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Know-how für die Wirtschaft Mitranz: 36. Jahrgang
36. Jahrgang Ausgabe 3 Juni 2006 Mitranz: Know-how für die Wirtschaft 06_056120unis_Inh.qxp 27.06.2006 17:26 Seite 3 Editorial 3 Liebe campus-Leserinnen, liebe campus-Leser, Prof. Dr. Margret Wintermantel Universitätspräsidentin campus 3/2006 was sich in diesen Tagen zunehmend deutlich auf der hochschulpolitischen Ebene abzeichnet, ist wenigstens ein Teilerfolg für die deutschen Universitäten: Das geplante „Kooperationsverbot“, jene umstrittene Konsequenz der Föderalismusreform, der zufolge eine gemeinsame Förderung der Hochschulen durch Bund und Länder im Bereich der Lehre ausgeschlossen wäre, hat sich als unverantwortlich erwiesen und wird nun offenbar zumindest mit einer Aushilfslösung umgangen werden können. Die seit Monaten andauernden Diskussionen und die massiven Proteste der Wissenschaftsorganisationen haben vollends deutlich werden lassen, dass die Zusammenarbeit von Bund und Ländern nicht nur in der Forschung, sondern auch in der Lehre unverzichtbar ist. Denn durch die steigenden Studierendenzahlen, die in den nächsten Jahren zu erwarten sind, durch die Studienreform im Rahmen des Bologna-Prozesses und nicht zuletzt durch die enormen Belastungen im Bereich Hochschulbau stehen die Universitäten und Fachhochschulen vor immensen Herausforderungen, die keinesfalls den Ländern allein abverlangt werden können. Bei derart wichtigen Aufgaben, die für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands von zentraler Bedeutung sind, kann der Bund nicht abseits stehen. Vielmehr muss die gesetzlich abgesicherte Möglichkeit dafür geschaffen werden, dass Bund und Länder sich diesen Aufgaben im Einvernehmen gemeinsam widmen können. Und auch in anderen Bereichen können wir es uns nicht leisten, uns von Finanzmiseren und Sonderinteressen der Länder abhängig zu machen: Die Einheitlichkeit der Hochschulabschlüsse, die einheitliche oder wenigstens kompatible Ausgestaltung der Zulassungsverfahren, der Studienfinanzierung und der Qualitätssicherung müssen sichergestellt werden, um die Vergleichbarkeit der Studienbedingungen zu gewährleisten, aber auch um die Identität des deutschen Hochschulsystems im europäischen Hochschulraum zu sichern. Denn wer mit einer Mannschaft bei der Fußballweltmeisterschaft antritt, kann nicht in Bildung und Wissenschaft 16 Einzelteams spielen lassen – jedenfalls nicht, wenn er Erfolg haben will. Inhalt 4 Geist und Kultur Lebenswissenschaften Nähe? Ferne? Schiller heute 8 • Thomas MannFigurenlexikon erschienen 10 • Gezielte Sprachförderung als Schlüssel zur Zukunft 11 • Septuaginta – Auf den Spuren des Alten Testaments 12 Forschungspreise für Mediziner 18 • CHELM: eLearning in der Medizin 19 • Gastprofessur für medizinische Lehre 19 • EU-weite Vernetzung der Krebsforschung 20 • Graduiertenkolleg in Kooperation mit Kaiserslautern 21 • Saarbrücker Forschung für Sicherheit in der Nanotechnologie 22 • Forschungspreis für Professor Lehr 22 • Biotechnologen ausgezeichnet 23 • Richtfest am neuen Gebäude der Human- und Molekularbiologie 24 Forschung Campus aktuell Geeignete Gesteinsformationen für die Endlagerung von Atommüll in Sicht? 6 • Stifterverband bewilligt Stiftungsjuniorprofessur für Kleinantriebe 6 • Reinraumlabor Mitranz eröffnet 7 • Saarbrücker Mechatronik forscht an den Monitoren der Zukunft 7 • Die „Digitale Fabrik“ der Zukunft 17 • Neues aus der Informatik 26 Fernstudiengang Wirtschaftsrecht 14 • SaarLab bündelt Hochschul-Schülerlabore 15 • Trinationales Seminar: Nationen auf dem Prüfstand 16 • Stiftung der Saar-Uni verleiht Chemie-Forschungspreis 22 • Neuer GründerChampion aus dem Starterzentrum 23 • Science Park 2: Das Konzept geht auf! 25 • Eulenspiegel 30 • Personalia 31 ff campus 3/2006 Titelbild: das bilderwerk campus-Herausgeber Die Universitätspräsidentin, Universität des Saarlandes, Postfach 15 11 50, 66041 Saarbrücken, Telefon (0681) 302-3000 campus-Team Dr. Manfred Leber / ML (Redaktion, verantwortlich), Claudia Ehrlich (ehemals Brettar) / CE (Redaktion und Layout), Gerhild Sieber / GS (Redaktion und Layout), Evelyne Burkhart (Layout und Satztechnik). Ständige Mitarbeit des Kompetenzzentrums Informatik: Friederike Meyer zu Tittingdorf / MEY; des Universitätsarchivs: Dr. Wolfgang Müller / WM; des Universitätsklinikums: Marion Ruffing / MR Universität des Saarlandes, Presse- und Informationszentrum, Postfach 15 11 50, 66041 Saarbrücken, Telefon (0681) 302-3601, Telefax (0681) 302-2609, E-mail: [email protected]. Auflage: 8.000, ISSN 0342.3212 Druck und Anzeigenwerbung: Ottweiler Druckerei und Verlag GmbH, Postfach 1261, 66559 Ottweiler, Telefon (06824) 9001-0, Telefax (06824) 1660. campus erscheint viermal im Jahr während der Vorlesungszeit. Für unverlangt eingehende Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Die Beiträge können aus redaktionellen Gründen gekürzt werden. Namentlich oder mit dem Signum des Verfassers gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers oder der Redaktion übereinstimmen. Alle Beiträge sind frei für den Nachdruck bei Quellenangaben und gegen Belegexemplar. http://www.uni-saarland.de/campus Redaktionsschluss für campus 4/2006: 8.9.2006 Werbung Forschung Geeignete Gesteinsformationen für die Endlagerung von Atommüll in Sicht? Die Universität des Saarlandes ist an einem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie geförderten Forschungsverbund beteiligt. ie Frage nach einer geeigneten Endlagerung der hochradioaktiven Abfälle, die bei der Produktion von Atomstrom entstehen, ist und bleibt eine der großen Herausforderungen unserer Zeit – völlig unabhängig von der Entscheidung, in Deutschland die Gewinnung von Strom durch Atomenergie auslaufen zu lassen. Im Bestreben, das in Deutschland auf dem Gebiet der Endlagerforschung vorhandene Wissen zusammenzuführen, fördert das Bundeswirtschaftsministerium für weitere drei Jahre einen Forschungsverbund zur Untersuchung von Gesteinsformationen, die sich für ein Endlager eignen könnten. Zu den acht Partnern dieses Verbunds gehört auch die Universität des Saarlandes mit ihrem Lehrstuhl D 6 für Anorganische und Analytische Chemie und Radiochemie von Prof. Horst Philipp Beck. Nach der Untersuchung von Salz und dem Modelltonmaterial Kaolinit soll damit begonnen werden, natürliche Tongesteine auf ihre Eignung als Wirtsgestein bzw. als geologische Barriere eines Endlagers für radioaktive Abfälle zu untersuchen. „Insbesondere geht es darum zu ermitteln, wie sich die radioaktiven Elemente auf ihrem Weg durch das Gestein verhalten würden, falls es zu einer Freisetzung und Ausbreitung aus dem Endlager käme“, erläutert Professor Beck. Als einer der Experten auf dem Gebiet der Endlagerforschung hat der Saarbrücker Chemiker während seiner Zeit an der SaarUniversität erhebliche Mittel für Forschung und Prof. Dr. Horst Philipp Beck Lehre eingeworben. Die Forscher arbeiten an der Klärung folgender Fragen: Wie werden die Radionuklide von verschiedenen Gesteinen festgehalten, und welche Transportprozesse müssen berücksichtigt werden? Werden Radionuklide der Actinidenelemente Uran, Neptunium oder Plutonium bei einem Wassereinbruch überhaupt mobilisiert oder lagern sie sich vor Ort an Oberflächen an und verharren dort unbeweglich? Kommt es zur Bildung von Kolloiden und erfolgt eine Bindung der Radionuklide beispielsweise an Huminstoffe, die in natürlichen Grundwässern vorkommen? Diesbezüglich befasst sich die Arbeitsgruppe um Professor Beck auch damit, ob dadurch die Gefahr einer beschleunigten Ausbreitung radioaktiver Substanzen besteht oder welche Wechselwirkungen es mit anderen, nichtradioaktiven Stoffen gibt. ML Stifterverband bewilligt Stiftungsjuniorprofessur für Kleinantriebe er Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft hat der Universität aus Mitteln der ClaussenSimon-Stiftung eine Stiftungsjuniorprofessur für Kleinantriebe mit Laufbahnperspektive („Tenure-Track“) bewilligt. Die neue Stiftungsjuniorprofessur, die auch von der Stiftung des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie (ME) des Saarlandes gefördert wird, erweitert das Fachspektrum der Mechatronik, die der Industrie und den Studierenden nun ein breiteres Forschungs- und Lehrangebot bieten kann. Das Konzept der Saar-Uni konnte sich im Wettbewerb durchsetzen: Eine unabhängige Jury wählte unter 99 Anträgen die Saarbrücker Juniorprofessur für Kleinantriebe zusammen mit 13 weiteren Stiftungsjuniorprofessuren aus. Das Förderprogramm „Stiftungsjuniorprofessuren mit TenureTrack“ hatten die Claussen-SimonStiftung und die Fritz und Hildegard Berg-Stiftung gemeinsam mit dem Stifterverband ausgeschrieben. Die campus 3/2006 D Universität erhält für die Stiftungsjuniorprofessur Personal- und Sachmittel für sechs Jahre. Insgesamt fließen rund 420 000 Euro an den Saarbrücker Campus. Im Gegenzug hat sich die Universität verpflichtet, dem Juniorprofessor im Fall einer positiven Begutachtung nach Ablauf der Förderphase eine weiterführende Karriereperspektive anzubieten. „Deutschland muss exzellenten jungen Wissenschaftlern verlässliche Karriereperspektiven bieten“, fordert der Generalsekretär des Stifterverbandes, Andreas Schlüter. Dazu gehöre insbesondere ein geregelter Weg („track“) von der befristeten Anstellung auf die feste Professur („tenure“). Im Zentrum der Stiftungsprofessur für Kleinantriebe, die jetzt ausgeschrieben wurde, steht die elektromagnetische Antriebstechnik. „Im Hinblick auf den starken Trend zur Miniaturisierung durch die Mikrosystemtechnik gewinnen elektromagnetische Kleinantriebe zunehmend an Bedeutung“, erläutert der Dekan der Fakultät Physik und Mechatronik Prof. Andreas Schütze. „Diese zeichnen sich durch hohe Energiedichte und Dynamik bei gleichzeitig sehr hoher Energieeffizienz aus und sind Schlüsselkomponenten für viele zukünftige Anwendungen. Man denke etwa an autonome Robotersysteme und moderne Sicherheitskomponenten der nächsten Automobilgeneration oder für die Luft- und Raumfahrt.“ Auch die Stiftung ME Saar unterstützt die neue Stiftungsjuniorprofessur: Rund 200 000 Euro stellt sie zur Verfügung! CE Im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft haben sich über 3 000 Unternehmen, Unternehmensverbände und Privatpersonen zusammengeschlossen, um Wissenschaft, Forschung und Bildung voranzubringen. Die vom Stifterverband treuhänderisch verwaltete ClaussenSimon-Stiftung fördert wissenschaftlich und technisch begabte junge Menschen aller Fachrichtungen. Die gemeinnützige Stiftung ME Saar wurde 2001 vom Verband der Metall- und Elektroindustrie des Saarlandes (ME Saar) gegründet. Ziel der Stiftung ist die finanzielle Förderung von Wissenschaft und Forschung, Bildung, Kunst und Kultur im Saarland. Forschung Interessenten stehen im Mitranz ein 100 Quadratmeter großer Reinraum der Klasse 100/1000, Lithographie mit einem Mikrometer Auflösung, Labore für Dünnfilm-, Aufbau- und Verbindungstechnik sowie Flächen für Projektmitarbeit zur Verfügung. Foto: das bilderwerk I m Rahmen einer festlichen Veranstaltung mit zahlreichen Gästen aus Politik und Wirtschaft eröffneten im Juni Wirtschaftsminister Hanspeter Georgi und der Ständige Vertreter des Universitätsvizepräsidenten für Verwaltung und Wirtschaftsfüh- Reinraumlabor Mitranz eröffnet rung Gerhard Korz das neue Mikrotechnologie-Transferzentrum Mitranz im Science-Park 2 vor den Toren der Universität. Das saarländische Wirtschaftsministerium förderte den Aufbau des Reinraums mit 750 000 Euro. „Diese Förderung unterstützt den lebendigen Technologietransfer im Saarland und stellt die Infrastruktur für Unternehmen bereit, die auf externe Laborkapazitäten im Bereich der Mikrosystemtechnik angewiesen sind“, betonte der Wirtschaftsminister in seiner Ansprache. Der sehr kostenintensive Bereich des Technologietransfers kann durch einen Nutzerclub für Firmen gering gehalten werden. Die wissenschaftliche Einrichtung spricht in besonderem Maße kleine und mittlere Firmen an, die auf dem Gebiet der Mikrotechnologie tätig sind. Mitranz unterstützt die Unternehmen dabei von der Machbarkeitsstudie über Entwicklung und Produktion bis hin zur Markteinführung. Das Reinraumlabor wird von drei Lehrstühlen der Fachrichtung Mechatronik getragen: Federführend ist der Lehrstuhl für Mikromechanik, Mikrofluidik/ Mikroaktorik, der mit Prof. Helmut Seidel den geschäftsführenden Direktor stellt. Außerdem sind die Lehrstühle für Messtechnik (Prof. Andreas Schütze) sowie Systemtheorie und Regelungstechnik (Prof. Andreas Kugi) in das Trans- ferzentrum eingebunden. „Eine solche enge Zusammenarbeit von Universität und Industrie hat im Saarland bisher gefehlt“, erklärte Otmar Schön, Gesellschafter der HYDAC-Gruppe, und unterstrich, dass den interdisziplinären Anforderungen in Industrie und Wirtschaft Rechnung getragen werden müsse, was sich bereits in der Ausbildung des Nachwuchses widerspiegeln solle. Gemeinsam mit der Fachrichtung Mechatronik bietet die HYDAC ein kooperatives Studium an. Dass Universitäten nicht nur Wissens-, sondern auch „Könnensvermittler“ sein müssten, hob der Vorstand der Tharsos AG, Dr. Walter Kroy, in seinem Festvortrag hervor. Anke Kopper 7 Die Arbeitsgruppe um den Mikroelektroniker Prof. Chihao Xu hat sich auf die Elektronik von OLED-Displays spezialisiert. Gemeinsam mit Forschergruppen aus Industrie und Wissenschaft entwickelt er im Projekt CARO Displays für den Einsatz in Automobilen. Das Bundesforschungsministerium fördert die Arbeiten im Forschungsverbund mit 5,5 Millionen Euro. Saarbrücker Mechatronik forscht an den Monitoren der Zukunft Prof. Dr. Chihao Xu ie sind die Monitore der Zukunft: die Organischen Leuchtdioden-Displays, kurz OLED-Displays genannt. Die Bildschirme, die dünn wie Folie und auch ebenso biegsam sind, zeigen dem Betrachter einen weiten Blickwinkel, geben bewegte Bilder perfekt wieder und verbrauchen wenig Energie. Schon heute ist die OLED-Technik in Handys, MP3-Playern und Digitalkameras im Einsatz. Sie beruht auf dem Phänomen, dass bestimmte Kunststoffe bei Stromzufuhr leuchten. Auch die Natur kennt einen solchen Lumineszenzeffekt, den etwa das Glühwürmchen bei der Partnersuche einsetzt. Weltweit wird daran gearbeitet, die neue Technologie für die verschiedensten Anwendungsbereiche nutzbar zu machen – ein Markt, bei dem auch die Bundesrepublik im internationalen Konzert mitspielen will: mit Spitzenforschung made in Germany. 5,5 Millionen Euro investiert das Bundesforschungsministerium für dreieinhalb Jahre in den Forschungsverbund CARO, der die Displays aus organischen Leuchtdioden erforschen und entwickeln soll: Im Mittelpunkt stehen OLED-Displays für den Einsatz in Fahrzeugen. Vorne mit dabei ist die Mechatronik der SaarUni: Am Lehrstuhl für Mikroelektronik von Prof. Chihao Xu dreht sich alles um die Elektronik für die Displays. Professor Xu und sein Team konnten eine neue Adressierungstechnik zur Ansteuerung des OLEDDisplays zum Patent anmelden: Die innovative Methode, die einzelnen Bildpunkte des Displays anzusteuern, brachte der Saar-Uni und dem Lehrstuhl international Anerkennung. Gemeinsam mit Partnern aus der Industrie arbeitet Prof. Xu jetzt daran, die neue Technik in einem Modell-Display umzusetzen. CE Im Projekt CARO hat sich der Mittelstand mit universitärer und außeruniversitärer Forschung zusammengeschlossen, um mit vereinter Kraft das riesige Marktpotenzial der OLED-Technik auszuschöpfen. Gemeinsam mit der Saar-Uni sind am Großprojekt beteiligt drei Fraunhofer-Institute, die TU Braunschweig sowie die Unternehmen Optrex Europe, Novaled aus Dresden und Elmos mit Sitz in Dortmund. campus 3/2006 S Geist und Kultur Am 9. Mai 2005 war des 200. Todestages von Friedrich Schiller zu gedenken. Die Feiern und Feste, Kolloquien und Vorträge aus diesem Anlass sind nicht zu überblicken. Kaum eine größere Stadt hat darauf verzichtet, eine eigene Form des Andenkens zu suchen. Eine große Schiller-Feier hat es in Saarbrücken allerdings nicht gegeben. Die Schiller gewidmete Ringvorlesung der Fachrichtung Germanistik wollte die dadurch mögliche Vielfalt von Fragestellungen nutzen. Um dieses Angebot nicht auf die Universität und ihren abends verlassen wirkenden Campus zu beschränken, wurde der Vortragssaal der Stadtgalerie Saarbrücken ausgewählt, den alle Interessenten leicht erreichen konnten. Nähe? Ferne? Schiller heute Zeichnung von F.G. Weitsch: Der von Krankheit gezeichnete Friedrich von Schiller 1804 8 campus 3/2006 D en Auftakt übernahm Dirk von Petersdorff, der seinen Beitrag „’Sieh da! Sieh da, Timotheus!’