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Liebe liebe campus Editorial
07_067578unis_03-04:campus 18.12.2007 14:26 Seite 3 Editorial Liebe campus-Leserinnen, liebe campus-Leser, 3 mit dem Jahresbeginn 2008 tritt die Universität des Saarlandes in die zweite Periode des Globalhaushalts ein. Wie im zurückliegenden Zeitraum deutlich wurde, hat sich das Globalbudget bewährt: Es bietet der Universität die dringend benötigte Planungssicherheit, so dass plötzlich verfügte Haushalts- und Stellenbesetzungssperren endgültig der Vergangenheit angehören. Und auch wenn wir einen höheren Haushaltsansatz für richtig gehalten und nachdrücklich eingefordert haben, so gewährleistet der jetzt vereinbarte, von 147 bis auf 150 Mio. Euro anwachsende Landeszuschuss doch den nötigsten Handlungsspielraum. Dass ein Teil dieser Summe uns nur bei Erreichung bestimmter vereinbarter Ziele zugewiesen wird – u. a. der Steigerung der Studienanfängerzahl, der Verbesserung der Ausbildungseffizienz und der Steigerung der Drittmitteleinwerbungen –, das sollten wir als Anstoß begreifen, unsere Anstrengungen gerade in diesen Bereichen noch weiter zu erhöhen. Wichtig ist mir ein grundsätzlicher Hinweis zur Entwicklung der Wissenschaftsfinanzierung: Bereits seit etlichen Jahren ist festzustellen, dass die Grundhaushalte bestenfalls stagnieren, die Budgets der Förderprogramme und -institutionen dagegen dynamisch gestaltet werden und zum Teil kräftig ansteigen. Angesichts dieser Situation sind wir gut beraten, die neuen Chancen zu nutzen und nach Kräften zusätzliche Finanzquellen zu erschließen. Anzahl und Vielfalt der Förderinstrumente sind inzwischen so groß, dass für alle Fachgebiete geeignete Programme zur Verfügung stehen; exemplarisch will ich nur auf die erweiterten Möglichkeiten des 7. Rahmenprogramms der EU hinweisen, auf die Förderlinien des European Research Council oder auch auf die Förderinitiative Geisteswissenschaften der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Das hervorragende Ergebnis unserer Informatikwissenschaften in der Exzellenzinitiative hat gezeigt, welche Erfolge durch wissenschaftliche Leistungsfähigkeit und gemeinsame Anstrengung erreicht werden können. Zum Schluss ein herzliches Wort des Dankes für eine ausgesprochen angenehme und konstruktive Zusammenarbeit an Bernd Weber, der nach dreieinhalbjähriger Amtszeit, der längsten in der Geschichte unserer Universität, als AStA-Vorsitzender ausgeschieden ist. Und eine gleicherweise herzliche Begrüßung an Estelle Klein, die seine Nachfolge angetreten hat. Beiden gelten gute Wünsche für kommende Aufgaben, ebenso wie Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, für viel Glück und Erfolg im neuen Jahr. Prof. Dr. Volker Linneweber Universitätspräsident campus 3- 4/2007 Ausgezeichnete Möglichkeiten zur Mobilisierung zusätzlicher Ressourcen bieten sich für viele Fachgebiete durch Kooperationen mit der Wirtschaft. In diesem Kontext sehe ich die Neugliederung des für unsere Universität zuständigen Ministeriums, in dem bekanntlich die Bereiche Wirtschaft und Wissenschaft zusammengefasst sind, als willkommene Gelegenheit, diese Zusammenarbeit zu intensivieren und speziell auch die regionale Wirtschaft stärker in die Pflicht zu nehmen. Völlig klar ist daneben gleichzeitig, dass Fakultäten und Disziplinen, deren Wirtschaftsnähe nicht gegeben oder weniger evident ist, weiterhin gleichrangige Beachtung und Unterstützung erhalten müssen. Für anderslautende Befürchtungen besteht nach den ersten 100 Tagen des neuen Ministeriums und seines Ressortleiters Joachim Rippel erfreulicherweise keinerlei Anlass. 07_067578unis_03-04:campus 18.12.2007 15:43 Seite 4 Inhalt 4 Exzellenzinitiative Im Fokus Der Saarbrücker Informatik wurden die Anträge auf ein Exzellenzcluster und eine internationale Gradiertenschule bewilligt. Wissenschaftsminister Joachim Rippel im Interview Fünf neue Vizepräsidenten Neue Ziel- und Leistungsvereinbarung Studentenzahlen stabil Study Finder Future Consulting Studiengebühren für eine bessere Lehre Lesen und Lernen bis spätabends Empower Deutschland SaarLB-Wissenschaftspreis Doppelsieg beim Exzellenz-Wettkampf 6 Das Exzellenzcluster und die internationale Graduiertenschule 8 Studium & Karriere Forschung & Transfer Phonetik: Lachende Menschen und sprechende Maschinen Rätsel um den Götterboten in der Kiste Die „erste“ Grippe-Pandemie 1580 Namenforschung Natürliche Quelle für Medikamente erschlossen Krebsmittel-Forschung Neuer Ansatz gegen Lungenkrebs Immer der Nase nach Pfreundschuhs Expertenrat weltweit gefragt Homburger Hochschulwoche Erfolg in den Materialwissenschaften INM-Jubiläum Neues aus der Informatik 10 12 14 14 15 15 16 17 18 19 20 22 24 26 28 30 31 32 34 35 36 37 38 Stahl fliegt Fotowettbewerb Karriere-Vorbereitung mit METiS Jura: Zertifikat Schlüsselkompetenzen Mechatronik deutsch-französisch 41 43 44 45 46 campus aktuell 50 Jahre Handelsforschung Semestereröffnungsfeier Projekt UmweltCampus Ausgezeichnet familienfreundlich Tipps 48 49 52 54 55 campus Namen Aus den Fakultäten Fünfter Doktortitel für Prof. Martinek Uwe Hartmann Honorarprofessor in Shanghai Rufe 58 58 59 62 campus 3- 4/2007 Titelfoto: das bilderwerk mit besonderem Dank an Tina Kron, Kader-Athletin und UdS-Studentin. campus-Herausgeber Der Universitätspräsident, Universität des Saarlandes, Postfach 15 11 50, 66041 Saarbrücken, Telefon (0681) 302-3000 campus-Team Dr. Manfred Leber / ML (Redaktion, verantwortlich), Claudia Ehrlich (ehemals Brettar) / CE (Redaktion und Layout), Gerhild Sieber / GS (Redaktion und Layout), Karin Richter / KR, Irina Urig /IU, Evelyne Engel (ehemals Burkhart) (Layout und Satztechnik), Susanne Kupp (Layout und Satztechnik) Ständige Mitarbeit des Kompetenzzentrums Informatik: Friederike Meyer zu Tittingdorf / MEY; des Universitätsarchivs: Dr. Wolfgang Müller / WM; des Universitätsklinikums: Marion Ruffing / MR Universität des Saarlandes, Presse- und Informationszentrum, Postfach 15 11 50, 66041 Saarbrücken, Telefon (0681) 302-3601, Telefax (0681) 302-2609, Email: [email protected]. Auflage: 8.000, ISSN 0342.3212 Druck und Anzeigenwerbung: Ottweiler Druckerei und Verlag GmbH, Postfach 1261, 66559 Ottweiler, Telefon (06824) 9001-0, Telefax (06824) 1660 campus erscheint viermal im Jahr während der Vorlesungszeit. Für unverlangt eingehende Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Die Beiträge können aus redaktionellen Gründen gekürzt werden. Namentlich oder mit dem Signum des Verfassers gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers oder der Redaktion übereinstimmen. Alle Beiträge sind frei für den Nachdruck bei Quellenangaben und gegen Belegexemplar. http://www.uni-saarland.de/campus 07_067578unis_Inhalt:campus 17.12.2007 09:45 Seite 5 Wir bieten Berufsbilder mit Perspektiven für Absolventen sowie Berufserfahrene Join the Y-Generation! Sie wissen, was Sie wollen. Vielleicht nicht die Welt bewegen, aber doch ein Stück von ihr. Menschen, die so denken, sind die Mitarbeiter, die zu uns passen. Menschen, die sich auf ganzheitliche Lösungen verstehen. Die mit uns im Team innovativ an der Gestaltung von Geschäftsprozessen und Business-Lösungen arbeiten. Die sich engagieren wollen in Geschäftsfeldern mit Zukunft. Wie weltweit schon über 2.800 Mitarbeiter der IDS Scheer. Wir bieten Berufsbilder mit Perspektiven für Absolventen wie Berufserfahrene. Sie haben einen guten akademischen Abschluss mit wirtschaftswissenschaftlicher, DV-orientierter oder technischer Ausrichtung und guter Fremdsprachenkenntnis. Interessiert? Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung und das Gespräch mit Ihnen. Für eine erste telefonische Kontaktaufnahme stehen wir Ihnen unter: +49 681 210-1155 gerne zur Verfügung. www.ids-scheer.com Im Fokus: Titel 07_067578unis_Inhalt:campus 6 17.12.2007 14:41 Seite 6 Doppelsieg beim ExzellenzWettlauf Die letzte Hürde ist genommen: Die Saarbrücker Informatik hat von einem internationalen Gutachtergremium im Rahmen der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern auch offiziell das Gütesiegel exzellent erhalten. D er Weg dorthin war gleichwohl hindernisreich: Nach einem Fehlstart bei der ersten Exzellenzrunde vor zwei Jahren stellten sich die Informatiker der Universität und der mit ihr eng verbundenen Informatik-Einrichtungen auf dem Campus neu auf, indem sie Partnerschaften, die sich als zu weitläufig herausstellten, aufgaben und sich ganz auf ihre eigene Kompetenz konzentrierten. Mit gleich zwei neuen Antragsskizzen, sowohl für ein Exzellenzcluster als auch für eine Graduiertenschule, passierte die Saarbrücker Informatik dann Anfang des Jahres bravourös die Vorrunde und wurde in beiden Fällen zur Antragstellung aufgefordert. Unübertroffene Spitzenbewertungen Werden letztlich auch beide Anträge in der Endrunde erfolgreich sein oder würden die Gutachter das eher als Tina Kron, Hürdenläuferin der Deutschen Nationalmannschaft und Studentin der Saar-Uni. Foto: dasbilderwerk „zuviel des Guten“ für ein einziges Fach befinden? Die erlösende Antwort kam am frühen Freitagnachmittag des 19. Oktober 2007: Mit unübertroffenen Spitzenbewertungen hat die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eingesetzte internationale Jury Foto: dasbilderwerk campus 3- 4/2007 „ Mehr denn je sind wir hier in Saarbrücken in der Lage, mit hervorragenden Wissenschaftlern aus der ganzen Welt die Grundlagen für die Informatikwelt von morgen zu schaffen. “ Prof. Dr. Hans-Peter Seidel beide Anträge bewilligt. Für die nächsten fünf Jahre bedeutet dies von Bund und Land 40 Millionen Euro, mit denen die beantragten Projekte nun realisiert werden sollen. Im Foyer des Informatik-Gebäudes, wo gerade Praktikumarbeiten vorgestellt wurden, sowie im Büro des Universitätspräsidenten knallten die Sektkorken. In einer eilends in der Staatskanzlei einberufenen Pressekonferenz waren sich Ministerpräsident Peter Müller, Universitätspräsident Volker Linneweber sowie die Infor matik-Professoren Hans-Peter und Raimund Seidel einig: Ein traumhafter Tag für die Saarbrücker Informatik, die Universität des Saarlandes und das ganze Land! Der geschäftsführende Direktor des Max-Planck-Instituts für Informatik, Prof. Hans-Peter Seidel, der den Exzellenzantrag koordiniert und geleitet hat, kommentierte den positiven Bescheid: „Mehr denn je sind wir hier in Saarbrücken in der Lage, mit hervorragenden Wissenschaftlern aus der ganzen Welt die Grundlagen für die Informatikwelt von morgen zu schaffen. Ihr wesentliches Merkmal wird sein, dass sie uns mit einem hohen Vernetzungsgrad allzeit multimedial und interaktiv zur Verfügung steht.“ Sein Namensvetter Prof. Raimund Seidel, Koordinator der Graduiertenschule, ergänzte: „Es ist uns ein besonderes Anliegen, dass mit unserer Exzellenz in der Forschung eine exzellente Ausbildung und Nachwuchsförderung einhergeht. In diesem Sinne soll die geplante Graduiertenschule zu einem weltweit sichtbaren Leuchtturm werden.“ Mit Blick auf den zunehmenden Wettbewerb zwischen den Hochschulen ist hervorzuheben: Beim flächenmäßig vergleichsweise großen Nachbarn Rheinland-Pfalz konnte lediglich die Universität Mainz, der eine Graduiertenschule bewilligt wurde, bei der Exzellenzinitiative punkten. Damit nimmt die Saar-Universität mit einer 14:42 Seite 7 Im Fokus: Titel 17.12.2007 7 Freuen sich über den Exzellenzerfolg: Ministerpräsident Peter Müller, Professor HansPeter Seidel (Koordinator des Exzellenzclusters), Professor Raimund Seidel (Koordinator der Graduiertenschule) und Unipräsident Volker Linneweber (v.l.). Foto: Iris Maurer Graduiertenschule plus einem Exzellenzcluster unter den Hochschulen von Rheinland-Pfalz und dem Saarland eine klare Vorreiterstellung ein. Universitätspräsident Volker Linneweber ist sich sicher, dass dies an der gesamten Universität einen Schub auslösen wird. Den Informatikern, Computerlingu- isten und Phonetikern an der Universität sowie den Wissenschaftlern am Max-Planck-Institut für Informatik, dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz und dem neu gegründeten Max-Planck-Institut für Softwaresysteme dankte er für ihre vorbildliche Zusammenarbeit. ML campus 3- 4/2007 07_067578unis_Inhalt:campus Im Fokus: Titel 07_067578unis_Inhalt:campus 17.12.2007 09:46 Das Exzellenzcluster Das Exzellenzcluster „Multimodal Computing and Interaction“ hat zum Ziel, Computersysteme zu entwickeln, die mit den Menschen auf natürliche Weise kommunizieren können. Koordinator des Clusters ist Prof. Hans-Peter Seidel. D 8 Seite 8 ie Computer der Zukunft sollen nicht nur Texte verarbeiten, sondern auch wie Menschen sehen und hören können. Dafür ist es erforderlich, dass die Computer mit ganz unterschiedlichen Arten von Informationen umgehen können: mit Sprache, Bildern, Videos, Grafiken und hochdimensionalen Daten. Die Informationssysteme sollen außerdem den Menschen überall und zu jeder Zeit zur Verfügung stehen. Dabei ist es wichtig, dass sie sich auf die jeweilige Umgebung einstellen können und auf Sprache, Texte und Gesten reagieren. Neben virtuellen Welten sollen auch virtuelle Charaktere zum Einsatz kommen, die möglichst natürlich mit dem Menschen kommunizieren können. Damit solche Informationssysteme verlässlich funktionieren, müssen noch viele Forschungsfragen geklärt werden. So müssen große Datenmengen, die auf verschiedene Quellen verteilt sind und möglicherweise verrauscht oder unvollständig ankommen, bearbeitet werden. Erst dann wird der Nutzer, der die Daten vielleicht mobil, aber in hoher Qualität empfangen will, unmittelbar ein scharfes Bild oder Video erhalten. Außerdem wird es darum gehen, ganz unterschiedliche Infor mationen aus Bildquellen, Datenbanken oder mündlichen Äußerungen zusammenzuführen und ohne Verzögerung – also in Echtzeit – aufzubereiten. Das Exzellenzcluster gliedert sich dafür in neun Forschungsgebiete. Vier davon werden Grundlagen erforschen und sich folgenden Themen widmen: der Verarbeitung von Text und Sprache, der Verarbeitung visueller Infor- mationen (Visual Computing), den algorithmischen Grundlagen sowie den sicheren und autonomen verteilten Systemen. Fünf Forschungsgebiete werden sich stärker an den Anwendungen orientieren: das offene Wissenschafts-Web (Open Science Web), Informationsverarbeitung in den Lebenswissenschaften, große virtuelle Umgebungen, Erzeugung virtueller Charaktere und multimodale Dialogsysteme. MEY D as Cluster umfasst die Informatik, Computerlinguistik und Phonetik der Universität, das Max-Planck-Institut für Informatik, das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz sowie das neu gegründete MaxPlanck-Institut für Softwaresysteme. Das Cluster hat als ein zentrales Ziel, den wissenschaftlichen Nachwuchs zu qualifizieren und zu fördern. Der überwiegende Teil der beantragten Mittel ist deshalb für die Einrichtung von 20 Nachwuchsgruppen vorgesehen. Die Saarbrücker Graduiertenschule wird die gesamte Doktorandenausbildung in der Informatik an der Uni umfassen. Ehrgeiziges Ziel ist es, wissenschaftliche Ausbildung in so hoher Qualität anzubieten, dass man die Graduiertenschule regelmäßig zu den zehn weltbesten wissenschaftlichen Ausbildungsstätten in der Infor matik zählen wird. Neben der Infor matik der Uni werden sich die Max-Planck-Institute für Infor matik und für Softwaresysteme sowie das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz an Forschung und Lehre der Graduiertenschule beteiligen. Koordinator ist Prof. Raimund Seidel. campus 3- 4/2007 D ie Struktur des Graduiertenprogramms wird sich dem internationalen Wettbewerb anpassen. Studierende, die stark an Forschung interessiert sind, können direkt in das Doktorandenprogramm einsteigen – also ohne Umweg über den Masterabschluss. Typischerweise sollen Studierende mit Bachelor aufgenommen und in drei Semestern mit Vorlesungen und Seminaren in wissenschaftlicher Breite ausgebildet werden. Einer Qualifizierungsprüfung folgt dann die Forschungs- und Dissertationsphase. Alter nativ werden auch wie bisher Studenten nach dem Masterabschluss aufgenommen, die dann je nach Bedarf auf ihre Forschungsphase vorbereitet werden und vor der Dissertationsphase auch eine Qualifizierungsprüfung bestehen müssen. Für die Graduiertenschule wird es ein kompetitives Zulassungsverfahren geben. Dafür wird sich die Einrichtung nach außen als Einheit darstellen. Alle Studenten werden von den Professoren gemeinsam betreut, und auch ihre Fortschritte werden jedes Semester gemeinsam von allen Professoren bewertet. Daneben werden ihnen Soft Skills vermittelt, etwa wissenschaftliches Schreiben und Präsentieren. Durch gemeinsame Büroräume in der Vorbereitungsphase soll der Teamgeist Foto: dasbilderwerk Die internationale Graduiertenschule „ Es ist uns ein besonderes Anliegen, dass mit unserer Exzellenz in der Forschung eine exzellente Ausbildung und Nachwuchsförderung einhergeht. “ Prof. Raimund Seidel, PhD der Studenten gefördert werden. Außerdem erhalten sie garantiert eine finanzielle Unterstützung. Für Studentinnen ist zudem eine besondere Förderung vorgesehen. MEY 09:46 Seite 9 Kurz notiert Länder-Check lobt Land und Uni Ranking aus China: UdS zählt zu den 500 weltweit besten Unis „K L leines Saarland, gute Bildung“, so die Financial Times Deutschland, die in ihrer Serie LänderCheck Bildung dem Saarland gute Noten erteilt und die Saar-Uni insbesondere für ihre internationale Ausrichtung lobt. Bei der Berufsbildung sei das Saarland führend. Die Financial Times Deutschland hebt besonders die engen Kooperationen der UdS mit den Nachbarn aus Luxemburg und Frankreich hervor. Gut kam auch an, dass Studenten hier Doppel- oder Dreifachabschlüsse erlangen können. www.ftd.de/forschung_bildung/ bildung/index.html CHE-ExcellenceRanking: Saar-Uni Topadresse für Forschernachwuchs it dem CHE Ranking of Excellent European Graduate Programmes in Natural Sciences, kurz ExcellenceRanking, gibt das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) erstmals eine Orientierungshilfe für Absolventen, die sich in Masterstudiengängen oder Promotionsprogrammen europaweit weiterqualifizieren wollen. Im ersten Durchgang des Rankings wurden die Fächer Physik, Chemie, Biologie und Mathematik betrachtet. 42 Hochschulen in Deutschland sind mit mindestens einem Fach in der TopGruppe vertreten. Die Saar-Uni gehört im Fach Mathematik dazu: Sie erhielt eine Bronzemedaille beim Kriterium Publikationen und Silber beim Kriterium Zitationen. Rund 500 Fachbereiche an rund 250 Hochschulen in 20 Ländern Europas wurden in einer Vorauswahl identifiziert, die zumindest bei einem der Kriterien mit herausragenden Leistungen aufwar ten konnten und dafür eine Bronze-, Silber- oder Goldmedaille erhielten. Fakultäten mit drei Silbermedaillen oder mehr gehören der Excellence-Gruppe an. Während pro Fach etwa 120 Hochschulen mindestens eine Medaille vorweisen können und als Top-Gruppe gelten, konnten sich daraus je nur etwa 25 für die Excellence-Gruppe qualifizieren. M aut dem international renommierten Ranking der Jiao Tong Universität in Shanghai zählt die Saar-Uni zu den Top500-Unis der Welt. Sie liegt im internationalen Vergleich in der nicht näher spezifizierten Rang gruppe 403-500. Mehr als 2 000 Hochschulen wurden unter die Lupe genommen. International dominieren klar die angloamerikani- Im Fokus 17.12.2007 schen Unis. Der erste Platz ging an Harvard, gefolgt von Stanford und Berkeley. Nur die britischen TraditionsUnis Cambridge (Platz 4) und Oxford (10) durchbrechen die Spitzenplätze von Unis aus den USA. Als beste deutsche Universität belegt die LMU in München Platz 53. http://ed.sjtu.edu.cn/en 9 Alles, was Sie jetzt brauchen: passgenaue Angebote für Gesundheit und Studium. Beim Studieren kann schon mal das Gefühl aufkommen, dass einem alles über den Kopf wächst. Die TK hat daher mit Experten gezielt Angebote für Studenten entwickelt. Mit www.unikosmos.de stellen wir Ihnen einen hilfreichen Onlinebegleiter für Ihren gesamten Unialltag zur Seite. Das TK-Ärztezentrum ist Tag und Nacht für Sie telefonisch erreichbar. Damit Sie medizinische Auskunft von einem Facharzt erhalten, wenn Sie sie brauchen. Auf Reisen hilft Ihnen die TK-AuslandsAssistance rund um die Uhr weiter. Sie nennt Ihnen zum Beispiel einen deutsch- oder englischsprachigen Arzt an Ihrem Urlaubsort. Karin Grätz Hochschul-, Firmen- und Privatkundenberaterin Tel. 0681 - 93 29-202 Fax: 0681 - 93 29-499 Mobil: 0151 - 14 53 49 53 E-Mail: [email protected] campus 3- 4/2007 07_067578unis_Inhalt:campus Im Fokus: Interview 07_067578unis_Inhalt:campus 10 17.12.2007 09:46 Wissenschaftsminister Rippel: „Breites Fächerangebot macht Uni attraktiv“ Seit September steht Joachim Rippel an der Spitze des Ministeriums für Wirtschaft und Wissenschaft. Der Neuzuschnitt seines Hauses im Rahmen der Kabinettsumbildung wurde einerseits als Chance begrüßt, den Strukturwandel zu beschleunigen. So erwartet Unipräsident Linneweber, dass die „Schnittstelle von Wirtschaft und Wissenschaft durch die kürzeren Wege gestärkt wird“. Er erhofft sich einen weiteren Schub für das ohnehin gut aufgestellte Feld der Existenzgründungen aus der Universität heraus. Auf dem Campus wurden andererseits auch Befürchtungen laut, die Wissenschaft laufe Gefahr, durch die Verbindung ökonomisiert zu werden. Hierzu bezieht Rippel im Interview Stellung. CE der Universität vorgehalten werden, ist auf der Grundlage ihrer Einbindung in das Gesamtstudienangebot der Hochschule zu beantworten und nicht durch eine abstrakte Bewertung in Bezug auf ihre Nähe zur Wirtschaft. campus: Herr Minister Rippel, wie beurteilen Sie das Abschneiden der UdS bei der Exzellenzinitiative? Minister Rippel: In den Ziel- und Leistungsvereinbarungen mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft sowie der Universität des Saarlandes wird zu Recht gefordert, dass die beiden Hochschulen sich hinsichtlich ihrer Ingenieurstudiengänge abstimmen und dem Land im ersten Quartal 2008 ein gemeinsames Konzept vorlegen. Da beide Hochschulen je einen Studiengang Mechatronik anbieten, ist für die Studierenden und die Öffentlichkeit insgesamt zu erklären, wie sich diese Ausbildungsangebote abgrenzen und aufeinander bezogen sind. Dies vor allem, weil die Mechatronik eine der Säulen der Ingenieurausbildung an den saarländischen Hochschulen ist. Minister Rippel: Die Universität des Saarlandes war mit insgesamt fünf Anträgen in der Exzellenzinitiative vertreten. Die Vorbereitung dieser Anträge erforderte eine erhebliche Anstrengung der entsprechenden Arbeitsgruppen und der Universitätsleitung. Ich danke an dieser Stelle den Akteuren sehr herzlich für die geleistete Arbeit. Ich halte es für ein hervorragendes Ergebnis, dass von fünf Anträgen zwei herausragend waren und gefördert werden. Es ist darüber hinaus zu betonen, dass die nicht abschließend erfolgreichen Anträge auch schon Anerkennung als hervorragende Leistungsschwerpunkte der Universität finden und auch Unterstützung verdienen. Der Erfolg bestätigt die ausgezeichnete Arbeit unserer Universität, die konsequente Schwerpunktbildung und die sehr gute Verknüpfung mit den außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Das hat die beiden erfolgreichen Vorhaben aus der Informatik begünstigt. campus: Sie sind nicht nur der neue Minister für die Universität, sondern verantworten auch ein Ministerium mit neuem Zuschnitt. Was waren die Gründe, die Ressorts Wirtschaft und Wissenschaft zusammenzulegen? campus 3- 4/2007 Seite 10 Minister Rippel: Mit der Zusammenführung der Geschäftsbereiche Wirtschaft und Wissenschaft trägt die Landesregierung der großen Bedeutung der saarländischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen für die wirtschaftliche Entwicklung des Saarlandes Rechnung. Der entscheidende Vorteil der Unternehmen im globalen Wettbewerb liegt im raschen Zugang und der innovativen Verwertung von Wissen. Deshalb versucht man in allen Regionen Wirtschaft und Wissenschaft stärker als bisher zu verknüpfen. Nach der Ansicht der Landesregierung besteht durch die Zuordnung beider Bereiche zu einem Ministerium die Chance, Wirtschaft und Wissenschaft in der Forschung und in der Bildung im tertiären Bereich noch effektiver als bisher zu verknüpfen. „ Der Begriff der Wirtschaftsnähe ist völlig ungeeignet, wenn es darum geht, die Fächer nach ihrer Bedeutung für die Universität und das Land einzuschätzen. “ campus: Manche Stimmen warnen vor einer Gefährdung der Fächer, die sich nicht durch Wirtschaftsnähe auszeichnen. Was antworten Sie ihnen? Minister Rippel: Der Begriff der Wirtschaftsnähe ist völlig ungeeignet, wenn es darum geht, die Fächer nach ihrer Bedeutung für die Universität und das Land einzuschätzen. Ich halte es für einen Vorzug, dass die Universität des Saarlandes über ein breites Fächerangebot verfügt. Die dadurch mögliche hohe Zahl von Kombinationsmöglichkeiten erhöht die Attraktivität des Gesamtstudienangebots der Hochschule. Dies gilt vor allem in Bezug auf die neue Studienstruktur mit Abschluss Bachelor und Master sowie für die Lehramtsausbildung. Die Frage, ob Fächer oder einzelne Professuren an campus: Sie haben wiederholt auf die Bedeutung der Mechatronik hingewiesen. Welche konkreten Pläne verbinden sich damit? c am pus: Der jetzt ausgehandelte Globalhaushalt sieht im Jahr 2010, dem Ende seiner Laufzeit, maximal 150 Millionen Euro für die Universität vor. Gegenüber dem ersten Globalhaushalt von 141,3 Millionen Euro im Ausgangsjahr 2004 ist über die sieben Haushaltsjahre also eine Steigerung von insgesamt 6 Prozent zu verzeichnen und damit im Schnitt weniger als ein Prozent pro Jahr. Dies liegt deutlich unter der Inflationsrate. Können Sie sich unter gewissen Umständen vorstellen nachzubessern? Minister Rippel: Der Globalzuschuss an die Universität stellt schon jetzt einen erheblichen Kraftakt des Landes dar. Die aktuelle Situation des Landeshaushaltes gibt wenig Anlass zur Hoffnung, dass der mit der Universität verabredete Globalbeitrag aufgestockt werden kann. Dennoch glaube ich, dass die Universitätsleitung vor allem die neu gewonnene Planungssicherheit zu schätzen weiß. 17.12.2007 09:46 Seite 11 Im Fokus: Interview 07_067578unis_Inhalt:campus 11 Foto: Wolfgang Klaucke Die aktuelle Situation des Landeshaushaltes gibt wenig Anlass zur Hoffnung, dass der mit der Universität verabredete Globalbeitrag aufgestockt werden kann. “ campus: Die Universität hat ihre Studiengänge weitgehend auf die internationalen Universitätsabschlüsse Bachelor und Master umgestellt. Davon ausgenommen sind Fächer wie Rechtswissenschaft, Medizin und die Lehramtsstudiengänge, bei denen der Staat nach wie vor auf der Staatsprüfung besteht. Wird es dabei bleiben? Minister Rippel: Nach dem derzeitigen Stand der Diskussion kann ich nicht ausschließen, dass auch die Staatsexamensstudiengänge auf die neue gestufte Studienstruktur mit Abschluss Bachelor und Master umgestellt werden. Die Universität des Saarlandes hat ihre entsprechenden Studiengänge modularisiert und somit die Ziele des Bologna-Prozesses weitgehend erfüllt. In Bezug auf die Einführung neuer Abschlüsse besteht zwischen der Univer- sität und der Landesregierung Einvernehmen, diesen Schritt nur in enger Abstimmung mit der Mehrheit der anderen Bundesländer zu machen. campus: Das Saarland feiert in diesem Jahr sein fünfzigjähriges Bestehen. Wie würden Sie in wenigen Sätzen die Bedeutung der Universität für dieses Land beschreiben? Minister Rippel: Auf die ökonomische Bedeutung der Universität für das Land bin ich in den vorangegangenen Fragen schon eingegangen. Sie ist enorm. Aber in erster Linie ist die Universität eine große Kultur- und Ausbildungseinrichtung, die weit über die Grenzen des Landes hinaus ausstrahlt. Ich habe mit großem Respekt verfolgt, wie die Universität des Saarlandes das Land in den letzten Jahrzehnten auf dem Weg des wirtschaftlichen Strukturwandels unterstützend begleitet hat. Hierfür danke ich sehr und nehme mit Freude zur Kenntnis, dass die größte saarländische Hochschule mit ihren Erfolgen auch zunehmend von den saarländischen Bürgerinnen und Bürgern als ein unverzichtbarer, wertvoller Teil des Saarlandes betrachtet wird. Interview: Manfred Leber REGLER DIE GANZE BÜROWELT Büro-Centrum Hausbacher Straße • 66663 Merzig Fon (06861) 920-0 • Fax (06861) 920-920 http://www.regler.de • [email protected] campus 3- 4/2007 „ Joachim Rippel, geboren 1950 in Homburg, studierte an der Universität des Saarlandes Germanistik und Geschichte auf Lehramt. Seit 1978 war er im Kultusministerium tätig, unter anderem als Persönlicher Referent der Minister Knies und Zeitel und als Referatsleiter in der Hochschulabteilung. Nach zehn Jahren als Schulleiter in Homburg kehrte Rippel 1996 ins Ministerium zurück. 