Eine Betrachtung aus saarländischer Perspektive Univ.-Prof. Dr. Ashok Kaul Universität des Saarlandes
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Eine Betrachtung aus saarländischer Perspektive Univ.-Prof. Dr. Ashok Kaul Universität des Saarlandes
Schuldenbremse Pro und Contra Eine Betrachtung aus saarländischer Perspektive Univ.-Prof. Dr. Ashok Kaul Universität des Saarlandes Saarbrücken, 18. Juni 2012 Vortrag auf einer Gemeinschaftsveranstaltung von ver.di Saar, DGB Saar, Attac Saar sowie der Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt (KoWA) der UdS 19.06.2012 Prof. Dr. Ashok Kaul Folie: 1 Überblick 1. Ausgangslage: Das Saarland ist überschuldet! 2. Wann ist ein Haushalt tragfähig und wie steht das Saarland langfristig da? 3. Langfristige Ziele und Maßnahmen zur Zukunftssicherung des Saarlandes 4. Ausblick: Saarland quo vadis? Die Folien wurden für den mündlichen Vortrag im Rahmen der Veranstaltung erstellt und sind ohne diesen unvollständig! 19.06.2012 Prof. Dr. Ashok Kaul Folie: 2 1. Ausgangslage: Das Saarland ist überschuldet 19.06.2012 Prof. Dr. Ashok Kaul Folie: 3 Das Saarland hat relativ zum BIP hohe Ausgaben, der Länderhaushalt ist strukturell unterfinanziert, der Konsolidierungsbedarf ist enorm Ausgaben der öffentlichen Haushalte in Prozent des LänderBIP (2010) 25 20 23,1 25 19,5 15 15 10 18,8 12,6 11,1 Saarland Länder Alte Bundesländer ohne Berlin 10,8 10 5 0 Neue Bundesländer ohne Berlin Länder und Gemeinden Quelle: Destatis, Statistisches Jahrbuch 2011. 19.06.2012 21,6 20 15,9 5 Konsolidierungsbedarf der Länder (einschl. Gemeinden) bis 2020 [in Prozent d. laufenden Primärausgaben] 0 Saarland Alte Bundesländer mit Berlin Ungewichtetes arithmetisches Mittel der einzelnen Bundesländer, Wert für Gesamtdeutschland (gewichtet): 9% Quelle: Sachverständigenrat 2011. Prof. Dr. Ashok Kaul Folie: 4 2. Wann ist ein Haushalt tragfähig und wie steht das Saarland langfristig da? 19.06.2012 Prof. Dr. Ashok Kaul Folie: 5 Tragfähigkeitsindikator: Schuldenstandsquote Ein Haushalt ist genau dann langfristig tragfähig, wenn die Schuldenstandsquote (angehäufte Schulden durch BIP) nicht divergiert (lax: ...stabilisiert werden kann). Zwei Größen sind relevant: Entwicklung Schuldenstand. Dieser hängt ab von: Alt-Schuldenstand (s. Vortrag von W. Lerch) Zinsniveau (s. Vortrag von W. Lerch) Zukünftige jährliche Defizite (s. Vortrag von W. Lerch) Entwicklung Wirtschaftskraft (BIP). Diese hängt v.a. ab von: Bevölkerungsentwicklung, insbesondere Erwerbspersonenpotenzial und dessen Ausschöpfung Technischer Fortschritt (z.B. durch Innovation) 19.06.2012 Prof. Dr. Ashok Kaul Folie: 6 Mehr Ältere, weniger Erwerbspersonen bis 2030 – Die Demografie im Saarland ist noch ungünstiger als in den anderen alten Ländern Altenquotienten der Bundesländer 2008 und 2030¹ 65-Jährige und Ältere je 100 Personen im Alter von 20 bis unter 65 Jahren Baden-Württemberg 32 Bayern 32 Niedersachsen Nordrhein-Westfalen 34 Rheinland-Pfalz 34 54 50 53 37 59 36 Schleswig-Holstein Brandenburg 35 Mecklenburg-Vorpommern 35 54 2030 70 65 39 Sachsen-Anhalt 71 36 29 Berlin 29 Hamburg 80 46 35 Bremen 2008 70 40 Sachsen Thüringen Stadtstaaten 51 35 Saarland Neue Länder 49 33 Hessen Alte Flächenländer 51 46 38 Quelle: Destatis. ¹ 2030: Ergebnisse der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung (Variante Untergrenze der „mittleren“ Bevölkerung. 19.06.2012 Prof. Dr. Ashok Kaul Folie: 7 F&E Aufwendungen als Anteil am regionalen BIP, 2009: Das Saarland hinkt weit hinterher, v.a. bei den F&E-Ausgaben der Wirtschaft! F&E Aufwendungen als Anteil am regionalen BIP, 2009 Wirtschaft Staat/Hochschulen 6 4,79 5 4 2,66 3 2,04 2,03 2 3,81 1 1,26 1,23 0 Baden-Württemberg 2,8 NRW 0,51 Saarland 1,89 1,17 0,99 Sachsen Thüringen Deutschland Quelle: Destatis. Auch andere Innovationsindikatoren sehen für das Saarland nicht gerade günstig aus. 19.06.2012 Prof. Dr. Ashok Kaul Folie: 8 3. Langfristige Ziele und Maßnahmenansätze zur Zukunftssicherung des Saarlandes 19.06.2012 Prof. Dr. Ashok Kaul Folie: 9 Das Saarland steht vor massiven Herausforderungen – Eckpfeiler einer Strategie 1. Das Land deomografiefest machen – v.a. durch höhere Binnenwanderung, weniger Abwanderung und höhere Einwanderung 2. (Aus-)Bildung konsequent aus Landessicht konzipieren – v.a. auch an Hochschulen 3. Innovationsklima und Kultur der Selbstständigkeit stärken 4. Arbeitsmarktdynamik erhöhen – v.a. auch bei den Beschäftigten 5. Langfristige Finanzausstattung sichern, möglichst ohne höhere Steuer- und Abgabengesamtbelastung Aus diesen Zielen können konkrete Maßnahmen abgeleitet werden. Ohne deren baldige Umsetzung kann das Saarland nicht eigenständig bleiben. 19.06.2012 Prof. Dr. Ashok Kaul Folie: 10 4. Ausblick: Quo vadis Saarland? 19.06.2012 Prof. Dr. Ashok Kaul Folie: 11 Wesentliche Eckdaten für das Saarland sehen wenig ermutigend aus, aber es gibt auch Chancen! Zur Schuldenbremse bis 2019 gibt es keine vernünftige Alternative, schon alleine wegen der großzügigen Konsolidierungsbeihilfen, die das Saarland erhält. Abgesehen davon ist die Schuldenbremse bis 2019 auch ökonomisch vernünftig: die vergangene Ausgabendynamik muss gebrochen werden! Langfristig – spätestens ab 2020 – gibt es aber wegen der Demografie Probleme mit der Einhaltung der Schuldenbremse: das saarländische Erwerbspersonenpotenzial bricht weg. Die Einhaltung der Schuldenbremse würde drastischen Ausgabenkahlschlag bedeuten. Dies ist ökonomisch nicht sinnvoll! Stattdessen sollte heute schon nachgedacht werden, wie in Zukunft - eine temporäre Defizitstrategie (2020-2035) mit - einer glaubwürdigen dauerhaften Ausgabenkonsolidierung und - einer ausgabenneutralen Wachstumsstrategie verbunden werden kann. Dazu muss die Schuldenbremse des Grundgesetzes modifiziert werden! 19.06.2012 Prof. Dr. Ashok Kaul Folie: 12