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campus Das Beste aus zwei Welten: Das Frankreichzentrum an der Saar-Uni Exklusiv bei uns: die Kreditkarte mit regionalen Motiven. 2/13. September 2013 Ihre Sparkasse: der beste Mehrwert-Dienstleister in Saarbrücken. Mehr Informationen unter www.sparkasse-saarbruecken.de/kreditkarte 2/13 Damit Träume keine bleiben. Egal ob während oder nach dem Studium. Anschrift: Universität des Saarlandes, Campus, D-66123 Saarbrücken. Layout und Satz: Maksimovic & Partners. Druck: SDV. Anzeigen: Stephanie Böcker. ansonsten Bestand der Pressestelle oder Bestand der abgebildeten Personen. ig3l/photocase.com (S. 15), Manuela Meyer (S. 16 Fotos Pinkal, Titov, Uszkoreit, Theobalt), Rüdiger Koop (S. 17 Foto Böhm), Staatskanzlei (S. 17–18 Fotos Meyer, Wagenpfeil, Peschel, Saalbach, Speyer, Lautenschläger), Die Filiale im Campus Center der Universität des Saarlandes bietet beste Beratung und individuelle Produkte. Für alle, die an der Uni lernen, lehren und arbeiten. Fotos: Jörg Pütz (Titel, S. 5, S. 16 Foto Lehr, S. 17 Foto Menger), Uwe Bellhäuser (S. 3), Oliver Dietze (S. 4), André Mailänder (S. 7–9), Papyrus-Sammlung Köln (S. 10), Michael Erhart (S. 12–13), Zwischen Vorlesung, Klausur und Milchkaffee noch schnell zur Bank? Redaktion: Friederike Meyer zu Tittingdorf (V.i.S.d.P.), Claudia Ehrlich, Melanie Löw, Thorsten Mohr, Gerhild Sieber. Mitarbeit: Wolfgang Müller. die persönlichere Note auf dem Campus Impressum/// Campus, das Magazin der Universität des Saarlandes, erscheint dreimal im Jahr. 43. Jahrgang, Ausgabe 2/2013, September 2013. Herausgeber: Der Präsident der Universität des Saarlandes. Ganz neue Perspektiven für Ihr Leben. Editorial Liebe Leserinnen und Leser, die Saar-Uni hat drei starke Säulen, die ihr Profil definieren: Informatik, NanoBioMed und Europakompetenz. Zwei dieser drei Säulen werden in diesem Heft genauer vorgestellt. Die Titelgeschichte wirft einen Blick aufs Frankreichzentrum, dessen Besonderheit uns auf der Titelseite schon so ansprechend schmackhaft gemacht wurde: Es vereint das Beste aus zwei Welten. Angesichts des 50. Jahrestages des Elysée-Vertrages und des Ausscheidens von Professor Rainer Hudemann, der das Frankreichzentrum und die deutsch-französischen Wissenschaftsbeziehungen lange prägte und noch prägt, gebührt dieser Einrichtung dieses Jahr besondere Aufmerksamkeit. Lesen Sie die Einzelheiten in der Titelgeschichte ab Seite 4. Ein weiterer Schwerpunkt an der Saar liegt auf dem weiten Feld NanoBioMed, also auf dem Gebiet der Lebens- und Materialwissenschaften. Ein starker Vertreter des Schwerpunkts ist das Zentrum für Human- und Molekularbiologie. Kurz nach dem Frankreichzentrum wurde das ZHMB – eher aus der Not heraus – gegründet: Damals fiel etwa die Hälfte der BiologieLehrstühle weg. Die Naturwissenschaftler haben sich daraufhin über die Fakultätsgrenzen hinweg im ZHMB zusammengetan. Heute forschen hier etablierte Professorinnen und Professoren neben aufstrebenden Jungforschern aus den Disziplinen Biologie, Bioinformatik, Chemie, Pharmazie, Materialwissenschaft und Medizin an lebenswissenschaftlichen Fragestellungen. Wie diese Mischung funktioniert und wie Forschung und Lehre koordiniert werden, können Sie ab Seite 12 lesen. Eine koordinatorische Großtat leistet auch Professor Wolfgang Kraus. Der evangelische Theologe arbeitet mit rund 80 weiteren Wissenschaftlern an einer deutschen Edition der Septuaginta. Diese griechische Ur-Übersetzung der hebräischen Bibel diente gut 1500 Jahre lang als geistige und geistliche Grundlage des europäischen Abendlandes. Erst mit dem Aufkommen der Lutherbibel im 16. Jahrhundert wurde diese Urform der Bibel in Europa verdrängt. Welche Erkenntnisse die Forscher über die Wurzeln der europäischen Religionsund Geistesgeschichte gewinnen, erfahren Sie auf den Seiten 10 und 11. Deutlich näher an der Gegenwart forschen Markus Schleich und Jonas Nesselhauf. Die beiden jungen Literaturwissenschaftler organisieren Ende September eine Konferenz über die Erzählstrukturen populärer Fernsehserien. Auf ihre Einladung hin setzen sich viele international hochkarätige Wissenschaftler mit der Frage auseinander, worin der derzeitige Erfolg vor allem von US-Fernsehserien begründet liegt. Einige ihrer Thesen sowie einen Ausblick auf die Konferenz gibt der Text auf Seite 15 wieder. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihr Universitätspräsident Professor Volker Linneweber 4Von allem das Beste: Blick ins Frankreichzentrum der Saar-Uni 7 Forschung 10An der Quelle: Theologen untersuchen griechische Urform der Bibel 12Eines für alle: Zentrum für Human- und Molekularbiologie vereint Forscher und Studenten vieler Fachrichtungen 14Campus 15Romane zum Anschauen: Warum US-Serien mehr mit dicken Büchern als deutschen Fernsehserien zu tun haben 16Menschen Rainer Hudemann Im Sommer ist der Professor für Neuere und Neueste Geschichte Rainer Hudemann in den Ruhestand verabschiedet worden. Der Mitbegründer des Frankreichzentrums hat nicht nur über die deutsch-französischen Beziehungen geforscht, sondern diese auch im Studienalltag der Uni verankert. Zudem hat er die Kooperationsvereinbarung mit der Universität ParisSorbonne initiiert. Anlass genug, um im Jubiläumsjahr des Elysée-Vertrags einen Blick auf die Aktivitäten des Frankreichzentrums zu werfen. Gleich zu Beginn sagt Professor Rainer Hudemann einen Satz, der im ersten Augenblick überrascht: »Als ich 1985 nach Saarbrücken kam, brauchte man hier gar kein Frankreichzentrum.« Und erklärt: »Die Kontakte zu Frankreich waren an dieser Uni längst Alltag und gingen quer durch alle Fakultäten.« Mehr als zehn Jahre später war es dann doch so weit: Das Frankreichzentrum der Saar-Uni wurde 1996 gegründet – nach der Entstehung entsprechender Einrichtungen in Freiburg und Leipzig. »Damals haben sich mit dem Generationswechsel selbstverständliche Kontakte unter denen, die mit Frankreich zusammenarbeiteten, reduziert oder drohten verloren zu gehen«, erklärt der Professor für Neuere und Neueste Geschichte. »Das Frankreichzentrum sollte die Vernetzung zwischen den Fakultäten sicherstellen und erleichtern und sowohl für neue Kolleginnen und Kollegen als auch für Studierende eine Infrastruktur bieten, die die Kooperation mit Frankreich innovativ weiterträgt.« Frankreichzentrum Zwischen Liebe und Wissenschaft: Das Frankreichzentrum und die deutsch-französischen Beziehungen 74 35 Inzwischen ist das Frankreichzentrum der Saar-Uni eine von sechs Einrichtungen in Deutschland und schreibt als Plattform für alle frankreichbezogenen Aktivitäten der Uni Erfolgsgeschichte. Seine Aufgaben reichen von der Organisation deutsch-französischer Wissenschaftskolloquien über gemeinsame Vortragsreihen, kulturelle Veranstaltungen und Buchpublikationen bis hin zur grenzüberschreitenden Forschungs- und Doktorandenförderung und zum studentischen Austausch. Außerdem unterstützt es die biund trinationalen Studiengänge der Saar-Uni und ist in die Aktivitäten der Universität der Großregion eingebunden. Dass der Aufbau einer solchen Einrichtung nur mit viel Enthusiasmus und persönlichem Einsatz zu stemmen ist, zeigt eine Anekdote, an die sich der Gründervater des Frankreichzentrums Professor Manfred Schmeling erinnert: »Eines Tages rief mich der damalige Universitätspräsident Claudia Polzin-Haumann Günther Hönn an und sagte: ›Könnten Sie sich vorstellen, an unserer Universität ein Frankreichzentrum aufzubauen? beispielsweise die Zusammenarbeit mit der Northwestern Ihre Frau ist doch Französin …‹« Das sei eine Metapher für University in Chicago. Hudemann hat sie mit Saarbrücker die innere Beziehung zu Frankreich, eine der Voraussetzun- Kollegen – unter ihnen Manfred Schmeling, Hans-Jürgen gen für eine solche Arbeit, meint Professor Schmeling. »Die Lüsebrink und Sandra Duhem – und der Unterstützung meisten Leiter waren mit Französinnen verheiratet und des Deutsch-Französischen Jugendwerks in der Zeit des untereinander befreundet. Und ohne die Frankophilie der Irak-Kriegs auf die Beine gestellt, als der intellektuelle Beteiligten und den Idealismus, Menschen auf wissenschaft- Austausch zwischen den USA und Europa fast zum Erlielicher Ebene über Grenzen hinweg zusammenzubringen, gen gekommen war. 2004 veranstalteten sie gemeinsam mit hätte das nie geklappt«, erzählt der Professor für Allge- französischen Universitäten in Chicago den ersten »Transmeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, der bis zu atlantischen Dialog«, der in der Folge alle zwei Jahre stattseiner Emeritierung 2008 immer entweder die Funktion fand: als einwöchiges Treffen von Wissenschaftlern und Studes Leiters oder des Stellvertreters am Frankreichzentrum denten diesseits und jenseits des Atlantiks. »Das war extrem innehatte. schwierig, da die amerikanischen Wissenschaftsstrukturen Von Anfang an war es Konzept, in Saarbrücken ein in- völlig anders sind als unsere«, sagt Hudemann rückblickend. terdisziplinäres Zentrum zu schaffen. »Wir sind nicht an Dennoch habe er dabei seine interessantesten interkultureleinen Fachbereich gebunden, sondern eine zentrale Ein- len Erfahrungen machen dürfen. Die transatlantische Perrichtung, die für alle da ist und in der sich alle Fakultäten spektive prägte auch die internationale Tagung »Frankreich, wiederfinden können«, sagt Anne Rennig, die im April 2012 Deutschland und die USA in den ›langen 1960er Jahren‹ – die Koordination des Frankreichzentrums übernommen Ein transatlantisches Dreiecksverhältnis«, die zu Hudehat und derzeit die langjährige Geschäftsführerin Sandra manns Verabschiedung in Kooperation mit dem DeutschDuhem vertritt. So kommen die acht Professoren des Lei- Amerikanischen Institut, der Sorbonne und der Universität tungsgremiums und ihre Stellvertreter aus allen Fakultäten. Tübingen im Mai dieses Jahres in Saarbrücken stattfand. Zu den besonders engagierten Mitstreitern zählte beispielsweise auch Schmelings Nachfolger in der Leitung, Professor Bernhard Kramann, seinerzeit Direktor der Homburger