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campus ALLES NUR GEKLAUT : Jurist untersucht

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campus ALLES NUR GEKLAUT : Jurist untersucht
campus
UNIVERSITÄT
DES
SAARLANDES
ALLES
NUR GEKLAUT :
Jurist untersucht
den Handel mit Raubkunst
Mai 2010
Editorial
Die Filiale im Campus Center der Universität des Saarlandes bietet beste Beratung und individuelle Produkte.
Für alle, die an der Uni lernen, lehren und arbeiten.
Damit Träume keine bleiben. Egal ob während oder nach dem Studium.
Fotos: Jörg Pütz (Titel, S. 10, S. 11), Uwe Bellhäuser (S. 3, S. 4, S. 16), André Mailänder (S. 7, S. 8, S. 9), Iris Maurer (S. 12), Manuela Meyer (S. 6, Bearbeitung: Jörg Pütz), Fotolia (S. 13, S. 14), Uni (S. 13, S. 15, S. 16).
Anschrift: Universität des Saarlandes, Campus, D-66123 Saarbrücken. Layout und Satz: Maksimovic & Partners. Druck: SDV. Anzeigen: Stephanie Böcker.
Zwischen Vorlesung, Klausur und Milchkaffee noch schnell zur Bank?
Impressum /// Campus, das Magazin der Universität des Saarlandes, erscheint viermal im Jahr. 40. Jahrgang, Ausgabe 2/2010, Mai 2010.
die persönlichere Note auf dem Campus
Herausgeber: Der Präsident der Universität des Saarlandes. Redaktion: Friederike Meyer zu Tittingdorf (V.i.S.d.P.), Thorsten Mohr, Gerhild Sieber, Irina Urig. Mitarbeit: Wolfgang Müller.
Ganz neue Perspektiven für Ihr Leben.
Liebe Leserinnen und Leser,
»alles neu macht der Mai« sagt ein bekannter Liedvers. Dass darin ein wahrer Kern steckt, ist
auch an unserer Universität zu spüren. Vor Kurzem wurde das Campus Center im Herzen des
Unigeländes in Betrieb genommen. Neu ist nicht nur das Gebäude selbst. Neu ist auch, dass
viele Einrichtungen, die zuvor auf dem Campus verstreut lagen, auf einem Fleck zu finden
sind und die Qualität von Dienstleistung für Studierende auf diese Weise deutlich verbessert
wird. Eine ausführliche Übersicht über die Servicestellen, die das Campus Center unter einem
Dach beherbergt, lesen Sie auf Seite 10.
Ebenfalls neu sind die interessanten Ringvorlesungen, die verschiedene geistes- und kulturwissenschaftliche Fachrichtungen für die Öffentlichkeit auf die Beine gestellt haben. Auf der
neuen Terminseite auf Seite 18 können Sie lesen, worum es dabei geht.
Eine Vorlesung dreht sich zum Beispiel um das Thema Kunstfälschungen. Experten von der
Kunstgeschichte bis zur Kriminalistik erklären das Thema aus ihren Blickwinkeln. Darunter
sind auch hervorragende junge Wissenschaftler unserer Uni. Michael Anton beispielsweise ist
Experte für internationales Kunstrecht. Neben dem Handel mit gefälschter Kunst hat er sich
mit weiteren Gefahren des Kunsthandels auseinandergesetzt:Was geschieht beispielsweise,wenn
sich das schöne Ölgemälde, das für viel Geld bei einer Auktion erstanden wurde, als gestohlen
herausstellt? Über den Handel mit Raubkunst erfahren Sie mehr auf ab Seite 4.
Damit zukünftig noch viele weitere begabte Nachwuchswissenschaftler wie Michael Anton
an der Uni des Saarlandes ausgebildet werden können, gibt es das Förderprogramm GradUS. In
dessen Rahmen können Doktoranden über den Tellerrand ihres Forschungsgebietes blicken
und zum Beispiel lernen, wie sie ihr Thema sprachlich ansprechend verpacken. Nicht zuletzt ist
der Austausch mit Wissenschaftlern aus anderen Fachgebieten oft eine Inspiration für die eigene Arbeit. Mehr zu GradUS auf Seite 13.
Vielleicht spielt ja das Frühlingswetter mit und Sie können das neue Campus-Magazin entspannt im Botanischen Garten lesen. Einen passenden Artikel, der den Botanischen Garten der
Uni mit seinen über 3000 Pflanzenarten vorstellt, gibt es auch in diesem Heft (Seite 11).
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen der zweiten Campus-Ausgabe des Jahres
Ihr Prof. Volker Linneweber
Universitätspräsident
4
Raubkunst: Saarbrücker Jurist möchte Kunstwerke
gegen illegalen Handel schützen
6
Portrait: Leibniz-Preisträger Joachim Weickert
7
Unterricht: Lehramtsstudenten fördern
Kinder mit Migrationshintergrund
8
Forschung und Campus
10
Campus Center: Das ist drin
11
Botanischer Garten: Tropisches Flair an der Saar-Uni
12
Umwelt: Chemiker und Geographen messen
die Wasserqualität der Theel
13
Förderung: Doktoranden profitieren vom
GradUS-Programm der Uni
14
Pharmazie: Wissenschaftler gelingt Herstellung
des Myrte-Wirkstoffs im Labor
15
Menschen
18
Termine
Verscherbelte
Kunst
Sogar das wohl berühmteste
Gemälde der Welt, die Mona
Lisa, wurde 1911 gestohlen. Solche einzigartigen Kulturgüter
sind auf dem Schwarzmarkt
unverkäuflich, sagt der Kunstrechtsexperte Michael Anton.
D
rei Monate lang waren sie im New Yorker Museum of
Modern Art ausgestellt worden: 152 Bilder des expressionistischen Malers Egon Schiele,die von der privaten Wiener Sammlung Leopold entliehen waren. Doch nur
150 von ihnen traten im Januar 1998 die Heimreise nach
Österreich an. Der Grund: Zwei der Gemälde wurden von
der New Yorker Staatsanwaltschaft als Diebesgut beschlagnahmt. Um eines der Bilder wird seither juristisch gestritten.
Es handelt sich um das 1912 entstandene »Bildnis Wally«, in
dem der österreichische Künstler seine Geliebte verewigt
hatte. Es wird von den Nachfahren der ursprünglichen Besitzerin beansprucht; die Wiener Kunsthändlerin hatte das
Ölgemälde 1938 im Zuge der sogenannten Arisierung ihrer
Galerie abgeben müssen.
Dass die Erben genau diesen Zeitpunkt wählten,um ihren
Anspruch geltend zu machen,sei kein Zufall,erklärt der Saarbrücker Jurist Michael Anton. »Die Chancen der ursprüngli-
chen Eigentümer oder deren Erben, ein Kunstwerk, das von
den Nationalsozialisten beschlagnahmt oder erpresst wurde,
in den USA zurückzubekommen, stehen wesentlich besser als
bei uns. In Deutschland beispielsweise wäre nämlich der Anspruch eines Eigentümers nach spätestens 30 Jahren verjährt.« Selbst ein Dieb könne nach mehr als drei Jahrzehnten
ein gestohlenes Bild öffentlich ausstellen, ohne dass der bestohlene Eigentümer dieses zurückverlangen könnte. »Ich
fordere als Gesetzesänderung, dass auch in Deutschland die
Verjährungsgrundsätze zumindest gegen erwiesen Bösgläubige nicht gelten dürfen«, sagt der 32-jährige Saarländer, der
sich als einer der wenigen Juristen in Deutschland auf Kunstrecht spezialisiert hat. »Ganz zufällig«, denn nach seinem
Jura-Studium in Saarbrücken ging er für ein Aufbaustudium
nach Johannesburg und arbeitete sich dort in das Thema ein,
weil er kurzfristig als Redner bei einer Konferenz einspringen musste, erzählt er.
Kunstrecht
Der illegale Kunsthandel blüht. Weltweit wird sein jährlicher Umsatz auf bis zu sechs
Milliarden US-Dollar geschätzt. Auch in Deutschland landen regelmäßig Objekte illegaler
Herkunft – aus Museen, Kirchen und Privatsammlungen gestohlen, aus Raubgrabungen
fremder Länder geschmuggelt oder in der NS-Zeit und in Kriegen erbeutet, moniert der
Saarbrücker Jurist Michael Anton. Er fordert daher einen neuen rechtlichen Umgang mit
Kunstwerken. So sollte ein Käufer sorgfältig prüfen, woher das Kunstobjekt, das er
erwerben möchte, stammt.
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Zurück in Saarbrücken, habe er gleich das deutsche
Rechtssystem und die Literatur durchforstet und dabei festgestellt, dass es im deutschen Kunstrecht noch viel Nachholbedarf gibt. Damit war ein spannendes Dissertationsthema
gefunden, das auch von Antons Doktorvater, Professor
Michael Martinek, sofort unterstützt wurde. Inzwischen sind
die ersten beiden Bücher seines insgesamt sechsbändigen
Rechtshandbuchs »Kulturgüterschutz und Kunstrestitutionsrecht« erschienen, in denen er den rechtlichen Status von
Kunstwerken anhand von mehreren hundert Fallbeispielen
aus der Praxis veranschaulicht. »Eines der Hauptthemen ist
der gutgläubige Erwerb von Kunstgegenständen und Kulturgütern«, sagtAnton und formuliert die Fragen seiner preisgekrönten Arbeit, die in der Praxis besonders häufig vorkommen: »Kann ich ein gestohlenes,ein geschmuggeltes oder
ein von Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg als Raubkunst entzogenes Kulturgut gutgläubig erwerben? –Wenn ich
ein solches Kunstwerk vor vielen Jahren erworben habe, ist
es dann heute mein Eigentum geworden?«
Anders als in anderen Rechtsordnungen sei das Kunstrecht in Deutschland bislang ein relativ konturloser Raum,
es bestünden nur wenige Spezialvorschriften und kaum Gerichtsentscheidungen, sagt Michael Anton. So sei die Frage,
ob ein Käufer bedeutsamer Kunstwerke grundsätzlich eine
gewisse Pflicht hat, die Herkunft der Werke zu prüfen, in
Deutschland noch nie entschieden worden. Eine Hemmschwelle hierfür seien in zahlreichen Fällen auch die Grundsätze der Verjährung, insbesondere bei der Rückforderung
von in der NS-Zeit und während des Zweiten Weltkrieges
gestohlenen Kulturgütern, wie im Fall des Egon SchieleGemäldes. Die USA und Großbritannien seien in der Rechtsprechung bei illegalem Kunsthandel dagegen wesentlich
fortschrittlicher: »Dort gibt es unzählige Gerichtsentscheidungen, und Kunstrecht ist ein etabliertes Fach an Universitäten.«
Dabei könnten auch hierzulande die meisten Fälle durch
die richtige Anwendung der geltenden Rechtsgrundsätze gelöst werden, ist der Jurist überzeugt. In seiner Dissertation
hat er daher ein neues Schutzsystem entwickelt, in dem er
Kunstwerken eine Sonderstellung beimisst. Aufgrund ihrer
besonderen Qualität dürften sie nicht genau so behandelt
werden wie Gebrauchsgüter. »Für Kulturgüter und Kunstwerke braucht man im Zivilrecht einen neuen Ansatz«, stellt
Michael Anton fest. »Der Käufer muss beim Erwerb bedeutsamer Kulturgüter besondere Sorgfaltsanforderungen an
den Tag legen.« Er müsse sich also erkundigen, woher das
Kunstwerk stammt und ob es möglicherweise zuvor gestohlen, geschmuggelt oder sonstwie unrechtmäßig entzogen
wurde. »So deutet beispielsweise vieles darauf hin, dass bedeutsame archäologische Objekte ohne Herkunftsbeschreibung aus Raubgrabungen stammen und geschmuggelt wurden«, kommentiert Michael Anton. Wie Käufer vorgehen
sollten, um solchen sorgfältigen Nachforschungen nachzukommen, hat er anhand von Checklisten dargestellt. »Eine
Möglichkeit sind Datenbanken, die den illegalen Kunsthandel öffentlich wiedergeben«, erläutert der Rechtswissenschaftler. So seien beispielsweise mehr als 100.000 während
der NS-Zeit gestohlene und bis heute vermisste Gemälde in
der Datenbank der Koordinierungsstelle für Kulturgüterverluste in Magdeburg registriert (www.lostart.de).Und auch am
Objekt selber gebe es Indizien, die darauf hinweisen, ob es
gestohlen wurde – beispielsweise der Kaufpreis.»Wenn er wesentlich geringer ist als der übliche Marktpreis, dann müssen
dieAlarmglocken läuten«,sagt der Kunstrechtsexperte. Auch
Zeit und Ort des Verkaufs können ein Indiz für illegale Geschäfte sein: »So hatte ein deutsches Gericht beispielsweise
Ende des Jahres 2002 entschieden, dass eine gestohlene
Gragnani-Geige ohne Echtheitszertifikat nicht im Münchner
Bahnhofsbereich gutgläubig erworben werden kann.«
Nach der Einschätzung eines ehemaligen Direktors des
Metropolitan Museums in New York habe nahezu jeder Altertumsfund, der in den vergangenen Jahrzehnten in die Vereinigten Staaten importiert wurde, die Kulturgüterschutzvorschriften des Herkunftsstaates verletzt, weiß Michael
Anton zu berichten. So stand vor fünf Jahren die langjährige
Kuratorin des Getty Museums in Los Angeles vor Gericht.
