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3/13. campus Ganz neue Perspektiven für Ihr Leben.

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3/13. campus Ganz neue Perspektiven für Ihr Leben.
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Ganz neue Perspektiven für Ihr Leben.
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3/13.
Dezember 2013
Anschrift: Universität des Saarlandes, Campus, D-66123 Saarbrücken. Layout und Satz: Maksimovic & Partners. Druck: SDV. Anzeigen: Stephanie Böcker.
S. 22 Foto Klement), UKS (S. 21 Foto Glanemann), ansonsten Bestand der Pressestelle oder Bestand der abgebildeten Personen.
Frank Ramspott/Getty Images/iStockphoto (S. 12), Oliver Dietze (S. 14 links, S. 20 Fotos Mücklich, Michael), Iris Maurer (S. 15, S. 18), Jörg Pütz (S. 20 Foto Martinek), Staatskanzlei des Saarlandes (S. 21 Fotos Keller, Hüser, Ducho,
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Illustrationen: Patrick Bittner / Maksimovic & Partners (Titel, S. 4–7), Uwe Bellhäuser (S. 3, S. 20 Fotos Rolles, Wolf), André Mailänder (S. 8 links), Michael Erhart (S. 8 rechts, S. 9, S. 16, S. 17), Volodymyr Vechirnii/fotolia.de (S. 10),
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Redaktion: Friederike Meyer zu Tittingdorf (V.i.S.d.P.), Claudia Ehrlich, Melanie Löw, Thorsten Mohr, Gerhild Sieber. Mitarbeit: Wolfgang Müller.
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der Öffnu
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Impressum/// Campus, das Magazin der Universität des Saarlandes, erscheint dreimal im Jahr. 43. Jahrgang, Ausgabe 3/2013, Dezember 2013. Herausgeber: Der Präsident der Universität des Saarlandes.
3/13
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
die Energiewende ist eines der großen Themen unserer Zeit. Kann es gelingen, die Versorgung mit regenerativen Energiequellen zu gewährleisten? Bis dahin ist es noch ein langer Weg,
auf dem viele kleine und große Hindernisse warten. Alleine schon, die Energie zu speichern
und sinnvoll zu verteilen, ist schwierig genug. Denn wenn der Wind bläst oder die Sonne
scheint, brauchen die Menschen nicht unbedingt auch am meisten Strom. Speichern lassen sich
Wind- und Sonnenstrom aber bisher nur auf Umwegen. Wie das zu lösen ist, erforschen auch
Wissenschaftler aus Saarbrücken. Naturwissenschaftler, Ingenieure und Informatiker schauen
aus ihren Perspektiven auf das Thema Energie. Und sie haben kreative Ansätze, wie Energie
besser genutzt und gespeichert werden kann. Lesen Sie, welche Ideen das sind, ab Seite 4.
Viel Energie – und zwar intellektuelle – geht in Deutschland verloren, weil wir auch
im 21. Jahrhundert noch nicht das Potenzial der vielen hochqualifizierten Frauen nutzen,
die in Wissenschaft und Forschung arbeiten. Die Mehrheit der Abiturienten sind Frauen.
Mehr Frauen als Männer studieren in Deutschland. An der Professorenschaft sind Frauen
jedoch mit rund einem Fünftel deutlich in der Minderheit. Das soll sich ändern. Helfen
kann dabei auch ein Programm an der Saar-Uni, in dem junge Wissenschaftlerinnen mit
dem Karriereziel Professur unterstützt werden. Lesen Sie über das Exzellenzprogramm für
Wissenschaftlerinnen ab Seite 14.
Zwei Frauen, die am Europa-Institut der Saar-Uni ihren Abschluss gemacht haben, sind
bereits in vielversprechende Karrieren gestartet. Die Norwegerin Kristin Bangsund, die hier
ihren juristischen Abschluss gemacht hat, arbeitet inzwischen bei der Überwachungsbehörde
der Europäischen Freihandelsgemeinschaft EFTA. Die Griechin Eleni Papaioannou setzt ihre
Kenntnisse, die sie im wirtschaftswissenschaftlichen Studium am Europainstitut erworben hat,
in ihrem Job bei Fresenius Medical Care in Bad Homburg ein. Die Geschichte der beiden
jungen Frauen sowie das Europa-Institut lernen Sie ab Seite 12 kennen.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
Ihr Universitätspräsident Professor Volker Linneweber
4Hochspannung: Saarbrücker Wissenschaftler erforschen
effizientere Arten der Energienutzung
8 Forschung
10Beiderseitiges Einvernehmen: Auch Sklaven zogen im
alten Rom Vorteile aus ihrem Stand
12 Älter als die EU: Das Europa-Institut an der Saar-Uni bildet seit
1951 Juristen und Wirtschaftswissenschaftler für ganz Europa aus
14Exzellenz: An der Saar-Uni werden junge Wissenschaftlerinnen
gezielt auf die Professur vorbereitet
16 Campus
18Liebesheirat oder Zweckehe?
Der Niederländer Jacco Pekelder, diesjähriger
Europa-Gastprofessor, über das innereuropäische Verhältnis
20 Menschen
Bei der Energieerzeugung gibt es also noch viel Potendas Öl während des Winters unbrauchbar wird, steht das
Rad bis zum Frühjahr still oder wird sogar beschädigt. Das zial, mehr aus den bestehenden Anlagen herauszuholen.
ist gleich doppelt teuer, denn zum einen muss das Wind- Aber was tun, wenn an einem sonnigen Tag in Süddeutschrad repariert werden, zum anderen erzeugt die Anlage so land oder einem windigen Tag an der Nordsee mehr Strom
lange keinen Strom. In einem weiteren Projekt forschen gewonnen wird, als das Stromnetz aushalten kann? Diese
Schütze und sein Team an Sensoren für ein optimales Ge- Energie zu speichern und erst dann abzugeben, wenn der
bäudeklima. »Heizung, Kühlung und Lüftung sind riesige Bedarf da ist, ist nach wie vor eines der Hauptprobleme bei
Verbrauchsposten. Ein Viertel des gesamten deutschen der Energiewende. Rolf Hempelmann, Professor für PhyPrimärenergieverbrauchs – das sind rund 600 Milliarden sikalische Chemie, und sein Team forschen an SpeichermögKilowattstunden – könnte in diesem Bereich mit einer opti- lichkeiten für erneuerbare Energien, zum Beispiel an einer
mierten Lüftung eingespart werden«, erläutert Schütze die Zink-Luft-Batterie. Diese hat gegenüber der gängigen LiAusmaße. Energetisch am besten wäre es natürlich, über- thium-Ionen-Technologie große Vorteile: »Zink kommt viel
haupt nicht zu lüften. Neben dem Luftverbrauch durch den häufiger vor als Lithium und ist quasi in unendlicher Menge
Menschen dünsten Möbel und Teppiche aber auch schäd- vorhanden«, erklärt der Chemiker. Einen Pferdefuß gibt es
liche Gase aus, zum Beispiel Formaldehyd, Benzol und aber, und für die Stromspeicherung ist der natürlich zentral:
Naphtalin. Daher ist eine Lüftung unerlässlich. Schützes »Zink-Luft-Batterien gibt es bereits im Kleinformat zum
Sensoren sollen winzigste Mengen dieser Schadstoffe er- Beispiel in Hörgeräten, aber sie sind nicht wiederaufladkennen und die Klimatisierung passgenau steuern können. bar. Das ist ein echtes Problem«, erklärt Rolf Hempelmann,
Die Wissenschaftler um Georg Frey, Professor für dessen Ziel es ist, eine stationäre Zink-Luft-Batterie zu
Automatisierungstechnik, entwickeln mathematische Vor- entwickeln, die die Energie aus Wind- und Sonnenkrafthersagemodelle beispielsweise für Sonnen- und Windkraft- werken speichert und erst wieder abgibt, wenn es nötig
anlagen. »Die zentrale Frage dabei lautet: Wie viel Energie ist. In einem weiteren Projekt erforscht Hempelmann die
kommt in der nächsten Stunde raus?«, erklärt Georg Frey. Möglichkeit, mit einer so genannten Redox-Flow-Batterie
Wenn die Betreiber solcher Anlagen diese Frage präzise Energie aus regenerativen Quellen zu speichern. »Ziel ist
beantworten können, können sie passgenau Anlagen hin- es, die Energie, die ein Einfamilienhaus an einem Tag verzufügen oder abschalten, je nachdem, ob gerade mehr oder braucht, zu speichern«, erklärt er. Vor allem vor dem Hinweniger Energie gebraucht wird. Ein weiterer Schwerpunkt tergrund, dass in den vergangenen Jahren hunderttausende
an Georg Freys Lehrstuhl liegt auf dem so genannten En- Sonnenkollektoren auf deutschen Dächern installiert worergy Harvesting, also der Energieernte. So soll Energie, die den sind, erscheint dieses Ziel sinnvoll. Anders als bei der
beispielsweise in Kraftwerken als Abwärme verlorengeht, Zink-Luft-Batterie, die noch grundlegend erforscht werden
mithilfe mikrotechnischer Systeme direkt in elektrischen muss, sind die Wissenschaftler bei der Redox-Flow-Batterie
Strom umgewandelt werden. »Diese Idee ist besonders schon recht weit: »Das wird relativ schnell möglich sein«,
charmant, weil keine mechanischen Teile wie zum Beispiel ist sich Rolf Hempelmann sicher.
Auf einem ähnlichen Gebiet ist Volker Presser uneine Turbine benötigt werden, um den Strom zu erzeugen«,
erklärt der Automatisierungstechniker.
terwegs, dessen Amtsbezeichnung schon viel über seine
ACHTUNG, HOCHSPANNUNG
Die Energiewende ist erklärtes politisches Ziel. In den
kommenden Jahrzehnten soll ein Großteil der Energie in
Deutschland aus regenerativen Quellen stammen. Doch
dabei gibt es eine Menge Hindernisse zu überwinden:
Wie kann Strom aus Wind- und Sonnenkraft dauerhaft
gespeichert werden? Wie können die Stromnetze effizienter geregelt werden? Und wo liegen Sparpotenziale bei
den Verbrauchern wie zum Beispiel Kühlschränken? An
solchen Fragen forschen Saarbrücker Wissenschaftler aus
verschiedenen Fachbereichen.
Energieforschung
Kleinvieh macht auch Mist. Das ist auch bei der Energie- geringe Steigerung des Wirkungsgrades ein großer Forterzeugung so. Ein Windrad ans Stromnetz anzuschließen schritt. »Wenn ich nur ein Stückchen Code ins Computerund auf die nächste steife Brise warten, ist grundsätz- programm einspielen muss und nichts umbauen muss, ist
lich ein simples und nachvollziehbares Prinzip. Aber der das ein großer Gewinn«, sagt er.
