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campus Januar 2010

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campus Januar 2010
campus
Januar 2010
Anschrift: Universität des Saarlandes, Campus, D-66123 Saarbrücken. Layout und Satz: Maksimovic & Partners. Druck: SDV. Anzeigen: Stephanie Böcker.
Iris Maurer (S. 4, S. 5), Pasquale d’Angiolillo (S. 14), Manuela Meyer (S. 15), André Mailänder (S. 8, S. 9), Universität des Saarlandes (S. 15).
Mitarbeit: Vincent Woldt, Wolfgang Müller, Beate Wehrle. Fotos: Jörg Pütz (Titel, S. 5, S. 13), Uwe Bellhäuser (S. 3, S. 10, S. 16), Oliver Dietze (S. 6, S. 7, S. 11),
Herausgeber: Der Präsident der Universität des Saarlandes. Redaktion: Friederike Meyer zu Tittingdorf (V.i.S.d.P.), Thorsten Mohr, Gerhild Sieber, Irina Urig.
Impressum /// Campus, das Magazin der Universität des Saarlandes, erscheint viermal im Jahr. 40. Jahrgang, Ausgabe 1/2010, Januar 2010.
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
nach längerer Pause erscheint jetzt das Universitätsmagazin »campus« in neuem Layout. Es soll
künftig alle drei Monate über Neuigkeiten aus Lehre und Forschung, über das Campusleben
und die Personalien an der Universität des Saarlandes informieren.
Ein wichtiges Thema auf unserem Campus waren in den letzten Wochen die bundesweiten
Studentenproteste. In dem Anliegen, Themen der (Hochschul-)Bildung wieder stärker in den
Mittelpunkt zu rücken, haben die Proteste Zustimmung auch aus der Professorenschaft und den
Hochschulleitungen erhalten. In konkreten Fragen, etwa des Bologna-Prozesses, sind aber Differenzierungen notwendig. So ist der Reformprozess an der Universität des Saarlandes wesentlich reibungsärmer verlaufen als an anderen Hochschulen, da er verhältnismäßig spät in Gang
kam, dafür aber gründlich vorbereitet und professionell begleitet wurde. Gleichwohl sind noch
einige Aufgaben zu bewältigen, vor allem bei Einzelfragen der Studien- und Prüfungsorganisation. An den nötigen Verbesserungen, zum Beispiel der Reduzierung des Prüfungsaufwands, arbeiten viele Fächer und Fakultäten derzeit mit Hochdruck. Sie werden dabei vom Qualitätsbüro
der Saar-Uni wirkungsvoll unterstützt (siehe S. 12).
Richtig ist freilich auch, dass die Reform von Beginn an nicht in der erforderlichen Weise
finanziert wurde. Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) beziffert den zusätzlichen Aufwand
auf 15 Prozent. Bei dem Globalhaushalt der Saar-Uni von 150 Millionen Euro sind das über 22
Millionen Euro mehr pro Jahr, die nötig wären, um alle der in Bologna gesetzten Ziele zu erfüllen. Auch vor diesem Hintergrund ist es besonders wichtig, dass die saarländische Landesregierung alle Anstrengungen unternimmt, um die Bildungsausgaben zu erhöhen. Dabei darf die
Ausgleichsfinanzierung für die nun abgeschafften Studiengebühren selbstverständlich nicht verrechnet, sondern muss zusätzlich aufgebracht werden, wenn wir nicht hinter das Erreichte zurückfallen wollen.
Damit Studenten, Wissenschaftler und Uni-Mitarbeiter künftig auch jenseits der Web-Seiten aktuell von Veranstaltungen und anderen Neuigkeiten aus der Universität erfahren, installiert die Pressestelle derzeit mehrere Informations-Bildschirme auf dem Campus (siehe S. 14).
Außerdem wird in diesem Jahr neben dem »campus«-Magazin wieder die Zeitungsbeilage »Campus extra« erscheinen. Im März und September wird sie sich vor allem an Abiturienten und ihre
Eltern wenden und über die »Saarbrücker Zeitung« im Saarland und in Teilen der Pfalz verteilt.
Viel Spaß beim Lesen des neuen »campus«-Magazins wünscht Ihnen
Ihr Prof. Volker Linneweber
Universitätspräsident
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Quantenoptik: Lichte Momente
im Physiklabor
6
Türkischer Gastprofessor: Zwischen
Götterdämmerung und Popdiva
8
Forschung und Campus
10
Studieren in der Großregion
11
Hochschulsport: Die Uni in Bewegung
12
Besser studieren mit dem Qualitätsbüro
13
Neubauten an der Uni
14
Monitore zeigen Uni-News
15
Menschen
18
Medienecho
Zuständen existieren. Für ein Atom bedeutet dies, dass es zur
gleichen Zeit in einem Zustand mit niedriger und mit hoher
Energie sein kann. »Diese Überlagerung zweier Zustände
muss existieren, denn nur so lässt sich die mikroskopische
Welt überhaupt verstehen. Das können wir im Labor bereits
realisieren und demonstrieren«, erklärt der Professor für Experimentalphysik Jürgen Eschner. Daher arbeiten die Saarbrücker Wissenschaftler daran, einzelne Atome durch gezielte Laserpulse in beliebige Energiezustände zu überführen
und sie bis zur Abgabe von Lichtteilchen genau zu kontrollieren. Ihr Ziel: Aus den Phänomenen der Quantenphysik
Instrumente zu entwickeln, mit denen sich letztendlich Informationen speichern, übertragen und sogar verschlüsseln
Forschen
in der Quantenwelt
hysiker der Universität des Saarlandes
wagen sich in die Welt des eigentlich Unvorstellbaren vor – mathematisch und mit
Experimenten. Christoph Becher, Professor für Experimentalphysik, erklärt die
Phänomene dieser Welt so: »Nach unserem
gesunden Menschenverstand liegt ein Ball
entweder auf dem Tisch oder auf dem Boden, er kann nicht
gleichzeitig oben und unten sein.« Genau das ist aber in der
Quantenphysik, dem Mikrokosmos der Atome, möglich:
»Hier passieren Dinge, die unserem Alltagsverständnis intuitiv entgegenlaufen«, sagt Becher. Gemeinsam mit seinen
beiden Physiker-Kollegen Giovanna Morigi und Jürgen
Eschner will er die Welt der kleinsten Teilchen ergründen und
nutzbar machen. Reichlich Wissen und Erfahrung mit den
besonderen Phänomenen der Quantenwelt haben alle drei
Wissenschaftler bereits gesammelt, unter anderem im renommierten Institut für Quantenoptik und Quanteninformation der Universität Innsbruck. Und da Giovanna Morigi
und Jürgen Eschner nicht nur seit Jahren erfolgreich miteinander arbeiten, sondern auch privat ein Paar sind, hat die SaarUni im Rahmen des Audits »Familienfreundliche Hochschule« beide Wissenschaftler im September vergangenen
Jahres gleichzeitig zu Physik-Professoren berufen. Im neu
P
gegründeten Schwerpunkt für Quantenoptik und Quanteninformation, der im Fachbereich Physik angesiedelt ist, laufen die Forschungen der drei Wissenschaftler zusammen.
Im Kern geht es darum, Licht und Atome so nutzbar zu
machen, dass sich mit ihrer Hilfe hochpräzise Messungen
durchführen oder Informationen verarbeiten und übertragen
lassen. Licht als Medium zur Informationsübertragung ist eigentlich nicht neu, denn schon seit der Antike senden Leuchttürme Lichtsignale aus, und in heutigen Breitbandinternetverbindungen werden kurze Lichtpulse über Glasfaserkabel
verschickt. »Das Besondere der Quantenkommunikation ist,
dass nicht wie bisher sehr viele Photonen, also Lichtteilchen,
auf den Weg gebracht werden, sondern nur einzelne Lichtteilchen«, erläutert Christoph Becher, der seine Forschungen
mit diesen Teilchen seit vier Jahren an der Saar-Uni betreibt.
Die Entstehung des Lichts ist dabei immer gleich:Atome werden angeregt, die Elektronen in der Hülle hüpfen auf ein höheres Energieniveau, und beim Herunterfallen wird die zugeführte Energie als Licht abgestrahlt. Doch an dieser Stelle
kommen die sonderbaren Phänomene der Quantenphysik ins
Spiel: Der schon erwähnte Ball kann in der Alltagswelt nur
entweder auf dem Boden liegen oder auf dem Tisch; ein
Einzelteilchen der Quantenwelt – beispielsweise ein Atom
oder ein Photon – kann aber gleichzeitig in verschiedenen
Quantenoptik
Sie schießen einzelne Atome in knallharte Diamanten und halten Ionen in Fallen
gefangen – Physiker des neuen Schwerpunkts Quantenoptik und Quanteninformation der
Saar-Uni experimentieren und rechnen in der Welt der kleinsten Teilchen. Ihr Ziel:
Sie wollen die Phänomene der Quantenwelt nutzen, um Grundlagen für Technologien von
übermorgen zu entwickeln.
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lassen. Die notwendigen mathematischen Instrumente für
diese Experimente liefert die Theoretikerin im Team, Giovanna Morigi. Für ihre Forschungen zur Wechselwirkung zwischen Atomen und Photonen wurde die Professorin für Theoretische Physik im Jahr 2008 mit einer Heisenberg-Professur
der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet. Mithilfe der von ihr entwickelten theoretischen Modelle kann
man zum Beispiel vorhersagen, welche physikalischen Systeme allein oder in Kombination geeignet sind, um ihre quantenoptischen Effekte effizient zu nutzen.
Um einzelne Atome unter Kontrolle zu bringen, werden
diese in spezielle Fallen eingesperrt. Dabei arbeiten die Forscher mit zwei verschiedenen physikalischen Systemen. Christoph Becher hält seine Atome im Inneren eines Diamanten
fest. Einmal in den Diamant hineingeschossen, werden sie
vom umgebenden Kristallgitter festgehalten und können
nicht mehr verschwinden. Jürgen Eschner experimentiert mit
Ionenfallen. Dabei sperrt er geladene Atome, so genannte
Ionen, in elektrischen Feldern ein. Die Ionenfalle befindet
sich in einer Vakuumkammer; in ihr bauen metallene Elektroden ein Kräftefeld auf, das die eingebrachten Ionen festhält. »Die geladenen Atome ordnen sich zwischen den Elektroden in einer Reihe an«, erklärt Jürgen Eschner. »Man kann
sie sogar als punktförmige Lichtquellen erkennen und mit
einer empfindlichen Kamera aufnehmen.«
Dass man einzelne Atome sichtbar machen kann, sorgte
vor ein paar Jahren im Innsbrucker Institut für Quantenoptik und Quanteninformation für öffentliche Furore – man
hatte den Dalai Lama eingeladen, dieses Schauspiel mit einem
Blick durchs Mikroskop zu begutachten. »Wie ein funzeliger
kleiner Stern am Nachthimmel« leuchtet ein Barium-Ion,
wenn man es mit genau justiertem Laserlicht bestrahlt, sagt
Christoph Becher. Um die haarfeinen Laserstrahlen auf die
Atome zu lenken, ist ein Dschungel aus Spiegeln, Linsen und
Prismen auf den Versuchstischen der Physiker aufgebaut.
