrer und schließlich stellvertre- tragter für das Tutorenprogramm.
tender Leiter am Deutsch-Französischen Gymnasium. Im
Oktober 1970 übernahm er an der Pädagogischen Hoch- Am 1. Oktober 1965 wurde Professor Georg Dhom zum
schule den Lehrstuhl »Französische Sprache und Literatur. Ordinarius und Direktor des Pathologischen Instituts am
Didaktik des Französischen« und wechselte 1978 an die Universitätsklinikum Homburg berufen, das er über 20
Universität. Der Träger der »Palmes académiques« hat zahl- Jahre bis zu seiner Emeritierung 1987 prägte. Mit außerreiche Editionen, Aufsätze und Rezensionen veröffentlicht. ordentlichem Engagement begründete und leitete er den
Landesverband für Krebsforschung und Krebsbekämpfung
Verstorben
sowie das bundesweit einzigartige Saarländische KrebsreIm Alter von 89 Jahren verstarb am 17. August der zwischen gister. Er stand 1969/70 als Dekan an der Spitze der Medi1972 und 1987 an unserer Universität tätige Professor für zinischen Fakultät und gehörte der Leopoldina – Nationale
Slavistik und Ehrendoktor der Kliment-Ochridski-Univer- Akademie der Wissenschaften – an. Der Träger des Großen
sität Sofia Wolfgang Gesemann. Gemeinsam mit Profes- Bundesverdienstkreuzes und der Ernst-von-Bergmannsor Gert Hummel initiierte er die seinerzeit wegweisende Plakette ist am 7. November 92-jährig verstorben.
und einzigartige Universitätskooperation mit Sofia, die
durch zahlreiche gemeinsame Projekte zu den wechselseitigen Kulturbeziehungen und die Einrichtung des Lektorats für Bulgarisch ihren sichtbaren Ausdruck fand. Ferner
gründete der Träger hoher bulgarischer Auszeichnungen
1995 die »Deutsch-Bulgarische Gesellschaft zur Förderung
der Beziehungen zwischen Deutschland und Bulgarien«
und war auswärtiges Mitglied der Bulgarischen Akademie
der Wissenschaften.
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