Teufel – beziehungsweise der Mist – steckt hier im Detail. An der Verbesserung von Windkraftanlagen arbeitet auch
Und genau diese Details sucht Joachim Rudolph. Der Messtechnik-Professor Andreas Schütze. »In einem
Professor für Systemtheorie und Regelungstechnik sucht einzigen Windrad schmieren 1.500 Liter Öl das Getriebe,
mit seiner Forschergruppe nach Lösungen, um die Energie, das die Drehzahl des Windrades auf den Stromgenerator
die im Windrad oben erzeugt wird, mit möglichst wenigen umsetzt«, erklärt er. Ist das Öl schlecht, also mit Partikeln
Verlusten unten ins Stromnetz einzuspeisen. Denn auf dem versetzt oder chemisch verunreinigt, kann das Getriebe
Weg von den Rotoren bis zum Stromnetz geht Energie ver- kaputt gehen. Und dann wird es richtig teuer. Um das zu
loren. »Diese Verluste möchten wir minimieren«, erklärt vermeiden, bleibt bisher nur eine Möglichkeit: »Dieses Öl
der Ingenieur, der dafür mit dem Technologiekonzern ABB wird heutzutage auf Verdacht gewechselt. Im Zweifel wirft
zusammenarbeitet. Der eingesparte Energieverlust im Ge- man also 1.500 Liter Öl weg, die aber eigentlich noch gut
nerator und im Umrichter, der die Spannung an die des sind«, fasst er das Problem zusammen. Schütze und sein
Stromnetzes anpasst, liegt, gemessen am Gesamtertrag ei- Team haben daher mit der Firma Hydac einen Sensor entnes Windrades, zwar nur »im kleinen Prozentbereich«, wie wickelt, der die Ölqualität im laufenden Betrieb messen
Professor Rudolph ausführt. Da die Arbeit der Saarbrü- und so die Haltbarkeit des Öls vorhersagen kann. »Wichtig
cker Ingenieure sich jedoch auf mathematische Optimie- ist das vor allem bei Offshore-Windanlagen, die ein halrung der Steuerungsprozesse beschränkt, ist auch eine nur bes Jahr lang nicht erreichbar sind«, erklärt er. Denn wenn
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stecken die Wissenschaftler aber in einer Zwickmühle:
Um möglichst viel Energie sparen zu können, müssen sie
auch möglichst viel vom Produktionsprozess wissen. Dieses
Wissen ist aber umso größer, je weiter Produkt und Anlage schon konstruiert sind. »Dann allerdings kann ich nur
noch marginale Änderungen vornehmen. Wir können umso
mehr einsparen, desto früher wir in der Konstruktion und
der Produktion ansetzen«, erklärt Michael Vielhaber. »Wir
entwickeln also einen Prozess, der so genau wie nötig und
so früh wie möglich ist, um eine Entscheidung zu treffen.«
Die Forscher an der Saar-Uni arbeiten auch an effizienteren Verbrauchern. Einer von ihnen ist Matthias
Nienhaus, Professor für Antriebstechnik. Er forscht an
kleinen Elektromotoren, wie man sie heute in großer Zahl
in Geräten im Haushalt, der Medizin- und Messtechnik wie
auch zum Beispiel im Automobil und der Automatisierungstechnik findet. Sie sollen in Zukunft deutlich sparsamer mit
dem Strom umgehen. »Normalerweise informiert ein externer Sensor den Motor mit Informationen wie der Postition,
so dass der Motor wiederum entsprechend die Drehzahl
reguliert, je nachdem, wie viel Leistung gebraucht wird«,
erklärt der Ingenieur. Diesen Sensor, der dem Elektromotor
zum Beispiel in einem Rollator sagt: »Achtung, Großmutter
geht bergauf, du musst ihr helfen«, bauen Nienhaus und sein
Team gleich in den Motor ein. »Denn bisher ist diese Steuerung mithilfe eines externen Sensors oft nicht optimal«, sagt
Matthias Nienhaus. »Wenn der Motor hingegen selbst der
Sensor ist, kann er viel besser gesteuert werden und wird
somit viel effizienter.« Dadurch, dass es für solche Motoren
quasi kein Einsatzgebiet gibt, das nicht denkbar wäre, steckt
in ihnen ein großes Potenzial. Ihre Möglichkeiten reichen
von privaten Anwendungsgebieten wie Elektrofahrrädern,
Rollatoren und Golfcaddys bis hin zur Industrie.
Wie Matthias Nienhaus kümmert sich auch Stefan
Seelecke ums eingangs erwähnte Kleinvieh. Der Stiftungsprofessor für Unkonventionelle Aktorik erforscht
unter anderem, wie sich eine Nickel-Titan-Legierung für
Energieforschung
Arbeit an der Universität und am INM – Leibniz-Institut deutschen Dächern fast 400.000 Regler für Solaranlagen
für Neue Materialien verrät: Er ist Juniorprofessor für Na- installiert, die unter ungünstigen Umständen das Stromnetz
notechnologie Funktionaler Energiespeichermaterialien kollabieren lassen können. Diese Einsicht hat die Bundesund erforscht besonders schnelle und effiziente Energie- netzagentur bereits mehrfach zu Korrekturen der Einspeispeichertechnologien, insbesondere so genannte Doppel- seregeln gezwungen«, erklärt Holger Hermanns. Seine
schichtkondensatoren. »Dabei wird Energie elektrostatisch Lösung: »Wir würfeln.« Wie bitte? »Wenn sehr viel Strom
gespeichert. Wir brauchen daher eine möglichst große eingespeist wird, schalten unsere Regler mit einer hohen
Oberfläche für die Elektrosorption von Ionen in porösen Wahrscheinlichkeit ihre jeweiligen Anlagen ab. Liegt die
Kohlenstoffelektroden.« Das bedeutet also, für die Träger Frequenz im Stromnetz nur ein bisschen über dem Grenzder Ladung, die Ionen, muss möglichst viel Platz geschaffen wert, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine Anlage abwerden. Vorstellen könne man sich das wie einen Parkplatz, schaltet, dagegen gering. Sie steigt, je höher die Frequenz
auf dem man möglichst viele Autos unterbringen möchte. im Stromnetz steigt«, erklärt der Informatiker das Prinzip.
Hierzu muss die Größe jeder einzelnen Parkbucht – oder Dadurch entsteht insgesamt ein sich selbst stabilisierendes
eben Pore – optimal auf die Autogröße – also die Ionen- Netz, das im Gegensatz zum jetzigen System umso stabiler
größe – abgestimmt werden. Da die maximale Oberfläche funktioniert, je mehr erneuerbare Teilnehmer es hat.
jedoch nicht ins Unendliche wachsen kann, erforschen PresIst der Strom schließlich an der Steckdose angekommen,
ser und sein Team, wie man durch den gezielten Einbau ist das Sparpotenzial jedoch noch lange nicht ausgereizt.
von elektrochemisch aktiven Materialien die Energiedichte In der industriellen Produktion beispielsweise steckt noch
von Doppelschichtkondensatoren erhöhen kann. Solche eine Menge Energie, die eingespart werden kann. Darum
hocheffiziente Energiespeicher mit hoher Energiedichte, kümmern sich Dirk Bähre, Professor für FertigungstechEffizienz und Lebensdauer sind eine wichtige Schlüssel- nik, und Michael Vielhaber, Professor für Konstruktechnologie für die Energiewende.
tionstechnik. Beide arbeiten eng zusammen und blicken
Um die Stabilität des Stromnetzes kümmert sich an- aufs große Ganze. »Wir erstellen Prognosemodelle, die uns
schließend Informatikprofessor H o l g e r H e r m a n n s. den Energiebedarf abschätzen lassen«, erklärt Dirk Bähre.
»Das Stromnetz ist eine Erfindung aus einer Zeit, bevor Möchte ein Industrieunternehmen zum Beispiel eine neue
es Computer gab«, erklärt der Wissenschaftler, der un- Maschine in der Fertigung einsetzen, versuchen Bähre und
ter anderem an Methoden feilt, um computergesteuerte Vielhaber, anhand möglichst weniger Betriebszustände der
Systeme ausfallsicher zu machen. Zwar wird der Stromfluss Maschine, die sie vorher definieren, die Maßnahmen abheutzutage mit Computern geregelt und überwacht, »aber zuleiten, mit denen sie die Produktion effizienter machen.
der Kern ist immer noch analog. Die Stabilität beruht auf »In einem Verbundprojekt mit der metallverarbeitenden
der Massenträgheit rotierender Generatoren in den großen Industrie haben wir so von einer Maschinengeneration zur
Kraftwerken, die wie Schwungräder funktionieren. Sie hal- nächsten 25 Prozent Energieeinsparung herausholen könten die Frequenz des Stroms bei 50 Hertz stabil«, erklärt nen«, nennt Bähre ein Beispiel. Am größten sind die EinHermanns. Dagegen sind die erneuerbaren Einspeiser Son- sparpotenziale, wenn bereits in der Produktentwicklung efne und Wind digital gesteuert, und dieser Unterschied hat fizienzorientiert gearbeitet wird, und zwar bezogen auf den
es in sich: Je mehr digitale Regler den Strom beeinflussen, gesamten Produktlebenszyklus vom Materialeinsatz über
desto instabiler wird das Netz. »So wurden seit 2007 auf die Produktion bis zur Nutzung und Entsorgung. Dabei
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die Energiegewinnung eignet. »Wenn dieses Material gedehnt wird, erwärmt es sich, beim Entlasten kühlt es sich ab.
Die Energie, die beim Abkühlen absorbiert wird, können
wir nutzen, um zum Beispiel Kühlschränke effizienter und
umweltfreundlicher zu gestalten«, erklärt Seelecke. »NickelTitan-Legierungen könnten in Zukunft statt der bisher verwendeten Gase die Kühlung völlig ohne Treibhauseffekt
übernehmen.« Seelecke nutzt diese sogenannten Formgedächtnislegierungen auch für das genaue Gegenteil. »Wir
können mit dem Material auch eine Nickel-Titan-Wärmekraftmaschine betreiben«, erklärt der Professor. Taucht
man eine Hälfte einer Nickel-Titan-Schleife in ein kaltes
Medium, die andere in ein warmes, dehnt sich ein Teil aus
und der andere zieht sich zusammen. Auf diese Art und
Weise kann man – wie eine Fahrradkette – zwei Räder antreiben und Strom erzeugen. »Das Interessante daran ist:
Die Legierung funktioniert auch bei sehr geringen Temperaturdifferenzen. So könnte man beispielsweise die Niedrigtemperatur-Abwärme in Kraftwerken, die ansonsten nicht
genutzt wird, zur Energieerzeugung nutzen. Bisher ist das
nicht möglich«, erklärt Stefan Seelecke. Wie sein Kollege
Georg Frey forscht auch er außerdem auf dem Gebiet Energy Harvesting. »Wir überlegen, wie man beispielsweise
mechanische Schwingungen, die beim Gehen im Fußboden entstehen, mit Piezowerkstoffen oder elektroaktiven
Polymeren direkt in elektrische Energie umwandeln und
in Batterien speichern können«, erläutert er. Zusätzlich zu
einem bestehenden System könnten solche Materialien wie
ein Hybridmotor im Auto Energie hinzuliefern. »Als alleinige Energiequelle ist diese Technologie aber noch völlig
utopisch. Da stehen wir noch ganz am Anfang.«
Wie man sieht, ist Forschung auf dem Energiesektor nur
selten die Suche nach dem ganz großen Wurf. Meistens besteht sie in vielen kleinen Schritten. Wie beim Objekt ihrer
Forschung, der Energie, gilt eben auch bei der Forschung:
Kleinvieh macht eine Menge Mist.
_Thorsten Mohr
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Saar-Uni koordiniert europäisches Forschungsprojekt
zu seltenen Varianten der Blutarmut
In einem gemeinsamen Forschungsprojekt wollen Wissenschaftler aus Deutschland, Dänemark, Großbritannien,
den Niederlanden, der Schweiz und Spanien erforschen,
wie seltene Formen der Blutarmut (Anämie) besser erkannt werden können. Koordiniert wird das Projekt von
Lars Kaestner, Leiter der Forschungsstelle für Molekulares Imaging und Screening am Institut für Molekulare
Zellbiologie der Saar-Uni. Die genauen Zusammenhänge
zwischen molekularen Ursachen und klinischen Symptomen bei Blutarmut sind nur unzureichend erforscht, etwa
bei der bekannten Sichelzellanämie. »Wir wollen die zellulären Ursachen und Funktionsweisen bei den seltenen
Formen der Anämie verstehen, um so Ansätze für neue,
auf den Patienten zugeschnittene Therapien zu entwickeln«, erklärt Lars Kaestner. Die Europäische Kommission
fördert die Arbeit im Rahmen des 7. Rahmenprogramms
für Forschung und Innovation (FP7) über eine Laufzeit
von fünf Jahren mit insgesamt sechs Millionen Euro. Weltweit leiden etwa 1,6 Milliarden Menschen an Blutarmut.
Rund zehn Prozent der Betroffenen sind an seltenen Formen der Anämie erkrankt.
Saarbrücker Wirtschaftswissenschaftler untersucht
wirtschaftliche Nachhaltigkeit von Stromanbietern
Das Institut für Wirtschaftsprüfung (IWP) an der SaarUni unter der Leitung von Professor Michael Olbrich hat
deutsche Energieanbieter auf ihre wirtschaftliche Nachhaltigkeit hin untersucht. Olbrichs Studie nahm dafür
15 Unternehmen genauer unter die Lupe: Die »Großen
Fünf« des Strommarktes, die Konzerne E.ON, RWE, Vattenfall, EnBW und EWE, sowie zehn freie Anbieter, die im
vergangenen Jahr besonders häufig in den Medien waren und die in Vergleichsportalen besonders präsent sind.
