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CAMPUS 38. Jahrgang Jubiläumsausgabe Oktober
08_072390unis_U1.qxp:Titel-03-04.qxd 10.10.2008 14:23 Uhr Seite U1 CAMPUS 38. Jahrgang Jubiläumsausgabe Oktober 2008 08_072390unis_Inhalt_Mac.qxp:campus 13.10.2008 11:21 Uhr Seite 3 Editorial Liebe campus-Leserinnen, liebe campus-Leser, 3 in ihrer vergleichsweise kurzen Geschichte hat sich die Universität des Saarlandes zu einer Universität mit beachtlichem Renommee und internationaler Strahlkraft entwickelt. Dazu kommt die Bedeutung, die unsere Universität speziell für das Saarland hat. Oft zitiert wird ihre Schlüsselrolle beim Strukturwandel des Landes hin zu einem modernen Hightech-Land. Will man aber die Bedeutung unserer Universität für das Saarland in ihrer ganzen Tragweite ermessen, muss man sich nur vergegenwärtigen, dass der Großteil derer, die heute hier in Wirtschaft, Politik, Rechtspflege, Verwaltung, Gesundheitswesen, in den Medien, in der Bildung und in der Kultur Verantwortung tragen, an dieser Universität studiert haben! Und sie sind es auch, mit denen wir in Zukunft wieder verstärkt in Kontakt treten wollen. So möchte ich alle Freunde unserer Universität und insbesondere unsere ehemaligen Studierenden, Lehrenden und Mitarbeiter einladen, am 19. Oktober zu uns zu kommen und alte gehaltvolle Beziehungen aufzufrischen. Ihr Prof. Dr. Volker Linneweber Universitätspräsident campus Jubiläumsausgabe Damit möchten wir eine alte Tradition wiederbeleben, die in der angelsächsischen Welt immer lebendig geblieben ist, in Deutschland aber erst wieder neu entdeckt werden muss: die im Idealfall lebenslange Beziehung zwischen der Universität und denen, die dort studiert haben, oder um es lateinisch zu sagen: die Beziehung zwischen der Alma mater und ihren Alumni, oder um es zu guter Letzt auch wörtlich zu übersetzen: die Beziehung zwischen der nährenden Mutter (Universität) und denen, die durch sie (geistige) Nahrung erhalten haben. 13.10.2008 11:21 Uhr Seite 4 Inhalt 08_072390unis_Inhalt_Mac.qxp:campus 4 Jubiläum – 60 Jahre Universität des Saarlandes Ziel bleibt die Europa-Universität 60 Jahre in Bildern Programm der Jubiläumsfeier Im Interview: Universitätspräsident Linneweber 6 6 8 14 15 Forschung & Transfer campus Jubiläumsausgabe Drittmittel für die Saar-Uni SaarLB-Wissenschaftspreis Lebte Ötzi unter Viehzüchtern und Bauern? Nase vorn in der Schweißfuß-Forschung Saar-Uni wieder erfolgreich bei EU-Forschungsprojekten Roboterhand soll menschlicher werden Forschungsmeldungen Frauen in der Wissenschaft Nicht mehr unsichtbar: Frauen in der Wissenschaft Im Interview: Uni-Frauenbeauftragte Dr. Sybille Jung Ausstellung sichtbar 22 22 22 23 Studium & Karriere 19 25 26 28 Mehr Qualität durch Studiengebühren Europaicum WiWAS – Wissenschaftliche Weiterbildungsakademie Saar 30 30 32 campus aktuell Universität der Großregion startet Ehrendoktorwürde für Nobelpreisträger Grünberg Solarkraftwerk an der Uni Rufe 34 35 36 18 20 37 38 Titelfoto „Eule“: fotolia.de Mit besonderem Dank an Maksimovic & Partners, Agentur für Werbung und Design, und das Competence Center Virtuelle Saar-Universität. campus-Herausgeber Der Universitätspräsident, Universität des Saarlandes, Postfach 15 11 50, 66041 Saarbrücken, Telefon (0681) 302-3000 campus-Team Dr. Manfred Leber / ML (Redaktion, verantwortlich), Claudia Ehrlich (ehemals Brettar) / CE (Redaktion und Layout), Gerhild Sieber / GS (Redaktion und Layout), Karin Richter / KR (Redaktion), Irina Urig /IU (Redaktion), Evelyne Engel (ehemals Burkhart) (Layout und Satztechnik), Susanne Kupp (Layout und Satztechnik) Ständige Mitarbeit des Kompetenzzentrums Informatik: Friederike Meyer zu Tittingdorf / MEY; des Universitätsarchivs: Dr. Wolfgang Müller / WM; des Universitätsklinikums: Marion Ruffing / MR Universität des Saarlandes, Presse- und Informationszentrum, Postfach 15 11 50, 66041 Saarbrücken, Telefon (0681) 302-3601, Telefax (0681) 302-2609, Email: [email protected]. Auflage: 8.000, ISSN 0342.3212 Druck und Anzeigenwerbung: Ottweiler Druckerei und Verlag GmbH, Postfach 1261, 66559 Ottweiler, Telefon (06824) 9001-0, Telefax (06824) 1660 campus erscheint viermal im Jahr während der Vorlesungszeit. Für unverlangt eingehende Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Die Beiträge können aus redaktionellen Gründen gekürzt werden. Namentlich oder mit dem Signum des Verfassers gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers oder der Redaktion übereinstimmen. Alle Beiträge sind frei für den Nachdruck bei Quellenangaben und gegen Belegexemplar. http://www.uni-saarland.de/campus Jubiläum 08_072390unis_Inhalt_Mac.qxp:campus 13.10.2008 11:21 Uhr Seite 6 60 Jahre Universität des Saarlandes Ziel bleibt die Europa-Universität Ihrer Gründungsidee fühlt sich die Saar-Uni nach wie vor verpflichtet. D campus Jubiläumsausgabe 6 ie Gründung der Universität des Saarlandes ist eng verbunden mit der Geschichte des Landes, das sie in ihrem Namen trägt. Mit einer eigenen Universität sollte das politisch teilautonome Saarland des Jahres 1948 seine eigenen Führungskräfte ausbilden; darüber hinaus sollte die neue Universität zu einer wechselseitigen Durchdringung zweier Kulturen beitragen, die bis dato gegeneinander gestanden hatten. Im Spannungsfeld der verschiedenen zuständigen Instanzen war das Projekt „Universität des Saarlandes“ gleichwohl immer wieder gefährdet. Dass im August 1948 in Saarbrücken die Bauarbeiten begannen, im September mit dem französischen Physiker Jean Barriol der Gründungsrektor berufen wurde und im November der Lehrbetrieb aufgenommen werden konnte, dürfte auch dem Druck derer zu danken sein, um die es letztlich ging: die Studenten, die am Homburger Hochschulinstitut (im März 1947 als Außenstelle der Universität Nancy gegründet) unter schwierigen Bedingungen und mit ungewissen Zukunftsaussichten ein mehr oder minder provisorisches Studium begonnen hatten. Im Mai 1948 traten sie in Streik – mit Erfolg, wie sich Regina Paquet, Studentin der ersten Stunde, erinnert: „So ziemlich alles, was wir in unserer Denkschrift gefordert hatten, wurde uns für das nächste Jahr zugesagt: die Auflösung des Institut propédeutique in Homburg, die offizielle Gründung einer Universität des Saarlandes, die Verlegung des Universitätsbetriebs an einen geeigneten Standort an der Peripherie von Saarbrücken.“ Mit den politischen Bestrebungen zur europäischen Einigung Anfang der fünfziger Jahre wurde auch die Gründungsidee einer deutsch-französisch geprägten Universität um die europäische Dimension erweitert. Programmatisch heißt es in der Antrittsrede von Joseph-François Angelloz als zweitem Rektor der Universität im Jahre 1950: „Europa! Das ist das Wort, das wir als Losung und Parole wählen, indem wir uns als europäische Universität bekennen ... Die Geschichte leitet uns zu dem Gedanken über, dass in diesem abwechselnd französischen oder deutschen Einflüssen unterworfenen Lande die zwei bedeutendsten Kulturen des europäischen Abendlandes sich am besten vereinen können“. Als „Krone und Symbol der gesamten Universität“ gründete er 1951 das Europa-Institut. Noch heute gehört dieses Institut, an dem weltweit nachgefragte Aufbaustudiengänge in Europäischem Recht und in Europäischer Wirtschaft angeboten werden, zu den Aushängeschildern der Saar-Universität. Internationale Ausrichtung mit einem ausgeprägten europäischen Profil und besonderen Beziehungen zu Frankreich gehören nach wie vor zu den Merkmalen der Universität des Saarlandes. Weitere sind hinzugekommen. Eine besonders herausgehobene Stellung nimmt die Informatik ein, die im vergangenen Jahr im Rahmen der Exzellenzinitiative von Bund und Län- Regina Paquet Studentin der ersten Stunde „Nach Deutschland, wo die Aufnahme saarländischer Studenten auf Schwierigkeiten stieß, konnten wir nicht, nach Frankreich wollten wir nicht. Wir wollten im Saarland weiter studieren. Dafür haben wir enorm gekämpft, unter anderem haben wir dann diesen berühmten Studentenstreik angezettelt.“ Foto: Fine Art dern gleich doppelt ausgezeichnet wurde. Sowohl ein Exzellenzcluster als auch eine Graduiertenschule wurden in dem hochkompetitiven Wettbewerb bewilligt. Honoriert wurde damit auch die perspektivenreiche Zusammenarbeit der Universität mit den renommierten Forschungsinstituten in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft wie den beiden Max-Planck-Instituten und dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz. Zu den fachübergreifenden Schwerpunkten der Saar-Universität gehören darüber hinaus die Bio- und Nanowissenschaften. Hier dringen Forscher der Naturwissenschaften und der Medizin zu den kleinsten Bausteinen der Materie und des Lebens vor. Durch gezielte Eingriffe auf der molekularen Ebene werden beispielsweise Materialien mit völlig neuen Eigenschaften entwickelt. Außerdem sind auf diesem Gebiet entscheidende medizinische Fortschritte zu erwarten. Für die Arbeit der Geisteswissenschaften schließlich ist die Einsicht grundlegend, dass die vom 13.10.2008 11:21 Uhr Seite 7 Jubiläum 08_072390unis_Inhalt_Mac.qxp:campus Ein Bild aus der Frühzeit der Universität mit Symbolcharakter: historischen Gedächtnis geprägte Erarbeitung von Reflexions- und Orientierungswissen an Bedeutung gewinnt. Hier in Saarbrücken tragen sie wie die Rechts- und Wirtschaftswissenschaften zum Schwerpunkt Europa ganz besonders bei. Zu den wissenschaftlichen Fragestellungen gehören dabei praktische Erfordernisse wie die Harmonisierung der Rechtssysteme ebenso wie das Ringen um eine geistige Identität Spende Blut Hilfe die ankommt Blutspendezentrale Saar-Pfalz gGmbH Europas vor dem Hintergrund von Globalisierung und Virtualisierung. Das frühe Ziel, eine europäische Modell-Universität zu sein, ist an der Universität des Saarlandes lebendig geblieben. In neuer Form wird es aktuell in dem Projekt „Universität der Großregion“ verfolgt. Dieses Projekt sieht vor, dass sich die fünf relativ nah beieinander liegenden Universitäten im Saarland, Lothringen, Luxemburg und ...in Saarbrücken am Klinikum Saarbrücken (Winterberg) in Wallonien zu einer Art gemeinsamer Universität mit verschiedenen Standorten zusammenschließen. In wechselseitiger Ergänzung wollen sie ihre jeweiligen Kompetenzen einbringen, die Sprachkenntnisse und Mobilität ihrer Studenten fördern und Diplome mit einem gemeinsamen Siegel verleihen. Ein entsprechender Antrag wurde von der EU vor einem Monat bewilligt. (hierzu mehr auf Seite 18). Manfred Leber Etwa 80% unserer Bevölkerung benötigt einmal im Leben eine Blutübertragung. Mo., Mi., Fr. 8.30 - 15.00 Uhr Di., Do. 12.00 - 18.00 Uhr INFO Tel: 0681/963-2560 ...in Kaiserslautern am Westpfalz-Klinikum Mo. Mi. u. Fr. 7.15 - 13.30 Uhr Di., Do. 11.30 - 18.00 Uhr INFO Tel: 0631/203-1804 7 ne ei n ung e lt ig ha d er chä r e ts nd en pe and s ut w Bl uf A campus Jubiläumsausgabe Foto: Universitätsarchiv Noch sind dem strengen Erscheinungsbild der jungen studierwilligen Leute die Entbehrungen der Nachkriegszeit anzusehen. Doch sie sind es, mit denen ein neuer Geist in die Gemäuer der einstigen Soldatenunterkünfte einzieht. Völkerverständigung durch Wissenschaft und Bildung heißt fortan die Devise dort, wo ein dutzend Jahre zuvor Kriegsvorbereitungen getroffen wurden. Bezeichnend ist auch, dass sich die Verwandlung des Kaser nenhofs in einen Universitätscampus unter der Flagge des teilautonomen Saarlandes der späteren Nachkriegszeit vollzieht. Ihm haben die damals politisch Verantwortlichen eine Brückenfunktion zwischen Frankreich und Deutschland zugesprochen. ML Jubiläum 08_072390unis_Inhalt_Mac.qxp:campus 11:21 Uhr Seite 8 60 Jahre in Bildern D 8 13.10.2008 ie Universität des Saarlandes blickt zurück auf wechselvolle Jahrzehnte. Ihre Geschichte begann zu einer Zeit, als die Menschen nach dem Krieg ums tägliche Überleben kämpften, als Kartoffeln und Kohle für den Ofen zu beschaffen noch an erster Stelle stand. In 60 Jahren hat sich die Saar-Universität zu einer leistungsstarken, konkurrenzfähigen Hochschule entwickelt. Waren es 1948/49 noch 638 Studenten, sind es heute rund 15 000. Dazu kommen über 70 Auszubildende, die sich auf dem Campus in Saarbrücken und Homburg auf ihren Beruf vorbereiten. Mehr als 300 Lehrer beginnen jedes Jahr ihr Studium. Pro Semester kom- men Hunderte Gasthörer in die Vorlesungen, und es werden jährlich mehr. Zahlreiche Berufstätige bilden sich weiter. Die Forschungsergebnisse der Wissenschaftler der Saar-Uni geben Impulse für Fortschritt und Wirtschaft, von neuen Therapieansätzen gegen Krebs oder Alzheimer bis hin zu Technologien für Nanowerkzeuge. Im Monatsrhythmus gründen Absolventen und Mitglieder der Uni Firmen. Der Erfolg der Informatikforschung bei der Exzellenzinitiative bringt außer Renommee Forschungsgelder in Millionenhöhe. Über 46 Millionen an Drittmitteln haben die Wissenschaftler der Uni allein im Jahr 2007 eingeworben; das sind Gelder, die von Förderern wie der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dem Bund, der EU, aber auch der Industrie stammen. Hinzu kommen weitere 36 Millionen von Uni-Professoren an den An-Instituten wie dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) oder dem Leibniz-Institut für Neue Materialien (INM). Auch ist die Saar-Uni heute einer der größten Arbeitgeber im Land: Rund 4 200 Menschen arbeiten hier. Nicht zuletzt wäre die saarländische Kulturszene ohne ihre Uni um vieles ärmer. Die Fotos werfen Schlaglichter auf einige Stationen der 60-jährigen Geschichte, die die Uni zu dem hat werden lassen, was sie heute ist. CE “It’ G Die Gründung vor der Universitätsgründung: Unter Leitung des französischen campus Jubiläumsausgabe Bildungsministers Marcel-Édmond Naegelen (Mitte) wurde am 8. März 1947 in Homburg das „Institut Sarrois d’Études Supérieures de l’Université de Nancy“ eröffnet. Einen Hauch von Abenteuer vermittelt der Fahrdienst, den die französischen Professoren zwischen Homburg und Nancy nutzten. Ser the Cle and of D offe cus ins 3,2 dyn tea bec futu 08_072390unis_Inhalt_Mac.qxp:campus 13.10.2008 11:21 Uhr Seite 10 Jubiläum Die Studenten wollten nach dem 10 Vorstudium in Homburg nicht, wie ur sprünglich vorgesehen, nach Nancy, sondern forderten eine eigene saar ländische Univer sität. Dafür kämpften sie im Homburger Studentenstreik (Bild), einem weiteren Meilenstein auf dem Weg zur Universitätsgründung. Studentischen Zuspruch fand offensichtlich Professor Joseph-François Angelloz (2. v. l.). Der französische Germanist und überzeugte Europäer hatte 1950 das Rektorat übernommen und prägte mit seinem Engagement die frühen Jahre der Saar-Universität. Foto: Fine Art Dr. Ludwig Denne Student Anfang der 50er Jahre „Man kannte die Professoren sehr persönlich, teilweise luden sie die Studenten zu sich nach Hause ein, um in einer etwas gelockerteren Atmosphäre zusammen zu kommen – all das war natürlich ganz wunderbar, das war ein wunderschönes Studieren.“ campus Jubiläumsausgabe Gut betreut wurden die Fußballer der jungen Universität vom späteren Bundestrainer Helmut Schön (l.). Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Werner Maihofer Rektor der Universität von 1967 bis 1969 „Noch immer erinnere ich mich nicht nur an die einzigartige Kooperation zwischen Juristen und Ökonomen in der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, die intensiven Begegnungen mit französischen Kollegen und mit außerordentlich motivierten und ungewöhnlich interessierten Studierenden. Hervor- zuheben sind ebenso das moderne, aus der Universität selbst entstandene Universitätsgesetz von 1957 und der universitäre Ausbau in den 60er Jahren. Während meines bewegten Rektorats zwischen 1967 und 1969 pflegte ich eine Strategie des steten Dialogs, und am Ende stand die gelungene Verfassungsreform von 1969. Zum Beginn des Wintersemesters 1970/71 folgte ich dem Ruf nach Bielefeld und verließ damit Saarbrücken nach 15 ereignisreichen Jahren, die ich zu den wissenschaftlich fruchtbarsten und menschlich erfreulichsten meines Lebens zähle.“ 13.10.2008 11:21 Uhr Seite 11 Jubiläum 08_072390unis_Inhalt_Mac.qxp:campus Die 60er Jahre: Auch an der Universität des Saarlandes bedeuteten sie den Umbruch von alten Traditionen zu studentischem Protest. Rechts: Semestereröffnung 1967 letztmals im Talar, unten: Besetzung des Rektorats 1968. 11 Prof. Dr. Hellmuth Sitte Rektor der Universität von 1969 bis 1973 Studentenfete in den 70ern: Eine der angesagten Veranstaltungen war der „Gaudimax“. Seit Ende der 80er Jahre: Das Institut für Neue Materialien (l.) und das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (r.) stehen für die Schwer punktsetzungen der Saar-Universität auf dem Gebiet der Zukunftstechnologien. campus Jubiläumsausgabe „Nach Homburg kam ich gern. Die Universität war 15 Jahre jung, flexibel und unverbraucht. Ich fühlte mich sofort wohl. Nicht eingeplant war das Rektorat in den Krisenjahren 1969 bis 1973. Manches gelang dank der Kompromissbereitschaft aller Gruppen und dem Wohlwollen von Regierung und Landtag: beispielsweise die Installation einer international anerkannten Informatik und die Ansiedlung eines Fraunhofer-Instituts oder das Vermeiden peinlicher Reformpannen. Ich denke gerne zurück.“ 13.10.2008 11:21 Uhr Seite 12 Jubiläum 08_072390unis_Inhalt_Mac.qxp:campus Foto: Peter Jacob Zu einer spektakulären Demonstration führ te 1996 die Ankündigung drastischer 12 Sparmaßnahmen für die Universität durch die Landesregierung. Rund 7000 Universitätsangehörige zogen zur Staatskanzlei, angeführt vom Präsidium der Universität und Studentenvertretern: Präsident Günther Hönn mit seinen Vizes Margret Wintermantel, Pedro Mestres, Hartmut Janocha und Kanzler Hartwig Cremers (v.l.) sowie vom AStA Armgard Müller-Adams (l.) und Ralf Parino (mit Protestschild). Daten zur Gründungsgeschichte Januar bis August 1946: Medizinisch-klinische Fortbildungskurse im Landeskrankenhaus Homburg/Saar. 8. März 1947: Eröffnung des „Institut Sarrois d’Études Supérieures de l‘ Université de Nancy“ für Mediziner. 13. November 1947: „Institut d’Études Supérieures de Hombourg“ (nun unabhängig von der Universität Nancy). 1. Februar 1948: Erste philosophische und naturwissenschaftliche Lehrveranstaltungen in Homburg. 15. Februar 1948: Erste juristische Lehrveranstaltungen in Homburg. Foto: Iris Maurer Beste Stimmung in der Staatskanzlei im Oktober 2007: Über den Doppelerfolg der Saarbrücker Informatik bei der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern freute sich Ministerpräsident Peter Müller mit den Professoren Hans-Peter Seidel (Sprecher des Exzellenzclusters) und Raimund Seidel (Sprecher des Graduiertenkollegs) sowie Universitätspräsident Volker Linneweber (v.l.). Fototexte: Manfred Leber/Fotos: Universitätsarchiv campus Jubiläumsausgabe Bücher zur Universitätsgeschichte Müller, Wolfgang (Universitätsarchivar): Studentische Impressionen aus den frühen Jahren der Universität des Saarlandes, Saarbrücken 2006. Müller, Wolfgang (Hrsg.): Unter der Ägide der Universität Nancy – Streiflichter zur Gründung des Homburger Hochschulinstituts vor 60 Jahren, Saarbrücken 2007. Müller, Wolfgang: Die Universität des Saarlandes – Impressionen aus 60 Jahren, Sutton-Verlag, Erfurt 2008. (Fotoband) Heinen, Armin/Hudemann, Rainer: (Hrsg.): Universität des Saarlandes 1948 1988. 2. erw. Aufl., Saarbrücken 1989. Paquet, Regina: Ab ovo – aus den Anfängen der Universität des Saarlandes. Erinnerungen und Impressionen einer Studentin 1948 – 1952 (redaktionell betreut von Wolfgang Müller), 2. Aufl., St. Ingbert 1996. Enzweiler, Jo (Hrsg.): Kunst im öffentlichen Raum Saarland. Band 2, Universität des Saarlandes 1945-1999. Aufsätze und Dokumentation. Campus Saarbrücken, Campus Homburg/Universitätskliniken des Saarlandes, Saarbrücken 1999. Weitere Publikationen und Ausstellungen zur Universitätsgeschichte: www.unisaarland.de/de/profil/geschichte 9. April 1948: Sitzung des Verwaltungsrates in Paris mit den Beschlüssen: Umwandlung des Hochschulinstituts in eine Universität, Gründung der Universität des Saarlandes und Umzug der nicht-medizinischen Fakultäten nach Saarbrücken. Oktober 1948: Erste Sitzungen der vier Fakultäten und Wahl der Dekane. 15. November 1948: Erste Immatrikulationsfeier, Eröffnung der Universität, Aufnahme des Lehrbetriebs in der ehemaligen Below-Kaserne durch die Philosophische und Juristische Fakultät sowie das Dolmetscher Institut. Gründungsrektor Prof. Jean Barriol (bis 1950). 15. Dezember 1948: Französischsaarländisches Kulturabkommen mit grundlegenden Bestimmungen auch zur Universität – der hierzu angereiste französische Außenminister Robert Schuman besucht die neue Uni. J Jubiläum 08_072390unis_Inhalt_Mac.qxp:campus 13.10.2008 11:21 Uhr Seite 14 Die Uni feiert – feiern Sie mit! Unsere Universität feiert am 19. und 20. Oktober ihr 60-jähriges Gründungsjubiläum. Alle Freunde der Uni – insbesondere ihre vielen ehemaligen Studenten und Mitglieder – sind herzlich eingeladen, auf den Saarbrücker Campus zu kommen und alte Kontakte wiederzubeleben oder neue zu knüpfen. G campus Jubiläumsausgabe 14 renzen überwinden – unter diesem Motto steht die zweitägige Feier. Dies erinnert daran, dass die Universität als Europa-Uni und Ort grenzüberschreitenden Studierens und Forschens gegründet wurde – eine Idee, die sie prägte. Außerdem schärfte die Saar-Uni ihr Profil dadurch, dass ihre Forscher schon sehr früh die Grenzen zwischen den Fächern überschritten wie in der Bio- oder Wirtschaftsinformatik. Aber auch die Grenzen zwischen der Uni und ihren Ehemaligen – den „Alumni“ – sollen fallen. Die Uni nimmt ihr Jubiläum zum Anlass, alle ihre früheren Absolventen und Mitglieder zum Alumnitag am Sonntag, dem 19. Oktober, auf den Saarbrücker Campus einzuladen. Beim großen Ehemaligen-Treffen sollen alte Verbindungen neu belebt werden, Studenten und Arbeitskollegen wieder zusammentreffen. „Elf Alumni-Clubs zählt die Saar-Uni bereits – der Alumnitag soll Initialzündung für weitere sein“, so Universitätspräsident Volker Linneweber. Ein ökumenischer Gottesdienst in der Saarbrücker Ludwigskirche bildet an diesem Tag um 14 Uhr den Auftakt des Programms. Um 16 Uhr eröffnet der Universitätspräsident die Jubiläumsfeier im Audimax auf dem Campus (Geb. B4 1). Es folgt ein Grußwort von Wissenschaftsminister Joachim Rippel. Die Festvorträge halten der Vorsitzende des Universitätsrates Prof. Ulrich Gäbler („Die Universität des Saarlandes – eine Landesuniversität im inter nationalen Wettbewerb“) und Prof. Dr. h.c. Robert Leicht, Präsident der Evangelischen Akademie zu Berlin und politischer Korrespondent der ZEIT: „Fürs Leben Lernen lernen“ ist sein Thema. Außerdem spielt die UniBig-Band „Windmachine“ unter Leitung von Christoph Mudrich. Ab 17.15 Uhr gibt es ein Wiedersehen mit Studienkollegen. Die Ehemaligen treffen sich im Foyer des Audimax- Gebäudes, jedes Studienfach hat einen eigenen Treffpunkt. Hier starten auch Campus-Führungen: Ab 17.45 Uhr können die Alumni ergründen, was sich alles verändert hat, und sicher auch manches Vertraute wiederfinden. Die Aula (Geb. A3 3) ist Schauplatz des Abendprogramms. Um 18 Uhr werden herausragende Studien- und Forschungsarbeiten ausgezeichnet. Unipräsident Linneweber lädt anschließend ab 19 Uhr Alumni und Ehrengäste zum Jubiläumsempfang. Nach kurzem Programm – unter anderem blicken ehemalige Universitätspräsidenten zurück – stehen das gesellige Zusammentreffen und der Austausch von Erinnerungen im Mittelpunkt. Die Musik kommt von „Ladies & Gentlemen – finest jazz“. Am Montag, dem 20. Oktober, wird weitergefeiert: Los geht es um 9.30 Uhr am Haupttor des Campus (Zufahrt Uni Mitte): Mit einer Überraschung warten Universitätspräsident Linneweber, Ministerpräsident Peter Müller – übrigens auch ein Alumnus der Saar-Uni – und der französische Botschafter Bernard de Montferrand auf. Die Festgäste ziehen dann zum Audimax (Geb. B4 1), wo um 10 Uhr das Akademische Jahr 2008/09 eröffnet wird und die neuen Studenten willkommen geheißen werden. Mit dem Kühborth-Preis werden Studenten ausgezeichnet, die besonders erfolgreich und schnell studiert haben. Das Sinfonische Blasorchester der Uni unter Leitung von Frank Hahnhaußen sorgt für den musikalischen Rahmen. In und vor dem Audimax-Gebäude steigt von 11.30 bis 14 Uhr ein Geburtstagsfest. Ab 11.30 Uhr finden Studenten auf dem Info-Basar im Foyer Informationen rund um Uni und Studium, außerdem werden hier ELearning-Projekte vorgestellt. Zum Abschluss der Festtage laden Universität, Studentenwerk des Saarlandes e.V. und die Stadt Saarbrücken ab 19 Uhr alle neuen Studenten zu einem Begrüßungsfest mit Essen, Musik und Informationen in die Mensa ein (Geb. D4 1). Claudia Ehrlich Info zu den Alumni-Clubs: www.uni-saarland.de/de/profil/ alumni Tipps 60 Jahre Uni in Bildern 60 Jahre Uni in einem Buch Eine Ausstellung des Universitätsarchivs zeigt zum Jubiläum „Impressionen aus der Universitätsgeschichte“. 15 Tafeln geben mit Fotos und Texten Einblicke in die historischen Ereignisse: von den ersten Schritten auf dem Weg zur Universität 1946/47 in Homburg über die Gründung des Europa-Instituts 1951, die Studentenrevolte von 1968 bis hin zum Erfolg der Informatik in der Exzellenzinitiative 2007. Die Ausstellung wird im Foyer der Aula gezeigt. Zum Jubiläum erscheint auch ein Buch: Der Band „Die Universität des Saarlandes – Impressionen aus 60 Jahren“ von Wolfgang Müller (SuttonVerlag) lädt ein zu einer Begegnung mit ihrer wechselvollen Geschichte und Gegenwart und bietet reizvolle Einblicke in Leben, Lehren und Forschen auf dem Saarbrücker und dem Homburger Campus. Der Autor, Archivoberrat Dr. Wolfgang Müller, leitet seit 1991 das Uni-Archiv. IU 13.10.2008 11:21 Uhr Seite 15 Im Interview: Universitätspräsident Volker Linneweber „Im internationalen Wettbewerb durch Leistung behaupten“ Jubiläum 08_072390unis_Inhalt_Mac.qxp:campus Die Saar-Universität zwischen Wettbewerb und regionaler Verantwortung campus: Herr Professor Linneweber, zur Gründungsidee der Universität des Saarlandes gehört, eine deutsch-französische und darüber hinaus auch so etwas wie eine europäische Modell-Universität zu sein. Wie gehen Sie mit diesem Erbe um? 15 campus Jubiläumsausgabe Foto: dasbilderwerk Linneweber: Die europäische Orientierung ist für unsere Universität nicht nur ein Erbe, sondern gelebte Wirklichkeit. Selbstverständlich fühlen wir uns dem Gedanken der europäischen Einigung unvermindert verpflichtet. Darüber hinaus haben wir unsere lange Tradition der Überwindung trennender Grenzen in eine engagierte Politik der Internationalisierung mit zahlreichen bi- und trinationalen Studienprogrammen und rund 280 Partnerbeziehungen weltweit eingebracht. Das Europaicum, 13.10.2008 11:21 Uhr Seite 16 Jubiläum 08_072390unis_Inhalt_Mac.qxp:campus Wissenschaftsinstitution aber müssen wir uns im nationalen und internationalen Wettbewerb durch Leistung behaupten, und das heißt: Schwerpunkte setzen. Es ist schon ein Kunststück, beide Anforderungen miteinander zu verbinden, ein Kunststück allerdings, das uns bisher auf Basis einer durchdachten und ausgewogenen Entwicklungsplanung recht gut gelungen ist. Schließlich kann auf Dauer auch Schwerpunkte nur der setzen, der auf eine große Leistungsbreite zurückgreifen kann. Und ich bin zuversichtlich, dass auch die Landesregierung weiterhin die zukunftsweisende Bedeutung von Forschung, Lehre und Technologietransfer in diesem Land sieht und sich entschlossen zu seiner Finanzierungsverantwortung bekennt. 16 „Die europäische Orientierung ist für unsere Universität nicht nur ein Erbe, sondern gelebte Wirklichkeit.“ campus: Zu hitzigen Diskussionen geben immer noch die Studiengebühren Anlass. Wie sieht Ihre Bilanz nach einem Jahr Studiengebühren aus? campus Jubiläumsausgabe Foto: fotolia.de/Maksimovic & Partners unser Zertifikat für Europa-Kompetenzen, ist einzigartig in Deutschland. Nicht umsonst ist der Anteil internationaler Studierender bei uns so hoch wie an kaum einer anderen deutschen Universität. Und mit dem Projekt „Universität der Großregion“, das wir gerade erfolgreich auf den Weg gebracht haben, setzen wir erneut Maßstäbe der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit: Die Partner-Universitäten im SaarLorLux-Raum werden sich zu einer Hochschul-Kooperation neuer Qualität, eben einer gemeinsamen Universität der Großregion, zusammenschließen und ihre unterschiedlichen Profile zu einem neuen Erfolgsmodell verbinden. campus: In der Geschichte unserer Universität war es immer wieder auch ein Diskussionspunkt, ob die Universität vor allem den Belangen des Landes zu entsprechen hat oder ob es ihre wichtigste Aufgabe ist, sich durch Spitzenforschung international zu profilieren. Wie wollen Sie die Universität in dieser kontroversen Diskussion positionieren? Linneweber: Dies ist in der Tat ein Spannungsfeld, dem wir uns stärker als andere Universitäten ausgesetzt sehen: Als einzige Universität des Landes stehen wir in einer regionalen Verantwortung und haben beispielsweise disziplinäre Breite zu gewährleisten; als Linneweber: Hitzig wird diese Diskussion, ehrlich gesagt, nur durch einige wenige Hitzköpfe. Wir haben an der Universität gemeinsam mit den Studierendenvertretern aus den Studiengebühren, die bekanntlich der Gesetzgeber festgelegt hat, ein insgesamt sehr erfolgreiches Modell gemacht: Sieben Millionen Euro sind in Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität von Studium und Lehre geflossen, über alle Projekte haben die Studierenden maßgeblich mitentschieden. Ein großer Teil des Geldes ist über Mentoren- und Tutorenprogramme sogar direkt wieder an die Studierenden zurückgeflossen. Es hat sich selbst in dieser relativ kurzen Zeit eine neue Kultur der Mitbestimmung und der Mit-Verantwortlichkeit für die Studienbedingungen an der Universität entwickelt, die ich als ausgesprochen positiv empfinde. Linneweber: Im Fokus unseres Interesses steht die Qualität von Studium und Lehre und damit die Wettbewerbsfähigkeit der Universität des Saarlandes. Ich bin insofern nicht besorgt, als die Praxis anderer Bundesländer ebenso wie auch die politischen Stellungnahmen hierzulande unmissverständlich klar machen, dass man Studiengebühren nicht einfach wieder abschaffen kann. Will man sich zu ihrer Aufhebung entschließen, so muss man alternative Finanzierungsprogramme bereitstellen. Nur wenn wir ausgezeichnete Studienbedingungen bieten, können wir motivierte und leistungsbereite Studierende für unsere Universität gewinnen. Genau dies liegt aber im Interesse des Landes und damit der Landesregierung, gleich welcher Couleur. Seite 17 Jubiläum campus: Auf der politischen Ebene ist nicht ausgeschlossen, dass es im nächsten Jahr zu einer Regierungskonstellation kommt, in der Studiengebühren keine ungeteilte Zustimmung mehr finden. Besorgt Sie das? 11:21 Uhr campus: Worin sehen Sie in den nächsten Jahren die vordringlichen Aufgaben der Universität? Linneweber: Wir werden unsere wissenschaftliche Profilbildung vorantreiben und im Bereich unserer Schwerpunkte internationales Spitzenformat repräsentieren. Auf Basis unseres Erfolgs in der Exzellenzinitiative können „Wir werden im Bereich unserer Schwerpunkte internationales Spitzenformat repräsentieren.