. Die Balladen“ überschrieb. Als Gegenstand wählte er „Die Kraniche des Ibykus“, in der Schiller sein Ideal eines Theaters darstellt, das den ganzen Menschen aktiviert. Im Theaterrund kann sich eine Gesellschaft als einheitlich erfahren. Die Ballade deutet allerdings auch die religiöse Dimension des Theaters an: Die Mörder werden gefasst, weil in einem Moment die Existenz transzendenter Mächte erfahrbar wird. Mit dieser Ballade zeichnet Schiller das Wunschbild einer Kunst, die Wirkungen hervorbringen kann, zu welchen keine andere gesellschaftliche Institution fähig ist. Die Schlusspassagen im Konjunktiv lassen es allerdings offen, ob die Götter dieser Kunst tatsächlich existieren. Gerhard Lauer (Göttingen) sprach über „Das Schöne und die Republik. Politische Klassik im Weimar des 18. Jahrhunderts“. Damit wollte er einen häufig übersehenen Aspekt der politischen Ideengeschichte der Weimarer Zeit beleuchten, die Idee des Republikanismus. Wesentliche Aspekte des Bürgerhumanismus mit seinen Wurzeln in Florenz seien Gleichheit, Landbesitz und Wehrfähigkeit. Die Weimarer haben diesen Republikanismus aufgegriffen und mit ihren ästhetischen Idealen verbunden. Am Beispiel des „Tell“ und an Goethes Epos „Hermann und Dorothea“ lässt sich belegen, wie wichtig diese Idee des Republikanismus um 1800 war. Auch der Vortrag von Anke-Marie Lohmeier „Der Vorschein der Frei- heit: Schillers Ästhetik“ zielte letzten Endes ins Politische. Sie skizzierte Schillers Zeitdiagnose, den Prozess funktionaler Ausdifferenzierung der Gesellschaft, einen historischen Leitprozess gesellschaftlicher Modernisierung. Die Einsicht in die Verluste, die Modernisierung dem Menschen zufügt, war Triebfeder einer reichhaltigen Produktion selbstreflexiver Texte – nicht nur von Schiller. Den universalgeschichtlichen Auftrag der Kunst hat Schiller in die Formel von der „Schönheit, durch welche man zur Freiheit wandert“, gefasst. Das Kunstwerk ist für Schiller von allen Zwecken frei. Im Schönen kommt Freiheit zur Erscheinung. Im ästhetischen Zustand, unter Wirkung des Spieltriebs erfährt der Mensch Augenblicke der Freiheit. Die Anschauung des Schönen ist „ein Vorschein der Freiheit“. Die thematische Reihe vom Republikanismus über die Schönheit als Bedingung der Freiheit führte Reiner Marx mit seinem Beitrag über „Schiller und die Französische Revolution“ weiter. Die verschiedenen Quellen dokumentieren nach 1790 seine durchgehend revolutionskritische Position. Das Problem der Gewalt, aber auch der scheiternden Revolutionspraxis stießen den Ehrenbürger der Revolution ab. Seine Konzeption von einer geistig-ideellen Revolution ist jenseits historischer Faktizität angelegt. Dennoch evoProf. Dr. Gerhard Sauder, Organisator der ziert Schiller in seinem literariRingvorlesung und Autor des Artikels schen Werk von den „Räubern“ bis zu „Tell“ eine revolutionäre Stimmung, die ihn auf der Bühne revolutionärer erscheinen lässt als es seine Revolutionskritik formuliert. Karl Richter zeigte in seinem Vortrag „Veränderung durch Spiel. Theater im sozial- und kulturgeschichtlichen Prozeß der Schiller-Zeit“, dass bereits dessen frühes Werk politisch auf eine überalterte Gesellschaft reagiert habe. Auch die klassischen Stücke antworteten auf die Französische Revolution mit dem Projekt einer geistigen Revolution, die mit Wirkungen der Tragödie und der ästhetischen Erziehung des Menschen eine humane Veränderung der Gesellschaft erreichen will. „Wilhelm Tell“ verweise allerdings auch auf Ernüchterungen und Einsichten des späten Schiller: Die Hoffnung auf die Kunst wird durch das Thema der befreienden Tat ergänzt. Der gemeinhin als pathetisch verschrieene Schiller hatte durchaus Sinn für Humor. Ob er sich allerdings über die zahlreichen Parodien gefreut hätte, die seine seit Beginn des 19. Jahrhunderts so beliebten und bekannten Balladen provozierten, ist zu bezweifeln. Gerhard Sauder hat in seinem Vortrag über „Schiller-Parodien“ zunächst den „Sitz im Leben“ dieser Texte in der Schule zu bestimmen versucht und bot dann einen Abriss heutigen Verständnisses von Parodie. Dazu gehören auch formale Regeln. Die Schiller-Parodisten wollten vor Geist und Kultur 9 campus 3/2006 allem übertriebenes Pathos und alles Unmäßige entlarven. Man hat „Untererfüllung“ als Prozedur parodistischer Bloßstellung beschrieben. Bei den stilistisch sehr unterschiedlichen Beispielen von Parodien zur „Glocke“ und anderen Schiller-Gedichten war auf eine Besonderheit hinzuweisen: die große Zahl von jiddischen Texten, die eine eigene Untersuchung wert wären. Matthias Luserke-Jaqui (Darmstadt) interpretierte „Schillers ‚Wilhelm Tell’“ im Kontext des dramatischen Gesamtwerkes. Zu Beginn skizzierte er die Entstehungsgeschichte vor dem Hintergrund der politischen und historischen Erfahrungen um die Wende des 18. zum 19. Jahrhundert und analysierte dann den „Mythos Schweiz“. Nach gattungstypologischen Überlegungen wurde die Diskrepanz zwischen individueller und öffentlich politischer Motivation des Helden herGemälde von Erich Kuithan: Schiller auf dem Wege zu seiner Antrittsvorlesung in das Griesbachhaus Jena ausgearbeitet. Die Spannung zwischen Verteidigung der Familie und Vertrauen auf die Wirkung des SchöVerteidigung des Landes wurde beschrieben. Die am Ende stehende Apotheose nen sei geradezu skandalös. Dem der Freiheit gab Anlass zu einer erneuten Reflexion über den Mythos als setzte der Vortragende seine These Deutung der Geschichte. Aspekte der Rezeptionsgeschichte führten in die von der ästhetischen Erfahrung als Situation des frühen 19. Jahrhunderts zurück. einer Komplexerfahrung entgegen; Manfred Engels kritische Bemerkungen über „Schiller und wir – Ferne aus literarische Texte erforderten eine großer Nähe“ hätten sich als Eröffnungsvortrag sehr gut geeignet. Er hat den Fähigkeit zur ‚Komplexitätstoleranz’. Fremdheitsfaktor des Nationaldichters, der heute wohl zu den unzeitgemäßesten Den letzten Vortrag hielt HansDichtern zählt, reflektiert. Mit Recht lehnt er einen biografischen Schiller „auf Jürgen Schings (Berlin). Er sprach Augenhöhe“ (Sigrid Damm) ab. Nahe seien uns immerhin alle Probleme und über das Thema „Von der Geschichte Fragen, auf die Schiller geantwortet habe. In diesen Bereichen scheine er am zum Schicksal. Schillers ‚Wallenweitesten von uns entfernt zu sein: in seinem Idealismus, seiner Ästhetik, bestein-Tragödie’“. An den Anfang sonders in seiner Verpflichtung der Kunst auf das Schöne. Das Schillersche stellte der Redner eine differenzierte Ideen- und Metapherngeschichte zur Neues Buch Geschichtsphilosophie der Aufklärung. Im Zentrum stand der in allen Ludwig Harig: Familienähnlichkeiten. Deutsch-französische Sprachspiele. europäischen Literaturen benutzte Herausgegeben von Gerhard Sauder. Gesammelte Werke. Band I. Hanser Topos von ‚der großen Kette aller Verlag: München, Wien 2005. 492 Seiten. 29,90 Euro Wesen’ (the great chain of being). ISBN 3-446-20615-9. Schillers „Theosophie des Julius“ bot Als 1971 Ludwig Harigs „Sprechstunden für die für diese Überlegungen die ergiebigsdeutsch-französische Verständigung und die Mitte Quelle. Fragen der historischen glieder des Gemeinsamen Marktes“ erschienen, war Teleologie, des Determinismus und die Überraschung groß: Der Autor hatte ganz neue des Verständnisses von ‚Schicksal’ sprachliche Mittel gesucht und gefunden, und mit wurden erörtert und auf einzelne einem Schlag bestand wieder eine Verbindung vom Aspekte des ‚Wallenstein’ appliziert. deutschen Roman zur europäischen Moderne. Das Über Mangel an Besuchern konnten Buch verdient es, neu gelesen zu werden: Entsich die Vortragenden nicht beklagen. standen auf halbem Weg vom Kriegsende bis zur Zu einer treuen Gemeinde von ZuEinführung des Euro, nimmt es die Erfolgsgehörern, die keinen Vortrag ausließen, schichte der europäischen Einigung sprachspiekamen auch immer wieder Gäste, die lerisch vorweg und lässt sich einordnen in die exein bestimmtes Thema besonders anperimentelle Literatur der Generation zwischen sprach. Nach allen Vorträgen gab es Raymond Queneau und Georges Perec. Zusammen eine Diskussion. Das Echo der Ringmit der bereits 1965 entstandenen Sammlung von Textminiaturen „Reise nach vorlesung war – nach Aussage von Bordeaux“ erscheint der Roman hier im Rahmen der Werkausgabe – sorgfältig vielen Beteiligten – erfreulich. ediert und präzise kommentiert. Gerhard Sauder Geist und Kultur 10 Die Germanistik der Universität des Saarlandes bietet online ein Nachschlagewerk über bekannte und weniger bekannte Figuren aus dem Werk von Thomas Mann an. V on Hans Castorp bis Lobgott Piepsam – bei der Menge der Figuren, die das erzählerische Universum Thomas Manns bevölkern, kann man auch als intimer Kenner dieses Oeuvres – sei es als Literaturwissenschaftler oder einfacher Liebhaber – schon einmal den Überblick verlieren. Abhilfe kann da neuerdings eine Webedition der Saarbrücker Germanistik schaffen: das von Dr. Eva D. Becker verfasste und von Prof. AnkeMarie Lohmeier herausgegebene Thomas MannFigurenlexikon, zu konsultieren unter www.thomasmann-figurenlexikon.de (auch zugänglich unter www.uni-saarland.de/ thomas-mann-figurenlexikon). Das Online-Lexikon enthält Kurzportraits der Figuren von zunächst vier Romanen (Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull, Budden- brooks, Der Zauberberg, Doktor Faustus) und von 30 Erzählungen Thomas Manns. Unter der Rubrik „Figuren“ können die Einträge zu den bislang 392 Namen rein alphabetisch oder aber unter der Rubrik Thomas MannFigurenlexikon erschienen Prof. Dr. Anke-Marie Lohmeier Dr. Eva D. Becker © Archiv S. Fischer Verlag „Titel“ geordnet nach Werken recherchiert werden. Die Kurzportraits fassen die Charakteristika der Figuren und ihrer Geschichten in textnahen Beschreibungen zusammen und verweisen auf die einschlägigen Kapitel oder Erzählabschnitte des Werkes. Sie sind, so Eva D. Becker in ihrem Vorwort, „als Lesehilfe, Gedächtnisstütze und Nachschlagewerk gedacht“. Illustrationen von Robert Gernhardt, der seine Zeichnungen aus dem „Randfigurenkabinett des Doktor Thomas Mann“ (Frankfurt 2005) zur Verfügung stellte, geben der Seite auch ästhetisch ein reizvolles Gepräge. Nachdem die FAZ das Online-Angebot am 28. April 2006 besprochen hatte („Als Nachschlagewerk und Lesehilfe leistet die bald fortgeführte Publikation ... wertvolle Dienste“), verzeichnete die Seite einen wahren Besucherboom. Auch gegenwärtig zählt die Statistik täglich zahlreiche Besucher aus aller Herren Länder; viele Links verweisen auf das Figurenlexikon. Nach sich häufenden Anfragen denken Prof. Lohmeier und Dr. Becker auch über eine CD-ROMVersion des Lexikons nach. Der Erfolg der Thomas Mann-Seite ermutigt die Saarbrücker Germanistinnen zu neuen Projekten. Dr. Becker bereitet derzeit die Lexikalisierung weiterer Thomas Mann-Romane vor und auch ein Orts-Lexikon zu den Mann-Werken ist angedacht: Professor Lohmeier hat bereits einen Bearbeiter hierfür gewinnen können. Als weiteres Vorhaben plant Prof. Lohmeier jetzt eine übergeordnete Seite „Literaturlexikon-online.de“, unter deren Dach Orts- und Figurenlexika auch zu anderen Autoren entstehen sollen. ML/CE Neues Buch campus 3/2006 Erste Neuedition seit 1637 Andreas Gryphius: Fewrige Freystadt Mit neu aufgefundenen Autographen und Materialien, hrsg. und kommentiert von Johannes Birgfeld. Hannover: Wehrhahn Verlag 2006; 20 Euro. ISBN 3-932324-38-2 Andreas Gryphius (1616–1664) ist einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dramatiker und Lyriker des Barockzeitalters wie der deutschsprachigen Literatur überhaupt. Zu seinen weniger bekannten Werken gehört die 1637 entstandene „Fewrige Freystadt“. Anlass der Schrift war ein verheerendes Feuer, das im Juni 1637 innerhalb weniger Stunden die schle- sische Stadt Freystadt fast vollständig vernichtete. Gryphius, der zunächst gedrängt werden musste, über das Ereignis zu schreiben, verfasste nicht allein einen gewissenhaften, auf gerichtlichen Verhören beruhenden Prosabericht, sondern ergänzte diesen um ein eindrucksvolles Gedicht. Die „Fewrige Freystadt“, Gryphius’ umfangreichster deutscher Prosatext überhaupt, liegt nun in einer Neuedition vor – der ersten seit 1637. Das Buch, herausgegeben und kommentiert von Johannes Birgfeld, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Saarbrücker Germanisten Prof. Manfred Engel, schließt mit diesem für das Verständnis von Gryphius’ Schaffen wichtigen Frühwerk eine Lücke in der Edition der deutschsprachigen Werke des Barockdichters. Es enthält neu entdeckte Handschriften, die zugleich die umfangreichsten sind, die bisher von Gryphius bekannt wurden. Insbesondere durch das Nebeneinander von Bericht und Langgedicht eröffnet das Werk seltene Einblicke in die literarische Werkstatt des Autors: So lässt sich das Verhältnis von historischem und literarischem Schreiben im Barock ergründen, die Genese barocker Literatur aus historischen Erfahrungen beobachten. Auch jenen Lesern, die mit Barockliteratur weniger vertraut sind, eröffnet die Edition Brücken zum Verständnis des Textes. Die Bildungschancen für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund verbessern – das ist das Ziel eines bundesweiten Projekts der Stiftung Mercator in Essen. Im Saarland hat Prof. Lutz Götze an seinem Lehrstuhl Deutsch als Fremdsprache im Oktober 2005 mit dem Projekt begonnen. Nun stellte er es in der Erweiterten Realschule Ludwigspark erstmals der Öffentlichkeit vor. Im Förderunterricht Foto: Stefan Gebhardt campus aktuell Studierende fördern Jugendliche aus zugewanderten Familien I 11 Die Stiftung Mercator übernimmt nur die Honorare der Förderlehrer; deshalb ist das Projekt dringend auf die Unterstützung von Sponsoren und Förderern angewiesen. Infos bei Projektkoordinatorin Dr. Elena Tregubova, Tel. (0681) 3023712, Email: [email protected] Werbung campus 3/2006 nsgesamt 180 000 Euro stellt die Stiftung Mercator für das Projekt „Förderunterricht im Saarland“ zur Verfügung. Mit diesem Geld realisieren der Lehrstuhl Deutsch als Fremdsprache von Prof. Lutz Götze, das Diakonische Werk und das Kultusministerium in Kooperation mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung einen freiwilligen, zusätzlichen Sprachunterricht für Kinder aus Einwandererfamilien. Dabei geht das Saarbrücker Projekt – gegenüber verwandten Projekten der Stiftung Mercator in anderen Bundesländern – neue Wege: Die rund 30 Förderlehrer erhalten nicht nur innerhalb der Universität eine Ausbildung in der Didaktik des Deutschen als Zweitsprache, sondern dies wird mit dem schulischen Einsatz und – bundesweit einmalig – dem Erwerb sozialer Integrationskompetenz verzahnt. Dazu gehören unter anderem ein studienbegleitendes Praktikumsseminar, Hospitationen und Fortbildungen sowie individuelle Betreuung durch eine Projektkoordinatorin. Als Förderlehrer werden ausgewählte Studierende im Lehramtsstudium für Fremdsprachen und im Aufbaustudium Deutsch als Fremdsprache eingesetzt. Mit dem Unterricht an einer Projektschule können sie ihr obligatorisches Praktikum als – bezahlte – Förderlehrer absolvieren, sie sollten aber mindestens ein Jahr lang tätig sein. Für die pädagogische Schulung der Studierenden ist ein Kooperationsnetzwerk im Aufbau – und zwar mit dem Zentrum für Lehrerbildung an der Universität und mit dem Diakonischen Werk, das schon seit vielen Jahrzehnten in der Migrationsarbeit tätig ist. Dem Diakonischen Werk fällt die Aufgabe zu, die Förderlehrer in die Integrations- und Elternarbeit einzubinden. Damit wird vermieden, dass die Sprachförderung losgelöst vom familiären Hintergrund der Schüler abläuft. Derzeit besuchen rund 200 Schüler der Klassen fünf bis sieben (Sekundarstufe I) an zwei Nachmittagen in der Woche den freiwilligen Sprachunterricht. Die Kurse finden in Kleingruppen statt und sind für die Schüler kostenlos. Insgesamt nehmen 13 Projektschulen teil. Bei der Auswahl der Schulen wirkte das Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft mit. Der Lehrstuhl Deutsch als Fremdsprache setzt mit diesem Projekt sein Praxis-Engagement im Bereich Integration fort, das er unter anderem bereits durch die Entwicklung von Fortbildungsmaßnahmen für Lehrende im Rahmen des 2002 verabschiedeten Zuwanderungsgesetzes initiiert hatte. Dazu erklärte Projektleiter Professor Götze: „Gerade die bedrückenden Ergebnisse der letzten PISAStudie haben bewiesen, wie weit die Bundesrepublik bei der sprachlichen und sozialen Integration der Migrantenkinder anderen Industriestaaten hinterherhinkt. Unser Projekt soll einen wirkungsvollen Beitrag dazu leisten, dass das in der Zukunft besser wird.“ Elena Tregubova/GS Septuaginta Sie war die größte Übersetzungsleistung der Antike – die Septuaginta, die Übertragung der auf hebräisch verfassten Bibel ins Altgriechische. Ein zeitgenössisches Bibel-Großprojekt leitet Prof. Wolfgang Kraus von der Fachrichtung Evangelische Theologie zusammen mit seinem Kollegen Prof. Martin Karrer aus Wuppertal seit fast sieben Jahren: Mit einem Team von mehr als 70 Wissenschaftlern übersetzen sie die Septuaginta in die deutsche Sprache und schließen damit eine immense Lücke in der Bibelforschung und dem Verständnis der Heiligen Schrift. Die Arbeiten sind so gut wie abgeschlossen. W enn von der Bibel die Rede ist, frage ich immer: Welche Bibel meinen Sie?