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campus Neue Master von A bis Z
Campus_Magazin_08-2011_QX7:Layout 1 16.08.2011 10:42 Uhr Seite 1 UNIVERSITÄT DES SAARLANDES campus Neue Master von A bis Z August 2011 Campus_Magazin_08-2011_QX7:Layout 1 14.08.2011 13:41 Uhr Seite 2 UNIVERSUM Ganz neue Perspektiven für Ihr Leben. die persönlichere Note auf dem Campus Stein auf Stein. Mit der passenden Baufinanzierung. Das Bank 1 Saar-Universum für alle, die sich etwas aufbauen wollen. Campus_Magazin_08-2011_QX7:Layout 1 14.08.2011 13:41 Uhr Seite 3 Anschrift: Universität des Saarlandes, Campus, D-66123 Saarbrücken. Layout und Satz: Maksimovic & Partners. Druck: SDV. Anzeigen: Stephanie Böcker. Pressestelle oder Privatbestand der abgebildeten Personen. und Wissenschaft des Saarlandes (S. 22 Frank Wilhelm-Mauch, Tobias Hartmann, Wolfgang Maaß), Franz Froeßl, Umweltministerium Rheinland-Pfalz (S. 20 Claus-Michael Lehr), ansonsten Bestand der Fotos: Fotolia (Titelbild), iStockphoto (S. 5, S. 6) Uwe Bellhäuser (S. 3, S. 12), André Mailänder (S. 7, S. 8, S. 9), Oliver Dietze (S. 10, S. 16, S. 17, S. 18), Rüdiger Koop (S. 20 Martin Janssen), Ministerium für Wirtschaft Redaktion: Friederike Meyer zu Tittingdorf (V.i.S.d.P.), Thorsten Mohr, Gerhild Sieber. Mitarbeit: Wolfgang Müller. Impressum /// Campus, das Magazin der Universität des Saarlandes, erscheint viermal im Jahr. 41. Jahrgang, Ausgabe 3/2011, August 2011. Herausgeber: Der Präsident der Universität des Saarlandes. Editorial Liebe Leserinnen und Leser, vier neue Master-Studiengänge gehen im Wintersemester an den Start. In den Altertumswissenschaften vereinen sich verschiedene Fächer wie zum Beispiel Alte Geschichte und Klassische Archäologie zu einem neuen Fächerkanon. Im Master-Studiengang Psychologie können die Studenten aus sieben verschiedenen Schwerpunkten wählen und so ihr Studium individuell gestalten. Der an der Schnittstelle von Biologie und Medizin angesiedelte Master Human- und Molekularbiologie baut, wie die beiden anderen Studiengänge auch, auf dem entsprechenden Bachelor-Studiengang auf. Er lehnt sich inhaltlich an die biomedizinischen Forschungsschwerpunkte der Saar-Uni an. Ganz neu ist der Master-Studiengang Educational Technology. In diesem sollen Absolventen aus Informatik, Erziehungswissenschaft und Psychologie neue Lernumgebungen schaffen. Von der klassischen Kreidetafel sind die Bildungstechnologen dabei weit entfernt. Sie arbeiten beispielsweise mit Künstlicher Intelligenz. Lesen Sie mehr über die neuen Studiengänge ab Seite 4. Etwas älter, aber deswegen nicht weniger faszinierend, ist der Master-Studiengang amase. Die Saar-Uni hat den internationalen Studiengang der Materialwissenschaft gemeinsam mit Universitäten in Spanien, Frankreich und Schweden ins Leben gerufen. Auf Seite 16 schildert eine mexikanische amase-Studentin, wie es ihr in Saarbrücken gefällt. Gefallen findet auch Jens Rettig an seinem Job. Der Physiologe ist Sprecher des Sonderforschungsbereiches 894 der Deutschen Forschungsgemeinschaft. »Viele Kollegen sind neidisch auf uns«, sagt er. Warum das so ist, erfahren Sie ab Seite 10. Eine völlig andere Disziplin ist die Leidenschaft von Sikander Singh. Der Literaturwissenschaftler ist seit Mai Leiter des Literaturarchivs Saar-Lor-Lux-Elsass. Der Rheinländer bewegt sich virtuos zwischen der universitären Forschung und der Arbeit im Literaturarchiv, übrigens dem einzigen dieser Art an einer deutschen Universität. Wie Sikander Singh diesen Spagat meistert, erklärt er ab Seite 18. Aber was nützt alle Brillanz, wenn man seine Ergebnisse nicht vermarkten kann? Daher gibt es an der Saar-Uni das Zentrum für Schlüsselkompetenzen. Dort können Studenten und Wissenschaftler die vielbeschworenen Soft Skills lernen: Rhetorik, Verhandlungsgeschick, Präsentationstechniken und viele andere nützlichen Dinge. Das ganze Spektrum des Zentrums schildert der Text ab Seite 12. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihr Universitätspräsident Professor Volker Linneweber 4 Neue Master-Programme: Von Altertumswissenschaft bis Zukunftstechnologie 7 Forschung 10 Detektivarbeit in der Zelle: Im DFG-Sonderforschungsbereich untersucht Jens Rettig Kalziumsignale 12 Besser lehren und lernen: Das Zentrum für Schlüsselkompetenzen bildet Dozenten und Studenten 14 Campus 16 Materialforschung international: Mexikanerin kommt über Barcelona nach Saarbrücken 18 Leidenschaft: Neuer Leiter des Literaturarchivs Sikander Singh will Öffentlichkeit für regionale Literatur begeistern 20 Menschen Campus_Magazin_08-2011_QX7:Layout 1 14.08.2011 13:41 Uhr Seite 4 —KI Von Klassik bis Im kommenden Wintersemester werden vier neue Master-Studiengänge an der Universität des Saarlandes starten. Altertumswissenschaften, Human- und Molekularbiologie sowie Psychologie bauen konsekutiv auf den grundständigen Bachelor-Studiengängen an der Saar-Uni auf. Ganz neu hingegen ist der Master Educational Technology. Hier sollen Absolventen aus Psychologie, Bildungswissenschaften und Informatik lernen, neue Bildungstechnologien zu entwickeln und wissenschaftlich zu untersuchen. Welchen Wissensstand die Studenten haben und wie sich die eigene Vorlesung optimieren lässt, kann ein Hochschuldozent mittels neuer Technologien künftig schon während der Veranstaltung erfahren: Über so genannte Backchannel stellen die Zuhörer direkt Fragen zum vorgetragenen Stoff, die nicht nur der Dozent, sondern auch die übrigen Studenten mitverfolgen und kommentieren können. Dies ist nur ein Beispiel für mögliche neue Technologien im Bereich Bildung und Weiterbildung, deren Entwicklung und Erforschung Armin Weinberger an der Universität des Saarlandes vorantreibt. Der Professor für Bildungstechnologie und Wissensmanagement bietet ab dem Herbst den neuen Master-Studiengang Educational Technology an, der Informatik, Pädagogik und Psychologie miteinander verbindet. Experten für Bildungstechnologie untersuchen, wie Menschen – beispielsweise im Klassenzimmer oder in sozialen Netzwerken – mithilfe neuer Technologien Wissen konstruieren, kommunizieren und anwenden. Dabei verwenden die Wissenschaftler Methoden, die zwischen den Computerwissenschaften und den Bildungswissenschaften angesiedelt sind. »Sie entwickeln zum Beispiel neue Lernumgebungen, unterstützen die Personalplanung oder helfen, große Wissensdatenbanken zu verwalten. Damit sind sie heute in vielen Unternehmen, Verbänden oder auch in Museen und Bibliotheken gefragt«, erklärt Armin Weinberger. Bisher fehlten dort häufig Experten, die den tech- nischen Hintergrund verstehen, aber gleichzeitig auch über pädagogische Fähigkeiten verfügen. »Für die Akzeptanz der neuen Medien ist es außerdem wichtig, dass man über pädagogische und psychologische Kenntnisse verfügt. Denn alle gut gemeinten Bildungstechnologien können Wissenskonstruktion und -kommunikation nur so weit fördern, wie sie pädagogisch-psychologisch fundiert sind«, meint der Wissenschaftler. Im neuen Master-Studiengang Educational Technology können die Studenten neben den Kernthemen aus Computer- und Bildungswissenschaften auch Inhalte aus einem vielfältigen Wahlbereich belegen, zum Beispiel Künstliche Intelligenz und Lehr-Lerntheorien. Das Master-Programm wendet sich an Absolventen aus Psychologie, Pädagogik und Informatik. Für den Studiengang, der zunächst 20 Master-Plätze bereitstellt, arbeiten die Uni-Fachrichtungen Bildungswissenschaften und Informatik sowie das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz und die Hochschule für Technik und Wirtschaft zusammen. Er wird in deutscher und englischer Sprache gelehrt und erfordert daher sehr gute Kenntnisse beider Sprachen. Die frühe Geschichte und Kultur Europas steht im Mittelpunkt des neuen Master-Studiengangs Altertumswissenschaften. Das Master-Programm bietet wie der gleichnamige Bachelor das Studium von vier Disziplinen an: Alte Geschichte, Klassische Archäologie, Klassische Philologie sowie Vor- und Frühgeschichte. »Master-Studenten wählen Neue Master-Studiengänge Campus_Magazin_08-2011_QX7:Layout 1 74 35 14.08.2011 13:41 Uhr Seite 5 eines dieser Fächer als erweitertes Hauptfach«, erläutert der Professor für Klassische Philologie Peter Riemer. »In dem Zwei-Fächer-Studiengang wird das Hauptfach zusammen mit einem weiteren Fach, vornehmlich aus den Philosophischen Fakultäten, studiert.