Magnetisch abbildende Rastersondenverfahren 1. Einleitung
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Magnetisch abbildende Rastersondenverfahren 1. Einleitung
1 Magnetisch abbildende Rastersondenverfahren U. Hartmann FR Experimentalphysik Universitat des Saarlandes 1. Einleitung Rastersondenmikroskopien gehoren heute zu den Standardverfahren der Oberachenanalytik und nden weite Verbreitung insbesondere in der Festkorperphysik, der Werkstoorschung sowie auch zunehmend in der Zell- und Molekularbiologie. Daruber hinaus nimmt ihr Einsatz in industriellen Anwendungen, etwa im Bereich der Qualitatssicherung bei mikrostrukturierten Bauelementen der Informationstechnologie, stark zu. Ihre hochst erfolgreiche Etablierung traten die Rastersondenverfahren mit der Entwicklung der Rastertunnelmikroskopie (STM)[1] an. Im Laufe der Jahre wurde eine ganze Reihe von Rastersondenverfahren, die methodisch gesehen alle auf den wesentlichen apparativen Grundlagen von STM beruhen, entwickelt. Aus heutiger Sicht ist damit STM nur eine spezielle Variante unter den Rastersondenverfahren, die gemeinsam darauf basieren, da mittels einer lokalen Festkorpersonde, bei hinreichend geringem Abstand von Sonde und Probe, die zu analysierende Oberache zeilenweise abgerastert wird, wobei als Funktion des Ortes die momentane Wechselwirkung zwischen Sonde und Probe registriert wird. Hinreichend gering bedeutet dabei, da in erster Linie Nahfeldeekte der Sonden-Proben-Wechselwirkung detektiert werden sollen. Die Wechselwirkung kann dabei beispielsweise im Austausch von Elektronen oder Photonen oder im Auftreten von Kraften zwischen Sonde und Probe bestehen. Damit wird gleichsam an jedem Rasterpunkt ein durch die entsprechende Sonde und die sonstigen aueren Bedingungen stimuliertes Experiment auf lokaler Skala durchgefuhrt, wobei die Darstellung der experimentellen Ergebnisse fur jeden Rasterpunkt eines Bildausschnitts dann das Abbild der Oberache im Lichte des speziell gewahlten Experimentes widerspiegelt. STM beruht nun darauf, da zwischen Sonde und Probe durch Anlegen einer Spannung ein Tunnelstrom stimuliert wird, dessen laterale Variation die Topographie einer Probenoberache bekanntlich unter geeigneten Rahmenbedingungen mit atomarer Auosung wiedergeben kann. Fuhrt man nun eine zweite STM-Abbildung bei modizierter Tunnelspannung durch, so wird sich im allgemeinen auch das Abbild der Probenoberache andern, da an jedem Rasterpunkt die experimentellen Rahmenbedingungen geandert wurden. Neben der lateralen Empndlichkeit aufgrund der Lokalitat der Sonde liefert STM damit zusatzlich eine spektroskopische Sensitivitat [2] und man spricht bei einer entsprechenden Auswertung der Daten von Rastertunnelspektroskopie (STS). In einem weiteren Experiment konnte man 2 den Sonden-Proben-Abstand variieren und wurde wiederum ein modiziertes Abbild der Probenoberache erhalten. Gezielte Variationen des Sonden-Proben-Abstandes konnen zur Bestimmung der Tunnelbarrierenhohe verwendet werden, was dann haug Aussagen uber die lokale Austrittsarbeit der Probenoberache zulat. Grundsatzlich tastet STM/STS die lokale elektronische Zustandsdichte nahe dem Fermi-Niveau einer Probe ab. Um einen Tunnelstrom zu initiieren, ist es erforderlich, da die Sonde in einem Abstand von weniger als 1 nm uber die Probenoberache gerastert wird, so da es zu einem U berlapp der Wellenfunktionen von Sonde und Probe kommt. Unter dem Gesichtspunkt der Abbildung einer Probenoberache in Form einer Summe lokaler Experimente lat sich eine Vielzahl weiterer Rastersondenverfahren konzipieren. Je nach Art der Wechselwirkung zwischen Sonde und Probe lassen sich die einzelnen mikroskopischen Verfahren in Kategorien zusammenfassen. Neben STM sind zwei Hauptkategorien der Rastersondenmikroskopien durch die Rasterkraftmikroskopie (AFM/SFM) und durch die optische Rasternahfeldmikroskopie (SNOM) gegeben. AFM/SFM beruht auf der lokalen Detektion von Kraften zwischen Sonde und Probe. Je nach Sonden-Proben-Abstand und entsprechend der aueren experimentellen Gegebenheiten kann es sich dabei um die unterschiedlichsten Krafte handeln. Bendet sich die Sonde im direkten mechanischen Kontakt mit der Probe bei hinreichend kleinen Auagekraften, so kann wahrend der Rasterbewegung, ahnlich wie mit einer Plattenspielernadel, die Topographie der Probenoberache hochauosend abgetastet werden. Dies ist die Grundlage der Rasterkraftmikroskopie im Kontakt-Modus (AFM) [3]. Obwohl mit Auagekraften bis hinunter in den pN-Bereich gearbeitet werden kann, ist es mit AFM im allgemeinen nicht moglich, eine wirklich atomare Auosung zu erreichen. Ursache hierfur ist die Ausdehnung des Sonden-Proben-Kontaktes, die mehr als ein Atom umfat. Da AFM jedoch in der Lage ist, routinemaig eine laterale Auosung im nm-Bereich unabhangig von der elektrischen Leitfahigkeit der Probe zu liefern, ist die universelle Einsetzbarkeit evident. Insbesondere die Vielfalt der moglichen Betriebsmodi macht AFM/SFM zu der wohl wichtigsten Kategorie der Rastersondenverfahren. So ist es moglich, im Kontakt-Modus auch laterale Kraftkomponenten zu detektieren, welche dann einen lokalen Reibungskontrast der Probenoberache widerspiegeln [4]. Die Lateralkraftmikroskopie (LFM) liefert dabei haug materialspezische Kontraste, die mittels Standard-AFM nicht zuganglich sind. Erhoht man die Auagekraft der Sonde, so andert sich wiederum die Randbedingung fur das am einzelnen Rasterpunkt durchzufuhrende, in diesem Fall mechanische Experiment. Die Sonde penetriert die Probenoberache, wobei sich je nach Auagekraft elastische sowie inelastische Eigenschaften lokal vermessen lassen. In der Regel charakterisiert man die entsprechenden mechanischen Eigenschaften in Form von Kraft-Abstands-Kurven, bei denen die Sonde aus groerer Entfernung kontinuierlich an die Probenoberache herangefahren wird und nach Penetration der Probe bis zu einem vorgewahlten Maximalwert wieder von der Probenoberache entfernt wird. Besteht ein Sonden-Proben-Kontakt, so dominieren kurzreichweitige repulsive Wechselwirkungen zwischen Sonde und Probe. Dies andert sich, wenn sich die Sonde in einer hinreichend groen Entfernung von der Probenoberache bendet. Hinreichend gro bedeutet dabei mindestens in einem Abstand, der typischen FestkorperGitterkonstanten entspricht, so da im allgemeinen attraktive Wechselwirkungen das 3 Geschehen dominieren. Grundsatzlich auftretende, meist attraktive Wechselwirkungen sind die van der Waals-Krafte mit einer typischen Reichweite von einigen nm [5]. Sind elektrische Ladungen in der Sonden-Proben-Anordnung prasent oder bestehen Sonde und Probe aus ferromagnetischen Materialien, so konnen oensichtlich langreichweitige elektro- oder magnetostatische Wechselwirkungen auftreten. Diese konnen, wie unter speziellen Rahmenbedingungen die van der Waals-Krafte auch, sowohl attraktiv als auch repulsiv sein. Je nach Ausdehnung der verursachenden Quellen kann die Reichweite der Wechselwirkungen zwischen der atomaren und einer makroskopischen Skala liegen. Wie schon bemerkt, besteht eine Besonderheit der Rastersondenverfahren darin, da sie die Detektion von Wechselwirkungen im Nahfeldbereich ermoglichen. Im Falle der elektro- und magnetostatischen Wechselwirkungen bedeutet dies gleichsam, da von der Sonde nicht nur diejenigen Terme einer Multipolentwicklung registriet werden, die im Fernfeld dominieren, sondern auch Momente signikant sind, die mit globalen Memethoden nicht nachweisbar sind. So kann es etwa bei einer ferromagnetischen Sonden-Proben-Anordnung durchaus eine dominierende Monopol-Monopol-Wechselwirkung geben. Ist kein mechanischer Kontakt zwischen