Klinik für Diagnostische Radiologie. Seit Januar 2013 steht mit Professorin Claudia Polzin-Haumann zum ersten Mal eine Romanistin – und Frau – an der Spitze des Frankreichzentrums. Sie hat den Vorsitz von dem langjährig in der Leitung engagierten Professor für Anorganische und Allgemeine Chemie, Michael Veith, übernommen. Offensichtlich ist ein Generationswechsel im Gange, nachdem mit Rainer Hudemann nun ein weiterer Mitbegründer aus Altersgründen ausscheidet. Zu den Forschungsschwerpunkten des Historikers gehört die deutsch-französische Geschichte der vergangenen beiden Jahrhunderte. Daher ist er nicht nur im Jubiläumsjahr des Elysée-Vertrags ein viel gefragter Spezialist. Wie viele andere Wissenschaftler der Saar-Uni hat er im Laufe der Jahre Kontakte mit französischen und frankophonen Kollegen in aller Welt aufgebaut, aus denen häufig wichtige Impulse für das Frankreichzentrum entstanden sind, Es kooperiert mit mehr als 80 Institutionen, die Praktikanten aufnehmen. Zur Vorbereitung auf den Aufenthalt in Frankreich und der Großregion werden außerdem Bewerbungsseminare angeboten – in diesem Jahr auch erstmals für frankophone Studenten, die am deutschen Arbeitsmarkt interessiert sind. »Das Frankreichzentrum ist aber auch Schnittstelle zur Öffentlichkeit«, so Polzin-Haumann. Zum 50. Jahrestag der Unterzeichnung des Elysée-Vertrages in diesem Jahr wurden daher auch vermehrt öffentliche Veranstaltungen außerhalb der Universität angeboten – unter anderem eine Ringvorlesung in der Stadtbibliothek und eine Vortragsreihe mit dem Historischen Museum in Saarbrücken. Eine weitere neue Veranstaltungsreihe beginnt im Herbst: »Tête-à-tête – Deutsch-französische Reflexionen« ist ein moderiertes Zwiegespräch zwischen einem französischen und einem deutschen Wissenschaftler und eine gemeinsame Veranstaltung mit dem 2012 gegründeten CFALOR, dem Centre franco-allemand de Lorraine – »dem ersten deutsch-französischen Institut in Frankreich; es wurde an der Université de Lorraine nach dem Vorbild des Frankreichzentrums aufgebaut«, erzählt die Romanistin. Auch für die Politik sei das Frankreichzentrum eine wichtige Anlaufstelle. Unter anderem laufen im Rahmen eines Arbeitskreises des Europaministeriums bereits die Vorbereitungen für das Großprojekt des kommenden Jahres: das Gedenken an den Ersten Weltkrieg. Dass das Frankreichzentrum heute wichtiger denn je ist, davon sind alle Mitstreiter überzeugt: »Zurzeit befassen sich immer weniger Leute mit Frankreich, obwohl es sicherlich unser primärer Partner bleiben wird«, so Rainer Hudemann. Jedoch habe sich die Orientierung Deutschlands etwas geändert, denn seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion seien die osteuropäischen Staaten wieder zu wichtigen Partnern geworden. Seine Forschungsprojekte und die Professur an der Uni Paris-Sorbonne will Hudemann auf jeden Fall noch eine Weile weiterführen, und für das kommende Wintersemester gibt es schon einen weiteren renommierten Kooperationspartner für das Graduiertenprojekt: das Deutsche Historische Institut in Paris. orschung ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Psychologie: Wer mit krummen Zahlen handelt, ist erfolgreicher Wer ein Auto mit einem Restwert von 15.000 Euro verkaufen möchte, sollte es besser für 14.875 Euro inserieren. Denn wahrscheinlich wird der Verkäufer so mehr Geld heraushandeln können, als wenn er das Auto für runde 15.000 Euro anbietet. Das haben Saarbrücker Wissenschaftler um den Sozialpsychologen David Loschelder in zwei Experimenten herausgefunden. In ihrer Studie weisen sie nach, dass ein ungerader Preis als Ausgangsgebot den Verhandlungspartner stärker beeinflusst als eine runde Summe. »Die Präzision der Zahl suggeriert dem Verhandlungspartner, dass man sich Gedanken gemacht hat um den Preis«, erklärt der Psychologe dieses vordergründig überraschende Ergebnis. Der Preis sollte aber nicht zu tief angesetzt werden, dann wirkt auch der präzise Anker nicht mehr. Die Studie »›14,875 € ?!‹: Precision Boosts the Anchoring Potency of First Offers« ist im Fachmagazin »Social Psychological and Personality Science« online erschienen (spp.sagepub.com/). _Gerhild Sieber Forschung Erfahrungen mit fremden Kulturen in den Studienalltag zu integrieren, gehörte von Anfang an zum Konzept des Frankreichzentrums. Dabei probierten Rainer Hudemann und seine Kollegen immer wieder neue Ideen aus und stellten fest: Die Modelle müssen zum jeweiligen Fach passen, denn die Wissenschaftsstruktur ist überall eine andere. Eine der wichtigsten Schlussfolgerungen des Historikers lautet daher: »Internationalität funktioniert nur dann, wenn man flexibel ist.« Für sein Fach hätten sich Lehrveranstaltungen in Form von Kolloquien als die erfolgreichsten erwiesen, weil man sie jederzeit verändern könne. Vorteilhaft sei es auch, Studenten unterschiedlicher Studienniveaus und Sprachkenntnisse zusammenzubringen. Dieses Konzept setzt Hudemann auch bei seinem deutsch-französischen Graduiertenprojekt mit der Universität Paris-Sorbonne um, wo er seit 2010 als erster deutscher Professor für die Neuere Geschichte Deutschlands und der deutschsprachigen Länder lehrt. Rund 45 Master-Studenten und Doktoranden beider Universitäten treffen sich dabei abwechselnd in Paris und Saarbrücken, um wissenschaftliche Themen im internationalen Vergleich zu diskutieren. »Wir beziehen nicht nur Spezialisten für das Deutsch-Französische ein, sondern alle, die sich für das jeweils andere Land interessieren, auch ohne zweisprachig zu sein.« Die seit Gründung der Saar-Uni gewachsenen intensiven Kontakte mit der Sorbonne haben im Frühjahr dieses Jahres auch zu einer Kooperationsvereinbarung zwischen der Sorbonne und der Saar-Universität geführt, die die Zusammenarbeit weiter ausbauen und organisatorisch vereinfachen soll. Das Frankreichzentrum wird dabei die zentrale Anlaufstelle innerhalb der Saar-Uni sein. Dabei ist es Rainer Hudemann wichtig, das Deutsch-Französische immer in einen europäischen Kontext zu stellen. »Allein die deutsch-französischen Beziehungen zu sehen, wäre viel weniger interessant und sowohl hochschulpolitisch als auch politisch falsch«, betont er. Deutschland weltweit mit frankophonen Sprach- und Kulturgemeinschaften zu vernetzen, sieht auch die neue Leiterin des Frankreichzentrums, Claudia Polzin-Haumann, als übergeordnetes Ziel. »Dabei wollen wir die Ebenen Wissenschaft und Öffentlichkeit sowie Studium und Arbeitswelt miteinander verknüpfen.« Was bedeutet das konkret für die Aktivitäten des Frankreichzentrums? »Der ›Klassiker‹ ist der Deutsch-Französische Diskurs – eine Vortragsreihe mit französischen Gastdozenten quer durch alle Fachrichtungen«, erklärt die Romanistin. Die Besuche von Dozenten aus frankophonen Ländern seien sehr gute Anlässe für Projektbesprechungen und weitere Kontakte. Für Studentinnen und Studenten bietet das Frankreichzentrum internationale Begegnungen auch außerhalb ihres Studienfachs an. Dazu gehört die deutsch-französische Sommeruniversität zwischen den Partnerstädten Nantes und Saarbrücken. In diesem Jahr findet sie erstmals als trinationales Projekt mit Tbilissi statt. Studenten, die ein Praktikum jenseits der Grenze machen wollen, finden Unterstützung im Praktikumsbüro des Frankreichzentrums. 76 37 Hoffnung auf Therapie bei schwarzem Hautkrebs Wird schwarzer Hautkrebs frühzeitig entdeckt, kann er meist erfolgreich behandelt werden. Anders sieht es hingegen aus, wenn er zu spät gefunden wird: Dann sind die Heilungschancen gering. Weltweit suchen Forscher daher nach neuen Therapien, um auch Patienten im fortgeschrittenen Stadium effektiv zu behandeln. Einen vielversprechenden Ansatz stellen nun Homburger Mediziner und Wissenschaftler in einer aktuellen Studie vor: Sie kombinieren Krebsmedikamente mit einem DiabetesMedikament. Erste Ergebnisse zeigen, dass dieser Wirkstoffcocktail deutlich mehr Tumorzellen abtötet. Die Besonderheit mancher Zellen des schwarzen Hautkrebses liegt darin, dass sie deutlich langsamer wachsen als normale, schnell wachsende Krebszellen. Diese langsam wachsenden Zellen gewinnen ihre Energie anders als herkömmliche Zellen. Die Homburger Forscher und Ärzte haben daraufhin nach Wirkstoffen gesucht, die diesen Mechanismus blockieren. Sehr vielversprechend erwies sich dabei Phenformin – eine Substanz, die früher bei Diabetes verschrieben wurde. In Versuchen mit Zellkulturen und an Mäusen konnte das Team um Roesch bereits nachweisen, dass der Wirkstoff diese langsam wachsenden Tumorzellen abtötet. In Kombination mit Melanommedikamenten wie beispielsweise Vemurafenib könnte Phenformin in der Zukunft eine effiziente Therapie für Melanompatienten darstellen. Studie: Kontrolle von Reibung durch Maßschneidern der Van-der-Waals-Kräfte Beschleunigt ein Auto auf der Straße, entsteht zwischen dem Autoreifen und der Straße Reibung. Dabei hängt die Stärke der Reibung von vielen Faktoren ab – unter anderem von den sogenannten Van-der-Waals-Kräften. Diese intermolekularen Wechselwirkungen zwischen zwei reibenden Materialien sind zwar schon lange bekannt, wurden aber in der Praxis noch nie nachgewiesen. Dies ist nun erstmals dem Forscherteam um Physik-Professorin Karin Jacobs von der Saar-Uni und Professor Roland Bennewitz vom Leibniz-Institut für Neue Materialien (INM) gelungen. Um die Kräfte variieren zu können, haben sie mit polierten Silizium-Einkristallplättchen, sogenannten »Wafern«, gearbeitet. »Diese sind mit unterschiedlich dicken Siliziumdioxid-Schichten bedeckt, wie sie zum Beispiel in der Halbleiterindustrie Verwendung finden«, erläutert Karin Jacobs. »Die Reibung ist umso stärker, je dünner die Oxidschicht ist«, erläutert die Physikerin. »Für die Praxis haben diese Resultate unserer Studie weitreichende Konsequenzen«, sagt Jacobs. »Da die Stärke der Van-derWaals-Kräfte von der Zusammensetzung eines Materials bis hin zu einer Tiefe von 100 Nanometern abhängt, kann – neben der bekannten Wirkung von Schmiermitteln – auch ein cleverer Schichtaufbau die Reibung herabsetzen.