“, sagt Professor Wolfgang Kraus, der an der Universität des Saarlandes Bibelwissenschaften lehrt. Neben den unterschiedlichen Bibelausgaben der evangelischen und der katholischen Kirche könnte auch die jüdische Ausgabe des Alten Testaments gemeint sein – oder die Septuaginta, die Übersetzung des auf Hebräisch (oder Aramäisch) verfassten Alten Testaments ins Altgriechische. Anderthalb Jahrtausende lang war sie die „Ausgabe“ des Alten Testaments, auf der die christliche Kirche Westeuropas fußte. „Septuaginta“ (abgekürzt: LXX) bedeutet „70“. Damit bezieht sich der Name auf die Entstehungslegende des Werks: Dem „Aristeasbrief“ zufolge soll der ägyptische König Ptolemaios II. 72 jüdische Gelehrte gebeten haben, die fünf Bücher Mose (Pentateuch) zu übersetzen. Sie wurden von Jerusalem nach Alexandria in Ägypten geschickt, wo es im 3. Jahrhundert v. Chr. eine große jüdische Gemeinde gab. Diese Juden sprachen in ihrem Alltag Griechisch, und so wurde für sie mit der Septuaginta das größte Übersetzungsprojekt der Antike realisiert. Das Werk wurde im Unterricht und zunehmend auch für den Gottesdienst benutzt. „ 12 campus 3/2006 „Die Septuaginta ist ein eigenständiges Werk“ Ab der Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. umfasste die Übersetzung die meisten der für die Religion Israels grundlegenden Schriftwerke (Pentateuch, Propheten, erste Weisheitsschriften). „Die Septuaginta ist eine gewachsene Sammlung von Übersetzungen und Schriften“, erklärt Professor Kraus. Das gelte umso mehr, Auf den Spuren als auch die hebräische Ausgabe des Alten Testaments damals noch keineswegs abgeschlossen war. „Die Gestaltfindungen der hebräischen Bibel und der Septuaginta verlaufen in einem komplizierten Nebeneinander. Die LXX ist daher ein eigenständiges Werk und nicht einfach von dem uns bekannten Bestand der heiligen Schriften abhängig“. Damit spielt sie eine ganz entscheidende Rolle für das Verständnis des antiken Judentums, der allgemeinen antiken ReliPapyrus aus dem 2. Jh. v. Chr. aus der gionsgeschichte – und des Neuen Septuaginta (Deuteronomium 25, 1-3), Testaments: Dessen Autoren bezieUniversität Manchester, John Rylands hen sich bei der Aufnahme alttestaLibrary. mentlicher Belege mehr auf die Septuaginta als auf den hebräischen Text. Die Septuaginta weicht in vielen Einzelheiten von der hebräischen Fassung des Alten Testaments ab, denn „bei der Übersetzung wurden hebräische Vorstellungen in die alexandrinische Vorstellungswelt übertragen“, erläutert Prof. Kraus. Ihre Bedeutung für das mittel- und westeuropäische Christentum verlor die griechische Bibel erst zu Beginn der Neuzeit: Die Humanisten des frühen 16. Jahrhunderts orientierten sich wieder am hebräischen Text ebenso wie Martin Luther bei seiner Bibelübersetzung für die evangelische Kirche. Auch das heutige Judentum bezieht sich maßgeblich auf die hebräischen Schriften. Die Folge war: Die griechische Bibel verlor sich im Bewusstsein des Westens. Nur das griechische Christentum behielt die Septuaginta unverändert bei. Den heutigen Übersetzungsprojekten geht es darum, die zweite zentrale Quelle der biblischen Überlieferung wieder ins Blickfeld zu rücken und somit auch der wissenschaftlichen Erschließung zugänglich zu machen. Den Anfang machte eine französische Forschergruppe in den 80er Jahren mit der „Bible d’Alexandrie“. Daraufhin entstanden in jüngster Zeit auch in anderen Sprachkreisen Übersetzungsunternehmungen. Das deutsche Projekt wurde Ende 1999 begonnen. Initiiert wurde es von den beiden Neutestamentlern Prof. Wolfgang Kraus von der Saar-Uni und Prof. Martin Karrer aus Wuppertal, die als Hauptherausgeber fungieren. An der Übersetzung sind Die Initiatoren des deutschen SeptuagintaProjektes: Prof. Dr. Martin Karrer (l.) und Prof. mehr als 70 Wissenschaftler unterDr. Wolfgang Kraus. schiedlicher Disziplinen, Konfessionen und Nationalitäten beteiligt. „Die Initiatoren sind evangelisch, die Mitarbeiter evangelisch, katholisch und orthodox“, sagt Prof. Kraus, der besonders stolz darauf ist, dass das Geleitwort nicht nur von der evangelischen und katholischen Kirche, sondern auch von der orthodoxen Kirche und der Rabbinerkonferenz unterzeichnet worden ist – ein bisher einmaliges Ereignis. Erarbeitet wird eine zweibändige Ausgabe. Band eins enthält die Übersetzung, in der Unterschiede zur hebräischen Bibel durch besondere Drucktypen kenntlich gemacht sind. Der Band befindet sich derzeit im Druck, er wird durch die Deutsche Bibelgesellschaft in Stuttgart publiziert. Der zweite Band mit Erläuterungen wird gegenwärtig fertiggestellt; er ist als Begleitband gedacht, der wissenschaftliche Interessen berücksichtigt. Weitere Informationen unter: www.septuaginta-deutsch.de 13 Jes 7,14 Hebräische Bibel Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: siehe, die junge Frau wird schwanger werden und einen Sohn gebären. Und sie wird ihn Immanuel nennen. Jes 7,14 Septuaginta Darum wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben: siehe, die Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären. Und du wirst ihm den Namen Emmanuel geben. Seite aus der Septuaginta, die die Jungfrauengeburt Jesu ankündigt. Im (älteren) hebräischen Bibeltext (Übersetzung im linken Kasten) ist von einer „jungen Frau“ die Rede, die Septuaginta übersetzt den Begriff mit „Jungfrau“. Bildnachweis: Faksimile von Jesaja 6,11-7,25, Codex Siniaticus, 4. Jahrhundert, British Museum, London. Hervorgehoben: 7,14. Eine internationale Fachtagung „Septuaginta Deutsch“ findet vom 20. bis 23. Juli in Wuppertal statt. Die Septuaginta-Schriften stellen viele offene Fragen, u.a. zur Textgeschichte, zur literarischen Einbettung und zur Theologie. Unter der Leitung von Prof. Martin Karrer und Prof. Wolfgang Kraus treffen sich Wissenschaftler aus aller Welt, um den Stand der Diskussion über die Septuaginta zu bestimmen und neue Impulse einzubringen. Werbung Blutspende campus 3/2006 Bisher spielt die Septuaginta in der Forschung und Ausbildung eine weitaus geringere Rolle als ihr zukommen müsste – nicht zuletzt, weil eine Übersetzung bisher gefehlt hat: Theologie-Studenten verstehen das schwierige Altgriechisch der Septuaginta häufig nicht mehr. Dabei gibt das Werk entscheidende Hinweise auf die Breite des jüdischen Denkens um die Zeitenwende. Während beispielsweise in der Schöpfungsgeschichte der hebräischen Bibel davon die Rede ist, dass Gott „den Himmel und die Erde“ schuf, spricht die griechische Übersetzung von der Erschaffung des „Kosmos“, ein mit ganz spezifischen Inhalten belegter Begriff. Und wo Ezechiel visionär von einem „Tempel“ erzählt, beschreibt die griechische Übersetzung einen wahrhaften Tempel, wie er im damaligen Alexandrien gebaut wurde. Prof. Kraus erläutert: „Jede Übersetzung ist eine Interpretation“ – und gibt damit Hinweise auf die Kultur und Vorstellungswelt des Übersetzers. Prominentester Unterschied zwischen der hebräischen und der griechischen Bibel ist Jesaja, Kapitel 7, wo der Prophet von einer „jungen Frau“ spricht, die einen Sohn gebären wird. Die Septuaginta übersetzte das hebräische „junge Frau“ mit dem griechischen Wort „parthenos“, das für „Jungfrau“ steht. Auf diese Weise entstand die Vorstellung von der Jungfrauengeburt des Erlösers, die der Evangelist Matthäus in 1,23 ausdrücklich aufgreift – mit weit reichenden Folgen. Septuaginta des Alten Testaments Studium 14 Die Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Saar-Universität und die TU Kaiserslautern bieten gemeinsam den bundesweit einmaligen berufsbegleitenden Fernstudiengang „Wirtschaftsrecht in der Unternehmenspraxis“ für Nichtjuristen an. Mit der Unterzeichnung des Vertrages besiegelten im Mai der Präsident der TU Kaiserslautern, Prof. Helmut J. Schmidt, und der Vizepräsident für Lehre und Studium der Saar-Uni, Prof. Mathias Herrmann, die Hochschulkooperation in der Region Südwest. Die fachliche Leitung des Projektes, an dem zahlreiche Juristen der hiesigen Rechtsund Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät beteiligt sind, liegt in den Händen des Saarbrücker Juraprofessors Stephan Weth. Partner für die Durchführung des Fernstudiengangs ist das Zentrum für Fernstudien und Universitäre Weiterbildung (ZFUW) der TU Kaiserslautern, das die organisatorische und technische Abwicklung übernommen hat. B Wirtschaftsrecht „grenzüberschreitend“ studieren raucht man diese Ve r e i n b a r u n g schriftlich? Wo lauern juristische Fallstricke? Kann ich das selbst entscheiden oder muss die Sache in die Rechtsabteilung? Von Haftungsrisiken bis hin zum Arbeitsvertrag: Bei der täglichen Arbeit stellen sich oft juristische Fragen. Ein rechtliches Grundverständnis gibt den entscheidenden Durchblick, Sicherheit und Souveränität im Umgang mit Problemen. Aber die Materie ist viel zu Informationsveranstaltung: Wissenswertes zu Praktikum und Jobben neben dem Studium am 11.07.2006, 18 Uhr s.t. Science Park 2 (Geb. D 1.2) Vortrag und Workshops mit campus 3/2006 • Tina Bösen, Lehrstuhl von Prof. Dr. Stephan Weth, Institut für Arbeitsund Sozialrecht • Jessica Heyser, DGB Bundesvorstand, Bildungsreferat, • Heinrich Bayer, Studentenwerk der Universität des Saarlandes, BAföGAmt und anderen interessanten ExpertInnen. Eine Veranstaltung von Bei der Vertragsunterzeichnung: Uni-Vizepräsident Mathias Herrmann (vorne l.) und TU-Präsident Prof. Helmut J. Schmidt (r.); hintere Reihe v.l.: Prof. Stephan Weth, Dr. Wolfgang Bach (saarl. Wissenschaftsministerium) und Dr. Burkhard Lehmann, Geschäftsführer des ZFUW der TU Kaiserslautern. Foto: Medienzentrum komplex, um sich selbst den Überblick zu verschaffen, dazu ist sie noch ständiger Veränderung unterworfen. Ein grundständiges juristisches Studium neben dem Beruf ist allein wegen des Zeitaufwands kaum möglich. Auch der BachelorStudiengang „Wirtschaft und Recht“, mit dem die Saar-Uni eine fächerübergreifende Kombination beider Disziplinen anbietet, ist für diejenigen, die mit beiden Beinen im Beruf stehen, nur schwer zu vereinbaren. Für alle, die sich am Schreibtisch zu Hause wirtschaftsrechtlich weiterbilden möchten, besonders für Betriebswirte, bringt jetzt das Fernstudium „Wirtschaftsrecht in der Unternehmenspraxis“ die Lösung. „Das Weiterbildungsangebot ist speziell abgestimmt auf Berufstätige; es ist auf vier Semester angelegt und schließt ab mit dem akademischen Grad Master of Laws“, erklärt Prof. Stephan Weth, der zusammen mit Saarbrücker und Kaiserslauterer Kollegen für die Inhalte des modularen Studiums verantwortlich zeichnet: Grundkenntnisse in Rechtsgebieten wie Arbeits-, Vertrags-, Handels- und Gesellschaftsrecht, gewerblicher Rechtsschutz, grenzüberschreitende Verträge, Internet-, Kredit-, Patent- und Urheberrecht sowie Wirtschaftsstraf- und -verwaltungsrecht werden vermittelt. „Die Vorlesungen, Übungen und Seminare sind durch schriftliche Lehrmaterialien und OnlineAngebote ersetzt. Die Uni kommt also gewissermaßen zum Studenten“, so Weth. „Auf diese Weise kann der Studierende selbst entscheiden, wo und wann er lernt; unterstützt wird er dabei durch Arbeitsanweisungen, die ihn anleiten.“ Ganz entscheidend setzen die Partner auf eLearning, eine Saarbrücker Spezialität. „Anhand der Erfahrungen, die wir im Fernstudiengang machen, wollen wir auch aufzeigen, wie eLearning im Präsenzstudium die Qualität der Ausbildung verbessern kann“, betont Weth. Jedes Semester wird an einem Wochenende das Gelesene in einer Präsenzveranstaltung vertieft, außerdem werden thematische Schwerpunkte erörtert und schriftliche Prüfungen abgelegt. Mit 232 Einschreibungen ist der Fernstudiengang bereits im letzten Winter erfolgreich gestartet. Einschreibungen für das Wintersemester 2006 sind noch bis 15. Juli möglich; falls noch Plätze vorhanden, bis 31. August. CE Die Entwicklung, Durchführung und wissenschaftliche Begleitung des Studienangebotes wird finanziell gefördert durch die Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung im Rahmen des Förderschwerpunktes ‚Fernstudium’. campus aktuell Schüler und Lehrer sollen vom neuen Schülerlaborverbund SaarLab gleichermaßen profitieren: Den Schülern in den fünf Laboren der Universität und der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) schon früh Naturwissenschaft und Technik nahe zu bringen, soll in die Aus- und Fortbildung von Lehrern eingebunden werden. Das Konzept mit der doppelten Schlagrichtung stieß jetzt auf bundesweite Anerkennung: Der weitere Ausbau des SaarLab wird vom Bundesforschungsministerium mit 60 000 Euro gefördert. Foto: das bilderwerk BMBF fördert Schülerlaborverbund mit 60 000 Euro SaarLab bündelt Hochschul-Schülerlabore: besondere Einblicke für Schüler und Lehrer eugier auf Naturwissenschaften und Technik zu wecken, Schülerinnen und Schülern zu zeigen, wie spannend Forschung ist und ihnen Mut und Lust zu machen auf ein Studium: darum dreht sich alles in den fünf Schülerlaboren an der Uni (NanoBioLab, Mach-mit-Labor, Centrum für Nanoanalytik und Sinntec) und an der HTW (Schnupperpraktikum Mikrobiologie und Bioverfahrenstechnik). Mit Experimenten werden hier Chemie, Biologie, Physik und Mechatronik erlebbar. Und auf diese Weise soll auch manches bislang noch schlummernde Talent früh geweckt und gefördert werden. Eine Aufgabe, die Einsatz fordert – „und die sich hervorragend auch für die Aus- und Fortbildung von Lehrern eignet“, weiß Projektleiter Prof. Rolf Hempelmann. Auf seine Initiative vereinigten sich die erfolgreich laufenden und bereits einzeln geförderten saarländischen Schüler-Labore im hochschulübergreifenden Schülerlaborverbund SaarLab: „Der Verbund soll Ressourcen bündeln, Synergien möglich machen und die wichtige langfristige Finanzierung auf sichere Beine stellen“, betont der ChemieProfessor. Die Lehreraus- und -fortbildung ist ein zentrales Element im Laborverbund: „Bei der aktuellen Reform der Lehramtsstudiengänge wird die Referendarzeit verkürzt und die Regelstudienzeit erhöht. Vor diesem Hintergrund können wir in den Schülerlaboren Fachdidaktik-Praktika anbieten“, erläutert er. „Studierende sammeln hier – unabhängig vom Referendariat an den Schulen – schon an der Uni praktische Erfahrungen, wie man Schüler für Naturwissenschaft und Technik begeistern kann. Sie üben das Lehrer-Schülergespräch und können mit den Schülern gemeinsam wissenschaftliche Fragestellungen bearbeiten.“ Darüber hinaus sollen Lehrer, die bereits im Schuldienst sind, auf aktuellen Forschungsfeldern wie Gentechnik, Bio- und Nanotechnologie oder Mikrosystemtechnik fortgebildet werden. 15 N Die Strahlkraft seines doppelseitigen Konzepts hat das SaarLab auch bundesweit sichtbar werden lassen: Der Laborverbund erhielt soeben einen Leuchtturm vom Bundesforschungsministerium – Symbol für eine 60 000 Euro schwere Förderung. Aus 85 Anträgen war das Saarbrücker Konzept zusammen mit zehn weiteren Projekten ausgewählt worden, die jetzt je zehn- bis sechzigtausend Euro erhalten. Den sinnbildlichen Leuchtturm für Wissenschaft zum Anfassen, Ausprobieren und Verstehen nahm Prof. Hempelmann im April im Science Center phæno in Wolfsburg entgegen, wo „LeLa“, kurz für das „Lernort Labor – Zentrum für Beratung und Qualitätsentwicklung“, seine Jahrestagung unter dem Motto „Forschen statt Pauken“ abhielt. Die Fördergelder stellt das BMBF zur Verfügung, Projektträger ist das Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften (IPN) an der Universität Kiel. Außer dem Ausbau der Experimente und Laborarbeiten sollen mit diesen Mitteln vor allem die FachdidaktikVeranstaltungen für Lehramtsstudiengänge finanziert werden. CE www.saarlab.de Werbung Regler campus 3/2006 Bundesweites Leuchtturm-Projekt Leuchtturm für Wissenschaft zum Anfassen, Ausprobieren und Verstehen – Projektleiter Prof. Dr. Rolf Hempelmann nahm im April die Auszeichnung für das SaarLab entgegen. Foto: Anne Axt campus international campus 3/2006 16 Deutsch-Französische Hochschulkooperation: Drittes Biologen-Schnuppertreffen Zweiter Transatlantischer Dialog Eine Gruppe von rund 40 angehenden Biologen der Université Louis Pasteur Strasbourg hat im Mai zusammen mit ihren Professoren das Zentrum für Human- & Molekularbiologie (ZHMB) der Saar-Uni in Homburg besucht, um sich über Alltag und Ablauf der deutschen Biologieausbildung zu informieren und die bestehenden Kontakte zu vertiefen. Auf dem Programm standen neben einer Campus-Führung und Informationen zum Erasmus-/Sokrates-Programm auch die Vorstellung einiger Forschungsaktivitäten des ZHMB aus den Bereichen Virologie, Pharmakologie und Physiologie. Hintergrund des „Dritten Biologen-Schnuppertreffens“ ist die Anbahnung einer engeren Zusammenarbeit in Lehre und Forschung zwischen dem ZHMB der Saar-Uni und der „Faculté des Sciences de la Vie“ der Université Louis Pasteur Strasbourg (ULP): Längerfristig soll in enger Kooperation und Abstimmung mit der DeutschFranzösischen Hochschule in Saarbrücken (DFH) sowie dem Frankreichzentrum der Saar-Uni und der ULP ein integrierter binationaler und deutsch-französischer Studiengang in der Biologie eingerichtet werden. red „Die Nation auf dem Prüfstand – La nation en question – Questioning the nation“ lautete der Titel des zweiten Transatlantischen Dialogs, der vom 28. April bis zum 2. Mai in Metz und Saarbrücken stattfand. Die deutsch-französisch-amerikanische Begegnung von Studierenden und Wissenschaftlern aus Saarbrücken, Berlin, Metz, Paris, Lyon und Chicago wurde vom Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW) in Kooperation mit dem Frankreichzentrum der UdS organisiert. Auf Seiten der Saar-Uni waren der Lehrstuhl für Französische Kulturwissenschaft und Interkulturelle Kommunikation von Prof. Hans-Jürgen Lüsebrink, der Lehrstuhl für Komparatistik von Prof. Manfred Schmeling und der Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte von Prof. Rainer Hudemann an dem interdisziplinären Seminar beteiligt. Erstes Saar-Lor-Lux-Kolloquium der Technischen Mechanik Mehr als 30 Forscher aus Frankreich, Luxemburg und Deutschland sind am 2. März zum ersten „Saar-Lor-Lux-Colloquium on Mechanics“ (SLLCM) an die Saar-Uni gekommen. Die eintägige Veranstaltung wurde organisiert von Prof. Stefan Diebels, Inhaber des Saarbrücker Lehrstuhls für Technische Mechanik, und Prof. Jean-François Ganghoffer vom Institut National Polytechnique de Lorraine in Nancy. „Ziel dieses Kolloquiums war es, in einem zusammenwachsenden Europa einen grenzüberschreitenden Austausch zwischen den Forschern zu etablieren. Damit soll der Weg für gemeinsame internationale Forschungsprojekte geebnet werden“, erklärt Prof. Diebels. In acht Übersichtsvorträgen vermittelten die Referenten ihre aktuellen Forschungsschwerpunkte. Die Themen reichten von der „Parameteridentifikation in der nichtlinearen FestkörpermechaProf. Stefan Diebels nik“ bis zur „Mechanischen Modellierung von Materialien mit Mikrostruktur“. Es zeigte sich, dass die Forschungsgebiete der beteiligten Wissenschaftler zum Teil sehr nah zusammenliegen. Prof. Diebels sieht das Ziel gemeinsamer Projekte im Bereich der Mechanik daher näher rücken. Der Termin für das nächste SLLCM steht bereits fest: Am 1. März 2007 treffen sich die Forscher in Nancy. Thomas Jörn Foto: Veronika Wetzel W as bedeutet nationale Identität für Deutsche, Franzosen und Amerikaner? Wie wird das Nationale diesseits und jenseits des Atlantiks inszeniert? Wo liegen die Grenzen des Nationsbegriffs? Über diese Fragen diskutierten rund 60 Wissenschaftler und Studierende aus Deutschland, Frankreich und den USA im Rahmen des zweiten Transatlantischen Dialogs. In Vorträgen und trinationalen Workshops hatten die Teilnehmer Gelegenheit, sich aus politik-, geschichts-, kultur- und literaturwissenschaftlicher Perspektive mit dem Begriff der Nation auseinander zu setzen. Dabei wurde deutlich, dass die Bedeutung und der Umgang mit der Nation und dem Nationalen nicht nur vor dem kulturellen und zeitgeschichtlichen Hintergrund variiert, sondern auch vom jeweiligen thematischen Kontext abhängig ist. Während beispielsweise die Sportberichterstattung für eine Auflösung des Nationalen keinen Raum lässt, ist Vielsprachigkeit und Internationalität in fiktionalen Texten heute gang und gäbe. Dass in Grenzregionen nationale Unterschiede dekonstruiert werden, konnte Prof. Hudemann bei einer Stadtführung in Metz veranschaulichen. Am Beispiel des Metzer Bahnhofsviertels zeigte er, wie sich ursprünglich national geprägte deutsche und französische Prinzipien der Stadtplanung miteinander verflochten haben. Auf dem Programm stand auch eine Exkursion zu den Kriegsgräbern von Verdun, die ein Beispiel für die nationale Erinnerungspolitik Frankreichs darstellen. Den Seminarteilnehmern gefiel besonders die interkulturelle Zusammensetzung