Kriterien, an denen die Unternehmen gemessen wurden,
sind die Publikationspolitik, kurzfristige Liquidität, Eigenkapitalquote, Wirtschaftlichkeit bezüglich des Personals,
Kundenzahlen sowie der Anteil erneuerbarer Energie am
Stromangebot. »Die nach diesen Kriterien nachhaltigsten
unabhängigen Stromanbieter Deutschlands sind ExtraEnergie und Naturstrom sowie von den ›Großen Fünf‹
auch EWE«, fasst Michael Olbrich zusammen. Am Ende
der Nachhaltigkeitsskala der Saarbrücker Wirtschaftswissenschaftler liegen Care-Energy, Energy2Day sowie
Goldpower.
Bisher hatten die Kunden auf dem liberalisierten Energiemarkt zwar die Möglichkeit, die Preise der über 1.000
Anbieter zu vergleichen. Ein Vergleich von deren wirtschaftlicher Solidität jedoch war bisher schwierig. Michael
Olbrich hat diese Lücke mit der Studie »Energieanbieter
und Nachhaltigkeit« nun wissenschaftlich geschlossen.
Saarbrücker Physiker wollen Übergang zur
Quantenwelt sichtbar machen
Neue Einblicke in die Welt kleinster Teilchen, der
Quanten, soll ein Mikrolabor eröffnen, das der Theoretische Physiker Frank Wilhelm-Mauch und sein Team von
der Universität des Saarlandes als mathematisches Modell
entwickelt haben. 100 Lichtquanten samt ihren komplexen
quantenmechanischen Beziehungen (»Verschränkungen«)
können in dem Testsystem gleichzeitig untersucht werden,
so viele wie nie zuvor. In der Welt der kleinsten Teilchen
herrschen völlig andere Gesetze als die Naturgesetze, die
in der »normalen« Welt gelten. Quantenteilchen, auch
Photonen oder Lichtquanten genannt, sind gleichzeitig an
mehreren Orten und dazu noch verschieden schnell. Über
den Übergang der zwei Welten, an dem die bekannten
Naturgesetze enden und Quantengesetze beginnen, ist
gegenwärtig wenig bekannt. Die Forscher erwarten sich
von ihrem Modell neue Erkenntnisse etwa für den Quantencomputer. Als weltweit erste Gruppe nutzen sie für ihr
Verfahren ein maßgefertigtes Gitter aus Nanostrukturen,
das Licht stärker bricht als jeder natürliche Stoff. Ihre
Ergebnisse veröffentlichen die Forscher im Fachmagazin
Physical Review Letters.
Studie der Saar-Uni belegt vorbeugende Wirkung
pflanzlicher Sterole bei Alzheimer
Pflanzliche Sterole, Äquivalente zum tierischen Cholesterin, beugen offenbar der Entstehung von Alzheimer vor.
Das zeigt eine aktuelle Studie von Forschern der Saar-Uni.
Die Wissenschaftler um Marcus Grimm, Laborleiter in der
Experimentellen Neurologie an der Universität des Saarlandes, haben nachgewiesen, dass ein bestimmtes Sterol,
das Stigmasterol, die Bildung von Eiweißen hemmt, die
bei der Entwicklung der Krankheit eine wichtige Rolle
spielen. »Stigmasterol wirkt auf unterschiedliche molekulare Prozesse, es senkt die Enzymaktivität, hemmt die
Bildung Alzheimer relevanter Proteine und verändert
die Struktur der Zellmembran«, sagt Grimm. »All dies
zusammengenommen führt letztlich dazu, dass weniger
Beta-Amyloid-Proteine entstehen.« Diese Eiweiße gelten
als einer der Hauptauslöser von Alzheimer. Im Tierversuch konnten die Forscher diesen positiven Effekt bereits
belegen. Die Studie wurde im renommierten Journal of
Neuroscience veröffentlicht.
Sonderforschungsbereich der Saar-Uni vergibt
Forschungsgelder für Nachwuchswissenschaftler
Finanzielle Unterstützung für ihre Forschungsprojekte
erhalten zwölf Nachwuchswissenschaftler der Saar-Uni:
Die Doktoranden und Postdocs werden im Rahmen des
Sonderforschungsbereichs »Physikalische Modellierung
von Nichtgleichgewichtsprozessen in biologischen Systemen« (SFB 1027) mit insgesamt 50.000 Euro gefördert.
Über die Förderung entschieden die Nachwuchswissenschaftler selbst in einem eigens dafür eingerichteten
Junior-Forschungsausschuss. Dabei mussten sie die eingereichten Projektanträge nach den Regeln bewerten,
die auch für große Forschungsanträge üblich sind. Die
Doktoranden und Postdocs diskutierten beispielsweise
darüber, ob das jeweilige Projekt mit dem Forschungsziel
des Sonderforschungsbereichs übereinstimmt, inwiefern
es neue Resultate erwarten lässt, ob das Vorhaben risikobehaftet ist und ob die angegebenen Kosten gerechtfertigt
sind. Nach vier Stunden lebhafter Diskussion entschieden
die Mitglieder des Junior-Forschungsausschusses, zwölf
von insgesamt 13 eingereichten Projekten mit Summen
zwischen 2.000 und 9.000 Euro zu fördern.
Forschung
Informatiker entwickeln Elektronik zum
Zurechtschneiden
Zusammen mit Forschern des US-amerikanischen MIT
Media Lab haben Informatiker der Saar-Uni einen berührungsempfindlichen Sensor entwickelt, dessen Form und
Größe jeder mit der Schere nach Belieben ändern kann.
Dass dabei die Elektronik trotz Schnitten und entfernter Stücke weiter funktioniert, ermöglicht eine neuartige
Anordnung der gedruckten Schaltkreise. Ihre Arbeit präsentierten die Wissenschaftler erstmals im Oktober auf
der Konferenz »User Interface Software and Technology«
(UIST) im schottischen St. Andrews. Als Basistechnologie dient den Wissenschaftlern so genannte »Gedruckte
Elektronik«. Unter diesem Begriff fasst man Bauelemente,
Komponenten und Anwendungen zusammen, die teilweise oder sogar vollständig gedruckt werden. Die Verfahren
ähneln Tintenstrahldruckern. Anstelle von Drucktinte auf
Papier werden hier jedoch Strom leitende Flüssigkeiten
auf dünne, flexible Folien, so genannte Substrate, gebannt.
»Die Herstellungskosten dafür sind inzwischen so gering,
dass der Druck unserer Folie im DIN-A4-Format auf einem Spezialdrucker im Labor nur knapp einen US-Dollar
kostet«, so Jürgen Steimle. Unter seiner Leitung ist die
Arbeit entstanden.
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39
Saar-Wissenschaftler entwickeln neuartiges
Sprachdialogsystem
Forscher der Saar-Uni um Vera Demberg vom Informatik-Exzellenzcluster und des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz entwickeln derzeit
ein Sprachsystem, das die Fahrsicherheit gewährleisten
soll. Ähnlich wie ein Beifahrer soll es erkennen, wie angespannt der Fahrer ist, und Informationen weitergeben,
ohne den Fahrer abzulenken oder zu überfordern. Sprachdialogsysteme sollen dem Autofahrer das Leben erleichtern, zum Beispiel, indem der Nutzer mit Stimmbefehlen
auf seine Kontakte im Mobiltelefon zugreifen kann oder
sich Restaurants in der Umgebung empfehlen lassen kann.
Die Wissenschaftler haben jedoch herausgefunden, dass
neben Touchscreens und Co. auch diese Technologie im
Auto die Konzentration stören kann – vor allem, wenn
der Fahrer aufgrund der Verkehrslage gestresst ist. Ihr
neuartiges Dialogsystem soll sich an die jeweilige Fahrsituation anpassen. Die Informationen werden dann in einer
hektischen Verkehrssituation in einfacheren und kürzeren,
ansonsten in längeren Sätzen wiedergegeben.
Saarländische Wissenschaftler erforschen die
Wechselwirkung zwischen Aids und Tuberkulose
Immer mehr Aidskranke sterben an Tuberkulose. Den
Ursachen dafür werden saarländische Forscher in der
Zukunft auf den Grund gehen. Sie haben sich in der
Initiative »AITS-AIDS/TB Saar« zusammengeschlossen,
um so auch auf das Thema verstärkt aufmerksam zu machen. »Ziel des Projektes ist es, Fachwissen in nationalen
und internationalen Forschungsverbünden zu vernetzen«,
so Martina Sester, Professorin an der Universität des Saarlandes und eine der Initiatoren. »Dank dieses Wissenstransfers können wir neue Erkenntnisse gewinnen und
mögliche Therapiekonzepte entwickeln – ein entscheidender Schritt im Kampf gegen die tödliche Koinfektion
von Aids und Tuberkulose.«
Neben Wissenschaftlern der Saar-Uni sind Forscher
des Fraunhofer-Instituts für Biomedizinische Technik
(IBMT) beteiligt. Das Projekt wird von der Europäischer
Union im Rahmen des Programms »Europäischer Fonds
für regionale Entwicklung (EFRE)« und der Staatskanzlei
des Saarlandes gefördert.
Die verführerische Chance
auf Freiheit
Tausende Kreuze säumten 71 vor Christus die Via Appia
von Capua nach Rom. Tausende Sklaven starben hier Seite
an Seite einen schrecklichen Tod. Sie waren ihren Herren
entlaufen, um Spartacus zu folgen. Dem Grauen der Gladiatorenschule entkommen, führte der Thraker sein Sklavenheer gegen die römischen Truppen. Zweitausend Jahre
später ist Spartacus Held in Romanen, politische Symbolfigur und auch Hollywood ließ ihn erneut bildgewaltig scheitern. Die Bekanntheit des charismatischen antiken Helden
und seiner Sklavenrevolte aber täuscht hinweg über eine
verwunderliche Tatsache: Sein Aufbegehren war die große
Ausnahme. »Es gab nur zwei für Rom gefährliche Sklavenaufstände in der Geschichte des Römischen Reichs«, sagt
Rechtshistorikerin Tiziana Chiusi. Immerhin bestand dieses
rund 1.200 Jahre lang. Auf unsere Zeit übertragen also seit
Karl dem Großen. »Außer dem des Spartacus gab es lediglich in Sizilien einen nennenswerten Aufstand. Und weder
der eine noch der andere wandte sich gegen das Unrecht
der Sklaverei an sich«, erklärt sie. Die antiken Aufstände
entzündeten sich an schlechten Bedingungen, unter denen
Sklaven litten. »Es ging eher darum, den teils fürchterlichen
Lebensbedingungen zu entkommen. Die Sklaverei selbst
wurde nie wirklich in Frage gestellt«, sagt Chiusi. »Im Gegenteil: Das System der Sklaverei war über Jahrhunderte
hinweg relativ stabil und prägte die Wirtschaft der gesamten antiken Welt. Die Sklaverei war anerkannter Teil der
juristischen Ordnung der Gesellschaft«, erklärt sie. Dabei
empfanden selbst die Römer das Sklaventum nicht als natürlichen Zustand. »Die römischen Juristen gingen davon
aus, dass nach dem Naturrecht alle Menschen frei geboren
sind. Sie sehen die Sklaverei als Erfindung des Menschen,
als ein Institut des Völkerrechts.« Das hinderte sie nicht,
ohne viel Federlesens die im Zuge der Ausdehnung der
römischen Herrschaft scharenweise verschleppten Kriegsgefangenen zu rechtlosen Wesen zu erklären. Und ihre
Kinder gleich mit. Was es umso erstaunlicher macht, dass
das ganze System jahrhundertelang nicht ins Wanken geriet.
