Auf dem Weg zur Laser-Nanomedizin 07_063608unis_Um Page 1
by user
Comments
Transcript
Auf dem Weg zur Laser-Nanomedizin 07_063608unis_Um Page 1
07_063608unis_Um Page 1 6-JUN-07 37. Jahrgang Ausgabe 2 Juni 2007 Auf dem Weg zur Laser-Nanomedizin +++ Jahr der Geisteswissenschaften +++ Jahr der Geiste Cyan Magenta Yellow Black 07_063608unis_Um Page 2 6-JUN-07 Alles, was Sie jetzt brauchen: passgenaue Angebote für Gesundheit und Studium. Neue Stadt, neue Leute, neues Leben: Sich im Unikosmos zurechtzufinden ist gar nicht so einfach. Prüfungsstress oder Unsicherheit über den richtigen Karriereweg können einem schon mal Kopfzerbrechen bereiten. Und auch im Krankheitsfall ist man oft auf sich gestellt. Die TK hat daher mit Experten gezielte Angebote für Studenten entwickelt. Mit passgenauen Leistungen, hilfreichen Tipps, Informationen im Internet und vielem mehr. Nur einige unserer Leistungen für Sie: www.tk-unikosmos.de Der virtuelle Begleiter im Unialltag. TK-Ärztezentrum Medizinische Auskunft auch mitten in der Nacht. TK-Auslands-Assistance Wir sind auch im Ausland immer für Sie da. Cyan Magenta Yellow Black Hier erfahren Sie mehr: Karin Grätz Hochschul- und Privatkundenberaterin Telefon: 0681 - 93 29 - 202 Fax: 0681 - 93 29 - 499 Mobil: 0151 - 14 53 49 53 Email: [email protected] 07_063608unis_Inh Page 1 6-JUN-07 Editorial im Vordergrund der aktuellen campus-Ausgabe stehen zwei Themen. Zum einen spektakuläre Ergebnisse aus der modernen, technisch geprägten Naturwissenschaft, wie Sie sie auch auf dem Titelbild sehen können: Karsten König, UdS-Professor für Mikrosensorik am Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik, hat mit seinem Femtosekundenlaser das kleinste Loch der Welt in ein Chromosom gebrannt und damit einen Durchbruch in der Molekülchirurgie erzielt. Seine Entwicklungen sind unter der Überschrift „Catch the Light“ von der Zeitschrift Nature Nanotechnology als Forschungs-Highlight des Jahres 2007 beschrieben worden. Glückwunsch und Anerkennung für diesen Erfolg! Zum anderen, und darauf möchte ich ein wenig näher eingehen: Vielfalt und Faszination der Geisteswissenschaften. 2007 ist in der Reihe der publikumswirksamen Wissenschaftsjahre als „Jahr der Geisteswissenschaften“ ausgerufen worden; nachdem sieben Jahre lang naturwissenschaftliche Fächer vorgestellt wurden, stehen nun erstmals die kulturwissenschaftlichen Disziplinen im Mittelpunkt. Sieben ‚fette Jahre’ der Geisteswissenschaften werden damit vielleicht nicht anbrechen, wohl aber ist ein Zeichen gesetzt für eine stärkere Beachtung geisteswissenschaftlich-kultureller Herausforderungen, die unser Leben gewiss ebenso sehr beeinflussen wie technisch-naturwissenschaftliche Neuerungen. Und es bleibt nicht bei dem Zeichen: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Deutsche Forschungsgemeinschaft haben neue Förderprogramme speziell für die Geisteswissenschaften aufgelegt, die besonders auf die Schaffung von Freiräumen für Forschungstätigkeit zugeschnitten sind. Im siebten EU-Rahmenprogramm ist erstmals ein Programmbereich ausdrücklich für Geistes-, Sozial-, und Wirtschaftswissenschaften vorgesehen und damit eine empfindliche Lücke endlich geschlossen worden. Und zur Stärkung der kleinen Fächer, von denen die Mehrzahl geisteswissenschaftliche Disziplinen sind, entwickelt die Hochschulrektorenkonferenz eine neue Förderinitiative. Es tut sich also etwas, und das ist gut so. Zwei Projekte der UdS zur öffentlichkeitswirksamen Darstellung der Geisteswissenschaften sind in einem bundesweiten Wettbewerb ausgezeichnet worden; in der Aktionswoche Anfang Juli kann man sie unter dem Motto „Geist begeistert“ erleben und vor allem dabei mitmachen: Der Lesemarathon am 5. Juli wird die ganze Stadt durchdringen, einschließlich Bücherbäumen und Riesenbuch. Ich wünsche Ihnen dabei viel Vergnügen! Prof. Dr. Volker Linneweber Universitätspräsident Cyan Magenta Yellow Black 3 campus 2/2007 Liebe campus-Leserinnen, liebe campus-Leser, 07_063608unis_Inh Page 2 6-JUN-07 Inhalt 4 Im Fokus: Geisteswissenschaften 2007 ist das Jahr der Geisteswissenschaften. Die Universität zählt zu den Gewinnern des vom Bundesforschungsministerium ausgeschriebenen Wettbewerbs „Geist begeistert“. Auch campus rückt das Thema in den Fokus. Jahr der Geisteswissenschaften ............................................ Programm der Aktionswoche .............................................. Sprache im Blickfeld zweier Disziplinen ............................ Konstantin, Kaiser und Christ ............................................. Kino macht sexy .................................................................... Kognitionswissenschaft ......................................................... Forschung & Transfer campus 2/2007 Pillen im Zahn ................................................ 20 Wie alt ist die Haut? ...................................... 20 Natur-Kur für Flüsse und Bäche ................ 21 SIAM-Methode erkennt Katzen- und Hundehaare ............................. 22 Neuer Therapieansatz gegen Allergien ............................................... 24 Neue Brustkrebsforschung .......................... 24 Wirkstoffe gegen Herzinsuffizienz ............. 25 Förderung für Homburger Forschung ....... 25 Kreative Informatik im Land der Ideen .... 62 Kurz notiert ............................................. 22, 29 6 8 9 11 14 16 Studium & Karriere Im Fokus: Laser-Nanomedizin Dem Saarbrücker Laserphysiker Prof. Karsten König ist die weltweit kleinste optische Nano-Bohrung in ein einzelnes Chromosom gelungen. Damit ist der Einstieg in die Laser-Nanomedizin geschaffen, bei der die einzelne Zelle und ihre Bestandteile im Mittelpunkt von Diagnose und Therapie stehen. Der Laser wird zum Nano-Skalpell: Neues Werkzeug ermöglicht Molekülchirurgie ................. 18 So sollen die Gebühren das Studium verbessern ....................................................... 30 Stimmen und Meinungen zu den Studiengebühren-Richtlinien ........................ 30 Studiengebührendarlehen bei der KfW ..... 30 Ranking: Spitzenplätze für die Saar-Uni .... 32 Fotos zeigen „Meine Zeit im Ausland“ ..... 32 Neue Studiengänge ........................................ 33 Mexikaner in der Mechatronik .................... 34 Praktikum bei Ramesch ................................ 35 Zukunftsweisende Lehrkonzepte ................ 36 Interregionaler Gründer-Cup ...................... 37 Kurz notiert ................................ 34, 35, 36, 37 campus aktuell 60 Jahre Medizinische Fakultät .................... Hochschulsport .............................................. Uni ehrt ihre Spitzensportler ....................... Gastronomie auf dem Campus ................... Kaffeetrinken für soziale Zwecke ............... Kurz notiert .................................................... 38 40 40 41 41 42 campus Namen Aus den Fakultäten ........................................ 43 Ehrungen .................................................. 43, 44 Mitgliederversammlung der Freunde ......... 44 Jubilare ............................................................. 45 Rufe .................................................................. 46 Nachrufe ................................................... 43, 46 campus-Herausgeber Der Universitätspräsident, Universität des Saarlandes, Postfach 15 11 50, 66041 Saarbrücken, Telefon (0681) 302-3000 campus-Team Dr. Manfred Leber / ML (Redaktion, verantwortlich), Claudia Ehrlich (ehemals Brettar) / CE (Redaktion und Layout), Gerhild Sieber / GS (Redaktion und Layout), Evelyne Engel (ehemals Burkhart) (Layout und Satztechnik). Ständige Mitarbeit des Kompetenzzentrums Informatik: Friederike Meyer zu Tittingdorf / MEY; des Universitätsarchivs: Dr. Wolfgang Müller / WM; des Universitätsklinikums: Marion Ruffing / MR Universität des Saarlandes, Presse- und Informationszentrum, Postfach 15 11 50, 66041 Saarbrücken, Telefon (0681) 302-3601, Telefax (0681) 302-2609, Email: [email protected]. Auflage: 8.000, ISSN 0342.3212 Druck und Anzeigenwerbung: Ottweiler Druckerei und Verlag GmbH, Postfach 1261, 66559 Ottweiler, Telefon (06824) 9001-0, Telefax (06824) 1660. campus erscheint viermal im Jahr während der Vorlesungszeit. Für unverlangt eingehende Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Die Beiträge können aus redaktionellen Gründen gekürzt werden. Namentlich oder mit dem Signum des Verfassers gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers oder der Redaktion übereinstimmen. Alle Beiträge sind frei für den Nachdruck bei Quellenangaben und gegen Belegexemplar. http://www.uni-saarland.de/campus Cyan Magenta Yellow Black 07_063608unis_Inh Page 3 6-JUN-07 Wir bieten Berufsbilder mit Perspektiven für Absolventen sowie Berufserfahrene Join the Y-Generation! Sie wissen, was Sie wollen. Vielleicht nicht die Welt bewegen, aber doch ein Stück von ihr. Menschen, die so denken, sind die Mitarbeiter, die zu uns passen. Menschen, die sich auf ganzheitliche Lösungen verstehen. Die mit uns im Team innovativ an der Gestaltung von Geschäftsprozessen und Business-Lösungen arbeiten. Die sich engagieren wollen in Geschäftsfeldern mit Zukunft. Wie weltweit schon über 2.800 Mitarbeiter der IDS Scheer. Wir bieten Berufsbilder mit Perspektiven für Absolventen wie Berufserfahrene. Sie haben einen guten akademischen Abschluss mit wirtschaftswissenschaftlicher, DV-orientierter oder technischer Ausrichtung und guter Fremdsprachenkenntnis. Interessiert? Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung und das Gespräch mit Ihnen. Für eine erste telefonische Kontaktaufnahme stehen wir Ihnen unter: +49 (0)681-210-1155 gerne zur Verfügung. www.ids-scheer.com Cyan Magenta Yellow Black Im Fokus: Geisteswissenschaften 07_063608unis_Inh Page 4 campus 2/2007 6 6-JUN-07 Jahr der Geisteswissenschaften Nach sieben Jahren, die sich den Naturwissenschaften widmeten, stehen 2007 erstmals die Geisteswissenschaften im Mittelpunkt eines Wissenschaftsjahres. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hatte aus diesem Anlass einen Hochschul-Wettbewerb ausgeschrieben. Mit großem Erfolg für die Saar-Uni: Sie gehört zu den 15 ausgezeichneten Universitäten und erhält für zwei Projekte eine Förderung von 15 000 Euro. U nter dem Motto „Geist begeistert“ waren alle Hochschulen in Deutschland aufgerufen, originelle Ideen für eine öffentlichkeitswirksame Vermittlung zum Jahr der Geisteswissenschaften zu entwickeln. Die Universität des Saarlandes gehört zu den 15 Hochschulen, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung aus über 170 eingesandten Projektideen ausgewählt wurden. Dabei überzeugte sie mit zwei sich ergänzenden Projekten zum übergreifenden Thema Sprache: mit der Ausstellung „Von Professor Higgins bis zum sprechenden Computer“ des Saarbrücker Instituts für Phonetik und mit dem allgemeineren sprach- und literaturwissenschaftlichen Projekt „Sprache schafft Brücken. Das Buch schafft Welten“. Dieses wird in Zusammenarbeit mit der Stadt Saarbrücken, Schulen und weiteren Partnern organisiert. Der saarländische Minister für Bildung, Kultur und Wissenschaft Jürgen Schreier und die Saarbrücker Oberbürgermeisterin Charlotte Britz haben die Schirmherrschaft übernommen. Die Initiatorin und Leiterin des Projekts Prof. Patricia Oster-Stierle (Romanistik), freut sich über die Unterstützung ihrer Kampagne für Sprache und Buch. Mit diesem Thema möchte sie vor allem auch eine Brücke von der Universität zu einer breiten Öffentlichkeit schlagen und dabei für die generelle Brückenfunktion von Sprache und die weltstiftende Bedeutung des Buches sensibilisieren. Die Professorin für Französische Literaturwissenschaft erläutert: „Die Sprache ist Brücke zwischen den Menschen, zwischen den Kulturen, zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, die Schriftsprache im Buch eröffnet Welten des Wissens, der Kunst und des Imaginären. Thema ist die Sprache des Alltags mit ihren Dialekten, das Phänomen der Stimmbildung und die Sprachtechnologie im modernen Computerzeitalter Der berühmte Phonetiker Peter Ladefoged (mit erklärendem Zeigefinger) berät unter anderem Rex Harrison als Prof. Higgins (oben links) bei den Filmaufnahmen zu „My Fair Lady“. Das Bild ist Teil der Ausstellung „Von Professor Higgins bis zum sprechenden Computer“. Foto: Institut für Phonetik Cyan Magenta Yellow Black ebenso wie die Schriftsprache, die in die Abenteuer des Lesens führt.“ Aktionswoche vom 1. bis 5. Juli In der ersten Juli-Woche ist es soweit: Wissenschaftler und Bürger, Studenten und Schüler sollen über das facettenreiche Thema Sprache miteinander ins Gespräch kommen. Eine Vorlesungsreihe im Rathausfestsaal wird das Thema wissenschaftlich fundiert, aber lebensnah vorstellen. Vorträge über die Besonderheiten des Saarländischen, über die mittelalterliche Dichterin und Übersetzerin Elisabeth von NassauSaarbrücken, aber auch über die Sprachtechnologie in der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine sowie über die Bedeutung der Kulturtechniken des Lesens im digitalen Zeitalter wollen ein breites Publikum ansprechen. In den weit gespannten Bogen passt das Projekt von Dr. Jürgen Trouvain vom Institut für Phonetik der Universität des Saarlandes, das ebenfalls einen Preis gewonnen hat. Er hatte die Idee zur Ausstellung „Von Professor Higgins bis zum sprechenden Computer. Eine kleine Geschichte der Phonetik“, die in der Saarländischen Universitäts- und Landesbibliothek Einblick in die Stimmbildung gewähren wird. Unter den Exponaten ist auch eine Sprechmaschine des 18. Jahrhunderts zu bestaunen. Bei Werkstattrundgängen kann Phonetikern bei ihrer Arbeit über die Schulter geschaut werden. Auch die Aktionsreihe „Sprache(n) – Natur – Wissenschaft(en) in Europa“ von Prof. Claudia Polzin-Haumann (Romanistik) hat einen Preis im Hochschulwettbewerb erhalten. Im Rahmen dieses Projektes findet während der Aktionswoche eine öffentliche Diskussionsrunde „Gegenwart und Zukunft des Übersetzens“ in der Stadtgalerie 07_063608unis_Inh Page 5 Im Fokus: Geisteswissenschaften 6-JUN-07 7 In der Aktionswoche setzt ein Riesenbuch in der Saarbrücker Fußgängerzone auch visuelle Akzente. Fotomontage: Ivica Maksimovic Cyan Magenta Yellow Black Das Programm zur Aktionswoche der Saarbrücker Geisteswissenschaften ist zu finden unter: www.geistbegeistertsaarbruecken.de Weitere Infos zum Jahr der Geisteswissenschaften unter: www.abc-der-menschheit.de „In einem erweiterten Europa sind die geisteswissenschaftlich-kulturellen Herausforderungen mindestens ebenso groß wie die naturwissenschaftlich-technischen und ökonomischen Aufgaben. Die Geisteswissenschaften zeichnen sich im Prozess der Herausbildung wissenschaftlicher Disziplinen dadurch aus, dass sie in ihrer Sache grenzüberschreitend sind, zugleich integrativ und dialogisch. Die Geisteswissenschaften bewahren und pflegen das kulturelle Gedächtnis. Sie sind Fremdenführer für sonst unzugängliche oder nur schwer zugängliche Sinngebiete. Weil sie ihre Ziele aus sich heraus bestimmen, können sie Brücken schlagen, sie gewährleisten die Grundlagen der Verständigung und Übersetzung zwischen den Kulturen ebenso wie die Verständigung über gemeinsame Werte und Orientierung in der Gesellschaft. Sie sind ein notwendiges Ele- ment in der Entwicklung zur Wissensgesellschaft, weil sie angesichts hochgradig differenzierter Wissensbereiche Zusammenhänge herstellen und zur ganzheitlichen Integration des Wissens beitragen. Die Geisteswissenschaften sind für das Ziel einer wissenschaftlich reflektierten Kultur unentbehrlich. 2007 stehen erstmals die Geisteswissenschaften im Mittelpunkt eines Wissenschaftsjahres. Man würde sich wünschen, dass nach sieben Jahren, die sich den Naturwissenschaften widmeten, nun die sieben ‚fetten’ Jahre der Geisteswissenschaften anbrechen. Doch so ist es wohl nicht gemeint. Die Universität des Saarlandes sieht sich über das nunmehr proklamierte Jahr hinaus den Geisteswissenschaften verpflichtet, die aus ihr erst eine Universität im eigentlichen Sinne machen.“ Prof. Patricia Oster-Stierle Wir sind immer für Sie da! jungekueche.com Uni-Rabatt 5 % partyservice Sulzbachtalstraße 11-13 · 66125 Saarbrücken Online oder 0681 - 583213 campus 2/2007 statt. Beteiligt sind neben der Saarbrücker Romanistik auch Romanisten der Universität Bonn und die Fachrichtungen Angewandte Sprachwissenschaft und Übersetzen und Dolmetschen der Saar-Uni. Gipfeln soll die Aktionswoche am 5. Juli schließlich in einem Lesemarathon, dem sich im Wortsinn keiner mehr entziehen kann. Überall, wo sich Menschen versammeln oder auf etwas warten, werden ihnen Vorleser begegnen: Schriftsteller, aber auch Schüler, Studenten, Wissenschaftler, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und Schauspieler. An allen öffentlichen Orten wird man mit ihnen und ihren Rezitationen konfrontiert und idealerweise von ihnen be-geistert werden: Straßen und Schulen, Busse und Bahnen, Krankenhäuser und Altersheime, Museen und Ministerien, Rathaus und Bürgeramt werden von Literatur und weiteren interessanten Texten regelrecht durchstimmt. Mit Bücherbäumen und einem von der Kunsthochschule konzipierten Riesenbuch setzt das stadtweite Ereignis rund um Sprache und Buch auch visuelle Akzente. Außerdem machen Aktionen im Saarlandmuseum und in der Hochschule für Musik auf die Sprachen der Kunst und der Musik aufmerksam. red Im Fokus: Geisteswissenschaften 07_063608unis_Inh_006 Page 1 8 6-JUN-07 Programm der Aktionswoche der Saarbrücker Geisteswissenschaften vom 1. bis 5. Juli: Eröffnungsveranstaltung Sonntag, 1. Juli, 15 Uhr im Saarlandmuseum: „Sprache der Bilder. Sprache der Poesie.“ Autoren lesen vor ihren Lieblingsbildern: Ludwig Harig, Alfred Gulden, Arnfried Astel und Helene Lenoir. Vorlesungsreihe im Rathausfestsaal, vom 2. bis 5. Juli, jeweils um 18.30 Uhr: Prof. Ulrike Demske (Universität des Saarlandes): „Gudd gess. Saarländisch ist nicht gleich Saarländisch?“ (2.7.) Prof. Wolfgang Haubrichs (Universität des Saarlandes): „Kluge Frauen, wilde Helden. Die Romane der Elisabeth von Lothringen, Gräfin von Nassau-Saarbrücken zwischen Deutschland und Frankreich“ (3.7.) Prof. Gerhard Weikum (Max-PlanckInstitut für Informatik): „Wissen im Web“ (4.7.) Prof. Karlheinz Stierle (Universität Konstanz): „Wenn ein Reisender in einer Winternacht ... Zur Kulturtechnik des Lesens“ (5.7.) Öffentliche Diskussionsrunde zum Thema „Gegenwart und Zukunft des Übersetzens“ am 4. Juli um 16.30 Uhr in der Stadtgalerie. Teilnehmer: Prof. Claudia Polzin-Haumann, Prof. Erich Steiner, Prof. Johann Haller und Prof. Roland Marti. Moderation: Prof. Alberto Gil. Sprache schafft Brücken. Das Buch schafft Welten. www.geist-begeistert-saarbruecken.de Ausstellung in der Universitätsund Landesbibliothek „Von Professor Higgins bis zum sprechenden Computer. Eine kleine Geschichte der Phonetik“ – offizielle Ausstellungseröffnung ist am 2. Juli um 17 Uhr. Die Ausstellung dauert bis zum 11. August. Öffnungszeiten: Mo bis Fr von 9 bis 22 Uhr, Sa 9 bis 12.30 Uhr. Lesemarathon Am Donnerstag, 5. Juli, findet in Saarbrücken ein Lesemarathon statt. Außer Bürgern und insbesondere Schülern und Studenten beteiligen sich daran auch Professoren der UdS, darunter Universitätspräsident Volker Linneweber mit einer Rezitation aus Jürgen Henningsens „Kinder, Kommunikation und Vokabeln“ (Campus Saarbrücken, AC-Wiese, 11 Uhr). Das Konzept wurde von Prof. Patricia Oster-Stierle, der Projektkoordinatorin des Max-Planck-Instituts Dr. Christel Weins und der Leiterin der städtischen Kontaktstelle Wissenschaft Christel Drawer entwickelt. Eine aktuelle Übersicht mit allen Veranstaltungen ist zu finden unter: www.geistbegeistertsaarbruecken.de Weitere Termine und Projekte zum Jahr der Geisteswissenschaften campus 2/2007 Symposion des Instituts für Klassische Archäologie (Prof. Carola Reinsberg): „Jenseits von Pompeji. Faszination und Rezeption“. Vom 21. bis 23. Juni im Saarlandmuseum. Öffentliches Diskussionsforum: „Sprache sichtbar machen, oder: Wie man mittels MRT das Gehirn belauscht.“ (Prof. Claudia PolzinHaumann und Dr. Christoph Krick). Do, 28. Juni, 15 Uhr c.t., Campus Homburg, Geb. 50.1 (MRT-Pavillon) Anmeldung: [email protected] Cyan Magenta Yellow Black Die Vortragsreihe „Grenzüberschreitungen – Europa und der Orient“ lädt bis zum 9. Juli zu Veranstaltungen in die vhs am Schloss ein (Programm unter: www.uni-saarland.de/grenzen) Im Wintersemester folgen zwei Ringvorlesungen: Die interdisziplinäre Vortragsreihe „Der gläserne Mensch“, jeweils montags um 19 Uhr im Rathausfestsaal (Prof. Patricia Oster-Stierle), und Vorlesungen zum Thema „Krise und Aufbruch in der Geschichte Europas“, jeweils mittwochs um 18 Uhr in der vhs am Schloss (Prof. Wolfgang Behringer) Das Institut für Evangelische Theologie eröffnet die Werkstatt „Religionsunterricht“ (Prof. Bernd Schröder), und das Institut für Sprachwissenschaft und Sprecherziehung stellt das Forschungsprojekt „Lesen, Reden, Schreiben“ an Schulen in den Mittelpunkt (Prof. Norbert Gutenberg). 07_063608unis_Inh Page 7 6-JUN-07 Im Fokus: Geisteswissenschaften Vom Jahr der Informatik zum Jahr der Geisteswissenschaften: Sprache im Blickfeld zweier Disziplinen „Das Menschlichste, was wir haben, ist die Sprache“, sagte im vorletzten Jahrhundert der Schriftsteller Theodor Fontane. Diese Einsicht dürfte auch dem aktuellen Jahr der Geisteswissenschaften zugrunde liegen, das unter dem Motto „ABC der Menschheit“ steht. Wie divergierend die Vorstellungen, Erwartungen, Konzepte und Arbeiten, die sich mit diesem „Menschlichsten“ verbinden, indes sein können, wird in aktuellen Beiträgen zweier Saarbrücker Wissenschaftler deutlich, die aus unterschiedlichen Disziplinen kommen. „Wir wollen die Sprache des Computers an die Sprache des Menschen anpassen“: Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Wahlster bei der feierlichen Abschlussveranstaltung des Jahres der Informatik in Berlin. Foto: Informatikjahr rof. Wolfgang Wahlster, Saarbrücker Informatiker mit nationaler und internationaler Ausstrahlung (u.a. Träger des Zukunftspreises des Bundespräsidenten und Mitglied der Königlich Schwedischen Akademie der Wissenschaften, die über die Vergabe von Nobelpreisen entscheidet), war von Bundesforschungsministerin Annette Schavan nach Berlin eingeladen, zum Ende des Informatik-Jahres den Festvortrag zu halten. Der Gast aus Saarbrücken sprach zum Thema „Semantische Wende – Informatik für den Menschen“ und schlug damit gleichzeitig eine Brücke zum Jahr der Geisteswissenschaften, bei dem ganz zentral Sprache zum öffentlichen Thema werden soll. Wahlster macht in seinem Vortrag deutlich: „Es gab in den letzten Jahren kaum eine Innovation, die nicht durch die Querschnittstechnologie der Informatik geprägt oder zumindest unterstützt wurde – und das wird noch viele Jahre so bleiben“. Was für ihn dabei „die größte Herausforderung der Informatik in den nächsten Jahren ist und den Kern der semantischen Wende darstellt“: Mit dem Computer beziehungsweise den Komponenten der zunehmend enger vernetzten digitalen Welt Cyan Magenta Yellow Black soll der Mensch einmal ganz normal sprechen und im besten Sinn des Wortes menschlich zusammenarbeiten können. „Nicht die Interaktion über komplizierte Kunstsprachen mit Tastatur und Maus, sondern die Kooperation in der Alltagsbegrifflichkeit mit Sprache und Gestik sollen in Zukunft im Zentrum einer Informatik für den Menschen stehen“, sagt der Saarbrücker Informatik-Professor und Direktor des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz, und weiter: „Softwaresysteme müssen in der nächsten Dekade hauptsächlich aus zwei Gründen noch intelligenter werden: damit sie besser verstehen, was der Mensch von ihnen will, und damit sie sich umgekehrt dem Menschen einfacher verständlich machen.