Die Spezialistin für antike Kunst hatte in großem Maße etruskische, griechische und römische Kunstschätze erworben, die
aus Raubgrabungen in Italien stammten. Im Prozess wurden
auch Tausende Fotos von Kunstwerken gegen sie verwendet,
an denen zum Teil noch Erde hing – ein offensichtlicher Hinweis auf illegales Ausgraben. »Bei Gemälden muss man Verdacht schöpfen,wenn sie unsachgemäß gerollt sind oder wenn
teure Bilder aus dem Rahmen geschnitten wurden«, sagt der
Saarbrücker Experte.
Neben Diebstahl und Kunstschmuggel widmet er sich im
ersten Band seines Rechtshandbuchs Kulturgüterschutz und
Kunstrestitutionsrecht ausführlich den »Folgen nationalsozialistischer Kulturgutentziehungen«. Hierzu zähle auch die
Beutekunst jener Zeit, sagt Michael Anton. Das Mitnehmen
von Kunstwerken als Trophäen sei in vergangenen Zeiten regelmäßige Praxis der Sieger gewesen, auch Napoleon habe
das auf seinen Feldzügen so gemacht. Seit dem Wiener Kongress im Jahre 1815 sei es jedoch weltweit geltendes Recht,
dass Kulturgüter nicht als Kriegsbeute genommen werden
dürfen. Mehr Klarheit gibt es seit 1998 auch für die in der
nationalsozialistischen Zeit meist aus jüdischem Besitz beschlagnahmte Raubkunst. »Auf einer Konferenz in Washington hat sich Deutschland zusammen mit 43 weiteren Staaten
dazu bereit erklärt, die während der NS-Zeit beschlagnahmten Kunstwerke zu identifizieren,derenVorkriegseigentümer
oder Erben ausfindig zu machen und eine ›gerechte und faire
Lösung‹ zu finden.«Vor diesem Hintergrund möchten sich öffentliche Museen etwa nicht auf die Grundsätze der Verjährung berufen. Dagegen können Privatpersonen noch immer
auf derVerjährungsfrist beharren – also auch die private Leopoldsammlung, die das Egon Schiele-Bild ausgeliehen hatte.
Die ersten beiden Bände von Antons Rechtshandbbuch
erscheinen unter den Titeln »Illegaler Kulturgüterverkehr«
und »Zivilrecht – Guter Glaube im internationalen Kunsthandel« im Mai 2010 im Verlag De Gruyter Techt.
_Gerhild Sieber
Interkulturelles Training
für Schulklassen
Gestartet ist es als Projekt zur Sprachförderung für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund: das Mercatorprojekt, das der Lehrstuhl Deutsch als Fremdsprache
seit Oktober 2005 an ausgewählten saarländischen Schulen anbietet. Nun soll es in Form interkultureller Workshops für ganze Schulklassen ergänzt werden. An den
Schulen herrscht großer Bedarf.
Am Anfang war die Windel. Die nasse Windel. Besser gesagt,
das mathematische Modell einer nassen Windel.Als Joachim
Weickert, Professor für Mathematik und Informatik an der
Uni des Saarlandes und frischgebackener Leibniz-Preisträger,Anfang der 1990er Jahre seine Diplomarbeit abgab,ahnte
er noch nicht, dass diese Idee zu einem Eckpfeiler seiner wissenschaftlichen Arbeit werden sollte. In dieser Arbeit stellte
er den optimalen Flüssigkeitsverlauf in einer Windel mathematisch dar.Der Gedanke,Phänomene aus der Natur,im Beispiel der Windel die Diffusion, als Vorbild für mathematische
Modelle zu nutzen und diese in Informatik-Anwendungen
umzusetzen, wurde zur Grundlage seiner Forschung.
Denn heute entwickeln und verbessern JoachimWeickert
und sein Team Bildverarbeitungsmethoden mit mathematischen Modellen, die neben der Diffusion zum Beispiel Wellenausbreitung, Osmose oder Wärmeleitung zum Vorbild
haben. Die verrauschte Röntgenaufnahme einer weiblichen
Brust zum Beispiel zeigt nach Weickerts Bilderkur kristallklare Aufnahmen von weißen Kalkeinschlüssen. »Bei harten
Kanten, also dort, wo sich die Grauwerte zwischen benachbarten Pixeln stark unterscheiden, sagen wir dem Programm:
›Nicht diffundieren!‹«, erklärt er das Verfahren stark vereinfacht. Die Unterschiede im Grauwert zwischen den weißen
Kalkeinschlüssen und der mit grauen Schlieren durchzogenen Umgebung selbst sind groß genug, die Unterschiede innerhalb der verrauschten Umgebung selbst sind jedoch zu
klein,so dass der Computer daraus eine einheitlich graue Fläche errechnet. Noch einfacher ausgedrückt: »Der Rest wird
plattgemacht«, so Weickert.
Ein anderes Verfahren, das Weickert entwickelt hat,
macht sich das Prinzip der Wärmeleitung zunutze.Aus einem
Bild,auf dem nur noch zwei Prozent des ursprünglichen Fotos
vorhanden sind, einzelne Pixel also, errechnet Weickerts Programm eine gut erkennbare Rekonstruktion des Originals.
Die fehlenden 98 Prozent Informationen sind übrigens nicht
nur nicht zu sehen, sie existieren nicht. »Zehn Prozent Bildinformation reichen bereits,um bei der Rekonstruktion kaum
noch einen Unterschied zum Original zu sehen«, erklärt der
45-Jährige. Das heißt dann natürlich auch, dass es zukünftig
ausreichen könnte, nur noch wenige Prozent der bisherigen
Datenmenge zu speichern. Öffnet ein Nutzer die Bilddatei,
rekonstruiert der Rechner automatisch die fehlende Information. Festplatten, dvds und andere Medien könnten damit
deutlich mehr Daten speichern.
Solche einfach zu vermittelnden Ideen, deren Umsetzung
allerdings anspruchsvolle mathematische Modelle erfordern,
sind es, die Joachim Weickert im März den Leibniz-Preis eingebracht haben. Das und seine Vielseitigkeit. Er ist nicht nur
Mathematiker und Informatiker. Er hat auch Physik studiert
sowie im Rahmen eines Lehramtsstudiums Pädagogik-, Psychologie- und Philosophievorlesungen belegt und 14 Monate
als Postdoktorand in einem Utrechter Krankenhaus gearbeitet, um die dortigen bildgebenden Verfahren kennenzulernen. Mit dem Blick in andere Disziplinen, in andere Berufe
holt sich Weickert Ideen und Inspiration für seine Forschung.
In den kommenden sieben Jahren kann er 2,5 Millionen
Euro Preisgeld völlig frei für seine Forschungsprojekte investieren. Einen Teil dieses Geldes möchte er in »riskantere«
Forschung stecken wie beispielsweise das Kompressionsverfahren auf Grundlage der Wärmeleitung. Riskant deshalb,
weil sie viele Jahre Forschungsarbeit benötigen und solche
Verfahren in Konkurrenz zu etablierten Methoden wie jpeg
stehen. Zudem kann es auch passieren, dass sich neue Ideen
trotz ihrer Qualität nicht unbedingt industriell durchsetzen.
»vhs war schließlich auch nicht das beste Videosystem«,
nennt er ein Beispiel. Einen Großteil des Geldes möchte er
in Stellen für junge Wissenschaftler investieren, weniger in
große Rechenpower von Computern. »Im Kalten Krieg
waren die Russen besser in der Forschung,weil sie die schlechteren Rechner hatten. Sie waren dadurch gezwungen, bessere
mathematische Ideen zu entwickeln«, weiß der gebürtige
Pfälzer Weickert, der jüngst einen Ruf an die TU Kaiserslautern ablehnte.
Darüber hinaus will Joachim Weickert mit Hilfe des Leibnizpreises auch seine anderen Arbeitsgebiete weiter ausbauen. Beispielsweise forscht seine Gruppe seit Jahren daran,
Bewegungen in Videos genauer und schneller zu erkennen.
Auch diese Ideen sind physikalisch motiviert und haben viele
Anwendungen: Einerseits kommen sie im Hollywoodfilm
»Fast & Furious« zum Einsatz und werden in zukünftigen Fahrerassistenzsystemen helfen, Gefahrensituationen besser zu
erkennen. Andererseits haben ähnliche Ideen zu einer vollautomatischen Frisurensimulation geführt, bei der eine Kundin im Friseursalon beurteilen kann, wie sie mit einer neuen
Frisur aussehen würde.