Römisches Recht
Über Jahrhunderte hinweg machten die Römer zahllose Menschen zu Sklaven. Doch niemand
stellte das System Roms ernsthaft in Zweifel. Warum? Wie kann ein System, das durch
und durch auf der Ungleichheit von Menschen aufbaut, mehr als tausend Jahre lang derart
stabil funktionieren? Juraprofessorin Tiziana Chiusi erforscht diese Frage. Die gebürtige
Römerin ist Expertin für Römisches Recht und antike Sklaverei. Sie ist überzeugt: Es liegt am
raffinierten Recht der alten Römer, ein Recht, in dem das heutige tief verwurzelt ist.
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Die Gründe hierfür liegen laut Chiusi in einer ganz be- sie hervor und begründet: »Wer Hoffnung und Chancen
sonderen Konstellation. »Ein wichtiger Aspekt ist, dass die hat, tendiert weniger dazu, das System zu hinterfragen, als
Sklaverei in Rom nie rassistisch oder ideologisch geprägt vielmehr zu versuchen, ein Teil davon zu werden.«
war«, erklärt sie. Das Römische Reich war ein VielvölkerDazu trug auch die Stellung der Sklaven in der römistaat. Rassismus war dem Römer fremd. »Rom verleibte schen »Familia« bei: Die Haussklaven gehörten zur Haussich nach und nach den gesamten Mittelmeerraum ein. Es gemeinschaft ihres Herrn, waren Teil der Familia. Diese
ging den Römern nicht darum, alles zu vereinheitlichen und war geprägt von einer eigentümlich gerechten Gleichheit
die Ausländer in unserem modernen Sinne zu integrieren. in der Ungleichheit. »Die ganze römische Gesellschaft war
Sie wollten so viel wie möglich von ihnen profitieren. Ihre eine Gesellschaft der Ungleichheit. Die Rollen waren klar
Haltung gegenüber Fremden war in vieler Hinsicht tole- verteilt«, erläutert Chiusi. In der Familia hatte der pater
rant«, konstatiert Chiusi.
familias, der Hausvater, das Sagen. Nur er ganz allein war
Den Hauptgrund für die Stabilität des Systems sieht sie vermögensfähig und ihm stand alles Eigentum zu. »Egal
aber im Römischen Recht: »Durch geschickte privatrecht- ob man 40 oder fünf Jahre alt war, Mann oder Frau, einliche Regelungen gaben die
flussreicher Feldherr oder KonRömer den Sklaven etwas ganz
sul – solange man einen Vater
Durch geschickte privatrechtliche hatte, stand man vermögensEntscheidendes: Hoffnung. Und
tatsächlich auch die realistische
Regelungen gaben die Römer den rechtlich nicht besser da als die
Sklaven – mochte man noch so
Möglichkeit eines Aufstiegs«,
sagt sie. Zwar war der Sklave Sklaven etwas ganz Entscheidendes: frei, rechts- und handlungsfähig
juristisch gesehen rechtlos wie
sein«, sagt sie. Und so standen
Hoffnung.
ein Stuhl im Haus seines Herrn.
sich am Ende alle unter dem
Er konnte verkauft, vererbt, verHausvater ein Stück weit gleich,
mietet, sogar getötet werden. Sein Herr aber ließ ihm – frei- so ungleich sie auch waren. Natürlich, die Sklaven waren
willig hinsichtlich des Ob und des Wieviel – eine »Gabe« rechtlos. Aber sie konnten etwa als Stellvertreter ihres
zukommen: Geld oder sonstige Werte, mit denen der Sklave Herrn sehr einflussreich werden. Und für all dies hatten
handeln durfte. Hierzu hatte er einen gewissen Spielraum. die Römer ausgefeilte rechtliche Regelungen parat, die die
»Das so genannte Pekulium und das zugehörige juristische Chancen der Sklaven untermauerten und vertrauenswürdig
Regelwerk zählt zu Roms raffiniertesten Rechtsideen«, er- bestätigten. Bestand etwa Zweifel über Freilassung, wurde
klärt Chiusi. Der Clou: Der Sklave konnte sich, wenn er grundsätzlich zugunsten des Sklaven entschieden.
genug beisammen hatte, damit frei kaufen. »Auf diese Weise
»Wichtige Institute des Sklavenrechts haben das heuschafften die Römer eine Abhilfe für den widernatürlichen tige Recht beeinflusst und geprägt. In ihnen wurzeln etwa
Zustand der Sklaverei«, sagt sie. Mit einer ganzen Reihe die Stellvertretungsregeln oder das Handels- und Gesellvon Klagen konnte der Herr des Sklaven auch für dessen schaftsrecht, Beispiele sind die Gesellschaft mit beschränkHandlungen haftbar gemacht werden – in Höhe des Pekuli- ter Haftung oder der Geschäftsführer«, erklärt die Juristin.
ums, das bei den Römern penibel in den Haushaltsbüchern Das gilt auch für das Römische Recht im Ganzen, Professor
verzeichnet war.
Chiusis Spezialgebiet: »Es ist das Extrakt der Rechte des
Auch waren die Lebensbedingungen der Sklaven kei- gesamten Imperiums. Die Römer exportierten ihr Recht
neswegs immer so schlecht wie die des Spartacus und sei- nicht. Sie ließen den eroberten Gebieten das ihre und entner Mannen. Zwar erging es Landarbeitern meist nicht gut. wickelten ihr eigenes Recht weiter«, erklärt sie. »Durch
Viele fristeten ein erbärmliches Dasein, wurden in Ketten die Verwaltung der Provinzen lernten die Römer die fremzur Arbeit getrieben und wie Vieh behandelt. Vor allem den Rechte kennen. Sie absorbierten diese und passten sie
ab Ende des ersten Jahrhunderts vor Christus war dies zu an, es entstand eine Wechselwirkung. Hierdurch wurde ihr
beklagen, als Rom wegen der vielen Eroberungen mit Ge- Recht erstaunlich präzise und differenziert.« Es galt, was
besser passte, die beste Lösung setzte sich durch. »Das eufangenen regelrecht überschwemmt wurde.
ropäische
Verständnis des Rechts ist römisch geprägt. Aus
Aber viele Sklaven gingen auch Berufen nach, machten gar Karriere. Sklaven waren Kapitäne, Ärzte, Lehrer, den Erfahrungen der Antike können wir heute wichtige
Händler oder Unternehmer. »Sie waren so präsent im wirt- Lehren ziehen und Hintergründe verstehen«, erklärt die
schaftlichen Leben, dass sie nicht hinwegzudenken waren. Rechtshistorikerin.
Ja, die alten Römer waren wenig zimperlich mit jedem,
Sie waren der Motor der Wirtschaft«, stellt Chiusi fest. Nicht
der
Rom in die Quere kam – was auch Spartacus und seine
wenige konnten sich etablieren und ihre Freiheit erkaufen.
Männer
am eigenen Leib erfuhren. Aber mit ihrem Recht
»Es sind sogar Fälle überliefert, dass der Sklave reicher wurbewiesen
sie echtes Fingerspitzengefühl und das – bei aller
de als sein Herr, der sich bei ihm sogar Geld lieh«, sagt die
Professorin. »Das Sklavenrecht war durch und durch schi- Schizophrenie – auch im Sklavenrecht.
zophren: Es sah die Sklaven wie Sachen als Rechtsobjekte
_Claudia Ehrlich
an, nahm sie jedoch zugleich als Menschen wahr. In diesem
Recht liegt der Schlüssel der Stabilität des Systems«, hebt
Es symbolisierte von Anfang an den europäischen Gedanken an der Saar-Uni: das Europa-Institut. Daher entstand
es »als universitäre Krone« bereits 1951, also nur drei
Jahre nach Gründung der Universität. Im Rahmen weltweiter Kooperationen sollten hier das Europa der Zukunft
erforscht und leitende Kräfte für Europa ausgebildet werden. Dass dies in den Abteilungen Rechtswissenschaft und
Wirtschaftswissenschaft des Europa-Instituts bis heute
gelingt, zeigt das Renommee der beiden internationalen
Studiengänge »European and International Law« und
»European Management«. Sie bereiten ihre Absolventen
bestens auf eine Karriere bei europäischen und internationalen Behörden, Institutionen und Unternehmen vor.
»In Brüssel habe ich meinen Traumjob gefunden«, schwärmt
Kristin Bangsund, die man während der Mittagspause
meist in ihrer Brüsseler Wohnung erreichen kann. Es sei
denn, sie verbringt sie in einem Café unweit ihrer
Arbeitsstätte in der belgischen Hauptstadt. Seit über
zwei Jahren arbeitet die 27-jährige Norwegerin bei
der Europäischen Freihandelsgemeinschaft EFTA.
In der Binnenmarktabteilung ist sie vor allem für
den freien Warenverkehr zwischen den drei Mitgliedstaaten – Island, Liechtenstein und Norwegen
– und der EU zuständig. »Ich überprüfe beispielsweise, ob die Länder die Bestimmungen für den freien
Warenverkehr einhalten«, erklärt die Juristin. Auf diese
Arbeit im Spannungsfeld zwischen verschiedenen Ländern und Rechtssystemen vorbereitet hat sie der nunmehr
akkreditierte Masterstudiengang »Europäisches und
Internationales Recht«, für den sie vor vier Jahren ans Europa-Institut nach Saarbrücken kam. »Nach meinem Jurastudium in Norwegen war das Europarecht neu für mich,
ich fand es sehr spannend«, erzählt Kristin Bangsund. »Und
die Atmosphäre während des Studiums ist ein Erlebnis, weil
Studenten der unterschiedlichsten Nationalitäten aufeinandertreffen – ein bisschen wie bei den Vereinten Nationen.
Das macht Lust auf einen Beruf in ähnlichem Umfeld.«
Die 75 Studenten pro Jahrgang, die meist nach ihrem
ersten juristischen Abschluss für den Masterstudiengang ins Saarland kommen, stammen aus bis zu 40 verschiedenen Nationen, 15 bis 20 Prozent davon
sind Deutsche. Das Studium führt in einem
Jahr zum Abschluss »Master of Laws« und kostet 5.000 Euro Gebühr. Die Plätze sind begehrt,
denn das Masterprogramm genießt großes internationales internationales Renommee: Es ist ein so genannter Musterstudiengang Europawissenschaften
des Stifterverbands für die deutsche Wissenschaft.
Die Absolventen sind nicht nur in Europäischen und Internationalen Institutionen gefragt, sondern auch in weltweit
tätigen Anwaltskanzleien und Unternehmen.
»In den letzten fünf Jahren haben wir eine steigende
Zahl von Studenten aus Asien und den ehemaligen sowjetischen Unionsrepubliken«, sagt der stellvertretende
Geschäftsführer der rechtswissenschaftlichen Abteilung
Marc Bienert. »Die Absolventen etablieren sich als Experten für internationales Recht in ihren Heimatländern.«
Unterrichtssprachen am Europa-Institut sind Englisch und
Deutsch. Neben den Saarbrücker Professoren und namhaften Gastprofessoren lehren hier EU-Spitzenbeamte aus
den verschiedensten Institutionen der Europäischen Union
Europa-Institut
Saarbrücker Institut ist Keimzelle für internationale Karrieren
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3 13
sowie Führungskräfte aus Justiz, Verwaltung und Wirtschaft beziehungsweise berufsbegleitend 14.500 Euro. Es ist auch
als Dozenten. Die Lehrveranstaltungen finden teilweise im möglich, nur einzelne Kurse aus dem MBA-Programm zu
Ausland statt: Fiktive Gerichtsverhandlungen, so genannte belegen. Auf dem Stundenplan stehen unter anderem euroMoot Courts, bei denen Studenten in verteilten Rollen über päisches Recht, europäische Politik, Controlling, Marketing
aktuelle Fragen des Welthandelsrechts befinden, werden sowie internationale Finanzwirtschaft. Das Studium vermitbeispielsweise in Genf abgehalten, und auch bei den Lehr- telt aber auch Soft Skills wie Teamfähigkeit und interkulveranstaltungen am Europäischen Gerichtshof in Luxem- turelle Kompetenzen. Die Unterrichtssprache ist Englisch.
burg werden reale Fälle verhandelt. Aktuelle Themen der Am Ende des Studiums erhalten die Absolventen den TiStreitschlichtung stehen im Mittelpunkt von Seminaren in tel »Master of Business Administration«. Der Studiengang
Washington und Paris. Außerdem können die Studenten richtet sich an Hochschulabsolventen, die eine mehrjährige
an Simulationsprozessen zur europäischen Gesetzgebung Berufserfahrung mitbringen und gute Englischkenntnisse
teilnehmen, die abwechselnd in den USA und in Europa besitzen.
stattfinden.