“ Wahlsters weitere Ausführungen, etwa zum digitalen Krankenhaus der Zukunft, das „wesentlich durch semantische Technologie bestimmt“ sein wird, oder zum Auto, mit dem wir in wenigen Jahren „häufiger für einen semantischen Software-Update als für einen Ölwechsel“ in die Werkstatt müssen, sind für ihn beispielhafte Aspekte des zentralen Zukunftsprogramms der in der Informatik bevorstehenden semantischen Wende: „Wir wollen die Sprache des Computers an die Sprache des Menschen anpassen“. Und dies sei, so betont er, „eine sehr humanistische Zielsetzung“, die er als Informatiker und damit als Ingenieur in seinen Forschungen zu den semantischen Informationstechnologien verfolge. campus 2/2007 P 9 07_063608unis_Inh Page 8 Im Fokus: Geisteswissenschaften 6-JUN-07 10 campus 2/2007 Wirbt für eine „Sprache, die für uns eine fremde ist, eine befremdliche, eine unerwartete, eine unerhörte“: Kulturstaatsministerin a.D. Prof. Dr. Christina Weiss bei ihrer Antrittsvorlesung in Saarbrücken. Foto: Hajo Backe Stimmt das, was hier aus ingenieurwissenschaftlicher Sicht als das Humane der Sprache erscheint, mit dem überein, was wir von der Semantik eines Kunstwerks erwarten können? Nicht unbedingt, wie Prof. Christina Weiss zu Beginn des Jahres bei ihrer Antrittsvorlesung hier an der Philosophischen Fakultät II (Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften) deutlich machte und zur Veranschaulichung unter anderem die Dichtung von Oskar Pastior (Büchnerpreisträger 2006) anführte. „Gegen die unbedachte Selbstverständlichkeit der Verständlichkeitserwartung“ richte sich die Poesie Pastiors, so Weiss, und erläutert: „Das Alltagsvertrauen in die Sprache treibt er uns gründlich aus, stattdessen lehrt er uns das Staunen über das sinnliche Material Sprache und seine Möglichkeiten, Bedeutung zu erzeugen. Er erfindet und findet eine neue Welt der Sprache – aus seiner Sprache, die für uns eine fremde ist, eine befremdliche, Cyan Magenta Yellow Black eine unerwartete, eine unerhörte.“ Mit einer (hier nur unvollständig wiedergegebenen Zitierung eines Gedichts von Pastior) lädt uns Weiss ein, sich auf diese neue Sprachwelt einzulassen: Jalusien aufgemacht, Jalousien zugemacht. Jaluzien aufgerauft, Zuluzien raufgezut. Luluzien zugemault, Zulustoßen zugemault. Maulusinen angenehm, Aulusinen zugenehm. Zufaliden aftamat, Infaliden aftamat. Afluminion zugesaut. Aluflorion zugebart. Marmelodien zusalat. Marmeloiden busalat. Aufgemalt o aufgemalt, zugedaut o zugeduzt. Duzentrum o Lepenslau. Hufenbruzen ... Hier geht es, so das Fazit von Weiss zu Pastior, „nicht um Verstehen, es geht um das Staunen über die Sinnlichkeit der Wortkörper, und es geht darum, sich einzulassen auf die Bedeutungsfelder und aus dem eigenen Sprachgedächtnis heraus sich im Sprachfeld zu orientieren“. – Hierbei wird uns allerdings kein Computer weiterhelfen können, auch kein scheinbar noch so sprachverständiger Computer der Zukunft ... Die Zielvorstellung der sprachverstehenden und sprechenden Informationstechnologie mag unserem menschlichen Bedürfnis nach einem leichteren Umgang mit ihr entgegenkommen. In mancher Hinsicht weniger leicht scheint es uns die Sprache der Gegenwelt der Kunst zu machen. Sich auf diese Gegenwelt sinnlich spielerisch einzulassen, erscheint bei Weiss aber als das eigentlich Menschliche. Denn so können wir, um noch einmal aus ihrer Antrittsvorlesung „Die ver-rückte Welt. Vom Eigensinn der Künste“ zu zitieren, „Eigensinn trainieren, um fähig zu werden, Gemeinsinn zu üben, sich also aus dem festen und spielerisch agilen Selbstbewusstsein heraus, auf andere, anderes und Fremdes einlassen zu können. Sich zuwenden zu können mit der Grundhaltung der Neugier und Sympathie.“ Zwei denkwürdige „Saarbrücker“ Auseinandersetzungen mit Sprache im Jahr der Geisteswissenschaften – versuchen wir ein Fazit des ingenieurwissenschaftlichen und des geisteswissenschaftlichen Ansatzes: Nicht zuletzt auf dem Gebiet der Sprachtechnologien hat die Saarbrücker Informatik – zusammen mit der im Vortrag von Wolfgang Wahlster ebenfalls hervorgehobenen Saarbrücker Computerlinguistik, die übrigens ebenfalls zur Fakultät von Christina Weiss gehört – Entwicklungen von weltweiter Bedeutung vorangetrieben. Wohin die Reise in den nächsten Jahrzehnten weitergehen wird, hat Wolfgang Wahlster in seinem Vortrag auf der Abschlussveranstaltung des Informatikjahres gezeigt. Der Vortrag, mit dem sich Christina Weiss nach Jahren der Kulturpolitik an der Saar-Universität als Literaturwissenschaftlerin neu eingeführt hat (sinnfälliger Weise zu Beginn des Jahres der Geisteswissenschaften), gibt indes zu bedenken: Auch jenseits der perspektivenreichen Kooperationen mit den Ingenieurwissenschaften (wie bei der Computerlinguistik) bleibt für die Geisteswissenschaften noch reichlich Arbeit. Denn für das gemeinsame Ziel einer humaneren Welt will auch die Sensibilisierung für die Bedeutung speziell der Sprache von Literatur und Kunst gelernt sein! Manfred Leber 07_063608unis_Inh Page 9 Ein Naturphänomen hat im Jahr 310 nach Christus die Welt so nachhaltig verändert und geprägt wie kaum ein anderes Ereignis. Zu diesem Schluss kommt Klaus Martin Girardet. Der Saarbrücker Professor für Alte Geschichte hat sich in seiner Forschung mit Konstantin dem Großen befasst und eine Vortragsreihe veranstaltet, bei der Vertreter verschiedenster Disziplinen historische Leistung und Rezeption des römischen Kaisers in Europa beleuchteten. A ls „Lichterscheinung, die durch Brechung oder Spiegelung, selten durch Beugung an den Eiskristallen in der Atmosphäre entsteht“ beschreibt das Lexikon den „Halo“. Bei diesem Phänomen sieht der Betrachter einen Prof. Dr. Klaus Martin Girardet Foto: Sven Hartkorn oder mehrere Lichtkreise um die das Zentrum bildende Sonne, bisweilen kann in der Mitte des Halo auch ein Lichtkreuz auftreten. „Genau eine solche Himmelserscheinung erlebte Konstantin“, ist sich Professor Girardet sicher. Auf dem Rückweg von Südgallien in seine damalige Residenzstadt Trier hatte der Kaiser im Jahr 310 den Quellen zufolge eine rätselhafte Wahrnehmung, als er in Grand in den Vogesen ein Heiligtum des Sonnengottes Apollo besuchte. „Konstantin sah ein physikalisch erklärbares Naturphänomen; er hatte nicht das, was man gemeinhin unter einer Vision versteht“, so Girardet. In der Antike war es üblich, solchen Phänomenen große Bedeutung beizumessen; man deutete sie als Götterzeichen. So tat es auch Konstantin, der sich schon früh gegenüber den Christen aufgeschlossen zeigte und zu Beginn seiner Herrschaft die Verfolgungspolitik für seinen Machtbereich Halo mit Lichtkreuz im Zentrum Foto: Dr. Thomas Meyer (Greifswald) Cyan Magenta Yellow Black sofort eingestellt hatte. Als er nach Trier zurückkam, verkehrte der Mittdreißiger in christlichen Kreisen, die das Zeichen christlich interpretierten. „Die Lichtkreise werden von Heiden wie Christen als Siegeskränze gedeutet. Und da offenbar ein Lichtkreuz in der Mitte zu sehen war, vermittelte die Erscheinung die Botschaft: Sieg im Zeichen des Kreuzes Jesu“, erklärt Girardet. Das alles fiel beim Kaiser auf fruchtbaren Boden: „Konstantin war zu der Überzeugung gelangt, dass die traditionellen Götter nicht helfen. Die Christenverfolgung war gescheitert. Diokletian und seine Mitherrscher hatten im Namen der Götter Roms zur Vernichtung der Christen aufgerufen – und der Christengott hatte sich als der stärkere erwiesen“, so Girardet. Konstantin machte das Himmelszeichen zu seinem Schutzzeichen: „Zunächst war dies ein in einen Siegeskranz gefasstes Sonnensymbol – ein Stern mit sechs Strahlen, was bereits als Abkürzung des Namens Jesu Christi verstanden werden kann: die griechischen Buchstaben Iota (I) und Chi (X) zusammengefügt zu (die liturgische Sprache der frü- hen Christen war griechisch). Später ersetzte er den Stern durch das Christogramm Chi-Rho: Der obere Teil der senkrechten Achse, das Iota, wurde umgebogen: X“ Diese Weiterentwicklung des Zeichens sei Ausdruck der Entwicklung des Kaisers zum Christen: „Konstantin wandte sich im Laufe des Jahres 311 vom Sonnenkult und Paganismus (also dem Heidentum) insgesamt ab und dem Christentum zu“. Mit dem Christogramm auf Standarten, Helmen, Schilden war der Kaiser 312 siegreich in der Schlacht gegen Maxentius an der Milvischen Brücke bei Rom. Girardet: „Nach seinem Verständnis brachte ihm das Zeichen den Sieg – einen Sieg, der für ihn den Beweis erbrachte, dass der Christengott unbesiegbar und seine Entscheidung für ihn richtig war.“ 11 Christ ja – lammfromm nein Die unter Wissenschaftlern heftig umstrittene Frage, ob Konstantin nun wirklich Christ war, beantwortet Girardet mit einem klaren Ja. „Christ in der Antike bedeutet: kein Opfer an die Götter. Opferverweigerung galt als der primus gradus des Christseins. Und Konstantin opferte demonstrativ nicht“, so der Historiker. „Am Tag nach dem Sieg über Maxentius etwa vollzog er nicht den für Imperatoren zum Ritual gehörenden Gang auf das Kapitol mit dem traditionellen Opfer an Jupiter. Und er ließ 313 die von Opfern an die Staatsgötter begleiteten Saecularfeiern, die nach 110 Jahren wieder bevorstanden, ausfallen. Das waren öffentliche Demonstrationen campus 2/2007 Konstantin, Kaiser und Christ Im Fokus: Geisteswissenschaften 6-JUN-07 07_063608unis_Inh Page 10 Im Fokus: Geisteswissenschaften 6-JUN-07 12 Flavius Valerius Constantinus (*etwa 275 nach Chr., † 337) initiierte als erster christlicher römischer Kaiser (von 306 bis 337 nach Christus; Alleinherrscher seit 324) den Übergang der Alten Welt zum Christentum. Fotos: Klaus Girardet campus 2/2007 des Christseins“, betont er. Konstantin baute auch nicht wie üblich nach einem Sieg den Göttern geweihte Tempel; noch 312 startete er stattdessen ein großes Kirchenbauprogramm, das mit der Lateranbasilika begann. Lammfromm allerdings war Konstantin nicht. Er war ein Kind seiner Zeit. „Einer überaus brutalen Zeit“, ergänzt Girardet. Nein, ein Christ im Sinne der Bergpredigt sei der Kaiser nie gewesen. „Konstantin war ein skrupelloser Machtmensch; berechnend, brutal, verschlagen.“ Das habe er nicht nur gezeigt, indem er seinen Sohn und potenziellen Nachfolger und seine zweite Ehefrau töten ließ – ob aus dynastischen Gründen oder weil er Gerüchten um eine Affäre beider aufsaß, sei dahingestellt. „Innerhalb von 50 Jahren hatten 50 Kaiser regiert, die sich gegenseitig die Rolle streitig machten. Erst Konstantin sorgte, nachdem er seine Mitkaiser verdrängt hatte, als Alleinherrscher für klare Verhältnisse“, erläutert der Historiker. Er sei fromm in dem Sinne gewesen, dass er glaubte, dass das Irdische von einer himmlischen Macht abhänge, und dass diese beeinflussbar sei. Dass er sich erst auf dem Sterbebett habe taufen lassen, lässt Girardet als Gegenargument jedenfalls nicht gelten: „Die späte Taufe war üblich. Man versuchte, sich so spät wie möglich taufen zu lassen, da man Cyan Magenta Yellow Black glaubte, damit von allen Sünden reingewaschen zu sein.“ Eine frühere Taufe sei nur erfolgt, wenn es gefährlich wurde. Eine der hervorstechendsten Eigenschaften Konstantins sei sein Talent, seine religiösen Vorstellungen durchzusetzen und gleichzeitig für Ruhe und Stabilität zu sorgen. „Er agierte politisch äußerst geschickt. Man stelle sich nur einmal vor: Die Nichtchristen machten 90 bis 95 Prozent der Bevölkerung aus. In den führenden Schichten, im Adel, beim Militär fand man so gut wie keine Christen. Und die Nichtchristen, davon konnte man ausgehen, waren überaus unfroh über die Veränderungen und die beginnende Konkurrenz“, so Girardet. Dass Konstantin gleichwohl das Kunststück gelang, den Christengott zu seiner persönlichen Gottheit zu machen, ohne die anderen zu verprellen, ohne das Heidentum zu bekämpfen, ohne Aufstand oder Putschversuche, ohne Religionskriege, dass er im Gegenteil das Reich im Innern wie an den Grenzen stabilisierte, wertet der Historiker als politische Meisterleistung – „zumal wenn man sich das Riesenreich vor Augen hält, das von Britannien über Nordafrika und Ägypten bis hin zum Euphrat reichte.“ Konstantin duldete Andersgläubige, wenn auch missbilligend. „Sein Fingerspitzengefühl zeigt sich etwa in seiner Personalpolitik: Er setzte nicht einfach Christen in Führungspositionen, sondern orientierte sich strikt an Leistung“, so Girardet. Zur Saarbrücker KonstantinVortragsreihe wird im Sommer das Buch „Kaiser Konstantin der Große“, HabeltVerlag, Bonn, herausgegeben von Prof. Girardet, erscheinen. Klaus M. Girardet: Die Konstantinische Wende – Voraussetzungen und geistige Grundlagen der Religionspolitik Konstantins des Großen, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2006, 204 Seiten, 44,90 Euro. ISBN: 3-534-19116-1 07_063608unis_Inh Page 11 Wie sähe die Welt heute aus, hätte Konstantin seine „Vision“ nicht gehabt. Wie sehr hat er die Welt beeinflusst? Das stand im Mittelpunkt der vielbesuchten Reihe, bei der Girardet Vortragende einlud, ein Bild der unterschiedlichsten und gegensätzlichsten Nachwirkungen des Kaisers in 1 700 Jahre Geschichte entstehen zu lassen. „Wir haben Konstantin nicht nur den Sonntag zu verdanken, den er per Gesetz einführte; er war in vieler Hinsicht prägend“, so Girardet. Mit einer Ausnahme: In der islamischen Welt gebe es keinerlei Resonanz auf den Kaiser. Mehr als 1000 Jahre habe Konstantin von Byzanz aus direkt und indirekt in die orthodoxe, slawische Welt nachgewirkt. Die Eroberung Konstantinopels durch die Türken 1453 bedeute einen markanten Einschnitt. „Demgegenüber fällt in der westlichen Welt auf, dass der Kaiser zu fast jeder Zeit für wechselnde politische Ziele instrumentalisiert und je nach Anschauung für die eine wie die andere Seite als Argumentationsgrundlage genutzt wurde. Von aktuellen politischen Vorstellungen hängt es ab, ob Konstantin polemisch oder legitimierend wahrgenommen wurde“, fasst Girardet die europäische Rezeption zusammen. So bei der Konstantinischen Schenkung, der später entlarvten Fälschung, um den weltlichen Herrschaftsanspruch der Päpste zu unterstreichen. So auch zu Zeiten der Französischen Revolution, in denen Konstantin als Prototyp christlicher Herrscher herhalten musste – den man ebenso bekämpfte wie die gemeinten gegenwärtigen Herrscher. Auch Voltaire setzte sich kritisch mit ihm auseinander. Der Begriff „Konstantinisches Zeitalter“ wurde als Sinnbild eines vermeintlichen Bundes von „Thron und Altar“ zum polemischen Schlagwort, so für die Bekennende Evangelische Kirche im Dritten Reich wie auch in der DDR. Auf einem Gebiet aber zeigt Konstantin kaum Nachhall: „Der Kaiser, so ergab ein Vortrag, ist nicht medientauglich“, sagt Girardet. Während Nero, Cäsar, selbst Caligula als Filmhelden und in Dramen eine Rolle spielen, bleibt Konstantin nahezu ohne Auftritt. „Das mag an seiner schwer fassbaren Widersprüchlichkeit liegen als erster christlicher Kaiser, der Gattin und Sohn tötet – das passt nicht ins Bild.“ – Dabei ließe sich der Halo doch gut in Szene setzen ... CE Im Fokus: Geisteswissenschaften Nicht medientauglich 6-JUN-07 13 In Trier findet vom 2. Juni bis 4. November eine Landesausstellung zu Konstantin dem Großen im Rahmen der Kulturhauptstadt 2007 Luxemburg und Großregion statt. www.konstantin-ausstellung.de Feiertag! Für die schönsten Momente im privaten und beruflichen Leben haben wir den passenden Rahmen, damit die Glückwünsche richtig ankommen. 66111 Saarbrücken · Tel.: 06 81/ 41800 · Fax: 06 81 / 41 80 -104 [email protected] · www.ccsaar.de Cyan Magenta Yellow Black campus 2/2007 CONGRESS ALLIANZ.DE Im Fokus: Geisteswissenschaften 07_063608unis_Inh Page 12 14 Kino macht sexy Beim 28. Max Ophüls Filmfestival, einer der wichtigsten Veranstaltungen für den Filmnachwuchs, nahmen Psychologie-Studenten der Saar-Uni das Festival-Publikum unter die medienpsychologische Lupe. Z campus 2/2007 6-JUN-07 iemlich aus dem Rahmen fielen im vergangenen Wintersemester die Studienobjekte der Saarbrücker Psychologen: Beim Ophüls Festival in Saarbrücken nahmen Studierende für ein medienpsychologisches Begleitseminar Filmemacher und Besucher unter die Lupe. Dabei wollten sie folgende Fragen klären: „Gibt es den typischen Ophüls Festival-Besucher?“ – „Wie suchen die Besucher ihre Filme aus?“ – Und: „Macht Filmkunst sexy?“ Alle 22 Studierenden wurden akkreditiert und hatten freien Zutritt zu allen Filmen. Traumhafter Job? – von wegen: „Das war für alle eine Ochsentour“, beschreibt Dr. Frank Schwab, der das Hauptseminar leitete, die FestivalWoche seiner Studenten. Mit dem Engagement und der Leistungsbereitschaft seiner Studierenden, die in drei Teams arbeiteten, ist der Medienpsychologe sehr zufrieden. Dem Persönlichkeitsprofil eines „typischen OphülsKinogängers“ kamen die angehenden Psychologen allerdings nicht auf die Spur. Ein Ergebnis, das die Studenten überraschte. Wohl ist das OphülsPublikum mit einem Durchschnittsalter von 38 Jahren etwas älter als normales Kinopublikum (32 Jahre), hat einen höheren Bildungsabschluss und ist eher im sozialen Bereich tätig. Doch in den Kernmerkmalen der menschlichen Persönlichkeit unterscheiden sich beide Gruppen nicht. Erforscht werde dies, indem man aus den Antworten auf den Cyan Magenta Yellow Black Fragebögen fünf gut etablierte Persönlichkeitsdimensionen ableite, „die Gassenhauer der Psychologie“, erklärt Schwab. Man nennt sie auch „die Big Five“: Neurotizismus (emotionale Stabilität), Extraversion (nach außen gewendete Haltung), Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit sowie Offenheit für Erfahrungen. „Wir hatten erwartet, dass Ophüls-Besucher zum Beispiel extrovertierter und offener für Erfahrung sind, aber das wurde nicht bestätigt“, berichtet eine Studentin von den Ergebnissen ihrer Gruppe. Um ein Bild vom „normalen“ Kinopublikum zu bekommen, hatte das fünfköpfige Team in einer Voruntersuchung quer durch alle Saarbrücker Kinos 150 Besucher befragt. Die Ergebnisse konnten dann mit den Auswertungen von 650 Fragebögen der Ophüls-Besucher verglichen werden. Eine Voruntersuchung führte auch die zweite Studenten-Gruppe durch, allerdings aus einem anderen Grund: „Unsere Themen waren die Filmselektion und die Infopolitik im Rahmen des Ophüls-Festivals“, erzählt eine der Studierenden und erläutert: „Wir wollten beantworten, wie das Publikum seine Filme auswählt, und wie die Besucher die Informationspolitik zum Festival beurteilen.“ Eine Voruntersuchung sei notwendig gewesen, um das Spektrum möglicher Antworten abzuklopfen: Die angehenden Psychologen stellten Kinobesuchern im Filmhaus, im camera zwo und im Kino achteinhalb, zunächst vor allem offene Fragen, die freie Assoziationen bei der Antwort erlauben. Aus den Ergebnissen wurde der elektronische Festival-Fragebogen entwickelt, der nun kaum noch offene Fragen enthielt, sondern Ankreuzmöglichkeiten per Mausklick vorsah. Die eigentliche Befragung fand dann während der Vorverkaufswoche zum Festival statt: Die Studenten hatten sich mit ihren Laptops in der Karten-Verkaufsstelle im Café Forum am St. Johanner Markt positioniert und am Ende der Woche die Ergebnisse von 210 Befragungen in ihren Rechnern erfasst. Fazit: Die Ophüls-Besucher treffen ihre Filmauswahl anhand des Inhalts, der Beschreibung im Katalog und der Art der Filmreihe. „Hier gibt es im Zusammenhang mit der Infopolitik ein klares Ergebnis: Die Leute wünschen sich den Filmkatalog deutlich früher als er erscheint“, erzählt die Team-Sprecherin. Und: Obwohl sich fast alle Besucher für mehr Präsenz des Festivals in der Stadt aussprachen, bewerteten doch fast 70 Prozent die Informationspolitik zum Festival als gut oder sehr gut. Überrascht waren die Studenten darüber, dass es offensichtlich kaum feste OphülsBesuchergruppen gibt, die sich jährlich zum Festival treffen (lediglich vier Pro- Festival-Stimmung im Cinestar 07_063608unis_Inh Page 13 Im Fokus: Geisteswissenschaften Die Gewinner auf der Bühne „Am wenigsten ‘Wind um ihre Person’ machen Menschen mit Kindern – nach dem Motto: Ich hatte schon Fortpflanzungserfolg und muss mich nicht mehr aufreizend darstellen“, erklärt eine Studentin aus dem Team. Dass die erotisierende Ausstrahlung der Filmkunst auch ein bisschen auf das Publikum abfärbt, enthüllte ein eigener Fragebogen zur Lebenssituation und zum Sexualverhalten der Zuschauer. Eines der Ergebnisse: Männer finden kunstinteressierte Frauen attraktiver – und umgekehrt. Interessant: Frauen glauben selber nicht, dass sie als Fotos: Manuela Meyer 15 Kunstbegeisterte bei Männern besser ankommen. Neben all den – manchmal erstaunlichen – Antworten auf ihre Fragen haben die Teilnehmer auch in anderer Hinsicht von ihrem Hauptseminar profitiert: „Die Studenten haben während des Festivals einiges an Erfahrung im Umgang mit Medien bekommen“, sagt Seminarleiter Frank Schwab. „Und da sie bei der Befragung auch mit dem SR zusammengearbeitet haben, war das eine gute Gelegenheit zu sehen, wie Forschung außerhalb der Uni in der Anwendung aussieht.“ GS campus 2/2007 zent). Statt dessen gehen die meisten mit Partner beziehungsweise Partnerin oder mit Freunden zum Festival, und immerhin 20 Prozent kommen alleine. Als „Stammgäste“ bezeichneten sich 69 Prozent der Befragten. „Macht Filmkunst sexy?“ – dieser ungewöhnlichen Frage ging das dritte Studenten-Team mit sechs Leuten nach. „Einsatzort“ der Psychologinnen war Lola’s Bistro, wo während des Festivals Publikum und Filmemacher am späten Abend zum Diskutieren und Feiern zusammenkommen. Eine Studentin erläutert: „Beim Balzverhalten spielt im Tierreich unter anderem auffallender Schmuck eine große Rolle. Wir wollten herausfinden, ob beim Menschen Kunst und Kreativität diese Rolle übernehmen können.“ Konkrete Fragestellung: Unterscheiden sich Besucher und Filmschaffende hinsichtlich ihrer Tendenz, sich profilieren und in Szene setzen zu wollen? Die Auswertung von 211 Fragebögen – davon knapp 40 Medienschaffende – brachte ein eindeutiges Ergebnis: „Es gibt Unterschiede – Filmschaffende zeigen eine stärkere Ausprägung bei den Dimensionen Aufmerksamkeitssuche und Sexualisierung als das Kinopublikum.“ Das sei bei Filmschaffenden vor der Kamera noch deutlicher ausgeprägt als bei denen hinter der Kamera. Weiter fanden die Psychologie-Studenten folgende Ergebnisse: Jüngere Menschen inszenieren sich stärker als ältere, verheiratete weniger als unverheiratete. 6-JUN-07 Cyan Magenta Yellow Black Im Fokus: Geisteswissenschaften 07_063608unis_Inh Page 14 campus 2/2007 16 6-JUN-07 Dem Denken auf der Spur Im März fand an der Saar-Uni eine internationale Fachtagung zum Thema Kognitionswissenschaft statt. Was man sich darunter vorstellen kann, und mit welchen spannenden Themen sich Kognitionsforscher beschäftigen, erläutert der Saarbrücker Neuropsychologe Prof. Axel Mecklinger. I m Mittelpunkt steht das Denken: Aufmerksamkeit und Wahrnehmung, Problemlösung, Gedächtnis und Sprache – „das sind die klassischen Bereiche der Kognitionswissenschaft“, sagt Axel Mecklinger, Professor für Experimentelle Neuropsychologie an der Saar-Uni. Unter dem interdisziplinären Dach der Kognitionswissenschaft arbeiten Forscher aus den Bereichen der Psychologie, Informatik, Philosophie und Linguistik. „Einerseits ist es ein sehr grundlagenorientiertes Fach, das in neuerer Zeit durch die phantastischen Methoden der Neurowissenschaften stimuliert wird“, erklärt Mecklinger. Ein anderer Aspekt sei der Bereich der anwendungsorientierten Forschung: „Erkenntnisse darüber, wie unser Gehirn arbeitet, werden in Zukunft immer wichtiger für die Konstruktion von Maschinen, die über eine interne Intelligenz verfügen.