“ wir uns weiterhin im Kreis der etwa zwanzig forschungsstärksten Universitäten Deutschlands etablieren. In der Lehre können wir durch fachliche Qualität und durch intensive Betreuung punkten. Unsere Vorbereitungen für die Aufnahme der doppelten Abiturjahrgänge laufen bereits auf Hochtouren. Große Herausforderungen liegen, wie an den meisten anderen Universitäten, im Bereich der Bauerhaltung und -sanierung. Die 60-Jahr-Feier wird für uns außerdem Anlass sein, die Beziehungen zu unseren Alumni zu intensivieren und verstärkt den Kontakt zur Öffentlichkeit zu suchen. Denn viele Saarländerinnen und Saarländer wissen noch zu wenig darüber, welch ein Zentrum an Kreativität und Inspiration diese Universität des Saarlandes darstellt. Interview: Manfred Leber 17 campus Jubiläumsausgabe 13.10.2008 Foto: dasbilderwerk 08_072390unis_Inhalt_Mac.qxp:campus 13.10.2008 11:21 Uhr Seite 18 campus aktuell 08_072390unis_Inhalt_Mac.qxp:campus 18 Universitätspräsident Professor Dr. Volker Linneweber hält das Schild der „Universität der Großregion“ hoch. Mitstreiter dabei sind (v.l.): Die Vizepräsidentin für Europa und Kultur Professor Dr. Patricia Oster-Stierle, Jörg Scherer vom EU-Projektbüro „Eurice“, der Leiter des Planungsbüros „Schwerpunkt Europa“ Dr. Rolf Wittenbrock, Präsidialbüro-Leiter Wolfgang Lorenz und Projekt-Mitarbeiterin Sonja Karb. Foto: Urig „Universität der Großregion“ startet Der europäische Hochschulraum wächst zusammen und bietet viele Vorteile für Studenten campus Jubiläumsausgabe Noch mehr grenzüberschreitende Studiengänge, gemeinsame Abschlüsse und ein Studententicket, das Mobilität in der gesamten Großregion erleichtert – das sind unter anderem die Ziele des Projekts „Universität der Großregion“. Bis 2012 soll der Grundstein für einen gemeinsamen Hochschulraum gelegt werden. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist jetzt schon geschafft, denn die EU hat grünes Licht für das Projekt gegeben. I hrer Vision von einer europäischen Modell-Universität mit verschiedenen Standorten in der Großregion Saarland, Lothringen, Luxemburg und Wallonien sind die Partner-Hochschulen ein großes Stück näher gekommen. Die „Universität der Großregion“ soll den Studenten das grenzüberschreitende Studieren erleichtern. Der auf dreieinhalb Jahre angelegte Projektantrag „Universität der Großregion“ von fünf Universitäten aus vier Staaten wurde am 17. September von der EU im Lenkungsausschuss der Großregion bewilligt: Das grenzüberschreitende Projekt der Universitäten Saarbrücken, Lüttich, Luxemburg, Nancy und Metz hat ein Gesamtvolumen von rund sechs Millionen Euro und wird von der EU, den jeweiligen Regionen und den Partneruniversitäten selbst getragen. Gemeinsamer europäischer Hochschulraum Mit dem Projekt soll das Hauptziel des Bologna-Reformprozesses (Umstellung der Studiengänge auf Bachelor und Master), einen gemeinsamen europäischen Hochschulraum zu schaffen, modellhaft in unserer Region umgesetzt werden. Die Mobilität der Studenten zwischen den Universitäten soll zum Hochschulalltag gehören. Abschlüsse werden ein Siegel der Großregion tragen. In allen Bereichen des Alltags werden sich die beteiligten Hochschulen vernetzen: So sollen unter anderem weitere grenzüberschreitende Abschlüsse eingeführt werden. Auch die Semesterpläne sollen vereinheitlicht werden, damit die Studenten während ihres Studiums zwischen den Partner-Universitäten wechseln können. Um die Kommunikation zu fördern, werden zusätzliche Sprachkurse angeboten. Forscher werden von gemeinsamen Doktorandenschulen und Seminaren profitieren. Damit sich Studieninteressierte einen Überblick über das grenzüberschreitende Gesamtangebot verschaffen können, wird ein gemeinsames Internetportal der „Universität der Großregion“ entstehen. Das Erstkonzept und der Antrag für den Hochschulverbund waren von der Universität des Saarlandes auf den Weg gebracht worden, die das Projekt auch koordiniert. Zusätzlich ist RheinlandPfalz durch die Universität Trier und die Technische Universität Kaiserslautern mit einer strategischen Partnerschaft eingebunden. Das saarländische Ministerium für Wirtschaft und Wissenschaft unterstützt das Projekt mit Nachdruck – eine gute Investition in die Zukunft der jungen Leute in der Region. Irina Urig 11:21 Uhr Seite 19 Drittmittel stärken Forschung und Lehre an der Universität des Saarlandes R und 142 Millionen Euro aus Landesmitteln hat die Universität des Saarlandes im vergangenen Jahr für ihren Haushalt bekommen. Gleichzeitig waren Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter aber auch beim Einwerben von Drittmitteln sehr erfolgreich: Insgesamt wurden 82 Millionen Euro von Universitätsmitgliedern eingeworben. Davon flossen über 46 Millionen Euro direkt an die Universität – eine Steigerung um 6,3 Prozent im Vergleich zu 2006 –, weitere 36 Millionen Euro warben die Uni-Professoren der An-Institute ein. Da die projektbezogenen Drittmittel in der Regel über strenge Auswahlverfahren eingeworben werden, sind sie auch ein Indikator für das Leistungsvermögen einer Universität. Von dem Geld profitieren die Universität und die gesamte Region: Zum einen werden damit für besonders leistungsfähige Forscher verbesserte Arbeitsbedingungen geschaffen, was den Innovationsmotor Forschung stärkt und das Renommee des Wissenschaftsstandortes Saarland weiter steigert. Zum anderen werden über Drittmittel in beträchtlichem Umfang zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen – sowohl für wissenschaftliches als auch für nichtwissenschaftliches Personal. So wurden Anfang 2008 allein an der Universität mehr als 700 Personen aus Drittmitteln (mit)finanziert. Das ist fast ein Fünftel der rund 4 200 Uni-Beschäftigten. Hinzu kommen die Drittmittel-finanzierten Arbeitsplätze an den An-Instituten. Und schließlich bedeuten die für Forschungsprojekte eingeworbenen Mittel auch eine immense „Rendite-Steigerung“ für die Lehre, da die Drittmittel- finanzierten wissenschaftlichen Mitarbeiter sich auch an der Betreuung von Studenten bei Seminaren, Übungen, Vorlesungen, Praktika und Abschlussarbeiten beteiligen. „Offensichtlich ist die Hebel- und Multiplikationswirkung der Drittmittel für Lehre, Forschung, Innovation und Wissenstransfer und der Nutzen für unsere Universität und die Region enorm“, so Prof. Manfred Lücke, Vizepräsident für Forschung und Technologietransfer. In einem ersten Schritt auf dem Weg zum Ausbau eines Anreizsystems für die Drittmitteleinwerbung werden erstmalig in diesem Jahr Forschungspreise an Mitglieder der Saar-Universität für Erstbewilligungen von Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft vergeben. red campus aktuell 13.10.2008 19 campus Jubiläumsausgabe 08_072390unis_Inhalt_Mac.qxp:campus campus aktuell 08_072390unis_Inhalt_Mac.qxp:campus 13.10.2008 11:21 Uhr Seite 20 Peter Grünberg Nobelpreisträger und Ehrendoktor der Saar-Universität Für die Entdeckung des Riesenmagnetowiderstandseffekts, mit dem die Speicherdichte von Computerfestplatten erheblich erhöht werden kann, erhielt Professor Peter Grünberg 2007 den Physik-Nobelpreis. Im April dieses 20 Jahres wurde dem Ausnahmewissenschaftler von der Naturwissenschaftlich-Technischen Fakultät II der Universität des Saarlandes die Ehrendoktorwürde verliehen. Langjährige fachliche und persönliche Beziehungen mit verschiedenen Mitgliedern der Fakultät fanden damit ihren würdigen Ausdruck. Es war ein bewegender Moment, als Dekan Andreas Schütze im vollbesetzten großen Hörsaal des Physik-Turms die Urkunde überreichte. Grünberg, dessen Ausführungen „Von der Erforschung von Spinwellen zur Entdeckung des Riesenmagnetowiderstandseffekts“ sicherlich nicht alle Gäste im Einzelnen nachvollziehen konnten, verstand es dennoch, alle zu Ehrendoktor Peter Grünberg mit futuristischem Doktorhut der Saarbrücker Physik. Foto: dasbilderwerk faszinieren. Mit seinem bescheidenen Auftreten, seinem feinsinnigen Humor und seiner ganz im Thema aufgehenden Vortragsweise gelang es ihm, von der Begeisterung für seine Forschung den Funken aufs Auditorium überspringen zu lassen. Was ist das für eine Wissenschaftler persönlichkeit, dieser Grünberg? Und wie passt diese Persönlichkeit in die heutige Wissenschaftslandschaft? Darauf versucht Professor Stefan Hüfner, der einst die Doktorarbeit des Nobelpreisträgers betreute und seit 28 Jahren an der Saar-Uni Physik lehrt, eine Antwort. Die persönliche Erinnerung und Meinung des Grandseigneurs der Saarbrücker Naturwissenschaften, der immer auch ein kritischer Beobachter des akademischen Zeitgeschehens gewesen ist, kommt hier zu Wort. Manfred Leber Kinder, die den Eltern über den Kopf wachsen campus Jubiläumsausgabe D iese Geschichte beginnt Mitte der 60er Jahre. Damals war ich Gruppenleiter an einem physikalischen Institut der Technischen Hochschule Darmstadt und arbeitete an meiner Habilitation. Eines Tages kam der Direktor des Instituts in mein Zimmer und fragte, ob ich einen neuen Mitarbeiter benötige. Leider könne er mir nicht sagen, wie gut er sei, denn er mache einen ziemlich schweigsamen Eindruck. Ich sagte zu, und kurz darauf tauchte Peter Grünberg in meinem Büro auf. Er war in der Tat schweigsam, aber alles, was er sagte, war wohlüberlegt. Peter stellte sich schnell als der ideale Mitarbeiter heraus. Hatte man mit ihm die nächsten Schritte der Experimente oder deren Auswertung besprochen, verschwand er in sein Büro und kam erst dann wieder, wenn er ein Ergebnis hatte. Suchte man ihn zwischenzeitlich auf, dann meinte er nur freundlich, dass er an den Problemen wie besprochen arbeite, aber noch nicht fertig sei. Es war offensichtlich, dass er nicht gestört werden wollte. Kam er dann aber in mein Büro, so waren die Unterlagen, die er mitbrachte, wohl geordnet, und er hatte die verabredeten Schritte sorgfältig und überlegt durchgeführt. Ich habe nie erlebt, dass er etwas sagte, was er nicht genau durchdacht hatte. Nach der Promotion ging er für einige Jahre nach Kanada. Als mich Anfang der siebziger Jahre ein Kollege, der eine Direktorenstelle im Forschungszentrum Jülich angenommen hatte, anrief und nach möglichen Mitarbeitern fragte, habe ich ihm sofort Peter Grünberg empfohlen, von dem ich wusste, dass er nach Deutschland zurückkehren wollte. Er wurde dann auch in Jülich eingestellt und hat dort bis zu seiner Pensionierung vor einigen Jahren als wissenschaftlicher Mitarbeiter gearbeitet. Einen Ruf an eine andere Forschungseinrichtung oder an eine deutsche Universität hat er trotz Bemühungen nie erhalten. Als Peter Grünberg im November die Nachricht von der Verleihung des Nobelpreises an Albert Fert und ihn erhielt, wurde er von einer Journalistin gefragt, was man denn machen müsse, um den Nobelpreis zu gewinnen. Er antwortete in der für ihn typischen trockenen Art: „Hart arbeiten, ja, das kann ich jedem nur mal empfehlen, hart arbeiten“. Ein wenig überraschend kam dann die Einladung, ihn im Dezember nach Stockholm zur Verleihung des Preises zu begleiten. Meine Frau und ich flogen am Nachmittag des 7. Dezember nach Stockholm. Als wir dort spät in der Nacht im Hotel ankamen, wurden wir sofort von einigen schwedischen Freunden, Mitgliedern der schwedischen Akademie der Wissenschaften und deutschen Kollegen in die Bar geschleppt. So blieb schon in der ersten Nacht nicht viel Zeit zum Schlafen. Am nächsten Vormittag hielten Albert Fert, Peter Grünberg und Gerhard Ertl, der den Nobelpreis für Chemie erhielt, ihre Nobel-Vorträge im Auditorium Maximum der Universität Stockholm, einem großen holzgetäfelten Rundbau mit 1 200 Plätzen. 13.10.2008 11:21 Uhr Seite 21 campus aktuell 08_072390unis_Inhalt_Mac.qxp:campus Foto oben: Ein großer Moment – Nobelpreisträger Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Grünberg (r.) ist der elfte Ehrendoktor der Naturwissenschaftlich-Technischen Fakultäten der Universität des Saarlandes: hier bei der Urkundenverleihung zusammen mit Dekan Andreas Schütze, Universitätspräsident Volker Linneweber und Minister Joachim Rippel (v.l.). Foto: dasbilderwerk 21 Am Nachmittag kam es dann zu einem „Highlight“ der ganzen Reise, nämlich dem Anprobieren des für die Zeremonie obligatorischen Fracks in einem dafür spezialisierten Geschäft. Nach Empfängen beim deutschen Botschafter und dem Nobel-Komitee fand am Montag, dem 10. Dezember – dem Todestag Alfred Nobels –, die offizielle Preiszeremonie mit anschließendem Bankett und Ball statt. Am frühen Dienstagmorgen traf man sich zu einer improvisierten Abschlussfeier in der Bar des Hotels: Peter Grünberg und Albert Fert mit Familien und Freunden sowie eine Reihe schwedischer Kollegen veranstalteten noch eine private Feier. Und damit ist man auch beim wesentlichen Eindruck dieser Reise: Schon nach ganz kurzer Zeit stellte sich das Gefühl ein, an einer Art Familienfeier teilzunehmen. Die Familienmitglieder der beiden deutschen Laureaten Gerhard Ertl und Peter Grünberg, deren Freunde und eine Reihe schwedischer Kollegen bildeten eine fröhliche Gruppe und genossen die mit Terminen voll gestopften Tage. Als wir schließlich am 12. Dezember wieder in unsere Wohnung in Saarbrücken kamen, fanden wir dort in der E-Mail schon die ersten Bilder, die uns Christina, die Frau eines schwedischen Kollegen, schickte. Was bleibt, ist das Erleben einer Stimmung unter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, wie man sie zum Beginn meines Studiums in den 50er Jahren an den Universitäten noch als selbstverständlich erlebte. Das Gefühl einer wissenschaftlichen Gemeinschaft, in der manche ihr Leben lang, andere für die Zeit ihrer Ausbildung, gemeinsam versuchten, sich ganz der Wissenschaft zu widmen. Daraus entsteht dann eine freundschaftlich persönliche, aber natürlich auch kompetitive Atmosphäre, in der besondere wissenschaftliche Leistungen gedeihen können. Es ist vielleicht der größte Verlust der heutigen, so genannten Massenuniversität, dass in ihr die Faszination Wissenschaft weit gehend verloren gegangen ist. Gerhard Ertl und Peter Grünberg sind bescheidene, sehr kluge und ganz auf die Wissenschaft konzentrierte Gelehrte. Sie gehören damit zu einer an den deutschen Hochschulen aussterbenden Spezies. An den Universitäten, so wie diese heute strukturiert sind, effizient, aber mit vielen Gremien, den Marktschreiern folgend, harte Arbeit nicht unbedingt schätzend, werden die Gelehrten Fremdkörper. So ist es nur folgerichtig, dass Peter Grünberg und Gerhard Ertl ihre Karrieren weitgehend in der außeruniversitären Forschung gemacht haben. Und damit ist vielleicht das größte Defizit angesprochen, das die deutschen Hochschulen heute haben: Ein Platz für die bescheidenen, sachorientierten, klugen Gelehrten gibt es in ihnen kaum noch. Das unterscheidet die deutschen Universitäten ganz erheblich von den guten Universitäten in Frankreich, England, den USA oder Japan. Dort hat man für diese Sonderlinge durchaus Verständnis, ja, in vielen dieser Institutionen sind sie hoch geschätzt. Ich meine, den deutschen Universitäten stünde es wohl an, wenn sie sich nicht nur um Evaluation, um Marketing, um Bachelor und Master, sondern auch hin und wieder um die Wissenschaft kümmern würden – und vor allem auch um die, die sie wirklich betreiben: die Gelehrten. Von diesen gibt es nicht viele, aber eine Universität ohne Gelehrte ist wie ein Auto ohne Motor: So kräftig man auch das Gaspedal drückt, man bewegt sich doch nicht von der Stelle. Stefan Hüfner campus Jubiläumsausgabe Links: Die Professoren Grünberg (r.) und Hüfner nach der Verleihung des Nobelpreises an Grünberg am 10. Dezember 2007. Hüfners Fazit: „Von der frühen Zusammenarbeit in verbeulten Cordhosen bis zum Frack bei der Feier in Stockholm war es ein langer, aber stets spannender gemeinsamer Weg.