Sonde und Probe im Kraftmikroskop vorhanden, so lat sich, wie im folgenden ausgefuhrt, eine langreichweitige Wechselwirkung insbesondere im dynamischen Betriebsmodus des Kraftmikroskops bei oszillierender Sonde empndlich messen. Da dabei im allgemeinen der momentane Sonden-Proben-Abstand immer groer als ein typischer interatomarer Abstand im Festkorper ist, kann im kontaktlosen dynamischen Betriebsmodus (SFM, was haug auch ubergeordnet fur alle Verfahren der Kraftmikroskopie verwendet wird, wie auch die ursprungliche Bezeichnung AFM, die hier jedoch ausschlielich zur Spezizierung des Kontakt-Modus benutzt wird) sicherlich keine atomare Ortsauosung erreicht werden. Dies ist jedoch moglich unter Verwendung des \intermittent contact mode", bei dem der minimale Sonden-Proben-Abstand wahrend der Sondenoszillation so gering wird, da Informationen uber die atomare Beschaenheit der Probenoberache erhalten werden [6]. Eine weitere Moglichkeit eines lokalen Experiments zwischen Sonde und Probe besteht im Austausch von Photonen, insbesondere im Bereich des sichtbaren Lichtes. Ist der Sonden-Proben-Abstand hinreichend gering und ist die Sonde, welche die Photonen detektiert und/oder emittiert hinreichend lokal, so lat sich die Analyse einer Probenoberache im optischen Nahfeld durchfuhren, was insbesondere den Wegfall jeglicher Beugungsbegrenzungen mit sich bringt. Charakteristisch fur die Lokalitat des optischen Experiments ist hierbei naturlich die Wellenlange des verwendeten Lichts. Die optische Rasternahfeldmikroskopie (SNOM) beruht daruber hinaus ebenfalls wieder auf der generellen Vorgehensweise des zeilenformigen Abrasterns einer Probenoberache, in diesem Fall unter Verwendung einer geeigneten optischen Nahfeldsonde [7]. STM/STS, AFM/SFM und SNOM sind nicht nur bezuglich ihrer apparativen Konzeption, sondern auch bezuglich der jeweils mageblichen Sonden-Proben-Wechselwirkung die Hauptkategorien unter den Rastersondenverfahren. Die vielfaltigen Einsatzmoglichkeiten sowie auch die speziellen apparativen und methodischen Varianten 4 wurden ausfuhrlich dargestellt [8, 9]. Im Rahmen des vorliegenden Beitrages sind speziell die Einsatzmoglichkeiten der Rastersondenmikroskopien bei der Analyse magnetischer Schichten, Werkstoe und Bauelemente relevant. Hierauf soll im folgenden dezidiert eingegangen werden. Dazu ist es notwendig, sich zunachst einmal zu vergegenwartigen, in welcher Form speziell ferromagnetische Materialien zu einer Manifestation spezischer Wechselwirkungen in der Rastersondenmikroskopie fuhren konnen. Abb. 1: STM-Abbildungen zur Charakterisierung eines GMR-Schichtsystems. Zur Herstellung des Schichtsystems wurden auf einem GaAs(100)/Fe-Substrat 50 nm Ag(100) deponiert, auf das anschlieend ein 10 nm dicker Fe-Film aufgebracht wurde. Die linke Abbildung gibt einen Uberblick uber die Morphologie des Schichtsystems und zeigt, da der Ag-Film keineswegs homogen ist. Die Fe-Nanokristallite werden erst bei hohere Auosung in der rechten Abbildung sichtbar. Auf dem hier dargestellten Schichtsystem wurden die in Abb. 9 dargestellten Domanenbilder beobachtet. Bekanntlich auert sich der Festkorpermagnetismus als kooperatives Phanomen grundsatzlich in spezischen elektronischen, magnetostatischen und optischen Eigenschaften einer Probe. Damit sind a priori STM/STS, SFM und auch SNOM vielversprechende Rastersondenmikroskopien zur Analyse bestimmter magnetischer Eigenschaften. Es versteht sich von selbst, da daruber hinaus naturlich speziell STM und auch AFM auerordentlich wichtige Verfahren sind, die bei der Herstellung und Optimierung magnetischer Materialsysteme im Rahmen topographischer und morphologischer Untersuchungen eingesetzt werden (Abb. 1), wobei diesbezuglich aber grundsatzlich keine Besonderheiten gegenuber der Oberachenanalytik mittels Rastersondenverfahren an beliebigen Materialsystemen bestehen. Demgegenuber ist eine besondere Herausforderung bei ferromagnetischen Materialien die moglichst hochaufgeloste Abbildung der Bereichsstruktur sowie gegebenenfalls von mikromagnetischen Details. Als das wohl leistungsfahigste diesbezugliche Verfahren kann heute die Magnetokraftmikroskopie (MFM) als spezielle SFM-Variante angesehen werden, so da im folgenden auf dieses Verfahren im besonderen einzugehen ist, wahrend STM/STS und SNOM sich derzeit hinsichtlich magnetisch-sensitiver Analytik grotenteils noch im Entwicklungsstadium benden, bzw. nur in speziellen Anwendungen zu bedeutsamen Ergebnissen fuhren. 5 2. Magnetokraftmikroskopie 2.1 Kraftmikroskopie im dynamischen Modus Im dynamischen Betriebsmodus wird das mikrofabrizierte Biegeelement, welches als Sonde im Kraftmikroskop dient, mittels eines geeigneten piezoelektrischen Aktors in eine harmonische Schwingung versetzt. Der mittlere Sonden-Proben-Abstand d0, die Schwingungsfrequenz ! und die Anregungsamplitude 0 lassen sich in einem groen Bereich variieren. Die eigentliche Sonde, welche sich am vorderen, frei schwingenden Ende des Biegeelementes bendet (Abb. 4), fuhrt dann eine Schwingung mit der Amplitude aus, die in bezug auf das Anregungssignal eine Phasenverschiebung aufweist. Die Bewegungsgleichung der nicht mit einer Probe wechselwirkenden Sonde ist damit gegeben durch @ 2d + !0@d + !2(d ; d ) = ! cos(!t) ; 0 0 0 0 @t2 Q@t (1) wobei d(t) den momentanen Sonden-Proben-Abstand beziert und Q die Gute des Biegeelementes beschreibt. Letztere ist durch die eektive Mae m des Biegeelementes und durch seine Resonanzfrequenz !0 sowie durch den Dampfungsfaktor gegeben: 0 Q = m! 2 : (2) beschreibt insbesondere die Eigenschaften des umgebenden Mediums, welches Q im wesentlichen determiniert. So kann Q fur typische Sonden unter normalen Umgebungsbedingungen beispielsweise Werte von weniger als 100 annehmen, wahrend man im UHV nicht selten Werte von mehr als 100.000 erhalt. Nach dem Einschwingvorgang ist die stationare Losung der Schwingungsgleichung d(t) = d0 + cos(!t + ) : (3) Die Oszillationsamplitude der Sonde betragt 2 ; = q 2 20!2 0 (! ; !0 ) + 4 2 !2 (4) wahrend die Phasendierenz zwischen Sondenoszillation und Anregungssignal ! = arctan !2 2; !02 (5) betragt. Besteht nun eine Sonden-Proben-Wechselwirkung, die sich in einer Kraft F (d) manifestiert, so ist auf der linken Seite der Schwingungsgleichung (1) der Term 6 F=m zu erganzen. Da a priori F (d) die unterschiedlichsten, im allgemeinen hochgradig nichtlinearen Wechselwirkungen reprasentieren kann, sind die d(t)-Verlaufe im allgemeinen anharmonisch. Wenn jedoch F (d) fur genugend kleine Oszillationsamplituden der Sonde durch eine Taylor-Approximation 1.Ordnung reprasentiert werden kann, so lat sich uber die Detektion der Sonden-Oszillation der zwischen Sonde und Probe wirksame Kraftgradient @F=@z registrieren. Das Biegeelement des Kraftmikroskops aquiriert dann die eektive Federkonstante cF = c ; @F @z ; (6) wobei c die intrinsische Federkonstante ist und z die Schwingungsachse des Biegeelementes beschreibt. Ein positiver Kraftgradient wird demzufolge das Biegeelement \weicher" machen, wahrend ein negativer es \harter" macht. Entsprechend verschiebt sich die Resonanzfrequenz des Biegeelementes: s !0 ! !0 1 ; 1c @F @z : (7) Eine Verschiebung der Resonanzfrequenz !0 aufgrund einer zwischen Sonde und Probe prasenten Wechselwirkung fuhrt aber nach Gl. (4) und (5) bei erzwungener Sondenoszillation mit der Frequenz ! zu einer Variation der Oszillationsamplitude und -phase . !0, und sind experimentel zugangliche Groen und konnen damit verwendet werden, um die lokale Variation des Kraftgradienten zwischen Sonde und Probe abzubilden. In der Praxis wird am haugsten die \slope detection" verwendet. Dazu wird