« Studie: Wie Unternehmen ihr Kerngeschäft erweitern und damit neue Märkte erschließen Wenn Kunden ihr Konsumverhalten ändern oder starke Konkurrenten auf den Markt drängen, kann auch bei großen Unternehmen das Kerngeschäft gefährdet werden. Sie sollten daher ihr Geschäftsmodell systematisch weiterentwickeln und neue Felder und Märkte erschließen. Das ist das Ergebnis einer Studie des Instituts für Handel und Internationales Marketing (H.I.MA.) der Universität des Saarlandes. Die Wissenschaftler analysierten dafür beispielhaft die Geschäftsmodelle des Automobilherstellers Daimler, des Baukonzerns Hochtief und des Logistikdienstleisters BLG. Daraus leiteten sie Handlungsempfehlungen ab, die sich auch auf andere Branchen übertragen lassen. »Wesentlich für die erfolgreiche Weiterentwicklung des Geschäftsmodells ist eine offene, innovationsfördernde Unternehmenskultur. Dazu zählen hohe Eigenverantwortung und große Handlungsspielräume für die Mitarbeiter, Kreativität, aber auch Fehlertoleranz und eine unternehmerische Risikobereitschaft«, erklärt Ruth Steinhauer, die als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Handel und Internationales Marketing die Studie im Wesentlichen erarbeitet hat. F +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Wissenschaftler der Saar-Uni machen die Struktur einer unterkühlten Flüssigkeit sichtbar Werden flüssige Metallgemische langsam abgekühlt, so entsteht vor ihrem Übergang in die feste Phase eine Flüssigkeit mit gleicher Konzentration, aber stärker geordneter Struktur. Diese Struktur haben Materialwissenschaftler der Universität des Saarlandes in einem gemeinsamen Projekt mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und dem Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden (IFW) nun erstmals nachgewiesen. Sie brachten dazu am Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY in Hamburg Metalltröpfchen in die Schwebe und durchstrahlten sie beim Abkühlen mit einer der stärksten Röntgenquellen der Welt. Die Forschungsergebnisse wurden jetzt in »Nature Communications« veröffentlicht. Die Ergebnisse helfen, besser zu verstehen, wie sich Materie organisiert, wenn sie abgekühlt wird, so Shuai Wei. Mithilfe der besonderen Eigenschaften von metallischen Gläsern könnten dann bessere Werkstoffe hergestellt werden. Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Der Bedeutung von Steroidhormonen auf der Spur Wissenschaftler um Biochemie-Professorin Rita Bernhardt von der Universität des Saarlandes untersuchen, welche Rolle bestimmte Steroidhormone auf molekularer Ebene spielen. Die Forscher arbeiten dabei eng mit Kollegen der Justus-Liebig-Universität Gießen zusammen. Sie interessieren sich vor allem für eine bestimmte Form der Steroide: die sulfatierten Steroide. Hierbei handelt es sich um Hormonmoleküle, die zusätzlich noch eine Schwefelverbindung besitzen. »Früher ging die Wissenschaft davon aus, dass diese Form der Steroide als Speicher oder als Reserve dient, da sie doch in einer erheblichen Konzentration im Körper vorkommt«, erklärt Rita Bernhardt. Mittlerweile lassen Forschungsergebnisse aber den Schluss zu, dass diesen Steroiden eine zusätzliche Bedeutung zukommt. So konnten die Saarbrücker Forscher bereits zeigen, dass die Sulfat-Formen die Synthese der Steroidhormone regulieren. »Wir möchten in den kommenden Jahren herausfinden, an welchen Punkten genau die sulfatierten Steroide die Synthese der Hormone aktiveren und wo sie sie hemmen.« Die Arbeit wird bereits seit 2010 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. In einer zweiten Förderperiode unterstützt die DFG das Vorhaben nun für weitere drei Jahre mit 2,1 Millionen Euro. Hiervon gehen über 200.000 Euro ins Saarland. Saarbrücker Mathematiker koordinieren erstmals zwei nationale Forschungsverbünde gleichzeitig Saarbrücker Mathematik-Professoren koordinieren zum ersten Mal gleichzeitig zwei nationale Forschungsverbünde, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert werden. Sergej Rjasanow, Professor für Angewandte Mathematik, untersucht mit Mathematikern und Ingenieuren im Projekt »MuSiKo« (Multiskalensimulation Kompositen), wie das Verhalten von Verbundwerkstoffen mathematisch simuliert werden kann. Sein Kollege Thomas Schuster, ebenfalls Professor für Angewandte Mathematik, entwickelt im Verbundvorhaben »Hypermath« neue Rechenverfahren für die hyperspektrale Bildgebung, die unter anderem in der Medizintechnik und in der Werkstoffindustrie Anwendung finden. Beide Forschungsverbünde, die seit Juli laufen, werden im Rahmen des BMBF-Programms »Mathematik für Innovationen in Industrie und Dienstleistung« mit insgesamt knapp zwei Millionen Euro gefördert. Rund 630.000 Euro fließen ins Saarland. Forscher der Saar-Uni entwickeln einen Bluttest für Alzheimer Alzheimer eindeutig nachzuweisen, ist bislang schwierig oder gar nicht möglich. Bei der Diagnose handelt es sich meist um ein aufwendiges Unterfangen, bei dem teure Verfahren wie die Computertomografie oder psychologische Tests, die etwa Gedächtnis und Denkvermögen prüfen, zum Einsatz kommen. Abhilfe könnte hier künftig ein neuer Bluttest schaffen, den Wissenschaftler der Saar-Uni um Petra Leidinger, Christina Backes und Andreas Keller nun im renommierten Journal Genome Biology vorstellen. Die Forscher nutzen hierbei bestimmte Signaturen im Blut, die sie eindeutig der Krankheit zuordnen können. Diese Signaturen, sogenannte microRNAs, haben die Forscher bei 100 Alzheimer-Patienten untersucht. Insgesamt haben die Forscher bei zwölf micro-RNAs eine andere Zusammensetzung als bei den gesunden Personen der Kontrollgruppe gefunden. Genauigkeit, Empfindlichkeit und Präzision des Tests lagen bei über 90 Prozent. Der Test muss in der Klinik noch erprobt werden. Forschung Physiker der Saar-Uni beobachten die Kommunikation zwischen einzelnen Atomen Auf Licht als Medium setzen die Menschen seit Langem: So senden Leuchttürme schon seit der Antike Lichtsignale aus, und in heutigen Breitbandinternetverbindungen werden kurze Lichtpulse über Glasfaserkabel verschickt. Einen Schritt weiter soll die Quantenkommunikation künftig gehen: Hier werden dann nicht mehr viele Lichtteilchen auf den Weg gebracht, sondern nur noch einzelne Teilchen, die Photonen. Physiker um Professor Jürgen Eschner von der Universität des Saarlandes haben nun erstmals beobachtet, wie diese Art der Informationsübertragung im atomaren Mikrokosmos abläuft. Genauer gesagt: Sie konnten verfolgen, wie ein Atom ein Photon absorbiert, das zuvor von einem anderen Atom ausgesendet worden ist. Hierfür haben die Saarbrücker Forscher in einem Versuchsaufbau ein Atom zunächst mittels Laserpulssequenzen angeregt. Daraufhin sendet das Teilchen ein Photon aus, das wiederum durch ein Lichtfaserkabel zu einem Atom wandert, das das Photon absorbiert. Die Ergebnisse dieser Arbeit helfen den Forschern der SaarUni dabei, die Quantentechnologie weiter voranzubringen. Ihre Studie wurde in der Fachzeitschrift »Physical Review Letters« veröffentlicht. Ebenfalls in den Physical Review Letters haben Wissenschaftler um Professor Christoph Becher eine Weiterentwicklung einer Lichtquelle vorgestellt. Die Physiker nutzen hierfür Nanodiamanten und haarfeine Glasfasern. Die Diamanten sind weniger als 100 Nanometer groß – das entspricht etwa einem Tausendstel eines Haardurchmessers. Bestrahlt man die Nanodiamanten mit einem Laser, beginnen sie Licht auszusenden – ebenso wie es Atome tun. Die Saarbrücker Physiker haben nun als Neuerung einen Nanodiamanten zwischen zwei Spiegeln platziert. Die beiden sich gegenüber liegenden Spiegel bilden einen Lichtspeicher, in dem das Licht über 1.000 Mal hin- und herreflektiert wird, bevor es durch einen der Spiegel entweichen kann. »Die intensive Wechselwirkung des gespeicherten Lichts mit dem Nanodiamanten führt dazu, dass einzelne Lichtteilchen mit genau definierten Eigenschaften und mit hoher Effizienz ausgesandt werden«, berichtet der Physik-Professor. Das Besondere beim Versuchsaufbau der Saarbrücker Physiker ist die Anordnung der Spiegel: Einer der Spiegel sitzt direkt auf der Spitze einer haardünnen Glasfaser. »Die einzelnen Lichtteilchen werden auf diese Weise direkt in eine Faser ausgesandt – also dorthin, wo man sie für die Datenübertragung gerne haben möchte«, erklärt Roland Albrecht, Doktorand bei Professor Becher. 78 39 Studie erklärt die Tropfenbildung auf der Suppe Betrachtet man einen Teller Hühnersuppe, fallen einem sofort die kleinen, glänzenden Fettaugen auf, die oben auf der Suppe schwimmen. Obwohl uns dieses alltägliche Phänomen so vertraut erscheint, weiß man bislang nur wenig darüber, wie diese Fettaugen entstehen. In einer Studie haben Physiker der Saar-Uni um Professor Ralf Seemann und Mathematiker um Professorin Barbara Wagner von der Technischen Universität Berlin und dem WeierstraßInstitut untersucht, wie solche flüssigen Tropfen zustande kommen. Die Ergebnisse, die nun im renommierten European Physical Journal veröffentlicht wurden, zeigen, dass die Bildung der Tropfen von den Eigenschaften der Flüssigkeit und der Dicke der Flüssigkeitsschicht abhängt, auf der sie schwimmen. Neues Forschungsvorhaben untersucht den Schreibgebrauch im Deutschen Die Untersuchung von Rechtschreibgewohnheiten und von aktuellen Entwicklungen in Wortschatz und Schreibkultur in der deutschen Sprache ist Gegenstand eines Forschungsvorhabens, an dem die Universität des Saarlandes beteiligt ist. Bis Februar 2016 fließen dafür rund 320.000 Euro an den Lehrstuhl für Computerlinguistik von Professor Manfred Pinkal. Seine Arbeitsgruppe will neue sprachtechnologische Methoden für die Analyse von Texten entwickeln. Im neuen Verbundprojekt untersuchen die Forschungspartner riesige Textarchive, so genannte Textkorpora, die Duden, Wahrig und das Institut für Deutsche Sprache fortwährend aufbauen. In ihnen sind die Texte aus Zeitungen und Zeitschriften gespeichert, und täglich kommen etwa eine Million neue Wörter hinzu. Manfred Pinkal wird computerlinguistische Werkzeuge für die Auswertung dieser Textarchive entwickeln. Saarbrücker Wirtschaftswissenschaftler mahnt Banken zum Umdenken an Vertrauen gewinnen: Das ist es, was die Banken nach Ansicht des Saarbrücker Professors für Bankbetriebslehre, Gerd Waschbusch, leisten müssen, um ihr ramponiertes Bild in der Öffentlichkeit wieder in Ordnung zu bringen. Dabei reicht es natürlich nicht aus, sich lediglich einen seriösen Anstrich zu verpassen und hinter den Kulissen so weiterzumachen wie bisher. Gerd Waschbusch fordert »Leitwerte«, denen sich die Banken verpflichtet fühlen müssen. Maß halten und eine angemessene Beteiligung an den Risiken sind nach seiner Meinung zwei gute Instrumente, um das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen. Seine Thesen, wie Banken das Vertrauen der Kunden wieder gewinnen können, hat der Experte in der Zeitschrift »Kreditwesen« veröffentlicht. Er fordert unter anderem, dass Banken eine höhere Eigenkapitalquote vorweisen müssen, einen Rettungsfonds, der von den Banken selbst gespeist wird, sowie die Einhaltung ethischer Grundsätze, die sich am Leitbild des ehrbaren Kaufmanns orientieren. Den Aufsatz »Zukunft ohne Banken – Banken ohne Zukunft?