der Gruppe. „Durch die gemischten Arbeitsgruppen hatten wir Gelegenheit, uns kennen zu lernen. Abends sind wir gemeinsam weggegangen, zum Beispiel in ein Konzert in Metz“, erzählt Nina Henke, die an der FU Berlin FrankreichStudien studiert. Die Veranstaltung stand unter der Schirmherrschaft des saarländischen Wissenschaftsministers Jürgen Schreier und des Präsidenten des Lothringer Regionalrats Jean-Pierre Masseret. Veronika Wetzel Der Transatlantische Dialog wurde vom Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW) ins Leben gerufen. Mit Hilfe der trinationalen Begegnung soll die Annäherung und das gegenseitige Verständnis von jungen Europäern und Amerikanern gefördert werden. Beteiligt sind die beiden deutsch-französischen „Hochschultandems“, Universität des Saarlandes/Université Paul Verlaine Metz und Freie Universität Berlin/Sciences Po Paris sowie zusätzlich die Ecole Normale Supérieure – Lettres et Sciences Humaines (ENS-LSH) in Lyon und, auf amerikanischer Seite, die Northwestern University Chicago. Der erste Transatlantische Dialog fand 2004 in Chicago statt. Forschung Die „Digitale Fabrik“ der Zukunft Die technische Produktionsplanung von Pkw und Nutzfahrzeugen steht im Mittelpunkt des Projektes „my-Car“, an dem sich der Lehrstuhl für Fertigungstechnik/CAM unter der Leitung von Professor Helmut Bley seit Mai 2006 beteiligt. Das Projekt mit dem vollständigen Titel „Flexible assembly processes for the Car of the Third Millennium“ wird von der EU gefördert und läuft über fünf Jahre. N VDI-Förderpreise für herausragende Studienleistungen Der Verein Deutscher Ingenieure an der Saar (VDI BV Saar e.V.) vergibt alljährlich Preise für die besten Diplomarbeiten in den technischen Studiengängen der Saar-Uni und der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW). Die in diesem Jahr ausgezeichneten Studenten der Universität des Saarlandes sind: Armin Sossong, Systemund Elektrotechnik („Untersuchungen zur schnellen Detektion und Identifikation von Gasen nach Einschalten von Halbleiter-Gassensoren“ bei Prof. Andreas Schütze), Marco Müller, Produktionstechnik („Erarbeitung eines neuen Konzeptes zur Dokumentation von Prozessdaten im Schnittstellenbereich zwischen digitaler Entwicklung und Planung“ bei Prof. Christian Weber) und Wolfgang Schäf, Werkstoffwissen- Modell einer Rohbauzelle als Ausschnitt aus der „Digitalen Fabrik“: Die digitale Umgebung gestattet es, die Leistungsfähigkeit der Anlage zu untersuchen, ohne dass diese dafür bereits real bzw. prototypisch vorhanden sein muss. 17 Im Teilprojekt 7 „Training Activities“ geht es darum, wichtige Informationen und gesammeltes Knowhow aus den abgeschlossenen Teilprojekten 1 bis 6 zu selektieren, um auf dieser Basis eine Art „elektronisches Handbuch“ realisieren zu können. Das Handbuch soll als Grundlage für spätere Fortbildungsmaßnahmen dienen. Lars Weyand /GS Arbeiten an der „Digitalen Fabrik“ der Zukunft: Prof. Dr. Helmut Bley (l.) und Dipl.Ing. Lars Weyand Die vom Verein Deutscher Ingenieure ausgezeichneten Studenten der UdS und der HTW: v.l.: Peter Frey (HTW), Wolfgang Schäf (UdS), Denis Roth (HTW), Marco Müller (UdS), Armin Sossong (UdS) und Christian Wendel (HTW) schaften („Lokale Wechselwirkung von kurzen Rissen mit Korngrenzen“ bei Prof. Horst Vehoff). Die Urkunden und ein Preisgeld von je 400 Euro nahmen die Nachwuchswissenschaftler auf der Jahresmitgliederversammlung entgegen. Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in den technischen Studiengängen an den Universitäten und Hochschulen des Saarlandes ist eines der obersten Ziele des VDI. GS campus 3/2006 euwagen sollen noch mehr als bisher auf die individuellen Wünsche der Käufer abgestimmt werden. Vorstellbar wäre, dass der Kunde in Zukunft beispielsweise das Antriebskonzept (Front-, Heck- oder Allradantrieb) oder die Gestaltung des Innenraums (Anordnung der Instrumente, Anordnung der Sitze, Position der Schalter) individuell wählen kann, wobei die Produktion der unterschiedlichen Fahrzeuge nach Möglichkeit auf ein und derselben Produktionslinie stattfinden soll. Noch flexibler auf die persönlichen Wünsche der Autokäufer einzugehen, ist eines der Hauptziele der europäischen Automobilhersteller, die sich an dem Projekt „my-Car“ beteiligen. Insgesamt 20 Teilnehmer arbeiten gemeinsam an dem EU-geförderten Projekt, darunter die Automobilhersteller DaimlerChrysler, Ford, Fiat und Volvo sowie namhafte Zulieferer, IT-Unternehmen und Universitäten. Das Forschungsvorhaben will neue Ansätze für die zukünftige technische Produktionsplanung von Fahrzeugen entwickeln, die unter anderem dafür sorgen sollen, dass individuelle Kundenwünsche besser berücksichtigt werden können – und das unter wirtschaftlich sinnvollen Gesichtspunkten. Dies setzt einen flexiblen Herstellungsprozess voraus. Zur Auslegung einer solchen variablen Produktionsstätte wird die „Digitale Fabrik“ – ein Synonym für die durchgängige, methodenbasierte IT-Unterstützung bei der Planung und Steuerung von Produktionseinrichtungen – eine Schlüsselrolle spielen. Neben der gezielten Ausrichtung auf den Kunden sind weitere Ziele des Projekts die Verkürzung der Produktionsanlaufzeiten, die Verbesserung der Produktqualität und die Reduzierung der Investitionskosten sowie der Kosten im Bereich Montage/Rohbau. Aus den Ergebnissen von „my-Car“ verspricht sich die europäische Automobilindustrie entscheidende Wettbewerbsvorteile. Der Lehrstuhl für Fertigungstechnik/CAM ist an mehreren von insgesamt neun Teilprojekten beteiligt. Besonders intensiv ist er im Teilprojekt 3 „Virtual Assembly Plant“ und im Teilprojekt 7 „Training Activities“ tätig. Im Teilprojekt „Virtual Assembly Plant“ soll, im Sinne der „Digitalen Fabrik“, ein Konzept zum umfassenden Einsatz digitaler Modelle in der technischen Produktionsplanung erarbeitet werden, denn ein durchgängiger digitaler Ansatz existiert bisher nicht. So gibt es zum Beispiel Probleme hinsichtlich der Datendurchgängigkeit im Übergangsbereich zwischen der Produktentwicklung und der Prozessplanung. Medizin Andreas-Grüntzig-Forschungspreis für Dr. Bruno Scheller Dr. Bruno Scheller, Kardiologe an der Klinik für Innere Medizin III (Leitung: Prof. Michael Böhm), hat den Andreas-Grüntzig-Forschungspreis der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie erhalten. Seine Forschungsarbeit beschreibt neuartige Methoden zur Verhinderung der Wiederverengung von Herzkranzgefäßen nach Kathetereingriffen. Dabei stellt Dr. Scheller auch die Ergebnisse der weltweit ersten Untersuchung zu medikamentenbeschichteten Ballonkathetern vor. G 18 efäßverengungen der Herzkranzgefäße sind Ursache der koronaren Herzkrankheit, die als Volkskrankheit Nummer eins gilt. Sie wird durch Gefäßerweiterung mittels Ballonkatheter behandelt. Seit den 90er Jahren wurden Verbesserungen durch die zusätzliche Implantierung von „Stents“ erzielt; das sind flexible Edelmetallgeflechte zur Überbrückung verengter Blutgefäße. Sie geben ein wachstumhemmendes Medikament ab und verringern die Wiederverengung der Herzkranzgefäße. Allerdings ist ihre Wirksamkeit auf das unmittelbare Gewebe um den Stent begrenzt, so dass das Problem der Wiederverengung der Herzkranzarterien zwar verringert, aber nicht gelöst werden konnte. Mit dem Andreas-Grüntzig-Forschungspreis der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie werden klinisch tätige Mediziner ausgezeichnet, deren wissenschaftliche Arbeiten sich mit der Behandlung von Erkrankungen der Herzkranzgefäße beschäftigen. Der Preis ist nach dem Arzt Prof. Andreas Grüntzig benannt, der 1977 die erste Gefäßerweiterung am Herzen mit einem Ballonkatheter durchgeführt hat. Hermann NeubergerWissenschaftspreis 2006 Homburger Mediziner erhält Bruno Kisch-Preis wei Wissenschaftlerinnen des Instituts für Sport- und Präventivmedizin, das von Prof. Wilfried Kindermann geleitet wird, wurden mit dem Hermann NeubergerWissenschaftspreis ausgezeichnet. Er wird alle zwei Jahre für hervorragende sportwissenschaftliche und sportmedizinische Arbeiten verliehen. Den ersten Preis erhielt Dr. Veneta Rochette für ihre Dissertation „Kernspintomographische Untersuchung der rechts- und linksventrikulären Muskelmasse und Funktion bei Ausdauerathleten mit Sportherz und untrainierten Kontrollprobanden“. Sie konnte erstmals mit bildgebenden Verfahren nachweisen, dass das Sportherz ein harmonisch vergrößertes Herz ist. Darüber hinaus haben die Befunde Bedeutung für die Abgrenzung krankhafter Veränderungen des Herzens. Der zweite Preis wurde an Friederike Rosenberger für ihre Diplomarbeit „Kalorienverbrauch und Substratumsatz beim schnellen und langsamen Dauerlauf einer gegebenen Strecke“ verliehen. Die Untersuchungsergebnisse beleben die Diskussion über das wirksamste Training zur Fettverbrennung. Danach können beim Laufen in schnellerem Tempo und kürzerer Zeit genauso viele Kalorien verbraucht und Fett verbrannt werden wie beim langsameren Laufen in längerer Zeit. Die Preis-Verleihung erfolgte im Rahmen eines Festaktes. Kindermann unterstrich in seiner Laudatio die Praxisrelevanz der Befunde, die zwischenzeitlich in führenden Fachzeitschriften veröffentlicht worden sind. red Für seine herausragende Arbeit zum Vorhofflimmern hat Dr. Hans-Ruprecht Neuberger den Bruno Kisch-Preis der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie erhalten. Der Mediziner arbeitet in der rhythmologischen Arbeitsgruppe der kardiologischen Klinik (Innere Medizin III) unter Leitung von Professor Michael Böhm und Privatdozent Dr. Christian Mewis. Z campus 3/2006 Zusammen mit der Charité in Berlin (Prof. Ulrich Speck) hat Privatdozent Dr. Bruno Scheller ein Verfahren entwickelt, um einen Ballonkatheter mit einem wachstumhemmenden Mittel zu beschichten. Wird der Ballonkatheter zur Erweiterung verengter Arterien eingesetzt, so wandert der Wirkstoff in die Gefäßwände. Dies führt zu einer ausgeprägten Hemmung der unerwünschten Wiederverengung, wie der Homburger Wissenschaftler in einer Studie unter Beteiligung von fünf deutschen Unikliniken nachweisen konnte: Rund 40 Prozent der Patienten, die mit dem herkömmlichen Ballonkatheter behandelt worden waren, litten nach sechs Monaten an einer erneuten Verengung des Herzkranzgefäßes. In der Gruppe der Patienten, die mit dem beschichteten Ballonkatheter behandelt worden waren, lag die Rate bei nur neun Prozent – außerdem waren die Verengungen der Gefäßwände deutlich geringer. GS V.l.: Friederike Rosenberger, Prof. Wilfried Kindermann und Dr. Veneta Rochette. Foto: privat D ie Arbeit von Dr. Hans-Ruprecht Neuberger trägt den Titel: „Die Entwicklung eines Substrats für Vorhofflimmern während chronischer Vorhofdilatation“. Sie beschäftigt sich mit dem Vorhofflimmern, der häufigsten Herzrhythmusstörung. Etwa ein Prozent der Allgemeinbevölkerung ist Der Präsident der Deutschen betroffen, wobei ältere Men- Gesellschaft für Kardiologie/ schen häufiger darunter lei- Herz- und Kreislaufforschung den (zehn Prozent der über Prof. Rainer Dietz (l.) übergibt Urkunde an Dr. Hans80-Jährigen). Die Ergebnisse die Ruprecht Neuberger. der experimentellen Untersuchungen der Arbeit sind Grundlage für eine Differenzialdiagnostik des Vorhofflimmerns und können in Zukunft eine besser angepasste Therapie mit exakterem NutzenRisiko-Verhältnis ermöglichen. Die größte klinische und sozioökonomische Bedeutung des Vorhofflimmerns liegt in einem etwa fünffach erhöhten Schlaganfallrisiko. Doch auch die Sterblichkeit ist verdoppelt. Mit dem Bruno Kisch-Forschungspreis werden experimentell oder klinisch tätige Mediziner oder Naturwissenschaftler ausgezeichnet, deren wissenschaftliche Arbeiten sich mit Fragen der HerzKreislaufforschung beschäftigen, unter besonderer Berücksichtigung von Herzrhythmusstörungen. In diesem Jahr wurden zwei Preisträger geehrt. Roger Motsch Im April wurde an der Medizinischen Fakultät ein neues Koordinationszentrum für eLearning in der Medizin, kurz CHELM®, gegründet. Es soll die Fakultät und das Schulzentrum des Universitätsklinikums bei der Verbesserung von Lehre und Forschung durch den Einsatz Neuer Medien unterstützen. Initiiert wurde das „Coordination Center Homburg eLearning in Medicine“ vom Studiendekan der Medizinischen Fakultät Prof. Norbert Graf gemeinsam mit Dr. Christoph Igel (Kompetenzzentrum „Virtuelle Saar Universität“) und Dr. Gregor Hohenberg (Schulzentrum des Universitätsklinikums). Medizin eLearning in der Medizin: Neue Impulse für die medizinische Lehre 19 D Das Koordinationszentrum steht unter der Leitung von Studiendekan Prof. Norbert Graf und unter stellvertretender Leitung von Gregor Hohenberg vom Schulzentrum. Im Rahmen der Gründungsveranstaltung betonte Graf: „Die Verknüpfung der medizinischen und zahnmedizinischen Studiengänge und des Schulzentrums auf einem Gelände ist für die gesamte Bundesrepublik einmalig und sehr innovativ“. Elf eLearning-Projekte in der Medizinischen Fakultät Die Universität des Saarlandes fördert mit insgesamt 200 000 Euro aktuell 35 Projekte, in denen internetbasierte Lehr- und Lernmaterialien für Studium und Weiterbildung entwickelt werden. Alleine elf dieser neuen eLearning-Projekte werden von der Medizinischen Fakultät und dem Universitätsklinikum des Saarlandes umgesetzt. Beispielsweise im Bereich der Zahnersatzkunde, Infektiologie, Kinderheilkunde, Pathologie, Unfall- und Herz-Thorax-Chirurgie, Rechtsmedizin, Histologie und Mikroskopie: Mit eLearning-Tools können histologische Schnitte virtuell mikroskopiert werden; ein digitales Hirn- und Schädelmodell in 3-D kann in anatomischen oder chirurgischen Kursen genutzt werden. Ebenso steht für die Diagnostik arbeitsbedingter Erkrankungen inzwischen ein eLearning-Modul für die studentische Lehre, die Ausbildung im Praktischen Jahr und in der Facharztweiterbildung zur Verfügung. (Auflistung aller geförderten Projekte in campus 1/2006). Röntgenbild mit einer Darstellung der Beingefäße. Für die Herstellung computergestützter Lehrwerkzeuge werden solche statischen Bilder in Videos umgewandelt und mit einem gesprochenen Kommentar versehen. Nutzung in Forschung und Entwicklung Der Einsatz der Neuen Medien soll im Rahmen von CHELM® nicht nur für eLearning, sondern auch für eScience und somit für die breite Nutzung der neuen Informationstechnologien in Forschung und Entwicklung gefördert werden. So wird ein ständiger Austausch mit der IT-Wirtschaft und der Industrie stattfinden. Es ist geplant, das Koordinationszentrum in das bestehende Kompetenzzentrum Molekulare Medizin (KOMM) der Medizinischen Fakultät zu integrieren. KOMM fördert die Aus- und Weiterbildung von wissenschaftlichem Nachwuchs und von Absolventen mit exzellenten Arbeitsplatzchancen. Gregor Hohenberg/GS Weitere Informationen unter: www.chelm4you.de campus 3/2006 ie Vorteile der neuen Medien in der Lehre sind vielfältig: Einerseits können zum Beispiel visuelle Informationen besser aufbereitet, praktische Untersuchungsabläufe eindeutiger präsentiert, schwierige Untersuchungen simuliert und die Interpretation von Befunddaten geübt werden. Andererseits erlauben solche digitalen Lernmedien, dass unabhängig von Zeit und Raum gelernt werden kann. Die strategischen Ziele von CHELM® gehen aber deutlich weiter. So wird der Computer nicht nur als passiver Multiplikator von Lerninhalten genutzt, sondern als Kommunikationsmedium verstanden: In Zukunft können neue, optimierte Lernszenarien geschaffen werden – so lassen sich die Unterrichtsfächer besser verknüpfen und die Lernwege individualisieren. CHELM® soll auf diese Weise den Einsatz der neuen Medien sowohl in den Studiengängen der Medizinischen Fakultät fördern, als auch die Ausbildung von Schülern des Schulzentrums des Universitätsklinikums unterstützen – die Aktivitäten werden sich auf alle Bereiche der Ausbildung, Weiterbildung und der Prüfungen in den Gesundheitsberufen erstrecken. Medizin Stadt Homburg stiftet Gastprofessur für Lehre Harvard-Professor Thomas Aretz ist erster Inhaber der Gastprofessur in der Medizinischen Fakultät. B 20 esondere Anstrengungen zur Optimierung der Lehre hat die Medizinische Fakultät der Universität im diesjährigen Sommersemester unternommen. Unterstützt wurde sie dabei von der Universitätsstadt Homburg, die als Ausdruck der engen Verbundenheit mit „ihrer“ Fakultät eine Gastprofessur gestiftet hat. Damit war es möglich, zur Weiterbildung der Lehrenden einen international renommierten Didaktik-Experten zu verpflichten. Erster Inhaber dieser Gastprofessor für Lehre ist Professor H. Thomas Aretz. Er ist „Vice President for Education“ von Harvard Medical International (HMI) und Pathologe am Massachusetts General Hospital in Boston. Im Rahmen seiner Gastprofessur hielt Prof. Aretz einen öffentlichen Vortrag zum Thema: „Stellen- Gastprofessor Thomas Aretz im Kurs „Teach the Teachers“. Foto: Med. Fak. wert der Lehre für Universitäten und im Besonderen für Medizinische Fakultäten.“ Studiendekan Prof. Norbert Graf unterstrich die Bedeutung der neuen Gastprofessur: „Gute Lehre war und muss an Universitäten zu den Hauptaufgaben von Hochschullehrern zählen. Diese ureigene Aufgabe der Universität muss wieder stärker in den Mittelpunkt der Fakultäten gerückt werden.