“ Will man beispielsweise einem Roboter beibringen, sich einen Weg zu merken, so sollte man wissen, wie räumliches Wissen in unserem Gehirn gespeichert wird. Allerdings ist der Weg zur Anwendung meist weit. „Die Grundlagenforschung, wie wir sie heute betreiben, schafft die Anwendungen von morgen und übermorgen“, betont Axel Mecklinger. Einer der Forschungsschwerpunkte der Saarbrücker Psychologie ist die kognitive Neurowissenschaft: „Wir untersuchen den Link zwischen den immateriellen Prozessen des Denkens und dem materiellen Substrat, also den konkreten Neuronenverbänden, durch die der Geist funktioniert“, erklärt Mecklinger. Einer der Forschungsbereiche, an denen er und sein Team (im Rahmen des SFB 378) derzeit arbeiten, beschäftigt sich mit dem Sequenzlernen wie dem Einprägen von Buchstabenfolgen. Die Herausforderung: Eine Cyan Magenta Yellow Black Fragestellung muss so operationalisiert werden, dass man sie sinnvoll im Labor untersuchen kann. Im Fall des Sequenzlernens werden Versuchspersonen Buchstaben auf einem ComputerBildschirm gezeigt, die sich in bestimmten Sequenzen wiederholen. Der Trick: In diese Sequenzen sind einzelne Fehler eingebaut. Während die Testpersonen die Aufgaben bearbeiten, Ergebnis eines Kernspin-Experiments: Beim Hören eines semantisch falschen Satzes zeigt sich ein erhöhter Zufluss von sauerstoffreichem Blut in den rot angefärbten Gehirnregionen. Grafik: Patric Meyer werden ihre Hirnströme durch EEG aufgezeichnet. Das Ergebnis: Immer dann, wenn die Testperson einen Fehler in der Sequenz entdeckt, äußert sich das im EEG als Peak – die so genannte Fehlernegativierung. Diese tritt ansonsten nur dann im EEG auf, wenn man selbst einen Fehler begeht. Bedingt ist diese Fehlernegativierung durch die kurzzeitige Unterbrechung der Dopamin-Produktion des Gehirns, eines Botenstoffs, der für die Vermittlung angenehmer Gefühle zuständig ist. Unser Gehirn generiert permanent Vorhersagen darüber, wie angenehm ein Ereignis sein wird. Das Registrieren der Abweichung zwischen dieser Vorhersage und dem, was tatsächlich eintritt, scheint ein ganz wichtiger Mechanismus für das Lernen zu sein. „Je genauer das Gehirn registriert, dass ein Ereignis schlechter ist als erwartet, desto höher fällt die Fehlernegativierung aus und desto besser lernen die Versuchspersonen“, fasst Axel Mecklinger das Versuchsresultat zusammen. Dass diese Erkenntnisse auch bei Lernmedien berücksichtigt werden, dafür hat der Psychologe schon gesorgt und bereits erste Vorgespräche mit Kollegen am DFKI geführt, die sich mit der Gestaltung von Lernmedien beschäftigen. Ein anderer aktueller Forschungsbereich der Saarbrücker Neuropsychologen ist die Erforschung des pathologischen Alterns – aufgrund von Demenz- und Alzheimer-Erkrankungen – im Gegensatz zum normalen, gesunden Altern. Ein Projekt, das Mecklinger zusammen mit Kollegen aus der Saarbrücker Psychologie in Kooperation mit Prof. Klaus Fassbender von der Neurologie am Uni-Klinikum Homburg durchführt. Klar ist: „Die hirnstrukturellen Veränderungen, die man bei Demenz-Erkrankungen beobachtet, gehen den tatsächlichen geistigen Symptomen um Jahre voraus“, sagt Axel Mecklinger. So könne man diese Erkrankungen schon im Alter von 50 bis 55 Jahren bereits relativ sicher vorhersagen. Mit zwei unterschiedlichen Forschungsdisziplinen will man die Früherkennung dieser Krankheiten vorantreiben: Während Klaus Fassbender die molekulare Ebene – konkret: die Pathologie des Protein-Stoffwechsels untersucht –, konzentrieren sich die Saarbrücker Psychologen auf die Pathologie hinsichtlich des Denkens und des Erinnerns. „Mit den Tests, die die Kognitions- und Neuropsychologie entwickelt hat, hoffen wir, Gedächtnis-Disfunktionen 07_063608unis_Inh Page 15 Die Frage nach dem freien Willen Ein Evergreen der Kognitionsforschung sei die Frage nach dem freien Willen, meint Prof. Mecklinger: „Wenn sich unser Denken tatsächlich als Aktivität eines hochkomplexen neuronalen Substrats abbilden lässt, welche Rolle spielt der freie Wille dann noch?“ So lassen sich Gehirnprozesse nachweisen, die zwar unser Verhalten steuern, uns aber nicht notwendigerweise bewusst werden. Tatsächlich scheine der freie Wille für das tägliche Handeln relativ irrelevant zu sein. Im Versuch nachweisbar: „Das Bewusstwerden einer Entscheidung läuft zeitlich verzögert zu der damit verbundenen messbaren Hirnaktivität “, sagt der Psychologe und fügt spaßhaft hinzu: Spende Blut Hilfe die ankommt Blutspendezentrale Saar-Pfalz gGmbH Cyan Magenta Yellow Black ...in Saarbrücken am Klinikum Saarbrücken (Winterberg) Im Fokus: Geisteswissenschaften „Auf gut Deutsch: Sie könnten sich erschießen, ohne dass Sie es merken.“ Wieder ein anderer Bereich der Kognitionsforschung beschäftigt sich mit dem Phänomen der Sprache: Prof. Angela Friederici, Direktorin am MaxPlanck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig, untersucht neuronale Systeme, die dem Spracherwerb und dem Sprachverstehen zugrunde liegen. Um herauszufinden, wie das Gehirn semantische und syntaktische Informationen verarbeitet, werden Versuchspersonen mit Regelverletzungen konfrontiert und dabei ihr EEG aufgezeichnet: Hört eine Versuchsperson den syntaktisch fehlerhaften Satz „Der Honig wurde am gegessen“, so zeigt das EEG schon nach 150 Millisekunden einen negativen Ausschlag über der Broca-Region im linken Stirnhirn, die für das sprachliche Regel-Wissen wichtig ist. Bei einem semantischen Fehler wie „Der Honig wurde ermordet“ tritt die EEG-Welle dagegen deutlich später (nach 400 Millisekunden) und über einer anderen Gehirnregion auf. Prof. Friederici konnte nachweisen, dass bereits zwölf Monate alte Babys solche semantischen Regelverstöße registrieren. Mit welchen Methoden lassen sich solche Forschungsergebnisse gewinnen? „Hauptsächlich messen wir die Reaktionszeiten in computerbasierten Tests und hochkanaligen EEG-Untersuchungen“, sagt Axel Mecklinger. Die Aktivierung bestimmter Gehirnregionen lässt sich darüber hinaus mittels Kernspin-Tomographie feststellen: Aktive Gehirnregionen brauchen mehr Blut und mehr Sauerstoff als inaktive – diese Veränderungen im Blutstoffwechsel werden im Tomographen sichtbar gemacht. Während die Neuro- 17 Eine Versuchsperson wird auf die EEGUntersuchung vorbereitet. Foto: FR Experimentelle Neuropsychologie psychologen die EEG-Untersuchungen im eigenen Labor auf dem Saarbrücker Campus durchführen, sind die Bedingungen für die TomographieUntersuchungen noch nicht ideal: Die Wissenschaftler müssen auf den Scanner in Homburg zurückgreifen, der im Wesentlichen für klinische Zwecke verwendet wird und den sie daher nur in Randzeiten nutzen können. „Für unsere Forschungen brauchen wir in der Tat die großen Maschinen – und die sind nicht ganz billig“, sagt Axel Mecklinger. Doch er sei guter Dinge, dass die Universität in Zusammenarbeit mit dem Uniklinikum den schon lange anvisierten Magnetresonanz-Tomographen für die Forschung in absehbarer Zeit anschaffe. GS Etwa 80% unserer Bevölkerung benötigt einmal im Leben eine Blutübertragung. Mo., Mi., Fr. 8.30 - 15.00 Uhr Di., Do. 12.00 - 18.00 Uhr INFO Tel: 0681/963-2560 ...in Kaiserslautern am Westpfalz-Klinikum Mo. Mi. u. Fr. 7.15 - 13.30 Uhr Di., Do. 11.30 - 18.00 Uhr INFO Tel: 0631/203-1804 ne ei g n n lte igu ha äd r e h er tsc nd den e sp an ut w Bl uf A campus 2/2007 schon in sehr frühen Stadien der Alzheimer-Erkrankung feststellen zu können“, sagt der Saarbrücker Hirnforscher. Mit „normalen“, altersbedingten Abbauprozessen im Gehirn beschäftigt sich Prof. Art Kramer von der University of Illinois. Er stellte während der Fachtagung der Kognitionswissenschaftler in Saarbrücken vor, dass sportliches Ausdauertraining diese Abbauprozesse reduziert und sogar umkehren kann. Kramer untersuchte die Auswirkungen von relativ einfacher körperlicher Betätigung wie Laufen auf einem Laufband oder Aerobic-Training bei relativ unsportlichen Amerikanern, die ihre Freizeit ansonsten lieber fernsehend auf der Couch verbrachten. Ergebnis: Die kognitiven Leistungen und der Hirnstoffwechsel der Versuchspersonen verbesserten sich bereits nach zehn bis 14 Tagen signifikant. 6-JUN-07 Im Fokus: Laser-Nanomedizin 07_063608unis_Inh Page 16 campus 2/2007 18 Der Laser wird zum Nano-Skalpell: Neues Werkzeug ermöglicht Molekülchirurgie Gezielt können einzelne Bestandteile menschlicher DNA oder von Tumorzellen inaktiviert werden: Der Saarbrücker Mikrosensoriker und Laserphysiker Prof. Karsten König hat mit einem Forschungsteam aus Jena ein neues Werkzeug zur Molekülchirurgie entwickelt. Durch Kombination von Laser-Licht und Nanopartikel werden erstmals Bohrungen und Schnitte 2000 mal feiner als die Breite eines Haares möglich. Mit einer Größe von 40 Nanometern, das sind 40 Millionstel Millimeter, ist Professor König und seinen Teamkollegen die weltweit kleinste optische NanoBohrung in ein einzelnes Chromosom gelungen. Die Zeitschrift Nature Nanotechnology beschrieb die Entwicklung als „Forschungs-Highlight 2007“ mit der Überschrift „Nanoparticles: Catch the Light“. G Budget von 800 Mark. Jeder von uns trug etwa 60 Kilo Gepäck; Bergführer hatten wir nicht, auch keine genauen Karten, die wurden in der DDR unter Verschluss gehalten“, erinnert sich König an seine kühne Expedition auf das Dach der Welt, von der heute Fotos an den Wänden seines Büros im Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik hängen. Der Thüringer bezwang mit der selbstgebauten Ausrüstung den Shishapangma in Tibet, den dreizehnthöchsten Berg der Welt. „Wenn ich nicht neue Richtungen einschlagen kann, ist die Sache für mich nur halb so spannend“, schmunzelt der Laserphysiker, der 2003 eine Professur für Mikrosensorik an unserer Universität übernahm und gleichzeitig eine Abteilung am Fraunhofer-IBMT leitet. Er ist Gipfelstürmer geblieben – wenn auch in anderem Maßstab. König hält bis heute mehrere Weltrekorde in der Nanomedizin. So gewährt sein Femtosekunden-Lasersystem Einblicke in lebendes Gewebe mit bisher unbekannter Gipfelstürmer: Prof. Karsten Präzision – 1 000fach König auf dem Gipfel des genauer als ComputerShishapangma in Tibet tomographen. Und es Foto: privat gelangen ihm immer renzen sind nicht seine Sache. Das zeigte Karsten König schon, als er und eine kleine Gruppe Abenteurer im Jahr 1990 – noch vor der offiziellen Wiedervereinigung – als letzte und wohl auch erste DDR-Bürger einen Achttausender-Gipfel des Himalayas im chinesisch besetzten Tibet bestiegen. Illegal, ohne Pass. „Wir brauchten 80 Tage, hatten ein Cyan Magenta Yellow Black 6-JUN-07 kleinere kleinste Schnitte in biologische Strukturen mit seinem Laser, den er so weiterentwickelt hat, dass er mit sehr hoher Pulsfolge im nahen infraroten Spektralbereich arbeitet. Der Laserstrahl kann in bislang einzigartig präziser Weise fokussiert werden. Von mehreren hundert Nanometern konnte König die Größe seiner Nano-Schnitte schließlich unter 100 Nanometer verkleinern. Sein neuer Weltrekord, mit dem er jetzt seinen eigenen alten getoppt hat, liegt bei 40 Nanometern. Damit schuf er den Einstieg in die Laser-Nanomedizin, einen neuen Zweig der Medizin, der die einzelne Zelle und ihre Bestandteile in den Mittelpunkt von Diagnose und Therapie stellt. Neuer Weltrekord: Optical knock-out mit Nanokugel Es ist nicht der Lichtstrahl selbst, der wie ein Laserschwert Löcher in Chromosomen brennt oder in einzelne Moleküle schneidet. Auf einen so winzigen Punkt lässt sich das Laserlicht nicht mehr fokussieren. König erreichte mit den ultrakurzen Laserpulsen seines Femtosekunden-Lasers einen Licht-Fokus von etwa einem Millionstel Meter – das war noch zu groß für seine ehrgeizigen Vorhaben in der Nanochirurgie. Mit einem Kunstgriff ist Professor König jetzt gemeinsam mit Kollegen der Firma JenLab GmbH und vom Jenaer Institut für Photonische Technologien der Durchbruch gelungen: „Wir nutzen die Wechselwirkung zwischen Nanopartikeln und Licht“, erklärt der Laserphysiker. Hierzu wird ein Metall-Nanopartikel mit Hilfe molekularbiologischer Methoden an die Gensequenz gebunden, die ausgeschaltet werden soll; in den jetzt in Nanoletters (Czaki et al. 2(2007) 247-253, www. nature.com/nnano/reshigh/200) veröffentlichten Forschungsarbeiten war dies eine bestimmte Region des Chromosoms 1. Das Licht des Femtosekunden-Lasers – ultrakurze Laserpulse im nahen infraroten Spektralbereich – trifft ähnlich einem Scheinwerfer auf die Umgebung des Chromosoms. Der Nanopartikel fängt das Licht auf, erwärmt sich und brennt ein nur 40 Nanometer großes Loch exakt in diese Stelle. „Das entspricht einem Durchmesser von einem Zweitausendstel 07_063608unis_Inh Page 17 Im Fokus: Laser-Nanomedizin 6-JUN-07 Cyan Magenta Yellow Black Prof. Dr. Karsten König Für seine Forschungen zur Nanochirurgie und zum Einsatz des Femtosekunden-Lasers in der Augenchirurgie und bei Hautkrebs wurde der Biophysiker mehrfach ausgezeichnet, so im Oktober 2005 mit dem Preis Technik für den Menschen der Fraunhofer-Gesellschaft und dem Pascal Rol Award der Society for Optical Engineering. Foto: das bilderwerk daran, Proteine und einzelne Bestandteile von Tumorzellen optisch außer Gefecht zu setzen. Beim Einsatz des Lasers in der Hautkrebs-Forschung arbeitet König neuerdings mit Prof. Ian Frazer von der Universität in Brisbane, Australien, zusammen. Mit dem Immunologen, der durch den ersten Impfstoff gegen Krebs, den Gebärmutterhalskrebs, zu Weltruhm gelangte, und in Fachkreisen als Anwärter für den Nobelpreis gehandelt wird, entwickelt König den Femtosekunden-Laser weiter. 19 Ob er sich nochmals der Herausforderung des Himalayas stellt, und die Höhe seines letzten Gipfels überbietet, ist offen. Es ist aber zu erwarten, dass er versuchen wird, am anderen Ende der Größenskala das eine oder andere zu bewegen. CE Vom 13. bis 15. Juni wird der Uni-Campus und das Fraunhofer-IBMT auf Königs Einladung zum Treffpunkt internationaler Wissenschaftler rund um das Thema Multiphotonen und Laser in der Medizin. www.uni-saarland.de/PhotonsLive 2007 An einem neuartigen Laser-Endoskop arbeitet Dr. Selma Schenkl an Königs Lehrstuhl und am Fraunhofer-Institut. Die Laser-Expertin und Erstautorin in der Zeitschrift Science (Schenkl et al., Science 309 (2005) 917-920; Schenkl et al. PNAS 103 (2006) 4101-4106) ist seit einem Jahr in seiner Arbeitsgruppe. 2006 erhielt die Wissenschaftlerin im schweizerischen Lausanne den mit 25 000 Schweizer Franken dotierten Latsis-Preis. Die von einer griechischen Familie gegründete Latsis-Stiftung, die in der Schweiz jährlich hochdotierte Wissenschaftspreise vergibt, würdigte damit ihre Arbeiten, die erstmals dazu beitragen, zu verstehen, wie die grundlegenden Prozesse bei Retinalproteinen ablaufen. Diese Proteine spielen für das Sehen eine wichtige Rolle. Mit Femtosekunden-Laserimpulsen im nahen ultravioletten Spektralbereich konnte Schenkl die ultraschnellen Veränderungen des elektrischen Feldes im Protein sichtbar machen, sie untersuchen und Rückschlüsse auf seinen Einfluss ziehen. CE campus 2/2007 einer Haaresbreite“, erläutert König. Optical knock-out nennen das die Wissenschaftler. „Die umliegenden Teile des Chromosoms bleiben dabei vollkommen unbeschadet“, betont er. Diese Kombinationstechnik aus Nanopartikel und ultrakurzen Laserpulsen, deren Entwicklung das Bundesforschungsministerium gefördert hatte, schafft die Grundlage für eine Laser-Nanochirurgie. Die Firma JenLab GmbH, die König mitgründete, und die Mitarbeiter auch an den Standorten St. Ingbert und Saarbrücken beschäftigt, hat die Basistechnologie zum weltweiten Patent angemeldet. „Erstmals werden eine hochpräzise optische DNA-Chirurgie und optische Nanomanipulation von Molekülen möglich“, so Prof. König. Das eröffnet vollkommen neue therapeutische Möglichkeiten. So lassen sich in der Gentherapie zukünftig bestimmte genomische Bereiche der DNA, etwa solche, die einen genetischen Defekt verursachen, gezielt inaktivieren. Auch in der Tumor-, Neuro- oder Augenchirurgie sieht König Anwendungsfelder seiner Methode. Sein Team am Lehrstuhl und am Fraunhofer-Institut arbeitet derzeit Forschung & Transfer 07_063608unis_Inh Page 18 20 6-JUN-07 Pillen im Zahn R Tabletten-Schlucken könnte bald unnötig werden. Eine Zahnprothese im Mund soll die Dosierung von Medikamenten übernehmen. Wie das funktioniert, erklärt Dr. Oliver Scholz (Foto) von der Fachrichtung Mechatronik. egelmäßige Tabletteneinnahmen könnten schon bald der Vergangenheit angehören: Wissenschaftler eines EU-Konsortiums entwickeln eine Prothese, die die benötigten Medikamente kontinuierlich und richtig dosiert abgibt. Konzentrationsspitzen, die bei der Einnahme von Tabletten entstehen und Nebenwirkungen erhöhen, werden so vermieden. Das Besondere an der Prothese Intellidrug: Im Gegensatz zu bereits existierenden MedikamentenProthesen und Implantaten ist sie recht klein – sie findet in zwei künstlichen Backenzähnen Platz. Im Mundraum ist sie gut zugänglich und kann einfach gewartet und wieder befüllt werden. „Die Zahnprothese besteht aus einem Reservoir, in dem sich das Medikament befindet, einem Ventil, zwei Sensoren sowie elektronischen Komponenten“, erklärt Oliver Scholz, der in der Fachrichtung Mechatronik am Lehrstuhl für Mikrosensorik von Prof. Karsten König arbeitet. Der promovierte Elektroingenieur ist einer der Wissenschaftler, die die Sensoren und die Elektronik am Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik in St. Ing- bert entwickeln. Und so funktioniert die Zahnprothese: „Über eine Membran gelangt Speichel in das Reservoir, löst einen Teil des festen Medikaments und fließt über einen kleinen Kanal in den Mundraum. Hier wird es von den Gebiss mit Medikamentendepot. Es tritt an die Stelle zweier Backenzähne und wird in die Zahnprothese hineingeschoben. Foto: Firma Valtronic SA, Schweiz Schleimhäuten der Wangen aufgenommen“, erläutert Scholz. Zwei Sensoren am Kanal überwachen, wie viel Wirkstoff in den Körper gelangt: Ein Flusssensor misst die Menge der Flüssigkeit, die durch den Kanal in den Mund gelangt, ein weiterer Sensor die Konzentration des Wirkstoffs in der Flüssig- Wie alt ist die Haut? Mittels neuartiger Laser-Tomographen kann erstmals direkt die Alterung und Schädigung tiefliegender Hautschichten gemessen werden. campus 2/2007 U nter Leitung von Prof. Karsten König haben Biophysiker am Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik in St. Ingbert in Kooperation mit Ingenieuren der Spin-offFirma JenLab GmbH und Dermatologen an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena eine neue Technik entwickelt: Mittels spezieller Femtosekunden-Laser wird die Haut in der Tiefe abgerastert und das Verhältnis der Hautkomponenten Elastin und Kollagen, der so genannte SAAID-Index, gemessen. Die Kenntnis des Verhältnisses der beiden Hautkomponenten erlaubt Aussagen zum Hautalterungsprozess und zur Diagnose von Haut- Cyan Magenta Yellow Black keit. Anhand der Messergebnisse öffnet oder schließt die Elektronik ein Ventil am Ende des Kanals und steuert so die Dosierung. Ist der Wirkstoff aufgebraucht, weist die Elektronik den Patienten mittels Anzeige in einer Fernbedienung darauf hin. Mit dieser lässt sich Intellidrug drahtlos bedienen – über sie kann der Patient oder der Arzt beispielsweise einstellen, welche Dosis des Medikaments abgegeben werden soll. In Abständen von einigen Wochen muss der Patient den Wirkstoff nachfüllen lassen. Auf der Messe MedTec in Stuttgart haben die Forscher Ende Feb- erkrankungen. So wird mit fortschreitender Hautalterung das Kollagen, das im Gegensatz zum Elastin nicht elastisch dehnbar ist, aber eine hohe Zugfestigkeit besitzt, immer mehr abgebaut. „Die Hautkomponenten leuchten bei geeigneter Laserbestrahlung schwach grün (Elastin) und violett (Kollagen) und können mit dem neuartigen Tomographen DermaInspect simultan bildgebend erfasst werden“, erläutert der Biophysiker König. Da mit sehr hoher Auflösung im Bereich eines Tausendstel Millimeters gemessen werde, könne auch die Hautalterung an verschiedenen Arealen eines Patienten festgestellt werden. „Wir sehen so bei- ruar erstmalig verschiedene Fabrikationsmuster vorgestellt, ein Prototyp befindet sich in der Fertigung. Intellidrug soll in diesem Jahr klinisch geprüft werden – gefüllt mit dem Medikament Naltrexon, das drogenabhängige Patienten während des Entzugs einnehmen. GS/Annette Maurer spielsweise den Einfluss der Sonnenbestrahlung auf einzelne Hautbereiche und die genauen Wirkungsorte kosmetischer Produkte“, so König. Die Dermatologen in Jena um Martin Johannes Koehler und Dr. Martin Kaatz studierten an Europäern die Abhängigkeit des SAAID-Indexes vom Geschlecht und fanden heraus, dass Frauen tendenziell schneller Kollagen abbauen als Männer, die Hautalterung somit insbesondere in der Menopause schneller voran schreitet. Zudem konnte der Einfluss weiterer Faktoren auf die Hautalterung demonstriert werden: So zeigte eine 27-jährige Frau mit intensivem Zigarettenkonsum und häufigen Besuchen im Solarium einen SAAID-Index, der im Mittel einer 50Jährigen entsprach. GS/Annette Maurer 07_063608unis_Inh Page 19 6-JUN-07 Forschung & Transfer Natur-Kur für Bäche und Flüsse Alle europäischen Bäche und Flüsse sollen bis 2015 in einem guten ökologischen Zustand sein – so schreibt es die Europäische Wasserrahmenrichtlinie (EG-WRRL) vor. Wie dieses Ziel erreicht werden kann, zeigen die Geographen der Saar-Uni um Professor Ernst Löffler. Sie haben ein Erfassungs- und Bewertungssystem entwickelt, das von der EU als vorbildlich eingestuft wurde. er Arbeitskreis Gewässer in der Fachrichtung Geographie hat im Auftrag des Ministeriums für Umwelt eine Methode entwickelt, die es erlaubt, den Entwicklungszustand von Fließgewässern zu erfassen, zu bewerten und daraus konkrete Maßnahmen zum Erreichen eines guten ökologischen Zustands abzuleiten. Denn: Laut Wasserrahmenrichtlinie müssen alle Mitgliedsländer bis 2009 verbindliche Maßnahmenprogramme für die Erreichung eines guten ökologischen Zustands vorlegen. Im Rahmen dieser Zeitvorgabe wurde von den Saarbrücker Geographen sowohl die Methodenentwicklung als auch die Erfassung und Bewertung aller saarländischen Gewässer durchgeführt. In Luxemburg wurde das Verfahren ebenfalls angewendet, da hier im Zuge der Umsetzung der EG-WRRL eine langjährige Kooperation besteht. Wie der Direktor der luxemburgischen Wasserwirtschaftsbehörde, André Weidenhaupt, mitteilt, hat die EU das Verfahren als vorbildlich eingestuft. Die Etappen der Methodenentwicklung und die Ergebnisse der Erfassung wurden Ende März im Rahmen einer Tagung an der Saar-Uni vorgestellt. Das Verfahren beurteilt die „Gewässer-Entwicklungs-Fähigkeit“ (GEF): die Fähigkeit von Bächen und Flüssen, sich eigendynamisch zu regenerieren, indem natürliche Prozesse zugelassen und gegebenenfalls angestoßen werden. Das Besondere der Methode: Die Bewertung der Entwicklungsfähigkeit berücksichtigt die unterschiedlichen Ansprüche an Gewässer innerhalb und außerhalb von Ortslagen. „Die Gewässerstruktur