« gibt es hier im PDF-Format: http://archiv.jura. uni-saarland.de/projekte/Bibliothek/text.php?id=694. Später wurde die lateinische Übersetzung für die westeuropäischen Christen jahrhundertelang die Ausgabe des Alten Testaments«, sagt er. Erst Luther und die Humanisten orientierten sich wieder am hebräischen Text. Die Septuaginta blieb jedoch die Schrift der orthodoxen Kirchen. Der Begriff »griechische Fassung« sollte nicht zu dem Trugschluss verleiten, die Septuaginta entspreche eins zu eins dem hebräischen Textbestand. »Die Septuaginta ist ein eigenständiges Werk. Sie unterscheidet sich im Detail erheblich von der Fassung der hebräischen Bibel. Gerade das macht sie so bedeutend«, erläutert Kraus. »Zum einen sind Umfang und Reihenfolge der Schriften verschieden«, was einleuchtet, führt man sich vor Augen, dass die zugrunde liegenden Texte eben nicht zwischen Buchdeckeln, sondern auf einer großen Zahl überaus mobiler Schriftrollen standen. Hinzu kommt, dass die hebräischen wie die griechischen Schriften weiter wuchsen und von unterschiedlichen religiösen Gruppen überliefert und bearbeitet wurden. »Zur Zeit der Entstehung der Septuaginta gab es keinen abgeschlossenen hebräischen Kanon. Es kamen neue Texte hinzu, die für das Selbstverständnis Israels wichtig waren, vereinzelt bis ins erste Jahrhundert nach Christus«, erklärt Kraus. Erst lange nach Entstehung der christlichen Gemeinden wurde der Umfang der hebräischen Bibel endgültig festgezurrt. »Dabei wurden manche früher wertgeschätzten Bücher nicht in den hebräischen Kanon aufgenommen wie das Buch Jesus Sirach oder die Makkabäerbücher«, führt er an. Zum anderen, und hier wird es für Wissenschaft und Forschung besonders spannend, sind Textinhalte an sich teilweise verschieden. »Das Spektrum reicht von schlichten Übersetzungsfehlern über kulturelle Anpassungen, die die Übersetzer vornahmen, etwa um die Texte verständlicher zu machen, bis hin zu der Tatsache, dass die Übersetzer nur eine von mehreren existierenden hebräischen Vorlagen benutzten.« Kraus nennt als berühmtes Beispiel die folgenreiche Übersetzung der »jungen Frau«, die einen Sohn gebären wird, in »Jungfrau«, Jesaja, Kapitel 7. »Was auch vor dem kulturellen ägyptischen Hintergrund der besonderen Zeugung des Pharaos als Gottessohn zu sehen ist«, erläutert er. »Die hebräischen Schriften bestehen aus einer Kombination von Konsonanten ohne Vokale: LBN könnte übertragen also loben, lieben oder leben heißen«, erklärt der Bibelwissenschaftler, was verdeutlicht, wie schnell ein Text umgeschrieben ist. Ein weiteres Beispiel mit kulturellem Einschlag: die Zeilen aus dem ersten Buch Mose Neue Einsichten in die Bibel: An der Quelle der europäischen Kultur Die Bibel ist das Buch der Bücher: Sie ist eine Sammlung von Schriften, ursprünglich von Schriftrollen aus Tierhäuten und Papyrus. Auf diesen verewigten Menschen ihre vorher mündlichen Überlieferungen: Erzählungen, die ungezählten Generationen heilig waren. Die Schriften wurden bewahrt, bearbeitet, verbreitet, und sie gruben sich tief in das kulturelle Gedächtnis der Menschheit. Um sie weiteren Gläubigen zugänglich zu machen, übertrugen Gelehrte ab dem dritten Jahrhundert vor Christus die Texte, die heute zum Alten Testament zählen, ins Altgriechische und schufen damit nach und nach die Septuaginta. Mehr als zwei Jahrtausende später übersetzten 80 Forscher, angeführt von dem Saarbrücker Theologen Wolfgang Kraus und seinem Wuppertaler Kollegen Martin Karrer, die Septuaginta ins Deutsche: ein Bibelgroßprojekt. Ihre Ergebnisse eröffnen neue Einsichten in die Ursprünge der europäischen Kultur, das antike Judentum, das Neue Testament, die Religionsgeschichte, in die Bibel überhaupt. ru sa l e m im J edritten Jahrhun- Sie haben das Gefühl im falschen Studienfach zu sein? … Und wie geht’s weiter? Gemeinsam finden wir den richtigen Weg für Sie! Theologie Wie viel wahrer Kern in der Botschaft des Aristeas steckt, dert vor Christus: ob es nun 72 Gelehrte waren 72 Sprachgelehrte, oder mehr, ob die Übersetsechs von jedem der zung des Pentateuch auf einen zwölf Stämme IsraSchlag in Tagen gelang oder els, folgen dem Ruf verteilt über Jahrzehnte entKönig Ptolemaios’ II. stand: Die Umstände, wie die und machen sich auf Texte ihren Weg ins Griechiins ferne Ägypten. sche fanden, liegen im Dunkeln. Nach Alexandria, der Begründungslegenden sind an die Stelle der Tatsachen getreKulturmetropole der Zeit, in der die Wissenten. Aber die Septuaginta hat schaft blüht und der überdauert. Tatsache ist die Nachfolger der Pharaoungeheure Leistung, die in nen und Alexanders des ihr steckt. »Sie ist die bedeuGroßen über ein weltoffetendste Übersetzung der Annes Volk herrscht. Im Gepäck tike und zählt zum kulturellen haben sie Schriftrollen von unErbe der Menschheit«, sagt schätzbarem Wert, hebräische Kraus. »Die Übersetzung alTexte: die fünf Bücher Mose, auch beler biblischen Bücher dauerte kannt als Tora oder Pentateuch. Diese sicher bis ins erste Jahrhundert sollen auf Wunsch des Königs Aufnahme vor Christus. Wahrscheinlich finden in seine sagenumwobene Bibliothek, wurden die Texte für den Undie das Wissen des Altertums und Werke wie terricht gebraucht, vielleicht auch den Gottesdienst.« Die Homers Doppelepos bewahrt. In 72 Tagen übersetzen die Gelehrten den Pentateuch ins Griechische. Soweit die Forschung ist sich hier uneins. In spätere Legende. »Sie speist sich aus dem bis heute überlieAlexandria wuchs ab dem dritten ferten Brief des Aristeas, der vorgibt, als Gesandter selbst Jahrhundert vor Christus die jüdische Gemeinde zur größdie Übersetzer nach Alexandria gebracht zu haben«, sagt ten der damaligen Welt heran, größer noch als die des Wolfgang Kraus. Der Evangelische Theologe leitet mit der religiösen Zentrums in Jerusalem. »Von den Juden, die in Erforschung der Septuaginta ein einzigartiges Bibelpro- Alexandria lebten, verstanden nicht mehr alle Hebräisch. jekt, an dem über 80 Wissenschaftler beteiligt sind. Einer Griechisch war die Weltsprache des antiken Mittelmeeranderen, späteren Version der Entstehungslegende zufolge raumes«, erläutert Kraus. Entsprechend bedeutsam wurde übersetzten die Gelehrten völlig unabhängig voneinander, die griechische Fassung des Alten Testaments. »Die Autoren doch alle Texte stellten sich infolge göttlicher Eingebung des Neuen Testaments zitieren meist Texte der Septuaginta. als übereinstimmend heraus. »Dies alles soll bezeugen: Das Übersetzungswerk, das später in Anlehnung an die Zahl der Übersetzer Septuaginta, lateinisch: siebzig, genannt wird, ist absolut zuverlässig, der Vorlage ebenbürtig und eben gottgewollt«, erklärt Professor Kraus. »… die Erde war wüst und leer«, wie Luther das hebräische »Tohuwabohu« übersetzte, während die Septuaginta »unsichtbar und ungeformt, reiner ungeformter Stoff« schrieb. »Wir wollten in der deutschen Übersetzung den ältesten erreichbaren griechischen Text wiedergeben. Von Fall zu Fall war zu diskutieren, ob der Septuaginta-Text nicht sogar eine Vorform jenes Textes darstellt, der uns heute in der hebräischen Bibel begegnet«, sagt Kraus. Deutlich wird dies am Buch Amos aus dem achten Jahrhundert vor Christus: Der Prophet prangerte soziale Missstände wie Sklaverei in Israel an und verkündigte ein Gottesgericht. Spätere Zusätze deuteten in Kenntnis der zwischenzeitlichen geschichtlichen Ereignisse das ganze Szenario als Läuterungsprozess samt Heilsankündung. »Der Septuaginta-Text am Ende von Amos 9 ist vermutlich älter als jener, den wir heute in der hebräischen Bibel finden. Das heißt, dass wir es mit einem ständig weitergehenden Interpretationsprozess zu tun haben, der auch Jahrhunderte nach Amos noch nicht zu Ende war. Der Text wurde aus späterer Sicht nochmals aktualisiert und auf die damalige Gegenwart bezogen«, sagt Kraus. Nur, wer die Quelle kennt, kann zusammen mit den historischen Gegebenheiten der Zeit Texte vergleichen mit früheren und späteren Versionen. Hierfür geben die deutsche Übersetzung wie auch zwei Kommentarbände auf über 3000 Seiten und ein in Arbeit befindliches mehrbändiges Handbuch der Wissenschaft erstmals ein Werkzeug an die Hand. Die Septuaginta-Forscher ermöglichen einen neuen Blick auf die Bibel. »Die Septuaginta führt uns an die Ursprünge europäischer Kultur, sie verbreitert die Kenntnisse über biblische Traditionen und vertieft unsere Kenntnisse über die Vielfalt des antiken Judentums. Das Geleitwort unterzeichneten Vertreter der Kirchen und ein Rabbiner, was die Übersetzung zu einem wirklich ökumenischen Projekt macht, das die christlichen Konfessionen untereinander und mit dem Judentum verbindet«, sagt Professor Kraus. So ließe sich bei dieser Übersetzung – noch ganz ohne Legendenbildung – beginnen: Saarbrücken und Wuppertal im Jahr 2013 nach Christus: 80 Übersetzer, evangelische, katholische, orthodoxe Christen, in enger Zusammenarbeit