“ Foto: privat 13.10.2008 16:15 Uhr Seite 22 Frauen 08_072390unis_Inhalt_Mac.qxp:campus Im Interview: Die Frauenbeauftragte der Saar-Uni 22 Nicht mehr unsichtbar: Frauen in der Wissenschaft „Frauen brauchen „Hat die Frau ein Recht zum Studium?“ Diese Frage wurde vor 60 Jahren in den hiesigen Medien diskutiert. Aktueller Hintergrund: die Gründung der Saar-Universität. Ganz selbstverständlich war es offenbar selbst nach dem Zweiten Weltkrieg noch nicht, dass Frauen studierten. Inzwischen sind über die Hälfte der Studenten Frauen – und sie werden auch in der Wissenschaft zunehmend sichtbar. In 60 Jahren hat sich an der Universität viel verändert – auch für die Frauen in der Wissenschaft. Aber: Noch gibt es zu wenige Frauen in Lehre und Forschung. Aktuell gewinnt die Entwicklung derart an Fahrt wie in 60 Jahren nicht und noch nie waren die Bedingungen auf dem Campus für Wissenschaftlerinnen so günstig. Die Uni-Frauenbeauftragte Dr. Sybille Jung berichtet im Interview über Aufholbedarf, Projekte und Chancen. campus Jubiläumsausgabe S eit Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Frauen an deutschen Unis zugelassen – aber zögerlich bis widerwillig und oft „zunächst nur versuchsund probehalber“. Während in den meisten anderen europäischen Ländern Frauen längst studieren durften, waren sie hierzulande vor 1900 allenfalls als Gasthörerinnen geduldet – sofern der Dozent wohlwollend war. Wollten sie gar Prüfungen ablegen, bedurfte es einer Ausnahmegenehmigung. Petitionen an den Reichstag, mit denen Frauen die generelle Zulassung zum Studium forderten, lösten Ende des 19. Jahrhunderts – wie berichtet wird – „ungeheure Heiterkeit“ aus, blieben aber ohne Erfolg. Dass das Experiment Frauenstudium zum Scheitern verurteilt sei, davon zeigten sich im Jahr 1897 namhafte Professoren in einem Gutachten zur Frage der Studierfähigkeit der Frau überzeugt. Das sei unweiblich, widerspreche dem Frausein, schließlich sei der Platz der Frau im Haushalt ... „Es wurde auch etwa davor gewarnt, dass die Hochschule zum Heiratsmarkt verkommen könnte“, so Prof. Anne Schlüter von der Uni Duisburg. Die Geschichte des Frauenstudiums war Thema ihres Vortrags bei der Tagung „sichtbar“ auf dem Campus, zu der im Sommer der Universitätspräsident und die Uni-Frauenbeauftragte aus Anlass von 100 Jahren Frauenstudium in Preußen eingeladen hatten. Aber doch: Seit 1900 durften sich Frauen im Großherzogtum Baden einschreiben, von 1903 bis 1909 folgten peu à peu die anderen deutschen Teilstaaten, Preußen 1908. Der Weg der Frauen in die Wissenschaft war lang. Anfangs kam es nicht selten vor, dass sie sich im hinteren Winkel des Hörsaals aufhalten sollten. „Sie sollten unsichtbar sein“, so Anne Schlüter. 1923 übernahm die erste deutsche Professorin ihren Lehrstuhl. An die Saar-Uni kam die erste Professorin vor 50 Jahren – es war die Volkswirtschaftlerin Elisabeth Liefmann-Keil. Die Zahl der Studentinnen stieg, aber es gab auch hier nur einzelne lehrende Frauen. „Wir haben das lange nicht hinterfragt. Aber als wir etwas ändern wollten, wurde es schwierig“, erinnert sich die Germanistin Dr. Eva Becker. Heute lehren auf dem Campus 29 Professorinnen, bei einer Gesamtzahl von rund 250 Professoren. Aber es ist seit dem Sommersemester – da gab es noch 25 Professorinnen an der Uni – eine deutliche Steigerung zu verzeichnen: Unipräsident Volker Linneweber will offensiv mehr Wissenschaftlerinnen an die Uni bringen. „Wir wollen junge Frauen gewinnen, nicht nur hier zu studieren, sondern an unserer Uni Karriere zu machen“, betont er. So sei ein Ziel, bei den Neuberufungen von Professoren einen Frauenanteil von 50 Prozent zu erreichen. „Jede andere Zahl ist unplausibel“, sagt Linneweber. Voraussetzung sei eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Hierfür setzt sich die Uni entschieden ein und wurde ausgezeichnet. Als eine der ersten Hochschulen erhielt sie 2004 das Grund-Zertifikat Audit „Familiengerechte Hochschule“ und 2007 – als eine von nur sieben Hochschulen bundesweit – das Voll-Zertifikat: ein Gütesiegel für gute Bedingungen, um Familie, Studium und Karriere zu vereinbaren. Claudia Ehrlich in d Neugier, Mut und eine campus: Frau Dr. Jung, vor 60 Jahren schrieb sich an der Saar-Uni als erstes eine Frau ein – war das ein gutes Omen? Jung: Jedenfalls ein richtungweisendes und ermutigendes Zeichen für alle jungen Frauen damals und heute wie ich finde. Über die Hälfte der Studenten an der Saar-Uni – genau gesagt 51,4 Prozent – sind derzeit weiblich. Aber nur 29 Professorinnen lehren aktuell auf dem Campus – und es gibt sogar immer noch Fakultäten ohne Professorinnen. Damit liegt unsere Universität mit zwölf Prozent sogar knapp unter dem Bundesdurchschnitt von 15 Prozent. Auch der akademische Mittelbau hat Aufholbedarf. Am deutlichsten zeigt sich die Unterrepräsentanz der Frauen in der Medizinischen Fakultät und in den NaturwissenschaftlichTechnischen Fakultäten. campus: Woran liegt es, dass so wenige Frauen in Lehre und Wissenschaft tätig sind? Jung: Manchmal ist es einfach die tradierte Fachkultur vor Ort, die es Frauen ungleich schwerer macht als Männern, erfolgreich zu sein. Weiterer Faktor sind sicher auch die Rollen- und Lebensmodelle von Frauen in unserer Gesellschaft. Viele Frauen entscheiden sich immer noch für das traditionelle Rollenbild und bleiben zu Hause, um 13.10.2008 16:15 Uhr Seite 23 Frauen 08_072390unis_Inhalt_Mac.qxp:campus hen in der Wissenschaft und einen langen Atem“ sich um Kind und Haushalt zu kümmern. Gerade im wissenschaftlichen Bereich ist aber ein Wiedereinstieg schwierig. Und je länger man zu Hause bleibt, desto mehr hat sich im Berufsfeld verändert. campus: Was wird konkret getan, damit Beschäftigte nach der Elternzeit leichter wieder in den Wissenschaftsbetrieb einsteigen können? Die Universität ist ja eine der ersten mit dem Audit-Zer tifikat „Familiengerechte Hochschule“. Jung: Wir wollen mit dem Audit-Projekt zu einer familienfreundlichen Arbeits- und Studienkultur an der SaarUni beitragen. Seit 2004 haben wir schon viel auf den Weg gebracht. So wurde etwa das Kinderbetreuungsangebot auf dem Campus in Saarbrücken und in Homburg flexibilisiert und ausgebaut, der Campus wird in Zukunft familienfreundlicher gestaltet und ein so genanntes Mentoring-Programm für den wissenschaftlichen Nachwuchs eingerichtet: Mentoren sind erfahrene Betreuer und Berater, die den Wissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern zur Seite stehen. Das Wissenschaftsportal „Karriere-Wissenschaft-Familie“ im Internet leistet Hilfestellung. Auch gibt es viele Informations- und Beratungsangebote sowie verschiedene Förder- und Coaching-Programme. Wir haben eine Online-Babysitterbörse gemeinsam mit dem AStA ins Netz ge- Dr. Sybille Jung Die Kommunikationswissenschaftlerin war seit 1997 Referentin im Frauenbüro, leitet seit 2004 das Projekt Audit „Familiengerechte Hochschule“ und ist seit 2007 die erste hauptamtliche Frauenbeauftragte der Saar-Uni. Sie lehrt in der Medizinischen Fakultät und der Fachrichtung Rechtswissenschaft, ist verheiratet und hat einen Sohn. Foto: dasbilderwerk stellt. Übrigens: Auch der Workshop für Väter und Männer, die es werden wollen, war sehr erfolgreich – wir bieten ihn jetzt auch auf dem Campus Homburg an. Ohnehin haben wir bei der Beteiligung und der Sensibilisierung von Männern für das Thema Familie bundesweit eine Vorreiterrolle übernommen. campus: Die Uni will auch Wissenschaftler-Paare besonders fördern ... Schwarz auf weiß: Student Nummer eins der Universität des Saarlandes war eine Frau – Hanna Lindner aus Saarbrücken. Foto: Universitätsarchiv „sichtbar“ – Ausstellung zeigt starke Frauen 100 Jahre Frauenstudium in Preußen und 60 Jahre Studentinnen an der Universität des Saarlandes nahm UniFrauenbeauftragte Dr. Sybille Jung zum Anlass, erfolgreiche Frauen in der Wissenschaft sichtbar zu machen: Die Wanderausstellung „sichtbar“ stellt 25 Professorinnen der Saar-Uni vor. Die großformatigen Porträts – Fotos des Saarbrücker Fotografen Uwe Bellhäuser, Design von Gabi Jakobi – setzen die Wissenschaftlerinnen sehr individuell und ausdrucksstark in Szene. Nach Stationen im Wirtschafts- und im Kultusministerium in Saarbrücken wandert die Ausstellung zum UniJubiläum von Mitte Oktober bis Anfang Dezember in das Präsidialamt der Universität auf dem Campus Saarbrücken, Gebäude A2 3. Geöffnet ist die Ausstellung jeweils montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr. Weitere Stationen im Saarland und bundesweit sollen folgen. Jung: Ja, wir haben das „Dual-CareerCouples“ (Doppel-Kar riere-Paare)Programm ins Leben gerufen. Vor allem bei Neubesetzungen und in Berufungsverfahren wird versucht, auch hochqualifizierten Partnern Perspektiven an unserer Universität zu bieten. Nach einer Studie der Deutschen Forschungsgemeinschaft haben 80 Prozent der Wissenschaftlerinnen in Deutschland einen Wissenschaftler zum Partner. Die Lebenssituation steht aus meiner Sicht in engem Zusammenhang mit der Förder möglichkeit für exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Daher habe ich mich als Leiterin des Audit-Projekts für Partnerschaftsmodelle eingesetzt. Seit 2005 läuft das Programm jetzt. 23 campus Jubiläumsausgabe ragte der Saar-Uni Dr. Sybille Jung 13.10.2008 16:15 Uhr Seite 24 Frauen 08_072390unis_Inhalt_Mac.qxp:campus Fotos: dasbilderwerk c a m p u s : Wie viele WissenschaftlerPaare gibt es denn an der Saar-Uni? 24 Jung: Bisher fünf. Wir konnten sie mit flexiblen Modellen gewinnen. So wurde erstmals eine Professur geteilt. In der Physik konnte durch das Programm eine sehr erfolgreiche Professorin gehalten werden. Ein Paar konnten wir aus den USA zurück gewinnen: Nachdem der Wissenschaftler sich erfolgreich beworben hatte, konnte mit Unterstützung der Uni-Leitung und der Fakultät für seine Partnerin die erste W3-Lichtenberg-Professur der Volkswagen-Stiftung ins Saarland geholt werden. campus Jubiläumsausgabe campus: Im September waren Sie auch im aktuellen Professorinnen-Programm des Bundesforschungsministeriums erfolgreich, bei dem insgesamt 150 Millionen Euro in bessere Karrierechancen von Wissenschaftlerinnen investiert werden. Jung: Ja, darauf können wir wirklich sehr stolz sein, und das ist sehr motivierend für meine weitere Arbeit. Das Gleichstellungskonzept, das ich gemeinsam mit unserem Präsidenten erarbeitet habe, wurde von einer internationalen Jury positiv bewertet, und wir haben jetzt die Chance, eine Fördersumme von bis zu 2,25 Millionen Euro zur Berufung neuer Professorinnen an unsere Uni zu erhalten. Dabei heißt es jetzt schnell sein und gut abgestimmt mit Ministerium, Fakultäten und Uni-Leitung zusammen zu arbeiten, denn im gesamten Programm gilt das Windhundprinzip – dabei bin ich allerdings sehr zuversichtlich, die erste Hürde haben wir ja bereits erfolgreich genommen. campus: Die Ausstellung „sichtbar“ zeigt Professorinnen der Saar-Uni und soll jungen Frauen Mut zur Wissenschaftskarriere machen. Wie sind die Rückmeldungen? Jung: Äußerst positiv. Schon bei der Eröffnung im Rahmen des Symposions zum Frauenstudium im Juni haben viele ihre Begeisterung ins Gästebuch geschrieben. Viele Besucher hatten wir auch am Tag der offenen Tür, und auch die Resonanz im Wissenschaftsministerium war riesig. Die Ausstellung hing danach im Bildungsministerium. Auf besonderen Wunsch der Ministerin war sie bei der Kultusministerkonferenz Mitte Oktober zu sehen. Die Fotoausstellung zeigt 25 Professorinnen der Universität und ihre Erfolgsgeschichten, die vorbild- und beispielhaft für Frauen in den Führungsetagen des Saarlandes stehen. Mittlerweile ist die Zahl nicht mehr ganz aktuell, da wir in den letzten Monaten weitere Professorinnen für die Universität gewinnen konnten. Die Porträts werden durch Texte unterstützt, die an der Begeisterung und Leidenschaft der Professorinnen für Wissenschaft und Forschung keine Zweifel lassen. Diese Frauen haben es geschafft! campus: Was raten Sie jungen Wissenschaftlerinnen, die eine Karriere an der Uni planen? Jung: Eines sollten sie in jedem Fall mitbringen: Neugier, Mut und einen langen Atem. Mein wichtigster Rat ist, sich rechtzeitig zu infor mieren über Möglichkeiten und Chancen – da stehe ich gerne als Ansprechpartnerin zur Verfügung, und die Saar-Uni hat eine ganze Menge weitere Beratungs- und Informationsstellen, egal in welcher Qualifizierungsphase die Frauen sich gerade befinden. Auch die Beteiligung an Mentoring- und Coaching programmen gehören zu meinen wichtigsten Empfehlungen. Sich unterstützen und fördern lassen, halte ich für wichtig und äußerst klug gepaart mit dem Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten. Die Uni ist einer der spannendsten Orte, und eine wissenschaftliche Karriere ist, wenn sie zur Person passt, etwas einmalig Schönes. Interview: Claudia Ehrlich Unter www.uni-frauen.de finden Interessierte alle aktuellen Projekte und viele Informationen rund um das Thema Frauen an der Uni. Auf der Audit-Webseite www.uni-saarland.de/auditfamilie sind alle Angebote der „familienfreundlichen Hochschule“ und viele hilfreiche Informationen nachzulesen – seit September gibt es die neue Rubrik „Vater des Monats“. Das Wissenschaftsportal „Karriere-Wissenschaft-Familie“ www.scienceangels.de unterstützt Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Kurz notiert Saar-Uni erhält Förderung für Professorinnen-Stellen Die Uni hat mit ihrem innovativen Gleichstellungskonzept überzeugt: Im Professorinnenprogramm, das Bundesforschungsministerium und Länder gemeinsam aufgelegt haben, konnte sie sich in der ersten Runde erfolgreich durchsetzen. Bundesweit fördert das Programm bis zu 150 Stellen für Spitzenforscherinnen. Die Saar-Uni kann mit bis zu 2,25 Millionen Euro Fördermitteln in den nächsten fünf Jahren rechnen. Drei Professorinnen-Stellen können damit finanziert werden. Für das Programm hatten sich 113 Hochschulen beworben – 79 wurden positiv bewertet. Die Saar-Universität konnte mit ihrem neuen Gleichstellungskonzept punkten, das Universitätspräsident Volker Linneweber gemeinsam mit der Frauenbeauftragten Dr. Sybille Jung erarbeitet hat. „Wir freuen uns sehr über diesen großen Erfolg und werden mit dem Professorinnenprogramm weiter auf dem Weg zu einer gleichstellungsorientierten Hochschule vorankommen. Durch die nachhaltige Einbindung der Talente und Potenziale von Frauen werden wir den Wissenschaftsstandort Saarland weiter stärken“, so Präsident Linneweber. GS 11:29 Uhr Seite 25 Navigationshilfen werden 100-mal schneller Der 9. Wissenschaftspreis der Landesbank Saar (SaarLB) geht an die Informatiker Dr. Holger Bast und Prof. Dr. Stefan Funke. Am MaxPlanck-Institut für Informatik auf dem Saarbrücker Campus haben sie eine Methode entwickelt, die Navigationshilfen um das Hundertfache beschleunigt. D en mit 25 000 Euro dotierten neunten SaarLB-Wissenschaftspreis erhielten Bast und Funke für ihre wissenschaftliche Arbeit „Ultrafast Shor test-Path Queries via Transit Nodes“ (Ultraschnelle Routenplanung via Transitknoten) aus dem Jahr 2007. Sie wurde von der Jury sowohl für ihre innovative wissenschaftliche Leistung als auch für ihre große wirtschaftliche Bedeutung ausgezeichnet. Von der neuen Technologie können beispielsweise Logistikunternehmen profitieren, ebenso wie alle Anbieter und Nutzer von mobilen Navigationscomputern oder Routenplanern im Internet. „Der SaarLB-Wissenschaftspreis zeigt, wie Wirtschaft und Wissenschaft voneinander profitieren, gerade auch im Interesse des Standortes Saarland“, sagte der SaarLB-Vorstandsvorsitzende Thomas Christian Buchbinder bei der Preisübergabe am 30. September 2008. Die neue Technologie wird von der Saarbrücker Algorithmic Solutions Software GmbH, einem Spin-off-Unternehmen des Max-Planck-Instituts für Informatik, ver marktet. Die Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts haben bereits ein Patent für das Rechenverfahren angemeldet. Während herkömmliche Routenplaner in einem riesigen Netz Punkt für Punkt den Weg zum Ziel suchen, konzentrierten sich die beiden Informatiker bei ihrer Methode auf die wichtigsten Verkehrsachsen. Dadurch konnten sie das enorm große Straßennetz Europas auf rund 11 000 „Transitknoten“ (zum Beispiel Autobahnkreuze der Ausfallstraßen) reduzieren. Das reicht aus, um größere Fahrten etwa von Berlin nach Bonn oder Barcelona schnell und exakt zu berechnen. Nur wenn Start und Ziel sehr dicht beieinander liegen, zum Beispiel innerhalb einer Stadt, muss das von Bast und Funke entwickelte Programm ein fei- neres Netz von Transitknoten benutzen. „Mit dieser Methode ist das Navi nicht nur hundertmal schneller als bisher, sondern man findet auch mit Sicherheit die beste Route, was mit den heutigen Navigationshilfen nicht immer der Fall ist“, sagt Stefan Funke, der seit kurzem eine Infor matik-Professur an der Universität Greifswald inne hat. Außerdem würden weniger zentrale Computer benötigt, erläutert Holger Bast. Und: „Die relativ rechenschwachen, mobilen Navigationsgeräte können die Route in Sekundenbruchteilen neu bestimmen, was jetzt manchmal noch Minuten dauert.“ GS Forschung & Transfer 13.10.2008 25 Der SaarLB-Wissenschaftspreis wird jährlich gemeinsam mit dem saarländischen Ministerium für Wirtschaft und Wissenschaft ausgeschrieben. Gewürdigt wird eine wissenschaftliche Arbeit, die neue Ergebnisse beinhaltet, deren Anwendung zu einer wirtschaftlichen Stärkung des Standortes Saarland beitragen kann. Die SaarLB schreibt den Wissenschaftspreis auch für 2008 aus. Bewerbungen sind bis zum 31. Dezember 2008 möglich. Infos unter: www.saarlb.de HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH! Wir gratulieren den Gewinnern des 9. SaarLB-Wissenschaftspreises, Dr. Holger Bast und Prof. Dr. Stefan Funke, sehr herzlich. Ausgezeichnet wurde ihre Publikation „Ultrafast Shortest-Path Queries via Transit Nodes“ (Ultraschnelle Routenplanung via Transitknoten). Die SaarLB prämiert wissenschaftliche Arbeiten aus den saarländischen Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, die neue Erkenntnisse und Ergebnisse beinhalten und deren Anwendung zu einer wirtschaftlichen Stärkung des Standortes Saarland beitragen soll. Der SaarLB-Wissenschaftspreis ist mit 25.000 € dotiert und wird jährlich verliehen. Landesbank Saar Ursulinenstraße 2 66111 Saarbrücken Tel.: 0681 383-01 E-Mail: [email protected] www.saarlb.de campus Jubiläumsausgabe dasbilderwerk 08_072390unis_Inhalt_Mac.qxp:campus Forschung & Transfer 08_072390unis_Inhalt_Mac.qxp:campus 13.10.2008 11:22 Uhr Seite 26 Saarbrücker Wissenschaftler analysieren die Kleidung der Eismumie Ötzi Lebte Ötzi unter Viehzüchtern und Bauern? Ein Verfahren, das Biochemiker der Saar-Universität vor wenigen Jahren zur Identifizierung von Daunen und Federn entwickelt haben, hat nun auch neue Erkenntnisse über die Lebensumstände des Steinzeitmenschen Ötzi gebracht: Forscher des Instituts für Technische Biochemie und der Firma Gene-Facts analysierten Kleidungsproben der 5 300 Jahre alten Gletschermumie. Die Ergebnisse untermauern die These, dass Ötzi Angehöriger einer Bauern- und Viehzüchtergesellschaft war – und nicht einer kulturell früher angesiedelten Jäger- und Sammlergesellschaft. 26 A campus Jubiläumsausgabe ls Wanderer 1991 in den Ötztaler Alpen eine 5 300 Jahre alte Gletschermumie fanden, war das eine Sensation für die Wissenschaft: Die Mumie, die unter dem Namen „Ötzi“ weltbekannt wurde, entstammt der Kupfersteinzeit, der letzten Periode der Jungsteinzeit (4400 bis 2200 v. Chr.). Ötzi, im Eis perfekt konserviert, war in Alltagskleidung und mit kompletter Ausrüstung offensichtlich mitten aus dem Leben gerissen worden – er war ermordet worden. Der Fund bot die einmalige Chance, die Lebensumstände eines Steinzeitmenschen der alpinen Umgebung in allen Einzelheiten zu erforschen. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Frage nach dem soziokulturellen Hintergrund jener Zeit: War Ötzi Mitglied einer Jäger- und Sammlergesellschaft, die kulturell älter ist, oder gehörte er eher einer Hirten- und Bauerngesellschaft an, die sich der Jäger- und Sammlerkultur anschloss und die als kulturell höher bewertet wird? Zur Klärung dieser Frage untersuchten die Wissenschaftler des Instituts für Technische Biochemie der Saar-Universität unter der Leitung von Professor Elmar Heinzle und in Zusammenarbeit mit der Firma GeneFacts nun mehrere Kleidungsproben der Eismumie. Die These der Forscher: Sind die Kleider vor allem aus Wildtierarten gefertigt, so deutet das auf die ältere Jäger- und Sammlerkultur hin, ergeben die Analysen dagegen domestizierte Tierarten, so ist das ein Hinweis auf die fortschrittlichere Hirten- und Bauerngesellschaft. Um diese Frage zu klären, analysierten die Saarbrücker Wissenschaftler vier Kleidungsproben von Ötzi: das Oberleder seiner Mokassins, seine Leggings oder „Beinlinge“ und seinen Mantel (zwei Proben). Ergebnisse der Untersuchungen: Das Oberleder der Schuhe wurde aus Rinderfell gemacht, für seine Leggings und den Mantel wurde Schaffell verwendet. Dieses Ergebnis stützt die Theorie, dass Ötzi Angehöriger einer Bauern- und Viehzüchtergesellschaft war – und nicht einer Jäger- und Sammlergesellschaft, wie viele Experten bislang vermuteten. Die Analyse der Kleidungsproben beruht auf einer proteinchemischen Methode, die Dr. Klaus Hollemeyer vor wenigen Jahren am Institut für Technische Biochemie unter der Leitung von Prof. Elmar Heinzle in Kooperation mit Wolfgang Altmeyer von der Firma Gene-Facts entwickelt Ötzi mit einem Grasmantel über der Fellkleidung. Fotos: Südtiroler Archäologiemuseum – www.iceman.it hat. Sie sorgte im Januar 2007 weltweit für Aufmerksamkeit, als man mit ihr einen Pelzskandal in den USA aufdeckte, bei dem echte Felle von Marderhunden als künstliche Pelze deklariert worden waren (siehe campus 2/2007). Ursprünglich für die Identifizierung von Federn und Daunen zur Qualitätskontrolle in der Bettwarenindustrie entwickelt, stellte sich schnell heraus, dass auch die tierische Herkunft von Haaren bzw. Fellstücken ermittelt werden kann. Dies gelingt auch, wenn die Felle gegerbt und sogar gefärbt sind. Die Forscher erstellten daraufhin Bibliotheken mit den Peptidmustern von unterschiedlichsten Referenztieren und die entsprechenden mathematischen Auswertekriterien. Für die Analyse wird eine kleine Haar- oder Fellprobe enzymatisch verdaut und die aus den Haareiweißen entstehenden Peptid-Spaltstücke nach Dr. Klaus Hollemeyer legt eine Probenpalette in das MALDI-TOF-Spektrometer ein. Foto: Sieber ihrer Molekülgröße mittels der MALDI-TOF-Massenspektrometrie geordnet. Es bilden sich typische Muster der Spaltstücke, die von Tierart zu Tierart unterschiedlich sind. Die Muster von unbekannten Proben werden dabei mit Mustern bekannter Tierarten, die in eigenen Bibliotheken des Saarbrücker Instituts gespeichert sind, verglichen und mittels mathematischer Algorithmen die Ähnlichkeiten der Muster bestimmt. Identische Muster bedeuten dabei eine sichere Identifizierung. Zum Muster vergleich wurden 300 verschiedene Tierproben vermessen und gespeichert. Das Verfahren, das unter dem Namen „SIAM-Methode“ (SpeciesIdentification of Animals using MALDI-TOF-MS) entwickelt wurde und seit Herbst 2007 unter Patentschutz steht, hat seinen Eignungstest für die Ötzi-Proben bestanden – trotz des hohen Alters der Proben. Andere gängige Analysemethoden sind für archäologische Proben eher ungeeignet; das gilt zum Beispiel für Verfahren, die auf einer Untersuchung von Genmaterial beruhen: „Alterungs- und Zerfallsprozesse der DNA machen bei den mehr als 5 000 Jahre alten ÖtziProben den erfolgreichen Einsatz genetischer Methoden oft unmöglich“, sagt Dr. Klaus Hollemeyer. Das gleiche gelte für mikroskopische und elektronenmikroskopische Verfahren: Sie sind bei archäologischen Proben mit häufig nicht mehr intakten Oberflächenstrukturen ebenfalls kritisch zu bewerten, so der Biologe. Übrigens sollen nun weitere Kleidungsstücke der Eismumie analysiert werden. Bei dem neuen Forschungsprojekt arbeiten das Institut für Technische Biochemie und die Firma Gene-Facts mit dem Archäologiemuseum in Bozen zusammen, wo Ötzi mittlerweile „beheimatet“ ist. Gerhild Sieber Die Forschungsergebnisse sind am 19. August 2008 in der OnlineAusgabe des Fachjournals Rapid Communication in Mass Spectrometry veröffentlicht worden: Klaus Hollemeyer, Wolfgang Altmeyer, Elmar Heinzle and Christian Pitra: „Species Identification of Oetzi’s Clothing with MALDI-TOF Mass Spectrometry based on Peptide Pattern Similarities of Hair Digests“. 11:22 Uhr Seite 27 Forschung & Transfer 13.10.2008 27 Eine Nachbildung der Eismumie mit Kleidung im Archäologiemuseum in Bozen. Der MALDI-TOF-Massenspektrometer ist ein Flugzeitdetektor: Die Probe wird im Vakuum mit einem Laserstrahl beschossen. Dabei verdampfen die Eiweiß-Bruchstücke; gleichzeitig werden sie elektrisch geladen und beschleunigt. Die Teilchen sausen durch ein Flugrohr und schlagen auf einem Detektor auf, der die Zeit zwischen Beschleunigung und Einschlag misst. Dabei gilt: Kleine, leichte Teile fliegen schnell, große langsam. Alle „Flugzeiten“ einer Probe werden an einem Auswertegerät als Ausschläge (Peaks) dargestellt. Zusammen ergeben sie ein typisches Muster, das die Tierart, von der die Probe stammt, eindeutig identifiziert. campus Jubiläumsausgabe 08_072390unis_Inhalt_Mac.qxp:campus Forschung & Transfer Nase vorn in der Schweißfuß-Forschung Mit einem Antischweißfuß-Gütesiegel können Schuh- und TextilHersteller künftig dank Saarbrücker Forschung bei ihren Kunden punkten. ieht Ihr bitte die Schuhe aus?“ „ZDieser Satz kann so manchen in campus Jubiläumsausgabe 28 Nöte stürzen. Vor allem wer gerne Sportschuhe trägt oder gar im Sommer ohne Strümpfe darin unterwegs ist, dürfte das Problem kennen. Buttersäure, Ammoniak und weitere Substanzen, die entstehen, wenn Bakterien den Schweiß zersetzen, verbünden sich zu einem unheil- und geruchsvollen Gemisch. Die gute Nachricht: Es liegt nicht allein am Fuß. Einige Textilbestandteile im Schuhinnern oder in Strümpfen sind wie dafür geschaffen, alle Aromen zur vollen Entfaltung zu bringen. Wer jetzt denkt, das hätte mit Forschung nichts zu tun, der irrt. Denn die Textilien haben es in sich. Die Firma, die Schuhe mit Innenfutter auf den Markt bringt, das Gerüche hemmt, statt sie zu entfachen, hat die Nase vorn. Im Wettstreit mit dem Billigschuh liefert sie dem Kunden am Schuhregal ein gutes Argument, lieber ein paar Euro mehr in die Hand zu nehmen. „Für Hersteller, die nicht mit niedrigem Preis dank billiger Löhne und Materialien punkten können und wollen, ist solche Innovation bare Münze wert“, sagt Professor Andreas Schütze. So ist es denn auch die Schuhund Strumpfindustrie, die großes Interesse an den Forschungen seines Lehrstuhls für Messtechnik an der Saar-Uni zeigt. Das Team von Prof. Schütze hat sich unter anderem auf intelligente GasSensorsysteme aller Art spezialisiert. Diese elektronischen Sinnesorgane können alles Erdenkliche erfassen und messen – so auch Gase erschnuppern –, ähnlich, teilweise sogar genauer, und vor allem objektiver als die menschlichen Vorbilder. In einem gemeinsamen Projekt mit dem Prüf- und Forschungsinstitut Pirmasens (PFI) und den Hohensteiner Instituten machen sich die Forscher diese Fähigkeit zu Nutze. Begleitet wird das Projekt von mittelständischen Firmen der Schuh- und Strumpfbranche; mit dabei sind die Unternehmen Colortex, Falke, Gabor, Räuchle, Ricosta, Solor, Steitz Secura, h&b Strumpf und Kunert. Das Forschungsvorhaben wird im Rahmen des Programms zur Förderung der „Industriellen Gemeinschaftsforschung“ (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie über die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF) finanziert. Die Sensor-Experten der Saar-Uni entwickeln ein Messverfahren für Textilgerüche, das ganz objektiv, exakt und gnadenlos messen soll, wie unangenehm der Geruch ist, wenn der Schuh oder Strumpf benutzt wird. Richtiger Riecher nicht nur für Schuhe und Strümpfe Will eine Firma zukünftig etwa ein neuartiges Materialgemisch für das Innenfutter testen, gibt sie die Schuhe in die Prüfung: Diese wird mit Systemen aus der Arbeitsgruppe von Prof. Schütze zum Beispiel am PFI Pirmasens oder an den Hohensteiner Instituten durchgeführt. Erst wird