spielt die Schlüsselrolle bei der Bewertung“, erklärt Prof. Ernst Löffler. „Indem sie die Vielfalt der Lebensräume in einem Fließgewässer bestimmt, ist sie die Grundvoraussetzung für die Erreichung eines guten ökologischen Zustands“. Besonders wichtige Elemente der Gewässerstruktur seien Art und Zusammensetzung der Gewässersohle, der Ufer sowie angrenzende Vegetationssäume. Allein im Saarland gibt es über tausend Kilometer Fließgewässer, die der EU gemeldet werden müssen. Wie lässt sich eine solche Strecke bewältigen? Marco Hinsberger, einer der Mitarbeiter im Team von Prof. Löffler, erläutert: „Wir bewerten auf der Basis von Luftbildinterpretation, durch die Aus- Gewässerspezialisten aus der SaarLorLux-Region diskutieren über die Gewässerentwicklungsfähigkeit des Losheimer Baches. Fotos: Fachrichtung Geographie Cyan Magenta Yellow Black Prof. Ernst Löffler beim einleitenden Vortrag der Gewässerfachtagung. wertung digitaler Karten und anhand eines Geographischen Informationssystems, kurz GIS genannt“. Nur punktuell seien bei unsicherer Datenlage Ortsbegehungen zur Absicherung der Bewertung notwendig gewesen. Als erstes untersuchten die Geographen die Gewässerumfeldnutzung und unterteilten die Gewässer in Abschnitte von 250 bis 2000 Meter Länge. Im nächsten Schritt wurden die Gewässer in einer fünfstufigen Skala bewertet. Bewertungskriterien waren strukturelle Merkmale wie Laufkrümmung, Ausbaugrad, Lateralerosion oder Ausmaß der (unnatürlichen) Sohlenerosion. Die Ergebnisse wurden von den Gewässerspezialisten im GIS zusammengeführt sowie in Karten dargestellt, auf denen sich der Handlungsbedarf direkt ablesen lässt: Gelbe, orangene und rote Farben signalisieren, dass Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässerentwicklungsfähigkeit notwendig sind – das ist bei rund 50 Prozent der Fließgewässer im Saarland und etwa 40 Prozent der Bäche und Flüsse in Luxemburg der Fall. Für diese Abschnitte sollen Maßnahmen zur Verbesserung des ökologischen Zustands entwickelt werden, die ökologisch effizient und zugleich kostengünstig sind. Technisch aufwändige Maßnahmen sollen – wo immer möglich – vermieden werden. Geograph Christof Kinsinger nennt eine der wichtigsten Voraussetzungen zur Initiierung eigendynamischer Prozesse: „Man muss dem Gewässer mehr Fläche zur Verfügung stellen. Ohne Platz ist kein guter ökologischer Zustand möglich“. GS Weitere Informationen unter: www.uni-saarland.de/fliessgewaesser 21 campus 2/2007 D Forschung & Transfer 07_063608unis_Inh Page 20 22 6-JUN-07 Neue Waffe gegen die Pelzmafia SIAM deckt Pelzskandal in den USA auf Saarbrücker Forscher erschweren skrupellosen Pelzhändlern das Handwerk: Ihr neues Verfahren kann unter anderem Hunde- und Katzenfelle von Zuchtpelzen und Imitaten unterscheiden. Erstmals werden Routinekontrollen etwa bei Import und Export möglich. In den USA sorgte ihre SIAM-Methode für einen handfesten Pelzskandal. Wie die Biochemiker der Saar-Uni für die US-amerikanische TierschutzVereinigung Humane Society of the United States herausfanden, waren als Imitate deklarierte Pelze tatsächlich echtes Fell vor allem von Marderhunden, einer mit dem Hund verwandten Tierart. D ie Bilder vom Abschlachten der Tiere, die der US-Tierschutzbund auf seiner Website zeigt, sind grausam. Sie sind vor allem in Asien tägliche Realität. Wie in diesem Video werden Millionen von Katzen, Hunden und Marderhunden unter schlimmsten Bedingungen gefangen gehalten, gequält, auf bestialische Weise getötet, etwa bei lebendigem Leibe gehäutet. Undeklariert oder mit irreführenden Bezeichnungen landen ihre Felle in der Bekleidungs- oder Spielzeugindustrie. So geschehen in den USA, wo zwar die Einfuhr und der Handel mit Katzenund Hundefellen verboten ist, bisher aber nicht der Handel mit Marderhund- fellen. Kleidungsstücke mit diesen Pelzen gelangten in die US-Warenhäuser – als angebliche Imitate von Kaninchen-, Kojote- oder Waschbärfellen. the United States auf. „SIAM steht für Species-Identification of Animals using MALDI-TOF-MS“, erklärt Dr. Klaus Hollemeyer. Die neue Technik, die auf der MALDI-TOF-Massenspektrometrie beruht, entwickelte er am Institut für Technische Biochemie der Saar-Uni gemeinsam mit dessen Leiter Prof. Elmar Heinzle und in Zusammenarbeit mit der Firma Gene-Facts. Zurzeit ist dieses Unternehmen, das von Absolventen der Universität gegründet wurde, weltweit das einzige Labor, das die Methode kommerziell anbietet. Statt Kunstpelz, zur Zeit der Moderenner in den USA, kauften die ahnungslosen Kunden echtes Tierfell. Wer einen Mantel mit Kunstfellkragen zu haben glaubte, trägt tatsächlich echten Marderhund. Die Täuschung deckten Forscher der Saar-Uni mit der SIAM-Methode im Auftrag der Tierschutz-Vereinigung Humane Society of In Europa könnte das Verfahren bald großen Einsatz finden. Auch hier sollen Katzen- und Hundefelle verboten werden. Die EU-Kommission will ein europaweites Ein- und Ausfuhrverbot für Katzen- und Hundefelle und aus ihnen hergestellte Produkte verhängen – einen entsprechenden Vorschlag hat sie bereits dem Europäischen Parla- Stammen Pelzimitate von Haustieren? Geht es illegalem Pelzhandel in Europa an den Kragen? Kurz notiert campus 2/2007 Durchblick in der Arbeitswelt Konkrete Zahlen, die helfen, die Arbeitswelt zu verstehen und zu gestalten, verspricht der neue Arbeitsweltmonitor. Dieses vom Institut für Managementkompetenz (imk) unter Leitung von Prof. Christian Scholz entwickelte neue Instrument für Unternehmen liefert ständig aktuelle Analysen zu Karriere, Finanzen, Arbeitsumfeld und Gesundheit. Mehrere hundert Arbeitnehmer beantworten hierzu regelmäßig anonym und online dieselben Fragen. Über die Daten zur Personalarbeit hinaus zeigt der Monitor Trends und Stimmungen. So wurden 2006 synchron mit der wirtschaftlichen Erholung auch Stimmungsänderungen sichtbar: Der Aufschwung führte vielerorts zu einer Verschärfung des Betriebsklimas. Mit den personalwirtschaftlichen Konsequenzen der Ergebnisse wird sich noch diesen Sommer ein Kongress in Walldorf befassen. Der Arbeitsweltmonitor 2006 kann kostenlos abgerufen werden unter: www.arbeitsweltmonitor.de Cyan Magenta Yellow Black Neuer Direktor am INM Ein Metallforscher von weltweitem Renommee kommt nach Saarbrücken: Prof. Eduard Arzt, Geschäftsführender Direktor des Stuttgarter Max-Planck-Instituts für Metallforschung, wird neuer Wissenschaftlicher Direktor am Leibniz Institut für Neue Materialien (INM). Ab Oktober 2007 wird er zusammen mit Prof. Michael Veith (Wissenschaftlicher CoDirektor) und Jochen Flackus (Kaufmännischer Direktor) das INM leiten. Zugleich übernimmt Arzt die Professur für Neue Materialien unserer Universität. Präsident Linneweber, dem gemeinsam mit Staatssekretär Christian Ege gelungen war, den Physiker ins Saarland zu holen, wertet Arzts Zusage „als Beleg für das hohe Ansehen des INM und weitere Stärkung des Schwerpunkts der Nanound Biowissenschaften der Universität“. Bekannt wurde Arzt in jüngster Zeit auch durch seine Forschung zu Hafttechniken nach dem Vorbild der Natur. Hierbei arbeitete er bereits mit Wissenschaftlern unserer Universität zusammen. red 07_063608unis_Inh Page 21 Prof. Elmar Heinzle Dr. Klaus Hollemeyer Cyan Magenta Yellow Black Forschung & Transfer 23 Mit ihrer SIAM-Methode können die Saarbrücker Biochemiker die Herkunft von Haaren und Federn nachweisen. Foto: das bilderwerk entstehenden Spaltpeptide unterscheiden sich bei den einzelnen Tierarten. Diese Unterschiede können wir sichtbar machen“, erklärt der Biochemiker. So sind anhand der artspezifischen Peptide Ente und Fasan ebenso zweifelsfrei und schnell erkennbar wie Hamster, Nerz, Kaninchen, Kamel und Merinoschaf – oder eben Katze und Hund. Auch das menschliche Haar lässt sich identifizieren. Die SIAM-Methode kann routinemäßig auf Flughäfen oder bei Grenzkontrollen eingesetzt werden. Erforderlich ist hierfür ein Massenspektrometrie-Gerät, das derzeit speziell zum Einsatz für Stichproben entwickelt wird. Die Saarbrücker Biochemiker haben bereits Datenbanken mit den Peptidspektren bedrohter Tierarten und auch jenen Säugetieren erstellt, deren Wolle oder Felle legal oder illegal genutzt werden. Verdächtige Proben können mit diesen Datenbanken verglichen, identifiziert und aus dem Verkehr gezogen werden. Stoppen kann SIAM damit das grausame Abschlachten nicht. Aber wo kein Markt, da kein Absatz – und umso weniger Tiere müssen auf so schreckliche Art ihr Leben lassen. CE REGLER DIE GANZE BÜROWELT Büro-Centrum Hausbacher Straße • 66663 Merzig Fon (06861) 920-0 • Fax (06861) 920-920 http://www.regler.de • [email protected] campus 2/2007 ment und dem Rat vorgelegt. Damit ein EU-weites Verbot auch greift, sind verlässliche Prüfverfahren erforderlich. Haustierfelle lassen sich vom Aussehen oder Anfühlen her kaum von anderen Pelzen oder Imitaten unterscheiden. Das stellt die Kontrollbehörden vor Probleme. „In ihrem Vorschlag hat die EU-Kommission aus drei Analysetechniken insbesondere die MALDI-TOFMassenspektrometrie als geeignet und besonders zuverlässig bewertet“, freut sich Hollemeyer. Auch die britische Regierung und der amtliche Verbraucherschutz der Niederlande haben die Saarbrücker SIAM-Methode bereits prüfen lassen. „Die Ergebnisse dieser Untersuchungen bestätigten, dass SIAM als einziges Verfahren die geforderte Zuverlässigkeit erreicht“, so der Forscher. Ursprünglich war die SIAM-Methode als Instrument zur Qualitätskontrolle für Hersteller und Händler von Bettwaren entwickelt worden, um Enten- von Gänsedaunen zu unterscheiden (campus 4/2002, S. 10). Schnell zeigte sich aber weiteres Potenzial: Die biochemisch-physikalische Methode kann routinemäßig die Tierart auch bei Säugetieren und dadurch auch die Herkunft von Haaren nachweisen. Die Forscher erkannten die Bedeutung für den Schutz bedrohter Tierarten oder die Ermittlung von Fälschungen. „Außerdem können wir die Methode einsetzen, um die Qualität von Textilien tierischen Ursprungs zu kontrollieren“, ergänzt Hollemeyer. Recht häufig wird nämlich etwa teure Wolle von Kaschmir-Ziegen mit preiswerterer Wolle von Yak, Angorakaninchen oder Schaf gestreckt. „Sind diese Verfälschungen nicht deklariert, werden die Verbraucher arglistig getäuscht. Mit SIAM können wir nicht nur die Verfälschung erkennen, sondern sie auch prozentual bestimmen“, erklärt Hollemeyer. Kern des Verfahrens sind so genannte Spaltpeptide, die entstehen, wenn Proteine von Haaren oder Federn mittels spezieller biochemischer Techniken gespalten werden. „Der Aufbau der Proteine und die daraus 6-JUN-07 Forschung & Transfer 07_063608unis_Inh Page 22 24 6-JUN-07 Neuartiger Therapieansatz gegen Allergien Einen bisher unbekannten Mechanismus, der bei der Auslösung von Allergien eine entscheidende Rolle spielt, haben Wissenschaftler des Homburger Instituts für Pharmakologie zusammen mit Kollegen des Instituts für Physiologie der Universität Leuven in Belgien entdeckt. Gibt es neue Hoffnung für Allergiker? I n Deutschland leiden mittlerweile bis zu 40 Prozent der Bevölkerung an Allergien – Überempfindlichkeitsreaktionen des Körpers gegenüber körperfremden Substanzen wie Blütenpollen, Insektengiften oder Nahrungsbestandteilen. Diese Stoffe lösen bei Allergikern typische Reaktionen aus wie Niesen, eine verstopfte oder laufende Nase, Augenjucken und Bindehautentzündungen bis hin zu lebensbedrohenden Atemstörungen. Bevor diese Symptome entstehen, lagern sich die Allergie-auslösenden Substanzen (Allergene) an Abwehrmolekülen des Körpers an. Die Abwehrmoleküle oder IgE-Antikörper befinden sich auf besonderen Immunzellen, den Mastzellen. Diese reagieren daraufhin mit einer drastisch gesteigerten Freisetzung von Entzündungsstoffen, die die oben genannten Symptome auslösen. Die bisher zur Behandlung von Allergien eingesetzten Medikamente zielen darauf ab, die Wirkungen der Entzündungsstoffe abzumildern. Weit effektiver wären Medikamente, die von vorneherein der Freisetzung dieser Entzündungsstoffe entgegenwirken würden. Hier setzen die Untersuchungen der Homburger Wissenschaftler um Dr. Rudi Vennekens, Professor Veit Flockerzi und Professor Marc Freichel an: Sie haben einen Ionenkanal identifiziert, der als TRPM4 bezeichnet wird und die Freisetzung von Entzündungsstoffen aus den Mastzellen steuert: Wird der Proteinkomplex, der in der Zellmembran der Mastzellen sitzt, gehemmt, so setzen die Zellen mehr Entzündungsstoffe frei. Bei einer Aktivierung des Ionenkanals wird die Freisetzung von Entzündungsstoffen Neue Brustkrebs-Forschung campus 2/2007 Ein neues Konzept zur möglichen Behandlung des östrogenabhängigen Brustkrebses wird derzeit von Professor Rolf W. Hartmann (Foto) am Institut für Pharmazeutische und Medizinische Chemie an der Saar-Uni untersucht. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt diese Forschung für zunächst drei Jahre mit 460 000 Euro. B eim östrogenabhängigen Brustkrebs wird das Wachstum des Primärtumors und der Metastasen durch weibliche Geschlechtshormone, die Östrogene, stimuliert. Fehlen die Hormone, verlangsamt der Tumor sein Wachstum oder wird sogar kleiner. Das neuartige Konzept sieht vor, die Cyan Magenta Yellow Black Östrogen-Bildung gezielt am Ort des Tumors zu unterdrücken, während sie in anderen Geweben weniger stark beeinflusst wird. Dazu entwickelt die Forschungsgruppe um Professor Rolf Hartmann Wirkstoffe für die Hemmung des Enzyms 17ß-HSD1. Dieses Enzym ist Mikroskopische Aufnahme von kultivierten Mastzellen aus dem Knochenmark: Die Granula im Zellinneren enthalten Entzündungsstoffe, die nach Kontakt mit Allergenen freigesetzt werden. Foto: FR Experimentelle und Klinische Pharmakologie u. Toxikologie dagegen gebremst. Entsprechend wären Substanzen, die den Ionenkanal aktivieren, vielversprechende Medikamente zur Behandlung von allergischen Krankheitssymptomen. Die Suche nach neuen Arzneimitteln hat bereits begonnen, ebenso genetische Untersuchungen von Allergikern, um herauszufinden, inwieweit deren Krankheit auf Veränderungen des TRPM4-Gens zuGS rückzuführen ist. Publikation: Nature Immunology 8: 312-320 (2007) für die Bildung des stärksten Östrogens Östradiol verantwortlich. Zwar wird Östradiol auch von weiteren im menschlichen Körper vorkommenden Enzymen produziert. Da aber 17ßHSD1 in vielen östrogenabhängigen Tumoren vermehrt gebildet wird, soll die Blockierung des Enzyms die Östrogen-Bildung gezielt im Tumorgewebe verringern. Ein Vorteil des Konzepts im Vergleich zu etablierten Behandlungsmethoden – zum Beispiel mit AromataseInhibitoren, die zu einer totalen Östrogen-Blockade führen – ist unter anderem die Verringerung der Nebenwirkungsrate. Prinzipiell kommt dieser Ansatz auch für die Behandlung weiterer östrogenabhängiger Erkrankungen wie Endometriose in Frage. Von Seiten der DFG wird die Bedeutung der Forschungsarbeiten sowohl für die Grundlagenforschung als auch hinsichtlich einer möglichen therapeutischen Anwendung betont. GS 07_063608unis_Inh Page 23 Neue Wirkstoffe gegen Herzinsuffizienz die die Aldosteron-Wirkung im Körper durch die Blockade der AldosteronRezeptoren zu verhindern suchen. In der Praxis zeigen diese Wirkstoffe jedoch teilweise erhebliche Nebenwirkungen, die unter anderem auf ihre steroidhormonähnliche Struktur zurückzuführen sind. Ein innovatives Therapiekonzept hatte die Forschergruppe um Prof. Rolf Hartmann (Lehrstuhl für Pharmazeutische und Medizinische Chemie) bereits im Jahr 1994 vorgestellt. Die Idee besteht darin, statt einer Blockade der Aldosteron-Rezeptoren bereits die Biosynthese des Aldosterons zu hemmen und somit den krankhaft erhöhten Blutplasmaspiegel des Hormons auf das Niveau eines gesunden Menschen abzusenken. Zielprotein für den Angriff potenzieller Arzneistoffe ist das Schlüsselenzym der Aldosteron-Biosynthese, die zur Familie der Cytochrom P450 Enzyme zählende Aldosteronsynthase (CYP11B2). Mit der Erfahrung von mehr als 20 Jahren auf dem Gebiet selektiver CYP-EnzymHemmstoffe ist dem Saarbrücker Forscherteam als weltweit erster Gruppe nun tatsächlich die Entwicklung solcher hochpotenten und selektiven Wirkstoffe gelungen. Mit Hilfe dieser potenziellen Arzneistoffe soll die stetige Erhöhung der Aldosteron-Ausschüttung und damit das Fortschreiten der Krankheit erstmals effizient unterbrochen werden. Die nichtsteroidalen Molekülstrukturen der neuen CYP11 B2-Hemmstoffe lassen zudem deutlich weniger unerwünschte Nebenwirkungen erwarten, wie die bisherigen Testergebnisse bestätigt haben. Neben der DFG fördert nun auch das Forschungsministerium im Landesforschungsförderungsprogramm das Projekt für die Dauer von zwei Jahren. Diese Mittel in Höhe von 125 000 Euro ermöglichen der Arbeitsgruppe, weitere wichtige Optimierungen auf dem langen Weg zum Arzneistoff durchzuführen, denn die Anforderungen bis zur Zulassung eines neuen Arzneimittels sind – zu Recht – sehr hoch. Ralf Heim/Matthias Engel rungen bei Lehrern entwickeln. Das Projekt von Professor Marc Bloching, Direktor der HNO-Klinik, und Privatdozent Wolfgang Delb, die mit Prof. Daniel Strauss von der HTW sowie Wissenschaftlern des Instituts für Neue Materialien und des Fraunhofer-Instituts für Biomedizinische Technik zusammenarbeiten, wird vom Land mit 316 000 Euro aus dem Landesforschungsförderungsprogramm unterstützt. Rund 33 000 Euro gehen an ein Projekt, das von dem Humangenetiker Professor Eckart Meese und dem Bioinformatiker Professor Hans-Peter Lenhof ins Leben gerufen wurde. Ziel ist die Entwicklung einer Plattform zur nicht-invasiven Tumordiagnostik für verschiedene Tumorarten. Hiermit soll ein weltweit einzigartiges System entstehen, womit auch kleinste Tumoren entdeckt werden könnten. red Einem Forscherteam um Prof. Rolf Hartmann ist es kürzlich gelungen, neue Wirkstoffe zur Bekämpfung der Herzinsuffizienz zu entwickeln – einer chronisch verlaufenden Erkrankung, bei der die Leistung des Herzens lebensbedrohlich abnimmt. Das Projekt wird in den nächsten beiden Jahren vom saarländischen Forschungsministerium mit 125 000 Euro gefördert. P atienten, die mit der Diagnose „kongestive Herzinsuffizienz“ konfrontiert werden – und das sind alleine in Deutschland 130 000 Menschen jährlich – haben eine schlechte Prognose: Die Sterblichkeitsrate innerhalb der ersten fünf Jahre nach Krankheitsausbruch beträgt bei Frauen 52 Prozent und bei Männern 75 Prozent. Die Erkrankung wird begleitet durch erhöhte Werte des Steroid-Hormons Aldosteron im Blutplasma des Patienten. Da hohe Aldosteron-Spiegel die Krankheit stetig verschlimmern, wurden vor wenigen Jahren Arzneistoffe entwickelt, Projektleiter Dr. Ralf Heim (r.) und der wissenschaftliche Mitarbeiter Simon Lucas diskutieren am Enzymmodell über die Wechselwirkung eines potenziellen Wirkstoffs. Foto: Matthias Engel Forschung & Transfer 6-JUN-07 25 A m Homburger Uniklinikum entsteht ein international und interdisziplinär ausgerichtetes Forschungszentrum für Kommunikationsstörungen. Hier sollen Defizite menschlicher Kommunikationsorgane wie die frühkindliche Schwerhörigkeit untersucht werden. Zudem will man unter anderem verbesserte Strategien zur Sprachverarbeitung in Cochlear-Implantaten oder Methoden zur Früherkennung und Frühprophylaxe von Stimmstö- Cyan Magenta Yellow Black campus 2/2007 Förderung für Homburger Forschung Forschung & Transfer 07_063608unis_Inh Page 24 26 Kreative Informatik im Land der Ideen Orte sind in virtuellen Zeiten nicht mehr ortsgebunden – wen wundert’s, dass das Kompetenzzentrum Informatik der Saar-Universität in Hannover zu einem von 365 Orten im Land der Ideen gekürt wurde – Mitte März auf der Computermesse CeBIT. Mit der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ wollen Bundesregierung und Wirtschaft den Einfallsreichtum und das visionäre Denken in Deutschland sichtbar machen. Die CeBIT empfahl sich als Ort der Auszeichnung, da hier im großen Stil unter Beweis gestellt wurde, was mit saarländischer InformatikKreativität gemeint ist: Die Universität, das Max-PlanckInstitut für Informatik, das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) und Spin-offs der Informatik zeigten auf dem gut besuchten saarländischen Forschungsstand neueste Lösungen aus der Informatikschmiede. Organisiert wurde der Auftritt der Saarbrücker Informatiker von der Kontaktstelle für Wissens- und Technologietransfer der Universität. Der campus stellt einige der Neuheiten aus dem frischgebackenen „Ort im Land der Ideen“ vor. Vernetzte Multimedia mit bestem Bild und Ton Multimedia wächst virtuell zusammen: Wer per Handy Videos vom heimischen PC abrufen oder auf Reisen Bilder der HaustürKamera anschauen will, für den bringt die „Netzwerk-Integrierte Multimedia Middleware“ NMM optimale Bild- und Tonqualität. ünftig kann man auch von unterwegs mit allen Multimediageräten zuhause Daten austauschen und sie – das ist bisher nur mit NMM möglich – beliebig aus der Ferne steuern. Durch die Software, die das Team von Prof. Philipp Slusallek entwickelt hat, entstehen völlig neue virtuelle Geräte; ihre Funktionen können in neuen Anwendungsszenarien verbunden werden. Das Handy kann über UMTS, das Fernsehprogramm vom heimischen Satellitenanschluss empfangen werden. Eine Aufnahme des Videorecorders kann gleichzeitig auf vielen Fernsehern, PDAs oder PCs angeschaut werden. Auch der Cell-Prozessor der Playstation 3 wird von der Software unterstützt, die von der Spin-off-Firma Motama vermarktet wird. Da Netzwerke wie WLAN, GPRS oder UMTS nicht immer ausreichen, um überall gleich gute Bilder und guten Ton zu garantieren, verteilt NMM die Netzwerkbandbreite automatisch optimal. K campus 2/2007 6-JUN-07 Cyan Magenta Yellow Black Auszeichnung als Ort im Land der Ideen auf der CeBIT (v.l.): Dr. Walter Olthoff (DFKI), Prof. Andreas Zeller und Prof. Philipp Slusallek (Kompetenzzentrum Informatik der UdS), Karl-Wilhelm Klötergens (Deutsche Bank). Foto: DFKI Computerspiele realistisch wie nie Das Echtzeit-Ray-Tracing, mit dem virtuelle Prototypen von Autos und Flugzeugen entwickelt werden, ist jetzt auch für die Spieleindustrie interessant. C omputerbilder, die aussehen wie echt – das erreicht Ray-Tracing durch optische Beleuchtungseffekte. Die Technologie, die Prof. Philipp Slusallek entwickelt hat, simuliert automatisch physikalisch korrekte Spiegelungen, Lichtbrechungen und indirekte Beleuchtung, so dass die im Computer erzeugten Bilder naturgetreu aussehen. Bisher mussten mehrere PCs zusammen geschaltet werden, um die enormen Rechenleistungen zu bewältigen. Prof. Slusallek und sein Team konnten das Verfahren nun auf Graphikkarte Graphik: Lehrstuhl Slusallek bannen, so dass interaktives Ray-Tracing auch auf einem einzelnen Computer läuft. Spiele-Programmierer werden bald die neue Technologie einsetzen und sich vollständig auf das Design des Spielgeschehens konzentrieren können – naturgetreue Bilder setzt dann automatisch die Ray-Tracing-Graphikkarte um. Die Automobil- und Flugzeugindustrie nutzt bereits die Software, die die Spin-off-Firma inTrace GmbH vermarktet. Volkswagen, Audi, BMW, DaimlerChrysler, Skoda und Airbus setzen das Verfahren ein, um ihre Prototypen interaktiv und fotorealistisch am Bildschirm zu entwickeln und Planungsfehler zu vermeiden. Vor zwei Jahren hat VW 20 Millionen Euro in Visualisier ungszentren investiert, die mit der Technologie arbeiten. 