mit jüdischen Gelehrten … 7 10 3 11 Berufsfindung — Laufbahnberatung Telefon: +49(0)16096705736 www.hillaklingen.de _Claudia Ehrlich »Die Studenten fühlen sich wohl und wissen die gute Betreuung zu schätzen«, sagt Diehl. Vor allem in den ersten Semestern kümmere sich ein Betreuer im Schnitt um sechs Studenten. Der Bachelorstudiengang bietet ein breites Fächerspektrum. Auf dem Stundenplan stehen unter anderem Biochemie, Physiologie, Mikrobiologie, Immunologie, Biophysik, Entwicklungsbiologie, Pharmakologie, Strukturbiologie, Zellbiologie und Genetik. Die Studenten erhalten einen umfassenden Einblick und lernen in den Praktika viele wichtige Methoden und Techniken kennen. Zudem lernen sie etwa im Rahmen kleinerer Forschungsprojekte selbständig zu arbeiten. Im Masterstudium, das das ZHMB ebenfalls anbietet, können in jedem Wintersemester jeweils 40 Studenten beginnen. »Dabei kommen rund 50 Prozent der Studenten von einer anderen Uni ins Saarland«, erklärt Diehl. Die angehenden Forscher beschäftigen sich in den vier Semestern mit den vier Schwerpunkten Tumor- und Epigenetik, Infektionsbiologie, Signalleitung und Transport sowie Hormone, Stress und Gedächtnis. Das ZHMB bietet aber nicht nur die beiden Studiengänge an, sondern zusammen mit der Faculté des Sciences de la Vie der Université de Strasbourg auch zwei deutsch-französische Varianten. »Die beiden Studiengänge werden von der Deutsch-Französischen Hochschule gefördert und führen zu einem Doppelabschluss. Das ist in der Biologie bundesweit einzigartig«, weiß der Studienkoordinator. »Das binationale Programm stößt mehr und mehr auf Interesse«, ergänzt Lancaster. Aber auch die regulären Studiengänge müssen sich nicht verstecken, wie der Professor weiß: »Im CHE-Ranking stehen wir wiederholt hervorragend da.« Das ZHMB zeichnet sich durch eine große Palette an Forschungsthemen aus. »Für Studenten ist das besonders interessant, weil sie in verschiedene Themen Einblicke erhalten und viel ausprobieren können«, erläutert der Professor für Strukturbiologie. Lancaster selbst untersucht in seiner Forschung etwa die Struktur und Funktion von Membranproteinen. »Nur wenn wir mehr über den genauen Aufbau der Proteine wissen, können wir die Wechselwirkungen mit anderen Molekülen verstehen«, weiß Lancaster. Relevant wird das Thema insbesondere vor dem Hintergrund, dass die meisten der heutigen Wirkstoffe ihre Wirkung an Membranproteinen entfalten. Darüber hinaus beschäftigen sich die Wissenschaftler des ZHMB unter anderem mit mikrobiellen Toxinen, erforschen die Rolle von Calciumsignalen im menschlichen Immunsystem, untersuchen die Durchlässigkeit der Zellmembran bei roten Blutkörperchen oder entwickeln Bluttests, um Krankheiten frühzeitig aufzuspüren. Alles unter einem Dach bei einem der ZHMB-Forschungsteams direkt anwenden. Die Wissenschaftler des Zentrums forschen in 15 Gruppen unter anderem an neuen Impfstoffen, an molekularen Mechanismen der Gedächtnisbildung, an der Entwicklung von Biomarkern oder an neuartigen Verfahren, um Arzneimittel herzustellen. Um überhaupt an so vielen Projekten forschen zu kön»Nano-Bio-Med – Leben und Materie« – so heißt ein nen, sind die Arbeitsgruppen auf wissenschaftlichen NachForschungsschwerpunkt an der Saar-Uni. Biologen, Bioinformatiker, Chemiker, Pharmazeuten, Materialwissen- wuchs angewiesen, der direkt im ZHMB ausgebildet wird. In schaftler und Mediziner forschen hier an zukunftsweisen- jedem Wintersemester beginnen hier 55 Studentinnen und den Therapien, besseren Medikamenten und neuen Ma- Studenten mit dem Bachelorstudium Biologie, das gleich terialien. Dass die Biologie in diesem Bereich gut dasteht, von Anfang an einen Schwerpunkt auf Human- und Moleverdankt sie nicht zuletzt dem Zentrum für Human- und kularbiologie legt. Dass das Fach stark gefragt ist, belegen Molekularbiologie, das um die Jahrtausendwende im Zuge die Bewerberzahlen immer wieder aufs Neue. »Im verganeiner Umstrukturierung und Neuausrichtung des früheren genen Jahr haben sich knapp 700 Interessierte beworben, Fachbereichs Biologie gegründet wurde. »Damals hat man davor waren es über 1000«, erzählt Björn Diehl, Studienaus der Not eine Tugend gemacht«, erinnert sich Roy Lanca- koordinator am ZHMB. Der promovierte Biologe kümmert ster, Professor für Strukturbiologie und Geschäftsführender sich an beiden Standorten um die Belange der insgesamt Leiter des ZHMB. »Nachdem im Rahmen einer Struktur- rund 400 Studenten. Er stellt beispielsweise Stundenpläne reform der Saar-Uni etwa die Hälfte der Lehrstühle in der für die einzelnen Semester auf, ist in ständigem Kontakt Biologie in Saarbrücken wegfiel, haben sich Forscherkol- mit Prüfungsamt und Professoren und koordiniert zudem legen aus der Naturwissenschaftlich-Technischen Fakul- die Lehramtsstudiengänge im Fach Biologie. In zahlreichen tät III in Saarbrücken und der Medizinischen Fakultät in Veranstaltungen informiert er über studienrelevante TheHomburg zusammengetan und das interfakultäre Zentrum men wie den Auslandsaufenthalt oder das Masterstudium. für Human- und Molekularbiologie gegründet. Außerdem »Insbesondere die Neuausrichtung auf Schwerpunkte in der haben sie den Studiengang umgestellt – weg von der klassi- Human- und Molekularbiologie hat dem Biologie-Studienschen Biologie – und den Fokus auf Human- und Moleku- gang gut getan«, weiß Björn Diehl. So kämen auch viele Stularbiologie gelegt.« Heute zählen zum ZHMB, das Forschung denten aus dem gesamten Bundesgebiet extra ins Saarland. und Lehre in der Biologie bündelt, acht Lehrstühle, vier Juniorprofessuren und drei Nachwuchsgruppenleiter mit ihren Teams. Die Nachwuchsgruppen und Juniorprofessuren sind für uns sehr wichtig«, so Lancaster. »Sie fördern Kooperationen und sind an vielen Verbundprojekten beteiligt.« _Melanie Löw Biologie Das Zentrum für Human- und Molekularbiologie (ZHMB) an der Saar-Uni vereint Studium und Forschung in Homburg und Saarbrücken unter einem Dach. Biologie-Studenten werden hier in kleinen Gruppen betreut. Sie lernen in einem praxisorientierten Studium modernste experimentelle Methoden und Techniken der biomedizinischen Forschung kennen, die sie im Rahmen kleinerer Projekte Die Teams um ZHMB-Juniorprofessorin Christine Peinelt und um ZHMB-Nachwuchsgruppenleiter Andreas Beck forschen zum Beispiel mit im Sonderforschungsbereich (SFB) 894 »Ca2+-Signale: Molekulare Mechanismen und Integrative Funktionen«. Die Wissenschaftler fahnden dabei nach Mechanismen der calciumabhängigen Signalübertragung in Zellen. Im SFB 1027 »Physikalische Modellierung von Nichtgleichgewichts-Prozessen in biologischen Systemen« arbeiten ferner ZHMB-Juniorprofessor Ralf Mohrmann sowie die ZHMB-Professoren Manfred Schmitt, Jörn Walter und Volkhard Helms. Hier untersuchen Physiker, Mediziner, Biologen und Bioinformatiker beispielsweise grundlegende physikalische Mechanismen von Zellbewegungen, die Anheftung von Bakterien an Oberflächen oder die Dynamik intrazellulärer Transportprozesse. Darüber hinaus sind die Wissenschaftler des ZHMB auch an zwei Graduiertenkollegs (GK) beteiligt, bei denen junge Forscher bei ihrer Promotion besonders intensiv betreut werden. Im deutsch-kanadischen GK IRTG 1830 »Membrane Proteins in Disease and Development« nehmen sie beispielsweise Fehlfunktionen bei Membranproteinen unter die Lupe, wohingegen sie im GK 1326 »Calcium-Signaling and Cellular Nanodomains« unter anderem daran forschen, wie Schmerz-Neuronen auf Entzündungen reagieren, oder welche Rolle Calcium-Ionen bei der Freisetzung von Transmittern spielen. Zudem sind die Forscher an weiteren Projekten beteiligt, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Europäischen Union oder dem Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert werden. Letzteres unterstützt mit 16 Millionen Euro auch das Deutsche Epigenom-Programm (DEEP). Davon gehen rund 5,5 Millionen Euro an die Saar-Uni, wo EpigenetikProfessor Jörn Walter das bundesweite Projekt koordiniert. Ziel der Wissenschaftler ist es, 70 Epigenome menschlicher Zelltypen zu entschlüsseln. Das Wissen um diese zusätzlich zu den Genen existierenden Markierungen wird zu neuen Einsichten in die zellspezifischen Programme gesunder und kranker, alter und junger Zellen führen. »Insgesamt können wir im ZHMB kosteneffizient und mit großem Erfolg unseren Aufgaben in Lehre und Forschung nachkommen«, fasst Lancaster die Vorteile des Zentrums zusammen. Dabei sei es bei Wissenschaftlern in 15 Arbeitsgruppen und rund 400 Studenten nicht selbstverständlich, gemeinsame Praktika in Homburg und Saarbrücken zu organisieren, an denen verschiedene Forscher beider Standorte beteiligt sind. Dies sei mitunter schon eine Herausforderung, schiebt Lancaster ein, »dafür gelingt es uns aber erstaunlich gut.