das Biegeelement im Bereich der Wendepunkte der Resonanzkurve (!) betrieben, d.h. leicht auerhalb seiner Resonanz. Ein lokal wirksamer Kraftgradient fuhrt nun gema Gl. (7) zu einer Modikation der Resonanzfrequenz, was dann nach Gl. (4) und (5) zu einer Amplituden- und Phasenvariation im Detektionssignal fuhrt. Da aufgrund der Gultigkeit von Gl. (6) (Naherung fur kleine Oszillationsamplituden) die Sonde gema Gl. (3) weiterhin harmonisch oszilliert, bietet sich zur Signaldetektion der Einsatz von lock in-Verstarkern an. Da in letzter Konsequenz die Meempindlichkeit durch die thermische Fluktuation des verwendeten Biegeelementes limitiert wird, ist der theoretisch auf diese Weise detektierbare minimale Kraftgradient gegeben durch ! s @F 1 2kT ; = @z min rms !0Q (8) wobei rms den rms-Wert der Sondenamplitude und die Bandbreite der Messung beschreibt. Hohe Q-Werte, wie sie im UHV erhalten werden, sind nach Gl. (8) erstrebenswert, um eine maximale Empndlichkeit im dynamischen SFM-Betrieb zu erhalten. Bei Verwendung der \slope detection", fuhrt jedoch eine hohe Gute zu einer 7 dramatischen Einschrankung der Bandbreite der Messung. A ndert sich der Kraftgradient wahrend der Messung, was ja gerade die Grundlage der Kontrastentstehung ist, so wird eine Einschwingzeit von = 2!Q 0 (9) benotigt, bevor ein neuer stationarer Wert der Resonanzfrequenz nach Gl. (7) erreicht wird. Nimmt man beispielsweise Q=50.000 und !0=50 kHz an, so lat die Einschwingzeit nur noch eine Bandbreite von 0,5 Hz zu, was naturlich inakzeptabel fur die meisten Messungen ist. Eine Alternative zur \slope detection" ist die Frequenzmodulations-Technik (FM). Hierbei dient das Biegeelement hoher Gute, welches stets bei seiner Resonanzfrequenz oszilliert, als frequenzbestimmende Komponente eines Oszillatorkreises. Lokale A nderungen von @F=@z verursachen instantane A nderungen der Oszillatorfrequenz, welche mittels eines Demodulators detektiert werden. Mittels positiver Ruckkopplung wird das Biegeelement stets in seiner Resonanzfrequenz betrieben. Die Oszillationsamplitude wird ebenfalls konstant gehalten. Die moderne Elektronik bietet verschiedene Moglichkeiten, wie z.B. digitale Frequenzzahler und PLL (\phase-locked loop")-Anordnungen, die es gestatten, die Oszillatorfrequenz mit hoher Prazision zu messen und zu regeln. Bei der FM-Detektion liegt der minimal detektierbare Kraftgradient in der Groenordnung desjenigen aus Gl. (8). Im Gegensatz zur \slope detection" sind aber im FM-Modus und Q absolut unabhangige Groen, wobei Q durch die Eigenschaften des Biegeelements und seiner Umgebung und durch die Eigenschaften des Demodulators determiniert wird. Maximal empndliche Messungen konnen daher mit hinreichend groem Dynamikbereich durchgefuhrt werden. 2.2 Entstehung des Magnetkontrastes Wenn sich Sonde und Probe in einer magnetostatischen Wechselwirkung benden, ist die wichtigste Voraussetzung fur die Magnetokraftmikroskopie (MFM) bereits gegeben. Damit ist MFM eine spezielle Variante von SFM. Die Manifestation magnetostatischer Wechselwirkungen ist oensichtlich, wenn eine scharfe ferromagnetische Sonde in genugend geringen Abstand zur Oberache einer ferromagnetischen Probe gebracht wird. Die rasterformige Bewegung der Sonde uber die Probenoberache erlaubt dann die Detektion lokaler Variationen der magnetostatischen Sonden-ProbenWechselwirkung. Die vergleichsweise langreichweitige magnetostatische Kopplung ist dabei nicht direkt durch die Geometrie der Sonde bestimmt, sondern vielmehr durch ihre magnetische Bereichsstruktur, die gleichwohl durch die Sondengeometrie, aber auch durch andere Faktoren determiniert wird. Dieser Sachverhalt kann die Kontrastinterpretation durchaus zu einem komplexen Problem machen, wie im folgenden gezeigt wird. Es ist instruktiv, die Sonde zunachst einmal als ferromagnetische Nadel zu betrachten. Eine solche ferromagnetische Nadel weist im allgemeinen in der Nahe ihre Spitze eine mehr oder weniger komplizierte Bereichsstruktur auf, die jedoch stark gepragt ist durch eine betrachtliche Formanisotropie, welche sicherlich die Magnetisierung 8 der Sonde bevorzugt parallel zur Sondenachse ausrichtet. Andererseits wird die Sonde, genugend weit entfernt von ihrer Spitze, eine Domananordnung aufweisen, wie man sie fur einen ferromagnetischen Draht erwartet. Eine solche Domanenstruktur hangt naturlich von den Materialeigenschaften, die reprasentiert werden durch die Austauschwechselwirkung, die magnetokristalline Anisotropie und durch die Magnetostriktion, ab. Materialdefekte, Spannungsfelder und die Oberachentopologie haben einen weiteren Einu auf die Bereichsstruktur. Dies lat es schwierig erscheinen, die Bereichsstruktur der Sonde beispielsweise auf der Basis von ab initio-Berechnungen vorauszusagen. Es ist daher sinnvoll, hinreichend einfache Modelle zur Beschreibung der experimentell beobachteten Sonden-Proben-Wechselwirkung zu verwenden. Ein Modell, welches sich sehr bewahrt hat, besteht darin, da unbekannte Magnetisierungs-Vektorfeld nahe der Sondenspitze mit all seinen Oberachen- und Volumenladungen durch dasjenige eines homogen magnetisierten langgestreckten Ellipsoids passender Dimension zu beschreiben [10]. Der Wechselwirkungsbeitrag von Sondenbereichen auerhalb dieser ktiven ellipsoidalen Domane wird komplett vernachlassigt. Die zweite vereinfachende Annahme besteht darin, da die homogene Magnetisierung der ellipsoidalen Domane sowie auch ihre Ausdehnung als xiert angenommen werden, d.h. als unabhangig vom magnetische Streufeld, welches durch die Probe produziert wird. Auf der Basis dieser Modellvorstellungen wird das prinzipiell mikromagnetische Problem der Sonden-Proben-Wechselwirkung auf ein magnetostatisches reduziert. Das magnetostatische Potential, welches durch eine ferromagnetische Probe hervorgerufen wird, ist gegeben durch ! Z d2 s0 M (r0 ) Z 1 r M s s (r0 ) 3 0 s(r) = 4 ; j r ; r0 j ; d r j r ; r0 j (10) wobei Ms (r0) die ortsabhangige Probenmagnetisierung beschreibt und s0 der nach auen gerichtete Normalenvektor auf die Probenoberache ist. Das Oberachenintegral beinhaltet den Beitrag alle Oberachenladungen, die durch Magnetisierungskomponenten senkrecht zur Probenoberache hervorgerufen werden. Das Volumenintegral hingegen beinhaltet den Beitrag von Divergenzen des Magnetisierungs-Vektorfeldes im Innern der Probe. Das resultierende Probenstreufeld ist dann Hs (r) = ;rs(r). Die magnetostatische Energie der Sonde unter dem Einu des Probenstreufeldes ist gegeben durch (r) = 0 Z d2s0 Mp(r0)s(r0) + Z d3r0rr 0 [s(r0)Mp(r0)] ; (11) wobei s (r0) das Potential aus Gl. (10) und Mp(r0) die Sondenmagnetisierung beschreibt. Die resultierende Kraft ist dann gegeben durch F(r) = ;r (r). Das Oberachenintegral, welches uber die komplette Sondenoberache ausgefuhrt wird, beschreibt die Wechselwirkung des Probenstreufeldes mit den Oberachenladungen der Sonde, wahrend das Volumenintegral den Beitrag von Divergenzen der Sondenmagnetisierung sowie der Dipolwechselwirkung beschreibt. Die Gleichungen (10) 9 und (11) sind ohne Einschrankung fur jede Sonden-Proben-Anordnung gultig und beinhalten keinerlei vereinfachende Annahmen. Das zuvor eingefuhrte vereinfachende Modell einer ausschlielich wirksamen, ellipsoidalen Sondendomane fuhrt nun dazu, da die Sondenmagnetisierung divergenzfrei ist und damit das Volumenintegral in Gl. (11) auf den Dipolanteil der Wechselwirkung reduziert wird. In vielen Fallen der praktischen Kontrastinterpretation zeigt es sich, da selbst weitergehende Vereinfachungen im Wechselwirkungsmodell zu befridiegenden Resultaten fuhren. Eine sicherlich drastische Vereinfachung besteht darin, die