der Schuh dem Ernstfall ausgesetzt: Er wird von einem Probanden mehrere Stunden beim Sport oder sonst im Alltag getragen. Anschließend kommt der Schuh in eine Testkammer, in der optimierte Messbedingungen herrschen: „Um die Lebensdauer der Sensoren zu erhöhen, wird die Luft im Inneren der Kammer befeuchtet. Dabei werden Störfaktoren wie Temperatur- und Feuchte-Änderungen zusätzlich erfasst, um diese später in die Signalauswertung einfließen zu lassen“, erklärt Stephan Horras. Der Diplom-Ingenieur ist wissenschaftlicher Mitarbeiter von Professor Schütze. Die Ausdünstungen aus dem Schuh werden abgesaugt und an mehreren Sensoren vorbeigeführt. Die elektronischen Nasen erfassen den aktuellen Geruch. „Dies geschieht in Form eines komplexen Signalmusters. Ein angeschlossener Laptop vergleicht dann das Muster mit zuvor trainierten Gerüchen und das ähnlichste Muster und die damit verbundene Geruchsbelastung werden angezeigt“, erläutert Horras. Woher aber wissen die Forscher, welche dieser Signalmuster der menschlichen Nase stinken? Der Sensor erfasst zunächst ja nur abstrakte Werte. „Wir müssen den Zahlen- und Datenwerten die entsprechenden menschlichen Empfindungen zuordnen“, erklärt Professor Schütze. Um herauszufinden, welche Muster unangenehme Gerüche signalisieren, erfolgt eine Versuchsreihe am lebenden Subjekt. Probanden stecken ihre Nasen in den Versuchsschuh und bewerten auf einer Skala von 1 bis 5 inwieweit ihre subjektive GeruchsSchmerzgrenze unter- oder überschritten wird. Anhand dieser Angaben erarbeiten die Forscher eine Datenbank, die zeigt, welche Werte und Muster welcher Reaktion der echten Nasen entsprechen. „Wir vergleichen die Muster der Sensor-Messungen mit den Ergeb- Forschung & Transfer 29 Strümpfen. Insbesondere auch Sportbekleidungshersteller sind Zielgruppe der Saarbrücker Messtechnik-Spezialisten: Neue Materialien für Funktionsunterwäsche lassen sich ebenso testen wie solche für Lauf- oder Skibekleidung. Die Anwendungs-Möglichkeiten des Sensor-Systems reichen sogar noch weiter: bis hin zur Lebensmittelbranche. Ein großer Markt also, den die Saarbrücker mit ihrer Forschung anvisieren. „Etwa in zwei Jahren soll das Verfahren anwendungsreif sein. Wir können dann maßgeschneiderte Systeme mit Sensoren, Elektronik und Software für aussagekräftige Testläufe zur Verfügung stellen“, so Schütze. Gute Aussichten also, dass in gar nicht mehr ferner Zukunft die ersten Schuhe und Strümpfe mit einem AntiSchweißfuß-Gütesiegel in die Regale der Geschäfte kommen ... und der Satz „Bitte ohne Schuhe“ dann auch seinen Schrecken verliert. Claudia Ehrlich Turnschuh im Geruchs-Härtetest – Prof. Andreas Schütze (rechts) und Diplom-Ingenieur Stephan Horras mit ihrem SensorSystem. Foto: dasbilderwerk Werbung Regler campus Jubiläumsausgabe nissen aus den Tests mit den Versuchspersonen und können so bestimmen, ob das neue Material unangenehme Schweißgerüche fördert oder nicht“, erläutert Schütze. Schütze und seine Gruppe arbeiten nun daran, ihre Geruchstest-Methode weiter zu optimieren. „Unser Ziel ist, das Verfahren soweit zu automatisieren, dass es eigenständig Messungen durchführt und sich dabei selbst optimiert“, erklärt er. Ein besonderer Vorteil der Entwicklung: Sie ist transportabel und kann flexibel zum Einsatz kommen. Die „3S“ GmbH, ein Unternehmen, das aus dem Lehrstuhl von Professor Schütze gegründet wurde, soll nach Abschluss des Projektes unter anderem diese Technologie vermarkten und für Firmen als Dienstleistung anbieten. Daher arbeitet sie bereits jetzt im begleitenden Ausschuss mit. Das Potenzial des Verfahrens erschöpft sich nicht in Schuhen und Forschung & Transfer 08_072390unis_Inhalt_Mac.qxp:campus 30 13.10.2008 Saar-Uni wieder erfolgreich bei EUForschungsprojekten Mit Millionenbeträgen fördert die Europäische Union herausragende Forschungsprojekte. In diesem Jahr konnte die Universität des Saarlandes 20 neue EU-Projekte erfolgreich beantragen. Dadurch erhält die Uni in den kommenden Jahren Forschungsmittel in Höhe von 8,5 Millionen Euro. Zwei Drittel davon wurden im Bereich der Bio- und Lebenswissenschaften eingeworben. Die EU fördert an der Saar-Uni unter anderem Initiativen zur AlzheimerPrävention, Forschungsarbeiten zur Optimierung von Robotertechnologien sowie Maßnahmen zur Bekämpfung von HIV/AIDS und Tuberkulose. Gelder fließen auch in die Förderung von Nachwuchsforschern in den Bereichen adaptives Lernen und Pharmazie sowie in die Untersuchung neuer Verfahren in der Elektrochemie, die besonders umweltfreundlich sind. Insgesamt investiert die EU hauptsächlich in Projekte, die anwendungsnahe wissenschaftliche Fragestellungen unter Beteiligung von Industriepartnern erforschen. Bei knapp der Hälfte der neuen Verbundforschungsprojekte liegt die federführende Koordinierung in der Verantwortung der Saar-Wissenschaftler. Sie nehmen diese Aufgabe gemeinsam mit dem aus der Uni ausgegründeten EU-Projektbüro „Eurice“ wahr. campus Jubiläumsausgabe Harter Wettbewerb Um die Fördermittel der EU herrscht große Konkurrenz: Im Durchschnitt erhält nur einer von acht Förderanträgen eine positive Beurteilung. Bei den an der Saar-Uni koordinierten Anträgen lag die Bewilligungsquote dagegen bei 40 Prozent. Bereits in der Vergangenheit war die Saar-Uni beim Einwerben dieser Mittel besonders erfolgreich: Im Saarland wurde von 2002 bis 2006 unter allen Bundesländern die höchste MitteleinwerberQuote pro Professorin und Professor erzielt. Diese Spitzenposition gilt es auch in der neuen Förderperiode (2007-2013) erfolgreich zu verteidigen – die Saar-Uni ist bereits auf dem besten Weg dahin. Irina Urig 11:22 Uhr Seite 30 Roboterhand soll menschlicher werden Die Hand des Menschen ist das Hände wie der Mensch einsetzen vollkommene Multifunktionswerkkönnen – und das Hand in Hand zeug. Die Finger funktionieren wie mit ihm. 6,3 Millionen Euro invesPinzetten, können wie Zangen tiert die EU hierzu für vier Jahre im Dinge verschiedenster Größe siebten Forschungsrahmenprogreifen, sie können hebeln, ziehen, gramm. Unter Führung der italiedrücken, drehen, wenden und nischen Universität Neapel Fedebefühlen. Was uns so selbstverrico II arbeiten acht inter nationale ständlich ist, beruht auf hochkomPartner zusammen, darunter das plexen Vorgängen. Das wird Deutsche Zentrum für Luft- und deutlich, wenn man Roboter bauen Raumfahrt und die Oxford Metrics will, die Gleiches können. Zwar Group. Beteiligt von Seiten der unterstützen Roboter schon heute Saar-Uni ist die Arbeitsgruppe von den Alltag, man denke nur an die Prof. Hartmut Produktionsstraßen der AutoindusJanocha an dessen trie. Doch bis zum anpassungsLehrstuhl für Profähigen, selbstständigen Partner zessautomatisierdes Menschen ist es noch ein ung. weiter Weg. Auf diesem Weg ein Professor Janocha gutes Stück voran zu kommen, ist berichtet im Folgendas Ziel der Forscher im EUden über das Projekt Projekt Dexmart. Sie wollen und den Saarbrücker Prof. Hartmut Janocha Roboter entwickeln, die ihre Beitrag. CE I m Mittelpunkt des Dexmart-Projektes stehen künstliche Systeme, die in der Lage sind, menschliche Sensomotorik zu kopieren, und die in realer Umgebung eingesetzt werden können – das heißt für Maschinen: in unstrukturiertem und damit schwierigem Gebiet. Wendige Robotersysteme mit zwei Armen und zwei Händen sollen entwickelt werden, die mit dem Menschen in einer Arbeitsumgebung interagieren, ohne dass sie überwacht werden müssen. Hand in Hand mit smarten Fingern Solche Assistenzsysteme werden künftig in den unterschiedlichsten Einsatzgebieten eine Rolle spielen, etwa in der Produktionstechnik, in der Rehabilitation, im Haushalt oder in unwirtlicher oder gefährlicher Umgebung. Um diese Vision umzusetzen, sollen die heute bekannten Manipulatorlösungen entschieden weiterentwickelt werden. Künftige Roboter sollen über neuartige Fertigkeiten und Handhabungsprozeduren auf hohem kognitiven Niveau einschließlich der hierfür erforderlichen Regelungsmethoden verfügen. Für den mechanischen Aufbau werden neue Ideen auf den verschiedensten Gebieten gebraucht wie der Aktorik oder der Sensorik. Das Robotersystem muss die Fähigkeit besitzen, sich zwischen unterschiedlichen Manipulationsalternativen zu entscheiden. Es muss richtig und schnell auf unerwartete Situationen und Vorkommnisse reagieren und Änderungen im Verhalten der Menschen verstehen und berücksichtigen. Um in einer sich verändernden Situation handeln zu können, muss der Roboter in der Lage sein, neues Wissen zu erwerben, indem er aus bisher nicht bekannten Handlungsabläufen lernt. Auf diese Weise entsteht eine Wissensbasis für eine große Vielfalt von Manipulationsaufgaben, wie dies bei Denkprozessen der Fall ist. Im Projekt spielen kognitive und Regelungsaspekte des Robotersystems zwar eine Schlüsselrolle, darüber hinaus erzwingen die globalen Entwicklungstrends im Bereich der Manipulationssysteme, speziell bei den humanoiden Robotern, aber die Erforschung neuer, 13.10.2008 11:22 Uhr Seite 31 Forschung & Transfer 08_072390unis_Inhalt_Mac.qxp:campus 31 Maschine mit Fingerspitzengefühl – Künftig sollen Roboter ihre Hände wie der Mensch einsetzen können. möglicherweise biomimetischer Aktorund Sensortechnologien. Tatsächlich bieten die heute bekannten künstlichen Hände hinsichtlich ihrer Funktionalität bereits eine Vielzahl sinnvoller Einsatzmöglichkeiten. Bisher sind sie jedoch zu komplex, zu voluminös und teuer oder zu unzuverlässig für den praktischen Einsatz außerhalb des Forschungslabors. Um diese Einschränkungen zu überwinden, wird im Dexmart-Projekt die Möglichkeit untersucht, das Potenzial smarter Werkstoffe und Strukturen zu nutzen. Dazu sollen neuartige Handkomponenten wie Finger, Daumen und Gelenke erforscht und entwickelt werden, um der nächsten Generation künstlicher Hände den Weg zu ebnen. Der Saarbrücker Lehrstuhl für Prozessautomatisierung bringt seine Kompetenz in der so genannten Unkonventionellen Aktorik ein. Aktoren sind elektrisch steuerbare Stellglieder, wobei die Bezeichnung „unkonventionell“ andeutet, dass es sich um andere Antriebsprinzipien handelt als die zig-millionenfach bewährten elektromotorischen oder fluidtechnischen Antriebe. So werden die Saarbrücker Forscher klären, inwieweit piezoelektrische und magnetostriktive Werkstoffe, die ihre Form unter dem Einfluss elektrischer bzw. magnetischer Felder sehr schnell verändern können, für die Antriebe künstlicher Finger und Hände geeignet sind. Zu dieser Gruppe der so genannten Festkörperaktoren zählen auch Gedächtnismetalllegierungen; ihre Gestalt kann thermisch oder magnetisch verändert werden. Auch ihr Einsatzpotenzial wird evaluiert. gramm – eine Aktorspezies, die in der populären wissenschaftlichen Literatur unter der Bezeichnung „künstlicher Muskel“ bekannt geworden ist, und mit der sich das Saarbrücker Forscherteam seit langem befasst. Besonderer Vorteil auf dem Weg zur smarten Roboterhand ist, dass einige dieser Werkstoffe von sich aus Sensoreigenschaften haben und so etwa Fingerbewegungen ohne zusätzliche Sensoren erfassen können. Hartmut Janocha Eine andere Klasse unkonventioneller Aktoren sind die elektrisch steuerbaren Flüssigkeiten, also elektrorheologische und magnetorheologische Fluide, deren Fließwiderstand durch elektrische und magnetische Felder verändert werden kann. Auch ihr Einsatz für die angestrebte Handaktorik ist denkbar. Schließlich stehen dielektrische Elastomere auf dem Pro- Dexmart steht für „DEXterous and autonomous dual-arm/hand robotic manipulation with sMART sensorymotor skills: A bridge from natural to artificial cognition“. Für das Projektmanagement zeichnet das EU-Projektbüro „Eurice“ verantwortlich. campus Jubiläumsausgabe Foto: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt Forschung & Transfer 08_072390unis_Inhalt_Mac.qxp:campus 32 13.10.2008 Seite 32 Forschungsmeldungen Graduiertenkolleg erfolgreich abgeschlossen Insgesamt 46 erfolgreich abgeschlossene Promotionen, über 130 Publikationen und zahlreiche wissenschaftliche Auszeichnungen – das ist die Erfolgsbilanz des Graduiertenkollegs „Zelluläre Regulation und Wachstum“, das im Sommer an der Medizinischen Fakultät abgeschlossen wurde (Sprecher: Prof. Mathias Montenarh). Insgesamt zehn Jahre lang haben Nachwuchsforscher Zellen untersucht, um bessere Diagnose- und Therapiemöglichkeiten zur Behandlung von Stoffwechselstörungen und Krebs zu finden. Damit wurde das Graduiertenkolleg ein Jahr länger gefördert als üblich. Das Fördervolumen belief sich auf 1,7 Millionen Euro, davon wurden unter anderem 30 Stipendien bezahlt. transportieren, wo er im Körper gebraucht wird. Dr. Frank Breinig, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Prof. Dr. Manfred Schmitt (Molekular- und Zellbiologie), hat die Oberfläche von Hefezellen gentechnisch so verändert, dass sie als gute Impfstoffvehikel dienen. Für diese innovative Arbeit erhielt er eine Forschungsförderung der renommierten Europäischen Gesellschaft für klinische Mikrobiologie ESCMID in Höhe von 16 000 Euro. Neue Wege im Kampf gegen Hepatitis C Wie entsteht das Gedächtnis? Wie werden Schmerz, Temperatur, Berührung und Duftstoffe wahrgenommen? Antworten auf diese Fragen suchen Wissenschaftler des interdisziplinären Sonderforschungsbereichs „Räumlichzeitliche Interaktionen zellulärer Signalmoleküle“ (Sprecher: Prof. Veit Flockerzi). Dessen Förderung wird nun um drei Jahre verlängert. Bis 2011 lässt die Deutsche Forschungsgemeinschaft 7,3 Millionen Euro in den seit 1999 bestehenden Forschungsverbund fließen. Damit finanziert sie unter anderem 31 hochqualifizierte Arbeitsplätze. Beteiligt sind Arbeitsgruppen aus den Bereichen Anatomie und Zellbiologie, Biochemie, Biophysik, Pharmakologie und Physiologie. Mit etwa 170 Millionen Infizierten weltweit ist Hepatitis C zu einem ernsthaften Gesundheitsproblem geworden. In über der Hälfte der Fälle sind die gängigen Therapien erfolglos, und die Hepatitis-C-Infektion ruft lebensbedrohliche Folge-Erkrankungen hervor. Ein interdisziplinäres Team von Medizinern, Virologen, Bioinformatikern und Pharmazeuten der Universität des Saarlandes, der Universität Frankfurt am Main und des Saarbrücker Max-Planck-Instituts für Informatik erforscht neue Wirkstoffmoleküle, die den Eintritt des Hepatitis-C-Virus in die Leberzelle hemmen und damit den Infektionszyklus stoppen könnten. Die Arbeitsgruppe von Prof. Rolf Hartmann am Institut für Pharmazeutische und Medizinische Chemie will neue Wirkstoffe gegen das Virus entwickeln. Das Team um den Homburger Virologen Prof. Andreas Meyerhans erforscht die Mechanismen der Resistenz-Entwicklung des Virus. Da die Wissenschaftler ihren Zielen bereits näher gekommen sind, fördert die DFG das Projekt für weitere drei Jahre mit insgesamt 1,3 Millionen Euro. Innovative Impfstoffforschung mit Hefezellen Homburger Kardiologin bekommt Stipendium für Forschung in den USA Impfungen sind eines der wertvollsten Hilfsmittel der Medizin im Kampf gegen Infektionskrankheiten. Wichtig sind dabei so genannte Impfstoffvehikel, die den Impfstoff dorthin Die Homburger Kardiologin Dr. Bettina Johanna Stuck hat das BAYER Vital-Stipendium der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie erhalten. Ein Jahr lang wird Dr. Stuck ein Weitere Forschungsmillionen für Sonderforschungsbereich der Medizin campus Jubiläumsausgabe 11:22 Uhr Forschungsprojekt zum Herzstoffwechsel an der Harvard Universität in Boston durchführen und ihre Kenntnisse in der Herz- und Kreislaufforschung vertiefen. Die GastgeberArbeitsgruppe in Boston ist weltweit führend bei Forschungen auf dem Gebiet der Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufgrund von Fettleibigkeit, Fettstoffwechselstörungen und Diabetes sowie Insulinresistenz. 