2002 wurde er zum Oberbürgermeister der Stadt Homburg gewählt, wo er die Medizinische Fakultät der Saar-Universität und das Universitätsklinikum mit vielen Investitionen unterstützte und insbesondere die Verknüpfung von Forschung und Wirtschaft förderte. Rippel ist verheiratet und hat drei erwachsene Töchter. Im Fokus: Hochschulpolitik 07_067578unis_Inhalt:campus 17.12.2007 09:46 Seite 12 Fünf neue Vizepräsidenten Mit einem fünfköpfigen Vizepräsidententeam stellt sich Universitätspräsident Volker Linneweber den hochschulpolitischen Aufgaben. Dem Präsidium gehören die hauptamtliche Vizepräsidentin für Verwaltung und Wirtschaftsführung, Martina Petermann, und vier nebenamtliche Vizepräsidenten an. Dabei machte Linneweber von der im Uni-Gesetz vorgesehenen Möglichkeit Gebrauch, eine zusätzliche Vizepräsidentschaft einzusetzen: die Vizepräsidentin für Europa und Kultur widmet sich dem weiteren Ausbau des Europaschwerpunkts der Universität. Speziell die Verbindungen mit Frankreich sollen intensiviert und die Universität als kulturelles Zentrum des Landes Vizepräsident für Planung und Strategie 12 Prof. Dr. Klaus Faßbender (geb. 1958), seit 2004 Direktor und Ordinarius der Neurologischen Universitätsklinik in Homburg. „ Ziel meiner Amtszeit ist es, einen Beitrag zur guten Interaktion zwischen dem Campus Saarbrücken und dem Campus Homburg zu leisten und daran mitzuarbeiten, dass die Universität auch langfristig gut für den Wettbewerb gerüstet ist. Dabei ist es mir wichtig, die Stärken der Universität herauszustellen und diese insbesondere im wissenschaftlichen Bereich durch Fördermaßnahmen weiter voran zu bringen. “ gestärkt werden. Das Amt hat Prof. Patricia OsterStierle übernommen, die diesen Schwerpunkt bereits als Vizepräsidentin für Planung und Strategie vorangetrieben hatte. Ihr Nachfolger als Vizepräsident für Planung und Strategie ist Prof. Klaus Faßbender. Das Amt des Vizepräsidenten für Lehre und Studium, das Prof. Mathias Herr mann bekleidete, übernahm Prof. Ulrike Demske. Neuer Vizepräsident für Forschung und Technologietransfer ist Prof. Manfred Lücke, der das Amt von Prof. Rolf Hartmann übernahm. Die Amtszeit der nebenamtlichen Vizepräsidenten beträgt zwei, die der hauptamtlichen Vizepräsidentin sechs Jahre. CE Vizepräsident für Forschung und Technologietransfer Prof. Dr. Manfred Lücke (geb. 1944), seit 1982 Professor für Theoretische Physik an der SaarUniversität. „ Meine Hauptvorhaben sind, die aktuellen Forschungsschwerpunkte der Universität zu stärken, ein Anreizsystem für neue Forschungsaktivitäten zu entwickeln und einen durch Overhead-Mittel finanzierten Forschungsfonds einzurichten. Außerdem möchte ich daran mitarbeiten, die Forschungsaktivitäten von An-Instituten und Universität stärker zu vernetzen und den Wissensund Technologie-Austausch zwischen UdS und saarländischer Industrie zu intensivieren. “ Vizepräsidentin für Lehre und Studium campus 3- 4/2007 Prof. Dr. Ulrike Demske (geb. 1961) übernahm 2002 eine Professur für Deutsche Sprachwissenschaft an der UdS. Sie war 2006 bis 2007 Dekanin der Philosophischen Fakultät II. „ Im Sinne der Fortführung der Bologna-Reform möchte ich einen Beitrag dazu leisten, weitere attraktive Bachelor- und Master-Studienangebote einzuführen, die Internationalisierung voranzutreiben und Maßnahmen auszubauen, die die Studienqualität erhöhen. Nicht zuletzt die Einführung von Studiengebühren gibt uns als Universität Möglichkeiten, neue Wege in der Lehre zu gehen. Diese Möglichkeiten wollen wir gemeinsam mit unseren Studierenden konsequent nutzen, um ihnen die beste Ausbildung zu geben. “ 18.12.2007 14:32 Seite 13 Vizepräsidentin für Europa und Kultur Prof. Dr. Patricia Oster-Stierle (geb. 1956), seit 2003 Professorin für Romanische Philologie an der Universität des Saarlandes. Von 2005 bis 2007 war sie Vizepräsidentin für Planung und Strategie. „ Der Bedeutung des Europaschwerpunktes der Universität wird mit dem neuen Amt eines Vizepräsidenten für Europa und Kultur Rechnung getragen, was es nur an der Universität des Saarlandes gibt. Im Mittelpunkt meiner Arbeit steht die Konsolidierung dieses Schwerpunkts. Wir haben ein Planungsbüro Schwerpunkt Europa eingerichtet, um alle Aktivitäten im Europaschwerpunkt zu bündeln, gemeinsame Studienangebote zu schaffen und Forschungsprojekte innerhalb des Europaschwerpunkts zu entwickeln. Im Fokus: Hochschulpolitik 07_067578unis_Inhaltn:campus “ Vizepräsidentin für Verwaltung und Wirtschaftsführung 13 Martina Petermann (geb. 1959) war von 1992 bis 2000 Kanzlerin der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und von 2000 bis Juni 2007 Kanzlerin an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. „ Aus meiner Sicht steht die Universität des Saarlandes in den kommenden Jahren vor ganz neuen Herausforderungen, die alle Bereiche der UdS betreffen. Ich wünsche mir daher unter anderem eine starke Zusammenarbeit aller Servicebereiche in der UdS, einen weiteren Abbau von bürokratischen Hürden und ein positives Erscheinungsbild – auch der Gebäude – der UdS, und ich werde mein Möglichstes tun, um diese Ziele zu erreichen. Ich stelle fest, dass wir auf einem guten Weg sind, und appelliere an die Unterstützung aller Mitglieder der Universität, um für die Zukunft gut gerüstet zu sein. “ Blut Hilfe die ankommt Blutspendezentrale Saar-Pfalz gGmbH ...in Saarbrücken am Klinikum Saarbrücken (Winterberg) Etwa 80% unserer Bevölkerung benötigt einmal im Leben eine Blutübertragung. Mo., Mi., Fr. 8.30 - 15.00 Uhr Di., Do. 12.00 - 18.00 Uhr INFO Tel: 0681/963-2560 ...in Kaiserslautern am Westpfalz-Klinikum Mo. Mi. u. Fr. 7.15 - 13.30 Uhr Di., Do. 11.30 - 18.00 Uhr INFO Tel: 0631/203-1804 ne ei g n n lte igu ha äd r e h er tsc nd den e sp an ut w Bl uf A campus 3- 4/2007 Spende Fotos: dasbilderwerk Seinen früheren Vizepräsidenten dankt Universitätspräsident Volker Linneweber für ihr außerordentliches Engagement und die stets vertrauensvolle Zusammenarbeit. In seinen Dank schließt er auch Gerhard Korz ein: Der Leitende Universitätsdirektor war nach Ausscheiden des langjährigen Kanzlers der Universität Dr. Hartwig Cremers ab 2005 bis zum Antritt der neuen Vizepräsidentin mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Vizepräsidenten für Verwaltung und Wirtschaftsführung betraut. Korz ist Leiter des Personal- und Rechtsreferates der Universität und Ständiger Vertreter der Vizepräsidentin für Verwaltung und Wirtschaftsführung. 14 18.12.2007 14:44 Seite 14 Ziel- und Leistungsvereinbarung Zusätzliche Finanzierungsquellen immer wichtiger „I n den Zielsetzungen zur Entwicklung der Universität haben wir einen konstruktiven Konsens mit dem Ministerium erreicht, unsere Autonomie gestärkt und die Möglichkeiten zur Verbesserung der finanziellen Ausstattung im Rahmen der Verhandlungen über die staatliche Zuwendung ausgeschöpft“, resümiert Universitätspräsident Volker Linneweber das Ergebnis der Verhandlungen der Universität mit dem Land über die Ziel- und Leistungsvereinbarungen für die Periode 2008 bis 2010. Diese hatte Linneweber am 17. August gemeinsam mit Ministerpräsident Peter Müller und dem damaligen Wissenschaftsminister Jürgen Schreier unterzeichnet. In einem Schreiben an die Universitätsmitglieder, das die Vereinbarungen zusammenfasst und kommentiert, macht der Präsident ebenfalls deutlich: „Der weitere Handlungsspielraum ist wesentlich von unseren Anstrengungen und deren Erfolg abhängig.“ Hintergrund dieses Hinweises: Die volle Zuweisung der maximal knapp 147 Millionen Euro in 2008, 148,4 Millionen Euro in 2009 und knapp 150 Millionen Euro in 2010 hängt von der Erfüllung verschiedener Leistungskriterien ab, darunter die Erhöhung der Studienanfänger- und Absolventenzahlen und die Steigerung der Drittmitteleinwerbungen. Der vorgesehene Mittelzuwachs bleibt aller- Foto: dasbilderwerk Im Fokus: Hochschulpolitik 07_067578unis_Inhaltn:campus dings auch im Bestfall begrenzt, wie Linneweber zu bedenken gibt: „Nimmt man an, dass wir durch eigene Anstrengungen den Malus vermeiden und den Bonus erhalten können, so ergibt sich unter Bezugnahme auf den Haushalt 2007 als Basisjahr eine Steigerung von 4,5 Prozent – wohlgemerkt nicht per annum, sondern für den gesamten Dreijahreszeitraum. Damit liegen wir vor dem Hintergrund der Tatsache, dass 2005 bis 2007 kein Aufwuchs zu verzeichnen war, deutlich unter der allgemeinen Inflationsrate.” Noch erschwerend komme hinzu, so Linneweber, dass auch beim neuen Globalhaushalt im Gegensatz zur Praxis anderer Bundesländer für Kostensteiger ungen durch Tariferhöhungen nur ein Ausgleich im Umfang von 50 Prozent zugesagt sei. Vor dem Hintergrund des effektiv zurückgehenden Haushaltsvolumens stelle sich die Herausforderung, weiterhin verstärkt Finanzierungsquellen außerhalb des Globalhaushalts zu erschließen – keine leichte Aufgabe, für deren Bewältigung Linneweber die Universität aber gerüstet sieht: „Wenn es gelingt, die nationale Forschungsförderung ebenso erfolgreich zu nutzen wie die Förderung von Projekten durch EU-Mittel, befinden wir uns auf einem sehr guten Weg. Die „ Wenn es gelingt, die nationale Forschungsförderung ebenso erfolgreich zu nutzen wie die Förderung von Projekten durch EU-Mittel, befinden wir uns auf einem sehr guten Weg. “ Unipräsident Volker Linneweber bereits eingefahrenen Erfolge in der Exzellenzinitiative ebenso wie Sonderforschungsbereiche, Forschergruppen und Förderungen in Einzelanträgen werden dazu beitragen, dass sich die Universität weiter als forschungsstark profiliert. Ich bin überzeugt, dass die Ausstrahlung auch Studierende, Doktorandinnen und Doktoranden anzieht.“ ML Der Text der Ziel- und Leistungsvereinbarung findet sich unter: www.uni-saarland.de/aktuelles Studentenzahlen stabil geblieben campus 3- 4/2007 N ach Abschluss der Nachrückverfahren steht zum Stichtag 30. November fest: Trotz der Einführung von Studiengebühren ist die Zahl der Studierenden an der Universität des Saarlandes stabil geblieben. Belief sie sich am gleichen Tag vor einem Jahr auf 15 465 Studierende liegt sie nun bei 15 419, was einen marginalen Rückgang von 0,3 Prozent bedeutet. Zwar sind die Anfängerzahlen von 2 122 in diesem Wintersemester gegenüber 2 263 im Vorjahr um 6,2 Prozent zurückgegangen, doch wurde dies durch steigende Neuzugänge in höheren Semestern wieder wett gemacht. Mit diesen Neuzugängen wurde sogar die erhöhte Zahl der Abgänge kompensiert, die auf einen schnelleren Studienabschluss vieler Studierender vor Beginn der Studiengebühren zurückzuführen ist. Der Anteil von Studenten, die ihr Abitur außerhalb des Saarlandes gemacht haben, steigt. Er liegt bei den Studienanfängern derzeit bei 55,4 Prozent (Vorjahr 54 Prozent). „Wir freuen uns über jeden jungen Saarländer und jede junge Saarländerin, die sich für eines unserer Studienangebote entschei- den, gleichzeitig freuen wir uns aber auch, dass dieses Studienangebot überregional zunehmend Zuspruch findet“, so Unipräsident Volker Linneweber. Mittel- und langfristig rechnet Linneweber wieder mit steigenden Anfängerzahlen, denn „wir sind die einzige Universität in der Region, die dank Studiengebühren systematisch die Studienbedingungen verbessern kann.. Außerdem steigt durch den Erfolg in der Exzellenzinitiative bundesweit die Sichtbarkeit der UdS und damit auch das Interesse, hier zu studieren“. ML 17.12.2007 09:46 Seite 15 Study Finder: Online zum richtigen Studiengang Schüler bei der Wahl des geeigneten Studiengangs zu unterstützen, ist das Hauptziel von Study Finder, einem neuen Internetportal, das zurzeit an der Saar-Universität entwickelt wird. Study Finder will eine Fülle von Informationen zum Studium anbieten, außerdem psychologische Tests zur Selbsteinschätzung sowie eLearning-Module zu ersten Studieninhalten. W as genau erwartet mich an der Saar-Uni, wie sehen die einzelnen Studienfächer konkret aus, und welche Fächer liegen mir überhaupt? – Antworten auf diese Fragen sollen Schüler, die sich für ein Studium interessieren, in Zukunft mithilfe des Study Finders im Internet finden. Und das auch anhand von Podcasts und Blogs zum Uni-Leben. Einer der Projektleiter ist Privatdozent Dr. Christoph Igel, Leiter des Competence Centers Virtuelle Saar Universität. „Wir versuchen, Studieninteressierte dort abzuholen, wo sie stehen, und präsentieren ihnen genau das, was sie im Studium bei uns erwartet“, erläutert er. Damit biete das Portal eine völlig neue Perspektive auf die Angebote der Universität. „Primär wollen wir Schüler – auch bundesweit – anwerben, aber auch Studierende anderer Universitäten“, so Igel. Was Studieninteressierte im Einzelnen wis- sen wollen, haben die Wissenschaftler durch Befragungen herausgefunden. Dazu gehören auch Informationen zum Arbeitsmarkt und zu Karriere- und Verdienstmöglichkeiten; so sollen unter anderem auch Absolventen verschiedener Studiengänge zu Wort kommen. Finanziert wird Study Finder aus Eigenmitteln der Universität und des Landes – und aus Studiengebühren. „Das haben wir gemeinsam mit dem AStA beschlossen“, erläutert Igel. Das Konzept eines Schüler-Informationsportals wird zurzeit modellhaft für die Studiengänge von vier Fachrichtungen entwickelt: der Archäologie, der Psychologie, der Romanistik sowie der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik. „Wenn alles gut läuft, können wir zum 1. März 2008 für die Studiengänge dieser Fachrichtungen online gehen“, sagt Dr. Igel. Bis 2010 sollen die Inhalte möglichst aller Studiengänge der Saar-Uni abrufbar sein, danach die der Fachhochschulen der Region. Auch am zweiten Baustein von Study Finder wird derzeit mit Hochdruck gearbeitet: ein Online-Assessment, also ein Instrument zur Selbsteinschätzung. Die Methodik entwickelt ein Psychologen-Team um Professor Frank M. Spinath (Lehrstuhl für Differentielle Psychologie). Wer sich mittels Interaktion mit dem Computerprogramm „prüfen“ lässt, erhält eine persönliche Rückmeldung mit seinem individuellen Profil. Dieses zeigt die Interessen, Stärken und Potenziale des Benutzers auf und vergleicht sie mit den Profilen, die für die Studiengänge erstellt wurden. „Die SollWert-Profile aus den Fachrichtungen ermittelt die Arbeitsgruppe von Professor Spinath durch Befragung von Dozenten und Studierenden“, erläutert Igel. „Sie zeigen, was man für das betreffende Studium mitbringen sollte und welches die kritischen Erfolgskriterien im positiven und im negativen Sinne sind.“ Das Online-Assessment soll im Laufe des Sommersemesters 2008 erstmals für Testzwecke freigeschaltet werden, so dass es von Studieninteressierten zum nächsten Wintersemester genutzt werden kann. Im Fokus: Studium 07_067578unis_Inhalt:campus 15 Ein dritter Teil ergänzt das Informationsangebot und das SelfAssessment: Schüler sollen Einblicke in erste Lerninhalte der von ihnen favorisierten Studiengänge erhalten. Diese eLearning-Module werden – ebenso wie die übrigen Angebote von Study Finder – für jedermann frei zugänglich sein und die Auswahl des geeigneten Studienganges zusätzlich unterstützen. GS U nter Vorsitz ihres Präsidenten Volker Linneweber hat die Universität im September 2007 das Weiterbildungsprojekt Future Consulting gestartet, das die Schnittstelle Hochschule-Arbeitsmarkt bedienen soll. Es wendet sich an Studierende aller Fachrichtungen, die sich für den Arbeitsmarkt Consulting interessieren. Voraussichtlich ab Herbst 2009 sollen sie sich entweder für den Bereich Human Resources (Personalentwicklung) oder IT-Consulting qualifizieren können – und zwar mithilfe digitaler Techno- logien. Die zugrunde liegende Struktur ist der des Projektes Study Finder ähnlich: Sie besteht aus einem Informationsportal, einem OnlineAssessment und eLearning-Modulen. Future Consulting baut dabei auf die vom Institut für Wirtschaftsinformatik (IWi) im Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz angebotene Weiterbildungsveranstaltung Consulting auf. Entwickelt wird das Projekt vom Competence Center Virtuelle Saar Uni- versität gemeinsam mit Professor Peter Loos, Leiter des Instituts für Wirtschaftsinformatik, und Professor Frank M. Spinath, Lehrstuhl für Differentielle Psychologie. Das auf zwei Jahre ausgelegte Projekt wird im Wesentlichen über Drittmittel finanziert. Förderer ist die Stiftung Europrofession. Auch mehrere saarländische Firmen werden sich an Future Consulting beteiligen. Deren Interesse an Absolventen der innovativen Qualifizierungsmaßnahme ist bereits zum jetzigen Zeitpunkt groß. GS campus 3- 4/2007 Future Consulting: Nach dem Studium in den Consulting-Bereich 17.12.2007 09:47 Seite 16 Im Fokus: Studium 07_067578unis_Inhalt:campus Foto: dasbilderwerk 16 Studiengebühren für eine bessere Lehre Verstärkte Betreuung, mehr Bücher, Verbesserung der technischen Ausstattung, Hilfestellung beim Übergang vom Studium in den Beruf – das sind nur einige Beispiele für Maßnahmen, mit denen die Studienbedingungen an der SaarUniversität spürbar verbessert werden sollen. Über drei Millionen Euro stehen dafür aus den neuen Studiengebühren schon in diesem Semester zusätzlich zur Verfügung. campus 3- 4/2007 „D ie Universität des Saarlandes ist die einzige Universität in der Region, die dank Studiengebühren systematisch die Studienbedingungen verbessern kann“, betont Universitätspräsident Volker Linneweber. „Mögen andere weiterhin ein kostenloses Studium anbieten – wir setzen im zunehmenden Wettbewerb zwischen den Hochschulen auf Qualitätssteiger ung.“ Und die wird bereits im laufenden Semester spürbar: Das Präsidium und die Fakultäten haben unter Mitwirkung der Studierenden eine ganze Reihe neuer Vorhaben angestoßen. Eines der wichtigsten ist die Schaffung neuer Stellen für Mentoren und Tutoren. Mentoren sind fortgeschrittene Studierende, die den Erstsemestern zur Seite gestellt werden und an die sich die Neulinge mit allen Fragen rund ums Studium wenden können. Sie beraten jeweils eine kleine Gruppe von Studierenden, initiieren Kontakte und Arbeitsgruppen und setzen sich bei Problemen mit den Verantwortlichen eines Studiengangs in Verbindung. Dagegen sind Tutoren bei grundlegenden Lehrveranstaltungen unterstützend tätig und bereiten auf Prüfungen vor. Mentoren- und Tutorenstellen bieten den Studierenden einen doppelten Vorteil: Über sie fließt ein Teil der Studiengebühren wieder an die Studenten zurück – zumindest an diejenigen, die als Mentor oder Tutor tätig sind. Die Universität verstärkt auch ihre Anstrengungen, ihre Studierenden beim Übergang von der Hochschule in den Beruf zu unterstützen. Deshalb will sie einen eigenen Career-Service einrichten. Weitere wichtige Maßnahmen zur Optimierung der Studien- bedingungen sind die Erhöhung der Buchbestände in den Freihandbibliotheken (in denen Standardwerke sofort ausleihbar sind) sowie die Verbesserung der technischen Ausstattung, beispielsweise für Praktika über den Basisbedarf hinaus. ML 30 Prozent der Studiengebühren werden für fachübergreifende Projekte aufgewandt, 70 Prozent für die Verbesserung der Studienbedingungen in den einzelnen Fächern. Sowohl im Präsidium, das die zentralen Projekte verantwortet, als auch in den Dekanaten, den Spitzen der Fakultäten und ihren Fächern, fällt die Entscheidung über die Mittelverwendung unter Beteiligung der Studierenden. Eine Übersicht der aus Studiengebühren finanzierten Maßnahmen zur Verbesserung des Studiums findet sich unter www.uni-saarland.de/ studiengebuehren 09:47 Seite 17 Lesen und Lernen bis spätabends M ehr Service für die Studierenden – dazu gehört auch, dass die Bibliotheken möglichst lange geöffnet sind. Um herauszufinden, ob die Studenten ein erweitertes Angebot nutzen, werden schon seit dem Sommer neue Öffnungszeiten der Bibliotheken getestet: Bis März bleiben die Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek (SULB) sowie die meisten Fachrichtungsbibliotheken bis 23 Uhr geöffnet. Vorerst wird das Projekt „Längere Öffnungszeiten“ allerdings nicht aus Studiengebühren finanziert, sondern aus zentralen Uni-Mitteln: Bis Ende Oktober flossen rund 80 000 Euro in insgesamt 130 neue Hiwi-Stellen für alle Bibliotheken. „Wir wollen die neuen Öffnungszeiten erst testen, um zu sehen, wie viele Studenten das erweiterte Angebot nutzen“, sagt Signe Caroline Schelske von der Kontaktstelle für Wissens- und Technologietransfer. Erst danach werde entschie- den, ob die Zeiten beibehalten und aus Studiengebühren finanziert werden. Studenten hatten die bisherigen Öffnungszeiten kritisiert (in der SULB im Semester bis 22 Uhr, während der Semesterferien bis 21 Uhr). Allerdings wurde das neue Angebot während der vorlesungsfreien Zeit im Sommer noch wenig genutzt. In der SULB habe sich das auch im laufenden Semester kaum geändert, sagt Anne Schäpermeier, Leiterin für Benutzung und Information. Dass der Lesesaal der SULB samstags bis 15 Uhr geöffnet ist, komme bei den Besuchern aber auf jeden Fall sehr gut an. Institutsbibliotheken auch abends gut genutzt Bei den Nutzern der Institutsbibliotheken ist das Feedback auf die neuen Öffnungszeiten überwiegend positiv. „Die Anglistik-Bibliothek wird am Abend gerne genutzt“, sagt Alina Exter, die hier als Koordinatorin beschäftigt ist. Auch in der Romanistik arbeiten relativ viele Studierende bis spätabends. „Die meisten Studenten sind glücklich darüber, dass sie auch in den Abendstunden die Bibliothek besuchen können. Die Nutzerzahl ist in den letzten Wochen erwartungsgemäß gestiegen“, so Koordinatorin Mariana Juravlea. Laut Thorsten Schlotterbeck von der Institutsbibliothek Musikwissenschaft haben sich alle Besucher positiv über die verlängerten Öffnungszeiten geäußert: „Viele sind froh darüber, dass sie jetzt einfach in die Bibliothek können, wann sie wollen. Wenn ein Seminar ausfällt, kann man sich in die Institutsbibliothek setzen und etwas lesen, was vorher oftmals nicht möglich war“, sagt Schlotterbeck. Vor allem der Samstag werde gut genutzt. IU Im Fokus: Studium 17.12.2007 17 campus 3- 4/2007 07_067578unis_Inhalt:campus 17.12.2007 09:47 Seite 18 Forschung & Transfer 07_067578unis_Inhalt:campus 18 Links: Der Uni-Stand auf dem Empower-Tag. Rechts: Podiumsdiskussion mit (v.l.) Unipräsident Linneweber, dem Wissenschaftsratsvorsitzenden Prof. Peter Strohschneider, ZDF-Moderatorin Barbara Halweg, Prof. August-Wilhelm Scheer und Dr. Wolfgang Kraemer (imcAG) Fotos: Karin Richter Empower Deutschland: Geniale Ideen von Uni und Land Der Kongress Empower Deutschland – Mit Innovation zu neuer Stärke gab am 14. November in der Saarbrücker Congresshalle Einblicke, wie gute Ideen aus der Wissenschaft erfolgreich werden und was Wirtschaft und Politik dafür tun können. campus 3- 4/2007 „D ie Bildung ist die sicherste Investition in die Zukunft“, so lautete eine der Kernaussagen in der Rede des saarländischen Ministerpräsidenten Peter Müller auf dem Zukunftskongress der Landesregierung. Mit der gleichnamigen Initiative Empower Deutschland – Geniales Saarland umschreibt das Land seine Innovationsstrategie bis zum Jahr 2015. Die ist vor allem geprägt von einem massiven Strukturwandel – mit Erfolg, denn das Saarland wurde im Länderranking aufgrund seiner dynamischen wirtschaftlichen Entwicklung und Standortqualität zum Shooting-Star der Bundesländer gekürt. Die Universität spielt dabei eine wichtige Rolle: mit einem gelingenden Wissens- und Technologietransfer in die Saar-Lor-LuxRegion und darüber hinaus. In den letzten zehn Jahren haben sich 200 Unternehmen aus den Hochschulen, dem Universitätsklinikum und den Forschungsinstituten ausgegründet und damit 2 000 Arbeitsplätze im Saarland geschaffen. Das Starterzentrum der Universität ist dafür dieser Tage erst im Wettbewerb 365 Orte im Land der Ideen ausgezeichnet worden. In der Podiumsdiskussion zum Auftakt des Kongresses betonte Prof. August-Wilhelm Scheer – mit seiner IDS-Scheer AG erfolgreichster UniAusgründer – wie wichtig es sei, dass die Hochschulen für eine Weitergabe ihrer Ideen in die Wirtschaft auch selbst Sorge tragen. Die Universitäten im Spannungsfeld zwischen Anforderungen aus der Wirtschaft und ihrem ureigenen Auftrag, Lehre und Forschung voranzutreiben, stand im Mittelpunkt der weiteren Diskussion. Dabei warnte Scheer vor „altmodischen Grabenkämpfen“ und warb für eine ununterbrochene Innovationskette von der schulischen Bildung bis zur Unternehmensgründung. Vor diesem Hintergrund fragte ZDF-Moderatorin Barbara Halweg Universitätspräsident Volker Linneweber, ob sich die Hochschulen nun für Erkenntnisgewinn oder Profit zuständig sähen. Linnewebers Antwort: Das sei heute keine Alternative mehr, „Profit durch Erkenntnisgewinn lautet die neue For mel.“ Gleichzeitig hob Linneweber zusammen mit dem Vorsitzenden des Wissenschaftsrats Peter Strohschneider her vor: Wohl werde die wirtschaftliche Bedeutung von Wissenschaft immer wichtiger, was die Universitäten auch sehr ernst nähmen – das „polyfaktorielle Gebilde“ (Strohschneider) der Universität umfasse aber doch auch noch zahlreiche andere Aufgaben. Neben den verschiedenen Diskussionsforen auf der Bühne zog auch die Begleitausstellung Empower Science – Geniales Saarland die Besucher an. Dafür hatte das Ministerium für Wirtschaft und Wissenschaft Unternehmen aus dem Saar-Lor-Lux-Raum aufgefordert, sich als zukunftsweisende Aussteller darzustellen – 50 meist mittelständische Unternehmen, Bildungseinrichtungen und Institutionen waren dieser Aufforderung gefolgt. Die Wirtschaft stellte Innovationen aus den Bereichen Automotive, Informationstechnologie, Nanound Biotechnologie, Innovative Produktion, Energie, Logistik, Health Care und Maschinenbau vor. Aber auch Schüler wie die der Gesamtschule Neunkirchen wagten, als Jungunternehmer und damit als Zukunft des Saarlandes aufzutreten. Die Universität zeigte auf einem gemeinsamen Stand von Lehrstühlen, Instituten und Startup-Unternehmen praktische Innovationen aus der Forschung. Die als „exzellent“ ausgezeichnete Informatik war gleich mit drei praktischen Anwendungsbeispielen vertreten: Mit sprachgesteuerten Robotern, dem Echtzeit-Ray-Tracing, einer interaktiven Visualisierungstechnik für Computerspiele und dem Frisurenberatungs-Programm, das über 300 verschiedene Frisuren an jedes Gesicht anpasst (auch S. 40). Vor allem dieses Programm war für die weiblichen Besucher der Ausstellung ständiger Anziehungspunkt und Quell der Heiterkeit. Neben den spielerisch wirkenden Anwendungen – hinter denen immer aufwändige Forschung steckt – interessier ten auch die aufgebauten Versuchsanordnungen aus Mathematik, Medizin, Pharmazie und Werkstoffwissenschaften die Besucher. KR 17.12.2007 09:47 Seite 19 Ausgezeichneter Sensor Der SaarLB-Wissenschaftspreis geht erstmals in die Saarbrücker Physik. Dr. Haibin Gao aus der Arbeitsgruppe von Experimentalphysiker Prof. Uwe Hartmann erhielt die Auszeichnung am 12. November beim Auftakt zum Innovationskongress Empower Deutschland im Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Gaos Forschungsarbeit hat Bezug zum diesjährigen Physik-Nobelpreis. D er magnetische Fingerabdruck von Fahrzeugen hat Dr. Gao den höchstdotierten Preis des Saarlandes eingebracht, den mit 25 000 Euro dotierten Wissenschaftspreis der Landesbank Saar. Zum achten Mal wurde die Auszeichnung vergeben. Gemeinsam mit Prof. Uwe Hartmann hat der chinesische Wissenschaftler den Traffic Sensor entwickelt, der Fahrtrichtung, Geschwindigkeit und Typ von Autos oder Flugzeugen erfassen kann. Die Sensoren machen sichere Verkehrsleitsysteme etwa auf Flughäfen möglich. So ist das in Hartmanns Arbeitsgruppe entwickelte und von saarländischen Firmen gebaute System bereits auf Flughäfen in Frankfurt, Ensheim und Thessaloniki im Pilot-Einsatz. Weitere Anwendungen wie in Parkhäusern werden untersucht. „Die Arbeit hat Bezug zum Physik-Nobelpreis“, sagte Prof. Uwe Hartmann in seiner Laudatio. Peter Grünberg und Albert Fert entdeckten, dass sich der elektrische Widerstand von dünnen magnetischen Schichten unter dem Einfluss schwacher äußerer Magnetfelder ändert. Auf diesem Effekt beruhen die Sensoren. „Fahrzeuge erzeugen schwache Magnetfelder, sie deformieren das Erdmagnetfeld; Dr. Gao hat komplexe Algorithmen entwickelt, um die sehr schwachen Signale zuverlässig in Realzeit zu interpretieren“, so Hartmann. Auch die hohe wirtschaft- liche Bedeutung hat die Jury von der Arbeit überzeugt. Nach Ansicht von Fachleuten hat das System hervorragende Chancen auf dem Weltmarkt. Ein Umstand, für den der SaarLBWissenschaftspreis selbst Indiz ist. So verwies der SaarLB-Vorstandsvorsitzende Thomas Christian Buchbinder auf die Wirtschaftswoche, die die Arbeiten der früheren Preisträger Dr. Daniel Kästner und Prof. Ingo Wald, in die Reihe der „50 Innovationen, um die uns die Welt beneidet“, aufnahm. Eine besondere Anerkennung sprach die Jury der Arbeit von Saar-UniForscher Dr. Christian Zenner aus, der ein Variantenmanagement-System für Produktionsstraßen von Serienprodukten entwickelt hat. CE Forschung & Transfer 07_067578unis_Inhalt:campus 19 Die SaarLB schreibt auch 2007 den Wissenschaftspreis aus für wissenschaftliche Arbeiten, die neue Erkenntnisse und Ergebnisse beinhalten, deren Anwendung zu einer wirtschaftlichen Stärkung des Standortes Saarland beitragen können. Bewerbungen sind noch bis 31. Dezember möglich. www.saarlb.de HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH! Wir gratulieren dem Gewinner des SaarLB-Wissenschaftspreises für 2006, Herrn Dr. Haibin Gao, sehr herzlich. Ausgezeichnet wurde seine Publikation „Magnetosensorische Erfassung von Die SaarLB prämiert wissenschaftliche Arbeiten aus den saarländischen Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, die neue Erkenntnisse und Ergebnisse beinhalten und deren Anwendung zu einer wirtschaftlichen Stärkung des Standortes Saarland beitragen soll. Der SaarLB-Wissenschaftspreis ist mit 25.000 € dotiert und wird jährlich verliehen. Landesbank Saar Ursulinenstraße 2 66111 Saarbrücken Tel.: 0681 383-01 E-Mail: [email protected] www.saarlb.de campus 3- 4/2007 Verkehrsströmen“. 