07_063608unis_Inh Page 25 6-JUN-07 Forschung & Transfer Indoor-Navigation Mit Navigationssystemen können sich auch Fußgänger via Satellit durch unbekannte Städte führen lassen. Betreten sie aber ein Gebäude, reißt der Kontakt zum Satelliten ab. Informatiker vom Lehrstuhl für Künstliche Intelligenz von Prof. Wolfgang Wahlster forschen an Navigationssystemen, die auch innen funktionieren. V Damit finden sich Fußgänger in Gebäuden zurecht: Tim Schwartz, Mitarbeiter von Prof. Wolfgang Wahlster, zeigt ein dreidimensionales Navigationsprogramm auf dem PDA und auf einem Monitor an der Wand. Foto: MEY oder kleine RFID-Chips an Decken und Wänden aufgehängt, mit denen das vom Benutzer getragene PDA, ein kleiner Computer, kommunizieren kann. Die Software auf dem PDA weiß dadurch immer, wo der Nutzer sich gerade im Gebäude befindet. Sie kann ihn über Sprachausgabe oder dreidimensio- Überall brillant fernsehen Saarbrücker Nachrichtentechniker wollen hoch aufgelöste Fernsehbilder drahtlos auf Notebooks, PDAs und TV-Geräte bringen. as digitale Fernsehen ist auf dem Vormarsch. Der HDTV-Standard liefert dem Zuschauer hoch aufgelöste Fernsehbilder nach Hause. Bevor die brillanten Bilder auch via Internet und über lokale drahtlose Netzwerke auf Notebook und PDA zu empfangen sind, gilt es noch viele technische Probleme zu lösen. Hieran arbeiten Prof. Thorsten Herfet und sein Team. An ihrem Projekt sind als Partner die Firmen Intel und SES beteiligt. Die Nachrichtentechniker erforschen, wie HDTV-Bilder mit einer Geschwindigkeit von mehr als 10 Megabit pro Sekunde künftig auch im allgegenwärtigen, drahtlosen Breitbandnetz übertragen werden können. Hierzu passen sie die Anforderungen des digitalen Fernsehens an die des Internets an. Eines ihrer Ziele ist es, die Bandbreite besser auszunutzen, was den digitalen Empfang in Innenräumen verbessern soll. Eine weitere Nuss, die die Forscher knacken wollen, betrifft die Fehlerschutzcodierung: Audio- und Videodaten werden mit einem Fehlerschutz codiert, damit Störungen, die auf dem Übertragungskanal auftreten, beim Empfänger korrigiert werden können. Auch diese Codierung muss bei der Online-Fernsehübertragung angepasst werden, da sich die Empfangsqualität in drahtlosen Netzwerken ständig ändert. Hier entwickeln Herfet und seine Gruppe anpassungsfähige Codierungen, die für ungetrübten Bildgenuss sorgen und das „Fernsehgefühl“ erhalten etwa dadurch, dass zwischen Programmen umgeschaltet werden kann. D Cyan Magenta Yellow Black 27 nale Videos lotsen. Die Forscher untersuchen auch, wie man über öffentliche Bildschirme Kunden in Einkaufszentren oder Flughäfen zum Ziel führen kann. Gemeinsam mit Psychologen entwickeln sie Filme, die dem Fußgänger die bevorstehende Wegstrecke als räumliche Darstellung zeigen. Wie Computerspiele schlauer werden V irtuelle Gegner sind in den meisten Computerspielen leicht durchschaut: Sie reagieren ähnlich, vergessen schnell und zeigen kaum Gefühl. Damit sich daran etwas ändert, geben Informatiker ihnen Künstliche Intelligenz. „Die Spiele-Entwicklung hinkt den Forschungsergebnissen der Künstlichen Intelligenz um 15 Jahre hinterher“, meint Dr. Andreas Gerber, Geschäftsführer der Firma X-aitment. Er hat sich vor drei Jahren mit der Idee selbstständig gemacht, Computerspielen mehr Leben einzuhauchen. Gemeinsam mit seinem Team von 24 Mitarbeitern setzt er dafür Methoden und Werkzeuge aus der KI-Forschung ein, die er sich während seines Informatikstudiums und der Promotion am Lehrstuhl für Künstliche Intelligenz (Prof. Jörg Siekmann) und am DFKI erarbeitet hat. Seine Vision ist es, Spiele zu entwickeln, bei denen der Spieler nicht mehr erkennt, ob er gegen menschliche oder künstliche Gegner spielt. Dafür setzt er zum Beispiel „Multiagenten“ ein, um den Teamgeist im Spiel zu erhöhen. Jeder der vom Computer gesteuerten Spieler erhält eine Aufgabe, die er nur im Team erfolgreich erfüllen kann. Die für Spiele entwickelten Verfahren können auch eingesetzt werden, um etwa das Fluchtverhalten bei einer Massenpanik zu simulieren oder ein Verkehrschaos durch Baustellen vorherzusagen. Die Firma X-aitment wurde dafür mit dem bedeutendsten Innovationspreis der EU, dem ICT-Preis (früher IST-Prize) ausgezeichnet. EU-Kommissarin Viviane Reding und DFKI-Chef Wolfgang Wahlster überreichten den Preis auf der CeBIT. campus 2/2007 on oben betrachtet sieht man von einem Haus nur ein Dach; ein Satellit macht nicht die komplexe Struktur im Innern sichtbar. Navigationsgeräte müssen sich hier also anders orientieren. Normale Lagepläne reichen dabei aber nicht aus. Bei ihnen fehlt die räumliche Dimension, also der Weg über das Treppenhaus in den nächsten Stock. Daher muss das Gebäude zuerst als dreidimensionales Modell erfasst werden. Die Saarbrücker Informatiker haben hierfür eine Software entworfen, mit der man ganz schnell per Mausklick Wände, Türen und Treppenhäuser nachbilden kann. Im Gebäude werden Infrarotsender Forschung & Transfer 07_063608unis_Inh_026 Page 1 28 6-JUN-07 Kein Schlupfloch für Hacker Durch Verschlüsselungstechniken finden Dokumente heute sicher ihren Weg durchs Internet. Wie aber kann verhindert werden, dass Unbefugte beim Öffnen der Dateien online zuschauen? D ie Schwachstelle bricht auf, wenn Daten auf den Bildschirm geladen werden. Dieser kurze ungeschützte Moment öffnet Computerhackern ein Schlupfloch. Der Saarbrücker Nachrichtentechniker Prof. Thomas Herfet will diese Sicherheitslücke schließen. Er setzt dabei auf Captchas, das sind automatische Tests, die prüfen, ob das Gegenüber Mensch oder Maschine ist. Durch Captchas lassen sich Dokumente etwa so verzerren, dass Computer sie nicht lesen können, dafür aber der Mensch am Bildschirm. Beim Online-Banking sind sie bereits im Einsatz: Zum Einwählen verwendet der Bankkunde Ziffern, die am Bildschirm verschwommen erscheinen. Computer scheitern hieran. Foto: das bilderwerk Eine weitere Möglichkeit sind digitale Wasserzeichen. Diese werden wie ein Briefsiegel beschädigt, wenn der Text von einer Maschine gelesen oder verändert wird. Die Saarbrücker Forscher nutzen die Captchas, um auch die Verwaltung von Dokumenten am PC sicherer zu machen. Sie verändern dafür die digitalen Dokumente visuell so, Dokumente mit Eigenleben bedrohen den PC Sie sind der Albtraum jedes Computer-Nutzers: Viren, die die Festplatte löschen. Anders als bisher bekannt, können nicht nur manipulierte Programme den Rechner infizieren. Auch auf den ersten Blick harmlose Textund gar PDF-Dokumente sind gefährlich für den PC. campus 2/2007 I n den Quellcode von Textdateien können Befehle eingeschleust werden, die verschiedene Aktionen auslösen – im Extremfall den Befehl „Festplatte formatieren“. Prof. Michael Backes und sein Team vom Lehrstuhl für Informationssicherheit und Kryptographie untersuchten, wie Textdokumente im Viewer, also dem Programm, mit dem die Textdateien angesehen werden, bestimmte Prozesse auslösen können. Sie fanden heraus, dass Dateien verschwinden oder auch gleiche Dokumente auf verschiedenen Rechnern unterschiedlich angezeigt werden können. So lässt sich der Preis eines zuvor präparierten elektronischen Kaufvertrages nachträglich ändern – trotz elektronischer Signatur. Ein weiteres Problem erkannten die Informatiker bei der anonymen Begutachtung, die etwa bei wissenschaftlichen Texten üblich ist. Hier ist es möglich, in ein Textdokument Schreibfehler einzubauen, die bei verschiedenen Betrachtern – in diesem Fall den Gutachtern – unterschiedlich erscheinen. Anhand der vermeintlich anonymen Kommentare kann dann auf den Gutachter zurückgeschlossen werden. Cyan Magenta Yellow Black dass sie auch auf offenen Plattformen ohne Gefahr erstellt, bearbeitet und empfangen werden können. Ihre Taktik kann zum Beispiel verhindern, dass Dokumente auf verschiedenen Rechnern unterschiedlich gezeigt werden und sind so auch Lösung für die von Prof. Michael Backes entdeckten Sicherheitsprobleme (siehe unten). Sicher vernetzt Zentral verwaltetes Daten-Netzwerk schützt die Partner sicher vor Spionen und Viren. V ereine, Ärzte und Anwälte übertragen heute vertrauliche Daten über interne Netzwerke im Internet. Sie brauchen dafür einen zentralen Rechner, auf den die einzelnen Geschäftsstellen zugreifen können. Auch wenn Firmen ihren Mitarbeitern Heimarbeit ermöglichen, sind solche Virtual Private Network (VPN)-Systeme im Einsatz. Oft sind diese aber nicht ausreichend gegen Datenklau geschützt, denn dafür sind aufwändige Verschlüsselungen und Wartungsarbeiten vor Ort nötig. In das neue VPN-System der Sirrix AG, eines Spin-offs der Saar-Uni und des DFKI, sind Forschungsergebnisse des Lehrstuhls für Sicherheit und Kryptographie eingeflossen. Jeder Partner im Netzwerk kann sich das System selbst installieren. Die Verschlüsselung und Systemverwaltung wird von einer Zentrale aus gesteuert. Um Mitgliederdaten und E-Mails zu schützen, haben Informatiker an der Saar-Uni eine neuartige Sicherheitsplattform, genannt Perseus, entwickelt. Der Nutzer kann sein gewohntes Betriebssystem und alle anderen Programme sowie Mobilfunkgeräte, PDAs und Smartphones einsetzen, ist aber gegen Virenattacken und das Ausspionieren von Daten geschützt. Seit 2002 wird das Projekt gemeinsam mit der Sirrix AG, die eng mit der Saarbrücker Informatik zusammenarbeitet, an der Ruhr-Uni Bochum fortgeführt. Bei dem Betriebssystem werden Verifikationsmethoden, die am Lehrstuhl von Prof. Wolfgang Paul entwickelt wurden, zum Einsatz kommen. 07_063608unis_Inh Page 27 6-JUN-07 Forschung & Transfer Smalltalk mit den Dingen Wie man mit Gegenständen ins Gespräch kommt, zeigten auf der CeBIT Computerlinguisten der Saar-Uni und des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz. M Kurz notiert Airbus in guten Händen: Dr. Christian Ferdinand (l.) und Dr. Daniel Kästner, Absolventen der Saar-Uni und Geschäftsführer der AbsInt GmbH. Foto: das bilderwerk Damit der Airbus pünktlich ist D ass kleine Computer Hand in Hand arbeiten, davon hängt heute einiges ab: Jeder der Mikro-Rechner in technischen Geräten vom CD-Player bis hin zum Herzschrittmacher hat seine Aufgabe, die er verlässlich und pünktlich erfüllen muss – nur so funktioniert das Zusammenspiel. Im Flugzeug sorgen Tausende der Mini-Computer für Sicherheit. Auch in Autos werden Airbags und Bremssysteme durch viele Rechner gesteuert. Ein Airbag etwa darf nicht bei Tempo 100 einfach auslösen, sondern nur beim Aufprall; dann aber geht es um Sekundenbruchteile. Die Garantie für die pünktliche Reaktion der Computerprogram- Informatiker knüpfen engere Bande über die Grenze Seit Jahren arbeiten Informatiker dies- und jenseits der Grenze erfolgreich zusammen. Seit Anfang Februar kooperieren auch ihre Universitäten und Institute: Vertreter von sechs deutschen und sechs französischen Informatikeinrichtungen unterzeichneten in Nancy ein Abkommen, das die Kooperationen auf breiterer Basis fortsetzt und vertieft. Vor allem gemeinsame Forschungsprojekte und der Austausch von Wissenschaftlern und Studenten sollen gefördert werden. Von deutscher Seite sind außer der Saar-Universität unter anderem das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz und die Max Planck-Institute für Informatik und Software-Systeme beteiligt. Cyan Magenta Yellow Black 29 me stellt die Auto- und Flugzeugindustrie noch immer vor Probleme. Die Arbeitsgruppe von Prof. Reinhard Wilhelm hat gemeinsam mit EADS Airbus eine Software entwickelt, die erstmals solche Laufzeitgarantien gibt. Der aiT-Laufzeit-Analysator gilt als weltweit bestes Werkzeug, um die zeitkritischen Teile in Flugzeugen und Autos zu analysieren und zu optimieren. Für seine Entwicklung wurden die Mitarbeiter der AbsInt GmbH, die aus dem Lehrstuhl von Prof. Wilhelm hervorgegangen ist, mit dem EU-Wissenschaftspreis „IST-Prize“ ausgezeichnet. Texte S. 26-29: MEY/CE Deutsch-französischer Preis für Reinhard Wilhelm Prof. Reinhard Wilhelm ist Träger des mit 22 000 Euro dotierten GayLussac-Humboldt-Preises. Mit diesem Preis zeichnet das französische Forschungsministerium gemeinsam mit der Alexander von Humboldt-Stiftung jedes Jahr fünf deutsche Wissenschaftler aus, die sich um die deutschfranzösische Zusammenarbeit in Forschung und Lehre verdient gemacht haben. Wilhelm leitet als Wissenschaftlicher Direktor seit dessen Gründung das Internationale Begegnungs- und Forschungszentrum für Informatik auf Schloss Dagstuhl im nördlichen Saarland. Der Preis wird dem Informatikprofessor Forschungsaufenthalte an der Pariser Ecole Normale Supérieure und am Forschungszentrum Verimag in Grenoble ermöglichen. campus 2/2007 essebesucher konnten im Future Park auf den Sitzen eines BMW Platz nehmen und in lockerer Unterhaltung mit dem MP3-Player Musiktitel auswählen oder den Restaurantführer nach der nächsten Pizzeria fragen – alles ohne auch nur eine Taste zu suchen oder zu drücken. Das sprechende Auto ist ein Ergebnis des Forschungsprojekts TALK, das Prof. Manfred Pinkal koordiniert hat (wir berichteten in campus 1/2007, S. 27). Am Stand der Saar-Uni stellte LegoRoboterfrau Linda Quizfragen und hielt mit dem einen oder anderen Messebesucher einen Plausch. Linda demonstrierte, wie Sprachtechnologie mit Robotik kombiniert werden kann. Die Software Dialog OS, die Roboter das Sprechen lehrt, ist einfach zu bedienen und kann von Hobbytechnikern eingesetzt werden. Sie stammt von der CLT Sprachtechnologie GmbH, einer Spin-off-Firma aus dem Lehrstuhl von Prof. Pinkal. Über Schnittstellen können alle möglichen Geräte an das System angeschlossen und über Spracheingaben gesteuert werden. Studium & Karriere 07_063608unis_Inh Page 28 campus 2/2007 30 Studiengebührendarlehen bei der KfW A b dem Wintersemester kostet das Studium an der Saar-Uni in den ersten beiden Semestern 300 und ab dem dritten Semester 500 Euro. Studenten wird hierfür ein zinsgünstiges Darlehen ohne Bonitätsprüfung angeboten. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) stellt das Darlehen im Auftrag des Saarlandes bereit. Der Kredit, für dessen Abschluss keine Gebühren anfallen, kann für die Dauer der Regelstudienzeit plus vier Semester gewährt werden. Das Geld wird semesterweise ausgezahlt. Über die Fortführung oder Unterbrechung der Auszahlung kann der Student jedes Semester neu entscheiden. Erst zwei Jahre nach Ende des Studiums muss das Geld zurückgezahlt werden und auch nur dann, wenn ein Mindesteinkommen erzielt wird. Die Rückzahlung – die monatliche Mindestrate beträgt 20 Euro – kann auf bis zu 25 Jahre gestreckt werden. Übersteigen BAföG-Förderung und Studiengebührendarlehen die Grenze von insgesamt 15 000 Euro, werden die darüber hinaus gehenden Beträge erlassen. Eine vorzeitige Tilgung des Darlehens ist ohne Zusatzkosten möglich. Die saarländischen Hochschulen zahlen zehn Prozent der Gebühreneinnahmen in einen Ausfallfonds ein, um Ausfallrisiken und Sozialverträglichkeit der Kredite abzusichern. Der Fonds wurde zum 1. Juni 2007 errichtet. Seine Verwaltung (unter anderem Anlage der Fondsgelder) übernimmt die Landesbank Saar (SaarLB). Die Höhe der von den Hochschulen in den Ausfallfonds zu zahlenden Umlage soll regelmäßig vom Wissenschaftsministerium zusammen mit den Hochschulen überprüft werden, damit die Gebühreneinnahmen so weit wie möglich in den Hochschulen verbleiben. Weitere Informationen zu Darlehen und zur Antragstellung: www.uni-saarland.de/ studiengebuehren www.wissenschaft.saarland.de Cyan Magenta Yellow Black 6-JUN-07 So sollen die Gebühren das Studium verbessern Dass die Einnahmen aus den Studiengebühren ausschließlich in mehr Qualität für Lehre und Studium investiert werden, das legen bereits Universitätsgesetz und Gebührenordnung fest. Wie dies genauer aussehen soll und kann, für diese Frage hat das Präsidium nach intensiven Beratungen mit den Fakultäten und Gremien der Universität am 22. Februar nun Richtlinien erlassen. M it etwa acht Millionen Euro Studiengebühren pro Studienjahr rechnet die Saar-Uni ab dem kommenden Wintersemester. Abzüglich 900 000 Euro für den Ausfallfonds sind das rund sieben Millionen, die gut investiert sein wollen. Schließlich soll der, der bezahlt, auch fordern können. Um mit den Mitteln ins Schwarze zu treffen, wo sie für die Studenten den größten Effekt und Nutzen haben, steckte das Präsidium die Ziele zusammen mit Fakultäten und Studenten ab. Danach werden mit den Gebührengeldern folgende Ziele vorrangig anvisiert: Fachliche und außerfachliche Qualifikationsangebote werden ausgebaut und intensiviert. So können unter anderem fortgeschrittene Studenten durch ein Teaching-Assistant-Programm in die Lehre eingebunden werden, Tutoren sollen die Anfangsphase des Studiums begleiten, Seminare und Übungen in kleineren Gruppen stattfinden und eLearningangebote das Selbststudium fördern. Die Studenten sollen künftig besser betreut und beraten werden, so auch durch ein Mentoren-Programm, bei dem sie von einem persönlich für sie zuständigen Mentor unterstützt werden. Angebote werden geschaffen, die Stimmen und Meinungen zu den neuen Richtlinien „Wir hoffen, dass mit den Richtlinien abgesichert wird, dass die Studierenden für ihre Gebühren einen echten Mehrwert und eine äquivalente Gegenleistung erhalten. Wir erhoffen uns auch Impulse für Innovationen in Lehre und Studium. Das kann nur dann gelingen, wenn alle Beteiligten dafür sorgen, dass das Land nicht aus seiner Verantwortung für die Grundfinanzierung des Lehr- und Forschungsbetriebs, aber auch für die räumliche und infrastrukturelle Absicherung der Hochschularbeit entlassen wird. Wir müssen strikt zwischen dem Globalhaushalt und den Drittmitteln aus Studiengebühren trennen. Von der in der Gebührenordnung festgelegten paritätischen Beteiligung der Studierenden erwarten wir uns einen weiteren Effekt zur Qualitätssicherung. Mit diesem Prozess erlebt die studentische Mitbestimmung an unserer Uni einen Quantensprung, indem wir als Studie- rende echte Mitverantwortung bei einer bedeutenden Finanzierungsquelle übertragen bekommen. Dies wird aber nur funktionieren, wenn in den Fachschaften und Fakultäten auch viele aktive Studierende bereit sind, diese Verantwortung zu übernehmen, Zeit und Kraft zu investieren und im Dialog mit der Professorenschaft eigene Akzente bei der Mittelverwendung zu setzen.“ Bernd Weber AStA-Vorsitzender „Grundsätzlich befürworte ich die angestrebten Ziele. Ob sie jedoch in dieser Weise auch realisiert werden, wird sich wohl erst in ein paar Jahren zeigen.“ Dennis Pauly studiert im sechsten Semester Germanistik und Anglistik 07_063608unis_Inh Page 29 en Studenten entscheiden mit Mindestens 70 Prozent der Gebühren fließen in die Fakultäten. Die übrigen Mittel kommen fachübergreifenden zentralen Aufgaben zugute. Wie sie im Einzelnen eingesetzt werden, entscheiden im einen Fall die Dekanate, im anderen das Präsidium. Bundesweit einzigartig ist, dass die Studenten dabei gleichberechtigt an den Entscheidungen beteiligt sind. Das Studierendenparlament hat hierzu inzwischen fünf Studenten gewählt, die bei den Entscheidungen des Präsidiums gemeinsam mit fünf Vertretern der Profes- „Die Richtlinien sind sehr wichtig. Einzelne Fakultäten haben unterschiedliche Bedürfnisse, wie mehr Literatur, mehr Lehrveranstaltungen oder eine bessere Laborausstattung. Bei uns in der Biotechnologie würde ich mich über mehr Literatur freuen und die Bibliothek sollte auch samstags geöffnet sein.“ Dagmar Auerbach studiert im ersten Semester im Masterstudiengang Biotechnologie Umfrage: Chantal Koch/Roland Rebmann Cyan Magenta Yellow Black 31 Alle Uni-Mitglieder können Vorschläge einreichen, wie die Qualität von Lehre und Studium verbessert werden kann. Weitere Informationen: www.unisaarland.de/studiengebuehren Europäisches Verwaltungsmanagement Fernstudiengang an der Fachhochschule für Verwaltung des Saarlandes in Saarbrücken Zielsetzung: Steigerung der Europakompetenz; Vermittlung beruflicher Kenntnisse und Fähigkeiten zu den Herausforderungen der europäischen Integration Methoden: Mediengestütztes Selbststudium, Lerngruppen, Präsenzveranstaltungen mit Videokonferenzen (finden in Saarbrücken statt), Praktikum (6 Wochen), Einsatz neuer Medien: Internet, E- Mail, eigene Lernplattform Themenschwerpunkte: Europäischer Einigungsprozess, Institutionelle Strukturen und Finanzen, Europäisches Recht, Europäische Förderprogramme, Interkulturelle Zusammenarbeit, Comparative European Governance and Management, Ökonomie und Management Abschluss: Master of Arts (6 Semester) mit Möglichkeit einer Promotion, (wahlweise Zertifikat bereits nach dem 2. Semester) Studienbeginn: Bewerbungsfrist: „Die Richtlinien sind ja schön und gut. Ich bin allerdings skeptisch, ob die durch die Studiengebühren eingenommenen Gelder annähernd ausreichen werden, um all die in den Richtlinien genannten Projekte umzusetzen.“ Torsten Kopp studiert im dritten Semester Historisch orientierte Kulturwissenschaften soren mitwirken werden. Universitätspräsident Volker Linneweber: „Die Studierenden stehen in der Mitverantwortung über die Verwendung der Mittel und bringen ihre Kompetenz mit ein. So können wir im Konsens mit ihnen Prioritäten setzen.“ Der Präsident betonte, dass sich die Universität bei ihren Planungen auf die Zusage des Landes verlässt und stützt, wonach die Studiengebühren tatsächlich als zusätzliche Mittel für Studium und Lehre der Universität verbleiben und keine Kürzung der Landesmittel nach sich ziehen. Präsident Linneweber: „Wir arbeiten mit Hochdruck und allen Mitteln daran, die Studienbedingungen zu verbessern. Die Studiengebühren werden den Studierenden einen weiteren unmittelbar spürbaren Mehrwert bringen – jede und jeder weiß dann, wofür sie oder er zahlt.“ CE Studium & Karriere Studiengebühren gewährleistet sein. Und es dürfen auch keine Studiengebühren in Neubau, Unterhalt oder Sanierung von Gebäuden und Straßen fließen. Ein Qualitätsmanagement und regelmäßige Beratungen in den Fakultäten, bei denen das Erreichte bewertet wird, sollen sicherstellen, dass die Gelder guten Einsatz finden. Außerdem berichtet die Uni jedes Jahr dem Wissenschaftsministerium, wie die Gebühren in Lehre und Studium umgesetzt werden. 1. September 2007 15. Juni 2007 Anmeldung: FHVR Berlin, Fernstudiengang Europäisches Verwaltungsmanagement, Abteilung SE AK Ang., Alt-Friedrichsfelde 60, D - 10 315 Berlin-Friedrichsfelde Kosten: 960,- Euro pro Semester (1.-5. Semester), 600,- Euro für Mastersemester Weitere Informationen erhalten Sie beim Studienzentrum Europäisches Verwaltungsmanagement Ansprechpartnerin: Miriam Alsfasser, Tel.: +49 68 97/79 08 136, Fax: +49 68 97/79 08 132, E-mail: [email protected] Dr. Hartmut H. Gimmler (Leiter des Studienzentrums) FHSV Hauptstraße 83, 66123 Saarbrücken-Jägersfreude Tel. +49 6 81/85907-33, Fax. +49 6 81/85907-50, E-Mail: [email protected] campus 2/2007 den Berufseinstieg erleichtern, etwa durch einen ausgebauten Career Service, der Studenten ein Paket an Kursen, Veranstaltungen und Beratung bietet, um sich schon an der Uni für die Arbeitswelt fit zu machen. Internationale Kompetenzen sollen gestärkt werden, etwa indem Angebote rund um Fremdsprachen oder Auslandsaufenthalte weiter ausgebaut, internationale Gastreferenten für die Uni gewonnen oder fremdsprachige Lehrveranstaltungen angeboten werden. Auch die allgemeinen Bedingungen des Studiums werden verbessert, beispielsweise indem die Student Services ausgebaut, Lehrmaterialien, IT- und Medienausstattung verbessert, interaktive Hörsäle eingerichtet und Angebote der Bibliotheken erweitert werden. Die Richtlinie sagt auch, wofür die Gebühren nicht verwendet werden dürfen. So müssen die geförderten Maßnahmen in Bezug zum Lehrangebot in grundständigen Studiengängen und auf sie aufbauenden Masterstudiengängen stehen. Sie müssen zusätzliche Verbesserungen bringen; die Studierbarkeit der Studiengänge selbst muss also ohne 6-JUN-07 Studium & Karriere 07_063608unis_Inh Page 30 32 6-JUN-07 Spitzenplätze für die Saar-Uni Zahlreiche Platzierungen in der Spitzengruppe erhielten die neu gerankten Fächer an der Saar-Universität im aktuellen Hochschulvergleichstest des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE): Anglistik, Elektro- und Informationstechnik, Erziehungswissenschaft, Germanistik, Geschichte, Psychologie und Romanistik. Universitätspräsident Volker Linneweber bewertet das Abschneiden der Universität als ermutigend: „Sehr gefreut hat es mich, dass wir uns gegenüber dem letzten Ranking in den meisten Fächern in ein oder mehreren Punkten verbessert haben. Die positiven Beurteilungen vornehmlich bei Betreuung und Studienorganisation sehe ich als ersten sichtbaren Erfolg unserer Anstrengungen für eine durchgreifende Studienreform.