“ ML Thomas Aretz wurde am 5. September 1948 in Obernburg am Main geboren. Nach dem Abitur ging er zum Studium in die USA. Er nahm 1972 für Deutschland an den Schwimmwettbewerben der Olympischen Spiele in München teil, setzte sein Studium aber in den USA fort, wo er 1977 an der Harvard Medical School den Grad eines Medical Doctors erwarb. Schwerpunkt seiner Forschung und klinischen Arbeit ist die kardiovaskuläre Pathologie. Seit 1999 arbeitet Thomas Aretz für Harvard Medical International (HMI). Er ist dort als Direktor verantwortlich für Ausbildungsprogramme und internationale Partnerschaften. Neue Arbeitsgruppe zur EU-weiten Vernetzung in der Krebsforschung Eine europaweite Vernetzung klinischer molekulargenetischer und weiterer wissenschaftlicher Daten innerhalb von klinischen Studien zum Thema Krebs ist das Ziel des EU-Projektes ACGT on Cancer (Advancing Clinico-Genomic Trials on Cancer), an dem die Universität des Saarlandes beteiligt ist. Dazu wurde eine neue Arbeitsgruppe gebildet. Sie steht unter der Leitung von Professor Norbert Graf, Direktor des Universitätsklinikums für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie. campus 3/2006 A n zahllosen Kliniken, Forschungsinstituten und Universitäten werden weltweit Studien durchgeführt, die alle eines gemeinsam haben: im Kampf gegen den Krebs ein Stück weiter voranzukommen. Das europaweite Projekt ACGT on Cancer (Advancing Clinico-Genomic Clinical Trials on Cancer) will mit einer vernetzten Datenbankarchitektur zu Krebserkrankungen für stärkere Interaktionen zwischen klinischen Ärzten und Wissenschaftlern sorgen. Hierdurch sollen neue Erkenntnisse aus der Krebsforschung dem Patienten schneller zu Gute kommen. So soll die Plattform ermöglichen, schneller und effizienter die individuell maßgeschneiderte Therapie für den einzelnen Patienten zu finden. Zu einem ersten Treffen der neuen Arbeitsgruppe für das europaweite Projekt kamen im April Wissenschaftler aus Deutschland, der Schweiz, Belgien, Italien, den Niederlanden, Polen und Griechenland im Institut für Formale Ontologie und Medizinische Informatikwissenschaften (IFOMIS) auf dem Saarbrücker Campus zusammen. Unter der Leitung von Prof. Barry Smith, Direktor von IFOMIS, wollen die Saarbrücker Wissenschaftler in den nächsten vier Jahren ein Datennetzwerk für Tumorerkrankungen Prof. Dr. Norbert Graf aufbauen. Modellprojekt ist der Wilmstumor, ein bösartiger Nierentumor, der hauptsächlich im Kindesalter auftritt. Dazu arbeitet das Universitätsklinikum für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie in Homburg mit IFOMIS und dem Fraunhofer Institut in St. Ingbert zusammen. Neben Medizinern sind auch Philosophen, Informatiker und Experten für Datensicherheit an diesem Projekt beteiligt: IFOMIS und das Fraunhofer Institut in St. Ingbert helfen den Homburger Ärzten, aus Patientendaten ein Netzwerk zu erstellen, auf das sie schnell Zugriff haben und das alle notwendigen Informationen enthält. Prof. Dr. Barry Smith GS Medizin Homburger Graduiertenkolleg mit TU Kaiserslautern geht in die zweite Förderperiode Im April 2006 ging das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Graduiertenkolleg 845 mit dem Titel „Molekulare, physiologische und pharmakologische Analyse von zellulärem Membrantransport“ in die zweite Runde. In der neuen Förderperiode von anderthalb Jahren fließen etwa 600 000 Euro an die Saar-Uni und die TU Kaiserslautern. D as Graduiertenkolleg wird von beiden Hochschulen ge- Das Team des Graduiertenkollegs: Die Professoren, Postdoktomeinsam getragen: Sprecher ist Prof. Ekkehard Neuhaus randen und Doktoranden von der Saar-Uni treffen sich regelmäßig (Kaiserslautern), stellvertretender Sprecher Prof. Richard mit ihren Kollegen von der TU Kaiserslautern. Foto: Med. Fak. Zimmermann (Homburg). Seit April 2003 arbeiten elf ProfesDr. Saeed Kkoursandi die Reinigung soren, vier Postdoktoranden und 20 Doktoranden aus aller Welt erfolgreich auf und Identifizierung des Transportprodem Gebiet des Membrantransports zusammen. Von der Universität des Saarteins gelingen – ein Protein, nach dem landes wirken neben Prof. Zimmermann die Professoren Veit Flockerzi, Markus seit etlichen Jahren von verschieHoth, Jens Rettig, Axel Scheidig und Manfred Schmitt mit. denen Arbeitsgruppen auf der ganzen Die Forschung des Kollegs konzentriert sich auf den Stoffaustausch über Welt gesucht wird. Membranen einzelner Zellen bzw. Zellorganellen, ohne den ein Organismus Die Studierenden haben im Kolleg nicht lebensfähig wäre. Damit Stoffe ausgetauscht werden können, sind spezielle nicht nur die Möglichkeit, in optimaTransportproteine nötig. Während der vergangenen drei Jahre konnten die beteilem Umfeld zu forschen, sie können ligten Forscher mehrere dieser Proteine erfolgreich charakterisieren. Beispielsdarüber hinaus fachübergreifend Zuweise fand die Postdoktorandin Dr. Ilka Haferkamp Bedingungen, unter denen satzqualifikationen erwerben. Die ersein Transportprotein in funktioneller Form aus seiner natürlichen Membran herten Promotionen wurden mittlerweile ausgelöst und in künstliche Membranen eingebaut werden kann. Darüber hinaus erfolgreich abgeschlossen, und alle konnte sie das Protein im Hinblick auf seinen Mechanismus und seine Empneuen Doktoren haben sofort den Einfindlichkeit gegenüber verschiedenen Hemmstoffen charakterisieren. Darauf stieg ins Berufsleben geschafft. GS aufbauend sollte in der laufenden Förderungsperiode Haferkamps Nachfolger M it den diesjährigen Calogero-Pagliarello-Studien- und -Forschungspreisen wurden die beiden Biologinnen Dr. Stephanie Schäfer und Dr. Petra Weißgerber ausgezeichnet. Sie nahmen die Preise im Rahmen der Promotions- und Examensfeier der Medizinischen Fakultät entgegen. Schäfer erhielt den Studienpreis für ihre Untersuchungen über den Einfluss von Kupfer auf die Alzheimer-Erkrankung, die sie unter der Leitung von Professor Thomas Bayer durchführte. Sie arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Neurobiologie der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Weisgerber wurde für ihre Untersuchungen über die Zusammenhänge zwi- Die Preisträgerinnen: Petra Weißgerber (l.) schen spannungsabhängigen Kalzium- und Stephanie Schäfer. Foto: simmet press kanälen und der embryonalen Entwicklung des kardiovaskulären Systems ausgezeichnet. Die promovierte Biologin führte die Arbeit in der Experimentellen und Klinischen Pharmakologie (Prof. Veit Flockerzi) in der Arbeitsgruppe von Prof. Marc Freichel durch. Der Calogero-Pagliarello-Preis ist mit insgesamt 5 000 Euro dotiert und geht auf den St. Ingberter Schlosser Calogero Pagliarello zurück. Der aus Sizilien stammende Handwerker verstarb im Dezember 1991 im Alter von 84 Jahren und hinterließ der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes 600 000 Mark, die in eine Stiftung zur Förderung von Forschung und Studium auf dem Gebiet der Medizin eingebracht wurden. GS Neue Doktorandenschule für Alzheimer-Forschung Die UdS erhält als koordinierende Universität von der EU Fördergelder in Höhe von 1,8 Millionen Euro zum Aufbau einer internationalen Graduiertenschule zur Alzheimer-Forschung. An dem Forschungsvorhaben sind ein Wissenschaftler-Konsortium aus den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Deutschland mit insgesamt elf Universitäten und drei Pharma-Firmen beteiligt. Die Leitung hat Prof. Thomas Bayer von der Klinik für Psychiatrie der Universität des Saarlandes (Leitung: Prof. Peter Falkai), der auch die weltweit erste Kupfer-Therapiestudie mit Alzheimer-Patienten betreut (campus 2/06). An der Graduiertenschule sollen zehn Doktoranden aus ganz Europa teilnehmen. Forschungsschwerpunkte sind die Zusammenhänge zwischen den krankhaften Veränderungen und biochemischen und zellulären Prozessen. Insbesondere werden dabei die Integrität des Nervensystems und komplexe Hirnfunktionen untersucht wie zum Beispiel Gedächtnisleistungen. GS Weitere Informationen unter: http://www.neurad-alzheimer.de campus 3/2006 Calogero-Pagliarello-Preise 21 Forschung Biologische Barriere im Zellkulturmodell: die Schleimhaut der Lungenbläschen (rot: Zellkerne; grün: Zell-Zellverbindungen) Foto: C.-M. Lehr S 22 der Arbeitsgruppe von Prof. Claus-Michael Lehr. Die Koordination des Projekts liegt beim Forschungszentrum Karlsruhe. „Es geht darum, die Folgen abzuschätzen und eventuelle Risiken früh zu erkennen und vorzubeugen“, erklärt Lehr. „Die Forschungen sollen dazu beitragen, dass sichere Produkte entwickelt werden zum Schutz von Mensch und Umwelt. Damit einher geht gleichzeitig die Akzeptanz der Nanotechnologie und mit ihr auch ihr Markterfolg.“ Der Saarbrücker Experte für Pharmazeutische Technologie bringt seine Expertise auf dem Gebiet der biologischen Barrieren ein, also der körpereigenen Hindernisse für Krankheitserreger wie Haut oder Schleimhäute: Saarbrücker Spezialität sind die Zellkulturmodelle, bei denen menschliche oder tierische Zellen so angezüchtet werden, dass sie im Reagenzglas eine lebende Kopie der Barriere bilden, der sie entstammen. Anhand der Zellkulturmodelle der Lungenschleimhaut – Prof. Lehr und seinem Team war es im Jahr 1999 als erster Gruppe weltweit gelungen, menschliche Lungenzellen in der- Saarbrücker Forschung für Sicherheit in der Nanotechnologie elbstreinigende Autolacke, kratzfest beschichtete Brillen, Computer-Chips mit ungeahnter Speicherkapazität – die Nanotechnologie hält im Eiltempo Einzug in nahezu alle Bereiche des täglichen Lebens. Ein riesiger Markt mit enormem Wachstumspotenzial tut sich auf. 100 Milliarden Euro beträgt das Weltmarktvolumen heute; in den nächsten Jahren soll sich der Betrag verzehnfachen. Aber welche Risiken birgt die Revolution in der Welt der millionstel Millimeter für Gesundheit und Umwelt? Bundesforschungsministerium und Industrie haben sich jetzt zusammengetan, um gemeinsam die Auswirkungen industriell hergestellter Nanopartikel zu untersuchen. Rund 7,6 Millionen Euro investieren sie in das Projekt NanoCare. Zum Kreis der dreizehn Partner aus Industrie und Wissenschaft, denen Unternehmen wie Degussa, BASF oder die Bayer MaterialScience AG angehören, zählt auch die Saar-Universität mit artiger Form anzuzüchten – werden die Forscher untersuchen, was beim Einatmen von Nanopartikeln passiert, wenn sie auf diese zelluläre „Luft-BlutSchranke“ der Lunge treffen: Werden sie dort zurückgehalten oder überwinden sie diese Barriere in bestimmtem Ausmaß, und auf welchem Wege geschieht dies? „Wir erwarten durchaus, einige konkrete Antworten bzw. Lösungsvorschläge entwickeln zu können: So werden wir etwa versuchen, kritische Eigenschaften für Nanopartikel zu finden, die nicht mehr die Barriere überwinden“, so Lehr. Außerdem erhoffen sich die Wissenschaftler, die verwendeten Zellkulturmodelle, welche möglicherweise auch einmal Tierversuche ersetzen können, weiter zu verbessern. CE Forschungspreis für Professor Lehr Für seine herausragenden Arbeiten auf dem Gebiet der pharmazeutischen Wissenschaften ist der Saarbrücker Lehrstuhlinhaber für Biopharmazie und Pharmazeutische Technologie, Prof. Claus-Michael Lehr, mit dem APV-Forschungspreis 2006 der Internationalen Arbeitsgemeinschaft für Pharmazeutische Verfahrenstechnik e.V. (APV) ausgezeichnet worden. Der Preis wird von einer international besetzten Jury alle zwei Jahre an einen Forscher vergeben, der höchstens 45 Jahre alt sein darf. Überreicht wurde die Auszeichnung Ende März in Prof. Dr. Claus-Michael Lehr Genf. Die Arbeitsgruppe von Prof. Lehr beschäftigt sich mit dem Transport von Arzneistoffen im Körper, dem „Drug Delivery“. Ziel ist es, die Transportmechanismen zu analysieren und Verfahren zu entwickeln, die es erleichtern, die körpereigenen Barrieren wie Darm, Haut oder Lunge zu überwinden. Veronika Wetzel Horst-Dietrich-Hardt-Preis: Stiftung der Saar-Uni verleiht Chemie-Forschungspreis campus 3/2006 In Anerkennung seiner wegweisenden Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Anorganischen Metallverbindungen hat die Naturwissenschaftlich-Technische Fakultät III der Universität des Saarlandes dem Professor für Anorganische Festkörperchemie an der Ludwig-Maximilians-Universität München Professor Wolfgang Schnick den Horst-Dietrich-Hardt-Preis der Elisabeth- und Prof. Dr. Horst-Dietrich Hardt-Stiftung verliehen. Der Dekan der Fakultät, Prof. Kaspar Hegetschweiler, überreichte dem Preisträger die mit 12 500 Euro dotierte Auszeichnung Ende Mai auf dem Saarbrücker Campus. Professor Dr. Wolfgang Schnick P Foto: privat rofessor Schnick ist der erste Wissenschaftler, der mit dem Horst-DietrichHardt-Preis ausgezeichnet wird. Er erhält den Preis für die Entwicklung neuer Leuchtstoffe, die unter anderem zur industriellen Anwendung von hoch effizienten, warmweißen Leuchtdioden, den so genannten LEDs, geführt haben. Diese Arbeit gilt als Meilenstein in der Entwicklung von LEDs für allgemeine Beleuchtungsanwendungen. Der Forschungspreis, der zukünftig alle drei Jahre vergeben werden soll, ist nach dem Wissenschaftler Dr. Horst-Dietrich Hardt benannt, der bis zum Jahr 1982 an unserer Universität als Professor für Anorganische Chemie tätig war. Im Anschluss an sein Chemiestudium in Heidelberg war der 1917 in Brüssel geborene Hardt ab 1950 zunächst als Assistent und seit 1963 als außerplanmäßiger Professor am Chemischen Institut der SaarUniversität tätig. Das kinderlose Ehepaar Hardt stellte seinen Nachlass für die Elisabeth- und Prof. Dr. HorstDietrich Hardt-Stiftung zur Verfügung. Veronika Wetzel Der Saarbrücker Forscher Dr. Helge B. Bode wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Emmy Noether-Programms beim Aufbau einer Nachwuchsgruppe unterstützt. 780 000 Euro fließen für die nächsten fünf Jahre in die Saarbrücker Biotechnologie. Dr. Bode forscht und lehrt am Institut für Pharmazeutische Biotechnologie von Prof. Rolf Müller. er Nachwuchswissenschaftler untersucht den Stoffwechsel des Bakteriums Myxococcus xanthus. Bei Nahrungsmangel – der Stresssituation für das Fortbestehen eines jeden Organismus schlechthin – beginnen die nur wenige Mikrometer großen Bakterien, pilzähnliche Fruchtkörper zu bilden, die mit bloßem Auge sichtbar sind. In diesen Fruchtkörpern wandeln sich die langen dünnen Bakterien in runde Sporen um, die die Hungerzeiten dann überdauern können. Dabei kommt es zu biochemischen Veränderungen, die noch fast völlig unbekannt sind. Das Forscherteam um Dr. Bode will den Fettsäure- und Lipidstoffwechsel während dieser „Verwandlung“ genauer unter die Lupe nehmen. Außerdem planen sie auch den übrigen Stoffwechsel von Myxococcus xanthus zu analysieren, um weitere biochemische „Schalter“ der makroskopischen und mikroskopischen Gestaltveränderung zu identifizieren. Die Arbeiten sind Grundlage, diese komplexen Bakterien besser zu verstehen, die mit zu den potentesten Produzenten von Antibiotika und Krebsmedikamenten zählen. Melanie Löw D Dr. Martin Schichtel und Jörg Jodlauk haben es geschafft: Als erfolgreiche Unternehmensgründer haben sie mit ihrem innovativen Produktangebot und der starken ökologischen Ausrichtung nun auch die Jury des GründerChampion-Wettbewerbs 2006 überzeugt. Für ihr Unternehmen, die im August 2003 im Starterzentrum Homburg gegründete Viking Advanced Materials GmbH (www.va-materials.com), nahmen sie bei den Deutschen Gründerund Unternehmertagen Anfang April in Berlin gemeinsam mit den Gewinnern der anderen Bundesländer die Auszeichnung als GründerChampion entgegen. aterialtrends for a better future“ verspricht das junge Unternehmen seinen Kunden und scheint damit genau richtig zu liegen. Denn die Produkte – von neuartigen Farbkörpern zum Einfärben von Kompositen bis zu fertigen Beschichtungssystemen – sind gefragt. Das Rezept der Jungunternehmer: Man nehme Alltagsprodukte unter die Lupe, würze sie mit den neuesten Entwicklungen aus Forschung und Wissenschaft und entwickle so „intelligente“ Produkte mit völlig neuen Eigenschaften. So werden etwa Dachziegel mit Lotus- M 23 Dr. Helge B. Bode untersuchte die FettsäureBiosynthese von Myxococcus xanthus an der renommierten Stanford University (USA) und der Gesellschaft für Biotechnologische Forschung in Braunschweig. Seit Oktober 2003 ist er an der Saar-Universität tätig; von April 2004 bis Dezember 2005 war er Juniorprofessor. Derzeit ist er wegen des Emmy Noether-Stipendiums von der Juniorprofessur beurlaubt. Neuer GründerChampion aus dem Starterzentrum „ Forschung Viele Medikamente basieren heute auf Naturstoffen, die aus Bakterien oder Pflanzen gewonnen werden, so auch 80 Prozent der Antibiotika und Krebstherapeutika. Die Arbeitsgruppe von Professor Rolf Müller am Institut für Pharmazeutische Biotechnologie der Chondromyces crocatus, ein Saar-Uni erforscht solche bioBakterienstamm, der zu den logisch aktiven Wirkstoffe aus Myxobakterien gehört. Mikroorganismen. Im MittelFoto: Prof. Hans Reichenbach punkt stehen vor allem Myxobakterien, das sind im Boden lebende Mikroorganismen, die sich als vielseitige und ergiebige Quelle für neue Wirkstoffe herauskristallisiert haben. So befinden sich Modellsubtanzen wie die Epothilone und die Tubulysine als vielversprechende Krebstherapeutika derzeit in klinischen Testphasen. Die Saarbrücker Biotechnologen untersuchen die genetischen Grundlagen der Naturstoffbildung in Myxobakterien. Neben der Identifizierung neuer Wirkstoffe versuchen sie mit genetischen Methoden, die Produktion zu optimieren bzw. die verantwortlichen Biosynthesemaschinerien zu manipulieren, um veränderte Naturstoffe herzustellen. Im Rahmen ihrer Doktorarbeit bei Prof. Müller analysierte Dr. Silke Wenzel Enzymsysteme, die an der Produktion verschiedener Naturstoffe aus MyxoDr. Silke Wenzel bakterien beteiligt sind. Sie entwickelte ein Verfahren zur Herstellung myxobakterieller Substanzen in heterologen Wirtsorganismen, die leichter zu handhaben sind als die langsam wachsenden Myxobakterien. Die Studien hierzu führte sie in Saarbrücken, an der Gesellschaft für Biotechnologische Forschung (GBF, Braunschweig) und an der Oregon State University in den USA durch. Ihre Doktorarbeit wurde jetzt mit dem mit 2 000 Euro dotierten Förderpreis des Fördervereins der GBF ausgezeichnet, der für herausragende Promotionen an der TU Braunschweig bzw. der GBF vergeben wird. CE Emmy NoetherNachwuchsgruppe erforscht gestresste Bakterien und Selbstreinigungseffekten versehen oder Effektpigmente entwickelt, die für den keramischen bzw. den Porzellanbrand geeignet sind. Beate Wehrle Die „Viking Advanced Materials“ setzt mit der Auszeichnung die Erfolgsserie von Unternehmen aus dem Starterzentrum der Saar-Universität fort, die in den vergangenen Jahren in Berlin als „Vorzeigemodelle“ der Bundesländer zu „GründerChampions“ ernannt wurden. So konnte bereits bei der ersten Berliner Existenzgründermesse 1998 das Konzept der IMC GmbH überzeugen, 2000 siegte die Across Barriers GmbH. Als GründerChampions folgten Pharmacelsus GmbH (2001), Tec4u Ingenieurgesellschaft mbH (2003), e.Consult AG (2004) und Die Touragentur (2005) – alles Unternehmen, die in einem der Starterzentren der Universität ihre Geschäftstätigkeit begonnen haben. campus 3/2006 Auszeichnung für Biotechnologin Foto: Anne Axt campus aktuell 24 Richtfest am Praktikumgebäude der Human- und Molekularbiologie Beim Richtfest: v.l. Prof. Zenner (Architekturbüro Hepp und Zenner), Minister Jürgen Schreier, Vizepräsidentin Patricia Oster-Stierle, Finanz-Staatssekretär Gerhard Wack und der Zimmermann. 