Wenn alles optimal funktioniert, versetzt das Licht die Atome
in den charakteristischen Zustand der Quantenwelt, in dem
sie gleichzeitig eine niedrige und eine hohe Energie besitzen.
Genau diese Eigenschaften der Quantenteilchen wollen
sich die Physiker letztendlich zunutze machen. »Ein neues
Anwendungsgebiet dieser Forschungen ist die Quantenin-
formationstechnologie«, sagt Jürgen Eschner. Anstelle der
klassischen Bits herkömmlicher Rechner, die den Wert null
oder eins einnehmen, werden hier Quantenbits erzeugt: einzelne Atome, die – in Fallen isoliert – so mit Laserpulsen angestoßen werden, dass sie gleichzeitig in verschiedene Energiezustände eintreten. Ein mit Quantenbits arbeitender
Computer könnte mit allen möglichen Überlagerungen von
»Quantenzustand null« oder »Quantenzustand eins« arbeiten. Dies würde es ihm erlauben, verschiedene Rechenprozesse gleichzeitig durchzuführen. Allerdings ist der Quantencomputer noch lange keine Realität, und selbst wenn er
irgendwann zuverlässig arbeiten würde, wäre er nur für ganz
bestimmte Fragestellungen von Vorteil, etwa bei der Suche
in großen Datenbanken oder bei der Simulation von physikalischen Prozessen. Diese Aufgaben sind für heutige Rechner extrem aufwändig oder gar nicht lösbar. Große Erwartungen setzen Wissenschaftler weltweit in die Quantenkryptographie, die eine absolut abhörsichere Übertragung
geheimer Informationen garantiert. Das Besondere: Informationen werden wiederum in der Überlagerung von Quantenzuständen übertragen. Der Empfänger kann eine Botschaft daher nur dann wieder extrahieren, wenn er mit dem
Gesprächspartner ein quantenkryptographisches Protokoll
vereinbart hat.
Und welche konkreten Ziele haben die Saarbrücker Forscher? »Wir arbeiten, wie alle anderen Forschergruppen, an
einzelnen Mosaiksteinchen im weltweiten Puzzle«, beschreibt
Christoph Becher die globalen Forschungen in der Quantenphysik. Ein Teilaspekt der Forschung an der Universität
sei die Bearbeitung von Schnittstellen, im herkömmlichen
Computer »Interface« genannt. »Im großen Rahmen der
Quanteninformationsverarbeitung wollen wir mit zwei unterschiedlichen physikalischen Systemen – den Diamant- und
den Ionenfallen – Bausteine für Atom-Photon-Schnittstellen entwickeln.« Darüber hinaus forscht Professor Morigi
an grundlegenden Fragen der Kontrolle komplexer Quantensysteme. Solche Systeme sind zum Beispiel selbstorganisierte Strukturen von Atomen in Lichtfeldern oder das Strömen einzelner Elektronen durch Nanoröhrchen. Außerdem
beschäftigt sich die Physikerin mit der wichtigen theoretischen Fragestellung, unter welchen physikalischen Bedingungen man die Phänomene der Quantenwelt in mechanischen Komponenten auf der Mikro- und Nanometerskala
nutzen kann, zum Beispiel in winzigsten Federn.
Die Forschung der Saarbrücker Wissenschaftler ist dabei
in verschiedene nationale und internationale Forschungsnetzwerke eingebunden: So beschäftigt sich ein Verbundprojekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, an
dem neben Universitätsinstituten auch die PhysikalischTechnische Bundesanstalt beteiligt ist, damit, Einzelphotonen-Quellen für die Quantenkryptographie und Messtechnik
zu entwickeln. In einem kürzlich genehmigten europäischen
Verbundprojekt untersuchen die Forscher, wie sich Quantenstrukturen, wie sie bei der Kristallisierung von Ionen in
Fallen entstehen, kontrollieren lassen. In einem weiteren Projekt arbeiten die Physiker der Saar-Uni zusammen mit den
führenden europäischen Gruppen in der Quanteninformationsverarbeitung mittels Atomen, Ionen und Photonen. Die
Vision der Forscher ist es, dass Quantentechnologien irgendwann so selbstverständlich zum Alltag gehören wie heute die
Mikroelektronik.
_Gerhild Sieber
Aufgrund dieser Forschungen behandelt Nevzat Kaya bei seinen Vorlesungen an der Ege
Universität in Izmir vor allem deutschsprachige Werke. »Das kommt sehr gut an bei den Studenten«, sagt er und erläutert, wieso seine Lehre eine Ausnahme ist: »Die Türkei ist absolut
anglophon. Die Universitäten orientieren sich am Vorbild Amerika.« Und warum setzt er auf
die deutsche Perspektive? »Ich halte die deutschen Theoretiker für tiefgreifender als die
angelsächsischen Werke«, sagt Kaya. Daher ermuntert er auch junge Assistenten, sich um ein
Stipendium beim Deutschen Akademischen Austauschdienst zu bemühen, übersetzt ihre Projekte ins Deutsche und hilft, wo er kann. »Ich will erreichen, dass das Deutsche wieder mehr
Popularität erlangt«, sagt er und erklärt: »Deutsch ist auch meine Muttersprache – es ist die
Sprache, in der ich mich hundertprozentig mitteilen kann.« War dies der Grund, warum sich
Nevzat Kaya für die Gastprofessur bewarb? »Deutschland ist ein Stück Heimat für mich. Jedes
Mal, wenn ich nach Deutschland komme, finde ich es ein Stück verändert, aber ich fühle mich
sofort wieder mittendrin – das gefällt mir.«
Auch in Saarbrücken fühlt sich der Wissenschaftler sehr wohl. »Es ist für mich die erste
Stadt in Deutschland, die nach 18 Uhr und sonntags nicht ausgestorben ist«, sagt Nevzat Kaya.
Reizvoll sei auch die Nähe zu Frankreich. Den Anstoß für die Bewerbung zur Gastprofessur
gab übrigens seine Frau Hülya, die als Übersetzungswissenschaftlerin an der Dokuz Eylül
Universität in Izmir arbeitet. Als er ihr die Rundmail mit der Gastprofessur Europaicum vorlas, meinte sie zu ihm: »Das ist wie gemacht für dich.«
Mit der gleichen Begeisterung, mit der er seine türkischen Studenten unterrichtet, hat
sich der Professor auch hier in die Arbeit gestürzt. »Ich möchte Kenntnisse über die Türkei
vermitteln und zeigen, welch große Entwicklungen in diesem Land im 20. Jahrhundert erreicht
wurden.« Im Wintersemester hält er zwei Seminare auf Deutsch und eines auf Türkisch.
Im Proseminar »Osmanische Götterdämmerung« behandelt Kaya die osmanisch-türkische
Literatur um die vorletzte Jahrhundertwende. Gegenstand sind Erzählungen wie »Die Pfirsichgärten« von Refik Halit Karay, die mit Thomas Manns »Der Tod in Venedig« verglichen
werden. »Die türkischen Lyriker dieser Zeit sind alle an französischen Vorbildern orientiert,
ihre Werke atmen einen Hauch von Spätzeitlichkeit und Verfall«, erzählt er und fügt hinzu:
»Es ist der Vorabend des Ersten Weltkriegs, der das Ende des Osmanischen Reiches und die
Entstehung der türkischen Republik bedeutet.« Im zweiten Proseminar »Das Andere der Vernunft« lernen die Studenten, bestimmte Perspektiven des »Anderen« in Texten von Nietzsche oder Adorno und Horkheimer auf die Filme von Fatih Akin und Ferzan Özpetek zu projizieren. Dabei geht es unter anderem um Themen wie Migration, Geschlechterrollen und
Homosexualität. Insgesamt 28 Studenten unterrichtet Nevzat Kaya zurzeit. Sie sind für Komparatistik, Interkulturelle Kommunikation oder Frankreichstudien eingeschrieben und nutzen das Angebot der Gastprofessur innerhalb des Optionalbereichs der Philosophischen Fakultäten. Etwas enttäuscht ist der Gastwissenschaftler, dass sich zu seinem türkischsprachigen
Kurs nur zwei türkische Studentinnen eingefunden haben. Dabei geht es dort um nichts weniger als die gewaltigen Umwälzungen in der Türkei von 1980 bis zur Gegenwart – anhand
von Liedern der türkischen Popdiva Sezen Aksu. »Poplieder sind brauchbare Indikatoren für
den Gesellschaftswandel und den Demokratisierungsprozess in der Türkei«, erläutert der
Wissenschaftler.
Auch die Planungen fürs nächste Sommersemester sind schon fertig: Ein Seminar wird
sich mit einem bunten Strauß zeitgenössischer türkischer Romanliteratur beschäftigen, ein
weiteres »Venedig intermedial in Literatur und Film« zum Thema haben. »Literatur als kulturelle Ökologie und Interkulturalität«, unter anderem anhand eines Romans von Orhan
Pamuk, heißt eine dritte Lehrveranstaltung, und im türkischen Fach geht es um zeitgenössische türkische Kurzprosa. _Gerhild Sieber
Wanderer
zwischen
den Welten
Nach einer finnischen Gastprofessur mit wirtschaftlichem Schwerpunkt stehen seit Anfang
Oktober die Literaturwissenschaften im Vordergrund. Die Perspektive ist reizvoll: Nevzat
Kaya ist der antiken Mythologie und der deutschen Literatur leidenschaftlich verbunden und
gleichzeitig in der türkischen und deutschen Kultur verankert. Seit 1992 lehrt er an der Ege
Universität in Izmir – und zwar nicht nur in der Germanistik, sondern auch im Fach Journalistik, in der Filmabteilung und im Zentrum für Frauenstudien. Als er fünf Jahre alt war, zog
seine Familie nach Nürnberg, mit 17 kehrte er in die Türkei zurück und schloss die Schule am
deutschsprachigen Gymnasium ab. »Mein Leben ist nie hundertprozentig türkisch geworden«,
resümiert der 41-Jährige, »denn nach dem Abitur habe ich mein Germanistik-Studium in Izmir
begonnen.« In seiner Magisterarbeit arbeitete er die unterschiedlichen Literatur-Auffassungen in Thomas Manns »Der Zauberberg« und Heinrich Manns »Der Untertan« heraus: Die
Literatur bei Thomas Mann offenbart eine unpolitische und romantische Weltanschauung –
typisch für die Zeit des Ersten Weltkriegs – , während Heinrich Manns Werk von Gesellschaftsund Politikkritik geprägt ist.