07_067578unis_Inhaltn:campus 18.12.2007 14:47 Seite 20 Forschung & Transfer Lachende Menschen und sprechende Maschinen Was genau erforschen Phonetiker? „Alle Facetten der lautsprachlichen Kommunikation“, erklärt Phonetik-Professor William Barry, der im August 2007 den 16. Weltkongress der phonetischen Wissenschaften nach Saarbrücken geholt hat. Für campus erläutern er und Dr. Jürgen Trouvain die Forschungsprojekte in diesem Fachbereich an der Universität des Saarlandes. Modell eines Vokaltrakts mit den Sprechwerkzeugen. Grafik: Dr. Peter Birkholz campus 3- 4/2007 20 D er Unterkiefer auf dem Bildschirm klappt lebhaft auf und ab, rote Lippen stülpen sich nach vorn, und kurz darauf wird eine Reihe weißer Zähne sichtbar. „Der Zug hat eine Stunde Verspätung“, tönt es etwas eckig aus dem Computer-Lautsprecher. „Wir modellieren die Produktion von Sprache am Computer“, erläutert Dr. Jürgen Trouvain, Wissenschaftler am Lehrstuhl für Phonetik und Phonologie von Professor William Barry. Einen Computer zum Sprechen zu bringen – das ist durchaus etwas Besonderes. Gemeint ist nicht die gängige Art und Weise zur künstlichen Spracherzeugung, bei der man Bausteine aus einer Sprachdatenbank entnimmt; was übrigens ohne allzu großen Aufwand zu einer passablen Qualität führt. „Das bringt uns aber keine Einsichten darüber, was beim Sprechen wirklich abläuft, und wir haben keinen Einfluss auf den emotionalen Klang der Stimme“, sagt Trouvain. Das ist bei dem Saarbrücker Projekt Artikulatorische Sprachsynthese, an dem die Doktorandin Eva Lasarcyk arbeitet, anders: Über viele Messungen wurde zunächst erforscht, wie die Bewegung der Artikulatoren, also der spracherzeugenden Komponenten im Rachenund Kopfbereich, den Sprachschall verändert. Diese Zusammenhänge lassen sich in Form mathematischer Modelle erfassen. Daraus kann man dann am Computer Sprache generieren, indem man jeden Artikulator je nach Bedarf ansteuert und die Komponenten des Sprachschalls elektronisch erzeugt. Prof. Barry ergänzt: „Wenn man die Steuerungsgesetze beherrscht, kann man die Sprachsynthese beliebig nutzen, zum Beispiel, um die Stimme freundlicher klingen zu lassen.“ „Wir haben auch versucht, den Computer lachen zu lassen“, berichtet Trouvain, der die Akustik des Lachens schon seit mehreren Jahren erforscht und herausgefunden hat, dass es eine „unendliche Variabilität in der Akustik des Lachens“ gibt. Das könne übrigens jeder feststellen, der sich in ein Café setzt und den Gesprächen lauscht. Dabei ließen sich schon in relativ kurzer Zeit mindestens 20 verschiedene Arten von Lachen beobachten. Denn: „Lachen ist eine der häufigsten Äußerungen der Alltags-Kommunikation.“ Das zeigt auch die Analyse menschlicher Kommunikation, wie sie der britische Sprachtechnologe Nick Campbell durchgeführt hat, meint Barry. „Campbell stattete eine junge Japanerin ein Jahr lang mit einem MiniDisc-Recorder aus, der ihre Sprache aufzeichnete.“ Die Auswertung ergab, dass scheinbar belanglose Äußerungen die häufigsten waren – ebenso wie Lachen. „Das heißt aber nicht, dass sie im Sinne der Kommunikation bedeutungslos waren, sondern sie waren voller emotionalem Gehalt“, sagt Barry. Mit dem emotionalen Gehalt von Sprache und Sprechwirkungen beschäftigt sich auch das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Projekt Prominenz und Rhythmus der Saarbrücker Phonetik. Es untersucht die Hervorhebungen in einer Sprache sowie ihre rhythmische und melodische Gestaltung im Vergleich verschiedener Sprachen. Neben Deutsch nehmen die Wissenschaftler Norwegisch, Französisch, Italienisch, Japanisch, Russisch und Bulgarisch unter die Lupe. „Die grundlegende Frage des Projekts ist: Wie produzieren die verschiedenen Sprachen prominente Wörter – also Hervorhebungen? Und: Wie nehmen sie die Hervorhebungen von anderen Sprachen wahr?“, erläutert Prof. Barry. Fabian Brackhane (l.) und Dr. Jürgen Trouvain bei der Eröffnung der PhonetikAusstellung in der Universitäts- und Landesbibliothek. Foto: Hohnschopp Bei den Hervorhebungen stehen folgende Parameter im Fokus: Sprechmelodie, Länge, Präzision der Aussprache und Lautstärke. Ein Beispiel: „Das Französische arbeitet viel mehr mit unterschiedlichen Längen – beispielsweise der wichtigen Silben – als das Deutsche.“ Und während der Deutsche bei einem „Bonjour et bonne soirée“ gerne mit der Stimme nach unten ginge, werde das von einem Franzosen als unhöflich empfunden. Damit sind die Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt unter anderem für die Vermittlung von Fremdsprachen wichtig. Denn: „Sprache ist immer mit etwas Emotionalem verbunden“, sagt Trouvain, „man will nicht nur herausfinden, was der andere mir inhaltlich sagen will, sondern auch, wie er zu mir steht.“ 09:47 Seite 21 Forschung & Transfer 17.12.2007 Besuchermagnet: Nachbau der ersten funktionierenden Sprechmaschine aus dem 18. Jahrhundert. Foto: Hohnschopp Blinde hören schneller Klinische Phonetik sehr eng mit der Uniklinik in Homburg zusammenarbeitet. Ein weiteres Projekt, an dem die Studentin Anja Moos gemeinsam mit Jürgen Trouvain arbeitet, ist mit dem Titel Ultraschnelle Sprachsynthese überchrieben. Hierbei geht es um Computersprache, die sich Blinde beim Vorlesen ihres Bildschirms erzeugen lassen. Damit dies möglichst zeitsparend geschieht, sind hohe Artikulationsgeschwindigkeiten notwendig. Bei der Untersuchung, wie schnell maximal gesprochen werden darf, um das Verständnis zu gewährleisten, haben die Phonetiker eine interessante Entdeckung gemacht: Sehende Versuchspersonen erfassen gewöhnlich zwischen 10 und 14 Silben pro Sekunde, doch Blinde sind schneller: Sie können leicht 17 Silben pro Sekunde verstehen, im Versuch wurden Sprachinhalte sogar bei Geschwindigkeiten bis 22 Silben noch verstanden. „Das ist nicht erklärbar und wirft alle Theorien über das Verständnis von Sprache über Bord“, kommentiert Sprachwissenschaftler Trouvain. Daher bereiten die Saarbrücker Phonetiker zurzeit Kernspin-Tests mit einer blinden Versuchsperson vor. Sie sollen klären, welche Strategien zum Sprachverständnis im Gehirn greifen. „Die Phonetik ist ein Brückenfach“, erläutert William Barry. Sie habe eine Sonderstellung zwischen Physiologie, Psychologie und Physik. Das zeige das Projekt der ultraschnellen Sprachsynthese ebenso wie die Arbeiten von Dr. Manfred Pützer, der im Bereich Wie facettenreich sich die Phonetik im Kontakt zu anderen Wissenschaften darstellt, zeigt auch die Arbeit von Fabian Brackhane. Der Student hat für seine Magisterarbeit die erste funktionierende Sprechmaschine aus dem 18. Jahrhundert nachgebaut. Das Original stammt von Wolfgang von Kempelen (1734-1804), Brackhane hat den weltweit vierten Nachbau konstruiert. Er besteht aus einem Blasebalg (der Lunge), der mit einer Windlade verbunden ist, welche die Funktion von Mund und Nase übernimmt. „Die Luft strömt in die Windlade und entweicht durch bestimmte Öffnungen, was wiederum ganz bestimmte Laute erzeugt“, erläutert Brackhane, der die Maschine mit seinen Händen zum Sprechen bringt: Lässt er die Luft über den vorderen Gummitrichter (Mund) entweichen, kann er Vokale nachbilden, über andere, seltsam anmutende Aufbauten entstehen Zischlaute. Besonders freut er sich über die gut funktionierenden Stimmlippen: Sie bestehen aus einer feinen Elfenbeinzunge, die auf einem hohlen Rohrsegment schwingt. Welche Faszination von allen Ansätzen zur künstlichen Spracherzeugung ausgehen, zeigte sich auf der Phonetik-Ausstellung in der Unibibliothek, die Jürgen Trouvain mit seinen Studenten im Sommer als Beitrag zum Jahr der Geisteswissenschaften initiiert hatte: „Die Leute standen in Trauben um die Ausstellungsvitrine mit der Sprechmaschine“, sagt er. Und: „Wir haben bereits Anfragen von der TU 21 Dresden und dem Nixdorf-Museum in Paderborn, die gerne eine Sprechmaschine von uns gebaut haben wollen.“ GS Alle Beiträge der Phonetik-Tagung sind nachzulesen unter: www.icphs2007.de Die Ausstellung „Von Professor Higgins bis zum sprechenden Computer: Eine kleine Geschichte der Phonetik“ ist zu sehen unter: www.icphs2007.de/higgins campus 3- 4/2007 07_067578unis_Inhalt:campus Forschung & Transfer 07_067578unis_Inhalt:campus 17.12.2007 09:47 Seite 22 Rätsel um den Götterboten in der Kiste 1 800 Jahre lag er verborgen in der Erde von Reinheim. Als dort im Februar die Kanalisation erneuert wurde, war seine Zeit gekommen: Gott Merkur in Gestalt einer römischen Bronzestatuette erblickte wieder das Licht der Welt – von der Zeit fast unberührt. Mit dabei, als der Götterbote aus der „Unterwelt“ auftauchte: Archäologin Isabel Jung, Grabungsleiterin und Doktorandin am Institut für Klassische Archäologie von Prof. Carola Reinsberg. Der spektakuläre Fund stellt die Fachwelt vor so manches Rätsel. Prof. Dr. Carola Reinsberg campus 3- 4/2007 22 D er 9. Februar 2007 war ein kalter Tag. Doch den Archäologen wurde es heiß, als der Bagger sich vorsichtig an der kleinen Anhöhe zu schaffen machte. Gräbt man in Reinheim, herrscht Nervenkitzel – der Boden war von der Spätbronze- bis zur Römerzeit ständig besiedelt. Viel wurde schon entdeckt. Und jetzt machten Kanalarbeiten eine Notgrabung notwendig. „Seit November 2006 haben wir die Baufelder der neuen Abwasserkanalisation im Auftrag des Entsorgungsverbandes Saar für das Landesdenkmalamt untersucht“, sagt Grabungsleiterin Isabel Jung. Schon die ersten Funde waren Aufsehen erregend: Zu Tage kamen ein kleiner römischer Gutshof, in dessen Inneren eine hübsch verzierte und verzinnte Bronzeschale gefunden wurde, ein römischer Friedhof und vier vorgeschichtliche Gräber mit reichen Beigaben. So stieg denn auch die Spannung, als unter strenger Aufsicht des Archäologenteams die Baggerschaufel den Erdboden der Anhöhe Zentimeter für Zentimeter abzuschaben begann. „Größte Vorsicht war geboten. Je näher wir dem Hügel gekommen waren, desto mehr Fundobjekte, vor allem aus der Römerzeit, waren aufgetaucht“, so die Archäologin. In einer Tiefe von etwas mehr als einem Meter unter der heutigen Erdoberfläche wurde das Grabungsteam fündig: Deutlich zeichnete sich eine dunkle, fast quadratische Verfärbung im Boden ab. Als sie die humose Schicht abtrugen, blickte eine auf dem Rücken liegende Bronzestatuette die Archäologen an – Merkur. „Der Fund der Statuette ist ein seltener Glücksfall. Sie ist außergewöhnlich gut erhalten und von h e r vo r r a g e n d e r Qualität. Sorgsam war sie in ein hölzer nes Kästchen gebettet worden: Die dunkle Verfärbung des Erdbodens waren seine Überreste“, erläutert Jung. Der gute Zustand der Archäologin Isabel Jung zeigt ihren Fund. Foto: Rolf Ruppenthal Statuette sei auf die meisterliche Arbeit und hohe Qualität der Bronzelegierung zurückzuführen. Die Figur ist etwa vierzehn Zentimeter groß und zeigt einen stehenden, bis auf einen Schultermantel nackten jungen Mann. „Durch die Kleidung und charakteristischen Attribute lässt sich der Jüngling leicht identifizieren. Das typischste Zeichen und erste Erkennungsmerkmal ist der Heroldstab, der caducaeus, den die Bronzestatuette ehemals aufrecht in der Linken trug“, so Jung. Nur dieser Stab, um den sich acht Schlangen winden, war leicht beschädigt und nicht mehr in seiner ursprünglichen Position. In der Rechten hält die Figur einen prall gefüllten Geldbeutel vor sich. „Merkur galt als Schutzpatron der Händler und Kaufleute, als Beschützer der Reisenden und Wegeführungen. In sein Wirkungsfeld fielen sämtliche Geldgeschäfte, weshalb er gleichzeitig als Gott der Diebe galt“, erklärt die Archäologin. Die zwei kleinen Flügel im Haar symbolisieren die Eile und Schnelligkeit, mit der sich der Götterbote fortbewegt. „Aufgrund der stilistischen Merkmale lässt sich die Figur in das zweite Jahrhundert nach Christus datieren, sie geht aber vermutlich auf ein älteres, hellenistisches Vorbild zurück“, so Jung. Wurde der Gott der Diebe vor Plünderern versteckt? Warum Merkur an dieser Stelle begraben wurde, gibt den Archäologen Rätsel auf. „Die Götterfigur wurde in der hölzernen Kiste unter einer künstlichen, wohl römischen Hügelaufschüttung vergraben, die sich noch heute deutlich, wenn auch verflacht, im Gelände abzeichnet. Unter diesem 17.12.2007 14:48 Seite 23 Forschung & Transfer 07_067578unis_Inhalt:campus 23 Merkur an seinem Fundort in Reinheim Fotos S. 23: Roman Schmidt vergrub er sie unweit der Villa in der Erde. Aus dem selben Grund könnte auch die schöne, verzinnte Bronzeschale versteckt worden sein, die wir im Innern der Villa entdeckt haben.“ Nicht nur warum Merkur vergraben wurde, vor allem auch, dass die Statuette überhaupt in Reinheim war, ist mysteriös. „Gerade die meisterhafte Machart spricht dafür, dass es sich bei der Figur aus der saarländischen Provinz um eine Arbeit und einen Import aus der Hauptstadt Rom selbst handeln könnte. Das aber steht im deutlichen Widerspruch zu den meist einfachen, eher bescheidenen römischen Gräbern, die im näheren Umfeld entdeckt wurden“, erläutert Prof. Carola Reinsberg, die die Doktorarbeit von Isabel Jung betreut. Wie gelangte eine Statuette nach Reinheim, die sonst nur in größeren Metropolen vermutet werden würde? War sie am Ende Diebesgut und diente einem Dieb als Schutzgott? Diese Geheimnisse um die Merkurfigur werden die Archäologen wohl nicht mehr lüften können. Das Geheimnisvolle aber steht dem Gott der Diebe gut zu Gesicht, den sein letzter Besitzer 1800 Jahre lang sicher vor Plünderern verbarg. Und auch mit dunkler Vergangenheit – oder gerade wegen ihr? – avancierte der Merkur in Reinheim zum Medienstar und Publikumsliebling. CE Klassische Archäologie kann seit diesem Wintersemester an der Saar-Uni als Schwerpunkt in zwei neuen und unterschiedlich ausgerichteten Bachelor-Studiengängen studiert werden: Altertums wissenschaften und Bild wissenschaften der Künste. Weitere Information: www.uni-saarland.de/fak3/fr38/ campus 3- 4/2007 Hügel entdeckten wir mehrere römische Brand- und Urnengräber“, berichtet die Grabungsleiterin. Merkur lag also unter einem künstlichen Hügel, der ein römisches Gräberfeld überdeckte. „Die Beerdigung einer für die damalige Zeit äußerst wertvollen Bronzestatuette lässt reichlich Raum für Spekulationen.“ Vorstellbar wäre, so Jung weiter, dass die Bronzestatuette aus der etwa 300 Meter entfernten, bei der gleichen Grabung aufgefundenen römischen Villa stammte. „Ähnlich wie Merkur schlummerte auch der kleine römische Gutshof nur wenige Zentimeter unter der Erde in Reinheimer Gärten und Hinterhöfen“, stellt die Archäologin fest und vermutet: „Die Villa ist höchstwahrscheinlich in einer Katastrophe untergegangen. Im gesamten Villenbereich legen deutliche Brandspuren ein beredtes Zeugnis ab.“ Bereits im dritten Jahrhundert nach Christus sei die Region, die zur Provinz Gallia Belgica gehörte, von schweren Unruhen und Germanenstürmen heimgesucht worden. Auch in den folgenden Jahrhunderten habe es immer wieder Einfälle, Plünderungen und kriegerische Auseinandersetzungen gegeben. „Möglicherweise versuchte der Besitzer der Villa in diesen unruhigen Zeiten die kostbare Götterfigur vor Plünderern in Sicherheit zu bringen,“ mutmaßt Jung. „Daher Forschung & Transfer 07_067578unis_Inhalt:campus 24 17.12.2007 09:48 Seite 24 Die „erste“ Grippe-Pandemie und ihre Nebenwirkungen Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen anno 1580 Die Angst vor einer Grippe-Pandemie geht weiter um. Mancher hat vielleicht noch die sich explosionsartig vermehrenden roten Pfeile auf der Weltkarte in Erinnerung, die zeigten, wie schnell sich ein von Mensch zu Mensch übertragbarer Vogelgrippe-Virus von Flughafen zu Flughafen ausbreiten könnte. Weltweite Grippewellen sind aber kein Phänomen allein im Zeitalter des Flugzeugs. Bislang hatten Historiker von allen Seuchen nur die Pest näher erforscht. Die Geschichte der Grippe blieb weitgehend im Dunkeln. Der Saarbrücker Historiker Prof. Wolfgang Behringer weist nun erstmals mit neuen Quellen Grippe-Pandemien in der Frühen Neuzeit nach und zeigt, wie sehr sie die weltgeschichtlichen Ereignisse beeinflussten – oder sollte man besser sagen infizierten ... campus 3- 4/2007 „V ermeldter catharr hat in ganzer welt also überhand genommen...“ Man schreibt das Jahr 1580. Eine „newe“ schreckliche Krankheit breitet sich plötzlich und ohne Vorankündigung in rasender Geschwindigkeit aus: Von Osten her, aus Asien über Russland kommend, streckt das rätselhafte „epidemische Fieber“ europaweit Arm und Reich, Jung und Alt, Stark und Schwach binnen Tagen und Stunden nieder. Starke Kopf- und Gliederschmerzen plagen die Leidenden, hohes Fieber und schwerstes Krankheitsgefühl. Die Zeitgenossen, deren Erinnerung an immer wieder aufkeimende Pestepidemien frisch ist, wissen die Krankheit nicht einzuordnen, wähnen sich aber angesichts der schweren Symptome in höchster Gefahr. „Bei der mysteriösen Krankheit handelt es sich um eine GrippePandemie“, ist sich Wolfgang Behringer sicher. Der Professor für Geschichte der Frühen Neuzeit hat umfangreiche, teils neu erschlossene zeitgenössische Quellen ausgewertet, darunter die europaweit geführte Korrespondenz des Hans Fugger (1531 – 1598) und die Briefe und Tagebücher des kaiserlichen Botschafters in Spanien Hans Khevenhüller (1538 – 1606). Auch vor dem 16ten Jahrhundert, vermutet Behringer, habe es GrippeEpidemien gegeben, die dünne Quellenlage aber lasse sichere Diagnosen etwa für das Mittelalter nicht zu. In der Frühen Neuzeit von 1500 bis 1800 aber fand er zahlreiche Belege für Grippe-Wellen, darunter auch viele Pandemien. „Im Schnitt gab es drei bis sechs weltweite Grippe-Ausbrüche pro Professor Dr. Wolfgang Behringer Jahrhundert“, schätzt er. „Die Grippe mit ihren diffusen Symptomen wurde dabei regelmäßig als neue, unbekannte Krankheit wahrgenommen; das plötzliche hohe Fieber und die enorme Schwäche jagte den Menschen großen Schrecken ein“, so Behringer. Für die Pandemie von 1580 fand Behringer Belege in Italien, Spanien und Portugal. In Deutschland hielt sich die Grippe etwa drei Monate, beginnend ab Mitte Juli; sie fand ihren Höhepunkt im September. „In Deutschland, Böhmen und England litten die Erkrankten mitunter schwer, aber die Sterblichkeit war nicht so hoch wie etwa in Spanien. Vor allem alte Menschen, Schwangere und Kinder fielen der Seuche zum Opfer“, so Behringer. So schrieb der kaiserliche Botschafter in Spanien Hans Khevenhüller: „... die der generalcatharr aber schwach angetroffen, hat er hindurch gericht und sein zue Madrid daran in wenigen tagen also auch durch ganz Hispanien vil tausend person gestorben“. Der kräftige, robuste Mann, der zwischen Wien und Madrid hin und her Hans Fugger (1531 - 1598) ritt, lag selbst „wie tot“ und war noch lange geschwächt. Er verfiel in so tiefe Melancholie „das ich mich fast in ain jar desselben nicht völlig hab erholen kinn“. Mehrere junge, zuvor gesunde Bedienstete seines Haushalts starben. „Steck-Katarrh“, „Schafhusten“, „Lungensucht“ oder „Spanischer Fips“ – so nannten die Zeitgenossen die Seuche, deren Folgen, so Behringer, bis in die Weltpolitik reichen. „Die Bedeutung der Grippe-Pandemien für die historischen Abläufe wurde bislang unterschätzt“, so sein Fazit. Die Welt hielt den Atem an In Spanien erfasste die Krankheit Philipp II. Der spanische König, auf dem Zenith seiner Macht, hatte soeben sein Heer in einen Feldzug Richtung Portugal geführt, mit dem Ziel, das Land und seine Stützpunkte in Afrika, Indien, China und Brasilien zu annektieren und so sein Imperium zum größten je existierenden Weltreich auszubauen. Noch innerhalb der Grenzen Spaniens empfing Philipp die letzte Ölung; seine junge Ehefrau, die schwangere Maria Anna von Österreich, die eigens anreiste, um ihn zu pflegen, starb. Die Epidemie, die das spanische Heer ebenso befiel wie das portugiesische, schien den Krieg zu beenden, ehe er begann. „Der Tod des katholischen Philipp II. hätte die Weltgeschichte fundamental verändert; das spanische Weltreich, die Supermacht der Zeit, drohte mangels Thronfolger auseinander zu brechen wie einst das Reich Alexanders des 14:50 Seite 25 Anna von Österreich, 1580 verstorben an der Grippe Hans Khevenhüller (1538 - 1606) Großen. Philipps Macht war das Rückgrat der Gegenreformation“, erläutert Behringer. „Die Situation hatte das Potenzial, die Welt zu erschüttern; die Welt hielt den Atem an“, sagt er. Und die Unsicherheit zeige sich in den Quellen – auch in den Briefen von Hans Fugger in Augsburg und Khevenhüller in Madrid. Philipps Gegner schürten Verwirrung mit Falschmeldungen über seinen Tod. Aber der König erholte sich: Portugal wurde annektiert und Philipp II. zog siegreich in Lissabon, der neuen Hauptstadt seines Weltreichs, ein – und auch die Philippinen konnten ihren Namen erhalten. „Das spanische Weltreich, die habsburgische Dynastie und der Katholizismus waren gerettet“, fasst Behringer zusammen. „Welche Entwicklung hätte Lateinamerika genommen? Welchen Verlauf die Religionskriege in Frankreich? Gäbe es den Katholizismus in Deutschland und Österreich noch? Oder die katholische Kirche überhaupt? – Solche Fragen klingen nach virtueller Geschichte, aber Fugger und Khevenhüller haben sie sich gestellt“, konstatiert der Historiker. In Nürnberg wurde der für August 1580 geplante und aufwändig vorbereitete Reichstag erst verschoben, dann abgesagt. Ein einmaliger Vorgang, zumal sich die Kurfürsten und hohen Gesandten der großen Mächte samt riesigem Gefolge zum Teil bereits auf den mühevollen Anreise-Weg gemacht hatten; teils sogar schon eingetroffen waren. „Auf dem Nürnberger Tag sollten Fragen der großen Politik beraten werden, etwa das Verhältnis der Reichsfürsten zu den französischen Religionskriegen.“ In seiner Absage sieht Behringer unmittelbare Bezüge zur Grippe-Pandemie: „Hauptursächlich ist die schwere Erkrankung Kaiser Rudolf II. am Kaiserhof in Prag.“ Auch in Frankreich findet er Zeugnisse der Pandemie: Beide Fronten der Hugenotten-Kriege lagen darnieder; mit dem Frieden von Fleix wurden die Kämpfe unterbrochen. Zu den französischen Grippe-Kranken zählten auch Katharina von Medici und Heinrich III. Die Ärzte der Zeit waren angesichts der Massenerkrankung überfordert. Ein Grund liegt in den unspezifischen, von Fall zu Fall unterschiedlichen Krankheitszeichen, ein weiterer im Fehlen von Heilmitteln. „Der gebräuchliche Aderlass schwächte die Kranken zusätzlich“, so Behringer. Je weniger Ärzte hinzugezogen würden, desto weniger Fehler könnten gemacht werden, schreibt denn auch Hans Fugger. Seine persönliche Korrespondenz, die Behringer erschloss, erwies sich als besonders ergiebig. Der Kunsthändler, der die ausgefallenen Wünsche der bayerischen Herzöge erfüllte, stammte aus einem Seitenarm der weltberühmten Augsburger Kaufmannsfamilie. Er unterhielt ein dichtes Nachrichten-, Handelsund Beziehungsnetz, stand in damals seltenem ständigem Briefkontakt mit Agenten überall in Europa – nach Prag zum Kaiserhof, nach Speyer, Italien, den Niederlanden ... Seine Briefwechsel spiegeln die Auswirkungen der Pandemie auf die historischen Ereignisse, die der Adlige mit Interesse verfolgte und diskutierte. Und: Dank seines Brief kontaktes mit Botschafter Khevenhüller hat sich auch überliefert, was die Menschen von damals den heutigen sehr vertraut werden lässt: „Fugger wie Khevenhüller sind während ihrer Krankheit ganz schön am Jammern“, schmunzelt Behringer. CE Wolfgang Behringers Buch zur Kulturgeschichte des Klimas stand auf Platz vier der Liste der „Sachbücher des Monats November“ von Süddeutscher Zeitung, NDR, BuchJournal und Börsenblatt. (zum Thema: campus 4/2006, Seite 14) Wolfgang Behringer: Kulturgeschichte des Klimas. Von der Eiszeit bis zur globalen Erwär mung. Verlag C.H.Beck, 352 Seiten, 22,90 Euro. Forschung & Transfer 18.12.2007 25 campus 3- 4/2007 07_067578unis_Inhaltn:campus Forschung & Transfer 07_067578unis_Inhalt:campus 26 17.12.2007 09:48 Seite 26 Namen: Mehr als Schall und Rauch In der Saarbrücker Zeitung gibt es allwöchentlich eine Rubrik, die gerade zur Welt gekommenen saarländischen Babys gewidmet ist. Was an dieser modernen Form der Geburtsanzeige sogleich auffällt sind die aparten und exotischen Vornamen der neuen Erdenbürger. Ob diese nun trendige Bindestrichnamen wie Emily-Joanne, Mara-Jolie und Luca-Justin tragen oder prägnant und nicht weniger trendy Nele, Fynn und Leon heißen, meist steckt der elterliche Wunsch dahinter, dass ein ganz besonderes Baby auch einen ganz besonderen Namen erhalten soll. Dabei spielt die Bedeutung eines Namens fast überhaupt keine Rolle. Sowohl Namengebenden als auch -tragenden ist sie oftmals unbekannt oder einfach egal. Trotzdem sind Eltern derzeit bei der Namenwahl ihrer Kinder so bedacht und kreativ wie niemals zuvor. D er Saarbrücker Germanist Prof. Wolfgang Haubrichs, Experte auf dem Gebiet der Onomastik (Namenforschung), erläutert: „Heute sind Wohlklang und Harmonie des Vornamens mit dem Familiennamen die wichtigsten Motivationen werdender Mütter und Väter“. Generell gilt: Je mehr Vokale ein Vorname enthält, desto wohlklingender ist er. Emilian etwa klingt erhaben und poetisch, jedoch dürfte es den meisten Eltern einerlei sein, dass sich der Name von einem bedeutenden römischen Patriziergeschlecht ableitet und soviel wie „der Eifrige“ bedeutet. Besonders was die Harmonie von Vor- und Nachname angeht, wird in Zeiten des VornamenExotismus deutschen Eltern manchmal viel Sensibilität abverlangt. Die beiden Glieder sollten eben irgendwie zueinander passen. Es leuchtet daher ein, dass Kombinationen wie Desdemona Stümpfle oder Luna-Marie Fleischhauer den Heranwachsenden nicht gerade zum Vorteil gereichen. campus 3- 4/2007 Namen sind wie Bienen im Bernstein Prof. Dr. Wolfgang Haubrichs ist seit 1977 Professor für Mediävistik und Ältere Deutsche Philologie an der Universität des Saarlandes. Im Mittelpunkt seiner Forschungen stehen neben dem Thema Onomastik und Akkulturation, welches er im Rahmen eines DFGProjektes (SPP) untersucht, unter anderem Siedlungs- und Flurnamen des Saar-Mosel-Raumes, die historische Semantik des Straßen- und Wegewortschatzes sowie die Erstellung eines Wörterbuchs der Deutschen Winzersprache. Prof. Haubrichs macht deutlich: „In keinem anderen Land gibt es so viele ausländische Namen wie in Deutschland.“ Verantwortlich dafür sei natürlich das Trauma der NS-Zeit und damit das schwierige Verhältnis der Deutschen zu ihrer Geschichte. So wurde die Dominanz von Vornamen christlicher und germanischer Herkunft, die bis auf das frühe Mittelalter zurückgeht, nach dem Zweiten Weltkrieg abgelöst von vor allem hebräischen, italienischen, französischen und angloamerikanischen Einflüssen. Von letzteren legen all die Peggys, Mandys und Cindys besonders in der ehemaligen DDR ein beredtes Zeugnis ab. Eine solche Akkulturation, also Begegnung verschiedener Kulturen, beobachtet die Onomastik auch in spätantiker und frühmittelalterlicher Zeit. Haubrichs und seine Kollegen arbeiten gerade an dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) seit 2005 geförderten Projekt Onomastik und Akkulturation. Es geht von den Begegnungen der römischen Zivilisation und des Christentums mit den germanischen Gesellschaften im 4. bis 8. Jahrhundert aus. Haubrichs will das bislang ungeklärte Phänomen ergründen, warum sich im Bereich der Namengebung die germanische Tradition durchsetzen konnte, während in den meisten anderen kulturellen Bereichen sich römische und christliche Traditionen etablierten. Die Vorstellung eines Vor- und Familiennamens existierte in germanischer Zeit nicht. Es herrschte das Prinzip der Einnamigkeit, und es gab lediglich Rufnamen. Trotzdem ist auch bei diesen eine zweigliedrige Struktur erkennbar. Sieg-fried, Ger-hart (ger = Speer) oder Gund-olf (Kampfwolf) verweisen als kriegerische Namen auf die unmittelbare Lebenswelt der germanischen Völker. „Dagegen“, erklärt Haubrichs, „kann das römische Namensystem der Spätantike als Innovation gegenüber der bei den indogermanischen Sprachen üblichen Einnamigkeit angesehen werden.“ Die römische Namengebung, der so genannten tria nomina, bestand aus drei Komponenten: einem Vornamen (praenomen), einem Familiennamen (nomen gentile) und einem individuellen Beinamen (cognomen). Publius Ovidius Naso etwa hieß Publius, gehörte der Familie der Ovidii an und trug ob seiner großen Nase das Cognomen Naso, welches in einer späteren Phase der Republik erblich wurde. Der römische Beiname kann als Vorläufer unseres modernen Familiennamens angesehen werden. Es gibt unzählige solcher Übernamen, die ursprünglich auf körperliche Eigenheiten eines Menschen anspielten, wie beispielsweise in Deutschland der auffallend Schlanke Schmeling und der Lockige Krause hieß. Da das römische Namensystem infolge Recht und Vererbung immer komplexer wurde und regelrechte Namenungetüme von bis zu 40 Gliedern entstanden, ersetzten die Cognomina allmählich Prä- und Gentilnamen, und das System wurde gleichfalls einnamig. 