« Möglich und sicherlich sinnvoll sei es aber, mit dem Hauptfach ein altertumswissenschaftliches Nebenfach zu kombinieren, zum Beispiel Klassische Archäologie mit Alter Geschichte. Die Altertumswissenschaften umfassen alle großen Disziplinen der Erforschung der europäischen Frühzeit und Antike. Während im Fach Alte Geschichte die schriftlichen Quellen zur griechischen und römischen Antike interpretiert werden, erforscht die Klassische Archäologie Kunst und Kultur sowie Zivilisation und Alltag der griechischen und römischen Welt anhand von materiellen Zeugnissen. Mit der literarischen Überlieferung der griechisch-römischen Antike ist die Klassische Philologie befasst, und die älteste Vergangenheit Europas untersucht die Vor- und Frühgeschichte anhand von Bodenfunden und Schriftquellen. »Der Master-Studiengang ermöglicht einerseits eine individuelle Profilbildung, andererseits studieren die jungen Leute im Umfeld der benachbarten Fächer. Dadurch können sie ihr Fachstudium je nach Interesse auf Master-Ebene erweitern«, betont Peter Riemer. Ermöglicht wird dies durch die Bereitstellung interdisziplinärer Module im Erweiterten Hauptfach: Aus einem breiten Angebot können Hauptfach-Studenten Kolloquien, Vorlesungen und Seminare anderer Fächer jenseits des eigentlichen Haupt- und Nebenfachs belegen – was einer Erweiterung ihrer Kompetenzen zugute kommt. »Beispielsweise kann ein Student der Klassischen Philologie ein archäologisches Oberseminar besuchen – und zwar auch ohne fundierte Archäologie-Kenntnisse«, so Riemer. Ebenfalls eine große Bandbreite bietet der MasterStudiengang Psychologie für Absolventen eines BachelorStudiengangs Psychologie. Neben einem Pflichtbereich, in dem die Studenten vor allem eine vertiefende methodischdiagnostische und wissenschaftliche Ausbildung erhalten, wählen sie aus sieben psychologischen Wahlpflichtfächern drei aus, auf die sie sich spezialisieren möchten: Klinische Psychologie und Psychotherapie, Klinische Neuro- und Rehabilitationspsychologie, Arbeits- und Organisationspsychologie, Angewandte Sozialpsychologie, Kognitive Psychologie, Kognitive Neuropsychologie sowie Angewandte und Kognitive Entwicklungs- und Pädagogische Psychologie. Damit deckt die Saarbrücker Psychologie eine Profilbildung sowohl in den aktuellen Forschungsfeldern als auch in den klassischen Berufsfeldern ab: Die Ausbildung in Klinischer Psychologie und Klinischer Neuropsychologie als Voraussetzung für eine spätere Tätigkeit zum Beispiel als Psychologischer Psychotherapeut, die Arbeits- und Organisationspsychologie beispielsweise für künftige Leiter von Personalabteilungen und das Fach Kognition, Lernen und Campus_Magazin_08-2011_QX7:Layout 1 14.08.2011 13:41 Uhr Seite 6 ++ www.uni-saarland.de/master Entwicklung unter anderem für eine Tätigkeit als Schulpsychologe. »Unser Master-Programm ist eng vernetzt mit der Fachrichtung Bildungswissenschaften und Pädagogische Psychologie. Darüber hinaus bestehen enge Verbindungen zur Informatik, zur Computerlinguistik und zum Neurozentrum und der Humangenetik am Universitätsklinikum in Homburg«, erklärt der Studiengangsbeauftragte, Privatdozent Markus Pospeschill. Absolventen können damit in leitende und selbständige Tätigkeiten mit psychologischem Bezug im Gesundheitsund Sozialwesen, in Wissenschaft und Forschung, im Bildungswesen, in Verwaltung, Wirtschaft sowie im Rechtswesen einsteigen. Der Abschluss ist außerdem eine Voraussetzung für eine Promotion oder die Ausbildung zum approbierten Psychotherapeuten. »Wir leisten mit dem Master-Programm die Primärausbildung von angehenden Psychotherapeuten, um den regionalen Nachwuchsbedarf an psychologischen Psychotherapeuten zu befriedigen«, sagt der Studiengangsbeauftragte. Der neue Master-Studiengang Human- und Molekularbiologie ist an der Schnittstelle von Medizin und Biowissenschaften angesiedelt. Im Unterschied zu klassisch biologischen Studiengängen stehen molekulare und pathophysiologische Aspekte menschlicher Erkrankungen in seinem Mittelpunkt. Das forschungsbasierte Master-Programm findet zu gleichen Teilen an der medizinischen und der naturwissenschaftlich-technischen Fakultät der SaarUni statt und wird vom Zentrum für Human- und Molekularbiologie (ZHMB) getragen. »Die Master-Studenten vertiefen ihr Wissen in vier biomedizinischen und molekularbiologischen Schwerpunktmodulen, die jeweils eng an die Forschungsschwerpunkte der Saar-Uni angelehnt sind«, erläutert der Leiter des ZHMB, Professor Manfred Schmitt. »Das sind die Bereiche Infektionsbiologie,Tumor- und Epigenetik, Signalleitung und Transport sowie Hormone, Stress und Gedächtnis.« Zur theoretischen Erarbeitung eines Forschungsvorhabens samt Forschungsantrag in den beiden ersten Semestern kommt im zweiten Studienjahr ein mehrmonatiges Laborpraktikum hinzu, das den Grundstein für die experimentelle Master-Arbeit legt. »Unseren besten Studenten bieten wir darüber hinaus die Option eines ›FastTrack-PhD‹, bei dem die Kandidaten bereits nach dem ersten Master-Jahr in die Promotionsphase eintreten können«, erklärt Manfred Schmitt. Hierauf aufbauend werde zurzeit auch an der Konzeption eines deutsch-französischen Master- beziehungsweise PhD-Programms gearbeitet. Dieses soll gemeinsam mit der Universität Straßburg nach dem Vorbild des erfolgreichen binationalen Bachelor-Studiengangs Molekularbiologie realisiert werden und ebenfalls unter dem Dach der Deutsch-Französischen Hochschule angeboten werden. _Gerhild Sieber /Thorsten Mohr Campus_Magazin_08-2011_QX7:Layout 1 14.08.2011 13:41 Uhr Seite 7 orschung ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Forschung Molekülbaustein könnte Grundlage für neue Anwendungen in der Industrie werden Forscher der Universität des Saarlandes und des Imperial College in London könnten einen wichtigen Baustein für den technologischen Fortschritt entdeckt haben. Chemiker um David Scheschkewitz, Professor für Allgemeine und Anorganische Chemie, haben ein SiliziumMolekül entwickelt, das extrem stabil ist und aufgrund seiner elektronischen Eigenschaften zukünftig zum Beispiel in der Halbleiterindustrie eine wichtige Rolle spielen könnte. Potenziell interessant seien solche Polymere beispielsweise für die OLED-Technologie, also organische Leuchtdioden, die im Gegensatz zu bisher gebräuchlichen LEDs deutlich dünner gebaut werden und zum Beispiel für papierdünne Monitore (»elektronisches Papier«) verwendet werden können. Auch für den Einsatz in der Solarzellentechnologie und in der Computerindustrie könnte das Molekül nutzbar sein. Das natürliche Vorbild für das sogenannte Si-verbrückte Persilapropellan ist Benzol, eine Verbindung aus sechs Kohlenstoff- und sechs Wasserstoffatomen. Benzol ist die energetisch stabilste Verbindung aus diesen Atomen und von überragender Bedeutung für viele Bauelemente in allen Bereichen der Chemie. Die Wissenschaftler veröffentlichten die Entdeckung des Moleküls in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift »Angewandte Chemie«. 76 37 Physiologen entwickeln Grundlagen für Therapie einer angeborenen Entwicklungsstörung des Gehirns In Deutschland kommt jedes Jahr eines von 10.000 Mädchen mit einem Gendefekt zur Welt, der das so genannte Rett-Syndrom auslöst. Schuld daran hat ein Gen mit der Bezeichnung MECP2. Dieses Gen ist ein so genanntes Mastergen, das die Funktion weiterer Gene in allen Nerven- und den so genannten Gliazellen des Gehirns steuert. Wissenschaftler um den Physiologen Frank Kirchhoff von der Universität des Saarlandes konnten ihren federführenden Kollegen in den USA mit einer gentechnisch veränderten Maus weiterhelfen, die eine selektive Gentherapie in den häufigsten Gliazellen, den Astrozyten, ermöglichen. Eine gezielte Gentherapie der Astrozyten in Mäusen mit Rett-Syndrom erhöhte wieder deren Aktivität, verbesserte die Atmung und reduzierte den Abbau der Nervenzellen. Die schwere Erberkrankung führt dazu, dass die Mädchen sich nach der Geburt zunächst normal entwickeln. Zwischen dem 6. und dem 18. Lebensmonat aber stoppt das Wachstum der Nervenzellen und ein langsamer Abbauprozess beginnt. Die Mädchen verlieren die Fähigkeit zu sprechen, leiden unter Atemaussetzern und werden körperlich inaktiv. Die Studie wird in der aktuellen Ausgabe von Nature online vorgestellt. Homburger Wissenschaftler an Forschungsprojekt zur Signalübertragung in der Netzhaut beteiligt Die Netzhaut des menschlichen Auges, die einfallendes Licht in Nervenimpulse umwandelt und so Sehen ermöglicht, ist eine sehr leistungsfähige und hochkomplexe Gewebestruktur. Daher ist sie für Störungen anfällig, die bis zur Erblindung führen können. Ein internationaler Forscherverbund, dem Professor Frank Schmitz vom Institut für Anatomie und Zellbiologie in Homburg angehört, untersucht nun, wie die Signalübertragung in der Netzhaut im Einzelnen vor sich geht. Aus den Forschungsergebnissen erhoffen sich die Wissenschaftler auch neue Erkenntnisse über die Ursachen von NetzhautErkrankungen. Die drei beteiligten Teams werden vom International Human Frontier Science Program (HFSP) drei Jahre lang mit 350.000 US-Dollar jährlich gefördert. Ihr gemeinsamer Antrag über die Erforschung synaptischer Erregungsübertragung wurde auf Platz eins von 22 geförderten Projekten eingestuft. Saarbrücker Wissenschaftler sind am Aufbau einer europäischen Datenbank beteiligt Geistes- und Sozialwissenschaftler arbeiten europaweit am Aufbau eines digitalen Archivs zusammen. Auch die Universität des Saarlandes ist beteiligt. Im Projekt CLARIN (Common Language Resources and Technology Infrastructure) bauen Forscher Datenbanken auf und entwickeln Methoden, um diese digitalen Speicher effizient zu durchsuchen. Die deutsche Gruppe von CLARIN (CLARIN-D) besteht aus Wissenschaftlern aus neun Universitäten, Forschungsinstituten und Wissenschaftsakademien. Alle Partner im Projekt sind so genannte CLARIN-Zentren, die spezifisches Wissen und Fähigkeiten sammeln und den anderen Institutionen zur Verfügung stellen. Grundlegende Aufgabe der Saarbrücker Gruppe um Elke Teich, Professorin für Englische Sprach- und Übersetzungswissenschaft, wird es sein, Fertigkeiten für Schulung und Ausbildung von Sprachwissenschaftlern zu entwickeln. Insgesamt fließen 600.000 Euro Fördersumme des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) bis 2014 ins Saarland. Campus_Magazin_08-2011_QX7:Layout 1 14.08.2011 13:41 Uhr Seite 8 ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Hochleistungsrechner sollen mit Hilfe von neuen Programmiermodellen noch viel schneller werden Wenn Autobauer einen Crashtest am Computer simulieren oder Klimaforscher die weltweiten Wetterdaten auswerten, benötigen sie vor allem eines: viel Rechenpower. Dafür werden heute Tausende von Prozessoren auf einer Plattform zusammengeschaltet. Doch wenn viele Computer parallel an einer Aufgabe rechnen, werden sie nicht automatisch schneller, denn häufig ist ihre Software dafür gar nicht ausgelegt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert jetzt mit 1,69 Millionen Euro das Forschungsprojekt ECOUSS, das zum Ziel hat, die neuen parallelen Rechnerarchitekturen viel effizienter als bisher zu nutzen. Daran sind auch Institute der Saarbrücker Informatikforschung maßgeblich beteiligt. Neben der Forschergruppe von Professor Sebastian Hack sind auch Wissenschaftler im Team von Computergraphik-Professor Philipp Slusallek am Intel Visual Computing Institute (IVCI) der Universität des Saarlandes und am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) mit im Boot. Außerdem sind Forscher der Universität Mainz und des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) beteiligt. Die Federführung hat das Höchstleistungsrechenzentrum der Universität Stuttgart (HLRS). Neben den Forschungsinstituten sind außerdem mehrere große Industriepartner beteiligt, nämlich der amerikanische Hersteller von Superrechnern, die Firma Cray Computer (Deutschland), das Pharma-Unternehmen Böhringer Ingelheim sowie die Firma RTT, die mit der Raytracing-Technologie hoch auflösende Computergraphik erstellt. Computerprogramm findet passende Musik für Vertonung von Fotoserien und Videos Aus dem Urlaub bringt jeder gerne schöne Fotos von Städten, Sandstränden oder Menschen mit. Wer diese dann mit Musik untermalt dem Freundenskreis zeigen will, sucht oft stundenlang nach den dazu passenden Musikstücken. Diese Aufgabe kann der Computer jetzt völlig eigenständig übernehmen. Informatiker des Saarbrücker Exzellenzclusters haben dafür eine Software entwickelt, die automatisch für Fotos und Videoausschnitte die geeignete Musik findet. Mit lizenzfreier Musik kann man das Verfahren mit Namen »Picasso« schon testen. Es funktioniert über eine Datenbank mit mehreren tausend Bildern und der dazu passenden Musik. Über ein ausgeklügeltes Rechenverfahren gleicht der Computer diese Bilder mit den Urlaubsfotos ab. Anhand des gespeicherten Soundtracks begibt sich die Picasso-Software dann auf die Suche nach Musikstücken, die mit hoher Wahrscheinlichkeit die Atmosphäre der Aufnahme passend untermalen, erklärt Sebastian Michel, Forschungsgruppenleiter am Exzellenzcluster der Saar-Uni. Saarbrücker Ingenieure bei millionenschwerem Projekt dabei Saarländische Wissenschaftler haben eine Technologie entwickelt, mit der sie die Qualität von Öl im laufenden Betrieb messen können. So lassen sich die Umwelt schonen und Kosten sparen, da beispielsweise große Industriebetriebe ansonsten viel Geld für Laboranalysen ausgeben müssen, um die Ölqualität zu prüfen. Der eine oder andere Ölwechsel kann so erspart bleiben. Das Saarbrücker Know-how fließt nun in ein Verbundprojekt namens Namiflu mit einem Gesamtvolumen von 3,41 Millionen Euro, in dem insgesamt sieben Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft vom Bundesforschungsministerium (BMBF) gefördert werden. Partner sind neben dem Lehrstuhl für Messtechnik an der Saar-Uni das Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik (Zema), die EADS Deutschland GmbH (Ottobrunn), die Fuchs Schmierstoffe GmbH (Mannheim), die Micro-Hybrid Electronic GmbH (Hermsdorf), die Siegert Thinfilm Technology GmbH (Hermsdorf) sowie die TU Ilmenau. Controlling-Professor entwickelt Verfahren für genauere Vorhersage von Softwarekosten Alexander Baumeister, Professor für Betriebswirtschaftslehre der Universität des Saarlandes, hat ein neues Prognoseverfahren entwickelt. Es erlaubt Managern schon in einem frühen Stadium, die für ihr Unternehmen spezifischen Kosten für die Softwareentwicklung zu berechnen. Wenn Unternehmen neue Computerprogramme in Auftrag geben, lassen sich die Kosten nur schwer kalkulieren. Häufig kann man in frühen Projektphasen noch nicht vorhersagen, wie umfangreich das Softwarepaket am Ende sein wird. Auch für das IT-Unternehmen, das ein neues Programm entwickeln soll, ist ein präzises Angebot mit vielen Risiken verbunden. »Bisherige Prognoseverfahren zeigen unterschiedliche Schwächen, oftmals wird etwa mit betriebsübergreifenden Durchschnittswerten gearbeitet und nur wenig auf die Besonderheiten des jeweiligen Unternehmens eingegangen«, erläutert Alexander Baumeister. Sein Ansatz ist es daher, die im Unternehmen vorhandenen Daten zur Prozesskalkulation in die Prognosen einzubeziehen. Campus_Magazin_08-2011_QX7:Layout 1 14.08.2011 13:41 Uhr Seite 9 ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Saarländische Mikrobiologen im Kampf gegen Keime aus dem Schweinestall Privatdozent Markus Bischoff und Professor Mathias Herrmann vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene am Universitätsklinikum in Homburg sind mit ihrem Team am Forschungsverbund »MedVetStaph« beteiligt. Gemeinsam mit Wissenschaftlern der Universitäten Münster und Würzburg, der Freien Universität Berlin, des Robert-Koch-Instituts, des Bundesinstituts für Risikobewertung und des Friedrich-Loeffler-Instituts untersuchen sie die Übertragung der MRSA von Tieren auf Menschen. MRSA ist eine Variante des Bakteriums Staphylococcus aureus, das gegen den Wirkstoff Methicillin resistent ist. Die Erforschung einer möglichen Übertragung ist von großer Bedeutung, da MRSA mittlerweile in 70 Prozent der Schweine haltenden Betriebe in Deutschland nachgewiesen wurde. Das Bundesforschungsministerium fördert das Projekt mit insgesamt 2,5 Millionen Euro. 250.000 Euro davon gehen an die Universität des Saarlandes. Saarbrücker Forscher helfen, Schadstoffe in der Raumluft aufzuspüren Immer mehr Gebäude werden isoliert und abgedichtet, um Energie zu sparen. Dadurch steigt jedoch die Schadstoffbelastung in den Innenräumen an, vor allem mit flüchtigen organischen Verbindungen. Diese sind gesundheitsschädlich und werden für das so genannte Sick Building Syndrom verantwortlich gemacht. Abhilfe können hier nur bessere Lüftungssysteme schaffen. Saarbrücker Messtechniker koordinieren dafür jetzt ein europaweites Forschungsprojekt, in dem preiswerte Sensorsysteme für Luftschadstoffe entwickelt werden. Mit ihrer Hilfe sollen Gebäude ausgewogen klimatisiert und durchlüftet werden, ohne dass dabei unnötig Energie verbraucht wird. Das auf drei Jahre bewilligte Forschungsprojekt wird vom Bundesforschungsministerium (BMBF) mit 1,1 Millionen Euro gefördert. Rund 300.000 Euro erhält das Team von Andreas Schütze, Professor für Messtechnik der Universität des Saarlandes. Weitere Partner sind die 3S GmbH, eine Ausgründung der Saar-Uni, die UST Umweltsensortechnik GmbH, ein führender Sensorenhersteller, sowie mehrere Klimatechnik-Firmen und Forschungsinstitute in Deutschland, Frankreich und Portugal. Neues Coenzym Q10 mit verbesserten anti-oxidativen Eigenschaften entdeckt Coenzym Q10 ist eine wichtige Komponente der Energiegewinnung im menschlichen Körper. Da es außerdem sehr starke anti-oxidative Eigenschaften besitzt, wird es in vielen Cremes und als Nahrungsergänzungsmittel vermarktet. Es vernichtet freie Radikale, die im Körper zellschädigend wirken und Alterungsprozesse beschleunigen. Ivan Bogeski, Reinhard Kappl und Professor Markus Hoth vom Institut für Biophysik der Universität des Saarlandes haben in Zusammenarbeit mit mazedonischen Forschern eine neue Coenzym-Q-Form entdeckt, die noch stärkere anti-oxidative Eigenschaften besitzt und auch eine wichtige Rolle für den Kalzium-Stoffwechsel spielt. Die Ergebnisse wurden im renommierten Journal of the American Chemical Society publiziert und sind von der Universität auch patentiert worden. Biologen der Saar-Uni entdecken Mechanismus für Stressreaktion bei Pflanzen Einem Team aus Forschern der Universität des Saarlandes, des CNRS in Straßburg und Evry ist es gelungen, einen molekularen Knotenpunkt aufzudecken, der eine wichtige Rolle bei der Stressreaktion von Pflanzen spielt. An diesem Knotenpunkt kreuzen sich die Wege des Mikronährstoffs Eisen und des Botenstoffs Ethylen. Ethylen ist ein gasförmiges Hormon, das in Pflanzen vor allem bei Stress aktiv ist. Diese Verknüpfung dient vermutlich dem Zweck, den bei Eisenmangel und Licht entstehenden Stress in Blattzellen unter anderem dadurch abzuwenden, dass die Eisenaufnahme in der Wurzel erhöht wird. Die Wissenschaftler um Petra Bauer, Professorin für Pflanzenbiologie, haben ihre Ergebnisse online im Fachmagazin »The Plant Cell« veröffentlicht. Etwa 80% unserer Bevölkerung benötigt einmal im Leben eine Blutübertragung. ...in Kaiserslauter Kaiserslautern n am W Westpfalz-Klinikum e estpfalz-Klinikum Mo, Do, Fr: 7.15 - 13.30 Uhr Di und Mi: 11.30 - 18.00 Uhr INFO Tel: Tel: e 0631/203-1804 ...in Saarbrücken am Klinikum Saarbrücken (Winterberg) (Winterberg) Mo, Do, Fr: 8.00 - 15.00 Uhr Di und Mi: 12.00 - 18.00 Uhr INFO Tel: Tel: e 0681/963-2560 0 Saar-Pfalz Blutspendezentrale Saar -Pfalz gGmbH 78 39 Bl Au uts fw pe an nd ds er en erh ts al ch te äd n e ig in un e g Forschung Hilfe die ankommt Klinikum Saarbrücken gGmbH Westpfalz-Klinikum Westpfalz-Klinikum GmbH H Saarland-Heilstätten GmbH Campus_Magazin_08-2011_QX7:Layout 1 14.08.2011 13:41 Uhr Auf der Suche nach dem Ursprung Wissenschaftler der Saar-Uni fahnden im Sonderforschungsbereich 894 nach den Mechanismen der Signalübertragung in Zellen ber die Nadel im Heuhaufen würden Jens Rettig und seine Kollegen nur müde lächeln. Müssten seine 21 Kolleginnen und Kollegen und er nur die finden, es wäre ein Kinderspiel für die Wissenschaftler, die im Sonderforschungsbereich (SFB) 894 der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zusammenarbeiten. Denn was sie suchen, ist ungleich komplizierter zu entdecken. »Vorgänge im Körper gehen immer auf ein Signal in einer einzigen Zelle zurück«, erklärt Rettig, Physiologie-Professor an der Saar-Uni und Sprecher des SFB, der auf dem Bild an einem Elektrophysiologie-Messplatz