Das Studium hat einen starken Praxisbezug: Die Stu»Wir gestalten das Studium so praxisnah wie irgend- denten müssen als internationale Teams gemeinsam Fallstuwie möglich«, erklärt Marc Bienert. Was das bedeutet? »In dien lösen. »Außerdem sprechen neben einigen Saarbrücker
case studies, also Fallstudien, brüten dann beispielsweise Professoren auch Dozenten aus Irland, England, Frankreich
vier verschiedene Charaktere mit unterschiedlichem kul- oder Russland über aktuelle wirtschaftliche Themen«, beturellem Hintergrund über einem Problem, das es zu lösen richtet Müller-Bulabois. »Ferner sieht das Programm drei
gilt – und zwar egal wie.« Die Studenten können sich ihren einwöchige Auslandsaufenthalte vor, bei denen es EinStudienplan aus zirka 90 Kursen zusammenstellen. »Das blicke in die Wirtschaft des jeweiligen Landes gibt.« Im
Lehrangebot ist breit gefächert und hoch flexibel«, wirbt vergangenen Jahr ging es für die Studenten zum Beispiel
Bienert. »Man kann rein nach Interesse studieren, denn es nach Russland, wo sie vor Ort recherchieren sollten, welche
gibt nur wenige Pflichtveranstaltungen.«
Schwierigkeiten europäische Firmen haben können, wenn
Welch großes Ansehen Lehre und Forschung in Saar- sie in Russland investieren wollen. »Die Studenten mussten
brücken bei der Staatengemeinschaft genießen, zeigt auch sich dazu mit russischen Firmen in Verbindung setzen«, sagt
die diesjährige Förderung mit einem Jean-Monnet-Lehr- die Diplom-Kauffrau weiter. »Das ist ohne Sprach- und
stuhl für Europarecht und Europäische Integration durch Ortskenntnisse eine große Herausforderung.« Anlässlich
die EU-Kommission. Die Anerkennung ging an den Direk- des Kurses »Entrepreneurship« im englischen Sheffield
tor des Instituts, Professor Thomas Giegerich. Sie ermög- mussten die Studenten zudem ein Unternehmen beraten.
licht nun weitere Angebote zu europäischen Rechtsthemen »Die britische Firma wollte Stofftaschen, die auf dem eng– darunter für Studenten ein Blog, eine Schriftenreihe sowie lischen Markt großen Absatz finden, auch in Deutschland
einen Newsletter zu aktuellen Entwicklungen in der EU, vertreiben«, so Müller-Bulabois weiter. Die Studenten
aber auch Weiterbildungsveranstaltungen für Europain- haben hierbei innerhalb von einer Woche untersucht, ob
teressierte aller Alters- und Bildungsgruppen.
es für das Unternehmen Sinn macht, auf dem deutschen
Auch Eleni Papaioannou bereut ihren Abstecher in Markt zu investieren, und ihre Ergebnisse anschließend
die saarländische Hauptstadt nicht. Die junge Griechin hat im der Firmenleitung präsentiert.
vergangenen Jahr den MBA-Studiengang »European
Von den Erfahrungen, die Eleni Papaioannou
Management« am Europa-Institut der Saar-Uni
während ihres Studiums am Europa-Institut gemacht hat, profitiert sie heute im Beruf: »Ich arabsolviert. »In meinem alten Job habe ich immer
wieder gemerkt, dass ich mit meinem technischen
beite mit Menschen aus unterschiedlichen Ländern
Wissen alleine nicht weiterkomme«, erklärt Papazusammen und muss mich oft neuen Aufgaben stellen.« Die Griechin arbeitet bei Fresenius Medical
ioannou, die an der Aristoteles-Universität von
Care im Supply Chain Management in Bad HomThessaloniki und der Universität von Thessalien
Informatik studiert hat. »Ich habe daher ein Aufburg und kann hier sowohl ihre technischen als auch
baustudium gesucht, das mir wirtschaftliche Grundlagen ihre betriebswirtschaftlichen Kenntnisse einbringen. Sie
vermittelt.« Darüber hinaus wollte sie in einem internatio- überprüft unter anderem den Bedarf von Medizinproduknalen Umfeld studieren und von den Berufserfahrungen ten in bestimmten Regionen und Ländern.
ihrer Kommilitonen profitieren. »Am Europa-Institut hat
Auch andere Absolventen, die ursprünglich nur für das
einfach alles gepasst«, so die 31-Jährige weiter.
Studium nach Deutschland gekommen sind, entscheiden
Wie Papaioannou lockt der wirtschaftswissenschaftli- sich nach dem Abschluss für eine Karriere in Deutschland.
che Studiengang jedes Jahr Menschen aus der ganzen Welt So arbeiten einige von ihnen zum Beispiel in der Großnach Saarbrücken. »Nur 30 Prozent unserer Studenten region bei Unternehmen wie der ZF, ThyssenKrupp oder
kommen aus Deutschland, ein Großteil stammt aus China, Villeroy und Boch, aber auch deutschlandweit bei ContiIndien oder Osteuropa«, erklärt Mathilde Müller-Bulabois, nental, Eisenmann und Lufthansa.
Geschäftsführerin der MBA School der wirtschaftswissenschaftlichen Abteilung des Europa-Instituts. Das einjährige
_Melanie Löw und Gerhild Sieber
Studium an der Saar-Uni kostet 12.000 Euro, in Teilzeit
www.europa-institut.uni-saarland.de/
Heike Kreher
Gentiana Wenzel
innen
Exzellente Wissenschaftler-
An der Saar-Uni werden junge Wissenschaftlerinnen gezielt auf eine Karriere vorbereitet,
an deren Ende sie Professorin sein sollen. Denn trotz der Tatsache, dass mehr Frauen Abitur machen
und studieren, sind sie unter der Professorenschaft deutlich in der Minderheit.
Exzellenzprogramm
Es ist eine paradoxe Situation: Über 52 Prozent aller Jahren, die das Programm dauert, können die jungen WisAbiturienten sind Frauen, über die Hälfte aller Hoch- senschaftlerinnen an Workshops und Coachings teilnehmen,
schulabsolventen sind Frauen, der Frauenanteil an den mit Mentorinnen und Mentoren in Kontakt kommen sowie
Professuren in Deutschland liegt aber gerade mal bei Netzwerke aufbauen, die vielleicht der Grundstein für ihre
rund 20 Prozent. Wieso kommen Frauen nur so selten Karriere als Forscherin werden.
Diese Möglichkeit nutzt auch Julia Karbach gerne. Sie
zu höchsten akademischen Weihen, wo sie doch häufiger
Abitur machen und erfolgreich studieren? Neben gesell- hat im Programm Kolleginnen von der Doktorandin bis
schaftlichen Schieflagen, unter denen die Karriere leidet – zur Juniorprofessorin um sich herum, die dieselben Ziele
Frauen kümmern sich beispielsweise deutlich häufiger und haben wie sie selbst. »Ich kann mich mit den Kolleginnen
auch länger um den Nachwuchs, wie Statistiken zum El- überfachlich vernetzen, die ich normalerweise nicht treffen
terngeld zeigen –, gehen sie auch anders an die Karriere- würde. Das finde ich sehr bereichernd«, sagt die Juniorplanung heran. »Frauen sind sozialer als Männer, denken professorin für Pädagogische Psychologie, die sich unter
aber weniger strategisch«, erklärt Nicole Riegger, stellver- anderem auf die Gedächtnisforschung spezialisiert hat. »Ich
tretende Gleichstellungsbeauftragte der Saar-Uni. Anders bin im Programm derzeit die einzige Psychologin. Daher
als Männer betrachten sie berufliche Kontakte oft nicht sind die Kontakte, die ich im Exzellenzprogramm knüpfen
so stark unter dem Aspekt: »Könnte ich mit der Kollegin kann, sehr inspirierend. Wenn ich ein Problem mit einem
oder dem Kollegen auch ein Forschungsprojekt aufziehen?« Antrag auf Forschungsförderung habe, kennt sich die eine
Darunter leiden auch Karrieren, die Männer häufig sehr Kollegin damit aus, habe ich eine rechtliche Fragestellung,
viel direkter verfolgen, obwohl ihnen die Frauen fachlich kann mir eine Juristin weiterhelfen«, nennt sie zwei Beiin nichts nachstehen.
spiele fürs Netzwerken. Ein Workshop zu Bewerbungs- und
Sybille Jung, Gleichstellungsbeauftragte der Saar-Uni, Berufungsverfahren hat sie besonders positiv in Erinnerung.
hat daher 2009 das erste Exzellenzprogramm für Wissen- »Da habe ich viel mitgenommen. Das Seminar war sehr
schaftlerinnen aus der Taufe gehoben, das momentan in passend, da in Zukunft ja zwangsläufig einige Bewerbungen
seiner zweiten Runde steckt. »Es richtet sich vor allem auf mich zukommen«, sagt die Juniorprofessorin.
an Frauen, die eine Professur anstreben«, erklärt Camilla
Ähnlich wie Julia Karbach nimmt Heike Kreher das
Muschner, die Koordinatorin des Programms. In den drei Angebot im Exzellenzprogramm wahr. Die Doktorandin
Julia Karbach
7 14
3 15
forscht derzeit am Lehrstuhl von Professor Helmut Sei- Professor Bernhard Schick von der Saar-Uni, unterstützen
del an einem mikrofluidischen Chip, in dem Zellkulturen sie darüber hinaus auch auf fachlicher Ebene, auch das ist
gezüchtet werden sollen. »Ich lerne hier viele Frauen aus Teil des Programms.
anderen Fachbereichen kennen, die aber oft dieselben
Bis zum Sommer 2015 läuft das jetzige ExzellenzproAnliegen haben wie ich. In einem Netzwerktreffen ging gramm noch, das von der saarländischen Staatskanzlei
es zum Beispiel um die Frage, wie wir die Studierenden sowie dem saarländischen Familienministerium gefördert
in die Lehrveranstaltung miteinbeziehen und bei Laune wird. Neben Julia Karbach, Gentiana Wenzel und Heike
halten«, nennt sie ein Beispiel. Denn in ihrem Fach, der Kreher sind noch 19 weitere NachwuchswissenschaftleMikrofluidik, ist das genau dieselbe Herausforderung wie rinnen der Saar-Uni dabei. »Ein Nachfolgeantrag ist aber
in der Geschichte oder der Medizin.
schon in Arbeit. Es ist wichtig, dass das weitergeht«, sagt
Dies kann Gentiana Wenzel sehr gut nachvollziehen. Nicole Riegger vom Gleichstellungsbüro. Es gilt schließlich,
Die Medizinerin ist ebenfalls im Exzellenzprogramm für das gravierende Geschlechterungleichgewicht bei ProfesWissenschaftlerinnen und hat währenddessen ihre Habili- suren einzuebnen, so dass die paradoxe Situation – mehr
tation abgeschlossen. Sie arbeitet an der Entwicklung einer Abiturientinnen, mehr Studentinnen, weniger Professorinneuen Generation von Hörprothesen, die auf der Stimulati- nen – endlich ein Ende hat.
on des peripheren Hörorgans mittels Laser-Pulsen basieren.