17.12.2007 14:49 Seite 27 Forschung & Transfer 07_067578unis_Inhalt:campus 27 Die germanischen sowie die römischen Namensysteme sind zwar in den Grundlagen erforscht, jedoch fehlen Studien speziell zur Begegnung beider. Hier knüpft Prof. Haubrichs mit seinem Forschungsprojekt an. Er nennt Beispiele für eigentümliche Mischformen, die aus der Akkulturation entstehen. So werden germanische Namen wie Theoderich („Volksherrscher“) zu einem romanischen Theodorico. Oder ein Name, der ganz und gar romanisch klingt wie Dulcialdo entspringt ebenfalls der Begegnung von Latein (dulcis = lieblich) und Ger manisch (walda = herrschen, walten). Für die Folgezeit nennt Prof. Haubrichs den Namenschwund und die daraus resultierende Bezeichnungsnot als Grund für die Entwicklung zur Zweinamigkeit mit Vor- und Familiennamen. Die Konzentration von immer mehr Menschen auf immer engerem Raum im Zuge der mittelalterlichen Stadtentwicklung und die damit einhergehende schriftliche Verwaltung machten solche zusätzlichen Differenzierungen in der Namengebung unerlässlich. Im 12. Jahrhundert, der Hoch-Zeit des Glaubens, als dieser entscheidendste Einschnitt unserer Namengeschichte stattfand, hatten vor allem Heiligennamen Konjunktur. Heute beobachten wir einen ähnlichen Trend – nur dass die Kinder heute nicht mehr Benedikt, Elisabeth oder Antonius, sondern Angelina (Jolie), Justin oder gar Beyoncé heißen. „Promis und Stars sind heute die neuen Heiligen“, merkt der Saarbrücker Sprachforscher an. Haubrichs hat sich nicht nur eingehend mit Personennamen (Anthroponymen), sondern auch mit Ortsnamen (Toponymen) des Saar-MoselRaums und des Rheinlandes auseinandergesetzt. An beiden demonstriert er seine Auffassung, dass Namen wie Bienen im Bernstein sind. Namen konser vieren längst ausgestorbene Bezeichnungen und verraten einiges über die Geschichte des Landes und der Sprache. Wir vergessen oft, wenn Eigennamen fremd und merkwürdig vor uns stehen, dass sie einmal eine Bedeutung hatten, die sich unmittelbar erschloss. Zum Beispiel leben längst ausgestorbene Berufe in manchen Familiennamen weiter. Haubrichs erwähnt etwa den Namen Gelzleichter, was im Südwesten Deutschlands den Beruf des (Schweine-)Kastrators bezeichnete. Mitnichten also sind Namen „Schall und Rauch“, wie das Goethes Faust nahelegt. Es ist im Übrigen überliefert, dass der Dichterfürst selbst beunruhigt war, dass der auch für seine Sprachforschung bekannte Philosoph Johann Gottfried Herder dem Namen Goethes auf den Grund zu gehen versuchte und dabei offen ließ, ob dieser „von den Goten oder vom Kote“ stammte. Namen haben etwas mit der Identität einer Person zu tun. Haubrichs hierzu: „Das ist der Rumpelstilzchen-Effekt: Wer den Namen einer Person kennt, hat Macht über sie“. Auch werdende Eltern sollten sich ihrer Macht bei der Namengebung bewusst sein. Schmunzelnd nennt Haubrichs das Beispiel eines amerikanischen Arztes, der seine beiden Kinder Gastritis und Meningitis nannte, nicht etwa aus Boshaftigkeit, nein, einzig aus medizinischer Begeisterung. Zum Glück sind die Namengesetze in Deutschland strenger. Ruven Karr campus 3- 4/2007 Goldener Siegelring des langobardischen Amtsträgers ANSVALDO aus dem Italien des siebten Jahrhunderts. Sein Name zeigt romanische wie germanische Eigenheiten und weist damit auf die kommende Verschmelzung von Langobarden und Romanen zu Italienern hin. Forschung & Transfer 07_067578unis_Inhalt:campus 17.12.2007 09:48 Seite 28 Schwarmkultur des Bodenbakteriums Sorangium cellulosum und die von diesem Stamm gebildeten Naturstoffe. Abbildung: K. Gerth Natürliche Quelle für Medikamente erschlossen 28 Seit Jahren werden in der Medizin Wirkstoffe eingesetzt, die auf natürlichem Wege von Mikroorganismen gebildet werden: die so genannten Naturstoffe. Das Verständnis der genetischen Grundlagen der Naturstoffbildung soll dazu beitragen, neue Wirkstoffe zu entdecken und neue Medikamente zu entwickeln. Einer Forschergruppe um den Saarbrücker Biotechnologen Prof. Rolf Müller ist es nun gelungen, das Erbgut eines bakteriellen Naturstoffproduzenten zu entschlüsseln. Das Forschungsergebnis wurde in der Fachzeitschrift Nature Biotechnology veröffentlicht. campus 3- 4/2007 „D as Bodenbakterium Sorangium cellulosum“, erklärt Rolf Müller, „produziert eine Vielzahl von Wirkstoffen, die in der Medizin, der pharmazeutischen Industrie, aber auch in der Agrochemie Verwendung finden können. Dazu gehören etwa die Epothilone, die vor wenigen Wochen in den USA als Medikamente zugelassen wurden und denen hohes Potenzial für die Krebstherapie zugetraut wird.“ Unter Federführung des Saarbrücker Professors für Pharmazeutische Biotechnologie hat ein bundesdeutsches Forschungskonsor tium die Erbsubstanz des vielseitigen Naturstoffproduzenten entschlüsselt. „Da wir nun die Erbinformation kennen, können wir sehr viel gezielter nach neuen Wirkstoffen suchen und ihre Produktion verbessern“, so der Biotechnologe. Das Forschungsprojekt wurde im Rahmen des bundesweiten Genomforschungsnetzwerks in Zusammenarbeit mit der Universität Bielefeld und dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig durchgeführt. Insgesamt fanden die Wissenschaftler im Bakteriengenom fast 10 000 Gene, die die Grundlagen für die Produktion der Wirksubstanzen darstellen. Mit einer Rekordgröße von mehr als 13 Millionen Basenpaaren besitzt Sorangium cellulosum das größte Bakteriengenom, das bisher entschlüsselt wurde. Diese Anzahl von Genen übertrifft sogar die Gen-Ausstattung der Bäckerhefe, eines einfachen höheren Organismus, um das eineinhalbfache. Die Genomgröße, die etwa dem Vierfachen der Größe eines durchschnittlichen Bakteriengenoms entspricht, stellte eine enorme Heraus- forderung an das internationale Team dar, welches sich mit der Analyse der Gene beschäftigte. Bakterium mit Sozialkompetenz Neben seiner Fähigkeit zur vielseitigen Wirkstoffproduktion fällt das Bakterium mit dem klangvollen Namen durch eine weitere Besonderheit auf: Es zeigt gewissermaßen soziales Verhalten und ist zur Ausbildung multizellulärer Strukturen in der Lage, eine Eigenschaft, die aus grundlagenwissenschaftlicher Sicht von besonderem Interesse ist. Diese als „Fruchtkörper“ bezeichneten Formen dienen dem Überleben der Art bei Nahrungsmangel und erinnern an echte Fruchtkörper niederer Pilze. red 17.12.2007 09:48 Seite 29 Forschung & Transfer 07_067578unis_Inhalt:campus Müllers Forschung erneut ausgezeichnet Die Arbeitsgruppe von Prof. Rolf Müller hat neue Wege gefunden, um Wirkstoffe aus dem Mikroorganismus Myxococcus xanthus zu identifizieren und ihre Funktion zu ergründen. Das Bakterium hat sich in den letzten Jahren als wichtiger Produzent für pharmazeutische Substanzen bewährt. Für diese Arbeit wurde Müllers Arbeitskreis soeben mit dem Phoenix Pharmazie Wissenschaftspreis 2007 für Pharmazeutische Biologie ausgezeichnet, der von der Phoenix Pharmahandel AG & Co gestiftet wurde. Der Preis ist mit 10 000 Euro dotiert. 29 P rof. Müller untersuchte mit seiner Arbeitsgruppe Genomsequenzen von Mikroorganismen und stellte fest, dass sich nach der Analyse dieser Sequenzen neue Wirkstoffe gezielter aus den Mikroorganismen gewinnen lassen. So auch die so genannten DKxanthene, die, wie die Biotechnologen zeigen konnten, unter anderem für die Sporenbildung von entscheidender Bedeutung sind. Sporen werden vor allem von niederen Lebewesen wie Pilzen, Moosen, Farnen, Mikroorganismen und Bakterien gebildet. Sie dienen der ungeschlechtlichen Vermehrung, der Verbreitung, der Überdauerung oder mehreren dieser Zwecke gleichzeitig. Die Forschungsergebnisse hat Prof. Müller zusammen mit dem Apotheker Peter Meiser und Dr. Helge B. Bode in den Proceedings of the National Academy of Sciences der USA veröffentlicht. IU Die Welt von Prof. Rolf Müller sind Mikroorganismen. Seine Erforschung des Bakteriums Chondromyces crocatus war Titelthema von campus 3/03. Foto: dasbilderwerk/Rolf Müller Der Phoenix Pharmazie Wissenschaftspreis, der jedes Jahr vergeben wird, ging schon mehrfach an die Saar-Uni, so in die Arbeitsgruppen von Prof. Claus-Michael Lehr, Prof. Rolf Hartmann und Prof. Hans Becker. Das Team von Prof. Müller erhielt den Preis bereits zum zweiten Mal. Förderung für Biokatalyse DFG fördert Herz-Forschung D E ie Deutsche Bundesstiftung Umwelt fördert mit 370 000 Euro ein Forschungsprojekt, das im Rahmen des Forschungsverbundes ChemBioTec durchgeführt wird. Neuartige und umweltfreundliche Synthesen für spezielle Kohlenhydrate werden entwickelt, welche die pharmazeutische Industrie als Bausteine für die Herstellung von Medikamenten und Impfstoffen verwendet. Das Projekt wird von Prof. Friedrich Giffhorn, Lehrstuhl für Angewandte Mikrobiologie, koordiniert und zusammen mit dem im Starterzentrum der Universität angesiedelten Unternehmen toroma organics Ltd durchgeführt, das phar marelevante Kohlenhydrate herstellt und vermarktet. Um konkurrenzfähige Produkte mit umweltfreundlichen Methoden herzustellen, verfolgen die Wissenschaftler das Konzept der chemo-enzymatischen Synthese, das optimierte chemische und biokatalytische Reaktionsschritte so kombiniert, dass höhere Erträge erzielt und Abfallstoffe minimiert werden. Dabei kommen erstmals Enzyme zum Einsatz, die am Lehrstuhl von Prof. Giffhorn durch Protein-Engineering für technische Anwendungen bereits verbessert wurden und im Projekt an die biokatalytischen Erfordernisse angepasst werden. red ine neue Klinische Forschergruppe am Universitätsklinikum in Homburg untersucht die molekularen Hintergründe von gesunden und krankhaften Umbauprozessen im Herzmuskel. Signaltransduktion bei adaptiven und maladaptiven kardialen Remodeling-Prozessen heißt der Forschungsverbund, der im Juli den Zuschlag der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erhielt und über fünf Jahre mit insgesamt vier Millionen Euro gefördert wird. Die Leitung der Gruppe hat Privatdozent Dr. Ulrich Laufs, ihr Sprecher ist Prof. Michael Böhm (Direktor der Klinik für Innere Medizin III). Mit neuesten molekularbiologischen Methoden soll geklärt werden, wie die Herzmuskelverdickung, die Herzmuskelschwäche und Herzmuskelveränderungen im Herzvorhof entstehen. Chronische Herzinsuffizienz ist ein ständig wachsendes Gesundheitsproblem mit hoher Sterblichkeit: In Europa leiden über 6,5 Millionen Menschen an der Krankheit, bei der die Pumpleistung des Herzens nicht mehr ausreicht, um die Organe ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Ihre Mechanismen sind bislang nicht ausreichend geklärt und die therapeutischen Möglichkeiten begrenzt. GS campus 3- 4/2007 Kurz notiert 17.12.2007 09:48 Seite 30 Forschung & Transfer 07_067578unis_Inhalt:campus Durch einen Lichteffekt wird das Auffinden des besten Rezeptormoleküls für den Krebswirkstoff Camptothecin veranschaulicht. (A. Steffen, C. Thiele, S. Tietze, C. Strassnig, A. Kämper, T. Lengauer, G. Wenz and J. Apostolakis, Chemistry – A European Journal, 2007, 13, 6801 – 6809, copyright by Wiley-VCH) 30 Krebsmittel-Forschung Bioinformatiker und Chemiker der Universität des Saarlandes haben in einer gemeinsamen Forschungsarbeit eine Technik gefunden, welche die Wirkung des Krebsmittels Camptothecin optimieren kann. Die Ergebnisse der gemeinsamen Forschungsarbeit wurden in der aktuellen Ausgabe der angesehenen Fachzeitschrift Chemistry – A European Journal veröffentlicht – als Titelbeitrag. campus 3- 4/2007 C amptothecin ist ein Chemotherapeutikum, das früher in der Krebstherapie angewandt wurde. Es schaltet die veränderten Zellen aus, indem es ihre DNA zerstört. Allerdings sind seine chemischen Eigenschaften für ein Medikament nicht besonders günstig: In Wasser oder Körperflüssigkeit zersetzt sich das Camptothecin-Molekül, indem kleine Stücke abbrechen. So gelangt es nicht vollständig an den Krebsherd. Der Zerfall vermindert also die Wirksamkeit des Mittels. Camptothecin wurde vom Markt genommen. Weil man sich trotzdem viel von Camptothecin als zukünftigem Krebstherapeutikum verspricht, versuchten jetzt Bioinformatiker und Chemiker der Saar-Universität, das Camptothecin-Molekül zu stabilisieren. Die Idee bestand darin, Camptothecin mit einem Kohlenhydrat-Molekül – in diesem Falle Cyclodextrin – zu verbinden. Dieses sollte sich wie eine Schutzhülle um das Camptothecin legen, um ein Abbrechen von Teilen zu verhindern. Dafür baute der Bioinformatiker Andreas Steffen, Mitarbeiter des Arbeitskreises von Prof. Thomas Lengauer vom Max-Planck-Institut für Informatik, das Camptothecin-Molekül und seine synthetischen Rezeptoren zunächst in einer Computersimulation nach. Um das Wirkstoff-Molekül zu stabilisieren, setzte er es in das Cyclodextrin-Molekül hinein. In der Computersimulation legte sich das Cyclodextrin tatsächlich wie eine schützende Hülle um das Camptothecin-Molekül. Nun überprüften die Wissenschaftler, ob das, was am PC funktionierte, auch der Praxis standhalten würde: Mitarbeiter des Arbeitskreises Organische Makromolekulare Chemie von Prof. Gerhard Wenz synthetisierten verschiedene Derivate des Cyclodextrins im Labor und untersuchten deren Wirkung. Und tatsächlich: Camptothecin verband sich wie in der Computersimulation problemlos mit dem Wirtmolekül Cyclodextrin. Theoretisch kann es jetzt schneller und direkter zu den Krebszellen gelangen, ohne dabei gesunde Zellen zu zerstören – eine Nebenwirkung, die im Allgemeinen bei der Chemo-Krebstherapie ein gravierendes Problem darstellt. Allerdings fehlen für diese Annahme noch Tests an lebenden Zellen. Bis zu einem auf Camptothecin fußenden neuen Medikament ist es noch ein weiter Weg. Die Wissenschaftler werten ihren Erfolg daher als einen wichtigen Schritt der Grundlagenforschung: „Das Ergebnis kann dazu dienen, aus dem alten, schlechten Wirkstoff ein gutes Chemotherapeutikum zu machen“, so Chemieprofessor Wenz. IU HumboldtStipendiat D er Chemiker Dr. Yaseen Al-Soud ist seit dem 1. August als Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung am Lehrstuhl für Phar mazeutische und Medizinische Chemie von Prof. Rolf Hartmann tätig. Der Gastwissenschaftler, der in Jordanien zu Hause ist, promovierte bereits vor zehn Jahren in Deutschland. Als Spezialist auf dem Gebiet der Triazole arbeitet er in einem Forschungsprojekt an der Entwicklung neuartiger potenzieller Medikamente zur Behandlung von Herzerkrankungen. GS Dr. Yaseen Al-Soud 07_067578unis_Inhalt:campus 17.12.2007 14:52 Seite 31 An einem neuen therapeutischen Ansatz gegen Lungenkrebs arbeiten Saarbrücker Pharmazeuten gemeinsam mit Pharmakologen aus Stuttgart. Die Deutsche Krebshilfe fördert das Vorhaben mit mehr als einer halben Million Euro. L ungenkrebs ist bei Krebspatienten in Europa die häufigste Todesursache. Fast 20 Prozent aller Krebstodesfälle gehen laut einer aktuellen Studie des Internationalen Krebsforschungszentrums auf das Konto des Bronchialkarzinoms. Saarbrücker und Stuttgarter Wissenschaftler setzen dem Lungenkrebs eine neue Strategie entgegen. „Wir Prof. Clauskombinieren zwei Michael Lehr Therapieansätze. Ein neuartiger Wirkstoff, der verhindert, dass der Tumor weiterwächst, wird auf direktem Weg in die Krebszelle geschleust“, erläutert Prof. Claus-Michael Lehr, der an der Saar-Universität Biopharmazie und Pharmazeutische Technologie lehrt. Ausgangspunkt für den neuen Wirkstoff ist das Enzym Telomerase. Bislang ist es als Tumor marker bekannt: Lässt es sich im Körper nach- weisen, deutet dies auf einen Tumor hin. Interessant für die Forscher ist die Telomerase aber aufgrund einer Eigenschaft, die ihr den Beinamen Unsterblichkeitsenzym eingebracht hat. „Sie ist entscheidend dafür verantwortlich, dass sich Krebszellen unkontrolliert vermehren“, so Prof. Lehr. Die Wissenschaftler bremsen die Telomerase aus und hemmen so das unkontrollierte Krebswachstum. Verschiedene Telomerase-Hemmer wurden bereits entwickelt und getestet. Entscheidend ist nun, dass sie exakt dorthin gelangen, wo sie wirken sollen: in die Krebszelle. Bei diesem Transportproblem sind die Saarbrücker Pharmazeuten um Professor Lehr gefragt. Arzneistoffe über die körpereigenen Barrieren wie Lungen- oder Darmschleimhaut zuzustellen, ist einer ihrer Forschungsschwerpunkte. „Wir verpacken die wirksamsten der Wachstumshemmer in Nanopartikel, die durch die Zellwand direkt zum Zell- Forschung & Transfer Nano-Kurier liefert neuen Wirkstoff in die Lungenkrebs-Zelle 31 Foto: dpa kern wandern“, erklärt Prof. Lehr. Zusammen mit Dr. Ulrich Schäfer arbeitet er daran, den Nano-Kurierdienst zu optimieren. So soll der Wirkstoff mitsamt seinem Nano-Transporter inhaliert werden können, was eine lokale und nebenwirkungsarme Therapie ermöglichen soll. Die am Projekt beteiligten Forscher vom Stuttgarter Institut für Klinische Pharmakologie der Robert Bosch Stiftung und der Lungenfachklinik Schillerhöhe bauen aus operativ entfernten Lungentumoren eine Zellkulturbank auf, anhand derer überprüft wird, ob die Tumoren auf die Telomerase-Hemmer ansprechen. CE 1,77 Millionen Euro investiert das Bundesf o r s ch u n g s m i n i s terium für die nächsten drei Jahren in ein gemeinsames Projekt von Saar-Uni und Universität Frank- Dr. Matthias Engel furt. Mit ihren neuen Strategien gegen Diabetes und Krebs konnten sich der Saarbrücker Chemiker Dr. Matthias Engel und der Frankfurter Biochemiker Dr. Ricardo Biondi beim Exist GO-Bio-Wettbewerb durchsetzen. GOBio fördert Spitzenforscher in den Biowissenschaften und der Pharmazie, die eine innovative Idee zu einem marktfähigen Medikament weiter entwickeln. Engel und Biondi haben die Entwicklung neuer Wirkstoffe gegen Krebs und Diabetes bereits in den letzten Jahren erfolgreich vorangetrieben. Die Arbeitsgruppe von Dr. Engel synthetisiert und optimiert am Saarbrücker Lehrstuhl für Pharmazeutische und Medizinische Chemie von Prof. Rolf Hartmann die poten- ziellen Arzneistoffe. Die strukturbiologischen und biochemischen Arbeiten leitet Dr. Biondi. Mit dem Fördergeld des Bundesforschungsministeriums wollen die Wissenschaftler die neuen Arzneistoffe weiterentwickeln und ihre Wirksamkeit nachweisen. Bei der diesjährigen GO-Bio Ausschreibung waren insgesamt 85 Forschungsprojekte eingereicht und von Gutachtern aus Wissenschaft und Biotech-Unternehmen bewertet worden. Lediglich sieben Projekte wurden für eine Förderung ausgewählt. GS campus 3- 4/2007 Millionen-Förderung für neue Mittel gegen Krebs und Diabetes 17.12.2007 09:49 Seite 32 Forschung & Transfer 07_067578unis_Inhalt:campus 32 Zwei, die sich gut riechen können – in der Forschung und privat: Prof. Dr. Trese Leinders-Zufall und ihr Mann, Prof. Dr. Frank Zufall. Foto: Rüdiger Koop gehend unbekannt. Diese Mechanismen aufzuklären, ist das Ziel von Professor Leinders-Zufall. Sie erforscht unter anderem auch Sexual-Duftstoffe: Dabei geht es einerseits um die Lockstoffe selber, die aus Ketten von Aminosäuren bestehen und von den Duft-Rezeptoren der Nase „aufgefangen“ werden. Andererseits untersuchen die Wissenschaftler den neuronalen Mechanismus im Gehirn, der meldet, ob ein potenzieller Partner auf genetischer Ebene gut passt oder nicht. Trese Leinders-Zufall gibt ein Beispiel: „Wenn eine junge Frau einen Partner sucht, vermeidet sie meistens Männer, die nach dem Vater riechen.“ Besonders hoch im Kurs stünden Männer, die weder nach der eigenen Mutter noch nach dem Vater riechen. GS Immer der Nase nach Die Professorin Trese LeindersZufall übernimmt die erste Lichtenberg-Professur im Saarland: Auf dem Homburger Campus erforscht die Biologin Duftstoffe, die der Kommunikation zwischen Artgenossen, aber auch der Partnerfindung dienen. I campus 3- 4/2007 nsgesamt 5,6 Millionen Euro hat die VolkswagenStiftung in diesem Jahr für die Einrichtung von fünf Lichtenberg-Professuren an deutschen Universitäten bewilligt. Ihr Ziel ist es, international herausragende Wissenschaftler für innovative Lehr- und Forschungsfelder an deutschen Hochschulen zu gewinnen und ihnen Perspektiven zu bieten. Eine davon ging an Trese Leinders-Zufall. Die Professorin ist die erste Wissenschaftlerin, die im Saarland eine solche Professur übernimmt. Die gebürtige Niederländerin war zuletzt als Associate Professor an der University of Maryland, Baltimore, USA tätig. Mit der Lichtenberg-Professur ist sie ihrem Ehemann, Prof. Frank Zufall, an die Universität des Saarlandes gefolgt. Beide können so ihre gemeinsame wissenschaftliche Arbeit am Institut für Physiologie der Medizinischen Fakultät in Homburg fortsetzen und auch ihr Kind bestmöglich betreuen – ein gutes Beispiel, so genannten Dual-Career-Couples eine gemeinsame Zukunft zu eröffnen, ein Projekt, mit dem die Universität Spitzenforscher und -forscherinnen für sich gewinnen will. Trese Leinders-Zufall befasst sich seit diesem Wintersemester zusammen mit ihrem Mann, der den Lehrstuhl für Physiologie inne hat, mit Pheromonen, also Duftstoffen, die der Kommunikation zwischen Artgenossen dienen. Vor allem bei Säugetieren werden komplexe Verhaltensweisen wie Aggressionen, soziales Miteinander und auch die Partnerwahl durch Pheromone gesteuert. Durch welche Prozesse DuftSignale, die unter anderem aus Substanzen des Immunsystems bestehen können, das Hormonsystem genau beeinflussen, und wie die Rezeptormoleküle funktionieren, die die Pheromon-Signale empfangen, ist noch weit- Lichtenberg-Professuren I nnovation und der Blick über den eigenen Tellerrand sind wichtige Voraussetzungen für eine Lichtenberg-Professur – die ersten richtete die VolkswagenStiftung vor drei Jahren ein, heute sind bereits 17 an deutschen Hochschulen implementiert. Ausgewählt wurden die fünf neuen „Lichtenbergs“ in diesem Jahr aus insgesamt 22 Bewerbungen, das Fächerspektrum umfasste sowohl geistes- als auch naturwissenschaftliche Themen und die Medizin. Anton-von-Tröltsch-Preis 2007 P rivatdozent Dr. Andreas Naumann ist mit dem An ton-von-Tröl tsch-Preis 2007 ausgezeichnet worden. Der leitende Oberarzt der Klinik für Privatdozent Dr. Hals-Nasen-OhrenAndreas Naumann heilkunde des Uniklinikums nahm den mit 5000 Euro dotierten Preis auf der 78. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopfund Hals-Chirurgie in München entgegen. Dr. Naumann erhielt damit die höchste wissenschaftliche Auszeich- nung der Fachgesellschaft als Würdigung seiner Arbeiten zum Thema Morphologische, immunhistochemische und biomechanische Charakterisierung gezüchteter Knorpeltransplantate. Ein Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen und klinischen Arbeit ist die plastische und rekonstruktive Chirurgie mit Hilfe von Knorpeltransplantaten im Kopf-Halsbereich. Auf dem Gebiet der Ohrmuschelrekonstruktion mit porösem Polyethylen wurde Dr. Naumann bereits mit dem Medithek-Preis 2005 ausgezeichnet sowie zum Thema Tissue Engineering mit dem 2. Broicher-Preis 2006. GS 14:53 Seite 33 Ausgezeichnete Forschung am Universitätsklinikum Preise für Herzspezialisten Drei Nachwuchswissenschaftler der Klinik für Innere Medizin III – Kardiologie, Angiologie und internistische Intensivmedizin (Direktor: Professor Michael Böhm) haben Forschungspreise in Höhe von insgesamt 16 200 Euro erhalten. Dr. Christoph Maack wurde mit dem Franz-Maximilian-GroedelForschungspreis in Höhe von 5 000 Euro ausgezeichnet, den die MannDr. Christoph Maack heimer Kongressund Touristik GmbH gestiftet hat. Mit ihm werden Wissenschaftler geehrt, deren Arbeiten sich mit Fragen der Herz- und Kreislaufforschung beschäftigen. Chrisoph Maacks Forschungsschwerpunkt ist die Pathophysiologie und Therapie der chronischen Herzinsuffizienz, der Pumpschwäche des Herzens. Seine Arbeitsgruppe untersucht im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Emmy Noether-Programms, ob bei chronischer Herzinsuffizienz der Kalzium-NatriumAustausch gestört ist. In diesem Zusammenhang gehen die Wissenschaftler der Frage nach, ob zuviel Natrium einerseits zu einem energetischen Defizit und andererseits zur vermehrten Produktion von freien Sauerstoffradikalen führt. Letzteren kommt eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Herzinsuffizienz zu. Der Verein der Freunde des Universitätsklinikums hat fünf Homburger Forschungsprojekte mit Förderpreisen ausgezeichnet. Je 5 000 Euro für zukunftsweisende Forschung erhielten (v.l.): Dr. Yang Liu, Privatdozent Dr. Urban W. Geisthoff gemeinsam mit Michaela Amon, Dr. Silke Wemmert, Dipl. Biologin Kristina Heyne und Jan E. Slotta. Foto: Kappler Privatdozent Dr. Ulrich Laufs erhielt gemeinsam mit Prof. Stefan Blankenberg von der Johannes Gutenberg-Uni versität Mainz den AlbertPrivatdozent Dr. Ulrich Laufs F r a e n k e l - P r e i s, gestiftet von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie/Herz- und Kreislaufforschung e.V. in Höhe von 5 200 Euro. Der Preis wird an Wissenschaftler verliehen, die sich durch Publikationen auf dem Gebiet der Kreislaufforschung qualifiziert haben. Ulrich Laufs, der seit Oktober 2000 an der Klinik für Innere Medizin III tätig ist und 2004 seine Habilitation abgeschlossen hat, betreut klinische Studien zum Fettstoffwechsel, zur Herzinsuffizienz und zur koronaren Herzkrankheit. Er leitet eine experimentelle Arbeitsgruppe, die sich mit den molekularen Zusammenhängen von Gefäßwandveränderungen und -entzündungen befasst sowie mit den Mechanismen, die für eine Verschlechterung der Herzpumpfunktion verantwortlich sind. Darüber hinaus untersuchen die Mediziner die Blut- und Sauerstoffunterversorgung im Gehirn aufgrund der Pumpschwäche des Herzens. Dr. Oliver Adam erhielt den Woldemar-MobitzForschungspreis, gestiftet von der MEDA Pharma GmbH & Co. KG in Höhe von 6 000 Dr. Oliver Adam Euro. Der Preis ehrt theoretisch und klinisch tätige Wissenschaftler, die sich mit Fragen der Rhythmologie des Herzens beschäftigen. Oliver Adam erforscht das Vorhofflimmern, die häufigste Herzrhythmusstörung, die mehr als fünf Prozent der über 65-jährigen betrifft, und ein Risiko für Schlaganfall und Sterblichkeit darstellt. Welche molekularen Mechanismen an der Entstehung von Vorhofflimmern beteiligt sind, ist noch nicht bekannt. Eine zentrale Rolle scheinen freie Sauerstoffradikale zu spielen. Für deren Freisetzung ist das Enzym NADPH-Oxidase von entscheidender Bedeutung, das in glatten Gefäßmuskelzellen und im Herzmuskel vorkommt. Die Hemmung von NADPH-Oxidase, die durch ein bestimmtes Signalprotein (Rac1-GTPase) vermittelt wird, könnte ein neues Ziel zur Prävention von Vorhofflimmern sein. Forschung & Transfer 17.12.2007 33 campus 3- 4/2007 07_067578unis_Inhalt:campus 17.12.2007 15:10 Seite 34 Forschung & Transfer 07_067578unis_Inhaltn:campus 34 Foto: dasbilderwerk Pfreundschuhs Expertenrat weltweit gefragt Prof. Michael Pfreundschuh zählt international zu den führenden Lymphom-Experten. Seine Studiengruppe zu Non-Hodgkin-Lymphomen gilt als beste weltweit; die Therapieergebnisse und Heilungsraten sind unübertroffen hoch. Jetzt wurde der renommierte Arzt und Wissenschaftler in zwei internationale Gremien berufen: in die Klinischen Beratungskomitees der Welt-Gesundheitsorganisation WHO zur Klassifikation maligner Lymphome (Lymphdrüsenkrebs) und des amerikanischen Netzwerkes für klinische Studien bei Blut- und Knochenmark transplantationen. I campus 3- 4/2007 n beide internationalen Beratungskomitees wird Prof. Pfreundschuh seine Erfahrungen in der Lymphomforschung und -therapie sowie in der Leitung multizentrischer Studien einbringen. Um Studien dieser Größenordnung zu ermöglichen, wurde das amerikanische Netzwerk für Klinische Studien bei Blut- und Knochenmarktransplantationen im Jahr 2001 gegründet. Fragen der Stammzelltransplantation stehen hier im Mittelpunkt. Die Studien sollen dazu beitragen, die besten Behandlungsverfahren weiter zu optimieren. Unter Pfreundschuhs Leitung wurde 1993 die Deutsche Studiengruppe für Hochmaligne Non-Hodgkin-Lymphome (DSHNHL) gegründet, die von der Deutschen Krebshilfe gefördert wird. Sie hat sich als weltweit am stärksten Schwerpunkt der Klinik für Innere Medizin I, die Pfreundschuh leitet, sind die Diagnostik und Therapie von Tumor- und Blut- sowie von immunologischen und rheumatologischen Erkrankungen. Speziell ausgestattete Stationen wie die Infektions- und Transplantationsstation und Ambulanzen etwa für ambulante Chemotherapie bieten hierfür ideale Voraussetzungen. Ärzte und Pflegekräfte der Klinik verfügen über langjährige Erfahrungen mit Chemotherapien, Knochenmark- und Stammzelltransplantationen. Durch die Leitung von und Teilnahme an großen internationalen Studien kann die Klinik eine dem neuesten internationalen Standard entsprechende Immun- und Chemotherapie anbieten; gleichzeitig wird so ein höchstes rekrutierende Studiengruppe auf dem Gebiet der aggressiven Lymphome etabliert. Ziel ist, die Therapieergebnisse bei aggressiven (früher: hochmalignen) Lymphomen zu verbessern. Heute kann Pfreundschuhs Studiengruppe weltweit die besten Therapieergebnisse bei aggressiven Lymphomen aufweisen und gilt hier international als eine der führenden Studiengruppen. Bei jüngeren Patienten mit günstiger Prognose liegen die Heilungsraten sogar bei 100 Prozent. Die Studien-Zentrale mit Studien-Sekretariat befindet sich auf dem Campus in Homburg. An den Studien nehmen über 400 Kliniken und niedergelassene Onkologen aus ganz Deutschland sowie Zentren aus der Schweiz, Skandinavien und Tschechien teil. red Maß an Qualitätskontrolle dieser Therapien gesichert. Es bestehen institutionalisierte Kooperationen mit weltweit führenden Zentren auf dem Gebiet der Krebsforschung. So ist die Innere Medizin I die einzige deutsche Universitätsklinik mit einer offiziellen Angliederung an das Ludwig Institute for Cancer Research. Als international anerkannte Institution auf dem Gebiet der Erforschung des Immunsystems bieten die Klinik und das angegliederte JoséCarreras-Zentrum für Immun- und Gentherapie unter Leitung von Prof. Pfreundschuh den Tumorpatienten und auch den Patienten mit immunologischen und rheumatologischen Erkrankungen den neuesten Standard an Diagnostik und Therapie. 