900 Quadratmeter Nutzfläche, 4,5 Millionen Euro Baukosten, 460 000 Euro wissenschaftliche Erstausstattung – soweit die Eckdaten zum neuen Gebäude: „Für den forschungsintensiven Studiengang Biologie mit Schwerpunkt Humanund Molekularbiologie wird der Neubau Raum für dringend benötigte Praktikumplätze schaffen“, so Universitätsvizepräsidentin Patricia Oster-Stierle beim Richtfest, das nach neun Monaten Bauzeit im März auf dem Saarbrücker Campus gefeiert werden konnte. Vor sechs Jahren war der Diplomstudiengang im Schnittfeld von Biologie und Medizin gestartet. Gemeinsam getragen wird er von der NaturwissenschaftlichTechnischen Fakultät III und der Medi- Foto: CE zinischen Fakultät. „Mit dem neuen Praktikumgebäude wird ein weiterer Baustein der Campus-Rahmenplanung fertig gestellt“, unterstrich Minister Jürgen Schreier. Glasfassaden und Sichtbeton an den Stirnseiten geben dem Gebäude sein Gepräge, für das die Saarbrücker Architekten Hepp und Zenner verantwortlich zeichnen. Der Neubau, der voraussichtlich im November bezugsfertig sein wird, steht – von der Hauptzufahrt der Uni aus gesehen – rechts der Serra-Plastik. Gebäude und Außenanlagen werden so gestaltet, dass der Platz zum Gebäude B 2 hin für Veranstaltungen genutzt werden kann; das Foyer und der Seminarraum im Erdgeschoss können dabei mit einbezogen werden. Die Kosten des Neubaus teilen sich Bund und Land je zur Hälfte. „Ab Januar 2007 wird durch das Auslaufen der fünfzigprozentigen Mitfinanzierung des Bundes für die Hochschulbauförderung die Durchführung geplanter Baumaßnahmen schwieriger werden“, so Minister Schreier, der weiter betonte: „Das Saarland wird daher künftig größere Anstrengungen unternehmen, um die Konkurrenzfähigkeit von Forschung und Lehre an der Universität zu sichern.“ Finanz-Staatssekretär Gerhard Wack hob hervor, der Landesregierung sei es ein besonderes Anliegen, Forschung und Lehre an Universität und Universitätskliniken zu fördern. Von 2000 bis 2005 seien rund 230 Millionen Euro für Bauausgaben zur Verfügung gestellt worden. CE Handbuch Medienmanagement Christian Scholz (Hrsg.), SpringerVerlag 2006, XIII, 982 S., 99,95 Euro, ISBN: 3-540-23540-X In der Reihe „Kunst im Präsidialamt“ sind noch bis 21. Juli Ansichten des Potsdamer Platzes aus dem Werk des Berliner Künstlers Eberhard Franke (1936-2004) zu sehen, die die Umgestaltung des geschichtsträchtigen Ortes vom Grenzbrachland zum modernen Unternehmens- und Einkaufszentrum dokumentieren. Organisiert wird die Ausstellungsreihe seit mehr als 23 Jahren von Prof. Karl Otto Jung. campus 3/2006 Geographie und Fernerkundung – Eine Einführung in die geographische Interpretation von Luftbildern und modernen Fernerkundungsdaten. Ernst Löffler, Ulrich Honecker, Edith Stabel: 3. neubearbeitete und erweiterte Auflage, Gebrüder Bornträger Stuttgart 2005. 287 Seiten, 29 Euro, ISBN 3-443-07140-6 Seit dem Erscheinen der ersten Auflage vor 20 Jahren hat sich die Fernerkundung mit ungebrochener Dynamik weiterentwickelt. Besonders beeindruckend sind die damals kaum für möglich gehaltenen Fortschritte in der Satellitentechnologie und insbesondere der digitalen Aufnahmetechnik. Daher wurde das Buch in seiner dritten Auflage nicht nur aktualisiert, sondern auch neue Schwerpunkte gesetzt. Vor allem die Ausführungen über die digitale Bildverarbeitung und -klassifikation sowie die Radarerkundung wurden stark erweitert. Das Studienbuch soll vor dem Hintergrund des heutigen Stands der Technik in der Fernerkundung die Grundlagen und Methoden ihrer Anwendung in der Geographie diskutieren und die Aussagemöglichkeiten an konkreten Beispielen erläutern. Dabei legt das Autorenteam Wert auf eine verständliche Darstellung, ohne Vollständigkeit anzustreben. Das Studienbuch stelle „die unerlässliche Basis für das wertschöpfende Miteinander von Geographie und Fernerkundung dar“, so Joachim Thomas (Münster) in seiner Rezension (zfv, 130. Jg., Heft 4/2005, Seite 271): „Es dürfte für jeden Studierenden der Geowissenschaften eine wertvolle Anleitung und Hilfe sein.“ Als Nachschlagewerk richtet sich das soeben im SpringerVerlag erschienene Handbuch von Prof. Christian Scholz an Wissenschaftler, Praktiker und Studierende. Es liefert einen Überblick über alle wichtigen Aspekte des Medienmanagements. Grundlagenartikel aus interdisziplinärer Perspektive ermöglichen ein umfassendes Verständnis der Medienbranche, ihrer Wirkungen und Handlungsimplikationen. Führende Medien-Vertreter wie der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann AG Dr. Gunter Thielen oder der Intendant des Westdeutschen Rundfunks Fritz Pleitgen geben teils auch in Interviews Einblicke in den State-of-theArt des Gebiets. Durch die Perspektiven auch anderer, nicht betriebswirtschaftlicher Fachdisziplinen eignet sich das Handbuch auch als Literatur für managementbezogene Fragestellungen aus den Disziplinen Medienrecht, Medienpsychologie, Medienökonomie und Kommunikationswissenschaft. campus aktuell Science Park 2: Das Konzept geht auf! P robleme der Überbelegung hatte Ministerpräsident Peter Müller ihm beim Richtfest gewünscht – der Science Park 2 scheint auf dem richtigen Wege dahin zu sein: Das imposante Gebäude, das im Sommer 2005 eröffnet wurde, sei bereits zu fast 90 Prozent vermarktet, so Wirtschaftsminister Hanspeter Foto: Medienzentrum Georgi Mitte April bei einem Neuer Raum für unternehmerische Visionen Presserundgang. Insgesamt Wirtschaftsminister Georgi im Gespräch mit den Gründern arbeiten hier mittlerweile 25 der Firma Centigrade. V.l. Minister Georgi, Jürgen Brettar Unternehmen mit fast 150 (SBB – Saarland Bau und Boden Projektgesellschaft Mitarbeitern. Im zwölfgembH), Simon Albers und Thomas Immich (Centigrade) und Science-Park-Geschäftsführer Klaus Gerstner schossigen Büroturm seien alle Büros vermietet. Die Laborfläche sei zu einem Drittel vergeben. Wer noch Laborraum in Kombination mit Büro anmieten möchte, der hat im „Riegel“ genannten Teil des Gebäudes jetzt noch Chancen. „Der rasche Vermietungserfolg ist eine großartige Bestätigung unserer Entscheidung, im Rahmen der Innovationsstrategie fast 20 Millionen Euro für neue und innovative Unternehmen rund um den Universitätscampus des Saarlandes zu investieren“, so Minister Georgi. Er besuchte exemplarisch die Bühler PARTEC GmbH, die Centigrade GmbH und die Mineway GmbH und überzeugte sich vom Leistungsangebot der neuen Mieter. IT und Nano-Biotechnologie bilden Schwerpunkte im Themenspektrum der im Science Park 2 ansässigen Unternehmen. Hier finden sich Firmen, die aus dem Uni-Starterzentrum herausgewachsen sind, Firmen, die von Beginn an auf Größe und gute Laborstruktur setzen und Unternehmen, die von der wirtschaftsnahen Forschungslandschaft im Umfeld der 25 Foto: CE Universität angezogen werden. Das Konzept, auf die Universität und ihr Umfeld als Impulsgeber zu setzen, geht einmal mehr auf. Gute Aussichten also – hatte Peter Müller doch damals beim Richtfest angemerkt, dass er Überbelegungsprobleme gerne mit einem Science Park 3 lösen möchte ... CE Studenten informierten in Kindergärten über Medien Sparkasse unterstützt auch weiterhin die SULB „Etwas springen lassen“ – die Redewendung, die dem Brauch entstammt, die Münzen auf den Tisch zu werfen, um ihren EdelmetallGehalt zu prüfen, passt auch hier: Seit nunmehr acht Jahren unterstützt die Sparkasse Saarbrücken die Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek. So finanziert sie die Tageszeitungen und Ausstellungen, hilft bei Druckkosten der Leseausweise und bei der Anschaffung von Fachliteratur, einer neuen Kamera oder einem Poster-Display. Dieser zuverlässige Sponsoringpartner wird der SULB auch künftig zur Seite stehen, ja darüber hinaus sein Engagement sogar ausweiten: Ende April unterzeichneten der Marketingdirektor der Sparkasse Harald Reininghaus (l.) und SULB-Direktor Prof. Bernd Hagenau (r.) ein Sponsoringabkommen, das eine zehnjährige zusätzliche Unterstützung in namhafter Höhe garantiert. Ein Unterstützungsvermerk wird sich auf der Eingangsstele der Bibliothek wiederfinden. Christine Hohnschopp/Foto: Gertrud Jann arf mein Kind fernsehen und wie lange? Welche Sendungen darf es sehen? Wie kann man Kindern einen bewussten Umgang mit den Medien beibringen? Vor diese Fragen sehen sich Eltern heute schon früh gestellt. Viele fühlen sich verunsichert. Studierende der Medienpsychologie setzten sich am Lehrstuhl von Prof. Peter Winterhoff-Spurk ein Semester lang mit dem Thema „Kinder und Medien“ auseinander. Gemeinsam mit Seminarleiterin Dr. Dagmar Unz hatten sie die Idee, zum Abschluss des Seminars einen ElternInfo-Treff in Kindergärten anzubieten. In zwei Kindergärten gaben die Studenten Andreas Baars, Anne Bähr, Dagmar Cora und Daniela Peine, unterstützt durch Dozentin Dr. Unz, einen Einblick in aktuelle Forschungsergebnisse. Sie klärten auf, welche Wirkungen das Fernsehen und andere Medien wie Computerspiele haben, welche Bedeutung Medien für die Entwicklung der Kinder haben und was Eltern tun können, um ihre Kinder zu einem vernünftigen Medienkonsum anzuregen. Die Eltern hatten Gelegenheit, Fragen zu stellen und sich auszutauschen. Und die Studierenden konnten üben, ihr erlerntes Wissen weiterzugeben. CE Werbung Sick campus 3/2006 D Informatik Das Internet der Zukunft Vinton Cerf, einer der Mitbegründer des Internets, war zu Gast an der Saar-Uni. Vor rund 350 Zuhörern sprach er über die technologischen und politischen Herausforderungen des Internets im 21. Jahrhundert. I 26 n den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Internet-Nutzer nahezu verdoppelt. „Trotzdem ist es noch ein langer Weg, bis wirklich jeder Zugang zum Internet haben wird“, gab Cerf zu bedenken. Denn vor allem in ärmeren Ländern wie in Afrika fehle es bisher an flächendeckenden Internetzugängen. Um dies zu ändern, müssten dort zukünftig die Nutzungskosten gesenkt werden. Doch die Ausweitung der Nutzerschaft ist nicht nur an sich eine Herausforderung, vielmehr geht mit ihr auch eine technologische Anforderung einher. Denn jeder Knoten im Internet, also auch jeder Computer, der Daten empfängt, benötigt eine eindeutige, so genannte IP-Adresse. „Als wir Anfang der 70er Jahre das Internet entwickelten, wollten wir lediglich vier verschiedene Netzwerke miteinander verbinden“, erläuterte Cerf. Je komplexer das Netz wird, desto mehr IP-Adressen müssten geschaffen werden. Hierfür reiche die Kapazität des ursprünglichen Internetprotokolls mit einem Adressen- Der heute 63 Jahre alte US-amerikanische Mathematiker und Computerwissenschaftler Vinton Cerf entwickelte 1973 gemeinsam mit Robert Kahn das Kommunikationsprotokoll TCP/IP (Transmission Control Protocol/Internet Protocol), mit dem das Internet möglich gemacht wurde. Dafür erhielten die beiden seither als Väter des Internets bekannten Wissenschaftler vor zwei Jahren den Turing Award, der als Nobelpreis der Informatik gilt. Heute arbeitet Cerf als Vize-Präsident und „Chief InternetEvangelist“ von Google am Internet der Zukunft. Foto: Matthias Bauer http://mattness.net raum von etwas über vier Milliarden schon heute nicht mehr aus. Mit der Umstellung auf das neue Internetprotokoll IPv6 solle die Adressenknappheit in Zukunft beseitigt werden. Eine weitere Herausforderung sieht Cerf in einer Vernetzung, die über die Verbindung von Computern hinausgeht. Mit Hilfe von Funketiketten, so genannten RFID-Chips, könnten bald Geräte und Gegenstände aller Art zum Internet gehören. Bei der RFID-Technik wird ein Funketikett von einem Scanner eingelesen, der im Internet Informationen über den etikettierten Gegenstand abrufen kann. „Denkbar wäre, dass Ihr Kühlschrank Ihnen eine Mail schreibt, um Ihnen mitzuteilen, dass Sie zwar genügend Milch vorrätig haben, diese aber schon sechs Wochen alt ist“, beschrieb Cerf das Internet der Zukunft. Zum Abschluss seines Vortrags erläuterte Cerf seine Vision, das Internet auch auf das Weltall auszudehnen. Bei einer Fragerunde, die im Anschluss an den Vortrag des Vizepräsidenten von Google stattfand, stand die vielfach kritisierte Zensurpolitik der Suchmaschine in China im Vordergrund. Cerf kommentierte dazu, dass es besser sei, auf einem so großen Markt überhaupt zu agieren, als gar keine Informationen bereitzustellen. „Wir sind grundsätzlich gegen die Zensur und haben bei der chinesischen Regierung zumindest durchsetzen können, dass die Informationen bei uns nicht stillschweigend zensiert werden, sondern für den Nutzer eine Meldung sichtbar ist“, so Cerf. Veronika Wetzel Neue Multimedia-Architektur für Linux Am Lehrstuhl für Computergraphik der Universität des Saarlandes wurden die Grundlagen für eine neuartige Software zur Vernetzung von Multimedia-Geräten erforscht, die bei der Linux-DesktopUmgebung KDE zum Einsatz kommen soll. Die so genannte „Netzwerk-Integrierte Multimedia Middleware (NMM)“ wird mittlerweile durch das Spin-OffUnternehmen Motama (campus 2/06 S.25) weiterentwickelt und vermarktet. campus 3/2006 D ie Wiedergabe von Audio- und Video-Dateien, aber auch Internet-Telefonie und Video-Konferenzen werden heute vielfach am heimischen PC ausgeführt. Für die Desktop-Umgebung KDE, die besonders unter Linux weit verbreitet ist, werden diese Aufgaben in der kommenden Version von einer grundlegend überarbeiteten Multimedia-Architektur, genannt Phonon, übernommen. Neben ver- schiedenen anderen Technologien wird dabei eine neuartige Software zur Vernetzung von Multimedia-Geräten zum Einsatz kommen, die an der Saar-Uni entwickelt wurde. Die so genannte „Netzwerk-Integrierte Multimedia Middleware (NMM)“ wird hierbei einerseits grundlegende Multimedia-Dienste für KDE zur Verfügung stellen. Durch die Integration der NMM-Technologie in KDE werden aber auch ganz neue Anwendungsszenarien ermöglicht, wie z.B. die gleichzeitige Audio- oder Video-Wiedergabe auf allen im Netzwerk zusammengeschalteten Rechnern – komfortabel von einer zentralen Anwendung auf dem Desktop aus gesteuert. Auf dem letzten LinuxTag in Wiesbaden konnten bereits erste Ergebnisse präsentiert werden. Der LinuxTag gilt als Europas größte und wichtigste Messeund Kongressveranstaltung zu den Themen Linux, Freie Software und Open Source. MEY Tipps und Termine Nicht verpassen: Die beiden letzten Vorträge der Ringvorlesung zum Informatikjahr finden am 3. und 10. Juli von 19.00 bis 20.30 Uhr im vhs-Zentrum am Schlossplatz statt: 3. Juli: Kann die Informatik dem Recht helfen? (Prof. Dr. Maximilian Herberger, Institut für Rechtsinformatik) 10. Juli: Was kommt nach Google? Suchmaschinen im Internet (Prof. Dr. Gerhard Weikum, MPI für Informatik) A ndreas Keller, nach nur sechs Semestern Studium in der Saarbrücker Informatik bereits Master of Science, hat eine grundlegende bioinformatische Machbarkeitsstudie zur Früherkennung von Krebserkrankungen vorgelegt: Für seine Masterarbeit erforschte der Student mit Methoden der Bioinformatik, ob man anhand von Tumor-Antigenen Tumoren im Blut diagnostizieren kann. Angeleitet durch den Saarbrücker Bioinformatiker Professor Lenhof und den Homburger Humangenetiker Professor Meese ist es Andreas Keller gelungen, Nachweismethoden für Hirntumoren über die Analyse von Blutseren der Patienten zu entwickeln, die in einem sehr frühen Krankheitsstadium ansetzen und mit dem geringen Aufwand eines Bluttests ausMit dem Innovationspreis würdigt kommen. Auch wenn noch ein weiter Weg der Wirtschaftsclub Saar-Pfalzvor dem neuen Verfahren bis zum PraxiseinMoselle e.V. jedes Jahr in Zusammenarbeit mit den Universitäten satz liegt, so lässt sich bereits heute das ground Hochschulen der Region herße Potenzial der Ergebnisse absehen. Keller, vorragende wissenschaftliche Arder für seine Leistungen auch die Günterbeiten von Studierenden verschiedener Fachrichtungen. Der WirtHotz-Medaille erhielt, wird in seiner Doktorschaftsclub fördert die länderüberarbeit gemeinsam mit den Saarbrücker und greifende Kommunikation in WirtHomburger Arbeitsgruppen weiter an dem schaft, Wissenschaft und Kultur und will so wichtige Beiträge zur Thema forschen: Ziel ist es, für weitere Verbesserung der EntwicklungsKrebsarten eine ähnliche Frühdiagnose zu chancen der Region leisten. ermöglichen. CE Ausgezeichnete Absolventen Gleich zwei Turbostudenten zählen in diesem Jahr zu den Preisträgern der Günter-Hotz-Medaille: Andreas Keller (r.) hat schon nach sechs (statt zehn) Semestern seinen Master absolviert, Eyad Alkassar (l.) war noch drei Monate schneller. Die beiden waren nicht nur fleißig, sondern zeigten ebenso wie der dritte Preisträger, Fabian Suchanek (Mitte), Foto: hervorragende Leistungen das bilderwerk in ihrem Studium. Sie erhielten dafür im Rahmen der Absolventenfeier der Saarbrücker Informatik im April die mit je 1 000 Euro dotierte GünterHotz-Medaille, die die „Freunde der Saarbrücker Informatik“ e.V. zum fünften Mal an die besten Informatik-Absolventen vergaben. Für Andreas Keller, der übrigens auch als Leichtathlet im Hochschulsport aktiv und erfolgreich ist, ist dies schon die dritte Auszeichnung: Außer dem Innovationspreis 2006 hat er auch den Preis des Zentrums für Bioinformatik erhalten (zu seiner Arbeit: s.o). Eyad Alkassar hat sich früh für die mathematische Modellbildung bei Professor Wolfgang Paul interessiert. In seiner Masterarbeit zeigte er für ein Betriebssystem, wie es in mathematische Formeln gepackt werden kann. Hierauf aufbauend kann der Beweis geführt werden, dass die Software nach allen Regeln der Mathematik keine Fehler mehr enthält. Diese „formale Verifikation“ ist Kern des von Prof. Paul geleiteten Forschungsprojekts Verisoft, das vom BMBF mit 15 Millionen Euro gefördert wird. Fabian Suchanek hat seine Masterarbeit bei Prof. Gerhard Weikum am Max-Planck-Institut für Informatik geschrieben. Er hat sich in Zusammenarbeit mit Computerlinguisten und Forschern auf dem Gebiet der „Logik der Programmierung“ mit der Frage beschäftigt, wie der Computer mit natürlicher Sprache umgehen kann. Er stellte