_Thorsten Mohr
Förderunterricht
Leibniz-Preisträger Joachim
Weickert ahmt natürliche
Prozesse mathematisch nach
und bringt so die Informatik
entscheidend voran
76
37
Mangelnde Deutschkenntnisse sind oft Schuld daran,dass
Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund in Schule
und Ausbildung benachteiligt sind. Das will ein bundesweites Projekt der Stiftung Mercator ändern. Für das Saarland
hat der Germanistik-Professor Lutz Götze mit seinen Mitarbeitern ein Konzept entwickelt,von dem alle profitieren:Kinder aus Einwandererfamilien haben die Möglichkeit, an zwei
Nachmittagen in der Woche einen freiwilligen, kostenlosen
Deutsch-Unterricht zu besuchen. Andererseits können sich
Studenten im Lehramtsstudium für Fremdsprachen und im
Aufbaustudium Deutsch als Fremdsprache zu bezahlten Förderlehrern ausbilden lassen. Auf den Umgang mit den Migrantenkindern werden sie durch eine spezielle pädagogische
Schulung vorbereitet, die der Lehrstuhl Deutsch als Fremdsprache gemeinsam mit dem Zentrum für Lehrerbildung und
dem Diakonischen Werk organisiert.
»Bis heute haben 862 Schüler am zusätzlichen DeutschUnterricht teilgenommen, und wir haben 114 Förderlehrer
für Deutsch als Zweitsprache ausgebildet«, sagt Elena Tregubova, die Koordinatorin und Ausbildungsleiterin des Projekts. Während in den ersten drei Projekt-Jahren Kinder der
Klassen fünf bis sieben zusätzlichen Deutsch-Unterricht erhielten, werden derzeit 260 junge Leute vor allem aus Berufsschulen auf den Übergang in den Beruf vorbereitet. Für
dieses Projekt ist die Fachrichtung Germanistik im vergangenen Jahr mit dem ersten Platz des Saarländischen Weiterbildungspreises ausgezeichnet worden.
Nun haben sich die Wissenschaftler der Germanistik ein
weiteres Ziel gesteckt: In interkulturellen Workshops wollen
sie die Förderung von Sprachkompetenzen mit gesamtgesellschaftlichem sozialen Lernen verbinden. Dabei arbeiten
sie mit Experten des Lehrstuhls für Romanische Kulturwissenschaft und Interkulturelle Kommunikation von Professor
Hans-Jürgen Lüsebrink zusammen. »Wir wollen deutsche
Schüler und Migrantenkinder gemeinsam für die eigene Identität und für fremde Kulturen sensibilisieren«, erläutert der
wissenschaftliche Mitarbeiter Thomas Schmidtgall. Darüber
hinaus sollen kulturelle Konflikte innerhalb von Schulklassen, wie Streitigkeiten unter Schülern verschiedener Herkunftsländer, produktiv genutzt werden, um Verständnis füreinander aufzubauen. »Bei unserem Pilottraining ging es vor
allem um kulturelle Identität und die persönliche Migrationsbiografie.« Die Fragen »Woher kommen deine Eltern?«,
»Wo bist du gern, und wo möchtest du leben?« sollten die 16jährigen Schüler beantworten, indem sie kleine Fähnchen auf
eine Landkarte pinnten.»Es zeigte sich,dass es für viele Schüler schwierig ist, sich selber einer Kultur zuzuordnen«, schildert Thomas Schmidtgall seine Beobachtungen während der
Übungen, Rollenspiele und Diskussionen.
Geplant ist, das interkulturelle Training jeweils einen
Vormittag lang in Klassen der Sekundarstufe II anzubieten –
möglichst zu Beginn eines Schuljahrs. Einige der aktuellen
Projektschulen haben bereits Interesse bekundet. Ein wenig
relativiert Thomas Schmidtgall die Erwartungen: »Ein Vormittag ist eigentlich viel zu wenig. Doch können wir mit den
Trainings ohnehin nicht abfangen, was das Bildungssystem
leisten müsste«, sagt der Experte für interkulturelle Kommunikation. Er vertritt die Meinung, dass solche Workshops
fester Unterrichtsbestandteil der einzelnen Fächer sein sollten. »Sprache ist nicht alles; man muss auch kulturelle Regeln kennen«, betont er. Das sieht auch Elena Tregubova so:
»Auch die Lehrer müssen für diese Problematik sensibilisiert
werden – und zwar bereits während der Berufsausbildung.«
Dies soll durch die Zusammenarbeit der beiden Lehrstühle
in den Mercator-Förderschulen initiiert werden. »Die Förderlehrer nehmen gemeinsam mit ihren Schülern amTraining
teil und lernen dabei sich selbst und die Schüler von einer
anderen Seite kennen«, erläutert die Pädagogin. Zusätzlich
sollen Studenten der Interkulturellen Kommunikation die
Möglichkeit erhalten, sich als Trainer für Workshops ausbilden zu lassen und Praxiserfahrungen zu sammeln.
_Gerhild Sieber
Hintergrund:
Das Projekt der bundesweiten Stiftung Mercator will die Bildungschancen für
Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund verbessern. Zu den Geldgebern
gehören auch der Europäische Integrationsfonds und das Diakonische Werk. Lehramtsstudenten der Saar-Uni leisten ab diesem Sommersemester auch in den Fremdsprachen Englisch und Französisch verstärkt Förderunterricht an saarländischen
Schulen. Für diese Fächer werden weitere Studenten, die bereits fachdidaktische
Grundlagen beherrschen, gesucht. Sie sollten mindestens ein Jahr lang tätig sein.
Kontakt: [email protected].
Fortgeschrittene Studenten der Interkulturellen Kommunikation, die als interkulturelle Trainer mitarbeiten wollen, können sich wenden an: Dr. Christoph Vatter,
[email protected].
Etwa 80% unserer Bevölkerung benötigt
einmal im Leben eine Blutübertragung.
Hilfe die ankommt
...in Kaiserslauter
Kaiserslautern
n
am W
Westpfalz-Klinikum
estpfalz-Klinikum
Mo, Do, Fr: 7.15 - 13.30 Uhr
Di und Mi: 11.30 - 18.00 Uhr
INFO T
Tel:
el: 0631/203-1804
...in Saarbrücken
am Klinikum Saarbrücken (Winterberg))
Mo, Do, Fr: 8.00 - 15.00 Uhr
Di und Mi: 12.00 - 18.00 Uhr
INFO T
Tel:
el: 0681/963-2560
0
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Saar-Pfalz
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www.uni-saarland.de/jacobs
Wissenschaftler aus der Grenzregion wollen das
Sprachenlernen vereinfachen
Saarbrücker Computerlinguisten entwickeln gemeinsam
mit Phonetikern, Fremdsprachenexperten und Fachleuten auf
dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz ein neues E-LearningKonzept für Deutsch und Französisch.Neben der Saar-Uni sind
das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz
(DFKI), die Supélec Metz sowie das Inria Nancy beteiligt. Koordinator des Projekts Allegro ist Manfred Pinkal, Professor
für Computerlinguistik an der Saar-Uni.
In Allegro entwickeln die Wissenschaftler über drei Jahre
interaktive Sprachlern-Werkzeuge für Deutsch und Französisch. So soll es Sprachschülern möglich sein, mit dem Computer natürliche Dialoge zu Übungszwecken wie mit einem
menschlichen Partner zu führen. Gängige Sprachlern-Software
stellt Dialogübungen zur Verfügung, bei denen Antworten fest
vorgegeben sind und abgelesen werden. Die Software der Saarbrücker Computerlinguisten wird freie Antwortmöglichkeiten
zulassen.Statt eines Restaurant-Dialogs zumAblesen wird dem
Sprachschüler beispielsweise eine Speisekarte mit Vor-, Hauptund Nachspeisen und Getränken gezeigt werden.Auf die Frage
nach dem Getränk im Restaurant kann er als Gast zum Beispiel Tee, Kaffee oder Bier bestellen oder auch sagen, dass er
nichts trinken möchte.
Saar-Uni will sich an internationaler
Epigenomforschung beteiligen
Welche Gene in einer spezialisierten menschlichen Zelle
aktiv sind und welche stumm bleiben, bestimmen chemische
Markierungen auf dem genetischen Code. Diese zu entschlüsseln, ist Ziel der Epigenom-Forschung.Ein internationales Forscher-Konsortium hat es sich nun zum Ziel gesetzt, von allen
wichtigen Zelltypen des Menschen epigenetische Karten zu
erstellen. Dazu wurde das »International Human Epigenome
Consortium« (IHEC) gegründet, eine weltweite Vereinigung
von Forschern und Förderorganisationen,die die Erstellung von
1000 Epigenomen koordinieren soll. Der Genetik-Professor
Jörn Walter gehört zu den deutschen Mit-Initiatoren des Mammutprojekts.
Epigenomische Fehler tragen zu Erkrankungen des Stoffwechsel-, Immun- und Nervensystems bei. Vor allem sind sie
wichtige diagnostische Indikatoren, um zelluläre Entartungen,
zum Beispiel bei Krebs, zu erkennen.
Wie einst das Humane Genomprojekt von James Watson
und Craig Venter zur Entschlüsselung des ersten menschlichen
Genoms führte, soll nun das weltweite Konsortium aus Spitzenforschern die weitaus komplexereAufgabe der Entschlüsselung des epigenetischen Codes übernehmen.
»Nutzer, die diesen Artikel gelesen haben, lasen auch …«
Je öfter ein wissenschaftlicher Artikel zitiert wird, desto gewichtiger ist die Stimme seines Verfassers in der Fachwelt.
Neben der Veröffentlichung gedruckter Werke weichen immer
mehr Wissenschaftler auf die elektronische Veröffentlichung
ihrer Artikel aus. Um die Zitierhäufigkeit der gedruckten Beiträge, den so genannten Journal Impact Factor, um die Nutzung
dieser elektronischen Beiträge zu ergänzen, arbeiten Experten
der Saarländischen Universitäts- und Landesbibliothek (Sulb)
mit Fachleuten weiterer Bibliotheken zusammen.
Das Projekt trägt den Titel »Open Access Statistik (OAS)«.
Darin arbeitet die Sulb mit dem Computer- und Medienservice
der Humboldt-Universität Berlin, der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen sowie der Universitätsbibliothek
Stuttgart zusammen. Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Projekt soll helfen, verlässliche Informationen über die Nutzung elektronischer wissenschaftlicher
Dokumente zu sammeln.
Die Nutzer der Datenbanken können ebenfalls davon profitieren.War die Recherche nach den richtigen Fachartikeln bisher oft mühsam, könnte OAS auch hier Abhilfe schaffen. Ähnlich wie bei vielen Online-Warenhäusern sollen den Nutzern
Artikel empfohlen werden, die andere Nutzer mit einer ähnlichen Suchanfrage gefunden haben.
Forschung für die Schädlingsbekämpfung
und die Fortpflanzung
Biologische Schädlingsbekämpfungsmittel belasten die
Umwelt weniger mit Chemikalien als herkömmliche Mittel.