zu sehen ist. Wenn es also irgendwo juckt und zuckt und fiept, ist in irgendeiner Zelle des Körpers der Befehl »jucke«, »zucke« oder »fiepe« gegeben worden. Und das passiert in der Regel mit Kalzium-Ionen. »Kalzium-Signale sind extrem wichtig für nahezu jede Körperfunktion«, sagt der Physiologe. Rettig und seine Kollegen – allesamt Wissenschaftler der Saar-Uni – fahnden seit Anfang des Jahres im SFB »Ca2 +-Signale: Molekulare Mechanismen und Integrative Funktionen“ nach den geladenen Kalziumteilchen, deren Strom eine Reaktion im Körper auslöst. Finden die Forscher heraus, woher diese Signale kommen und wie sie ausgelöst werden, könnten so die Grundlagen für neue Therapien gegen Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson gelegt werden. Rund zwölf Millionen Euro Förderung fließen zunächst für vier Jahre in den derzeit einzigen SFB der SaarUni. Jens Rettig sieht das Projekt aber deutlich längerfristig angelegt, nicht zuletzt, weil die »dokumentierbare Performance fantastisch« sei, wie er sagt. Das heißt, dass beispielsweise die Zahl und die Qualität der Publikationen in wissenschaftlichen Fachmagazinen wie zum Beispiel Nature schon nach einem halben Jahr bemerkenswert hoch sind. 14 Artikel sind in dieser kurzen Zeit bereits erschienen. Ü Seite 10 Sonderforschungsbereich Campus_Magazin_08-2011_QX7:Layout 1 14.08.2011 13:41 Uhr Seite 11 Dass Jens Rettig so optimistisch ist, liegt neben der messbaren »Performance« auch an den speziellen Homburger Bedingungen, die in der Welt der Biowissenschaften offenbar einmalig sind. »Viele Kollegen aus aller Welt sind sehr neidisch auf uns. Sie sagen: ›Ihr seid so eine homogene Truppe in Homburg‹«, erklärt der SFB-Sprecher die Besonderheit. Geld spielt dabei nicht die allerwichtigste Rolle. Es gibt Unis und Institute, die finanziell deutlich mehr leisten können als die Saar-Uni. Das ist kein Geheimnis. Aber es ist der Teamgeist, der Wissenschaftler wie Jens Rettig und seine Kollegen dazu bewegt, an der Uni des Saarlandes zu forschen und nicht an der TU München oder an der Berliner Charité. »Das geht nur, wenn alle an einem Strang ziehen«, sagt Rettig. Und dieser Wille zur Zusammenarbeit sei in Homburg deutlich stärker als an vielen anderen Universitäten. Die Wissenschaftler des SFB arbeiten unter anderem eng mit dem Graduiertenkolleg 1326 »Kalziumsignale und zelluläre Nanodomänen« von Professor Dieter Bruns zusammen. »Hier haben wir eine ähnliche Thematik, und viele Projektleiter aus dem SFB unterrichten dort auch junge Wissenschaftler. Durch diese Zusammenarbeit können wir eine sehr gute und strukturierte Doktorandenausbildung anbieten«, erklärt Physiologe Rettig. Im SFB selbst forschen neben Physiologen auch Biologen, Mediziner, Biochemiker, Pharmakologen, Biophysiker und Anatomen in insgesamt 19 Projekten. Sie nehmen dabei verschiedene Funktionen des Körpers unter die (Nano-)Lupe. Auf dem Gebiet der Immunologie suchen sie nach Antworten auf die Frage, wie Zellen des Immunsystems Kalziumsignale generieren und einsetzen, um den Körper vor Krankheiten zu schützen. »Das ist interessant vor dem Hintergrund, dass sogenannte Autoimmunkrankheiten, also Leiden, bei denen das Immunsystem körpereigene Zellen vernichtet, rasant zunehmen«, sagt Jens Rettig. Weitere Schwerpunkte des SFB liegen auf der Erforschung des sensorischen Systems, also beispielsweise des Sehsinns und des Geruchssinns, sowie auf den Nervenzellen im Gehirn selbst. »Die Übertragung von Signalen zwischen Nervenzellen ist die Basis für die Plastizität, also die Veränderlichkeit, des Gehirns. So können wir verstehen, wie Lernen funktioniert, aber auch zum Beispiel, wie Demenz funktioniert«, so Rettig. Nach einem halben Jahr sind die Wissenschaftler bei ihrer Suche nach dem Ursprung der Kalzium-Signale verständlicherweise noch ganz am Anfang. »Je weiter man vordringt, desto mehr neue Fragestellungen entstehen allerdings«, erklärt Jens Rettig das Los eines Wissenschaftlers. Das ist jedoch auch die Voraussetzung für den Spaß bei der Arbeit und den Forscherdrang. Aus einem Heuhaufen werden so ganz schnell ganz viele Heuhaufen. Eine einzige Nadel in einem einzigen Heuhaufen hätten die Wissenschaftler dagegen bestimmt schon gefunden. Aber dann wäre der Spaß ja zu schnell vorbei. _Thorsten Mohr 7 10 3 11 Campus_Magazin_08-2011_QX7:Layout 1 14.08.2011 13:41 Uhr Seite 12 Wie man das Nachmittagstief mit neuen Lehrmethoden austrickst Im Zentrum für Schlüsselkompetenzen der Saar-Uni können sich Dozenten und Studenten fortbilden. Angeboten werden Kurse zur Hochschuldidaktik, rund ums wissenschaftliche Arbeiten und den Berufseinstieg sowie zur Weiterentwicklung persönlicher, methodischer und sozialer Kompetenzen. In Kursen des Zentrums für Schlüsselkompetenzen lernen Studenten unter anderem Fertigkeiten für den Berufseinstieg. Aufstehen, nach vorne gehen und einen Beitrag zum Unterricht leisten – in Lehrveranstaltungen während des Nachmittagstiefs kann das bei Studenten Wunder bewirken. Das hat Nora Luniak im Seminar »Lehren und Lernen in Theorie und Praxis« gelernt und in ihrem eigenen Unterricht gleich umgesetzt. »Bei dieser so genannten Glückstopf-Methode bekommt jeder Student eine Karteikarte mit einem Begriff, mit dem er dazu beiträgt, an der Tafel einen biologischen Vorgang zu rekapitulieren. Auf diese Weise sind alle Studenten beteiligt, ohne dass einer zu sehr exponiert wird«, erklärt die promovierte Naturwissenschaftlerin. Sie hält Lehrveranstaltungen für Bioinformatiker, Biotechnologen und Pharmazeuten, und da sie ihren Unterricht noch besser am Bedarf der Studenten orientieren will, hat sie sich in etlichen Hochschuldidaktik-Workshops im Zentrum für Schlüsselkompetenzen fortgebildet. Die Hochschullehre mit einem variantenreichen Angebot zur Vermittlung hochschuldidaktischer Kompetenzen weiterzuentwickeln, ist ein Hauptanliegen des 2008 gegründeten Zentrums. »Seit zwei Jahren bieten wir für alle Dozenten der Universität des Saarlandes eine breite Palette von Hochschuldidaktik-Workshops sowie Beratung und Coaching an«, sagt Birgit Roßmanith, die das Zentrum lei- tet. »Zurzeit haben wir drei Module«, erläutert sie. »In den hochschuldidaktischen Basisworkshops lernen die Teilnehmer beispielsweise aktivierende Lehr-Lern-Methoden sowie Präsentationsmethoden kennen, oder sie üben, wie sie Mimik, Gestik und ihre Stimme besser einsetzen können«. Bei den Vertiefungskursen gehe es dann um Motivationsförderung, die Vermittlung von Schlüsselkompetenzen, von wissenschaftlichem Schreiben, von forschendem Lernen oder um moderne Bildungstechnologien in der Hochschullehre. Rund 70 bis 80 Plätze stehen pro Semester zur Verfügung, und jeder, der sich anmeldet, bekommt mindestens einen Workshop-Platz angeboten, versichert Roßmanith. Wer alle drei Module mit je 40 Unterrichtsstunden erfolgreich abgeschlossen hat, erhält das Hochschuldidaktik-Zertifikat der Universität des Saarlandes. Zu den ersten elf Absolventen, die ihr Zertifikat bei der diesjährigen Tagung des Zentrums im Juli erhielten, gehört auch Nora Luniak. »Die Absolventen können damit professionelle Lehr-Lern-Kompetenzen nachweisen«, sagte Manfred Schmitt, der Vizepräsident für Studium und Lehre, bei der Zertifikatsübergabe. Dass nicht nur Nachwuchswissenschaftler ihre Lehrveranstaltungen optimieren wollen, sondern auch Profes- Neue Lehrmethoden Hier simulieren Jura-Professor Stephan Weth und Birgit Roßmanith, die Leiterein des Zentrums, mit einer Studentin ein Vorstellungsgespräch im Rollenspiel. 7 12 3 13 Campus_Magazin_08-2011_QX7:Layout 1 14.08.2011 13:41 Uhr Seite 13 soren daran reges Interesse haben, beweist die Einrichtung von Professoren-Workshops. Die Idee dazu hatte der Chemie-Professor Guido Kickelbick. Im vergangenen Semester wurde sein Vorschlag gleich erfolgreich umgesetzt: Am ersten Workshop im Kloster Hornbach nahmen 14 Professorinnen und Professoren der Saar-Uni und der Hochschule für Technik und Wirtschaft teil. »Ich habe mich intensiv mit den Kollegen ausgetauscht und neue Methoden kennen gelernt, die ich nun auch in meinen Vorlesungen anwende.Toll ist, wenn die dann bei den Studenten gut ankommen«, erzählt Kickelbick, der sich darüber freut, dass im Juli bereits der zweite Workshop stattfand. Doch auch Studenten können vom Angebot des Zentrums für Schlüsselkompetenzen profitieren: Der so genannte Career Service bietet ihnen Workshops und Mentoring rund um Studium, Bewerbung und Berufsvorbereitung. »Die rund 250 Plätze pro Semester werden intensiv von den Studierenden nachgefragt, um ihre persönlichen, sozialen und methodischen Kompetenzen zu erweitern«, sagt Birgit Roßmanith. Zur Auswahl stehen Kurse wie »Schneller lesen – besser verstehen«, »non-verbale Kommunikation«, »Stressmanagement«, »Projektmanagement«, »Voice Coaching« oder »Assessment Center«. Der Student Tobias Liefke hat an fast allen Workshops teilgenommen. »Man nimmt jede Menge Handwerkszeug für den Berufsstart mit«, lobt er das Programm. Ein weiterer Vorteil: Studenten im Bachelor-Optionalbereich der Philosophischen Fakultäten können sich viele der Veranstaltungen als Studienleistung anerkennen lassen. Seit dem Sommersemester 2011 gibt es außerdem das Teaching-Assistant-Programm, das es auch Studenten ermöglicht, Hochschuldidaktik-Workshops zu belegen, wenn sie zukünftig als studentische Lehrkraft arbeiten wollen. »Die hier erworbenen Lehr-Lern-Kompetenzen können die Studierenden sowohl in der Hochschullehre als auch in anderen beruflichen Feldern, in denen Wissen vermittelt wird, außerhalb der Universität nutzen«, beschreibt Universitätspräsident Volker Linneweber die Vorzüge des Angebots. Zu den derzeit elf Studenten im Programm gehört auch Julia Bettscheider. Die Studentin, die gerade ihren Magister in der Tasche hat und nun eine Promotion anstrebt, hat an einem zweitägigen Basisworkshop zum Thema »Lehren und Lernen« teilgenommen. »Wir haben beispielsweise gelernt, wie man sicherer mit studentischen Gruppen umgehen kann und in die Rolle als Lehrender hineinfindet oder wie man Studenten motivieren kann«, erzählt sie. Der Workshop sei »total gut« und »super geplant« gewesen. Und: »Ganz wichtig war der Austausch mit Studenten aus anderen Bereichen.