14:57 Seite 35 Homburger Hochschulwoche Zur Eröffnung der 46. Hochschulwoche hat der Kardiologe Dr. Patrick Müller den mit 10 000 Euro dotierten Wissenschaftspreis der Stadt Homburg erhalten. Ein weiterer Höhepunkt der Hochschulwoche – sie ist eine Gemeinschaftsveranstaltung von Medizinischer Fakultät, Volkshochschule und Stadtverwaltung – war die „Lange Nacht der Wissenschaften“ auf dem Campus des Universitätsklinikums. V or fünf Jahren bereits hatte der Preisträger aus dem pfälzischen Grieß an der kardiologischen Universitätsklinik nachgewiesen, dass das menschliche Herz aus Stammzellen, die nicht dem Herzen entstammen, neue Herzmuskelzellen bilden kann. An Mäusen mit Bluthochdruck zeigte er aktuell, dass absterbende Herzgefäßzellen durch Stammzellen aus dem Knochenmark ersetzt werden. Je mehr Herzzellen aufgrund der Erkrankung zugrunde gehen, umso mehr Stammzellen wandern aus. Zusammen genommen bilden diese Erkenntnisse eine wesentliche Grundlage für neue Therapien zur Behandlung des Herzinfarktes und der Herzschwäche. Denn möglicherweise, so Müller, lassen sich die Stammzellproduktion und ihre Einwanderung in das geschädigte Herzgewebe medikamentös ankurbeln. Müllers Forschungsarbeit ist Teil einer aktuell in Homburg von der Deutschen Forschungsgemeinschaft eingerichteten klinischen Forschergruppe um Prof. Michael Böhm, die in den kommenden Jahren für die Untersuchung von Krankheitsprozessen am Herz 2,4 Millionen Euro an Drittmitteln erhält. Mit der erfolgreichen Einwerbung von Drittmitteln durch Homburger Medizin-Wissenschaftler zeigte sich bei der Hochschulwoche Dekan Michael Menger überaus zufrieden. „Auch für das kommende Jahr erwarten wir zusätzliche Schwerpunktförderungen“, sagte er im Homburger Forum. Diese seien ein geplanter Sonderforschungsbereich zusammen mit der Naturwissenschaftlichen Fakultät, insbesondere der Physik, eine transregionale Forschergruppe zu ribosomalen Liganden unter Leitung des Biochemikers Prof. Richard Zimmermann sowie ein Zentrum zur Erforschung von neuro- degenerativen Erkrankungen wie zum Beispiel Alzheimer. Auf die Beseitigung des derzeitigen Investitionsstaus hofft der Dekan sehnlichst. Zurzeit wird in der Chirurgie, der Urologie/ HNO und der Strahlentherapie gebaut. Geplant seien des Weiteren eine Klinik für Innere Medizin, ein Physiologisches Institut, ein Verfügungsgebäude mit Unterbringung der Zahnmedizin und ein Hörsaalgebäude. Wissenschafts- und Wirtschaftsminister Joachim Rippel stellte bei der Hochschulwoche die Realisierung der genannten Baumaßnahmen binnen der kommenden fünf Jahre in Aussicht. Hinsichtlich der Lehre sagte Menger, dass in Homburg derzeit rund 2 000 Studenten beheimatet seien. Auch dieses Jahr hätten sich 3 000 Abiturienten auf die 250 Studienplätze beworben. 202 Studierende hätten dieses Jahr ihr Staatsexamen abgelegt, 126 Ärzte ihre Doktorarbeit abgeschlossen, 19 Mediziner seien zu Privatdozenten ernannt worden. Die Förderung der akademischen Karriere von Frauen sollte künftig vorrangiges Ziel sein, denn nur die Hälfte der Ärztinnen promoviere und nur ein Viertel habilitiere sich. Rosemarie Kappler (v.l.) VHS-Leiter Willi Günther Haßdenteufel, Dekan Prof. Michael Menger, Bürgermeister Karlheinz Schöner und Minister Joachim Rippel beglückwünschen Dr. Patrick Müller (2. v.r.) zu seinem Forschungserfolg. Foto: Kappler Forschung & Transfer 18.12.2007 35 campus 3- 4/2007 07_067578unis_Inhaltn:campus Forschung & Transfer 07_067578unis_Inhalt:campus 36 17.12.2007 09:49 Neue Lasertechnik für Mikro-Architekturen Der Saarbrücker Materialforscher Prof. Frank Mücklich wurde mit dem diesjährigen Werner-KösterPreis der Deutschen Gesellschaft für Materialkunde ausgezeichnet, gemeinsam mit seinen Mitarbeitern Dr. Andrés Lasagni und Dr. Claus Daniel. Die Arbeitsgruppe erhielt den Preis für ihre Entwicklung der Laser-InterferenzMetallurgie, einer neuar tigen Lasertechnik zur Mikro- und Nanostrukturierung von Materialoberflächen. Der Werner-KösterPreis wird vom International Journal of Materials Research (Zeitschrift für Metallkunde) jährlich international ausgeschrieben. D ie Forschergruppe um Prof. Frank Mücklich konnte in zahlreichen Publikationen zeigen, dass durch die neu entwickelte Lasertechnik Mikro- und Nano-Architekturen erzeugt werden können, die in ihrer periodischen Geometrie und Präzision völlig neuartig sind. Sie weisen nicht nur überraschende und exakt steuerbare Reibungs- und Verschleißeigenschaften auf, sondern erlauben auch eine vielfältige physikalische, chemische und sogar biologische Oberflächen-Funktionalisierung. Dabei können sehr unterschiedliche Effekte genutzt werden. Die Umsetzung der Ideen der Saarbrücker Wissenschaftler wurde unmittelbar durch die großzügige Förderung campus 3- 4/2007 Seite 36 Rechts: Noppenstruktur mit in Nanoskala einstellbarem Höhenprofil, mit dem neue Kombinationen mechanisch-elektrischer Eigenschaften z.B. in Schaltkontaktsystemen möglich werden. Fotos: Lehrstuhl für Funktionswerkstoffe Mit der Werner-Köster-Medaille ausgezeichnet: Prof. Frank Mücklich (l.) und Dr. Andrés Lasagni (r.). In der Mitte: Dr. Frank Heinricht, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Materialkunde (Vorstand Heraeus AG). Foto: Deutsche Gesellschaft für Materialkunde im Rahmen des Alfried Krupp-Preises ermöglicht, den Prof. Mücklich – als erster Materialforscher – vor einigen Jahren erhielt. Die Arbeiten werden in ihren systematischen Grundlagen von der Volkswagenstiftung und der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. Daneben gibt es jedoch bereits verschiedene Firmenkooperationen, beispielsweise zur Erzeugung höchster Oberflächenstabilitäten elektromechanischer Schaltsysteme in der Elektroindustrie oder für das Design neuartiger Kondensatorfolien. Als Bestandteile der meisten elektrischen Systeme müssen diese eine möglichst große Oberfläche auf kleinstem Raum aufweisen, was mittels Laser-Interferenz-Metallurgie durch die Schaffung einer Tiefenstruk- tur erreicht werden kann. Im Rahmen der Firmenkooperationen entstanden bereits mehrere internationale Patentanmeldungen. Dr. Claus Daniel ist inzwischen als Assistant-Professor am Oak Ridge National Laboratory (USA) tätig, Dr. Andrés Lasagni erhielt 2007 das Feodor-Lynen-Stipendium der Alexandervon-Humboldt Stiftung; seit September dieses Jahres forscht er in Kooperation mit Prof. Mücklich am Laserzentrum in Ann Arbor (USA). GS Links: Beispiele für völlig neuartige Mikro/Nano-Strukturierungen, die mittels Laser-Interferenz-Metallurgie innerhalb von Nanosekunden großflächig erzeugt werden können: AluminiumNetzstruktur auf Eisensubstrat. Dr. Andrés Lasagni vom Lehrstuhl Funktionswerkstoffe von Prof. Frank Mücklich ist gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Dr. Fernando Lasagni (Universität Wien) für die Publikation zur Nanotomographie an Aluminiumwerkstoffen mit dem diesjährigen FritzGrasenick-Preis der Öster reichischen Gesellschaft für Elektronenmikroskopie ausgezeichnet worden. Dieser Preis wird jährlich für die beste Publikation von Nachwuchswissenschaftlern auf dem Gebiet der Elektronenmikroskopie vergeben. Die offizielle Preisverleihung fand am 23. November in Wien anlässlich der Jahreshauptversammlung der Gesellschaft statt. red Fritz-Grasenick-Preis 2007 für Saarbrücker Materialwissenschaftler 15:00 Seite 37 Das INM-Gebäude auf dem Campus Foto: dasbilderwerk 20 Jahre INM Die wichtigsten Zahlen des INM Jahresbudget Drittmittel Industrieprojekte Laborfläche Beschäftigte wiss. Personal Doktoranden Patente über 15 Mio € ca. 40 % über 400 12500 m2 ca. 180 ca. 100 ca. 30 über 130 Zum Jubiläum ein neuer Direktor und neue Forschervisionen Nano- und Biowissenschaften sind einer der profilbildenden Schwerpunkte der Universität des Saarlandes, und ein weltweit beachtetes Vorzeige-Institut auf diesem Gebiet ist das LeibnizInstitut für Neue Materialien (INM). Seine nunmehr zwanzigjährige Erfolgsgeschichte war im Oktober Anlass eines Festaktes, zu dem der neue wissenschaftliche Direktor Prof. Eduard Arzt, gleichfalls seit Oktober im Amt, Repräsentanten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik willkommen hieß. M inisterpräsident Peter Müller und Universitätspräsident Volker Linneweber würdigten die Bedeutung des Instituts für das Land und seine Universität. Müller und Linneweber erinnerten dabei auch an den Besuch von Bundespräsident Horst Köhler zu Beginn des Jahres: „Das Staats ober haupt Prof. Eduard Arzt hatte sich an der hier geleisteten Forschungs- und Entwicklungsarbeit so interessiert gezeigt, dass das gesamte Besuchsprogramm aus den Fugen geriet“ (Müller). Als Vorzeige-Institut im Kreis der Leibniz-Gemeinschaft bezeichnete auch deren Präsident Prof. Ernst Theodor Rietschel das INM. Die Glückwünsche von Bundesforschungsministerin Anette Schavan überbrachte Mi- nisterialdirigent Dr. Wolfgang Stöffler. Unter den Gästen waren auch der frühere Wissenschaftsminister Diether Breitenbach und der emeritierte Experimental-Physiker Stefan Hüfner. Beide hatten bei der Gründung eine wichtige Rolle gespielt. Den Hauptanteil daran aber hatte fraglos der frühere Saarbrücker Lehrstuhlinhaber für Material wissen schaften und Gründungsdirektor Prof. Herbert Gleiter. Der für seine bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebiet na- Prof. nokristalliner Ma- Herbert Gleiter terialien bekannte Wissenschaftler konnte für den Festvortrag gewonnen werden. Darin ging er auf die Ursprünge und die aktuellen Perspektiven der Nanoforschung ein – und auf die Wissenschaftler, die hier gefragt sind: „nicht jene, die die hundertste Arbeit zu einem schon weitgehend erschlossenen Gebiet schreiben, sondern die, die dem Denken eine neue Richtung geben.“ Alles deutet darauf hin, dass sich auch das INM genau in diesem Sinn weiterentwickeln wird: Sein neuer Dank ihrer nanoskaligen Strukturen an den Füßen können Geckos selbst an senkrechten Glaswänden laufen – Vergleichbares technisch zu entwickeln, gehört zu den Visionen der neuen INMLeitung. Foto: dpa Forschung & Transfer 18.12.2007 37 Direktor Arzt und Co-Direktor Prof. Michael Veith haben im Rahmen der Initiative „Offen für Außergewöhnliches“ der Volkswagenstiftung gerade ein Projekt bewilligt bekommen, das die Entwicklung klebstofffreier Verbindungstechniken zum Thema hat, und zwar nach dem so genannten GeckoPrinzip (der Gecko ist das größte Tier, das in der Lage ist, glatte Wände hochzugehen: Möglich macht’s die nanoskalige Feinstruktur seiner Füße, die schwache elektrostatische Anziehungskräfte zwischen Atomen erzeugt). Die Bandbreite möglicher neuer Produkte kann man sich nicht weit genug vorstellen: „vom wieder verwendbaren Klebeband bis hin zu ‚Gecko-Schuhen‘ für Roboter“, heißt es in der Pressemitteilung der Volkswagenstiftung (beteiligt sind an dem Projekt auch das Fraunhofer-Institut für Solare Energie-Systeme und die BASF AG in Ludwigshafen). – Auch hier an der UdS gibt es auf diesem spannenden Forschungsgebiet spannende Anknüpfungspunkte (siehe campus 1/2006, S. 20/21). ML campus 3- 4/2007 07_067578unis_Inhaltn:campus Forschung & Transfer 07_067578unis_Inhaltn:campus 38 18.12.2007 15:02 Seite 38 Aus Sicherheitslücken lernen Sicherheitslücken in Software sorgen für enorme Schäden. Nach einer FBI-Studie aus dem Jahr 2005 verursacht Computerkriminalität für die US-Wirtschaft einen jährlichen Verlust von 67 Milliarden Dollar. Forscher der Saar-Uni zeigen, wie man aus früheren Sicherheitslücken lernt und vorhersagt, wie verwundbar eine Software-Komponente ist. A lles beginnt mit einem Leck: In einem Programm wird eine Sicherheitslücke bekannt, durch die sich ungebetene Gäste Zugang verschaffen können. Das Leck wird in der Regel vom Programmanbieter gestopft, der möglichst schnell eine überarbeitete Version verbreiten muss. Diese Aktivitäten werden systematisch in großen Datenbanken aufgezeichnet. Forscher am Lehrstuhl für Softwaretechnik von Prof. Andreas Zeller haben diese Dr. Thomas Zimmermann Datenbanken genau analysiert. Es wurde bestimmt, wo die meisten Schwachstellen in Programmen sind und mit den Daten Graphiken erzeugt, die wie Landkarten aussehen. Je röter eine Komponente, desto verwundbarer ist sie. Die Abbildung ermöglicht, verwundbare Komponenten zu identifizieren und zu untersuchen. Die Infor matiker können sogar vorhersagen, wo die nächste Lücke auftreten wird: „Verwundbare Komponenten arbeiten mit ähnlichen Pro- Prof. Andreas Zeller grammteilen zusammen. Daher schauen wir uns diese an“, so Thomas Zimmer mann, der das Verfahren zusammen mit dem Doktoranden Stephan Neuhaus entwickelt hat. Oder, wie Projektleiter Prof. Zeller es formuliert: „Sage mir, mit wem du sprichst und ich sage dir, wie verwundbar du bist.“ Die Forscher untersuchten auch die WebBrowser Firefox und Mozilla. Für Mozilla hatten sie im Januar eine Liste von zehn Quellcode-Dateien erstellt, bei denen sie Sicherheitslücken vermuteten. Bei fünf der Dateien wurden tatsächlich Sicherheitslücken festgestellt – und behoben. Dieser Erfolg ließ die internationale Fachwelt aufhorchen. MEY Forschungspreis für Vorhersage von Fehlern B Softwaredetektive Foto: Iris Maurer Software zu entwickeln ist teuer. Dies verführt manche Programmierer dazu, fremde Software illegal in die eigenen Programme einzubauen. Softwaretechniker der Saar-Uni haben eine Methode entwickelt, diese Art von Softwarediebstahl nachzuweisen. campus 3- 4/2007 M oderne Software setzt sich aus vielen Bausteinen zusammen, was sie anfällig für Diebstahl macht: Programme, oder nur Teile davon, können leicht von einem Programmierer in die eigene Software eingefügt werden. Trotzdem ist eine solche Urheberrechtsverletzung äußerst schwierig nachzuweisen. Die neue Methode, die der Informatiker David Schuler (Mitte) am Lehrstuhl für Softwaretechnik von Prof. Zeller entwickelt hat, räumt Herstellern von Software bessere Chancen vor Gericht ein. Vermutet ein Hersteller einen Diebstahl, lässt er seine und die fremde Software mit Schulers Werkzeug API BIRTHMARK ausführen. Als Ergebnis kann er sehen, ob die Programme über- einstimmen. Ist die Übereinstimmung hoch, lässt das einen Diebstahl vermuten. Das Besondere an API BIRTHMARK ist, dass es das Verhalten, aber nicht die Form einer Software bewertet. Die Form lässt sich verschleiern, um einen Diebstahl zu vertuschen; Werkzeuge hierzu sind frei im Internet erhältlich. Wie ein Geburtsmerkmal (birthmark) ist das Verhalten eines Programms dagegen nur schwer zu verändern, ohne es zu zerstören. David Schuler und seine Co-Autoren Valentin Dallmeier (l.) und Christian Lindig (r.) haben gezeigt, dass die Geburtsmerkmale für JavaProgramme zuverlässig erkannt werden können und immun gegen die besten Verschleierungsmethoden sind. MEY ereits zum zweiten Mal ist das Team des Softwaretechnikers Prof. Andreas Zeller mit dem Sigsoft Award ausgezeichnet worden – nur ganz wenigen Forscherteams ist dies bisher gelungen. Nachdem Zellers Arbeitsgruppe schon 2002 den Preis erhalten hatte, wurde nun Dr. Thomas Zimmermann auf der Internationalen Software-Engineering Konferenz in Minneapolis (USA) geehrt. Von 335 wissenschaftlichen Beiträgen wurden 49 akzeptiert, nur vier davon ausgezeichnet. Zimmermann erhielt den Sigsoft Award für seinen Beitrag, wie aus der Fehlergeschichte eines Computerprogramms möglichst treffsicher vorhergesagt werden kann, wo künftig die meisten Fehler auftreten – und wo es sich lohnt, genauer zu prüfen. Durch seinen Ansatz lassen sich Fehler so präzise wie nie zuvor vorhersagen. Zimmermann hat zwischenzeitlich eine Professur in Calgary (Kanada) angenommen. Systematisch nach Fehlern in großen Computerprogrammen zu suchen, ist ein Schwerpunkt am Lehrstuhl von Prof. Zeller. GS 17.12.2007 09:50 Seite 39 Michael Backes ist Max-Planck-Fellow Professor Scheer neuer BITKOMPräsident P rof. Dr. Dr. h.c. mult. August-Wilhelm Scheer ist seit Juni Präsident des Bundesverbands Infor mationswirtFoto: IWi schaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM). Die Wahl erfolgte einstimmig im Rahmen der BITKOM-Jahrestagung. „Der BITKOM ist für mich die ideale Plattform, um den Informations- und Kommunikationstechnologie-Standort Deutschland weiter nach vorne zu bringen“, so Prof. Scheer. Einen Schwerpunkt seiner zweijährigen Amtszeit will er in der Bildungs- und Innovationspolitik setzen. Ziel sei es, den Mangel an Fachkräften zu lindern und neue Wachstumskräfte freizusetzen. Auf der Mitgliederversammlung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) Ende November wurde Scheer außerdem zu einem der drei neuen BDI-Vizepräsidenten gewählt. Scheer leitete von 1975 bis 2005 das Institut für Wirtschaftsinformatik (IWi) an der Saar-Universität. 1984 gründete er das internationale TecDAX-notierte Softwareund Beratungsunternehmen IDS Scheer AG, dessen Aufsichtsratsvorsitz er heute inne hat. Er ist Mitglied des Rats für Innovation und Wachstum, den Bundeskanzlerin Angela Merkel eingerichtet hat, und Innovationsbeauftragter des saarländischen Ministerpräsidenten. red D ie Max-Planck-Gesellschaft hat Michael Backes, Professor für Kryptographie und Sicherheit, zum Max-Planck-Fellow ernannt. Mit der Auszeichnung verbunden ist die Leitung einer Arbeitsgruppe am Max-Planck-Institut für Softwaresysteme für die nächsten Foto: dasbilderwerk fünf Jahre. Das Fellow-Programm soll die Zusammenarbeit zwischen Max-Planck-Instituten und Universitäten stärken. Der erst 29-jährige Backes stammt aus dem Saarland, hat von 1998 bis 2001 in Saarbrücken Informatik und Mathematik studiert und bereits ein Jahr später bei Prof. Birgit Pfitzmann und Prof. Harald Ganzinger im Bereich der Informationssicherheit und Kryptographie promoviert. Anschließend forschte er drei Jahre lang im IBM-Forschungslabor in Zürich. Seit 2005 ist Backes Professor an der Saar-Uni und hat zwischenzeitlich zwei Rufe – nach Karlsruhe und nach Waterloo (Kanada) – abgelehnt. Backes erforscht unter anderem, wie die Sicherheit bei der neuen RFID-Technologie gewährt werden kann und wie neuartige kryptographische Verfahren und Beweistechniken das Internet und die mobile Datenübertragung sicherer machen können. MEY Forschung & Transfer 07_067578unis_Inhalt:campus 39 Informatiker, Sozialwissenschaftler und Psychologen der Universität haben eine neuartige Software für Umfragen über das Internet entwickelt. S oftware für Befragungen via Internet gibt es eigentlich schon. Trotzdem entschieden sich Saarbrücker Wissenschaftler dafür, eine eigene Version zu entwickeln. Ihr neuer Ansatz: Erstmals werden die Anforderungen von Sozialwissenschaftlern und Psychologen direkt von Informatikern in die Software eingepflegt. Hierdurch entstand ein Umfragesystem, bei dem Befragungen maßgeschneidert und mit ganz unterschiedlichen Gestaltungsvarianten möglich werden. Schnell ausgewertet werden können die Daten zudem: Sie werden direkt in ein Statistikprogramm übertragen. Surway, so der Name des Programms, wird vom Centrum für Evaluation (CEval) bereits für eine Unter- suchung eingesetzt, bei der humanitäre Organisationen über den Aufbau ihres Evaluierungs-Systems befragt werden. Der Fragebogen vergleicht dabei sowohl die Konzeption als auch die Ausgestaltung der Evaluierungs-Systeme. Die Saarbrücker Software hält dafür die ganze Palette an Fragetechniken der Sozialwissenschaften vor. Außerdem werden die Daten sicher übertragen und gespeichert: Wie beim Online-Banking werden Kennwörter vergeben und alle erhobenen Daten mehrfach hinterlegt. Georg Demme vom Lehrstuhl für Computergraphik hat das Programm letztes Jahr in zwei Forschungsarbeiten gemeinsam mit CEval-Wissenschaftler Jörg Rech und dem Sozialpsychologen Dr. Johann Schneider entwickelt. Dr. Birgit Roßmanith von der Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt hatte die Arbeiten in Auftrag gegeben, finanziert wurden sie von der saarländischen Arbeitskammer. Im ers- ten Projekt untersuchte Heiko Friedrich vom Lehrstuhl für Computergraphik über eine Online-Befragung, wie Wissenschaftler und IT-Fachkräfte an der Uni und in kleinen Unternehmen Familie und Beruf in Einklang bringen, wie sie ihre Arbeitsbelastung bewerten und was neue Entwicklungen wie die Telearbeit und flache Hierarchien bewirken. Im zweiten Forschungsprojekt unter Leitung von Dr. Sybille Jung wurden Wissenschaftler, Studierende und Angestellte der Universität befragt, wie sie sich eine familiengerechte Hochschule vorstellen und welchen Bedarf sie etwa an Kinderbetreuung haben. MEY/CE Informationen zu den Projekten auf den Webseiten der Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt und des CEval. Die Software Surway zur Online-Befragung kann kostenlos heruntergeladen werden: graphics.cs.uni-sb.de/new/85.0.html campus 3- 4/2007 Software für Online-Umfragen entwickelt Forschung & Transfer 07_067578unis_Inhalt:campus 17.12.2007 09:50 Seite 40 Schönheit aus dem Computer Die Saarbrücker Informatiker haben ein Computerprogramm für Friseursalons entwickelt, das die Wunschfrisur dem Gesicht des Kunden anpasst. W campus 3- 4/2007 40 er zum Friseur geht, würde gerne gleich bei der Beratung wissen, ob der gewünschte Haarschnitt auch zum eigenen Gesicht passt. Friseure greifen dafür schon seit längerem auf Computerprogramme zurück, die vorgegebene Frisuren am Bildschirm auf ein Kundenfoto anpassen. Allerdings sind diese Programme umständlich und zeitaufwändig zu bedienen, da auf dem digitalen Kundenfoto zuerst verschiedene Punkte, wie Stirn, Augen und Kinn markiert werden müssen. Echte Fortschritte verspricht die neue vollautomatische Beratungssoftware des Saarbrücker InformatikStudenten Oliver Demetz, die im Rahmen einer Bachelorarbeit am Bildverarbeitungslehrstuhl von Prof. Joachim Weickert entstanden ist: Sein Programm passt die Frisuren automatisch den verschiedenen Gesichtsformen an. Dabei sucht die Software selber nach Übereinstimmungen zwischen dem Kundengesicht und einem immer gleichen Modellgesicht. Mit Hilfe der gefundenen Übereinstimmungen werden die Frisuren, die alle passend zu einem Modellgesicht vorliegen, dem Kundengesicht optimal angepasst. Und noch einen Vorteil bringt die neue Software: Sie berücksichtigt auch einzelne Haarsträhnen an Stirn und Ohren. Hierzu wurde eine Datenbank mit 300 Frisuren der aktuellen Mode zusammengestellt – samt dem Schattenwurf einzelner Strähnen, was einen sehr realistischen Eindruck der Wunschfrisur erzeugt. Darüber hinaus können die Frisuren auch je nach Wunsch gefärbt werden. Für die Suche nach Übereinstimmungen zwischen Kunden- und Modellgesicht verwendeten Oliver Demetz und die Bildverarbeitungsexperten um Prof. Weickert mathematisch anspruchsvolle Verfahren, so genannte Das Frisurenberatungsprogramm sucht nach Übereinstimmungen zwischen dem Kundengesicht und einem immer gleichen Modellgesicht. Die Frisuren, die alle passend zu einem Modellgesicht vorliegen, werden dann dem Kundengesicht optimal angepasst. Foto: Lehrstuhl für Mathematische Bildverarbeitung, Prof. Joachim Weickert Variationsansätze zur Lösung von Korrespondenzproblemen. Dabei müssen für ein einziges Gesicht zigtausende Gleichungen mit ebenso vielen Unbekannten gelöst werden. Das mathematische Verfahren zur Gesichtserken- nung stellte Demetz gemeinsam mit Prof. Weickert, Dr. Andrés Bruhn und Dr. Martin Welk im Sommer auf Ischia (Italien) im Rahmen einer bedeutenden inter nationalen Bildverarbeitungskonferenz vor. GS Beste deutsche Informatik-Doktorarbeit D er Saarbrücker Infor matiker Dr. Andrés Bruhn hat den Dissertationspreis 2006 der Gesellschaft für Infor matik (GI) erhalten. Die mit 5 000 Euro dotier te Auszeichnung wird einmal jährlich für die beste Doktorarbeit der Infor matik verliehen, die an einer Universität in Deutschland, Österreich oder der Schweiz verfasst wurde. Andrés Bruhn ist Mitarbeiter von Prof. Joachim Weickert am Lehrstuhl für Mathematische Bildverarbeitung. Er beschäftigt sich mit der Frage, wie Bewegungen in digitalen Bildfolgen effizient und mit höchster Genauigkeit berechnet werden können. Dazu hat er Algorithmen für ganz verschiedene Anwendungsfelder entwickelt. So lassen sich etwa Roboter besser steuern, wenn sie Bewegungen in ihrem Umfeld korrekt einschätzen können, und bei Fahrerassistenzsystemen geht es um die Frage, wie Autos von selbst erkennen, wenn plötzlich ein Kind über die Straße läuft. Für seine wissenschaftlichen Beiträge auf dem Gebiet der Bildverarbeitung hat Dr. Bruhn bereits 2004 den höchsten europäischen Computer-Vision-Preis, den Longuet-Higgins-Award (cam pus 4/04), und 2006 den Olympus-Preis der Olympus Europa-Stiftung erhalten (c am pus 1/07). Außerdem ist er aktueller Träger des Dr.-Eduard-Martin-Preises, mit dem die Saar-Uni ihre besten Doktoranden ehrt. (S.49) GS 18.12.2007 1 15:11 Seite 41 2 3 Studium & Karriere 07_067578unis_Inhaltn:campus Foto 1: Tüftel-Phase: Michaela Müller und Michael Ewen beim Modellbau. Foto 2: Modellbeschau: Prof. Rolf Clasen, Dirk Jung, Michael Ewen und Hannah Scholt. 41 Foto 3 und 4: Probeflug: Hannah Scholt und Michaela Müller lassen den Entenflügler bei Wunschwetter starten. Foto 5: Nebelflug: Widrige Wetterverhältnisse machten dem Saarbrücker Flieger zu schaffen. Fotos: Lehrstuhl Clasen 4 5 Die Faszination vom Fliegen hat Saarbrücker Materialwissenschaftler gepackt: Erfinderische Studenten der Saar-Uni traten im August in Kassel beim Leichtbauwettbewerb „Stahl fliegt“ an. E in Modellflugzeug zu bauen und möglichst lange fliegen zu lassen, darum geht es bei „Stahl fliegt“. Der Ideenwettbewerb wird seit 2001 jedes Jahr an wechselnden Schauplätzen ausgetragen. Die Besonderheit: Das Flugzeug muss komplett aus Stahl hergestellt sein. Einzig Klebstoff ist als weiteres Material erlaubt. Es kommt an auf eine pfiffige Kreation, saubere Bau-Dokumentation und lange Flugzeit. Studententeams der Saar-Uni sind traditionell mit von der Partie: Der Materialwissenschaftler und passionierte Gleitschirmflieger Prof. Rolf Clasen steckt Studenten regelmäßig mit seiner Begeisterung für den Modellbau an. Im letzten Jahr belegten zwei Saarbrücker Teams Platz eins und zwei im Wettbewerb. In diesem Jahr trat das Team von Michael Ewen, Michaela Müller und Hannah Scholt an, die bereits im Vorjahr beim Wettbewerb dabei war. Ihr Modell: ein Entenflügler. „Bei einem Entenflügler sitzt das Höhenleitwerk nicht am Ende des Fliegers wie bei konventionellen Flugzeugen, sondern vor den Tragflächen; das erzeugt Auftrieb“, erklärt Hannah Scholt. Der Flieger sei dadurch zwar langsamer, er bleibe aber lang in der Luft. „Außerdem war noch nie zuvor ein Entenflügler im Wettbewerb, ein Pluspunkt also auch für Innovation“, ergänzt Flugzeugkenner Clasen, der die Studenten zusammen mit seinem Mitarbeiter Dirk Jung bei ihrem Unternehmen beriet. Besonderer Clou der Saarbrücker Leichtbau-Kreation: „Die Tragflächen“, erläutert Hannah Scholt, „halten mit Magneten am Rumpf des Flugzeuges. Bei der üblichen unsanften Landung fallen sie ohne größere Schäden einfach ab und können genauso einfach wieder befestigt werden.“ Außerdem sind die Tragflächen nur an der Oberseite mit Stahlfolie bespannt. Das spart Gewicht und erleichtert Reparaturen. Dem Entenflügler aber machten beim Wettbewerb die Wetterbedingungen zu schaffen. „Der Dörnberg lag teils in den Wolken und es blies ein kräftiger Wind. Genau die falschen Bedingungen für den Entenflügler; er ist eher für Windstille oder leichten Wind geeignet“, so Scholt. Das Flugobjekt landete dennoch auf einem respektablen dritten Platz; Kasseler Teams hatten die Nase vorn. „Der Entenflügler hatte noch mehr Potenzial. Aber bei diesen Wetterbedingungen ist Platz drei keine Enttäuschung, sondern eine solide und bemerkenswerte Leistung“, lobt Clasen seine Studenten. „Sie haben viel gelernt. Schließlich haben sie einen echten Prototyp entwickelt“. Der Materialwissenschaftler betont: „Im Vordergrund des Wettbewerbs stehen Teamgeist, die gemeinschaftliche Arbeit jenseits von Pflichtveranstaltungen, die gemeinsame Suche nach innovativen Lösungen und der Beweis, aus einfachen Mitteln viel machen zu können. Und das ist unserem Team hervorragend gelungen.“ Neben dem sportlichen Wettstreit stand denn auch das Fachsimpeln mit den anderen Wettstreitern im Mittelpunkt. Hannah Scholt: „Es gab kein Konkurrenzdenken oder Abschottung, sondern ausgiebige Gespräche über Ideen und Erfahrungen.“ Julia Walter/CE Unterstützt wurden die Studenten von der Dillinger Hütte, Saarstahl und dem Aero-Club Saar. campus 3- 4/2007 Entenflügler zeigte, dass Stahl fliegt 17.12.2007 09:50 Seite 42 Studium & Karriere 07_067578unis_Inhalt:campus Das Siegerbild von Henning Löbbecke (Australien, 2006). 42 Untertitel: „Der Uluru (Ayers Rock) im Auge meiner Freundin. Das schönste meiner Geburtstagsgeschenke 2006 ... Zwei Wunder auf einmal ...