Damit solche Mittel hergestellt werden können, müssen biologische Prozesse noch besser analysiert werden.Professorin Rita
Bernhardt vom Institut für Biochemie der Universität des Saarlandes forscht derzeit an den so genannten Diterpenen.Das sind
Kohlenwasserstoffe, die als Bausteine für biologische Schädlingsbekämpfungsmittel dienen können.
Eine Reihe von Diterpenen wird in Nadelbäumen als Verteidigungsstoff gegen Schädlinge wie Insekten und Pilze gebildet. Da Diterpene auch antibakteriell und antiviral wirken,können sie als therapeutisch wirksame Substanzen eingesetzt
werden. Professorin Rita Bernhardt und ihr Team erforschen,
ob Diterpene mit Hilfe von speziellen Enzymen und gentechnisch veränderten Bakterien zu Produkten führen, die für die
Synthese neuer Arzneimittel, biologischer Schädlingsbekämpfungsmittel oder wertvoller Feinchemikalien bedeutsam sind.
Rita Bernhardt ist zudem an einem interdisziplinären Projekt der Justus-Liebig-Universität in Gießen beteiligt. Dabei
soll untersucht werden, wie die Biosynthese von Sexualhormonen reguliert wird. Die Wissenschaftler versuchen herauszufinden, inwieweit bestimmte Hormone, die sulfatierten Steroide, durch Enzyme in hochaktive Sexualhormone umgewandelt werden können. Dieser biochemische Prozess ist für die
Fortpflanzung von Mensch und Tier von großer Bedeutung.
Vorstand der »Vereinigung der Freunde«
im Amt bestätigt
Die Mitgliederversammlung der »Vereinigung der Freunde
der Universität des Saarlandes« hat die Vorstandsmitglieder
Thomas Buchbinder (Vorstandsvorsitzender der Saar LB) und
Hans-Jürgen Koebnick (Landeszentralbankpräsident a. D.) im
Amt bestätigt.Wiedergewählt in das Kuratorium wurden Luitwin-Gisbert von Boch-Galhau,Karl-Heinz Groß und Fritz Raff.
Einstimmig genehmigten die Mitglieder den Tätigkeits- und
Kassenbericht sowie den Haushaltsplan 2010 mit einem Volumen von rund 100.000 Euro. Diese Mittel werden für Stipendien, Zuschüsse zum Druck herausragender Dissertationen,für
Literatur, Geräte, Apparate, Tagungen, die Forschungsförderung einzelner Institute sowie zur Unterstützung Not leidender Studenten verwendet.
Die »Vereinigung« wurde 1952 gegründet und verleiht jährlich den Dr.-Eduard-Martin-Preis für exzellente Dissertationen, engagiert sich für die enge und dauerhafteVerbindung zwischen Universität und Bevölkerung und fördert insbesondere
Forschung und Lehre an der Saar-Uni.
Forschung und Campus
Bielefelder Studenten hören
Saarbrücker Physik-Vorlesung
Eine Videovorlesung für Studenten der Uni Bielefeld
haben junge Physiker der Saar-Uni im vergangenen Wintersemester auf die Beine gestellt: Neun Diplomanden und Doktoranden von Saar-Uni-Professorin Karin Jacobs organisierten
gemeinsam mit dem Rechenzentrum der Universität eine LiveÜbertragung ihrer Vorlesung zum Thema »Geckos, Bakterien,
Proteine & Honig: Weiche Materie birgt knallharte Physik«.
Zeitgleich verfolgten in Bielefeld Erstsemester-Studenten
aus verschiedenen naturwissenschaftlichen Disziplinen das 90minütige Programm aus Saarbrücken. »Die Veranstaltungsreihe in Bielefeld will Studienanfänger, die in den ersten Semestern nicht viel von der Forschung mitbekommen, virtuell
an die Orte bringen, an denen Wissenschaft gemacht wird. Sie
sollen erleben, wie faszinierend aktuelle Forschung ist«, erläutert Karin Jacobs das Konzept ihrer Bielefelder ProfessorenKollegin Katharina Kohse-Höinghaus. Die Saarbrücker Experimentalphysiker hatten daher für ihr Publikum eine abwechslungsreiche Vorlesung zusammengestellt, in der sie unter anderem folgende Fragen beantworteten: Wieso perlt Honig von
einem Butterbrot ab?Wie haftet der Gecko an der Decke? Und:
Warum müssen wir unsere Zähne putzen?
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Alternative: Saarland unterstützt
Not leidende Studenten
Auch Studenten und Studentinnen leiden unter den Auswirkungen der Wirtschaftskrise. Weniger Jobs und höhere Kosten
für den Lebensunterhalt bringen so manchen in eine besondere
wirtschaftliche Notlage. Das Studentenwerk im Saarland bittet
jetzt saarländische Firmen und Privatleute, die eine besondere
Bindung zur Universität des Saarlandes haben, um Unterstützung bei der Ausstattung eines Hilfsfonds, mit dem seit vielen
Jahren schnell und unbürokratisch im Notfall geholfen werden
kann. Wer sich über den Fonds informieren möchte, findet auf
der Webseite des Studentenwerkes mehr Infos (www.studentenwerk-saarland.de). Wer dem Fonds mit einer Spende helfen
möchte, kann das unter folgender Bankverbindung tun:
Hypo Vereinsbank Saarbrücken, Bankleitzahl 59020090, Kontonummer: 8750009.
Ansprechpartner beim Studentenwerk ist Dieter Horn, Tel.: (0681) 3023132, Fax:
(0681) 3022890, E-Mail: [email protected].
Das »Europaicum« der Saar-Uni
macht auch im Ausland Schule
Ihr Zertifikat »Europaicum« haben 20 Studenten aus der
Ukraine Ende März an der Universität des Saarlandes entgegengenommen. Die Vizepräsidentin für Europa und Kultur,
Patricia Oster-Stierle,überreichte die Urkunden im Beisein des
Generalkonsuls der Ukraine in Frankfurt, Oleksander Novoselov. Das Zertifikat wurde erstmals als Ergebnis der Kooperation mit einer Partneruni verliehen – der Petro-MohylaSchwarzmeeruniversität im ukrainischen Mykolajiv. Die Übergabe bildete den feierlichen Abschluss des »Europa-UkraineEuropaicums«, das im vergangenen Sommersemester gestartet wurde. Daran hatten neben deutschen Studenten auch die
20 Teilnehmer aus der Ukraine teilgenommen. Sie waren im
März zu einem vierwöchigen Intensivkurs an die Saarbrücker
Uni gekommen.
Das besondere Lehrangebot »Europa-Ukraine-Europaicum« wurde über den Deutschen Akademischen Austauschdienst aus Mitteln des Bundesbildungsministeriums finanziert.
Saarbrücker Historiker untersuchen Morde an
Behinderten in Weißrussland im Zweiten Weltkrieg
Unter der Leitung des Saarbrücker Professors Rainer Hudemann untersuchen Historiker und Mediziner die Morde an
kranken und behinderten Menschen in Weißrussland während
der deutschen Besatzung zwischen 1941 und 1944. Bisher ist
nur wenig über dieses Kapitel in der weißrussischen Geschichte
bekannt. Nach dem Krieg gerieten die Morde schnell in Vergessenheit. Das Team um Professor Hudemann möchte herausfinden, wie die Morde so schnell aus dem öffentlichen Gedächtnis der weißrussischen Gesellschaft verschwinden
konnten. Projektpartner sind das Internationale Bildungs- und
Begegnungswerk Dortmund, die Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel und die Universität des Saarlandes. Finanziert
wird das Projekt von der Gerda-Henkel-Stiftung.Ende 2011 soll
die Auswertung der Quellen abgeschlossen sein.
AUF ZWEI HEKTAR UM DIE WELT
Der Botanische Garten der Saar-Uni beherbergt rund
3000 Pflanzenarten aus aller Herren Länder
Seit 22. April ist das Campus Center in der Mitte des Saarbrücker Unigeländes geöffnet. Hier finden Studenten und
Mitarbeiter der Uni eine zentrale Anlaufstelle für viele Anliegen. Die Campus-Redaktion stellt die Einrichtungen
kurz vor, die im Campus Center ihre Dienste anbieten.
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Zentraler Infopunkt: Im Foyer des Campus Centers finden
Studenten eine erste Anlaufstelle für ihre Fragen. Können
die Mitarbeiter dort nicht direkt weiterhelfen, vermitteln sie
die Hilfesuchenden an die entsprechende Einrichtung.
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Zentrale Studienberatung mit Fernstudienzentrum: Hier
finden Studenten und solche, die es werden wollen – fast –
alle Infos rund ums Studium. Welche Fächer werden an der
Saar-Uni überhaupt angeboten? Welche Fächerkombinationen sind möglich? Wie funktioniert ein Fernstudium? Das
sind nur einige der Fragen, bei denen das Team der Studienberatung in persönlichen Gesprächen weiterhelfen kann.
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Kartenbüro und IT-Service: Hier erhalten alle Studenten
und Mitarbeiter der Uni ihre UdS-Karte. Die Karte ist Studentenausweis, Zahlungsmittel, Bibliotheksausweis und
dient beispielsweise als Einfahr-Ausweis in die Parkhäuser
der Universität. Außerdem ist die Karte das Semesterticket,
mit dem Studenten öffentliche Verkehrsmittel im Saarland
nutzen können. Der IT-Service Desk ist die neue zentrale Anlaufstelle des IT-Servicezentrums für Supportanfragen von
Mitarbeitern und Studenten. Hier werden Fragen beantwortet,kleinere Hilfestellungen gegeben und Probleme möglichst
direkt gelöst. Beispiele sind etwa vergessene oder nicht mehr
funktionierende Passwörter oder Fragen zur Nutzung des
Uni-WLANs mit dem privaten Notebook.
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Filiale der Bank: Bankkunden können ihre Geschäfte ab sofort auf dem Campus erledigen. Die neue Bank 1 Saar-Filiale
Campus Center verfügt über einen 24-Stunden Selbstbedienungsbereich. Dort stehen ein Geldautomat und ein Serviceterminal zur Verfügung, an dem Kunden ihre Kontoauszüge
drucken und Überweisungen eingeben können. Für Studenten bietet die Bank 1 Saar ein kostenloses Girokonto. Die
Filiale ist montags bis donnerstags von 8.30 Uhr bis 17.30 Uhr
und freitags bis 15 Uhr geöffnet.
International Office: Im Auslandsamt der Uni erfahren Interessierte alles rund ums Thema Auslandsaufenthalt und
Partnerschaften mit Unis im Ausland. Das International Office betreut beispielsweise die internationalen Austauschprogramme wie Erasmus. Hier finden auch ausländische Studenten Ansprechpartner, wenn sie Fragen zum Studium in
Deutschland haben.
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Zentrum für Schlüsselkompetenzen: Das Zentrum bietet
zahlreicheWorkshops für Studenten und Mitarbeiter der Uni
an. Studenten können von verschiedenen Experten beispielsweise lernen, wie sie sich in englischer Sprache bewerben und wie sie aus einer guten Idee zur Lösung eines Problems ein funktionierendes Konzept entwickeln. Dozenten
können am Hochschuldidaktik-Programm des Zentrums teilnehmen und dort ihre Kompetenzen in Sachen Lehre steigern.