« 7 12 3 13 campus Große Klappe, viel dahinter US-Fernsehserien erzählen ihre Geschichten eher wie ein hochklassiger Roman. Mit deutschen Produktionen haben sie so gut wie nichts mehr gemeinsam. Das ist teuer und riskant. Dafür sind viele Serien aus Übersee in aller Munde, während über deutsche Serien niemand ein Wort verliert. Saar-Forscher veranstalten nun eine Konferenz, um dem Geheimnis der US-Serien wissenschaftlich auf den Grund zu gehen. Literaturwissenschaft Rhetorik in Europa – Zentrum für Historische Europastudien im Internationale Tagung vom 9. bis 13. Oktober Saarland feierlich eröffnet Vor 2400 Jahren, vermutlich im Jahr 387 vor Christus, An der Universität des Saarlandes wurde am 6. Juni gründete Isokrates seine Schule für Rhetorik und Philo- das Zentrum für Historische Europastudien im Saarland sophie. Mit Blick auf das rhetorikgeschichtliche Jubiläum (ZHEUS) feierlich eröffnet. Diese wissenschaftliche Einrichveranstaltet das Europäische Institut für Rhetorik der tung wird die historischen Europastudien an der Saar-Uni Universität des Saarlandes zusammen mit der Universität koordinieren und gemeinsame Forschungsprojekte der einLuxemburg eine internationale Tagung zur »Rhetorik in zelnen Fachrichtungen vorantreiben. Geplant sind außerEuropa«. Vom 9. bis 13. Oktober steht die Redekunst im dem Fachtagungen, Diskussionsveranstaltungen und RingMittelpunkt des Austauschs von knapp 200 Wissenschaft- vorlesungen zu Europathemen mit historischem Bezug. Mit lern aus aller Welt und verschiedener Fachrichtungen. dem Zentrum für Historische Europastudien im Saarland Sie diskutieren über Reden und Lernen, interkulturelle will die Universität des Saarlandes ihren Europa-SchwerKommunikation, Medien-Rhetorik, Rhetorik und Politik, punkt stärken und auch die europäische Kompetenz des Rede und Recht, Religiöse Rede, Argumentation, Rheto- Saarlandes und der Großregion SaarLorLux für eine breite rik und Philosophie. Die Tagungsgebühr beträgt 150 Euro Öffentlichkeit sichtbar machen. Das Zentrum ist interdiszi(Tageskarten 50 Euro, Studenten zahlen 50 Euro für drei plinär ausgerichtet und arbeitet eng mit anderen HochschuTage). Anmeldung, Information und vorläufiges Tagungs- len und Forschungseinrichtungen zusammen. Das ZHEUS programm: www.uni-saarland.de/institut/eir/internationa- wird von einem fächerübergreifenden Direktorium geleitet. le-tagung-2013-rhetorik-in-europa-tagungsankuendigung. html, Kontakt: Professor Norbert Gutenberg Telefon: (0681) Internationale Filmexperten treffen sich zur Tagung über europäische Kinokultur in Kleinstädten 3022502, E-Mail: [email protected]. und ländlichen Gebieten Universitätsarchiv an der Organisation des Filmstars laufen in Los Angeles, Berlin und London 83. Deutschen Archivtags in Saarbrücken beteiligt über den roten Teppich, immer größere Kinos locken in Unter dem Motto »Archive ohne Grenzen. Erschließung Metropolen und Großstädten Millionen Menschen an. Aber und Zugang im europäischen und internationalen Kontext« wie äußern sich Film- und Kinokultur abseits dieser Zenfindet vom 25. bis 28. September 2013 der 83. Deutsche tren? Welche Rolle spielten und spielen Film und Kino im Archivtag in der Congresshalle Saarbrücken statt. Be- Leben der Landbevölkerung? Inwiefern haben eine höhere reits am 15. September wird um 11 Uhr im Historischen Mobilität und technische Innovationen wie die DVD die Museum Saar die Sonderausstellung »Aufgehobene Zeit. »Geographie des Kinobesuchs« verändert? Solchen FraArchive als Schatzkammern der Geschichte« eröffnet, gen gehen internationale Film- und Kinoexperten am 20. die bis zum 26. Januar 2014 zu sehen sein wird. An die- und 21. September auf der Tagung »The Lure of the City: ser Ausstellung hat das Universitätsarchiv als Mitglied des Cinema Culture in Small-Towns and Rural Communities in Saarländischen Archivverbandes ebenso mitgewirkt wie Europe« auf den Grund. Auf Initiative des Lehrstuhls für am »Saarländischen Archivführer«, der zum Deutschen Kultur- und Mediengeschichte von Professor Clemens ZimArchivtag erscheinen wird. Außerdem leitet Uni-Archi- mermann diskutieren die Experten in der Villa Lessing in var Wolfgang Müller eine Exkursion in das Stadtarchiv Saarbrücken zum Beispiel über die ländliche Filmkultur in Sarreguemines und referiert in der Fachgruppe der Archive Frankreich zwischen 1940 und 1960 sowie über französische an Hochschulen und wissenschaftlichen Institutionen zum Kulturpolitik und die Kinolandschaft im Saarland der NachThema »Von der französischen Universitätsgründung zur kriegszeit. Enger Kooperationspartner ist die Abteilung für Universität der Großregion. Zur Geschichte und Erfor- Medien- und Kulturwissenschaften der Universität Utrecht schung der internationalen Vernetzung der Universität des mit Professorin Judith Thissen. Die Tagung ist Teil einer Saarlandes«. Weitere Infos unter der E-Mail: w.mueller@ internationalen Serie von Konferenzen über vergleichenunivw.uni-saarland.de und im Internet: www.archivtag.de. de Kinogeschichte. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert die Veranstaltung. Erster Platz für Saarbrücker Studenten bei internationalem Mikrotechnologie-Wettbewerb Studenten spenden 2.000 Euro an Bibliotheken Studenten der Saar-Uni haben in Barcelona beim interDie Fachschaft Wirtschaftswissenschaften hat 2.000 nationalen Studentenwettbewerb iCAN 2013 (International Euro an die Wirtschaftswissenschaftliche SeminarbiblioContest of Applications in Nano-Micro-Technology) den er- thek sowie ans Deutsch-Europäische Juridicum gespendet. sten Platz belegt. Es hat sich dabei gegen die starke Konkur- Das Geld stammt aus Überschüssen der Nikofete, die die renz von 18 Teams aus China, Japan, Neuseeland, Singapur, Studenten jedes Jahr organisieren. Fachschaftsmitglied der Schweiz, Taiwan, USA und Deutschland durchgesetzt. Marcus Marx übergab den symbolischen Scheck am 17. Juli Florian Bansemer, Franziska Emmerich, Tizian Schneider gemeinsam mit seinen Kommilitonen Maximilian Schulz und Caroline Schultealbert haben ein Mikrosensorsystem und Laura Schumm an den Leiter der Wirtschaftswissenentwickelt, das die Körperhaltung eines Menschen im All- schaftlichen Bibliothek, Professor Heinz Kußmaul, an die tag überwacht und ihn warnt, wenn er die Wirbelsäule falsch stellvertretende Leiterin des Juridicums, Jacqueline Krohn, belastet. Das System namens »Quasimodo« nutzt sieben sowie an Florian Müller, ebenfalls von der Wiwi-Bibliothek. Sensoren, die entlang der Wirbelsäule und auf den Schul- Das Geld wird anteilig zwischen beiden Bibliotheken geteilt tern positioniert werden. und fließt vollständig in die Anschaffung neuer Lehrbücher. 7 14 3 15 Die einen dümpeln auf dem Meer der Belanglosigkeit vor sich hin, während sich die anderen den Wagnissen und den Stürmen stellen und sich auf zu neuen erzählerischen Ufern machen, das Risiko des Schiffbruchs in Kauf nehmend: Hochkarätige US-Fernsehserien wie Breaking Bad, The Wire, Game of Thrones und Die Sopranos haben ebenso wenig mit Sturm der Liebe und Co. zu tun wie Tolstois Krieg und Frieden mit einem Groschenroman. Beide benutzen zufälligerweise dasselbe Medium, den Fernsehbildschirm. Erzählerisch spielen sie jedoch in einer ganz anderen Liga. Diese Fernsehserien haben mehr mit gedruckten Werken der Weltliteratur gemeinsam als mit den Billigstreifen aus dem Vorabendprogramm. Aus diesem Grund haben Saarbrücker Literaturwissenschaftler das Projekt »Serial Narration« ins Leben gerufen. Sie wollen untersuchen, welche Erzählstrukturen den aufwändig produzierten US-Serien zugrunde liegen. Die Komparatisten betreten, genau wie ihre Untersuchungsobjekte selbst, unbekannte Gefilde: »Bisher gibt es keine literaturwissenschaftliche Analyse, keine Erzähltheorie, die solche Fernsehserien untersucht«, erklärt Markus Schleich (28). Es gebe zwar Analysen, die kulturwissenschaftliche Ansätze haben, aber bisher habe niemand die Fernsehserien literaturwissenschaftlich unter die Lupe genommen und einen wissenschaftlichen Korpus dazu erstellt. Schleich, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft von Professorin Christiane Sollte-Gresser, leitet zusammen mit dem Literaturwissenschaftler Jonas Nesselhauf (25) das Projekt, dessen zentrale Bestandteile ein so genanntes »Living Handbook« sowie ein Journal sind. Beide Publikationen sind fortlaufend und werden ständig mit Aufsätzen von Literaturwissenschaftlern aus aller Welt erweitert. Die Wissenschaftler untersuchen im Handbuch und im Journal die Besonderheiten des seriellen Erzählens. Eine Erkenntnis, die die beiden jungen Wissenschaftler aus ihrer bisherigen Arbeit ziehen können, lautet: »Der Gegensatz von Fernsehserien als ›niedere‹ Medien und dem Roman als anspruchsvoller Erzählung ist nicht mehr zu halten. Anhand der aktuellen Beispiele wird klar: Beide Erzählformen nähern sich immer weiter an«, erklärt Markus Schleich. »Das Fernsehen macht vieles möglich«, ergänzt Jonas Nesselhauf. »Die Autoren haben sehr viel Zeit für eine Geschichte durch das serielle Erzählen. So können sie auch ein großes Publikum an die Serien binden«, erklärt der Literaturwissenschaftler. Die Geschichte selbst kann daher deutlich tiefgründiger sein, nimmt also erzählerisch die Züge eines umfangreichen und hochklassigen Romans an. Die jungen Wissenschaftler treiben das Projekt nun weiter voran. Im September veranstalten sie eine internationale Konferenz mit dem Titel »Quality-Television: Die narrative Spielwiese des 21. Jahrhunderts!?« in Saarbrücken. Ende September kommen dazu Nachwuchsforscher und etablierte Größen der Literaturwissenschaft »von Wien bis Berkeley«, wie Schleich sagt, ins Saarland, um zum Beispiel über die Wachablösung des Hollywoodfilms als literarisches Leitmedium auf der Mattscheibe zu diskutieren. »Das Hollywoodkino bietet fast nur noch Blockbuster. Die wirklich subversiven, gewagten und neuen Elemente finden sich viel öfter in zeitgenössischen Fernsehserien«, ergänzt Markus Schleich eine These. Möglich macht das auch die Struktur des US-Fernsehmarktes: Die Produzenten der Serien machen in jedem Fall ein gutes Geschäft, ob nun eine Million oder 20 Millionen Zuschauer Woche für Woche mitfiebern. »Eigentlich hätten wir auch hierzulande durch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk sehr gute Voraussetzungen, um solche Serien zu drehen«, stellt Markus Schleich fest. Trotzdem geschieht das nicht, deutsche Serien dümpeln weiterhin in eher seichten Gewässern vor sich hin. Ob es daran was zu rütteln gibt: Auch das werden die Wissenschaftler im September diskutieren. Es bleibt spannend! _Thorsten Mohr www.uni-saarland.de/serial-narration M M enschen enschen +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Sandra Duhem erhält französischen Orden »Chevalier dans l’Ordre des Palmes Académiques« Die Geschäftsführerin des Frankreichzentrums Sandra Duhem ist am 24. Juni mit dem »Chevalier dans l’Ordre des Palmes Académiques« ausgezeichnet worden, der vom französischen Staat für besondere Verdienste in der Bildung und im akademischen Bereich verliehen wird. Sie erhielt den Orden aus der Hand des französischen Generalkonsuls im Saarland Frédéric Joureau. Die Akademische Oberrätin an der Universität des Saarlandes beeinflusste maßgeblich die Strukturen und Inhalte des