In der Promotion, die sich ab 1992 anschloss, untersuchte Nevzat Kaya Motive und ihre
Darstellung in weniger bekannten deutschsprachigen Werken, unter anderem von Stanislaw
Przybyszewski , »der ganz nah an der französischen ›Fin-de-Siècle-Literatur‹ war und in Polen
in Vergessenheit geriet, weil er in deutscher Sprache schrieb, und in Deutschland nicht beachtet wurde, weil er Pole war«. Przybyszewskis verworrene Themen wie Okkultismus, Perversion und die Ästhetik des Hässlichen bedeuten aber nicht Dekadenz und Untergang, hat
Kaya herausgefunden, sondern im Gegenteil »ein Hinwegfegen der alten Ordnung und einen
vitalen Aufbruch in die neuen Zeiten eines jungen Europa«. In Arthur Holitschers 1901 erschienenem Roman »Der vergiftete Brunnen«, der von Thomas Mann lektoriert worden war,
entdeckte der Literaturwissenschaftler in den Figuren und Motiven das Vorbild zum »Zauberberg«, der 1924 veröffentlicht wurde. Thomas Mann hat also abgeschrieben, und niemandem ist es bisher aufgefallen? »In der Thomas-Mann-Forschung war das untergegangen, weil
Holitschers Roman nie wieder aufgelegt wurde«, erklärt Kaya.
Türkischer Gastprofessor an der Saar-Uni
Er verbrachte zwölf Jahre seiner Kindheit in Deutschland, bezeichnet Deutsch als
seine Muttersprache und lehrt nun für ein Jahr als Gastprofessor an der Universität
des Saarlandes: Der türkische Germanist und Kulturwissenschaftler Nevzat Kaya ist
der zweite Gastprofessor, der im Rahmen des Zertifikats Europaicum nach Saarbrücken kommt. Mit diesem Lehrangebot können Studenten ihr Studium international
ausrichten, Fremdsprachen erlernen und sich Kenntnisse über Recht und Wirtschaft,
Geschichte, Politik oder Kultur europäischer Länder aneignen.
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Hintergrund:
Die Gastprofessur ist zentraler
Bestandteil des Zertifikats Europaicum.
Das bundesweit einzige Studienangebot
dieser Art vermittelt besondere Europakompetenzen. Seine Kurse gehören
nicht verpflichtend zum Studium, sondern sind ein zusätzliches Lehrangebot
zu europäischen Themen. Studenten
aller Fakultäten können mit dem Europaicum auch Leistungspunkte erwerben. Studenten im Bachelor-Optionalbereich können es sich auf jeden Fall
fürs Studium anrechnen lassen. Die
Gastprofessur ist jedes Jahr einem
anderen Land gewidmet, parallel dazu
bietet das Sprachenzentrum Kurse zur
jeweiligen Landessprache an.
www.uni-saarland.de/europaicum
Ende April veranstaltet die Uni einen
türkischen Kulturtag. Erwartet werden
der Weltklasse-Pianist Fazil Say und
der bekannte Filmregisseur Fatih Akin.
F
orschung und Campus
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Vererbbares Eiweiß ist für erhöhtes Krebsrisiko
verantwortlich
Einen wichtigen Schritt in der Krebsforschung hat die Arbeitsgruppe um Professor Michael Pfreundschuh vom Uniklinikum gemacht. Die Forscher wiesen nach, dass ein bestimmtes Eiweiß bei manchen Menschen in veränderter Form vorkommt. Diese Veränderung kann Knochenmark-Erkrankungen
wie zum Beispiel Leukämie hervorrufen. Die Wissenschaftler
wiesen nach, dass die Veranlagung für diese Krankheiten vererbbar ist. Das Paratarg-7 genannte Protein ist die erste entdeckte erbliche Struktur, die das Risiko, dass bestimmte Knochenmarkskrankheiten ausbrechen, erhöht. Die Arbeitsgruppe
um Michael Pfreundschuh hat darüber hinaus einen Test entwickelt, mit dem es möglich ist, innerhalb von betroffenen Familien, in denen bereits solche Tumoren aufgetreten sind, diejenigen Familienmitglieder zu identifizieren, die kein beziehungsweise ein erhöhtes Risiko haben, ebenfalls an solchen Krebsarten zu erkranken. Der Test wird kostenlos im Carreras-Zentrum für Immun- und Gentherapie der Universität des Saarlandes in Homburg angeboten. Weitere Informationen unter
Tel. (06841) 162-3084.
Wissenschaftlerin der Saar-Uni erforscht, warum
wir eine Stecknadel fallen hören
Eine neue wissenschaftliche Studie geht der Frage nach, wie
es unser Gehör schafft, einen außerordentlich großen Lautstärkebereich – vom Fallen einer Stecknadel bis hin zum Aufheulen einer Flugzeugturbine – wahrzunehmen. Die Studie
wurde nun in der Fachzeitschrift Nature Neuroscience veröffentlicht. Daran ist auch Professorin Jutta Engel von der Universität des Saarlandes beteiligt, die noch vor kurzem am Hörforschungszentrum der Universität Tübingen an der Thematik
arbeitete.
Eine internationale Forschergruppe um Walter Marcotti
und Stuart Johnson von der Universität Sheffield untersuchte
ein spezielles Protein in den Sinneszellen des Innenohres, das
für die Übersetzung eines so genannten Kalziumsignals in eine
entsprechende Menge Botenstoffe verantwortlich ist. Allgemein benutzt unser Nervensystem dafür die so genannten Synaptotagmine. Bis vor kurzem herrschte die Meinung vor, dass
im Ohr anstelle von Synaptotagminen andere Proteine diese
Aufgabe übernehmen, aber Marcotti und seine Kollegen konnten zeigen, dass tatsächlich verschiedene Synaptotagmine die
Transmitterausschüttung steuern. Insbesondere das Synaptotagmin IV ermöglicht die Verarbeitung von Schallsignalen über
einen weiten Lautstärkenbereich. Ohne dieses Protein verliert
das Gehör sowohl seine Empfindlichkeit für leise Töne als auch
die Fähigkeit, laute Töne abgestuft wahrzunehmen.
Virtuelle Reise durch den menschlichen Körper
Ist der Schatten auf der Computertomografie wirklich ein
Tumor? Wenn Ärzte bei schwierigen Fragen ihre Kollegen um
Rat fragen, können sie das jetzt vom heimischen Computer aus
tun. Medizinische Untersuchungsbilder mit riesigen Datensätzen lassen sich dort mit dem Programm ImageVis3D darstellen, das von dem Informatiker Jens Krüger im Team an der Universität von Utah entwickelt wurde. Seit kurzem leitet Jens
Krüger eine Forschergruppe im Exzellenzcluster »Multimodal
Computing and Interaction« (MMCI) der Universität des Saarlandes. Auch an kleineren Rechnern lassen sich mit dem Programm blitzschnell umfangreiche 3-D-Daten darstellen und
verändern. Nun ist dies sogar mit Hilfe einer kostenlosen Anwendung auf dem iPhone möglich.
Das Programm ImageVis3D wird bisher vor allem in der
Medizin eingesetzt, um wissenschaftliche 3-D-Bilder zum Beispiel aus der Computer- oder Magnetresonanztomografie aufzurufen und zu verändern. Auch hochauflösende geografische
Bilder, wie zum Beispiel die Satellitenbilder von Google Earth,
können damit verändert werden. Bisher war die Bearbeitung
solcher riesigen Datenmengen nur an leistungsstarken Computern möglich.
Seit kurzem kann sogar der vergleichsweise kleine Rechner
eines iPhones dafür eingesetzt werden, um Bilder des menschlichen Körpers zu visualisieren. ImageVis3D Mobile heißt die
Anwendung, die im App Store der Firma Apple kostenfrei heruntergeladen werden kann.
Mäuse erschnüffeln ihre Geschlechtspartner
Ein Forscherduo der Saar-Uni untersuchte, wie Mäuse die
Attraktivität ihrer Geschlechtspartner über den Geruchssinn
bewerten. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift »Nature Neuroscience« veröffentlicht. Die Mäuse nehmen dabei Eiweißstoffe wahr, die über Körperflüssigkeiten abgesondert werden.
Diese Botenstoffe geben Auskunft über ihr Immunsystem und
ihren Gesundheitszustand. Welche Vorgänge dabei im Einzelnen ablaufen, war bisher weitgehend unbekannt. Dem Professoren-Ehepaar Trese Leinders-Zufall und Frank Zufall von der
Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes ist nun
ein entscheidender Schritt zum Verständnis der molekularen
Abläufe gelungen: In Riechzellen der Maus wiesen sie erstmals
Rezeptoren nach, die so sensibel sind, dass sie sogar einzelne
Eiweißmoleküle, so genannte MHC-Peptide, wahrnehmen können. Damit handelt es sich um die empfindlichsten Sinneszellen in der Nase, die bisher bekannt sind.
Die neuen Forschungsergebnisse liefern wichtige Erkenntnisse für die weitere Grundlagenforschung. Möglicherweise
kann es mit ihrer Hilfe in Zukunft auch gelingen, künstliche
hochsensible Geruchssensoren zu entwickeln. Doch vor allem
liefern die Ergebnisse tiefere Einblicke in die Evolution: Sie
beweisen, dass das Nervensystem in diesem Fall ganz ähnliche
Erkennungsmechanismen benutzt wie das Immunsystem, woraus sich schließen lässt, dass zwischen beiden eine Art Koevolution existiert.
Studenten entwickeln Internet-Geschichtsbuch
Studenten historischer Lehramtsstudiengänge der Saar-Uni
haben ein neues Projekt initiiert: ein interaktives Geschichtsbuch für Schüler an erweiterten Realschulen, Gesamtschulen
und Gymnasien im Saarland. Es funktioniert in Form eines
»Wikis«, bei dem Benutzer die Inhalte der Webseiten nicht nur
lesen, sondern auch selber online ändern und ergänzen können. Die neuen Unterrichtsmaterialien sind in die Epochen Antike, Mittelalter und Neuzeit gegliedert. Wichtige historische
Ereignisse und Themen – von der Varusschlacht über das Leben
in Ritterburgen bis hin zum Frauenwahlrecht – wurden mithilfe
von kurzen Animationsfilmen, zahlreichen Darstellungen und
Schüler-Aufgaben multimedial aufbereitet. Das Projekt entstand unter der Leitung von Christine van Hoof und Alexander König. 3 http://wikiag.uni-saarland.de
Forschung und Campus
Homburger Wissenschaftler erhalten 165.000 Euro
für Leukämie-Forschung
Die Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung fördert seit
November 2009 ein Forschungsprojekt am José Carreras Zentrum für Immuntherapie und Gentherapie des Universitätsklinikums des Saarlandes. In dem Kooperationsprojekt mit
Professor Ulrich Mahlknecht vom Uniklinikum wollen die Forscher neuartige Therapieverfahren entwickeln, die das Verhalten von blutbildenden Zellen und Leukämiezellen beeinflussen. Diese sollen vor allem älteren Patienten zugute kommen,
da diese die Chemotherapie oft nicht gut verkraften.
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Minister Hartmann eröffnet Bibliothek im Starterzentrum
Wer über eine mögliche Unternehmensgründung nachdenkt, dem bietet die Kontaktstelle für Wissens- und Technologietransfer neben einem breiten Qualifizierungsprogramm
für Studenten und kompakten Existenzgründerseminaren jetzt
auch die Möglichkeit, sich dem Thema Existenzgründung
eigeninitiativ anzunähern: Neben einschlägiger Fachliteratur
findet sich in der neuen Bibliothek BiblEx im Starterzentrum
auch ein PC-Arbeitsplatz. Eine umfassende Link-Sammlung erleichtert es, sich schnell und gezielt über erforderliche Voraussetzungen einer Gründung und Fördermöglichkeiten zu informieren. Wissenschaftsminister Christoph Hartmann hat die
neue Bibliothek im Rahmen der Feier anlässlich der 200. Unternehmensgründung im Starterzentrum offiziell eröffnet. Für
die Nutzung des neuen Angebotes ist eine kurze Anmeldung
im Service-Kontor des Starterzentrums (Tel.: 0681 302-3020)
ausreichend. Auch eine kostenfreie Ausleihe der Fachliteratur
ist möglich.