Seit einem Jahr wird sie dafür mit 1,2 Millionen Euro vom
_Thorsten Mohr
Europäischen Forschungsrat gefördert. Fachlich ist also
alles in bester Ordnung. »Softskillkurse, Konfliktmanage- http://exzellenz.uni-saarland.de
ment und Networking sind allerdings Dinge, die man nicht
zwangsläufig im Studium oder während der Promotion
mitbekommt. Oft werden diese Fähigkeiten als selbstverständlich vorausgesetzt«, sagt die Ärztin. Das sind sie aber
nicht. Solche Fähigkeiten kann sie nun in »sehr angenehmer« Atmosphäre vertiefen. Ihre Mentoren, Professorin
Ruth Anne Eatock von der Harvard Medical School und
campus
campus
Für Erfinder: Zertifikat zum Patent- und Innovationsschutz Informatiker entwickeln App für iPhone und iPad
Der Schutz des geistigen Eigentums gewinnt mehr und
Die Informatiker der Saar-Uni haben eine App fürs
mehr an Bedeutung. Mitarbeiter, die neben ihrer fachlichen iPhone entwickelt, die viele Infos rund um die Uni des SaarQualifikation Kenntnisse auch im gewerblichen Rechts- landes bietet. So laufen beispielsweise alle Veranstaltungen
schutz vorweisen können, sind gesucht. An Mitglieder aller in die kostenlose »Saarland University«-App ein, von der
Fakultäten der Saar-Uni richtet sich das Angebot »Patent- öffentlichen Ringvorlesung zur amerikanischen Kultur bis
und Innovationsschutz«, das nach zwei Semestern mit ei- zum Bewerbungsseminar, in dem die Teilnehmer lernen,
nem Zertifikat abschließt. Die Veranstaltung dreht sich um wie sie sich auch jenseits der Grenze in der Großregion
praxisnahe Fragen der Schutzrechte: Wie kann ich meine richtig um eine Stelle bewerben. Sehr praktisch ist auch
Software oder das neu entwickelte medizinische Gerät die Standortanzeige: Öffnet ein Nutzer diese, kann er sich
rechtlich schützen, damit andere sie nicht kopieren und am Lageplan der Uni anzeigen lassen, wo er sich gerade
vermarkten? Kann ein Verfahren, mit dem ein Produkt befindet. So findet er garantiert das richtige Gebäude, wenn
hergestellt wird, geschützt werden? Welche Risiken lauern, es mal Schwierigkeiten geben sollte, es zu finden. Die Überwenn ich Produkte von anderen verwende? Ist ein Werbe- sicht der Bushaltestellen zeigt an, in welcher Entfernung
slogan urheberrechtlich geschützt? Zielgruppe des Zertifi- die nächste Abfahrtgelegenheit auf dem Campus ist. Tippt
kats sind Studenten und Wissenschaftler aller Fakultäten. man auf die Haltestelle, wird der aktuelle Fahrplan inkluDie Veranstalter wollen ein Gespür für typische Fallstricke sive der eventuellen Verspätung der Busse angezeigt. Wer
und rechtliche Probleme wecken. Auch das Bewusstsein einen Ansprechpartner sucht und dessen Telefonnummer
für den Umgang mit Schutzrechtsverletzungen – sowohl oder E-Mail-Adresse nicht parat hat, kann einfach dessen
als Verletzter als auch als Verletzender – wird geschärft Namen in die Personensuche eingeben, und schon liefert
und der Weg zur Verteidigung der Rechtsposition gezeigt. die App alle Kontaktmöglichkeiten, die es gibt. Last but not
Ein bewusster Umgang mit geistigen Eigentumsrechten least gibt’s natürlich einen Überblick über die aktuellen
ist bereits im Planungsstadium eines Projekts wichtig: Wer Essensangebote auf dem Campus.
die richtigen Schritte kennt, kann umfangreiche und teuEntwickelt haben die App ursprünglich Andreas Freund
re rechtliche Auseinandersetzungen vermeiden. Daneben und Tobias Tykvart in der Vorlesung »Software-Engineekann das Zertifikat auch von Naturwissenschaftlern und ring« am Lehrstuhl von Informatikprofessor Andreas Zeller.
Ingenieuren als Vorbereitung auf eine Ausbildung zum Auf den jetzigen Stand gebracht hat sie Tom Michels unter
Patentanwalt genutzt werden. Getragen wird das neue der Leitung von Professor Christian Hammer. Eine Version
Angebot, das mit Bundesmitteln aus dem Qualitätspakt der App fürs Betriebssystem Android ist in Planung.
Lehre ermöglicht wird, von den rechtswissenschaftlichen www.st.cs.uni-saarland.de/uniapp
Lehrstühlen der Professoren Roland Michael Beckmann,
Michael Martinek und Stephan Weth. Beteiligt ist auch die
Patentverwertungsagentur der saarländischen Hochschulen.
Saar-Uni feiert 30 Jahre Partnerschaft
NanoBioLab erhält UN-Auszeichnung für
mit der Universität Warschau
Schülerexperimente zu nachhaltiger Chemie
Das Schülerlabor NanoBioLab der Saar-Universität ist
Mit einem Festakt im Senatssaal der Saar-Uni wurde
gemeinsam mit dem Schülerlabor FreiEx der Universität am 17. Oktober das 30-jährige Jubiläum der Partnerschaft
Bremen von der Deutschen Unesco-Kommission prämiert zwischen der Universität Warschau und der Universität
worden. Ihre gemeinsame Initiative »Chemie und Nachhal- des Saarlandes begangen. Universitätspräsident Volker
tigkeit – Entwicklung neuer experimenteller Angebote« Linneweber, der Warschauer Prorektor Alojzy Nowak,
wurde als offizielles Projekt der UN-Dekade »Bildung für Roland Marti, der Dekan der Philosophischen Fakultät II,
nachhaltige Entwicklung« ausgezeichnet. Das Schüler- und der Konsul der Republik Polen Jan Sobczak erinnerlabor NanoBioLab an der Saar-Uni hat im Rahmen des ten an die seit 1983 erfolgten historischen Umbrüche und
Kooperationsprojekts ein vielfältiges Angebot von Experi- würdigten die Bedeutung der Kooperation in Vergangenmenten zum Thema umweltschonende und ressourcenspa- heit und Gegenwart. Gemeinsam mit dem Spiritus Rector
rende Chemie zusammengestellt. »Kaum ein technisches der Ostpartnerschaften, Professor Gert Hummel, gehörte
oder alltägliches Produkt wird ohne chemische Prozesse Professor Franciszek Grucza seinerzeit zu den Pionieren der
hergestellt«, sagt Rolf Hempelmann, Professor für Phy- Partnerschaft und ließ deren Anfänge Revue passieren. In
sikalische Chemie an der Saar-Uni und Vorsitzender des Kurzvorträgen präsentierten die Professoren Uwe Dethloff
Bundesverbandes der Schülerlabore. »Soll dies ökologisch, (Romanistik) und Ralf Bogner (Germanistik) einen Überwirtschaftlich und gesellschaftlich nachhaltig passieren, blick über die Kooperation in ihren Fächern, und der Vorsitbraucht man eine nachhaltige Chemie. Herausforderungen zende der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Saar Siegfried
des Umweltschutzes oder einer nachhaltigen Rohstoff- und Wack verwies auf die zwischen den beiden Nachbarländern
Energieversorgung sind ohne Innovation in der Chemie bestehenden Vernetzungen. Mit polnischen Liedern setzte
der Kinderchor der Saarbrücker Ostschule unter Leitung
nicht vorstellbar.«
von Sophie Freund den musikalischen Schlusspunkt.
Studenten für selbst entwickelte
Prototypen ausgezeichnet
Saar-Uni punktet mit bilingualem Studienangebot
Eine Lichtsignalanlage für den Reha-Sport und ein in der Lehrerbildung
intelligentes Saugnapfsystem sind die preisgekrönten
Bei der Tagung »Internationalisierung der Lehrerbil»Mechatronischen Projekte 2013«. Tom Gorges, Sascha dung« des Deutschen Akademischen Austauschdienstes
Schmitt, Evîn Zerey und Samantha Weis konnten die Jury (DAAD) in Berlin wurde das deutsch-französische Lehrmit derLauflichtanlage zur Mobilitätsanalyse überzeugen. amtsstudium in Geographie und Geschichte, das die Saar»Die Anlage soll in Rehakliniken zum Einsatz kommen und Uni gemeinsam mit der Université de Lorraine anbietet,
dabei helfen, die Fortschritte der Therapie zu beurteilen«, als eines von drei vorbildhaften Projekten vorgestellt. In
erklärt Student Sascha Schmitt. Reha-Sportler laufen an diesem Programm studieren die angehenden Lehrerineinem Parcours mobiler Lampen vorbei und orientieren nen und Lehrer in der Regel die Fächer Geographie oder
sich dabei an deren Lichtsignalen, die in der individuell Geschichte sowie Französisch. »Gemeinsam verbringen
die deutschen und französischen Teilnehmer eines Jahrbesten Trainingsgeschwindigkeit aufleuchten.
Weitere Preisträger sind Julian Kunze und Daniel Ja- gangs die ersten drei Semester in Metz, die folgenden drei
gielski, die am Lehrstuhl von Professor Stefan Seelecke Semester in Saarbrücken«, sagt Professor Hans-Peter
ein spezielles Saugnapfsystem zur Vakuumerzeugung ent- Dörrenbächer, der Programmbeauftragte. Danach erhalten
wickelt haben.
sie ein Zertifikat beider Universitäten sowie der DeutschBeim Mechatronischen Projekt entwickeln Studen- Französischen Hochschule (DFH) über die erfolgreiche Teilten Prototypen und arbeiten an Erfindungen. Die besten nahme an dem deutsch-französischen Lehramtsstudium.
Projekte werden jedes Jahr prämiert. Erstmals vergab die Das Angebot, das bisher 85 Studenten aus Deutschland und
»Gesellschaft zur Förderung der Innovativen Produktion Frankreich genutzt haben, wird gefördert von der DFH, die
im Saarland« ein Preisgeld von 1.200 Euro, das sich die den Studenten während ihres Auslandsaufenthalts monatlich 270 Euro zahlt.
Sieger teilen.
Sie haben das Gefühl im falschen Studienfach zu sein?
… Und wie geht’s weiter?
Gemeinsam finden wir den richtigen Weg für Sie !
Campus
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Europa:
Liebesheirat oder Zweckehe?
Internationale Beziehungen faszinierten Jacco Pekelder
während seiner akademischen Ausbildung von Anfang an.
»Darauf habe ich mich seit dem zweiten Studienjahr spezialisiert«, sagt der niederländische Historiker. »Zu beobachten, wie Staaten miteinander umgehen, ist unglaublich
spannend.« Im Mittelpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeit standen dabei immer Deutschland und die Niederlande.
Aufgewachsen ist der 45-Jährige im ostniederländischen
Landkreis Twente, nahe an der deutschen Grenze. Sein
Deutsch ist so gut wie perfekt. Als Student nahm er am
Austausch mit deutschen Studenten teil, und während seiner
Promotion, in der er das Verhältnis seines Heimatlandes
zur DDR untersuchte, besuchte er Konferenzen in Deutschland und schloss Freundschaften über die Grenze hinweg.
»Da habe ich dann auch gelernt, etwas lockerer Deutsch zu
sprechen«, erzählt Jacco Pekelder, der schon öfter an deutschen Universitäten und in deutschen Archiven geforscht
hat. Die Gastprofessur sei nun eine tolle Gelegenheit, auch
den universitären Lehrbetrieb in Deutschland kennenzulernen. »Extra spannend ist das für mich im Rahmen eines
Europaprogramms, in dem ich die Niederlande repräsentieren kann«, erklärt er begeistert.
Zu seinen aktuellen Forschungsschwerpunkten fand
Jacco Pekelder an der Universität Amsterdam, wo er 2002
am Deutschland-Institut die Koordination des Forschungsprogramms übernahm. Fast sechs Jahre lang arbeitete er
hier unter anderem zum Thema politische Gewalt und
Terrorismus. »Politische Gewalt und die Art, wie eine Gesellschaft damit umgeht, zeigt, wie ernst sie ihre demokratischen Spielregeln nimmt«, betont der Historiker. Deutschland stellt er durchaus ein gutes Zeugnis aus: »Ich finde,
dass sich Deutschland zurzeit besser behauptet als viele
andere westliche Demokratien – vielleicht aufgrund der
Erfahrungen in den 70er Jahren«, vermutet er. »Hier wird
mehr darüber diskutiert, welche Gefahren für die Bürgerrechte eine zu starke Kontrollsucht mit sich bringt.« Nach
den Anschlägen vom 11. September sei in Deutschland
ein Luftsicherungsgesetz entstanden, das das Handeln des
Staates im Falle einer Terrorgefahr strikt reglementiert –
und zwar nach langen parlamentarischen Beratungen und
einem Verfahren beim Bundesverfassungsgericht. In den
Niederlanden dagegen sei der Justizminister ohne parlamentarische Abstimmung zu weitreichenden Entscheidungen ermächtigt, beispielsweise bis hin zum Abschuss von
Europaprofessur
Gibt es ein Erfolgsrezept für das Gelingen der Europäischen Union? Wie ticken westliche
Demokratien angesichts terroristischer Bedrohung? Diesen und anderen Fragen widmet
sich der Niederländer Jacco Pekelder in seinen Lehrveranstaltungen. Der promovierte
Historiker von der Universität Utrecht ist der sechste Gastprofessor im Rahmen des
Europa-Schwerpunktes der Saar-Uni. Zwei Semester lang lehrt er nun in Saarbrücken.