« _Gerhild Sieber Das Zentrum für Schlüsselkompetenzen ist im Rahmen von Einzelprojekten mit vielen Einrichtungen und Fächern der Uni vernetzt. Zudem sind bereits Angebote für weitere Zielgruppen der Universität in Planung. www.uni-saarland.de/schluesselkompetenzen Büro - ›› Einrichtungen so individuell wie Sie!‹‹ Öffnungszeiten: Mo.-Do.: 8:15 bis 17:00 Uhr Fr.: 8:15 bis 15:30 Uhr Sa.: 10:00 bis 14:00 Uhr und nach Vereinbarung B/BI Bertsch Büro Informatik GmbH Zeppelinstraße 2 • 66117 Saarbrücken Fon 06 81/ 59 11 • Fax 06 81/ 59 16 Mail [email protected] • www.b-bi.de Campus_Magazin_08-2011_QX7:Layout 1 14.08.2011 13:41 Uhr Seite 14 campus Ausstellung: Eine Woche im September 2001 Als Tourist wurde Reinhard Karger Augenzeuge der Anschläge auf das World Trade Center. Zum zehnten Jahrestag der Terroranschläge zeigt der Unternehmenssprecher des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (dfki) erstmals öffentlich Fotos aus diesen Tagen. Die Ausstellung ist vom 13. August bis 3. Oktober in der Patton Stiftung, Saargemünder Straße 70, zu sehen. Auf der Ausstellungs-Webseite kann jeder in einem Blog erzählen, wo er am 11. September 2001 war. www.september-2001.net Schülerlabore der Mechatronik bieten jetzt Plätze für ganze Klassen Die Universität des Saarlandes hat ein neues Schülerlabor, »RoboTec«, in dem Jugendliche Legoroboter programmieren können. Durch die Kooperation dieses Labors mit dem Schülerlabor »SinnTec« können zukünftig Schulklassen mit über 30 Schülerinnen und Schülern die Labore der Fachrichtung Mechatronik besuchen. Dabei arbeiten sie jeweils abwechselnd in einem der beiden Labore. Die Jugendlichen erhalten so an einem Vormittag Einblicke in die Inhalte mehrerer Arbeitsgebiete der Mechatronik. Informatik-Vorlesung für Hörer aller Fakultäten im Wintersemester Informatik hat die Welt verändert und wird sie weiter prägen, sei es durch das Internet, durch Suchmaschinen und virtuelle soziale Netzwerke oder auch durch Navigationssysteme und Roboter. Die Informatik-Vorlesung »Computational Thinking« für Hörer aller Fakultäten, die im kommenden Wintersemester (montags 16 bis 18, Gebäude E25, Hörsaal I) angeboten wird, hat zwei Ziele: Sie soll mit der Art des Denkens vertraut machen, das diesen Entwicklungen zugrunde liegt, nämlich dem Algorithmischen Denken. Sie soll aber auch Studenten und Doktoranden in die Lage versetzen, die wissenschaftlichen Grundlagen wichtiger Informatiksysteme zu verstehen und anzuwenden. Der Dozent Kurt Mehlhorn ist Direktor am Max-PlanckInstitut für Informatik. Er ist für seine verständlichen und inhaltsreichen Vorlesungen bekannt. Für die Vorlesung, die zwei Stunden pro Woche umfasst, werden keine Informatikkenntnisse vorausgesetzt. Studenten, die einen Leistungsnachweis erwerben wollen, können zusätzlich eine zweistündige Übung besuchen. www.mpi-inf.mpg.de/departments/d1/teaching/ws11/CT/ Germanistikstudenten veröffentlichen Literaturkritik »Blattwerk« heißt ein Heft, das seit 2009 in verschiedenen Fachrichtungen zum Mitnehmen ausliegt. Darin besprechen Germanistikstudenten Neuerscheinungen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. »Das Angebot der Lektüren ist sehr breit – von klassisch bis experimentell«, erklärt Germanistik-Dozent Johannes Birgfeld. In der dritten Ausgabe von »Blattwerk« stellt die Redaktion unter anderem Werke von Max Goldt, Benjamin von StuckradtBarre und Uwe Timm vor. Wer gerne mitschreiben möchte, kann sich bei Johannes Birgfeld melden: [email protected] Fachdidaktik-Kolloquium zum Thema Visualisierungen im Unterricht Visualisierungen, also grafische Darstellungen von Daten, werden in der Schule in fast allen Fächern eingesetzt. Wie sich diese in den Unterricht einbinden lassen, ist Thema des zweiten Fachdidaktik-Kolloquiums mit dem Titel »Visualisierungen aus überfachlicher Sicht«, das die Saar-Uni, die Hochschule für Musik und die Hochschule der Bildenden Künste Saar gemeinsam mit dem Zentrum für Lehrerbildung am 7. und am 21. September veranstalten. Die Fachdidaktik-Kolloquien sind als Veranstaltungsreihe geplant. Sie richten sich an Lehrer, die Fachdidaktik in der Lehrerausbildung unterrichten, sowie an Dozenten der Bildungswissenschaften und interessierte Fachwissenschaftler. Eine verbindliche Anmeldung ist erforderlich. Bitte für beide Termine bis zum 15. August per E-Mail an: [email protected] Junge Wissenschaftler für neue Lernumgebung ausgezeichnet Johannes Berdin, Kai-Dominik Kuhn und Andreas Mohr haben den mit 500 Euro dotierten ersten Preis im Gründerwettbewerb »Die kwt sucht die beste Geschäftsidee« der Kontaktstelle für Wissens- und Technologietransfer gewonnen. Zum zweiten Mal waren Studenten, Absolventen und wissenschaftliche Mitarbeiter aufgerufen, sich am Wettbewerb zu beteiligen. Gesucht wurden innovative Ideen zur Verbesserung von Produkten oder Dienstleistungen oder neuartige Konzepte zur Gründung eines Unternehmens. Berdin, Kuhn und Mohr wollen mit einer intelligenten Lernumgebung die Vorbereitung auf den Führerschein vielleicht bald schon revolutionieren. Preis zwei und 300 Euro können sich Martin Burger, Valentin Dallmeier und Kevin Streit für den Aufbau eines zentralen, sozialen Verzeichnisses von sogenannten Snippets teilen. Mit dem dritten Preis und 200 Euro wurde die Erstellung eines Computerprogramms zur automatischen Zuordnung geeigneter Musik zu Foto- bzw. Bilderserien von Sebastian Michel und Aleksandar Stupar belohnt. In diesem Jahr reichten 24 Teilnehmer 17 Ideen ein. www.uni-saarland.de/kwt Verschiedene Einrichtungen der Uni auf Facebook Die Uni und verschiedene ihrer Einrichtungen sind seit einiger Zeit auch im sozialen Netzwerk Facebook aktiv. Die Saarländische Universitäts- und Landesbibliothek teilt auf ihrer Fanseite Neuigkeiten beispielsweise über kurzfristige Änderungen in der Ausleihe mit und informiert über Tutorien und wissenschaftliche Neuerscheinungen. Auch das Zentrum für Schlüsselkompetenzen an der Saar-Uni ist auf Facebook zu finden. Die Einrichtung gibt auf ihrer Seite einen Überblick über die Veranstaltungen, in denen Studenten und Mitarbeiter der Uni beispielsweise soziale und kommunikative Methoden und Kenntnisse lernen können. Auf der Fanseite finden sich darüber hinaus auch aktuelle Infos und Änderungen im Programm des Zentrums für Schlüsselkompetenzen. Darüber hinaus bietet die Universität auf ihrer Seite www.facebook.com/Saarland.University allgemeine Infos über die Saar-Uni, aktuelle Veranstaltungen sowie Meldungen aus Forschung und Lehre. Campus_Magazin_08-2011_QX7:Layout 1 14.08.2011 13:41 Uhr Seite 15 campus Studenten lernen nach festen Regeln zu debattieren Reden zu können beinhaltet nicht nur, den eigenen Standpunkt argumentativ darlegen zu können, sondern auch, die Gedankengänge des Gegenübers zu verstehen. Als rhetorische Übungsform bietet das Debattieren einen optimalen Rahmen, diese kommunikativen Kompetenzen zu erproben und zu üben. Das Debattier-Coaching an der Universität des Saarlandes bietet den Studenten auch während der Semesterferien die Möglichkeit, rhetorische Fähigkeiten wie Schlagfertigkeit, Eloquenz, Gesprächsfähigkeit und Konfliktfähigkeit zu trainieren. Alle Interessenten sind herzlich eingeladen mitzumachen. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich. Im Wintersemester wird es wieder feste Termine geben. Termine in den Semesterferien auf Anfrage per E-Mail: [email protected] Saar-Uni für internationales Engagement ausgezeichnet Für ihre sehr gute Umsetzung von Mobilitätsmaßnahmen innerhalb des Erasmus-Programms ist die Universität des Saarlandes mit dem »Europäischen Qualitätssiegel – E-Quality 2011« ausgezeichnet worden. Das Siegel will unter anderem Anreize dafür bieten, die Qualität von Mobilitätsmaßnahmen weiter in den Mittelpunkt zu stellen und den Zugang zum Austauschprogramm zu verbessern. In den vergangenen Jahren konnte die Saar-Universität die Zahl der so genannten Outgoings stark steigern. »Outgoings« sind Studenten, die für ein Semester oder für ein Jahr im Ausland studieren oder ein Auslandspraktikum für drei bis zwölf Monate absolvieren. 2009 /10 verbrachten 306 Studenten, Dozenten und sonstige Uni-Mitarbeiter einen Erasmus-Aufenthalt an einer der 250 Erasmus-Partnerhochschulen in über 30 Ländern. Im Gegenzug studierten etwa 248 »Incomings« in Saarbrücken. Campus Uni des Saarlandes ist Entsorgungsfachbetrieb Für ihr Modell der Abfallentsorgung hat die Universität des Saarlandes als bundesweit dritte Hochschule eine Zertifizierung zum Entsorgungsfachbetrieb erhalten. »Behältnisfreies Entsorgen« heißt das Grundprinzip der neuen Entsorgungslogistik, das dafür gesorgt hat, dass die ständig überfüllten Abfallbehälter vom Campus verschwunden sind. Stattdessen wird der Abfall schon am Ort seiner Entstehung getrennt und täglich an 50 Sammelstellen entsorgt. Im neu errichteten, unieigenen Wertstoffhof werden 21 Abfallsorten gesammelt. 80 Prozent des Abfalls werden wiederverwertet. 