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Asta-Studentenraum: Diesen Raum kann der Asta für Veranstaltungen nutzen.
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Psychologisch-psychotherapeutische Beratungsstelle: Die
Beratungsstelle steht den Mitarbeitern und Studenten aller
saarländischen Hochschulen offen. Hier finden sie zum Beispiel Ansprechpartner bei Konzentrationsstörungen, Prüfungsangst und Konflikten in der Partnerschaft und der Familie. Darüber hinaus bietet die Beratungsstelle Kurse zu
verschiedenen Themen an, zum Beispiel, wie man seine Redeangst überwindet.
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Uni-Shop: Der Uni-Shop bietetArtikel rund umsThema Universität des Saarlandes an. Neben kleinen praktischen Dingen wie Feuerzeugen und Kaffeetassen können sich Kunden
auch im Uni-Stil einkleiden. Damit ist man bei schlechtem
Wetter (Mütze, Regenjacke, Schirm) genauso passend unterwegs wie bei Sonnenschein mit einem Sommer-Top oder
einem Retro-Shirt.
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Café Unique: Hier gönnen sich Gestresste eine entspannte
Kaffeepause zwischendurch.
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_Thorsten Mohr
Botanischer Garten
EINES FÜR ALLE
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Fast greifbar wabert drückende Hitze durch die Luft. Große,
ledrige Blätter streifen Kopf, Beine und Schultern, die Kleidung wird zur Last. 85 Prozent Luftfeuchtigkeit machen das
Atmen schwer,Schweiß bricht aus.Fast erwartet man,das Geschnatter kleinerÄffchen und das Kreischen exotischerVögel
zu hören. Aber es ist ein ganz normaler Frühlingstag hier am
Rande des Saarbrücker Campus. Zumindest in den Tropenhäusern des Botanischen Gartens, wo gerade gegossen wird
und die Frühjahrssonne den Glasbauten schon ganz gehörig
einheizt.
»Zu viel Hitze ist aber auch nicht gut«, erklärt Anna-Lisa
Volz. Die Diplombiologin arbeitet seit fünf Jahren im Botanischen Garten und kennt sich mit der komplizierten Pflanzenwelt bestens aus. »Im Regenwald wird es morgens etwa
27 Grad warm, dann kommt der Regen und es kühlt wieder
ab auf etwa 20 Grad.« Die Temperatur muss sich also immer
in diesen Breiten bewegen, sonst leiden Kakao, Mangroven
und Lianen.
Als eigentlich zahme Gesellen entpuppen sich in Saarbrücken übrigens die fleisch- und insektenfressenden Pflanzen aus tropischen Breiten,die besonders Kinder bei den Führungen begeistern. »Gefüttert« werden diese Carnivoren
nicht. Denn ihr Hunger auf Fliegen rührt daher, dass die
Böden in ihrer Heimat so ausgelaugt sind, dass sie die nötigen Nährstoffe aus den gefangenen Lebewesen gewinnen. In
Saarbrücken schlagen sie ihre Wurzeln dagegen in gutes Erdreich. »Eigentlich hätten sie es hier gar nicht nötig, Fliegen
zu fangen«, so Anna-Lisa Volz. Sie tun es natürlich trotzdem,
wie der Blick in den »Verdauungstrakt« einer abgestorbenen
Pflanze beweist, wo sich die Reste toter Fliegen stapeln.
Eine Verschnaufpause bieten die Gewächshäuser für
Pflanzen, die in mediterranem Klima und in Wüsten wachsen. Kühl und trocken ist es hier drin. »Mediterranes Klima
bezieht sich aber nicht ausschließlich auf die Pflanzenwelt
rund ums Mittelmeer«, erklärt Anna-Lisa Volz. Auch Pflanzen aus Chile und Südafrika wachsen in mediterranem Klima.
»Dort herrschen heiße, trockene Sommer und feuchte, milde
Winter«, erklärt sie.
In den fünf Gewächshäusern des Botanischen Gartens simuliert das Team auf 1.500 Quadratmetern die Klimazonen,
in denen die Pflanzen heimisch sind. »In den mediterranen
Gebieten beispielsweise regnet es im Frühling viel, daher gießen wir dann entsprechend«, erklärt Diplombiologin Volz. In
der Trockenzeit bekommen Zitrusfrüchte, Rosmarin und Johannisbrot dagegen wenig Wasser.Auf weiteren 23.500 Quadratmetern Außenanlagen wachsen Pflanzen, die mit unserem Klima das ganze Jahr über zurechtkommen.
Insgesamt 3.000 Pflanzenarten hegt und pflegt das Team
des Botanischen Gartens. Unter der Leitung von Wolfgang
Stein sind das neben der Biologin und GartenpädagoginVolz,
die sich vorwiegend um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert,
noch drei Gärtnerinnen,ein Gärtner,eine Sekretärin,ein Gartenarbeiter sowie,je nach Bedarf,drei bis fünf Honorarkräfte.
Sie kommen vor allem bei Führungen von Kindergruppen
zum Einsatz.
Rund 150 private Gruppen und Schulklassen besuchen
pro Jahr den Botanischen Garten. Diese individuellen Touren kosten zwischen 30 und 40 Euro je Gruppe. Kinder können, zum Beispiel bei Geburtstagsfeiern, im Botanischen
Garten auf eine gleichsam spielerische wie lehrreiche »Schatzsuche« gehen. Zwischen März und Oktober bietet das Team
sonntags kostenlose Führungen an. Mal stehen Teepflanzen
im Mittelpunkt des Geschehens, mal dreht sich bei diesen
Führungen alles um die »Inspiration Natur«. Dann erklärt
Anna-Lisa Volz, welche Pflanzen als Vorbilder für technische
Anwendungen dienen. Natürlich nutzen auch Studenten verschiedener Fachrichtungen den Botanischen Garten.
Wer beim Rundgang durch die Gewächshäuser übrigens
das Geschnatter der Äffchen und das Kreischen der Vögel
vermisst,sollte seine Phantasie spielen lassen und sich die Geräusche einfach hinzudenken. Das ist hier gar nicht so schwer.
_Thorsten Mohr
Der Botanische Garten der Uni wurde 1967 gegründet. Entstanden ist er aus einer
1952 gegründeten Gewächshausanlage. Heute können hier neben den Studenten
auch alle anderen interessierten Erwachsenen und Kinder vieles über Pflanzen
erfahren. Dazu bietet das Team des Botanischen Gartens an vielen Sonntagen
kostenlose Führungen an. Auf Anfrage können Gruppen auch Erlebnis-Führungen
buchen. Im Mai und Juni können Studenten und Unimitarbeiter in einer so genannten Botanischen Mittagspause immer mittwochs um 12.30 Uhr etwa halbstündige
Kurzführungen mitmachen. Besuche ohne Führung sind innerhalb der Öffnungszeiten jederzeit möglich. Finanziert wird der Botanische Garten unter anderem vom
Förderkreis Botanischer Garten und aus Spenden.
Mehr Informationen im Internet unter www.uni-saarland.de/fak8/botgarten.
Saarländische Fließgewässer
im Visier der Forschung
»GradUS«, das Graduiertenprogramm der Universität des Saarlandes,
fördert Doktoranden während ihrer Promotion
Die Geographen Angelika Meyer
und Christof Kinsinger untersuchen die
Wasserqualität der Theel.
D
er Edelstahlbottich – groß wie ein Aquarium – steht ganz hinten an der Wand des
Messcontainers. Hier gurgelt und rauscht es, denn durch den Behälter wird permanent
Wasser geleitet. »Das ist Wasser aus der Theel, das von der Tauchpumpe draußen im
Fluss über einen Schlauch hier herein gefördert wird«, erklärt Angelika Meyer. Die Geographin prüft, ob die Messinstrumente, die in den 300-Liter-Probentopf eingetaucht sind, richtig arbeiten. »Diese Sonden messen automatisch im Fünf-Minuten-Takt die Wassertemperatur, den Sauerstoffgehalt, die Leitfähigkeit, den pH-Wert sowie Trübung und Nitratgehalt
des Wassers.« Hinzu kommen die Parameter, die von drei Fotometern erfasst werden: Ammonium, Phosphat und Kohlenstoffverbindungen. Die hoch spezialisierte Messstation, die
von außen wie ein fensterloser Wohnwagen aussieht, ist nur einer von mehreren mobilen
Containern, die seit März an der Theel und ihren Zuflüssen im Einsatz sind. Wie hier an der
Knorscheider Mühle wollen Wissenschaftler um Horst Philipp Beck, Professor für Anorganische und Analytische Chemie, herausfinden, woher die Belastungen im Fluss stammen.
Daher werden die automatisch aufgezeichneten Messwerte direkt an einen Computer an der
Universität übermittelt. Angelika Meyer und die promovierte Chemikerin Christina Klein
werten die Messdaten aus. »Bisher wurden die Gewässer im Saarland immer nur in Stichproben untersucht. Jetzt messen wir aber an jedem Standort kontinuierlich ein Jahr lang
und interpretieren die Daten vor dem Hintergrund meteorologischer, geographischer und
hydrologischer Informationen«, sagt Christina Klein. So können die Wissenschaftler genau
feststellen, wo die Probleme im Einzugsgebiet des Fließgewässers liegen.
Das Gewässer-Überwachungs-Programm ist Teil eines Forschungsprojektes zur Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Diese wurde im Jahr 2000 verabschiedet und
schreibt vor, dass die europäischen Bäche und Flüsse bis 2015 in guter Verfassung sein müssen. Dazu gehört ein guter chemischer und ein guter ökologischer Zustand. Wissenschaftler
der Physischen Geographie unter der Leitung von Professor Jochen Kubiniok haben den
ökologischen Part des Modellprojekts übernommen. Insbesondere haben sie die Gewässersohle und die Ufer als wichtige Lebensräume für Pflanzen und Tiere im Blick. »Unser Ziel
ist es, strukturreiche Gewässer zu entwickeln, indem wir ihre Eigendynamik ausnutzen«, erläutert der Geograph Christof Kinsinger. Dabei soll erforscht werden, wie sich ein guter Zustand möglichst wirkungsvoll und zugleich kostengünstig herstellen lässt. Die Forscher wollen hierbei mit »wissenschaftlichem Pragmatismus« vorgehen. »Es kann durchaus genügen,
an einigen Stellen eine Verbauung zu entfernen, dann können sich dort schon erste Gehölze
entwickeln und der Bach eigendynamisch Lebensräume bilden«, sagt der Fließgewässer-Experte. Welche Maßnahmen die Wissenschaftler für die Gewässer im Einzugsgebiet der Theel
für sinnvoll halten, legen sie derzeit fest. Dabei arbeiten sie eng mit dem Ministerium für Umwelt, Energie und Verkehr und dem Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz zusammen.