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Passagierflugzeugen, die von Terroristen als Angriffswaffen den Nutzen Europas nicht so sehr auf der Basis der
gegen Bodenziele missbraucht werden könnten.
Geschichte vermitteln, wie das in Deutschland üblich sei.
Das aktuelle Thema ist auch Gegenstand eines Prose- »Der kritische Blick auf die eigene Geschichte ist in vielen
minars, das der Gastprofessor in diesem Wintersemester europäischen Ländern nicht so stark wie in Deutschland.
anbietet. »Dynamiken der politischen Gewalt seit 1968« Das sollten die Deutschen verstehen.«
Jacco Pekelder schlägt eher nüchterne Argumente pro
heißt der Titel der Lehrveranstaltung, in der es um Terrorismus, Antiterrorpolitik und gesellschaftliche Reaktionen Europa vor: Die Staatengemeinschaft biete alle Chancen
in westlichen Demokratien geht. Den islamistischen Ter- einer offenen Gesellschaft. Außerdem müssten sich die Mitrorismus wird er dabei nicht als etwas prinzipiell Neues gliedsstaaten der EU im europäischen Maßstab präsentieren,
vorstellen. Die sozialen und individualpsychologischen um nicht zwischen China und den USA zerrieben zu werden.
Prozesse seien dieselben wie bei der radikalen RAF in den Seine Schlussfolgerung: »Die Europäische Union muss kei1970er Jahren in Deutschland oder wie beim rechtsextremi- ne Liebesheirat sein, warum nicht eine Zweckehe?« Beistischen Terrorismus: »Die psychologischen Mechanismen, spielsweise könne die EU einen gemeinsamen Rahmen für
die zu Terror führen – vor allem
die Mitgliedstaaten setzen, ohne
das Gefühl der Abgrenzung von
sich in Dinge einzumischen, die
der eigenen Gesellschaft –, sind
Angesagt wäre Rationalismus
gut auf nationaler Ebene geimmer die gleichen; ebenso wie
löst werden können. Allerdings
anstelle Emotionalität. Das würde habe sich in den Niederlanden
die – vorhersehbaren – Reaktionen der Gesellschaft. Da laufen
inzwischen bei fast allen ParTerrorismus sinnlos machen.
Automatismen ab, die die Feindteien eine tiefe Europaskepsis
seligkeit in der Gesellschaft imbreit gemacht, meint der Euromer weiter anheizen. Wenn man diese Dynamik abbauen paprofessor. Dem müsse man insbesondere auch wegen der
könnte, würde dem Terrorismus der Wind aus den Segeln Europawahl 2014 mit einer stärkeren öffentlichen Debatte
genommen«, ist Jacco Pekelder überzeugt. Und sein »Re- begegnen, zumal die Bevölkerung durchaus die großen Vorzept« für ein kluges Verhalten der Gesellschaft? »Anstatt teile des Binnenmarktes anerkenne. »Befürworter der eudie Angst zu bremsen, schüren wir sie«, kritisiert er. »Ange- ropäischen Zusammenarbeit haben da sicherlich Chancen,
sagt wäre ein kühler Rationalismus anstelle hoher Emotio- ihre Mitbürger zu überzeugen«, meint der Europaprofessor.
nalität. Das würde Terrorismus sinnlos machen.«
Seit Ende 2007 lehrt und forscht der Wissenschaftler
_Gerhild Sieber
an der Universität Utrecht in der Abteilung »Geschichte
der internationalen Beziehungen«. Neben der politischen
Gewalt befasst er sich hier auch mit den niederländisch- Auf einen Blick:
deutschen Beziehungen – über dieses Thema ist gerade
Noch vor 20 Jahren war von einer Krise in den deutschsein Buch »Neue Nachbarschaft« erschienen – sowie mit niederländischen Beziehungen die Rede. Wie beide Länder
dem Verhältnis zu Deutschland und Europa während des seither an einer neuen Nachbarschaft gearbeitet haben, beKalten Krieges und danach. Eine der Lehrveranstaltungen, schreibt Jacco Pekelder in seinem neuen Buch: »Neue Nachdie der Gastprofessor im Wintersemester in Saarbrücken barschaft. Deutschland und die Niederlande, Bildformung
anbietet, heißt daher auch »Der Kalte Krieg aus kultureller und Beziehungen seit 1990« (Münster).
und räumlicher Sicht«. Auf seinem Lehrplan steht darüber
Im Rahmen des Europa-Schwerpunktes bietet die Saarhinaus eine Vorlesung über die Niederlande und ihr Ver- Uni als einzige deutsche Universität das Zertifikat Eurohältnis zur Weltpolitik im 20. Jahrhundert, insbesondere paicum an, das in einem Zeitraum von ein bis sechs Semezu Deutschland. Ein Hauptseminar behandelt außerdem stern erworben werden kann. Zum Angebot gehört auch
den unterschiedlichen Umgang mit der NS-Zeit und dem die Gastprofessur, die politische, historische, kulturelle und
Zweiten Weltkrieg in den Niederlanden und in Deutschland. wirtschaftliche Themen des Gastlandes vermitteln will. Bei
Die meisten seiner Studenten belegen seine Lehrveranstal- der Auswahl der Gastprofessoren werden vor allem Länder
tungen im Rahmen des Europaschwerpunkts der Univer- berücksichtigt, die im Lehrangebot der Universität sonst
sität, mit dem Studenten aller Fachrichtungen ihr Studium kaum oder gar nicht vertreten sind. Parallel dazu bietet das
international ausrichten können.
Sprachenzentrum der Universität jeweils Sprachkurse der
entsprechenden
Landessprache an.
Im kommenden Sommersemester wird dann auch
Die feierliche Eröffnung des niederländischen Jahres –
Europa im Mittelpunkt der Betrachtung stehen. Auch
dieses Thema sieht der Niederländer in seinem Heimat- mit einem Vortrag des Gastprofessors – findet am 23. Januar
land und in Deutschland unterschiedlich behandelt: »In 2014 statt.
Deutschland reden die Politiker mit mehr Überzeugung
über Europa«, hat er festgestellt. »Hier gilt Europa nicht
nur als nützlich und wichtig, sondern auch als wirkliches
Ideal«. In den Niederlanden stehe dagegen die Haltung
»Was nutzt uns Europa?« im Vordergrund. »Idealistische
Töne irritieren die Niederländer eher, sie werden als
›Moralkeule‹ verstanden«, erläutert er. Dort könne man
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Siebter Doktortitel für Jurist Michael Martinek
Michael Martinek, Professor für Bürgerliches Recht, Handels- und Wirtschaftsrecht,
Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung, ist seit dem 8. November Ehrendoktor
der Universität Warschau. Die Ehrendoktorwürde wurde insbesondere auf die rechtswissenschaftlichen Werke von Professor Martinek zum
internationalen Vertragsrecht und zum internationalen
Vertriebsrecht sowie zur Rechtsvergleichung gestützt. An
dem Festakt in Warschau nahmen hohe Würdenträger aus
dem politischen und kulturellen Leben Polens sowie der
deutsche Botschafter teil. Der Warschauer Ehrendoktor
ist bereits der siebte Doktortitel aus vier Kontinenten, den
Professor Martinek trägt.
Romanist Wolfgang Schweickard in
italienischer Sprachakademie
Professor Wolfgang Schweickard ist in
die italienische Accademia della Crusca gewählt worden. Der Romanist ist Mitherausgeber des Lessico Etimologico Italiano, in dem
alle italienischen Dialekte vertreten sind. Er
ist unter anderem Ehrendoktor der Universitäten Bari, Lecce, Turin, Rom und Palermo. Die Stadt Bari
hat ihn überdies 2012 zum Ehrenbürger ernannt. Die 1583
in Florenz gegründete Accademia della Crusca gilt als die
älteste Sprachakademie der Welt.
Saarbrücker Materialforscher gewinnt Preis
für Innovationssprung bei Smartphoneherstellung
Wissenschaftler um den Saarbrücker Materialforscher Frank Mücklich haben für einen
Innovationssprung in der Smartphoneherstellung den Innovationspreis 2013 des Deutschen
Kupferinstituts erhalten. Sie haben das Verfahren, mit denen die Leiterplatten für die Telefone verkupfert werden, effizienter gestaltet. Die Leiterplatte
wird herkömmlicherweise mit stromleitenden Titanklammern in eine kupferhaltige Säure getaucht. Dann fließt elektrischer Strom durch die Klammer auf die Leiterplatte und
transportiert so das Kupfer auf die Oberfläche. »Der Strom
schädigt die Halterungen bei jedem Durchlauf ähnlich wie
ein Blitzeinschlag«, beschreibt Frank Mücklich das Problem dabei. Sein Team entwickelte daher ein Verfahren,
wie diese Kontakte sich quasi selbst heilen können: Wie
in einem Karussell wandern sie in der Produktionsanlage
im Kreis herum und werden genauso wie die Leiterplatten
immer wieder mit einer neuen dünnen Kupferschicht überzogen. Der Innovationspreis des Deutschen Kupferinstituts
ist mit 2.500 Euro dotiert.
Mathematiker Alfred K. Louis ist Ehrendoktor der
Novosibirsk State University
Die russische Novosibirsk State University
hat dem Saarbrücker Mathematiker Alfred
K. Louis die Ehrendoktorwürde verliehen.
Angeregt hatte die Ehre das renommierte Sobolev-Institut der Russischen Akademie der
Wissenschaften. Louis ist der Leiter des Instituts für Angewandte Mathematik und seit 1990 Professor
an der Saar-Uni.
Ehrendoktor der Universität Lothringen für Kuno Lorenz
Am 30. September verlieh die Université de
Lorraine in Nancy die Ehrendoktorwürde an
den emeritierten Saarbrücker Professor für
Philosophie Kuno Lorenz. In der Laudatio
wurde sein weites und facettenreiches Œuvre
mit seinem Beitrag zur Integration der indischen Tradition in die zeitgenössische Philosophie und seine
intensive Förderung und Zusammenarbeit mit den »Archives Henri Poincaré« in Nancy gewürdigt.
Preis der Hedwig-Stalter-Stiftung für Nicole Ludwig
Die Biologin Nicole Ludwig vom Institut
für Humangenetik an der Saar-Uni ist mit dem
Preis der Hedwig-Stalter-Stiftung 2013 ausgezeichnet worden. Sie beschäftigt sich in ihrer
Forschung mit Meningeomen, einer häufigen
Form von Hirntumoren. Diese meist gutartigen Geschwülste können in der Regel in einer Operation
vollständig entfernt werden. Bei einigen Patienten kommen die Tumore jedoch wieder. Die promovierte Biologin
möchte den molekularen Ursachen hierfür auf den Grund
gehen. Ludwig will mit einem relativ neuen Analyseverfahren herausfinden, ob sich die »wiederkehrenden« Meningeome in ihrem Erbgut oder dessen Ausprägung von den
Meningeomen unterscheiden, bei denen der Patient nach
der Operation geheilt ist. Dadurch will sie Merkmale finden,
die helfen könnten, den Krankheitsverlauf besser einzuschätzen und individuelle Therapieformen zu entwickeln.
Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert.