31,5 Millionen Euro für größtes Forschungsgebäude des Saarlandes Das größte Forschungsgebäude, das im Saarland je errichtet wurde, kann voraussichtlich im nächsten Jahr gebaut werden. Der Wissenschaftsrat hat empfohlen, 31,5 Millionen Euro in den Neubau eines Forschungsgebäudes für die Fachrichtungen Physiologie und Biophysik auf dem Homburger UniCampus zu investieren. Das geplante Center for Integrative Physiology and Molecular Medicine (CIPMM) ist eines von 17 Vorhaben in ganz Deutschland, die vom Wissenschaftsrat für 2009 als förderungswürdig eingestuft wurden. Es wird zur Hälfte vom Bund finanziert, den Rest der Fördersumme trägt das Land. Hauptantragsteller des Vorhabens sind Prof. Frank Zufall und Prof. Jens Rettig. Im Mittelpunkt ihrer Forschungen steht die Kommunikation zwischen Nerven-, Immun- und Hormonsystem im Körper. Dabei sollen Moleküle untersucht werden, die diese drei Signalsysteme untereinander vernetzen. Konkret wollen die Wissenschaftler Krankheiten erforschen, die auf eine gestörte Signalübermittlung zwischen den biologischen Systemen zurückzuführen sind. Dazu gehören beispielsweise Demenz-Erkrankungen. Sie können unter anderem dann entstehen, wenn NeurotransmitterStoffe im Gehirn ihre Funktion nicht mehr erfüllen. Der Wissenschaftsrat lobte insbesondere die Leistungen der Forscher an der Universität des Saarlandes. Deshalb stufte der Rat den Forschungsneubau in einer bundesweiten Rangliste auf dem siebten Platz ein. Insgesamt waren 52 Vorhaben eingereicht worden. DFG fördert interkulturelle Almanach-Forschung mit 100 000 Euro Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert für drei Jahre ein Forschungsprojekt zum Thema „Französische Almanachkultur im deutschen Sprachraum (1700-1815)“. Prof. Hans-Jürgen Lüsebrink (Lehrstuhl für Romanische Kulturwissenschaft und Interkulturelle Kommunikation) und Prof. YorkGothard Mix von der Universität Marburg erhalten dafür je 100 000 Euro. Die Professoren wollen Themenschwerpunkte und Diskursformen der Almanache aus dem deutschen Sprachraum mit denen der französischen Vorbilder vergleichen. Ein Almanach ist eine periodische Schrift zu einem Themenkreis, die auch als Nachschlagewerk und Datenquelle herangezogen werden kann. Eine halbe Million Euro für PersonalmanagementForschung Wie sollen Firmen in Personalentwicklung und Motivation investieren, damit die Belegschaft nachhaltige Kompetenzen entwickelt? Mit der Frage, wie das „Humankapital“ besser erfasst werden kann, beschäftigt sich der Lehrstuhl für Organisation, Personalund Informationsmanagement von Prof. Christian Scholz in Zusammenarbeit mit den Universitäten Siegen und Göttingen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die EU fördern das Projekt mit insgesamt 560 000 Euro. Der Begriff „betriebliches Humankapital“ betont die große Bedeutung von qualifizierten und motivierten Mitarbeitern für die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens. Eine Grundvoraussetzung für innovative Unternehmen ist, dass Führungskräfte und Entscheidungsträger den Wert ihres Humankapitals kennen. Wie viel das Humankapital der DAX30-Unternehmen wert ist, hat das Institut für Management-Kompetenz (imk) an der Universität des Saarlandes unter Leitung von Professor Scholz bereits erforscht. Die Studie in Kooperation mit der Universität Siegen zeigt unter anderem, das die DAX30Unternehmen im Jahr 2006 Humankapital in Höhe von 9 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr vernichtet haben. Die Zahlenwerte ergeben sich 11:22 Uhr Seite 33 aus der Zahl der Mitarbeiter, bewertet zu Marktpreisen (Gehälter), ihrer Ausstattung mit aktuellem Wissen und ihrer Motivationslage. Die Forschungen von Prof. Scholz zeigen insgesamt, dass es sich für Unternehmen lohnt, in die Mitarbeiter zu investieren. IBM Faculty Award für Informatikprofessor Michael Backes Der Professor für Informationssicherheit und Kryptographie der Universität des Saarlandes, Michael Backes, ist in diesem Jahr mit dem Faculty Award der Software-Firma IBM ausgezeichnet worden. Der Preis wird jährlich weltweit ausgeschrieben und ist mit 40 000 US-Dollar dotiert. Damit fördert IBM herausragende wissenschaftliche Arbeiten in der Infor mationstechnologie. Prof. Backes untersucht unter anderem, wie neue kryptographische Verfahren und Beweistechniken das Internet und die mobile Datenübertragung sicherer machen können. Graduiertenkolleg zur Forschung an komplexen Systemen erweitert Seit 2006 fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft das Graduiertenkolleg „Strukturbildung und Transport in komplexen Systemen“ mit 1,2 Millionen Euro (Sprecher: Prof. Manfred Lücke und Prof. Ludger Santen). Nun hat sie die Bewilligung erweitert – wozu eigens die DFG-Statuten geändert wurden: Bis September 2010 fließen weitere 303 000 Euro in das Förderprogramm für Nachwuchswissenschaftler. Mit den Mitteln können drei jüngst berufene Physik-Professoren in die Graduiertenausbildung eingebunden werden. Und: Statt bisher 20 Promotionsstudenten können nun 28 Doktoranden betreut werden. Saarbrücker Epigenetik weltweit führend Die Epigenetik ist eine junge und innovative Wissenschaft. Sie untersucht, wie Zellen den genetischen Code aktivieren, der für ihre Entwicklung relevant ist, und wie man diesen Prozess beeinflussen kann. Von 2002 bis 2008 lief dazu ein Schwerpunktprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft, das von dem Saarbrücker Genetiker Prof. Jörn Walter koordiniert wurde. Bei einer zweitägigen Konferenz im Sommer konnte das Programm erfolgreich abgeschlossen werden. Förderung für effizientere biotechnologische Produktionsverfahren Die Deutsche Bundesstiftung für Umwelt (DBU) fördert ein Projekt mit 465 000 Euro, das Prof. Rita Bernhardt vom Institut für Biochemie koordiniert. Ziel ist es, Produkte für die pharmazeutische Industrie und die medizinische Diagnostik auf effiziente und nachhaltige Weise herzustellen und dabei chemische Produktionsverfahren durch biotechnologische zu ersetzen. So entwickeln die Wissenschaftler unter anderem ein ökonomisch und ökologisch sinnvolles Produktionsverfahren für Cortisol, das entzündungshemmend wirkt und unerwünschte Reaktionen des Immunsystems – etwa nach einer Transplantation – unterdrückt. Dafür ersetzen sie den natürlich vorkommenden Pilz, der gegenwärtig großtechnisch für die Cortisol-Herstellung eingesetzt wird, durch gentechnisch optimierte Spalthefen. Zur Herstellung der Spalthefen wenden die Biochemiker Methoden des Proteindesigns und der Evolution im Reagenzglas an. Beide Strategien dienen der Entwicklung von Enzymen mit verbesserten Eigenschaften. Beim Proteindesign werden zielgerichtet bestimmte punktuelle Veränderungen vorgenommen, von denen man sich beispielsweise eine erhöhte Temperaturstabilität verspricht. Bei der Evolution im Reagenzglas werden Zufallsmutationen eingefügt, wobei viele Mutanten getestet werden müssen, um die wenigen Varianten mit positiven Auswirkungen identifizieren zu können. Diese Vorgehensweise ähnelt der natürlichen Evolution, allerdings sind die Zeiträume um viele Größenordnungen kleiner. Insgesamt beträgt die Förderdauer des Projekts zwei Jahre und vier Monate. Beteiligt sind neben der Saar-Uni die Firma PomBioTech GmbH (Saarbrücken) sowie das Institut für Biotechnologie II am Forschungszentrum Jülich. Texte: Irina Urig Forschung & Transfer 13.10.2008 33 campus Jubiläumsausgabe 08_072390unis_Inhalt_Mac.qxp:campus Studium & Karriere 08_072390unis_Inhalt_Mac.qxp:campus campus Jubiläumsausgabe 11:22 Uhr Seite 34 Mehr Qualität durch Studiengebühren Eine modernisierte technische Ausstattung, zusätzliche Bücher und neueste Software tragen zu spürbar besseren Studienbedingungen bei. Diese finanziert die Universität des Saarlandes mittels Studiengebühren. Als besonders erfolgreich haben sich die verbesserten Betreuungsangebote für Studenten erwiesen – eines davon ist das Mentorenprogramm. D 34 13.10.2008 ie erste Zeit an der Universität bringt für frischgebackene Studenten viel Neues. Anders als in der Schule genießen sie größere Freiheiten, müssen aber auch selbstständiger ihr Studium organisieren. Damit die neuen Studenten sich besser ins Uni-Leben und Studieren einfinden, stellt die Universität ihnen Mentorinnen und Mentoren zur Seite: Studenten höherer Semester, die sich um die Newcomer kümmern, sie im ersten Jahr begleiten und Ansprechpartner in allen Fragen rund ums Studium sind. Möglich wird das Mentorenprogramm durch die Studiengebühren, die die Universität seit WS 2007/08 erhebt. „Das Mentorenprogramm ist eine von vielen Maßnahmen, die wir mit Hilfe der Studiengebühren gestartet haben, um die Qualität von Studium und Lehre systematisch weiter zu verbessern“, sagt Universitätspräsident Volker Linneweber. „Das ist unser entscheidender Vorteil im Wettbewerb zwischen den Hochschulen.“ Die Pilotphase des Mentorenprogramms, die seit dem vergangenen Wintersemester flächendeckend in allen Fakultäten durchgeführt wurde, verlief erfolgreich: Bei Befragungen von Mentoren und Studenten gaben beide Seiten dem Programm gute Noten. Im Wintersemester 2008/09 werden 50 bis 60 Mentoren in acht Fakultäten tätig sein. Besonderer Pluspunkt: „Ein Teil der Studiengebühren fließt unmittelbar wieder an die Studenten zurück, die sich als Mentoren engagieren“, betont Universitätspräsident Linneweber. Die Mentoren betreuen Kleingruppen und studieren jeweils im gleichen Fach wie die Studienanfänger, um die sie sich kümmern. Sie helfen während der ersten beiden Semester bei der Studienorganisation, unterstützen etwa Die Mentoren unterstützen die Studienanfänger bei allen Fragen rund ums Studium. Foto: Wichert/Wiatr beim Erstellen des Stundenplans, bei den Klausurvorbereitungen, initiieren Arbeitsgruppen und stehen mit Rat und Tat bei allen Fragen zur Seite. Die 24-jährige Corinna Philippi, BWL-Studentin im achten Semester, ist eine von ihnen. Der Umgang mit den Studienanfängern macht ihr riesigen Spaß, vor allem weil sie dadurch viele neue Leute kennen lernt. Aus einer dieser Bekanntschaften hat sich inzwischen eine feste Freundschaft entwickelt. „Ich finde es außerdem toll, wenn ich mein Wissen einbringen und die Anfänger unterstützen kann“, meint die BWL-Studentin. So gibt sie zum Beispiel Tipps zur Studienorganisation, zu Auslandspraktika oder hilft bei fachlichen Fragen. Gibt es ein Highlight ihrer bisherigen Mentorentätigkeit? – „Ja“, sagt Corinna Philippi, „als ich einer Studentin aufgrund meiner eigenen Erfahrungen helfen konnte, eine schwierige Klausur im zweiten Anlauf zu meistern. Nachdem sie mit „gut“ bestanden hatte, ist sie mir um den Hals gefallen – das war ein schöner Augenblick.“ Übrigens haben die Mentoren aus den Erfahrungen der ersten beiden Semester einen Leitfaden entwickelt, der ihre Tätigkeit optimieren soll. „Dadurch wird es im nächsten Jahr noch besser laufen“, ist Corinna Philippi überzeugt. Damit Erstsemester mit ihren Kommilitonen und Mentoren leichter kommunizieren können, wurde im Rahmen des Mentorenprogramms außerdem eine eigene Internet-Social-Community eingerichtet: www.uds-mentoren.kaioo.com Kulturschnupperwoche für Erstsemester Aber auch außerhalb der Uni sind die Mentoren für ihre Studenten da. So helfen sie bei der Wohnungssuche, zeigen den Neuen den Campus und die Stadt. Außerdem halten sie „ihre“ Erstsemester auf dem Laufenden, was Kultur und Veranstaltungen in Saarbrücken angeht. Für die Zeit vom 20. bis zum 26. Oktober wurde mit Hilfe der Mentoren eine Kulturschnupperwoche auf die Beine gestellt: Studienanfänger können in dieser Woche kostenlos oder stark verbilligt Museen, Kinos, Theater, Konzerte und andere Kultureinrichtungen besuchen oder an kostenlosen Führungen teilnehmen. Gerhild Sieber Weitere Infos zum Mentorenprogramm gibt es auf der Internetseite www.uni-saarland.de/mentoring An der Saar-Uni werden 30 Prozent der Studiengebühren für fachübergreifende Projekte verwendet, 70 Prozent verbessern die Studienbedingungen in den einzelnen Fächern. Über die Verwendung der Studiengebühren entscheiden die Studenten gleichberechtigt mit – sowohl im Präsidium, das die zentralen Projekte verantwortet, als auch in den Dekanaten. Eine Übersicht der aus Studiengebühren finanzierten Maßnahmen zur Verbesserung des Studiums findet sich unter www.unisaarland.de/studiengebuehren 13.10.2008 11:22 Uhr Seite 35 Zertifikat Europaicum: individuell, flexibel – und nur an der Saar-Uni Europa ist Schwerpunkt der SaarUni seit ihrer Gründung. Viele internationale Studienangebote wurden aufgebaut und Wissenschaftler befassen sich aus dem Blickwinkel der verschiedensten Fächer mit europäischen Fragestellungen – von europäischem Recht über europäische Geschichte bis hin zu kulturellen Unterschieden und Gemeinsamkeiten etwa im Berufsleben. Jetzt bündelt die Universität ihre europäischen Stärken für Studenten, die eine Zusatzqualifikation erwerben wollen. W er das Recht der EU kennt, wer weiß, wie die europäische Wirtschaft funktioniert, was die Kulturen unterscheidet und was sie verbindet – kurz, wer Europakompetenz besitzt –, kann im Berufsleben punkten. Das gilt für den internationalen wie für den deutschen Arbeitsmarkt, der im zusammenwachsenden Europa zunehmend europäische Kenntnisse voraussetzt. Für Studenten aller Fakultäten bietet die Universität des Saarlandes als bundesweit einzige Hochschule das Zertifikat Europaicum an: Über indivi- duell zusammengestellte Module können sie einen Schwerpunkt Europa in ihr Studium einbringen. Das Zertifikat kann in sechs Semestern, aber auch schneller erlangt werden: sogar in ein bis zwei Semestern. Es ist also interessant auch für ausländische Studenten, die nur für kurze Zeit ins Saarland kommen. Die Inhalte stellen die Studenten nach den eigenen Interessen selbst zusammen; es gibt dabei viele Kombinationsmöglichkeiten. Aus derzeit rund 50 Studienbausteinen in fünf so genannten Kompetenzbereichen können sie ihr persönliches Europa-Profil maßschneidern. Die Kompetenzbereiche umfassen die Themen „Sprachen“ – sie zählen zum Pflichtprogramm – „Recht und Wirtschaft“, „Geschichte, Politik und Kultur“, „Europäischer Raum“ sowie „Europa in der Praxis“. Die Studenten können wirtschaftliche und rechtliche Grundlagen Europas studieren, ihre geographischen, kulturwissenschaft- lichen und historischen Kenntnisse in europäischen Räumen und Epochen