Mit der Umsetzung geeigneter Maßnahmen will man bereits im kommenden Jahr beginnen.
Danach werden die Geographen genau dokumentieren, wie sich die Struktur und die Dynamik der Bäche ändert. »Die hieraus gewonnenen Erkenntnisse haben Modellcharakter; sie
sollen auch an anderen Fließgewässern in die Praxis der Gewässerunterhaltung und -pflege
einfließen«, sagt Christof Kinsinger.
Finanziert wird das Projekt zu 90 Prozent mit Geldern aus dem Landeshaushalt. Den Rest
tragen sechs Gemeinden an der Theel und der Ill. Sie haben einen Kooperationsvertrag zur
Durchführung des Modellprojekts mit den Saarbrücker Wissenschaftlern abgeschlossen.
_Gerhild Sieber
Graduiertenprogramm
Bis zum Jahr 2015 sollen
viele Flüsse und Bäche im
Saarland in einem guten
Zustand sein. So schreibt
es die Europäische Wasserrahmenrichtlinie vor.
Daher müssen Wasserverschmutzungen vermindert
und Gewässerstrukturen
verbessert werden. Wie
man dies effektiv und kostengünstig erreichen
kann, untersuchen zurzeit
Chemiker und Geographen
der Universität des Saarlandes in einem Modellprojekt.
Gut gerüstet
zum Doktortitel
Wissenschaftlich schreiben, Forschungsergebnisse verständlich präsentieren und Projekte organisieren, mit diesen
Themen beschäftigen sich alle Doktoranden im Laufe ihrer
Promotion. Besondere Herausforderungen müssen dabei
junge Wissenschaftler aus dem Ausland meistern. »GradUS,
das Graduiertenprogramm der Saar-Uni, hat mir sehr geholfen, mich zu integrieren.So habe ich Leute kennengelernt
und viele Freunde gefunden«, sagt Carla Sofia Amado. Die 28-jährige Portugiesin arbeitet im
Sprachenzentrum und promoviert über Online-Methoden im Fremdsprachenunterricht. Das
Graduiertenprogramm bietet den Doktoranden der Saar-Uni Seminare, Workshops und individuelle Coachings für ihre spätere Karriere in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft
an. Außerdem erhalten sie Informationen über Förder- und Kontaktmöglichkeiten. In den
Workshops lernen sie beispielsweise, wie wissenschaftliche Projektarbeit optimal gestaltet
werden kann und wie ein Assessment-Center abläuft. Auch Bioinformatiker Oliver Müller
hat im Laufe seiner Promotion mehrereWorkshops des Graduiertenprogramms besucht.»Ich
promoviere am Institut für Molekulare Zellbiologie in Homburg, da ist man schon ein wenig
isoliert«, findet der 32-jährige Neunkircher.
Doktoranden sind in etlichen Disziplinen tatsächlich häufig Einzelkämpfer, die sich eher
selten mit anderen Wissenschaftlern austauschen. »Genau das wollen wir ändern, indem wir
beispielsweise Treffen, Arbeitsgruppen und Stammtische organisieren. Dabei können sich
die Doktoranden untereinander vernetzen«, sagt Theo Jäger. Zusammen mit dem Leiter des
Präsidialbüros, Thilo Offergeld, koordiniert er das Programm. Ziel ist es, optimale Promotionsbedingungen für die Doktoranden der Universität zu ermöglichen. Unter anderem unterstützt »GradUS« die Einrichtung von Doktorandenprogrammen in den Fächern. Seit Kurzem betreuen die Koordinatoren sechs neue fachnahe Programme, die seit Beginn des Jahres
vom Präsidium gefördert werden, beispielsweise in Volkswirtschaftslehre, Medizin, Sprachwissenschaften und Chemie/Werkstoffwissenschaften.
Durch diese Programme soll das Promotionsverfahren insgesamt strukturierter und transparenter werden. Ein weiterer Vorschlag von »GradUS« ist, dass Doktorand und Betreuer
gleich zu Beginn des Promotionsverfahrens eine Vereinbarung über das Ziel der Doktorarbeit und die Ausgestaltung der Betreuung treffen. Außerdem streben die Koordinatoren an,
dass der Fortschritt der Einzelpromotionen in regelmäßigen Kurzberichten festgehalten wird.
»Dabei wollen wir die Balance zwischen freiwilligen und verpflichtenden Elementen der Promotion halten, auf keinen Fall soll sie verschult oder bürokratisch werden«, betont Koordinator Offergeld.Möglichst viele Doktorandinnen und Doktoranden sollen außerdem in Zukunft
noch besser in die Spitzenforschung eingebunden werden. »Wir wollen den Nachwuchsforschern eine Perspektive auf interdisziplinäre Fragestellungen eröffnen und einen regelmäßigen Dialog zwischen Natur- und Geisteswissenschaften fördern«, erklärt Theo Jäger.
Von den derzeit etwa 1.500 Doktoranden beziehen etwa 500 regelmäßig den Newsletter
des Graduiertenprogrammes, etwa 400 junge Wissenschaftler nehmen jedes Jahr an den meist
kostenpflichtigen Kursen und Workshops teil. Jeder Doktorand der Saar-Uni bekommt ein
Qualifikations-Guthaben von 100 Euro pro Jahr, das er für den Besuch der Workshops verwenden kann. Im Sommersemester 2010 gibt es beispielsweise Kurse zu den Themen Projektmanagement, Schreiben in der Wissenschaftssprache Englisch oder Publizieren wissenschaftlicher Arbeiten. Solche Kurse und Kontakte zu anderen Nachwuchswissenschaftlern
hätten sich Theo Jäger und Thilo Offergeld auch während ihrer eigenen Doktorandenzeit gewünscht, denn ihre Promotionsprojekte haben sie noch »klassisch und vorwiegend in Einzelarbeit bearbeitet«, sagt Thilo Offergeld. Oliver Müller dagegen hat über das
Graduiertenprogramm viele Doktoranden aus anderen Fachbereichen kennengelernt und sich mit ihnen ausgetauscht.»Unter anderem haben sie mirTipps
zum Zusammenschreiben meiner Arbeit gegeben«, sagt er. Die waren offenbar
gut: Oliver Müller will seine Doktorarbeit Anfang Mai abgeben.
_Irina Urig
Webseite: www.uni-saarland.de/gradus
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ünstliche Myrte
aus dem Chemie-Labor
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Absolventinnen der Saar-Uni erhalten Exzellenz-Preis
der Regierung von Québec
ZweiAbsolventinnen des Fachs Französische Kulturwissenschaft und Interkulturelle Kommunikation mit Schwerpunkt Frankreich haben für ihre Magisterarbeiten den renommierten Prix d’Excellence der Regierung von Québec
erhalten. Sarah Hürter und Luise Baumann teilen sich
den Preis, der mit insgesamt 3000 Euro dotiert ist.
In ihren Magisterarbeiten hatten sich die Absolventinnen mit Fragen der Integration in der Provinz Québec beschäftigt. Sarah Hürter befasste sich konkret mit demThema
Presseanalyse zur Integrationspolitik in Québec in den Jahren 2006 und 2007. Luise Baumann setzte sich mit der Integration von ethnischen Minderheiten auf demArbeitsmarkt
Montréals auseinander. Betreut wurden die Arbeiten von
Professor Hans-Jürgen Lüsebrink.
Seit der Antike gilt die Myrte als Heilpflanze. Ihr Wirkstoff Myrtucommulon A kann
Bakterien abtöten, Schleim lösen, Schmerzen lindern und auch den programmierten
Zelltod von Tumorzellen hervorrufen. Dem Saarbrücker Chemieprofessor Johann
Jauch und seinen Mitarbeitern ist es nun zusammen mit einem Forscherteam der
Universität Tübingen zum ersten Mal gelungen, den Wirkstoff Myrtucommulon A im
Labor nachzubauen. Einen entsprechenden Artikel konnten die Wissenschaftler jetzt
in der renommierten Zeitschrift »Angewandte Chemie« veröffentlichen.
Aromatisch duftet die Myrte. Der immergrüne Strauch, der
im Mittelmeerraum wächst, hat weiße Blüten, blau-schwarze
Beeren und kleine, ledrige Blätter. Die Blätter enthalten den
antibakteriellen und entzündungshemmenden Wirkstoff
Myrtucommulon A. Den Wirkstoff kann man aus der Pflanze
extrahieren, doch das ist mühevoll und liefert nur geringe
Mengen. »Wenn man den Wirkstoff aus einem Kilogramm
Myrte-Blättern isoliert, erhält man vielleicht ein halbes
Gramm Myrtucommulon A, und dafür steht man dann zwei
Wochen lang im Labor«, erklärt Johann Jauch, Professor für
Organische Chemie an der Universität des Saarlandes. Ihm
und seinem Team ist es nun zum ersten Mal gelungen, den
Wirkstoff im Labor herzustellen. »Bei der künstlichen Synthese entstehen in der gleichen Zeit zehn Gramm, also das
20-fache. Da für eine mögliche Herstellung von Medikamenten große Mengen eines Wirkstoffes nötig sind, ist das ein
wichtiger Durchbruch«, so Jauch. Mit der Pflanze selbst hatte
der Chemiker auch persönlich nicht viel Glück. Zu Beginn
der Forschungsarbeiten schenkten ihm seine Mitarbeiter ein
Myrte-Pflänzchen. »Das habe ich leider zu Tode gegossen«,
gibt der Professor lächelnd zu. Die Synthese des Myrte-Wirkstoffes im Labor verlief dagegen erfolgreich: »Es ist eine einfache Synthese für ein nicht ganz einfaches Molekül«, erklärt
Johann Jauch. »Es besteht aus drei Bausteinen, die man in
der richtigen Reihenfolge mischen muss: Erst kommt Syncarpinsäure, dazu gibt man Isobutyraldehyd und schließlich
Isobutyrylphloroglucin.«
Alles begann mit einem Zettel, den ihm im April 2007
sein Tübinger Kollege Oliver Werz zeigte. Darauf war das
Myrte-Molekül zu sehen. Im Zusammenhang mit Forschungsarbeiten zum Thema Weihrauch, die beide Professoren seit 15 Jahren betreiben, fragte Werz Professor Jauch, ob
er auch das Myrte-Molekül im Labor herstellen könne. Ein
Syntheseplan war schnell entwickelt, und Johann Jauch beauftragte daraufhin seinen Chemielaboranten David Hartmann, den Plan in die Tat umzusetzen, was ihm auch gelang.
Allerdings ließ sich die Synthese anschließend zunächst nicht
mehr reproduzieren. »Meine Mitarbeiter haben monatelang
versucht, das Myrtucommulon unter Zugabe von Säure zu
synthetisieren. Irgendwann kam ich darauf, statt der Säure
Base zu verwenden,und plötzlich hatten wir 100 ProzentAusbeute«, sagt Johann Jauch. Spektroskopische Untersuchungen und eine Röntgenstrukturanalyse zeigten,dass es sich tatsächlich um den Myrte-Wirkstoff handelte. Bei pharmakologischen Tests konnten die Tübinger Wissenschaftler nachweisen, dass der im Labor hergestellte Wirkstoff genauso gut
gegen Entzündungen und Tumorzellen wirkt wie der natürliche. Sein Syntheseverfahren hat sich Johann Jauch mittlerweile patentieren lassen, zwei Firmen haben bereits Interesse
daran gezeigt.