Focus-Magazin: Tanja Michael zählt zu den
Top-Medizinern in Deutschland
Tanja Michael, Lehrstuhlinhaberin der
Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie, ist 2013 im dritten Jahr in Folge in
die »Ärzteliste« des Focus-Magazins aufgenommen worden. Somit zählt sie wieder einmal
zu den Top-Medizinern in Deutschland. In die
Bewertung der Redaktion fließen Umfragen in medizinischen Fachgesellschaften, wissenschaftliche Publikationen,
Empfehlungen von Patientenverbänden, Selbsthilfegruppen sowie Medizinern ein.
Informatik-Professorin der Saar-Uni erhält
Innovatoren-Preis für neuartige Gen-Simulation
Verena Wolf, Informatik-Professorin der
Universität des Saarlandes, hat den Nachwuchswettbewerb »Innovatoren unter 35« des
Wirtschafts- und Wissenschaftsmagazins Technology Review gewonnen. Wolf forscht daran,
komplexe Prozesse in Zellen mit Computersimulationen darzustellen. Mit bestimmten Rechenverfahren
schalten die Informatiker bei ihren Simulationen zufällig
etwa Gene ein oder aus. Sie sind sogar in der Lage, mittels
ihrer Software Prozesse ganzer Zellpopulationen nachzuahmen. Dies war bislang nur mit aufwändigen mehrwöchigen Verfahren möglich, wohingegen die Saarbrücker
Software dafür nur wenige Tage benötigt. Mediziner und
Biologen können mit den Modellen künftig zum Beispiel
neuartige Krebs-Therapien erforschen. Die Auszeichnung
der Technology Review richtet sich an junge Talente aus
Forschung und Entwicklung, die nicht älter als 35 Jahre sind.
Menschen
Roland Rolles ab 1. Januar Vizepräsident für
Verwaltung und Wirtschaftsführung
Roland Rolles ist zum neuen Vizepräsidenten für Verwaltung und Wirtschaftsführung
ernannt worden. Der promovierte DiplomKaufmann löst Martina Petermann ab, deren
sechsjährige Amtszeit im Juli endete. Roland
Rolles hat an der Universität des Saarlandes
Betriebswirtschaftslehre studiert und als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wirtschaftsinformatik von
Professor August-Wilhelm Scheer gearbeitet, bei dem er
promovierte. Im Jahr 2000 wechselte er als stellvertretender Leiter in die Stabsstelle für Innovation, Forschung und
Technologie der saarländischen Staatskanzlei. Von 2004 bis
2006 leitete Roland Rolles das Referat Grundsatzfragen
und Innovationsstrategie im saarländischen Wirtschaftsministerium. 2007 wurde er Abteilungsleiter für Mittelstand
und Innovation. Zwischen 2006 und 2009 war er zusätzlich Geschäftsführer der Zentrale für Produktivität und
Technologie Saar e.V. (ZPT). Seit 2010 ist der 41-Jährige
kaufmännischer Geschäftsführer des Leibniz-Instituts für
Neue Materialien (INM), das auf dem Universitätscampus
angesiedelt ist. Offizieller Dienstbeginn von Roland Rolles
ist der 1. Januar 2014.
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3 21
Studenten zeichnen Professor Thomas Schuster
für die beste Lehre in Mathematik aus
Thomas Schuster ist von seinen Studentinnen und Studenten mit dem Preis für die
beste Lehre im Fach Mathematik ausgezeichnet worden. Der Professor für Numerische
Mathematik erhielt die Auszeichnung für seine
Vorlesung »Praktische Mathematik«. Die Studenten lobten die interessante Themenwahl der Vorlesung,
bezeichnen sie als »eine der besten Mathematikvorlesungen« und sprechen gar von einem »neuen positiven Zugang
zur Mathematik«, den sie durch die Vorlesung gewonnen
hätten. Eine herausragende Stärke von Thomas Schuster sei
sein Bemühen, dass möglichst jeder Vorlesungsteilnehmer
die Inhalte wirklich verinnerlicht. Einmal jährlich vergibt
die Fachschaft Mathematik diesen Preis an einen besonders
engagierten Hochschullehrer.
Sarah Fuchs erhält Posterpreis der Deutschen
Gesellschaft für DNA-Reparaturforschung
Sarah Fuchs, Doktorandin bei Epigenetiker Professor Jörn Walter, hat den Posterpreis
2013 der Deutschen Gesellschaft für DNAReparaturforschung gewonnen. Der Titel des
prämierten Posters lautet »Reprogramming
in the early mouse development and the role
of 5hmC/5caC and DNA repair«. Die Biowissenschaftlerin
untersucht die epigenetische Reprogrammierung in der
frühen Mausentwicklung.
Neue Professoren
Andreas Keller ist neuer Professor für
Medizinische Bioinformatik. Er forscht an
der Entwicklung systembiologischer Ansätze,
um die Translation der Bioinformatik in den
klinischen Alltag zu beschleunigen. Zentrale Aufgabe von Professor Keller wird es sein,
grundlagenwissenschaftlich orientierte Bioinformatik in
enger Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum des
Saarlandes näher an die Anwendung heranzubringen.
Matteo Maffei ist zum Professor für Informatik ernannt worden. Er forscht insbesondere an neuartigen kryptographischen Verfahren, die die digitale Privatsphäre von Nutzern
sicherstellen sollen. Zusätzlich entwirft er
Methoden, mit denen sich die Sicherheit von
Computerprogrammen, mobilen Geräten und Rechnern
im Internet garantieren lässt.
Neuer Professor für Zeitgeschichte ist
Dietmar Hüser. Er lehrt, forscht und publiziert zu zahlreichen Themenfeldern der französischen Zeitgeschichte, besonders zum Politik-,
Nationen- und Republikverständnis, zu Jugendund Populärkultur, zu Immigration und Integration sowie zu Geschichtspolitik und Erinnerungskultur.
Weitere Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der
deutsch-französischen Beziehungen.
Matthias Glanemann ist neuer Professor für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie. Seine klinischen
Schwerpunkte sind die große Leberchirurgie
samt Transplantation sowie die große Tumorchirurgie der viszeralen Organe (Speiseröhre,
Magen, Darm, Bauchspeicheldrüse). Matthias Glanemann
wurde unter anderem mit dem renommierten FerdinandSauerbruch-Forschungspreis ausgezeichnet.
Neuer Professor für Organische Chemie ist
Christian Ducho. Der Schwerpunkt seiner
Forschung ist die Entwicklung potenzieller
neuer Wirkstoffe, insbesondere gegen Infektionskrankheiten. Hierbei liegt ein besonderer
Fokus auf der Erforschung neuer Antibiotika.
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Jan Henrik Klement ist zum Professor für
Staats- und Verwaltungsrecht ernannt worden.
Seine Schwerpunkte sind das Deutsche und
Europäische Verfassungs- und Verwaltungsrecht. Klement wird sich insbesondere auf
»Deutsches und Internationales Informationsund Medienrecht« konzentrieren.
Verstorben
Wenige Wochen nach seinem 80. Geburtstag verstarb
am 30. August in Krefeld der am 19. Mai 1933 in Aregua/
Paraguay geborene Professor für experimentelle Neurochirurgie Amadeo Celestino Nacimiento, den seine
wissenschaftliche Laufbahn 1968 nach Homburg geführt
hatte. Dort war er zunächst im I. Physiologischen Institut
und in dem von Professor Robert Stämpfli begründeten
Sonderforschungsbereich 38 »Membranforschung« tätig
und leitete seit April 1981 das Forschungslaboratorium in
der Neurochirurgischen Universitätsklinik.
Pavel Bushev ist neuer Juniorprofessor für
Experimentelle Festkörperphysik. In seiner
Arbeitsgruppe wird er an Quantenkommunikation mit Festkörpersystemen forschen.
Die Methoden, die auf diesem Gebiet aktuell Am 9. Oktober starb 78-jährig der Honorarprofessor
entwickelt werden, versprechen eine absolut der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät,
Rechtsanwalt, Notar, Fachanwalt für Steuerrecht und
sichere Informationsübertragung.
ehemalige Partner der Sozietät White & Case in Frankfurt
Geburtstage emeritierter und pensionierter Professoren Gerhard Laule. Durch seine Publikationen, seine AkSeinen 90. Geburtstag konnte am 1. September der emeri- tivitäten in den Fachgremien und als Berater hat er das
tierte Professor für Innere Medizin und frühere Direktor deutsche Steuerrecht maßgeblich mitgestaltet und zwider Homburger Medizinischen Universitätsklinik und Po- schen 1982 und 1992 seine Erfahrung an die Studenten des
liklinik Paul Gerhardt Scheurlen begehen, der zwi- Europa-Instituts weitergegeben.
schen April 1970 und März 1989 das Ordinariat für Innere
Medizin I innehatte und Anfang der 80er Jahre die Saarlän- In außergewöhnlicher Weise und dank seines intensiven
dische Krebszentrale aufbaute. Der Träger der »Ernst von Engagements hat der am 6. April 1936 in Brünn geboBergmann-Plakette« gehört zahlreichen wissenschaftlichen rene emeritierte Professor für Systemtechnik der ElekVereinigungen an und hat unter anderem Publikationen zur trotechnik Hilmar Jaschek zwischen 1975 und 2001
»Aktuellen Therapie bösartiger Blutkrankheiten« oder zur Profil und Entwicklung des Fachbereichs Elektrotechnik geprägt. Der allseits geschätzte akademische Leh»Differentialdiagnose in der inneren Medizin« vorgelegt.
rer, Forscher und Ratgeber gehörte unter anderem der
80 Jahre alt wurde am 4. Oktober der klassische Philologe Reaktorsicherheitskommission an, war Vorsitzender der
Professor Woldemar Görler, der 1980 dem Ruf auf Ständigen Kommission des Deutschen Fakultätentages
die Saarbrücker C-4-Professur folgte und bis zu seinem für Elektrotechnik und leitete von 1983 bis 1985 als DeEintritt in den Ruhestand 1999 an unserer Universität kan die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät.
wirkte. Von 1984 bis 1996 agierte er als Senatsbeauftragter Der Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande ist am
für das Bibliothekswesen, widmete sich der Partnerschaft 11. Oktober nach schwerer Krankheit im Alter von 77 Jahmit der Universität Warschau und gab 1997 mit Jerzy Axer ren verstorben.
den Sammelband »Scaenica Saravi – Varsoviensia. Beiträge zum antiken Theater und seinem Nachleben« heraus. Er fungierte von 1993 bis 2009 als Vorstandsvorsitzender
Insbesondere der Würdigung von Ciceros philosophi- des Studentenwerks im Saarland und wurde wegen seiner
schem Werk haben seine Arbeiten neue Impulse gegeben. Verdienste und seines Einsatzes für die Belange der Studen2004 erschienen seine »Kleinen Schriften zur hellenistisch- ten 2009 zum Ehrenvorsitzenden ernannt: Klaus Bierle.
römischen Philosophie«.
Als Präsident, Ehrenpräsident und Träger der Hans-GeorgRackow-Medaille des Bundesverbandes Deutscher Volks»Ökumenische Gastfreundschaft. Ein Tabu wird gebro- und Betriebswirte ist er ebenso in den Annalen verzeichnet
chen« (2006), »Christen gegen Christen. Der Streit um wie als prägender und beliebter akademischer Lehrer im
das gemeinsame Abendmahl« (2010) und »Glaube ohne Lehrstab Betriebswirtschaftslehre seit 1970. Drei Wochen
Denkverbote. Für eine humane Religion« (2012). So lau- nach seinem 75. Geburtstag ist Klaus Bierle am 21. Oktober
ten die Titel der jüngsten Veröffentlichungen von Professor verstorben.
Gotthold Hasenhüttl, der nach seinen Studien an der
Gregoriana in Rom als Assistent Hans Küngs in Tübingen
seine wissenschaftliche Laufbahn begann und zwischen
1974 und 2002 als Professor für Systematische Theologie
an der Saar-Universität wirkte. Der Vorsitzende der Internationalen Paulusgesellschaft und profilierte Kritiker der
katholischen Kirche wurde am 2. Dezember 80 Jahre alt.
Einfach durchs Studium.
Dorothee Becker, Sparda-Kundin aus Koblenz:
»Die Mitarbeiter der Sparda-Bank sind einfach
immer für mich da. Und auch als Studentin ohne
geregeltes Einkommen konnte ich problemlos
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