In den vergangenen 14 Jahren wurden mithilfe des Starterzentrums 200 Unternehmen, vor allem im Biotechnologie- und
im informationswissenschaftlichen Sektor, gegründet. Davon
haben bisher lediglich 45 Firmen aufgegeben.
Studenten kochen für einen guten Zweck
Studenten des Arbeitskreises Aids der Evangelischen Studierendengemeinde Saarbrücken haben anlässlich des WeltAids-Tages (1. Dezember) einige Tage zuvor für einen guten
Zweck gekocht. Bei der Benefizveranstaltung am 28. November 2009 verbrachten rund 40 Gäste einen gemütlichen Abend
mit Live-Musik und Köstlichkeiten aus der ganzen Welt.
Die Erlöse aus dem Benefizessen spendete der Arbeitskreis
Aids für Präventions- und Aufklärungsarbeit. So unterstützt
der Arbeitskreis beispielsweise das Wamunyu-Aids-Projekt in
Kenia. In dessen Rahmen klären auch Mitglieder des Arbeitskreises Aids der ESG die Menschen in kenianischen Dörfern auf,
um sie vor den Problemen mit Aids zu schützen.
Bei der Veranstaltung in Saarbrücken kochte der Arbeitskreis Aids die Mahlzeiten vorwiegend aus fair gehandelten Produkten. Solche Fair-Trade-Waren werden den Bauern in der
Dritten Welt zu höheren Preisen abgekauft als für den Massenmarkt üblich. So werde auch der Kampf gegen Aids unterstützt, sagte Britta Blau vom saarländischen Gesundheitsministerium. »Fair gehandelte Produkte aus Entwicklungsländern erhöhen die Arbeiterlöhne und steigern die Lebensqualität, wodurch Menschen es sich leisten können, gesünder zu leben und
Aids vorzubeugen«, erklärte die Fachfrau den Zusammenhang.
Der Arbeitskreis Aids veranstaltete das Benefizessen zum
dritten Mal.
Sprachwissenschaftlerin Polzin-Haumann
neue Leiterin des EuroComCenters
Europa ist einer der Schwerpunkte der Saar-Uni in Forschung und Lehre. Jetzt fördert die Uni auch die europäische
Mehrsprachigkeit. Im November hat sie von der Goethe-Universität Frankfurt den Sitz des deutschen EuroComCenters
übernommen. EuroCom steht für »Europäische Interkomprehension«. Mit diesem Verfahren ist es möglich, sich effektiv
Kenntnisse in verwandten Sprachen anzueignen. Wer beispielsweise Französisch spricht, kann mithilfe der EuroCom-Methode lernen, auch Texte und Gespräche in Sprachen wie Spanisch
oder Italienisch zu verstehen.
Das EuroComCenter bietet umfangreiche Materialien zum
Spracherwerb, darunter drei kostenlose interaktive Selbstlernkurse für Italienisch, Rumänisch und Spanisch. Der Ansatz
funktioniert auch in der germanischen und der slawischen
Sprachgruppe.
Die Leitung des romanistischen Zweigs von EuroCom hat
im November die Saarbrücker Professorin Claudia PolzinHaumann (Lehrstuhl für Romanische Sprachwissenschaft mit
dem Schwerpunkt Sprachlehrforschung Französisch) von dem
Frankfurter Sprachwissenschaftler Professor Horst G. Klein
übernommen.
D
ie Saar-Uni bewegt sich
Projekt »Universität der Großregion«
(UGR) auf dem Weg zum europäischen
Universitätsverbund
Zu Hause
Was machen Studenten an einer Universität am meisten?
Ganz einfach: sitzen. Im Hörsaal, in der Bibliothek oder
zwischen den Vorlesungen beim Plausch. Auch die Angestellten der Uni verbringen die meiste Zeit sitzend vor Bildschirmen oder bei Besprechungen. Damit sich das nicht
negativ auf die Gesundheit auswirkt, bietet das Hochschulsportzentrum an der Universität des Saarlandes ein
breites Angebot an Kursen für seine Mitarbeiter und Studenten.
wohnen –
im Ausland
D
ie grellgrünen Stofftaschen stechen hervor. Einige Studenten
und Mitarbeiter der Saar-Uni haben sie jetzt öfters auf dem
Campus umgehängt. In Sitzungen und Vorlesungen machen
sie sich mit den passenden grünen Kugelschreibern Notizen.
Das helle Apfelgrün ist die Farbe der »Universität der Großregion« (UGR). Das Projekt möchte in den nächsten zwei
Jahren einen grenzüberschreitenden Universitätsverbund
schaffen. Dieser Hochschulraum soll es den Studenten ermöglichen, grenzüberschreitend zu studieren, Sprachen zu
lernen, die unterschiedlichen Kulturen im Vierländereck kennenzulernen und am Ende einen grenzüberschreitenden
Hochschulabschluss zu erlangen. Das Interreg-Projekt hat
ein Volumen von rund sechs Millionen Euro und wird von
der Europäischen Union, den Regionen und den Partnerunis
getragen. Beteiligt sind außer der Saar-Uni die Universitäten Lüttich, Luxemburg, Nancy und Metz. Die Universitäten
Kaiserslautern und Trier sind als strategische Partner eingebunden.
In den letzten Monaten hat die Universität der Großregion nicht nur durch die grüne Signalfarbe auf sich aufmerksam gemacht, es wurden auch viele wichtige Schritte unternommen, um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen. Um die
einzelnen Bereiche kümmern sich grenzüberschreitende Expertenkomitees, die konkrete Maßnahmen umsetzen sollen.
Anfang Dezember 2009 wurde in Metz ein Studentenbeirat für das Projekt gegründet. Er besteht aus je drei studentischen Vertreterinnen und Vertretern der sieben Partnerunis und wird künftig an allen Expertenausschüssen des
Projekts teilnehmen. An der Gründungsveranstaltung beteiligten sich rund 150 Studenten aus der Großregion und führten eine lebhafte Diskussion mit dem neuen Studentenbeirat. Dabei waren ihnen vor allem praktische Anliegen wichtig:
In der Großregion sollen die Lehrveranstaltungen gegenseitig anerkannt werden. Außerdem wollen die Studenten
schnell und problemlos die verschiedenen Einrichtungen der
Partnerunis, wie beispielsweise die Bibliotheken, nutzen können. Daran arbeitet auch das UGR-Team an der Saar-Uni.
Dazu gehören die Vizepräsidentin für Europa und Kultur,
Patricia Oster-Stierle, Projektleiter Wolfgang Lorenz, Projektkoordinatorin Sonja Karb, Kristina Weich-Hondrila (Bereich Lehre und Mobilität), Nadja Ickert (Bereich Forschung)
und Tina Schöpfer (Bereich Marketing und Presse).
»Bald gibt es neue UdS-Cards. Auf diese Karten soll auch
das Logo der UGR gedruckt werden. Wenn Studierende diese
Karte an den Partnerunis vorzeigen, sollen sie beispielsweise
Zugang zu den Bibliotheken, den Parkplätzen und auch Essen
in den Mensen bekommen«, erklärt Sonja Karb. Wichtig war
den Studenten auch, dass es gute und günstige Verkehrsverbindungen zwischen den Universitäten gibt. Hier lotet das
UGR-Team aus, welche Zuschussmöglichkeiten im öffentlichen Nahverkehr bestehen, damit die Studenten in der Großregion pendeln können. »Das Ziel der ›Universität der Großregion‹ ist nicht, dass die Studenten umziehen. Sie sollen zwar
an den Partnerunis Kurse belegen, aber trotzdem zu Hause
wohnen können. Dafür sind natürlich gute Anbindungen im
öffentlichen Nahverkehr unerlässlich«, erklärt Patricia OsterStierle.
Auch in puncto Studienabschlüsse gibt es Ideen. So können sich die Partner vorstellen, dass die Studenten zusätzlich
zu dem Abschluss, den sie an der eigenen Universität erwerben, ein Zusatzdiplom der »Universität der Großregion«
erhalten. Außerdem sollen neue grenzüberschreitende Studiengänge eingerichtet werden. Derzeit prüfen die Partneruniversitäten über 50 konkrete Vorschläge aus allen Fachrichtungen. »Besonders am Herzen liegt uns auch die Zusammenarbeit zwischen Professoren und Wissenschaftlern
verschiedener Fachbereiche. Hier sind schon spannende
grenzüberschreitende Kooperationsprojekte in Planung«,
sagt Projektleiter Wolfgang Lorenz.
Ein weiteres wichtiges Projekt für die nächsten Monate
ist das gemeinsame Internetportal der »Universität der Großregion«, dazu wird die bestehende vorläufige Seite www.unigr.eu komplett neu aufgebaut. Das neue Portal soll im Frühjahr online gehen. So wird die grellgrüne Farbe in Zukunft
auch auf Computerbildschirmen besser sichtbar.
_Irina Urig
Studium
studieren
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Mitarbeiter, die keine Zeit für sportliche Höchstleistungen haben, aber trotzdem etwas für ihre Gesundheit tun
möchten, finden dazu Gelegenheit bei einer so genannten aktiven Mittagspause. Im Rahmen von »Uni in Bewegung« wurden das so genannte präventive Krafttraining und die präventive Ausgleichsgymnastik eingeführt. Bei Wirbelsäulentraining oder Ausdauertraining an Kardiogeräten zum Beispiel kann man sich gemeinsam gegen die ungeliebten Folgen der Büroarbeit wehren und die Muskeln kräftigen.
»Mitarbeiterkurse sind ein Steckenpferd von uns«, sagt Rolf
Schlicher, Akademischer Direktor des Hochschulsportzentrums. »Zwölf Kurse gibt es durchgehend im Jahr. Diese sind
nicht an die Semesterstruktur gebunden.« So können die Mitarbeiter auch in der vorlesungsfreien Zeit Sport machen und
etwas für ihren Körper tun.
Das gesundheitsorientierte Training wird zum Teil sogar
von den Krankenkassen unterstützt. 24 Kurse sind bereits für
die Bezuschussung anerkannt, darunter alle zwölf der aktiven
Mittagspause. Insgesamt kann man derzeit rund 180 Kurse am
Saarbrücker und Homburger Campus besuchen. Etwa die
Hälfte des Sportprogramms ist kosten- und anmeldefrei. Wer
weder Student noch Mitarbeiter ist, hat die Möglichkeit, für
24 Euro pro Semester eine Gästekarte zu kaufen.
Rolf Schlicher beschreibt den Hochschulsport als eine soziale Anlaufstelle. »Nach der Mensa sind wir die größte soziale
Einrichtung an der Universität.« Die Zahlen geben ihm recht
– zwischen 3500 und 4000 Studenten und Mitarbeiter bewegen sich zurzeit wöchentlich beim Unisport. »Es besteht keine
Anwesenheitspflicht. Deshalb ist die Hemmschwelle, es einfach auszuprobieren, sehr gering.« Neben dem Angebot vieler bekannter Sportarten ist der Hochschulsport vor allem
eine Schmiede für Trendsport. So entwickelte ein saarländischer Sportstudent das Headis, eine Art Kopfball-Tischtennis, wofür es mittlerweile bereits nationale Turniere gibt.