Trotz des Erfolges ist die Struktur von Myrtucommulon
A noch nicht ganz geklärt. »Das Molekül hat an zwei Stellen
ein Stereozentrum, das aussieht wie ein kleiner Ast. Da wissen wir noch nicht,in welche Richtung die Substituenten,also
diese kleinen Äste, wirklich zeigen«, sagt der Chemie-Professor. Die jetzige Mischung enthält verschiedene Arten von
Molekülen,deren Substituenten unterschiedlich ausgerichtet
sind. »Eigentlich ist nur eines der Moleküle das richtige. Seltsamerweise tritt die pharmakologische Wirkung bei der Mischung trotzdem ein«, so Jauch. Dieses Phänomen und die
endgültige Struktur des Moleküls will er nun in weiteren Versuchen klären. »Wir testen auch neue Varianten von Myrtucommulon A. Wenn man statt der Syncarpinsäure Dimedon
nimmt, entstehen Moleküle, die zwölfmal wirksamer sind als
der Naturstoff.Damit könnte man bessere Medikamente herstellen«, sagt Johann Jauch. Von der Synthese eines Stoffes
bis hin zur fertigen Arznei vergehen in der Regel zehn Jahre.
Da den Wissenschaftlern die Synthese des Myrtucommulons
aber schon gelungen ist, hätte die Pharmaindustrie bereits
drei Jahre gespart. »Für mich wäre es ein Highlight, wenn irgendwann ein Medikament auf den Markt käme, das auf meinen Forschungsarbeiten beruht«, sagt Professor Jauch.
Saarbrücker Honorarprofessor in die italienische
Akademie der Wissenschaften aufgenommen
Der Romanist Karlheinz Stierle, Honorarprofessor an
der Universität des Saarlandes, ist in
die italienische Akademie der Wissenschaften (Accademia Nazionale
dei Lincei) aufgenommen worden.
Der italienische Staatspräsident
Giorgio Napolitano empfing Karlheinz Stierle im QuirinalPa- last in Rom. Neben Max Pfister kann das Romanische
Seminar der Saar-Uni damit als einziges in Deutschland
gleich zwei Mitglieder der italienischen Akademie der Wissenschaften aufweisen.
Die Accademia Nazionale dei Lincei wurde 1603 gegründet und ist eine der ältesten nationalen Wissenschaftsakademien der Welt. Eines ihrer frühesten Mitglieder war
Galileo Galilei.
Joachim Zentes wird Kommissionsvorsitzender im
Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft
Joachim Zentes, Professor für Außenhandel und internationales Management an der Saar-Uni, wird von 2010
bis 2012 Vorsitzender der »Wissenschaftlichen Kommission
Internationales Management« im Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft sein. Die Kommission wird
demnach 2011 und 2012 in Saarbrücken tagen.
_Irina Urig
Menschen
K
M
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Jura-Studenten der Saar-Uni unter den besten der Welt
Bei einem juristischen Hochschulwettbewerb in Wien
haben Studenten der Saar-Uni in einer weltweiten Konkurrenz den neunten Platz belegt. Sie ließen dabei Studenten von international renommierten Elite-Unis wie Harvard
und Yale hinter sich. Insgesamt nahmen Teams von 252 Universitäten aus 62 Ländern am so genannten Willem C. Vis
International Commercial Arbitration Moot teil, einem
Wettbewerb, der sich um internationales Wirtschaftsrecht
dreht.
Die neun Studenten der Saar-Uni (Gabriele Bares
und Alexander Monro als Sprecher in Wien sowie
Katherine Afford, Olga Andreeva, Daniel Gräsel,
Reffica Kuganakathasan, Danielle Robinson, Anna
Marie Tschirley und Alex Watts), wurden von Professor Helmut Rüßmann und Frank Spohnheimer betreut.
Simulierte Gerichtsprozesse, so genannte Moots, stammen aus der angelsächsischen Rechtsausbildung. Darin vertreten Studenten eine Partei in einem fiktiven Fall, den sie
über ein halbes Jahr hinweg vorbereiten.Sie erstellen Schriftsätze für die Kläger- und Beklagtenseite und bereiten sich
intensiv auf den Höhepunkt des Moots vor, die mündliche
Verhandlung. Dort müssen sie die Schiedsrichter des Wettbewerbs, Richter, Anwälte und Professoren aus der ganzen
Welt, von ihren fachlichen und rhetorischen Fähigkeiten
überzeugen, bei einem internationalen Wettbewerb in der
Sprache der internationalen Wirtschaft: Englisch.
Kinderarzt Sven Gottschling erhält Posterpreis auf
dem Deutschen Schmerztag
Sven Gottschling, Kinderarzt, Schmerz- und Palliativmediziner am Homburger Uniklinikum, hat den Posterpreis auf dem Deutschen Schmerz- und Palliativtag in Frankfurt erhalten. Gottschling behandelt Kinder, die unter
schweren Krankheiten wie Krebs oder Behinderungen leiden und dadurch starke Schmerzen haben. Reichen herkömmliche Medikamente zur Schmerztherapie nicht mehr
aus, verabreicht Sven Gottschling Dronabinol, einen halbsynthetisch hergestellten Wirkstoff aus der Cannabis-Pflanze. Gottschling, Leiter des Zentrums für Kinderschmerztherapie und Palliativmedizin am Uniklinikum, berichtete
auf dem Deutschen Schmerz- und Palliativtag von seinen
Behandlungsergebnissen bei acht schwerkranken Kindern.
Professor Markus Hoth zum Mitglied der
Leopoldina gewählt
Markus Hoth, Leiter der Biophysik an der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes, Campus
Homburg, wurde zum Mitglied der Deutschen Akademie
der Naturforscher Leopoldina gewählt. Zu den Mitgliedern
der Akademie zählen führende Wissenschaftler aus aller
Welt. Die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina (gegründet 1652) mit Sitz in Halle ist eine überregionale Gelehrtengesellschaft mit gemeinnützigen Aufgaben
und Zielen.
Universität Athen ehrt Saarbrücker Geologen
Bei ihrem ersten Internationalen Symposium »Natur
und Ethik.Dialog für das Überleben« in Delphi hat die Universität Athen das wissenschaftliche Wirken des Saarbrücker Professors für Angewandte Geochemie und Geologie Horst Schneider mit der Verleihung des »Wisdom
Award«geehrt. Der seit ihren Anfängen der Universität des
Saarlandes verbundeneWissenschaftler lehrte bis zu seinem
Eintritt in den Ruhestand 1993 auf dem Saarbrücker Campus und ist auch Ehrendoktor der Universität Athen.
M
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Homburger Dozententeam erhält
Landespreis Hochschullehre
Für ihr Projekt »Notfall-, Trainings- und Simulationszentrum der Universität« hat das saarländische Wissenschaftsministerium Marc Wrobel, Oliver Fürst und
Dirk Schmidt von der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie in Homburg mit dem Landespreis Hochschullehre 2009 ausgezeichnet. Insgesamt ist
der Preis mit 50.000 Euro dotiert; er wurde in diesem Jahr
für drei Lehrveranstaltungen vergeben. Auch die Hochschule der Bildenden Künste und die Hochschule für Musik
wurden ausgezeichnet. Die Homburger Dozenten erhielten
10.000 Euro Preisgeld.
Angehende Mediziner können im Simulationszentrum
unter ärztlicher Anleitung fast jede Art von Eingriff, Pflege
und Notfall an »Simulations-Puppen« üben. Die modernen
Puppen verfügen unter anderem über Blutgefäße, viele innere Organe und einen Medikamentenscanner. Die Kurse
sind bereits fester Bestandteil der Homburger Medizinerausbildung und werden von den Studenten mit Begeisterung
wahrgenommen. Das Simulatorzentrum wurde vor zwei
Jahren von Dirk Schmidt und Marc Wrobel übernommen
und unter Mithilfe von Oliver Fürst weiterentwickelt und
ausgebaut.
Den Landespreis Hochschullehre vergibt das Ministerium für Wirtschaft und Wissenschaft zum siebten Mal. Mit
der Auszeichnung werden Lehrende saarländischer Hochschulen für herausragende Veranstaltungen geehrt.
Physiker und ehemaliger Vizepräsident Manfred Lücke
in den Ruhestand verabschiedet
Im März wurde Manfred Lücke,
Professor für Theoretische Physik, in
den Ruhestand verabschiedet.Lücke
wurde am 15. November 1944 in
Schomberg geboren und studierte
Physik an der TH Karlsruhe und der TU München. Seit 1982
hat er eine Professur an der Universität des Saarlandes inne.
Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen unter anderem
Selbstorganisation und Strukturbildung, Nichtgleichgewichtssysteme, Fluiddynamik sowie Ferrofluide. Von Mitte
2007 bis Ende 2009 gehörte er als Vizepräsident für Forschung und Technologietransfer dem Präsidium der Universität an. Seit dem 1. April 2010 ist er Seniorprofessor in
der Fakultät für Physik und Mechatronik.
Professor Günter Lensch:Am 25.Januar 2010 konnte
der emeritierte Professor für Angewandte Geochemie und
Mineralogie Günter Lensch seinen 80.Geburtstag begehen.
In Kaiserslautern geboren, studierte Lensch in Heidelberg,
Innsbruck,Toulouse und München.1963 wechselte er alsAssistent an das Saarbrücker Mineralogische Institut.Sein wichtigster Forschungsgegenstand waren die Gesteine und Minerale der tiefen Erdkruste und der Ozeanböden.Er war mehrmals Prodekan des Fachbereichs Geologie-Mineralogie.
Professor Bernard Bray: Am 9. April wurde der Professor für Französische Literaturwissenschaft 85 Jahre alt.
Der ehemalige Direktor des Institut d’ Etudes Françaises,
der den Lehrstuhl von 1970 bis zur Emeritierung 1993 innehatte, begründete die Studiengänge »Licence de Lettres
Modernes« sowie den Diplom-Teilstudiengang »Grenzüberschreitende Studien« in Kooperation mit der Universität Metz. Bernard Bray gehört zahlreichen wissenschaftlichen und literarischen Gesellschaften in Amerika und
Europa an und ist unter anderem »Ritter der Ehrenlegion«
und »Officier de l’ Ordre National du Mérite«.