“ Fotowettbewerb „Meine Zeit im Ausland“ Für den Fotowettbewerb „Meine Zeit im Ausland“, der vom International Office 2007 ausgeschrieben wurde, haben Studenten rund 120 Fotos eingereicht. Die Bilder sollten ganz persönliche Eindrücke des Auslandsaufenthalts wiedergeben. Studierende und Beschäftigte waren aufgerufen, über die besten Fotos abzustimmen. campus 3- 4/2007 E in Auslandsaufenthalt ist für viele Studierende einer der Höhepunkte ihres Studiums. Neben dem fachlichen Aspekt ist es vor allem das intensive Erleben anderer Kulturen, das den Aufenthalt zu einem unvergesslichen Erlebnis macht. Im Kopf bleiben ganz persönliche Bilder zurück – wer fotografiert, hat einige von ihnen auf Film oder Chipkarte gebannt. Diese Bilder, die den Daheimgebliebenen oft Lust machen, selbst „in die weite Welt hinauszugehen“, sind leider nicht so häufig zu sehen. Das International Office hatte daher einen Fotowettbewerb ausgeschrieben. Er richtete sich an alle Studierenden und Absolventen, die sich innerhalb der letzten drei Jahre studienbedingt im Ausland aufgehalten haben. Aufgabenstellung: Die Bilder sollten ganz persönliche Erfahrungen eines Studien-, Praktikums- oder Sprachaufenthalts widerspiegeln. Eingereicht wurden rund 120 Fotos. Studierende und Beschäftigte waren aufgerufen, über die besten Bilder abzustimmen. Von 192 abgegebenen Stimmen entfielen 33, und damit mit Abstand die meisten, auf das Foto des Psychologie-Studenten Henning Löbbecke, der im Jahr 2006 zwei Semester an der University of Technology in Sydney verbrachte. Er erhielt für sein Foto den mit 100 Euro dotierten ersten Preis und, wie alle Teilnehmer, einen Reiseführer seiner Wahl. Jeweils 50 Euro Preisgeld bekamen die Zweitund Drittplatzierten Konstantin Gruber und Thorsten Koob für ihre Aufnahmen aus dem spanischen Granada und Naantali in Finnland. Einige der schönsten eingereichten Fotografien sind nun auch als Kalenderblätter in dem Jahreskalender „Weitblick“ für 2008 zu bewundern, der vom International Office in Auftrag gegeben wurde. Damit wolle er den Studierenden ein Forum für ihre Erfahrungen geben, sagt Wolfgang Heintz, stellvertretender Leiter des Akademischen Auslandsamts. Das gilt auch für die Postkartenserie mit Bildern des Wettbewerbs, die er drucken ließ – zusammen mit den kleinen Geschichten, die über das Zustandekommen jedes Fotos berichten und Teil der Erinnerung sind. GS Der Fotowettbewerb „Meine Zeit im Ausland“ ist Teil der bundesweiten Aktion „Go out! – studieren weltweit“ zur Unterstützung von studienbegleitenden Auslandsaufenthalten, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) im Herbst 2006 gemeinsam gestartet haben. Alle Wettbewerbsfotos sind zu sehen in einer Online-Galerie unter: www.uni-saarland.de/de/ international/fotowettbewerb/ 09:50 Seite 43 Der zweite Preis ging an Konstantin Gruber, der 2005 in Spanien diese beiden Herren beim Plausch beobachtete. Er schreibt dazu: „En-la-calle: aufgenommen auf dem Plaza San Miguel Bajo in Granada. Eine der ersten Besonderheiten der spanischen Mentalität, die mir bei der Ankunft positiv auffiel, war die Lust am ungezwungenen Gespräch. Gesprochen und diskutiert wird überall, und meistens in einer Lautstärke die zunächst eine ernste Auseinandersetzung ver muten lässt. Versteht man nach ein paar Wochen den andalusischen Akzent, so zeigt sich, dass es sich meist um alltägliche Gespräche über Gott und die Welt handelt.“ Dritter Preis: Thorsten Koob (Finnland): Abendstunden in Naantali (15 km von Turku). Thorsten Koob: „Die Aufnahmen sind nach meinem Auslandssemester in Turku entstanden. Ich war als Erasmusstudent von August bis Dezember 2004 dort und war so begeistert von Land und Leuten, dass ich im Mai 2005 drei Wochen Urlaub in Finnland verbringen musste.“ Der Sonderpreis des International Office ging an Mayra Castro (Adong, Süd-Korea, 2006). Untertitel: „Bitten um besonderen Schutz: Changseung sind ähnlich wie Totempfähle. Sie stehen vor dem Volksmuseum in Andong, wo man viel über Konfuzianismus sowie die vier altertümlichen Zeremonien in Korea (Zeremonie des Altwerdens, Hochzeit, Beerdigung und Anbetung der Vorfahren) lernen kann. Die Chanseung wurden traditionell dazu genutzt, Dörfer und Tempel vor bösen Geistern zu schützen.“ Studium & Karriere 17.12.2007 43 campus 3- 4/2007 07_067578unis_Inhalt:campus Studium & Karriere 07_067578unis_Inhalt:campus 44 17.12.2007 09:50 Karriere-Vorbereitung mit METiS METiS steht für „Motivation von Existenzgründungen im Saarland“. Ziel dieses Projektes ist die Förderung unternehmerischen Denkens und Handelns von Studierenden. Nach seinem Start vor rund einem Jahr wird METiS bis Ende 2009 vom Bundeswirtschaftsministerium finanziell unterstützt. Möglich geworden ist das Projekt durch eine erfolgreiche Beteiligung der Kontaktstelle für Wissens- und Technologietransfer (KWT) an der bundesweiten Ausschreibung „Existenzgründungen aus der Wissenschaft“. U nternehmerisch denken und handeln – für alle, die das erproben wollen, bietet METiS eine Fülle von Angeboten. Aufbauend auf dem einjährigen Studienangebot Existenzgründung von Professor Heinz Kussmaul sind dies branchenorientierte Workshops und Gründer-Cups sowie die Möglichkeit, sich als jUNIt (junge Unternehmer im Training) selbstständig zu machen. Die Angebote sind kostenfrei und werden durch die Vergabe von Credit-Points teilweise sogar als Studienleistung anerkannt. Hey, Hey Wiki - Signe Schelske (M.) und Miriam Gebert (r.) vom METiS-Team informierten Anfang November in der Mensa über das Gründer-Campus-Wiki, eine Internetplattform mit Informationen und Meinungen zu Karriere, Existenzgründung, Studium und studentischem Leben. campus 3- 4/2007 Seite 44 Branchenorientierte Workshops Diese Informationsveranstaltungen sind eine ideale Vorbereitung für Studierende, die über eine berufliche Selbstständigkeit nachdenken. Im Mittelpunkt stehen Gründungsschritte, Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung sowie Informationen zur Marktsituation. Angeboten werden sie in den Bereichen „Freiberufliche Tätigkeiten“, „Pharmazie und Medizin“, „Bio-, Nano-, Ingenieurwissenschaften“, „Informationstechnologie (IT)“ sowie „Übersetzen und Dolmetschen“. Steuerberater, Rechtsanwälte sowie Mitarbeiter der KWT vermitteln branchenspezifische Informationen, und Geschäftsführer berichten über ihre Erfahrung als Gründer und stehen für Fragen zur Verfügung. Chemie-Student Matthias Zehler und BWL-Studentin Thu Trang Tran haben gemeinsam ein Unternehmen angemeldet und bereits mehrere jUNIt-Aufträge erfolgreich abgeschlossen. Foto: Beate Wehrle einer dreitägigen Variante angeboten. Betriebswirtschaftliche Vorkenntnisse sind dazu nicht erforderlich. jUNIt (junge Unternehmer im Training) Gründer-Cups Der Gründer-Cup ist eine ideale Möglichkeit, eigene unternehmerische Fähigkeiten virtuell zu erproben und zu trainieren. Die Kombination aus Gründungs- bzw. Managementtraining und computerbasiertem Unternehmensplanspiel kommt gut an bei den Teilnehmern. „Der Gründer-Cup hilft, ein Gespür zu entwickeln, wie die Abläufe in einem Unternehmen funktionieren“, lobt BWL-Studentin Emma Suprunova das Planspiel, an dem sie bereits zweimal teilgenommen hat. Der Gründer-Cup wird in einer zwei- und Wer Unternehmertum ganz real erproben will, der sollte sich für einen der ausgeschriebenen jUNIt-Aufträge bewerben. Vor der Bearbeitung muss jedoch ein Gewerbe oder eine freie Tätigkeit angemeldet werden. Bei diesem Schritt und auch während der Auftragsbearbeitung steht die KWT beratend zur Seite. Um einen Auftrag können sich Studierende als Team oder Einzelpersonen bewerben. Und das lohnt sich nach Einschätzung erfahrener jUNIts allemal. „Der größte Gewinn bei der Auftragsbearbeitung als jUNIt ist für uns persönlich, dass wir viel über die Abläufe einer Unternehmensgründung lernen und gleichzeitig einen finanziellen Gewinn erzielen können“, so Chemie-Student Matthias Zehler und BWL-Studentin Thu Trang Tran, die gemeinsam ein Unternehmen angemeldet haben und seither bereits mehre jUNIt-Aufträge erfolgreich abgeschlossen haben. Beate Wehrle Weitere Informationen und alle Termine im Gründer-Campus-Wiki: www.uni-saarland.de/gruenderwiki oder beim METis-Team: [email protected] 09:50 Seite 45 Zertifikat Schlüsselkompetenzen Damit Juristen nicht ins Schleudern kommen Als „Shootingstar“ setzte die Zeitschrift Karriere in ihrem aktuellen Hochschulranking die Rechtswissenschaft der Saar-Uni auf Rang drei der Top-10-Liste der deutschen Spitzen-Jura-Fakultäten. Bereits seit einigen Jahren bringen die Saarbrücker neue Ideen in die Juristenausbildung ein, haben das Studium grundlegend reformiert. In ihrem neuesten Zusatzangebot können Juristen schon im Studium das erwerben, was gewöhnlich erst die Berufserfahrung mit sich bringt: Als eine der ersten bietet die Saarbrücker Rechtswissenschaft eine Zusatzausbildung in praxisbezogenen Fähigkeiten wie Konfliktmanagement und kommunikativen Kompetenzen an. Das Zertifikat „Schlüsselkompetenzen“ ist ein Pluspunkt vor allem auch auf dem Arbeitsmarkt. D er Zeuge ist in Tränen aufgelöst, die Mandanten geraten sich in die Haare, das Plädoyer soll aus dem Stegreif gehalten werden ... der Berufsalltag stellt Juristen auch vor Herausforderungen, die nicht mit Paragraphen und juristischem Wissen zu lösen sind. Da kann auch der beste Absolvent ins Schleudern geraten. Erst nach geraumer Zeit in der Praxis schleifen sich innere Sicherheit und souveränes Auftreten ein. Dafür, dass ihre Studenten auf diesem Gebiet schon Rüstzeug mitbringen, haben die Saarbrücker Professoren ein neues Angebot geschaffen: „Schon im Studium werden Gesprächsführung, Rhetorik, Mediation, Vernehmungslehre und -technik vermittelt und eingeübt“, so Prof. Prof. Dr. Tiziana Chiusi, Tiziana Chiusi Prodekanin der Fachrichtung. Im Mittelpunkt stehen kommunikative und soziale Fähigkeiten wie Konflikte zu lösen, Kritik konstruktiv umzusetzen, im Team zu arbeiten, sich durchzusetzen, Führungsqualitäten zu entwickeln, aber auch einfühlsam zu agieren. „Wir wollen, dass unsere Absolventen auf die unterschiedlichen beruflichen Anforderungen flexibel reagieren Prof. Dr. und sie erfolgreich Stephan Weth meistern können“, betont Arbeits- und Sozialrechtler Prof. Stephan Weth; er und der Strafrechtler Prof. Carsten Momsen hatten an ihren Lehrstühlen Pilotprojekte der Zusatzausbildung gestartet und getestet. Mit der Zusatzqualifikation Schlüsselkompetenzen hat die Saarbrücker Rechtswissenschaft jetzt ein fachrichtungsweites Angebot aufgebaut, das sich aus mehreren Modulen zusammensetzt. Über fünf Fachsemester sind Prof. Dr. jeweils zwei bis Carsten Momsen drei Semesterwochenstunden vorgesehen. „Experten, Praktiker und Wissenschaftler aus verschiedenen Fachdisziplinen vermitteln theoretische Grundkenntnisse und führen in Kleingruppen Übungen durch“, erklärt Prof. Weth. „Zunächst werden allgemein Rhetorik und Gesprächsführung vermittelt, anschließend die Besonderheiten speziell in den juristischen Berufen herausgearbeitet“, führt Prof. Momsen aus, der das Angebot federführend organisiert. Es werden konkrete Situationen simuliert und analysiert: Gespräche zwischen Mandant und Anwalt, Verwaltung und Bürger, richterliche Vernehmungen, der Umgang mit Opferzeugen, ganze Gerichtsverhandlungen. Auch Mediationsgespräche werden geführt und ihr Verlauf besprochen. „Sogar die mündliche Staatsexamens-Prüfung wird durchgespielt“, so Momsen. Aus wechselnder Perspektive lernen die Studenten, sich in die Beteiligten hineinzuversetzen, Konflikte zu lösen, angemessen zu reagieren. „Die Studenten erhalten einen frühen Einblick in die Praxis, und sie gewinnen dadurch an Erfahrung und Selbstsicherheit“, unterstreicht Momsen, der sein Angebot zusammen mit Dr. Sybille Jung anbietet. Dies bestätigen auch die durchweg positiven Rückmeldungen der Studenten, die an den Piloten der Zusatzausbildung teilgenommen hatten. Die Studenten gaben den Kursen von Momsen und Weth bei der Evaluation Bestnoten; die Zufriedenheit lag bei fast 100 Prozent! CE Studium & Karriere 17.12.2007 45 Informationen zum Zertifikat Schlüsselkompetenzen: Caroline Jung, 0681-302-3825 Email: [email protected] Kurz notiert Juristisches Internetprojekt Saarbrücken erneut erweitert Mit noch mehr Information und neuem Design wartet die Homepage des Juristischen Internetprojekts Saarbrücken auf. Die Nutzer können jetzt nicht nur nationale, sondern auch internationale juristische Infor mationen nachlesen: Neu aufgenommen wurden die Kategorien Frankreich und Europa. Gebündelt zu finden sind hier die aktuellen Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs und die neuesten Nachrichten der obersten französischen Gerichte. Außerdem gibt es ausgewählte RSS-Feeds von Gerichten, Institutionen und juristischen Infor mationsportalen. Ein neues Content Management System macht Sehbehinderten barrierefreien Zugang möglich. Die Professoren Maximilian Herberger und Helmut Rüßmann starteten das Projekt 1994. Das Portal wurde zwischenzeitlich mehrfach ausgezeichnet und meldet Rekord-Zugriffszahlen. www.jura.uni-saarland.de campus 3- 4/2007 07_067578unis_Inhalt:campus campus 3- 4/2007 15:13 Seite 46 Mechatronik deutsch-französisch studieren Beste Arbeitsmarkt-Chancen eröffnen sich mit dem neuen deutsch-französischen Doppeldiplom in Mechatronik. S 46 18.12.2007 aarbrücker Studenten der Fachrichtung Mechatronik können seit diesem Semester ein deutsch-französisches Doppeldiplom erwerben. Die Universität ist dazu eine Partnerschaft mit einer renommierten akademischen Eliteschule im nordfranzösischen Valenciennes eingegangen. Die Lehrinhalte wurden abgestimmt zwischen der Saar-Uni und der École Nationale Supérieure d´Ingénieurs en Infor matique Automatique Mécanique Enérgetique et Electronique (ENSIAME) der Université de Valenciennes et du Hainaut Cambrésis. So können deutsche und französische Studenten in insgesamt elf Semestern sowohl das deutsche als auch das französische Ingenieur-Diplom erwerben. Auf dem internationalen Arbeitsmarkt bedeutet das hervorragende Berufsaussichten. Das Grundstudium von insgesamt vier Semestern absolvieren die Mechatronik-Studenten zunächst in Saarbrücken, dann folgt der französische Ausbildungsteil in Valenciennes, zu dem auch ein Projektsemester in einem französischen Unternehmen gehört. Die Region Nord-Pas-de-Calais in der Valenciennes ist für Mechatronik-Studenten besonders attraktiv. Zum einen ist das Gebiet durch die Automobilund Zulieferindustrie geprägt, zum anderen ist die Region für ihren Maschinenbau und ihr Mikrotechnologie-Forschungszentrum bekannt. Das neunte und zehnte Fachsemester absolvieren Franzosen und Deutsche dann gemeinsam in Saarbrücken. Am Ende des binationalen Studiums stehen die sechsmonatige Diplomarbeit, die im jeweiligen Partnerland absolviert wird, und eine mündliche Präsentation der Ergebnisse vor einem gemeinsamen Prüfungsausschuss. Dekan Andreas Schütze und der Koordinator des Studiums, Prof. Helmut Seidel, sind sich einig: „Die Studenten verbessern nicht nur ihre Einstellungschancen, sondern erweitern auch ihre kulturellen Kompetenzen.“ Foto: dasbilderwerk Studium & Karriere 07_067578unis_Inhaltn:campus Doppeldiplom-Pioniere auf Entdeckungskurs Gestartet ist das Programm in diesem Semester mit drei französischen und zwei deutschen Studenten. Die beiden Deutschen Johannes Ullrich und Marco Schüler sowie der Franzose Yannik Sturm gehören dazu. Alle drei haben sich für das Programm entschieden, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Sie sind außerdem der Ansicht, dass sie die jeweils andere Sprache und Kultur so besser kennen lernen können als durch ein „normales“ Auslandssemester. „Es gibt viele Firmen, die in beiden Ländern aktiv sind, aber nicht genügend Fachkräfte, die beide Sprachen beherrschen“, sagt Johannes Ullrich. Er studiert gerade Johannes Ullrich in Valenciennes und hat Unterschiede zu Deutschland festgestellt: „Das verschulte System fordert eine große Umstellung von uns. Es wird hier fast nur in den Lehrver an stal tun gen gearbeitet, dafür aber sehr lange.“ Dass die Unterrichtszeiten in Valenciennes länger sind als in Saarbrücken, kann Marco Schüler auch Marco Schüler bestätigen: „Außer donnerstags gibt es täglich je fünf 90-minütige Lehrveranstaltungen. In Frankreich wird im Gegensatz zu Deutschland allgemein erwartet, dass man in jeder Vorlesung und Übung anwesend ist“, erzählt der Mechatronik-Student. Er findet, dass die Franzosen eher anwendungsorientiert an die Ingenieurausbildung herangehen. Auch der menschliche Aspekt gefällt ihm: „Ich bin bei meiner Ankunft hier sehr herzlich begrüßt worden, die Mitstudenten sind im Allgemeinen sehr offen und interessieren sich auch für Kultur und Sprache der Deutschen. Auch die Dozenten sind wie in der Saarbrücker Mechatronik meist sehr hilfsbereit und auch außerhalb des Hörsaales ansprechbar.“ Positive Eindrücke vom binationalen Studiengang hat auch Yannik Sturm gewonnen. Der FranYannik Sturm zose studiert zur Zeit an der Saar-Uni. Er stammt aus dem Elsass und spricht seit seiner Kindheit Deutsch. Während seines Studiums an der ENSIAME hat er ein Praktikum bei der Firma Bosch absolviert. Im Mai hat Yannik Sturm vom Doppeldiplom erfahren und sich gleich dafür beworben. „Das Studium in Deutschland bietet viel mehr Freiheiten als das in Frankreich. Ich kann hier zwischen einer Vielzahl von Kursen diejenigen auswählen, die mich interessieren. Das ist ein Luxus, der in Frankreich nicht existiert.“ In zwei Jahren wollen die drei Studenten ihre Diplome in der Tasche haben, bis dahin können sie noch wertvolle Erfahrungen sammeln, um bestens für den internationalen Arbeitsmarkt und überhaupt das Leben in einem anderen Land gerüstet zu sein. IU 18.12.2007 15:14 Seite 47 Die Lehre stärken Wechsel beim AStA-Vorsitz D B er AStA der Universität hat ein Konzept der Studierendenschaft für eine Reform der Berufungsverfahren vorgelegt. Ziel der Initiative sei es, die Lehrqualität an der Saar-Uni zu steigern, teilte der AStA mit. „Bislang stehen bei Berufungsverfahren hauptsächlich die Forschungsleistungen und Publikationen von Bewerberinnen und Bewerbern im Fokus. Didaktische Qualitäten werden zwar überprüft, stehen bei der Entscheidung über eine Neubesetzung jedoch häufig im Hintergrund“, beklagte der scheidende AStA-Vorsitzende Bernd Weber im Oktober. Der AStA schlägt vor allem Änder ungen bei der Besetzung der Berufungskommissionen vor: Ein größerer Anteil von auswärtigen Mitgliedern aus der Wirtschaft und dem öffentlichen Leben könnte gewährleisten, dass die Lehre mehr auf die Erfordernisse von Praxis und Beruf zugeschnitten werde. Zudem müsse die Lehrqualität stärker bewertet werden – das sei durch eine höhere Zahl von Studierenden in den Berufungskommissionen möglich und durch Gutachten, die in Zukunft stärker auch didaktische Fähigkeiten beurteilten. GS ernd Weber (27) war dreieinhalb Jahre AStAVorsitzender und übte diese Tätigkeit damit länger als alle seine Vorgänger und Vorgängerinnen aus. Nach Abschluss seines Studiums hat der Jurist dieses Amt nun aufgegeben und wurde zu Beginn des Wintersemesters Bernd Weber von Studierenden und Gästen im Café der Katholischen Hochschulan den scheigemeinde feierlich verabschiedet. In denden AStA- Estelle Klein Webers Zeit als oberster Vertreter der Vorsitzenden wünschte sie allen Studierendenschaft fiel die Einführung Frauenbeauftragten einen Partner wie allgemeiner Studiengebühren, was er Weber. Vor diesem Hintergrund als persönliche Niederlage empfand. eigentlich kein Wunder, dass sich die Nachdem die Entscheidung gefallen Studierendenschaft schwer tat, eine war, holte er für die Studierenden passende Nachfolge zu finden. Letztjedoch das Bestmögliche heraus: ein lich konnte sich hierfür die Überraweitgehendes Mitspracherecht der schungskandidatin Estelle Klein aus Studierenden bei der Verwendung der der Juso-Hochschulgruppe empfehlen. Studiengebühren. Hierfür wurde ihm Wichtige Anliegen sind der Musik-Stuallgemein Anerkennung gezollt: allen dentin, wie sie nach ihrer Wahl betonte, voran von Unversitätspräsident Volker den AStA zur zentralen Anlaufstelle für Linneweber. Von der steten Sachorienalle Studierenden zu machen, mehr tierung, Hilfsbereitschaft und gewinstudentische Mitarbeit in den Gremien nenden Art Webers beeindruckt zeigte der Universität sowie die Stärkung des sich auch Frauenbeauftragte Sybille Europa-Schwerpunkts. ML Jung. Zum Abschluss ihrer Dankesrede Studium & Karriere 07_067578unis_Inhaltn:campus 47 Neue Azubis Am 13. August dieses Jahres haben 18 junge Leute ihre Berufsausbildung auf dem Campus Saarbrücken und dem Campus Homburg begonnen. Sie wurden von der Vizepräsidentin für Verwaltung und Wirtschaftsführung, Martina Petermann (M.), und dem Leiter des Personal- und Rechtsreferates, Gerhard Korz (5. v.r.), willkommen geheißen. Derzeit hat die Universität insgesamt 74 Azubis. Foto: Renate Neu 24 Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 8 bis 10 kamen im Oktober in den Genuss eines besonderen Ferien-Projektes: Erstmals öffneten sieben Schülerlabore der naturwissenschaftlich-technischen Fächer der Universität und der Hochschule für Technik und Wirtschaft eine Woche lang ihre Tore. Gemeinsam boten sie den Jugendlichen ein abwechslungsreiches Experimentier programm. Die Sieben-Labore-Tour wurde in einem bundesweiten Wettbewerb inzwischen sogar zum Aus gewählten O rt der Ideen 2008 gekürt und wird sich am 13. Oktober 2008 der Öffentlichkeit vorstellen. Sie wird vom SaarLab-Schülerlabor-Verbund zusammen mit der Beratungsstelle für Hochbegabung im Saarland angeboten. GS campus 3- 4/2007 Ferienspaß mit Wissenschaft: campus aktuell 07_067578unis_Inhalt:campus 17.12.2007 09:51 Seite 48 50 Jahre Handelsforschung an der Saar-Universität Das Institut für Handel & Internationales Marketing (H.I.MA.) unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Joachim Zentes feierte 2007 „50 Jahre Saarbrücker Handelsforschung“. D 48 as Institut ist eng mit dem Saarland und seiner Entwicklung verbunden: Im Juli 1957 unter dem Namen „Handelsinstitut“ gegründet, kam ihm in seiner Anfangsphase unter seinem ersten Direktor, Professor Hans Buddeberg, die Aufgabe zu, die wirtschaftliche Eingliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik Deutschland durch wissenschaftliche Gutachten zu erleichtern. Buddeberg begründete damit die charakteristische Ausrichtung des Instituts zwischen Forschung und Lehre einerseits und engen Beziehungen zur unter nehmerischen Praxis andererseits. Diese Ausrichtung wurde insbesondere durch Prof. Bruno Tietz weiter gestärkt, der 1971 die Direktion übernahm und das Institut bis zu seinem tragischen Unfalltod 1995 leitete. Im Jahr 1996 wurde das Handelsinstitut mit dem damaligen Institut für Internationales Marketing (Direktor: Prof. Joachim Zentes) verschmolzen Jubiläumsveranstaltung im Juni in der Aula und in Institut für Handel & Internationales Marketing (H.I.MA.) umbenannt. Zur Stärkung der interdisziplinären Kooperation auch mit anderen Teilbereichen der Wirtschaft sind im heutigen Institut für empirische Wirtschaftsforschung das H.I.MA. sowie vier weitere Institute zusammengeschlossen: das Institut für Existenzgründung/Mittelstand (Direktor: Prof. Heinz Kussmaul), das Institut für Konsum- und Verhaltensforschung (Direktorin: Prof. Andrea GröppelKlein), das Institut für Wirtschafts- Foto: Lehrstuhl Zentes informatik (Direktor: Prof. Peter Loos) und das Institut für Wirtschaftspr üfung (Direktor: Prof. Karlheinz Küting). Das Institut hat bis heute rund Prof. Dr. 2 500 Absolventen Joachim Zentes hervorgebracht, darunter zahlreiche international bekannte Manager und Professoren. GS Handel zwischen Wissenschaft und unternehmerischer Praxis campus 3- 4/2007 D as 50-jährige Jubiläum war Anlass für das Institut, Gastgeber für eine hochkarätige Veranstaltung zu sein: Zur „14th International Conference on Research in the Distributive Trade“ kamen im Juni mehr als hundert führende Handelsforscher aus Europa und Übersee auf dem Saarbrücker Campus zusammen. Ebenfalls im Juni veranstaltete das Institut das Symposium „Faszination Handel – 50 Jahre Saarbrücker Handelsforschung“. Im Mittelpunkt standen die Fragen: Wie sehen die Wachstumsstrategien der Zukunft und die Perspektiven für den Handel aus? Und: Welche praktischen Erfahrungen können genutzt werden? Wissenschaftler und Handelspraktiker referierten hierzu vor rund 350 Gästen in der Aula der Universität. Erster Gastredner war Dr. Thomas Middelhoff, Vorstandsvorsitzender der Karstadt-Quelle AG und ehemaliger Doktorand des Instituts. Er zeigte am Beispiel von Karstadt-Quelle, wie mithilfe geänderter Geschäftsmodelle eine Neuausrichtung des Handelskonzerns gemeistert werden konnte. Dieser sei jetzt durch die drei Geschäftsfelder City-Warenhäuser, Versandhandel und Reisen für die Zukunft gerüstet. Zum Themenbereich „Inter nationalisierung im Handel“ referierte unter anderem Dr. Henning Kreke, Vor- standsvorsitzender der Douglas Holding AG, und zeigte, dass man Lifestyle als Konzept internationalisieren kann. Neben einem erlebnisorientierten Ambiente seien aber auch Faktoren wie herausragender Service und erstklassige Sortimente ausschlag gebend. Über die Rolle des Internets als Vertriebskanal sprach Privatdozent Dr. Dirk Morschett, wissenschaftlicher Assistent am H.I.M.A. Eine besondere Rolle spielen seiner Ansicht nach in der Zukunft dreidimensionale, virtuelle Einkaufszentren, die eine ansonsten langweilige Internetbestellung zum besonderen Einkaufserlebnis werden lassen. GS 07_067578unis_Inhaltn:campus 18.12.2007 15:15 Seite 49 campus aktuell Universitätspräsident Volker Linneweber eröffnete das Akademische Jahr im voll besetzten Audimax. Foto: Bellhäuser B esonders feierliche Töne waren bei der diesjährigen Semestereröffnungsfeier am 22. Oktober im Audimax zu hören: Das neu gegründete Sinfonische Blasorchester der Universität unter der Leitung von Frank Hahnhaußen ließ eine Eröffnungsfanfare und das „Te Deum-Prélude“ von Char- Semestereröffnungsfeier pentier – auch als „Eurovisions-Hymne“ bekannt – erschallen. Erwartungsfrohe Stimmung herrschte auch während der Begrüßungsansprache von Unipräsident Volker Linneweber, zu der erstmals auch die Familien und Freunde der Studienanfänger eingeladen worden waren. Im voll besetzten Audimax eröffnete der Universitätspräsident das Akademische Jahr 2007/ 2008 unter dem Motto „Die Universität in Bewegung“ und brachte auch gleich die wichtigste Neuerung zur Sprache: die Einführung allgemeiner Studiengebühren. „Auch bei den Lehrenden haben die Studiengebühren einiges Bauchgrimmen verursacht“, versicherte Linneweber den Zuhörern. Und: „Es gibt keinen Rückgang der Studierendenzahlen.“ Universitätsleitung und Studierende müssten nun gemeinsam über die intelligente Verwendung der Studiengebühren nachdenken. Klar sei, dass die Gelder ausschließlich zur Verbesserung von Studium und Lehre eingesetzt würden. Das Ziel der Lehre an Universitäten sei allerdings in den letzten Jahrzehnten ein anderes geworden: „Um 1980 ging es darum, Wissen zu vermitteln – doch Wissen ist kurzlebig geworden. Heute müssen vor allem Kompetenzen ver mittelt werden, die Studenten dazu befähigen, ein Berufsleben lang wissenschaftlich zu arbeiten.“ Der Universitätspräsident berichtete auch über den großen Erfolg der Universität bei der Exzellenzinitiative: Beide Informatik-Anträge waren im Oktober von einer international besetzten Jury bewilligt worden. Das trage mit dazu bei, die Universität zu einem Ort der Begegnung von Menschen verschiedener Nationalitäten zu machen. „Ich wünsche mir, dass Sie die Chancen wahrnehmen, sich fakultätsübergreifend zu orientieren, und dass Sie sich mit dieser Universität identifizieren“, wandte sich Linneweber an die Studierenden. Auch um dieses Zugehörigkeitsgefühl zu stärken, hat sich die Universität zu Beginn dieses Wintersemesters ein Willkommensgeschenk für alle Studenten ausgedacht: einen Gutschein für einen USB-Stick, auf dem Links zu den wichtigsten Infor mationsund Service-Einrichtungen installiert sind und der auf dem Gehäuse das Universitäts-Logo und den Namen des Studierenden trägt. Einen persönlichen Willkommensgruß gab es im Anschluss an die Eröffnungsrede für einige der neu eingeschriebenen Studierenden: Stellvertretend für alle Erstsemester wurden sie vom Unipräsidenten und den Dekanen vorgestellt und begrüßt. GS 49 Preise für herausragende Studienleistungen er festliche Rahmen der Semestereröffnungsfeier wurde auch in diesem Jahr wieder für die Verleihung des Dr. Eduard-Martin-Preises genutzt: Mit dieser Auszeichnung ehrt die Vereinigung der Freunde der Universität seit 1963 die besten Doktoranden. Aus den Händen ihres Präsidenten Dr. Max Häring und Geschäftsführer Professor Torsten Stein erhielten elf Nachwuchswissenschaftler die begehrte Urkunde und eine von dem Saarbrücker Bildhauer Hans Schröder geschaffene Bronzeeule. Erstmals in diesem Jahr wurde der Kühborth-Preis verliehen: Die Diplomanden Alwin Schultschick (Mechatronik), Carsten Gachot (Werkstoffwissenschaften), Mark Kaminski (Infor matik) und Torben Just (Mathe- matik und BWL) erhielten den mit 1 000 Euro dotierten Preis von Ehrensenator Dr. Wolfgang Kühborth. Er und seine Frau Helga gründeten die Kühborth-Stiftung mit Sitz in Stuttgart im Jahr 1994. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, Absolventen auszuzeichnen, die ihr Studium in besonders kurzer Zeit und mit herausragenden Noten abgeschlossen haben. GS Die Preisträger des Dr.-Eduard-Martin-Preises für das Akade mische Jahr 2005/ 2006 (v.l.): Dr. Vahram Atayan (Prof. Alberto Gil), Dr. Andrés Bruhn (Prof. J. Weickert), Dr. Juliane Degner (Prof. Dirk Wentura), Dr. Dirk Wallacher (Prof. Dr. K. Knorr), Dr. Christian Mathieu (Prof. Margrit Grabas), Dr. Jörg Kalcsics (Prof. Stefan Nickel), Dr. Sarah Seiler (Prof. Mathias Herrmann), Dr. Winfried-Thomas Schneider (Prof. Filippo Ranieri) und Dr. Peter Jochen Pfeiffer (Prof. Michael Böhm). Nicht abgebildet sind Dr. Christian Ott (Prof. Dr. A. Kugi) und Dr. Jens Olaf Krömer (Prof. Dr. Elmar Heinzle). Foto: dasbilderwerk campus 3- 4/2007 D 18.12.2007 15:18 Seite 50 campus aktuell 07_067578unis_Inhaltn:campus 50 links: Das neue Praktikumsgebäude für Biowissenschaften am Forum. rechts: Ganz pharmazeutisch stießen Wissenschaftsminister Joachim Rippel (l.) und Universitätspräsident Volker Linneweber mit Reagenzgläsern auf das Richtfest des Pharmaziegebäudes an. Fotos: Karin Richter/Irina Urig Millionen für die Biotechnologie Die Biowissenschaften sind ein Schwerpunkt der Universität, der weiter ausgebaut wird. Insgesamt fast 20 Millionen Euro investieren Land und EU allein in zwei neue Gebäude auf dem Campus: in das Praktikumsgebäude für Biowissenschaften am Forum und das Forschungsgebäude der Pharmazie am ehemaligen Stuhlsatzenhausweg. „M it diesen Investitionen kann die Qualität der Lehre erhöht und ein deutliches Zeichen für die Weiterentwicklung der Biowissen- schaften und der biomedizinischen Forschung an unserer Universität gesetzt werden“, betonte Unipräsident Linneweber. Gemeinsam mit Wissenschaftsminister Joachim Rippel und Finanz-Staatssekretär Gerhard Wack feierte er nach zehn Monaten Bauzeit im Oktober Richtfest am Forschungsgebäude der Pharmazie. Die Stiftung des Lehrstuhls für Pharmazeutische Biotechnologie durch die Gesellschaft GEBIOTEC gab den Anstoß für den Neubau. Die Arbeitsgruppe von Prof. Rolf Müller (auch S.28/29), seit 2003 auf dem Stiftungslehrstuhl, und das Forscherteam der Pharmazeutischen Kurz informiert campus 3- 4/2007 Projekt der Stiftung Mercator“ Beim diesjährigen Tag der offenen Tür auf dem Campus besuchte Universitätspräsident Volker Linneweber auch das Projekt „Förder unterricht für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund“ der Stiftung Mercator, für das er die Projektpatenschaft übernommen hat. Als Förderlehrer werden ausschließlich Studierende eingesetzt, die vom Saarbrücker Lehrstuhl Deutsch als Fremdsprache (Prof. Lutz Götze) pädagogisch geschult und begleitet werden. Das Foto zeigt Schüler der Erweiterten Realschule Merchweiler beim Theaterspiel und (v.l.) Förderlehrerin Isthar Greinert, Unipräsident Linneweber, Landeskoordinatorin Dr. Elena Tregubova sowie Schulleiter Klaus-Dieter Wissel. GS/Foto: Stefan Gebhardt und Medizinischen Chemie von Prof. Rolf Hartmann werden die neuen Räume beziehen. „Beide Lehrstühle und die beteiligten Nachwuchsforschergruppen stehen für hochaktuelle und mit Preisen ausgezeichnete Pharmaforschung, die einmalig in der deutschen Universitätslandschaft ist. Sie erhalten im neuen Forschungsgebäude jetzt optimale Bedingungen“, so Linneweber. Staatssekretär Wack kündigte an, dass der Neubau bis Sommer 2008 fertig gestellt sei. Das Saarland investiert in das Bauvorhaben 13,8 Millionen Euro, davon übernimmt die EU 3,5 Millionen. „Außerdem entsteht bis 2009 gleich neben dem Pharmazie-Gebäude der Neubau für Bioinformatik für zusätzliche 18 Millionen Euro und gegenüber, mit einem Volumen von 20 Millionen, der Neubau des Max-Planck-Instituts für Softwaresysteme. Die Forschungsstraße Stuhlsatzenhaus nimmt Formen an“, hob Minister Rippel hervor. Das Praktikumsgebäude für Biowissenschaften am Forum eröffneten Rippel, Wack und Linneweber Ende November. Schon seit Anfang 2007 ist das Gebäude in Gebrauch, das in zwei Jahren errichtet worden war. Der Bau hat 900 Quadratmeter Nutzfläche, kostete 4,5 Millionen Euro, die Erstausstattung eine weitere halbe Million. Glasfassaden und schwarzer Sichtbeton prägen das Gebäude, das am Abend mit seiner futuristischen Lichtinstallation ins Auge fällt: Der Saarbrücker HBK-Professor und Künstler Daniel Hausig setzte die Buchstabenfolge des genetischen Codes in ein Lichtband mit Farbfolgen auf der Fassade um. CE 17.12.2007 09:52 Seite 51 campus aktuell Mensa frisch saniert F ast zwei Jahre lang wurde das Mensa-Gebäude für über acht Millionen Euro umgebaut; am 21. November konnte die sanierte Mensa feierlich eingeweiht werden. „Der Mensa-Betrieb lief auch während der Umbauarbeiten weiter, deshalb wurde auch nachts gearbeitet; insgesamt war der Betrieb drei Semester lang betroffen“, sagte Dr. Klaus Bierle, der Vorstandsvorsitzende des Studentenwerks im Saarland, bei der Einweihungsfeier. Neben einem neuen Küchen- und Raumkonzept mit modernen Küchengeräten und einem Nassabfall-Entsorgungssystem wurde ein neues Essensausgabe-Konzept im Speisesaal realisiert, der etwa 1000 Plätze umfasst. Unter anderem entstand ein so genannter „Free-FlowBereich“, wo jeder Gast sein Essen aus den Angeboten Wok, Grill, Pasta und Antipasti individuell zusammenstellen kann. Ein flexibleres und größeres Nach der großen Schöpfkelle griff am Tag der Mensa-Eröffnung einmal nicht Chefkoch Thomas Heib (l.), sondern Uni-Chef Volker Linneweber. Foto: Irina Urig Essensangebot wurde möglich. „Die Mensa bietet nun eine Mischung aus Standard- und Luxusessen und die Qualität kann sich sehen lassen“, so Unipräsident Volker Linneweber. Maximal 5000 Essen können ausgegeben werden. Dies ist auch notwendig: am 30. Oktober kamen 4950 Gäste. Das Mensagebäude gilt übrigens als eines der interessantesten Beispiele der Gegenwartsarchitektur und steht seit 1997 unter Denkmalschutz. IU 51 Foto: KWT Parkhaus Ost hat Plätze frei! Imposanter Brandschutz an der Mensa D V ie Parkplatzsituation rund um den Campus ist nach wie vor angespannt. Während die Parkdecks am Meerwiesertalweg zu Stoßzeiten überlaufen, bleiben im Parkhaus Ost viele Plätze leer: Die Parkmöglichkeit neben dem Busbahnhof am Stuhlsatzenhausweg ist noch zu wenig bekannt. Der damalige Wissenschaftsminister Jürgen Schreier (Foto l.) und Unipräsident Linneweber hatten das neue Parkhaus Ende Juli im Oldtimer eröffnet. Mit 600 überdachten Stellplätzen wartet das viergeschossige Gebäude auf Nutzer. Fotos: Sven Hartkorn Nur neun Monate war an dem zweiten großen Parkplatz-Standort auf dem Campus gebaut worden. Die Gesamtkosten beliefen sich auf insgesamt 2,67 Millionen Euro, von denen zwei Drittel die Uni und ein Drittel das Land getragen hat. „400 der 600 Parkplätze sind für die Uni vorgesehen und sollen dazu beitragen, dass weniger Autos auf dem Campus-Gelände parken“, so Linneweber. „Hier werden weitere Parkplätze wegfallen, da mit dem Forum und dem Französischen Platz zwei zentrale Plätze umgestaltet werden.“ 200 Parkplätze stehen für die Max-PlanckInstitute und das Fraunhofer-Institut für zerstörungsfreie Prüfverfahren zur Verfügung. Im Zuge der Baumaßnahme wurde der Uni-Bach verlegt und eine Versicker ungsmulde für Regenwasser angelegt. CE ier riesige Schalen aus 100 Tonnen wetterfestem Baustahl verpacken die beiden neuen Fluchttreppentürme an der West- und Südseite der Mensa und erinnern in ihrer Anmutung ein wenig auch an Richard Serras StahlPlastik Torque am Forum. Das Brandschutzkonzept der Mensa musste wegen neuer Vorschriften überarbeitet werden – eine besondere Herausforderung: Schließlich schufen der Architekt Walther Schrempf und der Künstler Otto Hajek die Mensa Ende der 60er Jahre als architektonische Plastik; ein Modell des Kunstwerks steht im Museum of Modern Art in New York. Statt weiterer Treppen im Inneren verlegte der Saarbrücker Architekt und Gewinner der Ausschreibung Henning Freese zwei Treppentürme nach außen, die er effektvoll in Stahl „verschalte“. Im Ernstfall dienen sie für den Speisesaal als Rettungswege. In Stahl umgesetzt hatten den Entwurf, den der Mensa-Skulpturist Hajek selbst unterstützte, die Stahl-Spezialisten der Dillinger Hütte und die Stahlbaufirma Bard & Beckmann. Mit rund 10 000 Euro sponserte die Dillinger Hütte die Stahlmäntel. CE campus 3- 4/2007 07_067578unis_Inhalt:campus campus aktuell 07_067578unis_Inhalt:campus 52 09:52 Seite 52 Uni: öko?logisch! Mitmachen ist angesagt! Auch beim Umweltschutz will die Uni mit gutem Beispiel vorangehen. Ökologisch verantwortungsvoll sollen ihre Mitglieder mit Ressourcen wie Wasser, Strom, Wärme oder auch Papier haushalten. Bereits umgesetzt sind viele Projekte wie Abwasser-Aufbereitungsanlagen oder Regenwassernutzung. Doch jetzt soll es noch einen Schritt weitergehen: Unter dem Motto UmweltCampus will eine zentrale Arbeitsgruppe uniweit für noch mehr Bewusstsein sorgen. Sie will Impulse geben, Maßnahmen strategisch vernetzen, technisch und organisatorisch steuern, neue Wege finden. Und nicht zuletzt: Das UmweltCampus-Team sucht Mitstreiter! „W campus 3- 4/2007 17.12.2007 ir wollen ökologisch sinnvolle Lösungen finden, den Ressourcenverbrauch minimieren, Betriebskosten sparen und – ganz wichtig – bei den Uni-Mitgliedern Bewusstsein für das Thema wecken“, so Patrick Michels zu den Zielen des UmweltCampus. Der Leiter des Amtes für Arbeits- und Umweltschutz der Uni hat auch die Leitung der UmweltCampusArbeitsgruppe übernommen. Ein Kernteam soll dabei mit den für die einzelnen Bereiche zuständigen Fachleuten zusammenarbeiten. Es gilt, Schwachstellen aufzudecken, Potenziale zu ergründen und gute Lösungen zu finden. Hierzu wurde auch bereits eine Diplomarbeit vom Amt für Arbeits- und Umweltschutz vergeben, deren Ergebnisse Diplomand Roger Schu vom Umweltcampus Birkenfeld im Sommer im Senatssaal Fachleuten und Entscheidern der Uni vorstellte. Sein Thema: Umweltmanagement, Kostensenkung und Ressourceneinspar ungs-Potenziale an der Uni. „Die Arbeit hat für uns einige interessante Anregungen geliefert“, betonte Gerhard Korz. Der Vertreter der Vizepräsidentin für Verwaltung und Wirtschaftsführung und Leiter des Referats Personal und Recht ist ständiges Mitglied des UmweltCampus-Kernteams. „In den Bereichen Wasser, Strom, Fernwärme und Beschaffung ist einiges schon umgesetzt, es gibt aber vieles, Vor der Chemieabwasser-Aufbereitungsanlage: das UmweltCampus-Team und die Ingenieurin der upt, die die Anlage betreibt: Patrick Michels, Gerhard Korz, Elisabeth Fünfrocken und Dr. Alois Etringer (v.l.). Foto: Renate Neu was ökologisch und auch ökonomisch noch sinnvoll wäre“, so Korz. Daher unterstützt auch das Uni-Präsidium das Projekt nachdrücklich. Und die stark gestiegenen Energiekosten geben der Sache einen zusätzlichen Schub. Umweltbewusstsein zahlt sich aus „Im Bereich Wasser gilt es, den Trinkwasserverbrauch weiter zu reduzieren“, erläutert Patrick Michels. Wie wirksam Maßnahmen hier sein können, zeigen Projekte, die das Referat Facility Management und das Amt für Arbeitsund Umweltschutz gemeinsam mit den Fachrichtungen Chemie, Physik, Pharmazie und Werkstoffwissenschaften umgesetzt haben. Es geht darum, Wasser, das bereits bezahlt ist, nochmals zu verwenden. „Für Chemieabwässer aus den Laboren der Chemie, Physik und Pharmazie haben wir eine Abwasser-Aufbereitungsanlage in Betrieb genommen, die das Land kofinanziert hat“, erklärt Kernteam-Mitglied Dr. Alois Etringer. Der Chef des Referats Facility Management betont: „Wir konnten den Nutzungsgrad der Anlage von 2 800 Kubikmetern im Jahr 2006 auf 15 000 Kubikmeter im Jahr 2007 steigern“. Die Abwässer werden aufbereitet und wieder für Labore oder Toilettenspülungen im Chemie-Gebäu- de eingesetzt. Starker Pluspunkt für den Umweltschutz: Da das Chemieabwasser aus allen Laboren über die Anlage geleitet und zuverlässig von allen Chemikalien befreit wird, gelangen keine chemischen Stoffe in das allgemeine Abwassersystem. Das nicht angezapfte Trinkwasser macht sich auch in Barem bemerkbar: 67 000 Euro wurden durch die Anlage 2007 gespart. „Dadurch, dass das Brauchwasser jetzt gekühlt werden kann, kann es jetzt auch als Kühlwasser eingesetzt werden“, erklärt Dr. Etringer. „Wir arbeiten daran, den Nutzungsgrad weiter zu optimieren und noch mehr Abnehmer für das Brauchwasser anzuschließen“, ergänzt Michels. Bereits im Jahr 2000 konnte mit mobilen Kühlgeräten in den Werkstoffwissenschaften wertvolles Frischwasser ersetzt werden: Mehrere Forschungsschmelzöfen, die rund um die Uhr gekühlt werden mussten, wurden durch Brauchwasserkreisläufe auf Temperatur gehalten. Über 12 000 Kubikmeter Wasser konnten so eingespart und über 110 000 Mark sinnvoller verwendet werden. Die Kosten der Kühlgeräte samt Stromkosten waren schon nach acht Monaten amortisiert. Aber auch sonst lässt sich beim Wasser manches bewegen: Etwa indem Grünanlagen mit Regenwasser bewässert werden. Die Zisternen der Uni reichen aber bei sehr heißen Sommern mit wenig Niederschlag noch nicht. Zumindest lassen sich hier Abwassergebühren sparen durch Zähler für Gießwasser: Was versickert kommt nicht in den Kanal und kostet daher weniger – ein Tipp übrigens auch für den eigenen Garten. Beim Stromsparen setzt die Uni auf sparsame Geräte, Energiesparlampen, Bewegungsmelder, Dämmerungsschalter, Sensoren. Insbesondere hier sind auch die Uni-Mitglieder gefragt. „Wir haben Hinweise, dass viele Rechner unnötig angeschaltet sind, manche sogar nie ausgeschaltet werden“, sagt Dr. Etringer. „Daher bitten wir dringend, den Computer, wenn er nicht gebraucht wird, auszuschalten.“ Laufen alle Rechner auf dem Saarbrücker Campus im Stand-by-Betrieb, entspricht das pro Tag dem Jahresenergiebedarf eines Einfamilienhauses! Mit Leittechnik, Wärmedämmung oder Fensteraustausch, wie in Teilen bereits erfolgt, kann Energie gespart und Umwelt und Geldbeutel geschont werden – aber nicht überall. „Die Leittechnik und ihre bessere Steuerung hat viel gebracht. Gerade bei der Heizenergie ist jedoch viel auch abhängig von der Gebäudesubstanz. Leider war in den 60er Jahren Wärmedämmung noch kein Thema. Das zeigt sich deutlich am Wärmeverlust der Gebäude aus dieser Zeit“, so Etringer. Abhilfe scheitere hier oft an den immensen Kosten. „Wo es möglich ist, sollte beim Heizen der Temperaturregler auf drei gestellt werden, dann regelt das Thermostat die Nachtabsenkung“, merkt Etringer an. Wichtig sei auch das richtige Lüften: Fünf Minuten Fenster auf, dann wieder zu! Ob Papiersparen, Recyclingpapier, Abfalltrennung, Stromsparen ... Alle sind aufgerufen mitzutun! Personalchef Korz: „Wir wollen alle Mitglieder der Uni motivieren mitzumachen, selbst umweltbewusst und verantwortungsvoll zu handeln.“ Und wer Anregungen oder gute Ideen hat, findet beim UmweltCampus-Team offene Türen. CE Kontakt: umweltcampus@ univw.uni-saarland.de Im Internet will die Arbeitsgruppe regelmäßig Tipps veröffentlichen, wie Ressourcen und Energie gespart werden können (so auch aktuell zur Heizperiode: auf der Homepage und unter „Beschäftigte“. 15:18 Seite 53 campus aktuell 18.12.2007 Für die Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ warben Professoren und Mitarbeiter der SaarUniversität auf dem Saarbrücker Campus (v.l.): Martin Lauer, Thomas Fläschner, Prof. Günter Schmidt, Prof. Reinhard Wilhelm, Prof. Peter Dörrenbächer, Prof. Michael Springborg, Universitätspräsident Linneweber, Prof. Bernd Schröder, Heike-Rebecca Nickl, Prof. Roland Marti und Prof. Gerhard Weikum. Foto: dasbilderwerk 53 Aktion: „Mit dem Rad auf den Campus“ Die Saar-Universität hat sich im Sommer an der Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ beteiligt, die vom Allgemeinen Deutschen FahrradClub (ADFC), der AOK und dem Bundesverkehrsministerium ins Leben gerufen wurde: Uni-Professoren zeigten, dass das Fahrrad für sie längst zum Alltag gehört und stiegen für den Fotografen demonstrativ auf ihre Räder. D ie Initiative für eine Aktion an der Universität war von Thomas Fläschner, Landesvorstandssprecher des ADFC, ausgegangen. Er ist Bibliothekar in der Geographie und will so viele Mitglieder der Universität wie möglich dafür gewinnen, statt mit dem Auto per Fahrrad an die Uni zu kommen. Universitätspräsident Volker Linneweber unterstützt die Initiative und bedauert, dass er selber zurzeit nicht mit dem Rad zur Arbeit fahren kann: „Als passionierter Radfahrer würde ich mir über die Unterstützung der Aktion hinaus wünschen, auch aktiv dabei zu sein. Allerdings ist das im Moment mit meinem Job, bei dem Anzug und Schlips gefragt sind, schwer zu vereinbaren. Ich versuche, das in der Freizeit zu kompensieren und könnte mir auch einmal einen Betriebsausflug auf dem Fahrrad vorstellen.“ GS Neuer Leiter der Radioaktivitätsmessstelle D r. Andreas Wöhr ist seit Oktober 2007 neuer Leiter der Radioaktivitätsmessstelle der UdS. Er über nimmt die Stelle von Prof. Gert Keller, der in Dr. Andreas Wöhr den Ruhestand verabschiedet wurde. Die Radioaktivitätsmessstelle ist im Gebäude der Biophysik in Homburg untergebracht und arbeitet mit der Biophysik und der Nuklearmedizin zusammen. Gegründet wurde sie 1989, nachdem die Landesregierung der Universität zum Teil Aufgaben übertragen hat, zu denen sie nach dem Strahlenschutz- vorsorgegesetz verpflichtet ist. Dies sind unter anderem die Überwachung von Umweltradioaktivität sowie der Radioaktivität in verschiedenen Stoffen wie Lebensmittel, Arzneimittel und deren Ausgangsstoffe, Tabakerzeugnisse, Bedarfsgegenstände, Pflanzen und Düngemittel. Es werden regelmäßig Lebensmittelproben aus dem Saarland auf radioaktive Inhaltsstoffe untersucht, die dann in einer vom Bundesamt für Strahlenschutz geführ ten Datenbank abgespeichert und ausgeweitet werden. Außerdem unterhält die Radioaktivitätsmessstelle einen von zwei Messwagen, die für den nuklearen Katastrophenschutz im Saarland bereit stehen. KR campus 3- 4/2007 07_067578unis_Inhaltn:campus campus aktuell 07_067578unis_Inhaltn:campus 54 15:19 Seite 54 Ausgezeichnet familienfreundlich Die Universität besitzt seit Mai 2004 das Grundzertifikat für eine familienfreundliche Hochschule. Nach erfolgreicher Reauditierung im Mai 2007 wurde ihr jetzt das Zertifikat zum Audit Familiengerechte Hochschule verliehen. Nur sieben weitere Hochschulen, davon fünf Universitäten, tragen bundesweit diese Auszeichnung. Das Zertifikat wurde im Juni in Berlin überreicht von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen und der Parlamentarischen Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium, Dagmar Wöhrl. Der ehemalige Uni-Vizepräsident Rolf Hartmann und die Audit-Projektleiterin Dr. Sybille Jung nahmen die Auszeichnung für die Uni entgegen. D campus 3- 4/2007 18.12.2007 as Audit Familiengerechte Hochschule wurde von der Initiative Beruf & Familie der Hertie-Stiftung und der Universität Trier entwickelt. „Ziel ist es, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass Studium, Beruf und Familie besser vereinbart werden können“, so Audit-Projektleiterin Dr. Sybille Jung. „Vor allem in der WissenAudit-Projektleiterin sollen Dr. Sybille Jung ist schaft Karriere seit Anfang des sich Jahres Frauenbe- und Familienauftragte der Uni- arbeit nicht länversität. ger gegenseitig ausschließen“, betont sie. Davon profitiere auch die Hochschule: „Sie kann so hochqualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter halten, effizient Personal einsetzen und verhindern, dass Studierende ihr Studium abbrechen.“ In den letzten Jahren hat Dr. Jung mit verschiedenen Partnern bereits einiges umgesetzt: So wurden unter anderem eine Website mit Infor mationen rund um Vereinbarkeit von Fawww.unimilie und Karriere saarland.de/auditfamilie und das Wissenschaftsportal sKarriere-Wissenschaft-Familie www.scienceangels.de eingerichtet, das Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler unterstützt. In Studien- und Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen, ist kein leichtes Unterfangen. Die Saar-Uni bietet als familienfreundliche Hochschule Unterstützung an. Foto: Audit Prüfungsordnungen wurden familienfreundliche Regelungen aufgenommen. Eine flexible Kinderbetreuung macht die Online-Babysitterbörse möglich und auf dem Homburger Campus wurde im Rahmen des Lokalen Bündnisses UniMedKids www.uks.eu/unimedkids ein Modellprojekt gestartet: „Wir erproben derzeit in campusnahen Einrichtungen die Betreuung in Randzeiten: Dadurch wird es möglich, Kinder auch zu Zeiten in gute Hände zu geben, in denen nor malerweise niemand zur Betreuung bereit steht“, erläutert Jung. Auch gibt es einen Tagesmütter-/ -väterpool. „Darüber hinaus unterstützt das Dual-Career-Couples-Programm Wissenschaftlerpaare, und wir bieten Workshops für Väter an“, so Jung zu den bereits umgesetzten Projekten. Ein schwerer Schicksalsschlag traf das Audit-Projekt im September: Andreas Monz, der soeben eingestellt worden war, um das Vorhaben gemeinsam mit Sybille Jung weiter zu führen, starb unerwartet im Alter von nur 33 Jahren (S. 61). „Es ist für mich persönlich wie für das Projekt ein schlimmer und unfassbarer Verlust“, so Jung. Seit November sind Nicolas Becker und Corinna Reichel im Audit-Team. Uni wird noch familiengerechter Durch die Reauditierung wurde die Familienfreundlichkeit der Saar-Uni erneut evaluiert. „Mit der Uni-Leitung wurden weitere Zielvereinbarungen beschlossen“, so Jung. Bestehende Angebote werden weitergeführt und durch neue Aktivitäten ergänzt. „Um das richtige Zertifikat zu erhalten, haben wir detailliert darlegen müssen, wie wir unser Angebot für Familien weiter ausbauen wollen,“ erklärt UniPräsident Volker Linneweber hierzu. „So ist unter anderem geplant, zusätzliche Betreuungsplätze für Kinder von Bediensteten anzubieten, familienbewusste Konzepte zur Personalentwicklung zu realisieren, WissenschaftlerPaare verstärkt zu fördern und weitere familienfreundliche Regelungen in die Studien- und Prüfungsordnungen einzubauen“, fasst Linneweber zusammen. Die Zielvereinbarungen reichen von Arbeits- und Studienbedingungen über Service-Angebote bis hin zur CampusGestaltung: „Für alle Uni-Beschäftigten sollen neue, flexible Arbeitszeitmodelle realisiert werden. Für neue Beschäftigte, die ins Saarland umziehen, ist ein Relocation-Angebot geplant – eine umfassende Beratung vom Umzug bis zum Schulangebot“, so Jung. Schwerpunkte der Zielvereinbarungen betreffen Führungskräfte und Wissenschaftler-Paare, wie auch Studierende, die verstärkt unterstützt werden sollen. Das Wissenschaftsportal Karriere-Wissenschaft-Familie mit seiner so genannten eMentoring-Ebene, einem elektronischen Betreuungs- und Vernetzungsangebot, soll weiter ausgebaut werden, ebenso das generelle eLearning-Angebot. „Auch die Kinderbetreuung zu verbessern, bleibt ein wichtiges Thema“, betont Sybille Jung: „Wir wollen für die Kinder von UniBediensteten zusätzliche Betreuungsplätze schaffen; außerdem soll eine stundenweise Betreuung möglich sein.“ GS/CE 18.12.2007 15:21 Seite 55 Tipps & Termine Interdisziplinäre Ringvorlesung in Kooperation mit der Landeshauptstadt Saarbrücken: „Der Gläserne Mensch“ Kinder-Uni 16. Januar (gelbe Gruppe) und 23. Januar (blaue Gruppe): „Was hatten Piraten mit dem Völkerrecht zu tun?“ – Prof. Torsten Stein und Prof. Maximilian Herberger 6. Februar (blaue Gruppe) und 13. Februar (gelbe Gruppe): „Können Maschinen denken?“ – Prof. Jörg Siekmann Die Vorlesungen finden jeweils um 16 Uhr im Audimax (Geb. B4 1) statt. Vortragsreihe zum Jahr der Geisteswissenschaften wird fortgesetzt: Krise und Aufbruch in der Geschichte Europas Die Vorträge finden jeweils um 18.15 Uhr in der VHS Stadtverband Saarbrücken am Schlossplatz statt. 9. Januar: Prof. Clemens Zimmermann: „Europa: Kulturelle Produktivität in der Geschichte“ 16. Januar: Prof. Rainer Kleinertz: „Der Klang der Ereignisse – Die Geschichte Europas in der Musik“ 23. Januar: Prof. Christa Lichtenstern: „Surrealistische Impulse nach Übersee: Pariser Künstler emigrieren in die USA“ 30. Januar: Prof. Margrit Grabas: „Die Bedeutung der Weltwirtschaftskrise als Zäsur der europäischen Integration“ 6. Februar: Prof. Bärbel Kuhn: „’Wir fünfzigen’. 50 Jahre Saarland 1957 bis 2007 – Ereignis und Erinnerungspolitik im Spannungsfeld von Region, Nation und Europa“ 13. Februar: Prof. Peter Thorau: „Die Türkei, Deutschland und Europa. Vom militärischen Bündnispartner zum EU-Beitrittskandidaten“ 20. Februar: Prof. Rainer Hudemann: „Wächst Europa zusammen?“ Mit Ausnahme des Termins am 4. Februar beginnen die Veranstaltungen immer um 19.00 Uhr im Festsaal des Saarbrücker Rathauses. 14. Januar: Prof. Tobias Scheffer: „Den gläsernen Menschen bewirtschaften: Online-Werbung, Spam, Online-Betrug“ 21. Januar: Prof. Axel Mecklinger: „Fenster zum Gehirn: Die funktionelle Bildgebung von Denkprozessen“ 28. Januar: Prof. Michael Backes: „Der gläserne Mensch – Privatsphäre und Datenschutz in einer vollständig vernetzten Welt?“ 4. Februar Filmvorführung und Vortrag im Kino achteinhalb (ab 19 Uhr): Dr. Alf Gerlach: „Intimität als Gegenwehr. Ein psychoanalytischer Kommentar zum Film `Die Truman Show´ von Peter Weir“ 11. Februar: Prof. Wolfram Henn: „Gläserne Menschen durch Gentests. Wieviel Wissen tut uns gut?“ 18. Februar: Prof. Klaus Martens: „Der Mensch aus Millionen Diamanten“ 25. Februar: Prof. Heinz-Dieter Heckmann: „Der gläserne Geist – Bedrohen die Neurowissenschaften das traditionelle Menschenbild?“ Kunst im Präsidialamt: Bis Ende Februar sind im Präsidialamt (Geb. A2 3, 1. OG) sieben Terrakotta-Reliefs des Bildhauers Eberhard Linke ausgestellt. Sie zeigen Szenen aus Werk und Leben des Franzosen Francois Villon (1431-1463). Villon gilt als bedeutendster Dichter des französischen Spätmittelalters und führte ein abenteuerliches Leben als fahrender Student und Krimineller. Die Ausstellung ist montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Bürgeramt: Neuer Service Neu zugezogene Studenten und Mitarbeiter können ihren Wohnsitz direkt auf dem Campus anmelden. Der Service-Point im Foyer des Mensagebäudes (Studierendensekretariat) ist jeden Dienstag und Mittwoch von 13.30 Uhr bis 15.30 Uhr geöffnet. 