Der allgemeine Erfolg des saarländischen Hochschulsports lässt sich anschaulich in Zahlen messen. Seit mehreren Jahren befragt das Centrum für Hochschulentwicklung
in einem Ranking die Studenten zum Sportangebot an den
Hochschulen. Regelmäßig ist der saarländische Hochschulsport hier in der Spitzengruppe vertreten. So vergaben die
Studenten beispielsweise im Jahr 2008 die Gesamtnote sehr
gut (1,6).
Die neuen Studentengenerationen reagieren auf die positive Bewertung und strömen ebenfalls zunehmend zum
Hochschulsport. Um einen Platz im gewünschten Kurs sollte
man sich daher frühzeitig kümmern. »Besonders Ausländer
nehmen das Sportangebot als sozialintegratives Medium sehr
gut an. Und der ein oder andere Sportler hat im Kurs auch
schon seinen Partner fürs Leben kennen gelernt«, freut sich
Rolf Schlicher. Im Moment sind Tanzsportarten und Klettern
sehr beliebt.
Sport an der Hochschule ist zum Sammelbecken geworden für alle, die Spaß an Sport und Bewegung haben und
Gleichgesinnte treffen möchten. Ein krasser Unterschied zum
Hochschulsport in seinen Anfängen. Der Hochschulsport war
früher noch sehr stark geprägt vom Wettkampfgedanken zwischen den Universitäten. Seit etwa 25 Jahren entwickelt sich
der Hochschulsport aber »in die Unis hinein«, sagt Rolf Schlicher. Damit meint er, dass der Fokus sich vom Wettkampf zum
Breitensport und zu gesundheitsorientierten Angeboten verschiebt. Was nicht heißen soll, dass es keinen Wettkampf mehr
gibt. Im Gegenteil: 2008 war der saarländische Hochschulsport im bundesweiten Hochschulvergleich mit dem neunten
Platz weit vorne.
Die Universität als Partnerhochschule des Spitzensports
bietet neben dem Sportangebot für Studenten und Mitarbeiter auch besondere Möglichkeiten für die Sportelite. »Wir versuchen, den Spitzensportlern an der Universität des Saarlandes die Vereinbarung von Sport und Studium durch
Flexibilisierungen zu ermöglichen«, erklärt Rolf Schlicher.
Ziel ist es, die Spitzensportler durch individuelle Lösungen
so zu unterstützen, dass sie ihren Sport trotz Studiums weiter
ausüben können. Beispielsweise wurden schon mehrfach
Kompromisse geschlossen, bei denen sich Sportler und Professoren darauf geeinigt haben, dass der Sportler fehlende
Anwesenheitsstunden des Wintersemesters kompakt im
Sommersemester nachholen konnte. »Es ist uns und den
Sportlern aber wichtig klarzustellen, dass den Athleten im
Studium nichts geschenkt wird«, bekräftigt Schlicher. »Die
Studienleistungen werden lediglich anders verteilt, Lehrstoff
und Prüfungen sind dieselben.«
_Vincent Woldt
Im Osten
was Neues
Qualität von Lehre und Studium im Blick
Qualitätsbüro der Universität des Saarlandes unterstützt Fachrichtungen
Am Montag zwei Klausuren, Dienstag Referat, Mittwoch wieder zwei Klausuren – eine solche Arbeitsbelastung der Studenten wurde bei den bundesweiten Protesten kritisiert. Die
sinnvolle Verteilung der Arbeitsbelastung für Studenten ist
auch an der Saar-Uni ein wichtiges Ziel. Um dieses Ziel umzusetzen, wurden beispielsweise die Prüfungszeiträume entzerrt. »Seit den Dozenten der Zeitdruck der Studenten bewusster ist, verschieben einige ihre Prüfungstermine auch in
die Semesterferien. So können sich die Studenten besser
vorbereiten«, sagt Tina Hellenthal-Schorr vom Qualitätsbüro.
Aber natürlich bleibt der Abstimmungsbedarf hoch. Das
Qualitätsbüro der Saar-Uni unterstützt die Fachvertreter
dabei, den Studienalltag und die Prüfungen möglichst reibungslos zu gestalten. Seine Mitarbeiterinnen versuchen,
Schwachstellen in Studiengängen aufzuspüren und gemeinsam mit den Betroffenen zu überlegen, wie diese ausgeräumt
werden können.
Das Qualitätsbüro ist beim Vizepräsidenten für Lehre und
Studium, Professor Manfred Schmitt, angesiedelt und Teil des
Präsidialbüros. Es hält engen Kontakt zu Studenten und
Dozenten, führt Befragungen durch und unterstützt die Fächer dabei, die Studien- und Prüfungsorganisation zu optimieren. Wenn neue Studiengänge eingeführt oder bestehende Studiengänge geändert werden sollen, berät das
Qualitätsbüro die Fachvertreter bei der Konzeption und achtet darauf, dass die neuen Studiengänge bundesweite und europäische Qualitätsstandards erfüllen. Auch Studenten mit
Verbesserungsvorschlägen können das Qualitätsbüro als Anlaufstelle nutzen.
Entstanden ist das Qualitätsbüro vor zwei Jahren aus der
2002 gegründeten AG Evaluation sowie dem 2005 eingerichteten Bologna-Büro. »Wir haben gemerkt, dass im Hinblick
auf die Studienqualität viele Fragen zusammengehören und
dass wir die Fächer am besten unterstützen können, wenn wir
gut vernetzt sind«, berichtet Tina Hellenthal-Schorr. Sie wird
von Katrin Baltes, Kathrin Berger, Sonja Schwarz und Katrin Vogel unterstützt. Auch der Leiter des Präsidialbüros,
Thilo Offergeld, ist eingebunden.
Um die Studienqualität nachhaltig zu verbessern, führt
das Qualitätsbüro Befragungen wie beispielsweise das »kritische Studierendenfeedback« durch. Es dient dazu, die Einführung der neuen Studiengänge zu begleiten und zu prüfen,
ob sie praxistauglich sind. Die Mitarbeiterinnen des Qualitätsbüros gehen dazu in verschiedene Lehrveranstaltungen
und sprechen mit den Studenten. Dabei stellen sie ihnen Fragen wie: »Sind alle notwendigen Informationen über den Studiengang aktuell und verfügbar?« oder »Empfinden Sie die
Anzahl der Prüfungen als angemessen?« Anschließend werden die Ergebnisse ausgewertet und mit den Fachvertretern
besprochen. »Dabei stellen wir immer wieder fest, dass die
Dozierenden sehr an der Rückmeldung der Studierenden und
an einer Verbesserung der Studiensituation interessiert sind.
Sehr häufig haben die Dozierenden selbst Ideen, wie auf
Probleme reagiert werden kann«, sagt Katrin Baltes. Zum Teil
können die Lösungen aus einem Fach auch in anderen Fächern weiterhelfen.
Damit auch unabhängig von konkreten Befragungen eine
Anlaufstelle für Anregungen und Fragen rund um das Thema
Qualität in Lehre und Studium zur Verfügung steht, hat das
Präsidium zum Wintersemester 2007/08 die »Kontaktstelle
Studienqualität« eingerichtet, die ebenfalls vom Qualitätsbüro betreut wird. Die Kontaktstelle ist über die E-Mailadresse [email protected] zu erreichen. Dorthin können Studenten und Dozenten diejenigen Fragen, Anliegen und Beschwerden richten, die nicht direkt vor Ort geklärt werden konnten oder für die sie den Ansprechpartner
nicht kennen. Die Mitarbeiterinnen des Qualitätsbüros gehen
dann den Problemen nach und vermitteln gegebenenfalls zwischen den Beteiligten. Über 200 Anfragen hat das Qualitätsbüro bisher bekommen. »Häufig geht es um Überschneidungen bei Lehrveranstaltungen, Probleme mit der Betreuung
von Studierenden oder um Fragen zur Prüfungsorganisation«,
sagt Sonja Schwarz, die viele Anfragen bearbeitet hat. »Wir
suchen dann mit den Verantwortlichen im Fach nach einer Lösung oder ermitteln fehlende Informationen; die Studierenden bleiben dabei selbstverständlich anonym.« Um speziell
die Arbeitsbelastung der Studenten zu erfassen, gibt es die
E-Mail-Adresse [email protected]. Die normale Arbeitsbelastung bei einem Vollzeitstudium wird bundesweit
mit 40 Stunden pro Woche angesetzt. Wird die Stundenzahl
deutlich überschritten, sucht das Qualitätsbüro auch hier gemeinsam mit den Verantwortlichen in den Fächern nach Lösungen.
Die Zusammenarbeit mit Studenten und Mitarbeitern der
Universität ist in der Regel sehr positiv. »Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Beteiligten gesprächsbereit sind
und konstruktiv nach Lösungen suchen«, sagt Katrin Vogel.
Aber natürlich kann nicht alles beliebig verändert werden.
Es gibt Rahmenbedingungen auf Bundesebene, rechtliche
Vorgaben und Vereinbarungen, die manchmal Grenzen setzen. »Und natürlich muss man aufpassen, dass nicht durch
die Lösung des Problems eines Studierenden neue Probleme
für andere Studierende entstehen. Das kann beispielsweise
passieren, wenn Veranstaltungen verschoben werden «, so Kathrin Berger. Wichtig ist also, den Überblick zu behalten und
die Studienqualität systematisch durch die Verbesserung der
Strukturen und Prozesse weiter voranzubringen.
Genau dieser Ansatz steht auch im Mittelpunkt der Vorbereitungen zur Überprüfung des Qualitätsmanagementsystems durch externe Gutachter. Diese beleuchten im Rahmen
einer sogenannten Systemakkreditierung die Strukturen und
Prozesse im Bereich von Lehre und Studium dahingehend, ob
sie die Studienqualität an der Saar-Uni gewährleisten können. Damit kann die Saar-Uni eine Art TÜV-Siegel für ihr
Qualitätsmanagementsystem Lehre und Studium erhalten.
_Irina Urig
Campus
und Studenten bei Verbesserungen im Bereich Lehre und Studium
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Überall auf dem Campus wird
gebaggert, gebohrt, gesägt und
gehämmert. Es sind viele verschiedene Bau- und Sanierungsmaßnahmen, die derzeit laufen.
Eine der größten Baustellen der
vergangenen Jahre war das neue
Gebäudetrio der Bioinformatik
im Stuhlsatzenhausweg im Osten des Campus. Das Ensemble,
bestehend aus einem Institutsgebäude, einem Hörsaalgebäude und einer Bibliothek, wurde seit November 2006 gebaut
und Mitte November 2009 zur Nutzung freigegeben. Im Institutsgebäude werden Forscherinnen und Forscher der Informatik und der Bioinformatik Platz finden.Außerdem kommen hier einige Wissenschaftler des Intel Visual Computing
Institutes unter, das der Chiphersteller im Sommer 2009 eingerichtet hat. Die Bibliothek vereint die Literatur der UniFachrichtungen Informatik und Mathematik, des Deutschen
Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz sowie der
Max-Planck-Institute für Informatik und Softwaresysteme.