eektiven Monopol- und Dipolmomente der Sonde, welche aus einer Multipolentwicklung von Gl. (11) resultieren, als ausschlieliche Charakteristika einer punktformigen Sonde im adaquaten Abstand von der Probenoberache zu verwenden. Die a priori unbekannten magnetischen Momente, wie auch der eektive Sonden-Proben-Abstand werden dann als freie Parameter innerhalb der \Punktsonden-Approximation" durch Anpassen des Modells an die experimentellen Daten ermittelt. Im Rahmen dieser Approximation ist die aus der magnetostatischen Wechselwirkung resultierende Kraft gegeben durch F(r) = 0(q + m r)H ; (12) welches implizit die Bedingung r x H = 0 involviert. q und m bezeichnen das eektive Monopol- und Dipolmoment der Sonde. Im allgemeinen wird dabei mittels MFM nicht der Vektor der Kraft gema Gl. (12) detektiert, sondern seine Vertikalkomponente, welche die gemessene Auslenkung des Biegeelementes verursacht. Demzufolge ist die detektierte Kraftkomponente gegeben durch Fd = n F, wobei n den nach auswarts orientierten Normalenvektor auf die Oberache des Biegeelementes bezeichnet. Unterschiedliche Orientierungen n der Sonde in bezug auf die Probenoberache erlauben dann sukzessive die Detektion von Tangential- und Normalkomponenten des Probenstreufeldes. In Komponentenform fuhrt Gl. (12) zu 3 X 3 X k Fd(r) = 0 nj qHj + mk @H @xj j =1 k=1 ! ; (13) was nun als Basis der Kontrastinterpretation im statischen MFM-Modus verwendet werden kann. Wie bereits erwahnt, ist es jedoch sinnvoller, im dynamischen Modus zu arbeiten, wobei die Sonden-Proben-Distanz periodisch mit einer gewissen Oszillationsamplitude moduliert wird. Die in diesem Fall detektierte Groe ist Fd0 = (n r) (n F) mit F aus Gl. (12). In Komponentenform erhahlt man damit Fd0(r) = 0 3 X 3 X i=1 j =1 ninj 3 @mk @ X " ! @q + q @ H (r) @xi @xi j ! # @ 2 H (r) + + m k @xi@xj k k=1 @xi @xj : (14) 10 Neben den Monopol- und Dipolkomponenten sind hier \Pseudopotentiale" pj = @q=@xj und \Pseudoladungen" qkip = @mk=@xi enthalten. rq = I kann auch mit einem \Pseudostrom" und r m = V r M mit einer \Pseudodivergenz" innerhalb des Sondenvolumens assoziiert werden. Allerdings ist es im Rahmen der Komponentendarstellung in Gl. (14) instruktiver von Potentialen und Ladungen zu sprechen. Diese \Pseudobeitrage" resultieren aus der Tatsache, da die eektiven magnetischen Momente einer realen Sonde endlicher Geometrie wahrend einer Oszillationsperiode von der momentanen Sondenposition in bezug auf die Probenoberache abhangen [10]. Dieser wichtiger Aspekt wird vielfach im Rahmen der Kontrastmodellierung vernachlassigt. Dabei fuhrt gerade die Berucksichtigung der \Pseudobeitrage" zu der bedeutsamen Tatsache, da MFM im dynamischen Modus nicht einfach die zweiten Ableitungen der Streufeldkomponenten detektiert, sondern vielmehr nach Gl. (14) auch Beitrage der ersten Ableitungen und Beitrage des Streufelds selbst beinhaltet. Die Anzahl der Ableitungsterme in Gl. (13) und (14) wird reduziert durch die Bedingung r x H = 0, welche zu fuhrt. @Hj = @Hi ; @ 2Hj = @ 2Hi @xi @xj @x2i @xi@xj (15) Eine in der Praxis sehr nachteilige Einschrankung der \Punktsonden-Approximation" besteht darin, da keinerlei Aussagen uber die erreichbare laterale Auosung gemacht werden konnen, da die Realgeometrie der Probe nicht berucksichtigt wird. Das ortlich mittelnde Verhalten der Sonde lat sich simulieren durch eine geeignete Tiefpa -Transformation des Probenstreufeldes: Z2 Z =2 4 Hx;y;z (; d) ! 2 d d00Hx;y;z ( + 0; d) ; 0 0 (16) wobei r = (; d) das geometrische Zentrum der Sonde deniert, welches sich in einer Distanz d von der Probenoberache bendet. ist ein radialer Vektor innerhalb des jeweiligen Sondenquerschnitts, dessen Wertebereich durch einen eektiven Sondendurchmesser festgelegt wird [10]. 2.3 MFM-Sonden und ihre magnetischen Eigenschaften Mikrofabrizierte Biegeelemente, wie in Abb. 4 dargestellt, sind heute verfugbar mit Federkonstanten im Bereich von 10;2 bis 102N=m, mit Resonanzfrequenzen im Bereich von 10-500 kHz und mit einem Krummungsradius der Sondenspitze bis hinunter zu 10 nm. Die monolitische Einheit aus Biegeelement und Sonde wird aus Si; SiO2 oder Si3N4 auf der Basis geeigneter Mikrostrukturierungsverfahren gefertigt. MFM erfordert den Einsatz ferromagnetischer Sonden. Hierzu bietet sich die Deposition dunner ferromagnetischer Schichten auf Standard-SFM-Sonden an. Die Deposition kann dabei grundsatzlich durch thermisches Verdampfen oder durch Sputtern 11 geeigneter Elemente oder Verbindungen erfolgen. In der Praxis verwendet man sehr haug die Sputterdeposition von Schichten, wie sie fur magnetische Festplatten verwendet werden. Eine Ausrichtung der Sondenmagnetisierung entlang oder quer zur Sondenachse kann vor der Messung mit einem hinreichend starken Elektro- oder Permanentmagneten erfolgen. Abb. 2: Elektronen-Hologramme von Dunnschicht-MFM-Sonden. Der abgebildete Bereich umfat 2,35 m x 1,50 m. (a) Aquiphasen-Linien fur eine konische Sonde, welche mit 30 nm Co beschichtet wurde. (b) Korrespondierendes Resultat fur eine pyramidale Spitze, beschichtet mit 16 nm CoCrPt [12]. In der Regel ist die aktuelle magnetische Bereichsstruktur der Dunnschichtsonden absolut unbekannt, was fur eine qualitative und erst recht quantitative Interpretation erhaltener experimenteller Kontraste eine ungunstige Voraussetzung ist. Im besonderen ist es nicht moglich, der Sonde eektive Monopol- und Dipolmomente zuzuordnen, die in Gl. (13) und (14) Grundlage der Kontrastmodellierung sind. Es ist daher wunschenswert, jedenfalls eine Minimalinformation uber die Sondenmagnetisierung zu erhalten. Ein experimentelles Verfahren, welches dies ermoglicht, mu hinsichtlich der magnetischen Abbildung oensichtlich einer Ortsauosung besitzen, welche mindestens vergleichbar zu derjenigen von MFM ist. Dies lat magnetisch-sensitive Elektronenstrahlverfahren vielversprechend erscheinen. Unter diesen Verfahren bietet insbesondere die Elektronenstrahl-Holographie die Moglichkeit, quantitative Informationen uber das durch die Sonden produzierte Streufeld zu erhalten [11]. Abbildung 2 zeigt zwei Beispiele von Elektronenstrahl-Hologrammen, die im Umfeld von Sondenspitzen unterschiedlicher Geometrie und magnetischer Beschichtung aufgenommen wurden. Jeweils zwei benachbarte helle oder dunkle Bereiche schlieen ein elementares Fluquantum h=e ein. Aus dem Verlauf des magnetischen Flusses, der direkt aus den Hologrammen entnommen werden kann, lat sich sehr gut auf die Orientierung der Sondenmagnetisierung und eine u.U. vorhandene magnetische Bereichsstruktur schlieen [11]. Die laterale Auosung, die mittels MFM erhalten werden kann, hangt sowohl von der Ausdehnung der magnetischen Sonde als auch vom Sonden-Proben-Abstand ab. Um hohe Auosungen zu erreichen, ist es daher wunschenswert, die Sonde auf einen kleinen magnetischen Partikel in maximaler Nahe zur Probenoberache zu reduzieren. Eine Moglichkeit, solche optimierten MFM-Sonden zu praparieren, ist in Abb. 3 dargestellt. Ein Standard-Biegeelement wird zunachst mit einem 50-100 nm dicken ferromagnetischen Film geeigneten Materials beschichtet [Abb. 3 (a)-(c)]. Dieser Proze liefert 12 eine konventionelle MFM-Sonde. In einem nachsten Schritt wird das Biegeelement in ein Rasterelektronenmikroskop transferiert und der Elektronenstrahl fur eine Dauer von 10-15 min auf die Sondenspitze fokussiert. Dies fuhrt zum Wachstum einer kleinen Kohlenstospitze am Apexbereich der mikrofabrizierten Sonde [Abb. 3 (d)]. In einem weiteren Prozessierungsschritt wird nun die Kohlenstospitze als Maske wahrend einer Argonionen-A tzung verwendet. A tzzeit und Ionenu konnen so gewahlt werden, da der exponierte