7 14 3 15 Alumni-Verein der Germanistik gegründet Um den Erfahrungsaustausch zwischen Studenten und Ehemaligen zu fördern, hat der Lehrstuhl Germanistik und Deutsch als Fremd- und Zweitsprache den Alumni-Verein Dafintegrale gegründet. In Zukunft sollen Forschung und Lehre noch stärker mit der Berufspraxis verknüpft werden. Die Saar-Uni bietet das Fach Deutsch als Fremdsprache als viersemestrigen Aufbaustudiengang an; außerdem gibt es einen Master-Studiengang Germanistik mit einem eigenen Schwerpunkt Deutsch als Fremd- und Zweitsprache. Daneben kann Deutsch als Fremd-/Zweitsprache ein Ergänzungsfach sein oder als Modul »Deutsch als Zweitsprache« (DaZ) von Lehramtsstudenten gewählt werden. Praktikum oder Job in Frankreich: Bewerbungsseminar im Herbst 2011 Das Frankreichzentrum der Universität des Saarlandes bietet im Herbst wieder ein zweitägiges Bewerbungsseminar an, das auf das Berufsleben in Frankreich vorbereitet. Das französischsprachige Seminar »Prêt pour le monde du travail« findet am Freitag und Samstag, dem 21. und 22. Oktober, jeweils von 9 bis 17 Uhr auf dem Uni-Campus statt. Die Teilnahme kostet 30 Euro. Eine Anmeldung ist bis zum 23. September möglich. www.uni-saarland.de/fz Konferenz zu ethischen Grenzen der Nanotechnologie Am 21. und 22. September findet im Saarbrücker Schloss die Konferenz »size matters 2011 – Nanotechnologie:Verbesserung des Menschen?« statt. In vier Themenblöcken diskutieren die Teilnehmer der Konferenz, wie durch technische Entwicklungen menschliche Eigenschaften über das natürliche Maß hinaus modifiziert werden können und wie solche Veränderungen ethisch zu bewerten sind. Ergänzt wird die Konferenz durch eine populärwissenschaftliche Abendveranstaltung am 21. September, in der Karlheinz Steinmüller, Zukunftsforscher und Science-Fiction-Autor, über den »Menschen 2.0 – Wunschtraum oder Alptraum« spricht und mit den Gästen diskutiert. Die Konferenz wird organisiert vom Kompetenznetzwerk NanoBioNet in Kooperation mit dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (dfki), der Universität des Saarlandes, dem Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (itas) und der Universität Trier sowie weiteren Partnerinstitutionen. Teilnehmer können sich unter www.sizematters2011.de anmelden. Weitere Infos unter Tel.: (0681) 6857364 und per E-Mail: [email protected] 60 Jahre Institut für Kunstgeschichte Mit einer Festveranstaltung feierte das von Professor Henry Keazor geleitete Institut für Kunstgeschichte am 22. Juli sein 60-jähriges Bestehen. Dabei würdigten Universitätspräsident Volker Linneweber und der Dekan der Philosophischen Fakultät I Peter Riemer die »Offenheit, Vielseitigkeit und Lebendigkeit« des Instituts und seine Bedeutung für Stadt, Gesellschaft und Region. Die Ansprachen und der Vortrag Professor Heinrich Dillys (Halle) über »Schülerschaft und Schulen in der Kunsthistoriographie« werden als »Universitätsrede« publiziert. Deutsch-französische Sommeruniversität erforscht das Thema Wasser interdisziplinär Der nachhaltige Umgang mit der Ressource Wasser steht im Mittelpunkt der fünften Sommeruniversität, die das Frankreichzentrum der Saar-Uni, das Centre Culturel Franco-Allemand und die Université de Nantes vom 23. bis zum 31.August 2011 veranstalten. »H2O:Wasser, Leben, Erleben – eau, source, ressource« lautet der Titel der Veranstaltung, die als deutsch-französische Begegnung in Saarbrücken und in Nantes stattfindet. Die Teilnehmer sind fortgeschrittene Studenten und Doktoranden aus Deutschland und Frankreich. Acht Tage lang diskutieren sie im binationalen Dialog die Bedeutung des Wassers für eine nachhaltige Entwicklung an der Schnittstelle unterschiedlicher Disziplinen – von Kunst und Kommunikation über Städtebau bis hin zu Umweltwissenschaft und Ökotechnologie. Campus_Magazin_08-2011_QX7:Layout 1 14.08.2011 13:41 Uhr Seite 16 Studenten aus aller Welt zieht es in die Saarbrücker Materialforschung Die europäische Schule für Materialforschung der Saar-Uni (Eusmat) ebnet Studenten aus der ganzen Welt den Weg nach Europa. Viele Absolventen finden später in europäischen Unternehmen hochqualifizierte Jobs. Die Mexikanerin Isabella Schramm hat sich erst nach einem Studienjahr in Barcelona ins Saarland getraut und will jetzt sogar ihre Doktorarbeit hier schreiben. Campus_Magazin_08-2011_QX7:Layout 1 14.08.2011 13:41 Uhr Seite 17 Materialforschung Wie der Name von Isabella Schramm vermuten lässt, 7 16 3 17 stammt ihr Vater aus Deutschland, die Mutter ist Mexikanerin. Während ihrer Kindheit im mexikanischen San Luis Potosí spricht sie nur Spanisch, auch ihr Bachelor-Studium der Physik absolviert sie in der Landessprache. Danach informiert sie sich auf einer Bildungsmesse in Mexico City über Master-Programme auf der ganzen Welt. »Ich suchte nach einem interdiszplinären Studiengang, in dem ich mit internationalen Teams zusammenarbeiten kann«, erzählt Isabella. Da stieß sie auf das amase-Master-Programm, das die Materialwissenschaft der Saar-Uni mit den Universitäten in Barcelona, Nancy und dem schwedischen Luleå vernetzt. Der Studiengang ist eines von vier internationalen Programmen, die von der Europäischen Schule für Materialforschung der Saar-Uni betreut und vermarktet werden. Bei amase muss jeder Master-Student an zwei der vier Unis mindestens ein Semester verbringen und dort auch die Landessprache lernen. »Für mich war es eine große Hürde, zum Studium ins ferne Europa zu gehen. Da wollte ich nicht gleich noch eine Fremdsprache lernen und wählte daher als erste Station Barcelona«, sagt die heute 25-Jährige. Von Vorteil war für sie auch, dass das Master-Studium der Materialwissenschaft von der Europäischen Union gefördert wird, um außereuropäische Studenten nach Europa zu locken, die sonst eher in die usa gehen würden. Das euStipendium ersparte ihr die erheblichen Studiengebühren, die im Amase-Programm normalerweise von Nicht-Europäern erhoben werden. »In Barcelona war ich anfangs ganz euphorisch. Die Menschen waren nett, die Materialwissenschaft machte mir Spaß und es war toll, mit Studenten aus anderen Kontinenten zusammenzuarbeiten«, sagt Isabella Schramm im Rückblick. Doch bald folgte die Ernüchterung, erste Zweifel kamen auf und das Gefühl, fremd und unverstanden zu sein. Sie biss sich durch und nahm ihr zweites Studienjahr in Saarbrücken auf. »Erst dort erfuhr ich in einem interkulturellen Training, dass fasst jeder Student im Ausland mit so unterschiedlichen Gefühlen kämpfen muss. Wir haben uns dann in der Gruppe enorm unterstützt und gegenseitig motiviert«, erzählt die Studentin. Hierbei habe sie zu schätzen gelernt, dass im amaseProgramm die Teilnehmer eines Studienjahrs als ein internationales Team zusammengefasst werden und auch viele Kurse gemeinsam belegen. Sie werden dabei von dem Programmkoordinator Flavio Soldera intensiv betreut und das nicht nur in allen Studienfragen, sondern auch bei Visaanträgen, der Wohnungssuche und vielen Dingen rund ums tägliche Leben. »In meiner Gruppe kommen die Studenten zum Beispiel aus Kolumbien, Libyen, China und Südkorea, rund die Hälfte davon sind Frauen. Wir haben viel über die anderen Kulturen erfahren und sind dabei alle offener und toleranter geworden.Auch haben wir gut Deutsch sprechen gelernt«, schwärmt Isabella. Zur Hochzeit einer Studentin sei die Gruppe sogar gemeinsam in die Türkei gereist. Die Mexikanerin hat jetzt ihre Master-Arbeit am Lehrstuhl für Funktionswerkstoffe von Professor Frank Mücklich abgelegt, der das amase-Master-Programm vor sechs Jahren gegründet hat und seitdem leitet. Bei ihm möchte sie über die 3-D-Mikrostrukturierung von Aluminium promovieren und dafür die neue Atomsonde nutzen (siehe Foto). Unterstützung bekommt sie jetzt aus dem DocmaseProgramm der Saarbrücker Materialforschung, das auch von der Europäischen Union finanziert wird. »Ich habe das Gefühl, dass mir nach diesen Erfahrungen die Welt offen steht und ich mich überall einleben könnte. Etwas Wehmut ist aber schon dabei, wenn man darüber nachdenkt, dass man möglicherweise nicht in sein Heimatland zurückkehren wird«, meint Isabella. _Friederike Meyer zu Tittingdorf Die Europäische Schule für Materialforschung an der Saar-Uni Das Master-Programm »Advanced Materials Science and Engineering« (AMASE) wurde mit den zwei weiteren internationalen Studiengängen der Saarbrücker Materialwissenschaft, Atlantis und EEIGM, in der europäischen Schule für Materialforschung ( EUSMAT) zusammengefasst. Diese betreut außerdem das ebenfalls von der Europäischen Union geförderte Doktorandenprogramm Docmase. Die europäische Schule für Materialforschung wird von Professor Frank Mücklich geleitet, die Programmkoordination hat der promovierte Materialforscher Flavio Soldera übernommen. Für den AMASE-Studiengang haben sich drei Universitäten in Spanien, Frankreich und Schweden mit der Saar-Uni zusammengeschlossen. Das Programm hat seit 2005 mehr als fünf Millionen Euro Fördermittel erhalten. Erst vor kurzem erhielt es im Rahmen des Erasmus-Mundus-Programms der Europäischen Union den Zuschlag für weitere rund drei Millionen Euro für die kommenden fünf Jahre. Dabei wurden nur 30 Anträge von rund 180 Bewerbern bewilligt. Durch das AMASE-Programm haben bisher 130 Absolventen aus 31 Ländern einen binationalen Abschluss in der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik erhalten. Campus_Magazin_08-2011_QX7:Layout 1 14.08.2011 13:41 Uhr Seite 18 Campus_Magazin_08-2011_QX7:Layout 1 14.08.2011 Literatur im 13:41 Uhr Seite 19 Spagat Literatur im Spagat Sikander Singh ist neuer Leiter des Literaturarchivs Saar-Lor-Lux-Elsass und versteht sich als Mittler zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit 7 18 3 19 ER SIEHT NICHT WIRKLICH SO AUS, ALS OB ER EINEN SPAGAT BEHERRSCHT. Menschen, die so etwas können, sind in der Regel klein und drahtig. Sikander Singh ist das nicht. Der hoch aufgeschossene Literaturwissenschaftler beherrscht die schwierige Turnübung dennoch virtuos – zumindest intellektuell. Denn der neue Chef des Literaturarchivs Saar-Lor-Lux-Elsass, dem einzigen universitären Literaturarchiv Deutschlands, erforscht einerseits auf hohem Niveau die regionale Literatur, wagt sich andererseits jedoch auch in die vermeintlichen Niederungen der nichtakademischen Welt. »Ich habe ja nichts davon, wenn nur der Fachkollege mich versteht«, sagt Singh, der im Mai seine »Traumstelle« im Saarland antrat, wie er sagt. Sikander Singh hat neben der Lust am Forscherdasein auch ein ausgeprägtes Sendungsbewusstsein, eine Begeisterung für die Literatur, die er auch Laien vermitteln möchte. »Ich möchte den Menschen die lebendige Seite der Literatur zeigen. Wenn mir das gelingt, ist schon viel gewonnen.