Über vier Regalkilometer Literatur haben hier Platz.
Der Hörsaal ist mit 454 Plätzen der drittgrößte auf dem
Saarbrücker Campus. Größer sind nur das Audimax (836
Plätze) und der Physik-Hörsaal (knapp 500 Plätze). Der
Raum eignet sich daher auch für gut besuchte Vorlesungen
wie zum Beispiel die der Wirtschaftswissenschaftler. Insgesamt 3.800 Quadratmeter Nutzfläche verteilen sich auf die
drei Neubauten, 1.700 davon auf das Institutsgebäude, 1.600
auf die Bibliothek, 500 auf das Hörsaalgebäude.
Bevor die Baufirmen die ersten Löcher gegraben und die
Fundamente gelegt haben, gingen fünf Jahre ins Land. Zuvor
galt es, den Raumbedarf festzulegen, einen europaweiten Architektenwettbewerb auszuschreiben und den Bau genehmigen zu lassen. Den überzeugendsten Beitrag lieferte das Architektenbüro AV1 aus Kaiserslautern. Es hat sich mit seinem
Entwurf gegen 42 Konkurrenten durchgesetzt. Das Büro war
eines von wenigen, das auf gleich drei Gebäude gesetzt hat.
»Eine Projektphase von rund zehn Jahren ist durchaus üblich bei einem Vorhaben dieser Größe«, sagt Architekt Boris
Dujmovic von AV1. »Es sind anspruchsvolle Gebäude mit
einem hohen Anteil an Haustechnik.« Das Thema Energiesparen wurde bei der Planung und Umsetzung der Gebäude
groß geschrieben. So sind beispielsweise unterhalb der Betonbodenplatten so genannte Erdkollektoren verbaut. Dieses insgesamt 16 Kilometer umfassende Rohrgitter dient als
Wärmetauscher mit dem Erdreich, der unter anderem dabei
hilft, das Gebäude zu kühlen. Denn die großflächigen Glasfassaden sorgen zwar für einen leichten, transparenten Gesamteindruck, gleichzeitig heizen sich die Bauten durch Sonneneinstrahlung aber auch auf. Im Winter ein willkommener
Effekt. Im Sommer sorgt eine Betonschicht im Deckenbereich für die Kühlung. Über das Rohrgitter wird die Kühle
der Erde an die Betondecke transportiert.
Darüber hinaus verlaufen zwischen den Gebäuden bis zu
2,50 Meter hohe Betonröhren mit 160 Metern Gesamtlänge,
welche die Belüftungsanlage versorgen. Durch diese Betonröhren wird frische Waldluft geleitet, die so im Winter vorgewärmt und im Sommer abgekühlt wird.
Diese bautechnischen Kniffe sind das Ergebnis einer so
genannten thermischen Gebäudesimulation, mit deren Hilfe
die Baufachleute ermitteln konnten, wie das Gebäude am besten zu heizen und zu kühlen ist. »Diese Maßnahmen sind auf
längere Sicht ein großer finanzieller Gewinn für die Nutzung
der Gebäude«, sagt Projektleiter Reinhold Rödel vom Landesamt für Zentrale Dienste. Letzten Endes haben die drei
Gebäude knapp über 20 Millionen Euro gekostet.
Ein weiterer markanter Neubau entsteht mit dem Campus-Center in der Mitte des Unigeländes. Dieses Gebäude soll
ab dem Sommer zentrale Anlaufstelle für Studenten sein.
Hier werden beispielsweise die Studienberatung, das Zentrum für Schlüsselkompetenzen, das Akademische Auslandsamt, ein Kulturraum des Asta, eine Bankfiliale, der ITService, das Kartenbüro sowie eine Infozentrale entstehen,
die erste Hilfestellung bei Problemen bieten soll.
Ebenfalls neu gebaut wird der Lesesaal der Universitätsund Landesbibliothek. Anfang 2011 soll der Trakt bezogen
werden. Das Verfügungsgebäude, in dem der Lesesaal seit Anfang 2009 provisorisch untergebracht war, steht dann für den
Hochschulsport zur Verfügung.
Bezogen wurde vor kurzem auch das Gebäude des Informatik-Exzellenzclusters im Stuhlsatzenhausweg. Rund
100 Wissenschaftler des Forscherverbundes, der im Rahmen
der Exzellenzinitiative gefördert wird, forschen hier im Cluster »Multimodal Computing and Interaction« an der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine.
Weiter geplant sind ein Verfügungsgebäude für die Ingenieurwissenschaften (hinter dem Physikturm Richtung Waldrand; Bau ab Frühsommer) und ein Praktikumsgebäude für
die Anorganische Chemie auf dem Chemikalienlager (C4 4;
Baubeginn Mitte des Jahres).
Darüber hinaus läuft bis Ende 2010 der letzte Bauabschnitt der Sanierung des Audimax-Gebäudes (B4 1). Seit November 2006 wurden hier die Hörsäle, die Fassade und zwei
Bibliotheksbereiche saniert sowie ein modernes Brandschutzkonzept umgesetzt.
_Thorsten Mohr
M
enschen
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B
ildschirme
Leibniz-Preis für Joachim Weickert
Joachim Weickert, Professor für
Mathematik und Informatik an der
Saar-Uni, wird am 15. März 2010 für
seine herausragenden Forschungsleistungen auf dem Gebiet der mathematischen Bildverarbeitung mit dem Gottfried Wilhelm
Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet. Der renommierte Leibniz-Preis ist die weltweit
höchstdotierte Auszeichnung, die regelmäßig an Wissenschaftler vergeben wird. Für seine Forschungsarbeiten erhält Joachim Weickert bis zu 2,5 Millionen Euro Forschungsgeld zur freien wissenschaftlichen Verfügung. Die
Deutsche Forschungsgemeinschaft würdigt Joachim Weickert als »einen der weltweit führenden Wissenschaftler auf
dem Gebiet der Bildanalyse und deren Anwendungen«. In
Saarbrücken ist Weickert der neunte Leibniz-Preisträger.
Allein sechs der preisgekrönten Professoren forschen und
lehren in der Informatik – so viele wie an keiner anderen
Informatikfakultät in Deutschland. Zudem ist Weickert in
diesem Jahr deutschlandweit der einzige Mathematiker, der
mit einem Leibniz-Preis ausgezeichnet wurde.
Weickert erforscht ein breites Spektrum an Verfahren
in den Bereichen Bildverarbeitung und Computer Vision,
angefangen von ihrer mathematischen Fundierung über effiziente Algorithmen auf sequenziellen und parallelen Computerarchitekturen bis hin zu vielfältigen Anwendungen.
Dabei geht es zum Beispiel darum, wie man Informationen
aus unscharfen Bildern oder verrauschten Videos herausfiltern kann. Auch entwickelt er die Verfahren dafür, dass
Computer selbstständig auf Videos etwas erkennen können,
beispielsweise die Bewegungen eines Menschen. Darüber
hinaus forscht der 44-jährige Professor daran, wie die großen Datenmengen von Bildern und Videos besser komprimiert werden können und dabei keine wesentlichen Bildinformationen verloren gehen. Seine Forschungsergebnisse
sind die Grundlage für zahlreiche Verfahren, die inzwischen
in der medizinischen Bildverarbeitung, der geowissenschaftlichen Bildaufbereitung oder der computergestützten
Qualitätskontrolle in der Industrie eingesetzt werden.
In interdisziplinären Forschungsprojekten arbeitet Joachim Weickert an der Saar-Uni mit der Physik, Mechatronik, Pharmazie, Biologie, Medizin und den Werkstoffwissenschaften sowie verschiedenen Wissenschaftlern der
An-Institute zusammen.
zeigen Campus-Highlights
Manches erfährt man eher zufällig: Wenn etwa der Bestseller-Autor Daniel Kehlmann ein
Germanistik-Seminar der Saar-Uni bereichert oder frisch gekürte Nobelpreisträger auf einer
Tagung in Homburg vortragen. Solche wissenschaftlichen Highlights, aber auch kulturelle
Veranstaltungen und studentische Partys werden innerhalb der Universität oft nicht ausreichend verbreitet. Damit sie künftig schnell und unkompliziert ein interessiertes Publikum
finden, installiert die Uni-Pressestelle derzeit elf Informations-Bildschirme auf dem Campus.
Dort werden täglich aktuelle Veranstaltungen, die sich an eine breitere Öffentlichkeit wenden, mit kurzen Texten und Fotos angezeigt. Außerdem wird die Pressestelle Nachrichten aus
der Universität verbreiten, zum Beispiel die Verleihung wissenschaftlicher Preise, neue Forschungsprojekte oder besondere studentische Aktionen. Auch die verschiedenen Einrichtungen der Saar-Uni wie Sprachenzentrum, Hochschulsport oder das Zentrum für Schlüsselkompetenzen und die Studentenvertretung (Asta) können auf den Monitoren ihre
aktuellen Veranstaltungen bewerben.
Acht neue Bildschirme wurden aus Studiengebühren finanziert. Sie werden in der Mensa,
in den Mensa-Cafés in Saarbrücken und Homburg sowie in verschiedenen Foyers auf dem
Campus aufgehängt. Die Orte wurden gemeinsam mit dem Asta der Saar-Uni so ausgewählt, dass man an zentralen Punkten möglichst viel Laufpublikum erreicht. Die Finanzierung von drei weiteren Bildschirmen hat die Informatik übernommen. Sie werden unter
anderem vor den Informatik-Hörsälen und im Gebäude des Exzellenzclusters aktuelle
Informationen anzeigen. Als Plattform für die Nachrichten kann die Uni-Pressestelle das
System des Studentenwerks mitnutzen, mit dem auch die Speisepläne in der Mensa angezeigt
werden. Außerhalb der Essenszeiten können die Veranstaltungshinweise daher auch auf den
Monitoren im Foyer der Mensa abgebildet werden.
Die Pressestelle der Universität wird künftig täglich neue Nachrichten einstellen. Sie kann
die Bildschirme auch einzeln ansteuern, so dass zum Beispiel eine Tagung nur im Audimax
angezeigt wird. Grundsätzlich sollen aber nur Termine abgebildet werden, die sich an eine
breitere Zielgruppe wenden und nicht Teil des normalen Vorlesungsprogramms sind. Im Wechsel zu den Campus-Nachrichten werden auch bundesweite Nachrichten von »Spiegel online«
eingespielt, jedoch keine Werbung. Aufgrund der Kooperation des Asta mit dem saarländischen Staatstheater wird es außerdem Hinweise auf Theater-, Konzert- und Ballettaufführungen geben, die Studenten kostenlos besuchen können.