magnetische Film komplett entfernt wird, wahrend die Kohlenstospitze zum groten Teil erhalten bleibt [Abb. 3 (e)]. Damit bleibt der ursprunglich global deponierte magnetische Film ausschlielich unter der Kohlenstospitze erhalten, was den magnetisch sensitiven Teil der Sonde auf minimale geometrische Dimensionen reduziert [13]. Rasterelektronenmikroskopische Abbildungen einer solchen optimierten MFM-Sonde sind in Abb. 4 dargestellt. Die dort sichtbare Kohlenstospitze hat einen Durchmesser von ca. 50 nm und eine Lange von 100 nm. Abb. 3: Schema zur Herstellung magnetischer \Supertips" mittels Elektronenstrahllithographie. (a) und (b) zeigen eine Standard-SFM-Sonde mit pyramidaler Spitze. In einer ersten Prozessierungsstufe wird das gesamte Biegeelement mit einem geeigneten magnetischen Film beschichtet (c). Mittels eines fokussierten Elektronenstrahls wird am Sondenapex eine Kohlenstospitze deponiert (d). Argonionen-Atzen entfernt den exponierten magnetischen Film, jedoch nicht die Kohlenstokontamination mit dem darunterliegenden magnetischen Partikel (e). Mittels Elektronenstrahllithographie hergestellte magnetische Sonden zeigen gegenuber 13 konventionellen MFM-Sonden eine deutlich verbesserte Auosung [13]. Allerdings sind die magnetischen Momente der \Supertips" gegenuber global beschichteten Biegeelementen deutlich reduziert. Dies fuhrt zu einer Reduktion des Signal-zuRausch-Verhaltnisses, welche den Einsatz fur den dynamischen Modus optimierter Kraftmikroskope erfordert. Eine physikalische Grenze fur die Reduktion der Dimension des magnetischen Partikels an der Sondenspitze ist dadurch gegeben, da der Partikel unterhalb einer kritischen Groe superparamagnetisch wird. Der dann resultierende Suszeptibilitatskontrast wird nicht mehr durch die in Gl. (13) und (14) aufgefuhrten Mechanismen beschrieben und lat insbesondere keine Detektion der Orientierung des Probenstreufeldes mehr zu. Abb. 4: Elektronenmikroskopische Aufnahmen einer magnetischen \Supertip"-Sonde. (a) zeigt im Uberblick das SFM-Biegeelement mit integrierter pyramidaler Spitze. (b) zeigt die \Supertip"-Sonde im Vergleich zur Spitze des Biegeelements. (c) zeigt die Konguration vor dem Ionen-Atzen. Die helle oberachennahe Kontur zeigt das Arrangement der magnetischen Beschichtung. 2.4 Anwendungen in der Magnetspeichertechnologie Die Magnetspeichertechnologie ist der wichtigste industrielle Anwendungsbereich fur MFM. Speziell die dramatischen Entwicklungen der vergangenen Jahre hin zu einer starken Miniaturisierung der Speicherkomponenten haben MFM zu einer leistungsfahigen Routinemethode in der Entwicklung und bei der Qualitatssicherung magnetischer Speicherkomponenten gemacht. Technische Durchbruche, wie sie z.B. verbunden sind mit dem Einsatz des GMR-Eektes in Lesekopfen oder mit dem Einsatz blauer Laser fur die magnetooptische Datenspeicherung, haben dazu gefuhrt, da charakteristische Abmessungen fur die magnetische Ausdehnung einer Informationseinheit bereits heute teilweise unter 1 m liegen. Der Einsatz von MFM zur Analyse von Aufzeichnungsmedien, welche insbesondere fur induktive Schreibprozesse verwendet werden, bietet oensichtliche Vorteile. MFM erlaubt die direkte Analyse der fur den Aufzeichnungsproze wichtigsten Groe, des durch das Medium produzierten Streufeldes. Abbildung 5 zeigt, da es routinemaig 14 moglich ist, die detaillierte Form der eingeschriebenen Informationseinheiten, die durch die Polschuhgeometrie des Schreibkopfes vorgegeben wird, abzubilden. Dabei ist keine Praparation der Probe notwendig. Auch unmagnetische Schutzschichten, im vorliegenden Fall eine Kohlenstoschicht, beeinussen den Magnetkontrast nicht. Abb. 5: Standard-MFM-Aufnahme von Informationseinheiten auf einer magnetischen Festplatte. Die charakteristische Form der \Bits" resultiert aus der speziellen Poolschuhgeometrie des Schreibkopfes. Weitere industrielle Problemstellungen, bei denen sich MFM als auerst leistungsfahige Analysemethode erwiesen hat, umfassen Bereiche der Fehleranalyse in der Magnetspeichertechnologie. So ist es beispielsweise moglich, im Detail die Ursachen fur unerwunschte Kopf-Platte-Beruhrungen oder auch lokale Variationen in der Empndlichkeit magnetoresistiver (AMR oder GMR) Lesekopfe zu erfassen, wobei in diesem Fall das durch die MFM-Sonde produzierte Streufeld benutzt wird, um Widerstandsanderungen im Lesekopf zu generieren. Entsprechende Untersuchungen an den Aufzeichnungsmedien lassen sich selbstverstandlich auch im Bereich der magnetooptischen Datenspeicherung durchfuhren. Generell kann man sagen, da es in der Magnetspeichertechnologie derzeit eine starke Tendenz zur Substitution kostenaufwendiger Qualitatssicherungsverfahren durch den Einsatz von MFM-Verfahren in einem fruhen Stadium der Produktion der Komponenten gibt. 2.5 Mikromagnetische Untersuchungen Die Grundlage aller makroskopisch wahrnehmbaren magnetischen Phanomene liegt bekanntlich auf mikroskopischer Ebene in der detaillierten magnetischen Bereichsstruktur und in deren Modikation unter dem Einu extern applizierter Magnetfelder. Fur Proben mit einer Magnetisierung innerhalb der Probenoberache sind die Domanenwande die einzigen Quellen eines extern wahrnehmbaren magnetischen Streufeldes, vorausgesetzt die Probe enthalt keine Volumen- oder Oberachendefekte, welche ebenfalls Quellen fur ein ausgedehntes Streufeld sein konnen. Im Bereich von Domanengrenzen fuhrt das Zusammenspiel der einzelnen materialabhangigen Beitrage zur magnetischen Gesamtenergie im allgemeinen zu Divergenzen des MagnetisierungsVektorfeldes. Zusatzlich werden magnetische Oberfachenladungen an der Schnittache von Domanenwand und Probenoberache generiert. Besitzt eine Probe hingegen eine namhafte Magnetisierungkomponente senkrecht zur Probenoberache, dann wird das extern detektierbare Streufeld durch ausgedehnte Volumenladungen, hervorgerufen 15 durch die oberachennahen Domanen, bestimmt. Fur die Abbildung magnetischer Bereichsstrukturen wurde eine Vielzahl von Methoden entwickelt [14]. Im Vergleich dieser Verfahren besteht die besondere Starke von MFM darin, da es bei relativ geringem praparatorischen und apparativen Aufwand moglich ist, eine vergleichweise hohe laterale Auosung in der Groenordnung von 100 nm routinemaig zu erreichen. Wie SFM im allgemeinen, so kann auch MFM mit entsprechend spezialisierten Geraten im Rahmen unterschiedlichster Umgebundgsbedingungen durchgefuhrt werden. Eine besondere Herausforderung, aber haug auch wissenschaftliche Notwendigkeit, besteht in der Abbildung einzelner Domanenwande und gegebenenfalls ihrer Feinstruktur. Abbildung 6 zeigt ein MFM-Bild typischer Qualitat am Beispiel des Schnittes zwischen zwei 90-Blochwanden und einer 180 -Wand in einem Eiseneinkristall. Neben dem Verlauf der Wande erkennt man auch Unterschiede in ihrer Feinstruktur anhand der unterschiedlichen Streufeldverteilungen. Im vorliegenden Fall resultieren die Feinstrukturen der Wande aus der angestrebten moglichst streufeldfreien Flufuhrung innerhalb der Domanen, in welche die Wande mit einbezogen werden. Abb. 6: MFM-Aufnahme des Schnittbereiches von zwei 90-Bloch-Wanden mit einer 180-Wand. Die Aufnahme mit einem Rasterbereich von 20 m x 20m wurd an einem Fe-Einkristall unter Umgebungsbedingungen durchgefuhrt. Im allgemeinen ist das \inverse" Problem der Rekonstruktion der magnetischen Oberachen- und Volumenladungen einer Probe aus der Detektion der oberachennahen Streufeldverteilung bekanntlich nicht losbar. Um dennoch aus MFM-Daten auf Feinstrukturen in der Domanenanordnung oder innerhalb von Domanenwanden zu schlieen, bietet es sich an, die experimentellen Ergebnisse mit