« Diese Motivation brachte ihn in einen Zwiespalt, der ihm jetzt, als Leiter des Literaturarchivs an der Uni, jedoch zugute kommt. »Ich bin immer zweigleisig gefahren«, erklärt der gebürtige Rheinländer, der zuvor unter anderem an der Uni Düsseldorf und im Goethe-SchillerArchiv in Weimar gearbeitet hat. »Hier im Saarland musste ich mich nicht entscheiden zwischen der Wissenschaft und der Praxis in den Archiven und in Literaturmuseen«, sagt Singh, dessen Leidenschaft beiden Bereichen gleichermaßen gilt. »Man kann auch sagen, ich sei entscheidungsschwach«, fügt der Heinrich-Heine-Experte augenzwinkernd hinzu. Die »hohe« Wissenschaft habe die vermeintliche Kärrnerarbeit in den Literaturarchiven lange mit Dünkel betrachtet, erklärt der 39-Jährige diesen Konflikt. »Das ist aber inzwischen erfreulicherweise fast nicht mehr der Fall.« Und diese Annäherung zwischen Theorie und Praxis empfindet er als »Riesenchance«: »Wir können hier literaturwissenschaftliche Forschung nach außen tragen.« Das machen die Mitarbeiter des Archivs vornehmlich mit Vorträgen und Ausstellungen, in denen beispielsweise die Nachlässe von Schriftstellern präsentiert werden. Eine weitere Ausstellung, die derzeit im Archiv auf dem Uni- campus Dudweiler zu sehen ist, zeigt die Arbeitswelt und die Probleme, mit denen Archivare täglich zu kämpfen haben:Wie erhalte ich Schriftstücke, deren Papier von Säure zerfressen ist? Wie beuge ich dem Informationsverlust vor, der durch neue Speichermedien droht? Eine cd beispielsweise kann Informationen nur einige Jahre verlässlich speichern. Die Einarbeitung in die regionale Literatur dies- und jenseits der Grenzen fällt dem Nicht-Saarländer Singh dabei nicht sonderlich schwer. »In Nordrhein-Westfalen dreht sich die Literaturgeschichte zum Beispiel um Bergbau und um die Arbeitswelt. Das ist hier auch sehr ausgeprägt«, nennt er Parallelen zwischen seinem alten und seinem neuen Lebensmittelpunkt. Dennoch ist die Region Saar-Lor-Lux-Elsass anders. »Vor allem im Saarland hat sich die Bevölkerung und damit auch die Literatur einen eigenen Weg gesucht. Es ist wie das berühmte gallische Dorf: kantig und liebenswürdig zwischen den großen Mächten«, vergleicht Singh. Ihn fasziniert an der regionalen Literatur vor allem ihre Bedeutung für große, bekannte Strömungen: »Ähnlich wie bei einem großen Fluss, der von Nebenflüssen gespeist wird, entstehen große Literaturströmungen meist aus vielen kleinen regionalen Literaturstilen«, sagt der Wissenschaftler. Daher biete sich regionale Literatur besonders für Tiefenanalysen größerer Strömungen an. Die Themen, die im Nebenfluss Saar-Lor-Lux-Elsass schwimmen, werden ihm auch in Zukunft ins Netz gehen. Dem Bergbau und »100 Jahre Erster Weltkrieg« beispielsweise wird sich das Literaturarchiv in naher Zukunft widmen. Solche Themen sind grenzenlos. »Literaten arbeiten ja oft an denselben Dingen und betrachten die Grenze eben nur von verschiedenen Seiten«, sagt Sikander Singh. »Das muss man selbstverständlich jenseits nationaler Perspektiven betrachten.« Auch diesen Spagat über die Grenzen hinweg möchte er meistern. Da sage noch einer, Turner müssten klein und drahtig sein. _Thorsten Mohr Campus_Magazin_08-2011_QX7:Layout 1 14.08.2011 13:41 Uhr Seite 20 M enschen ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Philosophie-Professor Christoph Fehige erhält den Preis des Zukunftskollegs der Universität Konstanz Professor Christoph Fehige hat den Preis des Zukunftskollegs der Universität Konstanz erhalten, der für herausragende wissenschaftliche Leistungen und den Einsatz für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses vergeben wird. Der Preis ist mit der Einladung verbunden, zehn Monate lang als »Senior Fellow« am Zukunftskolleg zu forschen, einem internationalen Forschungsforum. Fehige ist an der Universität des Saarlandes Professor für Praktische Philosophie. Er erforscht Grundfragen nach Kriterien vernünftigen oder moralisch »richtigen« Handelns und untersucht die Praktische Philosophie der schottischen Aufklärung. Reinhard Wilhelm erhält Preis von weltgrößter Informatikervereinigung Die weltweit größte wissenschaftliche Gesellschaft für Informatik, die acm (Association for Computer Machinery), hat dem Saarbrücker Informatik-Professor Reinhard Wilhelm für seine Verdienste um Schloss Dagstuhl – Leibniz Zentrum für Informatik den Distinguished Service Award zuerkannt. Damit würdigt die acm Wilhelms Erfolge, Schloss Dagstuhl seit 1990 zu einem weltweit anerkannten Informatikzentrum gemacht zu haben, das Wissenschaftler aus der ganzen Welt anzieht und inspiriert. Unter seiner Leitung haben bis heute mehr als 30.000 Wissenschaftler, darunter viele Nachwuchswissenschaftler, die vielfältigen Seminar- und Diskussionsangebote des Informatikzentrums Schloss Dagstuhl in Anspruch genommen. Humboldt-Stipendiat erforscht regionale Umgangssprache Noch bis 15. September forscht Professor Boris Paraschkevov als Stipendiat der Humboldt-Stiftung am Germanistischen Institut der Saar-Uni. Er ist einer der profiliertesten bulgarischen Germanisten und Sprachwissenschaftler. Er hat beispielsweise eine Übersetzung des Nibelungenliedes ins Bulgarische gefertigt und ein viel beachtetes etymologisches Lexikon des Deutschen. Außerdem ist er Träger des Humboldt-Forschungspreises. Ziel seines diesjährigen Forschungsaufenthaltes ist die Vollendung einer für Auslandsgermanisten und Sprachlehrer wichtigen Einführung in die regionalen Umgangssprachen des Deutschen. Sportmediziner Lothar Schwarz ist Sportarzt des Jahres 2011 Der Mannschaftsarzt des Deutschen Triathlon-Nationalteams Lothar Schwarz wurde von der Gesellschaft für OrthopädischTraumatologische Sportmedizin zum Sportarzt des Jahres 2011 gewählt. Die Gesellschaft ist der weltweit zweitgrößte Zusammenschluss von Sportorthopäden und Sporttraumatologen. Lothar Schwarz ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sport- und Präventivmedizin der Universität des Saarlandes und leitet auch den Betriebsärztlichen Dienst der Saar-Uni. Er ist außerdem Vorsitzender des Sportärzteverbandes Saar und aktiv im Deutschen Leichtathletik-Verband. Lothar Schwarz arbeitet zudem am Olympiastützpunkt Rheinland-Pfalz/Saarland mit. Pharmazeuten mit hochdotiertem Preis für Alternativmodell zu Tierversuchen ausgezeichnet Professor Claus-Michael Lehr und seine Mitarbeiterinnen Eva-Maria Collnot und Fransisca Leonard sind für ein alternatives Zellkultur-Modell zur Untersuchung chronischer Darmentzündungen ausgezeichnet worden. Sie erhielten den mit 20.000 Euro dotierten »Forschungspreis des Landes Rheinland-Pfalz zur Förderung der Erforschung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden für Tierversuche sowohl in der wissenschaftlichen Forschung als auch in der Lehre 2010«. Das von Professor Claus-Michael Lehr und seinem Team entwickelte alternative Zellkultur-Modell könnte dazu beitragen, Tierversuche im Bereich entzündlicher Darmerkrankungen künftig zu verringern oder gänzlich überflüssig zu machen. Menschen Wissenschaftler des UKS in Homburg für Forschung zur Krebsbehandlung ausgezeichnet Dr. Martin Janssen hat für seine Forschungsarbeit »Regulatory T cells (Treg) in patients with renal cell carcinoma« den Wissenschaftspreis »Clinical Science Award 2011« der Deutschen Gesellschaft für Immun- und Targeted Therapie (dgfit) erhalten. Janssen ist ärztlicher Mitarbeiter der Klinik für Urologie und Kinderurologie des Universitätsklinikums des Saarlandes (uks) und forscht zurzeit als Gastwissenschaftler in der Abteilung für Transplantations- und Infektionsimmunologie am uks. Im Rahmen seiner Forschungsarbeit untersucht er regulatorische T-Lymphozyten (Treg) bei Patienten mit Nierenzellkarzinom und wie diese Treg-Zellen für eine gezielte Krebstherapie genutzt werden können. Der Preis ist mit 1500 Euro dotiert und wurde in diesem Jahr geteilt. Der zweite Preisträger ist Dr. Ivan Ischenko von der lmu München. 