“ B esonders gut hat die Psychologie abgeschnitten, die bei den Kriterien wissenschaftliche Veröffentlichungen, Betreuung und gesamte Studiensituation Spitzenwerte erzielte. Auffallend sind auch die sehr guten Bewertungen des Lehramtsstudiengangs Germanistik bei Betreuung und Studienorganisation. Des Weiteren konnten in der Spitzengruppe im Bereich der Studienorganisation die Lehramtsstudiengänge Anglistik und Geschichte punkten. Für die Elektro- und Informationstechnik wurden in Saarbrücken das Fach Mechatronik, das Fach Computer- und Kommunikationstechnik und das Fach Mikro- und Nanostrukturen berücksichtigt. Sie erhielten im Bereich der Betreuung exzellente Bewertungen. Die Romanistik zeichnete sich insbesondere bei Promotionen pro Professor und die Erziehungswissenschaft beim Einwerben von Forschungsgeldern aus. Abgesehen von diesen Spitzengruppenplatzierungen nehmen die aktuell gerankten Fächer der Saar-Universität überwiegend Plätze in der Mittelgruppe ein. Fotos zeigen „Meine Zeit im Ausland“ Erfreuliches berichtet auch das Magazin Karriere, das die Spitzenreiter von Wirtschaft und Technik, in der WebAusgabe auch von Jura und Informatik veröffentlichte (diese beiden Fächer wurden bei CHE nicht aktuell bewertet). In beiden Fächern hat es die SaarUni in die Spitzengruppe geschafft: Shootingstar Jura Die Saarbrücker Informatik behauptet weiterhin ihre Stellung unter den Top 5 der deutschen Universitäten, die Rechtswissenschaft wird als „Shootingstar in der Liste der Top-10-Jura-Fakultäten“ hervorgehoben: „Im vergangenen Jahr tauchte sie dort nicht einmal auf, und in diesem Jahr landete sie gleich auf Platz 3“. Hier waren wohl der Praxisbezug und die Internationalität der Saarbrücker Juristenausbildung ausschlaggebend. Bei diesem Ranking war vor allem auch das Urteil aus der Praxis gefragt: Außer auf den Aussagen von knapp 50 000 Studierenden und Absolventen basiert das Karriere-Ranking auf den Bewertungen von Personalverantwortlichen aus 1 000 großen Unternehmen. ML (www.karriere.de/ranking) 38 Studenten haben mehr als 110 Fotos beim Wettbewerb „Meine Zeit im Ausland“ eingesandt, zu dem das International Office aufgerufen hatte. campus 2/2007 M ehr als 500 Studenten der SaarUni machen sich alljährlich auf in die weite Welt, sei es zum Studium oder Sprachunterricht, sei es zum Praktikum. Mit nach Hause bringen sie jede Menge Erlebnisse mit Land, Leuten und Kultur – und Fotos. Das International Office macht diese Schnappschüsse jetzt öffentlich: „Wir wollen zeigen, wie viel Spaß ein Auslandsaufenthalt macht und wie er den Horizont erweitert. Die Studenten sollen Lust bekommen, selbst hinauszugehen. Oft fehlt noch ein letzter Anstoß, um die Scheu zu überwinden“, so Wolfgang Wenzel vom International Office, der Ausstellung und Wettbewerb organisiert hat. Die Bilder sind bis Ende Juni in einer Wanderausstellung über den Campus zu sehen – zusammen mit Infomaterial rund um das Studium im Ausland. Unter www.uni-saarland. Cyan Magenta Yellow Black de/goout kann man die Fotos auch online anschauen: Hier können alle Uni-Mitglieder ihre Stimme für den persönlichen Favoriten abgeben. Unter denen, die mitstimmen, werden Gutscheine vom Studentenwerk und der Buchhandlung Bock & Seip verlost. Die GewinnerFotos werden am 19. Juni bei der Veranstaltung „Global Village“ der Studentenvereinigung AIESEC gekürt. Es winken Geld- und Sachpreise und die Ehre, in Broschüren des International Office veröffentlicht zu werden. Jeder, der Fotos eingeschickt hatte, bekommt einen Reiseführer, und die ersten drei Gewinner erhalten Geldpreise in Höhe von insgesamt 200 Euro. Der Wettbewerb wird finanziert im Rahmen der bundesweiten Aktion „Go out – studieren weltweit“, mit der das Bundesforschungsministerium und Foto: Wolfgang Wenzel der DAAD mehr Studenten für den Auslandsaufenthalt begeistern wollen. Am 21. Juni findet ein „Go out! – Day“ (von 10 bis 16 Uhr) statt, an dem das International Office über das Studium im Ausland informiert und ein „Go-out!“-Info-Mobil vor der Mensa Station machen wird. CE Stationen der Wanderausstellung bis 28. Mai: Geb. C5 4 – Foyer Sprachenzentrum; 29. Mai – 10. Juni: Geb. A3 1 – Leseraum der KHG; 11. Juni – 29. Juni: Geb. D4 1 – Mensa www.go-out.de www.uni-saarland.de/goout www.uni-saarland.de/international 07_063608unis_Inh_031 Page 1 Wintersemester 2007 / 2008: Neue Studiengänge an der Universität des Saarlandes Bessere Studienplanung und Berufsvorbereitung durch Bachelor- und Master-Studiengänge Bessere Verzahnung von Theorie und Praxis in den Lehramtsstudiengängen ie Studiengänge an der Universität des Saarlandes erhalten ein neues Gesicht: Mit Beginn des Wintersemesters 2007/08 fällt der Startschuss für zahlreiche neue Bachelor-Studiengänge und modularisierte Lehramtsstudiengänge. Die Studierenden erwartet ein modernes Studienangebot, das die profilierte fachliche Ausrichtung der Fakultäten an der Saar-Universität mit den Vorzügen eines gestuften, modularisierten Studienangebots verbindet. Module bündeln verwandte Stoffgebiete und Qualifikationen in kohärenten und mit Credit Points versehenen abprüfbaren Einheiten. Universitätspräsident Volker Linneweber betont: „Bei der Studienreform ging es nicht nur um eine Strukturreform, sondern um eine echte Qualitätsverbesserung des Studiums.“ Die Modularisierung der Lehramtsstudiengänge umfasst das gesamte Fächerspektrum. Der Großteil der neuen Bachelor-Studiengänge ist im Bereich der Geschichts-, Kultur-, Kurz notiert DFH fördert deutschfranzösisches MechatronikStudium Ab kommendem Wintersemester fördert die Deutsch-Französische Hochschule (DFH) einen weiteren binationalen Studiengang der Saar-Universität: Mechatronik in Kooperation mit der ENSIAME – Université de Valenciennes et du Hainaut-Cambrésis. Die Universität des Saarlandes bietet insgesamt acht binationale und trinationale Studiengänge im grundständigen und postgradualen Bereich an, die mit dem DFH-Qualitätslabel ausgezeichnet und von ihr finanziell gefördert werden. www.mechatronik.uni-saarland.de Cyan Magenta Yellow Black Sprach- und Literaturwissenschaften angesiedelt. An die Stelle der bisherigen Magister-Studiengänge treten neue Zwei-Fach-Bachelorund Master-Studiengänge. Im Bereich der Naturwissenschaften bieten die Fächer Chemie und Physik künftig Bachelor- und MasterStudiengänge an. Schon realisiert ist die Umstellung auf das neue Studiensystem vor allem in den Informatikwissenschaften. Insgesamt führt die Universität 19 neue Bachelor-Studienfächer 33 Foto: med4you Die Vorzüge der reformierten Bachelor- und MasterStudiengänge an der Saar-Universität in Kürze: Module steigern die Transparenz der Studienanforderungen und verbessern die Planbarkeit des Studiums. Studienbegleitende Prüfungen vermitteln klar definierte Qualifikationen und geben ein unmittelbares Feedback zum Leistungsstand. Berufsfeldqualifizierung: Praxisnahe Veranstaltungen sind ins Studium integriert. Das European Credit Transfer System (ECTS) erleichtert die internationale Mobilität der Studierenden und die Anerkennung von Studienleistungen. Die gestufte Studienstruktur im Bachelor-Master-System erlaubt eine passgenaue Gestaltung des Studiums entsprechend den eigenen Interessen und Fähigkeiten. Die Reform der Lehramtsstudiengänge zeichnet sich durch folgende Verbesserungen aus: Orientierung an den professionellen Kompetenzen des Lehrerberufs Inhaltliche Verzahnung von Studium und Vorbereitungsdienst Stärkung des Bezugs zwischen Theorie und Praxis Erhöhung der fachdidaktischen Anteile des Studiums Ausbau neuer Lehr-Lern-Formen und neuer Prüfungsformen Transparenz von Studieninhalten, zu erwerbenden Kompetenzen und Studienanforderungen Entlastung der Ersten Staatsprüfung durch studienbegleitende Prüfungsleistungen. Weitere Informationen zum neuen Studienangebot: www.uni-saarland.de/studium campus 2/2007 D ein. Damit sind zum Wintersemester 2007/2008 an der Universität des Saarlandes 78 Prozent der geeigneten Studiengänge in die neue Studienstruktur überführt (bundesweit ist dies derzeit bei knapp 50 Prozent der Fall). Durch einen transparenten Aufbau des Studiums, einen verbesserten Nachweis der Studienleistungen und eine stärkere Praxisorientierung und Internationalisierung eröffnen die Studiengänge neue Freiräume, erfordern aber auch die Eigeninitiative und das Engagement der Studierenden. Johannes Abele/ML Studium & Karriere 6-JUN-07 Studium & Karriere 07_063608unis_Inh Page 32 Von der Uni in Mexiko zum Gaststudium der Mechatronik nach Saarbrücken – ein Stipendienprogramm des DAAD macht’s möglich. Die 21 mexikanischen Studenten, die im vergangenen Wintersemester neu in die Fachrichtung Mechatronik kamen, sind begeistert: „Wir sind alle total zufrieden mit der Uni“, sagt René Sandoval, einer der Austauschstudenten. 6-JUN-07 Mexikaner in der Mechatronik 34 D ie mexikanischen Gaststudenten haben sich lange auf ihren Deutschland-Aufenthalt vorbereitet: René Sandoval, der in seinem Heimatland an der Universität von Monterrey ebenfalls Mechatronik studiert, paukte vier Semester lang Deutsch, bevor er nach Saarbrücken kam. Hier ging es gleich mit einem zweimonatigen Intensivsprachkurs weiter, bevor die Studenten in die Mechatronik-Lehrveranstaltungen integriert wurden. Und diese Integration – die das Saarbrücker International Office durch den Aufbau besonderer Betreuungsstrukturen unterstützt – scheint voll und ganz gelungen zu sein: „Es war wirklich toll“, sagt René. „Die Professoren waren super und die Tutoren sehr geduldig – wir haben viel Arbeit und viel Spaß gehabt.“ Und natürlich habe er in dem Kurz notiert Die mexikanischen Gaststudierenden fühlen sich in Saarbrücken wohl. Semester an der Uni eine Menge gelernt. Zurzeit macht der 22-Jährige ein Firmenpraktikum bei American Airlines in Frankfurt, auch das findet er sehr interessant und lehrreich. „Die Belange unserer Austausch-Studierenden nehmen wir sehr ernst“, meint Dekan Prof. Andreas Schütze, „über Austauschprogramme wird die interkulturelle Kompetenz aller Beteiligten, ausländischer wie deutscher Studierender, ausgebaut.“ Gleichzeitig seien die Gäste auch ein Anreiz für die eigenen Studierenden, selbst ins Ausland zu gehen, was die Fachrichtung sehr unterstütze. Die mexikanischen Gaststudenten stellen die größte Gruppe ausländischer Studierender, die über ein Partnerschaftsprogramm oder Stipendium in einer Fachrichtung studieren. Das campus 2/2007 Verstärkte Bildungspartnerschaft mit Schulen Etwa 40 Schulleiterinnen und Schulleiter von saarländischen Gymnasien und Gesamtschulen sind im März der Einladung der Universität gefolgt, weitere Perspektiven einer Bildungspartnerschaft ins Auge zu fassen. Universitätspräsident Volker Linneweber und Vizepräsident Mathias Herrmann unterstrichen zusammen mit Oberstudiendirektor Wolfgang Asselborn die gemeinsame Verantwortung von Universität und Schulen für gelingende Bildungslebensläufe. Asselborn ist Schulleiter des Geschwister-SchollGymnasiums in Lebach und einer der Projektleiter des Juniorstudiums. Als neues Projekt schlug er ein Universitätspraktikum für Oberstufen-Schüler Cyan Magenta Yellow Black vor: Analog dem Betriebspraktikum sollen Schüler bereits geraume Zeit vor dem Abitur Universitätsluft schnuppern und praktisch die Anforderungen ihrer angestrebten Studienfächer kennen lernen. Von der Universitätsleitung vorgeschlagen wurden eine verstärkte Studien- und Berufsberatung auch an den Schulen selbst und eine Intensivierung persönlicher Kommunikation auf Fachebene. Bei dem Treffen wurde außerdem der neue Internetzugang speziell für Schulen vorgestellt, den die Universität neu eingerichtet hat. ML Internetzugang für Schulen unter: www.uni-saarland.de/schule Foto: privat Stipendienprogramm des DAAD, das den mexikanischen Studierenden ihren Aufenthalt ermöglicht, beruht auf Abkommen mit ausgewählten Hochschulen in Mexiko. Finanziert werden die Stipendien, die für Studierende ohne Abschluss (pregraduate) vergeben werden, im Wesentlichen von mexikanischer Seite. Alle Gaststudierenden, die im vergangenen Wintersemester nach Saarbrücken kamen, stammen aus Monterrey, der drittgrößten Stadt Mexikos mit den Universitäten UANL (Universidad Autónoma de Nuevo León), ITESM (Instituto Tecnológico de Monterrey) und UdeM (Universidad de Monterrey). Dort beginnt die Vorlesungszeit bereits am 8. August 2007. Für René, der erst Ende Juli zurückfliegt, gibt es in diesem Jahr keine Semesterferien. Doch er findet das ganz in Ordnung, schließlich dauert es nur noch drei Semester, bevor er sich „Mechatronik-Ingenieur“ nennen darf. GS Neues LSF-Portal Ab sofort können Studierende selber Immatrikulationsbescheinigungen und Belegblätter über das Internet ausdrucken. Dazu nutzt die Universität die LSF-Software der HIS GmbH. Die Abkürzung LSF steht für „Lehre, Studium, Forschung“. Die Datensicherheit wird durch eine Kombination von Passwort und „TANs“ (TransAktionsNummern) gewährleistet. Der OnlineService ermöglicht es, Immatrikulationsbescheinigungen auszudrucken oder Adressänderungen vorzunehmen. LSF-Portal: https://www.lsf.uni-saarland.de Infos zum Online-Zugang unter: www.uni-saarland.de/lsf-portal-infos 07_063608unis_Inh Page 33 Christin Lübbert (27) hat ihr Studium der Interkulturellen Kommunikation im Oktober vergangenen Jahres abgeschlossen. Anschließend machte sie ein viermonatiges (Teilzeit-)Praktikum beim Verein Ramesch – Forum für Interkulturelle Begegnung in Saarbrücken. In campus berichtet sie über ihre Erfahrungen. I ch habe während meines Praktikums erfahren, wie vielseitig die Arbeit im Bereich Migration und Integration ist. Da waren zunächst die Vorbereitungen zur Veranstaltungsreihe „In Bewegung: Sport und Integration“. Die Reihe geht der Frage nach, inwieweit Sport zur Förderung der Integration von jungen Migrantinnen und Migranten beitragen kann. Mir fiel die Aufgabe zu, an der Erstellung des Programmheftes mitzuwirken. Beispielsweise recherchierte ich Informationen über die Referenten und verfasste und überarbeitete Texte für das Programmheft. Danach war ich mit dem Tätigkeitsbericht 2006 über die Projekte für Kinder und Jugendliche zur Integration und interkulturellen Arbeit betraut. Das verschaffte mir einen Einblick in die Workshops, die Ramesch in Kindergärten und Kindertagesstätten sowie in Schulen und außerschulischen Jugendeinrichtungen anbietet. Bei einem der Workshops konnte ich zuschauen und erfuhr eine Menge darüber, wie interkulturelle Arbeit mit Kindern gestaltet werden kann. Zudem arbeitete ich bei der Konzeption eines Workshops zum interkulturellen und interreligiösen Förderpreise der Dr. Feldbausch-Stiftung verliehen Internationaler Jura-Wettbewerb Kurz notiert Foto: Rolf Ruppenthal Im Rahmen der Promotionsfeier der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät wurden im Februar drei der frisch gebackenen Doktoren für ihre besonders herausragenden Arbeiten auf dem Gebiet des Wirtschaftsrechts ausgezeichnet: Professor Michael Martinek übergab die mit jeweils 1 000 Euro dotierten Preise der Dr. Feldbausch-Stiftung an Fleur Denkinger, Oliver Gras und Kathrin Nitschmann (v.l.). Cyan Magenta Yellow Black Jura-Studenten der Saar-Uni waren auch in diesem Jahr wieder beim internationalen Wettbewerb Vis Moot in Wien dabei. Eine Weltmeisterschaft der juristischen Fakultäten – so könne man den internationalen juristischen Wettbewerb Vis Moot durchaus nennen, sagt der JuraProfessor Dr. Helmut Rüßmann. Unter seiner Leitung nahmen Saarbrücker Jura-Studenten Anfang April zum dritten Mal an der renommierten Veranstaltung in Wien teil. 178 Universitäten aus der ganzen Welt traten diesmal bei den fiktiven Gerichtsverhandlungen, den Moot Courts, gegeneinander an. „Unser Minimalziel haben wir erreicht“, meint Prof. Rüßmann. „Wir sind bei den mündlichen Verhandlungen in der oberen Hälfte der teilnehmenden Universitäten gelandet Lernen für Erzieherinnen mit. Bei der Erstellung des Tätigkeitsberichts 2006 befasste ich mich außerdem mit den Deutschkursen für Frauen und Kinder. Besonders interessant war es, dass ich als Praktikantin bei Beratungsgesprächen dabei sein durfte: Ramesch berät und informiert bei Problemen, die im Zusammenleben von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen entstehen können. Auf diese Weise konnte ich vieles über die Situation und Schwierigkeiten von Migranten im Saarland lernen. Aber auch die tägliche Büroarbeit brachte viel Neues: So kümmerte ich mich unter anderem um den Publikumsverkehr, stand in Kontakt mit Kooperationspartnern, dokumentierte verschiedene Arbeitstreffen und unterstützte den Verein bei seiner Pressearbeit. Eingebunden in das Netzwerk Integration, arbeitet Ramesch bei den verschiedensten Arbeitskreisen im Saarland mit. Durch die Teilnahme an Treffen dieser Arbeitskreise lernte ich vieles über die vielfältige Vereinslandschaft im Bereich der Migrations- und Integrationsarbeit. 35 Ramesch – Forum für Interkulturelle Begegnung e.V. Johannisstr. 13, 66111 Saarbrücken Tel.: (0681) 3904921 E-Mail: [email protected] Internet: www.ramesch.de und wurden für unsere schriftlichen Leistungen mit einigen Spitzenbewertungen bedacht.“ Die Runde der letzten 32 Universitäten zu erreichen, habe sein Team leider nicht geschafft – trotz harter Arbeit, guter Vorbereitung und guter Auftritte in vier mündlichen Verhandlungen. GS Prof. Helmut Rüßmann (l.) und sein Vis Moot-Team Foto: FR Rechtswissenschaft campus 2/2007 Praktikum bei Ramesch – Forum für Interkulturelle Begegnung Studium & Karriere 6-JUN-07 Studium & Karriere 07_063608unis_Inh Page 34 36 6-JUN-07 Minister Jürgen Schreier ehrte in der Aula der Saar-Uni drei Professoren-Teams mit dem Landespreis Hochschullehre 2006 Foto: Roland Rebmann Auszeichnung für zukunftsweisende Lehrkonzepte Mit dem Landespreis Hochschullehre 2006 hat Wissenschaftsminister Jürgen Schreier in einer Feierstunde am 22. Februar in der Aula der Universität drei Professorenteams von der Universität des Saarlandes und der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) für besondere Leistungen in der Hochschullehre ausgezeichnet. Der mit insgesamt 50 000 Euro dotierte Preis wurde zum vierten Mal vergeben. D er erste Teilpreis und ein Preisgeld von 20 000 Euro wurde an ein Professorenteam der Medizinischen Fakultät der Saar-Uni für das Lehrkonzept „Teach the Teacher“ verliehen. Das in Homburg entwickelte Konzept soll unter anderem durch den Einsatz von studienbegleitender Kursevaluation und die Konzentration auf die Vermittlung von Schlüsselkompetenzen die Lehre erheblich verbessern (siehe campus 1/2007). Den zweiten, ebenfalls mit 20 000 Euro dotierten Teilpreis, erhielt ein länderübergreifendes Team von der HTW zusammen mit dem Institut Universitaire de Tech- nologie Moselle Est (IUT) aus Sarreguemines. Unter dem Titel „Vorlesungen über die Grenzen – Konzept einer binationalen, fachlichen Qualifizierung bei geringer Fremdsprachenkompetenz“ führten Professoren beider Hochschulen ihre Studenten über die Sprachgrenzen hinweg zusammen. Der dritte Teilpreis mit einem Preisgeld in Höhe von 10 000 Euro ging an ein hochschulübergreifendes Professorenteam von UdS, HTW und weiteren Hochschulen für das Studienprojekt „Ein neuer eLearning-Ansatz für Blinde und hochgradig Sehbehinderte“ an der Kurz notiert campus 2/2007 Anmeldung zur internationalen Sommerakademie „Kulturkontakt, Kulturaustausch und Sprachenpolitik am Beispiel der Grenzregion Deutschland-Frankreich-Luxemburg“ heißt die diesjährige DAAD-Sommerakademie der Fachrichtung Germanistik/Deutsch als Fremdsprache. Sie findet vom 22. Juli bis 9. August unter der Leitung von Prof. Lutz Götze statt. Dabei geht es um Phänomene wie Kulturkontakt und Kulturaustausch sowie sprachenpolitische Fragen und die Rolle der Mehrsprachigkeit. Informationen zur Teilnahme und Stipendienvergabe unter: www.uni-saarland.de/sonstige/sommerakademie und bei Dr. Elisabeth Venohr, ([email protected], Tel. 302/2920) und Anika Müller ([email protected]) Cyan Magenta Yellow Black UdS. Sie entwickelten gemeinsam mit Wissenschaftlern der Universitäten Dortmund, Lübeck und dem Universitätsklinikum Frankfurt ein so genanntes Haptic Device. Das Gerät ermöglicht Blinden und hochgradig Sehbehinderten das Abtasten virtueller Gewebeoberflächen im dreidimensionalen Raum. Es wurde für Schüler, Studenten, Ärzte und Biologen entwickelt: Haptic Device wandelt Informationen über Farbe und Struktur des untersuchten Gewebes in taktile Signale um und macht sie so fühlbar. Die Wissenschaftler wurden dafür bereits mit dem VISU-Förderpreis „Neue Medien in der Lehre“ 2004/2005 ausgezeichnet (siehe campus 2/2005). Minister Schreier wies in seiner Laudatio wie vor ihm bereits Universitätsvizepräsident Prof. Mathias Herrmann auf die Bedeutung einer herausragenden Hochschullehre hin, die ihren Platz an den Universitäten gleichberechtigt neben der Forschung haben müsse. Schreier betonte, dass „die Qualität der Studienangebote immer mehr zu einem Wettbewerbsfaktor der Hochschulen“ werde. Die ausgezeichneten Projekte seien „beispielgebend und geeignet, Lehre, Studium und Prüfung nachhaltig zu verbessern“, so Schreier weiter. Der Preis soll den Hochschullehrern ein Anreiz sein, neue Wege in der Lehre zu suchen und zu erproben. Roland Rebmann Weitere Informationen zum Projekt „Teach the Teacher“ unter: www.teach-the-teacher.eu Erster Doktorandentag der Fachrichtung Physik Beim ersten „PhD-Students’ Day“ der Fachrichtung Physik im März stand die arbeitsgruppenübergreifende Vorstellung von Diplom- und Doktorarbeits-Themen im Mittelpunkt. Nach der Eröffnung durch Studiendekan Prof. Ludger Santen präsentierten 18 Studierende aus acht Arbeitsgruppen Themen aus der theoretischen und experimentellen Physik, von Untersuchungen an weicher Materie, aus der Biophysik über neue Materialien bis zur Quantenoptik. Ziel der von Studierenden organisierten Veranstaltung: Sie will Anregungen zur interdisziplinären Zusammenarbeit bieten und den Vortragenden eine effektive Vorbereitung auf internationale Konferenzen ermöglichen. Nach der gelungenen Premiere wollen die Studenten auch im nächsten Jahr Elke Neu wieder einen Doktorandentag anbieten. 