55 Winterball 2008 Am Samstag, 19. Januar, findet in der Congresshalle Saarbrücken (Hafenstraße 1) der Höhepunkt des akademischen Jahres statt: der Winterball der Hochschulen des Saarlandes. Beginn ist um 20 Uhr, Einlass und Sektempfang ab 19 Uhr. Live-Bands auf drei Tanzflächen: im großen Saal We together vom Ball-Standard über Oldies zu den aktuellen Top-40, im Saal West L’Orchestre Jean Pierre Sauray mit französischem Schwung und Charme, im Foyer Mistura Cor mit heißen Rhythmen aus Brasilien und der Karibik. Außerdem im großen Saal: Show Acts. Karten zu 38 Euro (ermäßigt 19 Euro) oder ohne Sitzplatz zu 28 Euro (ermäßigt 14 Euro ) bei SR am Markt, Ticketshop. Tel: 0681/9880880 oder im Internet (mit weiteren Infos auch zu den Tanz-Crashkursen am 12. und 13. Januar): www.unisaarland.de/de/info/winterball Der Tag der offenen Tür findet am 21. Juni 2008 statt. Das Studentenwerk hat unter dem Motto „Studierende für Studierende“ den Studentenwerkspreis für besonderes soziales Engagement gestartet. Dozenten und andere Personen, Institutionen oder Gremien aus dem Hochschulbereich können bis 9. Januar 2008 besonders engagierte Studenten vorschlagen. Infos unter: www.studentenwerke.de campus 3- 4/2007 07_067578unis_Inhaltn:campus campus Namen 07_067578unis_Inhalt:campus 56 17.12.2007 09:54 Feiern und Geburtstage Feier zum 65. Geburtstag von Prof. Dr. Klaus Güthlein D as Kunsthistorische Institut lud am 14. Juni zum 65. Geburtstag von Prof. Klaus Güthlein ein. In ihren Gratulationen würdigten Dekan Michael Hüttenhoff, Prof. Christa Lichtenstern, Staatssekretärin Dr. Susanne Reichrath und Uni-Vize präsidentin Patricia Oster-Stierle „sein großes Engagement für die Kunst, das dieser Universität und dieser Stadt Glanz verlieh“. Prof. Lorenz Dittmann blickte auf die Aktivitäten Güthleins, der durch wegweisende Forschungen zur römischen Renaissance- und Barockarchitektur, aber auch durch seine Studien zur nassau-saarbrückischen Baumeisterfamilie Stengel hervorgetreten ist und die Universität im Landesdenkmalrat vertreten hat. Im Festvortrag beleuchtete Prof. Dethard von Winterfeld (Mainz) „Giovanni Pisano und die nordalpine Gotik“. Die Herausgeber Lorenz Dittmann, Christoph Wagner und Dethard von Winterfeld überreichten dem Jubilar die druckfrische Festschrift „Sprachen der Kunst“. WM Festkolloquium für Prof. Dr. Rolf Hachmann M campus 3- 4/2007 Seite 56 it einem Fest kollo quium zu seinem 90. Geburtstag ehrte die Fachrichtung Vor- und Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie am 30. Juni den langjährigen Institutsdirektor Prof. Rolf Hachmann, der 1959 an die UdS berufen worden war. Dank seines außerg ewöhnlichen Engagements profilierte Hachmann die Fachrichtung wegweisend und forscht als Emeritus rege weiter. Vizepräsidentin Oster-Stierle und Dekan Michael Hüttenhoff verwiesen in ihren Grußworten auf seine reichen Aktivitäten in der akademischen Selbstverwaltung und das mit seinem Namen eng verbundene Großprojekt der Grabungen auf dem Siedlungshügel (Tell) Kamid el-Loz im Libanon. Welche Wirkung er als akademischer Lehrer entfaltet hat, bewiesen die Referenten Prof. Rudolf Echt, Frauke Stein (beide UdS), Alfred Haffner (Kiel) und Winfried Orthmann (Halle), die aktuelle Forschungsergebnisse präsentierten, welche rasch in einen neuen Band der „Saarbrücker Studien und Materialien zur Altertumskunde“ münden werden. WM Prof. Dr. Hans Joachim Kornadt wurde 80 Jahre D er am 16. Juni 1927 im pommerschen Stargard geborene Prof. Dr. Hans-Joachim Kornadt hat 2004 im vier ten Band der Reihe „Psychologie in Selbstdarstellungen“ ausführlich über Vita, Oeuvre und sein intensives Engagement in hochrangigen Gremien der Bildungs- und Wissenschaftspolitik, der Wissenschaftsplanung sowie der Umstrukturierung des DDR-Hochschulwesens nach 1989 berichtet. Über Marburg und Würzburg kam er 1961 an die Comenius-Hochschule und 1968 auf den Lehrstuhl für pädagogische Psychologie und Erziehungswissenschaft an der UdS. In seinen Publikationen widmet sich der Träger des Saarländischen Verdienstordens, des Bundesverdienstkreuzes I. Klasse und des Deutsch-Japanischen Forschungspreises insbesondere der Aggressionsforschung, der Motivationspsychologie und der kultur vergleichenden Psychologie. So führten ihn Gastprofessuren und Forschungsprojekte nach Indonesien und Japan. WM Akademische Feier für Prof. Dr. Dr. h.c. Gerhard Lüke M it einer Festveranstaltung gratulierte die Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät am 29. Juni ihrem Emeritus für Prozessrecht, Bürgerliches Recht und Arbeitsrecht Prof. Dr. h.c. Gerhard Lüke zum 80. Geburtstag. Prof. Teiichiro Nakano, Ehrendoktor der Fakultät, war aus Osaka angereist. Dekan Joachim Zentes und Prof. Dr. h.c. Helmut Rüßmann würdigten Wesen und Werk Lükes, der seit 1961 an der UdS tätig war und auch sehr intensive Beziehungen zu japanischen Universitäten pflegte. Im Festvortrag reflektierte Prof. Hanns Prütting (Köln) über „Gerechtigkeit und Zivilprozess“, Notar Prof. Rolf Zawar glossierte den „Aktenvermerk“. Die Ansprachen werden als Heft 72 der Universitätsreden publiziert. WM Prof. Dr. Dr. h.c. Heinz Mittelmeier: 80 E r ist Ehrendoktor der Me dizi nischen Akademie Danzig, hat gerade die 17. Ehrenmit glied schaft einer Fachgesellschaft erhalten, seinen Namen tragen ein deutscher und ein internationaler Wissenschaftspreis. Am 9. Oktober konnte Prof. Dr. Dr. h.c. Heinz Mittelmeier seinen 80. Geburtstag begehen. Der in Ingolstadt geborene Jubilar war 1964 als seinerzeit jüngster Ordinarius der Orthopädie nach Homburg berufen worden und hat in den über drei Jahrzehnten seines Wirkens nicht zuletzt dank innovativer Operationstechniken die Orthopädische Universitätsklinik zu einer international renommierten Stätte der Lehre, Forschung und Krankenversorgung ausgebaut. Der mit dem Saarländischen Verdienstorden und dem Großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete Präsident mehrerer wissenschaftlicher Gesellschaften agierte über 30 Jahre als Landesarzt für Körperbehinderte im Saarland, leitete die 1965 von ihm begründete Krankengymnastikschule und beschäftigt sich als Emeritus mit der Geschichte seines Fachs. WM 07_067578unis_Inhalt:campus 17.12.2007 09:54 Seite 57 campus Namen Saarbrücker Philosoph mit Henri-LauenerPreis ausgezeichnet Dr. Susanne Steinmann (r.) überreicht Elisabeth Roscher ein Abschiedsgeschenk. Foto: GS Elisabeth Roscher im Ruhestand I m Juni wurde in Bern der Philosoph Dr. Daniel Schoch mit dem HenriLauener-Preis 2007 ausgezeichnet. Der Preis wird im Bereich der Analytischen Philosophie vergeben. Die Laudatio hielt Prof. Ulrich Nortmann, der an der Saar-Universität Theoretische Philosophie lehrt. Dr. Schoch war bis 2006 Assistent an seinem Lehrstuhl. Seit Beginn dieses Jahres lehrt er als Assistenzprofessor am Department of Economics der Universität von Chiang Mai (Thailand). Dem Saarbrücker Philosophischen Institut bleibt Dr. Schoch als externer Habilitand verbunden. Dr. Schoch wurde mit dem Preis für sein bisheriges Werk geehrt. Er arbeitete in vielen Gebieten der Analytischen Philosophie wie der Wissenschafts- und Erkenntnistheorie, Ontologie, Philosophie der Quantenmechanik, Entscheidungstheorie, Wirtschaftstheorie und Risikoethik. Eine starke interdisziplinäre Orientierung sowie die Berücksichtigung rechnerischer Aspekte zeichnen seine Arbeit aus, die einen substanziellen Beitrag zur praktischen Anwendbarkeit der Analytischen Philosophie leistet. Der von dem Schweizer Philosophen Henri Lauener, ehemals Professor in Bern, gestiftete Wissenschaftspreis wird jährlich verliehen, und zwar im Wechsel für ein herausragendes Gesamtwerk in der Analytischen Philosophie, im Folgejahr für das Werk eines Nachwuchsphilosophen. Dr. Schoch erhielt den Nachwuchspreis, der mit 10 000 Schweizer Franken dotiert ist. Redaktionsschluss campus 1/2008: 18. Januar 2008 Zahlreiche Kollegen und Freunde kamen Ende Juli zur Abschiedsfeier der langjährigen stellvertretenden Leiterin des Studienzentrums. „Ihre besondere Art der Zuwendung zu den Ratsuchenden war ein Beleg dafür, dass Ihr Beruf für Sie eine Berufung war“, betonte die Leiterin des Studienzentrums Dr. Susanne Steinmann bei ihrer Ansprache. 40 Jahre lang war Elisabeth Roscher für die Saar-Uni tätig: Nach Jurastudium und USA-Stipendium arbeitete sie seit 1967 an mehreren juristischen Lehrstühlen, bevor sie 1977 in die Studienberatung wechselte. Drei Jahrzehnte prägte sie das Studienzentrum mit. Sie war Stellvertreterin von Leiter Heinz Augenstein, übernahm nach dessen Pensionierung für mehr als fünf Jahre die kommissarische Leitung und war schließlich Stellvertreterin von Dr. Steinmann, die bei der Feier hervorhob: „Elisabeth Roscher engagierte sich für die Studierenden sowohl als Studienberaterin als auch durch ihr Wirken in vielen Gremien wie dem Studienausschuss und Fachausschüssen. Intensiv hat sie die Studienreform mitbegleitet und neue Entwicklungen tatkräftig mit vorangetrieben“. CE Scholz erneut „führender Kopf im Personalwesen“ Medizinstudent ist Europameister B Erfolg für den saarländischen Hochschulsport: Der 29-jährige Medizinstudent Jens Roch holte bei der BadmintonHochschulEuropameisterschaft im November den Europameistertitel im HerrenEinzel. ereits zum dritten Mal in Folge ist der Saarbrücker Betriebswirtschaftler Prof. Christian Scholz von der auflagenstärksten deutschsprachigen Personal-Fachzeitschrift, dem PERSONALmagazin, in die renommierte Liste der „40 führenden Köpfe im Personalwesen“ aufgenommen worden. Das Ranking wird im Zweijahresturnus durchgeführt. Dieser Hattrick ist bisher noch wenigen gelungen. Scholz befindet sich dabei in guter Gesellschaft der Personalvorstände Stefan Lauer (Deutsche Lufthansa) und Thomas Sattelberger (ehemals Continental/jetzt Deutsche Telekom) sowie des Geschäftsführers der Deutschen Gesellschaft für Personalführung Hans Böhm. Bei den Universitätsprofessoren ist dies nur Heinz Schuler von der Universität Hohenheim gelungen. Der Spitzenplatz in der deutschen Personalcommunity resultiert laut Scholz aus der Tradition eines soliden Diplomstudienganges, der sowohl substanzielle Forschung als auch eine nachhaltige Ausbildung der Studierenden ermöglicht. red 57 B ei den vierten Europäischen Hochschulmeisterschaften im Badminton in St. Petersburg (Russland) besiegte Saar-Uni-Student Jens Roch im Herren-Einzel-Finale seinen Gegner von der russischen Universität Chelyabinsk in zwei Sätzen. Außer dem neuen Europameister nahmen noch drei weitere Studenten der Saar-Uni an der Hochschul-EM teil: Daniel Hammes spielte für die Herrenmannschaft. Im Damendoppel traten Eva Schneider und Kristina Kreibich an und gelangten bis in die ViertelfinalSpiele. Das Team der Saar Uni erreichte insgesamt Platz 11. campus 3- 4/2007 Dr. Daniel Schoch 07_067578unis_Inhaltn:campus 18.12.2007 Rechts- und Wirtschaftswissenschaften Fünfter Doktortitel für Professor Martinek D campus 3- 4/2007 Seite 58 Aus den Fakultäten campus Namen 58 15:25 ie Université de Lille 2 hat Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. mult. Michael Mar tinek Ende Oktober den Titel „Doctor honoris causa“ verliehen. Die Partneruniversität der UdS in Nordfrankreich ehrt mit dieser Auszeichnung Prof. Martineks rechtswissenschaftliches Gesamtwerk und seinen Einsatz für die europäische Juristenausbildung. Für den renommierten Saarbrücker Wissenschaftler ist es bereits der fünfte Doktortitel. Nachdem Martinek sein Studium in Deutschland mit je einer Promotion in Rechtswissenschaften und Verwaltungswissenschaften abgeschlossen hatte, erwarb er an der New York University den Titel eines „Master of Comparative Jurisprudence“ (MCJ) und einen weiteren juristischen Doktortitel in Kiel. Später führten ihn Gastprofessuren regelmäßig nach Johannesburg und Wuhan. Die chinesische Universität verlieh ihm 2002 die Ehrendoktorwürde; im vergangenen Jahr erhielt er aus Südafrika den Ehrentitel „Honorary Professor of Law“. Eine weitere internationale Auszeichnung folgte aus England: Die Law School in Warwick bei London ernannte ihn zum „Senior Visiting Fellow“. Professor Martinek ist an der Universität des Saarlandes Professor für Bürgerliches, Handels- und WirtschaftsRecht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung. Außerdem leitet der Wissenschaftler das Institut für Europäisches Recht. IU Dr. Dr. Thomas Gergen ist Preisträger des Forschungsstipendiums „Rudolf Brummer“, welches die Regier ung von Katalonien (Generalitat de Catalunya) alljährlich zusammen mit dem Deutschen Katalanistenverband vergibt. Gergens Thema ist das katalanische Lebenspartnerschaftsgesetz in seiner Praxis und in seiner Auswirkung auf andere spanische autonome Regionen sowie auf europäische Nachbarländer, insbesondere Frankreich. Im Rahmen seines Forschungsaufenthaltes wird Gergen Gast der Societat Catalana d’Estudis Jurídics in Barcelona sein. Die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Dr. Ursula von der Leyen, hat Prof. Dr. Andrea Gröppel-Klein zum Mitglied der Sachverständigenkommission für den Sechsten Altenbericht der Bundesregierung berufen. Zum 30. September 2007 ist Prof. Dr. Heike Jung in den Ruhestand getreten. Die Venia legendi wurde verliehen an Dr. Gregor Krämer und Dr. Lutz Richter für das Fach Betriebswirtschaftslehre. Prof. Dr. Filippo Ranieri war von der Deutschen Forschungsgemeinschaft in die Gruppe der Gutachter für die Abwicklung der zweiten Exzel len z ini tiative ber ufen worden. Medizin Calogero-Pagliarello-Preise: Im Rahmen der diesjährigen Promotions- und Examensfeier wurden traditionell wieder die mit je 5 000 Euro dotierten Studien- und Forschungspreise verliehen, die auf die Stiftung des Rohrbacher Schlossers Calogero Pagliarello zurückgehen. Dr. Nicole Denzer und Dr. Martin Kühne erhielten den Forschungspreis und John Scharlau und Dr. Ivan Bogeski teilen sich den Studienpreis. Zum 30. September sind in den Ruhestand getreten: Prof. Dr. Jürgen Hütter mann, Prof. Dr. Ernst W. Kienecker und Prof. Dr. Hans Köhler. Dr. Frank T. Peters hat den Nachwuchs för derpreis der Gesellschaft für Toxikologische und Forensische Chemie (GTFCh) erhalten. Der Wissenschaftler arbeitet in Homburg in der Abteilung Experimentelle und Klinische Toxikologie unter Leitung von Prof. Dr. Dr. h.c. Hans H. Maurer. Ausgezeichnet wurde Peters für seine Arbeiten zur enantioselektiven Bestimmung und Toxikokinetik von Amphetaminen in Plasma und Speichel. Seine Forschungen wurden unter anderem in Clinical Chemistry (IF 7.7) veröffentlicht. Der auch international gefragte Experte für die Validierung bioanalytischer Verfahren hatte bereits 2003 den Best Paper Award der International Association of Forensic Toxicologists (TIAFT) in Melbourne erhalten. Gegenwärtig beschäftigt er sich mit der biotechnologischen Synthese von Wirkstoffmetaboliten. Prof. Dr. WolfIngo Steudel, Direktor der Klinik für Neurochirurgie, ist neuer Präsident der Europäischen Akademie für Multidisziplinäre Neu- 18.12.2007 15:26 Seite 59 rotraumatologie (EMN). Gewählt wurde Steudel im Sommer auf der Jahrestagung der EMN in Rom. Als Sekretärin wurde Dr. Angelika Mautes im Amt bestätigt. Geschichtsund Kulturwissenschaften Zum 30. September ist Prof. Dr. Klaus Güthlein in den Ruhestand getreten. Sprach-, Literaturund Kulturwissenschaften Die Venia legendi wurde verliehen an Dr. Berthold Crysmann für das Fach Allgemeine Sprachwissenschaft und Dr. Andrea Weber für das Fach Psycholinguistik. Prof. Dr. HansJürgen Lüsebrink wurde vom Generalsekretär der Alexander von Hum boldt-Stif tung zum Mitglied des Auswahlausschusses zur Förderung von Institutspartnerschaften ernannt. Prof. Dr. Manfred Schmeling ist neuer Präsident der International Comparative Literature Association, ICLA. Gewählt wurde er im August auf dem Weltkongress der ICLA in Rio de Janeiro. Die Amtszeit dauert bis 2010. Die ICLA hat über 5 000 Mitglieder aus rund 35 Nationen. campus Namen Aus den Fakultäten Empirische Humanwissenschaften Dr. Christoph Igel, Akademischer Oberrat am Sportwissenschaftlichen Institut und Leiter des Competence Centers Virtuelle Saar Universität hat sich im November im Fachbereich Psychologie und Sportwissenschaft der Westfälischen-Wilhelms-Universität Münster habilitiert. Ihm wurde die Venia Legendi für Sportwissenschaft unter besonderer Berücksichtigung der Sportinformatik verliehen. Außerdem wurde Dr. Igel auf dem 18. Hochschultag der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft im September in Hamburg erneut einstimmig zum Vizepräsident für Medien und Technologie gewählt. Er bekleidet das Amt bereits seit 2005. Die Venia legendi wurde verliehen an Dr. Bertram Opitz für das Fach Psychologie. Mathematik und Informatik Zum 30. September 2007 ist Prof. Dr. Jörg Siekmann in den Ruhestand getreten. Chemie, Pharmazie, Bio- und Werkstoffwissenschaften Zum 30. September 2007 ist Prof. Dr. Horst Beck in den Ruhestand getreten. Uwe Hartmann Honorarprofessor an der Fudan Universität Shanghai 59 Erst 29 Wissenschaftler vor ihm erhielten diese hohe Ehrung, darunter eine Reihe von Nobelpreisträgern: Die Fudan Universität in Shanghai, eine der führenden chinesischen Elite-Universitäten, hat Prof. Uwe Hartmann im Juni den Titel „Professor ehrenhalber“ verliehen. Die 1905 gegründete Fudan, die in den Naturwissenschaften zu den fünf Top-Hochschulen der Volksrepublik zählt, würdigt mit der Auszeichnung Hartmanns herausragende Leistungen in der Nanostrukturforschung. Schon seit Jahren kooperiert der Saarbrücker Experimentalphysiker, der auch die Bundesregierung in Sachen Nanotechnologie berät, mit chinesischen Wissenschaftlern. Die Forschungsschwerpunkte des Exper ten für Nano-Struktur-Physik und Magnetfeldsensorik liegen derzeit in der Nanotechnologie und der Rastersondenmikroskopie. Für seine messtechnischen Entwicklungen, insbesondere des Raster-Squid-Mikroskops wurde Hartmann mit dem Philip-Morris-Forschungspreis ausgezeichnet, einem der höchstdotierten deutschen Forschungspreise. In einer Reihe von Forschungsprojekten entwickelte er anwendungsorientierte Verfahren, so auch den als Traffic Sensor bekannt gewordenen Magnetosensor, der neuartige Verkehrsplanung und Verkehrsleitsysteme möglich macht (siehe auch SaarLB-Wissenschaftspreis für Dr. Haibin Gao aus seiner Arbeitsgruppe, S. 19). CE campus 3- 4/2007 07_067578unis_Inhaltn:campus campus Namen 07_067578unis_Inhaltn:campus 60 18.12.2007 Seite 60 Prof. Dr. Bernhard Aubin M it einer Akademischen Gedenkfeier erinnerte die Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät am 4. Mai an den 2005 verstorbenen Professor für Deutsches und Vergleichendes Privatrecht und langjährigen Direktor des Instituts für Europäisches Recht Dr. Bernhard Aubin. Die Vorträge von Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Michael Martinek, Prof. Dr. Stephan Habermeier (Ernst Moritz Arndt-Universität Greifswald) und des früheren saarländischen Justizministers und Doktoranden Aubins, Dr. Arno Walter, würdigten Leben und Werk des außergewöhnlichen Gelehrten. Sie sind in der Reihe der „Universitätsreden“ (Heft 71) erschienen. WM Prof. Dr. Winfried Berger W campus 3- 4/2007 15:36 enige Wochen vor seinem 80. Geburtstag starb am 1. April Prof. Dr. Winfried Berger, der seit 1959 der Medizinischen Fakultät verbunden war. Am 20. Mai 1927 in Bochum geboren, beendete er in Homburg sein in Tübingen begonnenes Studium und begann am I. Physiologischen Institut seine Laufbahn. Nach den der Promotion folgenden Forschungsaufenthalten in Ann Arbor und Philadelphia habilitierte er sich 1968 in Homburg und beschäftigte sich in seinen international beachteten Untersuchungen mit der Struktur und funktionellen Bedeutung spezieller Membrankontakte im Ner vengewebe, in der glatten Muskulatur und im Herzen. Als Gruppenleiter im Sonderforschungsbereich „Membranforschung“ trug er zum besonderen Profil der Homburger Physiologie bei und pflegte dann bis in die letzte Zeit die Kyrobiologie und die Kältetherapie bei Tumoren als neues Forschungsfeld. WM Verstorben Prof. Dr. Walter Schätzle I m September-Heft des „Saarländischen Ärzteblatts“ haben Prof. Pierre Federspil und Dr. Wolfgang Müller in einem umfassenden Nekrolog Leben und Wirken des emeritierten Professors für Hals-Nasenund Ohrenheilkunde und langjährigen Klinikdirektors Dr. Walter Schätzle gewürdigt, der am 27. August, wenige Tage vor seinem 80. Geburtstag, verstorben ist. Er war der Homburger Fakultät seit ihren Anfängen 1947 durch Studium, die Promotion 1954 und die Habilitation 1963 verbunden. 1965 wechselte er an die Universität Göttingen und erweiterte seinen hervorragenden Ruf als Kliniker, Forscher und Lehrer. Daher wurde Prof. Schätzle als Nachfolger Prof. Paul Falks 1974 auf den Homburger Lehrstuhl berufen, den er bis 1995 inne hatte. Der Träger der Ernst von Bergmann-Plakette führte nicht nur die Histochemie als Forschungsrichtung ein, sondern entwickelte auch neue Diagnose- und Operationsmethoden und engagierte sich nicht zuletzt in der Fortbildung. WM Prof. Dr. Hans Ludwig Scheel S ein Fachkollege Prof. Hans-Jörg Neuschäfer charakterisierte ihn als „guten Geist der Romanistik“; ein Gedenkartikel trug den Titel „Die Saar-Uni war seine Heimat“: Am 29. Juli verstarb der Emeritus für Romanische Philologie und Literaturwissenschaft Prof. Dr. Hans Ludwig Scheel. Am 27. Oktober 1918 in Rostock geboren, agierte Scheel nach den Kieler Studienjahren als Lektor an der Universität Bologna und habilitierte sich in Kiel mit der Studie „Leopardi und die Antike“. Der ausgewiesene Dante- und Pirandello-Experte kam am 1. März 1963 nach Saarbrücken und hielt unserer Universität trotz mehrerer ehrenvoller Rufe die Treue. Mit seinem weit gefächerten Werk zur gesamten französischen und italienischen Literatur hat der Inhaber hoher ausländischer Auszeichnungen die Saarbrücker Romanistik mitgeprägt. Generationen von Studierenden begleitete er auch als Vertrauensdozent der Studienstiftung des Deutschen Volkes und amtierte als Präsident der Saarbrücker DanteAlighieri-Gesellschaft sowie als Dekan der Philosophischen Fakultät. WM Prof. Dr. Kurd Stapenhorst I n einem für das Universitätsarchiv verfassten Bericht hat der emeritierte Professor für Thorax- und HerzGefäßchirurgie Dr. Kurd Stapenhorst aufgezeichnet, wie er seit 1974 im Zeichen personeller und finanzieller Engpässe seine Abteilung an der Chir urgischen Universitätsklinik engagiert aus dem Nichts aufbaute und sie bis zu seiner Emeritierung 1991 als Stätte der Lehre, Forschung und Krankenversorgung zum Wohle vieler Patienten ausgestaltete. Stapenhorst (geb. 1923 in Berlin) studierte in seiner Heimatstadt, Marburg und Göttingen und folgte nach der Göttinger Habilitation 1974 dem Ruf auf den neuen Homburger Lehrstuhl. Als Gründungsmitglied, Vizepräsident, Präsident und Editor der Fachzeitschrift „The Thoracic and Cardiovascular Surgeon“ hat er in besonderer Weise der „Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie“ gedient, die ihn 1993 zum Ehrenmitglied ernannte. Am 10. Juni ist er 84-jährig im badischen Müllheim verstorben. WM Seite 61 Studentenpfarrer Siegmund Schäfer Franz Josef Heisel E ine große Trauergemeinde erwies in Püttlingen dem am 16. September bei einer Pilgerreise plötzlich verstorbenen Universitätsdirektor a.D. Franz-Josef Heisel die letzte Ehre. In ihren Ansprachen würdigten Universitätspräsident Volker Linneweber und Prof. Dr. h.c. Rainer Hudemann die vielfältigen Verdienste des Verstorbenen, der durch sein uner müdliches und außerordentlich engagiertes „Wirken in der Zentralen Verwaltung und durch seinen hohen persönlichen Einsatz die Geschicke unserer Universität in den vergangenen Jahren maßgeblich mitbestimmt hat“. Nach 43-jährigem universitären Dienst war der für das Haushalts- und Rechnungswesen, den Geschäftsgang, die Beschaffung und das Außenamt Homburg zuständige Referatsleiter im März 2006 in den verdienten Ruhestand getreten. Dank seiner vielfältigen Erfahrung, Kompetenz und Verlässlichkeit hatte er eine harmonische und vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht nur mit allen Fakultäten und universitären Institutionen, sondern auch gegenüber den Ministerien und Einrichtungen des Landes entwickelt und seine fundierten fachlichen Kenntnisse im Rahmen eines EU-Projekts auch an russische Universitäten erfolgreich weitergegeben. Franz-Josef Heisel wird unvergessen bleiben. WM Hans-Wilhelm Conrad P lötzlich und unerwartet verstarb am 7. August im Alter von 48 Jahren Hans-Wilhelm Conrad, der seit Juni 1998 als Glasapparatebauer in der Fachrichtung Anorganische Chemie tätig war. Als kompetenter, liebenswerter, stets engagierter und allseits geschätzter Mitarbeiter wird er bei den tief betroffenen Freunden und Kollegen in Erinnerung bleiben. WM I Verstorben Prof. Dr. Heinz Loduchowski D er an der Katholischen Universität Eichstätt emeritierte Prof. Dr. Heinz Loduchowski wirkte in der Nachfolge von Dr. Peter Jung als zweiter katholischer Studentenseelsorger vom Mai 1963 bis Oktober 1964 an unserer Universität und der PeterWust-Hochschule. In seiner Amtszeit erfolgten der erste Spatenstich und die Grundsteinlegung des Studentenwohnheims Cusanushaus an der Saaruferstraße. Die Katholische Hochschulgemeinde Saarbrücken gedachte des am 2. März Verstorbenen in der Eucharistiefeier am 18. März, und Hochschulpfarrer Dr. Johannes Kreier hatte beim Requiem in Koblenz am 9. März konzelebriert. WM Andreas Monz V öllig überraschend und für alle immer noch unfassbar verstarb am 13. September im Alter von 33 Jahren Andreas Monz. Er war - mit einer Zwischenstation an der Universität Chemnitz - nach mehr jähriger Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter von Prof. Barbara Sandig zuletzt als Referent im Projekt Audit Familiengerechte Hochschule tätig. Als sich promovierender Linguist war er in seiner Fachgesellschaft bereits sehr angesehen. Mit seiner freundlichen und ruhigen Art war Andreas Monz überaus beliebt und wurde aufgrund seiner Sachkompetenz und seines außergewöhnlichen Einsatzes in Lehre und Lehrorganisation sehr geschätzt. Wir haben mit ihm einen besonderen Menschen verloren, der uns fehlen wird. Sybille Jung n der 2006 von Kai Horstmann und Wolfgang Müller herausgegebenen Festschrift der Evangelischen Studierendengemeinde hat Siegmund Schäfer seine Erinner ungen an die prägenden Jahre in der ESG als zweiter, für die Betreuung ausländischer Studierender zuständiger Studentenpfarrer zwischen 1970 und 1980 beschrieben. Eine angemessene Begleitung der Studierenden in jener politisch bewegten Zeit bedeutete aus seiner Sicht, an den gesellschaftskritischen Diskussionen innerhalb der ESG engagiert mitzuwirken. Der von 1980 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1995 in der Gemeinde St. Arnual tätige Pfarrer verstarb nach schwerer Krankheit am 17. August. WM campus Namen 16:28 61 Ehrensenator Gaston Thorn D er frühere Präsident der ständigen Kommission der Europäischen Gemeinschaften und luxemburgische Premierminister Gaston Thorn hat auf vielfältige Weise die kulturelle und wissen schaft liche Zu sam men ar beit Luxemburgs mit dem Saarland gefördert. Daher verlieh ihm unsere Universität, die ein bevorzugter Studienort für luxemburgische Studierende ist und eine enge Zusammenarbeit mit dem früheren Centre Universitaire de Luxembourg und der heutigen Université du Luxembourg pflegt, 1981 die Würde eines Ehrensenators. Die Universität gedenkt des am 26. August im Alter von 78 Jahren verstorbenen engagierten Verfechters der europäischen Integration. WM campus 3- 4/2007 17.12.2007 Foto: Julius C. Schmidt 07_067578unis_Inhaltn:campus campus Namen 07_067578unis_Inhalt:campus 62 17.12.2007 09:54 Rufe Ruf an die UdS angenommen Prof. Dr. Eduard Arzt aus Stuttgart auf eine W3-Professur für Neue Materialien (Nachfolge Prof. Schmidt). Prof. Dr. Danilo Fliser aus Hannover auf eine W3-Professur für Innere Medizin – Nephrologie (Nachfolge Prof. Köhler). Dr. Heike Grieser aus Mainz auf eine W3-Professur für Kirchen- und Theologiegeschichte (Nachfolge Prof. Ohlig). Privatdozent Dr. Anselm Lambert aus St. Ingbert auf eine W3-Professur für Mathematik und ihre Didaktik (Nachfolge Prof. Hischer). Dr. Trese Leinders-Zufall aus Homburg auf eine W3-Professur für Molekulare Sinnesphysiologie (Lichtenberg-Professur). Privatdozent Dr. Bruno SchellerClever aus Homburg auf eine W2Stiftungsprofessur für Klinische und Experimentelle Interventionelle Kardiologie. Dr. Ralf Seemann aus Göttingen auf eine W2-Professur für Experimentalphysik (Nachfolge Prof. Salditt). Ruf an die UdS erhalten BAUS GmbH europaweite UMZÜGE – MÖBELTRANSPORTE Gebr. SAARBRÜCKEN Tel. (06 81) 70 92 48 HOMBURG Tel. (0 68 41) 47 43 Qualität & Service seit 1868 Prof. Dr. Regine Eckardt aus Göttingen auf eine W3-Professur für Deutsche Sprachwissenschaft (Nachfolge Prof. Sandig). Prof. Dr. Frank Lammert aus Bonn auf eine W3-Professur für Innere Medizin – Gastroenterologie, Hepatologie, Endokrinologie, Diabetologie und Ernährungswissenschaft (Nachfolge Prof. Zeuzem). Privatdozent Dr. Roy Lancaster aus Frankfurt auf eine W3-Professur für Strukturbiologie (Nachfolge Prof. Scheidig). Prof. Dr. Friedrich Paulsen aus Halle auf eine W3-Professur für Anatomie (Nachfolge Prof. Kienecker). Prof Dr. Arno Pfitzner aus Regensburg hat auf eine W3-Professur für Anorganische Chemie (Nachfolge Prof. Beck). Dr. Marc Schneider, Fachrichtung Pharmazie, auf eine Juniorprofessur für Pharmazeutische Nanotechnologie. Privatdozent Dr. Niko Strobach aus Kiel auf eine neu eingerichtete W2-Professur für Analytische Philosophie. Dr. Ulla Wessels aus Leipzig auf eine W2-Professur für Praktische Philosophie (Nachfolge Prof. Hinsch). Prof. Dr. Veit Flockerzi an die Technische Universität München. Prof. Dr. Günther Fuhr als „Senior Vice President Innovation Management“ der Firma EVOTEC AG (Hamburg). Prof. Dr. Markus Hoth auf eine W3-Professur für Physiologie an die Universität Erlangen-Nürnberg. Prof. Dr. Tim Pohlemann auf eine Professur für Unfallchirurgie an die Universität Zürich. Prof. Dr. Jens Rettig auf eine W3Professur für Neurophysiologie an die Charité – Universitätsmedizin Berlin. Prof. Dr. Manfred Schmitt auf eine W3-Professur für Mikrobiologie an die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Prof. Dr. Christian Wagner auf eine W2-Professur für Experimentalphysik an die Universität Bayreuth. Prof. Dr. Christoph Wagner auf eine W2-Professur für Kunstgeschichte (Schwerpunkt moderne und zeitgenössische Kunst) an die Universität Leipzig sowie auf eine W-2 Professur für Kunstgeschichte an die Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Ruf nach auswärts erhalten Prof. Dr. Christoph Koch auf eine Professur für Informatik an die Cornell University (Ithaca, USA). Juniorprof. Dr. Oliver Gruber auf eine W2-Professur für Systematische Neurowissenschaften und Psychiatrie an die Georg-August-Universität Göttingen. Privatdozent Dr. Roland Kirstein auf eine Professur für Business Economics an die Otto-von-GuerickeUniversität in Magdeburg. Prof. Dr. Michael Kohler auf eine W3-Professur für Mathematische Statistik an die Technische Universität Darmstadt. Privatdozent Dr. Dirk Morschett auf eine Professur für Informationsund Dienstleistungsmanagement des Fachbereichs Betriebswirtschaftslehre, insbesondere International Management an die Universität Fribourg (CH). Prof. Dr. Christoph Wagner auf den Lehrstuhl für Kunstgeschichte an die Universität Regensburg (Nachfolge Prof. Traeger), Institutsleitung. Privatdozent Dr. Alexander Baumeister aus Stuttgart auf eine W3Professur für BWL, insbesondere Controlling. Prof. Dr. Christof Büskens aus Bremen auf eine W3-Professur für Systemtheorie und Regelungstechnik (Nachfolge Prof. Kugi). campus 3- 4/2007 Seite 62 Privatdozent Dr. Alexander Baumeister auf eine W3-Professur für Betriebswirtschaftslehre insbesondere Conntrolling. Prof. Dr. Christian Huber auf eine Professur Chemie für Biowissenschaften an die Universität Salzburg. Ruf nach auswärts abgelehnt Prof. Dr. Michael Backes auf eine W3-Professur nebst der Leitung des Instituts für Algorithmen und kognitive Systeme (IAKS) an die Universität Karlsruhe und einen weiteren Ruf auf eine Associate Professorship an die University of Waterloo, Kanada. Prof. Dr. Markus Bläser auf eine W3-Professur für Theoretische Informatik an die Universität Jena. Ruf nach auswärts angenommen