sich die einfach klingende, aber komplexe Aufgabe, wie ein Rechner intelligent wie ein Mensch Antworten auf Ja- und Nein-Fragen geben kann. MEY Informatik Der Student Andreas Keller (Foto unten, rechts) ist Träger des diesjährigen Innovationspreises des Wirtschaftsclubs Saar-Pfalz-Moselle. Ausgezeichnet wurde der 23-Jährige für seine Masterarbeit, die er am Lehrstuhl für Bioinformatik von Prof. Hans-Peter Lenhof und in der Homburger Humangenetik unter Leitung von Prof. Eckart Meese angefertigt hat. Der Präsident des Wirtschaftsclubs Klaus R. Hartung überreichte den mit 5 000 Euro dotierten Preis in einer Feierstunde Ende April im Max-Planck-Institut für Informatik. Den Festvortrag hielt Wirtschaftsminister Hanspeter Georgi, der Schirmherr des Förderpreises. Foto: das bilderwerk Saarbrücker Informatiker gewinnt „Fachbuch-Oscar“ D er Saarbrücker Informatik-Professor Andreas Zeller hat für sein Buch „Why Programs Fail: A Guide to Systematic Debugging“ einen Jolt Productivity Award erhalten. Mit dieser Auszeichnung, die international als der „Oscar“ für InformatikBücher gilt, werden jedes Jahr weltweit die besten Produkte für Software-Entwickler geehrt. Die US-amerikanische Zeitschrift „Software Development Magazine“ honoriert damit Produkte und Bücher, die die Industrie „aufgerüttelt“ (jolted) haben und dazu beitragen, schnellere, einfachere und wirkungsvollere Software zu entwickeln. Die Jury für den Innovationspreis, der vor kurzem in San Francisco verliehen wurde, setzte sich aus führenden Journalisten und SoftwareEntwicklern zusammen. In der Kategorie „Bücher“ des „Jolt Award“ gab es in diesem Jahr etwa 100 Vorschläge aus 300 Neuerscheinungen. Vier Preise wurden vergeben; Zeller erhielt einen der drei „Productivity Awards“, also einen Preis für die Produktivität steigernde Produkte. Sein Buch über die automatische Fehlersuche in großen Computerprogrammen schließt eine Lücke in Forschung und Ausbildung. Denn obwohl sich in fast jedem Computerprogramm Fehler finden, hat sich noch kaum ein Wissenschaftler systematisch mit Fehlersuche beschäftigt. Andreas Zeller hat sich darauf spezialisiert, automatisch Fehlerursachen zu finden. Im vergangenen Jahr konnte er als erster Forscher die Fehlerdatenbanken von Microsoft systematisch durchforsten, um herauszufinden, wo sich die meisten Fehler häufen. Zellers statistische Verfahren sagen jetzt für neue Programme voraus, welche Stellen am fehlerträchtigsten sind – und Microsoft kann diese Stellen dann besonders sorgfältig untersuchen. MEY 27 campus 3/2006 Innovationspreis 2006 für Student der Saar-Uni campus aktuell 28 Auszeichnung innovativer Wissenschaft F ür seine außergewöhnlichen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten auf dem Gebiet der Informatik ist in diesem Jahr Professor Reinhard Wilhelm von der Saar-Uni mit der Alwin-Walther-Medaille geehrt worden. Der studierte Mathematiker und Physiker erzielte beachtliche Forschungserfolge auf dem Gebiet der eingebetteten Systeme mit Echtzeitgarantien. Basierend auf seinen Forschungsergebnissen konnte ein derzeit weltweit führendes Werkzeug zur Herleitung von Laufzeitgarantien entwickelt werden, das jetzt für zeitkritische Systeme im Airbus 380 eingesetzt wird. Als wissenschaftlicher Tipps und Termine • Nächster Termin der Wissenschafts-Matinee ist der 3. September: Prof. Wolfgang Wahlster vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) spricht über das Thema „Total vernetzt – der Konsument in einer digitalen Umwelt“. Bei der WissenschaftsMatinee stellen saarländische Wissenschaftler Ergebnisse ihrer Forschungsarbeiten vor. Die gut einstündigen Vorträge finden jeweils sonntags um 11 Uhr an wechselnden Orten im Saarland statt. Der Veranstaltungsort für den Vortrag am 3. September wird noch bekannt gegeben. Infos und Anmeldung unter: www.wissenschaftsforum-saar.de campus 3/2006 • 4. Unternehmertag der Universi- tät des Saarlandes: Am 18. September 2006 findet auf dem Campus Saarbrücken der 4. Unternehmertag statt. Mit diesem jährlich organisierten Forum für Wirtschaftsvertreter und Wissenschaftler soll ein Beitrag zur Entwicklung von Strategien für den Mittelstand geleistet werden. In diesem Jahr werden von 14 bis 18 Uhr Themen zum Schwerpunkt „Standort Deutschland – Chancen der Internationalisierung“ im Mittelpunkt stehen. Information und Anmeldung: Kontaktstelle für Wissensund Technologietransfer der Universität des Saarlandes/KWT, Tel. (0681) 302-2656. Foto: Lichtbildatelier U. Muhn Direktor des Internationalen Begegnungs- und Forschungszentrums für Informatik, Schloss Dagstuhl, fördert er außerdem maßgeblich internationale Kooperationen zwischen Wissenschaftlern und damit den Fortschritt der Informatik. – Die AlwinWalther-Medaille wird im Zyklus von zwei Jahren von der Technischen Universität Darmstadt, dem Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD und dem Zentrum für Graphische Datenverarbeitung ZGDV e.V. in den Bereichen Informatik und Mathematik verliehen. Prof. Wilhelm wurde im Jahr 2000 bereits die Ehrung als Fellow der ACM (Association for Computing Machinery), der ältesten und größten Informatikerorganisation der Welt, zuteil. Damit ist er einer von nur drei Deutschen Fellows der Gesellschaft. MEY Weitere Infos unter: http://zeus.zeit.de/idw_neu/161296.xml Vertragsunterzeichnung Anlässlich der zehnjährigen Jubiläumsfeier des Korea Institute of Science and Technology Europe (KIST) im April unterzeichneten Institutsleiter Prof. Chang-Ho Kim (vorne links) und Uni-Vizepräsident Prof. Rolf Hartmann einen Kooperationsvertrag. Die Vereinbarung sieht die wissenschaftliche und technologische Zusammenarbeit zwischen KIST und der Universität des Saarlandes vor. In der zweiten Reihe: KISTPräsident Dr. Dongwha Kum und Wirtschaftsminister Dr. Hanspeter Georgi. GS/Foto: KIST Rumänisch-deutsche Juristentagung: Im Rahmen des im vergangenen Jahr unterzeichneten Kooperationsvertrags mit der Universität in Craiova fand im Mai auf dem Saarbrücker Campus die erste rumänisch-deutsche Tagung zum Europäischen Recht statt. Experten der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten beider Universitäten beschäftigten sich mit dem Thema „Der Einfluss des Europäischen Rechts auf das nationale Recht – Erfahrungen und Zukunftsperspektiven in Rumänien und Deutschland“. Organisiert und geleitet wurde die Konferenz, an der auch Studierende beteiligt waren, von Prof. Michael Martinek, der an der Universität des Saarlandes auch die Leitung des Instituts für Europäisches Recht innehat. Das Bild zeigt (1.R.v.l.) die Professoren Michael Martinek, Helmut Rüssmann und Rudolf Wendt, Dekan der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, mit ihren Gästen aus Rumänien. GS U Neue Bücher Hans-Jürgen Lüsebrink: Interkulturelle Kommunikation. Interaktion, Fremdwahrnehmung, Kulturtransfer. Verlag J.B. Metzler, 2005, 19,95 Euro, ISBN: 978-3-476-01989-9 Ob im Kulturbetrieb, in der Wissenschaft oder am Arbeitsplatz: Die Schlüsselkompetenz „Interkulturelle Kommunikation“ ist in allen Bereichen der Gesellschaft gefragt. Die umfassende Einführung von Professor HansJürgen Lüsebrink informiert über Konzeption, Methoden, Theorieansätze sowie zentrale Begriffe und bietet anschauliche Beispiele. Schwerpunkte sind „Interaktion“ (u.a. Dialoganalyse, interkulturelle Missverständnisse), „Kulturtransfer“ (in Medien und Werbung) sowie „Fremdwahrnehmungsprozesse“ (u.a. Stereotypenbildung, Vorurteilsstrukturen, Medienberichterstattung). Kai Horstmann (Hrsg.): Zwischen Bibel und Wissenschaft. Gottesdienstliche Reden. Reihe: Glauben und Leben, Bd. 31, 2005, 112 S., mit CD, 14,90 Euro, ISBN 3-8258-9146-1 Der vom Studierendenpfarrer der Evangelischen Studierenden Gemeinde Dr. Kai Horstmann herausgegebene Band veröffentlicht die Reden der Hochschullehrer in den Hochschulgottesdiensten des Jahres 2005. Darin werden Fragen gestellt wie: Kann der christliche Glaube als Gegenstand ökonomisch-rationaler Entscheidung begriffen werden? Passt die theologische Theorie noch in die Wirklichkeit der neuen Arbeitswelt? Kann man überhaupt die Botschaft der Bibel verstehen und übersetzen? Wie lässt sich die Bedeutung Jesu für uns erfahren? Kann man Glauben lernen? Gibt es eine Medizin gegen den Tod, und wie helfen Seelsorge und Psychotherapie dem Menschen? Wie klingen Licht und Schatten? Welche Bedeutung hat Religion in den USA? Und was bedeutet es, Fremdem zu begegnen? – Saarbrücker Hochschullehrer versuchen Antworten. Tagung der Archivare: „Dokumentationsziele und Aspekte der Bewertung in Hochschularchiven und Archiven wissenschaftlicher Institutionen“ lautete das Thema der Frühjahrstagung der Fachgruppe „Archivare an Hochschulen und wissenschaftlichen Institutionen“ des „Verbandes Deutscher Archivarinnen und Archivare“. Die Tagung fand auf Einladung des Saarbrücker Universitätsarchivars Dr. Wolfgang Müller am 23. und 24. März auf dem Campus statt. Unsere Fotos von der Eröffnung zeigen Archivoberrat Dr. Wolfgang Müller und Vizepräsidentin Prof. Patricia Oster-Stierle (oben v.l.), das Vorstandsmitglied des „Verbandes Deutscher Archivarinnen und Archivare“ Archivdirektor Dr. Martin Dallmeier (Regensburg) und den Vorsitzenden der Fachgruppe Archivdirektor Dr. Dieter Speck (Universitätsarchiv Freiburg) (unten v.l.). Die Vorträge der Tagung werden in der Reihe der „Universitätsreden“ publiziert. red [email protected] Die Zustellung ist kostenlos. Sie erfolgt einmal wöchentlich, jeweils am Dienstag. Wer den Service oder die Produkte erst einmal testen möchte oder Bedenken wegen zu geringer Mengen hat, sei unbesorgt: Es gibt keine Mindestbestellmenge! 29 Im Angebot sind verschiedene Kaffee- und Teesorten, Säfte, Studentenfutter, Mango-Schnitten, Kekse und Manioc-Chips! Beim Kaffee stehen drei verschiedene (Bio-)Sorten zur Auswahl; die 250 Gramm-Packung (gemahlen oder ganze Bohnen) kostet 3,50 Euro. Die gleiche Menge original italienischer Espressokaffee kostet 4,50 Euro. Bei den Tees reicht die Angebotspalette von Schwarzen Tees über Grün- und Roiboos-Tee bis zum Früchte- und Pfefferminztee. Die Bio-Säfte sind im Ein-LiterKarton verpackt – zur Auswahl stehen Multifruchtsaft (1,40 Euro) und ein Orangensaft (ohne Zuckerzusatz! 1,50 Euro). Die Partner in der Dritten Welt sind meist Kleinbauern, die für ihre Arbeit einen Lohn erhalten, der deutlich über Weltmarktniveau liegt. Dadurch können sie beispielsweise ihre Kinder zur Schule schicken und mit der Natur schonender umgehen. Initiatoren an der Saar-Uni sind „UNIversal“ und das Netzwerk „Entwicklungspolitik im Saarland“. Sie sind auch jeden Donnerstag mit einem Info-, Verkostungs- und Verkaufsstand in der Mensa präsent. Françoise Laroppe/GS campus 3/2006 Star der Fußballgeschichte auf dem Uni-Campus: Ein wahrhaft historisches Foto hat Levente Pasztohy kürzlich dem Universitätsarchiv überlassen. Es zeigt (im Mantel, links außen) Helmut Schön, der damals beim Saarländischen Fußballverband tätig war. Der spätere Trainer der deutschen Nationalmannschaft, mit der er 1974 Weltmeister wurde, ist hier am 11. März 1953 vor der Aula mit der damaligen Studentenmannschaft unserer Universität zu sehen. Rechts: Universitätssportlehrer Ralph Hoke. WM m Produkte aus fairem Handel auf dem Saarbrücker Campus noch populärer zu machen, hat die Hochschulgruppe „UNIversal – Eine Welt AG“ einen besonderen Service initiiert: Ab sofort können die Lehrstühle und Institute die gewünschten Produkte unter folgender Adresse online bestellen: campus aktuell Neu: Kostenloser Campus-Lieferservice von „ökofairen“ Produkten Eulenspiegel campus 3/2006 30 Eulenspiegel Universität für Neulinge und Alte Hasen I: das Abc Die Universität, wir wissen es, stellt eine Welt für sich dar. Ein Grund dafür ist, dass sie offenbar dem Grundsatz huldigt: „Es gibt nichts Einfaches, was nicht kompliziert werden könnte“. An einem kleinen Beispiel möchte das Eulenspiegel im Folgenden demonstrieren. Im sprachlichen Bereich ist das Einfachste, jedenfalls bei der schriftlichen Sprachwiedergabe, das Abc. Man sollte meinen, dass die Universität schon weit von diesen Grundelementen der Gelehrsamkeit entfernt sei. Eine Durchsicht universitätsamtlicher Texte (vor allem Studien- und Prüfungsordnungen) bringt aber an den Tag, dass dem nicht so ist. So gibt es an unserer Universität das beachtenswerte Nebeneinander von AP, BP und CP, d.h. „Anrechnungspunkt(e)“, „Bonuspunkt(e)“ und „Credit Point(s)“. Das Verblüffende ist nun aber, dass diese verschiedenen Bezeichnungen sich anscheinend auf nur ein Bezeichnetes beziehen, nämlich eine Recheneinheit, welche die Leistung der Studierenden zu messen vorgibt. Bei weiterem Nachforschen zeigt sich, dass es noch eine zweite Gruppe von Abkürzungen gibt, und zwar KP, LP und MP, was für „Kreditpunkt(e)“, „Leistungspunkt(e)“ und „Maluspunkt(e)“ steht. (Im Folgenden werde ich nur noch die Abkürzungen verwenden.) Dank Uni-internem Google kann man sogar eine Reihenfolge der Beliebtheit auf der Grundlage der Nennungen ermitteln: LP 683, CP 360, BP 157, AP 11, MP 7, KP 6 (außer Konkurrenz läuft noch Credits, 127 Nennungen, mit; Erhebung vom 2.6. 2006). Es versteht sich von selbst, dass insbesondere die exakten Wissenschaften mit dieser terminologischen Vielfalt nicht viel anfangen können: „Anstelle des Begriffes ‘Anrechnungspunkte’ findet man manchmal auch die Begriffe [sic!] ‘Leistungspunkte’ oder ‘Kreditpunkte’. Letzterer ist aber eine eher ‘schiefe’ Übersetzung des englischen Originalbegriffes ‘credits’, der deshalb hier bewusst vermieden wird.“ ( w w w. i n g . u n i - s a a r l a n d . d e / d e / studienbeginn/ects.htm). Es ist erfreulich, dass sich die technikorientierten Kollegen von der „schiefen“ Übersetzung „Kreditpunkte“ distanzieren. Leider haben sie aber nicht die ganze Komplexität der Angelegenheit erfasst, und sie haben wohl auch nicht mit dem Erfindungsreichtum ihrer geisteswissenschaftlichen Kollegen gerechnet. Das eine Problem, das sie nicht erkannt haben, ist die trügerische Synonymie der Bezeichnungen. Dies lässt sich sehr schön an den LPs und CPs erkennen (im zitierten Text als „Credits“ angeführt). Es handelt sich hier nicht in jedem Fall um echte oder zumindest Teilsynonyme. Ein Blick in das Vorlesungsverzeichnis der Abteilung Rechtswissenschaft zeigt nämlich, dass für die Juristen, die traditionell ein sehr differenziertes Verhältnis zu Begriffen pflegen, keine Synonymie vorliegt. Wie aus den Erläuterungen (S. 205, Vorlesungsverzeichnis Wintersemester 2005/2006) hervorgeht, gibt es zum einen Leistungspunkte, die, wie zu erwarten, mit LP abgekürzt werden, zum andern gibt es Anerkennungspunkte, die mit CP abzukürzen sind. Dass keine Synonymie gegeben ist, ersieht man daraus, dass konkrete Lehrveranstaltungen sehr unterschiedliche LP- bzw. CP-Zahlen erhalten können. Für Leute aus den exakten Wissenschaften mag es verwirrend sein, dass nach dem Ausweis der im Vorlesungsverzeichnis angegebenen Zahlen auch keine Umrechnungsgleichung existiert, da eine Lehrveranstaltung z.B. 4 LP und 3 CP haben kann, eine andere 0 LP und 6 CP usw. In einem weiteren Punkt sind die Ausführungen der technischen Kollegen zu ergänzen. Offenbar haben sie nämlich eine Bezeichnung ganz übersehen, und das ist BP. Gerade BP ist allein vieldeutiger als alle anderen Bezeichnungen zusammengenommen. BP wird nämlich für zwei völlig verschiedene Sachverhalte angewandt. Zum einen gibt es BP aufgrund vorläufiger Recherchen von Eulenspiegel in den Wirtschaftswissenschaften, wo sie für erbrachte Leistungen vergeben werden. (Dem Vorlesungsverzeichnis ist nicht zu entnehmen, in welchem Verhältnis BP zu CP steht.) Zum anderen kommen sie aber auch in der Computerlinguistik vor, und dort bedeuten sie gleichsam das Gegenteil. Bonuspunkte erhält man als „Startguthaben“ zu Beginn des Studiums, und sie werden einem bei nicht erfolgreichen Prüfungen sukzessive abgezogen. Ist man auf Null, kann man nicht mehr weitermachen. Game over. Damit dürfte hinlänglich deutlich geworden sein, dass die Universität sich sehr bemüht, ihrem Grundsatz gerecht zu werden. Es erstaunt angesichts dieser Vielfalt bereits innerhalb einer Universität (und zum Teil innerhalb einer Fakultät) nicht, dass die Schaffung eines einheitlichen europäischen Universitätsraumes im Verlaufe der nächsten Monate nicht unbedingt zu erwarten ist. Andererseits gibt es auch gute Gründe, diese Vielfalt nicht zu vereinheitlichen. Schließlich drückt sich in der Fähigkeit der Studierenden, mit dieser terminologischen Buntheit kompetent umzugehen, die Studierfähigkeit wahrscheinlich besser aus als in vielen sorgsam ausgearbeiteten Eignungsabklärungsprüfungen. Und insofern bleibt zu hoffen, dass zu den bisher genannten AP, BP, CP, KP, LP, MP dank professoraler Findigkeit noch weitere XPs kommen und die Universität dadurch zeigt, dass sie ihrer ureigensten Aufgabe nachkommt. Roland Marti A m 19. Mai konnte der emeritierte Professor für Musikwissenschaft Werner Braun seinen 80. Geburtstag begehen. Der in Sangerhausen in Thüringen geborene Jubilar promovierte und habilitierte sich an der Martin Luther-Universität Halle-Wittenberg und wirkte nach seinem Weggang aus der DDR an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel. 1968 wechselte Prof. Braun als Wissenschaftlicher Rat und Abteilungsleiter für Systematische Musikwissenschaft an unser Musikwissenschaftliches Institut. Als Nachfolger Walter Wioras übernahm er 1972 das Ordinariat, das er bis 1994 innehatte. In zahlreichen Publikationen und Editionen hat der durch zwei umfangreiche Festschriften zum 65. und 75. Geburtstag geehrte Jubilar nahezu alle Facetten der Musikgeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts beleuchtet – das Musikleben und die Musiktheorie, die frühe Opern- und Kirchenmusik Deutschlands bis zu Studien zur Instrumentalmusik, zu Händel sowie den deutsch-englischen Musikbeziehungen. Unter anderem fasste er seine Forschungen in dem 1996 in zweiter Auflage erschienenen Standardwerk „Die Musik des 17. Jahrhunderts“ zusammen und veröffentlichte 2004 „Thöne und Melodeyen, Arien und Canzonetten. Zur Musik des deutschen Barockliedes“. WM Dr. Franz Letzelter 80 Jahre N ach den beiden Generalsekretären