07_063608unis_Inh Page 35 Oben: Die Mettlacher Bürgermeisterin Judith Thieser (r.) überreicht Matthias Sutter, Emma Suprunova und Philipp Grau (v.l.) den Ehrenteller der Gemeinde Mettlach. Christian Alt, der auch zum Sieger-Team der Saar-Uni gehört, war früher zu den rheinland-pfälzischen Staffelmeisterschaften abgereist. Der Sportler ist nicht nur als Firmenstarter top: Beim Saarbrücken-Marathon im Mai holte er den ersten Platz im Halbmarathon. Unten: Die Gründer-Cup-Teams aus Luxemburg, Trier und der Saar-Uni. Fotos: KWT Was alles dazu gehört, ein Unternehmen aufzubauen und zu führen, konnten Studierende der Grenzregion beim zweiten Interregionalen Gründer-Cup im Cloef-Atrium in Orscholz lernen – und hatten jede Menge Spaß dabei. N och sind Gründer-Cups unter Studierenden nicht ausreichend bekannt. Die Mund-zu-Mund-Propaganda aber läuft auf vollen Touren. Und das ist gut so. Denn wer einmal daran teilgenommen hat, ist begeistert, was man hier lernen kann. Und dass der Wettbewerb mit viel Spaß verbunden ist, bestätigt auch das GewinnerTeam des Interregionalen GründerCups in Orscholz. Hierzu eingeladen hatte die Außenstelle Merzig der Kontaktstelle für Wissens- und Technologietransfer (KWT) der Universität. Der grenzüberschreitende Wettbewerb wird ausgetragen im Rahmen des COURAGE-Projektes, das mit Qualifizierungsangeboten Studierende der Grenzregion für unternehmerisches Denken und Handeln sensibilisieren und ausbilden will. Fünf Teams der Universitäten Luxemburg und des Saarlandes sowie der Fachhochschule Trier hatten sich dafür qualifiziert. Am Schluss hatte das Team Simply Fit der Saar-Uni mit Emma Suprunova, Christan Alt, Matthias Sutter und Philipp Grau die Nase vorn. „Die beiden Tage haben viel Spaß gemacht. Und ich habe ein Gespür dafür bekommen, wie ein Unternehmen am freien Markt geführt wird“, so Emma Suprunova. Vor allem die gute Atmosphäre unter den Mitspielern und Betreuern hat sie begeistert. Neben dem Wettbewerb stand abends ein Besuch der historischen Tünsdorfer Schmiede auf dem Cyan Magenta Yellow Black Programm. Hier drehte sich alles ums Handwerk und auch aus dem Schmiede-Wettkampf ging Emma Suprunova als Siegerin hervor. „Lust auf mehr habe ich auf jeden Fall bekommen“, sagt auch Matthias Sutter, der den Gründer-Cup jetzt seinen Freunden empfohlen hat. Auch Christian Alt kann den Cup nur loben: „Er ist eine tolle Chance, präsentieren zu üben und eine Rückmeldung zu erhalten“, sagt er. Man muss nicht BWL studiert haben, um zu gewinnen. Selbstbewusstsein und viel Kreativität bei der Präsentation, gutes Gespür für die Entscheidungen und ihre Auswirkungen sowie kalkulierte Risikobereitschaft waren für Christan Alt entscheidende Faktoren für den Sieg. Ein eigenes Unternehmen aufzubauen, ist für ihn zu einem Gedanken geworden, mit dem er sich immer häufiger beschäftigt, sagt er. Philipp Grau ist vom GründerCup so überzeugt, dass er sich von der KWT zum Coach hat schulen lassen. Er wird künftige Cups mitbetreuen. Dies wurde möglich durch ein weiteres Angebot der KWT: Im Rahmen von jUNIts (junge Unternehmer im Training) können sich Studenten um Aufträge aus Wirtschaft und Uni bewerben, die sie dann eigenständig abwickeln. Unter einer Voraussetzung: Sie müssen sich dafür probeweise selbstständig machen. Beim Gründer-Cup können maximal fünf Teams mit je vier Personen das 37 Kurz notiert Neuer GründerChampion aus dem Starterzentrum Zum fünften Mal in Folge hat es ein Unternehmen aus dem Starterzentrum geschafft: Als erfolgreiche Gründung konnte die ElexoPharm GmbH die Jury des GründerChampion-Wettbewerbs 2007 überzeugen und ist saarländischer Champion geworden. Geschäftsführer Axel Koch nahm die Auszeichnung in Berlin entgegen. Die ElexoPharm ist eine Ausgründung der Pharmazeutischen und Medizinischen Chemie (Prof. Rolf Hartmann) und erbringt Forschungsdienstleistungen für die pharmazeutische Industrie, vor allem zur Entdeckung und Optimierung von Wirkstoffmolekülen. campus 2/2007 Spielerisch Starter-Qualitäten entwickeln beim Gründer-Cup Unternehmen Firmengründung unter realitätsnahen Bedingungen durchspielen. Die Voraussetzungen bei dem computergestützten Planspiel sind für alle gleich. Beim Cup in Orscholz sollte ein Fitness-Center aufgebaut und gemanagt werden. Unter Anleitung schrieben die Teilnehmer einen Businessplan, kauften Trainingsgeräte und stellten Mitarbeiter ein. Nachdem die virtuellen Unternehmensgründer ihr Produkt- und Dienstleistungsangebot sowie ein Marketingkonzept entwickelt hatten, galt es, sich gegen Konkurrenten am virtuellen Markt durchzusetzen. Im Rahmen von METiS (Motivation von Existenzgründungen im Saarland) bietet die KWT auf dem Campus Saarbrücken weitere Spielvarianten an: Vom 13. bis 15. Juni geht es um die Gründung einer Fahrrad-Manufaktur, vom 26. bis 28. Juni wird virtuell ein Online-Shop E-Commerce eingerichtet, und vom 11. bis 12. Juli treten die Sieger dieser Cups an zum „MasterCup“, bei dem sich der Gewinner für den nächsten Wettbewerb auf überregionaler Ebene qualifiziert. Die Teilnahme an den Gründer-Cups ist kostenlos. Beate Wehrle www.uni-saarland.de/metis Studium & Karriere 6-JUN-07 campus aktuell 07_063608unis_Inh Page 36 38 6-JUN-07 60 Jahre Medizinische Fakultät in Homburg – die Keimzelle der Universität Wie alles begann Unter der Ägide der Universität Nancy wurde am 8. März 1947 das Homburger Hochschulinstitut eröffnet. Bedeutende Persönlichkeiten Frankreichs und des Saarlandes nahmen an diesem Ereignis im Festsaal des damaligen Homburger Landeskrankenhauses teil. Auf dem Weg zur Entstehung der Universität des Saarlandes im Jahre 1948 markierte die Gründung des Homburger Hochschulinstituts den zweiten entscheidenden Schritt. D er erste Schritt wurde bereits im Januar 1946 vollzogen, als im Homburger Landeskrankenhaus mit Genehmigung der französischen Militärregierung medizinisch-klinische Fortbildungskurse eingerichtet wurden. Da die deutschen Universitäten die Anerkennung der Kurse ablehnten, wandte sich Militärgouverneur Gilbert Grandval an den Rektor der Universität Nancy, Pierre Donzelot, der ihm aus der gemeinsamen Zeit in der Résistance bekannt war. Nach mehreren Beratungen beschlossen die Universitäts- gremien in Nancy die Errichtung eines „Institut d’Études Supérieures de l’Université Nancy en territoire sarrois“, das dann am 8. März 1947 gegründet wurde. Im November 1947 wurde diese Einrichtung in ein von Nancy administrativ unabhängiges „Höheres Studieninstitut in Homburg“ überführt, an dem im Februar 1948 auch mit philosophischen, juristischen und naturwissenschaftlichen Lehrveranstaltungen begonnen wurde. Der erweiterte Verwaltungsrat des Instituts, der aus französischen und saarländischen Mitglie- Feier mit Zeitzeugen 60 Jahre sind das Zeitfenster der Zeitzeugen“, sagte Dekan Michael Menger, der aus Anlass des Jahrestages zu einem Festakt in den Großen Hörsaal der Anatomie eingeladen hatte. Als Studenten der ersten Stunde schilderten Dr. Reinhold Thielen und Erich Dick ihre Erinnerungen an ihr Studium in Homburg. Dr. Claus Doenecke, dessen Vater Professor für Innere Medizin und Dekan war, und der mit seiner Familie auf dem Campus wohnte, erzählte aus seiner Kindheit. An die Zeit des Umbruchs 1968 erinnerte Dr. Claus Theres, der berichtete, wie Rektor Hellmuth Sitte sich schützend vor die Türen stellte und mit Tritten traktiert wurde, als Studenten eine Konzilsitzung sprengen wollten. Victor Speidel sprach über das Studium heute. Und der frühere Dekan Mathias Montenarh eröffnete Einblicke in die Kunst campus 2/2007 „ Cyan Magenta Yellow Black Eröffnung des Homburger Instituts am 8. März 1947 auf dem Homburger Campus. Dass die Landesregierung den Standort für die Zukunft ausbauen will, sicherte Minister Jürgen Schreier zu. Ein Verkauf des Klinikums stehe außerhalb der Diskussion, sagte er. Auch Unipräsident Volker Linneweber, mehrere Vertreter der „MutterUniversität“ Nancy und Oberbürgermeister Joachim Rippel gratulierten der Homburger Fakultät zum Jubiläum. Als besonderer Gast war die frühere Universitäts- und jetzige HRK-Präsidentin Margret Wintermantel gekommen und hielt den Festvortrag. Sie widmete ihn dem aktuellen Thema des Differenzierungsprozesses der Hochschulen. Die UniBigband umrahmte die Feier musikalisch. Mit einem virtuosen Zwischenspiel auf dem Klavier, das alle im Saal gefangen nahm, begeisterte Medizinstudent Steffen Buchmann. CE Foto: Archiv dern gebildet wurde, vereinbarte am 9. April 1948 in Paris die Umwandlung des Homburger Instituts in eine „Universität des Saarlandes“ sowie den Umzug der nicht medizinischen Fächer nach Saarbrücken. Zum ersten Rektor der neuen Universität wurde der französische Physiker Prof. Dr. Jean Barriol ernannt, im Oktober konstituierten sich die vier Fakultäten. Mitte November 1948 begann die Universität des Saarlandes an ihren beiden Standorten Saarbrücken und Homburg mit dem Lehrbetrieb. Wolfgang Müller/ML „Gerne und auch mit Stolz hat sich mein Vater der Gründung der Universität des Saarlandes als einer Mission im Sinne eines dauerhaften Friedens und einer aufrichtigen Verständigung zwischen den beiden Völkern erinnert, aber auch der Tat- und Willenskraft, die notwendig gewesen waren, Widerstände zu brechen, Feindseligkeiten zu überwinden, Bereitwilligkeit zu wecken, Hindernisse zu überwinden und letztendlich Erfolg zu haben.“ Michelle Boyer-Donzelot Die Tochter des damaligen Rektors der Universität Nancy war ebenfalls zum Festakt auf den Campus Homburg gekommen. 07_063608unis_Inh Page 37 campus aktuell 6-JUN-07 T ausche Mantel gegen Kartoffeln“ – solche Kleinanzeigen waren in den Zeitungen damals oft zu finden; so auch auf der Rückseite eines Artikels über die Gründung des Homburger Instituts vor 60 Jahren, der heute im Archiv der Uni verwahrt wird. Nach dem Krieg lag das Land in Schutt und Asche. Es wurde ums Überleben gekämpft. Essen zu beschaffen prägte den Tagesablauf. Aber die „Antwort auf die Not ist der Hunger nach Geist“, sagte Präsident Volker Linneweber in seinem Grußwort. Und so wurde in dieser Zeit das Homburger Hochschulinstitut gegründet – mit Hilfe des Landes, das kurz zuvor noch „Erbfeind“ war. Die Studenten kamen aus Krieg oder Gefangenschaft, und wohl einige der etwa 100 Studienanfänger konnten es kaum glauben, jetzt studieren zu können. Wie war das, damals zu studieren? Die Studenten wohnten auf dem Campus, Studentinnen und Studenten streng getrennt – es gab sogar Anstandsdamen, wie sich Dr. Reiner Thielen und Erich Dick erinnerten. Die Verpflegung kam aus der Krankenhausküche. Es gab genug Brot, Pellkartoffeln und manchmal Fleisch, die Zimmer waren geheizt. „Das war 1947 nicht selbstverständlich. Wir waren gegenüber der übrigen Bevölkerung eindeutig privilegiert“, so Dr. Gert Schoengen, auch ein Student der ersten Stunde. Die Vorlesungen wurden auf Französisch gehalten – oft ein Problem für die Studienanfänger. Zu- „ Cyan Magenta Yellow Black mal es keine Bücher gab. Aber die Professoren und Assistenten, die in der Anfangszeit zwischen Nancy und Homburg pendelten, verteilten Resümees. Ein sehr persönliches Verhältnis verband die wenigen Studenten mit den Professoren. Die Studenten veranstalteten den ersten Medizinerball, gründeten den ersten Uni-Sportverein. „Wir fühlten uns auf dem Campus zu Hause“, so Dr. Thielen. Als deutsche Universitäten die Hochschulkurse nicht anerkannten und der Verdacht aufkam, Homburg könne nur Übergangslösung sein, streikten die Studenten 1948, was zusammen mit der Bereitschaft der Universität Nancy, in die Bresche zu springen, der Keimzelle unserer Universität zum Leben verhalf. CE „Ich konnte kaum glauben, das ersehnte Medizinstudium aufnehmen zu können. Zwei Jahre waren es erst her, dass mich eine amerikanische Voraustruppe aus einem Stollen in der Nähe von Blieskastel herausgeholt hatte. Festzuhalten ist, dass es ohne den guten Willen des einstigen ‘Erzfeindes’ nie zur Gründung der Universität gekommen wäre.“ Dr. Gert Schoengen Student der ersten Stunde 39 Fahrdienst Nancy–Homburg Zum Jubiläum ist die von Universitätsarchivar Dr. Wolfgang Müller (Foto) herausgegebene Publikation „Streiflichter zur Gründung des Homburger Hochschulinstituts vor 60 Jahren“ erschienen. Die von Fakultät und Archiv gestaltete Jubiläums-Ausstellung wird am Tag der offenen Tür (23. Juni) in der Aula auf dem Campus Saarbrücken zu sehen sein. Außerdem erschienen ist eine Broschüre des Instituts für aktuelle Kunst zur Kunst auf dem Homburger Campus. Die Reden zur Feierstunde werden in den Universitätsreden veröffentlicht. campus 2/2007 Studieren nach dem Krieg Idylle in harten Zeiten: Studenten auf dem Homburger Campus 1947 Fotos: Archiv campus aktuell 07_063608unis_Inh Page 38 40 6-JUN-07 Fit für den Sommer Sport an der Uni – mit insgesamt 148 verschiedenen Kursterminen pro Woche ist die Auswahl größer denn je. I n der Summe bietet das Hochschulsportzentrum in diesem Semester wöchentlich 256 Stunden betreutes Sportprogramm in rund 50 Sportarten an“, erläutert der Leiter des Hochschulsportzentrums Rolf Schlicher. In Saarbrücken ist der Bereich Tanzsport um neue Kurse wie Salsa für Fortgeschrittene, Ballett und HipHop erweitert worden, und auch das Angebot an Yoga- und Pilates-Kursen wurde aufgrund der hohen Nachfrage ausgebaut. Mit auf dem Programm sind Sommer-Sportarten wie Rudern, Beachvolleyball, Tennis, Rugby oder der Rennradtreff. Darüber hinaus bietet das Hochschulsportzentrum auch Workshops an, zum Beispiel Rudern, „ Uni ehrt ihre Spitzensportler Kajak- und Kanufahren, Klettern oder Fahrradtechnik. Neu: In Zusammenarbeit mit der TU Darmstadt finden drei mehrtägige Kurse „Golf in Frankreich“ am Lac de Madine in Lothringen statt. Während der vorlesungsfreien Zeit stehen außerdem Exkursionen auf dem Programm – Segeln und Windsurfen in der Bretagne, Kajak-Wildwasserexkursionen in den Hautes Alpes und Rudern auf den Ratzeburger Seen. Das umfangreichste Angebot des Hochschulsports ist das Uni-Fit Hochschulsport-Fitness-Zentrum. Parallel zum regulären Programm ist es rund 50 Stunden pro Woche geöffnet. Hier bieten die Übungsleiter den Trainierenden individuelle Beratung zu günstigen Preisen. Ein besonderer Schwerpunkt dieses Sommersemesters ist das Projekt „Uni in Bewegung“ für Bedienstete: An jedem Wochentag werden um die Mittagszeit zwei bis drei verschiedene Kurse angeboten – präventive Ausgleichsgymnastik, präven- Fotos: Hochschulsport tives Krafttraining sowie Walking (dienstags). Die Kurse dauern immer vom 1. April bis zum 30. September und vom 1. Oktober bis zum 31. März. Ein Einstieg ist jederzeit möglich. Zusätzlich wurde „Uni in Bewegung“ um ein Online-Angebot erweitert: Auf der Internetseite des Hochschulsports findet man effektive Mobilisations-, Dehn- und Kräftigungsübungen, die sich arbeitsplatznah und ohne großen Aufwand ausüben lassen. Dadurch soll Fehlbelastungen, die durch überwiegend sitzende Tätigkeiten entstehen, gezielt vorgebeugt werden. GS Infos und Anmeldung: www.uni-saarland.de/ hochschulsport unter „Uni in Bewegung“ campus 2/2007 M it einem Empfang beim Universitätspräsidenten hat die Universität am 7. Februar 2007 die herausragenden Leistungen ihrer Spitzensportler gewürdigt. Auch Vertreter aus Politik und Sportverbänden, darunter die Staatssekretärin des saarländischen Ministeriums für Inneres, Familie, Frauen und Sport Gaby Schäfer, der Präsident des Landessportverbands für das Saarland Gerd Meyer und der Leiter des Olympia-Stützpunkts Rheinland-Pfalz/Saarland Steffen Oberst, beglückwünschten die Kader-Athleten sowie die Studierenden, die bei Hochschulmeisterschaften Erfolge erzielten. Sie alle betonten die gute, studienplatznahe Betreuung der Sportler in Saarbrücken, die Leistungssport und Studium miteinander vereinbar macht. Uni-Präsident Prof. Linneweber über- Cyan Magenta Yellow Black Empfang beim Unipräsidenten: Professor Linneweber unterhält sich mit Spitzensportlern der Saar-Uni und überreicht Medaillen. Foto: Roland Rebmann reichte den Sportlern als Zeichen der Anerkennung ihrer Leistungen eine Medaille der Universität. Linneweber betonte in seiner Ansprache die Bedeutung des Hochschulsportzentrums unter der Leitung von Rolf Schlicher: Mit jährlich rund 350 Sportveranstaltungen in fast 60 Sportarten stelle es die Basis für die beachtlichen Erfolge saarländischer Studierender bei nationalen und internationalen Hochschulmeisterschaften dar. Roland Rebmann 07_063608unis_Inh Page 39 Uni-Gastronomie: Restaurant Schlemmer-Eule Studieren und Arbeiten auf dem Campus – dazu gehört auch das Essengehen oder das Zusammensitzen bei einem Kaffee, sei es in der Mensa oder einem anderen gastronomischen Betrieb. Wo es was zu essen und zu trinken gibt, stellen wir in einer campus-Serie vor und beginnen in dieser Ausgabe mit dem Restaurant „Schlemmer-Eule“ im Erdgeschoss der Mensa, das erst kürzlich nach Renovierung neu eröffnet wurde. H eute nicht in die Warteschlange! Wer diesen Vorsatz gefasst hat und sich auf eine entspannte Mittagspause mit Bedienung beim Essen freut, ist im Restaurant „Schlemmereule“ im Mensa-Erdgeschoss richtig. An den frisch eingedeckten Tischen geht es ein wenig gediegen zu – was aber gerade die Besucher schätzen, die sich in Ruhe unterhalten möchten. Viele Professoren gehören daher zum Stammpublikum. Doch auch immer mehr Studenten essen hier zu Mittag. „Unsere Klientel ist gemischt“, sagt Djamel Boutemeur (Foto). Der aus Nordalgerien stammende Franzose hat den Familienbetrieb vor drei Jahren von seinem Vater übernommen, der das Restaurant seit 1976 geführt hat. Um auch für Studenten attraktiv zu sein, muss Boutemeur sehr günstige Preise anbieten: „Wir sind das billigste Restaurant im ganzen Saarland“, meint er. So kostet ein Großteil der Gerichte zwischen vier und fünf Euro, und ein gemischter Salatteller ist schon für 2,60 Euro zu haben. Auch die Getränke sind günstig. Neu im Angebot: Ein Studenten-Spezialessen. „Das heißt, es gibt zwei Essen und zwei nicht-alkoholische Getränke zu einem Gesamtpreis um die sechs Euro“. Und wie wird gekocht? „Wir bieten internationale Küche an und servieren keine Fertigge- Kaffeetrinken für soziale Zwecke richte, sondern verarbeiten frische Waren“, betont Djamel Boutemeur. Darüber wacht auch Chefkoch Henri Flockerzie, der viele Jahre bei Victor’s Hotel auf dem Rodenhof gekocht hat. Etwa 30 Essen stehen auf der Speisekarte, die wöchentlich variiert. Immer mit dabei: Salate, vegetarische Gerichte, Überbackenes und – besonders beliebt – Couscous in verschiedenen Variationen. Auch Chicken Crossies, Hähnchen Cordon bleu und Merguez mit Pommes und Harissa werden ständig nachgefragt, so dass sie immer auf der Karte stehen. Platz im Restaurant gibt es genug: Drinnen stehen 250 Sitzplätze zur Verfügung, im Sommer auf der Terrasse weitere 40. Übrigens: Wer zum Espresso auf seinem Laptop im Internet surfen will, kann dies hier problemlos tun – dank der neu installierten „hot spots“ des W-Lan. Für Feierlichkeiten und Seminare gibt es drei Räume, die ab 20 Personen auch abends oder am Wochenende buchbar sind. „Dann bieten wir ein kaltes oder warmes Büffet an oder ein Menü ab 11,50 Euro“, erläutert Djamel Boutemeur. GS campus aktuell 6-JUN-07 41 Reguläre Öffnungszeiten: von Montag bis Freitag von 11.30 Uhr bis 14.30 Uhr. Tel. (0681) 302-3050 Es gibt Kaffee und Tee aus fairem Handel und alkoholfreie Getränke – das KHG-Café im Edith-Stein-Zentrum auf dem Campus ist ein für alle offener Ort zum Lesen und Lernen, für Begegnung und Gespräch. Und zum Entspannen: Im Sommer ist auch der malerische Innenhof geöffnet. Seit etwa zwei Jahren besteht das Café der Katholischen Hochschulgemeinde in seiner jetzigen Form. Betrieben wird es rein ehrenamtlich. „Das Team besteht zurzeit aus rund 20 Studierenden“, erzählt Pascale Meyer, die das Café-Projekt seit Oktober vergangenen Jahres als neue Pastoralreferentin betreut. Die meisten Mitarbeiter gehören zur KHGGemeinde, doch jeder könne mitmachen, sagt sie. Das erwirtschaftete Geld fließt jährlich in zwei soziale Projekte, Cyan Magenta Yellow Black die die Studenten selber auswählen. Da die Betriebskosten des Cafés von der Katholischen HochDas KHG-Team bei der Spendenübergabe. Foto: KHG schulgemeinde übernommen werden, kommen dabei recht stattliche Beträge Fairer Brunch im KHG-Café zusammen. Das zeigte sich im Mai bei Im Sommersemester veranstaltet der ersten Spendenübergabe: Jeweils die Hochschulgruppe Universal in 1 700 Euro übergab das Team an eine Kooperation mit NES (Netzwerk Schulpatenschaft in Madagaskar und an Entwicklungspolitik Saar) monatein Zentrum für Beratung und Rehalich einen fairen Bio-Brunch im bilitation in Indien – beides Projekte, KHG-Café. Nächster Termin ist mit denen die Studierenden auch der 4. Juli von 10 bis 14.30 Uhr. persönlich etwas verbindet. GS Angeboten werden leckere BioProdukte aus der Region und ProDas KHG-Café ist während der dukte aus fairem Handel. Vorlesungszeit montags bis mittwochs von 11 bis 15 Uhr geöffnet. campus 2/2007 Der Erlös aus dem Betrieb des KHG-Cafés fließt in soziale Projekte: Insgesamt 3 400 Euro hat das ehrenamtlich arbeitende Studenten-Team im Mai gespendet. campus aktuell 07_063608unis_Inh Page 40 42 Mehr als 400 Mädchen kamen am Girls’ Day auf den Campus Saarbrücken und besuchten Vorträge aus der Chemie, Informatik, Physik, Mechatronik und den Werkstoffwissenschaften. Fatima, Theresa, Kira, Laura und Anna vom LudwigsGymnasium Saarbrücken waren begeistert und haben nun auch für den Tag der offenen Tür am 23. Juni einen Besuch auf dem Campus Saarbrücken fest eingeplant. Beate Wehrle/Foto: KWT Ausgezeichnet Sprachen gelernt hat Agnieszka Kabacinska. Das Sprachenzentrum zeichnete die Absolventin des Französisch-Aufbaukurses jetzt als „beste Lernerin der Sprach-Intensivkurse“ aus. Die junge Polin konnte sich gegen rund 200 Teilnehmer in den Kriterien Leistung, Lernfortschritt und sprachliche Kreativität durchsetzen. Sprachenzentrums-Leiter Dr. Peter Tischer überreichte in einer kleinen Feier den Preis, einen Gutschein für einen Intensivsprachkurs und ein Hörbuch. Um neu berufenen Professoren den Aufbau ihrer Arbeitsgruppe zu erleichtern, hat der ständige Vertreter des Vizepräsidenten für Verwaltung und Wirtschaftsführung, Gerhard Korz, im Mai zu einer Informationsveranstaltung eingeladen: Personalentwicklung und Befristung standen im Mittelpunkt der Vorträge, die Korz gemeinsam mit Mitarbeitern der Personalabteilung anbot. Sie informierten über die verschie- denen Befristungsmöglichkeiten des wissenschaftlichen Personals, beleuchteten die rechtlichen Hintergründe und gaben Erläuterungen und Hilfestellungen. Aufgrund der großen Nachfrage und der positiven Rückmeldungen wird die Veranstaltung in einem Weiterbildungsangebot fortgesetzt. CE Informationen bei Gerhard Korz: 0681/302-2600 [email protected] Informationen zu Personalentwicklung und Befristung Tipps campus 2/2007 6-JUN-07 Am Samstag, dem 23. Juni, lädt die Universität ab 9 Uhr alle Interessenten ein zum Tag der offenen Tür. Der Saarbrücker Campus verwandelt sich wieder in eine Fest- und Erlebnismeile für die ganze Familie. Geboten wird eine bunte Mischung aus Vorträgen, Vorführungen und Mitmachangeboten für Jung und Alt. Für angehende Studenten ist der Tag eine ideale Möglichkeit, Uni-Luft zu schnuppern und auch die neuen Studiengänge kennen zu lernen. Auf der AC-Wiese wird für Kinder ab drei eine Betreuung angeboten; ein spezielles, betreutes Programm richtet sich an Kinder von 10 bis 13 Jahren. Infos: KWT, 0681-302-2656, www.uni-saarland.de/de/info/tdot/ Cyan Magenta Yellow Black Amtsblatt ab 1947 lückenlos online Im Amtsblatt des Saarlandes werden alle Gesetze verkündet, die der Landtag verabschiedet hat. Seit 1999 wird es im Internet veröffentlicht (www.amtsblatt. saarland.de). Dass auch die Jahrgänge 1947 bis 1998 online nachzulesen sind, ist einer Kooperation von Prof. Christoph Gröpl, Lehrstuhl für Staats- und Verwaltungsrecht, mit der Staatskanzlei und dem IT-Innovationszentrum Saarland zu verdanken. In über 600 Arbeitsstunden wurden alle Jahrgangsbände eingescannt. Eine Suchmaschine ermöglicht die Recherche nach Stichwörtern. Mitte April schalteten Staatskanzlei-Chef Karl Rauber (l.) und Prof. Gröpl (r.) den lückenlosen OnlineAuftritt frei. Das Angebot erleichtert die Rechtsanwendung vor allem für Altfälle. red www.amtsblatt.uni-saarland.de ein. www.villa-borg.de, www.unisaarland.de/antike Ausstellung Kindheit in der Antike, bis 24. Juni, Römische Villa Borg, PerlBorg (Di.