Streufeldberechnungen auf der Basis mikromagnetischer Modelle zu vergleichen. Haug ist es damit moglich, die a priori unbekannte mikromagnetische Topologie eines Objektes, also beispielsweise einer Domanenwand, zu klassizieren. Ein typisches Beispiel ist die Analyse unterschiedlich strukturierter Domanenwande, wie in Abb. 7 dargestellt. Eisenlme variierender Dicke wurden unter UHV-Bedingungen prapariert und auftretende Domanenwande dann in situ mittels MFM analysiert. Abbildung 7 (a) zeigt eine Domanenwand in einem 10 nm dicken Film. Das daraus abgeleitete Streufeldprol sowie entsprechende Ergebnisse aus mikromagnetischen Rechnungen sind in Abb. 7 (b) und (c) dargestellt. Die Modellrechnungen wurden 16 dabei unter Annahme einer 90-Neelwand durchgefuhrt [15]. Entsprechende Ergebnisse fur eine 90-Blochwand in einem 80 nm dicken Eisenlm sind in Abb. 7 (d)-(f) dargestellt. Es ist oensichtlich problemlos moglich, beide Wandtypen anhand ihres unterschiedlichen Streufeldprols unter Einbeziehung mikromagnetischer Modellrechnungen zu unterscheiden, obwohl MFM nicht in der Lage ist, die innere Magnetisierungsvariation der Wande direkt aufzulosen. Abb. 7: MFM-Abbildungen und Resultate mikromagnetischer Modellrechnungen fur Domanenwande in Fe-Filmen zweier unterschiedlicher Dicken. Die MFM-Abbildungen wurden unter UHV-Bedingungen aufgenommen. Der Vergleich zwischen experimentellen und theoretischen Resultaten zeigt, da es sich um 90-Neelwande im Falle des 10 nm dicken Films handelt, wahren im Falle des 80 nm dicken Filmes 90-BlochWande vorliegen. Eine andere raumliche Variation des Magnetisierungs-Vektorfeldes, welche mit vergleichsweise kleinen externen Streufeldern verbunden ist, ist der magnetische \Ripple". \Ripple"-Strukturen werden haug mittels Lorentz-Mikroskopie beobachtet. Abbildung 8 zeigt am Beispiel eines 10 nm dicken Eisenlms, da sich der \Ripple" auch mittels MFM beobachten lat. In der Umgebung einer 90 -Neelwand lat sich hier aus der \Ripple"-Struktur die in der Abbildung schematisch angedeutete Magnetisierungsvariation ableiten [16]. 17 Abb. 8: UHV-MFM-Abbildung einer \Ripple"-Struktur in einem 10 nm dicken Fe-Film nahe einer 90-Neelwand. Die aus den experimentellen Daten abgeleitete Variation der Probenmagnetisierung ist im unteren Bildteil schematisch dargestellt. Da es moglich ist, aus MFM-Abbildungen auch unubersichtliche Domanenanordnungen in bezug auf die Magnetisierungsrichtungen zu verstehen, zeigt Abb. 9. Die hier sichtbare Bereichsstruktur wurde unter UHV-Bedingungen an einem 10 nm dicken Eisenlm beobachtet. Die U bersichtsaufnahme setzt sich zusammen aus einer Vielzahl einzelner, hochaufgeloster MFM-Abbildungen, die sorgfaltig aneinander gereiht wurden. Durch eine Auswertung der lokal vorhandenen \Ripple"-Muster und Streufeldvariationen, die durch einzelne Defekte erzeugt werden, sowie durch den Kontrast der involvierten Neelwande, ist es moglich, die eingezeichneten Magnetisierungsvektoren zu erhalten. Auf Basis dieser Magnetisierungskonguration ist es dann weiter moglich, die magnetische Beladung der einzelnen Domanenwande und damit ihre Streufeldverteilung so zu modellieren, wie es den experimentellen MFM-Daten entspricht [16]. 18 Abb. 9: UHV-MFM-Abbildung einer komplexen Domanenanordnung in einem 10 nm dicken Fe-Film. (a) zeigt die experimentellen Resultate, die sich aus einer Vielzahl hochaufgeloster Einzelbilder zusammensetzen. Die abgeleiteten Magnetisierungsorientierungen sind in (b) dargestellt. (c) zeigt eine Ruckrechnung des Wandkontrastes, der sich aus der Mangetisierung in (b) ergibt und sich direkt mit dem Ergebnis der MFM-Abbildung in (a) vergleichen lat. 2.6 Analyse von Ummagnetisierungsprozessen Mit einer typischen Aquisitionszeit von einigen Minuten pro Bild ist MFM ein Verfahren, welches a priori nur geeignet ist, die Statik von Domanenanordnungen zu analysieren. Demgegenuber spielt sich die Dynamik wahrend eines Ummagnetisierungsprozesses auf einer Zeitskala ab, die um Groenordnungen jenseits des zeitlichen Auosungsvermogens von MFM liegt. Dynamische Prozesse, die beispielsweise die periodische Oszillation von Domanenwanden involvieren, konnen daher nur in \stroboskopischer" Weise abgebildet werden oder durch Schaung quasistatischer Bedingungen. Aber selbst wahrend quasistatischer Ummagnetisierungsprozesse treten Barkhausensprunge auf, die wiederum nicht in ihrer zeitlichen Abfolge aufgelost werden konnen, sondern nur in bezug auf die Domanenwandposition vor und nach dem Sprung bei hinreichend langsamer Variation des externen Magnetfeldes. Dennoch zeigt sich, da MFM-Aufnahmen wahrend eines Ummagnetisierungsprozesses wichtige Informationen uber die mikromagnetischen Mechanismen der Ummagnetisierung und im besonderen uber die Wechselwirkung von Domanenwanden mit strukturellen Defekten liefern konnen. Ein methodisches Problem bei der MFM-Beobachtung von Ummagnetisierungsprozessen besteht darin, da der Mikroskopkopf, oder zumindest 19 ein Teil von ihm, neben der Probe dem von auen angelegten Magnetfeld ausgesetzt ist. Dies verbietet weitgehend den Einsatz ferromagnetischer Komponenten. Daruber hinaus ist naturlich auch die ferromagnetische Sonde dem aueren Feld ausgesetzt und in bezug auf ihre dominierende Magnetisierungsrichtung haug nicht streng parallel zu ihm orientiert. Dies fuhrt dann zu einer direkten Beeinussung der statischen und dynamischen Sondeneigenschaften durch das auere Feld, selbst bei Abwesenheit einer Probe. Die Optimierung von MFM zur Analyse von Ummagnetisierungsprozessen erfordert im allgemeinen spezielle Modikationen an kommerziellen Mikroskopkopfen oder sogar den eigenen Aufbau eines geeigneten Mikroskopkopfes. Speziell bei technisch relevanten Materialien ist eine Kenntnis des Einusses vorhandener struktureller Defekte auf den Ummagnetisierungsprozess im Mastab einiger m von Bedeutung. Derartige Wechselwirkungsprozesse zwischen Struktur und Magnetisierung lassen sich mittels MFM im Detail beobachten, wie Abb. 10 zeigt. Markiert ist hier ein ausgepragter struktureller Defekt in einem Co/PtMultilagenschichtsystem senkrechter Anisotropie. Werden die Domanen in der Umgebung des Defektes mittels eines aueren Magnetfeldes sukzessive expandiert oder kontrahiert, so zeigt sich deutlich das damit verbundene hysteretische Verhalten. Abb. 10: Sequenz von MFM-Abbildungen, welche die Wechselwirkung zwischen Domanen und einem strukturellen Defekt in einem 5 x(4 A Co+15 A Pt)-Multilagenlm senkrechter Anisotropie zeigt. Die abgebildete Flache betragt 7m x 7m. Der strukturelle Defekt ist in den einzelnen Abbildungen markiert, wobei die Feldvariation von links oben nach rechts unten verlauft. Ein subtiles Detail globaler Ummagnetisierungsprozesse kann darin bestehen, da sich nicht nur die generelle Topologie der Domanenanordnung mit dem aueren Feld verandert, sondern da auch einzelne Wande ihre interne Struktur anpassen. Ein entsprechendes Beispiel zeigt die MFM-Aufnahme in Abb. 11. Das obere Bild einer 180 -Blochwand in einem Eiseneinkristall wurde ohne aueres Feld aufgenommen. In einem nach unten gerichteten Feld wandert die Wand nach links und zeigt gleichzeitig eine Ausdehnung des oberen Wandsegmentes nach unten. Die damit verbundene Wan- 20 derung von Neellinien liefert durchaus einen Beitrag zu Ummagnetisierungsverlusten. Details dieser Wand-Ummagnetisierungsprozesse sind nach wie vor vergleichsweise schlecht verstanden. Abb. 11: MFM-Abbildung der internen Rekonstruktion einer segmentierten 180Blochwand in einem Fe-Einkristall unter dem Einu eines externen Magnetfeldes. Die abgebildete Flache betragt 7,5 m x 7,5 m. Die senkrechte Magnetisierungskomponente der einzelnen Wandsegmente ist in der Abbildung angedeutet. Unter dem Einu des externen Feldes bewegt sich die Wand nach links, wobei sich gleichzeitig der Ubergangsbereich zwischen den Wandsegmenten nach unten bewegt. 