Viele der Veranstaltungen und Nachrichten, die künftig auf den Info-Bildschirmen erscheinen sollen, sind heute schon auf den Webseiten der Saar-Uni zu finden. Unter dem Menüpunkt »Aktuelles« werden in den »Pressemitteilungen« neue Forschungsprojekte bekannt
gegeben, Preise und Auszeichnungen veröffentlicht oder hochschulpolitische Themen vermittelt. In der Rubrik »Veranstaltungen« werden Termine aufgelistet, die sich an eine breitere Öffentlichkeit wenden. Im »Medien-Echo« verlinkt die Pressestelle alle Artikel über die
Saar-Uni, die in der allgemeinen Presse erscheinen und im Internet frei zugänglich sind. Alle
drei Rubriken können auch als RSS-Feed abonniert werden.
Wer einen Veranstaltungshinweis veröffentlichen möchte, sollte diesen senden an:
[email protected]. Für Hochschulnachrichten gibt es folgende Mail-Adresse:
[email protected].
_Friederike Meyer zu Tittingdorf
Menschen
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Sechster Doktortitel für Michael Martinek
Michael Martinek, Professor
für Bürgerliches Recht, Handelsund Wirtschaftsrecht sowie Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung der Saar-Uni, hat seinen
sechsten Doktortitel erhalten. Die Partneruniversität der
Saar-Uni im rumänischen Craiova verlieh ihm am 19. November 2009 die Ehrendoktorwürde. Daneben trägt er Ehrendoktorhüte der chinesischen Uni Wuhan und der Universität Lille sowie zwei rechtswissenschaftliche und einen
verwaltungswissenschaftlichen Titel.
Fast zeitgleich, am 6. November, prüfte Professor Martinek seinen 100. Doktoranden. Ionut Raduletu bestand
seine mündliche Promotionsprüfung mit magna cum laude.
In 25 Jahren als Professor an der Saar-Uni hat Michael
Martinek damit jedes Jahr vier Nachwuchswissenschaftler
erfolgreich zum Doktortitel geführt.
Mediziner für Rheuma-Forschung ausgezeichnet
Gunter Aßmann, Facharzt für Innere Medizin und
Rheumatologie am Universitätsklinikum in Homburg, hat
den Alois-Lauer-Forschungspreis erhalten. Aßmann untersuchte in einem Forschungsprojekt, welche Bedeutung zwei
bestimmte Gene bei der Entstehung der Rheumatoiden
Arthritis (RA) spielen und wie sie miteinander in Wechselwirkung stehen. Etwa ein Prozent der europäischen Bevölkerung leidet an der Rheumatoiden Arthritis. Die AloisLauer-Stiftung vergibt den Preis seit dem Jahr 2000 an junge
Wissenschaftler für herausragende Leistungen auf dem
Gebiet der Medizin.
Sprachwissenschaftler Günter Schweig 85 Jahre alt
Am 21. November 2009 wurde der Universitätsprofessor für Didaktik des Französischen, Angewandte Sprachwissenschaft, Übersetzungswissenschaft G ü n t e r S c h w e i g
85 Jahre alt.
In Dudweiler geboren, studierte der Jubilar in Lyon,
Marburg und Saarbrücken Germanistik, Romanistik und
Geschichte und wurde am 14. März 1952 als erster Doktorand der Philosophischen Fakultät promoviert. Nach dem
Wechsel in den saarländischen Schuldienst gehörte er unter
anderem als erster deutscher Lehrer und schließlich als stellvertretender Leiter dem Lehrkörper des Deutsch-Französischen Gymnasiums an. Seit 1978 lehrte und forschte er an
der Saar-Uni in der Fachrichtung »Angewandte Sprachwissenschaft. Übersetzen und Dolmetschen«.
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Sybille Jung im Bundesvorstand der
Gleichstellungsbeauftragten
Die Gleichstellungsbeauftragte der Saar-Uni, Sybille
Jung, ist bei der Jahrestagung der Bundeskonferenz der
Frauenbeauftragten und Gleichstellungsbeauftragten an
Hochschulen im September in den Vorstand gewählt worden. Das fünfköpfige Gremium wird die Bundeskonferenz
über eine Amtszeit von zwei Jahren vertreten.
Zwei Mediziner der Saar-Uni ausgezeichnet
Zwei Ärzte der Uniklinik für Kardiologie, Angiologie
und Internistische Intensivmedizin sind für ihre Forschung
ausgezeichnet worden. Christian Werner erhielt den
August Wilhelm und Lieselotte Becht-Forschungspreis. Er
wies nach, dass Ausdauertraining über einen längeren Zeitraum die Alterung der Zellen in den Blutgefäßen verlangsamt. Der Preis wird jährlich von der Deutschen Stiftung
für Herzforschung vergeben.
Stephan Schirmer hat den Adumed-Forschungspreis
der Adumed-Stiftung bekommen. Er untersucht bisher unbekannte Mechanismen bei der Arterienneubildung. Diese
Mechanismen sind bedeutsam etwa bei chronischen Gefäßverschlüssen am Herzen.
Alexander Baumeister mit
dem Werner-Kern-Preis ausgezeichnet
Alexander Baumeister, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Uni des Saarlandes, hat den WernerKern-Preis bekommen. Der Werner-Kern-Verein zur Förderung der Produktionswirtschaftlichen Forschung zeichnet
damit jährlich einen Nachwuchswissenschaftler aus dem
deutschsprachigen Raum aus, der mit seiner Arbeit zukunftsweisende Akzente methodischer und inhaltlicher Art
für die produktionswirtschaftliche Forschung und ihre Umsetzung in die Praxis gesetzt hat. Alexander Baumeister
wurde für seine Habilitationsschrift »Lebenszykluskosten
alternativer Verfügbarkeitsgarantien im Anlagenbau« ausgezeichnet.
Ehemaliger Direktor der Kinderklinik
Friedrich Carl Sitzmann gestorben
Im Alter von 73 Jahren ist am 18. Oktober 2009 in
Homburg der emeritierte Professor für Pädiatrie und langjährige Direktor der Universitäts-Kinderklinik Sanitätsrat
Friedrich Carl Sitzmann verstorben. Am 17. November 1935 in Thurn / Heroldsbach geboren, führte ihn seine
akademische Laufbahn nach der Promotion und Habilitation in Erlangen 1977 an unsere Medizinische Fakultät. Einfühlsam vor allem dem Wohl seiner kleinen Patienten und
ihrer Eltern verpflichtet, prägte er bis zu seiner Emeritierung 2004 das spezifische Profil seiner Klinik, die 1995 nach
langen Provisorien endlich ihren modernen Neubau in Verbindung mit der Frauenklinik hatte beziehen können. Der
Ehrendoktor der Universitäten Damaskus und Conakry
und Träger der Ernst-von-Bergmann-Plakette sowie der
Carl-Erich-Alken-Medaille agierte auch als Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums (1983–1985), Prodekan
(1985–1987) und Dekan der Medizinischen Fakultät (1995–
1996), engagierte sich als Mitglied und Ehrenmitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften und wird wegen
seiner außergewöhnlichen Persönlichkeit und fachlichen
Kompetenz unvergessen bleiben.
Claude Witz zum Ehrendoktor der
Universität Basel ernannt
Claude Witz, Professor für Französisches Zivilrecht
an der Saar-Uni, ist seit dem 27. November Ehrendoktor
der Universität Basel. Die Juristische Fakultät der Schweizer Hochschule verlieh ihm den Titel für seine Verdienste
um die europäische Privatrechtsvergleichung und um die
Vereinheitlichung des internationalen Kaufrechts.
Erinnerung an Altrektor und
Bundesminister a.D. Werner Maihofer
Die herausragenden Verdienste des am 6. Oktober 2009
kurz vor seinem 91. Geburtstag verstorbenen Altrektors
unserer Universität und früheren Bundesministers Werner
Maihofer würdigte Universitätspräsident Volker Linneweber in der Sitzung des Senats am 21. Oktober. Der profilierte liberale Jurist, der in seinen 1996 verfassten Erinnerungen seine Saarbrücker Jahre »zu den wissenschaftlich
fruchtbarsten und menschlich erfreulichsten seines Lebens
zählte«, wirkte von 1955 bis 1970 als Professor für Rechtsund Sozialphilosophie, Strafrecht und Strafprozessrecht. Er
gründete 1960 das international renommierte Institut für
Rechts- und Sozialphilosophie und fungierte seit 1968 auch
als Vizepräsident der Westdeutschen Rektorenkonferenz.
In schwierigen Umbruchzeiten stellte er nicht nur als Dekan der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät
1956/57 entscheidende Weichen der künftigen Universitätsentwicklung, sondern pflegte auch als Rektor in der bewegten Zeit des hochschulpolitischen Umbruchs und des studentischen Protestes zwischen 1967 und 1969 dank seiner der
Liberalität verpflichteten Persönlichkeit eine in jener Zeit
außergewöhnliche Politik des steten Dialogs.
Neuer Honorarprofessor an der Saar-Uni
Benjamin Doerr wurde vom Präsidium der Universität des Saarlandes zum Honorarprofessor für Informatik bestellt. Er forscht am Saarbrücker Max-Planck-Institut für Informatik in der Arbeitsgruppe »Algorithmen und Komplexität«. Er lehrte auch bisher schon an der Saarbrücker
Graduiertenschule für Informatik.
Neue Professoren an der Saar-Uni
Matthias Weigelt ist Professor für Sportpsychologie
mit dem Schwerpunkt Bewegungswissenschaft. Weigelt will
Erkenntnisse im Bereich der neurokognitiven Bewegungsforschung gewinnen. Für die Forschungsarbeiten plant Weigelt, am Sportwissenschaftlichen Institut der Saar-Uni eine
interdisziplinäre Arbeitsgruppe mit internationaler Ausrichtung aufzubauen. Die Wissenschaftler sollen als Teil des
Exzellenz-Clusters »Multimodal Computing and Interaction« arbeiten.
Weigelt tritt die Nachfolge von Professor Jürgen Maxeiner an, der in den Ruhestand getreten ist.
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Auszeichnung für Werkstoffwissenschaftler
Frank Mücklich
Frank Mücklich, Professor für
Funktionswerkstoffe an der Universität des Saarlandes, ist mit dem Morton Antler Award der IEEE Holm
Conference on Eletrical Contacts
ausgezeichnet worden. Die weltweit führende Konferenz für
elektrische Kontakte würdigt damit seine Forschungen auf
dem Gebiet der Nano-Tomografie. Dieses Verfahren ermöglicht es den Wissenschaftlern, extrem präzise in das Innere von Werkstoffen zu schauen und beispielsweise zu beobachten, welche Auswirkungen ein extrem kleiner, aber bis
zu 6000 Grad Celsius heißer Blitz hat, der entsteht, wenn
elektrische Schaltungen betätigt werden. Frank Mücklich ist
der erste deutsche Forscher, der diese hohe Auszeichnung
erhält.
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Thomas Vogt ist neuer Professor für Dermatologie,
Venerologie und Allergologie an der Medizinischen Fakultät. Professor Vogt plant, am Universitätsklinikum des Saarlandes ein interdisziplinäres Hautkrebszentrum einzurichten. Neben der medikamentösen Tumortherapie sind Vogts
Spezialgebiete die Diagnostik und Behandlung von allergischen Erkrankungen und Neurodermitis sowie die Dermatohistologie.