Frankreichzentrums und rief eine Vielzahl von Initiativen ins Leben, die den Frankreich-Schwerpunkt der Universität des Saarlandes nachhaltig prägen. Biologie-Doktorand gewinnt Preis in den USA Adrian Gerber, Doktorand am Institut für Biochemie, hat den Ruckpaul-Award auf der 18. Internationalen Konferenz über Cytochrome P450 in Seattle gewonnnen. Der DiplomBiologe erhielt den Preis für die beste Posterpräsentation. Seine Arbeit handelt von einem genetisch veränderten Mikroorganismus (Bacillus megaterium), der Cytochrome P450 produziert. Diese Proteine sind im menschlichen Körper am Abbau von Arzneimitteln und Fremdstoffen sowie an der Herstellung bestimmter Hormone beteiligt sind. Gerber setzte sich gegen insgesamt 120 Mitbewerber durch. Der Ruckpaul-Award wird zu Ehren von Klaus Ruckpaul vergeben, einem Pionier auf dem Gebiet der Cytochrom-P450-Forschung. Joachim Zentes ist Ehrendoktor der Universität Craiova Die Universität Craiova hat Jo a c h i m Zentes zum Ehrendoktor ernannt. Die rumänische Hochschule möchte damit die herausragenden Leistungen des Professors für Außenhandel und Internationales Management für die Wirtschaftswissenschaften würdigen sowie sein Engagement für die fruchtbaren Beziehungen zwischen der Saar-Uni und der Universität Craiova. Google zeichnet Saarbrücker Informatiker mit hoch dotierten Preisen aus und fördert Doktoranden Der Software-Konzern Google hat den Saarbrücker Informatiker Ivan Titov mit dem 140.000 Dollar dotierten Google Focused Research Award ausgezeichnet. Der Informatiker entwickelt derzeit ein Verfahren, mit dem Rechner erlernen sollen, sprachlich logische Zusammenhänge in Texten zu finden. Neben Ivan Titov erhält auch H a n s Uszkoreit einen mit 220.000 US-Dollar dotierten Google Focused Award. Uszkoreit ist Professor für Computerlinguistik an der Saar-Uni und wissenschaftlicher Direktor am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI). Er arbeitet daran, sprachliche Zusammenhänge in großen Wissensbanken herauszufiltern. Mit dem »Google Focused Research Award« fördert der Konzern Forschungsgebiete, die für das Unternehmen selbst und für die Informatik von großem Interesse sind. Der Saarbrücker Informatik-Doktorand Sigurd Schneider wird ebenfalls von Google gefördert und erhält ein dreijähriges Promotions-Stipendium. Sigurd Schneider arbeitet mit seinen Betreuern Sebastian Hack und Gert Smolka an der deduktiven Verifikation von Übersetzern. Übersetzer sind elementare Bausteine eines jeden Informatik-Systems. Sie übersetzen das vom Programmierer geschriebene Programm in ein maschinenlesbares Format. Google hat im fünften Jahr ihres Stipendienprogramms 39 herausragende Informatik-Doktoranden weltweit ausgezeichnet. Homburger Intensivmediziner gewinnt Forschungspreis der Gesellschaft für Intensiv- und Notfallmedizin Die Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) hat Andreas Link, Oberarzt der Klinik für Innere Medizin III am Homburger Universitätsklinikum, den mit 5.000 Euro dotierten Forschungspreis 2013 verliehen. Link befasst sich mit Krankheitsmechanismen beim kardiogenen Schock. Dieser ist eine der schwersten Komplikationen des Herzinfarktes. Der Arzt hat ein neues Prinzip identifiziert und charakterisiert, das beim kardiogenen Schock zur Ödembildung und zum Organversagen beiträgt und mit dem man die Sterblichkeit vorhersehen kann. Goldene Ehrennadel der Gesellschaft für Kardiologie für Professor Michael Böhm Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V. (DGK) hat Professor M i c h a e l B ö h m , Direktor der Klinik für Innere Medizin III des UKS in Homburg, für acht Jahre Vorstandsarbeit und ehrenamtliches Engagement mit der goldenen Ehrennadel der DGK ausgezeichnet. Der Homburger Mediziner und Wissenschaftler erhielt diese Ehrung unter anderem für seine Initiative zur Etablierung des Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung Deutschland und wegen seines Engagements zur detaillierten wissenschaftlichen Nachwuchsförderung. 2009 bis 2011 war Böhm selbst Präsident der Gesellschaft. Michael Menger mit Müller-Osten-Preis ausgezeichnet Der Professor für Klinisch-Experimentelle Chirurgie, Michael Menger, ist mit dem Müller-Osten-Preis ausgezeichnet worden. Gemeinsam mit vier Co-Autoren erhielt er den mit 7.700 Euro dotierten Preis für seine Arbeit »How to ensure the survival of the surgeon scientist? The Homburg Program«. Verliehen hat die Auszeichnung die Müller-Osten-Stiftung in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie und dem Berufsverband der Deutschen Chirurgen. EU fördert Saarbrücker Informatiker mit knapp 1,5 Millionen Euro Der europäische Forschungsrat hat den Saarbrücker Informatiker Christian Theobalt mit einem »ERC Starting Grant« und 1,48 Millionen Euro ausgezeichnet. Damit möchte der Professor in einem Forschungsprojekt am MaxPlanck-Institut für Informatik die Grundsätze der Bilderkennung und Computergrafik überarbeiten und neue Rechenverfahren entwerfen. Dies soll dazu dienen, dass auch Computer wie Menschen ihre Umgebung im Bruchteil einer Sekunde erfassen sowie Bewegungen blitzschnell erkennen und deuten. Pharmazeut Claus-Michael Lehr in die Controlled Release Society aufgenommen Claus-Michael Lehr, Professor für Biopharmazie und Pharmazeutische Technologie, ist zum Fellow der Controlled Release Society ernannt worden. Die Gesellschaft ehrt Lehr damit für seine außerordentlichen Beiträge zum Thema Wirkstofftransport auf höchstem Niveau. Die CRS ist mit rund 2.500 Mitgliedern die weltweit größte Gesellschaft, die sich diesem Thema widmet. Menschen Professor Manfred Pinkal ist neues Mitglied der Akademie der Wissenschaften Mainz Im April hat die Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz Manfred Pinkal zum Mitglied ernannt. Die Akademie ist eine überregionale Vereinigung renommierter Wissenschaftler und Literaten mit Arbeitsschwerpunkt auf dem Gebiet langfristiger Grundlagenforschung, die nicht durch andere Institutionen gefördert wird. Sie gliedert sich in eine mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse, eine geistesund sozialwissenschaftliche Klasse und die Klasse der Literatur. Manfred Pinkal, Professor für Computerlinguistik an der Universität des Saarlandes wurde zum ordentlichen Mitglied der geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse ernannt. 7 16 3 17 Soziologe für Dissertation über Hochschulforschung ausgezeichnet Jörg Rech, Soziologe am Centrum für Evaluation an der Saar-Uni, ist für seine Doktorarbeit mit dem Ulrich-Teichler-Preis ausgezeichnet worden. Der Preis ist mit 1.000 Euro dotiert. In seiner Dissertation »Erfolgreich studieren im Kontext der Internationalisierung deutscher Hochschulen?« hat der Sozialwissenschaftler untersucht, warum weniger so genannte Bildungsausländer einen Studienabschluss erlangen als deutsche Studenten und was Hochschulen dagegen unternehmen können. Der Kasseler Hochschulforscher Professor Ulrich Teichler hat den Preis gestiftet, um junge Wissenschaftler anzuregen, sich mit Fragen der Hochschulforschung auseinanderzusetzen. Materialforscherin erhält Preis für Entwicklung eines speziellen Metallschaums Anne Jung, Materialforscherin an der Universität des Saarlandes, hat für ihre exzellente Doktorarbeit den mit 30.000 Euro dotierten Deutschen Studienpreis der Körber-Stiftung gewonnen. Sie hat in ihrer Arbeit Metallschäume aus Aluminium entwickelt, die mit einer Nanobeschichtung aus Nickel verstärkt sind, so dass sie wesentlich höhere Belastungen aushalten und einen zehnmal stärkeren Aufprall abfedern können. Das zum Patent angemeldete Verfahren eröffnet viele neue Anwendungsfelder. Die Strukturen von menschlichen Knochen sind das Vorbild für Metallschäume, die leicht, aber dennoch stabil sind. Sie werden heute in Prototypen von Autos für sparsame Konstruktionen genutzt und auch, um Autofahrer vor einem Aufprall zu schützen. Neue Professorinnen und Professoren Karl Lorenz Meyer ist neuer Professor für Religionspädagogik. Meyer ist Pfarrer und hat sechs Jahre lang eine Gemeinde in Niedersachsen geleitet. Von 2009 bis 2012 war er als Professor an der Universität in Bremen tätig. Neben den Fragen des Religionsdialogs hat er sich jüngst mit der Akzeptanz des christlichen Gottesdienstes beschäftigt. Neuer Professor für Medizinische Biometrie und Epidemiologie ist Stefan Wagenpfeil. An der Universität des Saarlandes wird Wagenpfeil den Querschnittsbereich Epidemiologie, Medizinische Biometrie und Medizinische Informatik im klinischen Teil des Medizinstudiums vertreten. Markus Peschel ist neuer Professor für Didaktik der Primarstufe mit Schwerpunkt Sachunterricht. Er wird an der Saar-Uni unter anderem sein Grundschullabor für Offenes Experimentieren (GOFEX) fortführen, das er bereits in Duisburg und in der Schweiz aufgebaut hat. Das Labor soll zu einem wichtigen Baustein in der Lehreraus- und -weiterbildung im Saarland werden. H e n r i k Sa a l bac h ist neuer Professor für Grundschulpädagogik und empirische Grundschulforschung. Sein wissenschaftlicher Schwerpunkt liegt auf der Erforschung des Zusammenspiels zwischen Sprachfähigkeit und schulischem Lernen. Angesichts der großen praktischen Relevanz zweisprachiger Bildungsangebote im Saarland wird dabei auch dem Thema Zweisprachigkeit und schulisches Lernen eine wichtige Bedeutung zukommen. M M enschen enschen +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Fr a n z i s k a L au t e n s c h l äg e r ist neue Juniorprofessorin für Biologische Physik. Sie möchte mit ihrer Arbeitsgruppe sogenannte Intermediäre Filamente im Inneren von Zellen näher untersuchen. Ihre Erkenntnisse werden im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 1027 »Physikalische Modellierung von NichtgleichgewichtsProzessen in biologischen Systemen« berücksichtigt. Ebenfalls seinen 80.Geburtstag konnte am 28. Februar der langjährige Direktor des Instituts für Neuroradiogie und Facharzt für Röntgen- und Strahlenheilkunde sowie Nuklearmedizin Professor Uwe Piepgras begehen, der 1969 an die