2.7 Methodische Grenzen Die wohl wichtigste Frage nach der Leistungsfahigkeit eines mikroskopischen Verfahrens betrit die erreichbare Ortsauosung. Die laterale Auosung, die sich mittels MFM erreichen lat, kann nicht einfach durch eine prazise denierte charakteristische Lange quantiziert werden. Vielmehr mu man sich in Erinnerung rufen, da MFM das oberachennahe Streufeld, welches durch ein magnetisches Objekt generiert wird, abtastet. Dabei kann die Beschaenheit der Streufeldquelle grundsatzlich aus der gemessenen Streufeldvariation nicht rekonstruiert werden. In den meisten Fallen ist man allerdings direkt an der Beschaenheit eines magnetischen Objektes interessiert und nicht an der resultierenden Streufeldverteilung. Speziell die interne Struktur von Domanenwanden und selbst die laterale Ausdehnung der Wande kann aufgrund der erreichbaren Auosung nicht aus MFM-Daten entnommen werden. Dies wird aus Abb. 12 deutlich. In Abb. 12 (a) erkennt man zwei Domanenwande in einem 10 nm dicken Eisenlm, welche unter UHV-Bedingungen beobachtet wurden. Entlang der eingezeichneten Linie wurden Lateralprole des Streufeldes bei kontinuierlich zwischen 50 und 250 nm variiertem Sonden-Proben-Abstand analysiert. Die Resultate sind in 21 Abb. 12 (b) und (c) dargestellt, wobei (c) die Prole bei 5 speziellen Arbeitsabstanden zeigt. Der Vergleich der Prole zeigt, da mit zunehmendem Sonden-Proben-Abstand die Details der Streufeldvariation zunehmend verschwinden. Dies ist eine naturliche Konsequenz der zunehmenden Verbreiterung und gleichzeitig abnehmenden Starke des Streufeldprols der einzelnen Wande. Damit wird deutlich, da zur Erzielung einer hohen lateralen Auosung die Sonde so dicht wie moglich uber die Probenoberache gerastert werden sollte. Aber selbst im Kontakt mit der Probenoberache kann die tatsachliche Ausdehnung der Domanenwand nicht determiniert werden, da die endliche Ausdehnung der Sonde zu einer Mittelung uber die Streufeldvariation entlang der vollen Wandbreite fuhrt. Abb. 12: UHV-MFM-Ergebnisse zu zwei benachbarten Domanenwanden in einem 10 nm dicken Fe-Film. (a) gibt ein Uberblick uber die Topologie der Wande, wahrend (b) das Streufeldprol der Wande bei der in (a) markierten Position als Funktion eines zwischen 50 nm und 250 nm variierenden Sonden-Proben-Abstandes zeigt. (c) liefert das Streufeldprol fur einige ausgewahlte Arbeitsabstande. Ein hinsichtlich maximaler Auosung unerwunschter Aspekt besteht darin, da es nicht moglich ist, die Sonde bis auf beliebig kleine Entfernungen der Probenoberache anzunahern. Die Grundlage der Kontrastentstehung basiert auf einer mangetostatischen Wechselwirkung zwischen Sonde und Probe. Dies bedeutet a priori aber, da die Sonde magnetisch die Probe beeinut und die Probe umgekehrt auch die Sonde. Diese gegenseitige Beeinussung besteht in einer gegenuber vollig entkoppelter Sonde und Probe modizierten magnetostatischen Energie. Ob die dadurch verursachte 22 Storung der Gesamtenergiebilanz zu einer A nderung der Magnetisierung von Sonde und/oder Probe fuhrt, hangt von der Groe der zusatzlich involvierten Austauschund Anisitropieenergien ab. Fur weichmagnetische Proben dominieren die magnetostatischen Beitrage haug die Energiebilanz derart, da die MFM-Sonde einen durchaus destruktiven Einu auf die Probenmagnetisierung haben kann. Dies wird deutlich bei der Abbildung eines vergleichsweise sehr weichmagnetischen Granatlms, wie in Abb. 13 dargestellt. Gezeigt ist eine Sequenz von MFM-Abbildungen bei sukzessive verkleinertem Sonden-Proben-Abstand. Der destruktive Einu der Sonde auf die Probenmagnetisierung wird aus den wahrend des Rastervorganges beobachteten Instabilitaten deutlich. Ein Vergleich von Abb. 13 (a) und (d) zeigt, da im vorliegenden Fall die Abbildung zu einem modizierten remanenten Zustand der Domanentopologie gefuhrt hat. Abb. 13: Sequenz von 25 m x 25 m MFM-Abbildungen eines YSmBiGaFeGranatlmes von 4,5 m Dicke bei Sonden-Proben-Abstanden von 910 nm (a), 520 nm (b), 390 nm (c) und 910 nm (d). Aus den Abbildungen wird deutlich, da die Domanenanordnung in dem Film mit senkrechter Anisotropie deutlich gestort wird, wenn der Sonden-Proben-Abstand zu gering wird. Nach einer solchen destruktiven Sonden-Proben-Wechselwirkung wird bei wieder vergroertem Arbeitsabstand deutlich, da die Domanentopologie sich aufgrund der Wechselwirkung in einem neuen remanenten Zustand bendet. Routinemaig erreicht man mittels MFM im allgemeinen eine laterale Auosung von 100 nm. In einzelnen Arbeiten wurde uber 10 nm berichtet. Es ist evident, da die magnetischen \Supertips" wesentliche Vorzuge in bezug auf eine unerwunschte Beeinussung der Probenmagnetisierung und in bezug auf eine maximale Ortsauosung im Vergleich zu den konventionellen Sonden bieten. Die hochsten Streufeldempndlichkeiten lassen sich aufgrund der reduzierten thermischen Sondenvibration bei niedrigen Temperaturen erreichen. Die Grenzempndlichkeit liegt hier etwa beim Nachweis einzelner Votices in Typ II-Supraleitern, der sowohl fur Hochtemperatur- als auch Tieftemperatur-Supraleiter erbracht wurde [17, 18]. 3. Spinsensitive Rastertunnelmikroskopie Grundsatzlich eronen die spektroskopischen Moglichkeiten der Rastertunnelmikroskopie (STM/STS) auch Informationen uber den Spin der tunnelnden 23 Elektronen. Die diesbezuglichen Versuche zum spinpolarisierten Vakuumtunneln lassen sich grob in zwei unterschiedlichen Vorgehensweisen einteilen. Unter Verwendung ferromagnetischer STM-Sonden sollten a priori \spinvalve"-Phanomene beobachtbar sein, die daraus resultieren, da die Tunelleitfahigkeit von zwei ferromagnetischen Elektroden, welche durch eine isolierende Barriere getrennt sind, von der relativen Orientierung der Magnetisierungen in den Elektroden abhangt [19]. In planaren Tunnelkontakten routinemaig veriziert [20-22], wurde das Phanomen erstmals in einer STM-Anwendung zum Nachweis des topologischen Antiferromagnetismus einer Cr(001)-Oberache unter Verwendung einer ferromagnetischen CrO2-Sonde genutzt [23]. Eine Alternative zum Einsatz ferromagnetischer Sonden besteht in der Verwendung optisch gepumpter GaAs-Sonden, die ebenfalls die Beobachtung spinpolarisierten Vakuumtunnels erlauben [24]. Optisch gepumpte Spin-Sonden wurden zur hochstauosenden Abbildung der magnetischen Bereichsstruktur dunner Kobaltlme eingesetzt [25]. Der Einsatz der spinpolarisierten Rastertunnelmikroskopie (SPSTM) zur hochstauosenden Abbildung der magnetischen Eigenschaften einer Probe basiert darauf, da die elektronische Zustandsdichte der Probe nahe dem Fermi-Niveau eine Austauschaufspaltung aufweist. Beim Einsatz ferromagnetischer Sonden mu gleiches ebenfalls fur die Sonde gelten. Wegen des \spinvalve"-Phanomens ist die Tunnelrate fur Elektronen, deren Spin parallel zur Majoritat der Spinzustande in Sonde und Probe orientiert ist, mehr oder weniger stark erhoht. Unter Ausnutzung dieses Eektes sollte sich die Magnetisierung einer Probe mittels SPSTM im idealen Fall mit atomarer Auosung abbilden lassen. Dabei ist nicht unbedingt die Austauschaufspaltung der Bandstruktur des Massivmaterials ausschlielich relevant, sondern in bestimmten Fallen auch geeignete spinaufgespaltene Oberachenzustande. Unter Ausnutzung derartiger Zustande wurden beispielsweise dunne Gd(0001)-Filme mit einer Lateralauosung von besser als 20 nm mittels SPSTM analysiert [26]. Generell kann festgestellt werden, da SPSTM sicherlich das Verfahren mit der potentiell hochsten Lateralauosung unter den magnetisch abbildenden Verfahren ist. Allerdings hat eine Vielzahl experimenteller Versuche gezeigt, da das Tunneln spinpolarisierten Elektronen auerst sensibel von der Beschaenheit der involvierten Oberachen und Barrieren abhangt. So ist es bislang nur in Ausnahmefallen und unter erheblichem praparatorischen Aufwand gelungen, hochauosende SPSTMAbbildungen zu erhalten. Im vorliegenden Kontext kann SPSTM daher hinsichtlich seiner Bedeutung fur die Abbildung magnetischer Strukturen nicht gleichrangig zu anderen, routinemaig einsetzbaren Rastersondenverfahren eingestuft werden. 