erweitern. Im Kompetenzbereich „Europa in der Praxis“ dreht sich alles um die praktische Vorbereitung auf Beruf und Karriere: Praktika, Projektarbeiten und Workshops werden angeboten, die Hilfestellung bei der Berufsorientierung leisten und Einblicke in europäische Arbeitsfelder geben. Ein zentraler Bestandteil des Europaicums ist außerdem eine Gastprofessur. Jedes Jahr bringt ein Wissenschaftler aus einem anderen Land den Studenten aktuelle Themen aus der Perspektive seiner Heimat näher – in diesem Jahr ist es Prof. Henri Vogt aus Finnland. Claudia Ehrlich www.uni-saarland.de/europaicum Studium & Karriere 08_072390unis_Inhalt_Mac.qxp:campus 35 Kurz notiert Seit September hat die Juristische Seminarbibliothek erneut ihre Öffnungszeiten erweitert: Auch sonntags öffnet die „SB“ von 11 bis 17 Uhr ihre Türen. N och mehr Service für Studenten – hieran wird derzeit überall an der Universität gearbeitet. Einen weiteren Baustein trägt jetzt die Juristische Seminarbibliothek der Saar-Uni bei: Wer auch am Sonntag die Nase in Kommentare, Lehrbücher, juristische Zeitschriftensammlungen oder nationale und internationale Datenbanken stecken will, findet von 11 bis 17 Uhr in Gebäude B4 1 (1. Etage) offene Türen. Schon seit Jahren bietet die Seminarbibliothek – auch Deutsch-Euro- päisches Juridicum oder kurz „SB“ genannt – lange Öffnungszeiten an. Bis 23.15 Uhr ist die Bibliothek die Woche über geöffnet, samstags bis 20 Uhr. Bei Rankings landet die „SB“ mit ihrem Service-Angebot und ihrer Bücherausstattung in den Spitzengruppen. Mit rund einer halben Million Büchern und über 2 200 Quadratmetern Fläche ist sie eine der größten Fachbereichsbibliotheken bundesweit. Damit die Studenten auch bei der Ausstattung der Räume beste Bedingungen vorfinden, wird die Bibliothek derzeit renoviert; der Bibliotheksbetrieb läuft währenddessen wie gewohnt durchgehend weiter. Die Umbauarbeiten werden etwa zwei Jahre dauern. CE campus Jubiläumsausgabe Juristische Seminarbibliothek auch sonntags geöffnet Studium & Karriere 08_072390unis_Inhalt_Mac.qxp:campus 13.10.2008 11:22 Uhr Seite 36 WiWAS - Wissenschaftliche Weiterbildungsakademie Saar: Am beruflichen Erfolg feilen 36 Die Wissenschaftliche Weiterbildungsakademie Saar, eine Tochter der Saar-Universität, wendet sich mit ihren Kursen an Akademiker und Führungskräfte – und ruft Dozenten und Wissenschaftler der Universität auf, mit neuen Ideen zur Erweiterung der Angebotspalette beizutragen. E campus Jubiläumsausgabe ine qualifizierte Weiterbildung ist heute wichtiger denn je – dies gilt sowohl für den Einzelnen, als auch für Unternehmen. Insbesondere an Akademiker und Führungskräfte richtet sich das Angebot der Wissenschaftlichen Weiterbildungsakademie Saar GmbH, kurz „WiWAS“, eine 100-prozentige Tochter der Saar-Universität. So können zurzeit eine ganze Reihe von Zertifikatskursen gebucht werden – von Rhetorik und Argumentation über Interkulturelle Kompetenzen für verschiedene Zielländer bis hin zu Grundlagen der Nanotechnologie für fachfremde Führungskräfte. Ziel von WiWAS ist es, die gesamte Angebots-Palette der Universität auch berufsbegleitend anzubieten. In Zukunft sollen neben Seminaren und Zertifikaten auch berufsbegleitende Studiengänge mit Master- oder Bachelor-Abschluss konzipiert werden. „Wir stehen aber noch am Anfang“, sagt Martina Petermann, Vizepräsidentin für Verwaltung und Wirtschaftsführung der Universität und WiWAS-Geschäftsführerin. „Wir gehen stark nachfrageorientiert vor“, erläutert sie. Die meisten Kurse seien auf direkte Anfrage von Interessenten entstanden. „Aufgabe der WiWAS ist es, die vorhandene Exzellenz aus unseren Lehr- und Forschungsbereichen den Weiterbildungsbedürfnissen des Arbeitsmarktes anzupassen“, betont Martina Petermann. Einen großen Vorteil der Wissenschaftlichen Weiterbildungsakademie stellt Annette Linneweber, Koordinatorin der Akademie, heraus: ihre exzellenten Lehrkräfte. „Die Kompetenz der Universität in Forschung und Lehre fließt direkt in die Weiterbildungsangebote ein. Mit der direkten Nähe zur Universität des Saarlandes stellt WiWAS einen schnellen, praxisorientierten Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und dem Unternehmen beziehungsweise dem einzelnen Teilnehmer sicher.“ Um das Kursangebot weiter auszubauen, möchte sie noch mehr Dozenten der Universität dazu ermuntern, ihre Ideen ins Angebot der WiWAS einzubringen. „Neben den speziellen Anfragen aus der Wirtschaft haben wir auch einzelne Professorinnen und Professoren, die von sich aus Angebote konzipieren“, sagt Annette Linneweber. „Mit Juristen erarbeiten wir im Augenblick einen Kurs zum Steuerrecht im Europäischen Raum, speziell Frankreich, Deutschland und Luxemburg. Für Dolmetscher wird es demnächst ein Weiterbildungsangebot in Bereich Wissensmanagement geben – auch eine Anregung einer Uni-Dozentin. Beide Kurse gründen auf der speziellen Kompetenz der Saar-Universität im Saar-Lor-Lux-Raum und versprechen damit einigen Erfolg auf dem recht heiß umkämpften Markt Weiterbildung.“ Aktuelles Kursangebot Thema „Geschäftserfolg im Ausland“: Dr. Christoph Vatter vom Lehrstuhl Interkulturelle Kommunikation trainiert die Teilnehmer des Kurses „Interkulturelle Kompetenz“ im Hinblick auf Auftreten, Umgangsformen und Business-Etikette. In Kooperation mit verschiedenen Landes- und Kulturexperten bietet er zudem gezielte Vorbereitungen auf Kontakte mit verschiedenen Kulturen in Europa, Asien oder Amerika an. Philip-Morris-Preisträger Prof. Uwe Hartmann erläutert Grundlagen der Nanotechnologien für fachfremde Entscheider, und Prof. Alberto Gil trainiert rhetorische Fähigkeiten auf der Basis altgriechischer, immer noch gültiger Prinzipien. An Geisteswissenschaftler, Juristen und Wirtschaftswissenschaftler richtet sich das WiWAS-Angebot „Meet Our Best“. Der Zertifikatskurs will Wissenschaftler aus der ganzen Welt ansprechen, ihr eigenes Fachgebiet mit renommierten Fachkollegen der SaarUniversität zu diskutieren und gemeinsame Projekte zu entwickeln. Im November werden wieder russische Linguisten und Juristen diesen Kurs in Saarbrücken absolvieren. GS Mehr Informationen unter: www.wiwas.eu 11:22 Uhr Seite 37 Sonne sorgt für Strom – Solarkraftwerk an der Uni Beim Thema „erneuerbare Energien“ geht die Universität jetzt mit gutem Beispiel voran: Auf mehreren Dächern des Campus wird ein intelligentes Uni-Solarkraftwerk entstehen. Die Hälfte der Investitionskosten von rund 840 000 Euro soll aus Anteilen von Mitarbeitern und Studenten finanziert werden. Die Anteilseigner profitieren finanziell von ihrer Investition. E rneuerbare Energien erlebbar machen und davon profitieren, das ist das Hauptziel des Uni-Solarkraftwerks. In Zusammenarbeit mit der Firma CIC Solar AG aus Saarbrücken wird zunächst auf dem Dach der Aula eine Photovoltaik-Anlage installiert, später sollen die Dächer der Philosophischen Fakultät und des Audimax folgen. „Die Sonne projiziert 2 800-mal so viel Energie auf die Erde, wie dort insgesamt verbraucht wird; davon könnten wir mit dem heutigen Stand der Technik bereits 3,8-mal so viel Energie produzieren, wie wir weltweit verbrauchen“, sagte Markus Jolly von der CIC Solar AG bei der Vorstellung des Projekts. Die Firma rechnet mit einer Kohlendioxid-Einsparung von rund 150 Tonnen jährlich durch das Solarkraftwerk. Zur Realisierung des Projekts wird eine Gesellschaft gegründet. Dieser Gesellschaft können Mitarbeiter, Studenten und interessierte Privatleute beitreten und Solarkraftwerks-Anteile in Höhe von 2 500 Euro erwerben. Innerhalb der ersten zehn Jahre sollen aus den Erlösen für den produzierten Strom insgesamt 18 000 Euro an alle Anteilseigner zurückfließen, danach werden sogar rund 70 000 Euro jährlich ausgeschüttet. Kommen 420 000 Euro an verkauften Anteilen zusammen, wird die andere Hälfte des UniSolarkraftwerks von einer Bank finanziert. Die Universität selbst zieht aus der Anlage keinen Nutzen, sondern sie stellt lediglich die Dachflächen ihrer Gebäude zur Verfügung und agiert als Vermittlerin. Der erzeugte Strom wird ins allgemeine Stromnetz eingespeist. Die Vergütung hieraus kommt den Investoren zugute; die Universität zahlt ganz normal ihre Stromrechnung. Rein physikalisch gesehen, verlässt der Solarstrom die Universität nicht, da Strom immer den Weg des geringsten Widerstandes fließt. Unipräsident Linneweber schätzt, dass das Uni-Solarkraftwerk rund ein Fünftel der Leistung bringt, die die Uni in der Spitze benötigt. „Wir wollen eine Vorbildfunktion übernehmen. Der größte pädagogische Effekt besteht darin, dass Studenten und Mitarbeiter erneuerbare Energien sehen und erleben“, so Unipräsident Linneweber. „Die produzierte Strommenge entspricht der Stromversorgung für einen ganzen Straßenzug in Scheidt mit insgesamt 45 Einfamilien-Häusern“, erklärt er weiter. Die Uni hat in diesem Jahr für Energie bereits 1,4 Millionen Euro mehr ausgegeben als geplant, laut Linneweber „eine erschreckende Kostenbilanz“. Gründe für diese Steigerung waren unter anderem aufwändigere technische Geräte und vor allem die gestiegenen Energiekosten. Da wird es Zeit, etwas gegen die Entwicklung zu tun. Alle Uni-Mitarbeiter haben bereits ein Rundschreiben erhalten mit der Bitte, Energie zu sparen. Das wurde allgemein gut angenommen. Auch auf das geplante Uni-Solarkraftwerk gab es schon positive Resonanz: Weil es viele Interessenten gibt, hat die Uni im September eine zweite Infoveranstaltung zum Thema angeboten. Irina Urig campus aktuell 13.10.2008 37 So wird die Aula mit dem Solardach aussehen. Fotomontage: Universität des Saarlandes campus Jubiläumsausgabe 08_072390unis_Inhalt_Mac.qxp:campus campus aktuell campus Jubiläumsausgabe 38 Rufe an die UdS angenommen Dr. Dirk Bähre, Fa. Robert Bosch, Homburg, auf die W3-Professur für Fertigungstechnik (Nachfolge Prof. Bley). Privatdozent Dr. Alexander Baumeister, Universität Hohenheim, auf die W3-Professur für BWL, insbesondere Controlling (Nachfolge Prof. Glaser). Dr. Valérie Déshoulières, Université Clermont-Ferrand, auf die W2-Professur für Littérature française dans le contexte européen (Nachfolge Prof. Bem). Privatdozent Dr. Jens Dittrich, ETH Zürich, auf die W2-Professur für Informatik – Informationssysteme. Privatdozent Dr. Christoph Fehige, Universität Konstanz, auf die W2-Professur für Praktische Philosophie. Privatdozent Dr. Ulla Wessels, Universität Leipzig, auf die W2-Professur für Praktische Philosophie. Dr. Sebastian Hack, Lausanne, auf die Juniorprofessur für Programming. Privatdozent Dr. Henry Keazor, Universität Frankfurt, auf die W3-Professur für Kunstgeschichte (Nachfolge Prof. Lichtenstern). Prof. Dr. Frank Lammert, Universität Bonn, auf die W3-Professur für Innere Medizin, Gastroenterologie (Nachfolge Prof. Zeuzem). Privatdozent Dr. Roy Lancaster, MPI Frankfurt/Main, auf die W3-Professur für Strukturbiologie (Nachfolge Prof. Scheidig). Privatdozent Dr. Ulrich Laufs, Universitätsklinikum des Saarlandes, auf die W2-Professur für Klinisch-Experimentelle Medizin. Dr. Trese Leinders-Zufall, University Maryland, auf die W3-Professur für Molekulare Sinnesphysiologie (Lichtenberg-Professur). Prof. Dr. Tim Meyer, Universität Paderborn, auf die W3-Professur für Sport- und Präventivmedizin (Nachfolge Prof. Kindermann). Privatdozent Dr. Ingo Reich auf die W3 Professur für Deutsche Sprachwissenschaft (Nachfolge Prof. Sandig). Privatdozent Dr. Janett Reinstädler, Humboldt-Universität zu Berlin, auf die W3-Professur für Romanische Literatur und Kulturwissenschaft (Nachfolge Prof. Albert). Prof. Dr. Karin Römisch, Universität Trento, auf die W3-Professur für Mikrobiologie (Nachfolge Prof. Giffhorn). Prof. Dr. Nikolaus Strobach auf die W2-Professur für Analytische Philosophie. Privatdozent Dr. Carl-Friedrich Stuckenberg, Universität Bonn, auf die W3-Professur für Strafrecht, Strafprozessrecht (Nachfolge Prof. Jung). Juniorprofessor Dr. Heiko Zimmermann, Universität des Saarlandes, auf die W3-Professur für Molekulare und Zelluläre Biotechnologie. an die UdS erhalten Juniorprofessor Dr. Helge Bode, Universität des Saarlandes, auf die W3Professur für Analytische Chemie (Nachfolge Prof. Huber). Prof. Dr. Andreas Butz, LMU München, auf die W3-Professur für Künstliche Intelligenz. Dr. Jutta Engel, Universität Tübingen, auf die W3-Professur für Biophysik (Nachfolge Prof. Löbrich). Prof. Dr. Jürgen Eschner, ICFO Barcelona, auf die W2-Professur für Experimentalphysik (Nachfolge Prof. Knorr). Privatdozent Dr. Giovanna Morigi, Universität Barcelona, auf die W2Professor für Theoretische Physik. Prof. Dr. Guido Kickelbick, TU Wien, auf eine W3-Professur für Anorganische Chemie (Nachfolge Prof. Beck). Privatdozent Dr. Frank Kirchhoff, MPI Göttingen, auf die W3-Professur für Molekulare Physiologie (Nachfolge Prof. Hüttermann). Dr. Sven Matthiesen, Hilti AG Lichtenstein, auf die W3- Professur für Konstruktionstechnik. Dr. Franziska Perels, Hessisches Bildungsministerium, auf die W3-Professur für Erziehungswissenschaft. Privatdozent Dr. Matthias Riemenschneider, TU München, auf die W3Professur für Psychiatrie und Psychotherapie (Nachfolge Prof. Falkai). Prof. Dr. Joachim Schnittler, TU Dresden, auf die W3-Professur für Anatomie (Nachfolge Prof. Kienecker). Prof. Dr. Sigrun Smola, Universität Köln, auf die W3-Professur Virologie (Nachfolge Prof. Müller-Lantzsch). Prof. Dr.-Ing. Olaf Stursberg, TU München, auf die W3-Professur Automatisierungstechnik (Nachfolge Prof. Janocha). nach auswärts erhalten Dr. Ralf Gleser auf eine W3-Professur für Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie an die Westfälische Wilhelms-Universität Münster. Prof. Dr. Holger Hermanns auf die Professur für Pervasive Systems an die Universität in Twente. Prof. Dr. Dietrich Klakow auf die Professur für Kommunikationstechnik an die TU Cottbus. Prof. Dr. Andreas Meyerhans an die Universität Pompeu Fabra Barcelona. Prof. Dr. Stefan Nickel auf eine Professur für Operations Research an die Universität Karlsruhe. Prof. Dr. Bernd Schröder auf eine Professur für Religionspädagogik an die Universität Wien. Prof. Dr. Robin Stark auf die Professur für Lehr- und Lernforschung an die Universität Innsbruck. nach auswärts abgelehnt Prof. Dr. Matthew Crocker an die Universität Bielefeld. Prof. Dr. Mark Groves auf eine W3Professur für Mathematik an der Universität Karlsruhe. Prof. Dr. Michael Menger auf die Position des Direktors des AO Research & Development Centers der AO Foundation in Davos, Schweiz. Prof. Dr. Tim Pohlemann an die Universität Zürich. Prof. Dr. Philip Slusallek an das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, Kaiserslautern. nach auswärts angenommen Prof. Dr. Eva Herrmann auf eine Professur für Biostatistik und Mathematische Modellierung an die Universität Frankfurt. Prof. Dr. Christian Huber auf eine Professur für Chemie für Biowissenschaften an die Universität Salzburg. Privatdozent Dr. Ralf Rummer auf eine Professur für Allgemeine und Instruktionspsychologie an die Universität Erfurt. Dr. Tina Seufert, Erziehungswissenschaft, an die Universität Ulm.