Medizinische Fakultät kam. 1983 lehnte er einen Ruf an die Universität Hamburg ab und wirkte 1986/ 87 als Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums des Saarlandes. Das Ehrenmitglied mehrerer internationaler Fachgesellschaften für Neuroradiologie beschäftigte sich in seinen Forschungen vor allem mit Fragen der Hirndurchblutung und der Liquordynamik, dem Hirnvenensystem und der Weiterentwicklung neuroradiologischer Untersuchungsverfahren. Im Juli 2013 legte er seine neueste Monographie »Weltbilder moderner Kunst. Werke von Kandinsky, Klee, Beckmann, Mondrian, Kokoschka im Licht phänomenologischer Philosophien« vor, und ihm ist jetzt auch die erste Ausgabe der Reihe »Interview Kunst und Wissenschaft« des »Instituts für aktuelle Kunst im Saarland« unter dem Titel »Lorenz Dittmann im Gespräch mit Christof Trepesch« gewidmet. Vor 85 Jahren, am 27. März 1928 in München geboren, pflegt Lorenz Dittmann seit der Übernahme des Saarbrücker Lehrstuhls für Kunstgeschichte 1977 nicht nur vielfältige Verbindungen zu Künstlern, sondern hat auch Generationen von Studierenden durch sein umfangreiches Œuvre und bei Exkursionen »forschendes Lehren und Lernen vor den Werken selbst« ermöglicht. Geburtstage im Ruhestand befindlicher Professoren 80 Jahre alt wurde am 14. Februar der seit seiner Studienzeit unserer Universität verbundene Professor für Strukturforschung und Thermodynamik Henner Ruppersberg, der intensiv die internationale Zusammenarbeit pflegte, unter anderem als stellvertretender deutscher Direktor am »Institut Max von Laue – Paul Langevin« agierte und zu den Pionieren bei der Gründung der »École Européenne d’Ingénieurs en Genie des Matériaux (EEIGM)«, einem europäischen Studiengang für Werkstoffwissenschaften, zählt. Als Prodekan der Fakultät und des Fachbereichs sowie als Vizepräsident für Forschung hat der »Officier de l’Ordre 1959 begann Hermann J. Schloemer, der am 27. März des Palmes Académiques« die Universitätsentwicklung seinen 90. Geburtstag feierte, als Assistent am Institut für Werkstofftechnologie und Allgemeine Hüttenkunde seine mitgestaltet. Saarbrücker Laufbahn, die ihn zur Professur für Technische Am 27. Februar 1933 wurde in Bitterfeld Professor Mineralogie führte. Neben der hochthermalen synthetiHeinrich Kaltwasser geboren, der nach der Promotion schen Kristallherstellung sowie der Zement- und Betonund Habilitation in Göttingen und Gastprofessuren und forschung wandte er sich in seinen anwendungsorientierten Forschungsaufenthalten in den USA 1971 das neue Saar- Projekten auch Fragen der Untertage-Kohlevergasung, der brücker Ordinariat für Mikrobiologie übernahm und bis zu energiewirtschaftlichen Entwicklung von Schneidwerkstofseiner Emeritierung 2001 innehatte. In zahlreichen Publika- fen für die Stahlindustrie oder der hydrothermalen Hertionen und Forschungsprojekten widmete er sich enzyma- stellung keramischer Membranen für die Brennstoffzellentischen und umweltrelevanten Aspekten des bakteriellen Technik zu. Stoffwechsels, vor allem von Phosphor- und Stickstoffverbindungen. In seinen Vorlesungen hat er die Medizinische Seit 1960 war Rudolf Grillmaier, der am 4. April 80 Mikrobiologie für Pharmazeuten und die Allgemeine Mi- Jahre alt wurde, am Homburger Institut für Biophysik tätig krobiologie für Diplombiologen und Lehramtskandidaten und wurde nach seiner 1971 erfolgten Habilitation »Zur vermittelt. Frage der Primärvorgänge der Strahlenwirkung« zum Professor ernannt. Der langjährige Beauftragte des Universitätspräsidenten für den Strahlenschutz baute außerdem die neue Fachrichtung »Biomathematik« auf und leitete die Abteilung für Strahlen- und Umweltbiophysik am Zentrum für Umweltforschung in Dudweiler. Ferner stand er mehrfach als Prodekan an der Spitze des Fachbereichs »Theoretische Medizin« und war von 1982 bis 2013 Vertrauensdozent der Friedrich-Ebert-Stiftung. Menschen Neuer Professor für Systematik und Grammatik der Deutschen Sprache ist Augustin Speyer. Ein Schwerpunkt seiner Forschungen sind Fragen der historischen Syntax, zum Beispiel, ob sich die Wortstellung im Deutschen geändert hat. Insbesondere wird er mit Sprachwissenschaftlern und Computerlinguisten in einen Dialog treten. 7 18 3 19 Professor Hellmuth Sitte, der am 6. Mai in seiner Als Ordinarius für Mathematik und Experte der komTiroler Heimat seinen 85. Geburtstag erlebte, ist als letz- mutativen Algebra und der algebraischen Geometrie hat ter Rektor der Saar-Universität von 1969 und 1973 in den Professor Robert Berger das Profil der Fachrichtung Annalen verzeichnet. Der Pionier der Ultrastrukturfor- Mathematik seit 1968 wesentlich mitgeprägt. Als Dekan schung leitete seit 1963 die »Elektronenmikroskopische leitete er, der am 21. Juli 80 Jahre alt wurde, zwischen 1971 Abteilung« der Medizinischen Fakultät auf dem Hombur- und 1973 die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakulger Campus und übernahm dann das später in »Allgemei- tät und war von 1975 bis 1979 Vizepräsident für Forschung. ne Biologie für Mediziner« umbenannte Ordinariat für Im Rundfunkrat des Saarländischen Rundfunks vertrat er »Cytologie und Elektronenmikroskopie«. Trotz mehrerer von 1978 bis 2007 die Hochschulen des Saarlandes und enRufe hielt er der Saar-Uni stets die Treue. Auch wenn sein gagierte sich ferner als Sprecher und Vorstandsmitglied der Rektorat durch die angespannte Atmosphäre des hoch- Hochschulverbandsgruppe. schulpolitischen Umbruchs geprägt war, so bemühte er sich in außerordentlicher Weise um Konsens bei den schwieri- Verstorben gen Beratungen der damaligen Universitätsgesetze und Zum 1. November 1958 kam er mit seinem Mentor Proder Universitätsverfassung, die mit einem ungewöhnlich fessor Walter Rummel nach Homburg und war seitdem breiten Quorum verabschiedet werden konnte. Der Träger dem Pharmakologischen Institut der Medizinischen Fades Saarländischen und Luxemburgischen Verdienstordens kultät verbunden, wo er nach der Habilitation 1961 seit ist seit 1993 Ehrenmitglied der ehrwürdigen Royal Micro- 1967 als Professor die neue Abteilung für Toxikologie und scopical Society in Oxford. biochemische Pharmakologie leitete. Er galt als renommierter Pionier toxikologisch-analytischer Verfahren und 2006 zeichnete ihn die Universität Athen für sein Gesamt- des Homburger Modells, des schnellen und eindeutigen werk und seine geologischen Forschungen im griechischen Giftnachweises rund um die Uhr. Weltweit einzigartig ist Raum mit der Ehrendoktorwürde aus und verlieh ihm das von ihm mitbegründete mehrbändige Handbuch gas2009 den »Wisdom Award«. Horst Schneider, Profes- chromatographischer, massenspektrometrischer und toxisor für Geologie, der am 10. Mai 85 Jahre alt wurde, ist kologischer Daten von Arzneistoffen, Giften und deren der Universität seit ihren frühen Jahren verbunden. Der Metaboliten. Einen Monat nach seinem 89. Geburtstag ist Experte im Bereich der Sedimentologie und Quartärgeo- Professor Karl Pfleger am 24. Februar verstorben. logie analysierte bei seinen Forschungen im Saarland, in Griechenland, im Sudan und Libanon etwa Fragen des Im Alter von 73 Jahren verstarb am 1. März die internatioGewässerschutzes und des Waldökosystems. Gastpro- nal renommierte Professorin für Neuere Deutsche Sprachfessuren führten ihn, der auch die Deutsch-Griechische wissenschaft Barbara Sandig, die nach der Promotion Gesellschaft Saar e. V. mitbegründete, an die Universitäten und Habilitation in Heidelberg 1979 dem Saarbrücker Khartum und Brüssel. Ruf folgte und 25 Jahre als außerordentlich engagierte akademische Lehrerin und innovative Forscherin an unAm 19. Mai 1933 wurde in Aregua / Paraguay der Professor für serer Universität agierte. Dabei übernahm sie zahlreiche experimentelle Neurochirurgie Amadeo C. Nacimiento Aufgaben in Fachgesellschaften, leitete unter anderem ein geboren, der seit 1968 in Homburg zunächst im I . Phy- Teilprojekt des Sonderforschungsbereichs 100 »Elektronisiologischen Institut und im Sonderforschungsbereich sche Sprachforschung« und organisierte interdisziplinäre Membranforschung tätig war und seit April 1981 das For- Projekte. Ebenso beteiligte sie sich intensiv an den Unischungslaboratorium in der Neurochirurgischen Univer- versitätspartnerschaften mit Warschau und Sofia und nahm sitätsklinik leitete. Im Zentrum standen dabei neben den Gastprofessuren an den Universitäten Tilburg, Paris VIII Grundlagen die angewandten und klinische Forschung auf und Wien wahr. Als erste Frau stand sie als Prodekanin dem Gebiet der experimentellen Neurochirurgie. In seinen zwischen 1988 und 1990 an der Spitze eines Fachbereichs. Lehrveranstaltungen erörterte er die Pathophysiologie des Zentralnervensystems sowie neurophysiologischen Unter- Wenige Monate nach seinem 80. Geburtstag starb nach suchungsmethoden. langer schwerer Krankheit am 16. Mai der emeritierte Professor für Kirchengeschichte Friedrich Wilhelm Professor Joachim Petersen, der am 7. Juni 80 Jahre Kantzenbach, der von 1982 bis 1995 auf dem Saaralt wurde, begründete 1980 den Saarbrücker Lehrstuhl für brücker Campus lehrte und forschte. Sein außergewöhnlich Nachrichten- und Vermittlungstechnik, den er über andert- umfangreiches Werk umfasst mehrere hundert Publikatiohalb Jahrzehnte bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand nen aus den Gebieten der neuzeitlichen Kirchen-, Theolo1997 innehatte und in dieser Zeit 132 Studien- und 147 Di- gie-, Geistes- und Sozialgeschichte, die teilweise in hohen plomarbeiten betreute. In einer im Universitätsarchiv ver- Auflagen erschienen und in mehrere Sprache übersetzt wurwahrten Aufzeichnung hat er seine umfangreichen Aktivi- den. Das Ehrenmitglied der Albert Schweitzer-Gesellschaft täten in Lehre und Forschung und die mit der Entwicklung war 2009 auch mit dem Ehrenpreis des Wilhelm-von-Pechdes Fachgebiets Elektrotechnik und seinen Studiengängen mann-Preises ausgezeichnet worden. verbundenen Herausforderungen und Probleme ebenso dokumentiert wie sein vielfältiges Engagement in der akademischen Selbstverwaltung.