Henning Madry ist zum Professor für Experimentelle
Orthopädie und Arthroseforschung am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg ernannt worden. Die neue
Professur wird als Stiftungsprofessur von der Deutschen Arthrose-Hilfe e.V. mit einem Gesamtvolumen von 750.000
Euro gefördert. Es handelt sich um den deutschlandweit ersten und einzigen Lehrstuhl für Experimentelle Orthopädie.
Astrid M. Fellner ist seit dem 1. Oktober Universitätsprofessorin für Nordamerikanische Literatur- und Kulturwissenschaft. Sie möchte das Fach Nordamerikanische
Literatur und Kultur in einen globalen, transnationalen
Kontext positionieren.
Neue Professorin für Allgemeine und Vergleichende
Literaturwissenschaft ist Christiane Solte-Gresser.
Ihre Arbeitsschwerpunkte sind unter anderem französische,
deutschsprachige und italienische Literatur, Erzählforschung, Text-Bild-Verhältnisse, Beziehungen zwischen Literatur und Philosophie und die Geschichte der Autobiografie.
Louis Pahlow ist zum Professor für Bürgerliches
Recht, Deutsche und Europäische Rechtsgeschichte ernannt worden. Er besetzt die neu gewidmete Professur seit
dem 1. Oktober. Pahlow gründete gemeinsam mit Experten
der Rechtspraxis 2007 das Interdisziplinäre Zentrum für
Geistiges Eigentum. Das Zentrum ist vor allem um einen
intensiven Austausch von Rechtswissenschaft, Rechtspraxis und Industrie auf den Gebieten des geistigen Eigentums
bemüht. Neben dem Recht des geistigen Eigentums liegen
Pahlow das klassische Zivilrecht und vor allem die rechtshistorischen Grundlagen am Herzen.
Tanja Michael ist seit 1. Oktober Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapie. Sie setzt an der
Saar-Uni ihre Forschungsarbeiten zu Angststörungen und
Depression fort und leitet die Hochschulambulanz für Psychotherapie.
Dinko Dimitrov ist zum Professor für Nationalökonomie, insbesondere Wirtschaftstheorie ernannt worden.
Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen
Spieltheorie, Theorie kollektiver Entscheidungen und Mechanism Design.
Medienecho
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in der Region und deutschlandweit über die Universität des Saarlandes berichtet wird. Dabei werden vor allem Print- und Online-Artikel berücksichtigt. Fernseh- und Radiobeiträge können nur zitiert werden, wenn sie
in niedergeschriebener Form online veröffentlicht werden. Links auf Videos
und Hörfunkbeiträge, die im Internet frei zugänglich sind, finden Sie außerdem im »Medien-Echo« auf der Uni-Webseite. Alle Abdrucke mit
freundlicher Genehmigung der Autorinnen und Autoren.
»Komm, mach MINT«
Trotz allgemein ungünstiger Arbeitsmarkt-Prognosen bieten technische und
naturwissenschaftliche Studiengänge Absolventen sogenannter MINT-Fächer
nach wie vor sehr günstige Berufsaussichten. Denn wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) schätzt, klafft derzeit eine Lücke von etwa 61 000 Personen auf den Gebieten Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. (…) Mit bis zu vierzig Prozent ist die Abbrecherquote in diesen Fächern
sehr hoch. Die Universitäten suchen daher nach Wegen (…), um diesen Trend
zu stoppen. (…)
So untersucht aktuell eine Arbeitsgruppe der Universität des Saarlandes
die Ursachen dieses Phänomens mit einem neuen Ansatz.
Unter Leitung von Frank Spinath vom Lehrstuhl für Differentielle Psychologie und dem Physik-Professor Ludger Santen analysiert das Pilotprojekt
(…) die Details des Problems. (…)
»Erfahrungen haben gezeigt, dass Abiturnoten oder Vorgespräche alleine
(…) keine erfolgreichen Auswahlkriterien für neue Studenten darstellen«, sagt
Santen. »Vielmehr legen wir Wert darauf, den Übergang von der Schule ins
Studium zu begleiten.«
So bietet die Universität Saarland Tutorien gerade für Neulinge an, die
Defizite aus der Schulzeit aufarbeiten müssen. Diese Betreuung soll Studierenden kontinuierlich ein Leistungsbild vermitteln, damit sie Stärken und
Schwächen besser erkennen und ausgleichen können.
Tobias von Heymann, Die Welt
»Die Neuerfindung der Materie«
(…) Eine andere Möglichkeit, Legierungen aus Silizium und Aluminium für
die Strapazen des Fertigungsprozesses fit zu machen, besteht in der Zugabe
von Strontium-Atomen. Schon ein paar Teilchen genügen: »Stellen Sie sich das
Saarland mit einer Million Einwohnern vor, das von gerade mal 100 Leuten
aufgemischt wird«, sagt Frank Mücklich, Direktor des Steinbeis-Zentrums für
Materialforschung in Saarbrücken. So gering sei die notwendige StrontiumKonzentration: 100 »parts per million«. Die Zusatzpartikel bewirken, dass das
Silizium-Dickicht noch feiner und das Material damit noch fester wird. (...) In
seinem Institut untersucht Frank Mücklich technische Werkstoffe mittels »Nanotomografie« (…). Ein Strahl aus Gallium-Ionen schneidet dabei die zu betrachtende Probe in Scheibchen von zehn Nanometern Dicke. Nach jedem
Abtragungsvorgang wird die Probenoberfläche mit einem Rasterelektronenmikroskop auf ihre Zusammensetzung hin inspiziert. Auf diese Weise gelang
es Mücklich und seinem Team erstmals, ein dreidimensionales Abbild des
Silizium-Geflechts in einer Aluminium-Legierung auf dem Computer darzustellen.
Um auch die Strontium-Atome sehen zu können, wollen die Forscher
demnächst ein zweites Tomografie-Verfahren einsetzen, bei dem eine dünne
Nadelspitze einzelne Atome von der Probenoberfläche abreißt. In einem Spektrometer lässt sich dann anhand ihrer Flugzeit auf die Teilchenmasse und damit
auf die Atomsorte schließen.
Solche Analysemethoden tragen dazu bei, die Vorgänge im Inneren eines
Werkstoffs auf atomarer Ebene zu verstehen. Zusammen mit neuen Simulationstechniken werden sie in den kommenden Jahrzehnten die Materialentwicklung grundlegend verändern.
Wolfgang Richter, Technology Review
»Datenklau in Arztpraxen?«
(…) Es scheint eine Lücke bei der Datensicherheit in Arztpraxen zu geben: an
einer überraschenden Stelle allerdings – beim guten alten Nadeldrucker.
In vielen Arztpraxen ist er weiter in Betrieb, weil hiermit die Rezepte für
Medikamente aus dem Bereich der Betäubungsmittel (BtM) ausgestellt werden. Es besteht zurzeit sogar eine gesetzliche Vorschrift, dass solche Rezepte
nur mit einer »Durchschlagkopie« ausgehändigt werden dürfen. Das können
aber nur die altertümlichen Nadeldrucker. Doch hier ist die Datensicherheit
gefährdet.
Eine Forschergruppe der Universität des Saarlandes hat es kürzlich herausgefunden: Sensible Daten, die mittels Nadeldrucker auf Papier gebracht
wurden, lassen sich ausspähen. Die Geräusche der Nadeln während des Druckvorgangs können mit den richtigen technischen Geräten entschlüsselt werden
wie eine Fremdsprache. (…)
Die Forschergruppe um Michael Backes, Professor für Kryptografie und
Informationssicherheit der Universität des Saarlandes und Forscher am Saarbrücker Max-Planck-Institut, sieht den möglichen Missbrauch überall dort, wo
mit Nadeldruckern gearbeitet wird und sensible Daten im Umlauf sind – so
zum Beispiel in Arztpraxen und Geldinstituten. (…)
Um zu beweisen, dass vertrauliche Informationen wie Rezeptdetails und
Kontodaten einfach auszuspähen sind, besuchten die Wissenschaftler eine
Arztpraxis, installierten ihr Mikrofon in der Nähe eines Druckers und kamen
zu erstaunlichen Ergebnissen. Über 70 Prozent der gedruckten Texte konnten
rekonstruiert werden. (…)
Prof. Backes kann sich zwar nicht vorstellen, dass »seine« Spionagemethode schon in realen Situationen zum Einsatz gekommen ist, will aber mit
seinen Erkenntnissen auf eine mögliche Sicherheitslücke der Technik aufmerksam machen. Einen Schutz vor dem Lauschangriff hält er für schwierig:
»Die einzig mögliche Art des Schutzes ist, den Ton nicht aufkommen zu
lassen.«
Marcus Bednarek, WDR Fernsehen
»Partnerspielchen ohne Peinlichkeiten«
»Bist Du denn überhaupt nicht happy?!«, will Dylan von Charlotte wissen. Nein.
Glück war früher. Bevor Dylan »Speck auf der Seele« angesetzt hat. Bevor
Charlotte sich den Hintern hat absaugen lassen, was Dylan noch nicht mal bemerkt. Früher, als er ihr ein Parfum gekauft hat, das »Happy« heißt und das er
mittlerweile nicht mehr ausstehen kann. Können die beiden einander überhaupt noch riechen?
Körperdüfte, insbesondere Pheromone, spielen eine wichtige Rolle in
Doris Dörries Sechs-Personen-Stück »Happy«, das am Dienstag als Produktion von Thunis (Theater der Universität des Saarlandes) in der Uni-Aula
Premiere feierte. Feiern ist in dem Fall das richtige Wort, denn die Thunisier
spielten erfreulich frisch, intensiv und natürlich. Während Regisseur Tim
Stefaniak (…) ein gutes Gespür für Schauspielerführung, Spannungsbögen und
Timing bewies. Hier stimmt alles: Tonfall, Blicke, Gänge, Kostüme, Technik,
Bühnenbild (…).
Kerstin Krämer, Saarbrücker Zeitung
Platz für Wissen.
Wir geben Ihren Ideen Raum.
»Eine etwas andere Chemie-Vorlesung«
Mit einem schelmischen Grinsen und dem Schalk in der Stimme tritt Michael
Veith immer im Dezember vor seine Studenten: Seit 25 Jahren ist es an der Universität Saarbrücken Tradition, dass der Chemie-Professor am letzten Tag vor
den Weihnachtsferien eine Vorlesung voller bunter, lauter Experimente hält.
»Das war damals so eine Schnapsidee«, erinnert sich Veith an die Anfänge
vor 25 Jahren. »Ich habe mich als Alchimist verkleidet und ein paar Versuche
gemacht.« Aus der Schnapsidee wurde ein Renner und so sitzen Studenten der
unterschiedlichsten Fachrichtungen neben Uni-Mitarbeitern, Kinder neben Senioren. Alle klatschen und johlen in der Veith’schen Weihnachtsvorlesung. (…)
Mit einem zischenden, bunten Hörsaal-Feuerwerk verabschiedet sich (…)
der Entertainer der Saarbrücker Chemie nach einer Stunde von seinem tosenden Publikum. »Das wars. 25 Jahre Weihnachtsvorlesung«, sagt Veith ganz
einfach. So ist das in der Chemie.
Caroline Biehl, Berliner Morgenpost
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