André Charles Schneider und Dr. Karl Hemmer agierte er zwischen 1960 und 1967 als erster Verwaltungsdirektor unserer Universität und gab mit Heinz Krabler die Sammlung zum Saarländischen Universitätsrecht heraus. Der am 7. Mai 1926 in Ludwigshafen geborene Dr. Franz Letzelter wechselte nach sieben Saarbrücker Jahren als Generalsekretär und Ministerialdirektor zum 1966 gegründeten und 1976 aufgelösten Deutschen Bildungsrat nach Bonn. Anschließend übernahm der „schöngeistige Brückenbauer“, der sich 1979 auch bei der Wahl des Saarbrücker Universitätspräsidenten bewarb, zahlreiche ehrenamtliche Aufgaben in der Wissenschaftsorganisation und bereichert bis heute die „Deutsche Universitätszeitung“ mit Chronogrammen sowie hochschulpolitischen und wissenschaftstheoretischen Berichten. WM Dr. Hans Wassmund nimmt Abschied von der Saar-Uni M it einer pointierten Rede „Finale als Fest zum Ende der Politikwissenschaft in Saarbrücken“ nahm der Akademische Direktor Dr. Hans Wassmund Ende Mai nach 35 Jahren Abschied von unserer Universität und erinnerte an die prägenden und profilierten Professoren Christian Graf von Krockow, Karl Kaiser und Jürgen Domes ebenso wie an erfolgreiche Absolventen des Saarbrücker Instituts. Als Assistent Karl Kaisers war Hans Wassmund 1971 zunächst als Lehrbeauftragter nach Saarbrücken gekommen. In seinen Lehrveranstaltungen widmete er sich dem gesamten Spektrum der internationalen Politik und publizierte unter anderem zur sowjetischen Außenpolitik. Dozenturen und Forschungsaufenthalte führten ihn nach Cambridge/Mass., Cardiff, Columbia/Missouri, Kaiserslautern, Newcastle upon Tyne und Warschau. An der Universität der polnischen Hauptstadt wird er – nun im Ruhestand – weiterhin Vorlesungen zur Europapolitik und internationalen Politik halten. WM Zahlreiche Freunde und Kollegen, auch aus Amerika und Frankreich, hatten sich am 2. Juni zu der gemeinsam von der Philosophischen Fakultät I und der Fachrichtung Musikwissenschaft veranstalteten akademischen Feier zum 65. Geburtstag von Prof. Dr. Herbert Schneider eingefunden. Dekan Prof. Michael Hüttenhoff dankte dem scheidenden Kollegen für sein Engagement in der Fakultät, seine vielfältigen deutsch-französischen Kooperationen und Projekte und seinen vorbildlichen Beitrag zum europäischen Profil von Fakultät und Universität. In der eindrucksvoll-persönlichen Laudatio würdigte Prof. Pierre Béhar insbesondere Herbert Schneiders Begeisterungsfähigkeit, Ausstrahlung und pädagogische Begabung. Im Festvortrag widmete sich Prof. Philippe Vendrix (Centre d’Études Supérieures de la Renaissance, Tours) dem „Portrait d’un musicien et d’un savant. René Ouvrard à travers sa correspondance“. Prof. Michelle Biget-Mainfroy (Université François Rabelais, Tours), Dr. Doris Wendt (Verlag Georg Olms, Hildesheim) und Dr. Rainer Schmusch (UdS) überreichten dem Jubilar die ihm gewidmete Festschrift „L’Esprit français und die Musik Europas – Entstehung, Einfluß und Grenzen einer ästhetischen Doktrin“. Nach Dankesworten von Prof. Schneider klang die Feier, die von Andreas Götzinger (Violine) und Universitätsmusikdirektor Helmut Freitag (Klavier) mit Beethovens Violinsonate cmoll, op. 30/2 umrahmt wurde, aus. WM Personalia Prof. Dr. Werner Braun 80 Jahre Akademische Feier zum 65. Geburtstag von Prof. Herbert Schneider 31 „L’Esprit français“ und die Musik Europas – Entstehung, Einfluß und Grenzen einer ästhetischen Doktrin. Festschrift Herbert Schneider, hg. v. Michelle Biget-Mainfroy u. Rainer Schmusch, Hildesheim, Olms 2006 (57 Beiträge, 870 S., ISBN 3-487-13009-2). campus 3/2006 Die Universität gratuliert Personalia campus 3/2006 32 Aus den Fakultäten Rechts- und Wirtschaftswissenschaften Die University of Johannesburg hat Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Michael Martinek zum „Honorary Professor of Law (Johannesburg)“ ernannt; die University of Warwick ernannte Professor Martinek zum „Senior Visiting Fellow“ ihrer Law School. Der Präsident des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte und das Ministerkomitee des Europarats haben Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. mult. Georg Ress für die Dauer von fünf Jahren zum Vizepräsidenten des Verwaltungsgerichts des Europarates (Administrative Tribunal of the Council of Europe) bestellt. Die Deutsche Institution für Schiedsgerichtsbarkeit e.V. hat Dr. István Varga für seine Dissertation „Beweiserhebung in transatlantischen Schiedsverfahren“ im Rahmen ihres Förderpreises für seine hervorragende wissenschaftliche Arbeit auf dem Gebiet der Schiedsgerichtsbarkeit den ersten Platz verliehen. Die venia legendi wurde verliehen an Dr. Lars Petersen für das Fach Betriebswirtschaftslehre, Dr. Jürgen Stamm für die Fächer Bürgerliches Recht, Zivilprozessrecht, Internationales Zivilverfahrensrecht und Arbeitsrecht sowie an Dr. Volker Stein für das Fach Betriebswirtschaftslehre. Dr. Stein hat zwischenzeitlich einen Ruf an die Universität Siegen angenommen. Die Dr. Feldbausch-Stiftung hat wieder drei junge Wissenschaftler der Saar-Uni für ihre Dissertationen mit dem Dr. Feldbausch-Förderpreis ausgezeichnet: Der mit je 1 500 Euro dotierte Preis ging an Dr. Thomas Gstädtner (Doktorvater: Prof. Rudolf Wendt), Dr. Christian Meiser (Doktorvater: Prof. Torsten Stein) und Dr. Karsten Schmidt (Doktorvater: Prof. Filippo Ranieri). Zweck der 1994 gegründeten Stiftung ist u.a. die Förderung und Auszeichnung von Einzelpersonen für überdurchschnittliche Leistungen in Wissenschaft, Forschung, Kunst und Kultur. Preise für die beste Lehre In der Fakultät Mathematik und Informatik werden in beiden Fachrichtungen Preise für die beste Lehre vergeben. I n der Fachrichtung Mathematik sind die Studierenden, vertreten durch die Fachschaft, seit 2004 aufgefordert, jedes Semester eine Dozentin bzw. einen Dozenten für diesen Preis vorzuschlagen, mit dem vorbildliche Leistungen in der Lehre gewürdigt werden. Aktueller Preisträger für das Wintersemester 2005 ist Professor Michael Kohler (Foto), im Sommersemester 2005 erhielt Professor Horst Hischer den Lehrepreis und im Wintersemester 2004 wurde Dr. Torsten Becker ausgezeichnet. Schon seit 2003 zeichnet die Fachschaft Informatik Dozentinnen und Dozenten für die beste Lehre aus: Erster Preisträger im Sommer 2003 war Prof. Joachim Weickert. Ihm folgte im Wintersemester Privatdozent Martin Skutella (heute Professor in Dortmund). Im Sommersemester 2004 erhielt Dr. Uwe Waldmann die Auszeichnung und im Winter 2004 Prof. Gert Smolka. Im Sommer 2005 teilten sich den Lehrepreis Dipl.-Inf. Marco Kuhlmann, Prof. Gert Smolka und Dipl.Inf. Guido Tack, und aktueller Preisträger für das Wintersemester 2005 ist Prof. Raimund Seidel (Foto). Die Preisträger der Lehrepreise für das Sommersemester 2006 werden zu Beginn des Wintersemesters gewählt. CE Medizin Der Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik, Prof. Dr. Dieter Kohn, ist zum Präsidenten der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (Gots) gewählt worden. Zum 31. März 2006 sind Prof. Dr. Klaus Remberger sowie Prof. Dr. Irene Schulz in den Ruhestand getreten. Geschichts- und Kulturwissenschaften Zum 31. März 2006 sind Prof. Dr. Klaus-Martin Girardet (Foto) und Prof. Dr. Herbert Schneider in den Ruhestand getreten. Empirische Humanwissenschaften Zum 31. März 2006 sind Prof. Dr. Jürgen Maxeiner und Prof. Dr. Ernst Löffler in den Ruhestand getreten. Dr. Christoph Igel wurde in den Beirat des Aachener Meyer & Meyer Verlages berufen, der zu den größten Sportbuchverlagen Europas zählt. Der stellvertretende Leiter des Competence Center Virtuelle Saar Universität und wissenschaftliche Mitarbeiter des Instituts für Sportwissenschaft der UdS berät die Geschäftsführung in Fragen der technologiebasierten Verlagsentwicklung (ePublishing). Chemie, Pharmazie, Bio- und Werkstoffwissenschaften Die venia legendi wurde verliehen an Dr. Christoph Wittmann für das Fach Biotechnologie. A campus aktuell nlässlich des Staatsbesuches des italienischen Staatspräsidenten Carlo Azeglio Ciampi wurde dem emeritierten Romanisten Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Max Pfister für seine Forschungen zur italienischen Sprache und Kultur der italienische Verdienstorden, die Medaglia d’Oro, verliehen. Mit dieser Auszeichnung würdigte der italienische Präsident das Forschungsprojekt „Lessico Etimologico Italiano“ (LEI), eines der größten und bedeutendsten historischen Wörterbücher einer lebenden Kultursprache. Professor Pfister vom italienischen Staatspräsidenten Ciampi für sein Lebenswerk geehrt Seit mehr als 30 Jahren befasst sich der gebürtige Schweizer und langjährige Inhaber des Lehrstuhls für Romanische Philologie an der Universität des Saarlandes mit der italienischen Sprache und ihren Dialekten. In enger Zusammenarbeit mit seinem Nachfolger Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Schweickard entsteht ein Wörterbuch, das die Geschichte des gesamten italienischen Wortschatzes und seiner Dialekte umfasst. Das Projekt steht unter der Ägide der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz und wird gemeinsam mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung und der saarländischen Landesregierung finanziert. Die Unterstützung der italienischen Regierung ist seit dem Jahr 2005 entfallen, was in den italienischen Medien zu einem Sturm der Entrüstung geführt hat. Ein Ende der Forschungsarbeiten, die in Z um vierten Mal schreibt das Competence Center „Virtuelle Saar Universität“ (CC VISU) im Auftrag des Universitätspräsidiums den Förderpreis „Neue Medien in der Lehre“ aus: Mit der Auszeichnung sollen Projekte gefördert werden, welche die Einbeziehung der Neuen Medien in die Lehre und Weiterbildung der SaarUni zum Gegenstand haben. Zugelassen sind Arbeiten von Studierenden und Nachwuchswissenschaftlern sowie Entwicklungen von Fakultäten, Instituten, Lehrstühlen, Arbeitsbereichen, Betriebseinheiten bis hin zu Wissenschaftlichen und Zentralen Einrichtungen. Zum zweiten Mal wird darüber hinaus der „best practice award“ des CC VISU verliehen. Zielgruppe dieser Auszeichnung sind Fakultäten, Institute, Lehrstühle, Arbeitsbereiche sowie Betriebseinheiten, Wissenschaftliche und Zentrale Einrichtungen der Saar-Uni, die zur Information und Präsentation ihrer Einrichtung oder zur Unterstützung ihrer Organisations- und Verwaltungsaufgaben die Neuen Medien einsetzen. Bewerbungsdeadline für beide Preise, die mit je 2 000 Euro dotiert sind und unter Schirmherrschaft des Vizepräsidenten für Lehre und Studium stehen, ist der 30. September 2006. Informationen bei Dr. Christoph Igel: Tel: 0681 / 302-4917; Email: [email protected]; www.uni-saarland.de/visu 33 den 1970er Jahren begannen, ist für das Jahr 2032 vorgesehen. Vorbild für das Jahrhundertwerk ist Walther von Wartburgs „Französisches Etymologisches Wörterbuch (FEW)“, an dem Pfister von 1963 bis 1971 selbst mitgearbeitet hatte. Veronika Wetzel Offener Kommunikationsstil gewürdigt Eine außergewöhnliche Ehrung wurde im April Professor Wolfgang Wahlster zuteil: Die Landespressekonferenz Saar (LPK) verlieh ihm ihre „Goldene Ente“. Seit 1973 zeichnet die LPK mit diesem Preis alljährlich Persönlichkeiten des öffentlichen Ledas bilderwerk bens für gute Zusammenarbeit mit der Presse aus. Die LPK-Mitglieder würdigten mit ihrer Wahl „den offenen Kommunikationsstil des renommierten Informatikers.“ „Trotz seiner vielfältigen Aufgaben wie Lehrstuhlinhaber, Vorsitzender der Geschäftsführung des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz, Mitglied der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften und Herausgeber wissenschaftlicher Publikationen nimmt sich Wahlster auch Zeit für gesellschaftliche Aufgaben“, heißt es in einer Pressemitteilung der LPK. Als Sprecher der Saarland-Botschafter helfe Wahlster zugleich, den Standort Saarland weltweit bekannter zu machen und seine Akzeptanz zu verbessern. Und: „Für Anfragen der Medien hat der Träger des Deutschen Zukunftspreises des Bundespräsidenten stets ein offenes Ohr“. CE HRK- und UdS-Präsidentin Wintermantel nun auch Vorsitzende des Kuratoriums des Deutschen Studentenwerks Die Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz und der Universität des Saarlandes, Prof. Margret Wintermantel, ist neue Vorsitzende das bilderwerk des Kuratoriums des Deutschen Studentenwerks (DSW). Das 24-köpfige bildungs- und hochschulpolitische Expertengremium, das den Studentenwerks-Dachverband berät, wählte Prof. Wintermantel auf seiner konstituierenden Sitzung im Mai in Berlin für eine Amtszeit von zwei Jahren. „Die Hochschulen in Deutschland sind froh, sich auf die Studentenwerke als Partner für die sozialen Rahmenbedingungen des Studiums verlassen zu können“, erklärte Prof. Wintermantel nach ihrer Wahl. red campus 3/2006 VISU-Förderpreis „Neue Medien in der Lehre“ und „best practice award“ ausgeschrieben Italienischer Botschafter besuchte die Universität Gemeinsam mit der italienischen Konsulin in Saarbrücken, Prof.ssa Ventriglia Terlizzo (4.v.l.), stattete Anfang Mai der italienische Botschafter in Deutschland, Antonio Puri Purini (3.v.l.), der Universität einen Besuch ab: Nach einer Führung durch die Arbeitsstelle LEI informierte sich der Botschafter über die Projekte am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz. Foto: Veronika Wetzel Personalia 34 Die Universität trauert Prof. Dr. Friedrich Ostermann I nsbesondere eine wissenschaftlich fundierte fachspezifische Lehrerbildung mit engem Praxisbezug und ein zeitgemäßer Deutschunterricht standen im Zentrum des Wirkens des Professors für Neuere Deutsche Philologie und Literaturwissenschaft sowie Didaktik des Faches Deutsch, Dr. Friedrich Ostermann, der am 12. März im Alter von 87 Jahren verstarb. Am 4. Juli 1918 im westfälischen Werl geboren, studierte er in Münster, Göttingen und Bonn und wurde mit der Studie „Die Idee des Schöpferischen in Herders ‚Kalligone’“ promoviert. Bereits während seines Schuldienstes am Theodorianum in Paderborn begründete er Kulturkreise, Lesezirkel und eine Theatergruppe und suchte als Fachleiter für Deutsch den Fachunterricht zu erneuern. Seit 1963 Dozent und seit 1968 Professor an der Peter Wust-Hochschule, lehrte und forschte er nach der Auflösung der Pädagogischen Hochschule an unserer Universität. Durch seine Offenheit für neue Theorien und Methoden der Literatur- und Sprachwissenschaft, sein differenziertes literarisches Wissen bis in die Gegenwartsliteratur und seine hohe Sensibilität begeisterte er Generationen von Studierenden für Sprache und Literatur. Prof. Dr. Arnold Wartenberg P rof. Dr. Arnold Wartenberg, der am 3. Februar im Alter von 74 Jahren verstarb, hat die Entwicklung der Saarbrücker Biologie und Mikrobiologie 45 Jahre lang begleitet und mitgeprägt. In einer Gelehrtenfamilie am 21. Dezember 1931 in Berlin geboren, studierte er Naturwissenschaften an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, wo er sich nach der Promotion 1955 im Jahr 1959 mit der „Studie über Theorie der Plasmolyse pflanzlicher Zellen“ habilitierte. Nach der Flucht in die Bundesrepublik agierte er zunächst am Hamburger Staatsinstitut für Botanik, kam 1961 als wissenschaftlicher Assistent an unsere Universität und gewann nach der Umhabilitation bald einen weiten Schülerkreis, den der allseits geschätzte akademische Lehrer und Forscher inspirierte. In besonderer Weise pflegte er die wissenschaftliche Kooperation mit Bulgarien und engagierte sich als stellvertretender Prodekan und dann von 1979 bis 1985 in drei Amtsperioden als Prodekan der Fachrichtung Mikrobiologie. Zu seinen Publikationen gehören unter anderem eine „Systematik der niederen Pflanzen“ und eine „Einführung in die Biotechnologie“. Im Ruhestand entdeckte er die Malerei. WM Rufe an die UdS angenommen Privatdozentin Dr. Gisa Aschersleben aus München auf eine W3-Professur für Entwicklungspsychologie (Nachfolge Prof. Lindenberger) Privatdozentin Dr. Annette Guckelberger aus Speyer auf eine W3-Professur für Öffentliches Recht (Nachfolge Prof. Grupp) an die UdS erhalten Privatdozent Dr. Marc Bloching aus Halle auf eine W3-Professur für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde (Nachfolge Prof. Plinkert) Prof. Dr. Arno Bücker aus Aachen auf eine W3-Professur für Radiologie (Nachfolge Prof. Kramann) Prof. Dr. Tobias Hartmann aus Heidelberg auf eine W3Stiftungsprofessur für Neurodegeneration und Neurobiologie Prof. Dr. Steffen Martus aus Göttingen auf eine W3-Pro- Werbung campus 3/2006 Anterist & Schneider fessur für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft (Nachfolge Prof. Sauder) Prof. Dr. Iris Pigeot-Kübler aus Bremen auf eine W3-Professur für Medizinische Biometrie und Epidemiologie (Nachfolge Prof. Feldmann) Privatdozentin Dr. Claudia Polzin-Haumann aus Bonn auf eine W3-Professur für Romanische Sprachwissenschaft mit dem Schwerpunkt Sprachlehrforschung Französisch (Nachfolge Prof. Franceschini) Privatdozent Dr. Peter Schuster aus Bielefeld auf eine W2Professur für Geschichte des Spätmittelalters (Nachfolge Prof. van Eickels) Prof. Dr. Frank Zufall aus Baltimore (USA) auf eine W3Professur für Physiologie (Nachfolge Prof. Schulz) nach auswärts erhalten Prof. Dr. Matthias Hannig, Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, auf eine W3-Professur für konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie an die Universität Leipzig Prof. Dr. Volker John, Mathematik, auf eine W3Professur für Numerische Mathematik an die Universität Stuttgart Prof. Dr. Uli Kazmaier, Chemie, auf eine W3-Professur für Organische Chemie an die Universität Heidelberg Prof. Dr. Markus Löbrich, Biophysik, an die Technische Universität München in Verbindung mit einem Angebot als Direktor des Instituts für Strahlenbiologe in Neuherberg Privatdozent Dr. Jürgen Stamm, Rechtswissenschaft, auf die W3-Professur für Bürgerliches Recht, Zivilprozessrecht, Internationales Privat- und Verfahrensrecht an die Universität Tübingen nach auswärts angenommen Privatdozent Dr. Volker Stein, Wirtschaftswissenschaft, auf eine W3-Professur für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Personalmanagement und Organisation, an die Universität Siegen