7 20 3 21 Campus_Magazin_08-2011_QX7:Layout 1 14.08.2011 13:41 Uhr Seite 21 M enschen ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Informatikerin untersucht den Schwierigkeitsgrad von Texten Für ihre Forschungsarbeit hat die Informatikerin Vera Demberg den mit 10.000 Dollar dotierten Dissertationspreis der amerikanischen »Cognitive Science Society« erhalten. Sie hat praktisch erforscht, ob linguistische und psychologische Theorien zur Sprachverarbeitung richtig sind. Vera Demberg hat solche Theorien mit Blickerfassungsdaten der alltäglichen Zeitungslektüre verglichen. »Bei der Blickerfassung wird untersucht, wie lange das menschliche Auge in einem Text jeweils ein bestimmtes Wort wahrnimmt. Aus der gemessenen Zeit lassen sich Rückschlüsse ziehen, ob der Leser Schwierigkeiten hatte, einzelne Wörter oder Sinnzusammenhänge zu verstehen«, erklärt die Forscherin. Sie entwickelt daraus ein neues theoretisches Modell. Dieses kann in der Praxis zum Beispiel dazu dienen, den Schwierigkeitsgrad von Texten festzustellen. Saarbrücker Wirtschaftswissenschaftler entwickeln Werkzeug, mit dem Firmen tagesaktuell ihre Liquidität planen können Professor Karlheinz Küting und seine Mitarbeiterinnen Mana Mojadadr (Foto) und Andrea Rösinger sind mit dem Controller-Ehrenpreis der Stiftung des Bundesverbands der Bilanzbuchhalter ausgezeichnet worden. Die Kaufleute haben beschrieben, welche Faktoren in der Unternehmensbilanz eine Krise ankündigen. Gerät ein Unternehmen in eine Schieflage, kommt es oft auf die schnell verfügbaren finanziellen Mittel an, ob die Firma eine Krise übersteht. Aus ihren Untersuchungen heraus haben sie Handlungsanweisungen erstellt, mit denen mittelständische Unternehmen ihre Liquidität tagesaktuell planen können. Auf Grundlage ihrer Untersuchungen hat die sap ag das Programm Business ByDesign entwickelt. Diese Zusammenarbeit wurde nun ausgezeichnet. Preis für die beste Lehre im Fach Mathematik an Janko Böhm Den Preis für die beste Lehre im Fach Mathematik hat Janko Böhm für seine Vorlesung zur Einführung in die Algebra und Zahlentheorie erhalten. Die Fachschaft Mathematik begründet ihre Wahl damit, dass Janko Böhm seine Vorlesung didaktisch klar strukturiert hat und großen Wert darauf legt, den Studenten den Stoff nahe zu bringen.Außerdem bietet er vertiefende Veranstaltungen an, beispielsweise einen betreuten Treffpunkt zur Bearbeitung der Übungsaufgaben und ein Tutorium für LehramtStudenten. Besonders lobten die Studenten das detaillierte und gut verständliche Manuskript zur Vorlesung. Janko Böhm arbeitet und forscht auf den Gebieten der algebraischen Geometrie, kommutativen Algebra und tropischen Geometrie. In jedem Semester ehren die Studenten der Fachschaft Mathematik einen Dozenten mit dieser Auszeichnung. Mechatronik-Studenten gewinnen internationalen Wettbewerb in China Die Mechatronik-Studenten Jens Peter, Nikolai Helwig, Michael Wick und Martin Hübner von der Saar-Uni haben mit einem besonderen HubschrauberModell den ersten Platz beim Internationalen Studentenwettbewerb iCan (International Contest of Applications in Nano-/Micro-Technology) in Peking belegt und ein Preisgeld von 3000 Dollar gewonnen. Wie eine fliegende Untertasse mit vier Rotoren an der Oberseite sieht der so genannte Quadrokopter der Mechatronik-Studenten aus. Mit seinen vier Rotoren kann der Quadrokopter in alle Richtungen gleich gut fliegen. Zu dem Wettbewerb waren insgesamt 27 Studententeams aus 15 Ländern angetreten. Betreut wurde das Projekt von Mechatronik-Professor Helmut Seidel. Saarbrücker Materialforscherin vertritt Deutschland bei internationalem Wettbewerb Myriam Wendel, Absolventin der Materialwissenschaften und Werkstofftechnik der Saar-Uni, hat Deutschland in einem internationalen Studentenwettbewerb in Stockholm erfolgreich vertreten. In Konkurrenz mit 20 Wettbewerbern aus ganz Europa, die jeweils ihre Forschungsarbeiten im Rahmen eines Vortrages präsentierten, hat sie den dritten Platz erreicht. In ihrer Forschungsarbeit zum Thema »Laserablation und Verarbeitung von nanoskaligem Borosilicatglaspulver« ist es Myriam Wendel erstmals gelungen, ein transparentes Glas nicht wie bisher üblich bei 1.200 Grad Celsius, sondern mit niedrigeren Temperaturen um 800 Grad Celsius herzustellen. Daür erhielt sie den mit 300 Euro dotierten Preis, der auf der internationalen Tagung der European Ceramic Society (ecers) in Stockholm verliehen wurde. Wissenschaftlicher Nachlass des Historikers Walter Lipgens im Universitätsarchiv Die Familie des Saarbrücker Historikers Walter Lipgens (1925 bis 1984) hat jetzt dessen wissenschaftlichen Nachlass dem Universitätsarchiv übergeben. Der seit 1967 an der Saar-Uni wirkende Professor für Neuere Geschichte hat neben Studien zur Reformationsgeschichte und Bismarck-Ära als erster Historiker mit mehreren Editionen und Publikationen die Geschichte der europäischen Einigungsbewegung als Forschungsfeld entdeckt und war zwischen 1976 und 1979 Gründungsprofessor am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz. Campus_Magazin_08-2011_QX7:Layout 1 14.08.2011 13:41 Uhr Seite 22 M enschen ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Frank Wilhelm-Mauch ist zum Professor für Theoretische Physik ernannt worden. Wilhelm-Mauch beschäftigt sich vor allem mit Nanoelektronik, also mit der Physik der kleinsten elektronischen Bauelemente, sowie der Quantenphysik. Mit ihm zieht eine internationale Arbeitsgruppe mit Wissenschaftlern aus den usa, Kanada, dem Iran und China nach Saarbrücken um. Ihr Ziel ist es, einen leistungsfähigen Quantencomputer zu entwickeln. Tobias Hartmann ist neuer Professor für Experimentelle Neurologie. Er entwickelt mögliche Therapie- und Präventionskonzepte für Alzheimer anhand von Erkenntnissen aus der Grundlagenforschung. Diese werden dann mithilfe von speziell entwickelten Modellsystemen analysiert und bewertet. So konnte die Arbeitsgruppe von Professor Hartmann in der Vergangenheit herausfinden, dass die Eiweißablagerungen (so genannte Plaques), welche im Gehirn der Alzheimer-Patienten auftreten, eigentlich der Kontrolle des menschlichen Fettstoffwechsels dienen. Wolfgang Maaß ist zum Professor für »Betriebswirtschaftslehre – Wirtschaftsinformatik im Dienstleistungsbereich« an der Universität des Saarlandes ernannt worden. Seine Forschungsschwerpunkte sind Wissenschaftsmanagement sowie digitale und intelligente Produkte. Dabei geht es unter anderem darum, wie mithilfe der Informationstechnologie digitale Produkte entworfen und am Markt gehandelt werden können oder wie Güter im Rahmen von Ambient Intelligence (z.B. Mobilfunk-Technik) um Dienstleistungen erweitert werden können. In der angewandten Forschung will Maaß zusammen mit Unternehmen ein Kompetenzzentrum aufbauen, in dem Designmethoden entwickelt und innovative Produkt-Dienstleistungssysteme realisiert werden. Geburtstage emeritierter und pensionierter Professoren Vor 85 Jahren, am 1. August 1926, wurde die »europäische Germanistin«, Professorin Marie-Louise Roth geboren, die unserer Universität seit 1954 verbunden und auf vielfältige Weise der Erforschung des Œuvres von Robert Musil verpflichtet ist. Die durch hohe nationale und internationale Ehrungen ausgezeichnete Wissenschaftlerin wird im Herbst der von ihr gegründeten »Arbeitsstelle für österreichische Literatur und Kultur« ihr Privatarchiv zu Robert Musil schenken. Verstorben Mit einer Gedenkfeier ehrte die Fachrichtung Physiologie den am 7. April im Alter von 89 Jahren verstorbenen Professor Wolfgang Trautwein, der zwischen 1971 und 1990 als Direktor das II. Physiologische Institut leitete, sich in den Sonderforschungsbereichen 38 und 246 engagierte und mit international wegweisenden elektrophysiologischen Forschungen hervortrat. Der Honorarprofessor der Universität seiner Heimatstadt Konstanz war auch Ehrenmitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften. Die Vorträge der Gedenkfeier werden in der Reihe der »Universitätsreden« dokumentiert. Kurz nach seinem 71. Geburtstag starb am 4. Juli der in Speyer geborene Professor für Musikwissenschaft Wolf Frobenius, der nach Promotion, Habilitation und langjähriger Mitarbeit am »Handwörterbuch der musikalischen Terminologie« in Freiburg 1988 an unsere Universität berufen wurde. Zu den Arbeitsfeldern des geschätzten akademischen Lehrers und Forschers zählten insbesondere die mittelalterliche und neuere Musikgeschichte, mit seinem Namen sind auch Symposien über Robert Schumann und »Zeit in der neueren Musik« verbunden. Klaus Wankes Verdienste im Bereich der Suchttherapie und -prävention sowie sein vielfältiges Engagement in nationalen Kommissionen und Beiräten wurden durch die Verleihung des Verdienstkreuzes Erster Klasse und des Ehrentitels Sanitätsrat gewürdigt. Wanke, der von 1978 bis 2002 das Homburger Ordinariat für Psychiatrie innehatte, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie war und zwischen 1990 und 1992 als Dekan der Medizinischen Fakultät agierte, ist am 14. Juli im Alter von 77 Jahren verstorben. Menschen Neue Professoren Claus Jacob ist neuer Professor für Bioorganische Chemie. Die Forschungsgruppe um Jacob befasst sich insbesondere mit der Entstehung von Krebs. Zudem erforschen er und seine Kollegen entzündliche Erkrankungen sowie deren Prävention und Therapie. Claus Jacob plant Projekte, die sich mit Aspekten der biologischen Nanotechnologie, etwa dem Wirkstofftransport, und der Epigenetik, das heißt der Beeinflussung des Erbguts durch die Umwelt, befassen. Dabei möchte er eng mit saarländischen Unternehmen zusammenarbeiten. 7 22 Campus_Magazin_08-2011_QX7:Layout 1 14.08.2011 13:41 Uhr Seite 23 Bieten ++ kostenfreies Wohnen für unerschrockenen unerschroc e e Studierenden in lebhafter WG Infos unter: www.wohnen-hilfe.de Tel. 06 81/3 02 31 32 Während Familien oftmals Unterstützung im Haushalt, bei K i n d e r be tre u u n g o d e r Nac h h i l fe b enöt igen, suchen StudentInnen finanzielle Entlastung während des Studiums. Das Projekt „Wohnen für Hilfe“ bringt beide Parteien zusammen. Die Projektzentrale beim Studentenwerk im Saarland e.V. in Saarbrücken ist Anlaufstelle für Familien und StudentInnen. Wir vermitteln interessierte Mieter und Vermieter. Und zwar völlig kostenfrei für beide Seiten. www.g-nau.de Unsere Faustregel: Pro m2 bezogenen Wohnraum leistet der Mieter 1 Stunde Hilfe im Monat. Campus_Magazin_08-2011_QX7:Layout 1 14.08.2011 13:41 Uhr Seite 24 :LHYLHO6SDUSRWHQ]LDOVWHFNWLQ , KUHP(LJHQKHLP" -HW]WPRGHUQLVLHUHQ0LWGHU6SDUNDVVHQ%DXILQDQ]LHUXQJ 6SDUNDVVH 6DDUEUFNHQ