4. Magnetooptische Rasternahfeldmikroskopie Magnetooptische Verfahren haben uber die vergangenen Jahrzehnte in erheblicher Weise zur magnetische Strukturaufklarung an den unterschiedlichsten Materialien und Bauelementen beigetragen [14]. Die Kerr- und Faraday-Mikroskopie bietet insbesondere den Vorteil, da sie ein Abbild der Oberachen- oder Volumenmagnetisierung liefert und zudem a priori beliebig schnell in der Bilderfassung ist. In den vergangenen Jahren wurden erganzend zur Ausnutzung der linearen magnetooptischen Eekte experimentelle Verfahren entwickelt, welche auf der nichtlinearen Magnetooptik beruhen 24 und damit insbesondere empndlich in bezug auf Ober- und Grenzacheneigenschaften sind [27]. Die konventionelle magnetooptische Mikroskopie ist naturlich beugungsbegrenzt und liefert damit bestenfalls eine Lateralauosung in der Groenordnung der halben Wellenlange des verwendeten Lichts. Wie eingangs bereits erwahnt, erlaubt es die optische Rasternahfeldmikroskopie (SNOM), das Beugungslimit zu durchbrechen und die Wechselwirkung des Lichtes mit einer Probenoberache bei Sub-Wellenlangenauosung im optischen Nahfeld zu analysieren [7]. Es ist nun naheliegend, SNOM auch auf magnetooptische Untersuchungen auszudehnen [28]. Ein typischer diesbezuglicher Aufbau ist in Abb. 14 dargestellt. Dabei sind grundsatzlich zwei Vorgehensarten zu unterscheiden. Zum einen kann die ferromagnetische Probe durch eine fur linear- oder zirkularpolarisiertes Licht optimierte Glasfasersonde beleuchtet werden. Das transmittierte oder reektierte Licht wird dann in bezug auf seine Eliptizitat analysiert. Zum anderen kann die Probe mittels konventioneller Linsen global mit entsprechend polarisiertem Licht beleuchtet werden, und die Detektion des reektierten oder transmittierten Lichtes erfolgt dann in diesem Fall uber die optische Nahfeldsonde und eine anschlieende Polarisationsanalyse. Eine von den optischen Phanomenen unabhangige Moglichkeit zur aktiven Regelung des Sonden-Proben-Abstandes, der typischerweise im Bereich von einigen 10 nm liegt, bietet die Scherkraft-Detektion, die bei lateral geringfugig oszillierender Sonde beispielsweise mittels eines unabhangigen optischen Strahlenganges realisiert werden kann. Abb. 14: Aufbau eines SNOM fur magnetooptische Analysen. Abbildung 15 zeigt eine nahfeld-magnetooptische Aufnahme eines Co/Pt- 25 Multischichtsystems. Die Gesamtdicke des austauschgekoppelten Schichtsystems betragt 11 nm. Abgebildet ist ortsaufgelost die Faraday-Rotation, welche zu einer sehr deutlichen Darstellung der charakteristischen Domanen, bestimmt durch die senkrechte Anisotropie des Schichtsystems, fuhrt. Der in der Abbildung markierte und hoher aufgelost abgebildete Bereich zeigt, da es in der Tat moglich ist, mit ca. 100 nm eine Sub-Wellenlangenauosung zu erzielen. Abb. 15: Nahfeld-Faraday-Rotation in einem Co/Pt-Mehrschicht-System. Bildgroe betragt in (a) 5 m x 5 m und (b) 1 m x 1 m. Die In bezug auf die Anwendungsrelevanz bei der praktischen Untersuchung magnetischer Material- und Bauelementsysteme nimmt SNOM im Vergleich zu den anderen diskutierten Rastersondenverfahren gewissermaen eine Zwischenstellung zwischen SPSTM und MFM ein. Das Verfahren detektiert die Magnetisierung einer Probe, wobei, wenn es sich nicht um kontaminationsfreie Schichtsysteme handelt, eine gewisse Probenpraparation notig ist. Allerdings ist die Kontaminationsempndlichkeit bei weitem nicht so gro wie bei SPSTM, und Analysen unter Umgebungsbedingungen sind wie bei MFM durchaus moglich. Ein erhebliches Potential fur den Einsatz von SNOM liegt in der Analyse transparenter Dunnschichtsysteme, die hinreichend groe magnetooptische Eekte produzieren, gleichzeitig aber eine deutlich unterhalb einer optischen Wellenlange liegende Dicke haben. Befriedigende Kerr-Abbildungen oder auch nichtlineare magnetooptische Nahfeldanalysen sind bislang aus der Literatur noch nicht bekannt. Eine Reihe von Faraday-Nahfelduntersuchungen hat bisher keine Abweichungen im Vergleich zu den aus der konventionellen Magnetooptik erwarteten Phanomenen, etwa in Form spezieller Nahfeldeekte, geliefert. 5. Weitere magnetisch sensitive Rastersondenverfahren Die Detektion oberachennaher Streufelder ist, wie beschrieben, routinemaig mittels MFM moglich. Fur viele Untersuchungen liegt jedoch ein entscheidender Nachteil von MFM darin, da nicht das Streufeld direkt, sondern nur streufeldinduzierte Groen, wie Krafte oder bestimmte dynamische Eigenschaften einer Sonde, detektiert werden. Insbesondere eine Quantizierung der Streufeldverteilung ist damit nicht moglich. In enger Anlehnung an die eingangs beschriebenen methodischen Grundlagen wurde in den vergangenen Jahren eine Reihe von Rastersondenverfahren entwickelt, die darauf beruhen, da Sonden, die a priori in der Lage sind, Streufelder quantitativ zu erfassen, bei moglichst kleinem Abstand uber die Probenoberache gerastert werden. Geeignete Mesonden sind dabei Hall-Sonden, magentoresistive Sonden und auch 26 supraleitende Quanten-Interferenz-Detektoren (SQUID). Es ist evident, da es nicht ohne weiteres moglich ist, eine Sonde hoher Funktionalitat etwa mit den Abmessungen einer MFM-Sonde zu gestalten. Dementsprechend lieferten viele der magnetisch sensitiven Rastersondenverfahren zwar bestimmte quantitative Informationen uber die oberachennahe Streufeldverteilung, jedoch selten eine laterale Auosung von deutlich besser als 1 m. Eine gewisse Ausnahmestellung scheint hierbei die ufuhrende Raster-SQUID-Mikroskopie einzunehmen, die das Potential hat, bei gleicher Auosung wie MFM eine bedeutend hohere Magnetfeldsensitivitat und eine Quantizierbarkeit der Meergebnisse zu erreichen [29]. Basierend auf einem dynamischen MFM-Verfahren wurde auch die \Spin-ResonanzMikroskopie" vorgeschlagen. Das Verfahren beruht darauf, da in ublicher Weise in einer Probe eine Elektronen- oder Kernspin-Resonanz angeregt wird, wobei die Detektion der Resonanz eines vergleichsweise kleinen Spin-Ensembles quasi mittels MFM erfolgt. Das Verfahren hat das Potential, die dreidimensionale Elektronen- oder Kernspin-Resonanz-Mikroskopie bei gegenuber heutigen Verfahren enorm gesteigerter Ortsauosung zu realisieren [30]. Ein Teil der hier vorgestellten Ergebnisse sind Arbeiten aus dem Saarbrucker SFB 277. Literatur [1 ] G. Binnig, H. Rohrer, Ch. Gerber, and E. Weibel, Phys. Rev. Lett. 49, 57 (1982) [2 ] siehe z.B. S. Blugel, Theorie der Rastertunnelmikroskopie, 29. IFF-Ferienkurs, FZ Julich, 1998 [3 ] G. Binnig, C. F. Quate, and Ch. Gerber, Phys. Rev. Lett. 56, 930 (1986) [4 ] siehe z.B. I. L. Singer and H. M. Pollock (Eds.), Fundamentals of Friction: Macroscopic and Microscopic Processes, NATO ASI Series E, Vol. 220 (Kluwer, Dodrecht, 1992) [5 ] J. Israelachvili, Intermolecular and Surface Forces (Academic Press, London, 1991) [6 ] F. J. Giessibl, Science 267, 68 (1995) [7 ] D. W. Pohl, W. Denk, and M. Lanz, Appl. Phys. Lett. 44, 651 (1984) [8 ] R. Wiesendanger and H.-J. 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