-So., 11 bis 18 Uhr). Hatten römische Kinder ein Kinderzimmer? Wie sah der antike Schulalltag aus? Welchen Bezug hatten Väter zu ihren Kindern? – Das sind nur einige Themen der Ausstellung, die Studierende der Geschichte und Alten Geschichte in einer fachdidaktischen Übung unter Leitung von Christine van Hoof konzipiert und mit der Römischen Villa Borg realisiert haben. Die Studenten stellten archäologische Funde aus dem Saarland zum Leben römischer Kinder zusammen, entwarfen Poster und richteten einen interaktiven Arbeitsplatz Die international renommierte Architekturforscherin und Direktorin der Bibliotheca Hertziana in Rom (MaxPlanck-Gesellschaft), Prof. Elisabeth Kieven, wird auf Einladung des Kunsthistorikers Prof. Klaus Güthlein am 5. Juli in Gebäude B3 2, HS 003, auf dem Saarbrücker Campus einen Vortrag zum Thema „Römische Plätze des 18. Jahrhunderts“ halten. Die Saar Ferngas AG wird im Oktober erstmals mit dem „Promotionspreis Energie“ herausragende Promotionsarbeiten aus den Bereichen Energietechnik, Energiebetriebswirtschaft, Energierecht und aus verwandten Themengebieten auszeichnen. Der Preis ist mit 10 000 Euro dotiert und wird an den Universitäten des Saarlandes, Kaiserslautern und Trier vergeben. Teilnahmebedingungen unter www.saar-ferngas-neue-talente.de 07_063608unis_Inh Page 41 Aus den Fakultäten Rechtsund Wirtschaftswissenschaften Zum 31. März ist Prof. Dr. Horst Glaser in den Ruhestand getreten. Die Venia legendi wurde verliehen an Privatdozent Dr. Lutz Richter für das Fach Betriebswirtschaftslehre. Zum zweiten Mal hat das HassoPlattner-Institut für Softwaresystemtechnik (HPI) in Potsdam die Ehrung des HPI-Fellows vergeben: Nach Bundeskanzlerin Merkel wurde Prof. Dr. Dr. h.c. mult. August Wilhelm Scheer ausgezeichnet. Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften Zum 31. März ist Prof. Dr. Jeanne Bem in den Ruhestand getreten. Die Venia legendi wurde verliehen an Dr. Ute Fendler für Romanische Literatur- und Kulturwissenschaft. Medizin Dr. Frank Becker, Mitarbeiter der Klinik für Urologie und Kinderurologie (Direktor Prof. Michael Stöckle), hat den mit 5 000 Euro dotierten Preis für die beste wissenschaftliche Veröffentlichung des Jahres 2006 im führen- Cyan Magenta Yellow Black campus Namen D er langjährige Professor für Staats-, Verwaltungs- und Völkerrecht unserer Universität, Prof. Dr. Wilfried Fiedler, wurde mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland geehrt. Minister Jürgen Schreier überreichte die Auszeichnung Anfang des Jahres im Auftrag des Bundespräsidenten. Der Minister würdigte Prof. Fiedler als international renommierten Experten des Völkerrechts und des Kulturgüterschutzes. Fiedler gilt über die Grenzen Deutschlands hinaus als ausgewiesener Kenner des Internationalen Völkerrechts, und er hat maßgeblich zum hohen Ansehen der deutschen Wissenschaft in diesem Fachgebiet beigetragen. 1986 gründete er die Forschungsstelle „Schutz und Rückführung von Kulturgütern im geltenden Völkerrecht“, die er bis heute leitet. Als Verfasser eines Gutachtens zu völkerrechtlichen Fragen der Rückführung den urologischen Journal „European Urology“ erhalten. Ausgezeichnet wurde er für zwei Publikationen zu neuesten Erkenntnissen bei nierenerhaltenden Tumoroperationen. Mathematik und Informatik Die Venia legendi wurde verliehen an Dr. Michael Breuß für Mathematik. Zum 31. März wurde Prof. Dr. Gunnar Arnvid Brosamler entpflichtet und Prof. Dr. Horst Hischer auf eigenen Antrag in den Ruhestand versetzt. Prof. Dr. Sergej Rjasanow hat den Preis für beste Lehre in der Fachrichtung Mathematik für das letzte Wintersemester erhalten. Chemie, Pharmazie, Bio- und Werkstoffwissenschaften Zum 31. März ist Prof. Dr. Helmut Bley in den Ruhestand getreten. Prof. Helge Bode hat im März auf den 19. Irseer Naturstofftagen der DECHEMA den diesjährigen, mit 2 000 Euro dotierten DECHEMANachwuchswissenschaftler-Preis für Naturstoff-Forschung erhalten. Die Venia legendi wurde verliehen an Dr. Matthias Bureik für das Fach Bio- deutscher Kulturgüter aus der Russischen Föderation baute Fiedler die rechtliche Position der Bundesregierung in den Verhandlungen mit der Russischen Föderation zur Lösung der politisch sensiblen Beutekunstproblematik entscheidend mit auf. Außerdem hat er den Vorsitz in der Fachgruppe Rechtsfragen der Gemeinsamen Deutsch-Russischen Kommission zur beiderseitigen Rückführung von Kulturgütern inne und arbeitete die praktischen Voraussetzungen für die Rückführung kriegsbedingt verbrachter Kulturgüter mit aus. Von 1993 bis 2000 leitete Fiedler die deutsche Delegation bei den Rückführungsverhandlungen. red 43 chemie und Molekularbiologie, an Dr. Ute Rabe für das Fach Werkstofftechnik, an Dr. Andreas Tholey für das Fach Analytische Biochemie und an Dr. Joachim Wagner für das Fach Physikalische Chemie. Anzeige Saarbrücken-Ost/Kieselhumes: Schönes Stadthaus, Doppelhaushälfte, 150 qm, 5 ZKB und Büroetage, breiter Balkon, Keller, Garage, Baujahr 1955, gutes Wohnumfeld, Direktbus zur Uni. 155.000 Euro, von privat. Tel: 0681/8579904 (AB); Email: [email protected] europaweite UMZÜGE – MÖBELTRANSPORTE BAUS Gebr. SAARBRÜCKEN Tel. (06 81) 70 92 48 HOMBURG Tel. (0 68 41) 47 43 Qualität & Service seit 1868 campus 2/2007 Im Alter von 93 Jahren verstarb am 24. April Helena Benitez, die erst im vergangenen Jahr der Universität ihr Mehrfamilienhaus in der Saarbrücker Innenstadt vermacht hatte. Die Gönnerin, gebürtige Saarländerin aus LandsweilerReden, lebte in vielen Ländern rund um den Globus. Als junge Frau hatte sie in Spanien den kubanischen Maler Wilfredo Lam kennen gelernt, den sie in Paris heiratete. Während ihrer gemeinsamen Zeit von 1939 bis 1950 waren die Eheleute mit Pablo Picasso befreundet. Mit ihrem zweiten Ehemann, dem Kubaner Fabia Benitez, kehrte Helena Benitez 1972 ins Saarland zurück. GS Bundesverdienstkreuz für Professor Wilfried Fiedler GmbH Helena Benitez verstorben 6-JUN-07 campus Namen 07_063608unis_Inh Page 42 44 Ehrendoktorwürde für Prof. Maurer D ie belgische Universität Gent hat beim Festakt ihres „Dies Natalis“ dem Leiter der Abteilung Experimentelle und Klinische Toxikologie Prof. Dr. Hans H. Maurer die Ehrendoktorwürde verliehen. Maurer erhielt die hohe Auszeichnung für seine herausragenden wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der Analytischen Toxikologie und des Metabolismus von Arznei- und Suchtstoffen. Laudator Prof. Willy Lambert erläuterte die internationale Vorreiterrolle von Maurers Arbeitsgruppe. Dazu hätten zahlreiche wegweisende Publikationen zur GC-MS- und LCMS-Analytik in führenden Zeitschriften beigetragen sowie die kürzlich in 4. Auflage erschienene Massenspektrensammlung von Arznei- und Giftstoffen und ihren Stoffwechselprodukten, das weltweite Referenzwerk. Auch auf dem Gebiet des Isoenzymabhängigen Metabolismus von Designerdrogen seien Maurers Arbeiten wegweisend. Lambert betonte, dass die Bedeutung von Maurers wissenschaftlichen Leistungen bereits durch die Verleihung der höchsten Preise zweier internationaler Fachgesellschaften bestätigt worden sei. Ehrendoktorwürde für Prof. Schneider campus 2/2007 D ie Universität Athen hat dem Saarbrücker Professor für Angewandte Geochemie und Geologie Dr. Horst Schneider die Ehrendoktorwürde verliehen. Sie zeichnete damit sein wissenschaftliches Gesamtwerk und seine geologischen Forschungen im griechischen Raum aus. Prof. Schneider war von 1971 bis 1993 Professor an der Saar-Universität, führte geologische Forschungsarbeiten im Saarland, in Griechenland, im Sudan und im Libanon durch und beschäftigte sich unter anderem mit Aspekten des Schutzes der Gewässer und des Waldökosystems. Auch bei der Planung naturkundlicher Museen in Athen und Sparta wirkte er mit. Gastprofessuren führten ihn an die Universitäten Khartum und Brüssel. WM Cyan Magenta Yellow Black 6-JUN-07 40 Jahre segensreiches Wirken für kranke Kinder P ädiatrische Kardiologie und Kardiochirurgie – Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft: Unter diesem Motto stand das in der Uni-Kinderklinik veranstaltete Symposium für Prof. Walter Hoffmann, der nach über vier Jahrzehnten segensreichen Wirkens in Homburg als langjähriger Direktor der Klinik für Kinderkardiologie in den Ruhestand verabschiedet wurde. Der Ärztliche Direktor Prof. Hans Köhler würdigte die vielfältigen Verdienste des scheidenden Kollegen. Auch der Dekan der Medizinischen Fakultät Prof. Michael D. Menger dankte für 40 Jahre Engagement, Enthusiasmus und Erfolg auf dem Homburger Campus. Er erinnerte an Hoffmanns sensible, harmonische Zusammenarbeit in der Fakultät und hob seine Aktivitäten in der akademischen Selbstverwaltung als Prodekan des Fachbereichs Klinische Medizin und von 1999 bis 2001 als Vizepräsident der UdS für Lehre und Studium hervor. In Prof. Walter Hoffmann (l.) mit seinem Nachfolger als Direktor der Klinik für Kinderkardiologie Prof. Hashim AbdulKhaliq. Foto: Helene Rafflenbeul besonderer Weise widmete sich Prof. Hoffmann auch der Kooperation mit der Medizinischen Akademie Tver/ Russland, die ihn zum Ehrenprofessor ernannt hat. Die Fachvorträge zur Kinderkardiologie und zur pädiatrischen Kardiochirurgie dokumentierten die rasante diagnostische Entwicklung und die künftigen Perspektiven, da sich die Homburger Klinik als „Kompetenzzentrum für Angeborene Herzfehler“ in ein bundesweites Netzwerk integriert hat. WM Freunde der Uni trafen sich D ie Mitgliederversammlung der „Vereinigung der Freunde der Universität des Saarlandes“ hat am 12. Februar den stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Saar LB, Thomas Christian Buchbinder, neu in den Vorstand gewählt. Dem Kuratorium gehören erneut Dr. Kurt Bohr sowie erstmals der Vorstandsvorsitzende der Saarland Versicherungen, Jörg Tomalak-Plönzke, und der Dudweiler Bezirksbürgermeister Walter Rodermann an. Als Kassenprüfer fungieren Gerhard Escher und Ralf Gebler. Einstimmig genehmigten die Freunde den Tätigkeits- und Kassenbericht sowie den Haushaltsplan 2007 mit einem Volumen von rund 120 000 Euro. Die Mittel werden für Stipendien, Zuschüsse zum Druck herausragender Dissertationen, für Literatur, Geräte, Apparate, Tagungen, die Forschungsförderung einzelner Institute sowie zur Unterstützung notleidender Studierender verwendet. Universitätspräsident Volker Linneweber informierte über die aktuelle Situation der Universität. Prof. Frank Mücklich stellte die „Salamitaktik im Nanokosmos – das Abenteuer der Tomographie mit Ionenstrahlen“ vor und beleuchtete die Entwicklung von Hochleistungswerkstoffen. An der Spitze der 1952 gegründeten „Vereinigung der Freunde“ mit ihren 470 Mitgliedern steht als Präsident der Ehrensenator der UdS Dr. Max Häring. Die „Vereinigung“ verleiht jährlich den Dr. Eduard-Martin-Preis für exzellente Dissertationen, engagiert sich für die enge und dauerhafte Verbindung zwischen Universität und Bevölkerung und fördert Forschung und Lehre an der Saar-Uni. Auch neue Mitglieder sind mit einem Jahresbeitrag von 35 Euro stets willkommen. WM Informationen bei Geschäftsführer Prof. Torsten Stein, Tel: 0681/3023695, [email protected] 07_063608unis_Inh Page 43 Die Universität gratuliert Am 8. März beging der emeritierte Professor für Botanik und Virologie Carl Wetter seinen 85. Geburtstag. In Recklinghausen geboren, absolvierte er das Studium der Naturwissenschaften in Mainz und wirkte an der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft in Braunschweig. 1963 setzte er seine wissenschaftliche Laufbahn am Botanischen Institut unserer Universität fort und habilitierte sich 1968 im Fach „Botanik einschließlich Virologie“. Rund ein Vierteljahrhundert begleitete der Jubilar Generationen von Studierenden. Längere Forschungsaufenthalte führten ihn auch in die USA, nach Brasilien, Italien und Taiwan. Außerdem übernahm er unter anderem als Prodekan und Senator Aufgaben in der akademischen Selbstverwaltung der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät. Prof. Dr. Max Mangold 85 Jahre Am 8. Mai feierte der Professor für Phonetik Dr. Max Mangold seinen 85. Geburtstag. In Basel geboren, studierte der Jubilar in seiner Heimatstadt, in Genf, Paris und London und fungierte unter anderem als Dolmetscher der Vereinten Nationen an der koreanischen Demarkationslinie. Nach der Promotion bei Walter von Warburg und der Habilitation in Basel übernahm er 1957 einen Lehrauftrag an unserer Universität und vollzog die Umhabilitation nach Saarbrücken, wo er die Phonetik, Sprachwissenschaft und Dialektologie in Forschung und Lehre in außerordentlicher Breite vertrat. Prof. Mangold begeisterte die Studierenden durch seine weitgefächerten Lehrveranstaltungen und seine faszinierende singuläre Sprachbegabung. Er ist Mitherausgeber des Forum Phoneticum, der Phonetica Saraviensis und der Africana Saraviensis Linguistica. Unter anderem hat er das 2005 in sechster Auflage erschienene Duden Aussprachewörterbuch sowie zahlreiche Arbeiten zu saarländischen Mundarten vorgelegt und betreut. Cyan Magenta Yellow Black Prof. Dr. Georg Dhom 85 Jahre Über zwei Jahrzehnte – von 1965 bis 1988 – prägte er das Pathologische Institut am Universitätsklinikum Homburg, stand in der Zeit des hochschulpolitischen Umbruchs 1969/70 als Dekan an der Spitze der Medizinischen Fakultät, hat den Landesverband für Krebsbekämpfung initiiert und geleitet und das bundesweit einzigartige Saarländische Krebsregister gefördert. Am 16. Mai konnte Prof. Georg Dhom seinen 85. Geburtstag begehen. In Bad Endorf in Oberbayern geboren, studierte er an den Pathologischen Instituten in Regensburg und Würzburg, wo er sich 1954 habilitierte. In seinem weiten Oeuvre widmete er sich der Pathologie der endokrinen Organe der Nebenniere und der Prostata und publizierte 2001 eine „Geschichte der Histopathologie“. Der Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes und der Ernst-von-Bergmann-Plakette gehört seit 1971 auch der Akademie der Naturforscher Leopoldina an. Prof. Dr. Gerhard Lüke 80 Jahre 80 Jahre alt wurde am 21. Februar der in Hildesheim geborene emeritierte Professor für Prozessrecht, Bürgerliches Recht und Arbeitsrecht Gerhard Lüke. Nach seiner Habilitation in Frankfurt kam er 1961 auf den Saarbrücker Campus und lehnte Rufe nach Tübingen und Frankfurt ab. Der außerordentlich engagierte akademi- sche Lehrer hat unter anderem den so genannten „Münchener Kommentar“ zum Zivilprozessrecht, diverse Fallsammlungen, Gesamtdarstellungen und die „Juristische Schulung“ herausgegeben. Als Dekan leitete er 1990/91 die Rechtsund Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät und gehörte mehreren Gremien des Deutschen Hochschulverbandes an. Der Ehrendoktor der Keio Universität pflegte außerdem intensive wissenschaftliche Beziehungen zu japanischen Universitäten und begründete 1987 die „Deutsch-Japanische Gesellschaft in Saarbrücken e.V.“, deren Ehrenpräsident er heute ist. Prof. Dr. Gottfried Harbauer 80 Jahre 45 Seit 1958 ist Prof. Dr. Gottfried Harbauer, der am 18. Mai 1927 in BöhmischPetersdorf geboren wurde, der Medizinischen Fakultät verbunden. Nach den Studienjahren in München und der weiteren Ausbildung in den USA und in Würzburg wirkte er in Homburg zunächst im Bereich der kardiologischen Diagnostik und bei der ersten Implantation von Herzschrittmachern mit. Seit 1964 widmete er sich dem Aufbau der Abteilung für Experimentelle Chirurgie. Nach der Habilitation 1969 konnte er 1972 das von ihm geplante neue Institut für Klinisch-Experimentelle Chirurgie beziehen, das er ab 1974 über zwei Jahrzehnte lang als Direktor leitete und zu einer Serviceeinrichtung der gesamten Fakultät ausgestaltete. Außerdem agierte er als Tierschutzbeauftragter und in mehreren Wahlperioden als Prodekan seines Fachbereichs. Texte: WM Festkolloquium für Prof. Rudolf Richter Mit einer Festveranstaltung gratulierte die Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät ihrem Emeritus für Nationalökonomie, insbesondere Wirtschaftstheorie, Prof. Dr. Dr. h.c. Rudolf Richter, zum 80. Geburtstag. Damit ehrte sie – so Dekan Prof. Joachim Zentes – den „Doyen der Saarbrücker Volkswirte“. Prof. Dieter Schmidtchen porträtierte den Jubilar als außerordentlich engagierten akademischen Lehrer, Pionier der modernen Institutionenökonomik und innovativen Wissenschaftler. Im Festvortrag reflektierte Prof. Max Albert (Gießen, ehemals Saarbrücken) über „Ökonomie der Methodologie. Eine Institutionalistische Perspektive“. Prof. Justus Haucap (Ruhr-Universität Bochum) überreichte die Festschrift „Institutions in Perspective. Festschrift in Honor of Rudolf Richter on the Occasion of his 80th Birthday“. Die Publikation der Ansprachen erfolgt als „Universitätsrede“. campus 2/2007 Prof. Dr. Carl Wetter 85 Jahre campus Namen 6-JUN-07 campus Namen 07_063608unis_Inh Page 44 46 6-JUN-07 Die Universität trauert Prof. Dr. Günther Jahr Fünf Monate vor seinem 84. Geburtstag verstarb Professor Günther Jahr am 10. Februar in seiner Heimatstadt Saarbrücken. Der Professor für Zivilrecht und Römisches Recht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung lehrte seit 1961 an der UdS und hielt ihr trotz mehrerer ehrenvoller Rufe die Treue. Hier war er Sprecher des Sonderforschungsbereichs „Rechtstheorie und Rechtssoziologie“, leitete das Institut für Europäisches Recht und wirkte in der akademischen Selbstverwaltung wiederholt als Dekan der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, außerdem als Erster Vizepräsident sowie als langjähriger Vorsitzender des Konzils und der Verfassungskommission des Konzils. Für seine vielfältigen Verdienste ehrte ihn die Universität mit der Ver- Rufe campus 2/2007 an die UdS angenommen Dr. Dr. Mathias Hein aus Tübingen auf eine W1-Juniorprofessur für Machine Learning and Data Mining. Prof. Dr. Albrecht Ott aus Bayreuth auf eine W3-Professur für Experimentalphysik (Nachfolge Prof. Hüfner). Dr. Birte Sprenger aus Leipzig auf eine W1-Juniorprofessur für Europäische Regionalstudien. Prof. Dr. Markus Stommel aus Hamburg auf eine W3-Professur für Polymerwerkstoffe (Nachfolge Prof. Hirt). Juniorprofessor Dr. Christian Wagner auf eine neugeschaffene W2-Professur für Experimentalphysik. Hochschuldozent Dr. Gunther Wennemuth aus Marburg auf eine W3-Professur für Anatomie (Nachfolge Prof. Bock). an die UdS erhalten Prof. Dr. Christoph Fehige aus Bayreuth auf eine W2-Professur für Praktische Philosophie (Nachfolge Prof. Hinsch). Prof. Dr. Danilo Fliser aus Hannover auf eine W3-Professur für Innere Medizin – Nephrologie (Nachfolge Prof. Köhler). Prof. Dr. Peter Letmathe aus Siegen auf eine W3-Professur für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Controlling (Nachfolge Prof. Glaser). Dr. Michael Potthoff aus Würzburg auf eine W2-Professor für Theoretische Physik (Nachfolge Prof. Uhrig). Cyan Magenta Yellow Black leihung der Ehrensenatorenwürde und das Land mit der Verleihung des Saarländischen Verdienstordens. Prof. Dr. Guy Michaud Vom Romanistischen Institut der Universität Istanbul kam Prof. Dr. Guy Michaud 1951 an die Universität des Saarlandes. Deren frühe internationale Ausrichtung prägte er als stellvertretender Direktor des Europa-Instituts und später als Direktor des „Institut d’Études Françaises“ das durch das französisch-saarländische Kulturabkommen begründet wurde. Am 17. Dezember verstarb Prof. Michaud in Sevres im Alter von 95 Jahren. ML Prof. Dr. Raúl Rojas-Gonzales aus Berlin auf eine W3-Professur für Informatik (Nachfolge Prof. Siekmann). nach auswärts erhalten Prof. Dr. Michael Backes auf eine W3-Professur nebst der Leitung des Instituts für Algorithmen und kognitive Systeme (IAKS) an die Universität Karlsruhe (TH) und einen weiteren Ruf auf eine Associate Professorship an die University of Waterloo. Prof. Dr. Markus Bläser auf eine W3-Professur für Theoretische Informatik an die Universität Jena. Juniorprofessorin Dr. Silvia Hansen-Schirra auf eine Juniorprofessur für Computerlinguistik an die Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Prof. Dr. Markus Hoth, auf eine W3-Professur für Physiologie an die Universität Erlangen-Nürnberg. Privatdozent Dr. Roland Kirstein auf eine Professur für Business Economics an die Otto-von-GuerickeUniversität in Magdeburg. Dr. Christian Klein auf eine W3Professur für Pharmazeutische Chemie an die Universität Leipzig. Prof. Dr. Christoph Koch auf eine Professur für Informatik an die Cornell University (Ithaca, NY, USA). Privatdozent Dr. Lars Peterssen auf eine Professur für Informations- und Dienstleistungsmanagement des Fachbereichs Wirtschaft an die Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter. Prof. Dr. Manfred Schmitt auf eine W3-Professur für Mikrobiologie an die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Prof. Dr. Christoph Wagner auf eine C4/W3-Professur für Kunstgeschichte an die Universität Regensburg und auf eine C3/W2-Professur für Kunstgeschichte an die Johannes Gutenberg-Universität Mainz. PD Dr. Christoph Wittmann auf eine W3-Professur für Systembiologie an die Universität Stuttgart. nach auswärts abgelehnt Prof. Dr. Christoph Becher auf eine Professur für Experimentalphysik an die Universität Innsbruck. Prof. Dr. Andreas Zeller auf eine W3-Professur für Programmierparadigmen an die Universität Karlsruhe. nach auswärts angenommen Dr. Christian Klein auf eine W3Professur für Pharmazeutische Chemie an die Universität Heidelberg. Prof. Dr. Markus Löbrich auf eine W3-Professur für Molekulare Biologie der Strahlenwirkung an die Technische Universität Darmstadt. Privatdozent Dr. Peter Lorson auf die W3-Professur für ABWL, insbesondere Unternehmensrechnung und Controlling, an die Universität Rostock. Prof. Dr. Andreas Kugi auf die Professur für Komplexe Dynamische Systeme an die Technische Universität Wien. 07_063608unis_Um Page 3 6-JUN-07 J e t zt t e iln e hm e n ! Promotionspreis ENERGIE der Saar Ferngas AG Aufruf an die Fachbereiche der Universitäten Saarbrücken, Tr i e r u n d K a i s e r s l a u t e r n ! Wir prämieren zum ersten Mal Promotionsarbeiten rund um das Thema Energie. Preisgeld: Insgesamt 10.000,- EUR Arbeiten von wissenschaftlicher Bedeutung können Sie bis zum 31. August 2007 bei der Saar Ferngas AG einreichen. W e i t e r e I n f o s z u r A u s s c h r e i b u n g u n d Te i l n a h m e f o r m u l a r : www.saar-ferngas-neue-talente.de. Saar Ferngas AG Promotionspreis Energie Am Halberg 3 66121 Saarbrücken Cyan Magenta Yellow Black Kontakt: Renate Berger 0681-8105467 [email protected] SAAR FERNGAS FÖRDERUNG N E U E TA L E N T E Kunst I Sport I Wissenschaft 07_063608unis_Um Page 4 Cyan Magenta Yellow Black 6-JUN-07