Spanischer Literat und Ehrendoktor der Saar-Uni,
Miguel Delibes, gestorben
Am Morgen des 12. März ist Miguel Delibes, Ehrendoktor der Universität des Saarlandes, in Valladolid gestorben. Er wurde 89 Jahre alt. Alle seine Bücher haben hohe
Auflagen erreicht und wurden in der gesamten spanischsprachigenWelt millionenfach gelesen.Fast alle seine Romane spielen in Kastilien und verleihen mitVorliebe jenen eine
Stimme, die sonst nicht gehört werden: den Benachteiligten, den Kindern,denAlten und denAusgegrenzten.Am bekanntesten sind »El camino« (1950;deutscherTitel »Und zur
Erinnerung Sommersprossen«),ein Jugendroman,und »Los
Santos inocentes« (1981; deutsch »Die Heiligen Narren«).
Neue Professoren an der Saar-Uni
Michael Olbrich ist seit dem 1. März Professor für
Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftsprüfung.
Er tritt die Nachfolge von Professor Karlheinz Küting an,
Gründungsdirektor des Fraunhofer-Instituts in
St. Ingbert, Klaus Gersonde, gestorben
Im Alter von 75 Jahren ist am 9. Januar 2010 in Aachen
der Gründungsdirektor des Fraunhofer-Instituts für Biomedizinische Forschung in St.Ingbert und Professor für Medizintechnik Klaus Gersonde gestorben. Am 20. Mai
1934 in Groß-Gansen in Pommern geboren, führte ihn seine
Laufbahn nach der Promotion in Kiel und der Professur für
Biochemie und Biophysik an der Rheinisch-Westfälischen
Technischen Hochschule Aachen 1987 ins Saarland. Als innovativer Pionier begründete er nicht nur den Lehrstuhl für
Medizintechnik, sondern auch das Fraunhofer-Institut für
Biomedizinsche Technik.
Geburtstage emeritierter Professoren
Kurt Weinges:Am 16.März wurde der langjährige Direktor der II. Medizinischen Universitäts- und Poliklinik in
Homburg/Saar und Experte für Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen, Kurt Weinges, 85 Jahre alt.
Der gebürtige Dortmunder kam 1962 nach Homburg.
Hier war er an der Gründung und am Ausbau der Poliklinik, der späteren zweiten Medizinischen Klinik, maßgeblich beteiligt.1975 wurde er zum ordentlichen Professor und
zum Direktor der Medizinischen Universitäts- und Poliklinik – Innere Medizin II – ernannt, die er fast zwei Jahrzehnte
bis zu seiner Emeritierung 1993 leitete.
der in den Ruhestand getreten ist. Einer seiner Forschungsschwerpunkte sind die Probleme in kritischen Phasen für
Unternehmen, beispielsweise bei der Gründung. Zuletzt
war Olbrich Professor an der Universität Trier.
Robert Bals ist mit seiner Ernennung zum Professor
für Innere Medizin zum 1.April gleichzeitig neuer Direktor
der Klinik für Pneumologie. Er forscht unter anderem an
Lungenkrankheiten wie Asthma sowie an Beatmungs- und
Intensivmedizin. Zuvor war er Leiter der Intensivstation an
der Lungenklinik der Uni Magdeburg.
Elke Teich ist zum 1. April zur Professorin für Englische Sprach- und Übersetzungswissenschaft ernannt worden. Sie möchte die interdisziplinäre Forschung an der
Schnittstelle zwischen Sprach- und Kulturwissenschaften einerseits und der Informatik andererseits ausbauen. Elke
Teich war zuvor Professorin an der TU Darmstadt.
Gregor Jung ist zum Professor für Biophysikalische
Chemie ernannt worden. Der Grundlagenforscher und sein
Team versuchen, bildgebende Analyseverfahren in Medizin und Materialwissenschaft so weit zu verbessern, dass
einzelne Moleküle sichtbar werden. Im Mittelpunkt der
Forschung stehen dabei Fluoreszenzfarbstoffe, die als bifunktionale Kontrastmittel dienen. Gregor Jung war zuvor
bereits Juniorprofessor an der Saar-Uni.
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Daniel Krug erhält Doktoranden-Preis
für Naturstoff-Forschung
Für seine Doktorarbeit hat Daniel
Krug, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Pharmazeutische
Biotechnologie der Universität des
Saarlandes und am Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland, den Doktoranden-Preis für Naturstoff-Forschung erhalten. Die Auszeichnung wird jährlich von der Gesellschaft für Chemische
Technik und Biotechnologie verliehen. In seiner Doktorarbeit hat sich Daniel Krug mit der Entdeckung neuer Wirkstoffe aus Myxobakterien mit Hilfe gezielter Neukombination von Genen unter Verwendung molekularbiologischer
Methoden beschäftigt. Außerdem hat er die Entstehungswege für die Bildung dieser Naturstoffe untersucht. Dabei
wurde die Funktion von ungewöhnlichen Enzymen erforscht, die an der Biosynthese der neuen Substanzen beteiligt sind.
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Termine
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Noch bis 7. Mai: China-Woche, Veranstalter:
Sprachenzentrum, Unicampus Saarbrücken.
In einer Vortragsreihe stellen verschiedene Fachbereiche
wie zum Beispiel die Medizin, die Rechtswissenschaft oder
die Computerlinguistik gemeinsame Forschungsprojekte mit
chinesischen Hochschulen vor. Das Sprachenzentrum lädt zu
einem Schnupperkurs Chinesisch ein, in dem die Teilnehmer
nützliche Redewendungen lernen können. Daneben besteht
die Möglichkeit, die chinesischen Meditations- und KonzentrationstechnikenTai-Chi und Qigong auszuprobieren.In der
Mensa wird es jeden Tag ein anderes chinesisches Gericht
geben.Täglich informieren Experten an einem »China-Stand«
in der Mensa überThemen wie Leben und Studieren in China.
www.szsb.uni-saarland.de/chinawoche
Noch bis 23. Juni: Ringvorlesung »Kulturelle
Grundlagen Europas«, Veranstalter: Fachrichtung
Evangelische Theologie und Landeshauptstadt Saarbrücken, Rathausfestsaal der Stadt Saarbrücken und
Stadtgalerie Saarbrücken, St. Johanner Markt 24,
19 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Um die europäische Kultur der Gegenwart zu verstehen,
muss man ihre Grundlagen kennen. Dabei ist vor allem das
Verständnis der (Spät-)Antike in allen ihren Ausprägungen
wichtig. In der Ringvorlesung kommen unter anderem Historiker, Philosophen,Theologen und Juristen zuWort,die die
Impulse der Antike und ihre Auswirkungen auf die heutige
Kultur aus verschiedenen Perspektiven beleuchten. Behandelt werden dabei sowohl Texte – Bibeltexte, griechische
Mythologie oder philosophische Texte – als auch Themen wie
Demokratie, Menschenwürde oder Gerechtigkeit. Die Ringvorlesung wird im Wintersemester fortgesetzt.
www.uni-saarland.de/kulturelle_Grundlagen_Europas
Noch bis 5. Juli: Ringvorlesung »Tragödie: Die bleibende
Herausforderung«, Veranstalter: Fakultät für Sprach-,
Literatur- und Kulturwissenschaften und Landeshauptstadt Saarbrücken, Rathausfestsaal der Stadt Saarbrükken, 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Im Dionysostheater der Polis Athens begann die Geschichte der Tragödie im 5. vorchristlichen Jahrhundert. Zu
den Meilensteinen der neuzeitlichenTragödiengeschichte gehören Shakespeare, die französische Klassik, die Entstehung
des bürgerlichen Trauerspiels, Dramen der Weimarer Klassik
sowie bedeutender italienischer und russischer Dichter des
18. und 19. Jahrhunderts, schließlich spektakuläre Inszenierungen antiker Tragödien auf den Bühnen unserer Zeit. Anhand ausgewählter Beispiele und auf dem neuesten Stand
der Forschung bieten die Saarbrücker Literaturwissenschaften einen Überblick über die erstaunlich langlebige und adaptionsfähige Erfolgsgeschichte der Tragödie.
www.uni-saarland.de/tragoedie
Noch bis 6. Juli: Ringvorlesung »Empirie, Daten und
Digitalisierung in den Geisteswissenschaften«,
Veranstalter: Philosophische Fakultät II, Unicampus
Saarbrücken, Gebäude A2 2, Hörsaal 2.02, dienstags
18 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Untersuchungsgegenstand der Geisteswissenschaften
sind vor allem Texte und Bilder. Deren Analyse und Interpretation ist aufwändig und erfordert großes Erfahrungswissen. Mit den neuen Möglichkeiten der digitalenAufbereitung
kann einerseits mehr Material betrachtet werden, andererseits muss Erfahrungswissen zunehmend erklärt werden.
Dadurch ändern sich die tradierten Praktiken geisteswissenschaftlicher Forschung: empirisch orientierte Vorgehensweisen werden grundsätzlich möglich,und Zusammenarbeit wird
zunehmend nötig. Vor diesem Hintergrund stellt die Ringvorlesung die Frage nach der aktuellen Rolle von Daten,
Digitalisierung und empirischen Methoden in den Geisteswissenschaften.
http://fr46.uni-saarland.de
1. Juni bis 14. Juli: Ringvorlesung »Die Kunst der
Fälschung«, Veranstalter: Institut für Kunstgeschichte
und Stadtgalerie Saarbrücken, Stadtgalerie Saarbrücken, St. Johanner Markt 24, 19 Uhr (dienstags) und
21 Uhr (mittwochs). Der Eintritt ist frei.
Experten aus Kunstgeschichte, Rechtswissenschaft, Restaurierung und Kriminalistik sprechen jeweils dienstags
über verschiedene Aspekte der Kunstfälschung. Begleitend
werden mittwochs Spielfilme vorgeführt, die sich rund ums
Thema Kunstfälschung drehen. Das Team der Mediathek am
Institut für Kunstgeschichte hat zur Ringvorlesung eine Ausstellung vorbereitet, die den Zuschauern digitale Fälschungen, die technologisch jüngste Variante der (Ver-)Fälschung,
zeigt. Sie ist im Vortragsraum der Stadtgalerie zu sehen.
www.unisaarland.net/fake
Termine
6. Mai: Europatag, Unicampus Saarbrücken,
Gebäude B4 1, 14 Uhr.
Neben einem wissenschaftlich ausgerichtetenTeil werden
Experten aus Hochschule undWirtschaft interessierten Schülern und Studenten am Europatag Tipps zum Thema Bewerben und Arbeiten im Ausland geben. In diesem praktischen
Teil vermitteln die Fachleute in Workshops auch, welche Berufsmöglichkeiten im europäischen Kontext bestehen. Der
wissenschaftliche Teil des Europatages widmet sich in Vorträgen der »Erinnerungskultur in Europa« aus verschiedenen
Perspektiven. Anschließend diskutieren Experten und Publikum über die Themen der Vorträge.
Höhepunkt des Europatages wird eine Podiumsdiskussion um 18 Uhr sein, die von Jan-Martin Wiarda, Redakteur
derWochenzeitung »Die Zeit«,moderiert wird.Er spricht mit
Studenten, Professoren und Vertretern der Wirtschaft über
»Alles nur Hype? – Was Auslandsstudium und Wissenschaftleraustausch wirklich bringen«. Die Diskussion ist Teil der
Reihe »Zeit Campus Dialog«.
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